STEIN
S 10 | 2014 stein-magazin.de
Zeitschrift für Naturstein
Klare Konzepte
Naturstein im Hotelbau Fräsen und Sägen Aufwendige Bearbeitungen mit CNC Seite 14
Kunden als Freunde
Was Sie tun können, damit man Sie weiterempfiehlt. Seite 40
Gute Noten
Zertifizierung als Chance für Naturstein Seite 44
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Auf dem Weg zum Alleskönner Fräsen und sägen Die Grenzen zwischen Brückensäge und Bearbeitungszentrum verschwimmen. Starke Motoren und bedienerfreundliche CNC-Steuerungen verleihen den Maschinen eine ungeahnte Flexibilität. Das Einsatzspektrum reicht vom Zuschnitt der Rohplatte bis zur Ausführung von Skulpturen.
Von Richard Watzke
Bei der GMM-Brückensäge Egil (König) wurde das Sägeblatt gegen einen Kopffräser getauscht, um eine Duschtasse zu fräsen.
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Große Werkzeuge einsetzen
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Die 25 kW-Spindel der G-Rex von Brembana (Weiss Steintechnik) treibt CNC-Fräser auf ISO-50-Kegeln und Sägeblätter bis 1.200 mm.
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teinmetzen mit einer flexiblen und rationellen Eigenfertigung haben volle Auftragsbücher. Um die Wertschöpfung zu erhöhen und Lohnkosten im Rahmen zu halten, führen sie die arbeitsintensiven Bearbeitungen vermehrt auf CNC-Maschinen aus. Vom Einteilen des Rohmaterials, dem Zuschnitt der Rohplatten bis zur Bearbeitung der Ausschnitte, Kanten und Oberflächen durchläuft ein Werkstück in der herkömmlichen Produk tion mehrere Stationen. Dazwischen wird es per Kran und Sauger oder mit dem Gabelstapler umgebänkt. Vor allem in engen Werkhallen kostet das Transportieren und jeweilige Neupositionieren Zeit und birgt Risiken für empfindliche Werkstücke. Durch die Weiterentwicklung bei den Maschinen-
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Bedienung vereinfachen
Die Benutzeroberfläche der Spielvogel-Drehkopfsäge zeigt neben dem Programm im G-Code auch eine 3-D-Ansicht des Werkstücks.
steuerungen und Werkzeugantrieben führen CNC-gesteuerte Brückensägen und Bearbeitungszentren immer mehr Arbeitsschritte automatisch durch, ohne dass der Bediener eingreifen muss. Für Maschinenbauer keine leichte Aufgabe – die Technik soll immer mehr können, versierte Anwender sind jedoch rar. Bei der Investition in eine Maschine steht die einfache Handhabung ganz oben auf der Wunschliste. Einen Folgeschnitt in eine NC-Steuerung einzugeben, lässt sich rasch erlernen. Die Programmierung einer fünfachsigen Säge hingegen ist für viele Mitarbeiter eine echte Hürde. Motivierte und lernfreudige Bediener sind daher ebenso wichtig wie die Maschine selbst. Nur so wird Geld verdient und die kostspielige CNC-Technik optimal ausgereizt.
Steinwissen Zwei Maschinentypen wachsen zusammen Konstruktiv und in der Steuerung nähern sich CNC-Bearbeitungszentren und Drehkopf-Brückensägen immer mehr an. Auf hohen Durchsatz von Plattenware ausgelegte Sägeanlagen kombinieren die Funktion des Zuschnitts mit Zusatzfunktionen wie dem Manipulieren des Werkstücks mit einem Vakuumsauger und erlauben auch den Einsatz von Fräskörpern an der Sägewelle. Bearbeitungszentren punkten dagegen mit dem automatischen Werkzeugwechsel und einer hohen Fertigungstiefe vom Zurichten des Rohteils bis zur Endbearbeitung in einer einzigen Aufspannung.
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Die Heiliggeistkirche ist eines der Wahrzeichen der Stadt Bern.
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Schadhaftes Giebelfeld
Giebelfelder und Konsolen, hier an der S체dseite des Turms, waren durch Wind und Wetter stark gesch채digt.
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Schadhafte Konsolen
Die verwitterten Konsolen vor der Sanierung: Runde Kanten und die m체rbe Substanz zeigen den Verfall des Sandsteins.
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Ergänzen statt ersetzen Sandstein substanzschonend sanieren Mürbe Konsolen, Ranken und Rosetten an Turm und Fassade der Berner Heiliggeistkirche werden derzeit saniert. Dabei kommt ein äußerst substanzschonendes Verfahren zum Einsatz: das Nachmodellieren schadhafter Stellen mit einer Steinersatzmasse.
Von Anne-Marie Ring
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ls eine von vier Kirchen in der Berner Innenstadt ist die frei stehende Heiliggeistkirche ein Baudenkmal von nationaler Bedeutung. Ihre Westfassade wurde bereits 2002 saniert. Nun geht die Arbeit am eingerüsteten Turm und an den übrigen Fassaden weiter. Der Dreiecksgiebel an der Südfassade unterhalb des Turms wird von einer Reihe von Konsolen scheinbar getragen. Deren Kanten waren im Lauf der Zeit stark verwittert und boten keinen schönen Anblick mehr. Abgesehen von der optischen Beeinträchtigung beschleunigt eine raue Oberfläche auch die Verwitterung. Die Fassade der Berner Heiliggeistkirche ist mit Sandsteinplatten aus den Steinbrüchen Ostermundingen und Krauchtal verkleidet. Das relativ
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weiche Material lässt sich mit Steinmetzwerkzeug einfach bearbeiten, ist aber sehr witterungsanfällig, weil das Bindemittel des Sandsteins – im Wesentlichen Lehm – vom Regen ausgewaschen werden kann. Vor allem die profilierten Bauelemente an Turm und Fassade zeigen starke Verwitterungsschäden und Abplatzungen 1 . Doch während verwitterte Stellen zu früheren Zeiten bis zu zehn Zentimeter tief weggeschnitten und durch Flicksteine ersetzt wurden, hat in der Denkmalpflege ein Paradigmenwechsel stattgefunden, der eine möglichst schonende Behandlung der originalen Bausubstanz fordert. Schadhafte Stellen werden nach Möglichkeit mit einem speziellen Steinergänzungsmörtel aufmodelliert 2 . Sowohl Fassaden- als
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Kunden gewinnen
Trotz der »Gefällt-mir«-KlickGesellschaft: viele Menschen setzen auf ganz persönliche Empfehlungen.
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Kunden gewinnen
Gute Freunde empfiehlt man gerne weiter! Von der Zielgruppe zum Freundeskreis Wer Kunden wie Freunde behandelt und sie mit perfektem Service und Top-Leistung überzeugt, macht Empfehlungen zur Basis seines betrieblichen Erfolgs. Von Annette Mühlberger
P Annette Mühlberger ist Journalistin für Verkauf, Marketing und Ma nagement. Sie zeigt Lösungsan sätze, die sich im betrieblichen Alltag schnell und erfolgverspre chend umsetzen lassen. Annette Mühlberger arbeitet für Verlage und entwickelt Kommunikations konzepte für Unternehmen. Kontakt: redaktion-muehlberger.de
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ersönlichen Empfehlungen fol gen die meisten Menschen am liebsten, oft tun sie es sogar fast blind. Das gilt nach wie vor und trotz aller »Gefällt-mir«-Klicks und virtueller Follower im Netz. Wollen Kunden ihr Bad sanieren, brauchen sie eine neue Küche oder soll eine Treppe hochwer tig renoviert werden, dann fragen sie Menschen, die sie kennen, nach einem Rat. Für das Grabmal eines Angehöri gen verlässt man sich am liebsten auf die Erfahrungen der Nachbarn oder von guten Freunden. Die Empfehlungen von Freund zu Freund oder von Kollege zu Kollege brin gen nicht nur neue Kunden, sie sind für das Handwerk aus einem weiteren Grund sehr wertvoll: Freunde oder Be kannte ticken oft ähnlich (ähnliche Er wartungshaltung, ähnliche Lebens- und Vermögenssituation). So gelangen Be triebe über persönliche Empfehlungen
an Kunden, die zu ihnen passen, und um den Betrieb herum entwickelt sich so nach und nach ein eigener »Freundes kreis«: Kunden, die dieselben Werte und einen vergleichbaren Lebensstil teilen, die ähnliche Probleme, Bedürfnisse und Wünsche haben und die das Unterneh men wieder ihren Freunden mit ähnli chen »Eigenschaften« ans Herz legen.
Machen Sie Ihre Kunden zu Freunden Auf diesen speziellen Freundeskreis, der zum Leistungsspektrum und zum Stil des Unternehmens passt, können sich Betriebe perfekt einstellen. Sie merken auch schneller als mit einer bunten Kundenschar, wenn sich die Stimmung ändert und plötzlich andere Angebote gefragt sind. Auf das Lebens gefühl von Menschen einschwingen, denen man sich gedanklich nahefühlt,
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chancen nutzen
Natursteinmauern prägen die Kulturlandschaft des Eisacktals in Südtirol – und das moderne Wohnhaus von bergmeisterwolf Architekten.
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chancen nutzen
Basis für gute noten Zertifizierungen als Chance Für die Immobilienbranche gehören Gebäudezertifizierungen zu den wichtigsten Instrumenten, ein Objekt ökologisch und monetär zu bewerten. Architekten und Planer setzen sich bereits seit einigen Jahren mit diesem Thema auseinander. Aber auch das Handwerk reagiert.
Von Melanie Seifert
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nfang des Jahrs stellte das Institut für Bauen und Umwelt e.V. (IBU) dem Material Naturstein eine Environmental product declaration (EPD) aus – eine Produktdeklaration, die vor allem Aspekte des Lebenszyklus transparent macht. Warum ist das so wichtig? Obwohl Gebäudezertifizierungen nicht verpflichtend sind und in der Regel freiwillig durchgeführt werden, zertifizieren sogenannte Auditoren inzwischen die meisten Objekte mit mehr als 15.000 Quadratmetern Bruttogeschossfläche (BGF) nach unterschiedlichsten Normen – weltweit und meistens auf Nachfrage der Investoren oder Mieter. Diese Zertifizierungen heißen – je nachdem nach welchem Länderverfahren bewertet wird – zum Beispiel Dgnb, Leed, Breeam oder Minergie. Um die Höchstauszeichnungen der Labels zu erhalten, fließen die Ökobilanzen eins zu eins in die Nachweise ein. Heraus kommen dann beispielsweise Ergebnisse wie Dgnb Gold oder Leed Platin.
Zertifizierungen mit hohem Stellenwert Egal, welches Label zugrunde liegt: Es geht bei allen um Bestnoten in Sachen Nachhaltigkeit, Ökologie, Energieeffizienz und Ökonomie, aber auch um hohen Nutzerkomfort – letztgenannter nimmt besonders bei Labels in den deutschsprachigen Ländern einen hohen Stellenwert ein. Bevor die Zertifizierungsfachleute – also die bereits erwähnten Auditoren – mit den Bewertungen beginnen, greifen sie auf Datengrundlagen der eingesetzten Bauprodukte zurück. Diese geben Auskunft über Ökobilanzen und Lebenszyklen eines Produkts oder Baustoffs. Im Gegensatz zu den Gebäudezertifizierungen sind die EPDs transparent und somit als Nachweis für die Umweltansprüche aller Länder geeignet. Darüber hinaus werden die Deklarationen von unabhängigen Programmbetreibern erstellt. Innerhalb der EU gibt es seit Januar 2011 eine europäische Bauproduktverordnung. Sie schreibt die nachhaltige Nutzung natürlicher Ressourcen vor, bei der die großen Themen »Recyclingfähigkeit«
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