Českosaské Švýcarsko Sächsisch-Böhmische Schweiz
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2013/2014
Wandern Das Land von oben gesehen Kultur Stadt von verborgener Schönheit Faszinierendeböhmische böhmischeGlaskunstl Glaskunst Faszinierende Aktiv Attraktives Golfspiel Natur Im Tal der Apfelbäume
Erlebnisse Zážitky Švýcarsku in der v Českém Böhmischen Schweiz
Fr端hling auf der Wentzelwand
Sehr geehrte Leser! Die vorliegende Ausgabe von „Erlebnisse“ - bereits die vierte der Reihe - weicht von der bisher üblichen Art ab. Sie erscheint erstmals als Zweijahresheft und liegt somit in den Informationszentren, Pensionen und Hotels in der Tourismussaison 2013 und 2014 bereit. Wie gehabt finden Sie Anregungen für unterschiedlichste Aktivitäten in der beliebten Tourismusregion Sächsisch-Böhmische Schweiz. Zudem werden Ihnen auch Dienstleistungen der Tourismusbranche angeboten. Und zwar nur die Besten, deren Dienste sorgfältig ausgewählt wurden und deshalb mit gutem Gewissen empfohlen werden können. Wir waren auch diesmal wieder bemüht, in diesem Heft nur lohnenswerte Ausflugsziele auszusuchen. Sie können sich darauf verlassen, dass wir dabei umsichtig und professionell zu Werke gegangen sind. Sie sollten die„Erlebnisse“ als eine Art Handbuch betrachten, das Sie als ein bewährter Wegweiser zu den schönsten Orten, zu unerwarteten Erlebnissen und Entdeckungen führt - auch dahin, wo man bequem übernachten und gut essen kann. Genießen Sie bei ihren Streifzügen und Spaziergängen die zauberhafte Landschaft mit all Ihren Sinnen und lassen Sie sich auch überraschen, welche Spuren die Menschen hier hinterlassen haben. Behalten Sie Ihre Erlebnisse im Gedächtnis, aber nehmen Sie vielleicht auch das eine oder andere handfeste Souvenir mit nach Hause. Zum Beispiel Honig. Warum wohl gerade Honig, wo es hier doch ein breites Angebot an regionalen Erzeugnissen gibt? Ganz einfach: Wenn Sie sich im Winter den Tee mit unsererem Honig versüßen, wird Sie der Duft und die angenehme Wärme gewiss an die Böhmische Schweiz erinnern. Vielleicht macht Ihnen dies Lust auf einen weiteren Besuch. Wir werden inzwischen jedenfalls alles tun, dass Sie nicht nur Lust, sondern auch gute Gründe für einem erneuten Besuch haben. Filip Brodský Direktor der gemeinnützigen Gesellschaft Böhmische Schweiz
Kommentar des Autors Jedesmal, wenn wieder ein Heft der „Erlebnisse“ fertig geworden ist, habe ich ein gutes Gefühl, glauben Sie mir das. Diese erstaunliche, hinreißende und durch und durch schöne Gegend verdient es, besungen zu werden. Damit Sie eine Vorstellung bekommen:-Im Frühjahr mache ich mich, sobald es geht, auf den Weg und durchstreife die Sächsisch-Böhmische Schweiz und ihre Umgebung bis in den Winter hinein. Dabei probiere ich alles selbst aus, besteige Felsen, wate durch Bäche, besuche Kirchen und Schlösser, frage überall genau nach, übernachte, suche Restaurants, die nicht nur einfach den Hunger stillen. Ich probiere Radwanderwege aus, ja sogar Rafting auf der Elbe gehört dazu... Und das alles, damit die „Erlebnisse“ authentisch sind. Damit ich die Hand dafür ins Feuer legen kann, dass ich Ihnen etwas empfehle, das den Besuch auch wirklich wert ist. Ich wünsche Ihnen, dass mit Hilfe der „Erlebnisse“ Ihre Streifzüge durch Felsen und Schluchten, märchenhafte Volksarchitektur und romantische Burgen noch interessanter werden und dass Sie dieses Stück Erde lieben und gern wieder hierher zurückkehren werden. Rostislav Křivánek Verfasser der Texte
,
n, Dana Štefáčková
Křivánek, Tomáš Joh
l.n.r.): Rostislav Redaktionsteam (v. k Filip Brodský, Jiří Ra
INHALT
GESCHICHTE UND KULTUR
Stadt von verborgener Schönheit .........................................................................6
WANDERN
Faszinierende Welt der böhmischen Glaskunst............................................8
AKTIVE ERHOLUNG
Im Revier des Prager Hansl ..................................................................................... 10
NATUR VERKEHR INTERESSANTES
Zeichenerklärung über Informationen den Eintritt
Behindertengerechter Zutritt
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Verweis auf die Karte
Der das Touristenparadies erfand ......................................................................12 Grenzenlose Felsenwelt ............................................................................................. 14 ...............................................................................
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...............................................................................................
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Seltsames am Berg Studenec Im Tal der Apfelbäume
Wie aus dem Märchen ..................................................................................................20 Ein Dorf zum leben.........................................................................................................22 Ein unschlagbares Trio - und wer sich dahinter verbirgt.................... 24 Wo sich der Himmel überm Tempel wölbt .....................................................26 Vom Teichgrund in die Höhen ...............................................................................28 Ein Kurbad für den Geist ...........................................................................................29 Gut zu Fuß durch Brtníky ..........................................................................................30 Kindheitserlebnisse zählen doppelt
................................................................
32
Attraktives Golfspiel .....................................................................................................34 Erhabenes Schloss auf hohem Fels oder Perle Sachsens ...................36 Vom guten Ende des Šluknover Schlosses .................................................... 37 Die Musik der Felsen und Schluchten
.............................................................
38
Altehrwürdig und hochmodern ............................................................................40 Märchen aus dem Schluckenauer Zipfel .........................................................42 Abenteuer im duftenden Reich der Kräuter ............................................... 44 Auf dem Klettersteig zum Adlerhorst – furchtlos und sicher .........45 Das Land von oben gesehen ....................................................................................46 Rhapsodie in Weiß .........................................................................................................48 Wo man gut kocht ..........................................................................................................50 Scheunenidylle - Hier weiß man, was man isst
.......................................
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Modernes Zentrum der Sächsisch-Böhmischen Schweiz ...................53 Streifzüge durch die Sächsische Schweiz ......................................................54 Ein Ort zwischen zwei Welten ................................................................................56 Wallfahrt auf den Kreuzwegen des Schluckenauer Zipfels ...............58 Sächsisch-Böhmische Schweiz– DAS IST TRENDY! ..................................60 Kurbadidylle mit einem Hauch von Extremsport .....................................62 In die Sächsische Schweiz – ins Elbsandsteingebirge ........................64 Karte .........................................................................................................................................66
Eisvogel
GESCHICHTE UND KULTUR
Rumburk
Die Rumburker Heilige Treppe, ein Weg menschlicher Demut
Wussten Sie, dass… ... ganz Rumburk und die weite Umgebung am besten von dem steinernen Aussichtsturm auf dem Berg Dymník zu sehen sind? Und sich gleich nebenan ein Hochseilpark und das Granitlabyrinth Strom života (Lebensbaum) befindet? Und in der Heiligen Hütte nach Jahren wieder regelmäßig Messen gefeiert werden? Jeden letzten Dienstag im Monat wird ab 15 Uhr zur inneren Einkehr eingeladen.
Aussichtsturm auf dem Berg Dymník
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Stadt von verborgener Schönheit Rumburk 1 ist eine Stadt voller verborgener Schönheiten. Man muss sie sich allerdings verdienen, sich die Straßen „erlaufen“. Wer bereit und in der Lage ist, die Zeugnisse vergangener Zeiten aufzuspüren, findet unerwartete Schätze. Ich will Ihnen ein bisschen helfen, sie zu entdecken.
Von Jahrhundert zu Jahrhundert Es ist sicher am besten, im Museum zu beginnen. Zum einen gibt es hier die sorgfältig erarbeitete Dauerausstellung Rumburger Aufstand (Rumburská vzpoura). Sie trägt dazu bei, die Ereignisse im rechten Licht zu sehen. Zweitens zeigt hier Marcela Ullman Puppen aus ihrer umfangreichen Sammlung. Und drittens kann man herrliche Weihnachtskrippen bestaunen. Der Weihnachtskrippenbau Rumburks ist weithin bekannt, die Museumskollektion von unschätzbarem Wert. Ganz gleich, ob es sich um die bewegliche, raffiniert gebaute Kiesslich-Weihnachtskrippe, die bemalte Krippe Dominik Rudolfs oder die große Weickert-Krippe von Franz Xaver Schütz handelt. Damit ist die Aufzählung jedoch noch längst nicht abgeschlossen. Im Museum gibt es Tipps, und übrigens auch im Städtischen Informationszentrum auf dem Marktplatz, wo Sie weitere Sehenswürdigkeiten finden. Decken Sie sich hier mit den professionell gestalteten Flyern ein und treten Sie unverdrossen Ihre Tour an. Gleich auf dem Marktplatz sieht man eine einfache barocke, der Heiligen Dreifaltigkeit geweihte Pestsäule vom Ende aus dem 17. Jahrhundert, umgeben von einem auffälligen Ensemble von Statuen. Es besteht aus sieben Heiligen, die Maria huldigen. Nur etwa fünfzig Jahre jünger als dieses Werk ist die Steinbrücke über die Mandava (Mandau) mit den vor Kurzem neu installierten Barockstatuen des Heiligen Johannes Nepomuk und des Heiligen Sebastian. Etwa aus der gleichen Zeit stammt die bemerkenswerte Kapelle des Heilgen Johannes des Täufers. Sie hat recht schwierige Phasen hinter sich, diente sogar zwischenzeitlich als Windmühle, bis sie in den 60er-Jahren des vergangenen Jahrhunderts von dem orthodoxen Priester Andrej Kolomacký instand gesetzt und mit einer
Rumburk
GESCHICHTE UND KULTUR
besonderen Ausmalung einschließlich einer Ikonostase ausgestattet wurde. Zur Kapelle kommt man, wenn man alle Stationen des Rumburker Kreuzweges passiert hat. Die Reise in die Vergangenheit können Sie in der kleinen evangelischen Kirche beenden, in der hin und wieder die klangschöne Orgel ertönt. Oder im benachbarten klassizistischen Anbau, der von den Einheimischen „Häuschen auf dem Hügelchen“ genannt wird. Hier finden übrigens interessante Kulturveranstaltungen statt. Schließlich führt die Tour am Renaissanceschloss mit barocker Überbauung vorbei, das jedoch nur von außen in Augenschein genommen werden kann. In das zwanzigste Jahrhundert versetzt wird man unter anderem in der Gasse Šmilovská ulička, wo schmucke Umgebindehäuser stehen. Auch schöne Bauten aus neuerer Zeit sind in Rumburk zu sehen – etwa das Bank-, Post- und Sparkassengebäude, das Gymnasium im Stile der Wiener Sezession. Oder das große Kaffeehaus Café Henke, ein wahres Juwel des Art-Deco-Stils, die Fassade mit ägyptischen Motiven verziert. Funktionale Bauten hat die Stadt ebenfalls aufzuweisen. Das Schönste kommt jedoch zum Schluss.
Die Heilige Stiege
Die evangelische Kirche mit dem „Häuschen“
Vom Rumburker Loreto schreibe ich in allen „Erlebnisse“-Ausgaben sehr gern, denn hier gibt es jedes Jahr etwas Neues zu berichten. In unserer Zeit grenzt es fast an ein Wunder, was das kleine Team um Klára Mágrová vollbringt: Es hat nicht nur eine klare Vision, sondern kann dafür auch Mittel lockermachen und „verkauft“ sich obenendrein geschickt. So gleicht die Loreto-Kapelle mit Kreuzgang von Jahr zu Jahr immer mehr ihrem früheren Aussehen. Die jüngste Rekonstruktion ist jedoch besonders bemerkenswert – die der Heiligen Treppe, die seit der Weihe im Jahre 1770 nicht verändert wurde. Der Kreuzweg wird nun von einem einzigartigen Komplex dreier selbstständiger Objekte gekrönt – Kerker, d. h. die Verhöhnung Christi, die Heilige Stiege und das Gottesgrab. Oberhalb befindet sich zudem eine Kalvarienkapelle mit Christus am Kreuz. Rechts und links wird Christus von Verbrechern umgeben, von der Jungfrau Maria, von St. Johannes und im Fegefeuer leidenden Seelen. Auf diese Weise stellt die Heilige Stiege gewissermaßen einen selbstständigen Kreuzweg dar. Als Kenner wissen Sie sicher, dass die Heilige Stiege die Stufen im Hause des Pilatus symbolisiert, die Christus am Karfreitag emporstieg, um sein Todesurteil zu entgegen zu nehmen. Es gibt hier achtundzwanzig Stufen und darauf 53 Metallkreuze. Sie bezeichnen jene Stellen, an welchen sich Reliquien, also Gebeine von Heiligen, befinden. Auf der zweiten, elften und achtundzwanzigsten Stufe sind je zwei Kreuze nebeneinander angeordnet. Sie erinnern daran, dass hier Blutstropfen aus den Wunden Christi vergossen wurden. Die zentralen Stufen sind für Kniende vorgesehen, beide Seitentreppen kann man mit Schuhen betreten. Die Rumburker Heilige Treppe ist jedoch vor allem eine einzigartig reiche Folge von Holzstatuen. In den vier Nischen an der Zentraltreppe wird eine besondere Szene dargestellt. Nämlich die, in der Pontius Pilatus, als er den von Söldnern ausgepeitschten Christus sieht, die Worte „Ecce homo“ ausspricht. Etwas weiter unten wird der symbolische Weg Christi von wertvollen, geschnitzten Holzfiguren gesäumt, die Christus verhöhnen.- Das also ist die Symbolik der Treppe, die im September 2012 vom Litoměřicer Bischof neu geweiht wurde. Aber nur zu wissen, was jede Statue darstellt, ist sicher zu wenig. Man muss dieses Werk vor Ort erleben. Dabei kommt es überhaupt nicht darauf an, ob man an Gott glaubt oder nicht. Es ist ein nachhaltiges Erlebnis, das sich tief ins Gedächtsnis einprägt, wenn man die kühle Ruhe des LoretoKreuzgangs betritt. Wenn man dann unter dem bemalten Deckengewölbe entlanggeht, sprachlos die herrliche Fassade der zentralen Heiligen Stätte betrachtet und bis zur Heiligen Stiege gelangt, macht man unwillkürlich halt. Man lässt die Atmosphäre auf sich wirken, die hier den Stürmen der Zeit zum Trotz die Jahrhunderte überdauert hat. – Was sagt uns das? Wir sollten zumindest ab und zu inne halten und ohne Hast verweilen, um die magische Kraft des Alls auf uns wirken zu lassen. Im Rumburker Loreto geht das ganz von selbst.
Praktische Informationen Alles, was Sie über Rumburk wissen möchten, finden Sie auf den Webseiten der Stadt www.rumburk.cz. Das Städtische Informationszentrum ist ganzjährig von Mo–Fr 8–17 Uhr, von Mai bis September auch am Sa von 8–12 Uhr geöffnet. Kontakt: +420 412 331 171; www.icrumburk.cz. Das Loreto ist geöffnet: November bis März von Di–Sa 9–16 Uhr, April–Oktober Di–Sa 10–17 Uhr, Eintritt 50 CZK. Das Museum ist geöffnet: ganzjährig Di–Fr 9–15 Uhr Aussichtsturm Dymník Oktober–März Sa, So + Feiertage 10–15 Uhr, April – September täglich 10–17 Uhr
Rumburker Loreto
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AKTIVE ERHOLUNG
Traditionelles Handwerk
Faszinierende Welt der böhmischen Glaskunst Gaststätte AJETO in Lindava
Die Böhmische Schweiz ist mit einem Bild zu vergleichen, das in einen kunstvollen Glasrahmen gefasst wurde. Das Glasmacherhandwerk ist hier so stark verwurzelt, dass selbst Kriege und politische Umbrüche ihm nicht viel anhaben konnten. Auch heute ist die Glaskunst noch sehr lebendig. Besonders intensiv zu erleben, wenn man einmal aus dem Bild heraustritt – bei Česká Kamenice etwa – und wenn man sich in Richtung Kamenický Šenov, Nový Bor und Lindava aufmacht.
Schönheit aus dem Höllenfeuer
Was gibt es noch in der Umgebung? Sind Sie schon einmal in Nový Bor, sollten Sie sich das Glasmuseum mit seiner einmaligen Glassammlung nicht entgehen lassen, die ein aufschlussreiches Bild der Tradition der Glasherstellung im Lausitzer Gebirge vermittelt. Geöffnet ist täglich, außer Montag, von 9 bis 17 Uhr. Mehr unter www.glassmuseum.eu.
Hier kann ausnahmslos jeder für kurze Zeit zum Glasbläser werden
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Ist man mit dem Fahrrad auf dem beliebten Radwanderweg von Sloup in Richtung Cvikov unterwegs, winken einem schon weit vor Lindava 2 die langen gläsernen Arme der Glashütte AJETO zu (in Wirklichkeit sind es originelle Lampen). Hier machen Sie auf jeden Fall Halt, denn nun beginnt unser Streifzug durch die Welt der böhmischen Glaskunst. Doch zuvor geht es erst mal hinein in die Gaststätte, nur ein paar Meter von der Glashütte entfernt in einer ehemaligen Scheune. Sie ist ideal zum Entspannen, Essen, Trinken und Genießen. Von der Terrasse bietet sich ein schöner Blick auf einen Teich mit Insel und gläsernem Springbrunnen. Wenden Sie sich dann vertrauensvoll an das Personal und buchen Sie eine Führung durch die Glashütte (jede volle Stunde). Am besten, Sie kommen vormittags, denn da stecken die Glasbläser so richtig in der Arbeit. Hat man erst einmal die umlaufende Galerie betreten, taucht man in eine faszinierende Welt ein, geprägt von Können, Geschicklichkeit und handwerklicher Meisterschaft. Und in eine ziemlich heiße Welt. So heiß, dass Ihnen die Glasbläsermeister mit ihren langen, in den feurigen Schlünden der Öfen erhitzten Pfeifen wie Teufel höchstselbst erscheinen mögen. Einige ihrer Arbeiten werden dieses Gefühl sogar noch verstärken. Es ist unglaublich, was die Glasbläser aus etwas so Zerbrechlichem entstehen lassen können. Kommt man am Nachmittag, erlebt man eine andere Szenerie: Man kann bis an die Öfen herangehen und mit etwas Glück den Stammmeister dabei beobachten, wie er den Glasstamm in die Öfen setzt. Der Glasstamm ist eine ganz besondere Mischung aus Sand, Soda, Pottasche und Kalzit, die in alchimistischer Manier mit einer Metallverbindung versetzt wird und für die Farbe des Glases nach der Schmelze im Ofen sorgt. Den Stammmeister mit seiner Schaufel am Ofen zu beobachten, ist ein Erlebnis von anderer Dimension. Riesige Staubwolken in der dunklen Glashütte, ein Feuer von Temperaturen bis zu unglaublichen 1400 Grad – markieren den Beginn eines Wunders, das um Mitternacht seinen Höhepunkt erreicht: Aus dem Stamm wird flüssiges Glas. Nach der Rückkehr in die Gaststätte können Sie an einem der kleinen Öfen mit Hilfe eines Glasbläsermeisters und unter Einsatz Ihrer eigenen Atemluft sich selbst probieren. Dann wissen Sie wirklich, wie aus einer feurigen Masse ein Glas, eine Gläserner Stuhl, gegen Ende des 19. Vase oder vielleicht auch gleich ein Humpen geformt Jahrhunderts für den Maharadscha wird. Ihr Erzeugnis wandert dann in den Kühlofen von Hyderabad angefertigt und kann am nächsten Tag abgeholt werden.
Traditionelles Handwerk
AKTIVE ERHOLUNG
Gläserne Gastronomie Nur wenige Kilometer von hier entfernt, in Nový Bor 3 , findet man das magische Wort AJETO noch einmal. Hier schmückt es ein gern besuchtes und originelles Restaurant. Nicht irgendein Restaurant, keine „Abfütterung“, sondern einen kultivierten Ort mit internationaler Küche und einem täglichen Angebot an preisgünstigen Mittagsmenüs (auch am Wochenende). Und nun das Wichtigste – man tafelt vor einer gläsernen Wand, hinter der die Glasmachermeister geschäftig ihrer Arbeit nachgehen und vielleicht gerade Komponenten für Kronleuchter fertigen. Am Abend sind am Feuer entweder der Besitzer der Glashütte oder Glasmacher-Studenten anzutreffen – und auch da gibt es etwas zu sehen. Nach dem Dessert können Sie das Glasblasen auch mal aus eignener Kraft versuchen. Und es gibt hier noch mehr: Eine weitläufige Terrasse mit Kinderecke, auf der im Sommer gegrillt und musiziert wird, über dem Restaurant eine Galerie sowie eine repräsentative Verkaufsstelle, wo einzigartige Glaskunst bereits ab dreitausend Kronen erstanden werden kann. Es gibt aber auch Originale von anerkannten Glasmachermeistern, für die man bedeutend tiefer in die Tasche greifen muss. Es ist also klar, dass dieser Ort bei einer Wanderung auf den Spuren des Glases auf keinen Fall ausgelassen werden darf.
Zeitreise auf graviertem Glasweg In Kamenický Šenov 4 steht ein würdevolles klassizistisches Patrizierhaus. Darauf ist die Aufschrift Glasmuseum (Muzeum skla) zu lesen. Und tatsächlich ist hier seit 1968 eine bemerkenswerte Ausstellung von graviertem und geschliffenem Glas angesiedelt, verknüpft mit einer Leuchtenausstellung. Die Geschichte des Museumswesens von Kamenický Šenov ist jedoch bedeutend älter. Im Juni kommenden Jahres wird bereits der 90. Jahrestag begangen. So weit, so gut. So manchem würde diese Information genügen. Dabei fehlt jedoch das Wichtigste – nämlich, dass dieses Museum eine zarte gläserne Seele hat. Und zwar in den Menschen, die man hier trifft. Sie nehmen sich Ihrer freundlichst an, führen Sie durch die Ausstellung, zeigen Ihnen das vollendete Modell einer Glashütte, lassen Sie über einen gläsernen Stuhl staunen, der Ende des 19. Jahrhunderts für den Maharadscha von Hyderabad hergestellt worden war, erklären an der Graviermaschine, welcher Unterschied zwischen Gravieren und Schleifen besteht, und begleiten Sie auf einem außergewöhnlichen Weg durch die Zeiten. Dieser beginnt irgendwann gegen Ende des 17. Jahrhunderts, als der Rohstoff Glas eine Qualität erreichte, die ausgefallene, schmückende Gravuren erlaubte, und endet buchstäblich gestern. Sie wandern von Vitrine zu Vitrine und beobachten staunend, wie sich Mode, Formen, Glasstärke oder Dekorationsthemen ändern, um alsbald festzustellen, dass in jene gläsernen Artefakte zugleich auch ein Stück des Lebens der Menschen eingraviert ist, die sie einst erschufen. Zur Adventszeit gibt es etwas ganz Besonderes zu sehen – die alljährliche Weihnachtsausstellung, zumeist Werken hiesiger Einwohner..Vielleicht treffen Sie hier auch Kinder an, die nach dem Unterricht gern und oft ins Museum kommen, um zu zeichnen. Es ist eben ein Museum mit Seele.
Restaurant AJETO in Nový Bor
Praktische Informationen AJETO Glass Lindava und Nový Bor Alle Informationen, Öffnungszeiten und Preise sowie eine virtuelle Führung finden Sie unter www.ajetoglass.com Glasmuseum Kamenický Šenov Klicken Sie auf www.muzeumskla.cz und erfahren Sie, was Sie noch nicht wissen – dass zum Beispiel an jedem zweiten Freitag im Juni eine Museumsnacht bei Kerzenschein und eine Vorführung des Glasmacherhandwerks stattfindet.
GESCHICHTE UND KULTUR
Das Revier des Räubers Karasek
Historischer Bauernhof in Seifhennersdorf
Praktische Informationen Nützliches finden Sie unter www. karaseks-revier.de. Das Karasek-Museum ist von Di–Fr von 9–12 Uhr und 13–16:30 Uhr und am So von 13–16:30 Uhr geöffnet. Achtung – am Samstag ist es geschlossen! Das Puppenmuseum in einem Umgebindehaus ist am Mi von 10–12 Uhr und von 14–18 Uhr und am So von 14–18 Uhr geöffnet. Das Eisenbahnmuseum kann am Do von 10–12 Uhr und von 14–17 Uhr und am Sa von 14–17 Uhr besucht werden.
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Eisenbahnmuseum
Im Revier des Prager Hansl Wenn man sich in Rumburk nicht auskennt, kann es leicht passieren, dass man an einem der Kreisel falsch abbiegt und nach wenigen Metern bereits nicht mehr in Tschechien ist. Das Oberlausitzer Städtchen Seifhennersdorf 5 ist zwischen Rumburk und Varnsdorf buchstäblich eingeklemmt. Die Grenze verläuft hier derart im Zick-Zack, dass man sich selbst auf gerader Straße fahrend, plötzlich in Deutschland wiederfinden kann. Auf jeden Fall lohnt es sich, hierher zu kommen. Und warum? Sie befinden sich im sagenumwobenen Revier des Räuberhauptmanns Jan Karasek, genannt Prager Hansl.
Wer ist der Prager Hansl? Der Name Karasek ist in Seifhennersdorf auf Schritt und Tritt anzutreffen. Der berühmteste Räuber und Schmuggler der Region ist keine erdachte Figur. Er wurde 1764 in Prag-Smíchov geboren und starb fünfundvierzig Jahre später in Dresdner Festungshaft. Der gelernte Tischler und Metzger hatte es schon bald auf kleine Räubereien abgesehen– in Mähren, in Slaný und beispielsweise auch in Chřibská. Dort wurde er von Soldatenanwerbern gefangen genommen und zum ersten Mal in eine Militäruniform gesteckt. Bald desertierte er jedoch nach Sachsen und ließ sich in Leutersdorf nieder. Er wurde Chef einer zehnköpfigen Räuberbande, die, maskiert, mit falschen Bärten und geschwärzten Gesichtern auf einem recht großen Gebiet operierte – vom Schluckenauer Zipfel bis hin nach Frýdlant, von Görlitz bis ins Böhmische Paradies. Auf beiden Seiten der Grenze kursierten alsbald viele Legenden. Darin wurde Karasek als Wohltäter gepriesen,
Das Revier des Räubers Karasek
GESCHICHTE UND KULTUR
der den Reichen nahm und den Armen gab, der Kinder liebte und sogar Diebe bestrafte, die das einfache Volk auf Jahrmärkten bestahlen. Gern ließ er sich in schmucker Jägeruniform sehen. Das hatte ein jähes Ende, als er gefasst, in Bautzen eingekerkert und zum Tode verurteilt wurde. Das Todesurteil wurde in eine lebenslange Haftstrafe umgewandelt, die er in der Dresdner Festungshaft absitzen musste.
Karaseks Gebiet In Seifhennersdorf können Sie ihm trotzdem immer noch begegnen. Wenn auf dem Markt plötzlich ein adrett ausstaffierter Karasek mit Flinte erscheint, dann ist das Heiner Haschke, der die ganze „Karasekmanie“ auf dem Gewissen hat, in der schmucken Uniform. Eigentlich schade, dass es nur noch wenige solcher begeisterungsfähigen Menschen gibt. Wenn man durch Seifhennersdorf geht, kann man nur staunen, wie er es geschafft hat, die sagenumwobene historische Person im Sinne des Ortes aufzuwerten. Haschke gründete und leitete viele Jahre lang das bekannte Karasek-Museum. Auch heute noch, bereits als Rentner, führt er als Prager Hansl Besucher durch das Museum. Es befindet sich in der Nähe der Kirche und zeigt unzählige Erinnerungen sowohl an das Wirken Karaseks als auch typische Gebrauchsgegenstände jener Zeit. Der Besucher schlendert durch Stuben und Schlafzimmer, die so wirken, als hätten sie unsere Vorfahren eben erst verlassen. Man erfährt vieles über Umgebindehäuser, über Leben und Arbeit der Weber sowie über Leinanbau. Man sieht Millionen Jahre alte Fossilien, die in den Fünfzigerjahren des vergangenen Jahrhunderts bei der Schieferförderung gefunden wurden. Damit aber noch nicht genug von Karaseks Einflussgebiet. Wenn Sie ihr Fahrrad dabei haben, können Sie eine Rundfahrt auf dem anwechslungsreichen, einundzwanzig Kilometer langen Karasek-Radweg machen. Er führt um das Städtchen herum über Wiesen und durch Wälder, vorbei an schmucken Umgebinde- und anderen schönen Häusern. Zu Fuß kann man auf dem knapp fünf Kilometer langen Karasek-Ringlehrpfad wandern und sich danach in die Fluten des gepflegten Waldbades stürzen. Hier wird das Wasser von Solarkollektoren beheizt, Gaudi verbreiten zwei große Wasserrutschen. Nebenan lädt der romantische Silberteich zu einer Bootsfahrt ein. Wo aber ist Jan Karasek wirklich zu Hause? Auf dem weithin bekannten Karasek-Bauernmarkt natürlich. Der findet dreimal im Jahr statt - im März, im September und in der Adventszeit, auf dem einladenden historischen Bulnheimschen Hof, der auch eine Fotogalerie und einen Ausstellungssaal beherbergt.
Evangelische Kirche im Zentrum des Städtchens
Wussten Sie, dass… … es von Vorteil sein kann, eine Scheibe Kümmelbrot dabei zu haben? Neben Karasek werden Seifhennersdorf und Umgebung auch von Querxen, zwergenhaften Berggeistern heimgesucht, die Kümmel und Glockenklang aus tiefster Seele hassen. Na, und Glocken trägt man ja eher nicht mit sich herum…
Puppen und Eisenbahnen – wohin man sieht Karasek entrinnen kann man hier wohl nur in zwei interessanten Familienmuseen. Familie Büttrich stellt im Puppenmuseum mehr als zweitausend Puppen jedweder Art aus. Die thematisch geordneten, schier unendlichen Puppenreihen zeichnen sich durch eine Besonderheit aus – es sind keine behüteten Zierpüppchen – nein, mit allen wurde früher einmal gespielt. Das Eisenbahnmuseum wiederum ist das Werk von Familie Frey. Jeder Besucher wird ebenso wie ich davon begeistert sein. Über 150 Meter lang sind die Gleise, über die die Modelleisenbahn rattert. Es gibt auch eine Sammlung historischer und moderner Lokomotiven und Waggons sowie eine siebzig Meter lange Modelleisenbahn im Garten. Verlassen Sie jedoch diese Museen, sind Sie wieder auf Gedeih und Verderb dem Prager Hansl ausgeliefert. So zum Beispiel an den beliebten Kindertagen mit Karasek, die von halb Rumburk und Varnsdorf besucht werden. Denn was tut man nicht alles für strahlende Kinderaugen? Da haben Sie es: Einmal falsch abgebogen und schon entdeckt man, was man sonst unweigerlich verpasst hätte. Wäre doch schade gewesen, oder?
Puppenmuseum
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GESCHICHTE UND KULTUR
Persönlichkeit
Der das Touristenparadies erfand
Edmund Clary-Aldringen
Man kann sich heute kaum mehr vorstellen, dass die Böhmische Schweiz einmal ohne Touristen war. Als die Maler Anton Graff und Adrian Zingg in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts die romantische Felslandschaft erkundeten und ihr den Namen Sächsische Schweiz gaben, waren sie vielerorts die ersten Menschen, die deren Schönheit überhaupt sahen. Der Tourismus als solcher entwickelte sich dann während des neunzehnten Jahrhunderts und hatte, wie eine jede menschliche Tätigkeit, ihre Vorreiter. Für die Böhmische Schweiz war dies vor allem Edmund Moritz Clary-Aldringen.
Elisalex, Femme fatale
Das Falkennest am Prebischtor ...
Edmund, 1813 in Wien geboren, war Mitglied eines altehrwürdigen Fürstengeschlechts. Bereits mit achtzehn Jahren musste er nach dem Tod seines Vaters die Verantwortung für die gesamte Herrschaft übernehmen. Dazu gehörten damals die Kurstadt Teplice, Krupka, Benešov nad Ploučnicí und Bynovec. Als er achtundzwanzig Jahre alt war, bekam sein Leben einen neuen Sinn. Er heiratete ein wunderbares Wesen, die erst sechzehnjährige Schönheit Elisabeth Alexandra Ficquelmont. Elisalex, wie sie genannt wurde, war nicht nur eine gute Partie, sie war auch seine große Liebe. Schon ein Jahr nach der Hochzeit ließ er für sie im Schlosspark von Teplice inmitten des Sees eine romantische Insel mit Blumen und Bäumen errichten. Seine Bemühungen um den Aufschwung von Teplice und Umgebung erhielten einen neuen Impuls. Die Familienresidenz wurde zum Mittelpunkt von Besuchen bedeutender Persönlichkeiten aus ganz Europa. Edmund war ein weiser und aufgeklärter Mann, ein liberaler Politiker. Er befreite die Bauern seiner Herrschaft von der Fronarbeit, noch bevor diese offiziell abgeschafft wurde. Er wurde k. u. k. Kammerherr, Geheimrat, Erbmitglied im Herrenhaus und war Ritter des Ordens vom Goldenen Vlies. Das Wichtigste in seinem Leben war jedoch Elisalex, wie seine reizende Gattin von allen genannt wurde. Das Leben ist jedoch zuweilen unendlich grausam. Elisalex brachte eine Tochter und drei Söhne zur Welt und starb im Alter von nur dreiundfünfzig Jahren im prunkvollen Palazzo Clary in Venedig.
Vom Falkennest zur Edmundsklamm
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... steht seinen Besuchern bis heute zur Verfügung.
Für Edmund brach eine Welt zusammen. Später fand er einen neuen Lebenssinn: Unglaublich kreativ, ja fast fieberhaft, begann er mit der Entwicklung des Tourismus. Seiner Bynovecer Herrschaft gehörte auch Hřensko an, in dessen
Edmund Clary-Aldringen
Umgebung Edmund alles fand, wonach er suchte. Einerseits war er selbst leidenschaftlicher Wanderer und bewunderte die Schönheit der Böhmischen Schweiz. Andererseits hatte er genügend Mut und Voraussicht, um sich mit Hingabe, ungeachtet der aufgewandten Mittel, in ein Unternehmen auf bisher fast unerforschtem Gebiet zu stürzen – auf das Gebiet des Tourismus. Das Jahr 1881 wurde zu einem Meilenstein seiner Bemühungen. Edmund, von Venedig her der Verhältnisse in Italien kundig, holte italienische Arbeiter, zu jener Zeit die weit und breit billigsten Arbeitskräfte, nach Böhmen, um zwei gewagte Projekte in Angriff zu nehmen. Schade, dass es heute keine ähnlich klugen Köpfe mehr gibt. Das erste Projekt bestand in der logistischen „Kolonisierung“ des Děčíner Fujiyama – des Berges Růžák (Rosenberg). Dieser Basaltsolitär im Sandsteinmeer ist von überall zu sehen. Wie überwältigend muss der Ausblick von dort oben sein! Also ließ hier Edmund einen vierzehn Meter hohen, hölzernen Aussichtsturm errichten und – als weiser Unternehmer – daneben ein Restaurant. Zudem wusste er, dass es stets von Vorteil ist, Kapital mit Begeisterung – und nicht nur der eigenen – zu verbinden. Deshalb tat er sich mit der Sektion Růžová des Děčíner Gebirgsvereins zusammen. Von ihm kamen Geld, Material und Arbeiter, die Gebirgler markierten die Zugangswege und schufen das Aussichtspanorama. Heute sind sowohl Aussichtsturm als auch Restaurant spurlos verschwunden. Zur gleichen Zeit wertete Edmund auch eine andere Investition auf. Vor mehreren Jahren hatte er den Weg zu dem Schmuckstück des Landstrichs, zum Prebischtor 6 , pflastern lassen. Jetzt errichtete er hier ein Restaurant. Nicht etwa irgendein Restaurant, sondern das Ausflugsschlösschen Falkennest (Sokolí hnízdo). Fest an eine Felswand geschmiegt, ist es noch heute in Betrieb. Edmund ließ zudem einen sich von Mezní Louka 7 her am Felsen vorbeischlängelnden Pfad abstecken und in Betrieb nehmen (benannt nach seiner Schwester Gabrielensteig). Damit entstand ein noch heute attraktiver Rundweg. Das Prebischtor wirkte wie ein Magnet. Herren im Frack und Damen in Krinolinen, selbstverständlich mit angemieteten Maultieren und Trägern, kamen in Scharen. Weise erhob Edmund Eintrittsgeld und führte die edlen Besucher nicht nur stolz zum Prebischtor, sondern auch zur Klamm des Flusses Kamenice in Hřensko. Hier gab es einen kurzen Weg, der am alten Wehr endete. Die überwältigende Kulisse der Felswände, gleichsam von der Wasseroberfläche des unruhigen Flüsschens senkrecht gen Himmel aufstrebend, löste bei allen Besuchern Begeisterung aus. So ließ Edmund nach und nach Stationen errichten, die er nach Mitgliedern seiner Familie benannte. Allmählich begriff er, welches Potenzial die Klamm in sich barg. Ende der Achtzigerjahre stellte Edmund zweihundert Arbeiter ein, natürlich aus Italien - sogenannte Fels-Tunnelbrecher. Er ließ mit einem Kostenaufwand von siebzehntausend Gulden Zugangswege, Tunnel und ein neues Wehr errichten, investierte auch in Boote und sonstige Ausrüstung. Am 4. Mai 1890 konnte dann ein mit Booten schiffbarer Abschnitt eröffnet werden, der von nun an den Namen Edmundsklamm 8 tragen sollte. Zwischen den Aussichtsplattformen auf dem Felsenmassiv gegenüber dem Prebischtor steht eine einfache Steinsäule. Sollten Sie dort einmal vorbeikommen, halten Sie für einen Augenblick inne und gedenken Sie in Dankbarkeit jenes Mannes, der 1894 in Teplice das Zeitliche segnete. Eines Mannes, der die Böhmische Schweiz zum touristischen Paradies machte.
GESCHICHTE UND KULTUR
Praktische Informationen Für das Gebiet des Prebischtors, des größten Felsentors Europas, wird Eintritt erhoben: Erwachsene 75 CZK / Kinder 25 CZK. Die Edmundsklamm (Stille Klamm) misst 960 m, die Wilde Klamm 450 m. Die Fahrt dauert in der Edmundsklamm etwa 20, in der Wilden Klamm etwa 15 Minuten. Die Boote fahren von Frühjahr bis Herbst täglich von 9 Uhr morgens bis 18 Uhr abends (die Wilde Klamm endet bereits um 17 Uhr). Achtung – sollten die Boote einmal nicht in Betrieb sein, kann die Strecke nicht zu Fuß begangen werden! Informationen unter www.hrensko.cz/soutesky
Wasserfall in der Edmundsklamm
Bootsfahrt durch die Klammen der Kamenice
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WANDERN
Felsenstädte
Felsenstadt in Ostrov
Praktische Informationen
Grenzenlose Felsenwelt
Viel Interessantes gibt es unter www.maslabskeskaly.cz sowie auf den Seiten der Gemeinde Tisá www.tisa.cz zu entdecken. Zudem können Sie auch im Informationszentrum in Tisá (Hausnr. 205) vorbeischauen, das von Anfang April bis Ende Oktober von Freitag bis Sonntag geöffnet ist (Telefon: +420 475 222 440).
Die majestätisch dahinfließende Elbe teilt die Sächsisch-Böhmische Schweiz in zwei durch Brücken und Fähren verbundene Teile. Der rechtselbische Teil besonders auf böhmischem Gebiet, ist bekannter. Dabei hat auch die linkselbische Seite ihre Reize, die ihre Wirkung nicht verfehlen. Erkunden wir also gemeinsam den riesigen Komplex von Felsegebieten, die durch Täler und Flussläufe verbunden sind. Entdecken Sie mit uns geheime Orte und sehen Sie schon Bekanntes einmal von einer anderen Seite.
Eingang in die Felsenstadt bei Tisá
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Von den Tyssaer Wänden zum Ostrover Grund Beginnen wir in Tisá 9 (Tyssa), einem lang gezogenen Dorf. Es erweckt den Anschein, als läge es unterhalb einer mächtigen Burg, deren Mauern und Zinnen bis ins Unendliche reichen. Na ja, es sind keine Mauern, es sind die Tyssaer Wände (Tiské stěny), aber mit etwas Fantasie vielleicht doch… Diese Felsformation ist eine der bekanntesten Tschechiens überhaupt. Dafür gibt es viele gute Gründe. Denn auf einer nicht allzu großen Fläche hinter der Felswand sind vollendet verworrene Labyrinthe aus Felsen, Klüften und Schluchten verborgen, kleine Vorsprünge und Spalten. Jeder Felsen trägt zudem einen Namen. So wird man vom steinernen Elefanten, von Schildkröte, Bär, ja auch Bürgermeister und einem geköpften Major aus der Höhe beobachtet. Und stets kann man etwas Neues entdecken, auch wenn man schon oft hier war. Ein Paradies für Kinder sind die Kleinen Tyssaer Wände mit einem sicheren und flachen Labyrinth. Hier kann man es im weichen Sand stundenlang aushalten. Das gibt es wirklich nicht noch einmal. Hat man vom Versteckspiel in den Felsen genug, sollte man in der Umgebung Umschau halten. Die Klippen der Tyssaer Wände sind dafür wie geschaffen. Großartig ist der Fernblick jedoch erst vom romantischen steinernen Aussichtsturm auf dem Gipfel des Tetschner Schneebergs (Děčínský Sněžník) – einem bekannten Tafelberg. Von Tisá (Tyssa) aus sind es nur ein paar
Felsenstädte
Kilometer dorthin, die letzten beiden steigen stark an. Der Aussichtsturms ist bei jedem Wetter und zu jeder Jahreszeit ein Erlebnis. Bei Nebel ist es dort wie auf einem Schiff im Meer, in der Dämmerung wie auf einem Elfenschloss, im Herbst steht man im Mittelpunkt einer farbenfrohen Palette … Gleich neben den Tyssaer Wänden „tanzen“ am Waldrand Dutzende Felsen in der fast unbekannten Felsenwelt von Rájec. Sie ist schwer zu finden, dafür aber umso schöner. Man hat hier jedesmal das Gefühl, der erste Mensch zu sein, der bis hier vordringen konnte. Wandern wir entlang der roten Wandermarkierung weiter in Richtung Ostrov, erwarten uns gleich zwei Felsgebilde. Das erste ist eher von rustikaler Art, Volské kameny (Ochsensteine) genannt. Man sollte es sich aber ansehen. Das zweite, Ostrovské skály (Ostrover Felsen), ist wieder anders, geheimnisvoller und weniger prunkvoll, jedoch von mystischer Strahlkraft. Ostrov ist überhaupt ein magischer Ort. Man kommt sich hier vor wie auf dem Boden eines riesigen steinernen Topfes. Und überall ringsum findet man bekannte Kletterpfade. Hier ist das Paradies aller Felsenkletterer. Möchten Sie noch weiter nach oben steigen, dann gehen Sie zum Grenzweg und von da aus zur Grenzplatte mit Panoramablick, um Ostrov zur Abwechslung von oben zu betrachten.
Mit Herkules ins Märchenland Aus allen bereits erschienenen „Erlebnisse“-Ausgaben wissen wir, dass die Grenze hier faktisch ohne Bedeutung ist, nur eine Linie auf der Landkarte. Deshalb begeben wir uns schnurstracks bergab, in das Tal der Bělá. Ein paar Meter weiter wird sie bereits Biela genannt, und das Tal heißt Bielatal 10 . Vor etwa einhundert Jahren war es ein beliebtes Erholungsgebiet. Heute kommen nur wenige Besucher hierher. Und gerade dies ist unsere Chance, da wir ja für den Trip in die Bergwelt keine gemütlichen Pensionen oder Tanzmäuse brauchen. Uns genügt, was Mutter Natur zu bieten hat. Einen Steinwurf weit hinter der Ottomühle, führt rechter Hand am Parkplatz, über die Bielabrücke, ein Pfad in das Felsgebiet. Dort beginnt an einem steilen Hang eine Felsengasse, die uns alsbald an einen der herrlichsten Orte der BöhmischSächsischen Schweiz führt – zu den mächtigen Herkulessäulen. Ich habe Atemberaubendes versprochen – hier sehen Sie es. Die beiden nebeneinander stehenden Felsriffe sind von überallher gut zu sehen. Von der Aussicht am Hang jedoch besonders gut, wenn man zwischen beiden Türmen hindurch guckt. Da sieht man, wie sich die Sonne in Richtung Westen bewegt und buchstäblich alles ringsum vergoldet. Dieses Schauspiel ist Herkulessäulen einfach unvergesslich, darauf meine Hand. Und wieder ein Stück weiter erhebt sich hoch an der Felswand ein Märchenturm. Er zeigt sich von unten derart imposant, dass man nicht glauben will, er gehörte nicht zur Burg eines bösen Zauberers und hält darin keine Prinzessin gefangen … Läuft man dann den gelb markierten Weg weiter bis nach oben, ist immer noch Romantik im Spiel, wenn auch nicht mehr ganz so märchenhafte. Die steinerne Aussicht Bielablick errichtete 1880 ein gewisser J. G. Kaiser aus dem nahegelegenen Rosenthal, zur Freude der dem Tourismus zugetanen früheren Herrschaften. Durch ein steinernes Fenster blickt man auf die gegenüberliegende Felsenwelt. Das heißt, also wieder ins Tal und dann über Stufen und Leitern zuerst zur Johanniswacht, von wo aus die stolze Festung Königstein zu sehen ist. Und dann auf den markanten Sachsenstein, der auf fast senkrechten Metallleitern erklommen werden muss. Zur Belohnung gibt es eine spektakuläre Aussicht auf die Herkulessäulen und den Kamm des Děčíner Schneebergs (Děčínský Sněžník).
WANDERN
Felsenlabyrinth in Tisá
Geheimtipp Es wird wahrscheinlich etwas schwierig, dies alles nur zu Fuß zu bewältigen, auf dem Rad ist es jedoch kein Problem. Sollten Sie noch das sensationelle Labyrinth bei Leupoldishain besuchen wollen, nehmen Sie besser das Auto. Und dann fahren Sie am besten von Děčín nach Bad Schandau am Königstein vorbei (Noch nie da gewesen? – Unbedingt hin!), bergan und dann auf einen kleinen Parkplatz am Wald. Und von dort in das von der Natur in riesige ebene Sandsteinblöcke gehauene Labyrinth. Klüfte und Spalten, schmale Durchgänge und Engen - ein vollkommener Irrgarten – zum Glück nicht all zu groß. Dann bergab ins Bielatal zur Ottomühle, die Straße entlang nach Tisá und zurück nach Děčín.
WANDERN
Unterhalb des Berges Studenec
Landstrich unterhalb des Berges Studenec (Kaltenberg)
Was gibt es noch in der Umgebung? An der Hauptstraße in Jetřichovice steht das Griesl-Kreuz. Auf einem in den Felsen gehauenen Weg, der von Händlern sehr lange genutzt wurde, sodass deren Karren mit ihren Rädern tiefe Kerben in den Felsen rissen, befindet sich ein Bildnis des Heiligen Johannes Nepomuk. An der über den Fluss Kamenice (Kamnitz) führenden Brücke soll schon bald ein Bildnis der Heiligen Dreifaltigkeit angebracht werden.
Aussichtsturm auf dem Berg Studenec (Kaltenberg) 12
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Seltsames am Berg STUDENEC Keiner weiß, woher das kommt. Aber in der Böhmischen Schweiz gibt es eine Enklave mit einer ganz besonderen und einzigartigen Atmosphäre. Zumindest ich habe, wenn ich ein Stück hinter Chřibská, in Na Potocích, über eine kleine Brücke nach rechts abbiege und die Serpentinen des bewaldeten Berges erklimme, immer das Gefühl, in eine andere Welt einzutauchen. Wahrscheinlich hat dies der schemenhafte Gipfel des Studenec auf dem Gewissen, der dieses Stück Erde mit weiten Gebirgswiesen, bewaldeten Schluchten und schönen Bach- und Flusstälern zu umarmen scheint.
Über die Berge Jehla und Zlatý vrch Mutigen Touristen kann ich empfehlen, wie diese „Erdmitte“ zu erreichen ist. Los geht‘s am Marktplatz in Česká Kamenice. Der blauen Wandermarkierung folgend, geht es immer bergan bis auf den Jehla, einen Basaltberg, der über der Stadt thront und eine wunderschöne Aussicht bietet. Von hier aus geht es über den Bratrský oltář (Brüderaltar), einen der emotional und geistig stärksten Orte der Gegend, in das Dorf Líska. Dann wieder bergan auf den Zlatý vrch mit einer einmaligen Basaltsäulenwand, dem größeren Bruder der bekannten Felswand Orgel (Varhany), weiter in den herrlichen Sattel unterhalb des Studenec. Und von hier auf den Gipfel des Fürsten der hiesigen Wälder, den Gipfel des Studenec. In dessen steinerner Welt tummelt sich eine Gämsenherde (nur mit viel Glück zu sehen) und man kann dank der Metallkuppe des Aussichtsturms frei und weit in die Ferne blicken. Gehen Sie danach bergab durch silbern schimmernde Buchenhaine, die von der untergehenden Sonne durchflutet, wie riesige Kathedralen wirken, gelangen Sie in das Dorf Studený 11 . Ebenfalls ein sehenswerter Ort. Bevor ich dazu komme, noch ein Rat für jene, für die eine Wanderung über den Studenec aus den verschiedensten Gründen nicht infrage kommt: Nehmen Sie von Česká Kamenice aus den Bus. Jetzt also Studený …
Unterhalb des Berges Studenec
Neugeboren Es geht mir nicht nur darum, unterwegs viel zu sehen. Wir wollen auch Menschen kennenlernen, die hier leben, ihren Landstrich lieben und mit ihm so verwurzelt sind, dass sie dafür einiges tun. Das Engagement der von Jitka Tůmová geleiteten Bürgervereinigung Pod Studencem zum Beispiel ist überall sichtbar. So entstand im ehemaligen Feuerwehrhaus ein Informationszentrum, in dem die Vereinsmitglieder an den Wochenenden selbst Dienst für die Besucher tun. Neu ist der Erlebnisweg durch das Umland der Gemeinde. Am Informationszentrum ist dafür eine übersichtliche Landkarte angebracht worden. Die kleinen Sehenswürdigkeiten, die man bei einer Wanderung entlang dieses Weges entdecken kann, wurden dank der engagierten Vereinsmitglieder gepflegt und oft sogar vor dem Zerfall gerettet. Ich persönlich sage mir jedes Mal, wenn ich auf diesem herrlichen Weg wandere: Hut ab.
Erlebnisweg Sie möchten wissen, was der Erlebnisweg zu bieten hat? Es gibt einen fünf und einen elf Kilometer langen Rundgweg. Gehen wir gemeinsam entlang des längeren. Die schmale Straße in Richtung Lipnice wird von großflächigen Wiesen gesäumt, die, für sich genommen, den Landstrich bereits zu einem schönen Stück Erde machen. Aber es wird immer besser, quasi auf Schritt und Tritt. Das Denkmal zu Ehren der im Ersten Weltkrieg Lehmann Denkmäler Gefallenen, zwei sorgfältig renovierte bemalte Kreuze, die Lehmann-Denkmäler… Hier machen wir kurz halt. Die Denkmäler stehen mit der österreichisch-preußischen Schlacht am Studenec (Kaltenberg) im Zusammenhang, die auf besagten schönen Wiesen im Sommer des Jahres 1757 tobte und das Gras drei Tage lang blutrot färbte. Als dann der 150. Jahrestag dieser großen Schlacht gefeiert wurde, ließ Eduard Lehmann aus Chřibská das erste und drei Jahre später das zweite Denkmal errichten. Zum Glück ist es schwer vorstellbar, dass hier, wo heute in aller Ruhe Kühe grasen, einst Menschen in großer Zahl sterben mussten. Nach der Station am Heiligen Erzengel Michael geht es in die Hluboká rokle (Tiefe Schlucht). An diesen Ort werden Sie sich noch lange erinnern. Bereits die Schlucht selbst ist sehenswert. Wer nicht weiß, was ihn hier erwartet, ist zumeist verblüfft, eine in den Fels gehauene Marienkapelle mit einem Relief von Maria Hülf zu sehen, die das Christkind im Arm hält. Das Werk entstand als Dank für die Errettung vor der Pestepidemie im Jahr 1733. Rund um die Kapelle entdeckt man jetzt in noch unlängst blindflächigen Felsennischen Bilder. In Lipnice unternehmen wir einen kurzen Abstecher zum Schiffner-Kreuz und danach gehen wir am Bach entlang zu einem steinernen Friedenskreuz. Hier haben wir die Wahl – entweder zurück nach Studený oder in das wunderschöne Paulinental (Pavlino údolí), in dem der Fluss Chřibská Kamenice munter dahinfließt. Er kann heute wieder trockenen Fußes über neu errichtete kleine Brücken überquert werden (die alten waren während des neuerlichen Hochwassers fortgerissen worden). So gelangt man zur Rusalka-Höhle (Rusalčina jeskyně), einem kleinen Teich und weiter an den Ortsrand von Jetřichovice, wo rechts ein nicht markierter, teilweise in Stein gehauener Weg in den Wald führt. Ich kann nur empfehlen, ihn entlangzugehen. Der in Stein gehauene Weg führt nach Rynartice, von dort kehrt man, geführt von der blauen Markierung, in das Paulinental zurück und beschließt den Rundgang am Bach Studený potok. Hier erwarten uns die letzten beiden Stationen des Weges: die John-Kapelle aus dem Jahre 1760, die erst vor Kurzem wieder instand gesetzt wurde - (Raten Sie mal, von wem?) - mit einem neu entdeckten Tafelbild der Maria Hülf von Ernst Vater (genau, vom Schöpfer der berühmten Rynarticer Felsenzwerge): Dann geht es am letzten der Kreuze vorbei zurück an den Ausgangspunkt.
WANDERN
Praktische Informationen Am Parkplatz in Studený befindet sich eine Landkarte mit einer übersichtlichen Markierung des Weges, auf dem sich auch mehrere Rastplätze mit Bänken befinden. Unterwegs gibt es nicht sonderlich viele Möglichkeiten, eine Erfrischung zu kaufen. Die kann man sich im Freibad in Jetřichovicíe oder erst wieder in Studený gönnen.
John-Kapelle
Geheimtipp Wenn man in Rynartice ein Stück bergab die Straße entlang zurückgeht, gelangt man zu den Vater-Zwergen. Wenn man im Paulinental zur Brücke hinunter kommt, kann man versuchen, einen in den Felsen gehauenen Bären zu entdecken – wahrscheinlich ebenfalls eine Arbeit Ernst Vaters. Marienkapelle
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WANDERN
Srbská Kamenice
Srbská Kamenice
Praktische Informationen Manch Nützliches finden Sie unter www.srbska-kamenice.cz, am besten, Sie fragen im Informationszentrum nach, das von April bis Mai an den Wochenenden und von Juni bis September täglich geöffnet ist.
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Im Tal der Apfelbäume In der Böhmischen Schweiz gibt es ein Tal, an dem die Menschen bereits um das Jahr 1000 Gefallen gefunden hatten. Die reizvoll gelegene Aue an den Ufern des wilden Flüsschens Kamenice wird von beiden Seiten durch Hänge angrenzender Berge eingeschlossen. Majestätisch erhebt sich die berühmte Dominante des Landstrichs - der Rosenberg (Růžovský vrch). Diese Gegend ist so einladend, dass allein die Aufzählung dessen, was es hier zu sehen und zu erleben gibt, leicht diese beiden Seiten füllen würde. Besuchen Sie Srbská Kamenice 13 und überzeugen Sie sich selbst.
Auf dem Weg der Holzvögel Am besten ist es, die Wanderung durch Srbská Kamenice dort zu beginnen, wo die von Česká Kamenice kommende Straße den Anfang des Dorfes schneidet. Genau hier beginnt - ohne Übertreibung - einer der schönsten Lehrpfade des Landes. Er besteht aus sieben Stationen mit bemalten Tafeln und durchzieht wie ein roter Faden das gesamte Dorf - und ist als Wanderweg selbst für Dreijährige kein Problem. Zudem wird gleich nach einigen hundert Metern ein Kinderspielplatz mit Schaukeln, Bänken, Karussells und Klettergerüsten – selbstverständlich aus Holz – Begeisterung auslösen. Beaufsichtigt werden die Kleinen von geschnitzten Vogel- und Tierfiguren, ja sogar von einem Jäger und einem Windclown. Und dies alles auf einer Wiese, die noch zu Beginn des vergangenen Jahrhunderts weiß und nicht grün war, da im Ort bis 1880 zweiundzwanzig Bleichen betrieben wurden. Jeder nur freie Flecken war mit gräulichem Leinen bedeckt, das sich, unter häufigem Besprengen und der sengenden Sonne, in strahlendes Weiß verwandelte. Entlang des Weges wurden neue Apfelbäume gepflanzt. Apfelbäume waren einst für das Dorf charakteristisch, verschwanden jedoch im Lauf der Zeit. Der Pfad setzt sich hinter der kleinen Brücke fort. Nun geht man noch ein paar Schritte die Straße weiter und gelangt über eine Steintreppe, die für sich genommen schon eine historische Sehenswürdigkeit darstellt, weiter bis zur St.-WenzelsKapelle. Der Weg lohnt sich – denn hier kann man ein imposantes, von
Srbská Kamenice Müller Günter 1701 in den Fels gehauenes Relief der Krönung Mariens in Augenschein zu nehmen. Und nun auf zur Kirche. Eine Besichtigung ist am besten während eines der häufigen Konzerte möglich. Wandert man weiter bergab, wird man rhythmisch vielleicht sogar vom Heiligen Wenzel oder Herz Jesu begleitet – so heißen die zwei mächtigen Kirchenglocken, die der ganze Stolz der Bewohner von Srbská Kamenice sind. Geschnitzte Wegweiser führen auf dem Pfad weiter– vorbei am Denkmal für die Opfer des Ersten Weltkriegs bis hin zur Aussicht auf die Berge Růžák und Strážiště. Dann geht‘s wieder bergab ins Dorf, direkt zum Informationszentrum, in dem von April bis September stets interessante Ausstellungen sowie eine ständige Schau zur Geschichte und zum Ort selbst zu sehen sind. Die letzte Tafel empfiehlt einen kurzen Abstecher. Unser Rat: Folgen Sie diesem Weg. Die gelbe Markierung führt Sie um das Naturreservat Arba herum, bedeckt von Sumpfwiesen mit seltenen Pflanzen, und das im Frühling bis zu den Felsen mit Knotenblumen gesprenkelt sind. Auf einem der Felsen befindet sich ein Steinplateau mit Aussicht auf das ausgedehnte Tal von Srbská Kamenice. Ein Ort, den Sie so schnell nicht verlassen werden. Vor allem, wenn Sie am Rand des Plateaus die schmalen, in den Fels gehauenen Stufen entdecken. Steigt man die Stufen herab, stößt man auf ein findiges Versteck aus der Zeit des Dreißigjährigen Krieges. Von hier aus ist durch einen breiten Spalt das Land ringsum einzusehen – und die das Dorf plündernde schwedische Soldateska zieht an Ihnen vorbei, wenn Sie sich ganz ruhig verhalten. Sehen Sie sich bei Ihrer Rückkehr die Gebäude des Dorfes genau an: Es gibt hier zweiundfünfzig Umgebindehäuser, fünfzehn davon sind sogar denkmalgeschützt.
Zur Grundmühle und ins Sonnental Srbská Kamenice ist einfach ein schöner Ort und zudem ein guter Ausgangspunkt für schöne Ausflüge. So zum Beispiel am Fuße des Rosenbergs (Růžák) oberhalb der Ferdinandsklamm entlang, wo zwischen 1878 und 1939 Bootsfahrten stattfanden, ähnlich wie heute in den Klammen weiter stromabwärts der Kamenice, bei Hřensko - bis hin zur Grundmühle (Dolský mlýn). Und vielleicht noch weiter, bis zum Herzen des Nationalparks. Oder in das weniger bekannte Sonnental (Sluneční údolí), vorbei an kleinen Bunkern, die zum tschechoslowakischen Verteidigungswall gehörten. Einige davon sind an den Wochenenden geöffnet und können auch von innen besichtigt werden. Der Weg führt an idyllischen Wiesen entlang, aus denen immer wieder ganz unerwartet Sandsteinfelsen emporschauen. Besonders interessant ist eine Wanderung auf dem fast schon vergessenen Kirchsteig im Hadergrund (in Richtung Oleška), der von drei Kapellen in Felsennischen gesäumt wird. Gleich nebenan kann man still am Denkmal für die Opfer der Katastrophe von 1972 verweilen. Den Flugzeugabsturz überlebte damals, wie durch ein Wunder, lediglich die Flugbegleiterin Vesna Vulovič, die von den hiesigen Einwohnern ein wenig als die Ihre betrachtet wird – da sie doch hier zum zweiten Mal geboren wurde. Das ist Ihnen zu wenig? Dann wandern Sie Richtung Růžová weiter und entdecken das steinerne Riedl-Friedenskreuz mit dem Relief eines Schwerts, vier Kreuzen und der Jahreszahl 1792 – zur Erinnerung an den Raubmord, dem hier Kaufmann Riedl zum Opfer fiel. Sie kommen am besten um Mitternacht, denn da sollen am Kreuz die geheimsten Wünsche in Erfüllung gehen. Es ist jedoch nicht nur Wandern angesagt. Srbská Kamenice lockt auch Angler an. Der Teich Lesní (wiederum in Richtung Oleška) ist ein weithin bekanntes und beliebtes Anglerrevier. Na, und dass es hier Pilze gibt, versteht sich schon fast von selbst. Bleiben da noch Bunkerbefestigungsanlage Wünsche offen?
WANDERN
Relief der Krönung Mariens
Geheimtipp An der Gaststätte Zelená hospoda kann ein für alle Ballspielarten geeigneter Sportplatz gemietet werden, die Telefonnummer finden Sie direkt am Spielplatz. Ganz in der Nähe ist eine bemerkenswerte Pflanzenkläranlage für fünfzehn Einfamilienhäuser zu sehen.
Grundmühle (Dolský mlýn)
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WANDERN
Hinterhermsdorf
Wie aus dem Märchen Hinterhermsdorf 14 ist ein besonders anziehender Ort. Viele behaupten sogar, es sei das schönste Dorf in ganz Deutschland. Es liegt unmittelbar an der Grenze zu Böhmen, im Herzen des Nationalparks Sächsische Schweiz. Die meisten Touristen - und ich war keine Ausnahme - lassen sich von der bekannten Oberen Schleuse anlocken. Aber schon bei der Fahrt hinab ins malerische Tal ist mir klar geworden: Hinterhermsdorf ist viel mehr. Obere Schleuse
Durch Dorf und Wald
Wussten Sie, dass…
Ein Gang durch die Ortschaft gibt mir Recht. Folgt man dem gekennzeichneten Lehrpfad mit sage und schreibe einundsiebzig Umgebindehäusern, kommt man zur Heimatstube. Wer will, kann sogar kostenlos ein kleines Museum mit einer aufwendig rekonstruierten Waldarbeiterstube vom Ende des 19. Jahrhunderts besichtigen. Mit ein wenig Glück treffe ich hier den Nestor des hiesigen Fremdenverkehrs, Manfred Dittrich. Er begleitete mich durch das Dorf und versorgte mich quasi mit Informationen aus erster Hand. Zum Beispiel: über die sogenannte Waldhusche. Damit ist ein Waldgebiet mit zwei Rundgängen gemeint, das für die Information und Bildung bestimmt ist. Ein Rundgang ist sogar mit Kinderwagen befahrbar. Es gibt auch einen Kinderlehrpfad, den man viermal absolvieren kann, jedesmal mit neuen interessanten Fragen. Beliebt sind zudem ein Klettersteig für Kinder und ein Informationszentrum mit Ausstellung über den Wald. Eine große Rutsche zeigt, wie früher das geschlagene Holz talwärts transportiert wurde. Nach nur anderthalb Kilometern Fußmarsch mit mäßigem Anstieg gelangt man oberhalb des Dorfes zum Fuße eines Aussichtsturms - dem Weifbergturm. Wer ihn erklimmt, kann seinen Blick weit in die Ferne schweifen lassen. Die von Menschen geschaffenen Grenzen rücken auf einmal ganz weit weg. Soweit das Auge reicht, ist man von faszinierender, unteilbarer Natur umgeben – und bis nach Mikulášovice (Nixdorf) ist es zu Fuß nur eine knappe halbe Stunde!
... die erste hölzerne Stauanlage auf der Elbe zum Flößen des Holzes aus den nahen Wäldern um das Jahr 1667 errichtet wurde? Und dass die jetzige, unter Denkmalschutz stehende Stauanlage aus dem Jahre 1931 stammt? Und dass hier fast neunzig Jahre Holz geflößt wurde, während die Touristen schon auf Kähnen fuhren, da man das Holzflößen erst im Jahre 1967 einstellte?
Mit dem Boot zur Oberen Schleuse
Waldarbeiterstube
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Wie dem auch sei: Magischer Anziehungspunkt ist und bleibt die Obere Schleuse. In etwa 45 Minuten gelangt man in sanft abfallendem Gelände zur Anlegestelle der Ausflugskähne. Sie verkehren hier bereits seit dem Jahre 1879, dank einer Idee des Oberförsters Hermann Schlege. Er war es auch, dem die Markierung der Wanderwege und die Kahnfahrten selbst zu verdanken sind. Bis heute sind sie die Attraktion. Das ruhige Dahingleiten auf dem spiegelnden Wasser, hier und da unterbrochen von kleinen Inseln mit üppigen Grasbüscheln. Mystisch muten die steil aufragenden Felsen an - und über allem thront der Himmel ... Nach der Kahnfahrt kann man entweder den blau markierten Weg oberhalb der Kirnitzsch nehmen, geheimnisvolle Felstunnel durchwandern und die höchste Fichte Sachsens bestaunen. Die munter dahinplätschernde Kirnitzsch bleibt dabei meist in Sichtweite. Oder, was ich mir aussuchte, auf roter Markierung den Hang erklimmen. Eine schmale Stiege führt hinauf auf den Felsen Hermannseck. Man kann unter den Felsvorsprüngen herumklettern, sich durch die Klüfte zwängen, bis man zum Aussichtspunkt Königsplatz kommt, der uns die Schlucht in ihrer vollen Schönheit zeigt. Von der Endstation der Kähne
Die Klammen der Kirnitzsch
aus kann man die Rückfahrt auch auf gleichem Wege über das Wasser antreten. Oder auf den Pfad am Hang zurückkehren, was all jenen zu empfehlen ist, die den anstrengenden Aufstieg nicht wagen möchten.
Unterwegs in der Kutsche Den Weg zur Anlegestelle an der Schleuse können Sie jedoch auch ganz bequem genießen. Dazu nehmen Sie gleich hinter dem Dorf auf einem „Personenleiterwagen“ Platz und lassen sich von den Pferden bis hinunter an das Wasser ziehen. Auf eine solche Kutsche passen bis zu 18 Leute. Die Hinfahrt dauert ein halbes Stündchen und die Rückfahrt eine Dreiviertelstunde. Langweilen werden Sie sich dabei bestimmt nicht. Denn Sie sitzen an einem Tisch, können Bier oder Limonade bestellen und vielleicht auch ein Glas kühlen Sekt schlürfen... Wenn Sie das für eine gute Idee halten, dann sollten Sie auch wissen, wer darauf kam. Aus der Taufe gehoben wurden diese Ausflüge von dem Familienunternehmen Reiterhof Mit der Kutsche unterwegs Eschenbach. Als ich die Eschenbachs aufsuchte, stellte ich fest, dass sich auf ihrem Anwesen auch ein bemerkenswertes Museum landwirtschaftlicher Gerätschaften befindet (für eine Führung bezahlt man Eintritt, die selbstständige Besichtigung ist kostenlos). Das Familienoberhaupt war lange Zeit Sammler der oft über einhundert Jahre alten Exponate, bis aus der Sammlerleidenschaft schließlich das erwähnte Museum entstand. Die Eschenbachs bieten darüber hinaus die beliebten Pferdekutschfahrten durch die idyllische Umgebung an – entweder mit Picknick, das heißt mit ausgezeichnetem Kesselgulasch, Kaffee und Kuchen.. Oder Panoramafahrten - inklusive Aussicht und Erleben der Natur. Im Winter kann man eine Schlittenfahrt bestellen - das Gefährt hat neun Plätze und wird selbstverständlich von Pferden gezogen.
Mal richtig ausschlafen Dem kundigen Touristen dürfte indes nicht entgangen sein, dass Hinterhermsdorf durchaus auch das Zeug zum längeren Verweilen hat. Deshalb sah ich mich nach einer geeigneten Unterkunft um. Dabei folgte ich einer Empfehlung und vertraute mich dem freundlichen Service des frisch sanierten Hotels Erbgericht an. Es befindet sich in einem historischen Gebäude direkt in der Ortsmitte. Hier bezog ich ein modernes, helles, komfortables Zimmer (neben siebzehn Doppelzimmern gibt es im Obergeschoss auch vier schöne Appartements). Und da ich vom vielen Laufen ziemlich erschöpft war, tat mir die Entspannung in der hoteleigenen Sauna richtig gut. Das Haus ist ein Familienhotel und, in der Tat, auch die Atmosphäre ist hier ausgesprochen familiär. Zum Wohlfühlen trägt vieles bei: die Außenterrasse mit dem großzügigem Grill, wenige Meter entfernt die tolle Badegelegenheit im ehemaligen Dorfteich, der in ein romantisches Bad mit Schwimmsteg verwandelt wurde. Strand, Kinderspielplatz und Kletterwand, alles ist kostenlos! Und das Essen? Der tschechische Koch macht natürlich echte böhmische Knödel, es gibt hausgemachtes Schweinegulasch, hausgemachte Sülze, sächsisches Beefsteak, Tatar im Krautblatt, eine hervorragende Soljanka mit Sahnehaube und traumhafte Pelmeni, selbstverständlich Schweinshaxe, „Herrenschnitzel“ mit Spiegelei und Zwiebeln. Und – noch jetzt spüre ich ihn auf der Zunge – ofenfrischen Apfelstrudel mit Eis ... Für Kinder gibt es eine spezielle Speisekarte und Malbücher – und aufgepasst – alles absolut behindertenfreundlich! Und dann sagt man – Landhotel.
WANDERN
Praktische Informationen Zur Oberen Schleuse gelangt man auch von der böhmischen Seite – zu Fuß auf der roten Markierung vom Khaatal, mit dem Rad zuerst auf gleichem Wege und dann, am Ortsrand von Hinterhermsdorf, auf den Wettinplatz, wo Sie das Fahrrad abstellen und etwa einen Kilometer bis ans Ziel wandern können. Plätze für Kutschfahrten – zu den Klammen und für Ausflüge – können Sie unter info@ pferdehof-eschenbach.de bestellen. Die Klammen sind von Ostern bis zum Allerseelentag „in Betrieb“, ebenso die Pferdekutschen, in den Ferien täglich, ansonsten nur an den Wochenenden. Die erste Kutsche fährt um 10:30 Uhr und dann jeweils alle 90 Minuten, zuletzt um 15 Uhr (die letzten Kähne legen um 16 Uhr ab). Mehr unter www.pferdehof-eschenbach.de. Informationen zum Hotel finden Sie unter www.hotel-erbgericht.de, zu allem, was den Ort betrifft, unter www.hinterhermsdorf.de.
Komfortables Hotel Erbgericht
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WANDERN
Kytlice
Die Kytlicer Häuschen bevölkern die Hänge
Was gibt es noch in der Umgebung?
EIN DORF ZUM LEBEN
Wie dem nebenstehenden Text entnehmen ist, herrscht auch im Winter in Kytlice reges Leben. Kommen Sie, wenn Schnee liegt, dann sollten Sie Skier dabei haben! Im nahen Skigebiet Polevsko mit gut präparierten Rundstrecken für klassischen Skilanglauf und Skaten kann man herrlich Skilaufen.
Inmitten von Wäldern, im Tal des hier noch kleinen Flüsschens Kamenice, liegt Kytlice 15 . Es ist ein Dorf, das offenbar eine magnetische Wirkung besitzt. Denn wer einmal hier war, den zieht es immer wieder hierher zurück. Einstige Besucher kamen irgendwann zurück und blieben – als zufriedene Eigentümer von Lauben oder Wochenendhäusern. In diesen Wäldern muss es einfach etwas Besonderes geben. Denn könnten sich derart viele Schauspieler, Sänger, Schriftsteller, Theaterleute und Filmemacher auf einmal irren? Horníček, Brodský, Řehoř, Landovský und heute auch Fischerová, Obermanová, Černocká? Und mit ihnen weitere fast fünfhundert „Wochenendhäusler”. Also so viele, wie der Ort Einwohner hat? Ich glaube kaum. Sie alle wissen, warum sie zurückkehren - um dieser einzigartigen, unspektakulären, behaglich ruhigen Atmosphäre der Gemeinschaftlichkeit willen.
Schau der Lebensfreude
Kytlicer Fastnacht
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Ich weiß, diese Broschüre ist für Touristen bestimmt. Die sind in Kytlice auch gern gesehen. Und etwas zu bieten hat die Gemeinde allemal, aber ... Kytlice ist in erster Linie eine Gemeinde, die etwas für ihre Einwohnerschaft tut. Ganz gleich, ob man ständig oder nur hin und wieder hier wohnt. Es ist ein Dorf, in dem es sich gut leben lässt. So kann ich allen Touristen nur empfehlen, hierher zu kommen und eine Zeit lang hier zu bleiben. Schauen und hören Sie sich um, gehen Sie unter die Leute. Zwar riskieren Sie, von hier nie mehr weg zu wollen. Aber es lohnt sich dennoch. Denn in Kytlice (wohlgemerkt ein Dorf mit nicht ganz eintausend Seelen) gibt es: drei Theaterszenen (das Puppen- und das Bodentheater im Gemeindehaus und das Waldtheater unter freiem Himmel im Ortsteil Mlýny), einen Kirchenchor (in der Barockkirche St. Anton von Padua, der nebenbei bemerkt der Patron aller Reisenden, also auch aller Touristen ist), einen Ausstellungssaal mit regelmäßigen Ausstellungen, Jahrmärkte, Flohmärkte, die Apfelernte, einen Halloween-Umzug, Orgelkonzerte (auf einer Orgel, für deren Rekonstruktion die Einheimischen zu einem großen Teil selbst aufkamen), den Kytlicer Advent, das samstägliche Werkeln (ein Zirkel für geschickte Hände), Osterfreuden, Wettbewerbe um den „Ertrunkenen” des Jahres oder das bereits legendäre Weltbestenkraut in Mlýny (dabei kommen schon mal an die zwanzig miteinander konkurrierende Delikatessen zusammen), Fasching, Frauentag, einen Ball, fünf Gastwirtschaften mit täglichem Betrieb und guter Küche ... Hätten Sie es eilig, von hier wegzukommen?
Kytlice
WANDERN
Vom Schüler zum Wassermann Gut, es ist uns zwar nicht vergönnt, hier zu leben, mal reinzuschauen aber doch. Na dann mal los – zum Beispiel in das neu ausgestattete Gemeindehaus. Man merkt sofort, dass es früher eine Schule war. Im Erdgeschoss ist das Informationszentrum untergebracht. Schon beim Betreten überfällt einen das beklemmende Gefühl, die Hausaufgaben vergessen zu haben. So echt ist die Atmosphäre eines historischen Unterrichtsraums dargestellt. Nachdem all Ihre Fragen beantwortet sind, die ein Tourist in Kytlice und Umgebung haben kann, sollten Sie noch um zwei Dinge bitten – und dabei können Sie sich getrost auf mich berufen. Erstens – lassen Sie den hier deponierten Schrank öffnen. Er beherbergt nämlich eine wirklich tolle Schmetterlingssammlung. Zweitens – lassen Sie sich dann durchs Haus führen. Schauen Sie sich das Puppen- und Bodentheater an, aber vor allem: Werfen Sie einen Blick in den Klassenraum. Es ist, als wären Sie in Svěráks Film Volksschule gelandet. Alte Schulbänke, ausgestopfte Tiere, schulische Hilfsmittel, eine Tafel, Landkarten, alte Klassenbücher – einfach klasse! Dann sollte ein Spaziergang durch das Dorf folgen. An der wie auf Ladas Bildern anmutenden Kirche gehen Sie vorbei auf den kleinen Friedhof, auf dem sich Namen Sudetendeutscher mit den heutigen Namen mischen. Dies ist ein Friedhof der Toleranz, auf dem bis jetzt zur letzten Ruhe gebettet wird. Anregend ist auch der Kinderspielplatz mit fantasievollen Holzfiguren. Nicht verzichten sollten Sie auf das Waldbad am Mühlteich (Mlýnský rybník). Es ist eines der schönsten Naturbäder des Landes, geeignet zum Baden, für Bootsfahrten oder zum Ausruhen allgemein. Auch der von Jan Ryska (der auch hier geblieben ist) erdachte und beschriebene Wassermann Šmidrkal würde sich Ihren Wünschen anschließen. Er mimt ja hier quasi den stillen, hölzernen Gesetzeshüter. Sie könnnen auch einfach nur so durchs Dorf schlendern, um die hübschen Umgebindehäuser zu bewundern, die durch tatkräftigen Einsatz ihrer Besitzer vor dem Verfall bewahrt und in gutem Zustand erhalten wurden. Schulmuseum im Gemeindehaus
Pilzwälder und Keramiken Die Umgebung von Kytlice ist sehr reizvoll. Man geht den Weg am Waldtheater vorbei durch das liebliche Tal an der Bělá bis zum von Wäldern gesäumten Teich Bělský rybník. Man kann auch mit dem Rad bis zum Teich Hraniční rybník fahren. Von hier kommt man zur Schwefelquelle unterhalb der Lausche. Schattige Wege am Fuße des Tannenberges (Jedlová) führen auch zum Naturdenkmal Pustý zámek, folgt man dem Strom des Flusses. Wenn Sie Pilzesammler sind, brauchen Sie kein Ziel. Laufen Sie einfach los und Sie werden in den Wäldern ganz gewiss fündig werden. Einen speziellen Tipp hätte ich allerdings noch: Gehen Sie auf der schmalen Waldstraße entlang in Richtung Chřibská nach Krásné pole. Hier steht gegenüber vom Buswendeplatz ein Umgebindehaus - die Pension Pod Železným vrchem (Unterhalb des Eisenbergs). Darin gibt es eine Töpferwerkstatt, in der die Chefin Havelková verschiedenste Keramiken für Haus und Garten herstellt. Sie empfängt gern Besucher, zeigt ihnen ihr Reich, und man kann nach vorheriger Vereinbarung auch mal an der Töpferscheibe das kunstvolle Handwerk ausprobieren. Sie erklärt gern, was Töpfererde ist und wie man damit umgehen muss, um daraus eine Schnecke, einen Frosch oder eine Eule zu formen. Wollen Sie mehr Zeit investieren, ist sogar ein mehrtägiger entspannender Töpferkurs möglich- ein intensives und wohltuendes Erlebnis. Ich habe den herben Geruch der Erde noch heute in der Nase.
Waldtheater in Mlýny
Praktische Informationen Sicher ist es gut, vor einem Besuch in Kytlice auf den Internetseiten zu checken, wie gerade die Lage ist. Empfehlenswert sind gleich zwei Seiten: www.obec-kytlice. cz oder www.kytlice.eu. Dort finden Sie alles. Und hier noch ein Tipp: www.sborkytlice.cz – damit Sie in die Atmosphäre eines der Kytlicer Vereine eintauchen können. Wollen Sie in der Töpferwerkstatt nicht nur schauen oder einkaufen, besuchen Sie www.zeleznyvrch.unas.cz, oder rufen Sie an unter +420 775 371 780.
Kirche St. Anton von Padua
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WANDERN
Interview
Ein unschlagbares Trio – und wer sich dahinter verbirgt Wussten Sie, dass… ... die gemeinnützige Gesellschaft auch ein Servicepaket „BöhmischSächsische Schweiz – Das geht ab!“ anbietet? Dass Sie im Rahmen des Pakets mit dem Bus, Dampfer, Zug und auch der Straßenbahn in die Felsenwelt fahren können? Dass es Ausflüge enthält, die Sie sich selbst bestellen und testen können? Und dass es Sieger des Grand Prix 2012/2013 in der Kategorie „Bestes touristisches Produkt des Jahres“ wurde?
In Krásná Lípa steht auf dem Marktplatz ein grünes Haus. Hier machen, wenn sie nicht gerade unterwegs sind, drei Menschen ihren Job. Ohne sie wäre der Tourismus in der Böhmisch-Sächsischen Schweiz nicht das, was er heute ist. Im diesem Haus der Böhmischen Schweiz in Krásná Lípa befindet sich die Abteilung Tourismus und Destinationsagentur der gemeinnützigen Gesellschaft Böhmische Schweiz. Hinter dieser Bezeichnung verbergen sich drei aktive, sympathische Menschen, die sich für ihre Region einsetzen und die ein eingespieltes Team bilden. Jiří Rak ist quasi der Kopf des Ganzen, Dana Štefáčková der Mund und Romana Kořínková die Hand. Auf Ergebnisse ihrer Arbeit stößt man buchstäblich auf Schritt und Tritt. Oft sind sie auch selbst vor Ort. Jirka managt die Ausflüge der Gesellschaft als Touristenführer, Dana wird zum Beispiel bei öffentlichen Veranstaltungen oder im Radio, Fernsehen aktiv, und Romana organisiert die beliebten Fotoworkshops. Auf die Frage, worin denn eigentlich die Arbeit des Trios besteht, war man sich schnell einig: Man hilft dem Nationalpark Böhmische Schweiz und seiner geschützten Flora und Fauna, indem man einerseits die Werbetrommel für diesen herrlichen Winkel Tschechiens rührt, Programme und Veranstaltungen erarbeitet, an interessanten Orten Infotafeln aufstellt. Und andererseits Gemeinden und in der Tourismusbranche tätigen Unternehmern hilft, für Besucher und Touristen beste Bedingungen zu schaffen. Wie sind Sie eigentlich zu dieser Arbeit gekommen? Jirka: „Ich stamme aus Prag. Mit zwölf Jahren schickten mich meine Eltern, da ich sehr dünn war, in das Erholungsheim in Jetřichovice. Hier hat es mir sehr gefallen. Als ich wieder nach Hause kam, fing ich an, nach Landkarten Ausschau zu halten. Im damaligen Kulturzentrum der DDR in Prag entdeckte ich eine Landkarte vom sächsischen Teil dieses Landstrichs. Mir war klar, dass die wunderbare Felsenwelt doch nicht an der Grenze Halt macht. Ab dieser Zeit war ich sehr oft hier und durchstreifte sowohl den böhmischen als auch den sächsischen Teil. Zu Beginn noch mit meinem Vater, später mit Freunden oder auch allein. Dann traf ich rein zufällig im Kino in Krásná Lípa den Gründer der gemeinnützigen Gesellschaft Marek Mráz und verließ bald darauf meine Arbeit als Manager bei einem internationalen Unternehmen. Ich ließ meine Familie (jede Woche von Montag bis Freitag) in Kolovraty bei Prag zurück und fuhr an jene Orte, die ich bereits seit vierzig Jahren als Tourist besuchte. Und begann, für den Tourismus zu arbeiten.“ Dana: „Ich bin von hier, aus Rumburk. Ich habe in Prag Geschichte studiert und dann an der hiesigen Schule Geschichte und Bürgerkunde unterrichtet. Seit ich denken kann, habe ich mit meinen Eltern Ausflüge unternommen. Und eines Tages bewarb ich mich auf eine Anzeige der gemeinnützigen Gesellschaft um die Stelle des Mitarbeiters für Öffentlichkeitsarbeit. Ich musste von der Pike auf Neues hinzulernen. Aber gerade das hat mir viel Spaß gemacht. Plötzlich brachte meine Arbeit auch Ergebnisse. Ich war freier und allmählich ging ich ganz in dieser Arbeit auf.“ Romana: „Ich bin auch aus Rumburk und bereits seit der Grundschulzeit mit Dana befreundet. Dana hat mich dann auch hierher geholt, als ich nach der Grenzeröffnung als Zöllnerin keine Arbeit mehr finden konnte. Ich begann als Bildungsadministrator und ging nach und nach zum Tourismus über. Die Natur mochte ich schon als Kind. Aber erst durch diese Arbeit habe ich erstaunt festgestellt, dass es hier viele mehr schöne Orte gibt, als ich überhaupt ahnte.“
Křinice (Kirnitzsch)
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Wenn Sie auf Ihre Arbeit der vergangenen Jahre zurückblicken, worauf sind Sie dann ganz besonders stolz? Jirka: „Wahrscheinlich darauf, dass ich quasi ein Teil der Region geworden bin, etwas Konkretes für sie und die Menschen hier tue, und dass ich hier nicht anonym bin.
WANDERN
Interview
Im Gegenteil, die Menschen schätzen unsere Arbeit, das Prestige der gemeinnützigen Gesellschaft ist in den zehn Jahren ihres Bestehens stark gestiegen. Sie ist heute ein gut eingeführtes, wertvolles Markenzeichen. Und es freut mich auch, dass wir zu den Menschen eine Beziehung aufgebaut haben. Man spricht über uns, empfiehlt die BöhmischSächsische Schweiz weiter - und zwar so, dass die Menschen immer wieder kommen. Und wenn jemand, ganz gleich, ob Tscheche, Deutscher oder Holländer, nach einer Veranstaltung zu uns kommt und sich bedankt, ist das vielleicht die schönste Belohnung.“ Dana: „Vielleicht darauf, dass uns heute von den Medien Vertrauen entgegengebracht wird. Dass sie sich auf mich verlassen und ich sie nicht mehr bitten muss, über uns zu schreiben, sondern sie sich an mich wenden, weil sie über uns schreiben wollen. Und dass mir auch die Einheimischen vertrauen. Aber am meisten habe ich mich wohl darüber gefreut, als ich mit den Infotafeln beauftragt wurde. Plötzlich war ich es, die entschied, wo eine Tafel zu stehen hatte und was darauf stehen sollte. Ich war manchmal hin und her gerissen zwischen Panik und innerer Zufriedenheit. Ich bin jedes Mal nahezu gerührt, wenn ich sehe, dass die Tafeln gelesen werden und nützlich sind.“ Romana: „Für mich sind das eindeutig die Fotoworkshops mit Vašek Sojka und Peter Juraček. Darum kümmere ich mich bereits mehrere Jahre, um alles, was dazugehört. Ich versuche, die Teilnehmer zu verwöhnen und vor allem: Ich bin immer dabei, stehe mit ihnen morgens auf und kann die überwältigende Landschaft mit ihren fantastischen Orten erleben. Auch wenn ich nicht fotografiere, habe ich all diese Bilder in meinem Herzen. Und dann sind da noch die anderen Programme, z. B. die Ausflüge in die Felsenwelt aus der Veranstaltungsreihe „Böhmische Schweiz – das geht ab!“ Sie bieten eine breite Palette von Programmen, Veranstaltungen, Ausflügen an. Warum ist es besser, diese Angebote anzunehmen als auf eigene Faust loszumarschieren? Alle: „Wir bereiten alles vor, was wir uns ausgedacht haben und organisieren das auch. Wer mit uns mitgeht, braucht nichts anderes, als nur pünktlich und mit gutem Schuhwerk da zu sein. Es ist genauso, als würde Sie z. B. jemand durch Barcelona begleiten, der dort geboren und aufgewachsen ist. Wir haben einfach in den Jahren Erfahrungen gesammelt und wissen, welche Strecke sich lohnt, was man lieber auslassen sollte, womit man fahren sollte, damit auch die Fahrt ein Erlebnis ist. Und wir kennen Orte, die Touristen nicht ohne Weiteres entdecken …“ Sie sehen wirklich zufrieden aus – fehlt Ihnen eigentlich noch etwas? Alle: „Wir könnten noch einen kreativen, offenen und begeisterungsfähigen Menschen gebrauchen, der Lust hat, neue Dinge zu erproben. Das wäre eine Art Transfusion von frischem Blut, die uns wieder ein Stück weiter bringen würde.“
Rosenberg (Růžovský vrch) – die Dominante des Landstrichs
Praktische Informationen Informationen über alle Programme, Gesellschaften und Veranstaltungen der gemeinnützigen Gesellschaft České Švýcarsko o.p.s. finden Sie unter www.ceskesvycarsko.cz.
Jirka Lieblingsort: die Felsen um das Zeughaus im Gebiet Großer Zschand, ganz in der Nähe unserer Flügelwände und vom Prebischtor. Was ihm noch Freude macht: Reisen – vor allem durch unsere nordöstlichen Berge von Hřensko (Herrnskretschen) aus über den Jeschken, das Isergebirge, die Schneekoppe bis hin zu den Adersbacher Felsen und das Glatzer Gebiet. Und auch durch die Slowakei, die allwöchentliche Heimkehr zur Familie. Wünsche: Dass die Grenze wirklich verschwindet, auch in den Herzen der Menschen. Dass die Information besser klappt und der grenzübergreifende Verkehr funktioniert. Und ein Geheimwunsch: Dass wir einmal die alten Wege begehen können, die in Vergessenheit geraten und zugewachsen sind. Dana Lieblingsort: Jetřichovicer Aussichten Was ihr noch Freude macht: Ihre Familie, das ihr Sohn Eishockey spielt, Reisen, Geschichte, Nordic Walking (mit Romana) Wünsche: Dass endlich alle, die hier leben, verinnerlichen: Der Nationalpark ist eine riesige Chance, er ist ein Gaspedal, keine Bremse. Romana Lieblingsort: Die Grundmühle Was ihr noch Freude macht: das neue Haus, die Familie, Freunde, Abfahrtslauf, Nordic Walking (mit Dana) Wünsche: Dass es für das, was wir tun, auch genug Geld gibt, damit wir unsere Arbeit fortsetzen können.
D+R+J 2013
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WANDERN
Oybin
Burg und Kloster Oybin, der Traum eines jeden Romantikers
Praktische Informationen Erlebnisse und Ausflugstipps mit Touristenführer für Oybin und Umgebung Oybins finden Sie auf www.ceskesvycarsko.cz. Interessant sind jedoch auch die Seiten www.oybin.cz und www.soeg-zittau.de.
Wo sich der Himmel überm Tempel wölbt Ich kenne keinen romantischeren Ort als die Burg- und Klosterruine Oybin 16 in der Oberlausitz. Der sie umgebende Landstrich wird im Süden vom Lausitzer Bergland, im Norden vom Zittauer Gebirge gesäumt. Nur einen Steinwurf weit von der tschechischen Grenze entfernt, gilt die Ruine als ein magischmystischer Ort, dem auch der König der romantischen Malerei, Caspar David Friedrich, fasziniert verfiel. Seine Gemälde von der Ruine der gewölbe- und dachlosen Kathedrale standen am Anfang der Rettung dieser Stätte. Sie kann als markantes Symbol der Einheit von Architektur und Natur gelten. Man sollte sie sich auf keinen Fall entgehen lassen.
Mit dem Dampfzug und Jirka Rak
Der Kelchstein
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Es gibt Reisen, die ich gern allein unternehme. Und andere, bei denen ich mich gern an jemanden halte, der weiß, wie man sie am besten gestaltet. Diesmal empfehle ich allen, den folgenden Ausflug bei der o.p.s. České Švýcarsko (Tourismusgesellschaft für die Böhmische Schweiz) zu buchen und auf dem Bahnhof Rybniště den komfortablen „Trilex“ zu besteigen, der seine Fahrgäste gemeinsam mit Jirka Rak in Richtung Varnsdorf und Zittau bringt. Jirka Rak hat, wie aus dem vorstehenden Interview hervorgeht, nicht nur viel gelesen, sondern vor allem viele Wanderkilometer in den Beinen. Jetzt sind wir also in einem Zug, der auf dem Weg von Rybniště nach Liberec das Gebiet dreier Staaten passiert. Aussteigen müssen wir jedoch bereits im zweiten, im sächsischen Zittau. Doch vorher werden wir noch auf einen technischen Zeitenwandel vorbereitet. Denn auf dem Zittauer Bahnhof steigen wir aus dem modernen „Trilex“ und in die historischen Waggons der Zittauer Schmalspurbahn um (ohne Unterbrechung bereits seit 1890 in Betrieb), die von der Fee meiner Kindheit, einer Dampflok, gezogen wird. Bratwurstessend und biertrinkend in einem hölzernen Speisewagen zu sitzen und dabei durch das Fenster die aus den Dampfwolken auftauchende und wieder verschwindende Landschaft vorbeiziehen zu sehen, sich hin und wieder auf der Plattform von Dampf und Luftzug die Haare zerzausen zu lassen – das sind Erlebnisse von Seltenheitswert. Wir steigen auf dem kleinen Bahnhof des Kurortes Oybin aus. Es scheint, als ob das Gebäude geradewegs von einer Modelleisenbahn hierher versetzt worden wäre. Jirka führt uns durch das bezaubernde Städtchen bergan in eine historische Bergkirche mit atemberaubendem Interieur – die Bänke
Oybin
sind ähnlich wie in einem Theater stufenweise angebracht, gekrönt wird das Ganze von einer wunderschönen Deckenbemalung. Dann geht’s durch die Ritterschlucht auf den Berg Oybin. „Durch Oybin führte einst ein alter Handelsweg von Prag nach Görlitz. Karl IV. ließ hier auf den Grundmauern einer alten Felsenburg eine mächtige Wachtburg und später auch ein Cölestinerkloster mit einer prächtigen gotischen Kirche errichten, die Merkmale der Prager Bauhütte Peter Parlers trägt“, erzählt Jirka, ohne etwa seine Schritte zu verlangsamen. Kurze Zeit später sind wir oben angekommen und wandeln verzaubert durch die Räume der einstigen Burg, besichtigen eine bemerkenswerte Ausstellung über die Geschichte der Burg, staunen über die Fernsicht, die man von hier oben hat und betreten mit angehaltenem Atem, vorbei an dem berühmten Bibliotheksfenster, die Kirche. Im Frühjahr 1577 verlor sie durch Blitzschlag und nachfolgenden Brand das Dach, das Deckengewölbe stürzte ein. Die Ausstrahlungskraft dieses Ortes ist unerhört, da sich nunmehr der Himmel selbst als Dach über der Kirche wölbt. Ein herrliches Waschblau, hier und da wolkige Fresken und emporstrebende steinerne Mauern, zum Gebet emporgestreckten Händen gleich. Man wird unwillkürlich still und spürt die Kraft des Alls. Wenn man dann vom einstigen Kirchturm aus, heute Aussichtsturm, in die Ferne oder nach unten blickt, dahin, wo einst Bänke standen und die Mönche mit ihren Kutten den Staub vom Pflaster wischten, ist das Gefühl der Einzigartigkeit sehr intensiv. Auf dem Gipfel des Oybin zu wandeln ist einfach herrlich. Der kleine, seit dem Mittelalter genutzte Bergfriedhof, Aussichten auf den Felsen, ein steinernes Wasserreservoir, Reste von Mauern – ein erstaunlicher Ort.
Den Kamm entlang zur Teufelsmühle Aus dem Ausflug wird nun eine richtige Tour: Vom Oybin hinunter, durch das Kurstädtchen bis zum Fuß des gegenüberliegenden Kamms und dann nach oben, auf einem Felspfad bis zum Hanggipfel und dann noch höher – auf steilen Stufen und Leitern bis auf die Spitze des Scharfensteins. Bereits im Mittelalter gab es hier einen Beobachtungsposten. Kaum verwunderlich, hat man doch von diesem Turm rundum einen grandiosen Fernblick über das Zittauer Gebirge, den Oybin und den Hochwald, die Lausche, ja sogar den Ještěd (Jeschken), das Isergebirge und das Riesengebirge. Der Weg verläuft weiter am Kamm entlang bis zum sogenannten Töpfer, einem seltsam anmutenden Riesen-Tor. Stufen führen zu einer Aussichtsplattform. Der Kammweg geht noch weiter, bis er abfällt und uns steil bergab in das Tal zur Teufelsmühle führt. Hier setzt uns Jirka wieder in die Schmalspurbahn und bringt uns zum Ausgangspunkt zurück.
Kelchstein, Hochwald oder Schmetterlinge
WANDERN
Nur der Himmel wölbt sich über dem eingestürzten Tempel
Geheimtipp Als Mountainbiker sollten Sie unbedingt die Seiten www. mtbadventure.cz besuchen! Man kann darüber nicht nur gute Mountainbikes ausleihen, sondern auch eintägige oder mehrtägige Radtouren buchen. Dabei werden weniger bekannte Strecken der Böhmischen Schweiz und des Lausitzer Gebirges befahren. Schwierigkeitsgrad und Streckenlänge werden nach Bedarf angepasst, und zudem können Sie selbst festlegen, was Sie gern sehen möchten. Für Unterkunft wird gesorgt. Es können auch maßgeschneiderte Touren-Pakete für Radler mit Unterkunft zusammengestellt werden.
Falls Sie allein unterwegs sind oder von tschechischer Seite über die Grenze, z. B. von Krompach aus, losmarschiert sind, sollten Sie unbedingt auch noch die weitere Umgebung Oybins erkunden. In der Nähe erhebt sich oberhalb des Ortes am Waldrand der rötlich gefärbte Kelchstein - ein bemerkenswerter Felsen. Ein Wanderziel ist auch der Hochwald mit zwei Gipfeln. Auf dem einen steht ein steinerner Aussichtsturm, auf dem anderen eine Touristenhütte. Empfehlenswert ist ferner ein Abstecher in das Städtchen Jonsdorf, bekannt für sein Schmetterlingshaus mit dreißig Schmetterlingsarten, tropischen Terrarien und Aquarien. Gern genutzt wird übrigens die Schmalspurbahn von und nach Jonsdorf. Man kann also auch von hier aus den Rückweg mit dem traditionellen Dampfross antreten.
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WANDERN
Rybniště
Vom Teichgrund in die Höhen Auf der Suche nach einem Ort, in dem sich in einem breiten Sattel die Böhmische Schweiz, umgeben vom Berg Široký vrch (Steingeschütt), und das Lausitzer Gebirge, von den Bergen Plešivec (Plissenberg) und Žulovec (Fladenberg), treffen, kommen wir ganz sicher nach Rybniště 17 (Teichstatt). Der Jedlová (Tannenberg) spiegelt sich auf der Wasseroberfläche des Velký rybník (Großen Teichs)
Praktische Informationen Alles über Geschichte und Gegenwart der Gemeinde finden Sie unter www.obecrybniste.cz Komplette und aktuelle Informationen über die Verkehrsverbindungen nicht nur in der Umgebung von Rybniště wiederum unter www.ceskesvycarsko.cz/cs/ jizdni-rady
Ab Rybniště – zu Fuß, mit dem Zug oder Bus Dieses Dorf macht seinem Namen alle Ehre. Es wird von drei bedeutsamen Wasserflächen umgeben: Dem Schulteich (Školní rybník), in dem man herrlich angeln kann. Dem Großen Teich (Velký rybník), der größten Wasserfläche des Děčíner Landstrichs überhaupt, umgeben von blühenden Wiesen und nistenden Wasservögeln. Und die Kreibitzer Talsperre (vodní nádrž Chřibská), ein wichtiges Trinkwasserreservoire mitten im Wald am Fuße des Kleinen Schöber (Malý Stožec). Übrigens, auch der Dorfkern selbst entstand auf dem Boden eines ausgetrockneten Teiches, woran heute nur noch eine wunderschöne Lindenallee erinnert. Rybniště sollte man jedoch nicht nur wegen der Seen besuchen. Auch die farbenprächtige Jugendstilkirche St. Joseph aus der Zeit Anfang des vergangenen Jahrhunderts hat Seltenheitswert. Rybniště ist jedoch vor allem ein ausgezeichneter Ausgangspunkt für viele weitere Ausflüge. Denn es wird einerseits begünstigt durch die geographische Lage, zum anderen durch gute verkehrsmäßige Anbindung. Auf dem Bahnhof von Rybniště halten nämlich Züge aus dem Schluckenauer Zipfel, aus Rumburk und aus Varnsdorf, die dann weiter nach Böhmen hinein fahren, zum Beispiel nach Doksy oder Kolín. Die genannten Züge bringen Sie aber auch weiter, bis nach Sachsen, zu touristisch attraktiven Zielen wie dem geheimnisumwobenen Oybin, über den auf der nächsten Seite nachzulesen ist. Hier kann man vom Zug in den Touristenbus umsteigen. Zum Beispiel in einen, der Sie durch die gesamte Böhmische Schweiz fährt – bis nach Jetřichovice, Hřensko und Děčín. Kurz und gut - ein touristischer Verkehrsknotenpunkt.
Auf dem Kirchsteig zur Karlshöhe
Jugendstilkirche in Rybniště
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Aber jetzt zu den Ausflügen. Es bleibt Ihnen überlassen, wohin Sie sich wenden. Ob ins Lausitzer Gebirge, entlang der gelben Wandermarkierung auf den Malý Stožec (Kleinen Schöber) oder auf dem rot markierten Weg zum Jedlová (Tannenberg) und den Tolštejn (Tollenstein). Oder in das Naturreservat zum Velký rybník (Großen Teich) und in Richtung Světlík, wo noch eine guterhaltene Windmühle steht. Oder in die entgegengesetzte Richtung, zum Beispiel entlang der grünen Wandermarkierung nach Chřibská (Kreibitz). Besonders empfehlenswert ist der Weg entlang der roten Markierung hinauf zum Kamm des Berges Široký vrch (Steingeschütt). Wenn Sie hier sind, werden Sie daran erinnert, dass dieser uralte Handelsweg zugleich als Kirchsteig diente. Hier wurden die Verstorbenen nach Chřibská zur Beerdigung gebracht. Die Pfarrkapelle mit einem malerischen Brunnen legt davon Zeugnis ab. Denn an dieser Stelle machte der Trauerzug halt. Man ruhte sich aus, trank, meditierte und betete zu Gott. Weiter geht es dann zur wunderschönen Karlova výšina (Karlshöhe). Sie bietet eine wenig bekannte, jedoch herrliche Aussicht auf das im Tal liegende Doubice, auf den Růžák (Rosenberg) und die schroffen Sandsteine der Böhmisch-Sächsischen Schweiz. Wer noch weiter geht, kommt auf dem Köglerpfad nach Kyjov, oder auf dem grün markierten Pfad in das bereits erwähnte Doubice.
WANDERN
Doubice
Ein Kurbad für den Geist Doubice 18 ist einer der reizvollsten Orte in der Böhmischen Schweiz. Dass man gern hier ist, hat mehrere Gründe. Zunächst liegt es an der tratitionellen, einzigartigen Volksarchitektur. Die Umgebindehäuser sind wahre Schätze und werden auch so behandelt. Ganz gleich, an welche Tür man hier klopft - jeder Eigentümer hegt und pflegt sein Haus schon seit Jahren in Demut vor dem, was er von seinen Vorgängern übernommen hat. Aber es ist nicht so, dass man es mit eigenbrötlerischen Bastlern zu tun hätte. Im Dorf herrscht ein reges, munteres Vereinsleben. Und sollte man Ihnen erzählen, vielleicht in einem der fünf Gasthäuser, Doubice sei ein Kurbad für den Geist, dann winken Sie nicht einfach ab. Bleiben Sie einfach ein paar Tage und probieren Sie es aus. Natürlich müssen Sie auch die Umgebung erkunden. Denn die ist ein weiterer Grund des Zaubers von Doubice. So führt eine Tour entlang der gelben Wandermarkierung über die Úzké schody (Schmalen Stufen) bis zur Berghütte Tokáň oder auch in das ehemalige Dorf Zadní Doubice im Tal Kyjovské údolí. Hier ertönt zum Rauschen des Flüsschens Křinice vielleicht der Flügenschlag schwarzer Störche. Radler können zur Talsperre Kyjovská přehrádka strampeln und eine wunderbare Badegelegenheit mit Sandund Rasenstrand ausfindig machen. Und noch eine Rarität liegt am Wegesrand – die größte tschechische Ausstellung riesiger Holzstatuen (exakt 316!) – mit Vergnügungspark am Gasthaus Stará hospoda, ein wahres Paradies für Kinder, die am liebsten hier bleiben würden. In Doubice kann man eben einfach gut leben, gut trinken, gut essen – und auch gut wohnen.
Doubice
Praktische Informationen Sämtliche Informationen über die Doubicer Landhäuser finden Sie unter www.doubickechalupy.eu. Über Doubice, das dortige Leben und die Umgebung ist am meisten unter www.doubice.cz in Erfahrung zu bringen.
Der Charme der Doubicer Landhäuser Von besonderem Charme sind die Doubicer Landhäuser, die zu einer familiengeführten Pension gehören. Es sind exakt drei Landhäuser an einem sonnenbeschienenen Hang, umgeben von einem wunderschönen, großen Garten zum Entspannen, mit einer Feuerstelle und Grillplätzen, Rasen ... Die sieben Appartements haben zwei Schlafzimmer und sind deshalb bestens für Familien Doubicer Landhäuser mit Kindern geeignet. Sauberkeit wird groß geschrieben und sorgt ja bekanntlich auch für Gemütlichkeit. Dabei hat die Innenausstattung einen ausgesprochenen Landhauscharakter – kleinere Fenster, viel Holz, als wäre man in einem Wochenendhaus zu Gast. Allerdings bei jemandem, der bei aller Ländlichkeit auch Komfort liebt. Pensionschef Petřík spricht gern davon, dass dies heute üblicher Standard sei, und fügt dann hinzu: „Allerdings irgendwo in Tirol”. Tatsächlich sind die großzügigen, gemütlichen Zimmer allgemein begehrt und jedermann schätzt auch die kleinen Extras in dieser Pension.... Zum Beispiel, wenn Sie sich im Sommer einquartiert haben, und es herrscht aber Novemberwetter, dann wirft der Chef eben die Fußbodenheizung an. Die Zimmer werden beheizt, wann immer es nötig ist. Deshalb macht ein Besuch immer Spaß. Man kann im Frühling, Herbst oder Winter auf Entdeckungsreise in die Böhmische Schweiz sowie in das Lausitzer Gebirge gehen. Zur Verfügung steht ein Raum für Fahrräder. Es können sogar Räder ausgeliehen werden. Im Garten steht eine Tischtennisplatte. Man kann Federball spielen und in der Nähe einen öffentlichen Sportplatz mit Kunstrasen nutzen... Das ist noch nicht genug? Gut, dann tun es Ihnen vielleicht die bequemen, breiten Betten an.
Úzké schody (Schmale Stufen)
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WANDERN
Brtníky
Die Landschaft um Brtníky hüllt sich gern in Nebelschwaden
Praktische Informationen Den Amethyst erreichen Sie unter folgender Telefonnummer: +420 733 548 023 und über folgende Internet-Adresse: www.galerieametyst.cz.
Gut zu FuSS durch Brtníky Es ist, als bildete das Dörfchen Brtníky 19 , zu Staré Křečany gehörend, die Grenze zwischen der Böhmischen Schweiz und dem Schluckenauer Zipfel und hätte dabei von beidem das Beste abbekommen. Zu sehen gibt es hier Schmuckstücke volkstümlicher Architektur, kleinere, vereinzelte Sehenswürdigkeiten, einen Kreuzweg, wunderschöne Aussichten. Die Gegend ist buchstäblich übersät mit schönen Wegen zu attraktiven Zielen. Unweit von hier bildet der Frost atemberaubende Eisfälle. Und dazu strahlt mitten im Dorf ein funkelnagelneuer Halbedelstein, ein Amethyst.
Vom wunderbar eigensinnigen Brtníker
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Die Amethystgeoden versetzen jeden in Erstaunen
Amethyst ist ein neu eröffnetes Tourismuszentrum mit einer Galerie. Bevor wir jedoch hineinschauen, muss ich Ihnen verraten, wer die Idee dazu hatte und sie trotz aller Widerstände auch durchsetzte. Den Namen kennen Sie wahrscheinlich bereits, denn Zdeněk Patzelt ist nicht nur ehemaliger Direktor des Nationalparks Böhmische Schweiz, sondern vor allem einer der bekanntesten Fotografen Nordböhmens. Er dokumentiert seit Jahren in meisterhafter Art die schönsten Szenerien seiner Heimat und kann auf zahlreiche Ausstellungen und hochgeschätzte Bücher, von Fotobüchern bis hin zu Reiseführern, zurückblicken. Zdeněk Patzelt lebt und arbeitet in Brtníky. Sein Dorf liebt er auf besondere Weise. Was das bedeutet? Nun, er gibt einfach keine Ruhe. Weder Zeit- noch Kostenaufwand scheuend, verschönert und verbessert er ständig irgendwo irgendetwas. Dabei kommt auch mal schwere Technik zum Einsatz, mit deren Hilfe er z. B. Kleindenkmäler aus Straßengräben und von Müllplätzen zurückholt und wieder in Ordnung bringt. Hartnäckig lehnt er es ab aufzugeben und gründet Initiativen, damit etwa der hiesige Kreuzweg vor dem Vergessen bewahrt oder das Interesse von Touristen an Brtníky gesteigert wird. Ferner sammelt er Ideen, wie mit dem in Kopec aufgefundenen Schatz zu verfahren ist. Dazu aber später. Jetzt,
Brtníky
WANDERN
da wir wissen, wer die Idee zum Amethyst hatte und dass er dazu dann das Gebäude eines ehemaligen Selbstbedienungsladens nutzte, kann es erst mal weitergehen.
Steine aus der ganzen Welt und atemberaubende Fotos Der Amethyst verkündet schon von Weitem, dass er auch ein Informationszentrum beherbergt. Das hat in Brtníky wirklich gefehlt, denn ein so wichtiger Ausgangspunkt für Wanderrouten braucht einfach ein Infozentrum. Ich möchte Sie keinesfalls unterschätzen, aber zur Sicherheit füge ich eine kurze Handlungsanleitung bei: Verlassen Sie Ihr Fahrzeug und lenken Sie zuerst ihre Schritte in das Amethyst. Auch wenn Sie Ihre Strecke bis aufs i-Tüpfelchen genau geplant haben – hier bekommen Sie Tipps von einheimischen, kundigen Fachleuten. So erfahren Sie z. B., aus welcher Richtung diese oder jene Strecke am besten zu begehen ist, wo es sich lohnt, auch mal hinaufzuklettern, weil die Aussicht wunderschön ist... Hineinschauen ins Amethyst zahlt sich auf jeden Fall aus. Das allerdings gilt für die meisten Infozentren. Was ist also gerade an diesem so besonders? Vor allem hat es das ganze Jahr über täglich geöffnet. Auf Sie wartet neben klassischer Wanderliteratur, Souvenirs, Ansichtskarten, Wanderroutenempfehlungen, Landkarten, kleinen Erfrischungen und freundlichen Worten eine umfassende Gesteinssammlung, die in aller Welt zusammengetragen wurde. Die über einen Meter hohen farbigen Kristalle, in denen sich das Licht auf vielfache Weise bricht, sind Amethystgeoden aus Brasilien. Zu sehen sind auch sehr interessante Stein-Kollektionen aus der nächsten Umgebung sowie aus ganz Tschechien, einschließlich unglaublich bunter Achate. Von diesen behauptet Zdeněk, sie seien die schönsten der Welt. Sie werden es kaum glauben, aber die beeindruckenden grünen Olivine und prachtvollen Azurite wurden vom Autor der Ausstellung nur mal so nebenbei „am Waldrand“ gefunden. Zdeněk ist ausgebildeter Geologe und gibt sein Wissen gern weiter. Man kann hier also nicht nur schauen und die Infos lesen, sondern sich auch mit ihm über die Steine unterhalten, wann immer man möchte. Zudem gibt es hier recht bemerkenswerte Stücke zu kaufen – beispielsweise rotglänzenden Granit aus Brtníky. Schaut man nach oben, erblickt man Zdeněks zweites Steckenpferd – die Fotografie. Seine Fotos sind wirklich einzigartig. Oft musste er dafür tagelang bei Sonnenaufgang den entscheidenden Moment abwarten. Liebhaber können hier Fotos für ihr eigenes Heim erwerben. Ich persönlich würde Ihnen gern noch eine Empfehlung geben – den Kauf eines von Zdeněks Büchern – aus denen die Naturverbundenheit des Autoren spricht. Der kenntnisreiche, eigenwillige Brtníker wird es gern für Sie signieren.
Schätze, wohin man schaut Was man Ihnen im Amethyst wahrscheinlich noch empfehlen wird? Ein Mittagessen bei Krkovička oder in dem ausgezeichneten Wirtshaus U Oty (Zum Otto) in Kopec, ganz bestimmt den Křížový vrch (Kreuzberg), auf den ein breiter, von dreizehn Nischenkapellen gesäumter Kreuzweg bis zur Barockkapelle der Heiligen Dreifaltigkeit führt. Natürlich auch eine Wanderung in das Tal Kyjovské údolí und zum Bach Brtnický potok. Hier gibt es herrliche Rundwege – z. B. am Felsüberhang Velký pruský tábor (Großes Preußenlager) vorbei zur Felsenburg Brtnický hrádek, sicher auch zur Zlodějka (Diebin), einem uralten Weg, der den Kamm entlang nach Mikulášovice und weiter nach Sachsen führt, zum Zelený kříž (Grünen Kreuz), zur Quelle der Mandava (Mandau), auf den Berg Plešný vrch, den Berg Vlčí hora, zum Obelisk in Horní Brtníky. Oder zu einem geheimen Ort oberhalb des Bahnhofs mit den besten Ausblicken... Und was ist nun mit dem Schatz? Im Ortsteil Kopec wurde unlängst in einem Landhaus tatsächlich ein Schatz gefunden – an die achthundert Glasdiapositive des aus Kopec stammenden Fotografen Johann Weber. Drücken Sie also die Daumen, dass die Einwohner von Kopec und Brtníky es so einzurichten wissen, dass auch mal Touristen diesen Schatz besichtigen können. Sehen Sie, bereits in der Überschrift habe ich versprochen, dass es viel zu wandern gibt.
Der Bach Brtnický potok
Wussten Sie, dass… ... im Amethyst auch idyllische Unterkünfte nachgefragt werden können? Es stehen drei Landhäuschen zur Verfügung – eines schöner als das andere. Gleich gegenüber dem Amethyst steht das größte, mit dreizehn Betten in vier Zimmern (nebenbei gesagt, hier hat auch unser Brtník seinen Wohnsitz). Am Dorfrand das zweite, kleinere, mit etwa neun Betten und absoluter Ruhe. Und das dritte im benachbarten Vlčí hora, das kleine Umgebindehaus Bella vista, das angesichts der Ausblicke, die man von Standort aus hat, gar nicht anders heißen kann. Sehen Sie selbst auf www.brtniky.cz oder www.vlcihora.cz.
Großes Preußenlager (Velký pruský tábor)
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AKTIVE ERHOLUNG
Wohin mit Kindern?
Das Haus der Böhmischen Schweiz in Krásná Lípa
Praktische Informationen Alles über das Haus der Böhmischen Schweiz finden Sie unter www.ceskesvycarsko.cz, es ist ganzjährig geöffnet. Raftboote können auf den Seiten www.zahranice.com geordert werden.
Kindheitserlebnisse zählen doppelt Sie kennen das sicher auch: Was man in der Kindheit erlebt hat, vergisst man nicht so schnell. Und je verrückter es war, um so häufiger erinnert man sich daran. Da Sie sicher auch Ihre Kinder in den Böhmisch-Sächsische-SchweizUrlaub mitnehmen, habe ich speziell für Sie drei ungewöhnliche Angebote, die Ihnen gefallen werden.
Auf dem Rücken einer Wasserschlange
Raftboote auf der Elbe
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Bootsfahrten kennen Ihre Kinder sicher schon. Auch mit dem Dampfer waren Sie gewiss schon unterwegs. Aber mit einem Raftboot 20 ? Keine Angst, das wird keine Wildwasserfahrt, sondern eine Tour auf einem starken, aber ruhigen Wasser - auf der sich durchs Elbtal schlängelnden Elbe. Sie meinen, das ist langweilig? Weit gefehlt! Das Erlebnis ist ein einfach toll. Und nicht nur wegen der faszinierenden Kulisse. Denn Sie selbst entscheiden, wie schnell es vorangeht. Ob Sie sich einfach nur vom Strom treiben lassen oder wie wild paddeln. Und jetzt stellen Sie sich vor: Sie gleiten an mächtigen, entschlossen gegen den Strom schwimmenden Lastschiffen entlang. Am Ufer tauchen Biber auf und blicken neugierig in die Welt. In den Baumkronen landen Reiher und Kormorane. Und von den Sandsteinfelsen blickt alle Augenblicke ein anderes „Gesicht“ herab. Denn das Felspanorama ist nach jeder Biegung anders. Da und dort hängen Bergsteiger in den Seilen.- Und Sie, ehrfürchtig und entschlossen, das Paddel fest im Griff, fühlen sich beinahe wie Jack Sparrow. Wohin es wohl geht? Das liegt ganz bei Ihnen – von Děčín (oder auch von Ústí-Střekov aus) nach Hřensko, besser jedoch bis in das sächsische Schmilka. Das häufigste Ziel ist allerdings Bad Schandau. Die Fahrt dahin dauert etwa fünf bis sechs Stunden. Wobei noch Zeit bleibt, in Dolní Žleb vor Anker zu gehen und etwas zu essen. Möchten Sie länger als einen Tag die Elbe entlang schippern, kommen Sie bis nach Königstein, Pirna, Heidenau oder Dresden. Und nun der
Wohin mit Kindern?
AKTIVE ERHOLUNG
Clou: Dies vermittelt Ihnen die Firma Za hranice (Über die Grenze). Hier können Sie ein Raftboot ausleihen, dass am Ziel-Ankerplatz wieder entgegengenommen wird. Auch Sie können zurückgebracht werden, wenn Ihre Gruppe nicht mehr als sieben Personen zählt! Ihre Räder werden auch nachgebracht, sodass Sie beispielsweise von Bad Schandau aus locker über den Elberadweg zurückfahren können. Das wäre dann schon eine runde Sache. Bei mehrtägigen Raftfahrten können auch Unterkunft, Führungen oder Programme bestellt werden – Sie sehen, Sie werden von A bis Z verwöhnt.
Ein Haus voller Abenteuer Darüber schreibe ich in allen „Erlebnisse“-Ausgaben und werde es wohl auch das nächste Mal wieder tun. Denn das Haus der Böhmischen Schweiz 21 auf dem Marktplatz in Krásná Lípa ist ein Kindertraum. Die Ausstellung ist komplett interaktiv, sodass Ihre Kinder ständig irgendwo herumklettern, etwas anfassen, spielen, in Gucklöcher sehen, wetteifern, Fragen stellen und Antworten finden... Es ist faktisch ein Nationalpark im Kleinen und dazu noch überdacht! Man kann hier auf einen Aussichtsturm klettern, eine Windmühle in Bewegung setzen, in einen Felsschlund blicken, an einer Felswand klettern, zum Maler, Fotografen, Naturwissenschaftler oder Archäologen werden, einen Dachs in seinem winkligen Bau verfolgen. Und noch viel mehr: Filme oder audiovisuelle Performances ansehen, auf Stufen um die Lachstreppe herumlaufen, tastend Tierfelle erkennen und unentwegt raten und erraten, was wozu dient, wie es funktioniert und warum das so ist. Neuerdings kann man, begleitet von Toneffekten und erläuternden Kommentaren, mit einem imaginären Heißluftballon über eine Landschaft fliegen und dabei die Flughöhe an jener Stelle feststellen lassen, an der der Ballon hält!
Ein spielerischer Tiergarten Auf jeden Fall sollten Sie mit Ihren Kindern den Děčíner Zoologischen Garten 22 auf dem Kamm der Hirtenwand (Pastýřská stěna) besuchen. Hier kann man nicht nur Tiere ansehen. Die Kinder werden Teil eines großen Spiels, bei dem Laute von Tieren, deren Bedürfnisse und Fähigkeiten erkannt werden sollen. Sie erfahren so auf spielerische Weise an einem halben Tag mehr, als während eines halben Jahres in der Schule. Beinahe auf Schritt und Tritt gibt es eine Aufgabe, ein Rätsel, einen Wettbewerb, eine Aufforderung, ein Mysterium. Ihre Kinder erwarten Tastfenster, in denen beispielsweise eine abgestreifte Schlangenhaut befühlt werden kann. Geruchsfenster, sprechende Tafeln, eine zaubernde Telefonzelle, von wo aus Tiere angerufen werden können ... Diese unendliche Reihe von Spielen hat allerdings ein klares Ziel – mit Spaß und Lust die Geheimnisse der Tierwelt zu ergründen. Die Schmuckstücke im Děčíner Zoo sind Helga und Siegfried, zwei Grizzlybären. Sie sind übrigens die einzigen Vertreter ihrer Art im gesamten Gebiet der ehemaligen Tschechoslowakei! Es sind noch mehr Tiere hier, die Sie sicher kaum gesehen haben. Zum Beispiel der Prinz-Alfred-Hirsch oder Urson (auch Baumstachelschwein genannt), dazu der beeindruckende, seltene Amur-Leopard, der Malaysische Bär, der Ameisenbär, etliche Makak-Affen, Kapuzineraffen und Loris – ein sehr bunt gefächertes Angebot. Ab Mitte 2013 kommt noch ein südamerikanischer Tapir hinzu! Damit jedoch noch nicht genug: In einem der Fauna der Böhmisch-Sächsischen Schweiz gewidmeten Teil des Zoos sind Tiere zu sehen, die ihre Kinder sicher aus heimatlichen Gefilden kennen. Aber man bekommt die scheuen Bewohner eher selten zu Gesicht. Hier schon. Dazu gibt es einen funkelnagelneuen Kinderspielplatz mit einer neuen Kletterschlange ... Bleiben da noch Wünsche offen?
Die Ausstellung im Haus der Böhmischen Schweiz
Was gibt es noch in der Umgebung? Machen Sie nach dem Besuch im Děčíner Zoo noch einen Abstecher in die vierstöckige Ausstellung Rajské ostrovy (Paradiesinseln) mit einem Korallenriff, einer Mangrovenküste, einem Regenwald, einer Wüste und einer Halbwüste! Übrigens – hier gilt die Zoo-Eintrittskarte, also nicht wegwerfen!
Grizzlybär im Zoo Děčín
Praktische Informationen Der Děčíner Zoo ist ganzjährig geöffnet, die Öffnungszeiten und viele andere Informationen finden Sie unter www.zoodecin.cz.
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AKTIVE ERHOLUNG
Golf Janov
Auf dem Golfplatz Janov darf auch im Schottenrock gespielt werden
GOLF DRESS CODE für Janov Auf dem Golfplatz in Janov ist es verboten, in Bluejeans zu spielen. Der Golfer braucht ein T-Shirt mit Kragen, evtl. Stehkragen oder einen Rolli.
Attraktives Golfspiel Meine Fahrten durch die Böhmische Schweiz trat ich mit dem Vorsatz an, selbst zu erkunden und zu erproben, was ich Ihnen danach empfehlen würde. Häufig kam ich auch auf den Golfplatz in Janov 23 . Schwer vorstellbar, dass es irgendwo einen anderen Golfplatz mit einer derartig spektakulären Kulisse gibt: Einerseits der monumentale Růžák (Rosenberg), der ehrwürdige Jedlová (Tannenberg) und bei guter Sicht auch der Lausitzer Kleis. Andererseits ein Defilee sächsischer Tafelberge, im Norden dann die Křídelní stěny (Flügelwände) und während der laublosen Jahreszeit sogar das Prebischtor mit dem Falkennest. Im Süden ein bewaldeter Kamm, von dem der Arnolticer Kirchturm in den Himmel ragt, und noch ein Stück weiter der mysteriöse Děčínský Sněžník (Tetschner oder Hoher Schneeberg) - alles wie auf dem Präsentierteller … Jedesmal dachte ich so bei mir, dass es wunderbar wäre, hier zu spielen…, aber doch nicht für mich, der sozusagen gar nicht zur Familie gehört.
Untaugliche Vorurteile Golf ist ein von Vorurteilen umwobener Sport, ausschließlich jedoch bei Nicht-Golfern. Vorurteile taugen jedoch nichts. Und deshalb habe ich es versucht, rief den Manager des hiesigen Golfklubs, Jaroslav Novotný, an – und war verloren. Jetzt, nach meiner ersten Golferfahrung, erkläre ich nachdrücklich: Lassen Sie alle Vorurteile fallen und kommen Sie nach Janov, um zum ersten Mal im Leben einen Golfschläger in die Hand zu nehmen. Dabei ist es ganz gleich, ob Sie fünf, dreißig oder achtzig sind, denn Golf ist der wohl demokratischste Sport überhaupt. Eine Chance gibt es hier für jedermann, denn das Handicapsystem ermöglicht, dass leistungsstärkere und -schwächere Golfer zusammen spielen können! Zudem ist es ein ausgesprochener Gentleman-Sport. Schließlich
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Golf Janov
AKTIVE ERHOLUNG
ist seine britische Tradition derart würdevoll, anmutig und verführerisch, dass es lohnt, sich davon erzählen zu lassen. Genau das habe ich dann auch getan, als ich an jenem nebligen Septembermorgen, aufgestützt auf einem „NeunerEisen“, auf dem „Fairway“ beobachtete, wie sich die Sonne und die goldenen Hügel rundum durch die Nebelstreifen schoben. Dabei erfuhr ich jede Menge über die Geschichte des Golfsports, über seine Regeln und Begriffe, über Schlägerarten und ganz besonders über jenes zauberhafte Golf-GentlemanSein.
Ein echter Golfer betrügt nicht Die Gebote des Klubs enthalten eine schöne Sentenz: „Golf ist ein Spiel der Ehre – anderenfalls erfährt man nie die rechte, dem Spiel entspringende Befriedigung. Ein Gentleman verwendet die Zuckerzange, auch wenn er allein zu Tische ist.“ Sagen Sie selbst, ist dies nicht eine ausgezeichnete Anleitung – und nicht nur für das Golfspiel, sondern für das Leben überhaupt? Wie ich da so den Worten über jenen Sport lauschte, den ich bisher nur aus dem Fernsehen kannte, holten mich innere Zweifel ein. Über kurz oder lang würde ich am Abschlagplatz stehen und mich für immer unmöglich machen. Aber siehe da – ein neuer Zauber. Als ich dann wirklich am Abschlagplatz stand und krampfhaft versuchte, die Bewegungen meines Begleiters zu imitieren und meinen Körper zu zwingen, mehrere Anweisungen gleichzeitig auszuführen, wurde mir plötzlich klar, dass es wohl am besten ist, sich an das berühmte Golfersprichwort „Es braucht nicht viel, nur leichtes Spiel.“ zu halten. „Es ist wie Gras sensen …“, drang es an meine Ohren. Ich reagierte prompt, ahmte die Bewegung der Sense im hohen Gras nach, gab, ein wenig unbewusst, meinem Körper den Befehl zur Bewegung und – welch ein Wunder – der Ball flog ins Weite. Vielleicht haben Sie schon mal was vom Golforgasmus gehört, ich jedenfalls habe ihn in jenem Moment erlebt. Ähnliche Gefühle beobachtete ich dann auch auf dem Green. Ein Ball, der lediglich durch Ihre Geschicklichkeit weich ins Loch fällt, vermittelt eine völlig neue Erfahrung.
Dem Golfspiel verfallen Golf ist aus der Sicht eines Könners ein Triumph der Koordination. Was alles einzuhalten ist, um den Ball in die richtige Richtung und eine gehörige Weite zu schicken … Mein Körper begann langsam, das alles zu verstehen, jedoch ungehörig unabhängig von mir selbst. Es wäre müßig, weiter zu erzählen – versuchen Sie es einfach selbst. Vielleicht nur für ein paar Stunden. Sie absolvieren alles ebenso wie ich und spielen zum Schluss noch ein paar Löcher. Ehrfürchtig betreten Sie die samtweichen Greens, durchwaten den Rough, alles wunderschön schweigend, oder Sie stellen, im Gegenteil, fest, dass Sie gerade einem Menschen, den Sie das erste Mal im Leben sehen, etwas zu sagen haben – und wenn dann noch der Schlag gelingt, erleben Sie ein nie dagewesenes Rauschgefühl. Und die brausende Symphonie der Natur ringsum … Ich kam von Janov mit der Überzeugung zurück, dass die Höhe meines Kontostandes unwichtig ist, auch, in welchen Kreisen ich verkehre oder die Marke der Kleidung, in der ich mein erstes Loch im Leben spielte. Ich war „gefangen“ für den Rest meines Lebens. Abends, vor dem Schlafengehen, ertappte ich mich, wie ich im Schlafanzug jene Golfhaltung probierte, in der der Körper zu einer biomechanischen Maschine wird und die ihm innewohnende Seele überrascht …
Praktische Informationen Bestellen Sie die Aktivitäten für den Janover Golfplatz bei Nord Bohemia Golf unter der Telefonnummer: +420 602 445 651, Informationen unter www. golfjanov.cz. Wir empfehlen das Absolvieren a) der Miniakademie = Basiskurs (8 Stunden) für Anfänger um die hiesige Spielbefähigung zu erreichen, im Preis (2000 CZK) inbegriffen sind: Trainer, Platzeintritt und Schlägerverleih, der Kurs wird für 2 bis maximal 5 Personen organisiert b) Training = vom Spieler durch Vereinbarung mit dem Trainer festgelegte Tätigkeit, dabei kann es sich um Training auf der DR, dem Golfplatz oder eine Regelausbildung handeln. Das Training dauert 25 bis 50 Minuten, der Preis bewegt sich zwischen 250 und 450 CZK.
Golfakademie
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GESCHICHTE UND KULTUR
Schloss Weesenstein und Festung Königstein
Erhabenes Schloss auf hohem Fels oder Perle Sachsens Ein Märchenschloss verkehrt herum
Schloss Weesenstein
Praktische Informationen Was Sie über Weesenstein wissen möchten, finden Sie unter www.schloss-weesenstein.de, Informationen zu Königstein gibt es unter www.festung-koenigstein.de.
Geheimtipp Auf Weesenstein sollten Sie unbedingt an Ihr leibliches Wohl denken! Die Schlossbrauerei braut Bier in Renaissancemanier, das hervorragende Restaurant bietet auch Sitzplätze im Freien, zudem gibt es ein Café mit köstlichen Desserts. Den Königstein können Sie natürlich das ganze Jahr über besuchen. Romantiker wissen jedoch, dass sie in der Adventszeit während des historisch-romantischen Weihnachtsmarkts besonders auf ihre Kosten kommen. Der Markt ist in seiner Art einmalig.
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Einer der imposantesten sächsischen Burg-Schloss-Komplexe ist der märchenhaft anmutende Weesenstein 24 . Seine mysteriöse Eigenart gründet auch darauf, dass das Schloss quasi verkehrt herum errichtet wurde. Es befindet sich westlich von Pirna und kaum 30 Kilometer von der tschechischen Grenze entfernt, unweit der Autobahn nach Dresden. Sein verborgenes Herz besteht aus einem mächtigen Granitfelsen im malerischen Tal der Müglitz. Und alles, was Sie hier zu Gesicht bekommen, ist anders als ursprünglich erwartet. Das verwobene Gewirr von Stiegen und Treppenaufgängen mutet schon allein deshalb abenteuerlich an, weil sich zum Beispiel die Pferdeställe im fünften Stock befinden. Die herrschaftlichen Gemächer (sie zählen zu den wenigen Schlossgemächern Sachsens, die noch die originale Inneneinrichtung, die historische Wohnkultur des Adels zeigen) mit wertvollen historischen Tapeten dagegen liegen ein Stockwerk tiefer als die Kellerräume. Zu ihnen muss man hier hinaufsteigen. Der Tanzsaal befindet sich auf dem Dachboden... Das alles hat jedoch einen guten Grund: Das Schloss wurde von oben nach unten gebaut! Begonnen wurde mit einer Burg auf dem Felsen. Dann wurde gebaut und gebaut, bis der gesamte Felsen in einen architektonisch ansehnlichen Komplex „verpackt“ war. Er wirkt, obwohl er über Jahrhunderte hinweg entstanden und mit Elementen vieler Baustile - von der Gotik bis zum Neoklassizismus - versehen ist, kompakt und ausgesprochen vornehm. Die Besichtigung der Innenräume führt den Besucher in die Vergangenheit Sachsens. Die Tapeten suchen ihresgleichen. Der Schlossgarten geht vom neoklassizistischen Wintergarten über in einen barocken französischen Park und mündet in einen weitläufigen englischen Garten. Ein Audioguide – am Eingang auszuleihen – versorgt Sie mit den nötigen Informationen.
Die Bergfestung hoch über der Elbe Eingebettet in die bizarre Felslandschaft der Sächsischen Schweiz thront weithin sichtbar auf einem Tafelberg die Festung Königstein 25 . Auf einer Fläche von 13 Fußballfeldern laden mehr als 50 imposante Bauwerke und ausgedehnte Grünanlagen zum „Abenteuer Festung“ ein. Die 247 m hoch über der Elbe gelegene Bergfestung bietet zudem einen fantastischen Rundumblick übers Elbsandsteingebirge bis hin nach Dresden. Im Mittelalter gehörte die Burg auf dem Königstein dem böhmischen König, der ihm auch seinen Namen gab. Die erste Bezeichnung als „Stein des Königs“ stammt aus der Zeit Wenzels I. Früher lebten hier Soldaten mit ihren Familien wie in einer kleinen Stadt. Daran erinnern noch heute der tiefste Brunnen in Sachsen (152,5 m), die erste sächsische Garnisonskirche und die älteste erhaltene Kaserne Deutschlands. Ein weiteres Highlight ist das Königsteiner Riesenweinfass – eine moderne Installation aus 12.227 Weinflaschen. Ein Audioguide, diverse Führungen und Ausstellungen geben heute einen anschaulichen Einblick in den Festungsalltag von einst. Und ein Audioguide speziell für Kinder sorgt dafür, dass sie auf unterhaltsame Weise jede Menge Neues erfahren. Kennen Sie die Veranstaltungsangebote der Festung Königstein? Unternehmen Sie eine Zeitreise ins 17. Jahrhundert, wenn im Juni »Die Schweden den Königstein erobern« oder machen Sie mit bei den Outdoor-Erlebnis-Tagen FESTUNG AKTIV! im Juli. Festung Königstein
Schloss Šluknov
GESCHICHTE UND KULTUR
Vom guten Ende des Šluknover Schlosses Es gibt Orte, an die man gern zurückkehrt. Für mich ist Schloss Šluknov 26 ein solcher Ort. Warum? Weil ich es mag, wenn etwas gut ausgeht. Vielleicht erinnern Sie sich noch an den Artikel in der „Erlebnisse“-Ausgabe vom letzten Jahr. Darin beschrieb ich den Großbrand des Schlosses von 1986, der alles vom zweiten Stockwerk aufwärts, einschließlich Dach, zunichte machte. Und damit auch einundzwanzig Jahre unermüdlicher Arbeit. Sie sollte dem Schloss den einstigen Glanz und Ruhm zurückbringen, den es als Juwel der Sächsischen Renaissance auf böhmischem Boden genossen hatte. 2008 wurde das Schloss neu eröffnet. Es beherbergt eine historische Ausstellung und liefert zudem dafür einen Beweis, dass das Handwerk auch noch heute Großes vollbringen kann. Es gibt noch immer geschickte und künstlerisch begabte Spezialisten, die eine Kassettendecke, Sessel, Leuchter oder herrlich ausgelegte Fußböden anfertigen oder buchstäblich aus Scherben historische Kachelöfen zusammenzusetzen können... Ich bin froh, dass wir unter uns noch derartige Könner haben. Deshalb begab ich mich nach einjähriger Pause erneut nach Šluknov. Inzwischen weiß ich, dass das gute Ende gar kein Ende ist. Im Gegenteil. Auf dem Schloss herrscht reges Leben. Die Ausstellungen werden erweitert, neue kulturelle Veranstaltungen aus der Taufe gehoben, mehr und mehr Menschen angezogen.
Schloss Šluknov
Praktische Informationen
Veteranen, Förster und herrliche Windbeutel
Alle Informationen finden Sie unter www.mesto-sluknov.cz.
Vorbeikommen kann man hier jederzeit. Außer an den Weihnachtsfeiertagen, zu Silvester und Neujahr ist hier täglich geöffnet. Schon aus einiger Entfernung übt das vollkommen symmetrische Gebäude einen eigenartigen Reis auf den Betrachter aus. Machen Sie nach Ihrer Ankunft zuerst einen Spaziergang durch den Schlossgarten. Danach lädt die überwölbte Eingangshalle zu einer Pause ein. Hier ist die Konditorei Das Schlossfest U Dlaska zu Hause, die herrliche Windbeutel anbietet. Schauen Sie sich im gut geführten Informationszentrum um und lassen Sie sich durch das Museum führen. Wenn man auf den Boden steigt, kann man einem Konzert oder einer Theatervorführung lauschen oder in der Schlossteestube bei einen Glas Tee seinen Gedanken nachhängen. Während einer nächtlichen Besichtigung bei Kerzenschein lassen sich Besucher gern in ein Märchen oder eine Geschichte entführen. Auch das wunderschöne Schlossfest in historischen Kostümen, mit historischem Handwerk und allerlei anderer Abwechslung sollten Sie besuchen. Es gibt auch zwei neue Ausstellungen. Die erste ist eine des Verbandes der k. u. k. Armeeveteranen der Länder der Böhmischen Krone (Svaz c. k. vojenských vysloužilců zemí Koruny české) - sie heißt wörtlich übersetzt: Schluckenauer Gebiet, Armeeveteranen und der Große Krieg. Hier entdeckt man eine Veteranenuniform, ein mobiles Feldkontor und viele andere Sammlerstücke. Man erfährt, dass der Veteranenverein ein Versicherungsersatz ist und dass sich hinter der Ausstellung der Klub der Militärgeschichte verbirgt. Er rekonstruiert u.a. im gesamten Schluckenauer Zipfel Denkmäler für im Ersten Weltkrieg gefallene Soldaten. Die zweite Ausstellung ist ein Forstmuseum. Das wiederum entstand in langjähriger Zusammenarbeit des Schlosses mit der benachbarten Forstmittelschule. Hier sind die Nachbildung eines Förster-Arbeitszimmers, verschiedene Forst- und Jagdwerkzeuge und ein Raum mit meteorologischen Geräten zu sehen. Wie gesagt, Schloss Šluknov ist sehenswert und macht weiter von sich reden.
Das beliebte Schlossfest findet stets am letzten Freitag und Samstag im Juni statt.
Schlossgarten
Das Innere des Schlosses
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INTERESSANTES
Musikalische Böhmische Schweiz
Horchen Sie hinein in die Felsen- und Schluchtenlandschaft
Praktische Informationen Über das Festival in Srbská Kamenice - www.festivalsrbska.cz; über den Kultursommer Chřibská unter www.chribska.cz. Möchten Sie aktuelle Infos über Kulturangebote in der Region Děčín, individuell verpackt? Dann nutzen Sie die ansprechende Seite www.facebook.com/Decinsko.
Wussten Sie, dass… ... von der gemeinnützigen Gesellschaft Böhmische Schweiz (obecně prospěšná společnost České Švýcarsko) der bemerkenswerte Erzählband Böhmische Schweiz – eine inspirierende Landschaft (České Švýcarsko Krajina inspirace) von Jaroslav Holoubek mit schönen Fotos von Zdeněk Patzelt herausgegeben wurde? Er stellt die künstlerische Seite des Landstrichs dar.
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Die Musik der Felsen und Schluchten Ist Ihnen das auch schon passiert? Man geht spazieren und hört plötzlich Musik. Das wäre nicht verwunderlich, wenn tatsächlich irgendwo Musik spielen würde. Dem ist jedoch nicht so. Trotzdem hört man sie. Vielleicht liegt das daran, dass wir mit Filmen aufgewachsen sind. Läuft dann die Landschaft wie im Film vorbei, hört man unbewusst Filmmusik, die unsere Gefühle und Emotionen begleitet oder uns aufrüttelt. Bei Wanderungen durch die Böhmische Schweiz ist Musik in mir allgegenwärtig. Denn sie existiert imaginär – zwischen schroffen Felsen, in Waldschluchten und auf Wiesen - aus dem Nebel aufsteigend, mit der Sonne erwachend, mit den Schatten in Gewässern versinkend. Es gibt sie hier seit jeher.
Klänge als ständige Begleiter... Man sagt, die menschliche Seele selbst sei wie eine Landschaft. Welch eine Musik mag da erklingen? Wohl bei jedem eine andere. Man kennt die Geschichte: Für den dreizehnjährigen Jungen, den Sohn eines Forstmeisters aus Chřibská 27 , spielt im Flusstal von Chřibská Kamenice eine zarte Geige, schmettern zwischen den Felsen an der Waldhütte Tokáň lautstark die Trompeten und ertönt vom Berggipfel Spravedlnost ein weihevoller Chorgesang. Bereits das fünfte Jahr lebt er in dieser Gegend - mitten in der Natur. Sein ganzes Leben wird er aus ihr Kraft und Inspiration schöpfen. Er wird zum Begründer der modernen Oper heranwachsen, berühmt in Prag, London, Paris und Wien, wo er 1778 stirbt. Das leise Klingen der Kuckucksblumen, die auf der Marschnerwiese blühen, wird er jedoch für immer in Erinnerung St. Jakobus der Ältere in Česká Kamenicet behalten. Sein Name ist Christoph
Musikalische Böhmische Schweiz Willibald Gluck. Oder der junge Mann, der sich heimlich über den verschlafenen Marktplatz von Česká Kamenice 28 in die Kirche St. Jakobus des Älteren schleicht. Dort wird er beseelt die Orgel spielen, anstatt Deutsch zu lernen. Nur deshalb ist er von seinem Vater hierher geschickt worden: Für einen guten tschechischen Metzger ist das im Jahr 1856 Deutsch ein Muss. Der Junge aber wandert lieber zu den umliegenden Bergen und entwirft seine ersten kleinen Kompositionen! Der Name dieses Ungeratenen? Antonin Dvořák. - Oder der Jüngling mit langer Nase, der nach der letzten französischen Mode in einem Frack steckt und mit der jungen Josefina Thun durch den Garten des Děčíner Schlosses wandelt? In der Tasche trägt der Verliebte ein zerknülltes Notenblatt mit einem Walzer, den er eben für das schöne Mädchen geschrieben hat. Gemeinsam blicken sie entrückt hinunter ins Tal, wo die Elbe gemächlich zwischen mächtigen Felsen dahinfließt. Sein Name: Fryderik Chopin.- Oder ein anderer junger Mann, mit schwungvoll gebundenem Tuch, zerzaustem Haar, die Arme weit ausgebreitet. Er erklimmt die Jetřichovicer Aussichten, fliegenden Walküren entgegen... Richard Wagner. Viele talentierte, in diesem natürlichen Kleinod lebende Komponisten, haben hier Auftragswerke oder ganz spontan Musikstücke komponiert. Man kann sie in fünf Linien zusammenfassen, die als musikalisches Spiegelbild von Raum und Zeit, Mensch und Natur gelten können: Augustin Stradal, Johann Christoph Kridel, Thaddeus Palme, Anton Rössler... Ein Phänomen ist Karl Ferdinand Pohl aus Chřibská, der auf einer Glasharmonika spielte - ein bemerkenswertes Instrument, das sein Vater entwickelte. Die Böhmische Schweiz ist für Musik wie geschaffen und immer wieder inspirierend. Auch heute noch. Beispielsweise verlebte der Komponist Miloš Bok seine Kindheit und Jugendzeit in einem wunderschönen Landhaus in Kamenická Stráň und besuchte die Schule in Růžová. Die Natur beflügelte seine Sinne während vieler Streifzüge zum Hirtengipfel. Bereits mit achtzehn Jahren schrieb er sein Opus magnum – Missa Solemnis. Auch die Oratorien Elfen aus dem Kirnitzschtal (Skřítkové z Křinického údolí) entstanden hier. Noch in Arbeit ist die Apokalypse in Kamenická Stráň (Apokalypsa v Kamenické Stráni).
... und bis heute hörbar Wir haben heute zwei Möglichkeiten, Musik zu erleben. Entweder beim Wandern, wenn man sich inspierieren lässt und einfach der Natur lauscht. Oder man taucht in das reiche Konzertleben der Böhmischen Schweiz ein. So veranstaltet die Kirche St. Wenzel in Srbská Kamenice 13 seit fast zwanzig Jahren ein internationales Musikfestival. Jeden Samstag im August und häufig auch im September können Sie sich, in barocker Kulisse, an guten Konzerten klassischer Musik erfreuen. Garant des Festivals ist der SoloKlarinettist des Orchesters des Prager Nationaltheaters Tomáš Čistecký. Die Konzerte warten mit schlüssiger Dramaturgie und ausgezeichneter Besetzung auf. Häufig werden dabei die Solisten von der Orgel begleitet. Zu hören ist auch interessante Kammermusik. Ähnlich traditionell ist das Festival Kultursommer Chřibská (Chřibské kulturní léto) mit Konzerten, die sich unter anderem der hier gebauten Glasharmonika widmen. In der Kirche St. Georg finden Konzertmessen statt. Zudem gibt es begleitende Veranstaltungen – Gesprächsrunden, Ausstellungen, Vorträge. Oder für Kinder eine Reise durch den Märchenwald und selbstverständlich eine Besichtigung des örtlichen Vorzeigeobjekts – des Tadeáš-Haenke-Museums. Wussten Sie übrigens, dass im Jiříkover 29 Ortsteil Filipov die 1885 erbaute neuromanische Basilica minor Maria Hilf der Christen steht? Sie ist zum Gedenken an die Wunderheilung einer schwerkranken Weberin errichtet worden. Gehen Sie hin, am besten in den Ferien, denn da findet in der Basilika das international besetzte Orgelkonzert Arte Musica statt. Nicht nur das Instrument ist einmalig - die Interpreten sind es auch. Konzerte gibt es an vielen anderen Orten in der Böhmischen Schweiz.
INTERESSANTES
Glasharmonika
Was gibt es noch in der Umgebung? Zu erwähnen ist noch das vielversprechende internationale Musikfestival Lípa Musica. Es findet in hier beschriebenen Orten statt – konkret auf Schloss Děčín, und zwar in der erwähnten Basilika von Filipov und im Theater in Nový Bor sowie im sächsischen Großschönau und in Zittau. Wiederum mit bemerkenswerter Dramaturgie und hervorragenden Interpreten! Mehr unter www.lipamusica.cz.
Kultursommer Chřibská
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GESCHICHTE UND KULTUR
Děčín
Děčíner Ufergelände mit dem Schloss zu einer Zeit, als die Bibliothek noch nicht stand
Praktische Informationen Sämtliche Informationen zum Schloss Děčín finden Sie unter www.zamekdecin.cz. Führungen nach Absprache auch auf Deutsch. Die Öffnungszeiten der Stadtbibliothek sowie das Veranstaltungsangebot finden Sie übersichtlich unter www.dcknihovna.cz. Und noch ein nützlicher Rat – in der Bibliothek und im Infozentrum können Sie mit Kreditkarte bezahlen! Alles, was Sie über das Infozentrum und über die touristischen Höhepunkte der Stadt Děčín wissen möchten, finden Sie auf der nagelneuen und komfortablen Website www.idecin.cz.
Schlossgemächer
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Altehrwürdig und hochmodern Děčín 30 (Tetschen) ist die größte Stadt der Sächsisch-Böhmischen Schweiz. Das soll gleich zu Beginn klargestellt werden. Ich muss aber zugeben, dass ich nicht ganz objektiv bin. Denn diese Stadt ist mir seit meiner Geburt ans Herz gewachsen. Sie ist von beeindruckender, wenn auch nicht immer auf Anhieb sichtbaren Schönheit. Für das tägliche Leben hat sie alles, was man braucht - und ein freundlicher Gastgeber ist sie obendrein. Folgen wir diesmal einer Einladung in zwei Gebäude, die die Stadt prägen, deren Bau zeitlich aber weit auseinander liegt.
Historisches Schloss inmitten von Gärten Das auf einem Felsen über der Elbe thronende Schloss gehörte dem Adelsgeschlechts von Thun und Hohenstein. Ohne Frage – es ist ein schönes Schloss. Speziell im zwanzigsten Jahrhundert hat es schlimme Zeiten erlebt. Davon war es lange gezeichnet und hat sich nur langsam davon erholen können. Heute zeigt es schon wieder seine schönen Seiten. Jahr für Jahr gibt es mehr Räumlichkeiten im Schloss, in die man einen Blick werfen kann. Die Rundgänge für die Besichtigungen werden erweitert und immer vielfältiger. Zu den bereits restaurierten „Schlossgemächern“ und zum „Barockrundgang“ zählt eine völlig neue Trasse. Sie führt im wesentlichen durch den jüngst instand gesetzten südlichen Schlossflügel. Er entstand um die Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert, als hier Jaroslav und Franz von Thun residierten. Welchen Rundgang Sie auch wählen, Sie werden beeindruckt sein. Sie ahnen es: Ich beschreibe nun die Barockführung. Über eine barocke Brücke kommen Sie in den barocken Pferdestall mit einer Kutschenausstellung. Weiter geht es in den barocken Rosengarten mit seiner schönen Sala terrena und den barocken Glorietten. Anschließend durch einen überdachten Arkadengang in die Barockkirche der Erhöhung des Heiligen Kreuzes mit der Kapelle Mariä Schnee. Dieser ganze Abschnitt ist erst seit Kurzem öffentlich zugänglich. Nun ja, da bliebe noch eine knifflige Frage: Wer darf überhaupt durch das Schloss führen? Die Antwort ist nicht leicht, denn es kommt darauf an, wie alt Sie sind. Am besten haben es die Kinder. Die Vier- bis Sechsjährigen werden von Comtesse Klara begleitet, die mit ihnen (bei großem Protest auch mit den Eltern) „Auf den Spuren der Schlosskinder“ unterwegs ist. Es handelt sich dabei um eine völlig neue, spielerische Besichtigung der Schlossgemächer. Die etwas größeren Kinder „übernimmt“ der Schwarze Ritter Sigmund von Wartenberg höchstpersönlich. Er bringt die Jugendlichen auch an Orte, die Besucher regulär nicht zu Gesicht
Děčín
bekommen - unter anderem in die Kellerräume und in den Zwinger. Sollten Sie zur Weihnachtszeit hier sein, führen Jaroslav Thun und seine Gemahlin durch das Schloss. Aber erschrecken Sie nicht, wenn auch mal zwei Lausbuben an ihnen vorbeihuschen. Es sind die gräflichen Enkel, für die auf dem Schloss eine weihnachtliche Überraschung vorbereitet wird. Eine Neuheit auf dem Tetschener Schloss ist besonders bemerkenswert. Sie ist für all jene gedacht, die lediglich am Schloss vorbeifahren. Nach langem Dornröschenschlaf werden nämlich die südlichen Terrassengärten des Schlosses geöffnet. Es sind jene berühmten Gärten, in denen erstmals auf dem europäischen Festland die berühmte, nach der englischen Königin Victoria benannte Riesenseerose Victoria amazonica (auch Victoria regia) erblühte. Das geschah 1852, also genau fünfzig Jahre, nachdem sie der aus Chřibská (Kreibitz) stammende Tadeáš Haenke in den Urwäldern des Amazonas entdeckt hatte. Diese Gärten sind faszinierend, weil man einen völlig neuen, offenen Rundgang machen kann. Dabei ergeben sich unerwartete Sichten auf das Schloss, die man gar nicht mehr kennt. Wenn Sie am barocken Kleinod, dem Teepavillon, stehen und über den Brunnen mit den plätschernden Fontänen hinauf zum Gartenhäuschen schauen - hin zum Schlossweingarten, zur Bogenbrücke oder zum Schlossturm, kommen Sie zu dem Schluss: Der frühere Sitz des Thun-Geschlechts ist wieder so bevölkert, wie er es damals unter der alten Herrschaft war- und Neue Stadtbibliothek das ist wirklich lange her.
GESCHICHTE UND KULTUR
Wussten Sie, dass… ...die Stadt Děčín zwei große Parkplätze eingerichtet hat, zu denen zuverlässige Wegweiser führen? Am linken Ufer ist es der Parkplatz „Vajer“, am rechten Ufer der Parkplatz „Atlantik“, und zwar auf dem Ufergelände vor der Stadtbibliothek. Von beiden Parkplätzen aus können Sie sich auf thematische Streifzüge durch die Stadt begeben, deren Karte Sie vor Ort finden.
Neues Zentrum voller Bücher und mit Panoramablick Nur ein Stück weiter, hinter der stählernen Tyrš-Brücke, bieten sich am Elbufer völlig neue Sichtbeziehungen. Erst seit 2012 gibt es die neue, architektonisch bemerkenswerte Stadtbibliothek. Aus welcher Richtung man auch schaut, das Gebäude fällt sofort auf. Das Architektentrio Šantavý-Svátková-Šedina gestaltete es wie ein riesiges Bücherregal. Also dann, hereinspaziert! Es ist ein Haus voller Licht, ein Domizil der Dichterfürsten und Literaturpäpste, eben ein Haus der Bücher und der Kultur allgemein. Unten drin ist ein großzügiges Informationszentrum. Neben der üblichen Ausleihe kann man sich die Wartezeit auch anders vertreiben: mit einem leckeren Kaffee aus der hiesigen Rösterei oder einem Aufenthalt auf der überdachten Terrasse mit Elbblick. Die Aussicht ist wirklich eine Attraktion der Bibliothek, aber natürlich nur ein Nebeneffekt. Die Hauptsache ist der bibliophile Teil. Der Balkon macht die Ausleihe aber einfach angenehmer. Denn man nimmt dort Platz, trinkt etwas, während man in Zeitschriften oder Büchern blättert. Schaut man hoch, gleitet der Blick über die Elbe, auf die Brücke und das weißgetünchte Restaurant auf der Schäferwand ... Man hat ein wohliges Gefühl und genießt den Zustand aboluter Ruhe wie in einem sommerlichen Nirwana. Und da waren wir noch nicht einmal auf dem Dach, wo die weitläufige Terrasse noch schönere Aussichten und einen Panoramablick eröffnet. Der absolute Hammer ist allerdings die Kinderabteilung. Hier handelt es sich nicht um eine Bibliothek im landläufigen Sinne. Vielmehr findet man einen universellen, kreativen Raum für Kinder vor. Sie können hier malen, Theater spielen, herumtoben und womöglich auch schlafen. Toll, dass die Bibliothek sogar an den Wochenenden geöffnet ist, und zwar ab neun Uhr morgens bis acht Uhr abends. Man kann also hierherkommen, in den E-Mails stöbern, im Internet browsen (was selbstverständlich auch im Infozentrum möglich ist), einem Konzert lauschen oder für eine Weile lesen. Das ist in der Tat eine fabelhafte Idee.
Rosengarten
Geheimtipp Vielleicht werden Sie es unangemessen finden, aber ich weiß, wovon ich spreche. Es gibt, kurz gesagt, Augenblicke, in denen man wissen sollte, dass die Stadtbibliotherk in Děčín separat von den Bibliotheksräumen auch öffentliche Toiletten betreibt, sodass man nicht in würdeloser Weise vortäuschen muss, sich ein Buch ausleihen zu wollen, um zu...
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AKTIVE ERHOLUNG
Varnsdorfer Spezialitäten
Das Lokal der Brauerei Kocour ziert ein kupferner Sudkessel
Wussten Sie, dass… ...die Varnsdorfer Bauernmärkte jeden dritten Samstag im Monat stattfinden und dreimal im Jahr ein buntes Begleitprogramm haben? ...Sie sämtliche Informationen hierzu sowie zu den weiteren Aktivitäten der LAG Šluknovsko unter www.mas-sluknovsko.cz finden?
Bauernmärkte in Varnsdorf
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Märchen aus dem Schluckenauer Zipfel Von den sogenannten LAG, den lokalen Aktionsgruppen, wusste ich bisher gar nichts. Bis ich in Varnsdorf Eva Hamplová, die Vorsitzende der LAG Schluckenauer Zipfel (Šluknovsko) traf. Mal abgesehen von der Definition, haben sich in der LAG Šluknovsko Mitstreiter gefunden, denen ihre Region nicht egal ist. Sie denken über Projekte nach, über die sie die Region entwickeln können. Das findet vor allem im Rahmen des Programms für die ländliche Entwicklung statt. Dafür gibt es Fördermittel aus den europäischen Strukturfonds.Und auch das „einfache Volk“ entscheidet mit, was mit dem Geld gemacht wird. Etwa in der Form: Liefert eure Ideen - und stehen sie mit unseren Visionen im Einklang, erhaltet Ihr von uns einen Zuschuss. Es ist kaum zu glauben, was auf diese Art bereits zustande kam. Die Palette reicht von der Sanierung und Rettung kirchlicher Bauwerke über Kinderspielplätze bis hin zu Projekten von lokalen Firmen. So will die LAG unter anderem, dass der Obstanbau in das Gebiet um Šluknov zurückkehrt - ein tolles Vorhaben. Die Mitstreiter organisieren Bauernmärkte vor dem Varnsdorfer Schützenhaus. Oder sie sorgen dafür, dass die riesige, noch viel zun wenig bekannte Tollensteiner Herrschaft (Tolštejnské panství) mehr gefördert wird. Deshalb wurde eine Aktion ins Leben gerufen, die etwa so abläuft: Sie bekommen einen Pass und wandern damit durch die herrschaftlichen Gebiete. Man verpasst Ihnen Stempel, Sie genießen Ermäßigungen und können unter anderem Mitglied des ritterlichen Gefolges des Albrecht Birke von der Duba (Albrecht Berka z Dubé) werden, um sich dann auf den Tollensteiner Festspielen zum Ritter schlagen zu lassen. Sie kennen die Aktion nicht? Dann holen Sie sich schnell den Pass und werden Sie zum Abenteurer! Ich will nun über zwei Projekte berichten, die als regionale Produktes der Böhmischen Schweiz zertifiziert wurden und die beide von der LAG Šluknovsko unterstützt werden.
Vom Kater in halben Litern Über die Brauerei Kocour 31 (= Kater) schreibe ich in den „Erlebnissen“ nicht zum ersten Mal, und das hat seine Gründe. Ich drücke gern Leuten die Daumen, die ihre Sache bis zum Ende durchziehen. Immer, wenn ich in die ehemalige Keramikfabrik am Rande von Varnsdorf komme, sehe ich, dass all die Pläne, über die im Vorjahr gesprochen wurde, bereits in die Tat umgesetzt sind. Der „Oberkater“ (Vrchní Kocour) Josef Šusta ruht sich aber nicht auf seinen Lorbeeren aus, sondern hat ständig neue Pläne. Diese Brauerei macht vieles anders. Hier werden mehr als 30 Sorten Bier nach Rezepturen aus aller Welt gebraut. Typisch Tschechisches gibt es zwar wenig. Dafür kann man belgische, irische, neuseeländische, amerikanische, japanische und andere Biere kosten... Und zwar sämtlich aus
Varnsdorfer Spezialitäten
regionalen Rohstoffen und häufig unter der Aufsicht eines Bierbrauers aus dem entsprechenden Land. Es gibt mit viel Liebe gebraute Spezialbiere, und es gilt die Philosophie vom Bier als perfektem Begleiter zum Essen. Das „Kater“Restaurant spricht viele Sinne an. Schon die herrlichen, kupfernen Sudkessel sind eine Augenweide, aus den Zapfhähnen fließt so manche Bierspezialität. Die Speisekarte offeriert Biergulasch aller Art, zarte Schnitzel, knusprige Schweinshaxen, Rippchen und Enten mit Kraut. Der Clou: Man berät Sie, welches Bier zu welchem Gericht passt. Sollten Sie jedoch nur auf „ein Glas“ Bier kommen, empfiehlt man Ihnen bestimmt eine Methode, wie man vom reichhaltigen Angebot möglichst viel probieren kann und dabei den Biergenuss langsam steigert. Ich rate Ihnen, sich ohne Wenn und Aber darauf einzulassen. Sie probieren Biersorten wie z.B. das extrabittere Quarterback oder Kubík, das bittere Sumeček (Wels), das legendäre Bier Samurai, obergärige Biersorten, unter anderem im Stile des Stout mit Kaffeenuancen. Oder ein bayerisches Weizenbier, ein helles Pale ale aus englischen Hopfensorten sowie die immer beliebteren Biere mit fruchtigem Geschmack. Also ich glaube, dass Ihnen der „Kocour“ bzw. Kater mit seinem Sortiment einfach die Sprache verschlägt. Und nicht genug: Bald wird man hier auch übernachten können - sogar in einem Eisenbahn-Schlafwagen!
König Windbeutel und Prinzessin Schaumrolle Die Geschichte dieser Konditorei ist unglaublich. Der Sohn eines Monteurs aus dem Varnsdorfer Maschinenbauunternehmen TOS, František Dlask, wurde in Argentinien geboren. Aufgewachsen ist er in Venezuela. Er absolvierte nach Abschluss der Hotelfachschule ein Praktikum auf den Kanarischen Inseln und in Mexiko, um letzlich seinen Traum zu verwirklichen und eine eigene Konditorei zu eröffnen. Wo? Weder in Buenos Aires noch in Caracas, sondern in Varnsdorf. Er entschied sich, ein klassischer, böhmischer Zuckerbäcker zu werden. Allerdings fand er weit und breit keine Firma, die typische Desserts nach seinem Geschmack herstellte. Und so begann er, selbst zu backen. Dabei hatte er eine einfache Methode. Solange ihm das Erzeugnis nicht schmeckte, kam es nicht auf den Ladentisch. Auf diese, leider viel zu seltene, Art kreierte er mit der Zeit die besten Windbeutel der Welt (für diese Wahrheit bin ich bereit, zum Duell anzutreten!), köstliche Schaumrollen, auch Schillerlocken genannt, die nicht zerfallen, sondern richtig knusprig sind, und Likörspitzen, so hoch wie das Matterhorn, Makronen, Punschschnitten... Immer, wenn ich die Konditorei Dlask betrete, tropft mir der Zahn. Allmählich kamen auch lokale Spezialitäten hinzu. Zum Beispiel die mit dem Zertifikat Regionales Produkt der-SächsischBöhmischen Schweiz ausgezeichnete Heidelbeerschnitte und die Tante-AlenkaTorte nach einem Familienrezept. Und hauptsächlich: Desserts aus aller Welt. Zuvor hatte Konditor Dlask Backbücher aus aller Welt gewälzt und fand schrittweise zur idealen Rezeptur. Deshalb bekommt man hier einen kanadischen Carrot Cake, einen irischen Stout Cake aus Schwarzbier (selbstverständlich Kocour), einen amerikanischen Pecan Pie oder ein samtiges, italienisches Tiramisu... Dazu Eis aus eigener Produktion mit den besten Zutaten. Nicht aus Instantpulver, sondern aus frischer Milch, frischer Schlagsahne und frischem Obst, einschließlich Vanilleschote, oder zarter Schokolade. Neuerdings wird auch erfrischender Eistee und sorgfältig ausgewählter Kaffee kredenzt. Sollten Sie also in Varnsdorf oder in Šluknov sein - die Firma Dlask 32 hat auf dem Schloss eine Filiale - versüßen Sie sich das František Dlask, Konditormeister Leben, denn hier gilt: Dlask ist eine Sünde wert!
Evropský zemědělský fond pro rozvoj venkova: Evropa investuje do venkovských oblastí. Strategický plán LEADER
AKTIVE ERHOLUNG
Praktische Informationen Ein guter Rat – Besuchen Sie am 8. und 9. 6. 2013 die Tollensteiner Festspiele (Tolštejnské slavnosti)! Den Termin für 2014 sowie sämtliche Einzelheiten zur Tollensteiner Herrschaft finden Sie unter www.tolstejnskepanstvi.cz. Was immer Sie über die Brauerei Kocour wissen möchten, finden Sie unter www.pivovar-kocour.cz. Hier sollten Sie einkehren, um eine der Brauereiveranstaltungen, beispielsweise den legendären „Kater-Rauch“ (Kocouří kouř), nicht zu verpassen!! Wenn Sie die Naschsucht packt, klicken Sie auf www.cafe.dlask.cz.
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Traditionelles Handwerk
Made in Böhmische Schweiz
Abenteuer im duftenden Reich der Kräuter Eine einladende Seifenmanufaktur Seifenmanufaktur Rubens
Praktische Informationen Informationen zur Seifenmanufaktur sowie den E-Shop finden Sie unter www.mydlarnarubens.cz. Und denken Sie daran – sobald Sie einmal die Seifenmanufaktur in Růžová besucht haben, können Sie im E-Shop immer zu Großhandelspreisen einkaufen. Fragen Sie doch mal in der Seifenmanufaktur nach! Wenn Sie etwas über Nobilis Tilia wissen möchten (einschließlich des E-Shops), finden Sie es auf www.nobilis.cz. Und hier noch ein Geheimtipp: Sollten Sie nach langer Wanderung bereits etwas fußlahm sein, können die speziellen wärmenden, entspannenden Massageöle, Massagecremes oder Massagegels Wunder tun. Das habe ich selbst an meinen Füßen ausprobiert.
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Teestube Nobilis Tilia
Am Rande des Dorfes 33 gibt es ein einladendes Haus. Es verstömt einen betörenden Duft. Wenn Sie an der Tür klingeln, wird Ihnen aufgetan. Egal, wann und mit wie vielen Leuten man kommt (die lapidare Öffnungszeit: „tagsüber“), stets werden Sie mit einem freundlichen Lächeln begrüßt. Frau Hrachovcová oder ihre Mutter - es ist ein reines Familienunternehmen - führt Sie in die Welt der handgemachten Seife. Sie erklären, wie man in einem gewöhnlichen Topf Seife kocht. Man kann alles riechen und betasten. Dann wird erzählt, wie man einst auf dem Dachboden ein kleines Heft mit einer uralten Anleitung zur Herstellung von Seife fand. Vielleicht verrät man Ihnen auch das „Rosenwunder“ - es war der Weg der Frauen vom ersten Topf Seife bis zur prosperierenden Firma. Sie hat ein Präsentationszentrum, eine Verkaufsstelle und einen gut funktionierenden E-Shop. Dann folgt eine Führung durch den Garten. Hier können Sie die Namen der Kräuter erraten, während Ihre Kinder ausprobieren, die Marken-Gravur auf die Seife zu bringen. Schließlich werden die Erzeugnisse vorgeführt, von denen die Frauen in bezaubernder Weise zu erzählen wissen. Sie sind plötzlich in einer Welt von Produkten, von denen die meisten echte Originale sind - entweder eigene Kreationen, mitunter auch zufällig entstanden, oder von Besuchern aus aller Welt angeregt, oder eben aus Großmutters Tagebuch übernommen. Neben Seifen und Produkten aus Salz vom Toten Meer - beispielsweise in der Mikrowelle erwärmte, lindernde Salzwickel - finden Sie hier auch Shampoos oder Öle zum Einreiben... Eigentlich geht es nicht so sehr um das Sortiment, sondern um das Erlebnis und um die Philosophie der „Kräuterfeen“. Sie freuen sich riesig, wenn es den Besuchern hier gefällt, wenn sie hier die Sorgen des Alltags vergessen, mit ihnen plaudern, sich entspannen und – sich mit einem Lächeln und dem festen Vorsatz verabschieden, irgendwann wiederzukommen.
Eine Oase der Ruhe, wo noch Wunder geschehen Wenn Sie weiter auf ruhigen Pfaden unterwegs sein wollen, um heilsame Düfte zu genießen, fahren Sie nach Vlčí hora 34 (Wolfsberg) und besuchen Sie die Firma Nobilis Tilia. Der Besuch dieses Ortes ist, so unglaublich es klingt, Balsam für die Seele. Es gibt hier einen ausgedehnten, beschilderten Kräutergarten, den man in Augenschein nehmen kann. Man kann mit den Betreibern plaudern und erfährt manches über die Welt der Heilkräuter. Ihre Sprösslinge spielen im Sandkasten, während Sie sich in einer Ecke entspannen und meditieren. Sie können auch mit den Kindern das Sensorium besichtigen, absolvieren vielleicht die Barfußtherapie oder begeben sich auf einen kleinen Ausflug rund um die drei sorgsam gepflegten Teiche. In der Teestube kann man sich eine spezielle Kräuterteemischung bestellen, in Büchern aus der Handbibliothek blättern (natürlich auch über Kräuter) und in die Musterverkaufsstelle gehen, um aus der unglaublich reichhaltigen Palette zertifizierter Naturkosmetik etwas auszuwählen. Einschließlich bemerkenswerter Präparate für Kinder - unter anderem für Allergiker und Leute mit Ekzemen - die direkt vor Ort hergestellt werden. Und sollten Sie länger in der Gegend weilen, können Sie einen der Kurse besuchen. Es werden philosophische Themen von Nobilis Tilia – über Phytotherapie und Botanik, die anthroposophische Botanik, über den Anbau von Heilpflanzen oder Permakultur erörtert. Sie können hier auch lernen, wie man in herkömmlicher Weise den Rasen mäht. Und falls Sie im Juni hier sind, lassen Sie sich nicht die Johannisfestspiele entgehen, ein Ökologiefestival mit Musik, Tanz, schöngeistigen Themen sowie auch lokalen Gerichten und Getränken.
Mit HUDYsport in das Felsgebirge
Auf dem Klettersteig zum Adlerhorst – furchtlos und sicher Sollten Sie kein begeisterter und erfahrener Bergsteiger sein, der nicht ohne Seil ins Klettergebiet loszieht, werden Sie mich vielleicht verstehen. Immer, wenn ich diese geschickten Kletterer sehe, kommen in mir Neid und Wut auf mich selbst hoch, weil ich das nie schaffen würde. Zumindest war es so bis zu dem Zeitpunkt, als mir ein Freund erklärte, was sogenannte gesicherte Klettersteige sind, im Italienischen Via ferrata genannt. Das sind, wie er mir verriet, Wege und Steige im Felsgebirge und in anspruchsvollem Berggelände, die mit fixierten Sicherungsseilen, eisernen Stufen, Eisenleitern, Ketten, Klammern, mit Stegen und allerlei Stiften versehen sind. Dieses ausgeklügelte System ermöglicht es auch einem relativ unerfahrenen Menschen, an Orte zu gelangen, wohin nur die Adler fliegen oder Bergsteiger klettern. Also versuchte ich es. Glauben Sie mir, es war ein absolut faszinierendes Erlebnis. Sie schweben gewissermaßen über der Erde, spüren die Wärme der Felsen und sehen unendlich weit. Sie haben dabei ein so intensives Gefühl, dass Ihnen quasi zwischen den Schulterblättern Flügel wachsen. Es ist etwas wirklich Außergewöhnliches. Der „Eiserne Weg“ (Via ferrata) oder auch Klettersteig allein genügt allerdings nicht. Man kann diese himmlische Höhe bis hinauf zum Gipfel nur dann erreichen, wenn man sich dafür gut, verteufelt gut, ausrüstet.
Der Ausrüster HUDY Hřensko Ich habe einen ausgezeichneten Tipp, wie man das in der Sächsisch-Böhmischen Schweiz macht, wo es etliche attraktive Klettersteige gibt. Die meisten Ausrüster sind wohl in Sachsen zu finden, z.B. im Haus des Gastes in Bad Schandau, und ein völlig neuer nun auch in Tschechien, und zwar in Hřensko 35 , wo das ganze Jahr über der Outdoor- Ausrüstung Shop & Verleih Hudy zur Verfügung steht. Hier leiht man Ihnen, was Sie benötigen, und berät Sie auch. Mit Saisonbeginn 2013 gibt es hier eine absolute Neuheit - und deshalb sind wir hier: der Verleih von Ausrüstung für gesicherte Klettersteige. Es gibt eine ganze Menge auszuleihen, damit man, vom Drahtseil gesichert, steile Wände erklimmen oder Extremsport an Orten betreiben kann, wo man wahrscheinlich an die Grenzen seiner Leistungsfähigkeit kommt. Es gibt Anseil- bzw. Klettergurte, Helme und Klettersteigsets. Zusätzlich bekommt man ein Kärtchen mit den „Regeln des sicheren Aufenthaltes auf gesicherten Steigen“. Da erfährt man vieles, was man noch nicht wusste. Also, nicht vergessen – zuerst eine Ausrüstung ausleihen und dann auf ins Klettergebiet! Sofern Sie keinen Klettersteig erklimmen wollen, sondern mit den Kindern einen Ausflug in die Felsenwelt planen, sollten Sie sich bei Hudy die legendäre Kindertrage Deuter ausleihen. In der ist Ihr Kind sicher, egal wohin sie gehen: Und für das Kind ist es ein tolles Erlebnis.
AKTIVE ERHOLUNG
Praktische Informationen HUDYsport finden Sie unter der Anschrift Hřensko 131 und alle Informationen erhalten Sie unter hrensko@hudy.cz, ggf. unter der Rufnummer +420 412 554 086. Geöffnet vom 1. 3. bis 31. 10., und zwar: MO–DO 9:00–17:30 FR 9:00–19:00 SA 9:00–18:00 SO 10:00–17:00 und vom 1. 11. bis 28. 2. MO–SA 9:00–16:30 SO 10:00-16:30 www.hudy.cz
Übersicht der gesicherten Klettersteige (Via ferrata) in der Umgebung Beuthenfall, Häntzschelstiege, Schwierigkeitsgrad B (Sächsische Schweiz) Jonsdorf, Nonnensteig, Schwierigkeitsgrad C, D (Lausitzer Gebirge) Oybin, Alpingrat, Schwierigkeitsgrad C, D (Lausitzer Gebirge) Dresden, Kurt und Georg Löwinger Steig, Schwierigkeitsgrad C, D (Dresden) Dresden, Sachsenstiege, Schwierigkeitsgrad E (Dresden) Děčín, Schäferwand (Pastýřská stěna), Schwierigkeitsgrad B, C – in Vorbereitung (Böhmische Schweiz)
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WANDERN
Aussichtspunkte
Lassen Sie Ihren Blick durch das Elbtal schweifen
Wussten Sie, dass… ...das Elbtal per Rad oder mit Inlinern auf dem Elberadweg erkundet werden kann, www.labska-cyklostezka.cz der sich dann bis zur Nordsee fortsetzt?
Das Land von oben gesehen Obwohl wir keine Flügel haben, riskieren wir viel für den Blick aus der Vogelperspektive. Deshalb besteigen wir Berge und blicken hinab in die Tiefe. Dieser himmlische Blick hat auch etwas Teuflisches, nämlich Hochmut und Demut zugleich. Genau wie das Leben selbst. Schauen wir also rundum und lassen die Seele baumeln.
Die Elbe und ihre felsige Gefolgschaft
Hirtenwand (Pastýřská stěna)
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Das Elbtal, mancherorts eine bis zu dreihundert Meter tiefe, von bewaldeten Hängen, Felswänden und bizarren Sandsteinfelsen gesäumte Schlucht, ist ein so schöner Ort, dass einem darüber das Herz aufgeht. Brechen wir also auf, um es von den schönsten Aussichtspunkten zu genießen. Beginnen sollten wir in Děčín (Tetschen), direkt gegenüber dem Schloss, wo auf der 160 Meter hohen Hirtenwand 36 (Pastýřská stěna) weiß glitzernd die 1905 errichtete Nachbildung einer mittelalterlichen Burg steht. Schon lange gibt es hier ein Restaurant - und zwar ein sehr gutes. Seit jeher (besser gesagt – soweit meine Erinnerung reicht) nennt man es Nebíčko (Himmelreich), auch wenn es heute einfach Restaurant Zur Hirtenwand (Restaurant Na Pastýřské stěně) heißt. Diese liebevolle Bezeichnung charakterisiert jedoch sehr treffend den Blick von der neu instand gesetzten Aussichtsterrasse – eine wirklich himmlische Aussicht. Zweite Station ist die Aussicht Bohemia am gegenüberliegenden Elbufer und gleich danach der Quaderberg (Kvádrberk), ein Berg am anderen Elbufer. Bereits 1879 errichtete hier Baumeister Carl Hönig auf Geheiß des Verschönerungsvereins Děčín eine halbrunde Terrasse mit Geländer und einem sechs Meter hohen Sandsteinobelisken in der Mitte – dies alles zu Ehren der Silberhochzeit von Kaiser Franz Joseph I. und Kaiserin Elisabeth. Sie bekam - wie könnte es anders sein - den Namen Kaiseraussicht, der sogar von seiner kaiserlichen Majestät höchstselbst genehmigt wurde (ohne dass der Kaiser jemals hier verweilt hätte). Wir aber sind hier, schauen in die Ferne und erfreuen uns am Anblick von Děčín. Dabei befinden wir uns hier gerade mal am Anfang einer etwa elf Kilometer langen Elbaussichts-Tour. Wir gehen auf dem rot markierten Wanderweg den Kamm entlang - und schon kommen wir zur nächsten, der Schneeberg-Aussicht (Sněžnická vyhlídka). Wie
Aussichtspunkte
der Name bereits verrät, erblickt man von einem Felsplateau zwischen Bäumen hindurch den Tafelberg Tetschner Schneeberg (Děčínský Sněžník).Und ein Stück weiter die Elbwacht (Labská stráž), ein 1890 vom bereits erwähnten Baumeister Hönig nach einer Idee besagten Vereins errichteter Sandsteinpavillon. Das Geld dafür wurde damals durch Konzerte, Theatervorstellungen und Vorträge wohl aller Vereine Děčíns aufgebracht. Von hier aus hat man einen faszinierenden Ausblick auf den Rosenkamm (Růžový hřeben), der übrigens auch auf unserem Programm steht. Einen weiteren Panoramablick hält Spálenisko bereit, wo wir für einen Moment mit staunenden Augen verweilen. Es folgt die Rosenaussicht (Růžová vyhlídka) – für viele sie schönste, da sie sich nach beiden Seiten öffnet. Nur mit einem Geländer umgeben, erhebt sie sich über dem Elbtal und gibt den Blick frei über den spektakulären Fluss und die Szenerie des Gebirges. Dabei liegt die faszinierendste Aussicht noch vor uns - das Belveder 37 . Ein hoch über der Elbe thronender Felsen mit Aussichtsterrasse und einer direkt in den Felsblock gehauenen Sala terena. Bereits zu Beginn des 18. Jahrhunderts wurden hier Konzerte gegeben – und auch noch heute wird hier hin und wieder musiziert. Die Aussicht ist einfach unbeschreiblich. Zudem wurden unterhalb des Belveders Stufen in den Felsen gehauen, über die man 180 Meter tiefer bis zur Talsohle gelangt. Bei guter Kondition kann man den Weg natürlich auch umgekehrt nehmen. Zu empehlen ist allerdings, über Labská stráň zurückzukehren, am besten mit dem Bus. Tolštejn
Tollensteiner Szenerien Es gab Zeiten, da bot die mittelalterliche Burg Tolštejn 38 (Tollenstein) so manchem Raubritter einen guten Überblick über den Landstrich an der Grenze zwischen Böhmischer Schweiz und Lausitzer Gebirge. Denn das Ende des 13. Jahrhunderts im Stile der Gotik errichtete Bauwerk war mit vielen Türmen versehen, bestens zum Ausspähen geeignet. Auch heute lohnt ein Aufstieg von Jiřetín pod Jedlovou, selbst wenn von der Burg nur noch Ruinen geblieben sind. Nach anstrengendem Fußmarsch kann sich der müde Tourist zunächst im Restaurant stärken und frische Kräfte sammeln, um dann in aller Ruhe den herrlichen Blick ins weite Rund zu genießen. Und zwar von einem Felsvorsprung aus, auf dem einst – zumindest wird das vermutet – der höchste Turm stand. Der herrlichen Aussicht steht jedoch im Westen ein Berg mit einem über den Wald ragenden Aussichtsturm im Wege: Jedlová 39 (Tannenberg), unser nächstes Ziel. Der dritthöchste Berg des Lausitzer Gebirges wird bereits seit 1891 von einem steinernen, dreiundzwanzig Meter hohen Turm geschmückt. Der Blick vom Wandelgang des Turms bietet ein perfektes Panorama – und ist einfach umwerfend: Man sieht den Schluckenauer Zipfel in seiner herben Anmut, die Böhmisch-Sächsische Schweiz und die sächsischen Tafelberge - eine vollendete Galerie der Erosion durch Naturgewalten - dazu das bewaldete Lausitzer Gebirge und das malerische Böhmische Mittelgebirge. Was will man mehr? Der Tannenberg (Jedlová) hat aber noch mehr zu bieten. So beherbergt er z. B. eine gediegene Gastwirtschaft, die ebenso viele Jahre wie der Turm auf dem Buckel hat. Gleich gegenüber kann man sich im Sportzentrum austoben (über winterliche Freuden kann eine Seite weiter nachgelesen werden). Außerdem gibt es einen Hochseilpark. Mit entsprechender Ausrüstung ausgestattet und von einem Experten eingewiesen, ist die Welt aus der Vogelperspektive zu erleben Adrenalinstoß inklusive. Auch Geländeroller oder dreirädrige Bergkarren kann man ausleihen und die Hänge hinab sausen. Natürlich geht das gemütlich auch per pedes – auf den allmählich abfallenden Wegen an den Berghängen.
WANDERN
Aussichtsturm Tannenberg (Jedlová)
Praktische Informationen Aussichtsturm und Restaurant auf dem Tannenberg (Jedlová hora) sind täglich geöffnet, alles Wissenswerte darüber, einschließlich Speisekarte, findet man unter www.jedlova.cz. Das komplette Sportangebot des Tannenbergs (Jedlová) und damit zusammenhängende Aktivitäten finden Sie unter www.sport-jedlova.cz.
Tannenberger Bergkarren
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NATUR
Winter in der Böhmischen Schweiz
Langes Tal und Wenzelswand (Dlouhý důl und Václavská stěna)
Geheimtipps Wie Sie wissen, ist der Tannenberg (Jedlová) ein Gipfel, der im Winter geradezu aufblüht. Wollen Sie etwas Besonderes erleben, dann lernen Sie ihn auf althergebrachte Weise kennen – mit Schneeschuhen an den Füßen. Unter www.cottage. cz bzw. unter der Telefonnummer +420 736 224 222 können Sie nicht nur Skier ausleihen, sondern engagieren auch einen Führer für den Weg!
Die Böhmische Schweiz in Winterlaune zu erleben, ist am besten zur Adventszeit möglich. Die scheinbar verschlafenen Dörfer und Städtchen erwachen dann bei anheimelnden Adventsfeiern zu neuem Leben und warten mit weihnachtlichen Ausstellungen, Orgelkonzerten oder Krippenspiel auf.
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Rhapsodie in WeiSS Im Winter ist die Böhmische Schweiz so schön, dass man einfach herkommen muss. Andernfalls gäb‘s, in der Schulsprache gesprochen, eine zweimal unterstrichene Sechs. Die vergänglichen Momente sind voller Magie. Wenn alles in Weiß gehüllt ist und nur oberhalb der Schneedecke sichtbar wird, was überdauert: der in Raureif gekleidete Morgen, der vom Wind gezeichnete Himmel, sonnenvergoldete Tage oder sternklare Nächte, in denen der Mond über glitzernde Hänge streicht. In dieser Zeit erzählt die unberührte Natur ihre Geschichten. Wer klug ist, hört genau hin.
Vergnügen bei frostklarer Luft Wollen Sie es ruhig angehen, machen Sie einfach eine Wanderung. Schön ist es hier überall. Mein Tipp: Das Tal Kyjovské údolí 40 , durch das sich die Křinice schlängelt und im Winter vielerorts Eisfälle zu bestaunen sind und Schneeberge auf Fichtenzweigen und Felsunebenheiten lasten. Für Mutige sind die Jetřichovicer Aussichten 41 (Jetřichovické vyhlídky) gerade richtig. Hier ist man quasi auf dem Rücken eines schlafenden Drachens unterwegs und genießt dabei die herrliche Aussicht und den Luxus frostklarer Luft. Ein unbezahlbares Vergnügen! Vielleicht wollen Sie auch den Gabrielensteig bezwingen. Er führt entlang an frostbeschlagenen Felsen, vorbei am Homole (Zuckerhut), der diesmal wirklich wie aus Zucker ist, bis hinauf zum Prebischtor, das im Winter eher düster anmutet. Schön ist auch eine Winterwanderung, wenn die Umgebindehäuser in den Dörfern ein Winterkleid tragen. Ziehen Sie also einfach los. Die richtige Stimmung stellt sich ganz von selbst ein …
Am Tannenberg Ist Ihnen Abwechslung, Dynamik, Bewegung angenehmer, fahren Sie am besten auf Skiern hinauf zum Berg. Hat Sie erst einmal der Lift auf den Tannenberg gebracht, werden Sie erstaunt sein, dass selbst die Alpen Derartiges nicht zu bieten haben: Eine Abfahrt, bei der man diesen beeindruckenden Sandsteinquader vor sich hat. Er wurde vom Meer in Millionen von Jahren geformt, und es hat das filigrane Relief der Sächsisch-Böhmischen Schweiz hervorgebracht.
Winter in der Böhmischen Schweiz
Gleich daneben wirkt das Panorama des Lausitzer Gebirges wie mit einem winterlichen Hermelinpelz angetan. Letztendlich ist ein Mittagessen im anheimelnden Gasthaus mit Ausblick auf den in Weiß gehüllten Aussichtsturm auch nicht zu verachten. Das Wichtigste ist jedoch, dass die drei Pistenkilometer sämtlicher Schwierigkeitsgrade auf zwei sich einander zuneigenden Hängen ausgezeichnete Skiverhältnisse bieten. Obendrein gibt es hier den Komfort der besten Pisten-Abendbeleuchtung Tschechiens, sodass man sich im weißen Licht spät abends wie am Tage fühlt. Dazu kommt ein neuer Snowpark mit einmaligen sechzehn Snowboard-Hindernissen in Folge (!), Skischule, Ski- und Ausrüstungsverleih sowie Skibus vom Parkplatz zum Lift – einfach toll. Wenige Kilometer weiter kommen in Horní Podluží 42 vor allem Familien mit Kindern auf ihre Kosten. Der breite und gemächlich abfallende Hang mit moderner Ausstattung und einladenden Restaurant U Vleku (Zum Lift) ist für Anfänger genau das Richtige. Wenn Sie Langlaufskier bevorzugen, dann sind Sie hier genau richtig. Wir beginnen wieder auf dem Tannenberg (Jedlová), dem Mittelpunkt des gesamten Skigebiets. Sieben Kilometer gespurter Langlaufloipen, zumeist über die Kämme führend – auf den Tollenstein (Tolštejn) oder den Kreuzberg (Křížová hora), oder durch Wälder am Fuße des Tannenbergs. Zudem gibt es ein Schlittschuhareal. Hinzu kommen noch unweit von hier, im Langlaufareal Polevsko, gefräste Rundstrecken mit Längen von drei bis neun Kilometern. Hier wechseln stille Waldszenerien mit Fernsichten auf das Lausitzer Gebirge. Auf dem Tetschner Schneeberg (Děčínský Sněžník) gibt es weitere drei Langlaufstrecken mit einer etwas anderen Atmosphäre, eben der eines Tafelberg-Plateaus, auf dem man sich schon mal wie in tiefen norwegischen Wäldern fühlen kann. Mögen Sie jedoch Ihre Skier lieber über jungfräulich-verschneite Ebenen gleiten lassen, dann ist die Umgebung von Lipová 43 der richtige Ort. Von hier aus kann man über unberührte Wiesen bis in das benachbarte Sachsen und dort in das sorgfältig gespurte Langlaufareal bei Sohland 44 gelangen. Ist mehr Adrenalin gefällig? Kein Problem – auf der JV Ranch 45 am Rande von Rybniště wird Skijöring angeboten. Sie werden hinter ein Pferd gespannt, und los geht’s - Hals über Kopf, den eisigen Wind im Gesicht.
NATUR
Skigebiet Jedlová
Praktische Informationen Sportgelände Jedlová – alles, was Sie über Winterfreuden wissen wollen, finden Sie unter www.sport-jedlova.cz. Das komplette Wintersportangebot finden Sie unter www.ceskesvycarsko.cz/ cs/zima-v-ceskem-svycarsku.
In stiller Bewunderung In Brtníky warten auf den Wanderer kunstvolle Werke von kristallener Pracht ganz allein von Mutter Natur geschaffen. Durch leichtes Terrain geht es auf einer mehrere Kilometer langen Rundstrecke zu den Naturgewalten, den berühmten Eisfällen von Brtníky 46 . Das Wasser erstarrt hier im Winter zu wahrhaft bizarren Formen mit unglaublichen Farben. Man hat das Gefühl, im Inneren der herrlichen Stalaktite, Stalakmite und Stalaknate würden orangeglitzernde Feuersäulen brennen. An diesem gigantischen Vorhang verschlägt es einem förmlich die Sprache, so beeindruckend ist das Naturschaupiel. Zwischen den frostigen Krippenspielfiguren oder angesichts der Eissäule erliegt man für einen Augenblick dem Eindruck, dass dies doch nur Fantasie sein kann. Wenn man dann durch das bewaldete Tal in den Sattel des Wolfsberges (Vlčí hora) zurückkehrt, versteht man einmal mehr: Die Eisfälle von Brtníky muss man gesehen haben, sonst hat man die Böhmische Schweiz in all ihren Varianten nicht wirklich erlebt. Tannenberg (Jedlová)
Eisfälle von Brtníky (Brtnické ledopády)
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AKTIVE ERHOLUNG
Gastronomie
Wo man gut kocht Gulasch aus dem Glashüttenofen
Restaurant Starý klub (Alter Klub)
Praktische Informationen Das Angebot des Restaurants Starý klub (Alter Klub), einschließlich der kulinarischen und kulturellen Veranstaltungen, finden Sie unter www.staryklub.cz. Dass ich es nicht vergesse – geöffnet ist täglich, ohne Ausnahme das ganze Jahr über, schon ab zehn Uhr morgens! Das Angebot der Restaurants und Pensionen Na vyhlídce (Zum Ausblick) und Nad soutěskami (Über den Klammen) finden Sie unter www.penzionnavyhlidce.eu. Und noch ein zusätzlicher Geheimtipp: Von einigen Zimmern der beiden Pensionen aus ist das Prebischtor zu sehen, was es wirklich nur in Mezná gibt!
Pension Na Vyhlídce (Zum Ausblick)
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In Česká Kamenice (Böhmisch Kamnitz), unmittelbar an der Wallfahrtskapelle Mariä Geburt, steht das barocke, herrschaftliche Spital. Heute wird hier allerdings vor allem die Appetitlosigkeit „behandelt“. Denn hier ist der Sitz des weit und breit bekannten Restaurants Starý klub 47 (Alter Klub). In das Haus mit einer wunderschönen und wertvollen Balkendecke kehre ich immer ein, wenn ich in dieser Gegend bin. Denn es ist ein rundum beeindruckendes Erlebnis. Innen ist es sehr gemütlich. In den kühlen Monaten, jedoch auch an unwirtlichen Sommertagen, knistert das Feuer im Kamin. Im großen, dennoch behaglichen Raum, werden Sie überaus freundlich bedient. Ist es draußen richtig warm, sitze ich auf der Terrasse, die sich hier und dort in ein Freilichtkino, in ein Konzertpodium und zu Beginn des Jahres sogar in den Schauplatz eines echten Schlachtfestes verwandelt. Ich bin begeistert, wie gut man hier mit Kindern umgeht. Eine Kinderspielecke, vorbereitete Tischspiele, jedoch auch eine eigenständige Seite auf der Speisekarte mit pfiffigen Gerichten – zum Beispiel so ein Grießbrei... Hm, da bin ich gern gewillt, wieder ein kleiner Junge zu werden. Die Philosophie der Küche sagt mir sehr zu – böhmische Küche mit Pep. Die Gerichte sind klasse und darauf ist man zu Recht stolz. Es gibt hausgemachten Rinderlendenbraten, eine knusprige Schweinhaxe auf dem Brett, soliden Gulasch, jedoch auch aus dem sogenannten Glashüttenofen - eine überbackene Mischung mit Leber. Berühmt sind auch die Wochenendveranstaltungen mit Wildbret aus den eigenen Wäldern. Überhaupt, auf die Zutaten wird hier sehr geachtet. Halbfabrikate finden Sie hier nicht. Und wenn Sie Knödel bestellen, sind sie hausgemacht. Nicht nur aus Hochachtung gegenüber den Inhabern (Familie Hruška - tschechisch: Birne) schließe ich das Schlemmermahl traditionell mit einer ausgezeichneten, heißen Birne in Karamell ab.
Eine Schmugglertasche mit schönem Ausblick Die Pension Na Vyhlídce (Zum Ausblick) in dem Dorf Mezná 48 liegt an einem so schönen Ort, dass einem das Herz höher schlägt. Immer, wenn ich die kräftezehrenden fünfhundert Meter Schlucht am Fluss Kamnice geschafft habe, sinke ich erleichtert auf den Terrassenstuhl des Restaurants, gönne mir ein gutes Essen und genieße die herrlichen Aussicht. Nebenan spielen die Kinder auf dem Spielplatz mit geschnitzten Skulpturen, die Menschen nehmen ein Sonnenbad und blicken in den Canyon. Jeder, der hier einkehrt, isst auch etwas. Kein Wunder. Die böhmische Küche, die hier gereicht wird, steht und fällt mit den frischen und hochwertigen Zutaten. Sie können sich hier ruhig auch Pommes frites und panierten Käse bestellen, weil auch einem solchen Gericht die gebührende Aufmerksamkeit geschenkt wird. Ich bin besonders von der Schweinskeulen-Schmugglertasche angetan, vom pikanten Gulasch in Schwarzbier, von der würzigen Knoblauchsuppe und dem ausgezeichneten Cordon bleu mit der speziellen, hausgemachten Sauce. Und erst die Beefsteaks... Die müssen Sie unbedingt probieren. Ich muss gestehen, dass ich von hier selten zu Fuß wieder wieder aufbreche. Meistens nehme ich mir ein Zimmer, damit ich mich richtig erholen kann. Und wenn in der Pension Na vyhlídce nichts frei ist, dann bestimmt in der Schwesterpension Nad soutěskami (Über den Klammen). Beide haben einen kostenlosen WiFi-Internetanschluss, leihweise sind hier Fahrräder, mobile Kinderbetten und Kindertragen zu haben. Und in der Nacht, wenn hier eine göttliche Ruhe herrscht, beobachte ich aus dem Fenster die zwölfköpfige Herde von Hirschkühen, die ein Hirsch umsichtig bewacht. Wenn ich hinzufüge, dass man von hier aus herrliche Rundgänge in den Nationalpark unternehmen kann, und dass diese Gegend Luftkurort-Qualität besitzt, werden Sie meine Vorliebe für diesen Ort verstehen.
Gastronomie
AKTIVE ERHOLUNG
Fleisch von der Weide vorm Haus Das Khaatal (Kyjovské údolí) ist eine der schönsten Gegenden der BöhmischSächsischen Schweiz. Ich liebe dieses Tal zu jeder Jahreszeit. Doch am schönsten ist es im Frühjahr, wenn sich die Natur in vielen Grüntönen zeigt, und im Herbst, wenn sie sich in Rot, Gelb und Braun hüllt. Ich empfehle Ihnen die Unterkunft in der Pension Kyjovská terasa 49 (Khaaterrasse), die ein guter Ausgangsort für Ausflüge ist. Die Inhaber beraten Sie dabei gern. Diese Pension hat familiäres Flair, und es herrscht Rauchverbot. In dieser „kistallenen“ Stille schläft man einfach himmlisch. Und das Erwachen ist noch schöner. Denn dann kommt das Frühstück mit einer üppigen Auswahl. Wobei ich meistens die hauseigenen Eier der „Khaahühner“ bevorzuge. Das Restaurant sieht wie eine Bauernstube aus. Das Essen ist hervorragend - klassische böhmische Küche mit solidem Rinderlendenbraten, Gulasch, Hühnchen nach altböhmischer Art, dem beliebten Schweinefilet der Gebrüder Tesařík, mit ausgezeichneten Bohnen (wo bekommen Sie die heute noch), einer Vielfalt vegetarischer Gerichte: Unter anderem zarter Porree mit Sauce aus Blauschimmelkäse, aber vor allem mit hervorragenden Steaks von den eigenen Jungbullen, also Fleisch von der natürlichen Weide. Daraus besteht übrigens die neueste Spezialität - Rinderbacken mit Wiener Knödel. Für alle, die nicht wissen, was sie bestellen sollen, gibt es eine delikate Entenbrust auf Pflaumensauce mit Stampfkartoffeln. Interessant ist, dass man schon lange Zöliakie-Patienten im Blick hat, denn im Angebot sind zahlreiche glutenfreie Spezialitäten. Ich habe mit Gluten kein Problem, doch jedes Mal schlage ich mir den Bauch mit Pilzragout voll. Ich fühle mich hier rundum so wohl wie „zu Hause bei Muttern“.
Leben und tafeln wie auf dem Schloss Als Graf Kinský im Jahre 1748 in Rynartice (Rennersdorf) ein Jagdschloss errichten ließ, wusste er, was er tat. Der Ort ist einfach bezaubernd. Später brachte hier die Forstverwaltung Pferde (!) unter. Andere Zeiten, andere Sitten. Heute erstrahlt das Schlösschen mit roter Fassade und wirkt, zumindest auf mich, wie ein Magnet. Das Hotel Zámeček 50 (Schlösschen) können Sie nicht verfehlen. Sie werden begeistert sein, ob Sie nun drinnen Platz nehmen und sich wie auf dem Schloss fühlen. Oder ob sie draußen auf der Terrasse Platz nehmen, was ich besonders empfehle. Denn von hier haben Sie eine herrliche Aussicht. Sie können sich auch mehrere Tage hier aufhalten. Einmal war ich mit einem behinderten Freund zu Gast, und die Überraschung war groß. Es gab hier nicht nur eine behindertenfreundliche Toilette und einen, den Bedürfnissen Behinderter angepassten Restauranteingang, sondern man bot uns auch ein behindertengerechtes Zimmer an! Das Hotel ist ruhig gelegen und komfortabel. Es gibt hier Schwimmbecken, Sauna, Dampfkabine, Tischtennis, Darts... was Sie wollen. Im Restaurant werden Sie freundlich bedient, auch wenn Sie nur auf der Durchreise sind. Und es wird Ihnen schmecken, da gehe ich jede Wette ein. Haben Sie Appetit auf etwas Leichtes? Zu empfehlen sind die schmackhaften Salate oder Fischgerichte - Schlossforelle auf Wein mit Gemüse ist sehr lecker. Ein Renner ist auch die südböhmische Pilzsuppe Kulajda. Ich muss gestehen, dass ich Rinderlendenbraten liebe, und der ist wirklich unschlagbar. Die böhmische Küche zeigt sich hier sehr ideenreich. Besonders gut schmecken mir der Kaninchenbraten (in Wein oder mit Knoblauch) und vor allem der zarte Lammbraten (nach Fasanenart, nach serbischer Art). Zum Nachtisch kommt man mit Palatschinken oder Apfelstrudel voll auf seine Kosten. Wichtig ist auch, dass Sie hier gern gesehen sind und man Ihrem ganz persönlichen Geschmack entspricht. Also machen Sie hier halt, gönnen Sie sich ein gutes Essen und genießen Sie dazu den herrlichen Ausblick.
Pension Khaa-Terrasse (Kyjovská terasa)
Praktische Informationen Alles, was Sie zur Khaaterrasse (Kyjovská terasa) wissen möchten, erfahren Sie unter www.kyjovskaterasa.cz. Und wenn ich Ihnen einen Rat geben darf, bitten Sie die Frau des Hauses um Buchweizenplätzchen, die sind einmalig. Das Hotel Zámeček (Schlösschen) finden Sie unter www.hotel-zamecek.cz. Und der Geheimtipp? Wandern Sie auf den Kreuzberg gleich hinter dem Hotel in das Königreich der Lilien, von wo aus die ganze SächsischBöhmische Schweiz zu sehen ist. Oder machen Sie sich auf den Weg in das Paulinental (Pavlino údolí), nach Studený (Kaltenbach), nach Jetřichovice (Dittersbach), zur Balzhütte (Tokáň), nach Chřibská (Kreibitz) – hier ist alles sehenswert!
Hotel Zámeček (Schlösschen) in Rynartice (Rennersdorf)
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AKTIVE ERHOLUNG
Gastronomie
Scheunenidylle – Hier weiSS man, was man isst Pension Na Stodolci
Wussten Sie, dass… ... in der Pension Na Stodolci nicht nur gut gegessen, sondern auch gut getrunken wird? Bestellen Sie ein gekühltes Varnsdorfer Kocour, eine echte, hausgemachte Zitronenlimonade, einen Eistee nach Art des Hauses oder als Neuheit – eine frische Ingwerlimonade – und es wird Ihnen gut gehen. Und vergessen Sie nicht, sich einen Děčíner Ebereschenbeerenschnaps von Valdemar Grešík zu genehmigen – wo er fließt, dort heilt er, und obendrein handelt es sich um eine Essenz von einheimischen Wäldern und Alleen. Und wissen Sie überhaupt, wer die Adresse www.nastodolci.cz hat?
Gemütlicher Gastraum, solide Küche
Pension Na Stodolci Chřibská č.p. 40 tel.:+420 602 321 828
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Am besten schmeckt es nach einer langen Wanderung. Das ist allgemein bekannt. Da habe für Sie einen ganz besonderen Tipp: Machen Sie eine Tour nach Chřibská (Kreibitz). Vom Marktplatz aus laufen Sie stromabwärts an der Kreibitzer Kamnitz (Chřibská Kamenice) auf dem markierten Weg entlang bis zur schmalen Straße, die von den Niederkreibitzer Häusern (Dolní Chřibská) gesäumt wird. Dahinter biegt über das Flüsschen (beim Gesellschaftshaus) ein neu markierter Weg ab, der bisher nur Einheimischen bekannt war. Der gewundene und überwiegend gepflasterte Weg führt an schönen Umgebindehäusern vorbei und ist wirklich sehr reizvoll. Er führt bis zur Pension Na Stodolci 51 (In der Scheune). Noch bevor Sie hier Halt machen, sei noch gesagt, wohin der Weg führt. Er quert die schönste Wiese der Böhmischen Schweiz (sie wurde sogar dafür prämiert) und geht bis nach Studený, wo Sie sich (dank der Doppelseite 16–17) sicherlich selbst zu helfen wissen.
Hervorragende Gerichte aus Ingredienzen von den Nachbarn Jetzt sind wir jedoch in der netten, beschaulichen Pension Na Stodolci (In der Scheune). In einer der Scheunen befindet sich das Café Tyjátr, wo Sie eine Tasse Kaffee trinken, ein Dessert genießen und öfter auch ein Konzert oder eine Theatervorstellung erleben können, während im Gehege Pferde und Ponys darauf warten, von Ihnen und Ihren Kindern geritten zu werden. Junge Katzen streifen um Ihre Beine, in der Sonne döst ein Hund, Ihre Sprösslinge sind von den Schafen und Ziegen hellauf begeistert – kurz, hier herrscht pures Landleben. Uns interessiert jedoch noch, wie man hier kocht. Vieles deutet bereits die Tatsache an, dass das Restaurant im aktuellen Maurer‘s Grand Restaurant Guide den 25. Rang belegt und damit zahlreiche gastronomische Einrichtungen mit klangvollen Namen aus Prag und Brünn hinter sich ließ. Zugleich landete es auf dem 4. Platz der preiswertesten Restaurants unter den Top 100... Wahrscheinlich werden Sie abwinken – aber warum? Das Haus ist für Überraschungen gut. Gemütlichkeit, ein Lächeln und die freundliche Aufnahme, dazu eine großzügige Kinderspielecke, Kamin, Sauberkeit – und aus der Küche verführerischer Duft, dass einem ganz schwindelig wird. Die Speisekarte ist nicht nur eine Aufzählung von Gerichten. Sie spricht an und zeigt, dass hier ausschließlich aus frischen und überwiegend lokalen Zutaten gekocht wird, verrät auch, dass das zarte Bio-Rindfleisch von einer Farm in Lipová stammt, die Knödel von Herrn Tolar, die Kartoffeln und das Saisongemüse wiederum von Herrn Růžička, der Ziegenkäse aus dem Nachbardorf, der Honig vom Nachbarn… Und die Gerichte? Solide, einfallsreiche und den aktuellen Trends angepasste böhmische Küche, wobei ein erheblicher Teil der Menüs mit der Prestigemarke Czech Specials gekennzeichnet ist. Ehrlich, mir persönlich schmeckt es hier „mordsmäßig“. Meistens bestelle ich mir die delikate Lammkeule mit Spinat und hausgemachten Kartoffelzapfen, wobei das Fleisch ein Hochgenuss ist. Oder Rinderbacken mit hausgemachtem Kartoffelpüree (ein Traum!), vielleicht auch gebratene Ente aus hauseigener Haltung mit Rotkraut und Kartoffelknödeln (so sollte meiner Meinung nach eine Ente schmecken). Man sollte das schmackhafte Essen mit den hausgemachten Liwanzen abrunden (aus Hefeteig, schön locker und sündhaft gut). Und zum Martinstag komme ich immer hierher - zur besten Martinsgans in ganz Tschechien. Da könnten wir uns im Herbst vielleicht treffen…
Zentrum der Böhmisch-Sächsischen Schweiz
Modernes Zentrum der SächsischBöhmischen Schweiz Der Kirnitzsch-Platz (Křinické náměstí) in Krásná Lípa 52 (Schönlinde) hat sich in den letzten sechs Jahren so verändert, dass er nicht wiederzuerkennen ist. Es begann mit dem Bau des Hauses der Böhmischen Schweiz. Dann bekam der Marktplatz selbst ein neues Gesicht. Inzwischen ist der Bau des neuen Aparthotels Lípa beendet. Wer hier zehn Jahre lang nicht gewesen ist und Krásná Lípa noch als verschlafenes und eher schäbiges Nest in Erinnerung hat, dem verschlägt es die Sprache. Die Krönung des Ganzen ist das neue Hotel - ein architektonisch bemerkenswertes Gebäude. Es harmoniert mit den rekonstruierten Bauten ringsum. Zum Beispiel mit dem Sporthostel Lípa, zu dem das Relax-Center (Fabrik/ Továrna genannt) oder die unter Denkmalsschutz stehende Pension Lípa gehören. Projektant ist das renommierte Atelier Patrik Hoffman, das unter anderem auch die neue Post auf der Schneekoppe entwarf. Die Fassade besteht aus Holzlamellen, sodass alle drei Gebäude, die den Hotelkomplex bilden, trotz ihrer Massivität leicht und aufgelockert wirken. Zudem wurde hier ein neues öffentliches Areal geschaffen, eine überschaubare Piazzetta, man könnte es als kleinen Markt zwischen den Gebäuden bezeichnen. Als ich mich im Hotel kurz vor der Eröffnung umsah, war ich verblüfft: Dieses Haus hat trotz seiner Kapazität von neunzig Betten einen recht intimen Charakter. Neben den klassischen Hotelzimmern werden nämlich auch moderne, für Familien bestimmte Unterkünfte in Studios und Appartements angeboten. Es gibt ein nettes Restaurant, großzügige Parkmöglichkeiten, einen Fahrradverleih, inklusive Fahrrad-, Kinderwagen- und Skiaufbewahrung. Sogar eine Kinderspielecke und eine Multimediabibliothek sind da. Wer hätte noch vor wenigen Jahren gedacht, dass eine kleine, verschlafene Stadt so rasch zu einem pulsierenden Zentrum der Böhmischen Schweiz werden kann?
AKTIVE ERHOLUNG
Kirnitzsch-Platz in Krásná Lípa
Praktische Informationen Alles zur Stadt Krásná Lípa, einschließlich der Sportangebote, finden Sie unter www.krasnalipa.cz. Das Sportareal der Böhmischen Schweiz ist das ganze Jahr über täglich geöffnet. Rufnummer +420 608 522 871. Bestellungen für Massagen, Sauna, Solarium und Fitness im Relax Center in der „Fabrik“ (Továrna) direkt unter der Rufnummer +420 723 925 380. Moderne, behagliche und stilvolle Unterkünfte buchen Sie unter www.lipa-resort.cz, Telefon +420 412 331 262.
Wie Sie sich beim Sport ins Zeug legen Ein solches Zentrum zu sein, bedeutet natürlich, Touristenwünsche zu erfüllen nicht nur was Unterkunft und Essen betrifft. Die Stadt Krásná Lípa hat eine solche Basis bereits. Um noch bei den leiblichen Genüssen zu bleiben, sei angemerkt: 2013 hat sich eines der Bürgerhäuser auf dem Markt in die Kirnitzsch-Brauerei mit angeschlossenem Lokal verwandelt. Dieses Unternehmen brachte der Stadt nach vielen Jahrzehnten die Braukunst zurück, sodass sich Touristen wie Einheimische auf Schönlinder Lagerbiere und auch Spezialbiere freuen können. Es soll aber nicht dabei bleiben. In der Brauerei plant man verschiedene kulturelle Veranstaltungen. Ausreichend erholen kann man sich in der umliegenden, reizvollen Natur. Und auch an die aktive Erholung wurde gedacht. Ja man kann sagen, Krásná Lípa ist perfekt darauf eingestellt. Das großzügig angelegte und prima ausgestattete Sportareal der Böhmischen Schweiz hat mehrere Sportplätze (einschließlich Tennishallen) mit unterschiedlichen Belägen für verschiedenste Ansprüche. Es umfasst unter anderem einen Beachvolleyballplatz, eine zehn Meter hohe Kletterwand, eine Kinderburg, eine Seilbahn, Klettergerüste, Rutschbahnen, jedoch auch einen Altan zum Verweilen und Grillen. Nicht weit entfernt befindet sich die bereits erwähnte Fabrik (Továrna), ein Mehrzweck-Freizeitzentrum mit gut ausgestattetem Fitnessstudio, Spinning, Massagen, horizontalen Solarien und einer Sauna. Und gleich um die Ecke gibt es noch das Kulturhaus mit Kino, den Naherholungsteich Cimrák, den großen Stadtpark. Hier beginnt auch der Kögler-Lehrpfad. Krásná Lípa ist also ganz auf Sie eingestellt.
Aparthotel Lípa
Sportareal der Böhmischen Schweiz in Krásná Lípa
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VERKEHR
Verkehrsangebote in Sachsen
Mit der Straßenbahn entlang der Kirnitzsch
Praktische Informationen Sämtliche Ausflugsvarianten, Fahrpläne und Preislisten finden Sie unter www.ovps.de oder www.vvo-online.de.
Streifzüge durch die Sächsische Schweiz Man glaubt es kaum: Auch 24 Jahre nach der Wende hat mancher noch ein mulmiges Gefühl, wenn er über die Grenze fährt. Dabei sind Grenzen doch eigentlich oft nur noch Striche auf der Landkarte. Bei einem Aufenthalt in der Natur ist eine tschechische Fichte von einer sächsischen wirklich nicht zu unterscheiden. Sicher, es gibt Sprachbarrieren, eine andere Währung – Wanderbusse der OVPS aber auch idyllische Orte, tolle Ausflugsziele, wunderbare Aussichten, eine sprichwörtliche Gastfreundschaft und viel Entgegenkommen. Es wäre schade, ja geradezu abwegig, ein Erlebnis nur deshalb zur Hälfte zu genießen, weil der zweite Teil auf sächsischer Seite seine Fortsetzung findet. Insbesondere, wenn ich Ihnen hier und jetzt einen tollen Trick verrate, der Sie fast aller Sorgen entledigt.
Einfach auswählen und einsteigen
Felsenbrücke auf der Bastei
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Sie haben jetzt nur eine Aufgabe – nach Bad Schandau 53 , Königstein 25 , Pirna oder Sebnitz 54 zu kommen und sich zu entscheiden, wohin es weiter gehen soll. Alles andere erledigt die OVPS-Oberelbische Verkehrsgesellschaft Pirna-Sebnitz, die ein prima Busliniennetz besitzt, auch über Fahrradbusse, Ausflugsschiffe, Fähren, sowie eine außergewöhnliche Straßenbahnstrecke verfügt. Keine Irrfahrten auf abgelegenen Straßen, keine Strapazen von Parkplatz zu Parkplatz – einfach nur einsteigen und los geht‘s. Dieses System fasziniert mich bereits seit Langem. Busse, die Schüler zur Schule und Erwachsene zur Arbeit bringen, fahren ebenso Ausflügler und Touristen in die schönsten Ecken der Sächsischen Schweiz. Auf 11 der 30 Buslinien der OVPS-Oberelbischen Verkehrsgesellschaft Pirna-Sebnitz werden an den Wochenenden und Feiertagen in der Saison Wanderbusse eingesetzt. Diese werden beschildert, damit auch Urlaubern sonnenklar ist, wohin die Fahrt geht. Sie fahren dank dieses Verkehrssystems ganz ohne Umsteigen zum Beispiel zur ältesten Touristenbrücke Europas, zu den beliebten Basteifelsen 55 , oder in das Bielatal zu den Herkulessäulen, in das reizvolle Hinterhermsdorf 14 , von wo aus die Obere Schleuse erreicht wird. Sie kommen in das Kunstblumenmuseum Sebnitz, zu den Tafelbergen, auf den Pfaffenstein, Papststein, auf die
VERKEHR
Umweltfreundlicher Verkehr in Sachsen Zschirnsteine und den Lilienstein... Wenn Sie mit dem Rad unterwegs sind - kein Problem – es gibt sieben Fahrradbuslinien. Oder ganz anders, denn da ja noch die Elbe, warum also nur auf der Straße bleiben? Das Ausflugsschiff der OVPS-Oberelbische Verkehrsgesellschaft Pirna-Sebnitz nimmt Sie an Bord und zeigt Ihnen die Schönheit des Elbtals zwischen Hřensko und Bad Schandau. Unterwegs finden Sie Ausgangspunkte für schöne Wanderungen an beiden Ufern des Flusses. Ich halte es bereits seit Jahren so und bin damit immer gut gefahren – einfach prima das Ganze!
Geheimtipp Für die historische Kirnitzschtalbahn bekommen Sie mit dem unten erwähnten Tagesticket fünfzig Prozent Ermäßigung.
Mit einer alten Dame in den Kuhstall Die größte Attraktion der OVPS-Oberelbische Verkehrsgesellschaft Pirna-Sebnitz mbh jedoch war, ist und bleibt sicher auch in Zukunft das „alte Schienenfräulein“, wie die Sachsen ihre Kirnitzschtalbahn liebevoll nennen. Es ist eine Straßenbahn, die Sie direkt in das Herz des Nationalparks Sächsische Schweiz bringt. Sie sind sicher schon mit einer Straßenbahn gefahren, aber direkt im Sandsteingebirge? Die altehrwürdigen gelben Wagen der Kirnitzschtalbahn 56 zuckeln von Bad Schandau aus immer am munteren Flüsschen Kirnitzsch entlang. Die Bahn durchquert ein anmutiges Tal, Wälder und Wiesen bis zur Endstation am Lichtenhainer Wasserfall. Und das bereits seit 1898! Daher haben einige Wagen auch schon einen recht bedeutenden historischen Wert und sind deshalb nur zum Auftakt der Saison, bei Festen und an Feiertagen im Einsatz. Sie aber fahren sicher mit einem etwas neueren Wagen, der Ihnen bald Ausblicke beschert, die man von einer Straßenbahn so nicht erwartet. Aussteigen kann man überall. Und von den meisten Haltestellen aus führen gut markierte Wanderwege in die Wälder und zu den Sandsteinfelsen. Ich möchte Ihnen gern meine Lieblingsroute empfehlen. Man fährt bis zur Endstation, und wenn man sich hier am Wasserfall sattgesehen hat, wandert man mit der Markierung roter Punkt weiter bergan. Es geht durch den Wald zum Kuhstall 57 , das hiesige Pendant zum böhmischen „Prebischtor“. Kein richtiger Stall natürlich, sondern einer aus Sandstein. Das Felsentor befindet sich unter einem mächtigen Massiv, auf das eine schmale „Himmelsleiter“ führt. Ob von oben oder vom Plateau hinterm Tor, überall hat man eine tolle Aussicht auf die gegenüberliegenden bizarren Felsmassive. Stundenlang kann man um den Kuhstall herum wandern. Es gibt jede Menge romantischer Winkel und Felsklüfte, wie das berühmte Schneiderloch – eine in die Felswand mündende Höhle. Ein Restaurant sorgt für das leibliche Wohl, und wer möchte, kann von hier aus wieder zur Haltestelle zurückkehren und sich mit der Straßenbahn auf den Rückweg machen. Hin und zurück sind es nur knappe fünf Kilometer Wanderweg, was nicht einmal für Kleinkinder ein Problem sein dürfte. Möchten Sie jedoch noch länger wandern und mehr sehen, nehmen Sie vom Kuhstall aus einen schmalen Weg nach unten und steigen durch ein bewaldetes Tal fast bis auf den Kleinen Winterberg hinauf. Von hier führt ein romantischer Weg mit grandioser Aussicht zu dem Felsen Frienstein mit der Idagrotte, einem der schönsten Orte der Sächsischen Schweiz. Dann geht‘s bergab zur Straßenbahnhaltestelle Beuthenfall. Diese Route ist mein Geheimtipp, den ich mir mindestens einmal im Jahr gegen Trübsinn verordne. Sie sehen, Grenzen zu überschreiten, lohnt sich, um nicht unnötig die Hälfte der schönen Landschaft zu verpassen. Vertrauen Sie sich in aller Ruhe den sächsischen Bus- und Straßenbahnfahrern an, die sind einfach prima.
Kuhstall
Wussten Sie, dass… ... man als Tagesticket das ElbeLabe-Ticket erwerben kann? Dieses gilt auf tschechischer Seite in Nordböhmen und auf deutscher Seite im Gebiet des Verkehrsverbunds Oberelbe. In den genannten Gebieten wird es in allen Bussen und Zügen als Fahrkarte anerkannt, in Dresden und Most z. B. auch in den Straßenbahnen. Ausnahmen gelten für historische Verkehrsmittel wie z.B. die Kirnitzschtalbahn, die Dresdner Standseilbahn und einige Fähren.
Fahrradbusse befördern Sie und Ihre Fahrräder
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GESCHICHTE UND KULTUR
Mikulášovice
Ein Ort zwischen zwei Welten Grenzgebiete sind immer schön. Sie haben nämlich immer etwas von beiden Gebieten, die sie trennen und vereinen. Mikulášovice 58 (Nixdorf) befindet sich mit einem Bein in der Sächsisch-Böhmischen Schweiz und mit dem anderen im Schluckenauer Zipfel. Diese Gegend mit bizarrren Felsen und tiefen Schluchten geht hier in ein mäßig gewelltes, bewaldetes, sagenumwobenes Land über - in das wilde und raue Reich des Zauberers Krabat, umherziehender Alchemisten und schöner Feldkreuze. Und gerade Mikulášovice ist ein Ausgangspunkt für Wege in beide Richtungen. Es wäre allerdings dumm, von hier aufzubrechen, ohne sich damit bekannt gemacht zu haben, was es hier am Ort Einzigartiges und Bemerkenswertes gibt. Kirche St. Nikolaus
Die schneeweiße Kirche des Heiligen Nikolaus
Wussten Sie, dass…
Die Kirche St. Nikolaus, des Schutzpatrons der Stadt, ist die größte weit und breit. Sie wurde für eine dreitausend Mitglieder zählende Pfarrgemeinde erbaut. Es musste sich also um eine geräumige Kirche handeln, in der mindestens achthundert Gläubige Platz fanden. Als sie Mitte des 18. Jahrhunderts errichtet wurde, sollte sie eine flache Balkendecke erhalten. Dagegen protestierte der Baumeister Hans Jacob Wähner, weil er keine Schäferhütte bauen wolle. So stützte er das Tonnengewölbe mit Lünetten. Wenn Sie einfach nur einen Blick durch das Gitter in die Kirche werfen oder bis zum Altar gehen, werden Sie wie ich, von der schneeweißen Innenausmalung (die sie seit jeher hatte) und von dem guten Zustand der Kirche beeindruckt sein. Pater Václav Horniak kletterte in den Neunzigerjahren Tag für Tag auf das Gerüst, kratzte, vergipste und malerte – mitunter in acht Schichten. Die Kirche ist katholisch, hat aber Elemente protestantischer Kirchenarchitektur, die einmal vorherrschend war. Heben Sie den Kopf, erblicken Sie Balkons zu beiden Seiten. Diese sollten die Kapazität der Kirche vergrößern. Wenn Sie vor dem Gewölbe dieses spätbarocken Bauwerkes mit Rokokoeinfluss stehen, sollten Sie eine Besonderheit beachten. Direkt gegenüber der geschnitzten Kanzel befindet sich ein großes Kruzifix. Davor hängt an einem separaten Vorhang ein kleines sogenanntes Tatzenkreuz. Ahnen Sie, wozu es diente? Wenn ja, sind Sie vielleicht der Erste, denn es ist nämlich unklar. Nach einer Theorie war es ein Hilfsmittel für den Pfarrer, damit er wusste, auf welchen Punkt er beim Predigen seinen Blick konzentrieren sollte. Sehenswert sind auch der wertvolle Reliquienschrein mit den Gebeinen der Hl. Gaudentia, das Altarbild des Hl. Nikolaus von Johann Lucas Kracker und die herrliche Orgel aus dem Jahre 1901 (die ursprüngliche Barockorgel wurde ein Raub der Flammen). Es handelt sich um ein wertvolles Instrument von kristallklarem Klang, das unlängst instand gesetzt wurde. Demnächst soll die Orgel erklingen, wenn hier Meisterorganisten im Rahmen von geplanten Konzerten auftreten. Die Kirche hat eine Besonderheit: Sie ist nicht nur Denkmal schlechthin, sondern hatte ein bewegtes Leben. Das beweisen die über achtzig Jahre alten Prozessionsfahnen, die man hier sieht.
...Sie von Mikulášovice eine Tour auf dem sogenannten Diebesweg machen können? Der Weg führt bis zum romantischen Aussichtsturm Tanečnice oder zur Abzweigung zu seinem Bruder Weifberg, von wo aus es nur ein Stück nach Hinterhermsdorf und zu den Kähnen in die Obere Schleuse ist. Und dass ein Ausflug in Richtung Dolní Poustevna (Niedereinsiedel), Lobendava (Lobendau), Lipov (Hainspach) und Velký Šenov (Groß Schönau), oder vielleicht nach Brtníky (Zeidler) und Vlčí hora (Wolfsberg) die Gelegenheit bietet, eine Landschaft voller Geheimnisse und von unsagbarem Reiz kennenzulernen? Hauptaltar in der St.-Nikolaus-Kirche
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Mikulášovice
GESCHICHTE UND KULTUR
Erneuerte Tradition Die großen Fahnen gehörten den einheimischen Osterreitern. Ihr Verein wurde im Jahre 1844 gegründet und begab sich Ostern für Ostern auf seinen Ritt zum Lob Gottes. Die Tradition wurde erst durch den Zweiten Weltkrieg unterbrochen. Danach ritten die Reiter aus Mikulášovice nicht mehr aus. In den Lausitzer und sächsischen Städten und Dörfern wurde die Tradition fortgesetzt, hier nicht. Besser Osterreiter gesagt, bis vor Kurzem. Roman Klinger, dessen Urgroßvater den Verein bis zum Verbot durch die Nazis führte, entdeckte auf dem Dachboden seines Hauses lang vergessene Utensilien – Pferdezaumzeug, Satteldecken, Sättel und zwölf Vereinsschärpen - und machte sich an die Arbeit. So konnten die Nixdorfer Osterreiter im Jahre 2010 wieder ausreiten. In dunklen Anzügen, mit hohen Zylindern, geschmückt mit schwarzgoldenen Schärpen und begleitet von einer Kapelle und Sängern zu Fuß, die das erhalten gebliebene Vereinsbuch trugen. Man reitet eine Runde durch die Stadtmmitte, hält an und singt. Es ist Ostersonntag und die festlich gekleideten Herolde zu Pferde verkünden die gute Nachricht - die Auferstehung Jesu Christi. Die einzigartige, alte Tradition lebt wieder auf, deren Wurzeln in der heidnischen Begrüßung des Frühjahrs liegen. Natürlich, die Pferde musste man sich in ganz Böhmen ausleihen, auch die Reiter kamen über Land (von auswärts), wobei es nur acht waren, doch der Wirbel in der Gemeinde war groß. Jeder wollte es sehen. Ein Jahr später waren es schon mehr Pferde und im Jahre 2013 werden es noch mehr sein. Das Interesse ist riesig, Mikulášovice verwandelt sich am Ostersonntag in eine Volksversammlung. Kein Wunder, denn es ist ein erhebendes Erlebnis. Also haben wir doch nicht alle das Gedächtnis (und den Verstand) verloren.
Mikulášovice aus der Vogelperspektive
Praktische Informationen Den Besuch von Mikulášovice sollte man am besten im hiesigen Informationszentrum in der Stadtmitte beginnen. Im gleichen Gebäude werfen Sie einen Blick in die Glasmalerwerkstatt Skloluxus. Hier kann man selbst versuchen, auf zartes Glas Farbe aufzutragen. Nützlich ist für Sie auch die Website www.mikulasovice.cz.
Wunder, wohin man schaut Gleich gegenüber der Kirche sollten Sie die ehemalige Sternwarte beachten (der vielleicht wieder bessere Zeiten winken), und dann laufen Sie zur dreiseitigen Kapelle der Allerheiligsten Dreifaltigkeit oberhalb von Mikulášovice. Einst war sie prächtig und berühmt, Prozessionen zogen zu ihr hin. Dann gefiel jemandem zu Beginn der siebziger Jahre die altehrwürdige Graniteinfassung und brach sie samt der Tür heraus. Das Innere der Kapelle ging verloren, heute steht sie leer. Allerdings... Unlängst ereignete sich hier so etwas wie ein Wunder. Eines Tages hingen in den bis dahin verwaisten Nischen zwei Bilder. Der Form, der Thematik und des Stils nach Originalbilder. Nach eingehender Untersuchung zeigte sich, dass sie ihren Ursprung tatsächlich im 18. Jahrhundert haben. Ein Wunder. Warum nicht? Es ist nicht das Einzige. In Dolní Mikulášovice (Niedernixdorf) räumte jemand eine Schutthalde beiseite und bemerkte, dass die Steine bearbeitet waren und einer die Jahreszahl 1724 trug. Heute steht an diesem Ort die neu geweihte Kapelle, die ältere Einheimische noch aus den sechziger Jahren kennen. Sie ahnen, dass dahinter Menschen stehen, die nicht gleichgültig sind. Und das ist das eigentliche Wunder.
Dreiseitige Kapelle der Allerheiligsten Dreifaltigkeit
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GESCHICHTE UND KULTUR
Kreuzwege
Kreuzweg in Jiřetín pod Jedlovou
Praktische Informationen Falls Sie mit einem in dieser Sache kompetenten Fremdenführer reden möchten, fragen Sie in einem Informationszentrum oder vielleicht in der Rumburger Loretokapelle nach der tschechisch-deutschen Broschüre Kreuzwege des Gebietes um Šluknov von Iva Jaburková und Klára Mágrová. Sie finden dort alle Fakten, die Sie brauchen. In der Loretokapelle können Sie darüber hinaus eine Ausstellung zu den Kreuzwegen mit Situationsplänen und zeitgenössischen Fotografien besichtigen.
Statue aus dem Garten Gethsemane auf dem Annaberg bei Lobendava
WALLfAHRT AUF DEN KREUZWEGEN DES SCHLUCKENAUER ZIPFELS Im Laufe der Jahre haben wir Menschen uns irgendwie verändert. Wir verfolgen egoistisch unsere eigenen Interessen, das, was wir haben oder haben wollen. Was um uns herum geschieht, lässt uns ziemlich kalt. Wir haben wohl auch verlernt zu danken. Und ein Versprechen einzuhalten. Sagen Sie selbst, wer hat heute noch das Bedürfnis, mit eigenen Kräften und auf eigene Kosten irgendwo etwas an einem Weg oder im Wald zu bauen? Vielleicht aus Dankbarkeit, aus Demut oder nur aus purer Freude. Hätten unsere Vorfahren so gedacht, könnten wir heute nicht auf dem Kamm des Hügels hinter dem Dorf stehen und die steinernen Stationen der Kreuzwege bestaunen.
Geschichten des Glaubens und erfüllter Versprechen Im Schluckenauer Zipfel gibt es vierzehn Kreuzwege. Für ein so kleines Gebiet eine stattliche Zahl. Nirgends sonst im Lande gibt es etwas Vergleichbares. Wie das kommt? Wenn man eine alte Karte betrachtet, leuchtet das ein. Es ging um einen katholischen Landesteil, eingekeilt in das protestantische Umfeld. Und Kreuzwege sind ja im übertragenen Sinne eine laute Bejahung des Glaubens der Väter. Und dann spielt da noch unser Hang zur Wichtigtuerei hinein, die heute leider oft in puren Neid ausartet. Früher war häufig das Wissen, dass die Nachbargemeinde einen Kreuzweg hat - und man selbst nicht – der direkte Anstoß, auch mit dem Bauen zu beginnen. Anschaulich wird das durch die Schönlinder Köchin, Apollonia Schleitner, überliefert, deren Aussage aus dem Jahre 1856 nach der Rückkehr der Weihe des Kreuzweges in Velký Šenov (Groß Schönau) dokumentiert ist: „Und warum könnte ein solcher Kreuzweg nicht auch in Schönlinde sein?“ Hinter einigen dieser Kreuzwege verbergen sich jedoch auch beeindruckende menschliche Schicksale. Beispielsweise gleich hinter dem ältesten, in Šluknov. Auf der Suche nach Arbeit durchwanderte der Bierbrauergeselle Anton Drösel Ende der vierziger Jahre des 18. Jahrhunderts
Kreuzwege
das Land. Als er nach Šluknov kam, ließ er sich an der auffälligen nagelneuen Statue des Heiligen Prokop nieder, und sein Blick richtete sich auf den Hügel mit dem einfachen hölzernen Kreuz, an dem Schafe und Kühe weideten. „Wenn ich in dieser Stadt Arbeit finde und mich hier niederlasse, errichte ich auf diesem Hügel einen Kreuzweg“ , sagte er zu sich. Und da er hier fand, was er suchte, löste er sein Versprechen ein. Sein Vorhaben war so selbstlos, dass er davon niemandem, nicht einmal seiner Frau, etwas erzählte. Erst, als ihn die Schäfer beim Graben antrafen und der Frau Drösel die Nachricht überbrachten, ihr Mann sei auf der Suche nach einem Schatz, rückte er mit der Wahrheit heraus. Über den Ursprung des Kreuzweges auf dem Annaberg oberhalb von Lobendava (Lobendau) wird wiederum berichtet, dass ein Lobendauer Kaufmann bei seinen Reisen durch Sachsen einer Kinderschar begegnete. Sie trugen die Statue der Heiligen Anna mit sich. Er kaufte ihnen die Statue ab und widmete sie der heimatlichen Gemeinde. Diese stellte sie feierlich in der Kapelle auf dem Hügel Jáchym auf, ohne dass man ahnte, dass es der Heiligen dort nicht gefallen wird. Wiederholt verschwand sie auf rätselhafte Weise und tauchte auf dem unweit gelegenen Annaberg auf, wo eine Quelle entsprang. Demütig nahmen die Menschen den höheren Willen an und errichteten hier eine Wallfahrtskapelle und einen Kreuzweg. Auf dem benachbarten Hügel Jáchym sicherheitshalber auch, jedoch erst fast einhundert Jahre später.
Können wir das Erbe der Vorväter bewahren? Einen Kreuzweg zu errichten, war für unsere Vorfahren ein Prestige und eine demütige Tat. Egal woran wir glauben: Es sollte unsere Pflicht sein, dafür zu sorgen, dass die an den letzten Weg Christi erinnernden, symbolischen Bauwerke nicht auf einer Schutthalde oder, was noch schlimmer ist, im Unterbau von Einfriedungen landen. Das gelingt mit wechselndem Erfolg. Einer der Kreuzwege, nämlich aus Fukov (Fugau), verschwand samt Dorf beim „selbstlosen“ Aufbau der neuen Ordnung im Jahre 1960. Es blieben nur noch wenige Spuren übrig. Der Kreuzweg auf dem Hügel Jáchym wurde etwa zur gleichen Zeit verwüstet, es blieben ein paar mehr Relikte übrig. Ein ähnliches Schicksal erlitt der Weg in Krásná Lípa, der in seiner Agonie auf einen Akt menschlicher Barmherzigkeit wartet. Andere Kreuzwege blieben in repräsentativer und häufig auch restaurierter Gestalt erhalten – beispielsweise der älteste in Šluknov oder der meistbesuchte in Jiřetín. Es ist unsere Aufgabe, etwas zu tun. Denn der Mensch ist erst dann ein Mensch, wenn er seine Wurzeln und die Traditionen seiner Vorfahren würdigt. Die Kreuzwege im Gebiet von Šluknov können jeweils beim Aufenthalt in diesem oder jenem Ort besucht werden. Allerdings besteht auch die Möglichkeit, bei einer kleinen privaten Wallfahrt von einem Kreuzweg zum anderen zu ziehen. Ich habe es getan und weiß somit, was für ein starkes Erlebnis das ist. Man muss allerdings wissen, wohin man gehen will. Also – schön von Süden nach Norden: Jiřetín pod Jedlovou, Krásná Lípa, Varnsdorf, Rumburk, Brtníky, Staré Křečany, Jiříkov, Vilémov, Velký Šenov, Království, Šluknov, Annaberg, Jáchym, Fukov . Es ist auch gut zu wissen, dass Kreuzwege zumeist vierzehn Stationen mit festgelegtem Inhalt haben. Erzählt wird die Geschichte Jesu Christi von der Verurteilung bis zur Kreuzigung, den Abschluss bildet das Grab Christi. Nützlich ist auch die Information, dass der Weg mitunter durch weitere Bauwerke ergänzt ist – um den Garten Gethsemane mit den Statuen der Apostel, oder auch um einen Brunnen und eine künstliche Höhle. Dabei handelt es sich aber bereits um einen sogenannten Passionsweg. Es liegt im Ermessen eines jeden Wallfahrers, was der Weg für ihn selbst bedeutet, wie stark auf ihn dieser oder jener Ort wirkt. Oder was ihm die Bäume sagen, die mit den Bauwerken zugleich gepflanzt wurden, da Bäume die Zeugnisse unserer Taten sein sollen. Kreuzweg und Kapelle St. Johannes der Täuferin Rumburk
GESCHICHTE UND KULTUR
Zerstörter Kreuzweg in Krásná Lípa
Geheimtipp Sollten Sie sich entschließen, meinen Spuren zu folgen und eine Wallfahrt zu allen Kreuzwegen des Schluckenauer Ausläufers zu unternehmen, gebe ich Ihnen eine Frage mit auf den Weg: Ist es ein Zufall, dass es gerade vierzehn sind? Und soll nicht jeder eigentlich eine große Raststation sein? Welches Ereignis wird dann von jeder Station verkörpert? Und bei welchem ist das Grab Christi verborgen? Und... das Mysterium beginnt.
Kreuzwegkapelle und Gottesgrab vom Kreuzweg in Šluknov
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VERKEHR
Umweltfreundlicher Verkehr - mit Bus, Dampfer, Zug und Straßenbahn
Mit dem Zug oder mit dem Bus, jedes Mal ist es schön
Praktische Informationen Informationen zum Betrieb der Touristenbusse, Dampfer und der Züge durch die ganze Region unter http://www.ceskesvycarsko.cz/ cs/jizdni-rady
Sächsisch-Böhmische Schweiz – DAS IST TRENDY! Es gab Zeiten, da musste man zum Telefon laufen oder sogar fahren. Und damals war es auch üblich, in den Urlaub mit dem Zug oder mit dem Bus zu fahren. Meine Eltern hatten zum Beispiel nie ein Auto, jedoch ein altes Bauernhaus dreihundert Kilometer weit weg. Einen halben Tag waren sie im Zug und sechzehn Kilometer vom Bahnhof aus auf Fahrrädern unterwegs, die im Gepäckwagen mit uns fuhren. Das ganze Leben! Es war ein Abenteuer, das ich liebte. Wenn ich so darüber nachdenke, fehlt uns das heute vielleicht. Die natürlichen Erlebnisse, die man mit anderen Menschen teilt. Die weder der eigenen Faulheit Vorschub leisten, noch von überflüssigem Komfort bestimmt werden. Wenn man will, dass ein so herrlicher Landstrich wie die Böhmisch-Sächsische Schweiz nicht von Autokolonnen verpestet wird, kann man nur zu dem Schluss kommen, gemeinsam und umweltfreundlich zu fahren!
Es gibt viele Wege und Möglichkeiten
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Zum Glück ist es einfach – die Auswahl an Fahrgelegenheiten ist groß und nimmt weiter zu. Wie macht man es nun aber, sich fahren zu lassen und trotzdem auf nichts zu verzichten? Beginnen wir mit einem Verkehrsmittel, mit dem man nicht alle Tage fährt - mit dem Schiff. Es heißt Poseidon und fährt auf der Elbe von Děčín bis nach Hřensko, Bad Schandau, jedoch auch weiter, bis nach Dresden. Das ist schon toll... Ich persönlich stehe gern auf dem Oberdeck und genieße das leichte Schaukeln des Schiffes, das stromabwärts ziemlich flott dahingleitet. Ich lasse den Blick über die Felsmassive
VERKEHR schweifen, die den Großen Fluss säumen, wie man die Elbe in früher mal nannte. Das Elbtal - es lässt wohl niemanden kalt. Wer in Hřensko aussteigt, kann wählen: zwischen dem deutschen, historischen roten Bus in Richtung Mezní Louka oder der Touristen- bzw. Wanderbuslinie des Nationalparks Böhmische Schweiz, die vom Verkehrsbetrieb der Stadt Děčín betrieben wird. Das ist erst ein Erlebnis! Einsteigen kann man bereits in Děčín, und von Hřensko aus geht es dann bergauf, nach Mezní Louka, nach Vysoká Lípa, Jetřichovice, Rynartice, Chřibská, Rybniště, Doubice, Kyjov und Krásná Lípa. Das ist einfach ein tolle Sache in dieser wunderschönen Landschaft. Wo man auch aussteigt, man kann tagelang wandern. Und wenn man zurück will, nimmt man wieder den Bus. Wozu braucht man also ein Auto? Es ist doch so einfach...
Mir genügt es, das Rumpeln der Schwellen zu hören Und da sind wir noch nicht einmal auf dem Bahnhof... Ich weiß nicht warum, aber irgendwie hebt sich meine Stimmung im Zug. Das permanente Rumpeln der Bahnschwellen und immer die herrliche Natur vor Augen - dieses Erlebnis kann kein anderes Verkehrsmittel ersetzen. Ich möchte an dieser Stelle auf zwei Strecken aufmerksam machen. Beginnen wir vielleicht mit der Einundachtzig (Eisenbahner wissen, was ich meine), einer so reizvollen Strecke, dass sie von einem Maler erdacht sein könnte. Děčín - Benešov nad Ploučnicí - Česká Kamenice – Kytlice - Jedlová - Rybniště - Krásná Lípa - Rumburk. Einfach fantastisch! Und wenn wir schon in Rumburk sind, steigen wir in den Touristenzug der Böhmischen Schweiz um und fahren weiter in Richtung Staré Křečany - Panský, oder Krásná Lípa - Panský. Und dann weiter nach Brtníky, Mikulášovice und vielleicht bis nach Dolní Poustevna, immer schön auf der imaginären Grenze zwischen der SächsischBöhmischen Schweiz und dem Schluckenauer Zipfel. Wer auf dieser Route unterwegs ist, kann nachvollziehen, wie unglaublich schön es hier ist. Dabei muss er auch nicht „auf den Kerl schimpfen, der seinen Führerschein offenbar in der Klapsmühle gemacht hat“ - um es höflich auszudrücken.
Mit dem Rad durch die tiefschwarze Nacht Doch genug der Kommentare. Ich denke, Sie kämen gar nicht mehr auf die Idee, den Wald mit einem Auspuff zu verpesten. Weitaus natürlicher ist es doch, mit dem Rad Wald und Flur zu erkunden. Radwanderwege gibt es hier wie Sand am Meer. Aber ich habe für Sie schon einen Tipp. Fahren Sie nachts! Nicht allein, das ginge nicht gut, sondern mit einem Fremdenführer. Das Reisebüro Enthusia organisiert faszinierende, nächtliche Radtouren durch den Nationalpark. Wenn Sie fahren, scheint es, als malten Sie die Welt um sich herum mit dem Lichtkegel der Stirnlampe auf schwarzes Papier. Bizarre Schatten in einer unsichtbaren Landschaft, nur wahrgenommen mit dem Gehör und dem Geruchssinn - das ist eine neue Erfahrung. Nächtliche Radtour Oder machen Sie lieber eine Nachtfahrt per Rad durch Děčín? Ein außergewöhnliches Erlebnis, gekrönt von einem „Ankunftsdrink“. Und wenn Sie dieses nächtliche Extremevent unter www.enthusia.cz bestellen, schauen Sie sich auch das übrige Angebot an, da besagtes Reisebüro in der Tat viel zu bieten hat. Mehrtägige Radtouren auf dem herrlichen Elberadweg, etwa von Prag nach Dresden, in die historischen Altstädte von Pirna oder Meißen, oder in das Herz des Nationalparks Böhmische Schweiz - und stets mit komfortabler Unterkunft, ausgezeichnetem Essen und einem vollen Programm. Und falls Sie das Fahrrad satt haben? Wie wäre es denn auf einem Elektrofahrrad, einem Roller oder mit Inlinern? Alles das verleiht man bei Enthusia. Selbst die erwähnte Stirnlampe bekommen Sie. Einverstanden?
Touristenbus
Wussten Sie, dass… ... auf der Januarmesse des Fremdenverkehrs GO und REGIONTOUR in Brünn als Sieger der Kategorie Bestes touristisches Produkt das Team von České Švýcarsko o.p.s. hervorging, und zwar mit dem Produkt: SächsischBöhmische Schweiz - Das ist trendy! Fahren Sie mit dem Bus, dem Dampfer, dem Zug und auch mit der Straßenbahn in die Felsenwelt. Es handelt sich um ein komplexes Angebot von Erlebnisprogrammen für die jedermann, wobei alle Verkehrsarten mit Anbindung an die attraktivsten Orte der Böhmisch-Sächsischen Schweiz genutzt werden: • Mit dem Bus zu den Ausblicken der Tafelberge • Mit dem Dampfer durch den Elbcanyon in die Felsenstadt • Mit der Dampfeisenbahn zur Felsburg • Mit der Straßenbahn in das Felsgebirge
Elberadweg 59
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AKTIVE ERHOLUNG
Bad Schandau
Bad Schandau – reizvolles Städtchen in der Umarmung des Flusses
Praktische Informationen Wenn Sie mit dem Auto nach Bad Schandau kommen, finden Sie am ehesten am Elbufer, unweit des Zentrums, einen Parkplatz. Auf jeden Fall zahlt es sich aus, einen Besuch Bad Schandaus in einem der Informationszentren zu beginnen – entweder im Haus des Gastes am Markt oder im neuen deutschen-tschechischen Informationszentrum im Bahnhofsgebäude am anderen Elbufer. Vom Bahnhof aus (wo kostenlos geparkt werden kann) gelangt man mit der Fähre bequem ins Zentrum. Und falls Sie weitere Informationen möchten, besuchen Sie die Seiten www.bad-schandau.de (Stadt), www.toskanaworld.net (Toskana Therme), oder www.lanu.de (NationalparkZentrum).
Sieben-Brüder-Häuser in Postelwitz
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Kurbadidylle mit einem Hauch von Extremsport Sollte Sie jemand fragen, wo sich denn das Herz der Sächsischen Schweiz befindet, so könnnen Sie getrost antworten: in Bad Schandau. Sie haben Bad Schandau 53 selbst noch nicht besucht? Dann wird es höchste Zeit für einen Ausflug. An dieses kleine Kurstädtchen könnte man sich gewöhnen. Ganz gleich, ob man durch das Zentrum oder eines der hübschen Viertel am Stadtrand schlendert, überall fühlt man eine besondere Ruhe und Behaglichkeit, die einem ein zufriedenes Lächeln ins Gesicht zaubert. Zumindest mir ergeht es jedes Mal so. Die Besichtigung des ältesten sächsischen Kurbades beginnt man am besten im Zentrum - vielleicht gleich mit einem Besuch des Stadtmuseums. Lassen Sie die Gemütlichkeit und das Kleinstadtkolorit des kleinen Marktplatzes auf sich einwirken, werfen Sie einen Blick in die interessante Johanniskirche am Markt, schlendern Sie durch den botanischen Garten. Unbedingt sollten Sie einen Abstecher nach Postelwitz machen. Hier auf der Sonnenseite des Elbtals, an den Felsen geschmiegt, stehen herrlich erhaltene, blumengeschmückte Fachwerkhäuser. Oder gehen Sie auf der anderen Flussseite in den Ortsteil Krippen, wo im Mittelalter Fischer, Schiffsbauer, Kaufleute und auch Maler lebten. Hier befindet sich heute das Friedrich-GottlobKeller-Museum, benannt nach dem Erfinder des modernen Holzschliffpapiers. Den „Schandauer Eiffelturm“, einen fünfzig Meter hohen historischen Personenaufzug müssen Sie natürlich auch kennenlernen. Er bringt Sie hinauf zu den Felsen, auf das Hochplateau von Ostrau. Der imposante, vor der Felswand errichtete Aufzug mit seinem Türmchen ist nicht zu übersehen. Bauen ließ ihn 1904 der Hotelier Rudolf Sendig, um seinen Gästen den Zugang zu den hölzernen Villen im Bad Ortsteil Ostrau zu erleichtern. Neben den reizvollen SendigVillen bietet sich von dort ein überwältigender Ausblick auf das Elbtal. Bad Schandau ist natürlich auch ein guter Ausgangspunkt für Ausflüge in die gesamte Sächsische
Bad Schandau
Schweiz – ganz gleich, ob zu Fuß, per Bus oder Straßenbahn (mehr über Letztere auf den Seiten 55 – 56). Stellvertretend für alle Ausflugsziele seien hier zumindest die Schrammsteine genannt, ein fantastisches Felsgebilde mit der einzigartigen „Schrammsteinaussicht“. Und weil Bad Schandau von Felsen buchstäblich umringt wird, ist es selbstverständlich, dass sich hier auch viele bekannte, attraktive Ziele für Kletterer befinden. Wenn Sie also Lust auf einen Adrenalinstoß haben, gehen Sie in den Tourist-Service im Haus des Gastes auf dem Markt und in den Aktivsportverleih. Sie können Fahrräder, Elektroräder, auch Klettersteigsets, Rucksäcke, Helme und LOWA-Bergschuhe ausleihen. Obendrein kann man einen geschulten Guide anheuern, der mit Ihnen gemeinsam auf Klettertour geht. Doch nun zurück zu den beiden größten Attraktionen in Bad Schandau.
Entspannung im Reich des liquid sound Baden waren Sie sicher schon an den verschiedensten Orten. Was Sie jedoch in der Toskana Therme, einem großzügigen Komplex mit Becken, Saunen und Wellness-Aktivitäten, erwartet, dürfte alles Bisherige in den Schatten stellen. Diese „Wohlfühllandschaft“ ist zudem touristenfreundlich. Denn man kann auch ohne Vorbereitung herkommen. Etwa spontan nach einer Wandertour oder wenn man auf dem Elberadweg geradelt ist. In der Therme werden Bademäntel und Handtücher ausgeliehen, und schon kann‘s losgehen. Tagsüber laden die Außenbereiche zum Sonnen oder Beachvolleyballspiel ein. Verlockend sind Strandbar und Saunagarten. Viele Becken sind mit Massagedüsen ausgestattet, und auch an Kinder wurde gedacht... Abends wird‘s dann erst so richtig interessant. An Wochenenden ist die Therme bis Mitternacht und bei Vollmond sogar bis ein Uhr morgens geöffnet. Und jetzt stellen Sie sich vor: Sie liegen in 35°C warmem Thermalwasser und sind buchstäblich von fließenden, bunten Tönen umgeben. Das einzigartige liquid sound System sorgt dafür, dass die Musik auch unter Wasser gut zu hören ist. Die bunten Lichteffekte tun ein Übriges, um Sie gefühlsmäßig in Mutters Schoß zurückzuversetzen. Erhebend, beruhigend und faszinierend zugleich... Dazu die in den Nebel projizierten Bilder im Außenbereich und die Panoramaprojektion in der Innenkuppel – das sind Erlebnisse, die alle Sinne beflügeln und den Körper verwöhnen, dass Ihnen der Abschied schwer fallen wird. Pardon, ich bin wohl etwas ins Schwärmen gekommen, ich bin eben ein Geschöpf des Wassers. Toskana Therme
AKTIVE ERHOLUNG
Nationalparkzentrum
Geheimtipp Unter den Stufen des Gebäudes des Nationalparkzentrums schauen Sie sich mal genau das Pflaster an. Vielleicht entdecken Sie eine Luchs-Spur. Die führt Sie dann ans Elbufer und weiter durch die ganze Stadt bis zum historischen Aufzug und zum Luchsgehege an der oberen Station. Besonders Kindern macht es Spaß, dort die echten Luchse anzuschauen.
Bitte berühren! In Bad Schandau, im Herzen der Sächsischen Schweiz, gibt es natürlich auch ein Nationalpark-Zentrum mit einer Ausstellung. Sollten Sie mit Kindern unterwegs sein, ist sie schon fast ein Muss. Wenn nicht, sollten Sie die großzügig gestaltete interaktive Ausstellung, bei der man nicht nur alles anfassen darf, sondern sogar muss, trotzdem nicht auslassen. Jeder Schritt fördert ein neues Geheimnis der Natur zutage, die praktisch vor der Haustür dieses interessanten Zentrums beginnt. Ja, eigentlich bereits im Haus. Denn vom Erdgeschoss bis in den zweiten Stock hinauf wird es von einem gigantischen Sandsteinmassiv-Modell ausgefüllt. Sie gehen auf spielerische Entdeckungsreise – erproben mit den eigenen Händen, wie schwer es ist, in der Natur ins Gleichgewicht zu kommen. Sie irren durch eine nächtliche Landschaft voller Tierstimmen und versuchen zu erraten, wer Ihnen da wohl aus der Dunkelheit zugerufen hat. Sie vertiefen sich in Musik, die hier in der Felsenwelt ihren Ursprung hat und erfahren, wie die hiesige bemerkenswerte Volksarchitektur entstand. Anhand interaktiver Modelle, die Sie bedienen und beobachten können, lernen Sie die Gesetzmäßigkeiten der Natur in der Sächsischen-Böhmiscen Schweiz verstehen, und Sie sehen Filme ... Die gesamte Ausstellung wurde zweisprachig – Deutsch und Tschechisch – gestaltet, sodass es keine Sprachbarrieren gibt.
Ausstellung des Nationalparks Sächsische Schweiz
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AKTIVE ERHOLUNG
Einladung nach Sachsen
In die Sächsische Schweiz – ins Elbsandsteingebirge Aussicht vom Carolafelsen
Praktische Informationen Alle Infos über die sächsische Schweiz, die touristischen, Freizeit-, Entspannungs- und Unterkunftsangebote sind übersichtlich zusammengefasst bei: www.saechsische-schweiz.de.
Wussten Sie, dass… ... der bereits erwähnte Malerweg, wo Sie auf den Spuren von Zingg, Graff, Friedrich und vielen anderen, auch späteren Malern wandern können, einhundertzwölf Kilometer lang ist? Und dass er an beiden Ufern der Elbe entlangführt? Auf diesen Weg können Sie sich unter anderem von der sächsischen Kreisstadt Pirna aus begeben und dann mehrere Tag bis nach Hřensko wandern, um in großem Bogen zurückzukehren. Überzeugen Sie sich selbst unter www.malerweg.de.
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Sie haben sich entschieden, die Sächsisch-Böhmische Schweiz für sich zu entdecken? Na so was – Sie haben zweihundert Jahre Verspätung... Die zerklüftete und romantische Landschaft des Elbsandsteingebirges ist ein Relikt des einstigen Meeres aus der Zeit der geologischen Kreideformation. Caspar David Friedrich, der König der deutschen romantischen Maler, begann sie etwa vor eben zweihundert Jahren zu entdecken. Das Meer finden Sie zwar heute nicht mehr, aber was es hinterließ, ist einfach herrlich.
Wie auf einem Gemälde Wenn Sie wirklich alle schönen Orte der Sächsischen Schweiz besuchen wollen, wandern Sie auf den berühmten Malerweg. Er wurde von Künstlern mit dem sicheren Gespür für die Wildheit und Schönheit der Natur entdeckt. Und es ist sogar möglich, dass auch Sie einen Stift zur Hand nehmen oder zumindest nach dem Fotoapparat greifen. Denn auch die Amateurfotografie kann aufgrund der einzigartigen Szenerien locker zu einem Kunstwerk werden. Auf jeden Fall haben Sie hier die Chance, das gewisse Déja-vu zu erleben. Einige Felsen werden Ihnen ja durchaus bekannt vorkommen. Warum? Weil Sie sie von Bildern kennen, die die Geschichte der Kunst mitgeprägt haben. Zu den ersten Malern, die sich damals in die noch unbekannte Felsenwelt wagten, gehörten im Jahre 1764 die Schweizer Adrian Zingg und Anton Graff. Die bizarren Formen und seltsamen Stimmungen der Landschaft erinnerten sie sehr an die heimatlichen Gefilde. Deshalb gaben sie dem Elbsandsteingebirge bald den Namen Sächsische Schweiz. Ihre Skizzen und Bilder lockten so manchen, auch an die diese Orte zu pilgern. So wurde in der Sächsischen Schweiz die Wandertouristik geboren.
Wie Kolumbus reisen In die Sächsische Schweiz kann man auf vielfältige Weise kommen. Die schönste Art ist jedoch eine Schiffsreise mit der Sächsischen Dampfschifffahrt, die über die weltweit größte und älteste Raddampfer-Flotte verfügt. Wenn Sie Dresden besuchen, machen Sie einen Stadtrundgang und gehen dann an Lilienstein Bord. Die Elbe durchfließt hier auf dem Weg von der Sächsischen Schweiz eine besonders schöne, sattgrüne Landschaft, windet sich durch majestätische Berge und bizarre Felswände. Man sieht schöne Städte und Dörfer, romantische Burgen und Schlösser. Die Zeit läuft vor dem geistigen Auge ab, Sagen und Legenden werden wieder lebendig. Anreisen können Sie jedoch auch stromabwärts, auf dem nicht weniger reizvollen Abschnitt von Děčín nach Hřensko. Das gesamte Gebiet bietet unendlich viele Möglichkeiten, einen aktiven Urlaub zu verleben. Auf die Kletterer warten hier, an der Wiege des Free Climbing, mehr als elfhundert Felsen und ungefähr achtzehntausend Klettertrassen und Klettersteige. Kletterkurse, sowohl für Anfänger, als auch für Fortgeschrittene, sind üblicher Bestandteil des ganzjährigen Angebots. Und für diejenigen, die gern per Pedes oder Rad unterwegs sind, gibt es an die vierhundertfünfzig Kilometer markierter Wanderwege durch den Nationalpark und zahlreiche tolle Radwanderwege. Herzlich willkommen sind auch alle Wellnessfreunde, denn die malerischen Kur- und Ferienorte sind für sie ohne Übertreibung ein Paradies. Ich sag‘ es mal so – Sie können einen fantastischen Erlebnisurlaub in einer Landschaft verleben, die in Europa kaum Konkurrenz hat.
Legende ZUR KARTE
Informationen
Nr. Standort
Seite
Nr. Standort
Seite
1 Rumburk
6 B7
31 Pivovar Kocour
42 C8
2 Lindava
8 F8
32 Cukrárna Dlask
43 C8
Křinické nám. 10, Krásná Lípa Tel.: +420 412 383 413
3 Nový Bor
9 F7
33 Růžová
44 D4
Na Tokání – Saula
4 Kamenický Šenov
9 E6
34 Vlčí Hora
44 C6
5 Seifhennersdorf
10 C8
35 Hřensko
45 D3
6 Prebischtor
13 D4
36 Hirtenwand
46 E3
Haus der Böhmischen Schweiz Touristinformation und Ausstellung
Dolní Chřibská 284, Dolní Chřibská Tel.: +420 412 384 031
Jetřichovice
407 16 Jetřichovice (u autobusové zastávky) Tel.: +420 777 819 916
7 Mezní Louka
13 D4
37 Belveder
47 D3
Hřensko 82, 407 17 Tel.: +420 412 554 286
8 Edmundsklamm
13 D4
38 Tolštejn
47 D8
Pravčická brána
9 Tisá
14 E1
39 Jedlová
47 D7
10 Bielatal
15 D1
40 Khaatal
48 C6
náměstí Míru 73 Tel.: +420 412 554 033
11 Studený
16 D6
41 Jetřichovicer Aussichten
48 D5
Mikulášovice
12 Aussichtsturm auf dem Berg Studenec 16 D6
42 Horní Podluží
49 D7
Hřensko (budova OÚ)
Hřensko 82 (areál Pravčické brány) Tel.: +420 412 554 286
Česká Kamenice
Mikulášovice 1007 Tel.: +420 739 432 734
13 Srbská Kamenice
18 E5
43 Lipová
49 A5
Karla Čapka 3 Tel.: +420 412 532 227
14 Hinterhermsdorf
20 C5
44 Sohland
49 A6
Šluknov (Schlossgebäude)
15 Kytlice
22 E7
45 JV Ranch
49 C7
16 Oybin
26 B8
46 Eiswasserfälle von Brtníky 49 C6
17 Rybniště
28 D7
47 Starý klub
50 E5
Děčín (budova knihovny)
Zámecká 642 Tel.: +420 412 332 711
Rumburk
Lužické náměstí 104 Tel.: +420 412 331 171
18 Doubice
29 C6
48 Na Vyhlídce – Mezná
50 D4
Náměstí Jiřího 300 Tel.:+420 412 379 336
19 Brtníky
30 B6
49 Kyjovská terasa
51 C6
Varnsdorf
20 Rafty na Labi
32 E3
50 Hotel Zámeček
51 D6
Jiřetín pod Jedlovou
Otáhalova 1260 Tel.: +420 412 370 859
21 Haus der Böhmischen Schweiz 33 C7
51 Penzion Na Stodolci
52 D6
Informationszentren in der Sächsischen Schweiz
22 Děčíner Zoologischen Garten 33 E3
52 Krásná Lípa
53 C7
Bad Schandau
23 Golf Janov
34 D4
53 Bad Schandau
54 C2
NationalparkZentrum Bad Schandau Dresdner Str. 2 B, D-01814 Bad Schandau Tel.: +49(0)35022 50240
24 Weesenstein
36 E1
54 Sebnitz
54 B4
Bad Schandau
25 Königstein
36 C1
55 Bastei
54 B1
Tourist-Service im Haus des Gastes Markt 12, Bad Schandau Tel.: +49(0)35022 90030
26 Schloss Šluknov
37 A1
56 Kirnitzschtalbahn
55 C2
Königstein
27 Chřibská
38 D6
57 Kuhstall
55 C3
(Haus des Gastes Königstein) Schreiberberg 2, D-01824 Königstein Tel.: +49(0)35021 64607
28 Česká Kamenice
39 E5
58 Mikulášovice
56 B5
Pirna
29 Jiříkov
39 B7
59 Elberadweg
61 D3
30 Děčín
40 E3
Kreuzweg
TouristService im Canaletto-Haus Am Markt 1/2, D-01796 Pirna Tel.: +49(0)3501 46570
58
1
2
3
4
A
Severní
B
54
NP Sächsische Schweiz 55
Pirna Weessenstein
56 53
57
C
Kirn
itzs
NP Sächsische Schweiz
25
6 35
D
Mezn Louka Mezná
8
ch
7
48 23
10
37
33
59
Maxiãky
Ostrov
E 9 24
22 36 20 30
Tisá
Weessenstein D8
F
Libouchec Ústí nad Labem 20 km
Fra nad
5
6
7
8
Kleinwelka
44
43 26 Království
29
58 16
1
19
Oybin 10 km
Brtníky
46 14
34
Křin
ice
49
40
Kyjov
51
42
27 39
50 11
32
45 17
41
31
Křinice
21 52
18
NP Böhmische Schweiz
ní a
5
38
Studen˘
Studenec 737
12 13
anti‰kov d Plouãnicí
15
47 28
4 3 2
Sloup v âechách
Lindava
Shop & Verleih Outdoor-Ausrüstung
Hřensko 131 Tel.: +420 412 554 086 E-mail: hrensko@hudy.cz www.hudy.cz
Obecně prospěšná společnost České Švýcarsko (Gemeinnützige Gesellschaft für die Böhmische Schweiz) Křinické nám. 1161/10, 407 46 Krásná Lípa Telefon: +420 412 383 413 E-Mail: informace@ceskesvycarsko.cz www.ceskesvycarsko.cz Herausgeber: České Švýcarsko, o. p. s., Krásná Lípa 2013 Textautor: Rostislav Křivánek / deutsche Texte redigiert: Hannelore Angermann Fotos: Z. Patzelt, V. Sojka, R. Křivánek, J. Stejskal, T. Fúsek, M. Rak, J. Laštůvka, I. Šafus, J. Šťastný, K. Pech, E. Sedláček, R. Sedmík, S. Dittrich, R. Döring, T. John, Zámek Děčín, Hasse-Stiftung bei der Verwaltung des Nationalparks Sächsische Schweiz und Archiv ČŠ o.p.s. Grafische Bearbeitung, Produktion und Druck: NOESIS s.r.o. Nicht für den Verkauf bestimmt ISBN: 978-80-87248-30-0
Die gemeinnützige Gesellschaft Böhmische Schweiz wird unterstützt von: