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„Auch in Luxemburg gibt es trotz eines breiten, ausgeprägten Wohlstands Erscheinungsformen von Armut und gesellschaftlicher Ausgrenzung. Davon sind Kinder und Jugendliche besonders betroffen.“ Caritas-Sprecher Robert Urbé über die Entscheidung, 2014 die Erlöse aus der Spendensammlung „Caritas Challenge“ internen Projekten für Bildung, Lernhilfe und Ferienkolonien zukommen zu lassen. Foto: Guy Jallay
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„Je ungleicher eine Gesellschaft wird …“ In Luxemburg riskiert jedes fünfte Kind in die Armut abzurutschen. Mit ihrer traditionellen Spendensammlung im Mai lädt die Caritas jeden im Land ein, Minderjährigen eine bessere Kindheit zu ermöglichen. Denn Armut führt zu sozialer Ausgrenzung, psychischer Belastung und Gesundheitsproblemen. ULI BOT ZLER
uli.botzler@telecran.lu
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o fängt Armut in Luxemburg an? Gibt es eine Risikoschwelle? Warum leiden Kinder stärker unter Armut als Erwachsene? Die Spendenaktion „Caritas Challenge“ im Mai lädt jeden ein, über diese Fragen nachzudenken und durch einen eigenen finanziellen Beitrag zu helfen, von Armut bedrohten Minderjährigen eine bessere Kindheit zu ermöglichen. „Gerade für Heranwachsende hat Armsein eine andere Bedeutung als für Erwachsene, denn im Gegensatz zu Erwachsenen haben arme Kinder und Jugendliche wenige bis keine Möglichkeiten, auf ihre missliche Lage einzuwirken. Zudem stehen ihnen weniger Möglichkeiten zur Verfügung, selbstschützend mit ihrer Situation umzugehen. Kinder können Auswirkungen von Armut weniger kaschieren als Erwachsene. Während Erwachsene freiwilligen Verzicht ‚vorspielen‘ können, wird ein Nicht-Mithalten-Können bei Kindern und Jugendlichen schnell entlarvt und stigmatisiert“, warnte bereits 2010 der nationale Jugendbericht.
Ausgegrenzt in der Gesellschaft. „Rein materielle Armut ist in unserem Land nicht das große Problem, sondern die wachsende Kluft zwischen den Wohlsituierten in einem reichen Land und denen, die abgehängt werden,“ betont Robert Urbé, Sprecher der Caritas. Relative Armut bezieht sich, anders als das Konzept der absoluten Armut, dabei auf eine gesellschaftliche Positionierung in Bezug auf einen landesspezifischen Wohlstand. „In Luxemburg riskiert eins von fünf Kindern in die Armut abzurutschen“, so Urbé. Diese Zahl schließt Familien ein, deren Lebensumstände sich sehr schnell drastisch verschlechtern haben – durch Scheidung, Tod, Verlust der Arbeit, schwere Krankheit. Ausschließende Armut schließlich bezieht sich stärker auf das Problem der Exklusion als das der eigentlichen Armut. Aufwachsen in relativer Armut in Luxemburg sei daher oft
mit vielfältigen Entbehrungen und Frustrationen verbunden, verdeutlicht Urbé. Es bedeute vor allem, von Anfang an benachteiligt zu sein. „Kinder und Jugendliche erleben, dass im Unterschied zu anderen Familien keine Urlaubsreise möglich ist, die Freizeitaktivitäten eingeschränkt werden müssen und Anschaffungen teils nicht möglich sind, Geburtstagsfeste wie bei Mitschülern üblich nicht gefeiert werden, Markenkleider unerschwinglich sind, was sie Hänseleien aussetzt, ja manchmal sogar die Teilnahme bei Klassenausflügen nicht möglich ist“, zählt Urbé belastende Situationen auf.
In den „Passerelles“-Klassen sind die 40 Schüler auf gerade mal drei Klassen aufgeteilt. Die Caritas hofft, dass sie dank Spenden demnächst größere Räume finanzieren kann. Foto: Vic Fischbach
Potential des einzelnen verkümmert. Auch die Förderung ihres Nachwuchs könnten Familien, die nur schwer über die T E L E C R A N 20/2014
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Runden kommen, nicht immer so gewährleisten wie nötig und gewünscht. „Dabei beeinträchtigen oft aber finanzielle Sorgen der Eltern auch die schulischen Resultate der Sprösslinge“, verdeutlicht der Caritas-Sprecher die Wechselwirkung von Armut und Bildung. „Je ungleicher eine Gesellschaft aber ist, umso weniger kann sie das volle Potential ihrer einzelnen Mitglieder ausschöpfen. Letztlich schadet das auch der Volkswirtschaft.“ Die „Caritas Challenge“ unterstützt 2014 gezielt Kinder und Jugendliche, die von Auswirkungen von Finanznot gefährdet sind, aber auch diejenigen, die sich bereits in einer krassen Armutssituation befinden. Daher fließen die Spendenerlöse der „Caritas Challenge“-Sammlung gezielt in Caritas-Projekte wie „Young Caritas“, die Kindern aus einkommensschwachen Familien ermöglichen, in Ferienkolonien Urlaubsfreuden kennen zu lernen, ihren Horizont zu erweitern und auch Erfahrungen außerhalb vom Alltag zu sammeln. Oder an die Dienststelle „dys-positiv“, die Kindern mit Lernschwäche, wie etwa Dyslexie oder Dyscalculie, helfen kann. Diese Störungen können nicht nur zu großen schulischen, sondern ebenfalls zu sozialen Problemen führen. Je jünger diesen Kindern - zu sozial gestaffelten Tarifen - Therapiemöglichkeiten angeboten werden, desto besser stehen die Chancen, auch ihre Schul- oder Sozialprobleme zu meistern. Zwei weitere wichtige Projekte sind die „Caritas Butteker“ (Sozialläden) und die „Passerelles“-Klassen. Der „Caritas Buttek“ ist sowohl in Diekirch als auch in Esch/Alzette zu finden. Pflegeartikel werden hier ebenso für kleines Geld angeboten wie frisches Obst und Gemüse. Somit wird den Menschen, die sich die teureren Produkte in den regulären Läden nicht leisten können, ermöglicht, dennoch qualitativ gute Ware zu erschwingen. Die sogenannten „Passerelles“-Klassen richten sich an junge Migranten. Viele der Jugendlichen sind gerade erst nach Luxemburg gekommen und beherrschen keine der nötigen Sprachen, um in das Luxemburger Schulsystem aufgenommen werden zu können, andere hingegen haben schon das schulpflichtige Alter überschritten und werden aufgrund dessen nicht mehr in den Schulen aufgenommen. Die „Passerelles“-Klassen bieten genau diesen jungen Menschen die Möglichkeit, die nötigen Kenntnisse zu erlangen, um anschließend in das normale luxemburgische Schulsystem wechseln zu können. Neben Sprachkursen werden auch Informatik-, Mathematik-, Alphabetisierungskurse usw. angeboten. Die Klassen sollen den Jugendlichen die Integration in die hiesige Gesellschaft erleichtern.
Als Zukunftsinvestition sehen. Noch verzeichnet die Caritas zufriedenstellende Spendeneinnahmen, um ihre Projekte durchzuführen. „Wir finden auch immer Unterstützung bei Kommunionkindern oder Familien, die Feste nutzen, um einen Teil der Geschenke in Form einer Spende an uns weiterzureichen“, freut sich Urbé.
Für Familien, die in relativer Armut leben, ist der Einkauf gesunder Lebensmittel zum vergünstigten Preis im Sozialladen ein wahrer Segen. Foto: Andrea Schwaiger
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Was die Pläne der neuen Regierung betrifft, Sparmaßnahmen durchzuziehen, gibt Urbé zu bedenken, dass die wachsende Ungleichheit in der Bevölkerung weiter zunehmen wird, wenn Sozialleistungen gekürzt werden sollten. Beim Kindergeld würde die Caritas es deshalb begrüßen, wenn die finanzielle Unterstützung teilweise durch Naturalleistungen wie etwa eine gratis Kinderbetreuung ersetzt würde. Was die angekündigte Anhebung der Mehrwertsteuer anbelangt, ist die Hilfsorganisation eher besorgt. Die Mehrwertsteuer sei eine unsoziale Steuer, weil sie die unteren Einkommensklassen
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Kindern mit Lernstörungen kann die Caritas-Dienststelle „dyspositiv“ umso besser helfen, je früher die Probleme erkannt werden. Familien mit niedrigem Einkommen erhalten daher Vorzugstarife, was die Caritas dank Spenden ermöglichen kann. Foto: Caritas Österreich
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stärker belaste als die Besserverdiener. Daher fordert Urbé soziale Ausgleichsmaßnahmen, etwa über die Teuerungszulage. „Beim Sparen muss die Regierung eines beachten: Investitionen in die Zukunft, etwa bei Bildung und Betreuung, sollte man nicht als beliebige Streichposten betrachten, sondern als wichtige Gesellschaftsaufgaben“, betont der Sprecher der Caritas. Angesprochen auf die Tatsache, dass der Staat
In den nächsten Tagen werden Freiwillige im ganzen Land bei der Tür-zu-Tür-Sammlung um Spenden bitten. Wer durch eine Überweisung helfen will, kann dies tun auf das Postscheckkonto LU34 1111 0000 2020 0000 mit dem Stichwort „Caritas Challenge“. Online-Spenden sind möglich unter www.caritas.lu. Nähere Informationen gibt es bei der Caritas Luxemburg, 29, rue Michel Welter, L-2730 Luxemburg, Fränz Jacobs, Tel. 41 21 31– 262 oder francois.jacobs@caritas.lu.
womöglich bei bestehenden Konventionen im Sozialsektor auch die Sparbremse ziehen will, macht Urbé klar, dass die Caritas in dem Fall unmöglich die dann fehlende Summe durch Spenden ausgleichen kann. So stark sprudelt diese Finanzierungsquelle in wirtschaftlich angespannter Lage nicht mehr. „Über die Jahre ist die Höhe der Spendeneinnahmen gleich geblieben, durch die Inflation ist ihr Geldwert aber gesunken.“
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