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Kontrollierte Rassehundezucht ist Tierschutz
from Club Report 03.2022
by CfBrH e.V.
Kontrollierte Rassehundezucht
Tierschutz ist
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Von Sarah Boyd
Als vor Monaten erstmals das Thema Novellierung Tierschutzgesetz etc. aufkam, da waren wir sorgenfrei, taten wir doch alles Menschenmögliche an Tests und Untersuchungen für unsere Rassen. Ein reines Gewissen ist ein sanftes Ruhekissen. Little did we know…Wir hatten und haben uns Tierschutz auf die Fahnen geschrieben. Kontrollierte Hundezucht IST Tierschutz. Zu diesem Zeitpunkt machte Corona uns allen das Leben schwer und wir jonglierten verzweifelt, was Ausstellungen betraf. Ansonsten dachten wir, wir hätten nichts zu befürchten. Es stellte sich heraus, dass wir falsch gedacht hatten und es auch gar nicht um wissenschaftliche Erkenntnisse ging. Das mussten wir auf schmerzhafte Art und Weise erkennen. Das Thema Tierschutz ist mit vielen kontroversen Emotionen belegt, und einige Tierschutzorganisationen haben sich auf VDH-Züchter eingeschossen. Dass die tierschutzrelevanten Daten von Tieren stammen, die nicht im VDH gezogen und über dubiose Kanäle nach Deutschland gelangen, das spielte ebensowenig eine Rolle wie die klare Folge einer Auslöschung der kontrollierten Hundezucht, nämlich die Verlagerung in unkontrollierbare Hinterhofvermehrer etc. Tierschutz sollte uns alle eigentlich einen und an einen Tisch bringen, doch Schuldzuweisungen und Unterstellungen waren plötzlich die neuen wissenschaftlichen Daten – und gegen hochemotionale Argumentationen, gleichgültig wie sinnfrei auch immer im Kern sie sein mögen, lässt sich nur schwer angehen.
Zunächst kochte das Thema Merle hoch, und wir lernten, dass wir ganz einfach nur über 130 Jahre unverschämtes Glück in der Merle-Zucht gehabt hatten; nicht unsere strengen Regeln, nicht unsere Erfahrungen zählten. Glück kommt zwar eher im Glücksspiel in Vegas vor, nicht aber in der Genetik. Aber hey, neues Spiel, neues Glück. So muss man das wohl sehen. Wir versuchten dann zunächst den Schulterschluss mit unserem damaligen Partnerlabor. Nach anfänglich guten und vordergründig produktiven Gesprächen war schnell klar, dass wir von der wissenschaftlichen Seite nicht die versprochene Unterstützung erhalten würden. Mittlerweile standen CACIB Erfurt und CACIB Neumünster verheissungsvoll am Horizont. Unsere Aussteller freuten sich nach zwei
Jahren Corona sehr auf normale Abläufe und auf die Schauen, ist es doch ein wichtiger Teil in unser aller Leben - aus den verschiedensten Gründen. Little did we know…
Die ersten Interpretationen und Auflagen für die CACIBs sickerten durch. Ungläubig lasen wir von einem schweren Epilepsieproblem in der Rasse Collie Langhaar, welches die klinische Ausschlussdiagnose für alle Collies notwendig machen würde. Mit MRT, Narkosen, Lumbalpunktion als notwendige Untersuchungen klinisch nicht auffälliger Tiere. Sinnfrei? Sicher. Tierschutzrelevant und gefährlich fürs Individuum? Auch das. Desgleichen Herzprobleme etc. Von zu viel Stress bei den Junghunden auf einer Schau, darum wurden für Neumünster gleich mal die ersten Klassen der Jüngsten verboten. Verboten waren dort auch alle Merle Hunde und Besucherhunde der sogenannten Qualzuchtrassen. Und wir lernten, dass wir über Nacht sozusagen für vogelfrei erklärt worden waren, in tierschänderischer Absicht Qualzuchten züchteten und uns am Markt bereicherten. Diskriminierung schien als Tugend zu gelten in diesem Land. Das war bitter. Untersuchungsbögen von Tierärzten, im Vorfeld auszufüllen, mit Kosten bis 800 Euro pro Hund wurden zum neuen Goldstandard und zur Einlassvoraussetzung erhoben. Gleichzeitig wurden Tierärzte durchaus „von ganz oben“ scheinbar ermahnt, diese gar nicht auszufüllen. Wir waren fassungslos und bemühten uns umgehend um Rechtssicherheit. Um feststellen zu müssen, dass wir als Club nicht die Beschwerten waren. Verantwortlich ja, vor allem die Zuchtrichter sind Mittäter, die man durchaus schnell und einfach belangen kann, aber ansonsten durften wir nur stillhalten und warten…
Untätig warten war und ist aber nicht so unser Ding. Aufgeben sowieso nie eine Option. Einerseits trieben die Kuriositäten und Stilblüten einem ungeahnten Höhepunkt zu, was auch, gelegentlich zumindest, zu Erheiterung sorgte. So die geforderte Rutenlänge und die Begründung, warum die Scham des jeweiligen Tieres durch die Rute fzu bedecken sei, führte jegliche wissenschaftliche Argumentation ad absurdum. Aber wir wären nicht wir, wenn uns das von strukturierter Arbeit abgehalten hätte. Wir bildeten Taskforces, in denen unsere Mitglieder in kleineren Gruppen Petitionen vorbereiteten, eine neue HP hochzogen, Schutz der Zuchtdaten und das Zusammentragen von wichtigen Adressen in Politik und Wirtschaft. Die neue HP wird stetig wachsen und ein beacon von Wissenschaft und Fakten und Daten sein. Buttons und Postkarten wurden gedruckt mit der Aufschrift „Kontrollierte Hundezucht ist keine Qualzucht“.
Unsere Mitglieder zeigten, was sie können. Unermüdlich. Emsig. Alle hielten und halten zusammen. Schulter an Schulter. Für unsere geliebten Hunde. Wenn jemand erschöpft war, in den Strudel der Zweifel geriet, waren sofort zehn Leute zur Stelle, unterstützend, helfend, einfühlsam und immer sehr konstruktiv. Das hat mich unglaublich berührt. Und es hat mir gezeigt, was möglich ist. Und das ist eine ganze Menge! Langsam, ganz langsam, drehen wir nun das Ruder. Es ist noch ein weiter Weg vor uns, aber wir werden ihn gemeinsam zurücklegen und auch zusammen ins Ziel kommen! Es wird auch keine unserer Rassen zurückgelassen oder „geopfert“. So ist der CfBrH nicht. So sind WIR nicht. Wir gehören zusammen! Unsere Hunde sind unser Leben. Niemals würden wir zulassen, dass ihnen ein Leid geschieht. Sei es durch Erbkrankheiten. Oder durch hysterische und wahnsinnige, selbst ernannte Tierschützer. Unsere Regeln sind streng. Unsere Ausbildung umfassend und gründlich. Wir haben uns absolut nichts vorzuwerfen. Unsere uralten Rassen sind langlebig und robust. Wir werden nicht zulassen, dass man unsere Züchter in die Ecke der Qualzüchter und Vermehren stellt!