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Nr. 242 RRS1M
Autor:thesingj
Datum:20.10.2014 09:19:21
Das Wochenendmagazin für Reise und Freizeit
Samstag, 18. Oktober 2014
Panorama Glasbläser und Schlösser Herbsturlaub im Süden Bayerns
Gewinnen Sie eine Reise Entdecken Sie die urige Gemütlichkeit auf der Insel Spiekeroog
Italienischer Tauschhandel
Der perfekte Führhund Wie Blindenhunde ausgebildet werden
Über Stock und Stein
In den italienischen Bed-andBreakfast-Unterkünften können Urlauber für eine Woche mit Tauschwaren oder Dienstleistungen bezahlen. Vom 17. bis 23. November ist die „Woche des Tauschhandels“. Touristen dürfen dann umsonst übernachten, wenn sie etwas selbst Produziertes mitbringen oder ihre Fertigkeiten anbieten. Auf einer Webseite können Gäste nach Herbergen suchen und Tausch-Vorschläge machen. (dpa) www.settimanadelbaratto.it
Beim Wandern in Katalonien steht die Natur im Mittelpunkt
Reichstagskuppel wird gereinigt Die Glaskuppel des Reichstags ist vom 20. bis 24. Oktober wegen Reinigungsarbeiten für Besucher geschlossen. Die Dachterrasse und das Dachgartenrestaurant bleiben aber geöffnet. Das teilte die Pressestelle des Deutschen Bundestags mit. (dpa)
In Hampshire dem Gin auf der Spur
Tolle Ausblicke: Auf 1600 Metern sind auf dem höchsten Punkt der Tour in der Ferne die mit Schnee bedeckten Gipfel der Pyrenäen zu sehen. Im südenglischen Hampshire öffnet der Ginproduzent Bombay Sapphire Besuchern die Türen zu einer besonderen Destillerie: Die Laverstoke Mill ist eine alte Mühle aus dem 10. Jahrhundert, die der Getränkehersteller komplett renoviert hat. Touristen können sie mit interaktiven Karten selbst erkunden und erfahren, wie die Spirituose hergestellt wird, teilt Bombay Spirits mit. (dpa) www.bombaysapphire.com
Martinsfeuer in den Weinbergen
Von Josef Thesing
H
ier oben ist nichts. Niemand stört, wenn man die Bartgeier, die über dem Tal ihre Runden auf der Suche nach Beute drehen, nicht als störend empfindet. Irgendwo hier in der Nähe soll er sein, der fünfte See, den die Katalanen „El Cinquè Llac“ nennen.
»Unsere Philosophie ist nicht, am Abend irgendwo anzukommen, sondern den Tag in der Natur zu verbringen.« Juan
In den Weinbergen von Ahrweiler brennen am 8. November (Samstag) die traditionellen Martinsfeuer. Dabei handelt es sich um Holzkonstruktionen, die nach dem Entzünden Feuer- und Fackelschaubilder ergeben, wie das Tourismusbüro erklärt. Das beste Motiv wird von einer Jury gekürt. Das Event wird von einem großen Laternenumzug in Ahrweiler und einem kleinen Fest im Stadtkern begleitet. (dpa) www.ahrtal.de
Doch der ist erst ein paar Tage später das Ziel der Wanderung. Es ist der höchste Punkt der fünftägigen Wanderung durch die Midi-Pyrenäen im Nordwesten Spaniens, wo die meisten der selbstbewussten Menschen mit dem Königshaus und der Regierung am liebsten nicht allzu viel zu tun haben wollen. Die kleine
Hochebene, von der es durch den natürlichen Kräuter- und Blumengarten wieder abwärts zum nächsten Dorf geht, liegt auf 1600 Metern Höhe. Der Blick in die Ferne fällt auf die Gipfel der Berge im Nationalpark der Hoch-Pyrenäen, deren Gipfel bis in den Frühsommer hinein mit Schnee bedeckt sind. Die Luft im Schatten der Dreitausender ist klar und sauber. Aber es gibt nichts außer der Wiese, den Blumen, den Pflanzen und den Schildern, die den weiteren Weg weisen. Bis Beranui sind es 4,5 Kilometer – oder eineinhalb Stunden Wanderzeit. Dort wartet die Terrasse der „Casa Macianet“ mit einem herrlichen Blick und einer kühlen Erfrischung auf die Wanderer. Die Zimmer in dem kleinen Dorf, in dem kaum noch jemand lebt, sind bereitet. Und es wird wieder ein köstliches, landestypisches Abendessen geben. Wem die Beine nicht zu schwer sind, der genießt den Sonnenuntergang bei einem Gläschen Rotwein. „Hier leben noch sieben Menschen“, erzählt Juan, der den Wanderern fröhlich entgegengeht. Juan betreibt die Casa, und das offenbar aus Überzeugung. „Hier ist der beste Platz der Welt zum Leben“, sagt er. Er baut Gemüse an, weil das bes-
Jahreszeit: Wanderzeit in Katalonien ist vom Frühjahr bis in den Herbst hinein. Im August kann es sehr heiß werden. Anreise: Mit dem Auto oder mit dem Flieger. Mit den Schnellzug geht es zum Beispiel von Barcelona nach Lleida und von dort mit dem Tren dels Llacs zum Startort La Pobla de Segur, wo die Reise auch endet.
Ausrüstung: Leichte Wanderkleidung, gute Trekkingschuhe, Regenjacke und ein Tagesrucksack sind notwendig. Kosten: Die Kosten ohne Anreise mit sechs Übernachtungen und Halbpension richten sich nach der Größe der Wandergruppe. Der Preis pro Person bei zwei Wanderern beträgt inklusive Picknick, Karten, Informationen, Gepäck-
ser sei als das gekaufte. Aber er sagt auch. „Man muss das hier mögen.“ Wie das Wandern über Stock und Stein und über Wege, die man sich zuweilen mit den Tieren teilen muss. „Unsere Philosophie ist nicht, am Abend irgendwo anzukommen, sondern den Tag in der Natur zu verbringen“, meint Juan. Deshalb hat er sich mit anderen zusammengetan, die ebenfalls in kleinen Orten oder noch kleineren Dörfern Landhäuser betreiben, die ganz auf das Regionale setzen, und das nicht nur bei Brot, Salami, Käse und Wein. Wobei das „Ländliche“ nicht das Schlafen auf dem Strohsack oder in der Scheune bedeutet, sondern in mit viel
Liebe zur Individualität gestalteten Herbergen, in denen sich der Wanderer nach dem Tag durch ständig wechselnde Landschaften zu Hause fühlt. Jeden Abend gibt es ein anderes Menü, das haben Juan und seine Mitstreiter miteinander abgestimmt. „Alle Produkte sind von hier“, betont Mireia, die treibende Kraft hinter dem Projekt. Ihre „Casa Leonardo“ in Senterada ist eine Besonderheit auf der Tour. An einer Kreuzung und am Fluss umgeben von Bergen in der Kleinstadt gelegen, steht dieses Hotel ein bisschen für das richtige Leben. Es ist ein Ort der Kommunikation, und gerne diskutiert der Bauarbeiter aus der Stadt bei Tapas und Wein auf der kleinen Terrasse am Straßenrand mit dem Wanderer aus dem Münsterland über die Region und ihre Menschen. Ohne Politik und abfällige Bemerkungen über das Gehabe des Könighauses geht es auch hier nicht. „Wir wollen die Unabhängigkeit, aber das Parlament wird dem Referendum nicht zustimmen“, vermutet er. Mireia hat alle Hände voll zu tun, redet trotzdem mit Begeisterung von ihrem Wanderwegprojekt „El Cinquè Llac“. Die Wege selbst sind seit Menschengedenken schon die Hirten gegangen, weshalb der Hirtenstock, den jeder Wanderer zu Beginn erhält und der jeden Abend mit einem weiteren Brandzeichen versehen wird, ein Erkennungsmerkmal der Tour ist. „Es war die Idee, unsere Tradition wiederzubeleben“, erzählt die 48jährige Mireia. Und natürlich
Zwei Dinge an einem Automaten Fluggäste am Airport Hamburg können jetzt an einem Automaten gleichzeitig einchecken und Gepäck aufgeben. Dass das System für Passagiere unterschiedlicher Fluggesellschaften funktioniert, sei weltweit einzigartig, teilt der Flughafenbetreiber mit. Bisher können allerdings nur Kunden von Lufthansa und Easyjet den Automaten benutzen. Im Laufe der Zeit sollen weitere Airlines hinzukommen. Das System ist seit September in Betrieb und steht in Terminal 1. (dpa)
Fotos: Josef Thesing
Information
Der Weg ist das Ziel: Über Hochebenen geht es durch die Natur von Dorf zu Dorf.
transport, Versicherungen und 24-Stunden-Kontaktservice 599 Euro im Doppelzimmer. Bei vier Personen bezahlt jeder 548 Euro. Ein Wanderführer kann gegen Aufpreis gebucht werden. Info: Catalan Tourist Board, Palmengartenstraße 6, 60325 Frankfurt am Main ℡ 0 69/74 22 48 73 www.catalunya.com www.elcinquellac.com auch die, das Überleben der schnuckeligen Herbergen zur sichern. Doch bevor die ersten Wanderer auf die 105 Kilometer lange Runde geschickt werden konnten, mussten die alten Pfade, auf denen an jedem der fünf Tage zwischen knapp 985 und 1320 Höhenmeter zu bewältigen sind, erst einmal wieder in Schuss gebracht und ausgeschildert werden. Und die Beteiligten mussten sich einig werden, denn ohne gemeinsame Investitionen ging es nicht. „Es war nicht immer leicht, alle unter einen Hut zu bringen. Es hat etwa drei Jahre gebraucht“, erzählt Mireia, während sie als zusätzliche Vorspeise eine Tortilla mit den Steinpilzen serviert, die die Wanderer heute auf einer Hochebene in den Bergen gesammelt haben. Viel Betrieb herrscht nicht auf der Wanderung. Für Spaziergänger, die mal eben eine schnelle Runde drehen wollen, ist sie zu anspruchsvoll. Die Landschaft wechselt zwischen kargen Felsen, rauschenden Bächen und üppigen, alten Obstwie-
sen. Dazwischen liegen beim ständigen Auf und Ab kleine Dörfer, deren Häuser sich typisch rund um die Kirche an die Felsen schmiegen. Manche sind verfallen und erzählen ihre eigene Geschichte. Die Alten sind gestorben, und die Jungen haben die Region verlassen, die zuweilen nichts als die unglaublich beeindruckende Landschaft zu bieten hat. Die „Teufelsbrücke“ führt über ein tiefes Flusstal, und wer etwa länger auf einen Bergrücken blickt, mag darin „die schlafende Riesin“ erkennen, wie die Einheimischen das karge Massiv getauft haben. Beim abwechslungsreichen Picknick, das an jedem Morgen mit auf den Weg gegeben wird, kann die Seele zwanglos baumeln. Wissend, dass das Gepäck bereits im abendlichen Zimmer steht und der Koch am Herd die Kelle schwingt. Der „fünfte See“, der auf natürliche Weise entstanden ist, heißt übrigens so, weil auf der Fahrt von Lleida durch die Berge zum Startort La Pobla de Segur mit dem traditionellen Tren dels Llacs vier künstliche, türkisblaue Seen passiert werden. Doch das ist eine andere Geschichte.