INTERNATIONALE CAUX-KONFERENZEN
BERICHT 2014 www.caux.ch
Der Faktor Mensch und globaler Wandel
INHALT
Die internationalen Caux-Konferenzen werden alljährlich gemeinsam von der Stiftung CAUX-Initiativen der Veränderung (CAUX-IofC) und Initiativen der Veränderung International (IofC) in Caux oberhalb von Montreux organisiert. CAUX-IofC ist eine gemeinnützige Schweizer Stiftung. Ihr gehört das Konferenzzentrum von Caux, das sie auch verwaltet. Die Stiftung ist ausserdem Gründungsmitglied von IofC International. Dieser Bericht ist ein Kurzüberblick über alle Konferenzen und Programme, die im Sommer 2014 in Caux stattgefunden haben. Weitere Informationen, Videos und Bilder zu einzelnen Konferenzen finden Sie auf unserer Webseite www.caux.ch/2014.
Vorwort
3
CATS – Kinder können die Welt verändern
16
Zahlen und Fakten
4
Deine Initiative bewegt!
18
Preisverleihung
5
Internationales Forum für Friedensschaffende
20
Sonderveranstaltungen
6
Caux Scholars Program
22
Damit Europa kein unvollendeter Traum bleibt
7
Caux Interns und Freiwillige
23
Caux Dialog über Land und Sicherheit
8
Vertrauen und Integrität in der Weltwirtschaft
10
Gerechte Regierungsführung für menschliche Sicherheit
12
Quellen der Inspiration
2 CAUX-BERICHT 2014
14
Anmerkung: «Caux» steht oft als Abkürzung für das Caux-Konferenzzentrum und die Gemeinschaft der freiwilligen Mitarbeitenden, Praktikanten, Angestellten und Teilnehmenden.
VORWORT
Caux: Real – und relevant! Seit drei Jahren bin ich eng mit den CAUX-IofC-Programmen verbunden. Wenn mich jemand fragt: «Was machst du denn den Rest des Jahres?», versichere ich, es sähe vielleicht zwar so aus, als würden die Konferenzen irgendwann im Juni einfach so aus heiterem Himmel eröffnet werden. Die Vorbereitungen dafür waren jedoch schon seit mindestens einem Jahr in vollem Gange. Ich helfe mit, eine tolle und bunte Gruppe von Menschen zu koordinieren, die meist ehrenamtlich das ganze Jahr über Konferenzen, Servicebereiche und Programme vorbereitet, damit die Sommerkonferenzen stattfinden können. Da kommt es bei den Konferenzen und anderen Aktivitäten im Laufe des Sommers zu tiefgehenden und spannenden Entwicklungen und wir werden so manches Mal eindrücklich daran erinnert, warum Caux gebraucht wird. 2014 wurde auf die Vorjahre zurückgegriffen und auf drängende Probleme eingegangen. So nahmen wir u. a. bei den Konferenzen «Gerechte Regierungsführung» und «Menschliche Sicherheit» die knallharte Realität anhaltender Korruption und Konflikte wie in der Ukraine, dem Gazastreifen, dem Südsudan und Simbabwe unter die Lupe. Der «Caux Dialog für Land und Sicherheit» konzentrierte sich auf die Bedeutung von Konfliktreduzierung für die Rückgewinnung von Trocken- und Feuchtgebieten rund um den Globus. Dabei entstanden auf hoher Ebene internationale Partnerschaften. Die aufregende Zeit der CATS-Konferenz «Kinder können die Welt verändern» befasste sich mit Massnahmen, die notwendig sind, um jungen
Menschen bei der Mitgestaltung der Zukunft zu mehr Partizipation zu verhelfen. Die Konferenz «Vertrauen und Integrität in der Weltwirtschaft» beschäftigt sich seit 2006 mit Herausforderungen in der Wirtschaft. Dabei werden nachhaltige Wirtschaftsmodelle gefördert und Strukturen und Training angeboten. Eng damit verknüpft sind die Programme «Heart of Effective Leadership», «Entrepreneurs, Pathfinders, Innovators and Changemakers» (EPIC) und «Deine Initiative bewegt!». Bei der zweiten Auflage der Konferenz «Quellen der Inspiration» hatten die Teilnehmenden die Zeit, die so dringend notwendig ist, um sich auf kreative und inspirierende Weise mit anderen Akteuren der Veränderung auszutauschen. Zwei Veranstaltungen fanden zum ersten Mal statt: «Damit Europa kein unvollendeter Traum bleibt» – eine neue Denkfabrik für eine konstruktive Neupositionierung Europas – und das «Internationale Forum für Friedensschaffende», das Caux als Plattform zur Stärkung von Menschen, die in der Friedensarbeit tätig sind, und dem Schaffen von Kontakten nutzte. Bei alledem waren die Unterhaltungen, die an den Tischen des Speisesaals stattfanden, oft von den Nachrichten, die aus aller Welt über das Internet ins Haus flossen, geprägt. In der Tat kamen einige der freiwilligen Mitarbeiter aus Ländern, Volksgruppen und sogar Familien, die durch aktuelle geopolitische Geschehnisse rund um den Erdball Traumatisches erlebt haben. Die Gespräche orientieren sich nach wie vor «nahe an zu Hause». Unsere Umfrage unter freiwilligen Mit-
arbeitern zeigt, dass das, was in Caux geschieht, das Leben von Menschen tief und positiv beeinflusst. Eine der Erinnerungen, die ich von 2014 mitnehme, ist die Verlesung der Erklärung, die Russen und Ukrainer an jenem Tag in einer Plenarveranstaltung verlasen, als das Flugzeug der Malaysia Airlines abstürzte. Nicht lange danach gedachten wir am 3. August der ersten Schüsse des Ersten Weltkriegs. Haben wir seitdem mehr Verantwortung für die Zukunft übernommen oder verstecken wir uns hinter unseren Bildschirmen? Eines ist sicher: Es braucht sichere Räume wie Caux, damit Menschen zusammentreffen können, von Angesicht zu Angesicht. Diese Begegnungen können Herzen verändern und Schritte für den Frieden, eine verantwortliche Politik und Wirtschaft und einen nachhaltigen Lebensstil möglich machen. Ich bin stolz darauf, an diesen Bemühungen teilzuhaben.
Nick Foster Konferenz-Manager Stiftung CAUXInitiativen der Veränderung CAUX-BERICHT 2014 3
ZAHLEN UND FAKTEN
Caux-Konferenzen – Sommer 2014 Anwesende
1551 142
64 19 75
29 29 74
Teilnehmende Freiwillige Dolmetschende Mitarbeitende «Caux-Interns» «Caux-Scholars» Artisten Gäste Internationale Internationale GV
1153 142 64 19 75 29 29 74 57
Nationalitäten
104
57
Europa 71 % Asien Asien & Mittlerer Osten 11 % Afrika Afrika 8% NordNord- und Südamerika 8% Australien Australien 2%
1153
Altersgruppen
861
350
Anzahl
300 250 200 150 100 50
690
0 0–5
6–18
19–25
26–35
36–45
46–60
61–80
80+
28
199
239
346
215
289
210
25
4 CAUX-BERICHT 2014
Frauen Männer
861 690
PREISVERLEIHUNG
4. Toleranzpreis der Ousseimi-Stiftung wird an IofC verliehen Initiativen der Veränderung wurde für ihren unermüdlichen und systematischen Beitrag zu mehr weltweiter Toleranz ausgezeichnet.
D
ie Zeremonie wurde mit einer Rede von Botschafterin Anne LugonMoulin, Leiterin der Subsahara-Abteilung des Eidgenössischen Departements für auswärtige Angelegenheiten (EDA), eröffnet, die den Caux-Konferenzen und Initiativen der Veränderung zu ihren innovativen Methoden gratulierte.
Anschliessend überreichte Maria Ousseimi den Preis und sprach von den Gründen für die Preisverleihung an Initiativen der Veränderung. Der Toleranzpreis war zuvor u. a. schon an Nelson Mandela verliehen worden. Sie erklärte, Initiativen der Veränderung habe «systematisch und unermüdlich zu mehr Toleranz in unserer komplexen und gespaltenen Welt beigetragen». In seiner Dankesrede rief Cornelio Sommaruga, Ehrenpräsident von Initiativen der Veränderung International, zu globalisierender Verantwortung für eine tolerantere Welt auf. Dafür, so Sommaruga, bräuchten wir persönliche Veränderung zu mehr «Ehrlichkeit, Transparenz, Demut und Freiheit». Sommaruga fügte hinzu, Toleranz sei «mutig». Sie sei die
«Stärke, zu wissen, wie man anderen zuhört, um sie verstehen zu können, damit Dialog auf der Basis gegenseitigen Respekts stattfinden kann». Die Ousseimi-Stiftung unterstützt die Idee, Erfolg sei «nur dann von Bedeutung, wenn seine Früchte mit anderen geteilt werden». Initiativen der Veränderung International und die Stiftung CAUX-Initiativen der Veränderung freuen sich daher, diese Auszeichnung mit vielen freiwilligen Mitarbeitern, Konferenzteilnehmern, Organisatoren der Caux-Konferenzen und dem internationalen Netzwerk von Initiativen der Veränderung zu teilen und würdigen deren wichtigen Beitrag zu den Errungenschaften von Initiativen der Veränderung.
Anne Lugon-Moulin, Omnia Marzouk, Maria Ousseimi und Cornelio Sommaruga mit dem 4. Toleranzpreis der Ousseimi-Stiftung CAUX-BERICHT 2014 5
SONDERVERANSTALTUNGEN
Gedenkfeier zum Ausbruch des Ersten Weltkriegs Am 3. August fand in Caux eine Gedenkfeier zum Ausbruch des Ersten Weltkriegs statt. Geschichten und Erfahrungen wurden ausgetauscht sowie Überlegungen zu zukünftigen Bemühungen zur Friedensförderung.
A
ntoine Jaulmes, Präsident der Stiftung CAUX-Initiativen der Veränderung, eröffnete die Feier und sprach über seine eigene Familiengeschichte, da der Krieg Auslöser für Streitigkeiten zwischen dem deutschen und französischen Teil seiner Familie war. Er erklärte ausserdem: «Die Verantwortung, die wir als Franzosen, Deutsche und Europäer haben, liegt zuallererst darin, uns daran zu erinnern, dass wir ab 1914 fast alle Völker dieser Erde in zwei Weltkriege hineingezogen haben. Entweder waren wir aktiv daran beteiligt oder wir konnten es nicht verhindern. Und es ist darum unsere Verantwortung, alles dafür zu tun, weitere Konflikte zu verhindern und die Schäden der vergangenen Kriege wiedergutzumachen.» Auch wenn die Schweiz damals verschont geblieben ist, war es durchaus angebracht, in Caux des Ersten Weltkriegs zu geden-
Antoine Jaulmes, Präsident der Stiftung CAUXInitiativen der Veränderung, eröffnet die Gedenkfeier
ken, da Initiativen der Veränderung sich schon immer für die Lösung von Konflikten und die Vermeidung neuer Auseinandersetzungen eingesetzt hat. Die Anwesenden gedachten nicht nur der ca. neun Millionen Opfer des Ersten Weltkriegs, sondern auch all derjenigen, die unter den derzeit weltweit stattfindenden Konflikten
leiden. Am Ende der Gedenkfeier gingen alle nach draussen. Dort legten sie zum Zeichen ihres Engagements für den Frieden am Fusse des Baumes, der zur Erinnerung an die im Zweiten Weltkrieg in Caux untergebrachten Flüchtlinge gepflanzt worden war, einen Stein nieder.
20 Jahre Caux Round Table (CRT) – Prinzipien für die Wirtschaft «Fang nicht an, darüber zu schreiben, was andere Menschen tun sollten, sondern beginne in deiner eigenen Firma, und zwar mit jenen Veränderungen, die zur Lösung des Problems beitragen.» Frederik «Frits» Philips, Mitbegründer des Caux Round Table
R
obert MacGregor, Mitinitiator von «CRT – Prinzipien für die Wirtschaft», lud Teilnehmende der Konferenzen zu einem besinnlichen Erzählabend ein. Der Caux Round Table wurde 1986 aus Angst vor einem Handelskrieg zwischen Japan und den westlichen Wirtschaftsnationen gegründet. CRT war davon überzeugt, die Geschäftswelt müsse eine grössere Rolle und mehr Verantwortung in sozialen und wirtschaftlichen Bereichen der Gesellschaft übernehmen. Im Juli 1994 erstellten erfahrene Geschäftsleute aus Europa, Japan und den USA offiziell die «Prinzipien des Caux Round Table für die Wirtschaft», dem 6 CAUX-BERICHT 2014
Vorgänger der Prinzipien sozialer Unternehmensverantwortung. Diese Prinzipien basierten auf dem japanischen Konzept des Kiyosei – Arbeit und Leben für das Gemeinwohl – und der Bedeutung menschlicher Würde. 1995 legte CRT dem UN-Weltgipfel für soziale Entwicklung diese Prinzipien vor. Sie wurden laut MacGregor schnell zum «meistverwendeten» Verhaltenskodex weltweit und in 12 Sprachen übersetzt. Der 81-jährige MacGregor schloss mit dem dringenden Aufruf an junge Unternehmer so zu leben und zu handeln, wie sie es sich von Firmenchefs grosser Unternehmen erhofften.
Robert MacGregor erzählt die Geschichte des Caux Round Table
DAMIT EUROPA KEIN UNVOLLENDETER TRAUM BLEIBT
Entwurf eines neuen Ansatzes für mehr Frieden und Einheit in Europa Die erste Konferenz «Damit Europa kein unvollendeter Traum bleibt» hatte zum Ziel, Europäer und Europäerinnen wieder mit der Idee des europäischen Projekts von «Frieden und Aussöhnung» in Einklang zu bringen, die in der Schuman-Erklärung* vom 9. Mai 1950 verkündet worden war.
A
nlässlich des 2014 europaweit stattfindenden Gedenkens an den Beginn des Ersten Weltkriegs vor 100 Jahren sowie des 25. Jahrestags des Berliner Mauerfalls bot das zweitägige Seminar eine gute Gelegenheit, sich mit aktuellen Problemen Europas auseinanderzusetzen: • Paradigmenwechsel in den östlichen Regionen Europas. • Die Herausforderung der Einwanderung. • Ethnische Identität und Rechte von Minderheiten in einer Demokratie. • Identitätsprägung durch Krieg oder Frieden – oder wie nationale Identitäten in eine gemeinsame Geschichtserzählung europäischer Geschichte und europäischer Werte eingebunden werden können. Vom 27.–28. Juni kamen Teilnehmende aus 20 verschiedenen Ländern zusammen. Cornelio Sommaruga, ehemaliger Präsident des Internationalen Komitees des Roten Kreuzes und Ehrenpräsident von Initiativen der Veränderung International,
Catherine Guisan, Professorin für Politikwissenschaften an der Universität von Minnesota und Autorin von zwei Büchern über europäische Integration und Identitätsfragen, Aurora Martin, Professorin an der Russian Presidential Academy of National Economy and Public Administration, und Antoine Jaulmes, Präsident der Stiftung CAUX-Initiativen der Veränderung, eröffneten als Hauptredner die Veranstaltung. Wird bei AEUB von Europa gesprochen, sind damit die 50 Mitgliedsländer des Europarats gemeint. So waren Vertreter aus der Ukraine, Moldawien und Georgien beim Seminar anwesend, als ihre Regierungen das Assoziierungsabkommen mit der Europäischen Union ratifizierten. Katerina, eine Teilnehmerin aus der Ukraine, erklärte: «Durch die Betrachtung einiger nüchterner Fakten, die manchmal sehr überraschend waren, hat mir das Seminar geholfen zu verstehen, was dieses Abkommen für die Ukraine wirklich bedeutet. Ich werde versuchen, dieses Wissen mit in mein Land zurückzunehmen.»
Catherine Guisan, Antoine Jaulmes und Cornelio Sommaruga
Die Teilnehmenden hatten die Möglichkeit, im Plenum und in Workshops über ihre persönlichen positiven und negativen Erfahrungen mit Europa zu diskutieren und sich auszutauschen. Unterschiedliche Initiativen entstanden, die helfen sollen, den Weg für mehr Integration und Einheit in Europa zu ebnen, so z. B.: • Ein Aufruf an europäische Regierungen zur Ergreifung konkreter Massnahmen im Umgang mit illegalen Einwanderen, die mit den allgemeinen Grundsätzen der Menschenrechte und Menschenwürde übereinstimmen. (Diesen Aufruf finden Sie auf unserer Webseite www.caux.ch.) • Projekte zur Unterstützung ukrainischer, armenischer und georgischer Jugendlicher, damit diese durch gegenseitige Besuche, Städtepartnerschaften und weitere Initiativen europäische Institutionen besser verstehen lernen. • Ein vierjähriges Projekt, das durch eine Friedensreise europaweit Berichte der Aussöhnung weiterträgt. Um persönliche und globale Herausforderungen Europas weiter zu reflektieren, wurde beschlossen, im nächsten Jahr ein längeres Seminar abzuhalten. AEUB wird drei Tage lang vom 16.–19. Juli 2015 stattfinden. *Erstes Dokument, welches die Gründung der Europäischen Union proklamiert. CAUX-BERICHT 2014 7
CAUX DIALOG ÜBER LAND UND SICHERHEIT
Risiken einschränken, auf Bedrohungen reagieren Vom 29. Juni bis 4. Juli nahmen 200 Menschen am 2. Caux Dialog über Land und Sicherheit (CDLS) teil. Die Konferenz wurde von «Initiativen für Land, Leben und Frieden» (ILLP) in Kooperation mit der UN-Konvention zur Bekämpfung der Wüstenbildung (UNCCD) und der Weltnaturschutzorganisation (IUCN) organisiert und beschäftigte sich mit Interdependenzen zwischen Armut, Konflikten und Bodendegradation.
Die diesjährige Konferenz führte Vertreter aus Privat- und Regierungssektor, der akademischen Welt und der Zivilgesellschaft zusammen. Fast drei Viertel der rund 40 anwesenden Nichtregierungsorganisationen waren zum ersten Mal in Caux dabei. Ebenfalls erstmalig vertreten waren wichtige Schlüsselakteure, wie z. B. die NATO, die Internationale Organisation für Migration (IOM) und die Ramsar-Konvention über Feuchtgebiete. Monique Barbut, geschäftsführende Sekretärin der UNCCD, und Julia Marton-Lefèvre, Generaldirektorin der IUCN, nahmen an vielen Programmpunkten teil. Luc Gnacadja, ehemaliger UNCCDExekutivsekretär, und Jamie Shea, stellvertretender NATO-Generalsekretär für sicherheitspolitische Herausforderungen
Eine grosse Delegation kam aus Kenia, wo durch ILLP, IofC Kenia und «Excellent Development» Praxisprojekte durchgeführt werden, bei denen technischer Einsatz und
der Aufbau von Vertrauen verbunden werden. Diese Zusammenarbeit war 2013 durch den Caux Dialog entstanden.
Vertrauen und Partnerschaften ermutigen Viele Aktivisten stehen dem Agrarhandel misstrauisch gegenüber, vor allem aber jenen Unternehmen, die genetisch veränderte Organismen (GVO) entwickeln und vertreiben. Beide Seiten waren beim Caux Dialog vertreten und diskutierten lebhaft. ILLP und Caux hoffen, weiterhin eine Plattform für solche Gespräche bieten zu können, da sie davon überzeugt sind, dass nachhaltig angewandte und grossflächige Landsanierung nicht ohne die Ressourcen und das Fachwissen von Unternehmen möglich ist.
Eine neue Generation ansprechen: «2050 – Traum und Wirklichkeit» Caux ist in erster Linie ein Ort der Begegnung. Rund 50 Studenten und junge Berufstätige, die an der CDLS-Konferenz teilnahmen, konnten so bei einer
Julia Marton-Lefèvre, IUCN, und Monique Barbut, UNCCD, im Gespräch mit einer Caux-Praktikantin
8 CAUX-BERICHT 2014
informellen Veranstaltung mit Monique Barbut, geschäftsführende Sekretärin der UNCCD, Julia Marton-Lefèvre, Generaldirektorin der IUCN, und Martin Frick, Diplomat und Vorsitzender der ILLP-Steuerungsgruppe, zusammentreffen. Junge Erwachsene und Experten sprachen über ihre Hoffnungen und Träume, aber auch über ihre Zukunftsängste. Zuerst erzählten die Experten aus ihrem eigenen Leben. Sie sprachen über die Anfänge ihrer beruflichen Laufbahn und ihre wahre Motivation. Die Diskussion wandte sich dann Themen wie dem Kohlenstoffmarkt, Kosten und Nutzen der Landsanierung für Landwirte, dem Engagement junger Menschen in lokalen Initiativen, der Rolle der Frau in der Landwirtschaft und der sich wandelnden afrikanischen Gesellschaft und den Ländern zu, die in der Zukunft eine Hauptrolle bei internationalen Verhandlungen führen werden. Die jungen Menschen hatten die Möglichkeit, Fragen zu
stellen. Es war aber auch eine Gelegenheit für erfahrene Mitarbeiter, ehrliches Feedback zu bekommen und die Ansichten junger Menschen aus aller Welt einzuholen. Anschliessend stellten die Experten den jungen Teilnehmenden die Frage, was sie für «unsere Heimat Erde» täten. Viele der Anwesenden sprachen von ihrem Engagement bei Netzwerken und lokalen Aktionen. Sowohl Julia Marton-Lefèvre als auch Monique Barbut lobten solche von jungen Menschen geleiteten Initiativen. MartonLefèvre rief dazu auf, weiterhin aktiv zu bleiben: «Versprechen Sie, nach Hause zu gehen und sich zu engagieren! Ihre Generation kann das! Bleiben Sie in Kontakt miteinander. Grenzüberschreitende Netzwerke sind so wichtig! Engagieren Sie sich in der Politik!» Erst als es Nacht wurde, gingen Experten und junge Erwachsene, durch einen echten und interessierten Austausch bereichert, auseinander.
Repräsentanten aus Agrarindustrie und NGOs bei einer gemeinsamen Podiumsdiskussion
Imam Ashafa
Filmpremiere Nach dem Erfolg von «Der Imam und der Pastor» und «An African Answer» wurde im Rahmen der CDLS-Konferenz Alan Channers neuester Film «Tschad – ein Weg zur Hoffnung» («Chad – a path towards hope») über die Friedensaktivisten Pastor James Wuye und Imam Muhammad Ashafa aus Nigeria uraufgeführt. Der Film zeigt, wie im Tschad ein landesweites Netzwerk an Mediatoren aufgebaut und ausgebildet wird, um Vertrauen zwischen zerstrittenen Bevölkerungsgruppen zu schaffen und sich für eine gute Regierungsführung einzusetzen. Beide Filmprotagonisten waren bei der Premiere anwesend. Pastor Wuye erklärte, er hoffe, der Film werde als «Katalysator eingesetzt, um in den französischsprachigen Ländern Afrikas Raum für Dialog zu schaffen». Der Film ist vor allem wirkungsorientiert und möchte helfen, Versöhnungsprozesse einzuleiten. Der Imam sagte: «Wir wollen eine Brücke der Versöhnung zwischen den Menschen bauen und darum sind wir hier, um an dieser Konferenz teilzunehmen.» Am Schluss erklärte der Pastor: «Wir hoffen, sofort mit den hier gesammelten Ideen zurückzugehen, um die Lösungen, die wir in den Workshops, an denen wir teilnehmen, kennenlernen, praktisch umzusetzen.»
Hirse aus Trockengebieten wurde als Mahlzeit serviert
Botschafterin Laura Thompson, stellvertretende Generaldirektorin der Internationalen Organisation für Migration
Im Laufe der Konferenz unterzeichneten die beiden Netzwerke Drynet, eine weltweite Initiative zur Entwicklung von Trockengebieten, und WOCAT (World Overview of Conservation Approaches and Technologies) ein gemeinsames Kooperationsabkommen. Im Abschluss-Statement erklärte Drynet: «Der diesjährige Dialog rückte Debatten um illegale Landübernahme, unsichere Landnutzungsrechte und verschiedene Antriebsfaktoren der Bodendegradierung, wie Bodenversiegelung, chemische Verschmutzung und die Vertreibung von Menschen, ins Rampenlicht. Es war eine
grosse Ehre für Drynet-Mitglieder, am diesjährigen Caux Dialog über Land und Sicherheit teilzunehmen und etwas dazu beizutragen. Drynet ist ein Netzwerk, das sich aus Organisationen der Zivilgesellschaft in 15 Ländern zusammensetzt und mit lokalen Gruppen in Trockengebieten zusammenarbeitet. Darum schätzt Drynet die Zusammenarbiet von Initiativen der Veränderung mit der IUCN und der UNCCD sehr, da sie die Gespräche über diese Probleme auf internationaler Ebene vorantreibt. Die Menschen in Trockengebieten beteiligen sich daran, da dies für ihren Lebensunterhalt und ihre Sicherheit unerlässlich ist.»
Landsanierung verstärken Es gibt weltweit viele erfolgreiche Landsanierungsprojekte, die sowohl Nahrungsmittel- und Wassersicherheit als auch wirtschaftliche Entwicklung steigern, bewaffnete Konflikte reduzieren oder sie gar verhindern. Der Caux Dialog 2014 konzentrierte sich hauptsächlich auf jene Bedingungen, die notwendig sind, um Landsanierung verstärkt und in grossem Umfang zu ermöglichen. CAUX-BERICHT 2014 9
VERTRAUEN UND INTEGRITÄT IN DER WELTWIRTSCHAFT
Teilnehmende besuchen den Hauptsitz von Nestlé in Vevey
Menschen inspirieren und Sinn stiften für nachhaltige Entwicklung Man sagt oft, Krisenzeiten machen erfinderisch. Während die Weltwirtschaft sich noch um Erholung bemüht, trafen sich bei der dynamischen 8. Konferenz «Vertrauen und Integrität in der Weltwirtschaft» Experten und Menschen in Führungspositionen unterschiedlichster Herkunft, um über neue Wirtschaftsmodelle und innovative Entwürfe einer Weltgemeinschaft zu diskutieren. Die Konferenz hat wieder einmal bewiesen, dass neue Wirtschaftsmodelle möglich sind und sogar schon existieren.
I
n seiner Rede sprach sich der bekannte Wirtschaftsexperte und Initiator der sozialen Bewegung «Die Gemeinwohl-Ökonomie» Christian Felber für ein Wirtschaftsmodell aus, das sich auf das Wohl aller und Kooperation statt finanziellen Profit und Wettbewerb konzentriert. Felber möchte «die Regeln neu schreiben, um sicherzustellen, dass die Hauptakteure der Wirtschaft nicht nur erfolgreich, sondern auch ethisch agieren können».
Business Leaders Forum Parallel zur Konferenz traf sich in der Villa Maria eine internationale Gruppe aus 20 leitenden Geschäftsleuten und Akademikern zu einem dreitägigen Business Leaders Forum (BLF). Inspiriert vom Ethos, das Caux zugrunde liegt, kamen sie zusammen, um sich auszutauschen und eine Initiative für eine weltweit nachhaltige Wirtschaft ins Leben zu rufen, die auf dem Aufbau von Vertrauen und einer ethischen Führungskultur basiert – einem Markenzeichen des Geistes von Caux.
10 CAUX-BERICHT 2014
Pedro Langra, Direktor der Oxford Leadership Academy in Mexiko, sprach über die wachsende Bedeutung, verantwortlich, ethisch korrekt und von ganzem Herzen zu führen und zu leiten, damit Unternehmen wachsen können.
Christian Felber setzt sich für eine Gemeinwohl-Ökonomie ein
Guya Merkle sprach in ihrer berührenden und inspirierenden Rede davon, wie sie mit 23 durch den plötzlichen Tod ihres Vaters Besitzerin eines Juwelierunternehmens wurde. Nach einigen Überlegungen und einer Besichtigung der Goldminen Ugandas und Perus eröffnete sie einen Markt für ethisch beschafftes Gold, dessen ausschlaggebende Kraft und Hauptkäuferin sie wurde. «Das motiviert mich jeden Tag. Es geht darum, Schönheit zu schaffen. Es geht darum, wahren Luxus zu schaffen, der allen zugutekommt, die damit in Berührung kommen.»
Der Ansatz von Lisa und Charly Kleissner, den Gründern der KL Felicitas Foundation, war persönlicher. Wie können wir als Individuen Gerechtigkeit in der Wirtschaft umsetzen? Sie warben für die sogenannte «Impact-Investition»: das Engagement, in Projekte zu investieren, die zu einer faireren Welt beitragen. Charly Kleissner hob hervor, Integrität bedeute, im Einklang mit unseren Lebenszielen und Werten zu handeln. Unser Leben sei der Ausdruck dessen, was wir sind. Wir trügen daher die Verantwortung, uns für das einzusetzen, an das wir glauben. Emma Ihre, Sonderberaterin des schwedischen Finanzministeriums für Nachhaltigkeit in der Geschäftswelt, sprach über die wichtige Vorreiterrolle öffentlicher Einrichtungen und erklärte, wie das schwedische Finanzministerium die Nachhaltigkeit staatlicher Unternehmen sicherstellt. Sie erklärte, es sei wichtig, Direktoren
EPIC: Unternehmer, Wegbereiter, Innovatoren und Veränderer Junge Berufstätige und Unternehmer mit grossen Erwartungen und der Bereitschaft, den Status Quo in Frage zu stellen, nahmen an einem Workshop teil, der in diesem Jahr zum ersten Mal durchgeführt wurde: EPIC. Marcello Palazzi, Gründer der Progressio-Stiftung Niederlande, hatte gemeinsam mit anderen den Workshop entwickelt: «Das Wort ‹Leadership› ist abgenutzt. Uns wurde bewusst, dass Menschen, die etwas schaffen, die Helden unserer Gesellschaft, in vier Kategorien eingeteilt werden können: Unternehmer, Wegbereiter, Innovatoren und Veränderer.» Im Laufe einer Woche stellten sich junge Berufstätige unterschiedlicher Herkunft neuen Herausforderungen und unterstützten sich gegenseitig. Sie sprachen über ihre Erfahrungen und tauschten bewährte Praktiken, neue
Perspektiven und Ideen aus. Sie nahmen sich ausserdem Zeit, nachzudenken, in sich hineinzuhören und die Natur von Caux zu erleben. Dabei genossen sie das wunderschöne Panorama und bestiegen als Symbol der Überwindung innerer und äusserer Schwierigkeiten den Rochers de Naye. Unter den Teilnehmenden waren UNO-Mitarbeiter, junge Sozialunternehmer und Menschen, die ihrem Leben eine neue Richtung geben wollten. Sie verliessen das Programm mit neuer Energie, gestärkt und unterstützt von einem neuen Netzwerk. EPIC war so erfolgreich, dass der Workshop 2015 in Kooperation mit «Deine Initiative bewegt!» in eine Konferenz umgewandelt werden soll. Leire Corra, Strategieberaterin bei Deloitte erklärte: «Wenn man in Routine feststeckt, ist es schwierig, etwas zu ändern und den Überblick zu bewahren. Wenn man hier-
«EPIC sind Menschen, die Dinge nicht einfach hinnehmen, sondern sich für Veränderung einsetzen.» herkommt, findet man Frieden und die Zeit, anzuhalten und nachzudenken.»
Menschenrechten auseinandersetzt. Diese Besichtigung war Teil einer Fallstudie über den positiven Einfluss gesellschaftlichen Drucks auf profitorientierte Unternehmen, transparenter und nachhaltiger zu agieren. Sie wurde dank der Einladung von Pascal Gréverath, Direktionsassistent und Leiter für Umweltverträglichkeit bei Nestlé, möglich gemacht. Podiumsdiskussion über Vertrauen und Integrität in der Weltwirtschaft mit Guya Merkle und Pedro Lange
einzustellen, die ethische Werte und eine darauf basierende Einstellung besässen: «Wir müssen es wagen, hohe Erwartungen zu haben, und uns auf Transparenz und Kooperation konzentrieren.» Bernard Lietaer, Autor, Finanzexperte und Co-Designer des ECU (monetärer Währungsmechanismus, aus dem später der Euro entstand), präsentierte triftige Argumente für neue Finanzsysteme und alternative Währungen. Lietaer bot Hintergrundwissen zu einem Währungssystem, das versagt habe und geändert werden müsse. «Jeder Dollar, den Sie sehen, ist die Verschuldung eines anderen – der Regierung, einer Firma oder einer Privatperson. Das erscheint uns als normal. Doch es ist alles andere als normal.» Lietaer ist der Meinung, dieser Ansatz unter-
Ökonom Bernard Lietaer
höhle die Stabilität des Geldes, verstärke konjunkturelle Wirtschaftszyklen und konzentriere Reichtum durch Zinswirtschaft. Sein Lösungsvorschlag für finanzielle Nachhaltigkeit sei eine neue Währung namens «Terra», die die wichtigsten Marktgüter nutze. So sei Terra beständiger, voll abgesichert und werde je nach Bestand ausgegeben.
Profit soll Menschen dienen In der Arbeitsgruppe mit dem Titel «Veränderung anführen für eine nachhaltige Welt» ging es um die Entwicklung sozialer und umweltpolitischer Verantwortung im Privatsektor. Die Teilnehmenden besichtigten Nestlés «Shared Value Department» in Vevey (Arbeitsbereich für gemeinsame Werte), das sich mit verantwortlicher Finanzierung, Kommunalentwicklung und
Die Ideen, die bei der Konferenz zum Ausdruck kamen, wurden durch ein Schreiben des Pontifikalen Rats für Gerechtigkeit und Frieden des Vatikans an das Organisationsteam noch einmal betont. Die Erklärung forderte eine «integrative Wirtschaft, die sich, angeregt durch pluralistischen Unternehmergeist und geleitet von Prinzipien sozialer Gerechtigkeit und Grosszügigkeit, an den Grundlagen der Marktwirtschaft orientiert». Monsignore Stefano Ottani, Präsident des Kirchengerichts in Bologna/Italien, sprach sich in seiner Rede ebenfalls in diesem Sinne aus. Seiner Meinung nach müsse Wirtschaft wieder an ihren angestammten Platz zurückkehren. Sie existiere, um den Bedürfnissen der Menschen zu dienen. Ottani erinnerte uns daran, die etymologische Bedeutung von «Profit» sei «tun» (fit) «für» (pro), d. h. «zum Wohl anderer handeln». «Profit muss daher Menschen zugutekommen, er muss ihnen dienen», so Ottani. CAUX-BERICHT 2014 11
GERECHTE REGIERUNGSFÜHRUNG FÜR MENSCHLICHE SICHERHEIT
«Ethik- und integrationsfördernde Strukturen und Führungsqualitäten» «In der heutigen Welt herrscht ein massives Vertrauensdefizit. Wie sollen wir damit umgehen?», fragte Michael Møller, amtierender Generaldirektor des UN-Büros in Genf. Er sagte weiter: «Ich lasse mich vom Ethos inspirieren, das der Initiative von Caux zugrunde liegt und bei dem das Individuum im Mittelpunkt steht. Vertrauen lässt sich nur zwischen Menschen aufbauen. Geeignete Strukturen machen dies zwar möglich, die Umsetzung aber erfolgt durch die Menschen.»
M
øller war Redner im Rahmen der Plenarveranstaltung «Vertrauen als Schlüssel zum Frieden». 200 Menschen, die sich in 32 Ländern für bessere Regierungsführung einsetzen, nahmen an der fünftägigen Konferenz «Gerechte Regierungsführung für menschliche Sicherheit» teil. Viele von ihnen kamen aus Konfliktund Spannungssituationen: u. a. aus Israel und Palästina, der Türkei und Armenien oder aus Somalia. Sie alle suchten nach Möglichkeiten der Aussöhnung kriegsführender Parteien. Im Mittelpunkt standen menschlichen Faktoren, die eine Zusammenarbeit von politischen Führern und Bürgern durch einen integrativen und demokratischen Ansatz ermöglichen.
Delegation aus dem Sahel Auch 28 Regierungsbeamte und Führungspersönlichkeiten aus Politik und Zivilgesellschaft aus Mali, dem Niger und dem Tschad waren nach Caux gekommen. Finanziert wurde das Projekt vom Eidgenössischen Departement für auswärtige Angelegenheiten (EDA). Das EDA unterstützt Gruppen aus dieser Region seit vier Jahren finanziell und ermöglicht so ihre Teilnahme an den Konferenzen in Caux. Unter den Teilnehmenden befanden sich amtierende und ehemalige Minister, Parlamentsabgeordnete, Senatoren, Wissenschaftler, Juristen, Journalisten,
12 CAUX-BERICHT 2014
Leiter von Nichtregierungsorganisationen, ein Imam und ein Pastor. Sie kamen vier Tage vor der eigentlichen Konferenz an, um an einem Workshop zum Thema «Umgang mit der Vergangenheit» teilzunehmen. Geleitet wurde der Workshop von einem Team des EDA. Die meisten von ihnen nahmen anschliessend an der Konferenz «Gerechte Regierungsführung» teil. Sehr geschätzt wurden die Gespräche über den Umgang mit der Vergangenheit, sowohl mit dem EDA-Team als auch im Rahmen der Konferenz. Geleitet wurden die Diskussionen von erfahrenen Mediatoren, u. a. Matthias Stiefel, dem Gründer von Interpeace. «Mein Leben war von Verhaftungen und Gefängnisaufenthalten geprägt», sagte der Abgeordnete und Präsident der Wirtschafts- und Planungskommission des Tschads, Dr. N’Gothe. «Als ich zum ersten Mal nach Caux kam, war ich voller Hass und zerstörerischer Kräfte. Als Opfer des Regimes von Hissen Habre war ich entschlossen, ihn vor Gericht zu stellen. Aber die Gespräche, die hier stattgefunden haben, haben mich verändert. Auch meine Reaktion auf die Ungerechtigkeiten der Vergangenheit ist nicht mehr dieselbe. Vielleicht gibt es einen anderen Weg, um Gerechtigkeit wiederherzustellen.»
Alle, die an der Konferenz teilnahmen, waren auf der Suche nach Strategien einer verbesserten Regierungsführung. «Es kann ohne Übertreibung gesagt werden, dass schlechte Regierungsführung und Korruption der Auslöser für die Krise in Mali waren», sagte ein hoher Beamter.
Korruption überwinden Katherine Marshall, ehemalige Beraterin der Weltbank und inzwischen Beraterin der Internationalen Antikorruptionskonferenz, leitete eine Workshop-Reihe zur Bekämpfung von Korruption. Neil Buhne, Leiter des Genfer Büros für Krisenprävention und Wiederaufbau des Entwicklungsprogramms der Vereinten Nationen (UNDP), ging detailliert auf verschiedene Ansätze zur Korruptionsbekämpfung ein und berichtete u. a. von nur
Rama Mani und Yolanda Ambiana bei ihrer Aufführung
Abschied von Caux Die Teilnehmer verliessen Caux, um sich mit neuer Energie den schwierigen Situationen zu stellen, mit denen sie zu Hause konfrontiert werden. Im Sahel haben Menschen aus dem Tschad den Verein «Reflexionsgruppe für Frieden und Entwicklung im Tschad» gegründet. Auch in anderen Ländern der Sahelzone bilden sich Caux-Gruppen. «Der Geist von Caux», eine oft genutzte Formulierung in ihren Kreisen, repräsentiert die Hoffnung auf eine neue Art von Beziehungen zwischen Menschen. Ein Teilnehmer sprach von einem «ehrlichen Ansatz, der von Herzen kommt und in starkem Kontrast zu den offiziellen Berichten über nationale Aussöhnung steht». Konfl ikte, Korruption, Rechtsverstösse – dies sind nur einige der Themen, die die Teilnehmenden beschäftigen. Michel Kipoké, Mitbegründer des IofC-Programms, das in der Region der Grossen Seen Afrikas aktiv ist, sagte einmal: «Initiativen der Veränderung löst keine Probleme, aber es schafft die notwendige Atmosphäre, in der sie gelöst werden können.»
Podiumsdiskussion «Vertrauen als Schlüssel zum Frieden»
wenig bekannten Erfolgen in Botswana und Bhutan. Professor Eugene Sensenig-Dabbous von der Notre Dame-Universität im Libanon leitete einen Workshop über Korruptionsbekämpfung beim Abbau von Rohstoffen. Er beschäftigt sich mit diesem Thema, da vor der libanesischen Küste Erdöl entdeckt wurde. Unter den Sprechern befand sich auch Farai Maguwu, Leiter des Zentrums zur Steuerung natürlicher Ressourcen in Simbabwe. «Auf Grund meiner Erfahrungen in Caux habe ich mich bei meinem Bruder entschuldigt», sagte er. «Dieser Schritt heilte unsere zerbrochene Beziehung. Dies hat mir die Augen für neue Möglichkeiten in meiner Arbeit geöffnet. Als Menschenrechtler habe ich viel Missbrauch in unserer Rohstoffindustrie aufgedeckt. Aber ich hatte nie daran gedacht, mit den Verantwortlichen selbst darüber zu reden. Als ich ein Bergwerksunternehmen anrief, das für seine schlechten Beziehungen mit den Menschen in der Region bekannt war, und um ein Treffen bat, löste ich dort Erstaunen aus. Ein Treffen fand statt und wir redeten zwei Stunden lang. Sie baten um Hilfe für Auswege aus der Sackgasse, in die ihre Beziehungen mit den Gemeinden der Umgebung geraten waren, und sie beherzigen unsere Ratschläge.»
Ukraine und Russland Auch aus der Ukraine wurde von wertvollen Erfahrungen beim Umgang mit Korruption berichtet. Hanna Hopko ist dort Koordinatorin der zivilen Bewegung «The Reanimation Package of Reforms». Die Bewegung bekämpft Korruption durch die Entwicklung von Gesetzen, die sich u. a. um eine Reform des Justizwesens und Der Moskauer Pianist Victor Ryabchikov
des Steuerwesens für Massenmedien bemühen. Viele Nichtregierungsorganisationen sind ihnen inzwischen beigetreten und mehr als 150 erfahrene Experten arbeiten an der Entwicklung von Ideen und Gesetzesentwürfen. «Wir arbeiten mit einer Gruppe von 24 Parlamentsabgeordneten zusammen», sagte sie. «Bislang hat das Parlament zehn von uns entworfene Gesetze verabschiedet, um die alle lange gerungen werden musste.» Sie war eine der 35 ukrainischen Teilnehmenden, die aus der Ost- und Westukraine und der Krim gekommen waren. Auch Russen waren bei der Konferenz anwesend. Zwischen ihnen fanden intensive und manchmal hitzige Diskussionen statt. Dennoch war allen die Bedeutung eines ehrlichen Dialogs klar, so schmerzhaft dieser auch sein mochte. Ein Ergebnis der Diskussionen war die sogenannte «Plattform für ukrainisch-russische Kontakte, Dialog und Initiativen». Darin wird die russische Aggression gegenüber der Ukraine verurteilt, es wird jedoch auch auf die Bedeutung des Aufbaus von Brücken zwischen beiden Ländern hingewiesen. Die Plattform verpflichtete sich ausserdem zum Einsatz für verbesserte «Beziehungen durch Dialog und gemeinsame Initiativen». Nicht alle Teilnehmenden fühlten sich in der Lage, dieses Dokument zu unterzeichnen. Viele jedoch taten es. Es ist nun in der Ukraine und in Russland im Umlauf, und Aktivisten der Zivilgesellschaft beider Länder haben schriftlich um Kooperation mit der Plattform gebeten. CAUX-BERICHT 2014 13
QUELLEN DER INSPIRATION
Was uns inspiriert und unser Leben beeinflusst 2014 fand zum zweiten Mal die Konferenz «Quellen der Inspiration» statt. Es wurde gesungen, getanzt und gemalt und die kreativen Workshop-Angebote waren ebenso fester Teil des Konferenzprogrammes wie die Momente persönlicher Besinnung, der Meditation, der Erholung und das Knüpfen neuer Freundschaften.
«Humor und Lachen … eine Mischung aus Ernst und lustiger Leichtigkeit. Beides ist unerlässlich.»
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ie Veranstaltung ermöglichte den mehr als 70 Teilnehmenden tiefe menschliche Erfahrungen. Es war eine Gelegenheit, in sich hineinzuhören, zu den eigenen Wurzeln zurückzufinden und auf andere zuzugehen. Zentraler Bestandteil der Konferenz waren die sogenannten «Community»-Gruppen, in denen die Teilnehmenden sich jeden Tag zum Diskutieren trafen, gemeinsam im Speisesaal Mahlzeiten servierten oder in der Küche mithalfen. Die Plenarsitzungen boten den Gruppen viele Anregungen für einen regen Austausch. Am ersten Tag wurde die Botschaft einer Frau vorgetragen, der die Teilnahme an der Konferenz nicht möglich war, da sie nicht aus Syrien ausreisen konnte. Sie rief zu Vergebung, Verantwortung, Respekt und Hei-
Die schwedische Theatergruppe «Commedia Gillet» bringt Leben in die Konferenz
lung auf. «Ohne sie werden wir uns weiterhin zerfleischen und wir werden alle leiden, weil wir alle Teile eines grossen Ganzen sind.» Dieses Thema wurde am nächsten Tag in der Veranstaltung über Konflikte und Vergebung weitergeführt und vertieft. In einem innovativen Plenum über Inspiration wurden die Teilnehmenden in zwei konzentrischen Kreisen rund um vier «GeschichtenerzählerInnen» aufgestellt.
«Quellen der Inspiration» und Kunst – eine Tradition von Caux Im Laufe der Konferenz «Quellen der Inspiration» wurde der Ansatz von Caux, verschiedene Aspekte von Kunst einzubeziehen, besonders sichtbar. Schon immer wurde in Caux im Umgang mit Konflikten und Aussöhnung auf Kunst zurückgegriffen. Geschätzt wird hierbei vor allem sowohl die Möglichkeit, Situationen aus verschiedenen Blickwinkeln zu illustrieren und zu betrachten, als auch das Entdecken der Kraft der Selbsterfahrung, die in der Kunst verborgen liegt. Im Laufe der Jahrzehnte wurden in Caux oft Theaterstücke aufgeführt, Filme gezeigt, Live-Konzerte veranstaltet, Fotoausstellungen organisiert, gemalt, geschrieben und auf vielerlei Weise Kreativität zum
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Ausdruck gebracht. Für die Teilnehmenden wurde in Caux durch Kunst auf neue und verschiedene Weise ein Veränderungsprozess in die Wege geleitet. So konnten sie beispielsweise beim Konzert des russischen Pianisten Victor Ryabchikov und des ukrainischen Violonisten Dima Tkachenko Musiker aus zwei Ländern hören, die in letzter Zeit oft in die Schlagzeilen geraten waren. Ein Rap- und Rockkonzert auf der Caux-Bühne, durchgeführt von der britischen Initiative «Music for Cities», die sich für die Wiedereingliederung Jugendlicher mit schwierigem Hintergrund einsetzt, ermutigte die Zuhörer ausserdem, sich über die Kluft zwischen den Generationen hinwegzusetzen.
Während jeder der vier Erzählenden über sein/ihr Leben sprach, reagierten die Zuhörenden im inneren Kreis durch Schreiben, jene im äusseren Kreis durch Zeichnen, Malen oder Modellieren. In dem vielfältigen Workshop-Angebot ging es u. a. darum, den «inneren Clown» zu entdecken, oder sich über Achtsamkeit Gedanken zu machen. An einem der Abende wurde der Film «Beyond Forgiv-
Die Konzertpianisten Victor Ryabchikov (Russland) und Penelope Thwaites (Australien) begleiten den ukrainischen Violonisten Dima Tkachenko
Die Rockband von «Music for Cities» im Caux-Theater
ing» gezeigt, der von einer erstaunlichen Vergebungserfahrung aus Südafrika erzählt. An einem anderen Abend gab die schwedische Gruppe «Commedia Gillet» eine Vorstellung, ein Ein-Mann-Stück über den Weihnachts-Waffenstillstand in den Schützengräben im Ersten Weltkrieg wurde aufgeführt und viele wirkten an einem bunten Abend mit.
Schon seit den Gründertagen des Konferenzzentrums ist Caux ein Ort, an dem Menschen aus verschiedenen Ländern, mit unterschiedlicher Herkunft und Blickweisen zusammenkommen können, um sich auf sich selbst zu besinnen und anderen zu begegnen. «Quellen der Inspiration» folgt den Fussspuren dieser Tradition und bemüht sich, den «Geist von
Amina Amina kommt ursprünglich aus Somalia und lebt in Grossbritannien. Sie arbeitet seit 7 Jahren mit IofC zusammen und setzt sich für die Förderung von Frieden und Aussöhnung in Schulen ein. Kannst du mir etwas über dein Engagement im Rahmen der Konferenz «Quellen der Inspiration» berichten? Ich war Teil des Koordinationsteams und wurde gebeten, einen Workshop zum Thema «Frieden beginnt zu Hause» durchzuführen. Dieses Projekt ist mir sehr wichtig, weil ich auf eigene Erfahrungen und meinen Lebensweg, u .a. auf die Probleme als junger Mensch in Somalia, zurückgreifen kann. Durch die Erfahrungen des Krieges in Somalia und den Umzug mit meinen Eltern nach Europa auf der Suche nach einem «sicheren Hafen» kam ich dazu, Konflikte zwischen den Generationen genauer unter die Lupe zu nehmen und aus dem Entdeckten ein komplettes Trainingsprogramm zu entwickeln. Es ist nicht nur ein Trai-
ningsprogramm, sondern auch ein persönliches Werkzeug, da ich dabei immer wieder dazulerne, während ich mit andern damit arbeite. Wir leben in einer sehr unsicheren Welt, die von Tag zu Tag korrupter zu werden scheint. Überall brechen Kriege aus, sei es in Palästina oder in Somalia oder im Irak. So vieles ist notwendig, um wirklich Frieden und Aussöhnung in diesen Ländern zu fördern – wir brauchen etwas, das über blosse Energie und zeitliches Engagement hinausgeht. Wir brauchen Menschen, die auf richtige Art und Weise anführen können. Bei all dem, was in der Welt vor sich geht, bietet eigentlich nur das Zuhause Sicherheit. Wenn man aber daheim nicht geborgen und in Sicherheit ist, wohin kann man sich dann wenden? In Europa gibt es viele zerrüttete Familien. Grossbritannien weist besorgniserregenderweise die höchsten Zahlen an Familienauflösungen innerhalb Europas auf. Wenn die Beziehungen innerhalb meiner Familie nicht stimmen, wird es sehr schwierig, inneren Frieden zu finden. Wenn unser Motto «Sei die Veränderung, die du in der Welt sehen willst!» sein soll, dann müssen wir diese Veränderung zuerst
Caux» wiederzugeben, indem viel Wert auf persönliche Entwicklung, spirituelle Offenheit und den Aufbau von Beziehungen gelegt wird.
Amina
in uns erleben. Bei «Frieden beginnt zu Hause» geht es genau darum. Für mich war die Zusage für die aktive Teilnahme an der Konferenz «Quellen der Inspiration» ein Schritt auf die Veränderung hin, die ich zu erreichen hoffe. Die Konferenz hat alle Erwartungen, die ich zuvor hatte, bei weitem übertroffen. Sie brachte ein spirituelles Element ein, das sich bemühte, eine Verbindung herzustellen oder wiederzufinden zwischen dem, was wir als Menschen sind, und dem, was wir tun.
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CATS – KINDER KÖNNEN DIE WELT VERÄNDERN
Junge Verfechter des Wandels «CATS» fand in diesem Jahr zum zweiten Mal statt. Hauptschwerpunkt der Konferenz war Kinderpartizipation. Vor 25 Jahren versprach die UN-Kinderrechtskonvention Kindern das Recht zur Mitsprache. Die Umsetzung dieses Versprechens ging nur langsam voran und es ist eine der Hoffnungen von CATS, dieses Versprechen wahr werden zu lassen. Das Thema der diesjährigen Konferenz lautete «Junge Verfechter des Wandels». Unter den 367 Teilnehmenden befanden sich 170 Kinder und Jugendliche aus aller Welt. Sie kamen, um verschiedene Themen, wie die Rolle von Kindern als Fürsprecher, Pädagogen, Gesundheitsaktivisten und Medienakteure, zu diskutieren.
Z
iel war es, in Kinderfragen aktive Kinder, Jugendliche und Erwachsene zu einem Austausch zusammenzubringen. Es sollten gemeinsam Wege gefunden werden, um Kinderpartizipation vom Versprechen in die Realität umzusetzen. Jonathan Levy, einer der Hauptorganisatoren der Konferenz, erklärte, Caux langjährige Bemühungen zur Schaffung von Rahmenbedingungen, die es jedem erlaubten, seinen Platz zu finden, prädestinierten das Konferenzzentrum geradezu für eine solche Veranstaltung. Das Programm orientierte sich am Strategiepapier der CATS-Beratungsgruppe. Dieser Gruppe gehören hauptsächlich Kinder an. Zu den Höhepunkten der diesjährigen Konferenz gehörten ein Kindergericht im Stile Janus Korzcaks und ein «Speakers’ Corner», wo alle Teilnehmer vor Publikum ihre Meinungen von sich geben konnten. In diesem Jahr gab es konkrete Resultate, u. a. den Entwurf der Caux-Erklärung zum Recht von Kinderpartizipation – eine Idee, die die peruanische Delegation ein-
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gebracht hatte. Sie wurde von Kindern und Jugendlichen in Zusammenarbeit mit einem Vertreter des Europarats im Laufe der Konferenz entworfen und geschrieben, um anschliessend dem Europarat vorgelegt zu werden. Ausserdem trafen sich Konferenzteilnehmende, um die «Save Funky Dragon»-Petition zu unterstützen. Bei der Petition geht es darum, die Regierung von Wales davon zu überzeugen, «Funky Dragon», das Kinderund Jugendparlament von Wales und Partner der CATS-Konferenz, weiterhin finanziell zu unterstützen. Der Erfolg von CATS 2014 liess sich nicht nur an der Teilnehmerzahl messen (es gab kaum noch freie Betten), sondern auch an der Qualität der Beiträge. Die Anwesenden hörten aus erster Hand Berichte über Kinderpartizipation von jungen Menschen aus Peru, Indien, Brasilien, Rumänien und Grossbritannien. Am Ende der Woche hatten sie neue Energie getankt und waren motiviert, die Botschaft der positiven Auswirkungen von Kinderpartizipation weiterzutragen.
Ricardo, Leiter der peruanischen Delegation
Der Traum von Alex wird Wirklichkeit
«Diese Konferenz bestätigte unsere Ideen, die wir von der Unterstützung Jugendlicher hatten. Unsere Arbeit in der Jugendbildung ist auf einer Ebene, die andere hier in Caux noch anstreben – es tut so gut, zu sehen, dass wir nicht gegen den Strom arbeiten, sondern dass es grössere Organisationen gibt, die sich um die gleichen Resultate bemühen und mit uns für das Wohlergehen junger Menschen zusammenarbeiten werden. Wir können mit den Menschen, die wir hier getroffen haben, und den Jugendlichen aus Peru Grosses vollbringen. Wir sollten uns nicht entmutigen lassen, auch wenn wir auf Probleme stossen. Als eine kleine Organisation können wir den Kindern vielleicht keine grossen Veranstaltungen in einem Schloss bieten, aber wir können viele kleine Schlösser in jedem Einzelnen bauen, damit jeder dann wiederum andere Kinder lehren kann. Es ist wichtig, Kinder zu solchen Konferenzen zu schicken – es hilft ihnen wirklich, sich zu entwickeln und ihren Traum wahr werden zu lassen. Alex zum Beispiel wollte immer schon auf der Bühne singen und er konnte das hier tun. Es war nicht leicht für Alex, nach Caux zu kommen, aber für sein Lächeln auf dieser Bühne hier hat sich alles gelohnt!»
Photovoice: Partizipative Fotografie Photovoice ist eine Wohltätigkeitsorganisation mit Sitz in London, die jedoch weltweit tätig ist. Der Schwerpunkt ihrer Arbeit liegt auf partizipatorischer Fotografie mit Randgruppen. Photovoice nutzt Fotografie als Möglichkeit, um Menschen zu helfen, für sich selbst einzustehen und Veränderung zu bewirken. Sie arbeitet mit lokalen Organisationen zusammen und die Hälfte ihrer Projekte wendet sich auch an Kinder. Zwei albanische Kinder waren bei der diesjährigen Konferenz dabei. Sie stellten ihre Fotos vor, die es ihnen ermöglicht hatten, bei Ausstellungen mit Gemeindevertretern, Politikern, Diplomaten und Ministern über Probleme zu sprechen, die ihr eigenes Leben und das ihrer Umgebung beeinflussen. Im Laufe des Projekts, das in Zusammenarbeit mit World Vision durchgeführt wurde, lernten die Kinder nicht nur, wie man fotografiert, sondern sie wurden auch selbstbewusster. Als sie gefragt wurden, was sie ausser Fotografie
Altin und Francesca, aus Albanien, erzählen ihre Geschichte
durch das Projekt gelernt hätten, sagte Francesca (11): «In einem der Bilder habe ich zum Ausdruck gebracht: Ich habe vor nichts Angst. Das ist es, was ich gelernt habe.» Altin (12) präsentierte sein Bild (rechts) folgendermassen: «Wir alle haben einen Schatten und die Farbe des Schattens ist bei allen gleich.»
Lumos: Die Stiftung der Harry-Potter-Autorin
Einrichtungen und von der Gesellschaft isoliert leben würden.
Aktive Partizipation ist kein exklusives Konzept, sondern ein Ansatz, der allen Mitgliedern der Gesellschaft offensteht. Ein Beispiel dafür war die Delegation von Lumos, einer Organisation, die von der Autorin J. K. Rowling gegründet wurde und sich für die Wahrung der Rechte von Kindern einsetzt, die in vielen Ländern in
Lumos arbeitet mit Nichtregierungsorganisationen, Regierungen und Gemeinden zusammen, um sicherzustellen, dass jedes Kind das Recht hat, bei Entscheidungen, die es betreffen, mitzusprechen. Im Laufe der CATS-Konferenz hatten Kinder, die von Lumos unterstützt werden, Gelegenheit, zu berichten, wie Lumos ihnen ge-
«Wir alle haben einen Schatten und die Farbe des Schattens ist bei allen gleich.» Photo: © Altin Dulja, World Vision, PhotoVoice
holfen hat. Dank der Unterstützung, die ihren Familien und Erziehern zuteilwurde, können diese Kinder normale Schulen besuchen und sind an den Entscheidungen über ihr Leben beteiligt. Michaela (25) sprach von ihrem Engagement in der Erwachsenenarbeit. Da sie gelernt hat, wie der Austausch zwischen Erwachsenen und behinderten Kindern verbessert werden kann, findet es Michaela einfacher, Lösungen zu finden, die allen gerecht werden. Sie hat das Gefühl, die Erwachsenen um sie herum brächten ihr jetzt mehr Vertrauen entgegen. Während ihre Eltern immer noch lernen, ihr in Geld- und Verwaltungsfragen zu vertrauen, lebt Michaela ein unabhängiges Leben und engagiert sich aktiv für die Rechte von Kindern. Ohne Lumos hätte sie dies nie geschafft. Die Teilnahme von Lumos bei der CATS-Konferenz war ein beeindruckendes Beispiel dafür, wie wichtig es ist, allen Mitgliedern der Gesellschaft eine Stimme zu geben. Sie zeigte, dass aktive Partizipation in der Tat allen zugänglich gemacht werden kann.
Vorführung der Lumos-Delegation bei CATS CAUX-BERICHT 2014 17
DEINE INITIATIVE BEWEGT!
Vielfalt im Dialog für sozialen Wandel Vom 3.–8. August 2014 fand zum ersten Mal die Konferenz «Deine Initiative bewegt!» (Impact Initiatives of Change/IIC) statt. Der Schwerpunkt der Konferenz, die sich aus ihrer Vorgängerin «Gemeinsam Vielfalt leben» entwickelt hat, liegt auf persönlicher Weiterentwicklung, Besinnung und der Umsetzung von Idealen in die Praxis.
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en «Zwillingsweg» einschlagen: Bei der Konferenz IIC kamen Menschen aus aller Welt, verschiedener Herkunft und Kulturen zusammen. Ein wichtiger Aspekt der Konferenz war die Tatsache, dass das Programm auf dem Prinzip des sogenannten «Zwillingswegs», einer Parallel-Spur, angelegt war, die gleichzeitig aus innerem Wachstum und Aktion nach
aussen bestand. Vier grosse Themen wurden im Laufe der Konferenz genauer betrachtet: die Kunst des Hörens, die Kunst der inneren Ausrichtung, die Kunst des kreativen Schaffens und die Kunst des Engagements. Das Begehen dieses Zwillingswegs wurde direkt umgesetzt, als die Teilnehmer eines Morgens sehr früh den Gipfel des Rochers de Naye bestiegen.
Bei sich selbst beginnen: IIC nahm die Teilnehmenden mit auf eine Reise der (Wieder-)Entdeckung des eigenen Ichs und der persönlichen Anliegen. Dreimal am Tag gab es Gelegenheit, sich Zeit in der Stille zu nehmen, um über gemachte Erfahrungen nachzudenken.
Erste Plenarsitzung auf dem Rochers de Naye Um 6 Uhr morgens wanderten die Konferenzteilnehmenden los und überwanden in drei Stunden 1000 Höhenmeter bis zum Rochers de Naye – dem Berggipfel hinter dem Konferenzzentrum. Nach einem Gipfel-Frühstück wurde das Tagesthema «Die Kunst des kreativen Schaffens» diskutiert. Vor dem Hintergrund des spektakulären Panoramas berichtete Tessa Wernink von der Firma Fairphone über die Gründung ihres Unternehmens, das ethisch hergestellte Smartphones vertreibt. Durch eine einfache Idee und ein kleines, engagiertes Team konnte Fairphone im vergangenen Jahr anfänglich 5000 Smartphones herstellen und musste sofort eine weitere Bestellung aufgeben, um der Nachfrage ge-
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recht zu werden. Wie Tessa erklärte, war es anfangs riskant, dieses Projekt zu starten, aber die Anstrengung habe sich letztendlich gelohnt. Das Ganze habe bewiesen, dass Kunden sich nach ethischen Alternativen in allen Lebensbereichen umsähen, sogar bei technologischen Geräten, die sie täglich nutzen. Nach der dreistündigen Wanderung konnten sich die Teilnehmenden ohne Weiteres mit der Vorstellung identifizieren, Schwierigkeiten zu überwinden, um positive Ergebnisse zu erzielen. Beim Thema «Die Kunst des kreativen Schaffens» ging es nicht nur um das Entwickeln von Ideen, sondern auch darum, Menschen zu verbinden. Dies war denn auch der Hauptzweck der Wanderung auf den Gipfel. Alle Teilnehmenden hatten sich dazu verpflichtet, ge-
meinsam ein Projekt durchzuführen, und dieser Ausflug war eine Teambildungsübung, die alle ermutigte, sich gegenseitig in schwierigen Momenten zu unterstützen.
Interview mit Michael Sternberg, Moderator und Experte für Konflikttransformation, Israel
Welches ist für Sie jedes Mal die grösste Hürde, wenn Sie versuchen, einen Konflikt zu lösen? Eine der grössten Herausforderungen liegt darin, unser Denken zu erweitern. Es ist sehr interessant, festzustellen, dass Emotionen nicht nur sehr privat, sondern auch sozial strukturiert sind. Wir alle hängen sehr an unseren Vorstellungen. Wenn wir uns eine Umsetzung in die Tat: Die Nachmittage konzentrierten sich auf Handeln und konkrete Aktionen. Das Programm ermutigte alle Teilnehmenden, die Konferenz mit einem Aktionsplan zu verlassen, in dem sie sich für Einzel- oder Gruppenprojekte mit dem Ziel sozialen Wandels einsetzen. Auswirkungen dieses Wandels sollten dabei nach einem Jahr messbar sein. Inspiriert durch eine Rede Martin Luther Kings begannen die Teilnehmenden mit der Herstellung eines Plakats, das ihren Traum veranschaulicht. Am nächsten Tag ging es um die Erarbeitung des Themas, das Bilden von Aktionsgruppen und erste Schritte für eine Umsetzung in die Praxis. Erfahrene Moderatoren aus verschiedenen europäischen Ländern begleiteten die Teilnehmenden bei diesem Prozess. Über 10 verschiedene Projekte wurden im Laufe dieser Tage ins Leben gerufen, wie z. B. Die Grüne Moschee, ein Projekt für mehr Nachhaltigkeit in holländischen Moscheen, Link2Job zur Unterstützung arbeitsloser Jugendlicher in Spanien und Portugal und ArtAid, das sich darauf konzentriert, Asylbewerbern in Schweden und Dänemark zur Verarbeitung ihrer Erlebnisse künstlerische Mittel zur Verfügung zu stellen.
Gruppe ansehen, die zusammenarbeitet – und sei es nur in Form eines gemeinsamen Gesprächs –, entdecken wir sofort, dass es mehr Erzählungen über ein Ereignis gibt als diejenigen, mit denen wir aufgewachsen sind. Wir erfahren etwas über die Schwierigkeiten der anderen, aber auch über ihre Hoffnungen, und entdecken dadurch mehr von ihrer Menschlichkeit. So können Kommunikationsbrücken gebaut werden. Dies ermöglicht das Abweichen von unserer einseitigen Art und Weise, die Realität wahrzunehmen. Wir erkennen, dass es nicht nur um uns selbst geht, und uns eine gemeinsame Menschlichkeit verbindet. Was interessiert Sie speziell an dieser Konferenz? Wir leben in einer globalisierten Wirtschaft, der wir zwar viele Vorteile zu verdanken haben, die aber auch viele Probleme schafft. Ich denke, wir sollten ein globales Netzwerk aus Einzelpersonen, Gruppen und Menschen innerhalb von
Organisationen knüpfen, die sich zutiefst der Gleichheit, Würde und Freiheit aller verpflichtet fühlen. Eine Konferenz wie diese kann ein Schritt in diese Richtung sein. Die Tatsache, dass wir uns an die praktische Umsetzung gewagt haben, ist ermutigend. Viele der Teilnehmenden wollen sich tatsächlich für eine bessere Welt einsetzen und machten hier erste Schritte, die zum Handeln führen werden. Nacharbeit gehört zum Konzept dieser Konferenz. Die Teilnehmenden wurden eingeladen, zusammen an ihren Projekten zu arbeiten. Wenn, sagen wir mal, von den 70 Anwesenden 5 herausragende Ideen entwickeln und sich engagiert für ihre Umsetzung einsetzen, ist das enorm. Dann können wir nächstes Jahr vielleicht 5 Initiativen vorstellen, an denen sich Hunderte, vielleicht sogar Tausende beteiligen, und all dies als Auswirkung dessen, was in dieser Woche hier geschieht.
Das Instituto de Asuntos Culturales (Spanien) stellt das im Laufe der Konferenz entwickelte Projekt vor
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INTERNATIONALES FORUM FÜR FRIEDENSSCHAFFENDE
Wechselwirkung persönlicher und systemischer Veränderungen Diese neue Konferenz wurde für Menschen entwickelt, die aktiv für den Frieden arbeiten und sich oft mit festgefahrenen und komplexen Konflikten auseinandersetzen müssen. Ziel des Forums war es, sie widerstandsfähiger zu machen und zu stärken.
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as internationale Forum für Friedensschaffende (IPF) möchte die Zusammenarbeit verschiedener Organisationen und Sektoren in der Friedensförderung unterstützen. Aus diesem Grunde wurde eine Messe für Friedensschaffende organisiert. Sie bot Organisationen aus aller Welt die Gelegenheit, Kontakte zu knüpfen und ihre Projekte vorzustellen. Die Messe war während der gesamten Konferenz geöffnet und bot ideale Rahmenbedingungen für Gespräche und künftige Zusammenarbeit.
Creators of Peace – Friedensstifterinnen Creators of Peace (CoP) ist ein weltweites Programm, das es schon Tausenden von Frauen ermöglicht hat, ihre Rolle bei der Schaffung von Frieden zu entdecken. Einige von ihnen trafen sich in diesem Sommer im Rahmen der Caux-Konferenzen. Unter ihnen befand sich auch eine Gruppe aus Burundi. Eine der burundischen Teilnehmerinnen schrieb nach dem Treffen:
IPF bemühte sich ausserdem um mehr Widerstandsfähigkeit von Menschen, die in der Friedensförderung aktiv sind («persönliche Veränderung»), da sich diese positiv auf ihre Arbeit auswirkt («systemische Veränderung»). Das Forum gab den Teilnehmenden die Gelegenheit, Erfahrungen auszutauschen und zusätzlich in informellem Rahmen wichtige Probleme und Fragen zum Thema zu diskutieren. Die Teilnehmenden konnten sich für einen von drei Workshops entscheiden: 1. Selbstsorge und Widerstandsfähigkeit des Friedensschaffenden: Vom Umgang mit Mitgefühlsmüdigkeit und Burnout
2. Das Schaffen sicherer Räume und Erfahrungsaustausch als Bestandteil persönlicher Friedensarbeit 3. Persönliche und strukturbedingte Dimensionen der Konflikttransformation IPF möchte ausserdem auf die Bedeutung eines integrativen Ansatzes zur Förderung von Frieden aufmerksam machen. Vertreter von Regierungsbehörden und aus dem privaten Sektor waren eingeladen, den Dialog über Friedensförderung als transversales und bereichsübergreifendes Thema voranzutreiben. Einige der eindrücklichsten Momente der Konferenz fanden im Rahmen der Gruppenarbeit statt, wo Teilnehmende aus ihrem Leben berichteten und von den Anfängen ihres Engagements sprachen. Sie erzählten, warum sie nach wie vor für den Frieden arbeiten, und berichteten von ihrem Alltag. Diese Momente inspirierten und motivierten viele der Anwesenden.
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«Wir verliessen Caux vielleicht nicht geheilt, doch zumindest ist ein Heilungsprozess in Gang gesetzt worden. Wir trugen gemeinsam unsere Lasten und Projekte werden umgesetzt. Wir werden uns an die Frau erinnern, die die Familie der Person besuchen wird, die ihre Familie umgebracht hat. Und an die Frau, die beschloss, dem Mörder ihrer Eltern die Geldsumme zurückzuzahlen, die diese ihm schuldeten. Und wer hätte gedacht, dass ich den Mörder meines Bruders treffen würde, um ihm zu sagen, dass ich ihm vergeben habe? Wir werden von dem Hass befreit, der an uns nagt, und geben an diejenigen Hoffnung weiter, die fliehen, wenn ihre Opfer ihnen nahe kommen.»
Instruments of Peace: «Werkzeuge des Friedens» IPF wurde mit einer Aufführung der irischen Organisation «Instruments of Peace» eröffnet. Zu der Gruppe, die Kunst als Mittel für den Frieden einsetzt, gehörten auch sechs Schüler und
Schülerinnen der Gorey Community School, der grössten weiterführenden Schule Irlands. Die Schule setzt sich vorbildlich für friedliches Zusammenleben durch Bildung und Kunst ein. In einem kurzen Interview sprach die Schülerin Katie über ihre Liebe zur Schriftstellerei und wie sie manchmal stundenlang nach einem passenden Wort sucht. Sie ist davon überzeugt, Konflikte können dadurch vermieden werden, indem Menschen sich die Zeit nehmen, vorsichtig mit Worten umzugehen. «Man weiss nie, welche Auswirkungen sie haben können.» Jessie (17) erklärte, warum ihr die Konferenz so gut gefiel: «Ich habe mich mit einem ehemaligen ägyptischen Botschafter unterhalten, der während der Friedensge-
Mitgefühlsmüdigkeit Menschen, die sich um ihre Mitmenschen kümmern, sind gut darin, anderen zu helfen, haben aber die Tendenz, nicht auf sich selbst zu achten. Die Teilnehmenden des Workshops «Selbstsorge und Widerstandsfähigkeit des Friedensschaffenden: Vom Umgang mit Mitgefühlsmüdigkeit und Burnout» wurden an die Sicherheitshinweise in einem Flugzeug erinnert: «Legen Sie zuerst die eigene Sauerstoffmaske an, bevor Sie anderen helfen.» Dr. Barry Hart, Professor für Trauma, Identität und Konfliktstudien am Zentrum für Justiz und Friedenskonsolidierung (CJP) der Eastern Mennonite University, wies darauf hin, es würde in der humanitären
Hilfe, der Friedensförderung – und in der Tat in jedem Beruf, bei dem es darum gehe, anderen zu helfen – oft als Schwäche angesehen, über Gefühle und Emotionen zu reden. Die Annahme, jeder sei stark, auch angesichts traumatischer Situationen, sei aber falsch. Dennoch werde diese Situation in professionellen Kreisen nie wirklich angesprochen. Dr. Hart ging auf die verschiedenen Stufen von Mitgefühlsmüdigkeit ein. Diese sei nicht mit Burnout gleichzustellen, auch wenn beide das Ergebnis schwieriger Umstände am Arbeitsplatz seien und ähnliche Symptome aufwiesen. Nach einem Kurzfi lm über Mitgefühlsmüdigkeit sprach Dr. Pumla Gobodo-Madikizela, Forschungsprofessorin für Trauma, Vergebung und Versöh-
spräche im Irak gearbeitet hat, und es gibt so viele unglaubliche Menschen hier, die so viel erreicht haben …, aber ich dachte nicht, etwas beitragen zu können. Trotzdem wird hier die Meinung aller wertgeschätzt.» Grainne Mulcahy, Lehrerin und Schulkaplanin der Gorey Community School, sagte, Menschen, die sich von ihren Überzeugungen leiten liessen, könnten neu auftanken und dieses Gefühl allen, denen sie begegneten, weitergeben. Durch die Übertragung der Ideen von «Instruments of Peace» ins Klassenzimmer lernten die Schüler und Schülerinnen, dass Frieden klein und in jedem von uns beginne. Dadurch könnten die Kinder Schritte für ein friedliches Zusammenleben leichter in ihrem Alltag umsetzen.
nung an der Freistaats-Universität/Südafrika sowohl über emotionale, philosophische und psychologische Auswirkungen tiefer Traumata als auch über hilfreiche Methoden in ihrem Umgang. So wurden oft Kunst, Theater oder Tanz eingesetzt, um Spannung abzubauen, ins Gleichgewicht zu kommen und Traumata auf entspannte, aber dennoch befreiende Art und Weise anzusprechen. Am Ende des Workshops sprachen die Teilnehmer über ihre Erfahrungen mit Traumata und wie sie damit umgehen. Der Workshop war mit Sicherheit ein Moment, in dem Tabus gebrochen und vielen die Augen geöffnet wurden.
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CAUX SCHOLARS PROGRAM
Das Caux Scholars Program 2014 (CSP) Ein aktives Netzwerk mit 19 Teilnehmern aus 16 verschiedenen Ländern.
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ie «Scholars» brachten eine bunte Vielfalt an Wissen und Weltanschauungen mit. Durch Rollenspiele, Teambuilding und Mitarbeit bei der Organisation der Konferenzen verbanden die Scholars 2014 traditionelles Lernen mit praktischer Umsetzung. Das Programm stützt sich auf drei Säulen: 40 Stunden Unterricht im Klassenverband und 7 Stunden praktische Arbeit im Service-Bereich des Konferenzzentrums, das Erlernen oder Ausbauen von Fähigkeiten und schliesslich das Erforschen persönlicher Veränderung. Hinzu kommen weitere Aspekte, wie z.B. das Kennenlernen anderer Kulturen, der Aufbau tiefer Beiehungen, und es geht auch darum, Anregungen und Inspiration für das persönliche und berufliche Leben zu finden. Zum Ausflugstag gehörte der alljährliche Besuch des Sitzes
der Vereinten Nationen in Genf, und dieses Mal auch des UN-Büros der Gemeinschaft der Quäker (QUNO), wo die Caux Scholars mehr über die weltweite Arbeit der Quäker erfuhren. Frau Dr. Pumla Gobodo-Madikizela, leitende Forschungsprofessorin der Freestate University in Südafrika und Kommissarin der Wahrheits- und Versöhnungskommission, war während einer Woche Gastreferentin im diesjährigen CSP-Programm. Jedes Jahr nehmen die Scholars an den Caux-Sommerkonferenzen teil. Dieses Jahr durften sie zusätzlich die Organisatoren- und Moderatorenrolle beim Internationalen Forum für Friedensschaffende übernehmen. Ausserdem nahmen die Scholars trotz ihres vollen Terminkalenders am Ehemaligen-Treffen 2014 des Caux Scholars Program teil und konnten 24 Absolventen aus 11 verschiedenen Jahrgängen interviewen. Das Caux Scholars Program wird vom 28. Dezember 2014 bis 16. Januar 2015 zum ersten Mal ein regionales Programm in Asia Plateau, dem Konferenzzentrum von Initiativen der Veränderung in Panchgani/Indien, durchführen.
Caux-Praktikum (Caux Interns Program) Die Caux-Praktikantinnen und -Praktikanten tragen nun schon seit Längerem wesentlich zum Ablauf der Caux-Konferenzen bei. Im vergangenen Sommer kamen 66 junge Menschen aus 27 Ländern mit einem multinationalen Mitarbeiterteam im ehemaligen Caux-Palace zusammen, um am Sommerprogramm mitzuwirken.
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edes Jahr sind die Teilnehmenden eine bunte Mischung – vom erfahrenen Assistenzarzt bis zum Studienanfänger ist alles dabei. Alle sind bereit, sich der Herausforderung zu stellen und begierig mehr über persönlichen und weltweiten Wandel zu lernen. Das Praktikumsprogramm arbeitet Hand in Hand mit freiwilligen Helfern und den Konferenzteilnehmenden 22 CAUX-BERICHT 2014
zusammen und ist für junge Menschen eine Gelegenheit, die ganze Bandbreite des Caux-Geschehens zu erleben. Verschiedene Aspekte machen das Programm einzigartig: eine Mischung aus Verantwortung in verschiedenen Abteilungen des Zentrums und einem Leadership-Trainingsprogramm. Die Interns werden aufgefordert, an ihren eigenen Leitungsprin-
Praktikum im Kommunikationsbereich «In Caux geht es nicht nur um Konferenzen, sondern auch um die Menschen, die man trifft, und die Gespräche, die der Rahmen von Caux ermöglicht. Für mich persönlich war dies die bereicherndste Erfahrung meines bisherigen Lebens. Ich fand auch tolle Freunde aus mehreren Kontinenten, die mir einen Einblick in viele Kulturen gaben, welche ich bislang noch nicht kannte. In Caux gibt es keine Grenze, nur Menschen.» ANNE, Irland «Ich erfuhr eine ganze Menge über viele verschiedene Themen, wie beispielsweise Bodendegradation, Führungskultur oder über Kinder, die sich für ihre Rechte einsetzen. Mir wurde bewusst, dass ich selbst von diesen Problemen mitbetroffen bin, auch wenn es direkt um mich herum keine Bodendegradation oder keinen Kindesmissbrauch gibt. Ich bin verantwortlich und kann etwas unternehmen, und sei es auch nur in kleinem Rahmen. Das nehme ich von Caux mit – und auch die vielen neuen Freundschaften mit tollen Leuten, die ich dort getroffen habe.» ELODIE, Schweiz Ich hatte die Möglichkeit, Teil eines Netzwerks zu werden, das sich mit politischen, wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Angelegenheiten aus aller Welt befasst. Jeder von uns hat fachlich dazugelernt, voneinander gelernt und an Themen mitgearbeitet, von denen wir es uns nie hätten träumen lassen, eines Tages etwas dazu beizutragen. Dank unserer guten und engen Zusammenarbeit wurde der Traum zur Wirklichkeit!» DELIA, Rumänien
CAUX INTERNS UND FREIWILLIGE
zipen zu arbeiten und sich ihre persönliche Rolle in der Welt zu erarbeiten. Oft reisen Praktikanten auch mit dem Vorsatz zurück, «für die Zukunft zu investieren». Im vergangenen Sommer war z. B. die Frage aufgekommen, wie das Caux Interns Program künftig nachhaltiger gestaltet
werden und für junge Menschen leichter zugänglich gemacht werden könne. Die Praktikanten begannen selbst, Fundraising-Initiativen für zukünftige Teilnehmende zu organisieren. Nachdem sie das Interns-Programm durchlaufen und in dieser Zeit oft auch lebenslange Freundschaften geknüpft haben, kehren viele Interns Jahr für Jahr ins Konferenzzentrum zurück, um freiwillig Verantwortung zu übernehmen und weiterhin einen Beitrag zur praktischen Umsetzung der Vision von Caux zu leisten. Die Struktur des Programmes hat sich über die Jahre hinweg weiterentwickelt und es wird auch nächstes Jahr durch ein Team geleitet werden, das sich hauptsächlich aus ehemali-
Caux-Programm für freiwillige Mitarbeitende Freiwillige Mitarbeitende ermöglichen den Betrieb des Konferenzzentrums wesentlich und waren schon immer eine treibende Kraft hinter den Aktivitäten von Initiativen der Veränderung. Auch in diesem Sommer haben freiwillige Mitarbeitende bei den Caux-Konferenzen mitgeholfen und in verschiedenen Bereichen oder Konferenzteams mitgearbeitet.
www.caux.ch E-mail: info@caux.ch Finde uns auf Facebook: facebook.com/CAUX.Iofc Unser YouTube-Channel: youtube.com/user/CAUXIofC Unser Twitter Handle: @CAUXIofC CAUX-Initiativen der Veränderung: Konferenzzentrum Rue du Panorama 2, CH-1824 Caux, Schweiz T +41 (0)21 962 91 11 F +41 (0)21 962 93 55
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freiwillige Mitarbeitende kamen in diesem Jahr nach Caux. Einige waren zum ersten Mal dabei, andere kommen schon seit vielen Jahren. Freiwillige Mitarbeitende, die schon seit einiger Zeit mithelfen, verfügen über unschätzbares Wissen über das «Wie und Warum» des Konferenzzentrums, das sie weitergeben können und das durch die Energie und Weiterentwicklung neuer Mitwirkender und neuer Techniken verstärkt wird. Viele Freiwillige sind Absolventen des «Caux Interns Program», die weiterhin in Caux mitarbeiten möchten. Die Stiftung sucht zurzeit Möglichkeiten einer zertifizierten Anerkennung der Arbeit, die diese freiwilligen Mitarbeitenden in Caux leisten. Einer der bedeutendsten Aspekte der Erfahrungen der Freiwilligen ist die generationen- und kulturenübergreifende Vielfalt. Persönliches Lernen und Wachstum entstehen durch die Zeit, in der oft hart und unter ungewöhnlichen Umständen mit Menschen aus aller Welt zusammengearbeitet wird. So entstehen auf natürliche Weise Brücken über verschiedenste Gräben hinweg, wenn Menschen gemeinsam kochen, Betten machen,
gen Absolventen zusammensetzt. Diese werden in den kommenden Monaten Verbesserungsvorschläge einbringen, so dass das Programm noch ansprechender wird und für die kommenden Jahre dauerhaft und praktisch gestaltet werden kann.
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am Mischpult und an der Beleuchtung des Theaters und anderswo arbeiten. Während der muslimischen Fastenzeit des Ramadan, welche dieses Jahr in die Konferenzzeit fiel, beschlossen beispielsweise zahlreiche Nichtmuslime, mehr darüber zu erfahren, um besser zu verstehen, was diese Fastenzeit aus muslimischer Perspektive bedeutet. Die eigentliche Wirkung der freiwilligen Mitarbeit in Caux liegt in den Freundschaften, die geschlossen werden, in der Ehrfurcht vor der Schönheit der Umgebung in der Schweiz und in der lebensverändernden Möglichkeit, erstaunliche Menschen zu treffen und Dinge auszuprobieren, die man sich nie hätte träumen lassen.
Büro Luzern Luzernerstrasse 94 CH-6010 Kriens, Schweiz T +41 (0)41 310 12 61 Impressum Herausgeber: Stiftung CAUX-Initiativen der Veränderung Chefredakteurin: Stephanie Buri Texte und Fotos: Stephanie Buri, Thaïs Ruegg, Delia Malaut, Elodie Malbois, Anne Reid, Stefanie Marxer, Frédéric Chavanne, Konferenzteam Deutsche Übersetzung: Ulrike Ott Chanu, Anita Blum, Britta Wegner Korrekturlesung: Ulrike Ott Chanu, Marianne Spreng Gestaltung und Druck: Brunner AG, Druck und Medien, 6010 Kriens, Schweiz, Oktober 2014
CAUX-BERICHT 2014 23
Internationale Caux-Konferenzen 2015 Der Faktor Mensch und globaler Wandel 26. Juni – 1. Juli 2015 Vertrauen und Integrität in der Weltwirtschaft 3.–8. Juli 2015 Gerechte Regierungsführung für menschliche Sicherheit 10.–14. Juli 2015 Caux Dialog für Land und Sicherheit
Initiativen der Veränderung (IofC) ist eine internationale
Bewegung von Menschen unterschiedlicher Herkunft und Kultur, die sich für eine Veränderung der Gesellschaft einsetzen. Diese Veränderung beginnt bei jedem Einzelnen.
16.–19. Juli 2015 Damit Europa kein unvollendeter Traum bleibt/ Internationales Forum für Friedensschaffende 27. Juli – 2. August 2015 Kinder können die Welt verändern
Unser Auftrag
Menschen inspirieren, verbinden und befähigen, die Bedürfnisse dieser Welt anzusprechen und dabei bei sich selbst anzufangen. Schwerpunkte
Vertrauensbildung: Frieden und Die Stiftung CAUX-Initiativen soziale Kohäsion durch Vertrauen der Veränderung ist Gründungs- und Aussöhnung. mitglied von IofC International und eine offiziell anerkannte, unabhän- Ethische Führungskultur: Fühgige und gemeinnützige Stiftung in rungskultur entwickeln mit moralider Schweiz. Sie führt die IofC-Ak- scher Integrität, Mitgefühl und tivitäten in der Schweiz durch und selbstlosem Einsatz. verwaltet das Caux-Konferenzzentrum, den ehemaligen Caux-Palace, Nachhaltiger Lebensstil: Wirtschaftliche Gerechtigkeit und Umoberhalb von Montreux. weltschutz durch veränderte Motivation und Verhaltensmuster. Unsere Vision
Eine gerechte, friedliche und zu- Ansatz kunftsfähige Welt, zu der jeder nach seinem Gewissen seinen ein- IofC konzentriert sich auf die Verbindung zwischen persönlicher und zigartigen Beitrag leistet. gesellschaftlicher Veränderung. Zu den Grundprinzipien von IofC gehören:
4.–9. August 2015 Quellen der Inspiration 10.–15. August 2015 Deine Initiative bewegt!/ EPIC: Unternehmer, Wegbereiter, Innovatoren und Veränderer
Bei sich selbst anfangen: Ein ehrlicher Blick auf die eigenen Beweggründe und Verhaltensweisen ist oft der Beginn persönlicher Veränderung. Dem Anderen zuhören: Durch ihre multikulturelle, generations- und religionsübergreifende Vielfalt ist IofC eine offene Organisation, die es Menschen aus aller Welt ermöglicht, zusammenzukommen, ehrliche Gespräche zu führen, das Menschliche in uns allen zu erschliessen und Brücken des Vertrauens und der Gemeinschaft zwischen Menschen ähnlicher, unterschiedlicher und sogar gegensätzlicher Herkunft zu bauen. Stille: Die Suche nach innerer Weisheit ist für IofC von zentraler Bedeutung. Verstehen manche diese Erfahrung als Führung Gottes und andere als Stimme des Gewissens, so stellen viele fest, dass die regelmässige Praxis, in der Stille Klarheit zu suchen, zu einer Quelle der Wahrheit, Inspiration, Erneuerung und Kraft werden kann. Gezielt handeln: Zielbewusstes Handeln in konkreten Situationen.