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Kraft und Köpfchen
Mehrere Hundert Kilo schwere Objekte durch ein Treppenhaus schleppen? Für die Männer der Firma „Hardwork“ aus Freiburg-Hochdorf ist das Routine. Das Team transportiert fast alles, was gewöhnliche Möbelpacker an ihre Grenzen bringt. Manchmal mit Millionenwert.
Der Auftrag heute ist für die Crew von Benjamin Schwarzer nichts Aufregendes: Für eine Freiburger Kanzlei transportiert er mit zwei Kollegen ein 150 Kilo schweres Bild über zwei Stockwerke. Die durchtrainierten Männer packen das Objekt in dicke Tücher, stabilisieren es mit Gurten über ihren Schultern. Dann geht es vorsichtig zum Treppenhaus.
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Viel reden müssen sie nicht, die Handgriffe sitzen. Vier Hände tragen, Hardwork-Chef Schwarzer leitet an. Minuten später ist es geschafft. „Ein Kinderspiel“, sagt Arpad Kökenyesi und grinst. Er atmet laut
„Der Job gibt einen Adrenalinkick“, erzählt der 33-Jährige mit Tattoo am bulligen Hals. Es brauche eine Mischung aus Kraft und Köpfchen. Seit zehn Jahren ist er Teil des Teams. Bisher ohne Verletzungen. Ob die Spezialtransporte wehtun?
„Gar nicht, ich bin abgehärtet“, antwortet Kökenyesi. Dabei schleppt er mit den Kollegen Dinge durch Treppenhäuser, die andere zum Verzweifeln bringen würden: Steinway-Flügel, Billardtische, Whirlpools. „300 Kilo zu zweit sind Routine“, sagt Schwarzer. Auch 500 Kilo seien möglich, „aber man sollte es nicht tun“. Bei 750 Kilo zu sechst höre der Spaß auf: „Es war grenzwertig, das machen wir nicht mehr.“ Was sie Besonderes transportiert haben? Schwarzers Liste ist lang: Tresore, Waffenschränke, Brautanks von Feierling – auch ein Holznashorn oder eine Skulptur in Baden-Baden im Wert von mehreren Millionen Euro waren dabei. Der 43-Jährige ist seit 15 Jahren bei Hardwork. Die Firma gibt es seit 1998. Fünf bis zehn Aufträge erledigen sie am Tag. Spontane Anfragen wie „mein Kühlschrank steckt fest“ kriegen sie täglich, berichtet Schwarzer. Doch da müssen sie passen. Sechs Leute seien draußen im Einsatz, „immer zwei zu wenig“, betont er. Groß sind die Nachwuchssorgen. „Man findet keinen mehr für so was“, sagt Schwarzer. Wer bei ihm einsteigen will, muss einen Probetransport schaffen. Dafür hat Hardwork ein Klavier im Büro stehen, es muss mit einem Kollegen eine Treppe hoch- und runtergetragen werden.
„Wer sich da durchbeißt, kann den Rest lernen“, sagt Schwarzer. „Doch viele schaffen es nicht.“ Es fehle der Biss, erklärt der Experte. „Ein Steinway zieht schon ein bisschen, da muss ich durch.“ Arpad Kökenyesi hat den Test bestanden. „Die Chefs haben große Augen gemacht“, erinnert er sich. Der gebürtige Ungar hat sich im Keller sein eigenes Fitnessstudio eingerichtet, um fit zu bleiben. Er ist überzeugt: „Nur wenige sind auf dem Level wie wir.“ Die Firma ist in vielen Teilen Deutschlands unterwegs oder auch mal in der Schweiz. Vergleichbare Anbieter gebe es kaum.
Zu Bruch gegangen ist bisher nichts. „Wir haben wenn dann kleine Lackschäden“, so Schwarzer. Für ihn ist das ein Traumberuf: „Ich mag, wenn es tüftelig wird.“ Unschön können dafür Baustellen oder ein Heizungstausch werden: „Da stehen wir oft knöcheltief in der Schlacke.“ Ob das entsprechend belohnt wird?
Ja, sagt Schwarzer: Er fahre keinen Ferrari, lasse die Arbeit aber ordentlich bezahlen. Die größte Herausforderung sei dabei nicht das Gewicht, sondern wie trageintensiv die Transporte sind. Fotos auf dem Instagramkanal „hardworkklaviertransporte” zeigen, wie eng es oft zugeht.
Till Neumann