Konferenzbericht 2013

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Internationale Caux Konferenzen

BERICHT2013

www.caux.ch

Initiativen f端r menschliche Sicherheit


INHALT Die internationalen Konferenzen werden alljährlich gemeinsam von der Stiftung und Initiativen der Veränderung International in Caux bei Montreux organisiert. CAUX-Initiativen der Veränderung ist eine gemeinnützige Schweizer Stiftung. Ihr gehört das Konferenzzentrum von Caux, das sie auch verwaltet. Sie ist Gründungsmitglied von IofC International. Das Programm 2013 bestand aus einer Reihe von Konferenzen, über die dieser Bericht ausführlicher informieren möchte. Weitere Informationen, Videos, Fotos und vieles mehr finden Sie auf

www.caux.ch/2013.

Vorwort des Präsidenten Heilung beginnt mit dem Engagement eines Einzelnen

Gemeinsam Vielfalt leben 3

Die Grundlage von Widerstandsfähigkeit Vertrauensaufbau zwischen Generationen «Vielfalt ist bereichernd»

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Quellen der Inspiration

Caux-Expo Beeindruckende Ausstellung in der Caux-Expo

Official Day Inspiration für ein breites Publikum

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Gerechte Regierungsführung Der Weg zu integrer Regierungsführung ist komplex Aussöhnung nach Konflikten Wie kann der «Ressourcenfluch» überwunden werden?

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Schweigen ist Gold Die Charta des Mitgefühls Inspiration durch kreative Workshops und Theater Erfahrungen und Inspiration teilen

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Internationale Caux Konferenzen 2014

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Einige Zahlen

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Wunden der Geschichte heilen Gemeinsam an Heilung und Gerechtigkeit arbeiten 8 Sich der Geschichte stellen 8 Ein weltweites Unterfangen gegen rassistische Ausgrenzung 9

Caux Dialog über Land und Sicherheit Für eine ethischere Wirtschaft 10 Aktiver Einsatz der Bevölkerung in Dürreregionen 10 Die Rekultivierung von Land – eine Geschäftsmöglichkeit? 11 IUCN und UNCCD unterzeichnen eine globale Initiative zum Erhalt von Trockenzonen 11 Land und Sicherheit in der Sahelzone 11

Vertrauen und Integrität in der Weltwirtschaft Ein Erfolgsrezept für die heutige Geschäftswelt «West is not best» Katrin Muff: «das Menschliche in Führungspersonen fördern» «Man ist niemals zu jung, um ein ‹Leader› zu werden»

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Kinder können die Welt verändern Wie können Kinder wirksam beitragen? Die Zukunft der Bildung: Innovation, Phantasie und Interaktion «Wir müssen den Kindern zuhören!» In Kinderworkshops Partizipation fördern

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Herausgeber: Stiftung CAUX-Initiativen der Veränderung Chefredakteurin: Cynthia Jhaveri Texte und Fotos: Mirjam Beeler, Naïke Bochatay, Laura Graafen, Cynthia Jhaveri, James Nikitine, Pontus Wallstén Gestaltung und Druck: Brunner AG, Druck und Medien, 6010 Kriens, Schweiz, Oktober 2013

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VORWORT

Heilung beginnt mit dem Engagement eines Einzelnen Kofi Annan, ehemaliger UNO-Generalsekretär, fasste den Geist unserer Konferenzen von 2013 treffend mit seiner Vision von drei Säulen, auf denen Gesellschaften aufzubauen sind, zusammen. In seiner Abschlussrede zur Konferenz «Vertrauen und Integrität in der Weltwirtschaft» appellierte er für «Frieden und Sicherheit, wirtschaftliche Entwicklung, aber auch Rechtstaatlichkeit und die Achtung der Menschenrechte. Ohne sie ist langfristig keine Entwicklung möglich. Alle Menschen müssen respektiert werden. Wir müssen aufeinander achten und wachsam bleiben. Genozid beginnt mit der Erniedrigung eines Einzelnen».

Die Konferenz «Wunden der Geschichte heilen» beleuchtete sowohl die Problematik von Verbitterung und Vertrauen als auch die Notwendigkeit persönlicher Geschichten statt blosser Fakten, um Wandel herbeizuführen. Dies wurde insbesondere von Dr. Gail Christopher, die die umfassenden Projekte zur Rassengleichstellung der Kellogg Foundation in den USA leitet, hervorgehoben. Die Projekte unterstützen rassenbedingte Aufarbeitung in Gemeinschaften und zielen auf ein Ende des strukturellen Rassismus.

«Kinder können die Welt verändern» stellte eine Weltpremiere dar, die in Zusammenarbeit mit Die Konferenzen thematisierten gleichgesinnten Organisationen wie menschliche Sicherheit aus diesem dem Child-to-Child Trust stattfand: Geist des Zuhörens und der Für- Unter Beteiligung vieler Kinder besorge heraus. Ein Höhepunkt war fasste sich die Konferenz mit der der «Caux Dialog über Land und Partizipation von Kindern – ein Sicherheit», der hochrangige Teil- Thema zunehmender Bedeutung, nehmer rund um Luc Gnacadja, da Kinder nicht länger vor den den Exekutivsekretär des UN-­ Gräueln von Krieg und Gewalt oder Übereinkommens zur Bekämpfung Leistungsdruck abgeschirmt werden der Wüstenbildung, zu einer dreitä- können. gigen Konferenz versammelte. Sollte dieser Kampf verloren werden, Wir möchten unseren Sponsoren, könnten bis zum Jahr 2020 etwa 60 Mitarbeitern und Helfern ein grosMillionen Menschen aus Subsaha- ses Dankeschön dafür aussprechen, ra-Afrika nach Nordafrika und Eu- dass sie die diesjährigen Konferenropa migrieren. zen möglich gemacht haben. Ein be-

sonderer Dank gilt den Organisationsteams der Konferenzen, den «Caux Interns», die für den Hausbetrieb unentbehrlich waren, den «Caux Scholars», die trotz ihres Programms eine einmalige Unterstützung waren, den «Caux Artists», die hervorragende Darbietungen boten, sowie vielen Anderen, deren Namen hier lediglich aus Platzgründen nicht erwähnt werden können. In seiner Rede betonte Kofi Annan, «dass man nie zu jung ist, um Führung zu übernehmen». Und wenn ich an Stéphane Hessel denke, der mit 93 für seine Broschüren «Empört Euch!» und «Engagiert Euch!» weltbekannt wurde, möchte ich anfügen, dass man auch nie zu alt ist. Angesichts der weltweiten Not müssen wir uns trotz möglicher Unzulänglichkeiten engagieren – es gibt keine Ausrede. Mögen die diesjährigen internationalen Caux Konferenzen allen Lesern dieses Berichts diese Überzeugung nahebringen.

Antoine Jaulmes Präsident Stiftung CAUX-Initiativen der Veränderung

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CAUX-EXPO

Beeindruckende Ausstellung in der Caux-Expo Während des gesamten Sommers fand im Ausstellungssaal des Konferenzzentrums eine Aus­stellung von EPFL-Studenten statt.

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ie Ausstellung wurde durch Andrew Stallybrass, Direktor der Caux-Expo, und Christoph Spreng, Mitglied der Stiftung Caux-Initiativen der Veränderung, eröffnet. Auch Laurent Wehrli, Stadtpräsident von Montreux und seit kurzem Präsident des waadtländischen Kantonsparlaments, war anwesend. Diese auch für die Öffentlichkeit zugängliche Ausstellung, die durch eine Zusammenarbeit von CAUX-Initiativen der Veränderung, der SDC (Caux Entwicklungsgesellschaft), der SHMS (Swiss Hotel Management School), der Stadt Montreux und der EPFL (Eidgenössische Technische Hochschule Lausanne) entstanden war, zeigte ein Modell des Caux-Berges und zwanzig verschiedene Zeichnungen aus Architekturprojekten. Andrea Bassi, Professor für Architektur an der EPFL und Leiter des Projekts, präsentierte die Entwürfe der Studenten des dritten Studienjahres, die seit mehr als 8 Monaten an dem imaginären Projekt gearbeitet hatten. Es zeigt Gebäude im Dorf Caux, direkt neben dem Grand Hotel und dem Konferenzzentrum, dem ehemaligen Caux-Palast. Ihr Auftrag war es, 20 000 m² grosse Gebäude inklusive Büro-, Werbe- und Wohnflächen zu schaffen. Ziel dieses Projekts war es, eine Debatte über eine Metropole am Genfer

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Andrea Bassi erklärt die Projekte seiner Studenten.

See, mit besonderem Fokus auf Caux und die waadtländische Riviera-Region, entstehen zu lassen.

schafften den Balanceakt zwischen Architektur und Stadtplanung, sowie der Einhaltung der für dieses Projekt vorgegebenen Werte: Nachhaltigkeit, Ökologie und Die Studenten übertrafen sich gegenseitig Futurismus. Ein Student dachte sich beidarin, eine solche Anlage an einem so stei- spielsweise eine Erweiterung des Caux-Palen und schlecht zugänglichen Berg zu lastes aus, welche bis über die Klippen entwerfen. Die interessanten, gut recher- hinausreicht und so einen riesigen chierten und oft phänomenalen Projekte 14-stöckigen Vorsprung schafft.


OFFICIAL DAY

Inspiration für ein breites Publikum Am 30. Juni war die Öffentlichkeit zum «Official Day» nach Caux eingeladen. Jedes Jahr werden Vertreter internationaler Organisationen mit Sitz in Genf, Botschafter und Vertreter der nationalen, kantonalen und lokalen Regierungen eingeladen. Die Referenten sprachen über ihre Visionen gerechter Regierungsführung.

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ntoine Jaulmes, Präsident der Stiftung CAUX-Initiativen der Veränderung, und Omnia Marzouk, Präsidentin von Initiativen der Veränderung International, eröffneten den «Official Day» der Caux Initiativen für menschliche Sicherheit 2013. Sie hoben hervor, wie wichtig es sei, sich auf allen Ebenen um Veränderung zu bemühen, beim Individuum beginnend, über Basisbewegungen bis hin zu Führungskräften. «Man muss im Grossen denken, aber auch an den kleinen Dingen arbeiten», so Marzouk. Botschafter Claude Altermatt vom Eidgenössischen Departement für auswärtige Angelegenheiten eröffnete die Sitzung mit dem Titel «Auf dem Weg zu gerechter Regierungsführung». Er gratulierte IofC zu ihrem kontinuierlichen Bemühen, Menschen aus aller Welt im Dialog zu verbinden, und betonte die gemeinsamen Ziele von IofC und der Schweiz – die Förderung von Frieden, Demokratie und Rechtsstaatlichkeit durch Dialog und gegenseitiges Verständnis. «Die Schweiz ist stolz darauf, diese Konferenzreihen zu unterstützen», hielt er fest. Ehrenpräsident von IofC International und ehemaliger Präsident des IKRK (Internationales Komitee vom Roten Kreuz), Cornelio Sommaruga, wies in seiner Rede auf die Folgen der Globalisierung sowie darauf erforderliche

Claude Altermatt

Antoine Jaulmes und Omnia Marzouk

Reaktionen auf allen Ebenen hin. schen Abgeordneten und ehemaligen Gerechte Regierungsführung und Wirtschaftsministers, Me Moïse Nyarumenschliche Sicherheit verlangten nach gabo – ein ehemaliger Rebell, der sich einer «Globalisierung der Verantwor- dem Kampf gegen die Korruption vertung». schrieben hat – erntete grossen Beifall. Gestützt auf ihre langjährige Erfahrung Anhand eines persönlichen Beispiels illusin der Arbeit mit kanadischen Ureinwoh- trierte er, dass der Kampf gegen Kornern hob Maggie Hodgson die Bedeu- ruption bei jedem Einzelnen beginne. tung von Gemeinschaft für Identitätsbil- Während er die Verantwortung der Afridung und persönliche Veränderung her- kaner im Kampf um gerechte Regievor – dem Ausgangspunkt gerechter rungsführung auf ihrem Kontinent unRegierungsführung. terstrich, betonte er auch, dass die MitarDie abschliessende Rede des kongolesi- beit des Westens gefordert sei.

Me Moïse Nyarugabo

Cornelio Sommaruga CAUX BERICHT 2013  5


GERECHTE REGIERUNGSFÜHRUNG

Der Weg zu integrer Regierungsführung ist komplex Eine Plenarsitzung über Wege zu integrer Regierungsführung bei der Konferenz «Gerechte Regierungsführung» führte zu intensiven Gesprächen. sowohl Schüler als auch Lehrer, mich umzustimmen. Ich schlug stattdessen vor, den schwächeren Schülern Förderstunden zu geben. Sie willigten ein und wir erzielten eine Erfolgsrate von 80 %.»

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kuru Aukot leitete das Expertenkomitee, das 2010 die Kenianische Verfassung erarbeitete. Diese beschreibt die von politischen Führungspersonen erwarteten Qualitäten: «Ohne entsprechende Persönlichkeiten, die sich für Integrität und Wandel einsetzen, ist die Verfassung jedoch kaum das Papier wert, auf welchem sie geschrieben steht.» Mithilfe des neuen Repräsentationsmodells, das den 47 kenianischen Bezirken mehr politisches Gewicht verleiht, arbeitet er daran, mehr junge Menschen in die Politik zu bringen. Shehu Sani, Präsident des Nigerianischen Bürgerrechtskongresses, hielt fest, dass Demokratie die Grundlage integrer Regierungsführung sei: «Während der drei Jahrzehnte der Militärherrschaft mussten wir uns der Diktatur entgegenstellen. Heute arbeiten wir an mehr Transparenz in der Regierung – und wir machen Fortschritte.»

Wenn in der Politik Visionen fehlen, könne die Zivilgesellschaft diese beisteuern, meinte Oleksandra Baklanova: «In der Ukraine haben wir die Nestor-Gruppe gegründet – Experten aus unterschiedlichen Lebenslagen.» In einem ihrer Projekte hinterfragte die Gruppe die stark auf den Tourismus ausgerichtete Strategie der Stadt Kiew kritisch: «Wir wendeten ein, Lucienne Munono, eine Schuldirektorin dass die intellektuellen und kreativen aus der Demokratischen Republik Kongo, Dienstleistungen, die die Stadt für Touerzählte von ihrem Kampf gegen die Kor- risten attraktiv macht, Priorität haben ruption: «Als ich meinen Schülern verbot, sollten. Dieser Ansatz wurde kürzlich zur die Inspektoren zu bestechen, versuchten offiziellen Strategie der Stadt ernannt.»

Lucienne Munono

Oleksandra Baklanova

Aussöhnung nach Konflikten In einer Diskussionsrunde zum Thema Aussöhnung ging es um die wichtige Rolle der Zivilgesellschaft bei Aussöhnung, Wandel und Vergebung.

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ie Fähigkeit, Feinde auszusöhnen und über verschiedene Lager hinweg Brücken zu bauen, ist zentral, um gerechte Regierungsführung zu erreichen. Ashraf Ali, Präsident des FATA For6  CAUX BERICHT 2013

schungszentrums in Nordpakistan, sieht den Staat und die Gesellschaft als die beiden verfeindeten Lager: «Die meisten Menschen fühlen sich vom politischen Prozess ausgeschlossen, da er ihrer Mei-

nung nach nur den Eliten dient.» Ali glaubt, dass der Westen zur Verbesserung der Qualität der Regierungsführung beitragen könnte: «Wenn das Geld, das in Drohnenangriffe in der Region gesteckt


wird, für Entwicklung eingesetzt würde, würde die Unterstützung für die Extremisten schnell schwinden.» Bedan Mbugua, Direktor eines wichtigen kenianischen Medienunternehmens, beschrieb sein Treffen mit dem Anführer von Mungiki im Jahr 2009, einer kriminellen Organisation in Kenia, die kurz zuvor 27 Menschen kaltblütig getötet hatte. Ihr Gespräch hatte einen solch tiefgreifenden Einfluss auf den Anführer, dass dieser daraufhin seine Anhänger anwies, dem Töten ein Ende zu bereiten, was seither befolgt wird. Inderjit Bhogal berichtete über den Nord­ irland-Konflikt und die Arbeit von Corrymeela, einer Gemeinschaft, die sich für

Ashraf Ali

Inderjit Bhogal

die Aussöhnung der Kriegsparteien einsetzt: «Vor 15 Jahren wurde ein Friedensabkommen abgeschlossen. Versöhnung ist jedoch weitaus schwieriger als Frieden.»

Genau wie die Konferenzen in Caux versucht Corrymeela, Menschen mit verhärteten Positionen eine Plattform für Dialog zu bieten.

Wie kann der «Ressourcenfluch» überwunden werden? Eine Plenarsitzung und mehrere Workshops diskutierten Wege, wie Entwicklungsländer sich ihre natürlichen Ressourcen für Entwicklung zu Nutze zu machen können.

«I

m Moment gibt es ein Zusammenspiel zwischen afrikanischen Führern und mächtigen Interessen ausserhalb Afrikas, wodurch Afrikanern zunehmend ihre Ressourcen entzogen werden», sagte Farai Maguwu, Leiter des Simbabwischen Zentrums für Ressourcenmanagement. Chidi Odinkalu, Vorsitzender der Nigerianischen Menschenrechtskommission, erzählte von einem Abkommen, wonach vom Bergbau betroffene Gemeinschaften in Nigeria künftig einen gewissen Prozentsatz der Lizenzgebühren erhalten. Er rief andere auf, sich ebenfalls für solche Bestimmungen einzusetzen.

Farai Maguwu

Unter den Referenten waren auch Afrikaner, die die Kontrolle über ihre Ressourcen zurückgewonnen haben. Tadesse Meskela, Geschäftsführer des Oromia Coffee Farmers Genossenschaftsverbands in Äthiopien, beschrieb die Zunahme von Genossenschaften in seinem Land, womit Kaffeebauern nun mehrere Millionen Dollar mehr für den Export ihres Kaffees erhalten. Benjamin Phelan, Technischer Leiter bei Future Brilliance, berichtete aus Afghanistan über die Schulung von Juwelieren, durch welche die im Land geförderten Steine dort veredelt werden können. Dies schafft Arbeitsplätze und Einkommen, bevor sie exportiert werden. Neil Buhne, Leiter des Büros für Krisenprävention und Wiederaufbau der UNDP, gab einen Überblick über Bemühungen in der Schweiz, dem Hauptsitz von Glencore Xstrata: Viele der dortigen Einwohner fordern, dass ein Teil der Steuereinnahmen von Glencore gemeinnützigen Projekten in den von der Rohstoffförderung betroffenen Ländern zugutekommen soll. Dies zeige, dass man sich im Westen zunehmend der Ausbeutung von Entwicklungsländern durch die Rohstoffbranche bewusst sei, was helfen könnte, ressourcenbedingte Konflikte zu verringern.

Tadesse Meskela

Die Konferenz in Kürze Die Konferenz zu gerechter Regierungsführung (29. Juni – 3. Juli) untersuchte Strukturen und persönliche Eigenschaften, die für ethische und gerechte Regierungsführung nötig sind. Einer der Organisatoren beschrieb sie als ein «Treffen von Changemakern». Als solche bot sie Politikern, Regierungsvertretern, Wissenschaftlern und anderen Teilnehmern aus über 30 Ländern die Möglichkeit, Themen der Regierungsführung von einem praktischen Standpunkt aus zu diskutieren.

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WUNDEN DER GESCHICHTE HEILEN

Gemeinsam an Heilung und Gerechtigkeit arbeiten Die Eröffnungssitzung der Konferenz «Wunden der Geschichte heilen» beschäftigte sich mit «unser[em] Traum für das 21. Jahrhundert»: unsere Menschlichkeit in der Arbeit für Heilung und Gerechtigkeit einzusetzen.

G

ail Christopher, Vizepräsidentin der Programmstrategie der W.K. Kellogg Foundation (USA), argumentierte, dass Rassismus ein Irrweg sei, und rief die Anwesenden dazu auf, für die Veränderung bestehender Geisteshaltungen zu kämpfen. «Alle Menschen sind gleich.» Doreen Lawrence vom Stephen Lawrence Trust (UK) unterstrich dies anhand des institutionalisierten Rassismus der Britischen Polizei, den sie bei Untersuchungen des Mordes an ihrem Sohn durch fünf weisse Männer im Jahr 1993 erlebt hatte. «Stephen war ein intelligenter junger Mann und hatte eine Zukunft vor sich, die ihm entrissen wurde. Meine Familie und ich haben die letzten 20 Jahre für Gerechtigkeit gekämpft. Zwei von

Gail Christopher

Stephens Mördern sind nun im Gefäng- Berkley-Universität Kalifornien) benis, aber es hat 20 Jahre gedauert.» schrieb, wie Einflüsse auf das UnterbeLisa Jackson-Pulver von der Universität wusstsein zu rassistischen Handlungen Neusüdwales (Australien) wies auf den und Massnahmen führen können. Rajunterschiedlichen Gesundheitszustand mohan Gandhi, Enkel und Biograph von von Weissen und der indigenen Bevölke- Mahatma Gandhi, sprach über religiösen rung als Beweis für strukturellen Rassis- Extremismus und endete mit der Frage: mus hin. John Powell (Haas Institute für «Was fordert universelle Loyalität zur eine faire und integre Gesellschaft der Menschheit von uns?»

Sich der Geschichte stellen Wahrheit, Heilung und sozialer Wandel waren die Kernpunkte einer der Plenarsitzungen.

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eun Referenten beschäftigten sich der Geschichte als auch die der Anderen «Land sollte nicht als Besitz behandelt mit der Frage des Einflusses einer zu kennen.» werden. Es ist auch Landschaft, Erde mit von Rassenfragen geprägten Geschichte menschlicher Geschichte.» und dem Umgang damit. John W. Frank- Ciraj Rassool von der Universität des lin vom Nationalmuseum für afroameri- Westkaps (Südafrika) beschrieb Aussöh- Paul Komesaroff von der Monash-Univerkanische Geschichte und Kultur (Wa­ nung als «einen Diskurs, eine Geschichte». sität in Melbourne sprach über Weisse shington DC) sprach über die Notwen- Er sprach über die Bedeutung, sich als und Ureinwohner in Australien: «Es gibt digkeit einer ausgewogenen historischen Mensch zugehörig zu fühlen und Teil keine Rassen, aber sehr wohl Rassismus. Darstellung von Rassenkonflikten, insbe- menschlicher Interaktionen zu sein, und Um ehrlichen Dialog zu erreichen, müssondere während der Zeit der Sklaverei: ging auf die Problematik von (De-)Kolo- sen wir uns selbst einem Risiko ausset«Es geht darum, sowohl unsere Version nisierung und Herkunft ein. Er sagte: zen.» Scott Weber, Generaldirektor von 8  CAUX BERICHT 2013


Interpeace, kommentierte die Bedeutung der Zusammenarbeit von Nichtregierungsorganisationen.

Mireille Fanon-Mendès-France von der Frantz Fanon Stiftung und unabhängige UNO-Beraterin fasste zusammen: «Es

gibt keine höher- oder minderwertigen Zivilisationen. Es gibt nur eine Zivilisation: die Menschheit.»

Ciraj Rassool

Scott Weber

Mireille Fanon-Mendès-France

Ein weltweites Unterfangen gegen rassistische Ausgrenzung Wie kann man Menschen dazu bewegen, von verhärteten Positionen abzuweichen?

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ichael Wenger (Zentrum für politische und wirtschaftliche Studien in Washington DC) hob hervor, wie wichtig es sei, die Wunden des Rassismus zu heilen. Daraufhin wurde eine Botschaft des UNO-Generaldirektors in Genf, Kassym-Jomart Tokayev, verlesen. Dieser betonte die Einzigartigkeit von Caux, gesellschaftsübergreifende Dialoge und innovative Lösungen für eine bessere Welt zu ermöglichen. Marc Leyenberger (Europäische Kommission gegen Rassismus und Intoleranz [EKRI]) bedauerte die Existenz zahlreicher Webseiten, welche zu Rassenhass aufrufen, und betonte die dringende Notwendigkeit, solche zu denunzieren. Toleranz und Offenheit machten Frieden möglich. «Hass und Gewalt müssen wir hingegen systematisch abschwören. Wir dürfen Intolerables nicht tolerieren.» Gail Christopher, Vizepräsidentin der Programmstrategie der W.K. Kellogg Foundation, rief in ihrer Rede zur Gründung eines weltweiten Fonds «für die Heilung des Rassismus» auf. Rassistische Segregation behindere langfristig Entwicklung in allen Gesellschaftsbereichen. Es müssten Wege gefunden werden, um «Menschen von ihren verhärteten Positionen wegzubewegen».

Marc Leyenberger

Die Konferenz in Kürze Vom 3. bis 7. Juli fand die von der W.K. Kellogg Foundation unterstützte Konferenz «Wunden der Geschichte heilen: Rassismus überwinden, Gerechtigkeit anstreben, Gemeinsamkeit aufbauen» statt. Sie beschäftigte sich v. a. mit Ungleichheiten aufgrund von Ethnie und Gesellschaftsschicht in englischsprachigen Ländern sowie Themen wie die Roma im Kosovo, die Beziehung zwischen Indern und Pakistani im Punjab und die Folgen des Bürgerkriegs im Tschad. Den Teilnehmenden gemein war das Interesse an Wunden, die durch historische Ereignisse entstanden sind. Sie besprachen mögliche Wege in die Zukunft, ohne dabei die eigenen Wurzeln zu vergessen. Ein vollständiger Bericht der Konferenz ist online unter www.us.iofc.org zu finden.

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CAUX DIALOG ÜBER LAND UND SICHERHEIT

Für eine ethischere Wirtschaft Der Schwerpunkt der ersten Plenarsitzung des «Caux Dialogs über Land und Sicherheit» lag auf der Zukunft unserer Ressourcen sowie der Bedeutung ethischer Grundwerte für unser Wirtschaftsmodell.

Bianca Jagger

R

attan Lal, Professor für Bodenwissenschaften und Direktor des Zentrums für Kohlenstoffmanagement und Kohlenstoffbindung der Ohio State University (USA), malte ein ausführliches Zukunftsszenario über die Ressourcen und Böden unserer Erde auf und setzte seine Hoffnungen auf einen grundlegenden Wertewandel. Er forderte zu nachhaltigem Bodenmanagement auf und erinnerte daran, dass Natur kulturübergreifend als Quelle des Lebens betrachtet wird.

Der Generalsekretär des Club of Rome, Ian Johnson, plädierte für einen grundlegenden Wandel des überholten Wirtschaftssystems des 20. Jahrhunderts, der mit einer Überprüfung unseres Wertesys- Ian Johnson tems beginnen müsse. Bianca Jagger, Gründerin und Vorsit- «Entweder wir halten zusammen oder wir zende der Bianca Jagger Human Rights werden zusammen untergehen!» Foundation, hob die Bedeutung der Men- Die Sitzung erklärte durch Beispiele, wie schenrechte sowie der Stärkung von die Themen Land, Sicherheit und Frauen im Kontext der Wiedernutzbar- menschliches Handeln miteinander vermachung von Land hervor und mahnte: knüpft sind.

Aktiver Einsatz der Bevölkerung in Dürreregionen Eine Plenarsitzung beschäftigte sich mit effektiven Massnahmen an der Basis.

B

Adam Koniuszewski 10  CAUX BERICHT 2013

ianca Jagger, Gründerin und Vorsit- richtete von seiner Arbeit zur Wiederaufzende der Bianca Jagger Human forstung in Niger. Dank des intakt geblieRights Foundation und Botschafterin für benen Wurzelsystems konnten dort IUCN Plant a Pledge, führte das Beispiel Baumstumpfe wiederaufgezogen und so der Kampagne «Plant a Pledge» der IUCN 5 Millionen Hektar wiederaufgeforstet an, die sich um Zusicherungen von Regie- und Ernten um ein Vielfaches gesteigert rungen und Landeigentümern bemüht, werden. Adam Koniuszewski, Chief Opebis 2020 ca. 150 Millionen Hektar an rating Officer des Internationalen Grünen gerodetem und degradiertem Land wieder Kreuzes, präsentierte die zahlreichen Umaufzuforsten. Damit wäre dies die grösste weltschutzprojekte der Organisation, wie Wiederaufforstungsinitiative weltweit. z. B. die kostenaufwendige Vernichtung Tony Rinaudo, Berater für natürliche Res- chemischer Waffen und nicht mehr versourcen bei World Vision Australien, be- wendbarer Pestizide.


Die Rekultivierung von Land – eine Geschäftsmöglichkeit? Gemeinsame Projekte von Unternehmen, Bauern und der Zivilgesellschaft sind der beste Weg.

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llan Savory, Biologe, Landwirt, Sol- tion». Der einzige Weg hierzu sei die Wiedat, Vertriebener und Umweltschüt- deransiedlung von Vieh, wie früher, in zer aus Simbabwe, begann mit einer pro- wilden, grossen Herden. «Bodenmanagevozierenden Frage: «Wir fördern heute eine ment muss ganzheitlich angegangen wernachhaltige Landwirtschaft sowie biologi- den, der Ansatz darf nicht weiter vereinfasche und regionale Lebensmittel. Wo liegt chend sein», hielt er fest. da der Unterschied zu dem, was unsere Gemeinsam mit anderen Experten aus Wirtschaft und Forschung wendete sich Vorfahren gemacht haben?» die Podiumsdiskussion dem ZusammenAnschliessend sprach er über Wüstenbil- spiel von Wirtschaft und Landrekultiviedung, denn «nichts ist dem Frieden zuträg- rung zu. Es bestand Einigkeit darin, dass licher als die Umkehrung der Desertifika- die dringend benötigte Rekultivierung

IUCN und UNCCD unterzeichnen eine globale Initiative zum Erhalt von Trockenzonen

A

m 10. Juli unterschrieben Julia Marton-Lefèvre, Generaldirektorin der Internationalen Union für die Bewahrung der Natur und natürlicher Ressourcen (IUCN), und Luc Gnacadja, Exekutivsekretär des Übereinkommens der Vereinten Nationen zur Bekämpfung der Wüstenbildung (UNCCD), ein Abkommen, das weltweit auf die Bedeutung von Trockenregionen aufmerksam machen soll.

Julia Marton-Lefèvre bezeichnete Wüstenbildung als eine der «Hauptbedrohungen für Nachhaltigkeit, Frieden und Sicherheit weltweit». Luc Gnacadja fügte an, «dass Trockenregionen nicht nur eine sehr vielseitige Fauna und Flora haben, sondern auch fast ein Drittel der Weltbevölkerung beherbergen». Zudem komme ihnen eine entscheidende Rolle in der weltweiten Nahrungsmittelversorgung zu. Vor der Unterzeichnung pflanzte Julia Marton-Lefèvre einen Baum zu Ehren Gnacadjas, der mit seiner Rolle in der UNCCD und Caux die Themen Sicherheit und Landrekultivierung verbunden hat.

eine Geschäftsmöglichkeit darstellt. Unternehmen, Bauern und die Zivilgesellschaft sollten zusammen Lösungen erarbeiten.

Allan Savory

Die Konferenz in Kürze Der «Caux Dialog über Land und Sicherheit» (7.–11. Juli) versammelte Menschen mit einem Interesse an Desertifikation, den Folgen schlechten Bodenmanagements und Sicherheit. Die Konferenz verfolgte mit ihrem Fokus auf den Zusammenhang von Bodendegradation und Frieden einen einzigartigen Ansatz. In zahlreichen Workshops wurden zudem Erfolgsgeschichten sowie misslungene Initiativen zu Landschaftsschutz und Vertrauensbildung besprochen. Die Konferenz wurde von Luc Gnacadja, Exekutivsekretär des Übereinkommens der UN zur Bekämpfung der Wüstenbildung, und Mohamed Sahnoun, Vorsitzender des Caux Forums für menschliche Sicherheit, initiiert.

Land und Sicherheit in der Sahelzone Botschafter Amedou Ould Abdallah aus Mauretanien, Präsident von Centre 4s und ehemaliger UN-Sonderbeauftragter für Burundi, West-Afrika und Somalia, eröffnete die Sitzung. Er ging auf die vielschichtigen Bedrohungen in der Sahelzone ein und wies auf die zentrale Rolle von landwirtschaftlich nutzbarem Land hin. Diese immer knapper werdende Ressource erhöhe den Druck auf die Bevölkerung. Zum hochrangigen Podium zählten Botschafter Ridha Bouabid, Botschafter der Internationalen Organisation der Frankophonie, Luc Gnacadja, Chris Reij vom World Resources Institute in Washington sowie Ramadane Barma, Generalsekretär der staatlichen Schlichtungsstelle in Tschad. Sicherheitsrisiken durch Landrekultivierung anzugehen, erschien allen als vielversprechender Ansatz für diese Region. Luc Gnacadja und Julia Marton-Lefèvre CAUX BERICHT 2013  11


VERTRAUEN UND INTEGRITÄT IN DER WELTWIRTSCHAFT

Ein Erfolgsrezept für die heutige Geschäftswelt Was braucht man, um heutzutage eine erfolgreiche Führungspersönlichkeit zu sein? Dieser Frage widmete sich Joe Garner, ehemaliger Leiter der HSBC Retailbank Grossbritannien, in seiner Eröffnungsrede der Konferenz «Vertrauen und Integrität in der Weltwirtschaft».

U

nter dem Titel «Die Geschäftswelt ins Jahr 2020 führen: Die Bedeutung von Charakter in einer transparenten Welt» erörterte Garner, dass die Finanzkrise zu einem «massiven Veränderungsdruck» in der Wirtschaft sowie einem drastischen Vertrauensverlust und einer Zunahme an Wirtschaftsskandalen geführt habe.

Menschen meistern können [...]. Daraus schlossen wir, dass wir alles meistern können, uns aber die Geschäftswelt versteinert hat. Solange wir uns unsere MenschJoe Garner lichkeit bewahren, geht es weiter.» Deshalb müsse ein Arbeitsumfeld geschaffen Wie können Manager es in einer solchen werden, in dem «Menschen sie selbst sein Welt besser machen? Garner löste dieses können; wo sie an erster Stelle Mensch Problem bei der HSBC, indem er sein und an zweiter Stelle Banker sind». Team versammelte und jeden erzählen Laut Garner seien diese neuen Trends liess, «was er liebt, wovor er sich fürchtet «langfristig und werden nicht verschwinund was er in seiner Tasche hat». Bei die- den». Mit persönlichen Anekdoten, Sinn ser einfachen Übung erkannte sein Team, für Humor und Verweise auf Studien il«dass wir diese alltäglichen Fragen als lustrierte er, wie Manager Erfolg haben

können, wenn sie Anderen vertrauen und mehr auf Menschlichkeit setzen. Diese Botschaft wurde vom Publikum äusserst positiv aufgenommen.

«West is not best» Peter Brew, Aufsichtsratspräsident von Trans4M, einem Zentrum für ganzheitliche Entwicklung, hielt einen öffentlichen Vortrag mit dem Titel: «Initiativen für eine neue Weltwirtschaft».

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eter Brew sprach über Nachhaltigkeit keit muss ein Teil der DNA von Unterin der heutigen Weltwirtschaft und nehmen» werden. Weiter hob er hervor, in Unternehmen. Er erläuterte, dass es dass «Unternehmen über Rechtskonfornach dem Aufstieg des Ostens grosse Ver- mität hinaus denken müssen – nur weil änderungen in der Wirtschaft gegeben etwas legal ist, heisst das nicht, dass und dass jeder Sektor seine eigenen Prob- es auch richtig ist. Und wir müssen leme habe. anfangen, das Richtige zu tun. Wir sollBrew stellte einige mögliche Lösungen für ten uns nicht weiter als Gegner ansehen. die heutigen Probleme von Unternehmen Der Westen kann nicht länger den Rest vor. Dabei betonte er, dass «wir verstehen der Welt als seine Bediensteten ansehen. müssen: ‹West is not best›. Wir beherr- Wir sind Partner, die zusammenarbeiten schen nicht die Welt!» und «Nachhaltig- müssen.»

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Peter Brew


Katrin Muff: «das Menschliche in Führungspersonen fördern»

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ährend einer Sitzung zur Frage, wie Individuen und die Zivilgesellschaft Wandel in der Gesellschaft vorantreiben können, sprach Dr. Katrin Muff, Dekanin der Business School Lausanne (BSL), über Massnahmen ihres Instituts zur Förderung einer «der Welt zugewandten Managementausbildung». Sie informierte das Publikum über die beim Gipfeltreffen in Rio 2012 gestartete 50+20 Initiative. Dieses Projekt sucht nach neuen Möglichkeiten, durch die Management-Aus-

bildung Nachhaltigkeit zu fördern. Ausbildungsstätten trügen Verantwortung gegenüber der Gesellschaft, «das Men­ schliche in einer Führungsperson und die Führungsperson im Menschen zu fördern». Überzeugt davon, dass «wir Unternehmen brauchen, die anders sind als früher», hat die BSL einen völlig neuen Ansatz übernommen, der unseren Planeten und das Gemeinwohl ins Zentrum stellt, anstatt kurzfristige Profite zu verfolgen.

Katrin Muff

«Man ist niemals zu jung, um ein ‹Leader› zu werden» Kofi Annan, ehemaliger UNO-Generalsekretär und Gründer der Kofi Annan-Stiftung, schloss die Konferenz. Seiner an vielen Stellen humorvollen Rede folgte eine lebhafte 45-minütige Frage-Antwort-Runde.

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ofi Annan verlieh seiner Freude Ausdruck, nach seinem letzten Besuch 2007, wieder in Caux zu sein. Er erklärte, wie das stark veränderte wirtschaftliche Umfeld der letzten Jahre neue Herausforderungen gebracht hat. «Ich bin durch die Welt gereist und habe viele Menschen getroffen. Die Leute sind wütend, weil sie ihre Rechnungen nicht bezahlen können», erzählte er. Seiner Meinung nach müsse das Vertrauen in die Behörden wiederhergestellt werden. Hauptaugenmerk legte er auf die Bedeutung der jüngeren Generationen, deren Zukunft sowie auf den besten Weg, sie auf ihre zukünftigen Rollen vorzubereiten: «Wozu Universitätsabschlüsse? Wäre

es nicht besser, ihnen Berufsausbildungen zu ermöglichen? Wir müssen uns um die jungen Menschen, die arbeiten müssen, um für die Älteren aufzukommen, kümmern.» Er ermutigte sie dazu, selbst aktiv zu werden: «Junge Menschen sind dazu bestimmt, in der Zivilgesellschaft mitzuwirken, junge Unternehmer zu werden, Führungsrollen einzunehmen. Sie brauchen nur Rat und Hilfe. Man ist niemals zu jung, um ein ‹Leader› zu werden.» Kofi Annan sprach auch die Situation in Nordafrika und im Nahen Osten an. «Die Menschen haben ihr Schicksal selbst in die Hand genommen», hielt er fest. Er warnte vor den Folgen der Strassenproteste und betonte, dass diese keine legitimen Demokratien stürzen sollten. Zu

Syrien hielt er v. a. fest, dass ein Überschwappen des Konflikts auf die ganze Region verhindert und weitere diplomatische Massnahmen ergriffen werden müssten. Er schloss mit einem Hinweis auf die drei Säulen, auf denen die Gesellschaft aufbauen sollte: Frieden und Sicherheit, wirtschaftliche Entwicklung sowie Rechtsstaatlichkeit und die Achtung der Menschenrechte.

Die Konferenz in Kürze Während der Konferenz «Vertrauen und Integrität in der Weltwirtschaft» (13.–19. Juli) wurden Möglichkeiten untersucht, wirtschaftliche Gerechtigkeit und ökologische Nachhaltigkeit in der Weltwirtschaft zu vereinen. Referenten aus Basisbewegungen sowie aus Unternehmen diskutierten in ihren Beiträgen das Potential, die Möglichkeiten und die Notwendigkeit von Wirtschaftsethik. Ein 32-Seiten langer Bericht ist online unter www.cauxbusiness.org zu finden. Kofi Annan CAUX BERICHT 2013  13


KINDER KÖNNEN DIE WELT VERÄNDERN

Wie können Kinder wirksam beitragen? Die erste «Kinder können die Welt verändern»-Konferenz beleuchtete die Partizipation von Kindern aus verschiedenen Blickwinkeln.

Child-to-Child Trust Children changing their lives

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erison Lansdown, Vorsitzende des Child-to-Child Trust, eröffnete die Konferenz, indem sie die Elemente, die für die Beteiligung von Kindern nötig sind, herausarbeitete. Dazu gehöre insbesondere das Recht, gehört zu werden – ein Grundwert der Kinderrechte. Zudem müsse anerkannt werden, dass die Partizipation von Kindern ein Anspruch sei – kein Privileg; ein substantielles Recht und Grundprinzip, das die Umsetzung aller anderen Rechte leitet – also sowohl Mittel als Zweck; ein Recht, das Kindern sowohl als Einzelperson als auch als Gruppe zusteht; und etwas, das traditionelle Machtstrukturen infrage stellt. Jean Zermatten, Schweizer Gründer und Direktor des Internationalen Instituts der Rechte des Kindes, erklärte, wie sich das Umfeld für die Partizipation von Kindern in der Gesellschaft seit der Ratifizierung als «Individuen mit Rechten». Diesen der UN-Kinderrechtskonvention 1989 Wandel beschrieb er als eine noch nicht verändert habe. Er wies darauf hin, dass abgeschlossene Revolution: «Der Status «die Teilhabe von Kindern unsere bishe- von Kindern wurde noch nicht vollkomrige Weltansicht verändert. Kinder wer- men anerkannt und ich hoffe, dass diese den zu sozialen Akteuren, denen wir aktiv Konferenz dabei helfen wird, dies zu änzuhören und die unser soziales Leben dern!» immer mehr beeinflussen.» Dabei dürften «Kinder nicht als Objekte Im Anschluss stellten Jana Hainsworth oder Besitz» betrachtet werden, sondern von Eurochild und Daniel Kropf von der

Universal Education Foundation die Initiative «Learning for Well-Being» vor. Hainsworth hob hervor, dass «zuerst wir Erwachsene unsere Wahrnehmung ändern müssen, wenn wir die Gesellschaft ändern wollen. Es ist nicht unsere Aufgabe, Kinder in unsere Ideen zu zwängen, sondern jedem Kind dabei zu helfen, seinen Weg im Leben zu finden.»

Gerison Lansdown

Daniel Kropf mit seiner Tochter

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Jean Zermatten


es

Die Zukunft der Bildung: Innovation, Phantasie und Interaktion Zwei unterschiedliche, jedoch nicht unvereinbare Visionen für unser Bildungsmodell wurden vorgestellt.

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arie Wernham, internationale Kinderrechtlerin und UNICEF-Beraterin, begann die Diskussion mit der zentralen Rolle von Bildung und erörterte in einer ausführlichen Präsentation das Konzept der «Kinderrechts-Bildung», wozu sie die verschiedenen Bildungsphasen mit Wurzeln, Ästen und Blättern illustrierte. «Was haben die Teilhabe von Kindern und die verschiedenen Teile des Baums gemeinsam? Es ist ein Lernprozess, in welchem das Lernen als Recht, das Lernen über Rechte, das Lernen durch Rechte sowie das Lernen für Rechte mitspielen.» Zum Schluss zeigte sie das Bild eines Torbogens und hielt fest: «Wir müssen den Torbogen

der Menschenrechte bauen – zusammen mit Kindern und Erwachsenen.» Auch Christopher Clouder, Gründer des Europäischen Rates für Steiner Waldorf Pädagogik (ECSWE), ging auf Bildung ein und machte Verbesserungsvorschläge. Er begann mit Zitaten aus Antoine de Saint-Exupérys «Der kleine Prinz» und forderte eine phantasievollere Herangehensweise im Bereich der Bildung. Er unterstrich die Bedeutung von Kreativität und alternativen Lernmethoden. «Es gibt kein Patentrezept», sagte er. «Das alles kommt von innen. Das Leben ist ein Prozess ständigen Lernens voneinander.» Zum Schluss betonte er die sozialisierende Rolle von

Christopher Clouder

Marie Wernham

Schulen und dass es wichtig sei, Spiritualität, Emotionen und Liebe in unser Bildungssystem zu integrieren.

«Wir müssen den Kindern zuhören!» Das Thema Kinder und Gesundheit stand im Zentrum einer der Plenarsitzungen. Sir Albert Aynsley-Green, Erster Kinderbeauftragter Grossbritanniens, rief dazu auf, Kindern zuzuhören. Er sprach auch von Kindern mit körperlichen Behinderungen und hielt fest: «Ihre gesundheitlichen Bedürfnisse sind enorm.» Zum Schluss wies er auf den traurigen Fakt hin, dass in England durchschnittlich alle 22 Minuten ein Kind einen Elternteil verliert. Für diese Kinder sei es sehr wichtig, jemanden zum Reden zu haben, ansonsten würden sie depressiv und fühlten sich in der Schule ausgeschlossen.

In Kinderworkshops Partizipation fördern Während der Plenarsitzungen für die Erwachsenen gab es eigene Workshops für die Kinder.

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nna Bondarenko, eine Jugendarbeiterin der «Foundations for Freedom» in Osteuropa, ist Teil des Teams, das die Workshops organisiert hat. 15 Kinder im Alter von sechs bis zehn Jahren, die sechs verschiedene Sprachen sprechen und aus zehn verschiedenen Ländern kommen, versammelten sich jeden Morgen bei ihr. In Spielen, durch Theater und selbstgemalte Bilder wurden die täglichen Themen mit den Kindern behandelt. Dabei überraschten die Kinder immer wieder von Neuem mit ihrem Scharfsinn. «Manchmal sagen sie etwas, und du denkst nur ‹Wow!›»,

lacht Anna Bondarenko. So zum Beispiel «dass wir als Erwachsene mehr von den Kinbeim Thema Gesundheit, als ein neunjäh- dern gelernt haben, als die Kinder von uns. riger Junge sagte, «um gesund zu sein, muss Wenn man sich wirklich darauf einlässt, man ehrlich sein. Wenn man nicht ehrlich den Kindern zuzuhören, realisiert man, wie ist, fühlt man sich schuldig und das fühlt viele Dinge sie eigentlich schon wissen.» man im Körper: Du hast keinen Hunger Die Konferenz in Kürze und fühlst dich deprimiert. Sich schuldig zu fühlen, hat einen Einfluss auf unseren KörVom 24.–30. Juli fand zum ersten Mal per und unsere Gesundheit.» die Konferenz «Kinder können die Im Anschluss an die Workshops konnten Welt verändern» (CATS), eine gemeindie Kinder und Erwachsenen ihre Gedansame Initiative von IofC und dem ken in Diskussionsgruppen austauschen. Child-to-Child Trust, statt. Dem Bondarenko war begeistert vom Resultat Thema entsprechend waren zahlreiche dieser Diskussionen, musste aber zugeben, Kinder aktiv an der Konferenz beteiligt: etwa 60 Kinder und Teenager! In gesondert stattfindenden Kinderworkshops und gemischten Diskussionsgruppen konnten die Teilnehmer herausfinden, was Kinderpartizipation in Bezug auf Bildung, Wiederaufbau nach Konflikten o. ä. bedeutet.

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GEMEINSAM VIELFALT LEBEN

Die Grundlage von Widerstandsfähigkeit Die Konferenz «Gemeinsam Vielfalt leben» wurde entsprechend den Rückmeldungen des Vorjahrs sehr viel interaktiver und partizipativer gestaltet, wie die Plenarsitzung «Wie können widerstandsfähige Gemeinschaften geschaffen werden» zeigte.

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assima Aboun, Psychologin aus Belgien/Algerien, sprach über ihre persönliche Widerstandsfähigkeit, nachdem sie ihren Job und alles, was sie besass, verloren hatte. «Ich musste ganz von vorn anfangen […], um langsam meine Probleme zu lösen – dabei fing ich bei mir selbst an.» Hiroshi Ishida, Professor am Institute of Business and Accounting an der Kawansei-Gakuim-Universität in Japan, erklärte, was der Tsunami im Leben der Japaner bedeutete: «Die Leute suchen eine Bedeutung hinter dem Unglück […]. Diese finden sie darin, zu überleben, um den nächsten Generationen von ihren

Fehlern zu erzählen, damit diese daraus lernen können.» Glenda Eoyang, Gründungsvorsitzende des Human Systems Dynamics Institute, erklärte, wie der Prozess der Gemeinschaftsbildung in diesem Moment im Saal vonstattenging: «Durch anpassungsfähiges Handeln! Die Fragen: ‹Was?›, ‹Na und?›, ‹Und jetzt?› helfen immer, wenn sich uns ein Problem stellt, und bilden die Grundlage von Widerstandsfähigkeit.» Sie veranschaulichte diese Ausführungen mit einem Spiel, der «Marshmallow-Challenge», das den Teilnehmenden sichtlichen Spass bereitete. Sie mussten den

höchstmöglichen Turm mit den folgenden Utensilien bauen: 20 Spaghetti, 1m Klebeband, 1m Kordel und einem Marsh­ mallow. Jede Gruppe lernte etwas anderes aus diesem Spiel, alle teilten jedoch folgende Beobachtung: Jeder im Team arbeitete für das gleiche Ziel, doch es waren die persönlichen Unterschiede, die wirklich halfen, den Turm zu bauen.

Vertrauensaufbau zwischen Generationen Durch zwei Fallstudien wurde dies in einer Plenarsitzung illustriert.

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ie erste Fallstudie erzählten Marcel Obst und Rodrigo Araneda (Xarxa Antirumores) aus Barcelona. Ihre Organisation setzt sich für den Abbau von Vorurteilen gegenüber Einwanderern in Barcelona ein. Dies können Menschen sein, die ihre Heimat aufgrund ihrer Religion, ihrer Kultur oder ihrer sexuellen Orientierung verlassen mussten. Die Fallstudie 16  CAUX BERICHT 2013

handelte von einem jungen Mann aus Georgien, der aufgrund seiner Homosexualität aus seinem Land fliehen musste. Als er Spanien erreichte, halfen ihm die Mitglieder der Organisation sich wohl und von Anderen akzeptiert zu fühlen. Die zweite Fallstudie war die persönliche Geschichte von Seren Dalkiran (Energized Earth Network), die ursprünglich aus

der Türkei stammt, aber in den Niederlanden in einer schwierigen und benachteiligten Nachbarschaft geboren und aufgewachsen ist. In diesen Gegenden seien Begriffe wie Integration und Multikulturalität nicht bekannt und Migranten fühlten sich ausgeschlossen. Durch das Gefühl, anders zu sein, würden sie zu Aussenseitern.


Mit der Zeit wurde sie politisch aktiv und versuchte, ihren multikulturellen Hintergrund als Stärke zu nutzen. «Vielfalt ist kein Handicap, es ist eine unentbehrliche Stärke!», so Dalkiran. Sie schloss mit der Botschaft, dass man die

Leistung vorangegangener Generationen nicht vergessen und missachten dürfe. Stattdessen sollte man auf ihrem Vermächtnis aufbauen und so Wandel herbeiführen. Jede Diskussionsgruppe beschäftigte

sich anschliessend, ganz im Sinne des interaktiven Ansatzes der Konferenz, eingehender mit einer der Fallstudien und präsentierte ihre Ideen in Form eines Liedes, einem kleinen Theater oder einem kleinen Kunstwerk.

«Vielfalt ist bereichernd» Ein Morgen war dem Thema «Die Kraft der Vielfalt nutzen» gewidmet.

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atma Wakil, ein junges Mitglied des Konferenzteams, kommt ursprünglich aus Afghanistan, ist jedoch in den Niederlanden aufgewachsen. Sie sprach über die Erfahrung, in beiden Ländern zu leben, sich aber keiner Gesellschaft richtig zugehörig zu fühlen: «In Afghanistan fühle ich mich zu niederländisch und in den Niederlanden fühle ich mich zu afghanisch.» Allerdings könnten Menschen,

Die Konferenz in Kürze Vom 1.–6. August konnten die Teilnehmenden der Konferenz «Gemeinsam Vielfalt leben», die ihren diesjährigen Schwerpunkt auf generationsübergreifendes Vertrauen legte, ein völlig neues Konferenzformat erleben: Anstelle von Reden wurde ganz auf das Wissen und den Austausch der Teilnehmenden gesetzt. Dies liess Raum für Gruppendiskussionen, Dialoge und interaktive Spiele mit dem Ziel, Vertrauen zwischen den Kulturen und Generationen aufzubauen und die Teilnehmenden zu wirksamem Handeln zu befähigen.

die in mehreren Kulturen verwurzelt sind, potentielle Brückenbauer zwischen diesen Kulturen und Ländern werden. In einer Reihe von praktischen Übungen wurde anschliessend über den Wert gesellschaftlicher Vielfalt sowie potentielle Schwierigkeiten diskutiert: Die Mehrheit war sich darin einig, dass «Vielfalt bereichernd ist». Es müssten jedoch mehr Möglichkeiten geschaffen werden, gemeinsam Leben in Vielfalt zu erlernen,

um zu verhindern, dass diese zu einem Konfliktherd wird. Glenda Eoyang, Gründungsvorsitzende des Human Systems Dynamics Institute, hob zudem hervor, dass es wichtig sei, Unterschiede nicht nur anzuerkennen, sondern über diese hinweg Verbindungen zu suchen und aufzubauen: «Verwandelt Wertung in Neugierde, Konflikt in gemeinsames Erkunden und Abwehrhaltung in Selbstreflexion!» CAUX BERICHT 2013  17


QUELLEN DER INSPIRATION

Schweigen ist Gold Ein fesselndes Interview mit dem Autor und Journalist Graham Turner durch den Leiter von Caux Books, Andrew Stallybrass, über die Macht des Schweigens eröffnete die Konferenz «Quellen der Inspiration». Die Charta des Mitgefühls

«G

ute Freunde sagen dir die Wahr- Wie Turner sagte, haben «viele Menschen heit, doch sie tun es mit Liebe.» in der westlichen Welt Angst zu schweigen. Auch wenn sie etwas liebevoller hätte klin- Trotzdem gibt es viele Menschen, die sich gen können, so war es eine kritische Be- mit Schweigen und Stille beschäftigen: merkung eines Freundes, die ihn dazu Für Musiker ist Stille genauso wichtig wie brachte, mit 24 Jahren zum ersten Mal jeder Ton, den sie spielen.» Aus diesem Schweigen zu erfahren. 15 Minuten lang Grund ermutige er die Menschen dazu, dachte Graham Turner schweigend über Stille als Quelle anzusehen und bewusst sein Leben nach und wurde sich einiger zu schweigen und zu reflektieren. Dinge bewusst, für die er sich entschuldigen musste. Auf den Erfolg seiner Karriere konzentriert, vergass er später diese Erfahrung. Doch dann begann er wieder über Schweigen und Stille nachzudenken und erkannte, dass er in seinem Leben nicht immer seinen Werten gefolgt war. Daraufhin opferte er seine Ersparnisse, um begangenes Unrecht wiedergutzumachen, und «folgte dabei seiner inneren Stimme». In dem kürzlich erschienenen «The Power of Silence» beschreibt er seine Erfahrungen mit Schweigen und Stille: in einem Kloster in Ägypten, in einem Gefängnis – mit einem Mann, der einen Freund umgebracht hatte und der nun versuchte, sein Leben mit Hilfe von Meditation zu ändern – oder in Colorado mit einem Trappistenpriester. 18  CAUX BERICHT 2013

Andrew Stallybrass und Graham Turner

Eine der Plenarsitzungen drehte sich rund um die Charta des Mitgefühls, die von der britischen Theologieautorin Karen Armstrong ins Leben gerufen wurde. Sie beruht auf dem Ethos der Goldenen Regel: «Was du nicht willst, das man dir tu’, das füg auch keinem anderen zu.» Anteilnahme aus Nächstenliebe ist universell und die Charta ruft die Menschen auf, entsprechend zu handeln und «unermüdlich daran zu arbeiten, das Leiden unserer Mitmenschen zu lindern (...), die unantastbare Würde jedes einzelnen Menschen zu achten und, ohne Ausnahme, jeden mit absoluter Gerechtigkeit, Gleichheit und Respekt zu behandeln». Zudem verleiht sie der Überzeugung Ausdruck, dass «Barmherzigkeit politische, dogmatische, ideologische und religiöse Mauern einreissen [kann]. (...) Sie ist der Pfad der Erleuchtung und unverzichtbar für eine gerechte Wirtschaft und friedvolle Weltgemeinschaft.»


Inspiration durch kreative Workshops und Theater

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ährend der Konferenz konnten die Teilnehmenden einen kreativen Workshop oder eine Diskussion besuchen. Dies bot sowohl einen Rahmen für persönliche Begegnungen als auch für Kreativität, das Erlernen von Neuem und einzigartige Erfahrungen. Zwei der Abendveranstaltungen belebten die lange Tradition von Bühnenvorstellungen in Caux wieder: eine Ein-­MannDarstellung des Volksmärchens «Die Legende des vierten Königs» mit John Locke und eine moderne Überarbeitung einiger Szenen aus Shakespeare-Stücken vom Intermission Youth Theatre aus London.

Erfahrungen und Inspiration teilen In der letzten morgendlichen Plenarsitzung wurden weitere persönliche Geschichten erzählt. Die Abschlusssitzung war dem Feedback der Teilnehmenden gewidmet.

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ayumi Matsushita aus Japan teilte mit dem Publikum ihre Erfahrungen als freiwillige Helferin für die Betroffenen in Fukushima nach dem Tsunami 2011. Sie betonte: «Wenn wir den Willen dazu haben, können wir etwas bewegen!» In Japan gibt es mehrere Beispiele erfolgreicher Katastrophenhilfe, die dies bele-

Mayumi Matsushita

gen. Mayumis Gruppe hatte mehrere Kernbereiche, unter anderem den Wiederaufbau sowie Aufräumarbeiten in verwüsteten Häusern. Sie sprach darüber, wie sie Teezeiten in Notunterkünften in den am stärksten betroffenen Gebieten organisierte, um so den Menschen, die teilweise ihr gesamtes Hab und Gut sowie Familienangehörige und Freunde verloren hatten, wieder ein Lächeln ins Gesicht zu zaubern. Mayumi schloss, dass zwar noch eine Menge zu tun sei, dass das japanische Volk jedoch nicht aufgebe. Die Abschlusssitzung am Abend fasste die Atmosphäre dieser Tage zusammen: Der Fokus der Konferenz «Quellen» war bewusst auf die Teilnehmer gelegt worden, die Inhalte sollten durch deren Erfahrungen und Inspirationen geprägt sein. Ein junger Mann aus London schilderte sei-

nen Gesamteindruck so: «Ich fühlte mich komplett mit dem Event verbunden.»

Die Konferenz in Kürze «Quellen der Inspiration» (7.–12. August) bot den Teilnehmern die Möglichkeit, ihre Erfahrungen und Inspirationsquellen auszutauschen (sei es eine Glaubens-, Kunst- oder Wissenschaftserfahrung oder der Einfluss einer Person oder eines Weltereignisses), mit dem Ziel der Horizonterweiterung sowie der Erneuerung des Engagements der Teilnehmenden und ihrer selbst. Das partizipative Format war auf menschliche Interaktion ausgerichtet.

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Internationale Caux Konferenzen 2014 Der Faktor Mensch und globaler Wandel 30. Juni–4. Juli Caux Dialog über Land und Sicherheit Der Teufelskreis von Armut, Konflikt und Bodendegradation

20.–24. Juli Quellen der Inspiration Was uns inspiriert und unser Leben beeinflusst

5.–10. Juli Vertrauen und Integrität in der Weltwirtschaft Der Einzelne im Spannungsfeld wirtschaftlicher Interessen und nachhaltigen Wohlstands

26. Juli–1. August Kinder können die Welt verändern Junge Verfechter des Wandels

12.–17. Juli Gerechte Regierungsführung für menschliche Sicherheit Ethik- und integrationsfördernde Strukturen und Führungsqualitäten

3.–8. August Gemeinsam Vielfalt leben Innovatives Handeln für sozialen Zusammenhalt 10.–13. August Internationales Forum für Friedenschaffende Wechselwirkung persönlicher und systemischer Veränderungen

Einige Zahlen • 1451 Teilnehmende • 109 Kinder und Jugendliche (bis 17) • 102 Nationalitäten

• 13 866 Übernachtungen • Durchschnittlich 9,6 Übernachtungen pro Person • Einschliesslich 71 Interns (mit Team) • Einschliesslich 29 Caux Scholars (mit Team) • Einschliesslich 32 Caux Artists (mit Team) • Einschliesslich 125 freiwilliger Helfer

CAUX-Initiativen der Veränderung Postfach 3909 CH-6002 Luzern E-Mail: info@caux.ch Web: www.caux.ch Tel. +41 41 310 12 61 Fax +41 41 311 22 14

Initiativen der Veränderung International 1, rue de Varembé, Postfach 3 CH-1211 Genf 20 E-Mail: iofc-international@iofc.org Web: www.iofc.org Tel. +41 22 749 16 20 Fax +41 22 733 02 67


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