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Caritas Schweiz erhält weiterhin viele Hilferufe von Menschen, die durch die Krise in Not geraten sind

Für Cyrill war der Einsatz bei der Bergbauernfamilie im Glarnerland bereichernd. Rund 1200 Freiwillige griffen letztes Jahr den Bergbauern unter die Arme und lernten eine neue Welt kennen.

Helfen auf dem Bergbauernhof

Eigentlich wollte Cyril auf eine grosse Reise aufbrechen, aber die Corona-Krise hat ihm letzten Sommer einen Strich durch die Rechnung gemacht. Stattdessen entschied er sich, einer Bergbauernfamilie zu helfen.

Als Cyril Dönni (37) auf dem Bergbauernhof der Familie Figi im Glarnerland ankommt, ist er gespannt. Was für Arbeiten wohl auf ihn zukommen werden und ob er sich bei der Familie wohlfühlen wird? Er hat nicht viel Zeit zum Überlegen. Bei

«Man wird zum eingeschworenen Team, wenn jeder mithelfen muss.»

einem kurzen Znüni lernt er sie kennen: Ruth und Walter sowie die fünf Kinder von sechs Monaten bis zehn Jahren. Und bevor er sich’s versieht, steht Cyril schon auf dem Dach des Neubaus nebenan, wo er beim Dachdecken hilft.

Cyril steht täglich kurz vor 6.00 Uhr auf und hilft beim Mähen. Der Bauer fährt mit dem Balkenmäher über das steile Gelände. An besonders exponierten Stellen muss das Gefährt zusätzlich mit einem Seil gesichert werden. Cyril schneidet danach mit einem Trimmer das Gras um grosse Steine herum sowie entlang des Waldrands. «Ich war erstaunt, wie sorgfältig gearbeitet wird. Jedes Häufchen Gras wird eingesammelt. Die 30 Kühe des Hofs brauchen Futter.» Dann gibt es einen deftigen Zmorgä. Später hilft Cyril wieder beim Dachdecken. Nach dem Mittagessen holen sie das Heu auf einer anderen Wiese ein. Der Bauer fährt mit dem Ladewagen und sammelt die zusammengerechten «Mädli» ein. Die grösseren Kinder rechen die Reste zusammen. Cyril hebt das Heu vom Lader mit einer Gabel ins Heugebläse, wo es gelockert und auf den Heuboden befördert wird. Eine strenge Arbeit. «Am nächsten Tag hat mir alles weh getan», meint er. Trotzdem jasst er am Abend gerne noch mit der Familie.

Intensives Leben, grosse Zufriedenheit

Das Familienleben ist sehr intensiv, neun Personen sind auf engem Raum von 6.00 bis 21.00 Uhr zusammen. Schnell fühlt sich Cyril integriert. «Man wird zum eingeschworenen Team, wenn jeder mithelfen muss», erklärt er. «Jeden Franken, den der Bauer nicht ausgibt, hat er sozusagen verdient», weiss Cyril. Er nimmt trotzdem eine grosse Zufriedenheit bei der Bauernfamilie wahr. Seinen Einsatz resümiert er mit den Worten: «Eine sehr interessante, bereichernde Erfahrung.»

45 % mehr Freiwillige im Coronajahr

Rund 1200 Freiwillige griffen letztes Jahr den Schweizer Bergbauern unter die Arme, 45 % mehr als im Vorjahr. Corona hat viele Kräfte mobilisiert, die Solidarität war gross. Auch dieses Jahr brauchen unsere Bergbauern wieder Unterstützung. Die Arbeiten auf den Höfen sind sehr unterschiedlich, von Tierbetreuung über Mähen und Zäune flicken bis hin zu Haushaltarbeiten und Kinderbetreuung. Auch Frauen sind willkommene Hilfskräfte, 2020 waren sie mit 53 % sogar in der Mehrheit. (lf)

Suchen Sie sich online einen Hof aus: bergeinsatz.ch

Flüchtlinge in Bosnien-Herzegowina durch den Winter helfen

Über 10 000 Flüchtlinge und Migranten sitzen auf dem Weg nach Westeuropa in Bosnien-Herzegowina fest. Der Winter und die Corona-Pandemie haben ihre sowieso schon katastrophale Situation weiter verschlimmert. Viele Camps und Zentren sind überfüllt und bieten nicht genug Schutz vor Kälte. Auch die Hygienesituation ist schlecht. Caritas Schweiz unterstützt die bosnische Caritas, die sich insbesondere um 1000 besonders verletzliche Personen kümmert. Sie kümmert sich um ihre Grundbedürfnisse und den Schutz vor Covid-19. Mit Wäschereidiensten sowie Handwaschstationen verbessert die Caritas die Gesundheits- und Hygienesituation dieser Menschen. Zudem verteilt sie Lebensmittelpakete. Menschen, die keinen Platz in den Aufnahmezentren gefunden haben, erhalten Kleidung, Hygieneartikel und Schlafsäcke. (lf)

Heuschreckenplage in Äthiopien

Zusätzlich zur Corona-Krise leidet Ostafrika seit über einem Jahr unter der grössten Heuschreckenplage seit Jahrzehnten. Die riesigen Schwärme zerstörten in gewissen Regionen bis zur Hälfte der Ernte. Ab Juni unterstützte Caritas – im Auftrag der Welternährungsorganisation der UNO (FAO) – die am härtesten getroffenen Familien im Südosten des Landes mit einem Nothilfeprogramm. Sie erhielten Bargeldbeträge, damit sie kurzfristig Nahrungsmittel sowie Schutzmaterial für ihre Tiere besorgen konnten. Zudem gab die Caritas 240 Tonnen Weizensaatgut ab, damit die Bevölkerung rasch wieder ansäen und bald wieder ernten konnte. (lf) Alltagsfragen

Philipe Joseph*, 22 Jahre, Haiti

«Was ich erreiche hängt davon ab, wie sehr ich mich anstrenge»

Sie machen gerade eine Ausbildung in der Baubranche. Inwiefern hilft Ihnen diese Ausbildung?

Ich möchte meine Fachkenntnisse erweitern. Die Ausbildung gibt mir Selbstvertrauen. Meine Familie und meine Lehrer ermutigen mich, in meinem Quartier werde ich jetzt besser respektiert.

Das Leben auf Haiti ist nicht einfach. Was gibt Ihnen die Kraft, immer weiter zu kämpfen?

Man sagt «Wer kämpft, der lebt». Was ich erreiche, hängt in erster Linie davon ab, wie sehr ich mich engagiere. Deshalb muss ich kämpfen. Die Zukunft meines Sohnes ist dabei meine grösste Motivation.

Haben Sie ein Vorbild im Leben?

Mein grösstes Vorbild ist meine Grossmutter. Sie war eine sehr mutige Frau. Sie hat alleine zehn Kinder grossgezogen. Auch meine Eltern und mein Onkel inspirieren mich.

Welche Projekte und welche Träume haben Sie?

Ich habe ganz viele Träume. Nach meiner Ausbildung möchte ich mein Studium fortsetzen und Tiefbau studieren, um Ingenieur zu werden. Ich würde gerne in allen Bereichen der Baubranche arbeiten. (vm)

*Name geändert

Tobias Schär und Dalia Bohn feiern im Namen des Vereins «Wir lernen weiter» den Gewinn des youngCaritas-Awards 2020.

Faire digitale Chancen für alle

2020 stand die Welt still – junges Engagement nicht! Dreizehn Projekte wurden für den youngCaritas-Award nominiert. Die jungen Teilnehmerinnen und Teilnehmer haben während der Pandemie dort angepackt, wo sie gebraucht wurden. Gewonnen hat ein Projekt, das die Digitalisierung der Gesellschaft betrifft.

Die Vielfalt der Award-Projekte zeigte eindrücklich auf, was junge Menschen 2020 beschäftigte. Es dokumentierte, wie sie Probleme in der Gesellschaft erkennen, aufgreifen und eigene praktikable Lösungen präsentieren. So stellte « Creatives x Beirut» nach der Explosion im Hafen von Beirut in kürzester Zeit eine Spendenaktion auf die Beine, «Zeta Movement» setzt sich für die Thematisierung von psychischer Gesundheit ein und «Essen für Alle» versorgt während der Corona-Krise Personen in prekären Lebenssituationen. Den Hauptpreis gewann die Organisation «Wir lernen weiter». Der Verein setzt alte Computer neu auf und gibt sie armutsbetroffenen Menschen in der Schweiz ab. So möchte er faire digitale Chancen für alle schaffen.

Event auch per Live-Stream

Wegen der Corona-Krise fand der Event im kleinen Rahmen vor Ort statt. Zahlreiche Interessierte konnten die Vergabe des youngCaritas-Award jedoch zu Hause per Live-Stream verfolgen. Die Gewinnerrede vom Gründer Tobias Schär brachte die Award-Erfahrung auf den Punkt: «Es geht nicht um einen Preis, sondern darum, Sichtbarkeit zu erzielen für ein wichtiges gesellschaftliches Thema». www.youngcaritas.ch/award Nora Engler

Sommerlager

Vom 8.–14. August 2021 verbringen Schweizer Jugendliche und junge Menschen mit Fluchthintergrund in Zweisimmen eine Woche voller Spass und spannenden Begegnungen. Die Leitenden erweitern ihre interkulturellen Kompetenzen und bringen ihre organisatorischen Fähigkeiten ein. Jetzt als Leiterin oder Teilnehmer anmelden: . www.youngcaritas.ch/sommerlager

Agenda

16. Juni 2021 um 17.30 Uhr

Prix Caritas Im KKL, Luzern

26. Mai 2021 um 17.00 Uhr

Informationsanlass für unsere Spenderinnen und Spender In Zug oder Online

28. Mai 2021 um 13.30 Uhr

Informationsanlass für unsere Spenderinnen und Spender In Zürich oder online

Leider mussten viele Anlässe wegen der Pandemie abgesagt oder verschoben werden.

Versenden Sie Grüsse mit Caritas

Spenden Sie Trost oder teilen Sie Freude mit den Trauer- und Grusskarten aus dem Caritas-Verlag. Wir bieten Karten mit ernsten oder fröhlichen Sujets. Mit dem Kauf unterstützen Sie zusätzlich die Projekte von Caritas zur Bekämpfung von Armut in der Schweiz und im Ausland. Die hochwertigen Karten sind von jungen Künstlern gestaltet und mit Einlageblättern und passenden Couverts ausgestattet.

Wählen Sie aus 32 kreativen Sujets aus: shop.caritas.ch

Sidra (10), Syrien, ist so alt wie der Krieg in ihrem Land. Sie will Ärztin werden, um das Leid anderer zu lindern.

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