Stein 11 2011

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Zeitschrift für Naturstein

Marmomacc Reinigen Maschinen

Designideen aus Stein

November 2011

Schäden am Stein vermeiden Trends und Entwicklungen

Erinnern heute

Dies ist eine Leseprobe

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Inhalt

elektrische handkreissägen AWS-220 und AWS-225

Designer und Architekten gestalten die Messestände von Unternehmen mit deren Materialien: Das ist das Konzept von Marmomacc meets Design. In diesem Jahr interpretierten die Kreativen die Wandelbarkeit des Materials.

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Auf dem über 200 Jahre alten Kölner Melatenfriedhof haben Steinmetzen der Genossenschaft Köln ein neues, zeitgemäßes Grab­stättenkonzept entworfen. STEIN war vor Ort und sprach mit Planern und Gestaltern.

Gestalten

Erinnern heute

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Marmomacc meets Design Neue Ideen aus Verona

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Naturnah und nachhaltig Grabstättenkonzept auf dem Kölner Melatenfriedhof

Gut zu wissen

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Starke Zeichen in Stein Gemeinschaftsgräber auf Friedhöfen in der Schweiz

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Angesprochen Imitat – nein danke

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Steinmensch Zwei Seelen in einer Brust

Gegen das Vergessen Eine Gedenkstätte in Wiesbaden

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Chefsache Wenn der Kunde nicht zahlt

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Fleckentfernung auf Natursteinbelägen Wie Flecken schadensfrei entfernt werden

Vor Ort Kennen Sie Rosso di Trento?

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Reinigen ist ein High-Tech-Handwerk Grundregeln für die Reinigung von Naturstein

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23 Mobil Unterwegs in Versailles

Naturstein reinigen

Fokus Maschinen

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Vor Ort Handwerk in Europa

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Freies Spiel mit der Kante Eine hochflexible Kantenschleifmaschine

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Sehen lernen Dampf über Stein

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CNC für alle Fälle Ein Steinmetzbetrieb investiert in moderne Maschinen.

Maschinendaten (AWS-220) Leistung (Watt): 1200 Watt, 220 oder 110 Volt, Drehzahl (Leerlauf): 13000 min-1, Maschinengewicht: 3,1 kg Besonderheiten Verstellbare Schnitttiefe (Eintauchen); Führungslineal (ermöglicht akkurate Schnitte. Der Stein wird als Führung integriert). Mögliche Installation eines Führungsschienenanbausatzes (zum Einsatz mit einer Führungsschiene 1,2, 2,1 oder 3 m lang). Optimale Wasserzuführung (direkt auf Trennscheibe) Trennscheiben Besonders hervorzuheben ist die Kurventrennscheibe CCB mit der selbst Waschtischausschnitte oder Küchenarbeitsplatten per Hand gesägt werden können (nur auf AWS-225 einsetzbar) Ob Marmor, Granit, Kunststein, Glas oder Keramikfliesen - für jeden etwas dabei!

56 Techniktrends Wie sich der Maschinenbau entwickelt.

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61 Seitenblicke Gelegenheitsidealisten

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Unternehmen & Produkte

62 Naturstein, Maschinen, Werkzeuge und mehr

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Es kommt nicht nur darauf an, einen Naturstein schadensfrei zu verlegen. Danach ist es vor allem wichtig, dass Naturstein richtig gereinigt wird. Diese Reinigung ist ein anspruchsvolles Handwerk und alles andere als trivial. Basiswissen, über das jeder Steinmetz ­verfügen sollte.

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Gestalten

Gestalten

Marmomacc meets Design Setsu & Shinobuito vereinen in ihren Steinmodulen ­Funktion und Ästhetik.

Designer und Architekten gestalten die Messestände von Unternehmen mit deren Materialien: Das ist das Konzept von Marmomacc meets Design. In diesem Jahr interpretierten die Kreativen die Wandelbarkeit des Materials.

NAT(F)USE Dieses Konzept lebt von der Synergie und Fusion unterschiedlicher Materialien: Die Eigenschaften von Glas, geringes Gewicht und Durchsichtigkeit, werden auf Marmor übertragen – was wiederum dessen Wesenheit verwandelt. Lichtdurchlässige Wände, auf denen dreidimensionale und unregelmäßige Objekte – Reste aus dem Zuschnitt bunter Marmorsorten – in modulare Rahmen eingesetzt sind, bilden die Umgrenzung des Ausstellungsstands. Der Marmor geht eine ungewöhnliche Beziehung mit der umgebenden Szenerie ein, indem er sich mit amorphen Materialien wie beispielsweise Glas oder organischen M ­ aterialien wie Holz und Harzen zusammenschließt. Eine offensichtliche japanische Konnotation kann in der Verwendung von modularen Paneelen und Trennwänden, Tischen und niedrigen Objekten gesehen werden.

FORM UND FUNKTION

Patricia Urquiola bringt die unterschiedlichsten Materialien zusammen.

MATERIA LITICA

Patricia Urquiola für Budri

DIE ANTIPODEN DER LITHOSPHÄRE Große geteilte und ausgehöhlte Steinblöcke, ­po­röse und visuell durchlässige Membranen, ­weiche und leicht unebene Bodenbeläge – das sind die formalen und stofflichen Themen, die dem Ausstellungskonzept von Snøhetta zugrunde ­liegen. Kjetil Thorsen, Gründungspartner des in Oslo ansässigen Studios, meint, dass Stein die ­vielfältige Identität, die seinem »genetischen Code« innewohnt, ausdrücken muss: Trotz der konventionelleren Vorstellung von Stein als schwerem Material lassen sich damit Bilder und Gefühle von Leichtigkeit und Weichheit interpretieren. Mächtige Volumina, zarte Texturen, die aus Kreisen und Zylindern aus Stein bestehen, sowie horizontale, weich anmutende Oberflächen sind die Antipoden dieser Litho­ sphäre.

Eine Komposition aus modularen Steinelementen, die in großem Maßstab hergestellt, aber auf unterschiedliche Weise zusammengesetzt werden können, um Wände, Ecken, Öffnungen und Architrave zu schaffen, macht dieses Konzept aus. Die Installation zielt auf die Umsetzung als Gebäude ab, das unter Verwendung von serienmäßig hergestellten elementaren Steinquadern errichtet werden kann. Im Fokus stehen Materialqualität und Natürlichkeit. Von der Wahl des Materials, Travertin, bis zum Konzept, von Studium und Entwicklung der Technik bis hin zur Produktion, ist Materia Litica auch eine Herausforderung an die Nachhaltigkeit von Stein: Die Formen wurden so entworfen, dass kaum Produktionsabfall entsteht, und die elementaren Steinquader wurden so konzipiert, dass sie entfernt, wiederverwendet und umgebaut werden können.

Ausgehend von der Idee, dass Stein in einer Weise verwendet werden kann, die sowohl funktionell als auch ästhetisch ist, wurde ein System von Modulen entwickelt, die identische Dimensionen und Einbaumethoden haben. Sie eignen sich für unterschiedliche Anwendungen: als Wandverkleidung ebenso wie als Regal oder Sitzfläche. Die für diesen Stand geschaffene Bühne erinnert an die Atmosphäre eines Heilbads, wo die geschwungene Einfassung eine geschützte Zone bildet und die Besucher dazu anregt, sich zu nähern, mit dem Material in Kontakt zu treten und es zu berühren, um die charakteristische Wärme, die für VicenzaStein typisch ist, zu erspüren. Setsu & Shinobuito für Grassi Pietre

Raffaello Galiotto für Lithos Design Partner bei dem Installationsprojekt: Travertino Sant’Andrea www.travertinosantandrea.it

Snøhetta – Kjetil Thorsen für Pibamarmi

Interpretiert auch die weichen und zarten Seiten des Steins: Kjetil Thorsen von Snøhetta

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Raffaello Galiotto entwarf für sein Konzept Module, die beliebig kombiniert und wiederverwendet werden können.

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Erinnern

Erinnern

Naturnah und nachhaltig S

Auf dem über 200 Jahre alten Kölner Melaten­ friedhof haben Steinmetzen der Genossen­ schaft Köln ein neues, zeitgemäßes Grab­ stättenkonzept entworfen. STEIN war vor Ort und sprach mit Planern und Gestaltern. Von Sabine Werbel

Grundstruktur des Ruhegartens

itzgelegenheiten unter alten Baumkronen, blühende Stauden und bis vor Kurzem sogar herumschwirrende Insekten: Die Rede ist nicht von einem Park, sondern von dem neu angelegten Ruhegarten auf dem Melatenfriedhof in Köln. Wo vorher nur eine unbeachtete Rasenfläche war, begegnet der Besucher seit Anfang September direkt am Haupteingang des Friedhofs dem ansprechend gestalteten Ruhegarten. Mit diesem alternativen Grabstättenkonzept hat die Steinmetz und Bildhauer Genossenschaft Köln eG ein besonderes Grabangebot geschaffen. Mitten in einem landschaftsarchitektonisch attraktiv gestalteten Grabfeld bietet der Ruhegarten nun einen neuartigen und zugleich würdevollen Ort für Beisetzungen. Die Grundidee des Pilotprojekts erläutert Sebastian Strotmann, Geschäftsführer der Genossenschaft: »Uns war es wichtig, auf der einen Seite ein breites Angebot für die Bürger zu schaffen, zugleich aber dem Verstorbenen auch ein persönliches Grabmal anbieten zu können.«

Attraktives Komplettpaket Ein Zitat von Rainer Maria Rilke schmückt die Eingangsstele aus San Sebastian.

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Damit verfolgt die Genossenschaft einen weniger hochpreisigen, aber den-

Der neue Ruhegarten auf dem Kölner Melatenfriedhof wurde im September eingeweiht.

noch attraktiven Ansatz. Schließlich präsentiert man interessierten Bürgern ein Komplettangebot: von der Erstellung der einzelnen Grabstätte über die Lieferung und Montage des ausgewählten Grabzeichens bis hin zur Pflege des Grabfeldes samt Bepflanzung über einen Zeitraum von 25 Jahren. Damit wendet sich die Steinmetz-Genossenschaft gezielt an die Bürger, die für sich oder ihre Angehörigen eine Grabstätte in einem gestalteten Umfeld bei gleichzeitiger Entlastung von der Grabpflege wünschen: »Wir haben im Vorfeld selbst recherchiert und herausgefunden: Es gibt einen regen Dialog zwischen den Generationen, da viele ihren Angehörigen nach dem Tod mit der Grabpflege nicht zur Last fallen wollen. Andererseits gibt es das natürliche Bedürfnis nach einem konkreten, das heißt nicht anonymen Ort zum Trauern, an den der Hinterbliebene gehen und auch mal eine Kerze oder Blume als persönliche Geste der Erinnerung ablegen kann«, erklärt Sebastian Strotmann. Dieses Modell bedeutet somit eine enorme Entlastung für die Hinterbliebenen, die sich oftmals aus unterschiedlichen Gründen nicht mehr selbst um das Grabmal kümmern können. All diesen Bedürfnissen versucht der neue Ruhegarten gerecht zu werden,

Urnengrab Orbis III im Ruhegarten

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Reinigen

Reinigen

Fleckentfernung auf Natursteinbelägen

Entfernen von Rand­zonenverschmutzung Großzügiges Auftragen der Randzonenentfettungspaste. Nach der Fugensanierung ist der Belag optisch einwandfrei.

Die fachgerechte Reinigung von Naturstein ist unabdingbare Voraussetzung für einen gepflegten Belag. Was aber, wenn ein ­Malheur passiert? Von Anne-Marie Ring

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ie richtige Pflege – von der Grundreinigung über die Imprägnierung bis zur regelmäßigen Unterhaltsreinigung – hält Natursteinbeläge lange schön. Doch was tun bei Flecken wie Rost, Algen, Moosen und Gerbsäuren oder einfach »nur« Kalk­ rückständen im Bad? Die professionelle Reinigung von Naturstein ist nichts für Do-it-yourselfer, sie gehört in die Hand eines erfahrenen Fachbetriebs. Schon die Reinigung von Bau­ schmutz, speziell das Entfernen von Mörtelrückständen und zementären Fugmittelschleiern im Rahmen der Bauabschlussreinigung, stellt den Verleger oder Dienstleister häufig vor eine Herausforderung. Grundlegende Maßnahme nach der Verfugung ist das sorgfältige Entfernen des überschüssigen Fugmörtels. Hier ist der Verleger gefordert, den Fugenmörtel vor dem Ende des Abbindeprozesses gründlich abzuwaschen. Sollte die Bauabschlussreinigung vergeben werden, so ist darauf zu achten, dass sie inklusive einer Zementschleierentfernung beauftragt wird: Diese stellt für den Gebäudereiniger in aller Regel eine Sonderleistung dar. Damit die bei der Baureinigung eingesetzten Reinigungsverfahren und -produkte den Bodenbelag nicht schädigen, müssen sie nicht nur auf den Naturstein, sondern auch auf den Fugenmörtel abgestimmt werden.

Fugenmörtel entfernen Gereinigt werden kann erst nach einer ausreichenden Erhärtung der Fugmasse, wobei auch kleinste Rückstände von Fugmaterialien auf dem Plattenbelag entfernt werden müssen. Bei zementären Fugenmörteln ist – je nach Natursteinbelag – der Einsatz von alkalischen oder sauren Reinigern möglich. Während bei säureempfindlichen Natursteinen nur mildalkalische Reiniger bis zu einem pH Wert von –10 (z.B. HMK R55 Grundreiniger säurefrei) zum Einsatz kommen sollten, ist bei säureunempfindlichen Gesteinen die Verwendung von sauren Reinigern (z.B. HMK R83 Natursteinreiniger Zementschleier-Ex) durchaus möglich. Bei ihrer Auswahl müssen die Inhaltsstoffe mit den Eigenschaften der Gesteine abgestimmt werden, um Folgeschäden zu vermeiden. Weitergehende Informationen dazu enthält das Merkblatt 1.10 des ZDNW. In aller Regel wird die zu reinigende Fläche mit Wasser vorgenässt, um Belag und Fugmörtel zu schützen. Auch das Reinigungsmittel ist nach Herstellerangaben verdünnt aufzubringen und nach kurzer Einwirkzeit (nicht antrocknen lassen!) mit einer weichen Bürste durchzuscheuern. Dann wird die Schmutzflotte aufgenommen und der Belag mit viel klarem Wasser gründlich nachgespült, um eventuell noch vorhandene Rückstän-

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Randzonenverschmutzung aufgrund ungeeigneter elastischer Dichtstoffe.

Die pulversierten Reste können ­einfach abgekehrt werden.

de von Schmutz und Reinigungsmittel vollkommen zu entfernen. Die Reinigungshinweise des Natursteinlieferanten sowie die Angaben von Fugmittel- und Reinigungsmittelhersteller sind unbedingt zu beachten. Übrigens greifen saure Reiniger zementäre Fugenmörtel generell an. Eingefärbte Fugmassen, speziell dunkelfarbige Fugen, können inhomogen aufhellen. Es empfiehlt sich daher immer, eine Mus­terfläche anzulegen.

Randzonenverschmutzung Ungeeignete Dichtstoffe (Silikone) können bei Marmor und anderen Natursteinen eine sogenannte Rand­ zonenverschmutzung hervorrufen, wenn ölige Weichmacher durch Wärme und/oder Druck in die Kanten der Steine wandern und dabei dunkle Ränder verursachen. Mussten bislang im Reklamationsfall oftmals aufwendige und teure Sanierungen bis hin zur Neuverlegung durchgeführt werden, so gibt es inzwischen bauchemische Produkte (z.B. Ottoseal

StainEx), die das Problem im wahrsten Sinne des Wortes »lösen«. Nachdem der ungeeignete Dichtstoff vollständig aus der Fuge entfernt wurde, wird die gebrauchsfertige Paste auf die zu reinigende Fläche aufgetragen, eingearbeitet und erneut so aufgetragen, dass sie mindestens 5 Millimeter dick auf den geschädigten Flächen steht. ­Sobald die Paste vollständig getrocknet ist (sie muss pulverisiert sein, was nach ca. zwölf Stunden der Fall ist), werden die verbleibenden Feststoffe einfach abgekehrt oder abgesaugt. Bei tief eingedrungenen Verfettungen kann der Vorgang wiederholt werden.

delt. Oberflächliche Rostflecken entstehen meist durch das Abstellen von Gegenständen aus Metall wie Gartenmöbel und die zunehmend beliebten Dekorartikel für den Garten. Sie können aber auch durch Rasendünger (!) oder Metallstaub entstehen, der z.B. mit den Schuhen auf die Gesteins-

Rostansatz auf Padnang, hell (vermutlich G 603)

Rostflecken auf der Spur Rostflecken werden immer als störend empfunden – ganz gleich, ob es sich um eine Oxidation von Eisen durch äußere Einflüsse (oberflächlicher Rost z.B. in Form von Flugrost) oder um Oxidationen von verschiedenen Mineralen in Verbindung mit Feuchtigkeit aus dem Natursteinmaterial (gesteinsimmanenter Rost) han-

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Reinigen ist ein Hightech-Handwerk

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Es kommt nicht nur darauf an, einen Naturstein schadensfrei zu verlegen. Danach ist es vor allem wichtig, dass Naturstein richtig gereinigt wird. Diese Reinigung ist ein anspruchsvolles Handwerk und alles andere als trivial. Basiswissen, über das jeder Steinmetz verfügen sollte.

einfacher geht nicht

Von Herbert Fahrenkrog

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ie Grundlagen des Steinmetzhandwerks sind neben dem Werkzeug vor allen Dingen der Mörtel und der Stein. Die Gebäudereinigung steht auf vier großen Säulen, die auch als »sinnerscher Kreis« bekannt sind. An ausgesuchten Beispielen wird die Komplexität klar. Zuerst steht der »Schmutz« im Vordergrund. Bei Naturstein ist es etwas komplexer als bei anderen Werkstoffen wie Keramik oder elastischen Bodenbelägen (PVC, Linoleum, Gummi usw). Die sogenannte Anschmutzung ist eine Funktion des Belagmaterials F = f(m). Diese setzt sich aus zwei Komponenten zusammen: Schmutzanhaftung: Je rauer eine Oberfläche ist, desto mehr bleibt daran hängen, unabhängig vom Material. Ein geflammter Bianco Sardo wäre als Küchenplatte allein aus reinigungstechnischen Gründen ungeeignet. Eine Änderung der Schmutzanhaftung ist nur durch eine andere Oberflächenbearbeitung zu erzielen wie beispielsweise nachträgliches Bürsten. Fleckempfindlichkeit: Dieser Faktor beschreibt die Fähigkeit von Naturstein flüssige Schmutze aufzunehmen, unabhängig von der Oberflächenstruktur. Jeder Steinmetz kennt das: Padang hell zieht schneller Flüssigkeiten ein als Nero Impala. Kashmir white als Bodenbelag in einem Saftladen, selbst in polierter Ausführung, ist denkbar ungeeignet. Die Fleckemp-

findlichkeit kann allerdings durch »Porenbesetzer« verändert werden. Diese beiden Faktoren bilden mit dem Schmutz und dem Sauberkeitsempfinden die Grundlage des Gebäudereinigerhandwerks.

STEIN

Schmutz ist nicht gleich Schmutz Selbst der Schmutz ist eine Wissenschaft für sich. Was im Urlaub als schöne Patina empfunden wird, ist zu Hause nur eine Dreckkruste. Von welchen Faktoren eine Schmutzwahrnehmung abhängig ist, darüber gibt es sogar Doktorarbeiten, die alles andere als einfach zu verstehen sind. Zu den Schmutzsystemen zählen u. a.: Loser Schmutz: Alles das, was nicht fest an der Oberfläche haftet und durch Kehren oder Kehrsaugen entfernt werden kann wie Staub, Sand, Papier und Laub. Fixierter Schmutz: Darunter versteht man Schmutze, die zur Ablösung von der Oberfläche Chemikalien benötigen wie z. B. Wasser, Reinigungsmittel oder, falls er eingezogen, ist, die Gruppe der Fleckentferner. Das beste Beispiel dafür sind plattgetretene Kaugummis. Mikrobiologische Besiedelung: Darunter versteht man alles, was lebt oder gelebt hat. Grünalgen, Rotschimmel, Flechten und Moose sind nur einige Beispiele.

Reinigungsautomaten mit Tellerbürsten sind schonend zu Gestein und Fugen.

Virtueller Schmutz: Diese Gruppe ist eigentlich kein Schmutz, denn darunter fällt jede Art von chemischen oder mechanischen Faktoren wie z. B. Feuchteflecken, Anätzungen oder Abplatzungen. Es ist kein Schmutz vorhanden, aber die Optik wird als störend wahrgenommen.

Die Grundpfeiler der Schmutzentfernung Alle Wasch- und Reinigungsprozesse lassen sich auf vier Grundfaktoren reduzieren. Reduziert man einen Teil, müssen die anderen Faktoren größer werden. Dazu ein Beispiel: Bei reduziertem Chemieeinsatz brauche ich mehr Zeit und gegebenenfalls mehr Mechanik, um den Schmutz zu entfernen. Anmerkung: Bei zu wenig Chemieeinsatz ist eine Reinigung auch mit noch so viel Einwirkdauer nicht mehr möglich. Fettige Verschmutzungen lassen sich mit Wasser definitiv nicht anlösen und beseitigen.

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Mechanik Darunter versteht man alle Hilfsmittel vom einfachen Besen für 5 Euro bis zur Hightech-Reinigungsmaschine für 250.000 Euro. Reinigungsautomaten: Hier gibt es zwei Grundtypen, sogenannte Teller- und Walzenautomaten. Diese unterscheiden sich grundsätzlich in ihrer Funktionsweise. Die Tellerbürste soll einerseits das Wasser-ReinigungsmittelGemisch, die sogenannte Reinigungsflotte, in Bewegung halten, sodass der angelöste Schmutz nicht wieder »anpappt«. Dazu wird durch die Bürste die Schmutzkruste angeritzt, sodass das Reinigungsmittel diese unterwandern und ablösen kann. Danach wird das Schmutzwasser bzw. die Schmutzflotte abgesaugt. Walzenbürsten haben ein ganz anderes Funktionsprinzip – das

einer Borste: Sie holt aus und »klatscht« auf den nassen Bodenbelag. Dass Wasser ab einer bestimmten Auftreffgeschwindigkeit hart wie Beton wird, kennt jeder aus dem Schwimmbad. Hauptgrund dafür ist die Tatsache, dass man Wasser nicht komprimieren kann. Der Fachausdruck dazu lautet »Inkompressibilität von Flüssigkeiten«. Das bedeutet für die Borste, dass am Auftreffpunkt ein immens hoher Druck entsteht. Die Reinigungsflotte kann nur noch radial von der Borste entweichen. Durch den hohen Druck wird der angelöste Schmutz entfernt und kann abgesaugt werden. Das Reinigungsergebnis ist meistens besser als bei Tellerbürsten, aber auch wesentlich belastender für das Gestein und die Fugen. Für Grundoder Zwischenreinigungen ist ein Walzenbürstenautomat meistens besser geeignet als eine Tellerbürste. Je nach Oberfläche und

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