Nachbarn 2/2009

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NR. 2/2009

Flickstuben: Mehr als eine Arbeitsstelle Secondhand: Patrick Rohr neu eingekleidet

Langzeitarbeitslosigkeit Sinnvolle Perspektiven vermitteln

Wir helfen Menschen.

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Inhalt

Editorial Von Max Elmiger

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Langzeitarbeitslosigkeit «Anerkennung bei der Arbeit, Hilfe bei der Stellensuche»

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News

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Neu eingekleidet Fernsehmoderator Patrick Rohr in unserem Secondhandladen

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Flickstuben 16 Hier vermitteln wir Migrantinnen Selbstvertrauen, Deutschkenntnisse und den Kontakt mit der lokalen Bevölkerung. Freiwillig 17 Freiwillige Aufgabenhilfen unterstützen Migrantenkinder bei den Hausaufgaben und vermitteln ihnen ein Gefühl für unsere Sprache. Persönlich

Demontieren, reinigen, reparieren und wieder verkaufen: Im Rebau-Markt finden Langzeitarbeitslose eine neue Perspektive und können sich für eine Stelle im ersten Arbeitsmarkt qualifizieren. Gute Bildung, bessere Chancen 8 Wer gut qualifiziert ist, wird mit grosser Wahrscheinlichkeit nie langzeitarbeitslos. Dieser Tatsache sollte Rechnung getragen werden. Wir fordern: Bildung geht vor Integration!

Caritas Zürich Die ganze Situation anschauen

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Eveline Hasler, Schriftstellerin aus St. Gallen, beantwortet zehn Fragen.

Collage

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Armut bedeutet Ausgrenzung.

Caritas-Netz

Reden über das Sterben bereichert das Leben 20 In Würde sterben – was heisst das? Hermann Michel, 72, hielt seine Wünsche in der Patientenverfügung der Caritas fest. News aus dem Caritas-Netz

Gedankenstrich

Kolumne von Charles Clerc

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Für uns ist Langzeitarbeitslosigkeit ein Querschnittthema, das die verschiedensten Bereiche und Projekte tangiert.

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Titelbild: Urs Siegenthaler

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Editorial

Die Wirklichkeit zeigen

Liebe Leserin, lieber Leser Langzeitarbeitslosigkeit – das Unwort aus sieben Silben bezeichnet sieben Phasen eines fatalen Prozesses: Arbeitsverlust, Schock, Zuversicht auf der Stellensuche, Misserfolgsgefühl nach X Bewerbungen, Pessimismus, Fatalismus und im schlimmsten Fall Selbstaufgabe – oft gekennzeichnet Max Elmiger durch Depression. Hinter dem Wort ste- Direktor Caritas Zürich cken jedoch zuerst einzelne Schicksale. Den typischen Fall gibt es nicht, wie wir aufzeigen. Menschen reagieren so unterschiedlich, wie sie sind. Leider ist jedoch sehr zufinden und gemeinsam nach Lösungen vielen die Erfahrung gemeinsam, dass sie zu suchen. Und ebenso wichtig: gegen Paudurch ihre Langzeiterwerbslosigkeit in Iso- schalurteile die konkrete Wirklichkeit auflation geraten. Umfragen ergaben, dass sich zuzeigen. Dadurch durchbrechen wir die alle Betroffenen mit Vorurteilen konfron- sieben Phasen der Langzeitarbeitslosigkeit. L’organisation XY est certifiée Luzern seit tiert sahen: «Dauerferien sindCaritas doch schön! Sieist sind zum Glück keine zwangsläufigen par ZEWO depuis 19XX. 2004 ZEWO-zertifiziert. Für dich sorgt doch der Staat!» Gesetzmässigkeiten, sondern helfen uns, Menschen in ihrem Verhalten zu verstehen und nicht zu verurteilen, wenn jemand gerade in der Phase des Fatalismus steckt.

«Aufgabe der Caritas Zürich ist es, den einzelnen Menschen zu helfen, wieder an sich zu glauben.»

Aufgabe der Caritas Zürich ist es, den einzelnen Menschen zu helfen, wieder an sich zu glauben, aus ihrer Isolation heraus-

Die Mitarbeitenden und Freiwilligen der Caritas Zürich arbeiten mit Verstand und Herz, professionell, aber auch mit viel persönlichem Engagement. Dafür garantiere ich, und ebenso die Stiftung ZEWO, welche unsere Arbeit jährlich auf Herz und Nieren prüft. Dass wir dieses Label seit 17 Jahren führen dürfen, erfüllt mich mit Stolz.

Impressum «Nachbarn» – Das Magazin der regionalen Caritas-Stellen erscheint zweimal jährlich. Gesamtauflage: 40 600 Ex. Auflage ZH: 13 500 Ex.

Caritas Zürich ist seit 1992 ZEWO-zertifiziert.

Redaktion: Ariel Leuenberger Gestaltung und Produktion: Daniela Mathis, Urs Odermatt Druck: Stämpfli Publikationen AG, Bern Caritas Zürich | Beckenhofstrasse 16 | 8021 Zürich | Tel. 044 366 68 68 www.caritas-zuerich.ch | PC 80-12569-0

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L’organisation XY est certifiée par ZEWO depuis 19XX. CAZH.indb 3

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Langzeitarbeitslosigkeit

Demontieren, reinigen, reparieren und wieder verkaufen: Der Rebau-Markt der Caritas betreibt Recycling von Bauteilen – und beschäftigt dabei Langzeitarbeitslose. Heinz Gierer war einer von ihnen, heute arbeitet er wieder im ersten Arbeitsmarkt. «Die ist zu lang», sagt der Mann. «Nein, wir können doch ein Element an die andere Wand stellen», sagt die Frau – ein Paar steht im Ausstellungsraum, schaut sich eine weisse Küchenkombination mit allen möglichen Geräten an und diskutiert darüber, wie diese in ihrer künftigen Wohnung

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Platz finden könnte. Noch haben sie sich nicht entschieden, gehen weiter zur zweiten Küche, auch sie weiss, auch sie mit allem Zubehör wie Glaskeramikherd, Backofen, Mikrowelle. «Weisse Küchen sind zu meiner Zeit sehr gut gelaufen, das ist, glaube ich, noch

immer so», kommentiert Heinz Gierer. Der 50-Jährige hat vor zwei Jahren in diesem Ausstellungsraum als Verkäufer gearbeitet. Und hatte manchmal, wenn eine Küche verkauft wurde, ein bisschen ein zwiespältiges Gefühl: «Es kam vor, dass wir eine Küche im Ausstellungsraum zusammengebaut hatten – und dann wurde sie innerhalb von zwei Tagen verkauft und wir mussten sie wieder demontieren. Das ist gut fürs Geschäft, aber wir mussten dann eine neue Küche aus dem Lager holen und montieren.»

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Anerkennung bei der Arbeit, Hilfe bei der Stellensuche Ziel ist die Reintegration «Neue» Küche trifft in diesem Fall nicht ganz zu, denn es handelt sich bei den Küchen – und beim ganzen übrigen Angebot im Ausstellungsraum und in den Lagern –

gestellt und schliesslich wieder verkauft, im Laden oder via eine Online-Bauteilbörse. Aus dem Erlös bezahlt der Rebau-Markt Miete, Versicherungen und die Löhne der Rebau-Leitung. Die Löhne der übrigen Mit-

Der Rebau-Markt unterstützt seine Angestellten bei der Stellensuche. um Bauteile, die bereits verwendet wurden. Denn der Rebau-Markt der Caritas betreibt Recycling: Bauteile, die nicht mehr benötigt werden, werden aus Wohnungen ausgebaut, dann gereinigt, wenn nötig in Stand

arbeiterinnen und Mitarbeiter, die in den Bereichen Demontage/Montage, Reinigung, Werkstatt sowie Büro und Verkauf beschäftigt sind, werden von Sozialämtern finanziert: «Zu uns kommen Langzeit-

arbeitslose, die meisten von ihnen via die Sozialämter», erklärt Rebau-Markt-Betriebsleiter Beat Caluori: «Wir haben Verträge mit einigen Gemeinden. Die Gemeinde bezahlt dann ihren Lohn, sie arbeiten bei uns maximal ein Jahr lang.» Ziel dabei ist die Reintegration in den ersten Arbeitsmarkt; der Rebau-Markt unterstützt seine Angestellten auch bei der Stellensuche. Und wer keine Stelle findet, kann nach einem Jahr wieder Arbeitslosen-Taggelder beziehen. Heinz Gierer hat beim Sozialamt vom Rebau-Markt gehört. Der gelernte Koch 2/09 Nachbarn Caritas

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Langzeitarbeitslosigkeit

Heinz Gierer im Gespräch mit dem Leiter des Rebau-Markts. Hier sind auch immer wieder Spezialstücke wie diese Duschkabine zu finden. und Konditor/Confiseur war vor seiner Arbeitslosigkeit in verschiedenen Bereichen tätig, unter anderem als Chauffeur. «Ich habe dann, als ich vom Sozialamt unterstützt wurde, daneben freiwillig im Brockenhaus des ‹Blauen Kreuzes› gearbeitet», erzählt er – und schwärmt von der Zeit, in der er dort zuerst als Fahrer, dann im Laden eingesetzt wurde: «Ich konnte den ganzen Laden dekorieren. Es gibt saisonal bedingte Shows, und ich war gewissermassen Rayonleiter und konnte meinen Bereich völlig frei gestalten und einrichten.» Einen «kleinen Obolus» hat ihm das Brockenhaus dafür bezahlt – eine Stelle anbieten konnte man ihm jedoch aus wirtschaftlichen Gründen nicht. Diesen freiwilligen Einsatz, davon ist Gierer überzeugt, hat das Sozialamt geschätzt und ihm deshalb den Einstieg in den Rebau-Markt möglich gemacht.

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«Manchmal kommt man schon ans Limit» Als er in den Rebau-Markt kam, hat Gierer zuerst im Bereich Demontage gearbeitet. Ein Knochenjob: Die Mitarbeiter de-

rer, wie viele Kühlschränke im Rebau-Bus Platz haben: «Acht – ausser man stellt sie aufeinander, aber dann muss man sie mit Decken schützen». Und bei der Demontage einer Küche, daran erinnert er sich

«Acht Kühlschränke haben im Rebau-Bus Platz – ausser, man stellt sie aufeinander.» montieren in Wohnungen, in Gebäuden – nach Absprache mit den Besitzern und nach einer Besichtigungstour mit dem Betriebsleiter – die noch verwendbaren Bauteile: «Man geht zu zweit, zu dritt», erzählt Gierer: «Und manchmal kommt man schon ans Limit, wenn du etwa einen ganzen fünfstöckigen Block räumen musst, mit Kühlschränken und Herden, dann trägst du alles nach unten, das ist hammerhart und geht ins Kreuz.» Noch heute, zwei Jahre nach seinem Rebau-Markt-Einsatz, weiss Gie-

ebenfalls gut, müssen alle Teile genau beschriftet werden, bevor sie ausgebaut werden; schliesslich muss sie wieder richtig zusammengebaut werden können. «Weisst du noch», fragt er Beat Caluori, «die Tour, als ich die Küche nach Basel bringen musste? Zum Glück hatte die Frau, die sie bestellt hat, sechs Mann zum Ausladen bereit, sonst hätte ich das ganz allein tun müssen. Und erinnerst du dich noch an diese riesige Superküche, die fast ein Spezialeinbau war, die mit der seltsamen Platte auf dem Herd?»

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Caluori erinnert sich und weiss sogar, dass diese Spezialküche schliesslich nach Tunesien ging. Die Objekte möglichst schön präsentieren Im Verlauf seines Rebau-Markt-Jahres hat Gierer von der Demontage in den Verkauf gewechselt, «weil jemand gefehlt hat, hat mich der Chef gefragt, ob ich den Laden schmeisse». Dabei kam ihm natürlich seine Erfahrung aus dem Brockenhaus zugute; schliesslich müssen auch im Rebau-Markt-Ausstellungsraum die Objekte möglichst schön präsentiert werden: Fenster, Türen, Lampen, Küchengeräte, Öfen, Parkettmuster, Heizgeräte, Schlösser, Schalter, sanitäre Armaturen, Lavabos – und eben die Küchen. «Gerade bei den Küchen musste man die Leute beraten», erzählt Gierer, und dass die Küchenkäufer oft Privatleute gewesen seien. Handwerker gehörten ebenfalls zu seinen Kunden, sie haben häufig Ersatzteile gesucht, Fenster, Türen, für ein bestimmtes Objekt: «Die Wasserhahnenköpfe sind auch sehr gut gelaufen, da suchten sie Ersatz, der zu den vorhandenen Armaturen passt. Und WCSchüsseln habe ich viele verkauft.» Caluori ergänzt: «Vom Umsatz her machen bei uns die Küchen fast ein Drittel aus, aber

das liegt daran, dass sie im Vergleich zu den anderen Bauteilen im Angebot teurer sind. Es sind wahrscheinlich Küchengeräte, Teile aus dem Sanitärbereich wie Wasserhahnen und Duscharmaturen, die am meisten verkauft werden.» Unterstützung bei der Stellensuche Gierer geht durch den Laden, den er früher geleitet hat, schaut sich die Angebote an, vergleicht mit seiner Zeit. Heute arbeitet er wieder im ersten Arbeitsmarkt, reinigt sechs Tage die Woche am frühen Morgen WCs in öffentlichen Gebäuden und arbeitet zudem zu 50 Prozent als Abwart für ein privates Unternehmen. An seine Zeit beim Rebau-Markt erinnert er sich gerne – «herzlieb» seien die Chefs hier, man habe ihn bei der Stellensuche unterstützt, und er habe bei der Arbeit, vor allem im Laden, immer auch «viel freie Hand» gehabt. Deshalb ist er auch im letzten September gekommen, um beim zehnjährigen Jubiläum des Rebau-Marktes mitzufeiern.

Der Rebau-Markt in St. Gallen befindet sich in einem ehemaligen Industriegebäude.

Kommentar Ueli Mäder, Professor für Soziologie an der Universität Basel und der Hochschule für Soziale Arbeit (FHNW)

Perspektiven «Mein Vater ist daheim, weil er krank ist», sagt eine Schülerin. Seit er seine Stelle verloren hat, lädt die Zweitklässlerin keine Freundin mehr zu sich ein. Der Vater erträgt keinen Lärm. Die Familie verliert ihre gewohnte Alltagsstruktur. Rollen werden neu verteilt. Beziehungsprobleme verschärfen sich. Arbeitslose haben mehr Stress. Sie sind auch häufiger krank. Und Angehörige zeigen mit zeitlicher Verzögerung oft ähnliche Reaktionen. Viele verlieren an Selbstwert. Kinder entwickeln Schulschwächen. Die Folgen überdauern meistens die Arbeitslosigkeit. Die Arbeitslosigkeit liegt derzeit in der Schweiz mit 120 000 direkt Betroffe­ nen über drei Prozent. Sie dürfte in nächster Zeit weiter steigen. Damit erhöht sich die Bedeutung von Beschäftigungsprogrammen. Diese sind wichtig, aber von beschränkter Reichweite; vor allem, wenn der Arbeitsmarkt nicht mitspielt. Wichtig sind Programme, die an vorhandene Interessen und Kompetenzen anknüpfen. Das motiviert – auch für andere Lebensbereiche. Wichtig sind Programme, die keine kurzfristige «Integration» in prekäre Arbeitsbereiche pushen, weil so mittelfristig der Ausschluss vorprogrammiert ist. Wichtig sind Programme, die sinnvolle Perspektiven vermitteln und auch keine wirtschaftlichen Unternehmen subventionieren, die von der Arbeitslosigkeit und vom Lohndruck profitieren wollen.

Text: Bettina Büsser; Bilder: Urs Siegenthaler, zvg

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Langzeitarbeitslosigkeit

Gute Bildung, bessere Chancen Wer gut qualifiziert ist, wird mit grosser Wahrscheinlichkeit nie langzeitarbeitslos. Die Arbeitslosenversicherung und die Sozialhilfe sollten dieser Tatsache Rechnung tragen und nach dem Grundsatz «Bildung geht vor Integration» handeln.

Rund 20 Prozent der Stellensuchenden werden langzeitarbeitslos. Die Hälfte der Langzeitarbeitslosen findet gegen Ende ihres Versicherungsschutzes noch eine Stelle, allerdings oft unter Inkaufnahme von deutlichen Lohneinbussen. Die andere Hälfte wird ohne Job ausgesteuert. Von diesen findet wieder rund die Hälfte in den folgenden 28 Monaten doch noch eine Erwerbsarbeit. Auch hier ist die neue Stelle oft mit einem markanten finanziellen Einschnitt und einem prekären Arbeitsverhältnis verbunden. Wer mehr als ein Jahr Taggelder bei der Arbeitslosenversicherung bezieht, gilt als langzeitarbeitslos. Die meisten Arbeitslosen finden selbst in Krisenzeiten innerhalb der ersten drei Monate wieder eine Stelle.

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Wer dies nicht schafft, ist dringend auf Hilfe angewiesen. Dauerhaft ausgeschlossen Die andere Hälfte der ausgesteuerten Personen bleibt auch nach der Aussteuerung dauerhaft vom Arbeitsmarkt ausgeschlossen, und knapp ein Drittel der ausgesteuerten Langzeitarbeitslosen bezieht Leistungen der Sozialhilfe. Die anderen leben vom Ersparten oder werden von ihren Lebenspartnern sowie den Eltern und Verwandten unterstützt. Wer als arbeitslose Person auf Sozialhilfe angewiesen ist, findet kaum noch einen Weg zurück in den Arbeitsmarkt. Viel wahrscheinlicher ist

Langzeitarb eitslos ist, w er mehr als ein Ja hr oh ne Erwerbsa rbeit durch die Arbeits losenversich er ung (A LV unterstützt ) w ird. Arbei ts lose können in der Regel 40 0 Taggeld er beziehen Dies entspri . cht einer Un te rstützungsdauer durch die ALV von rund eineinhalb Ja hren. In dieser Zei t werden die Arbeitslosen mit arbeitsm arktlichen Massnahmen zu einer rasc hen Reintegration in d en Arbeitsm arkt angehal ten. Wo die s ohne Erfo lg bleibt, folg t die Aussteuer ung. Wer älte r als 55 Jahre ist, kann mei stens 520 Tag ge lder beziehen, was ein em Versicher ungsschutz von zwei Ja h ren entsprich t. Der Bundesrat kann diesen für M en schen kurz vor dem Ren tenalter noch m al Taggelder ve s um 120 rlängern.

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es, dass diese Menschen über kurz oder lang eine Rente der Invalidenversicherung beziehen oder frühzeitig in Pension gehen. Trotzdem ist die Situation nicht völlig aussichtslos. Mit Integrationsprogrammen und Anstellungen bei Sozialfirmen wird die «employability» oder Beschäftigungsfähigkeit dieser Menschen gefördert und manche finden nach Jahren der Arbeitslosigkeit trotz aller Widrigkeiten wieder einen Job. Risikofaktor «Bildungsstand» Das Risiko, zu den Langzeitarbeitslosen zu gehören, ist nicht für alle Erwerbslosen gleich. Der stärkste Risikofaktor ist das Alter. Bei jungen Arbeitslosen liegt das Risiko unter zehn Prozent, bei den Vierzigjährigen trifft es bereits jede vierte arbeitslose Person, und bei den über Fünfzigjährigen gehört ein Drittel der Taggeldbeziehenden bei der Arbeitslosenversicherung zu den Langzeitarbeitslosen. Der zweite wichtige Risikofaktor ist der Bildungsstand. Wer wenig berufliche Qualifi kationen mitbringt, ist nicht nur häufiger arbeitslos, sondern auch stärker von Langzeitarbeitslosigkeit bedroht. Qualifizierung ins Zentrum rücken Wie kann das Risiko, langzeitarbeitslos zu werden, verringert werden? Der wichtigste Ansatzpunkt ist und bleibt die be-

rufliche Qualifi kation. Wer sich immer wieder weiterbilden und neue berufliche Fähigkeiten erwerben kann, trägt ein geringes Risiko, arbeitslos oder gar langzeitarbeitslos zu werden. Allerdings ist festzustellen, dass die berufliche Weiterbildung nach dem Motto «Wer hat, dem wird gegeben» funktioniert. Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer mit hohen Qualifi kationen werden weiter von den Betrieben gefördert, und diese sind es auch, die von sich aus sich weiter fortbilden. Aus dieser Beobachtung lässt sich eine klare Forderung an die Arbeitslosenversicherung und die Sozialhilfe ableiten: «Bildung geht vor Integration!» Bei Langzeitarbeitslosen darf nicht mehr die Reintegration in den Arbeitsmarkt im Vordergrund stehen, sondern die nachholende berufliche Qualifizierung, selbst in einem Alter von 40 oder 50 Jahren, muss ins Zentrum der Bemühungen rücken. Darüber hinaus braucht es Massnahmen, die älteren Erwerbstätigen zugutekommen, damit diese ihre Stelle nicht verlieren. Dazu gehören die Einrichtung von altersgerechten Arbeitsplätzen und eine Präventions- und Gesundheitsförderungspraxis in den Unternehmen, die dazu beitragen, dass Menschen bis zum Rentenalter ihren Beitrag zum betrieblichen Erfolg leisten können.

Links Äppli Daniel C.: Die Situation der Ausgesteuerten in der Schweiz. Vierte Studie im Auftrag der Arbeitslosenversicherung, Bern, 2006.

Breites Angebot bei den regionalen Caritas-Stellen Projekte für Langzeitarbeitslose sind bei den regionalen Caritas-Stellen weit verbreitet und entsprechend vielfältig. Ob Werkstätten oder Bauteilmärkte, Recyclingfirmen oder Brockenhäuser und Secondhand-Läden: Hier wird, oft mals im Leistungsauft rag, konkrete Integrationsund Bildungsarbeit geleistet. In Graubünden beispielsweise ist im dortigen CaritasCenter ein Wasch- und Bügelservice integriert, der auch Heimlieferungen vornimmt. In Luzern ist der städtische Veloparkdienst bei der Caritas angesiedelt. In Zürich werden Nähateliers betrieben. Caritas Aargau wiederum ist in der Trägerschaft einer Organisation zur Reintegration von Langzeitarbeitslosen. Die Caritas-Stellen im Jura und Thurgau betreiben eigene Sozialfirmen. Und bei Caritas Waadt gibt es ein spezifisches Programm für jugendliche Stellenlose.

Forderungen der Caritas 1. Die Bezugsdauer in der Arbeitslosenversicherung darf nicht gekürzt werden. Im Gegenteil: In Krisenzeiten ist sogar eine Verlängerung notwendig.

Volken Jeannine, Knöpfel Carlo: Armutsrisiko Nummer eins: geringe Bildung. Was wir über Armutskarrieren in der Schweiz wissen. Caritas-Verlag, Luzern, 2004. shop.caritas.ch

2. Die Arbeitslosenversicherung und die Sozialhilfe müssen sich bei Langzeitarbeitslosen neu orientieren. «Bildung geht vor Integration»: so muss das neue Motto lauten.

Für Zahlen zur Langzeitarbeitslosigkeit www.seco.admin.ch – Staatssekretariat für Wirtschaft (SECO) www.amosa.net/content-n16-sD.html – AMOSA – Arbeitsmarktbeobachtung Ostschweiz, Aargau und Zug

3. Für ältere Langzeitarbeitslose braucht es faire Wege in die Frühpensionierung. Eine Invalidisierung muss unbedingt vermieden werden.

Texte: Carlo Knöpfel, Adi Wismann; Illustration: Melk Thalmann

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Caritas Zürich

«Hier wurde ich als ganze Person wahrgenommen» Langzeitarbeitslosigkeit hat viele Gesichter und viele Ursachen. Für die Caritas Zürich ist sie ein Querschnittthema, das von den Caritas-Märkten über die KulturLegi bis zur Familienberatung die verschiedensten Bereiche und Projekte tangiert.

Frau M.* arbeitet in unserem Teillohnprojekt im Caritas-Markt Zürich-Oerlikon. Damit erhöht sie ihre Chancen auf dem Arbeitsmarkt.

Hinter Arbeitslosigkeit steht immer eine individuelle Geschichte, die Problematik ist vielschichtig. Caritas Zürich begegnet den Hilfesuchenden mit verschiedenen Angeboten, die in erster Linie Armut vermeiden und bekämpfen. Sie richten sich nicht ausschliesslich an Langzeitarbeitslose, sondern an alle Menschen, die mit einem knappen Budget leben müssen oder in Schulden geraten sind. Arbeitslosigkeit ist dabei ein wichtiger Risikofaktor. Frau B.* könnte man als typisches Beispiel bezeichnen, wenn es um das Thema

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Langzeitarbeitslosigkeit geht, gerade weil sie ganz atypisch ist und keinem Klischee entspricht. Offiziell gilt die Sechsunddreissigjährige, die so ernsthaft wie humorvoll und bisweilen mit Selbstironie aus ihrem Leben erzählt, nicht als langzeitarbeitslos, da sie bis im Frühjahr Krankentaggeld bezog. Dennoch steht sie seit über zwei Jahren nicht mehr im Arbeitsprozess. Ein Burnout machte es ihr unmöglich, zur Arbeit zurückzukehren, obschon sie es immer wieder versuchte. Gesundheitliche Probleme waren der Preis dafür. Sie begann Bewer-

bungen für andere Stellen zu schreiben. Nicht viele, doch an genau ausgesuchte Firmen und sorgfältig formuliert. Die Reaktionen darauf waren gut, sie wurde mehrfach zu Gesprächen eingeladen, musste jedoch feststellen, dass ihre Gesundheit es noch nicht zuliess, wieder eine Stelle anzunehmen. Seit diesem Frühjahr ist sie nun offiziell arbeitslos. Das brachte Probleme verschiedener Art mit sich. So stiess sie schliesslich auf das Beratungsangebot der Caritas Zürich.

*Zum Schutz der betroffenen Personen haben wir die Namen geändert.

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Langfristige Lösungen Es war nicht ihre erste Beratung, doch sagt sie: «Ich hatte vorher immer das Gefühl, ich muss mir für jedes einzelne Problem eine andere Anlaufstelle suchen. Bei der Caritas Zürich hat zum ersten Mal jemand meine ganze Situation angeschaut.» Das entspricht dem Ansatz der Caritas Zürich, langfristige Lösungen zu finden, also nicht nur Symptome zu beseitigen, sondern die Ressourcen der Personen zu stärken, die hier Rat suchen, damit sie ihr Leben wieder selber in die Hand nehmen können.

Den Menschen Werkzeuge in die Hand geben, damit sie ihr Leben selber in den Griff bekommen. So haben zwei Projekte das klare Ziel, die Integration in den Arbeitsmarkt zu erleichtern. Kurzfristige Ansätze wie reine Beschäftigungsprogramme gehören nicht dazu; es geht stets darum, die Chancen der Ratsuchenden zu erhöhen, sich wieder in den Arbeitsprozess einzugliedern. Die Mitarbeitenden der beiden Caritas-Märkte in Winterthur und Zürich-Oerlikon sind Teillohnangestellte oder Stellensuchende, die hier mehr als eine Beschäftigung finden: Das Arbeitszeugnis verbessert die Aussichten auf dem Stellenmarkt, die Verantwortung und das Akzeptiertsein im Betrieb stärken das Selbstvertrauen, das durch die lange Arbeitslosigkeit oft stark belastet wird. Das Integrationsprojekt URAT richtet sich an Frauen mit Migrationshintergrund. Manche Teilnehmerinnen sind arbeitslos, andere aus biografischen Gründen nie in den Arbeitsprozess eingestiegen. In den URAT-Flickstuben wird nicht nur geText: Senta van de Weetering; Bild: Silvia Voser

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flickt, sondern auch das Auftreten geübt, ein Netzwerk aufgebaut und Kontakte vermittelt, immer mit dem Ziel, den Migrantinnen grösstmögliche Selbständigkeit und Perspektiven auf dem Arbeitsmarkt zu geben.

suchenden angegangen, um eine möglichst langfristige Verbesserung zu erreichen. Haben sich Schulden angehäuft, so kommt die Schuldenberatung zum Zug. Dabei wird immer auch die Lebenssituation einbezogen, wie bei Frau B.

Angebote und Beratung bei finanziellen Problemen Langzeitarbeitslosigkeit geht fast immer einher mit existenziellen finanziellen Problemen. Hier setzt ein anderer Teil der Angebote an: Wo das Leben von Sozialhilfe finanziert werden muss, ist man auf günstige Einkaufsmöglichkeiten wie die Caritas-Märkte in Winterthur und Zürich-Oerlikon angewiesen. Die KulturLegi verbilligt für Menschen mit niedrigem Einkommen Aktivitäten in den Bereichen Kultur, Sport, Bildung und Gesundheit, damit sie nicht vom gesellschaftlichen Leben ausgeschlossen sind. Auch dieses Angebot nutzen zahlreiche Langzeitarbeitslose.

Positiv bleiben Frau B. will arbeiten – hier ist sie absolut typisch –, sie sucht eine Stelle im kaufmännischen Bereich, am liebsten eine, in der sie ihre Kenntnisse in Marketing und Werbung verwenden kann. Seit sie auf das Arbeitsamt geht, schreibt sie die verlangte Anzahl Bewerbungen pro Monat, doch stellt sie fest, dass durch die Menge die Qualität leidet und sie damit weniger Reaktionen erhält als vorher. Erschwert wird ihre Suche auch dadurch, dass ein Arbeitspensum von mehr als 30 Prozent für sie im Moment noch nicht drinliegt. Denn sie tut alles, was sie in Angriff nimmt, voll engagiert und hat erst langsam gelernt, ihre Grenzen rechtzeitig zu erkennen. Heute achtet sie deshalb besser als früher auf die Anzeichen und hat gelernt: die guten und die schlechten Tage kommen unberechenbar. Doch ist sie überzeugt: «Wenn man mit einer positiven Einstellung an die Dinge herangeht, dann trifft man auch Menschen, die einem weiterhelfen.»

Nachhaltige Verbesserung Wenn man knapp am Existenzminimum lebt und keine Sozialhilfe beanspruchen kann, wird jede zusätzliche Ausgabe zu einem Problem, sei es ein Zahnarztbesuch der Tochter oder ein Umzug. Da häufen sich dann Rechnungen an, die zurückzubezahlen ein Ding der Unmöglichkeit ist, wenn das Geld schon für die dringend benötigten Winterschuhe kaum reicht. Hier bietet die Familienberatung Hilfestellung für Familien an. Ziel ist es wiederum, den Menschen Werkzeuge in die Hand zu geben, um ihr Leben selber in den Griff zu bekommen. In Härtefällen kann die Caritas Zürich mit finanziellen Leistungen einspringen. Doch diese Art von kurzfristigen Lösungen ohne Nachhaltigkeit ist nicht das primäre Anliegen. Weiterführende Massnahmen werden zusammen mit den Hilfe-

Mehr erfahren Weitere Informationen zu allen unseren Projekten finden Sie unter: www.caritas-zuerich.ch/projekte Weitere Informationen zur Sozial­ und Schuldenberatung finden Sie unter: www.caritas-zuerich.ch/sozialberatung

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Caritas Zürich

Die Tradition der Fahrenden hat ihren Preis Die Kultur der Fahrenden bringt grosse Freiheit, schränkt in unserer Gesellschaft aber auch ein. Denn wer nicht sesshaft ist, ist für das Sozialsystem schwer fassbar. Caritas Zürich hilft bei Problemen.

Wenn wir von Fahrenden sprechen, meinen wir damit Schweizer Fahrende. Sie sind Schweizer Bürgerinnen und Bürger und Angehörige der jenischen Kultur, die ungefähr 30 000 Personen zählt. Die Wohnformen der Fahrenden sind verschieden. Viele leben dauernd sesshaft, nur etwa zwei- bis dreitausend ziehen ganzjährig umher. An-

Fahrende, die das traditionelle Handwerk ausüben, haben ein unregelmässiges Einkommen.

Schulden-Kurse im Auftrag des SAH Die Schuldenberaterinnen der Caritas Zürich führen immer wieder Kurse zum Thema «Schulden und Budget» durch, unter anderem einen Halbtageskurs für Stellensuchende im Auftrag des Schweizerischen Arbeiterhilfswerks (SAH). Die Kursteilnehmenden sind sehr heterogen: Neben Schweizern sind stets viele verschiedene Nationalitäten anwesend mit verschiedenen kulturellen Hintergründen. Unterschiedliche Sprachkenntnisse und Ausbildungen prägen die Gruppendynamik. Das Ziel der Kurse ist es, die Kursteilnehmenden für den bewussten Umgang mit Geld zu sensibilisieren. Das Schwergewicht liegt beim gemeinsamen Erstellen eines Budgets, denn ein Stellenverlust bedeu-

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tet immer auch eine finanzielle Einbusse. Und mit den kleineren Einnahmen gleiche oder gar wachsende Ausgaben begleichen zu müssen, ist für niemanden einfach. Dazu stellen sich Fragen wie: Welche Ausgabeposten können sich zu Schuldenfallen entwickeln? Wo kann ich welche Einsparungen vornehmen? Was passiert bei einer Betreibung, und was ist eine Lohnpfändung? Wohin kann ich mich bei finanziellen Schwierigkeiten wenden? Der Kurs der Caritas Zürich soll als Plattform dienen, sich über die eigenen Finanzen Gedanken zu machen, Fragen zu stellen und persönliche Erfahrungen einzubringen.

dere sind von Herbst bis Winter stationär und von Frühling bis Herbst auf der Reise. Ihre Arbeit üben sie in traditionellen Handwerken wie Messerschleifen und Hausieren aus, viele machen aber auch eine Berufslehre und arbeiten in Anstellungen oder führen eigene Unternehmen. Die Gründe, warum die Fahrenden zu Caritas Zürich kommen, sind oft Geldnöte. Ihr Einkommen ist unregelmässig, weil es davon abhängt, wie gut ihr Handwerk läuft. Die Existenzsicherung ist damit teilweise kaum gewährleistet. Wenn grössere Beträge fällig werden, wie zum Beispiel Versicherungen, oder wenn Anschaffungen und Reparaturen im Bereich von Wohnen und Arbeit nötig sind, reichen ihre Mittel oft nicht aus. Fahrende sind in unserem Sozialsystem benachteiligt, denn die soziale Sicherung ist auf Sesshaftigkeit und ein Anstellungsverhältnis ausgerichtet. Eine Wohnungsmiete wird zum Beispiel von der Invalidenversicherung angerechnet, das Wohnwagenleasing aber nicht. Kinderzulagen erhält man nur, wenn man angestellt ist. Und eine Krankentaggeldversicherung ist für Selbständigerwerbende sehr teuer. Der Fachbereich «Fahrende» ist ein Teil der Sozialberatung von Caritas Zürich. Wir haben damit die Möglichkeit, gut abgeklärte Härtefälle finanziell zu überbrücken und Notsituationen zu lindern. Dabei arbeiten wir mit Behörden und Institutionen der sozialen Sicherheit zusammen und helfen dadurch den Fahrenden, ihre Ansprüche geltend zu machen. Zurzeit evaluieren wir, ob bei den Fahrenden das Bedürfnis vorhanden ist nach einer anderen Form der Unterstützung. Denkbar sind zum Beispiel Angebote im Bereich der Bildung zur Verbesserung der Existenzsicherung.

www.caritas-zuerich.ch/schulden

Texte: Suzanne Schärli, Silvia Bruinink; Bild: Urs Siegenthaler

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Nachhaltigkeit bei sozialen Projekten Caritas Zürich überprüft die Projekte «mit mir» und «schulstart+» auf ihre soziale Nachhaltigkeit. Ein grosses Problem sozialer Projekte liegt darin, dass sie sich dem Vorwurf stellen müssen, ihre soziale Nachhaltigkeit, zum Beispiel die «verbesserte Integration», sei weder nachweisbar noch messbar. Darum hat Caritas Zürich in Zusammenarbeit mit Expertinnen der Hochschulen Luzern und Zürich ein Indikatorenraster entwickelt, das die sozial nachhaltige Wirkung messbar und statistisch erfassbar macht. Das Raster erfasst projektinterne Aspekte wie «Handlungs- und Entwicklungsspielräume von Kindern stärken» sowie externe Faktoren wie «Zielgruppe», «Zielsetzungen», «Netzwerke». Das Patenschaftsprojekt «mit mir» ermöglicht Kindern aus belasteten Familien unbeschwerte und anregende Freizeit mit einer freiwilligen Patin oder einem Paten. In der Evaluation sind wir Fragen nachgegangen wie: Kann das Projekt die Entwicklung von armutsbetroffenen Kindern fördern? Die Ergebnisse bestätigen: Die Handlungs- und Entwicklungsspielräume der Kinder werden positiv beeinflusst und protektive Faktoren werden gestärkt. Diese protektiven Faktoren wirken möglichen armutsbedingten Risikofaktoren entgegen. Die Patenschaften können durch ihr vielseitiges Angebot an Unterstützung und durch die direkte Beziehung zu den Kindern deren Lebenssituation verändern.

Texte: Christina Jetzer; Bild: Urs Siegenthaler

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Das Projekt «schulstart+» ist ein Frühförderungskonzept, welches Eltern mit Migrationshintergrund und ihre Kinder auf den Schuleintritt vorbereitet. In der Evaluation haben wir uns unter anderem gefragt: Wie können die Chancen von Migrantenkindern in der Schule verbessert werden?

Hier zeigt sich, dass die Kinder ihre späteren Chancen in der Schule und im Beruf erheblich verbessern, wenn sie möglichst frühzeitig gezielt gefördert werden. Der direkte Einbezug der Eltern ist für den Schulerfolg der Kinder daher zentral.

Wie lässt sich messen, ob «schulstart+» die Chancen der Kinder in der Schule verbessert?

Neue Trägerschaft für «mit mir» gesucht Die verschlechterte Wirtschaftslage trifft nicht nur Unternehmen und Private, sondern auch Hilfsorganisationen. So spürt Caritas Zürich den Druck in dem Moment, in dem der Bedarf an ihren Unterstützungsleistungen zunimmt. Der drohende Abbau von Reserven veranlasste Geschäftsleitung und Vorstand von Caritas Zürich, Sparmassnahmen zu ergreifen. Diese betreffen alle Bereiche und Stufen und sollen die Existenz der Organisation mittel­ und langfristig sichern. Das hat auch Auswirkungen auf das Angebot von Caritas Zürich: Das Projekt «mit mir» kann nicht weitergeführt werden. Dieser Entscheid fiel schwer, wie Direktor Max Elmiger ausführt: «Wir sind von der Wirkung von ‹mit mir› überzeugt, müssen

uns aber auf Projekte konzentrieren, die entweder direkter die Armut verhindern oder bekämpfen oder die Arbeitsplätze im zweiten Arbeitsmarkt anbieten. Für das Patenschaftsprojekt suchen wir deshalb eine geeignete neue Trägerschaft.» Sollte das nicht gelingen, sieht sich Caritas Zürich gezwungen, das Projekt auf Herbst 2010 einzustellen. Mit Hilfe der Evaluationsergebnisse (s. Hauptbeitrag) werden sich Interessenten für die Übernahme der Trägerschaft ein fundiertes Bild von der Wirkung des Projekts machen können. Ihre Hinweise zu möglichen neuen Trägerschaften nehmen wir gerne entgegen. Schreiben Sie uns bitte an mitmir@caritas-zuerich.ch. Herzlichen Dank.

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«Kleider sind ein Statement» Patrick Rohr, Fernsehmoderator, Kommunikationsberater und Buchautor, hat sich in unserem Secondhand-Laden an der Josefstrasse 130 in Zürich neu eingekleidet. Und war überrascht vom vielfältigen Angebot. «Man fühlt sich hier nicht wie in einem Secondhand-Laden, eher wie in einer Boutique mit witzigen, modischen Sachen», meint der ehemalige «Quer»-Moderator. Er ist am liebsten mit Hemd, Jeans und schönen Schuhen unterwegs, privat wie auch im Beruf. Kleider sind für Patrick Rohr stets ein Statement, denn sie sagen viel über die Persönlichkeit des Trägers aus – für den Betrachter können sie sogar die Persönlichkeit überhaupt ausmachen. Die Kleider, die er nicht mehr trägt, bringt er in unsere Secondhand-Läden.

Nicht immer sind die Kleider, die wir erhalten, so schön wie diejenigen von Patrick Rohr. Der Hauptteil ist abgetragen, ungewaschen und defekt. Um dieses Problem zu entschärfen, eröffnen wir an der Asylstrasse im Zürcher Kreis 7 einen neuen Laden – den ersten diesseits der Limmat. Hier kann unsere Kundschaft ihre gebrauchten Kleidungsstücke persönlich abgeben. Das entspricht einem Bedürfnis, denn viele haben einen engen Bezug zu ihren Kleidern und wollen sie weder in einen Sack stecken noch kommentarlos und anonym irgendwo

einwerfen. Gefragt ist Zeit für Gespräche, und diese haben die Angestellten im neuen Laden. Caritas Zürich betreibt mittlerweile acht Secondhand-Läden in Zürich, Winterthur und Uster. Sie leben von Kleiderspenden aus Privathaushalten oder Boutiquen. Der Verkaufserlös kommt unseren Projekten zugute. Unsere Standorte im Kanton Zürich, die Öff nungszeiten sowie weitere Bilder finden Sie auf der Webseite. www.caritas-zuerich.ch/secondhand

Ihre Frage an uns An dieser Stelle beantworten wir die Fragen der Leserinnen und Leser zu unserer Organisation und unserer Arbeit. Gabi S. aus Bauma möchte von uns wissen: «Wieso bietet die Caritas Zürich ihre Beratungen und Projekte nicht auch im Tösstal an?» Caritas Zürich unterstützt armutsbetroffene Familien im ganzen Kanton Zürich. Die Zürcher Gemeinden weisen jedoch einen unterschiedlichen Bedarf an unseren Projekten und Dienstleistungen auf. Bereits heute sind wir mit unseren Angeboten teilweise ausserhalb der grossen Zentren Zürich und Winterthur anwesend. Es ist aber aus Ressourcengründen nicht möglich, in jeder Region und allen Gemeinden aktiv zu sein. Kürzlich haben wir unsere Präsenz

im Kanton analysiert. Kriterien wie Sozialhilfe- und Armutsquote, Altersstruktur, ausländische Wohnbevölkerung, bereits bestehende Hilfeleistungsangebote und Bedarf an unseren Leistungen halfen uns dabei. Wir kamen zum Schluss, dass wir uns nebst den Städten Zürich und Winterthur auf folgende Regionen neu oder verstärkt ausrichten wollen: Zuerst werden wir Wetzikon und Bülach stärken, danach Affoltern am Albis und Dietikon neu aufbauen. In zweiter Priorität werden wir verstärkt in Effretikon und neu in Regensdorf tätig sein. Die hilfesuchenden Personen im Tösstal können schwierig über einen Ort bedient werden. Das untere Tösstal möchten

Text: Ariel Leuenberger, Christina Jetzer; Bild: Roth und Schmid Fotografie

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wir deshalb über unsere Dienstleistungen in Winterthur ansprechen, das obere über Wetzikon und Pfäffi kon. Ab dem Herbst 2009 sind wir mit unserem neuen Projekt «Caritas-Mobil» an den neuen Orten temporär anwesend. Als Erstes in Wetzikon im November 2009 (Start am Samstag, 7. November 2009). Sollte sich während der zweijährigen Projektdauer zeigen, dass ein Standort zum Beispiel in Bauma oder Rüti sinnvoll wäre, können wir dies «mobil» prüfen. www.caritas-zuerich.ch/standorte

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Caritas Zürich

Nadel, Faden, Wörterbuch Unsere Flickstuben bieten Migrantinnen mehr als eine Arbeitsstelle: Hier werden Selbstvertrauen, Deutschkenntnisse und der Kontakt mit der lokalen Bevölkerung vermittelt. Das hilft den Näherinnen nicht nur im Alltag, sondern auch bei der Stellensuche.

Angeleitet durch freiwillige Leiterinnen nähen Migrantinnen in den Flickstuben von URAT. Hier kann man sich Kleider flicken und ändern lassen.

In den Flickstuben unseres Integrationsprojektes URAT bieten wir Migrantinnen eine Arbeitsmöglichkeit und unterstützen ihre Integration. Freiwillige betreuen die Näherinnen und organisieren den Betrieb. Mehr als eine Arbeitsmöglichkeit Die freiwillige Flickstubenleiterin Anne Duttweiler fasst zusammen: «Die Flickstube ist viel mehr als eine Arbeitsmöglichkeit. Viele Migrantinnen kommen konkret in Kontakt mit unserer Mentalität, lernen uns zu verstehen und können praktische Fragen zu ihrem Alltag stellen.» So werden zum Beispiel Bewerbungsunterlagen angeschaut oder Fragen zur Gesundheit besprochen. Der Austausch unter den Migrantinnen ist dabei ebenso wichtig wie die Tipps der Flickstubenleiterinnen. Die Leiterinnen lernen vieles über die Kulturen ihrer Näherinnen. Dabei hilft ih-

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nen eine Kulturvermittlerin, die regelmässig anwesend ist. Als Vertrauensperson fördert sie das gegenseitige Verständnis und die Wertschätzung. Selbstvertrauen aufbauen Die Erfahrungen aus den Flickstuben helfen denn auch bei der Stellensuche, da die Näherinnen hier ein grösseres Selbstvertrauen aufbauen. Sie können eine erste Arbeitsreferenz vorweisen und sprechen besser Deutsch. Eine Näherin erzählt: «Ich hatte vor einem Jahr ein Vorstellungsgespräch und wusste nicht, wie ich mich verhalten soll. In der Flickstube habe ich nun vieles gelernt. Heute würde ich dieses Vorstellungsgespräch ganz anders angehen und die Stelle sicher erhalten.» Wir betreiben vier Flickstuben in Bülach, Winterthur, Zürich-Affoltern und Zürich-Seebach. Wenn Sie Ihre geliebten Kleider flicken oder ändern lassen möch-

ten, so kommen Sie vorbei. Die Öffnungszeiten und weitere Informationen finden Sie auf unserer Webseite. www.caritas-zuerich.ch/urat

Helfen Sie mit! URAT betreibt 4 Flickstuben, 4 Frauentreffs, 10 Deutschkurse und zahlreiche Familienbegleitungen im ganzen Kanton Zürich. Über 70 Freiwillige unterstützen uns dabei. Helfen Sie mit, dieses einmalige Projekt auch in Zukunft zu erhalten. Engagieren Sie sich freiwillig oder unterstützen Sie die Flickstuben von URAT mit dem beiliegenden Einzahlungsschein. Herzlichen Dank! PC 80-12569-0

Text: Ariel Leuenbegrer; Bild: Urs Siegenthaler

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«Komm, packen wir’s an» Als freiwillige Aufgabenhilfe unterstützt Bea Gridazzi zwei Migrantenkinder bei den Hausaufgaben und vermittelt ihnen ein Gefühl für unsere Sprache. Sie erzählt, wie sie dieses vielseitige Engagement erlebt. triert ihre Aufgaben. Ich habe den beiden von Anfang an klargemacht, dass wir zusammen lernen und leider nicht spielen können. Harmonische Familie Es fällt mir auf, wie freundlich, wohlerzogen und zuverlässig die Kinder sind. Es ist ja oft viel los in der Wohnung bei dieser grossen Familie. Sie entschuldigen sich höflich für jede Störung und sagen es zuverlässig weiter, wenn ich mal einen Termin verschieben muss und die Mutter nicht erreiche. Die ganze Familie wirkt auf mich sehr harmonisch.

Freiwillige lernen mit Migrantinkindern unsere Sprache und helfen bei den Hausaufgaben.*

Seit einem Jahr helfe ich zwei Kindern beim Deutschlernen. Einem Mädchen und einem Jungen, sie sind in der vierten und fünften Klasse. Ihre Familie stammt aus Somalia, ist aber schon seit ungefähr 15 Jahren in der Schweiz. Der Vater arbeitet in einem Altersheim und die Mutter ist Teilzeit beschäftigt. Sie haben sieben Kinder, die sie durchbringen müssen. Gute Ausbildung für die Kinder Ich fahre einmal pro Woche zu ihnen nach Hause, wo ich eine gute Stunde mit «meinen» zwei Kindern Hausaufgaben mache, übe oder lese. Die Eltern können das nicht übernehmen, weil sie selbst zu wenig gut Deutsch können und wenig Zeit haben. Aber sie tun alles, damit ihre Kinder eine gute Ausbildung erhalten. Der Junge ist eher ernst. Wenn seine Freunde und Geschwister draussen spielen, will er das Fenster schliessen, damit er sich besser konzen-

trieren kann. Ich sage ihm jeweils: «Komm, packen wir’s an, in einer Stunde bist du auch wieder draussen zum Spielen.» Er hat Mühe beim Lesen, weil er noch zu wenig Bezug zur Sprache hat. Den versuche ich ihm zu vermitteln. Ich denke, er hat schon Fortschritte gemacht. Aber die Kinder haben einiges auf dem Buckel: Sie müssen neben der Schule Arabisch lernen, haben Musik- und Religionsunterricht und passen auf die kleinen Geschwister auf. Konzentriert Aufgaben machen Das Mädchen ist sehr aufgeweckt und fröhlich. Wir lachen oft zusammen. Manchmal bringt sie Spiele mit, die sie in meiner Stunde spielen möchte. Ich lasse mir die Spiele jeweils erklären, meistens sage ich aber: «Das kannst du mit deinen Geschwistern und Freunden spielen. Ich bin hier, um euch was zu lehren.» Dann lacht sie verschmitzt und macht wieder konzen-

*Zum Schutz der betroffenen Personen haben wir ein Bild anderer Personen verwendet. Text: Ariel Leuenberger; Bild: Urs Siegenthaler

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Spielerisch lernen Das Engagement bei der Caritas Zürich mache ich, weil ich gerne mit Kindern zu tun habe. Es macht mir Spass, mit den Kindern Deutsch zu lernen. Ab und zu geh ich ins Brocki oder in die Buchhandlung und kaufe Bücher zum Lernen und Lesen für die zwei. So versuche ich auf spielerische Art, ihnen ein Gefühl für unsere Sprache zu vermitteln. Die Kinder machen das gerne und die Eltern sind sehr froh um die Unterstützung, denn sie können sich keine Nachhilfestunden leisten.

Engagieren Sie sich! Möchten Sie sich auch als freiwillige Aufgabenhilfe engagieren? Melden Sie sich bei Dejan Mikic, Sozialarbeiter der Sozial­ und Schuldenberatung: Telefon 044 366 68 68 d.mikic@caritas­zuerich.ch

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Persönlich

Eveline Hasler Beruf Schriftstellerin von historischen

Romanen, Gedichten und Geschichten Beispiele: «Der Zeitreisende» (über Henry Dunant), «Stein bedeutet Liebe» Freizeit immer eine freiwillig engagierte

Zeit

Ziele im Leben der Weg ist wichtiger als

das Ziel

Motto «Le chemin se déblaiera en mar-

chant. Mais il faut marcher.» (Henry Dunant) Übersetzt: «Der Weg entrümpelt sich im Gehen, aber man muss gehen.»

«Die Würde des Menschen muss wieder im Zentrum stehen.» Schriftstellerin Eveline Hasler gibt in ihren Büchern Randständigen und Wehrlosen eine Stimme. Für Caritas beantwortet sie zehn Fragen.

Was würden Ihre Nachbarn über Sie sagen? Ach, sie ist oft in ihrer eigenen

Welche Erfahrung hat Ihr Leben geprägt? Das Weiche ist auf die Dauer stär-

Was macht Sie glücklich? Die Sonne

Auf welche Bequemlichkeit können Sie nicht verzichten? Auf das General-

Welt! Halt eine Schriftstellerin! Aber unsere Katze wird sie trotzdem am Wochenende füttern.

über dem Lago Maggiore. Ein Steintisch mit einem leeren Blatt. Ein gelungener Satz. Gute Gespräche bei einem Glas Wein. Lachende Augen, glückliche Menschen. Was sollte sich in unserer Gesellschaft ändern? Die Würde des Menschen muss

wieder im Zentrum stehen. Dazu gehört der respektvolle Umgang mit der Natur.

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ker als das Harte, Wasser bearbeitet den Stein.

abo der SBB.

Wofür lohnt es sich, zu streiten? Rand-

ständigen und Wehrlosen möchte ich in meinen Büchern eine Stimme geben. Was ist Ihre grösste Angst? Ängstlich

Die bedeutendste Person der Menschheitsgeschichte? Superlative gehören in

die Illustrierten – die bedeutendsten Menschen sind jene, die ohne Aufhebens mutig das Notwendige tun.

Woher stammen Ihre Werte? Angelerntes verblasst. Es ist gut, immer wieder den Ort aufzusuchen, wo die innere Stimme spricht. Was gibt Ihnen Kraft? Gottvertrauen

und Lebensfreude.

und mutlos zu werden gegenüber einer Welt voller Profitdenken und Gewalt.

Bild: zvg

Collage rechts: Martin Blaser

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Armut bedeutet Ausgrenzung Das trifft Kinder besonders hart. Wer in Armut aufw채chst, wird mit grosser Wahrscheinlichkeit sp채ter selber arm sein. In der Schweiz sind Alleinerziehende und deren Kinder am h채ufigsten von Armut betroffen.

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Caritas-Netz

Reden über das Sterben bereichert das Leben In Würde sterben – was heisst das für mich? Hermann Michel, 72, ging dieser Frage nach. Nach intensiven Gesprächen mit den Angehörigen hielt er seine Wünsche in der Patientenverfügung der Caritas fest. Nun kann er sich wieder voll und ganz dem Leben zuwenden.

In der Patientenverfügung hat Hermann Michel alle Fragen rund um Krankheit und Tod festgehalten.

Ein Haus am Dorfrand, weidende Kühe auf der Wiese nebenan, auf dem Stubentisch ein Strauss roter Rosen. Hermann Michel – aufrechte Haltung, sonnengebräuntes Gesicht, direkter Blick – holt die Notizen hervor, die er sich zur Vorbereitung aufs Gespräch gemacht hat. Dass er mit fünfzig Jahren in den Badeferien am Mittelmeer noch den Surfsport für sich entdeckt hat, glaubt man ihm sofort. «Ich habe noch nie gesundheitliche Probleme gehabt», sagt der 72-Jährige. Die Auseinandersetzung mit dem Tod habe er lange vor sich hergeschoben. «Sie hat mir Angst gemacht. Aber eines Tages beginnt das Thema altersbedingt aktuell zu werden, ob man will oder nicht. Ich realisierte, dass ich mich nicht länger davor drücken kann.» Ein intensiver Klärungsprozess Als Hermann Michel im Frühling dieses Jahres las, dass in seiner Region ein Informationsabend zur Patientenverfügung der Caritas veranstaltet wurde, entschloss er sich, daran teilzunehmen. «Ich wollte herausfinden, ob diese Verfügung mit mei-

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nen Vorstellungen übereinstimmt oder ob ich selber etwas zusammenstellen muss.» Die Sache mit der Patientenverfügung war für Hermann Michel der letzte Schritt in einem intensiven Klärungsprozess: Er führte bereits seit einiger Zeit ausführliche Gespräche mit den Menschen, die ihm nahestehen, mit den Geschwistern, mit den Söhnen, mit der Lebenspartnerin – Gespräche über die letzten Dinge. Denn auch wenn er trocken sagt: «Es sind bisher noch alle gestorben, also wird der Michel das auch können», so ist es für ihn doch sehr beruhigend, zu wissen, dass er alle Fragen, die sich ihm rund um Krankheit, Sterben und Tod stellten – vom Testament über Organspenden bis zur Frage, was mit seiner Asche geschehen solle –, mit den Angehörigen besprechen konnte und dass diese in seinem Sinne handeln werden, wenn es einmal mit ihm so weit ist. Zudem hat das Reden übers Sterben ihm ganz viel fürs Leben geschenkt: «Die Beziehung zu meinen Nächsten hat sich weiter vertieft und ist nochmals reicher geworden.»

Der Wunsch: kein langes Leiden Hermann Michel lebt gerne und will, wie er lächelnd sagt, «schon noch ein bisschen älter werden». Wenn er krank wird, soll selbstverständlich alles gemacht werden, damit es ihm wieder besser geht. Aber was, wenn ihm ein «dauerndes Siechtum» bevorsteht, wie er das nennt, wenn er zum Beispiel eine irreparable Schädigung des Gehirns hat? Dann möchte Hermann Michel, dass die Ärzte zwar seine Schmerzen, sein Leiden mit den ihnen zur Verfügung stehenden Mitteln lindern, aber von lebensverlängernden Massnahmen absehen. Auch wenn er selber zu krank ist, um dies so artikulieren zu können. «Die Vorstellung, als lebende Leiche in einem Krankenhausbett zu liegen, an unzählige Schläuche angeschlossen, ohne mich verständigen zu können, dünkt mich schrecklich.» Patientenverfügung als Sicherheitsventil Die Patientenverfügung der Caritas hat Hermann Michel überzeugt. Er hat sie ausgefüllt. Drei seiner Angehörigen erhalten je eine Kopie davon. «Denn wenn ich sie einfach irgendwo verstaue und niemand davon Kenntnis hat, nützt sie mir im Bedarfsfall ja nichts.» Die Verfügung habe für ihn die Funktion eines Sicherheitsventils, sagt er. Nun könne er sich wieder mit Freude dem Leben zuwenden, im Wissen, «dass ich später einmal auch dann ernst genommen werde, wenn ich mich nicht mehr ausdrücken kann».

Patientenverfügung Weitere Informationen zu unserer Patientenverfügung erhalten Sie im Internet unter www.caritas.ch oder direkt bei Theresia Weber, Tel.: 044 366 68 68, E­Mail: t.weber@caritas­zuerich.ch

Text: Ursula Binggeli; Bild: Thomas Michel

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Am 19. Dezember 2009 leuchtet die Schweiz

Bei den Kundinnen

Mit der Aktion «Eine Million Sterne» setzt Caritas im Dezember ein starkes Zeichen für eine solidarische Schweiz.

Das Caritas-Markt-Mobil bringt günstige Lebensmittel direkt zur Kundschaft. In Weinfelden TG wird seit sechs Jahren ein Caritas-Markt in ländlichem Gebiet geführt. Für viele einkaufsberechtigte Kundinnen und Kunden ist der weite Weg oft mals ein Hindernis, dieses Angebot regelmässig zu nutzen. Mit einem fahrenden Verkaufslokal, dem Caritas-Markt-Mobil, werden ab Herbst 2009 in einer ersten Phase fünf grössere Orte im Kanton angefahren.

Bereits zum fünften Mal führt Caritas am kommenden 19. Dezember die Aktion «Eine Million Sterne» durch. Und immer mehr Schweizerinnen und Schweizer nehmen daran teil. An über 150 Orten bringen unzählige Freiwillige die Schweiz zum Leuchten. Gross und Klein erfreut sich am Kerzenmeer, das sich über unser Land ausbreitet. Machen Sie mit! Jedes einzelne Licht der Aktion «Eine Million Sterne» ist ein Bekenntnis für eine Schweiz, die Schwache stützt und in Not Geratenen hilft. Besuchen Sie am 19. Dezember 2009 eine Beleuchtung in Ihrer Region und drücken Sie Ihre Solidarität aus, indem Sie ein Windlicht aufstellen und eine Kerze anzünden!

Die neuen Caritas-Windlichter sind aus Glas und können mit einer persönlich gestalteten Banderole dekoriert werden. Banderolen erhalten Sie vor Ort oder bei info@caritas.ch. Informationen über die Aktionsorte und Bestellung der Glassterne finden Sie unter www.caritas.ch/einemillionsterne. Texte: Adrian Wismann; Bilder: zvg

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Konkrete Hilfe ermöglichen Oder helfen Sie bereits im Vorfeld und kaufen Sie einen Kerzenhalter für zuhause. Diese dekorativen Glassterne sind ab diesem November im Handel oder direkt bei Caritas erhältlich.

Dank der günstigen Beschaff ung eines ehemaligen «Milch-Express» kann die lang gehegte Idee eines fahrenden Caritas-Markts umgesetzt werden. Dieser ist ausgerüstet mit Regalen und einer Kühlanlage und kann mit einem PW-Ausweis gefahren werden. Das Caritas-MarktMobil wird durch den Caritas-Markt Weinfelden, beziehungsweise durch das «ESRA»-Arbeitsintegrationsprogramm betrieben. Als Fahrer werden Freiwillige aus einem Freiwilligenpool eingesetzt.

Der Erlös aus dem Verkauf der Kerzenhalter kommt je zur Hälfte einem Wasserprojekt in Äthiopien und den Caritas-Märkten in der Schweiz zugute.

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Hinweise

Gutes tun – auch nach dem Tod Hinterlassen Sie etwas, das über Ihr Leben hinaus Bestand hat. Die Armut der Eltern vererbt sich in den meisten Fällen an die Kinder weiter. Verhindern Sie dies und berücksichtigen Sie Caritas Zürich mit einem Legat oder einer Schenkung. Denn Kinder tragen unser Erbe weiter, auch wenn wir einmal nicht mehr sind. Ein Legat an Caritas Zürich sichert einen wichtigen Teil der Finanzierung unserer Projekte. Es kann die Lebensperspektive einer von Armut betroffenen Familie grundlegend verändern und hilft so, über das Leben hinaus Gutes zu tun. Bestimmen Sie noch zu Lebzeiten selber, wem Ihr Vermächtnis zugutekommt. Nur so können Sie sicher sein, dass Ihr Geld im gewünschten Sinne eingesetzt wird. Beim Regeln des Nachlasses steht Ihnen der ehemalige Direktor der Caritas Zürich, Herr Guido Biberstein, gerne zur Verfügung. Kompetent und diskret beantwortet er Ihre Fragen und unterstützt Sie beim Aufsetzen Ihres Testaments. Guido Biberstein Ehem. Direktor Caritas Zürich Telefon 044 713 27 56 g.biberstein@bluewin.ch

Die St. Nikolausgesellschaft der Stadt Zürich unterstützt Caritas Zürich Die soziale Institution St. Nikolausgesellschaft der Stadt Zürich lässt einen allfälligen Gewinn aus Chlausbesuchen, Beiträge von Gönnern und Sponsoren sozial benachteiligten Familien zugutekommen. Dieses Jahr unterstützt sie mit 15 000 Franken das Projekt «Eineltern-Familienferien» der Caritas Zürich. An dieser Stelle ein herzliches Dankeschön für die grosszügige Unterstützung. Besuchen Sie unsere Website www.caritas-zuerich.ch/ familienferien. Ab dem 2. November 2009 nimmt die St. Nikolausgesellschaft der Stadt Zürich wieder Bestellungen für den Samichlausbesuch bei Ihnen zuhause an: Telefon 044 454 70 00.

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Veranstaltungen 5. Zürcher Armutsforum

«Eine Million Sterne»

Das Zürcher Armutsforum findet bereits zum 5. Mal statt. Unter dem Titel «Armutsbekämpfung im Kanton Zürich: Versagt die Politik?» untersucht die Caritas Zürich die Armutspolitik der letzten Jahre und diskutiert mögliche Zukunftsperspektiven. Donnerstag, 29. Oktober 2009, 9 Uhr, Technopark Zürich. Anmeldung online unter www.caritas-zuerich.ch/armutsforum

Ein Licht anzünden – ein Zeichen setzen. Unter diesem Motto organisiert Caritas jeweils im Dezember die Aktion «Eine Million Sterne». Überall in der Schweiz werden öffentliche Plätze, Treppen, Brücken etc. mit Kerzen illuminiert. Ziel der Aktion ist es, ein Zeichen für die Solidarität und damit gegen die zunehmende Individualisierung der Gesellschaft zu setzen. Für den Standort Zürich suchen wir Freiwillige, die uns dabei helfen, die Illuminationen Wirklichkeit werden zu lassen. Interessierte melden sich bitte bei Sima Mangtshang, s.mangtshang@caritas-zuerich.ch, Telefon 044 366 68 41. Samstag, 19. Dezember 2009, 16.00 Uhr bis ca. 20.30 Uhr, Hechtplatz Zürich und in der ganzen Schweiz www.caritas-zuerich.ch/ems

Caritas in Wetzikon Im Rahmen des neuen Projektes «Caritas­Mobil» kommt Caritas Zürich Anfang November 2009 mit einer Reihe von Aktivitäten nach Wetzikon, um ihre Dienstleistungen im Zürcher Oberland bekannt zu machen. So werden unter anderem die neuen KulturLegi­Partner aus Wetzikon vorgestellt und zwei «schulstart+»-Kurse durchgeführt. Weitere Informationen und die genauen Daten online auf www.caritas-zuerich.ch/events

Forum 2010 Arme reiche Schweiz Die sozialpolitische Tagung der Caritas. Das Caritas­Forum 2010 zieht Bilanz zur Armutssituation in der ganzen Schweiz und thematisiert verschiedene Facetten der Armut, sodass diese ein Gesicht erhält. Im Zentrum steht die Frage, wie Armut vermieden werden soll. Freitag, 15. Januar 2010, KulturCasino Bern. Anmeldung und Detailprogramm: www.caritas.ch

Jubiläum 3 Jahre Caritas-Markt Oerlikon Der Caritas­Markt Oerlikon feiert sein 3-Jahre-Jubiläum und lädt zum Tag der offenen Tür ein. Festprogramm und Attraktionen für Gross und Klein warten auf Sie. Samstag, 24. Oktober 2009, 10–16 Uhr, Caritas-Markt Oerlikon, Schwamendingenstrasse 41, 8050 Zürich www.caritas-zuerich.ch/markt

Grundkurs zur Sterbebegleitung Grundkurs für alle, die sich mit dem Thema «Sterben und Trauern» auseinandersetzen möchten oder jemanden in der letzten Lebensphase begleiten. Kurs 1, 30. November 2009 bis 15. Februar 2010 Kurs 2, 6. März bis 25. Mai 2010 www.caritas-zuerich.ch/kurse

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Gedankenstrich

Charles Clerc

Charles Clerc, ehemaliger Redaktor und Moderator Tagesschau 16 Jahre war Charles Clerc als Redaktor und Moderator der Tagesschau beim Schweizer Fernsehen tätig. Sein Markenzeichen war jeweils sein Schlusssatz «Und zum Schluss noch dies ...».

Arbeits-Los Die Konjunktur sei schuld, die schlappe, die uns allen in jüngster Zeit das Portemonnaie leert und an den Nerven zehrt. Die Ökonomen sagen es unmissverständlich: Während einer Rezession sei es noch schwieriger, eine neue Stelle zu finden, die Aussicht für Langzeitarbeitslose noch trüber als sonst. Das ist einleuchtend – wenn es weniger zu tun gibt, gibt es weniger Arbeit. Was zur Frage verleitet, ob denn nicht die, die uns die Konjunktur verdorben, uns die Arbeit direkt oder indirekt genommen und daran noch verdient haben, etwas dazu beitragen könnten, die Misere zu mildern. Das ist natürlich naiv. Aber fragen darf man ja mal ... Der Bund hat 250 Millionen Franken freigegeben, um befristete Stellen im Tourismus und in der Krankenpflege zu schaffen, die Langzeitarbeitslose besetzen könnten. Das ist natürlich eine schöne Summe, aber sie kann auf Dauer nicht die Lösung des ganzen Problems sein, denn die Konjunktur ist zwar auch, aber halt nicht allein schuld. Schliesslich gab es schon Langzeitarbeitslose genug, bevor sie schlapp machte.

Illustration: Melk Thalmann; Bild: zvg

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Just hier hakt Walter Schmid ein – er ist Präsident der Schweizerischen Sozialhilfe. Er stellt keine naiven Fragen (siehe oben), sondern fordert Taten. Da die Langzeitarbeitslosigkeit, überlegt er, mannigfache Ursachen hat (Arbeitsmarkt, Alter, Qualifi kation, Gesundheit usw. usf.) und das Risiko, in sie zu fallen, letztlich alle Arbeitnehmenden bedrohen kann, wäre es doch sinnvoll, dieses Risiko durch eine eigene Versicherung abzudecken. Für eine solche Versicherung kämen nach Schmid in der Schweiz etwa 50 000 bis 100 000 Menschen in Frage. Das kostet selbstverständlich. Aber eine solche Versicherung könnte die allgemeine Arbeitslosenversicherung (ALV), aber auch IV und Sozialhilfe entlasten. Darüber könnte man ja mal nachdenken. Das Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco), das für die ALV zuständig ist und in der Sache ein gewichtiges Wort mitzureden hat, will sich bis jetzt nicht äussern. Vielleicht denkt es nach.

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Bereits zum fünften Mal führt Caritas am kommenden 19. Dezember die Aktion «Eine Million Sterne» durch. An über 150 Orten wird die Schweiz im Zeichen der Solidarität leuchten. Gross und Klein erfreut sich am Kerzenmeer, das sich dann über unser Land ausbreitet und zum Ausdruck bringt, wie wichtig Mitmenschlichkeit und gegenseitiger Respekt für das Miteinander sind. Wir laden Sie herzlich ein. Weitere Informationen unter: www.caritas.ch/einemillionsterne

Eine Million Sterne Un million d’étoiles Un milione di stelle

19. Dezember 2009

Zürich und Region Alle Veranstaltungsorte finden Sie unter: www.caritas-zuerich.ch CAZH.indb 24 Inserat_EMS_2009_Nachbarn_CaZH.indd 1

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