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Kognitiv dissonant

Die Energiewende und die Doppelmoral

Die „Energiepolitik“ in Deutschland spielt sich immer mehr in die Herzen des Kabaretts. Atomkraft? Nein danke. Dieser Slogan, geboren Mitte der 70er von der dänischen Studentin Anne Lund, war mitsamt des Logos eine erste Mindbomb. Die verheerende Katastrophe von Fukushima im März 2011 war eine zweite. Fortan trommelten hierzulande immer mehr Menschen immer lauter gegen die Kernkraft. Gegen importierten Atomstrom gibt es indes wenig Protest.

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Im Ländle war der GAU mitverantwortlich für den Regierungswechsel. Nach 58 Jahren CDU zog der Grüne Winfried Kretschmann in die Villa Reitzenstein ein. 1000 neue Windräder, hieß es damals schon, sollen gebaut werden. Im neuen Koalitionsvertrag taucht diese Zahl auch wieder auf –zehn Jahre später. Der heftige Sturm für mehr Erneuerbare Energien im Ländle war vielerorts einer der Entrüstung. Die Taten ein laues Lüftchen. Es regiert eine als makaber zu bezeichnende Doppelmoral in Bund und Land. Wir schalten – Stand heute –im April freiwillig unsere letzten Kernkraftwerke ab, importieren dafür lieber Atomstrom. Wir verbieten Fracking, um dann gefracktes Gas aus den Niederlanden einzukaufen. Wir bauen LNG-Terminals an der Küste, damit Riesentanker aus den Staaten „klimafreundlich“ übern Teich schippern und wir dann russisches Gas durch flüssiges Gas ersetzen. Oder wir kaufen es aus so „liberal“ geprägten Ländern wie Katar. Dafür reüssiert plötzlich wieder die Kohle – der Klimakiller Nummer eins in der Energieerzeugung. Im dritten Quartal 2022 stammten 36,3 Prozent der Stromerzeugung aus Kohlekraftwerken. 4,5 Prozent mehr als ein Jahr zuvor.

Und gleichzeitig sitzen überall Bürgerinnen und Bürger, Verbände, Behörden und Initiativen, die neue Energieanlagen verhindern wollen. Windkraft? Nein danke – das sollte sich so mancher aufs Heck seines Batterie-Autos kleben. Auch in Südbaden ziehen längst nicht nur Artenschützer immer wieder alle Register, um neue Anlagen zu verhindern. Darüber gibt es Bücher. Den Energiepatienten Deutschland würde man in der Psychologie als kognitiv dissonant beschreiben. Unser Redakteur Philip Thomas beschreibt die aktuelle Lage vor der Haustür.

Wie die aktuelle Lage der südbadischen Wirtschaft aussieht, wollte Lars Bargmann von den beiden Bankbossen Uwe Barth und Daniel Zeiler wissen. Der alte Volksbank- und der neue SparkassenVorstandsvorsitzende führen damit die Tradition dieses Doppelinterviews fort, das seit 2007 weit über die jeweiligen Bilanzen der Banken hinausführt.

Und wir wünschen anregende Lektüre. Bleiben Sie zuversichtlich.

Herzlichst

Ihr Lars Bargmann | Chefredakteur

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