KULT[T]U[U]R[I] project „cultureXchange“ 2007 / 2008 University of Art and Design Helsinki - Finland Hochschule Niederrhein Krefeld - Faculty of Design - Germany
Tradition & Innovation Ist das konkrete Thema zu diesem Kulturaustausch Eine ergebnisorientierte Fragestellung zu entwickeln unsere Aufgabe
Das konkrete Thema dieses „cultureXchanges“ hieß „Tradition & Innovation“ und ließ uns Studenten viel Raum für verschiedenste Ansatzpunkte. Es war das erste Mal, dass wir uns mit einer derart weitgefassten Thematik auseinandersetzen und daraus selbst ein Briefing entwickeln durften. Das Ergebnis dieses Kulturaustausches wurde im Rahmen des alljährlichen niederrheinischen Pottbäckermarktes präsentiert.
Kick - off Helsinki 5 Tage in Helsinki mit den finnischen Teampartnern Zeit für Diskussionen und Recherche
Während der fünf Tage in Helsinki befassten meine Teampartner Laura Itkonen, Anna Palomaa, Verena Stieger und ich uns mit der Frage, was für uns und einerseits Tradition und andererseits Innovation bedeutet. Jeweils auch im Hinblick auf das eigene Land. Wir diskutierten über verschiedene Ansichten und verglichen die beiden Länder im Hinblick auf ihre Herangehensweise an Designaufgaben. Bei einer Stadttour wurden die unterschiedlichen Arbeitsweisen mehr als deutlich. Während in Deutschland, konkret in unserem Studienschwerpunkt, sehr auf Perfektion und Genauigkeit wertgelegt wird, werden in Finland viel mehr die nicht immer gewünschten Materialeigenschaften in die Gestaltung des Produktes mit einbezogen. Anstatt sie zu leugnen werden sie in die Komposition mit einbezogen und vermitteln Selbstverständlichkeit und Stimmigkeit.
Es entsteht eine klare und einfache Formensprache, bei der scheinbare Makel einen wichtigen Beitrag leisten. Meist steht die Form im Vordergrund, Dekore sind sehr dezent und spielen eine untergeordnete Rolle. Die Produkte sind oft Kombination aus Funktionalismus und Handarbeit und vermitteln eine starke Emotionalität. Es war faszinierend zu sehen, wie unterschiedlich wir an die Materialien herantreten.
Konzept „Emotional Safety“ Wie wir aus der Recherche eine Aufgabe entwickeln
Bei unseren Diskussionen kamen wir bald zu dem Schluss, dass Innovation nur in Zusammenhang mit Tradition entstehen kann. Um neue Lösungen zu entwickeln, muss man die Vergangenheit und die Geschichte reflektieren, Dinge in einen anderen Kontext setzen, ihre Bedeutung oder Funktion verändern und somit neue Blickwinkel aufzeigen. Welche Fehler wurden gemacht und welche Chancen wurden ungenutzt gelassen? Jedes Jahrhundert hat seine eigene Sicht auf die Dinge. Traditionen sind Riten die uns daran erinnern, wo wir herkommen. Sie sind immer wiederkehrende Handlungen, die uns eine Richtung und Sicherheit geben. Traditionen sind Werte, an die wir uns halten können, wenn wir orientierungslos geworden sind. Doch was bedeutet das nun für unser Team, unser Projekt? Wie können wir diese Erkenntnisse nutzen
und weiterentwickeln? Der für uns wichtigste Aspekt ist wohl, dass Tradition dem Menschen Halt und Sicherheit gibt. Emotionale Sicherheit in Zeiten der Ungewissheit, Schnelllebigkeit und ständiger Veränderung. Somit stellten wir uns die Frage, was uns, ausser Traditionen, noch emotionale Sicherheit gibt. Einerseits die Erfüllung unserer Grundbedürfnisse wie Essen, Licht, Wärme und Liebe. Ausserdem aber auch unsere persönlichen Bedürfnisse wie Gemeinschaft, Lachen, Religion, Anerkennung und viele mehr. Auch materielle Dinge können uns emotionale Sicherheit geben. Am wichtigsten ist der Wohnraum, der Ort an dem man vom Alltag abschalten und wieder zu Kräften kommen will. Hier muss man sich geborgen und sicher fühlen. So entstand die Idee, das Thema Tradition im Hinblick auf „Emotional Safety“ zu beleuchten. Das Haus als Rückzugsort spielt dabei eine wichtige Rolle.
Emotional Safety CultureXchange unter Teampartnern Wege zu neuen Ideen
Da wir uns alle einig darüber waren, etwas brauchbares gestalten zu wollen, trat nun die Frage der Herangehensweise in den Vordergrund. Das Thema, „Emotional Safety“ war gefunden und nun ging es in die nächste Phase, das Konzept so zu entwickeln, dass daraus ein Entwurf abgeleitet werden kann. Jeder von uns suchte sich einen Raum aus unserem Rückzugsort „Haus“aus. Laura die Sauna, Verena das Schlafzimmer und Anna die Küche. Um nun einen echten Kulturaustausch zu erzeugen, griff jedes Teammitglied einen typischen, traditionellen Gegenstand aus seinem Raum heraus und schickte ihn, als Foto oder real, seiner Teampartnerin. Diese Produkte wollten nun in den Kontext des neuen Raumes eingegliedert werden. Die Wärmflasche musste für die Küche umfunktioniert werden, sowie der Holzlöffel für den Gebrauch im Schlafzimmer. Die
Kuckucksuhr wollte in der Sauna und der Saunalöffel im Wohnzimmer verwendet werden. Durch dieses Tauschspiel ergaben sich für uns ganz neue Ansatzpunkte und Inspirationsquellen.
Der Entwurf Die Saunakelle im Wohnzimmer Transformation eines finnischen Traditionsobjektes
Das Wohnzimmer als auch die Sauna sind Gemeinschaftsräume, in denen man sich zum gemeinsamen entspannen und austauschen aufhält. Die Familie trifft sich im Wohnzimmer, um den Tag gemeinsam anzufangen oder ausklingen zu lassen. Erlebnisse werden ausgetauscht und Probleme besprochen. Die Funktion einer Saunakelle ist das Aufnehmen und anschließende Ausgießen von Wasser über heißen Steinen, um Dampf zu produzieren. Ich wollte die starke Funktionalität der Saunakelle, die durch das Rohr hervorgehoben wird, in mein Produkt für das Wohnzimmer übernehmen und gleichzeitig mit einer Tradition in Verbindung bringen. Ein üblicher Brauch, der meist im Wohnzimmer stattfindet, ist das Teetrinken. Besonders im Winter, wenn es früh dunkel wird und kalt ist, sitzt die Familie beim Tee zusammen. Es gibt ein Gefühl von Wärme, Geborgenheit und Gemeinschaft, es gibt
emotionale Sicherheit. Dieser Brauch wird in der heutigen Zeit immer seltener. Um ihn auch jüngeren Generationen nahe zu bringen, wollte ich eine Teekanne entwerfen, die gerade diese Leute anspricht. Der Entwurf basiert auf den Funktionen des Aufnehmens und Ausgießens.
Der Entwurf Von der Saunakelle zur Teekanne Addition geometrischer Formen
Nun ging es an die Gestaltung der Teekanne. Sie sollte sich formal an die Saunakelle anlehnen, das Rohr sollte erkennbar bleiben. Wie kombiniere ich aber das Rohr mit einem wasserspeichernden Bereich? Der Körper der Teekanne soll mindestens einen Liter Wasser aufnehmen können. Da das Rohr der Saunakelle wie um den Körper einer Kugel gebogen worden scheint, entschied ich mich, den Körper der Teekanne kugelförmig zu gestalten. Die Kugel ist ein in sich geschlossener, perfekter geometrischer Körper. Daher war es eine besondere Herausforderung, die additiven Teile des Trichters und des Ausgusses so zu integrieren, dass sie mit dem Körper der Teekanne harmonisieren. Den Übergang zwischen Einguss und Ausguss verdeutlichte ich durch einen, dem Körper der Kugel angeschmiegten Verbindungssteg. Es scheint, als seien
die additiven Teile mit dem Körper der Kugel verschmolzen. Dem optisch kühlen Porzellan setzte ich ein thermisch isolierendes Griffelement als Farbakzent gegenüber.
Team: Laura Itkonen, Carolin Steig, Anna Palomaa, Verena Stieger Topic of the team: Emotional safety
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Der Entwurf
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Die Kuckucksuhr im Saunabereich audiovisuelle Eigenschaften werden zu haptischen
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I chose sauna as my room and used a cuckoo clock from German living room as an inspirative object. The meaning of cuckoo clock is to display time visually and vocally and this function was the starting point for my design.
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My idea is to display places in sauna by using three-dimensional oor tiles that have non-slippery surface to prevent sliding. Three-dimensional oor tile is needed in a sauna where one can’t use eye glasses or contact lenses and therefore is more or less unable to see clearly. These qualities of the tiles give user the feeling of emotional safety when relaxing in a sauna.
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c a n t e e n -p le a s u r e din in g ro o m- mo n ey dressin g ro o m-relig io n b e d r o o m - hy g i e n e g a r a g e -hy g ie n e t o ile t -f o o d b alco n y-dressin g up
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Laura, meine finnische Teampartnerin, nutzte die audiovisuellen Eigenschaften einer Kuckucksuhr als Inspirationsquelle, um dreidimensionale Fliesen zu gestalten.
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Diese Fliesen sollen in der Sauna mit einer rutschfesten Oberfläche Halt und Orientierung gewährleisten. Da man im Saunabereich keine Brille oder Kontaktlinsen tragen kann, ist solch eine Oberfläche von großer Bedeutung. Sie geben dem Saunabesucher emotionale Sicherheit, er kann sich, ohne genau zu sehen, sicher bewegen und somit entspannen.
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Das Dekor ist inspiriert vom Birkenstamm. Das Holz der Birke wird traditionell im Saunabereich zum beheizen verwendet. Ausserdem ist es fester Bestandteil der Inneneinrichtung, wie z. B. bei den Bänken, der Vertäfelung oder dem Bodenbelag.
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Die Ausstellung Im Rahmen des niederrheinischen Pottb채ckermarktes In der Shedhalle am Frankenring
Die Ausstellung Im Rahmen des niederrheinischen Pottb채ckermarktes In der Shedhalle am Frankenring