Fernand Léger, das Schöne ist überall

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PRESSEMAPPE

FERNAND LÉGER

DAS SCHÖNE IST ÜBERALL

20.05 > 30.10.17 In Kooperation mit Bozar, Center for Fine Arts, Brussels.

Fernand Léger, Les Loisirs — hommage à Louis David (détail), 1948-1949 © Jean-François Tomasian — Centre Pompidou, MNAM-CCI/Dist. RMN-GP © Adagp, Paris, 2017

Eine Ausstellung zum 40. Geburtstag des Centre Pompidou


FERNAND LÉGER DAS SCHÖNE IST ÜBERALL

INHALT 1. PRESSEMITTEILUNG . . . . . . . . . . . . . .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4 2. AUSSTELLUNGSPARCOURS. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5 3. DOKUMENTARISCHE SCHWERPUNKTE . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15 4. LÉGER-SCHÜLERINNEN UND -SCHÜLER ÜBER IHREN LEHRER . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16 5. BIOGRAFISCHE ECKPUNKTE . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18 6. KATALOG . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20 7. 40 GEBURTSTAG VOM CENTRE POMPIDOU . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21 8. PARTNER . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23 9. BILDMATERIAL FÜR DIE PRESSE. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 24 10. PRESSEKONTAKT. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 27

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1. EINFÜHRUNG

FERNAND LÉGER DAS SCHÖNE IST ÜBERALL Du 20 mai au 30 octobre 2017 Galerie 1 Sein Sujet war die Stadt, seine ganze Aufmerksamkeit galt den Umbrüchen seiner Zeit, und er gehört bis heute zu den berühmtesten Künstlern, die das Abenteuer der Moderne wagten. Ob kubistische Avantgarde oder kommunistisches Engagement – ein zentraler Gegenstand von Légers Malerei war stets der durch Maschine und Massenproduktion veränderte Mensch. Doch über diese starken Bilder hinaus hat er ein vielseitiges und dabei kohärentes Werk hinterlassen, das sich jeder Kategorisierung entzieht. „Das Schöne lässt sich nicht katalogisieren, hierarchisieren. Das Schöne ist überall, in der Anordnung einer Reihe von Töpfen vor einer weißen Wand ebenso wie im Museum“ . Diese Worte des Künstlers sind gleichsam Ode an die Freiheit des Blicks, eine Absage an das Diktat des akademischen Geschmacks und jede Hierarchie zwischen Kunst und Alltag. Légers Arbeiten sind ebenso Bestandsaufnahme der pulsierenden, farbenfrohen Moderne und ihrer ästhetischen Wirkmacht wie auch der Herausforderungen, vor die sie die Künstler stellte. Die Retrospektive Fernand Léger, das Schöne ist überall versteht sich als Gesamtschau der vielgestaltigen Laufbahn des Künstlers und zeigt aus einer ganz neuen Perspektive, wie es ihm gelang, in der Auseinandersetzung mit dem bunten Treiben der Welt und der Öffnung zu anderen künstlerischen Disziplinen die Malerei neu zu erfinden. Léger illustrierte Bücher, schuf Bühnenbilder und Wandgemälde, wandte sich dem Experimentalfilm und der Fotomontage zu – und blieb dabei immer Maler. Und wie kaum ein anderer moderner Künstler verstand er es, enge Bande zu anderen Kreativen aus Architektur (wie Le Corbusier, Charlotte Perriand, Paul Nelson), Film (z.B. Fernand Léger, Le Mécanicien, 1918 Abel Gance, Marcel L’Herbier, Sergei Eisenstein), Tanz (Jean Börlin), Musik Centre Pompidou, Musée national d'art moderne (etwa Darius Milhaud, Arthur Honegger) und Dichtung (u.a. Blaise Cendrars, Centre de création industrielle. Wladimir Majakowski) zu knüpfen. Die thematisch organisierte Ausstellung Dépôt au LaM, Lille Métropole musée d'art moderne umspannt ein fünfzigjähriges Künstlerleben und ist damit Spiegel der sich d'art contemporain et d'art brut, Villeneuve d'Ascq. seinerzeit neu erfindenden Malerei. Befeuert durch die Vitalität seiner Photo © Phillip Bernard © Adagp, Paris 2017 Epoche, suchte Léger mit seinem Werk, den vorgegebenen Rahmen zu verlassen, um Kinoleinwand, Bühne und die Mauern der Stadt zu erobern. Sein disziplinenübergreifender Ansatz galt nicht nur der Suche nach einer neuen Formensprache, sondern war auch Ausdruck eines politischen Engagements, eines Strebens, Kunst und Alltag zu verbinden und so möglichst viele Menschen zu erreichen. Das Gerüst der Ausstellung bilden zahlreiche Werke aus den Sammlungen des Musée national d’art moderne, Centre Pompidou, in Paris, ergänzt durch Meisterwerke aus großen öffentlichen und privaten Sammlungen weltweit. Anhand eines umfangreichen Korpus dokumentarischen Materials zeigt die Retrospektive außerdem weitere Facetten von Légers Schaffen auf, der auch Autor von Grundlagentexten über die Malerei und seine Zeit war, begeistert und viel reiste und als Lehrer in seinem Atelier Hunderte von Künstlern ausbildete. Zwanzig Jahre nach der großen Retrospektive in Paris würdigt nun das Centre Pompidou-Metz diese herausragende Persönlichkeit aus den Reihen der Avantgarde. Die Ausstellung Fernand Léger. Das Schöne ist überall, deren Schauplatz ein durch seine Industriegeschichte geprägter Standort ist, bildet einen Höhepunkt in der Veranstaltungsreihe zum 40. Geburtstag des Centre Pompidou in Paris und macht die Gemeinsamkeiten zwischen dem humanistischen Denken des Künstlers und den zentralen Aufgaben der Institution sichtbar, namentlich die Offenheit für alle Formen kreativen Schaffens, das Streben nach einer Kunst für alle und den Wunsch, das Moderne mit dem Populären zu versöhnen. Kuratorin : Ariane Coulondre, Konservatorin der Centre Pompidou, Musée national d’art moderne - Centre de création industrielle.

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2. AUSSTELLUNGSPARCOURS VORSPIEL DER WETTBEWERB DES MODERNEN LEBENS „Das Dasein der modernen kreativen Menschen ist viel dichter und komplizierter als das der Menschen vergangener Jahrhunderte […]. Der moderne Mensch muss hundert Mal so viele Eindrücke verarbeiten wie etwa die Künstler des 18. Jahrhunderts; dies geht so weit, dass unsere Sprache voller Diminutive und Abkürzungen steckt. Die Verdichtung der modernen Malerei, ihre Vielfältigkeit und das Aufbrechen der Formen sind Ergebnis all dessen.“ Fernand Léger, « Les Réalisations picturales actuelles », in Les Soirées de Paris, n° 25, 15 juin 1914.

Bereits früh lässt Fernand Léger sich von der Intensität des modernen Lebens mitreißen: Er ist gefesselt vom sich beständig verändernden Stadtbild, von Lärm und Geschwindigkeit der Automobile, den farbigen Reklamebildern an den Wänden und den industriell produzierten Waren, die neuerdings in den Schaufenstern auftauchen … In seinen kubistischen Gemälden sucht er auf radikale Weise die bruchstückhaften Facetten des Stadtbilds und den hämmernden Rhythmus der sich im Aufbruch befindenden Gesellschaft zu übertragen. Zur Erzielung eines visuellen Schocks greift er auf grelle Farben und das Grundprinzip des Kontrastes zurück. Bis zur Abstraktion prallen bei ihm Formen und Farben aufeinander, Flächiges und Plastisches. 1914 wird Léger zum Kriegsdienst eingezogen. Er beschreibt Verdun als „Akademie des Kubismus“, als grausame Apotheose der Fragmentierung der Landschaft und der Zerstückelung der Körper. Aber Verdun wurde auch der Ort der Rückkehr zum Realen. 1917, nach drei Jahren im Schützengraben, nach Schlamm und Staub, sind seine von glänzenden, makellos glatten Objekten beherrschten Bilder Ausdruck seiner neuen Sehnsucht nach Farbe, Lebendigkeit und Stabilität und bringen die Macht der Maschinen, ihre Perfektion und Effizienz, plastisch zum Ausdruck.

KONTRAST UND FRAGMENTIERUNG Fernand Léger, La Noce, [Die Hochzeit], 1911-1912 Centre Pompidou, Musée national d’art moderne - Centre de création industrielle © Centre Pompidou, MNAM-CCI/ Dist. RMN-GP © Adagp, Paris, 2017 Als junger Maler stellte Léger auf dem Salon des Indépendants 1912 sein Gemälde La Noce aus und sorgte mit seiner Version des Kubismus sogleich für Aufsehen. Dank des für die Zeit ungewöhnlichen Formats finden in diesem Werk/Manifest Volumen und Farbe zu einem starken Ausdruck, während die klassische Perspektive buchstäblich gesprengt wird. Programmatisch knüpft diese Straßenszene mit ihrer Dynamik und den sich gegenseitig durchdringenden Formen an den italienischen Futurismus an. Die noch gedeckten Farben und nebelhaften Formen von La Noce, die sich deutlich von den monochromen kubistischen Rasterbildern von Braque und Picasso abheben, sollten ab 1913 drastischen Farb- und Formenkontrasten weichen.

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MECHANIK DES KRIEGES

Fernand Léger, La Partie de cartes, [Die Kartenspieler], 1917 Musée Kröller-Müller, Otterlo © Adagp, Paris, 2017 Das bemerkenswerte Werk La Partie de cartes aus den Kriegsjahren läutete nach drei Jahren an der Front Légers Rückkehr zur Malerei und in das zivile Leben ein. Inspiriert durch seine Erinnerung an den Alltag in den Schützengräben, ist dieses Werk sowohl thematisch als auch in seiner geometrischen Gestaltung eine Hommage an Paul Cézanne. Diese Darstellung des roboterhaften Menschen markierte das Ende von Légers kubistischen Recherchen, und er wandte sich im Anschluss der Beschäftigung mit mechanischer und industrieller Ästhetik zu.

ÄSTHETIK DER MASCHINE

Fernand Léger, Éléments mécaniques, [Mechanische Elemente], 1924 Centre Pompidou, Musée national d’art moderne - Centre de création industrielle © Centre Pompidou, MNAM-CCI / Service de la documentation photographique du MNAM/Dist. RMN-GP © Adagp, Paris, 2017 „Ich liebe die Formen, mit denen die moderne Industrie uns konfrontiert, ich benutze sie, den Stahl mit seinen tausend farbigen Reflexen, die so viel subtiler und unvergänglicher sind als die sogenannten klassischen Sujets“, schrieb Léger seinem Galeristen Léonce Rosenberg im März 1922. Zum Leben erweckt wird dieses Räderwerk durch das Spiel mit Frontalität, Kontrast und Dynamik. Die sich in die Vertikale entwickelnden geraden und gewundenen Linien wirken auf ihrem monochromen Grund wie eine riesenhafte Gestalt. Als abschließende Version eines lang bearbeiteten Themas ist dieses großformatige Gemälde beispielhaft für Légers sogenannte mechanische Phase in den Jahren 1917 bis 1925.

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1. POESIE, DIE DYNAMIK DES SCHREIBENS „Auf der Straße transportieren zwei Männer auf einem Handwagen riesige goldfarbene Buchstaben; dieser Anblick ist so unerwartet, dass alle stehenbleiben und schauen. Darin liegt der Ursprung des Spektakels der Moderne. Um einen Überraschungseffekt zu erzielen und auf der Grundlage alltäglicher Erscheinungen ein Spektakel zu initiieren, bedarf es seitens der Künstler, die die Massen unterhalten wollen, einer beständigen Erneuerung.“ Fernand Léger, « Le spectacle, lumière, couleur, image mobile, objet-spectacle », in Bulletin de l'Effort moderne, Paris, n° 7, juillet 1924 .

In der modernen Großstadt des beginnenden 20. Jahrhunderts wimmelt es nur so von Schildern, Signalen und Piktogrammen, die mit dem Aufkommen von Werbung und Leuchtreklame Einzug gehalten haben. Diese kollektive, bunt zusammengewürfelte urbane Poesie, die auf Kürzel reduziert ist und bisweilen aus nicht mehr als sinnfreien Wortfetzen besteht, taucht ab Ende der 1910er-Jahre in Légers Bildern auf. Wie die avantgardistischen Dichter war er fasziniert von den neuen Formen in Reklame und Typografie. Zeit seines Lebens verband ihn mit vielen Dichtern eine enge Freundschaft, darunter Guillaume Apollinaire, Blaise Cendrars, Yvan Goll und Wladimir Majakowski, und mit einigen arbeitete er auch auf künstlerischer Ebene zusammen, um Texte in Bilderrätsel und Buchstaben in abstrakte Formen zu verwandeln. Der Inhalt ist dem plastischen Wert dieser Lettern untergeordnet, und mit ihnen hält die Ästhetik der Straße und Zeitungen Einzug in die Gedichtbände. La Fin du monde filmée par l’ange N. D. (1919) gehört zu den umfangreicheren Kollaborationen des Künstlers mit dem Dichter Blaise Cendrars, der zu seinen engsten Freunden gehörte. Das Werk erzählt nach Art einer Farce, wie „Gott der Vater“, verkörpert durch einen amerikanischen Geschäftsmann, sich an der Konvertierung der Marsbewohner versucht. Die Buchstaben zeigen sich hier in unterschiedlichstem Gewand, sind mal mit der Schablone, mal frei gezeichnet und fügen sich zu Bildern wie in Apollinaires Kalligrammen.

TYPOGRAPHIE Fernand Léger, Le Typographe, [Der Schriftsetzer], 1919 Philadelphia Museum of Art © The Louise and Walter Arensberg Collection, 1950 © Adagp, Paris, 2017 Während der Vorbereitungen für die Publikation von La Fin du Monde filmée par l’ange N. D. besucht Léger diverse Druckereien, wo er zu seiner Serie zum Thema Typographe inspiriert wird. Diese Komposition zeigt einen Schriftsetzer an seinem Arbeitstisch. Er wendet dem Betrachter den Rücken zu und hat vor sich ein rotes Blatt, auf dem der großformatige Buchstabe R zu sehen ist. Damit verweist Léger auf den innovativen Charakter der Avantgarde-Bücher, für die er sich vor allem als Illustrator interessiert. Fasziniert von den verschiedenen Druckverfahren und den riesenhaften Buchstaben der Reklameschilder, überträgt er deren Intensität und Kontrastreichtum in sein Werk. So überlagern sich fröhlich Buchstabenfragmente, Flächen, Formen und Farben, ganz so wie auf den Mauern der Stadt, um sich zu beinahe plastischen Motiven zusammenzufügen.

URBANE POESIE Fernand Léger, Les Disques dans la ville, [Kreise in der Stadt], 1920 Centre Pompidou, Musée national d’art moderne - Centre de création industrielle © Centre Pompidou, MNAM-CCI / Jacques Faujour/Dist. RMNGP © Adagp, Paris, 2017

Les Disques dans la ville vereinen zwei Themen, die Fernand Léger am Herzen lagen, und bilden den Höhepunkt seiner mechanischen Phase. Er versammelt darin die Erinnerungen an seine Spaziergänge durch die Straßen von Paris an der Seite von Blaise Cendrars oder Darius Milhaud. Runde, an Zahnräder oder Filmrollen erinnernde Formen tauchen hier in Kombination mit Elementen des städtischen Milieus wie zum Beispiel Zugsignalen, Stahlträgern oder Werbeschriftzügen auf, um in ihrer Gegensätzlichkeit und in ihrem Zusammenspiel eine dynamische Momentaufnahme des städtischen Lebens zu liefern.

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2. FILM, BEWEGTES BILD UND NAHAUFNAHME „Der einzige Grundprinzip besteht im projizierten Bild. Jenem kolorierten, an sich unbewegten Bild, das Kinder und Erwachsene fesselt, sobald es in Bewegung gerät. Man hat dem Bild Beine gemacht, und alle Welt geht vor diesem fantastischen Bild, das sich bewegt, auf die Knie.“ Fernand Léger, « Essai critique sur la valeur plastique du film d'Abel Gance, La Roue », in Comœdia, 16 décembre 1922.

Léger interessierte sich schon früh für den Film, der in seinen Augen die Kunstform der Moderne schlechthin war. Erste Berührung mit der siebten kunst hatte er 1916 an der Seite von Guillaume Apollinaire und Max Jacob bei einem Fronturlaub. Léger war begeistert von der mechanisch anmutenden Gestalt des Charlot, wie Charlie Chaplins Kunstfigur des Tramps im Französischen heißt, und sah in der neuen Filmkunst, deren populäre Wurzeln auf den Jahrmärkten lagen, einen Kontrapunkt zum alten, literarisch und sentimental verwurzelten Modell des Theaters. Für ihn bot der Film Möglichkeiten der Weltdarstellung ohne jede Erzählung, deren Rhythmus sich allein aus Schnitt und Bildauswahl ergibt. Léger entwarf zunächst die Plakate für La Roue von Abel Gance sowie die Ausstattung für L’Inhumaine von Marcel L’Herbier, bevor er 1924 gemeinsam mit Dudley Murphy Ballet mécanique, den „ersten Film ohne Drehbuch“, realisierte. In seinen Gemälden führen seine Ausflüge ins Filmgenre zu einer Auseinandersetzung mit dem formalen Potenzial von Nahaufnahme und unkonventionellen Perspektiven. Gegenstände des täglichen Lebens werden, in vergrößertem Maßstab, zu den Protagonisten großformatiger Stillleben. Mit seinem Spiel mit dem Maßstab, der Wiederholung der Motive und ihrer Aneinanderreihung erzeugt Léger einen Rhythmus ähnlich wie beim Filmschnitt.

OFFENBARUNG DES CHARLOT Fernand Léger, Charlot cubiste, [Kubistischer Charlot], 1924 Centre Pompidou, Musée national d’art moderne - Centre de création industrielle © Centre Pompidou, MNAM-CCI/Georges Meguerditchian/Dist. RMN-GP © Adagp, Paris, 2017 Als „Bild-Gestalt“, deren Geburtsstunde mit der des Films zusammenfällt, taucht der Charlot bei Fernand Léger wiederholt als kubistischer Harlekin mit verrenkten Gliedern auf, um die Fragmentierung des modernen Lebens zu verkörpern. Anfang der 1920er-Jahre schrieb der Maler das Drehbuch für einen Animationsfilm mit dem Titel Charlot cubiste. Es entstanden verschiedene dreidimensionale Versionen des Charlot, die vermutlich für diesen unvollendet gebliebenen Film gedacht waren. Die Figur besteht aus beweglichen bemalten Holzelementen, sodass das Körper-Puzzle dieser Marionette, die 1924 auch in den Credits für das Ballet mécanique auftauchen sollte, in seine Bestanteile zerlegt und auch wieder zusammengesetzt werden kann.

BALLET MÉCANIQUE Fernand Léger, photogramme extrait du film Ballet mécanique, Fotogramm aus dem Film Ballet mécanique, 1924 Centre Pompidou, Musée national d’art moderne - Centre de création industrielle © Centre Pompidou, MNAM-CCI/Service de la documentation photographique du MNAM/Dist.RMN-GP © Adagp, Paris, 2017 © droits réservés 1924 realisierte der Maler gemeinsam mit dem amerikanischen Filmemacher Dudley Murphy den Film Ballet mécanique, der heute als herausragendes Werk des Avantgarde-Films gilt. Der Experimentalfilm markiert einen Bruch mit dem Prinzip des Drehbuchs und zeigt in schneller Abfolge Bilder ganz unterschiedlicher Dinge: Topf, Gesicht, Kolben, Schuh, Hut, Schlagzeile usw. Dies alles zeigt Léger in Großaufnahme, sodass nur Ausschnitte von Körpern und Maschinen zu sehen sind und die vertrauten Formen bruchstückhaft und verändert erscheinen. Dieses filmische Experiment, das Spiegel seiner neuen malerischen Anliegen ist, war für Léger Bestätigung des bildnerischen Wertes des Objekts.

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DIE HERRSCHAFT DES OBJEKTS Fernand Léger, Composition à la main et aux chapeaux, [Komposition mit Hand und Hüten], 1927 Centre Pompidou, Musée national d’art moderne - Centre de création industrielle © Centre Pompidou, MNAM-CCI/Georges Meguerditchian/Dist.RMN-GP © Adagp, Paris, 2017 Angeregt durch filmische Stilmittel (Nahaufnahme, unterschiedliche Größenverhältnisse, Bildwiederholung), ist die Präsenz des Objekts in dieser großformatigen Komposition angesichts von Kontrasten und Monumentalität unübersehbar. Die Protagonisten aus Légers Film Ballet mécanique geben sich dort ein Stelldichein: Das Profil von Kiki de Montparnasse im Scherenschnitt, vier Löffel, drei Hüte, zwei Flaschen, eine Schreibmaschine. Die vertikalen und horizontalen Reihungen der Gegenstände, die den Rhythmus der Komposition vorgeben, verweisen nicht nur auf den Zusammenschnitt verschiedener Filmeinstellungen, sondern auch auf die Wiederholung der Fotogramme auf dem Filmmaterial.

3. ZIRKUS UND TANZ ALS HÖHEPUNKT DES POPULÄREN SPEKTAKELS

„In den Zirkus gehen. Nichts ist so rund wie der Zirkus. Ein riesiges Becken, in dem sich runde Formen entwickeln. Das hört niemals auf, es geht immer weiter. Die Manege dominiert, befiehlt, absorbiert. Das Publikum ist bewegliche Ausstattung und geht mit dem, was in der Manege passiert. Gestalten erheben sich, kommen herunter, rufen, lachen. […] Lasst die Rechtecke hinter euch, eure geometrischen Fenster, und kommt in das Land der Kreise in Aktion.“ Fernand Léger, Cirque, éditions Verve, 1950.

Fernand Léger begeisterte sich für alle Formen des Spektakels und arbeitete zeit seines Lebens mit Regisseuren, Choreografen und Komponisten zusammen. Er war an rund einem Dutzend Produktionen beteiligt, gestaltete Bühnenbilder und Kostüme für Ballett und Oper. Für ihn war der Bühnenraum Erweiterung der Leinwand, Raum für die Umsetzung seiner Kunst in Bewegung und Musik. Insbesondere im Zirkus fand der Maler Inspiration für seine Vorstellung eines dynamischen Bühnenraums. Er war Freund der Familie Fratellini, besuchte regelmäßig die Vorstellungen des Zirkus Medrano und frequentierte Music Halls und Cabaret-Theater. Er schöpfte aus seinen Erfahrungen mit diesen populären Vergnügungen, um ein neues Körperbild zu entwickeln und einen Körper zu imaginieren, der biegsam, farbenfroh und schwerelos ist. Er betrachtete „die menschliche Gestalt nicht als sentimentalen, sondern allein bildnerischen Wert“ (1952) und malte so bevorzugt Tänzer und Akrobaten, deren Anatomie sich wie keine andere um der Komposition willen beugen und verzerren lässt.

DIE BALLETS SUÉDOIS Fernand Léger, Danseuses, projet de rideau pour Skating Rink, 1924 Collection Adrien Maeght © Galerie Maeght Paris © Adagp, Paris, 2017 1922 entwarf Fernand Léger Ausstattung und Kostüme für Skating Rink, ein Stück der Ballets suédois, das im Théâtre des Champs-Élysées nach einer Vorlage des Schriftstellers Riccioto Canudo aufgeführt wurde. Die von Jean Börlin angeleiteten Tänzer bildeten bewegliche Bestandteile der Ausstattung vor einem großen, farbigen Vorhang. Mit dieser ersten Bühnenerfahrung legte Léger das implizite Grundprinzip der Zusammenarbeit mit Choreografen fest: Seine Malerei sollte, noch vor dem Tanz, Bewegung sichtbar machen.

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KÖRPER IN BEWEGUNG

Fernand Léger, Les Grands plongeurs noirs, [Große schwarze Taucher], 1944 Centre Pompidou, Musée national d’art moderne - Centre de création industrielle © Centre Pompidou, MNAM-CCI/Jacques Faujour/Dist. RMN-GP © Adagp, Paris, 2016 In den 1940er-Jahren inspirierte der Anblick von Tauchern im Hafen von Marseille und in einem Schwimmbad in New York Fernand Léger zu dynamischen Darstellungen schwereloser Körper. Bei der Arbeit Les Grand plongeurs noirs, die im US-amerikanischen Exil entstand, handelt es sich um eine abstrakte Variation dieses Themas, für die Léger die planen, in reinen Farben gestalteten Silhouetten assemblageartig zusammenfügte.

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4. WAND UND ARCHITEKTUR, EIN NEUER RAUM FÜR DEN MALER „Wie erzielt man einen Eindruck von Raum, dem Durchbrechen von Grenzen? Ganz einfach durch Farbe, durch Wände in unterschiedlichen Farben. Die Wohnung, die ich als ‚bewohnbares Rechteck‘ bezeichne, verwandelt sich in ein ‚dehnbares Rechteck‘ […] Farbe ist ein wirkungsvolles Werkzeug, sie kann eine Wand zerstören, sie schmücken, in den Vorder- oder Hintergrund rücken, sie schafft einen neuen Raum.“ Fernand Léger, « L’architecture moderne et la couleur », in Formes et Vie, n°1, Paris, 1951.

Bevor er sich der Malerei zuwandte, hatte Léger in der Normandie eine Ausbildung zum Architekturzeichner absolviert, und sein Verhältnis zur Architektur blieb stets ein besonderes. In seinen Werken aus den 1920er-Jahren arbeitete er bevorzugt mit geometrischen Formen und farbigen Flächen, die unmittelbar auf architektonische Formen (Säulen, Fenster, Mauern) verweisen. Schließlich begann er, vollkommen abstrakte Wandgemälde zu schaffen, die in einen Dialog mit dem umgebenden Raum treten sollten. Léger wollte Farbe in den Alltag bringen. Um dieses Anliegen zu verwirklichen, arbeitete er mit Architekten wie Le Corbusier, Charlotte Perriand, Robert Mallet-Stevens und Paul Nelson zusammen. Die Weltausstellung des Kunstgewerbes 1925 in Paris und die Pariser Weltfachausstellung 1937 markierten Schlüsseldaten in seinem Streben nach einer Vereinigung der Künste. Nach dem Zweiten Weltkrieg verfolgte er das Ideal einer kollektiven, populären Wandkunst und ersann monumentale, vielfarbige Architekturprojekte. Weiterhin befasste er sich mit der Bedeutung von Farbe für den Raum, indem er sich der Gestaltung von Keramiken, Mosaiken und Kirchenfenstern widmete.

AUSSTATTUNG IM VORDERGRUND Fernand Léger, Le Pont, [Die Brücke], 1923 Collection Carmen Thyssen-Bornemisza, Dépôt au Musée Thyssen-Bornemisza, Madrid © Adagp, Paris, 2017 Das Werk Le Pont dokumentiert die architektonischen Ursprünge des abstrakten, geometrischen Formenrepertoires, das Légers Malerei in den frühen 1920er-Jahren beherrschte. Die auf einfache Formen und Farbflächen reduzierten baulichen Elemente sind in vertikaler Anordnung organisiert, wobei Léger mit Wiederholungen und Brüchen arbeitet. So kontrastiert die moderne urbane Landschaft, die durch Motive wie Säulen, Fenster, Mauern und Kachelmuster angedeutet wird, mit dem Relief sanfter Hügel. Zu diesem Streben nach maximalem Kontrast gesellt sich der räumlich uneindeutige Charakter des Bildes, das einen ständigen Wechsel zwischen Innen- und Außenbereich suggeriert.

WELTAUSSTELLUNG DES KUNSTGEWERBES 1925 Fernand Léger, Le Balustre, [Baluster], 1925 MoMA (Museum of Modern Art), New York © 2017. Digital image, The Museum of Modern Art, New York/Scala, Florence © Adagp, Paris, 2017 1925 beteiligte sich Léger auf Einladung von Le Corbusier an der Ausstattung des Pavillon de l’Esprit Nouveau, den der Architekt für die Internationale Kunstgewerbeausstellung entworfen hatte. Zunächst wollte er dort mit dem Werk Composition von 1924 ein sehr abstraktes Gemälde zeigen, entschied sich dann aber, es durch die Arbeit Le Balustre zu ersetzen, für das er das Vokabular der klassischen Architektur in ein monumentales Motiv transponiert hatte. In ihrer puristischen Ästhetik nehmen die exakten geometrischen Linien der Säule, die vor in den Grundfarben gehaltenen Rechtecken platziert ist, unmittelbar Bezug auf die moderne architektonische Sprache, die Le Corbusier seinerzeit entwickelte.

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MONUMENTALES – DIE PARISER WELTFACHAUSSTELLUNG 1937

Fernand Léger, Le Transport des forces, [Kraftübertragung], 1937 Centre national des arts plastiques, dépôt au Palais de la découverte, Paris © Adagp, Paris, 2017 / CNAP / photographe : Yves Chenot

Le Transport des forces ist beispielhaft für die großen Auftragsarbeiten, mit denen der Staat diverse moderne Künstlerinnen und Künstler für die Pariser Weltfachausstellung 1937 betraute. In diesem außergewöhnlich großformatigen Panorama (10 Meter Breite) einer Industrielandschaft reihen sich collagenhaft Strommasten, ein Regenbogen, ein Wasserfall und eine Fabrik auf. Als Hommage an den technischen Fortschritt schmückte die Arbeit seinerzeit die Eingangshalle des eben errichteten Palais de la Découverte. Das riesige Werk, das von drei Léger-Schülern (Elie Grekoff, Asger Jorn und Pierre Wemaëre) nach einer Gouache ihres Lehrers ausgeführt wurde, verdeutlicht auch, welche Bedeutung sein Atelier für die Ausführung von Projekten dieser Größenordnung hatte.

MALEREI IM RAUM Fernand Léger, La Fleur polychrome, [Polychrome Blume], 1952 Centre Pompidou, Musée national d’art moderne - Centre de création industrielle © Centre Pompidou, MNAM-CCI/Philippe Migeat/Dist. RMN-GP © Adagp, Paris, 2017 Um 1950 traf Léger sich mit seinem Schüler Roland Brice in Biot (Departement Alpes-Maritimes), um dort mit dem Medium Keramik zu experimentieren und sein bildnerisches Werk in eine plastische Form zu übertragen. Sein bevorzugtes Motiv waren damals die Blumen und Früchte seiner stark stilisierten Bilder. Diese einzigartige, aus Zement und Gips gefertigte Polychrome Blume wurde vom Künstler selbst beidseitig bemalt. Sie ist natürliche Fortsetzung seiner Recherchen zur Entwicklung einer Kunst im Raum, die die Grenzen des Bildes überwinden kann.

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EPILOG LÉGER UND SEIN POLITISCHES ENGAGEMENT „Zu keiner Zeit in der Geschichte hatten die Arbeiter Zugang zur Schönheit der Kunst, denn nie verfügten sie über die notwendige Muße oder über eine ausreichende Freiheit des Geistes. Die Massen befreien, ihnen die Möglichkeit geben, zu denken, zu sehen, sich zu bilden, und wir sind beruhigt. Sie wiederum können in vollen Zügen all das Neue, was die moderne Kunst ihnen bietet, genießen. Die Arbeiterklasse hat ein Recht auf all das. Sie hat ein Recht darauf, dass Wandgemälde der besten modernen Künstler ihre Wände zieren, und wenn man ihr die Zeit und die Muße gewährt, wird auch sie Gefallen an der Kunst finden und damit leben und die Werke lieben.“ Fernand Léger, «Le nouveau réalisme continue», in La querelle du réalisme, Editions Sociales Internationales, Paris, 1936.

Fernand Légers Ausflüge in Bereiche jenseits der Staffelei, seien es Film, darstellende Künste oder Wandmalerei, waren Ausdruck seines Bestrebens, die moderne Ästhetik aus den bürgerlichen Salons und Museen zu holen und sie der breiten Masse zugänglich zu machen. Sein Gefallen an Straßentheater und industrieller Welt zeugen von einer tiefen Empathie für die einfachen Leute, für ihre Vergnügungen und Lebensbedingungen. Légers politisches Bewusstsein erwachte im Ersten Weltkrieg mit der Brüderlichkeit, die er in den Schützengräben erlebte. Zu Zeiten des Front populaire verlieh er seinem Engagement für gesellschaftlichen Fortschritt und Bildung mit seinen Vorträgen Nachdruck, in denen er gegen den von Louis Aragon propagierten sozialen Realismus Stellung bezog. 1940 flüchtete der Maler vor den Nationalsozialisten ins US-amerikanische Exil, und 1945 bat er kurz vor seiner Rückkehr nach Frankreich um Aufnahme in die Kommunistische Partei. Die letzten Jahre seiner Laufbahn waren geprägt durch sein dezidiertes politisches Engagement und große Bilderserien wie etwa Les Constructeurs (1950) und La Partie de campagne (1953), in denen moderne Ästhetik und populäre Sujets zusammenfanden – mit dem Ziel, seinen Platz in der Geschichte der Malerei zu finden.

Fernand Léger, Les Constructeurs (état définitif), [Bauarbeiter, endgültige Fassung], 1950 Musée national Fernand Léger, Biot. Photo © RMN-Grand Palais (musée Fernand Léger) / Gérard Blot © ADAGP, Paris, 2017

Les Constructeurs, markiert den Höhepunkt einer Reihe über die Arbeiterklasse bei ihren Tätigkeiten auf der Baustelle. Die Komposition macht in ihrer klassischen Ausführung und Monumentalität Anleihen bei der Historienmalerei und ist gleichzeitig in der zeitgenössischen Nachkriegsgesellschaft verortet, die vom Wiederaufbau geprägt wurde. Als Symbol für Légers politisches Engagement erinnert das Werk an sein Bestreben, Kunst wieder eine gesellschaftliche Funktion zu verleihen. Seine Rückkehr zu einer eindeutigen lesbaren Figürlichkeit ist Ausdruck seiner Suche nach einer formalen Sprache, die auch der breiten Masse zugänglich ist. Dabei jedoch lassen die formalen Freiheiten dieser eindrucksvollen Komposition Légers Distanziertheit gegenüber der "deskriptiven Literatur" des sozialistischen Realismus, wie ihn die Kommunistische Partei vertrat, erkennen.

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Fernand Léger, La Partie de campagne (deuxième état), [Ausflug aufs Land, zweite Fassung], 1953 Centre Pompidou, Musée national d’art moderne - Centre de création industrielle Dépôt au Musée d'Art moderne, Saint-Etienne © Centre Pompidou, MNAM-CCI/Service de la documentation photographique du MNAM/Dist.RMN-GP © Adagp, Paris, 2017 Als für den „späten Léger“ typisches Bild geht La Partie de campagne auf seine Erinnerungen an die Arbeitskämpfe in den Reihen des Front populaire zurück, die 1936 zur gesetzlichen Einführung des bezahlten Urlaubs führten. Das Bild, das ein klassisches Motiv der Malerei aufgreift, erinnert an die Stimmung der Fotografien von Henri CartierBresson oder der Filme von Jean Renoir. Der 72-jährige Léger verherrlichte mit diesem Werk seine Vorstellung von einer brüderlichen, friedlichen Gesellschaft, in der der Mensch im Einklang mit der Natur lebt. Seine Komposition ist eindeutig und universell, das bukolische Setting reduziert auf einen unbestimmten Ort mit zeichenhaften Motiven – ein Baum, ein Fels, Hügel und Wolken, in farbigen Flächen und plastisch dargestellt.

Fernand Léger, Liberté, [Freiheit], 1953 Centre Pompidou, Musée national d’art moderne-Centre de création industrielle © Centre Pompidou, MNAM-CCI/Service de la documentation photographique du MNAM/Dist. RMN-GP © Adagp, Paris, 2017 Einige Monate nach dem Tod von Paul Éluard beauftragte der Verleger Pierre Seghers Fernand Léger mit der Illustration des berühmten Gedichtes Liberté des französischen Lyrikers. Das erstmals 1942 veröffentlichte Gedicht war während der Okkupation ungemein populär und wurde zum Symbol des Widerstandes gegen die Barbarei. So entstand ein Buch-Objekt, in dem das Porträt des Dichters den gedruckten Strophen des Gedichtes vorangestellt ist, während sich zwischen die Absätze Farbflächen in den Grundfarben schieben. Um eine eindeutige Trennung von Farbe und Form zu erzielen, bediente sich Léger der Schablonentechnik. Die Arbeit ist eine Hommage an seinen Dichter-Freund, mit dem er sein politisches Engagement teilte.

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3. DOKUMENTARISCHE SCHWERPUNKTE Drei dokumentarische Schwerpunkte innerhalb des Rundgangs illustrieren weitere Facetten von Leben und Werk Légers.

ZEICHNUNG UND FOTOGRAFIE

Hier geht es um die Verbindungen zwischen Légers zeichnerischem Weg und der Fotografie. Nachdem er in seiner Pariser Anfangszeit als Assistent bei einem Fotografen gearbeitet hatte, sollte Léger zeit seines Lebens ein großes Interesse für dieses Medium hegen. Seine Zeichnungen aus den 1930er-Jahren weisen unmittelbare Bezüge zu den Art-brut-Fotografien von Charlotte Perriand auf und sind Zeugnis der Begeisterung der beiden KünstlerInnen für in der Natur vorgefundene Objekte, die sie bei ihren gemeinsamen Spaziergängen mit Pierre Jeanneret entdeckten.

REISEN

Fernand Léger unternahm in seinem Leben unzählige Reisen und publizierte eindrucksvolle Reiseberichte. Nachdem er sich Anfang des Jahrhunderts in Paris niedergelassen hatte, kehrte er immer wieder in die heimatliche Normandie zurück, um dort Kraft zu schöpfen, und bereiste die französischen Regionen. Weiterhin war ihm sehr daran gelegen, Kontakte ins Ausland zu knüpfen und Kollaborationen auf internationaler Ebene anzustoßen. So bereiste er schon früh ganz Europa von Skandinavien bis zur Mittelmeerregion (Italien, Spanien, Griechenland). Ein kartografisches Verzeichnis seiner Reisen sowie viele Textauszüge und Briefe sind Zeugnis seiner internationalen Aktivitäten.

ATELIER

Seit 1924 unterrichtete Fernand Léger an verschiedenen Kunstschulen wie der Académie moderne und der Grande Chaumière, bevor er, unterstützt von Nadia Khodossievitch , die seine zweite Ehefrau werden sollte, mit der „Académie de l’art contemporain“, der Akademie für Gegenwartskunst, seine eigene Kunstschule gründete. Über drei Jahrzehnte hinweg war sein Atelier ein kosmopolitischer Treffpunkt, an dem auch viele Künstlerinnen ein- und ausgingen. Insgesamt besuchten Hunderte, ganz unterschiedliche Schüler seinen Unterricht. In den 1920er-Jahren verkehrten in seinem Atelier unter anderem Tarsila do Amaral, Moï Ver, Florence Henri und Maria-Elena Vieira da Silva, in den 1930ern folgten Louise Bourgeois, Nicolas de Staël, Asger Jorn und Pierre Wemaëre, und den 1940ern und 1950ern begegnete man dort Serge Gainsbourg, Aurélie Nemours, Sam Francis, William Klein und Bernard Lassus. ,

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4. LÉGER-SCHÜLERINNEN UND -SCHÜLER ÜBER IHREN LEHRER GEORGES BAUQUIER (1910-1997) Der französische Maler Georges Bauquier war zunächst Schüler von Léger, bevor er 1934 dessen Assistent wurde und die Organisation der Kurse übernahm. „Wer ihn nicht gut kannte, wer ihn nur nach seinem Äußeren beurteilte, dem blieb verborgen, welches Maß an Güte und Empfindsamkeit Léger hinter seinem mürrischen Auftreten verbarg, gerade so, als wolle er sich vor allzu tiefen Einblicken in seine ganz private, geheime Persönlichkeit schützen. Seine Menschlichkeit äußerte sich in einer Herzlichkeit, die der ‚Chef‘ niemals aufgab, wenn er jemanden korrigierte. Er fand stets ein paar freundliche, aufmunternde Worte für den Schüler, dessen Arbeiten er gerade kritisiert hatte, und die ‚alten Hasen‘ wussten schon, was es bedeutete, wenn er etwas ‚hübsch‘ nannte, nämlich dass es nichts taugte, und wenn er etwas als ‚stark‘ bezeichnete, war das das größte Kompliment überhaupt. ‚Wissen Sie‘, sagte er immer wieder, die Malerei ist ein verflixtes Metier. Sie erfordert Durchhaltevermögen, Geduld, Mut. Wenn Sie das nicht haben, suchen Sie sich etwas anderes. Das alles ist ein harter Kampf, der ein ganzes Leben dauert und niemanden verschont, auch uns nicht, die Alten.‘ Und er fügte hinzu: ‚Sie sind freiwillig hergekommen, um zu arbeiten. Haben Sie keine Angst, sich unter meine Fittiche zu begeben, zumindest für eine Weile. Wir haben das alle durchgemacht. Nichts fällt vom Himmel, und niemand wird als Genie geboren. Ich zum Beispiel stand unter dem Einfluss von Cézanne. Dann, eines schönen Tages, sagte ich ihm: ‚Es reicht.‘ Machen Sie es genauso und sagen Sie: ‚Es reicht, Léger‘, um von Ihrer Zeit hier das mitzunehmen, was für Sie hilfreich für die Entwicklung Ihrer eigenen Persönlichkeit ist.‘“ Georges Bauquier, „L’atelier Léger“, erschienen im Katalog Fernand Léger, 1881–1955, Paris, Musée des arts décoratifs, 1956, S. 19–21.

LOUISE BOURGEOIS (1911-2010) Amerikanische Bildhauerin mit französischen Wurzeln, frequentierte das Atelier Léger zwischen 1934 und 1938 „Über Jahre war Fernand Léger mein bester Lehrer. […] Er war sehr aufbrausend, sehr energisch, und da er niemand war, der viele Worte machte, sagte er eines Tages zu mir: ‚Ich verstehe nicht, warum du malst, Louise. Lass mich dir etwas zeigen.‘ Er nahm einen Holzspan, hängte ihn unter seinem Regal auf und sagte dann: ‚Sieh hin, das Holz dreht sich um sich selbst, einfach so. Das ist Skulptur.‘ Ich habe dann einige Zeichnungen davon gemacht. Er sagte zu mir: ‚Louise, du bist keine Malerin, du bist Bildhauerin.‘“ Louise Bourgeois, Gespräch mit Douglas Maxwell, 1993, erschienen in der Zeitschrift Modern Painters, Bd. 6, Nr. 2, 1993.

WILLIAM KLEIN (1928) Amerikanischer Maler, Fotograf und Regisseur, besuchte das Atelier Léger gegen Ende der 1940er-Jahre. „Ich war 20, und nachdem ich als US-Soldat in der Besatzungsarmee in Deutschland gedient hatte, kam ich nach Paris, um dort Malerei zu studieren. Die amerikanische Armee ermöglichte es jungen Soldaten, die verlorene Zeit mit einem Stipendium, der GI bill of rights, aufzuholen. In Paris konnte man zwischen der Grande Chaumière, der Kunsthochschule und Fernand Léger wählen. Für mich war das keine Frage, ich bin sofort zu Léger gestürzt […} Bei den jungen Malern stand Léger nicht hoch im Kurs, aber für mich war er ein Vorbild. Ich arbeitete in eine Richtung, die seiner ziemlich nah kam. Er widmete sich seinen Recherchen mit seiner Malerei, er hatte mit den Ballets suédois gearbeitet, sich mit dem Kino beschäftigt, einen Film gemacht. Er war multidisziplinär. Das hat

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ihn für mich so attraktiv gemacht. Ich wusste, dass er Kommunist war und dass er Wandmalerei machte. Aber er sprach nicht über Politik. Als Amerikaner hatte ich ein bisschen Angst vor den Kommunisten, die damals mit Thorez 25 % in Frankreich hatten. Aber das war mir egal, ich interessierte mich nicht für Politik. Dank Léger war es mein Traum, Wandmalerei zu machen. Das hat er mir in den Kopf gesetzt.“ William Klein, Auszug aus einem Gespräch mit Ariane Coulondre (Ausstellungskatalog) am 24. Januar 2017

BERNARD LASSUS (1929) Künstler, Architekt und Landschaftsarchitekt, besuchte das Atelier Léger um 1950. Bei seiner späteren Arbeit als Farbkünstler war er Urheber zahlreicher Interventionen in Lothringen und im Departement Moselle und übernahm die Fassadengestaltung von 15.000 Wohnungen. „Bei seiner wunderbaren Ausstellung Constructeurs in der Maison de la pensée française 1951 bekräftigte [Fernand Léger] seine Antwort, sein persönliches Verständnis von Kunst, die für die Allgemeinheit verständlich ist, ohne dass man dafür auf den Fotorealismus zurückgreifen müsse. Diese Absage an die Schdanowschtschina (und nicht an die Kommunistische Partei) war ein sehr wichtiges Vorbild für meine Generation. Wir wussten nicht, ob man seinerzeit sozialistischen Realismus machen sollte oder nicht, wir waren traumatisiert durch diese Frage. Die Diskussion wurde öffentlich geführt, in Zeitschriften, vor allem zwischen Breton und Aragon. Man kann sich heute den intellektuellen Druck nicht mehr vorstellen, dem man damals ausgesetzt war. Léger stand für einen Mittelweg. Was mich an seiner Malerei interessiert, ist, wie er auf diese gesellschaftliche Frage reagiert hat. Seitdem war ich in dieser Sache immer sehr klar. Ich wollte gesellschaftlich relevante Malerei machen, ohne in einen pseudo-fotografischen Realismus zu verfallen. Im Übrigen ist es kein Zufall, dass ich den Weg des Farbkünstlers und Landschaftsarchitekten gegangen bin. Bernard Lassus, Auszug aus einem Gespräch mit Ariane Coulondre am 25. November 2016 (Ausstellungskatalog)

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5. BIOGRAFISCHE ECKPUNKTE 1881 : Am 4. Februar wird Fernand Léger in Argentan (Departement Orne) in der Normandie geboren. 1897-1899 : Ausbildung bei einem Architekten in Caen. 1900 : Übersiedlung nach Paris. 1903 : Zulassung zur Kunstgewerbeschule École des Arts décoratifs, jedoch Ablehnung an der Kunsthochschule École des Beaux-Arts. Als Gasthörer nimmt er an den Kursen der Ateliers Léon Gérôme und später an jenen von Gabriel Ferrier teil. Besucht regelmäßig die Académie Julian und den Louvre. 1904- 1905 : Malt Werke impressionistischer Prägung, die er später beinahe vollständig zerstören sollte. Anstellung bei einem Architekten, später bei einem Fotografen. 1906-1907 : Zwei Aufenthalte auf Korsika. Besuch der Cézanne-Retrospektive beim Herbstsalon. 1908 : Umzug in La Ruche in Montparnasse, wo er Robert Delaunay, Marc Chagall, Chaïm Soutine, Blaise Cendrars, Guillaume Apollinaire, Henri Laurens, Amedeo Modigliani.

1911 : Präsentation von Nus dans la forêt [Nackte im Wald], seines ersten großen Gemäldes, beim Salon des

Indépendants. Im September bezeichnet der Kritiker Louis Vauxcelles Léger – in Anlehnung an die Kubisten – als „tubiste“, Röhrenmaler.

1912 : Präsentation von Werk-Manifesten beim Salon des Indépendants (La Noce [Die Hochzeit]], beim Herbstsalon (La femme en bleu [Frau in Blau]). Teilnahme am Salon de la Section d’or. 1913 :Unterzeichnung eines dreijährigen Exklusivvertrages mit Daniel-Henry Kahnweiler. Beteiligung an der Armory Show in New York und am Ersten Deutschen Herbstsalon in Berlin. 1914 : Kriegsdienst bei den Pionieren. Nach der Schlacht an der Marne Träger an der Argonnen-Front. 1915 -1916 : Zeichnungen von der Front. Während eines Fronturlaubs entdeckt er durch Filme von Charlie Chaplin das Kino.

1917 : Im Lazarett malt er La Partie de cartes [Die Kartenspieler]. Ausmusterung Ende des Jahres. 1918 : Aufenthalt in Vernon. Vertrag mit dem Galeristen Léonce Rosenberg. Beginn der mechanischen Phase. 1919 : Illustration von La Fin du monde filmée par l'ange N. D. von Blaise Cendrars. 1920 : Begegnung mit Le Corbusier. Illustration von Die Chaplinade von Yvan Goll. Entdeckt Piet Mondrian und Théo Van Doesburg bei Léonce Rosenberg. 1921 : Kontakte mit Abel Gance für den Film La Roue. Illustration von Lunes en papier von André Malraux. Entwirft für das schwedische Ballett unter Leitung von Rolf de Maré Kostüme und Bühnenbild für Skating Rink. 1923 : Bühnenbild und Kostüme für La Création du monde der Ballets suédois. Mitarbeit an der Ausstattung für Marcel l'Herbiers Film L'Inhumaine. 1924 : Realisierung von Ballet mécanique mit Dudley Murphy. Beginn seiner Lehrtätigkeit an der Académie moderne. Italienreise. Auf Einladung von Frederick Kiesler Aufenthalt in Wien anlässlich der Internationalen Ausstellung neuer Theatertechnik. 1925 : Léger malt für die Weltausstellung des Kunstgewerbes ein abstraktes Bild für die Eingangshalle der französischen Botschaft von Robert Mallet-Stevens und stellt im Pavillon de L’Esprit Nouveau von Le Corbusier aus.

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1930 : Begegnung mit Alexander Calder. Spanienreise mit Le Corbusier. 1931 : Erste Reise in die USA auf Einladung von Sara und Gerald Murphy. 1933 : Retrospektive im Kunsthaus Zürich, wo er einen Vortrag mit dem Titel «Le mur, l'architecte, le peintre» [Die Wand, der Architekt, der Künstler] hält. Teilnahme am Congrès International d’Architecture Moderne an Bord der Patris II auf dem Weg nach Athen. 1934 : Austellung in der Galerie Vignon van Gouachen und Zeichnungen betitelt "Objekte". Im London Köstümenprojekt den film The Shape of things to come auf Anfrage von Alexandre Korda. Im September mit Simone Herman in Kopenhag und Stockholm.

1935 : Beitritt in die Künstlergewerkschaft Union des Artistes Modernes (UAM). Bei der Weltausstellung in

Brüssel Ausstattung des Pavillon du jeune homme von René Herbst, Louis Sognot und Charlotte Perriand. Zweite USA-Reise anlässlich seiner Retrospektive im Museum of Modern Art in New York, Begegnung mit John Dos Passos.

1936 : Beteiligung an den Aktionen der Association des écrivains et artistes révolutionnaires (AEAR). Teilnahme an den Diskussionen über die Querelle du réalisme [Realismusstreit] in der Maison de la culture in Paris. Bühnenbild und Kostüme für Serge Lifars Ballett David Triomphant. 1937 : Diverse monumentale Projekte für die Pariser Weltfachausstellung. Ausstattung und Kostüme für 300

Statisten für das Stück Naissance d'une cité von Jean-Richard Bloch. Reise nach Finnland, dort gemeinsame Ausstellung mit Calder. Erfolgloser Versuch, ein Visum für Russland zu erhalten.

1938-39 : Dritter USA-Aufenthalt. Wandgemälde für die Rockefeller-Wohnung in New York.à New York. 1940 : Rückzug in die Normandie, dann über Bordeaux nach Marseille. Flucht aus Frankreich in die USA.-Unis. 1941-1942 : Lehrauftrag am Mills College (Kalifornien). Teilnahme an der Ausstellung Artists in exile bei Pierre Matisse. Beginn seiner Recherchen zu „Farbe im Freien“. Gestaltung des Esszimmers in der Wohnung von Wallace Harrison.

1943-44 : Verbringt die Sommer in Rouses Point nahe dem Lake Champlain. Mitarbeit an dem Film Dreams that money can buy von Hans Richter.

1945 : Reise nach Montreal und Quebec. Beitritt zur Kommunistischen Partei Frankreichs noch vor der Rückkehr aus New York. 1946 : Wiedereröffnung des Atelier Léger. Entwurf eines Mosaiks für die Fassade der Kirche in Assy. Vortrag an der Sorbonne mit dem Titel L’art et le peuple – Die Kunst und das Volk.

1948 : Bühnenbilder und Kostüme für das Ballett Le Pas d’acier. Teilnahme am Weltkongress der Kulturschaffenden für den Frieden im polnischen Breslau.

1949 : Aufenthalt in Biot (Department Alpes-Maritimes), wo er seine ersten Flachreliefs aus Keramik gestaltet. Erste französische Retrospektive im Musée national d'art moderne. 1950-1951 : Text und Illustrationen für das Werk Cirque, erschienen bei Tériade. Buntglasfenster für die Kirche

Sacré-Cœur d’Audincourt (Departement Doubs). Ausstattung und Kostüme für die Oper Bolivar. Monumentales Wandgemälde für den französischen Pavillon bei der Triennale von Mailand. Entstehung der Gemäldeserie Constructeurs.

1952 : Übersiedelung nach Gif-sur-Yvette (Departement Essonne). Mehrere Aufenthalte an der Côte d'Azur. Wandgemälde für den großen Sitzungssaal des UNO-Gebäudes in New York. 1953 : Gemäldeserien über La Partie de campagne [Ausflug aufs Land], Les Loisirs [Freizeit] und La grande Parade [Die große Parade]. Illustration des Gedichts Liberté [Freiheit] von Paul Éluard (erschienen bei Seghers). 1954 : Diverse monumentale Projekte: Buntglasfenster für die Kirche von Courfaivre (Schweiz), Buntglasfenster und Mosaiken für die Universität von Caracas (Venezuela), Gestaltung des Gebäudes von Gaz de France (Alfortville), Projekt polychrome Architektur für das Krankenhaus von Saint-Lô. Teilnahme an der Gruppenausstellung Espace in Biot. 1955 : Prag-Aufenthalt anlässlich des Sokoll-Kongresses. Tod am 17. August in Gif-sur-Yvette.

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6. KATALOG CATALOGUE Begleitend zur Ausstellung erscheint ein reich bebilderter Katalog, der als neues Referenzwerk über den Künstler angelegt ist. Die Beiträge und Analysen von Fachleuten wie Anna Vallye („Léger et la modernité“), Véronique SoranoStedman („La technique picturale de Léger“), Bénédicte Duvernay („De l’air dans la mécanique : Léger, Delaunay, Cendras“), Victor Guégan („Fernand Léger, la lettre et l’imprimerie“), François Albera („Fernand Léger cinéaste“), Corinne Pencenat („En quête d’un nouveau pacte imaginaire : une esthétique anti-spectaculaire“), Arnaud Dercelles („Fernand Léger et Le Corbusier“) und Cécile Pichon-Bonin („Fernand Léger et le Parti Communiste Français“) erweitern und vertiefen die in der Ausstellung aufgegriffenen Themenbereiche. Neben Aufsätzen enthält der Katalog eine detaillierte Biografie Légers, eine Bibliografie, ein kartografisches Verzeichnis seiner Reisen, eine Porträtgalerie mit Persönlichkeiten aus dem näheren Umfeld des Künstlers, eine Liste von Schülern, die seine Kurse besuchten, sowie ihre Erinnerungen an Léger. Für die grafische Gestaltung dieses attraktiven Werks, das sich durch Großaufnahmen und Typografie auszeichnet und Légers malerische Codes untersucht, zeichnet Anette Lenz zuständig.. Sammelwerk, auf Französisch Ariane Coulondre Erscheinungsdatum: 17. Mai 2017 304 Seiten, 44,00 Euro

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7. 40 JAHRE CENTRE POMPIDOU

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In 2017, the Centre Pompidou is celebrating the 40th anniversary throughout France. To share the celebration with a wider audience, it will be presenting a completely new programme of exhibitions, outstanding loans and various events throughout the year. Exhibitions, shows, concerts and meetings will be staged in 40 French cities in partnership with museums, contemporary art centres, performance halls, a festival, a key player in France’s cultural and artistic fabric and many more. From late 2016 to early 2018, in 40 cities including Grenoble, Lille, Le Francois in Martinique, Saint-Yrieix-la-Perche, Chambord, Cajarc and Nice, everyone will be encouraged to experience and share the originality of the Centre Pompidou, from an event lasting an evening to an exhibition running for six months, with a combination of exhibitions, concerts, theatre/dance performances and talks.

“I would like the Centre Pompidou’s 40th anniversary to be a festival of artistic creation everywhere in France. I would like it to illustrate the vitality of cultural institutions that share the Centre Pompidou spirit, to celebrate the ties we have built with artists, museums, art centres, performance halls and festivals, and to develop and enrich a long history of shared projects that serve art and creation. I would like it to reach out to those who have loved the Centre Pompidou for forty years, as well as to new audiences. The Centre Pompidou’s anniversary will involve France’s entire territory, through a wide variety of events designed to create, assist, foster and facilitate projects,” says Serge Lasvignes, President of the Centre Pompidou.

75 PARTNERS 50 EXHIBITIONS 15 CONCERTS & PERFORMANCES

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8. PARTNER Das Centre Pompidou-Metz ist Ergebnis der ersten Dezentralisation einer großen nationalen Kulturinstitution, des Centre Pompidou Paris, in Partnerschaft mit den Gebietskörperschaften. Als unabhängige Institution profitiert das Centre Pompidou-Metz von Know-how, Netzwerk und Bekanntheit des Centre Pompidou und setzt wie die Schwesterinstitution in Paris auf Werte wie Innovation, Multidisziplinarität sowie Aufgeschlossenheit und Offenheit für ein weit gefächertes Publikum. Für seine wechselnden Ausstellungen greift das Centre Pompidou-Metz vor allem auf Leihgaben des Centre Pompidou, Musée national d’art moderne zurück, das mit über 100.000 Werken über eine der zwei bedeutendsten Sammlungen für moderne und zeitgenössische Kunst weltweit und die wichtigste Sammlung dieser Art in Europa verfügt. Darüber hinaus geht das lothringische Kunstzentrum Partnerschaften mit Museumsinstitutionen auf der ganzen Welt ein. Als Erweiterung zu den Ausstellungen bietet das Centre Pompidou-Metz ein umfangreiches Kulturprogramm mit Tanzaufführungen, Konzerten, Filmvorführungen und Vorträgen. Es wird unterstützt durch seinen Gründungsmäzen Wendel.

Medien Partner

In Kooperation mit Bozar, Center for fine Arts, Brussels

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9. BILDMATERIAL FÜR DIE PRESSE Auf folgenden link können sie Presslilder herunterladen centrepompidou-metz.fr/phototheque Login : presse Passwort : Pomp1d57

Fernand Léger, Les Loisirs-Hommage à Louis David, 1948 - 1949

Fernand Léger, Contraste de formes, 1913

Fernand Léger, La Noce, 1911

Huile sur toile, 100 x 81 cm

Centre Pompidou, Musée national d’art

Huile sur toile, 257 x 206 cm

Centre Pompidou, Musée national d’art

moderne - Centre de création industrielle

moderne - Centre de création industrielle

© Centre Pompidou, MNAM-CCI/ Dist.

© Centre Pompidou, MNAM-CCI/Jacques

RMN-GP © Adagp, Paris, 2017

Faujour/Dist. RMN-GP © Adagp, Paris, 2017

Huile sur toile, 154 x 185 cm Centre Pompidou, Musée national d’art moderne - Centre de création industrielle © Centre Pompidou, MNAM-CCI/Jean-François Tomasian/Dist. RMN-GP © Adagp, Paris, 2016

Fernand Léger, La partie de cartes, 1917 Huile sur toile, 129,5 x 194,5 cm

Fernand Léger, Le pont du remorqueur, 1920

Musée Kröller-Müller, Otterlo

Huile sur toile, 96,5 x 130 cm

Coll. Kröller-Müller Museum, Otterlo

Centre Pompidou, Musée national d’art moderne - Centre de

© Adagp, Paris, 2017

création industrielle © Centre Pompidou, MNAM-CCI/Jacques Faujour/Dist. RMN-GP © Adagp, Paris, 2017

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Fernand Léger, Les disques dans la ville, 1920 Huile sur toile, 130 x 162 cm Centre Pompidou, Musée national d’art moderne - Centre de création industrielle © Centre Pompidou, MNAM-CCI/Jacques Faujour/Dist. RMN-GP © Adagp, Paris, 2017


FERNAND LÉGER DAS SCHÖNE IST ÜBERALL

Fernand Léger, La roue rouge, 1920

Fernand Léger, Le mécanicien, 1918

Fernand Léger, Charlot cubiste, 1924

Huile sur toile, 65 x 54 cm

Éléments en bois peints, cloués sur

Huile sur toile, 65 x 54 cm

Fernand Léger, Elément mécanique, 1924

Centre Pompidou, Musée national d’art

Huile sur toile, 146 x 97 cm

Centre Pompidou, Musée national d’art

contreplaqué, 73,6 x 33,4 x 6 cm

moderne - Centre de création industrielle

Centre Pompidou, Musée national d’art

moderne - Centre de création industrielle

Centre Pompidou, Musée national d’art

© Centre Pompidou, MNAM-CCI/Service de

moderne - Centre de création industrielle

Dépôt LaM, Lille Métropole musée d'art

moderne - Centre de création industrielle

la documentation photographique du MNAM/

© Centre Pompidou, MNAM-CCI/Jacques

moderne d'art contemporain et d'art brut,

© Centre Pompidou, MNAM-CCI/Georges

Dist. RMN-GP © Adagp, Paris, 2017

Faujour/Dist. RMN-GP

Villeneuve d'Ascq

Meguerditchian/Dist. RMN-GP

© Adagp, Paris, 2017

© Photo Philip Bernard © Adagp, Paris 2017

© Adagp, Paris, 2017

Fernand Léger, L'Inhumaine

Fernand Léger, Dudley Murphy, Ballet mécanique, 1923-1924

Projet d'affiche pour le film de Michel L'Herbier “L'inhumaine“

Photogramme

Musée national Fernand Léger, Biot

(film muet noir et blanc 1924). Biot, musée national Fernand

Film cinématographique 35 mm noir et blanc, muet, durée: 19’50”

Photo © RMN-Grand Palais (musée Fernand Léger) / Gérard Blot

Léger

Centre Pompidou, Musée national d’art moderne - Centre de

© ADAGP, Paris, 2017

Photo © RMN-Grand Palais (musée Fernand Léger) / Gérard Blot

création industrielle

© ADAGP, Paris, 2017

Fernand Léger, Nature morte, A.B.C., 1927

© Centre Pompidou, MNAM-CCI/Service de la documentation photographique du MNAM/Dist. RMN-GP © Adagp, Paris, 2017 © droits réservés

Fernand Léger, Le Cirque Médrano, 1918

Fernand Léger, Composition à la main et aux chapeaux, 1927

Fernand Léger, Le Typographe, 1919 Huile sur toile, 130,3 x 97,5 cm

Huile sur toile, 58 x 94,5 cm

Huile sur toile, 248 x 185,5 cm

Centre Pompidou, Musée national d’art moderne, Centre de création industrielle

Centre Pompidou, Musée national d’art

Philadelphia Museum of Art

© Centre Pompidou, MNAM-CCI/Jacques Faujour/Dist. RMN-GP

moderne, Centre de création industrielle

© The Louise and Walter Arensberg

© Adagp, Paris, 2017

© Centre Pompidou, MNAM-CCI/Georges

Collection, 1950 © Adagp, Paris, 2017

Meguerditchian/Dist. RMN-GP © Adagp, Paris, 2017

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FERNAND LÉGER DAS SCHÖNE IST ÜBERALL

Fernand Léger, Composition aux trois figures, 1932

Fernand Léger, Les grands plongeurs noirs, 1944

Huile sur toile, 128 x 230 cm

Huile sur toile, 189 x 221 cm

Centre Pompidou, Musée national d’art moderne - Centre de

Centre Pompidou, Musée national d’art moderne - Centre de

création industrielle

Fernand Léger, Les trois musiciens, 1930 Huile sur toile, 118 x 113,5 cm © Von der Heydt-Museum Wuppertal / Photo: Medienzentrum,

création industrielle

© Centre Pompidou, MNAM-CCI/ Jacques Faujour /Dist. RMN-

Antje Zeis-Loi © Adagp, Paris, 2017

© Centre Pompidou, MNAM-CCI/Jacques Faujour/Dist. RMN-GP

GP

© Adagp, Paris, 2016

© Adagp, Paris, 2017

Fernand Léger, Le Transport des forces, 1937

Fernand Léger, Le Pont, 1923

Huile sur toile, 491 x 870 cm Centre national des arts plastiques Dépôt au Palais de la découverte © Adagp, Paris, 2017 / CNAP / photographe : Yves Chenot

Fernand Léger, Le Balustre, 1925

Huile sur toile, 92 x 60 cm

Huile sur toile, 129,5 x 97,2 cm

Collection Carmen Thyssen-Bornemisza

MoMA (Museum of Modern Art), New York

En dépôt au Musée Thyssen-Bornemisza,

© 2017. Digital image, The Museum of

Madrid

Modern Art, New York/Scala, Florence

Adagp, Paris, 2017

© Adagp, Paris, 2017

Fernand Léger, La Partie de campagne (Deuxième état), 1953 Huile sur toile, 130,5 x 162 cm Centre Pompidou, Musée national d’art moderne, Centre de création industrielle © Centre Pompidou, MNAM-CCI/ Service de la documentation photographique du MNAM/Dist. RMN-GP © Adagp, Paris, 2017

Fernand Léger, Les constructeurs (état définitif), 1950

Fernand Léger, La Fleur polychrome, [1952] Ciment et plâtre peints, 165 x 132 x 47 cm

Musée national Fernand Léger, Biot

Centre Pompidou, Musée national d’art

Photo © RMN-Grand Palais (musée

moderne, Centre de création industrielle

Fernand Léger) / Gérard Blot

© Centre Pompidou, MNAM-CCI/Philippe

© ADAGP, Paris, 2017

Migeat/Dist. RMN-GP

Fernand Léger, Liberté, 1953 Encre, gouache et graphite sur papier, 33,6 x 16 cm Centre Pompidou, Musée national d’art moderne, Centre de création industrielle

© Adagp, Paris, 2017

© Centre Pompidou, MNAM-CCI/ Service de la documentation photographique du MNAM/Dist. RMN-GP © Adagp, Paris, 2017

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FERNAND LÉGER DAS SCHÖNE IST ÜBERALL

10. PRESSEKONTAKT CENTRE POMPIDOU-METZ Diane Junqua Leitern der Kommunikation und Entwicklung +33 (0)3 87 15 39 66 diane.junqua@centrepompidou-metz.fr Regionale Presse Alexandra Person Pressesprecherin +33 (0)3 87 15 39 63 alexandra.person@centrepompidou-metz.fr

AGENCE CLAUDINE COLIN Nationale und internationale Presse Pénélope Ponchelet Pressesprecherin + 33 (1) 42 72 60 01 penelope@claudinecolin.com

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