DAS KORALLENRIFF Von oben betrachtet scheint der Ozean leer, wie eine endlose Einöde aus Wasser, doch der Schein trügt gewaltig. Riskieren Sie einen Blick und entdecken Sie die Vielfalt an Farben und Leben im Korallenriff.
WAS IST EIN KORALLENRIFF? Korallenriffe sind komplexe Gebilde aus Meerespflanzen und -tieren. Ihres außergewöhnlichen Artenreichtums wegen, werden sie oft auch als „die Regenwälder des Meeres“ bezeichnet. Denn obwohl sie nur 0,1 % des Meeresbodens bedecken, beherbergen sie bis zu 2 Millionen verschiedene Lebensformen und ganze 25 % allen maritimen Lebens unserer Erde. Um zu wachsen benötigen Riffe FLACHES, SAUBERES, LICHTDURCHFLUTETES UND NÄHRSTOFFREICHES WASSER, SOWIE STRÖMUNG UND EINEN FESTEN UNTERGRUND. Optimale Bedingungen finden im Speziellen Warmwasserkorallen entlang äquatornahen Küsten und Inseln rund um den Globus.
WAS IST EINE KORALLE? Auf den ersten Blick mag es den Anschein haben, Korallen bestünden aus Stein,doch dennoch sind sie lebende Organismen. Korallen Polypen sind winzige, weiche mit Seeanemonen und Quallen verwandte Organismen, welche in spektakulären, festen und dadurch schützenden Calciumcarbonat Skeletten leben, die letztlich das Korallenriff bilden. Ein Riff entsteht, wenn sich ein Polyp auf einem Stein auf dem Meeresboden festsetzt, sich anschließend tausendfach teilt und somit eine Kolonie genetisch identischer Einzeltiere bildet, welche zusammen als ein großer Organismus agieren. Korallen wachsen äußerst langsam, manche nur wenige Zentimeter pro Jahr. Wenn Sie das nächste Mal ins Wasser eintauchen, versuchen Sie doch mal herauszufinden, wie alt das Riff ist, welches Sie gerade erkunden!!
BEEINDRUCKENDE FORTPFLANZUNG! Einmal pro Jahr, innerhalb von drei bis fünf Tagen und immer zu Vollmond laichen alle Korallen, gleich welcher Art gemeinsam ab. Dieses Phänomen gleicht einem Unterwasser Schneesturm, bei dem alle Eier und Spermien langsam in Richtung Wasseroberfläche aufsteigen. Dort entsteht dann ein neuer Polyp.
Die Malediven sind eine der artenreichsten Regionen im Indischen Ozean. Das Archipel stellt dabei eine weltweit einzigartige Ökoregion, mit rund 250 verschiedenen hier heimischen Korallenarten dar. Bemerkenswert ist auch die Artenvielfalt der hier in Hülle und Fülle vorkommenden Fische und wirbellosen Tiere.
WAS MACHT KORALLEN SO WICHTIG? Riffe sind nicht nur eine hübsch anzusehende Touristenattraktion. Sondern auch von unschätzbarem Wert für uns Menschen. Schließlich bieten sie uns Nahrung in Form von Fisch und anderen Meeresfrüchten, sie beschützen unsere Küsten vor Erosion, liefern uns Baumaterialien und bergen ein riesiges Potenzial für neue Medikamente zur Heilung von noch unheilbaren Krankheiten wie z.B. Krebs und HIV. Der wirtschaftlich geschätzte Wert der Riffe beträgt ca. 375 Billionen USD.
FuTTERUNGSZEIT! Korallenpolypen ernähren sich auf zwei verschiedene Arten: Einerseits nachts, in dem sie mit ihren Tentakeln, welche mit Nesselzellen (Nematocyten) ausgestatten sind, kleine Beute fangen, welche sie lähmen und anschließend zu ihrer Mundöffnung befördern. Doch für ihre hauptsächliche Ernährung benötigen sie Hilfe. Sie gehen dafür eine Symbiose mit Mikroalgen, den sogenannten Zooxanthellen ein. Diese Algen stellen dem Polypen ganze 95 % der von ihm benötigten Nährstoffe zur Verfügung. Auf Grund von Stress, ausgelöst durch Veränderungen der durchschnittlichen Wassertemperatur (z.B. dem El Niño) oder Verschmutzungen des Meeres, sterben die Symbionten ab. Dies wiederum hat die sogenannte Korallenbleiche und das anschließende Absterben einer Kolonie zur Folge.
DIE RIFFE STERBEN! Korallenriffe gehören, da äußerst sensibel und fragil, zu den gefährdetsten Ökosystemen der Erde. Ungefähr 60 % aller Riffe werden derzeit erheblich durch natürliche und einer Vielzahl vom Menschen verursachter Einflüssen bedroht. Zum Einen setzen Naturgewalten wie Wirbelstürme und Tsunamis den Korallen zu, zum Anderen zerstört der Mensch großflächig das Riff: durch Überfischung und nicht-selektive Fischerei (mit Dynamit oder Cyanid), durch den hohen Ausstoß von Treibhausgasen (insbesondere dem von CO2) und der Wasserverschmutzung (z.B. durch Pestizide, Sonnencremes und Abwässer), durch die Urbanisierung der Küsten, der Sandaufschüttung zum Zwecke der Landgewinnung und durch die Ansiedelung standortfremder Spezies. An vielen Riffen sind bereits irreversible Korallenschäden, der Rückgang der Artenvielfalt und eine Veränderung des natürlichen Gleichgewichts der Arten zu beobachten. Dies führt zu einer drastischen Verschlechterung der Lebensbedingungen aller Riffbewohner. Die Welt hat bereits 19% ihrer Korallenriffe verloren und weitere 15 % drohen innerhalb der nächsten 15– 20 Jahre für immer zu verschwinden.
WAS KONNEN WIR TUN UM KORALLENRIFFE FUR DIE ZUKUNFT ZU ERHALTEN? DAS OKOSYSTEM RIFF WIEDERAUFBAUEN UND SCHUTZEN
Zwar haben wir nicht die Möglichkeit die natürlichen Einflüsse, die auf solch ein Korallenriff wirken, zu stoppen, aber wir können dafür sorgen, dass die erheblichen, täglich von uns Menschen verursachten Schäden reduziert bzw. abgestellt werden. Es gibt so vieles, was wir zum Erhalt der Riffe beitragen können: Abfall und Umweltverschmutzung reduzieren, sparsam mit der Ressource Wasser umgehen, nur nachhaltig gefangenen Fischen und Meeresfrüchten kaufen, verantwortungsvoll zu tauchen und zu schnorcheln, sich über dieses einzigartige Ökosystem zu informieren und das Wissen darüber und über dessen Gefährdung mit anderen zu teilen.
KONOTTA CORAL RESTORATION PROJECT Best Dives Maldives initiiert nun ein Riff-Schutz-und-Gesundungs-Programm in Zusammenarbeit mit Outrigger Konotta Ozone und den Coral Doctors, einem Team aus passionierten Meeresbiologen, Aquarianern und Tauchern, die vom Deutschen Meeresmuseums in Stralsund wissenschaftlich unterstützt werden. Bei diesem Projekt werden Korallen künstlich vermehrt und mit Hilfe verschiedenster Methoden neu “angepflanzt”.Eine solche Riffsanierung wirkt sich auf vielfältige Weise äußerst positiv auf den gesamten Lebensraum und seine Bewohner aus. Die hierbei künstlich angelegten Riffstrukturen bieten zum Beispiel wichtigen Unterschlupf und somit Schutz für Larven und Jungfische und bereichern die Unterwasserlandschaft mit einem Mehr an Riff. Durch diese aufwendige Vermehrung wird nicht nur die Artenvielfalt wieder erhöht, sie schafft letztlich auch eine feste und stabile Basis, auf der sich wiederum neue Korallen und Wirbellosetiere ansiedeln können.
WIE FUNKTIONIERT RIFFSANIERUNG? Als erstes werden stabile Strukturen benötigt, welche an einer küstennahen für Korallen geeigneten Stelle im Meer platziert werden. Dann sammelt man lebenden Korallenbruch. Solche, teils auf natürliche Weise durch Sturm und Wellen und teils durch unvorsichtiges Tauchen oder Schnorcheln abgebrochenen und nun lose im Sand umherrollen Fragmente, hätten normaler Weise kaum eine Überlebenschance. Diese gesammelten Korallenstücke werden nun an den für das Projekt erwählten Basisstrukturen befestigt. Je nach Beschaffenheit dieser werden hierzu unterschiedliche Techniken angewandt: für Gestein oder Beton z.B. eignen sich Korallenkleber und die Nagel-Kabelbinder-Methode, bei Strukturen aus Armierungsstahl kommen nur Kabelbinder in Frage. Bei dieser Art der Korallenvermehrung, machen wir uns die asexueller Fortpflanzung der Korallenpolypen zunutze. Jedes befestigte Stück kann wieder zu einer großen Koralle, zu einer großen Kolonie heranzuwachsen. Einmal angewachsen, wird man Zeuge bei der Entstehung eines neuen Riffs. Doch die Arbeit ist hiermit noch nicht getan: Alle künstlichen Riffgebilde müssen regelmäßig in Augenschein genommen werden. Hierbei gilt es eventuelle Krankheiten zu erkennen, Algen oder Fressfeinde zu beseitigen, abgestorbene Korallen zu ersetzten oder auch deren Standort zu verändern, sollte dies nötig sein. Nach einiger Zeit, wenn die Bruchstücke zu größeren Kolonien herangewachsen sind, hat man dann die Möglichkeit Korallen wieder in das natürliche Riff einzusetzen. Auf diese Art könnten dann sogar kleinere, abgestorbene Gebiete wieder besiedelt werden.