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The hills of the Highlands

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Rassebetreuer

Rassebetreuer

Drei Wochen Schottland mit fünf Border Collies: Highlands und Lochs, Schlösser und Burgen, Inseln und Strände an der schottischen Westküste.

von Johannes Willwacher, Broadmeadows Border Collies

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»Und wohin geht’s im nächsten Urlaub?« Diese Frage werden wohl die meisten Züchterinnen und Züchter sehr ähnlich beantworten. Das nicht nur, weil die stetig wachsende Zahl der eigenen Hunde es immer schwieriger macht, geeignete Unterkünfte für Mensch und Hund zu finden, sondern auch, weil die wenigen Urlaubstage zumeist für die Welpenaufzucht aufgespart werden wollen. »Wir verbringen unseren Jahresurlaub in der Wurfkiste«, hieß es deshalb auch bei uns seit 2018. Nach vier Würfen – und der entbehrungsreichen Zeit der Pandemie – wollten wir die bewusste Frage aber gerne wieder einmal mit einem Ziel beantworten. Wohin also, mit fünf Hunden? »Nach Schottland!«, lautete schlussendlich die Antwort.

Ein hundefreundliches Cottage

Maida’s Cottage ist eines von drei Ferienhäusern, das zum Auchinellan Estate in Ford, Lochgilphead, in der Council Area Argyll and Bute an der schottischen Westküste gehört. Nicht nur Schafe leben auf der Farm, die von Gillian Courtauld und ihrer Familie seit 2019 bewirtschaftet wird, auch Pferde und Rinder lassen sich auf den sattgrünen Weiden erblicken, die sich von dem Cottage bis ins Tal erstrecken. Dort finden sich in unmittelbarer Nähe zum Wohnhaus der Familie noch zwei weitere, größere Ferienhäuser. Maida’s Cottage, das nach der Vorbesitzerin der Farm benannt worden ist, und gerade groß genug scheint, um uns und den fünf Hunden für drei Wochen ein Zuhause zu geben, liegt alleine. Hinter dem Haus, das von einem kleinen Garten umgeben ist, der zu allen Seiten eingezäunt ist, erhebt sich der Dun Dubh – ein beinahe kugelrunder Hügel, auf dem die Schafe in den Sommermonaten grasen –, von dem sich weit über den angrenzenden Loch Awe schauen lässt. »You can bring as many dogs as you desire«, schreibt Gillian, als ich sie nach der Zahl der erlaubten Hunde befrage. Neben sechs Border Collies gehören auch noch drei Border Terrier zu ihrem eigenen Rudel: Mehrhundehalter unter sich.

Gut zu wissen: Hinkommen

Wer mit Hund nach Schottland reist, muss wählen. Neben den kurzen Fährverbindungen, die die britische Insel mit Calais oder Dunkerque verbinden, bietet sich auch die – mit einer Dauer von 16 Stunden –deutlich längere Überfahrt von Amsterdam nach Newcastle an. Letztere hat zwar den Vorteil, dass mit dem Auto nur noch eine Wegstrecke von vier bis fünf Stunden bis in die Highlands zu fahren ist – in den Kabinen, die für Hundebesitzer vorgesehen sind, sind aber maximal zwei Hunde erlaubt. Wer mit mehr Hunden reist, dem bleibt also kaum etwas anderes übrig, als die gut 1.000 Kilometer lange Strecke quer durch das Vereinigte Königreich mit dem Auto zu bewältigen – und im besten Fall eine Übernachtung einzuplanen, damit es für Mensch und Hund nicht zu anstrengend wird.

Vor der Einreise ist zu beachten, dass der Hund nicht nur eine gültige Tollwutimpfung besitzt, sondern auch einer durch den Tierarzt im Impfausweis dokumentierten Bandwurmbehandlung unterzogen worden ist, die mindestens einen, höchstens fünf Tag zurückliegen darf. Wer mit mehr als nur einem Hund reisen möchte, sollte darüber hinaus beachten, dass die Höchstzahl der mitreisenden Hunde auf fünf limitiert ist. Die Impfpässe und Chipnummern werden bei der Einreise kontrolliert – es ist also penibel auf die Einhaltung der Vorschriften zu achten, möchte man nicht riskieren, abgewiesen zu werden oder den Hund – so wie in früheren Zeiten – in Quarantäne zu schicken.

Gut zu wissen: mit Hunden unterwegs Grundsätzlich gilt in Schottland das »Right to Roam« – das Recht auf öffentlichen Zugang zur Wildnis. Bei Wanderungen und Spaziergängen muss sich also nicht an die ausgewiesenen Wege gehalten werden. Dass das Sinn macht, bemerkt man spätestens, wenn der Wanderweg über eine Weide führt – und der Zugang mit Gattern beschränkt ist. Damit das dahinter grasende Vieh auch dahinter bleibt, ist es wichtig, die Gatter wieder sicher zu verschließen. Darüber hinaus sollten Hunde im besten Fall immer an der Leine geführt werden, um das Vieh nicht zu verschrecken. Felder, die bewirtschaftet werden, und Weiden, auf denen Schafe mit Lämmern oder Rinder mit Kälbern gehalten werden – das empfiehlt schon der gesunde Menschenverstand –, sind davon ausgenommen und sollten nicht betreten werden. Ansonsten ist Schottland sehr hundefreundlich und gibt auch an den meisten Stränden nur eine einzige Regel vor: »Pick up after your pooch!« Will heißen: solange die Hinterlassenschaften des Hundes eingetütet werden, ist man überall willkommen.

Wilde Natur

Das dürfen auch wir in den drei Wochen in Schottland immer wieder bemerken. Gemeinsam mit den Hunden werden die Highlands erkundet – vom Mull of Kintyre bis zur Isle of Skye prägen sich uns die Landschaft, die Geschichte und die zurückhaltende Freundlichkeit der Schotten ein. Besonders eine lange Wanderung, die wir in der ersten Urlaubswoche im Glen Coe unternehmen, bleibt mir dabei in Erinnerung – weil sie nicht nur die menschlichen Sehnsüchte nach der wilden, rauen Natur stillt, sondern auch, weil sie dem Border Collie Züchter viel über die ausdauernde, widerstandsfähige Natur der eigenen Rasse verrät.

Dass die knapp fünfstündige Tour, die wir uns im Glen Coe vorgenommen haben, kein kurzer Spaziergang werden wird, verrät schon ein Blick auf die Wanderkarte, die wir am Ausgangspunkt der Wanderung mit Blick auf den Buachaille Etive Beag – den großen Schäfer von Etive –auspacken, der südlich an die Three Sisters grenzt, und in den folgenden Stunden einmal umrundet werden will. Schnell haben wir die unzähligen Ausflügler hinter uns gelassen, die sich damit begnügen, die wilde Landschaft am ersten Aussichtspunkt mit dem Smartphone einzufangen. Danach kreuzen nur noch sehr wenige Wanderer den Weg, der sich in ei- nem steten Auf und Ab an einem glasklaren Gebirgsbach entlang zieht. Zahllose Wasserbecken locken gerade die beiden Jüngsten in unserem Rudel dort immer wieder die Hänge hinunter – und oftmals scheint sogar die vierzehnjährige Nell zu überlegen, es den beiden gleich zu tun. Stattdessen gibt sie sich aber damit zufrieden, den Durst in dutzenden kleinen Bächen zu stillen, die sich von Trittsteinen gesäumt in die Bergflanke schneiden – und setzt gut gelaunt ein Bein vor das andere.

Nach zwei Stunden kommen wir am Pass an. Vor uns öffnet sich der Blick ins Tal, der Loch Etive ist am Fuß der lang gezogenen Bergkette gerade noch zu erkennen. Steil steigt der Pfad nun in die Schlucht hinab. Weil wir bereits ahnen, welche Anstrengungen uns der Rückweg noch abverlangen wird, rasten wir am Südhang des Stob Dubh, der in unserem Rücken aufragt, und genießen die Aussicht. »Without the shepherd’s dog, the whole of the open mountainous land in Scotland would not be worth a six-pence«, kommt mir dabei James Hogg (1770–1835) –the Ettrick Shepherd – in den Sinn. Was gleichzeitig vorwegnimmt, dass die drei Stunden, die bis zum Ausgangspunkt der Wanderung noch bewältigt werden wollen, uns deutlich mehr abverlangen, als jedem der fünf Border Collies. »Zu harter, ausdauernder Arbeit fähig«, heißt es im Rassestandard. »Bis ins hohe Alter«, möchte ich angesichts unserer Nell gerne ergänzen.

Mehr Schottland

Kaum ein Tag vergeht ohne ähnlich eindrückliche Erlebnisse – ohne, dass die Kamera tausendmal klickt, und das Urlaubstagebuch um viele weitere eng beschriebene Seiten wächst. Wer nun neugierig auf Schottland geworden ist und Lust bekommen hat, weiteren Erlebnissen nachzuspüren, ist gerne dazu eingeladen, das besagte Urlaubstagebuch auf unserer Website (www.broadmeadows.de) zu erkunden: unter »Urlaub mit Hund« warten unzählige Fotos darauf gesehen und noch mehr Tipps zu hundegerechten Tagestouren und Ausflügen darauf gelesen zu werden.

Wir – und zweifelsohne auch die Hunde – können es nach drei Wochen in den Highlands jedenfalls kaum erwarten, in das Land der Lochs zurückzukehren. Mehr Schafe, mehr Weite, mehr einsame Strände – einen Whiskey am Abend und ein Gedicht von Robert Burns (1759–1796):

»Wherever I wander, wherever I rove, the hills of the Highlands for ever I love«.

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