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KUNST FÜR ALLE
Midjourney erschafft Bilder wie DALL-E - und doch ganz anders. Die Text-zu-Bild-KI nutzt allerdings die Plattform Discord als Server und ist eher für fortgeschrittene Anwender gedacht.
Um Midjourney (kostenlos) nutzen zu können, braucht es also einen Discord-Account. Das ist an sich ein Onlinedienst für Instant Messaging, integriert ist hier aber eben auch die Midjourney-KI. Sie suchen sich also einen freien Server, genannt „Newcomer Room“ und treten diesem bei. Im Chatfeld können Sie nun mittels dem Befehl /imagine Ihre Bildbeschreibungen (genannt „Prompts“) eintippen. Ab hier nimmt alles den gewohnten Gang: Die KI rechnet eine gute Minute und postet dann unter ihrem Befehl das bestellte Bild. Wir haben die Phrase „a bear fighting a dinosaur“ verwendet, also ein Bild eines Bären verlangt, der mit einem Dinosaurier kämpft. Das Ergebnis sehen Sie rechts. Vorteilhaft: Midjourney erstellt immer gleich vier Vorschläge, aus denen Sie wählen können. Natürlich lassen sich auch die Erstentwürfe weiter bearbeiten.
Eher für Profis
So gut die Bilder werden, ist Midjourney vergleichsweise komplex einzurichten und zu bedienen. Wie gesagt: Das Angebot richtet sich vorrangig an Menschen mit Erfahrung auf dem Gebiet. Außerdem ist die Verwendung nicht dauerhaft kostenlos, aber einer bestimmten Anzahl an erstellten Kunstwerken (derzeit 20 Stück) ist der Abschluss eines monatlichen Abos nötig. Gegen ein paar Entwürfe, um die Fähigkeiten der KI zu testen, spricht aber natürlich nichts.
Was genau der Dinosaurier sein soll und was der Bär, lässt sich kaum feststellen. Das KI-Bild sieht aber auf jeden Fall cool aus!
Discord Ursprünglich wurde Discord als MessagingDienst für Computerspieler geschaffen. Mittlerweile setzt das Unternehmen selbst auf KI-Lösungen, etwa um missbräuchliche Verwendung der eigenen Chat-Software zu erkennen.
Google & Bard
Google kündigte erst kürzlich eine KIOffensive an. Das Herzstück der Technologie soll auf den Namen „Bard“ hören und etwa die Google-eigene Suche deutlich aufwerten. Noch befindet sich die KI allerdings in einer frühen Entwicklungsphase, Google soll aber bereits erste Tests mit Developern durchführen. Erste Screenshots zeigen außerdem schon, wie „Bard“ künftig Google verbessern soll: Oberhalb der klassischen Suchergebnisse soll die KI künftig auch Antworttexte liefern. Langfristig soll die Suche durch die KI-Unterstützung „wesentlich präziser“ werden. Geplant sein soll außerdem ein ganzes KI-Kit inklusive APIs für Entwickler.
Microsoft Bing
Microsoft wählt einen ähnlichen Weg wie Google und versucht ebenfalls, die hauseigene Suchmaschine mittels KI-Unterstützung zu verbessern - setzt dabei allerdings auf ChatGPT. Eine „noch leistungsfähigere Variante“ der KI wird in Bing integriert. Wer das testen will, muss sich dafür anmelden, Voraussetzung ist ein Microsoft-Konto. Langfristig soll ChatGPT in die „gesamte Produktpalette“ integriert werden. Bestätigt wurde etwa bereits, dass der Videotelefonie-Dienst MS Teams eine KI-Erweiterung erhalten wird. Erste Testergebnisse sind vielversprechend, allerdings beantwortet auch die Kombination aus Bing und ChatGPT noch nicht alle Fragen korrekt.
Eine KI als Dolmetscher - das ist „DeepL“. Die Plattform ist als Anwendung für die gängigen Betriebssysteme kostenlos erhältlich, es gibt praktischerweise aber auch eine Browser-Variante. Die Funktionsweise ist schnell beschrieben: Links tippen Sie den Ausgangstext in das Feld, rechts übersetzt DeepL fast in Echtzeit ihr geschriebenes Wort. Zur Auswahl stehen mittlerweile einige Sprachen, von Englisch über Japanisch bis hin zu Indonesisch und seit kurzem auch Norwegisch und Koreanisch. Bis zu 5.000 Zeichen übersetzt die KI kostenlos, für professionelle Anwender steht eine Abo-Lösung parat. „DeepL Pro“ besitzt auch eine Programmierschnittstelle für kommerzielle Kunden.
Fazit & Kontroversen
Auch wenn der Schein mitunter trügen mag: ChatGPT, Bard und Co. sind längst nicht so schlau, wie sie auf den ersten Blick wirken. Ja, die Antworten klingen gut, passen zur Frage und sind oft auch korrekt. Die Fehlerquote ist dennoch nicht zu unterschätzen - und macht etwa einen Einsatz im Bildungsbetrieb (noch) schwierig. Wenn ChatGPT Nachhilfe gibt, sollte das Gelehrte schon richtig sein. Dass das mittelfristig so kommen wird, darüber sind sich nicht nur Experten einig. Unser Test zeigte das Potenzial der künstlichen Intelligenzen aber deutlich auf, mit jeder neuen Version, jeder neuen Datenbank und jedem neuen Datensatz wird die KI intelligenter.
Was kann eine KI besitzen?
Genau hier gibt es aber bereits das erste Problem: Millionen von Bildern mussten DALL-
E „gezeigt“ werden, damit die KI etwa weiß, wie Picasso malte. Das wirft mitunter Fragen des Urheberrechts auf: Zuletzt wurde etwa bekannt, dass „Stable Diffusion“, eine weitere KI, Millionen Bilder und Fotos von Getty Images, einer US-amerikanische Bildagentur, zum Lernen verwendet haben soll. Das verstößt natürlich klar gegen das Urheberrecht. Und was ist, wenn ein Künstler die KI zur Unterstützung heranzieht und mit dem Kunstwerk dann einen Preis gewinnt - oder es teuer verkauft? Sie sehen: Hier gibt es noch einige Grauzonen, die in den nächsten Jahren geklärt werden müssen.
Was bleibt also vom Test? Die Leistungsfähigkeit von ChatGPT und DALL-E ist beeindruckend, das steht fest. Klar ist auch, dass KIs uns künftig in vielen Bereichen unterstützen werden. Aber: Dort und da müssen auch die künstlichen Alleswisser noch dazulernen.