business im Breisgau

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Wir t scha f t

business im breisgau

Mai 2015 Ausgabe Nr. 6 gratis

Aktuelles

Topthema Vermögen und Versichern

100 Millionen Euro Schaden Wirtschaftskriminalität in Südbaden Auto & Handel

Kunst & Geld

Politik & Wirtschaft

Die Insolvenz der Baden-Auto-Gruppe

Interview mit DJ Rainer Trüby

CDU-Spitzenkandidat Guido Wolf in Freiburg


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Editorial

Wirtschaftskriminalität, Insolvenzen & der DJ-Veteran business im Breisgau setzt Schwerpunkte

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Ein zweiter Schwerpunkt dieser Ausgabe befasst sich mit dem Thema Vermögen und Versichern. Es gibt einen ganzen Haufen von Unternehmen, die nicht optimal versichert sind, sagt etwa Hans Dieter Bauer. Der Mann weiß, wovon er spricht: 2000 Kunden weltweit vertrauen auf ihn – auch Rennfahrer.

Beschaulich geht es beim Freiburger VW- und Audi-Händler Baden Auto auch nur auf den ersten Blick zu. Die Firmengruppe taumelt. Wenn bis Anfang Juni kein Käufer für das im vorläufigen Insolvenzverfahren befindliche Traditionsunternehmen gefunden wird, wird es sehr schnell sehr eng werden, denn dann müssen die Löhne wieder aus eigener – leerer – Tasche gezahlt werden.

Wir wünschen anregende Lektüre.

Foto © ns

ir leben – wie uns immer neue Studien immer wieder versichern – in einer Wohlfühlgegend. Die Arbeitslosigkeit ist konstant knapp über der Nachweisgrenze, der südbadische Mittelstand ist innovativ, sichert und schafft Arbeitsplätze, gerade Freiburg ist in dieser Disziplin Musterschüler in BadenWürttemberg. Wer sich indes mit Kripohauptkommissar Joachim Gemmert unterhält, bekommt so gar keinen sorgenfreien Eindruck. Gemmert ist von der K3, und die befasst sich mit Wirtschaftskriminalität. Allein im vergangenen Jahr lag die bekannt gewordene Schadenssumme im Zuständigkeitsbereich der Polizeidirektion Freiburg bei 100 Millionen Euro.

Rasant geht es derzeit an der Freiburger Bahnhofsachse zu. 150 Millionen Euro investiert dort allein die Strabag. Wir zeigen die jüngste Entwicklung hier, werfen einen Blick auf den Gewerbepark Breisgau und berichten über einen neuen Stadtteil in Freiburg sowie eine neue Offensive fürs Sorgenkind sozialer Wohnungsbau. Ein dritter, handgemachter Schwerpunkt dieser Ausgabe.

Herzlichst, Ihr Lars Bargmann Chefredakteur 5 Anzeige

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Inhalt Titel Von wegen beschauliches Südbaden: Das Dezernat für Wirtschaftskriminalität im Freiburger Polizeipräsidium erfasste allein im vergangenen Jahr 100 Millionen Euro Schaden durch Kriminelle. Ein Interview mit Kripokommissar Joachim Gemmert. 6–7

Politik

Unternehmen

Stadtentwicklung

Der CDU-Spitzenkandidat Guido Wolf kritisierte beim südbadischen Wirtschaftsrat die Regierungen in Stuttgart & Berlin 5

Die Freiburger Strabag Real Estate investiert an der Businessmile 150 Millionen Euro. Aktuelles Projekt ist der Neubau für den Medizintechniker Strauman. 15

Die Debatte um einen neuen Stadtteil im Naturschutzgebiet RieselfedWest ist beendet. Gebaut wird im Dietenbach-Areal. 19

Gewerbegebiete

Tent Event ist vorläufig insolvent / Fürstenberg verkauft mehr Bier / Der BusinessRun startet mit einem Rekordfeld / Erstes deutsch-französisches Solarkraftwerk / Neue Messe für den Mittelstand in Freiburg 20–24

Autobranche Mit der Baden-Auto-Gruppe ist ein Schwergewicht der Branche insolvent. Die Verwalter versuchen zu retten, was zu retten ist. 8–10

Unternehmen Im vergangenen Jahr stand Michael Maier kurz vor der Pleite. Und fasste einen Entschluss. Heute hat sein fuhrpark-guide beste Aussichten. 11

Verbände Der Verband deutscher Unternehmerinnen lud in Freiburg zur Debatte über das umstrittene Freihandelsabkommen TTIP. Die Positionen blieben unversöhnt. 12

Bauwirtschaft Beim Verbandstag baden-württembergischer Wohnungs- und Immobilienunternehmen stand ein Thema im Zentrum: die Flüchtlingsunterbringung 14

IMPRESSUM business im Breisgau Herausgeber: chilli Freiburg GmbH Neunlindenstr. 35, 79106 Freiburg fon: 0761-292 70 60 | fax: 0761-292 70 61 bargmann@chilli-freiburg.de www.business-im-breisgau.de

Menschen & Meldungen

Menschen Lassen Sie uns über Geld reden: DJ Rainer Trüby im Interview

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Im Gewerbepark Breisgau gibt es bald keine Grundstücke mehr – dafür werden Millionen in die Infrastruktur gesteckt 16-17

Steuerrecht

Sozialer Wohnungsbau

Vermögen & Versichern

In Freiburg hat das Rathaus einen Weg gefunden, wie die Mieten im Sozialen Wohnungsbau niedrig bleiben können. Das kostet knapp 21 Millionen Euro. 18 kommen vom Land 18

Geschäftsführung: Michaela Moser (ViSdP) Redaktion: Lars Bargmann Autoren dieser Ausgabe: Tanja Bruckert, Till Neumann, Dominik Bloedner, Stefan Pawellek, Erik Herr, Mathias Hecht

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Erik Herr und Mathias Hecht über Steuern und die Fallstricke beim Traumhaus in Spanien 24, 28

Die Bauer AG versichert den Mittelstand, Rennwagen und Fahrerteams 27

Fakten bitte Die Welt, die Wirtschaft in Zahlen 30

Titel: © istockphoto.com / erhui1979 Fotograf: Neithard Schleier Grafik: Anke Huber Lektorat: Beate Vogt Anzeigen: Jonas Stratz, Uwe Bernhardt, Marlene Schick, Malika Amar


Politik

»Auf die Idee muss man erst mal kommen« CDU-Spitzenkandidat Guido Wolf bei Kollinger in Freiburg

Z

ukunftsstandort Baden-Württemberg: Wie bleiben wir auch weiterhin die Lokomotive? Mit dieser Frage sah sich neulich der CDU-Fraktionschef Guido Wolf konfrontiert. Auf Einladung der Sektion Freiburg-Emmendingen des deutschen Wirtschaftsrats kam der Spitzenkandidat für die Landtagswahlen 2016 ins gut gefüllte Premium-Autohaus Kollinger nach Freiburg. Wolf, war da zu hören, ist kein begnadeter Redner, aber ein Politiker mit klaren Vorstellungen. Das Wirtschaftsmagazin business im Breisgau war exklusiv dabei. Die CDU will wieder an die Macht. Doch ein Selbstläufer wird das gegen den amtierenden Ministerpräsidenten Winfried Kretschmann sicher nicht. »Die große Unzufriedenheit ist nicht überall spürbar«, umschrieb Wolf die Gefühlslage. Weil viel Steuergeld da sei, könne Grün-Rot auch viel verteilen. »Aber dieses Land wird nur durchschnittlich verwaltet und es werden keine Weichen dafür gestellt, dass Baden-Württemberg auch in 20, 30 Jahren noch so dasteht wie heute.« Die Gefahr, von anderen überholt zu werden, sei groß – was wohl der Jaguar F-Type neben Wolf dazu gedacht hat? Eine generationengerechte Politik müsse »Lust auf Zukunft« zeigen, eine neue McKinsey-Studie zeige indes, dass das Land im europäischen Vergleich immer weiter zurückfalle. Wenn Wolf regieren würde, würden Gründerzentren besser unterstützt und Bürokratie abgebaut. Seine eigene Partei sei in der Disziplin des Bürokratisierens schon gut gewesen, aber Grün-Rot perfektioniere das noch: »Ständig neue Gesetze sind eine Seuche.« Zustimmendes Kopfnicken aus dem Rund, in dem etwa die Landrätin Dorothea Störr-Ritter, die CDU-Landtagskandidaten Klaus Schüle und Johannes Baumgärtner, Alt-Rektor Wolfgang Jäger oder Ex-Stadtplanungsamtschef Wulf Daseking saßen. Durchaus mit Genuss nahm Wolf die neue Landesbauordnung aufs Korn: »Wenn Sie heute ein Haus ohne Vorgarten bauen, dann müssen sie die Fassade begrünen oder das Dach, auf so eine Idee musst Du erst mal kommen.« Aber wer überdachte Fahrradabstellplätze vorschreibt, dem sei vieles zuzutrauen. Der Mindestlohn sei in Baden-Württemberg zwar für die Unternehmer kein Problem (der anwesende Geschäftsführer des Arbeitgeberverbandes Südwestmetall in Freiburg, Stephan Wilcken, hält ihn indes wegen des Eingriffs in die Tarifautonomie für verfassungswidrig), aber mit der Pflicht, sich auch noch bei seinen Zulieferern zu versichern, dass

Sektionssprecher und Spitzenkandidat: Frank O. Bayer

und Guido Wolf (r.) im Autohaus.

auch diese Mindestlohn bezahlen, sei der Gesetzgeber »übers Ziel hinausgeschossen«. Zu den Plänen des Freiburger Finanzministers Wolfgang Schäuble, den Solidaritätszuschlag schrittweise zu senken, sagte Wolf: »Der Soli war gebunden ans Projekt Aufbau Ost. Wenn das Projekt fertig ist, dann muss auf den ersatzlos verzichtet werden.« Zum neuen Bildungsfreistellungsgesetz: »Das muss man doch nicht gesetzlich festschreiben, die Unternehmen schicken ihre Mitarbeiter doch sowieso zu Fortbildungen.« Wenn es nach ihm ginge, dann müsse die Realschule (»über die spricht niemand mehr«) neben dem Gymnasium einen gleichwertigen Rang bekommen: »Wir brauchen keine weiteren Gemeinschaftsschulen.« Die Duale Hochschule müsse gestärkt werden, und das Land brauche eine Offensive für die technischen Berufe. Wolf kritisierte die jüngste Polizeireform (»größere Präsidien haben zu weniger Basisbezug geführt«) und den Stopp der Straßenbauprojekte Ortsumfahrung Winden und B31-West: »Da verfallen Bundesmittel. Es kann doch nicht sein, dass da eine fertige Brücke ohne Straßenanschluss in der Landschaft rumsteht.« Allein 2013 habe Baden-Württemberg 100 Millionen Euro aus Berlin nicht abgerufen. Die anschließende Diskussion mit Wolf eröffnete Sektionssprecher Frank O. Bayer: »Die Steuereinnahmen sprudeln, dennoch steuert das Land auf eine Neuverschuldung zu.« Wolf nahm den Ball auf: »Wenn wir jetzt keine Nullverschuldung schaffen, wann dann?« Ein Interessierter wollte wissen, wie Wolf die aktuelle Lage auf dem Freiburger Wohnungsmarkt einschätzt: »In Ihren Gesichtern lese ich ab, dass da noch eine Optimierung des Engagements möglich wäre.«

Foto © Jörg Breidenbach

»Da verfallen Bundesmittel, das kann doch nicht sein«

Lars Bargmann

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Wirtschaftskriminalität: 100 Millionen Euro Schaden allein 2014 business im Breisgau-Interview mit Kommissar Joachim Gemmert Kripokommissar Joachim Gemmert: »Sehr viele Betrügereien mit falschen Gewinnversprechen.«

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oachim Gemmert, 59, ist Erster Kriminalhauptkommissar bei der Polizeidirektion Freiburg. Schon seit 1992 arbeitet er dort für die Kriminalinspektion 3 (K3), die sich mit der Wirtschaftskriminalität befasst. Im Gespräch mit business-im-Breisgau-Autor Dominik Bloedner spricht Gemmert über Veruntreuer und Betrüger, angebliche Erben und die kriminelle Energie in Südbaden. business im Breisgau: Herr Gemmert, was genau macht ein Kriminalhauptkommissar, der in Sachen Wirtschaftskriminalität ermittelt? Gemmert: Unser Team von der K3 kümmert sich um Straftaten im Zusammenhang mit Insolvenzen, dort insbesondere auch um Bankrottstraftaten. Weitere Schwerpunkte sind Untreuehandlungen im Geschäftsverkehr, Betrügereien bei Kapitalanlagen, Geldwäsche oder auch Falschgelddelikte. Ein weiteres heißes Thema ist das Skimming, also das Online-Ausspähen von Bank- oder Kreditkartendaten.

nicht. Derzeit steht ein Buchhalter eines mittelständischen Betriebs im Verdacht, Gelder auf sein Privatkonto umgeleitet zu haben. Der Schaden beträgt rund 400.000 Euro. Weiter wird der Geschäftsführer einer Gesellschaft beschuldigt, innerhalb von fünf Jahren 1,5 Millionen Euro veruntreut zu haben. Und leider haben wir im Alltagsgeschäft sehr viele Betrügereien mit falschen Gewinnversprechen oder Erbschaftsankündigungen. Die betrogenen Personen sind dazu gebracht worden, finanzielle Vorleistungen zu erbringen – von dem Erbe oder dem Gewinn haben sie natürlich nie etwas gesehen.

Fotos: © Polizi, Fotolia.com

Geschäftsführer veruntreut 1,5 Millionen

bib: Bei Wirtschaftskriminalität denkt man gerne an Fälle wie den von FlowTex. Das Nordbadener Unternehmen von Manfred Schmider hat in den Neunziger Jahren munter und erfolgreich horizontale Tunnelbohrmaschinen verkauft – die es gar nicht gab. Es entstand ein Schaden von damals rund fünf Milliarden D-Mark. Wie stark ist die kriminelle Energie in Südbaden? Freiburg gilt als kriminellste Stadt in Baden-Württemberg. Gemmert: Solch spektakuläre Fälle hatten wir bislang 6 | chilli | business im Breisgau | 05.2015

bib: Spielt die geographische Lage von Südbaden im Dreiländereck eine besondere Rolle? Gemmert: Nein, nicht erkennbar.

bib: Wie viele Fälle bearbeiten Sie im Polizeipräsidium Freiburg pro Jahr? Wie hoch ist die Schadenssumme? Gemmert: 2014 hatten wir 619 Fälle, das war ein Rückgang um 6,2 Prozent verglichen mit 2013. Die Schadenssumme lag 2014 bei etwas über 100 Millionen Euro. Als landesweiter Trend im Bereich Wirtschaftskriminalität ist zu erkennen, dass die Fallzahlen zwar zurückgehen, die Schadenssumme aber steigt. Je nach Umfang der abgeschlossenen Verfahren kann die Schadenssumme im Jahresvergleich schwanken. 2013 betrug sie deshalb nur knapp 25 Millionen Euro. Auch war 2014 kein repräsentatives Jahr: Viel Personal, auch von der K3, musste längere Zeit in Sonderkommissionen und Ermittlungs-


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gruppen Dienst verrichten, etwa im Mordfall Armani. Viele Fälle werden daher erst 2015 in die Statistik einfließen. bib: Wie hoch ist die Dunkelziffer? Vor allem Firmen gehen etwa bei Industriespionage ja nicht so gerne zur Polizei oder an die Öffentlichkeit – zu hoch die Angst vor dem Imageverlust. Gemmert: Hinweise diesbezüglich können wir nicht angeben. Beim Landeskriminalamt können jedoch anonym Anzeigen über das »anonyme Hinweisgebersystem BKMS« erstattet werden. Dies kann eine mögliche Hemmschwelle minimieren. bib: Welche anderen Inspektionen bitten Sie um Amtshilfe? Gemmert: Eine enge Zusammenarbeit besteht insbesondere im Bereich der K7 mit den Kollegen der Finanzermittlung sowie im Bereich der K5 Cybercrime. Beide Inspektionen sind in vielen Fällen von Anfang an involviert und unterstützen auch bei Durchsuchungsmaßnahmen und Auswertungen. bib: Das Thema Datenschutz steht bei mittelständischen Unternehmen ganz oben auf der Agenda, die Sensibilität fürs Thema Wirtschaftskriminalität hat deutlich zugenommen. Betreiben Sie auch Prävention und klären Firmen auf, wie sie sich besser schützen könnten? Gemmert: Prävention vor Ort wird von hier aus nicht durchgeführt. Das Landeskriminalamt steht jedoch mit Banken, Unternehmen, der IHK und anderen Verbänden diesbezüglich in Verbindung. bib: Herr Gemmert, vielen Dank für dieses Gespräch. chilli | business im Breisgau | 05.2015 | 7


Automobil

Von der Insolvenz einer Branchengröße Baden Auto ist zahlungsunfähig: Erstes Opfer ist Kannenberg – Auch Mercedes in Freiburg und Bad Säckingen suchen Investor

Turbnlente Zeiten: Die Zukunft der Baden-Auto-Gruppe ist derzeit völlig offen. Ab Juni müssen die Löhne wieder selbst gezahlt werden – wenn bis dahin kein Investor gefunden ist, wird es sehr schnell sehr eng werden.

Foto: © bar

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er Freiburger VW- und Audi-Händler Baden Auto, der im vergangenen Jahr mit 200 Beschäftigten 70 Millionen Euro umgesetzt hatte, ist vorläufig insolvent. Betroffen waren zunächst die Automobilvertrieb Baden Holding GmbH sowie deren Komplementärin, die Automobilvertrieb Baden Verwaltungs-GmbH, sowie die Töchter Baden-Auto GmbH (VW und Audi) und Baden-Auto Vertriebs- und Service GmbH (Opel-Service). Diese vier will der Freiburger Insolvenzverwalter Thomas Kaiser retten. Noch bis Ende Mai erhalten sie Insolvenzgeld – die Arbeitsagentur zahlt die Löhne. Wenn aber bis zum 1. Juni kein Investor gefunden ist, wird es eng: Denn dann müssen die Löhne wieder aus eigener Kraft gestemmt werden. Das gilt für ein weiteres Opfer des aus der Kurve geflogenen Traditionsunternehmens nicht mehr: Beim VW-Servicebetrieb Kannenberg Automobile in Landwasser ist schon Ende Mai die Luft raus. Die Baden-Auto-Chefetage um Renate und Peter Szanto kommentiert die Vorgänge nicht. Insider berichten dem Wirtschaftsmagazin business im Breisgau von einer »ausgeprägten Betriebsrats- und Gewerkschaftskultur« bei Baden Auto. Das allein wird als Grund nicht ausreichen. Was mit den prominent gelegenen Grundstücken passiert, ist derzeit offen. 8 | chilli | business im Breisgau | 05.2015

Am Stammsitz an der Basler Straße ist von der Insolvenz wenig zu sehen. Der Hof steht voller Neuer und Gebrauchter, ein paar Kunden schlendern hin und her, die Baden-Auto-Fahnen flattern im Wind, ein paar Meter weiter westlich wird am neuen, millionenschweren Freiburger Porsche-Zentrum gewerkelt – das im Prinzip derselbe Eigentümer baut. Aber die Porsche-Zentren in Freiburg und Lörrach sind von der Insolvenz der Automobilvertrieb Baden Holding nicht betroffen. Zu dieser Holding gehören in der verschachtelten Konzernstruktur die operativen Firmen Baden-Auto, Kannenberg Automobile und Fahrzeugvertrieb (Skoda, Suzuki). Nicht aber etwa die raumgreifenden Grundstücke an der Lörracher und der Basler Straße. Denn die wiederum gehören der Baden-Auto Holding, einer Dachgesellschaft der Firmengruppe, die Renate Szanto gehört. Deren Vermögen indes bleibt unangetastet. Insolvente Autohäuser sind in diesen Zeiten keine Mangelware: Ob in Fulda oder Duisburg, in Wunstorf oder Stadthagen, in Meiningen oder Lübbecke, in Hildesheim oder Löbau – die Liste der unlängst in die Insolvenz gegangenen Händler ist lang. Der Druck der Hersteller auf die Händler, neue Autohäuser zu bauen und neue Aufgaben zu übernehmen, drückt kräftig auf die Margen – vor allem im Massensegment. Kurz nachdem die BZ erstmals über die Insolvenz von Baden Auto berichtet hatte, stellte dann die Offenburger (3 Seite 10)


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Automobil

Firma Auto-Bayer (Renault, Dacia), die 80 Beschäftigte und auch ein Haus in Freiburg hat, Antrag auf Insolvenz in Eigenverwaltung. Bayer, der Umsatz lag im vergangenen Jahr bei 26 Millionen Euro, hatte 2009 wiederum den insolventen Freiburger Renault-Händler Riekert übernommen. Es ist mächtig was los in der Branche. Bei der Baden-Auto-Gruppe sind 200 Mitarbeiter beschäftigt. Sie bangen um ihre Jobs. Audi hat nach Bekanntwerden des Insolvenzantrags die Lieferverträge für neue Autos gekündigt und liefert auch keine Ersatzteile mehr. Es geht das Gerücht um, dass die Firma einfach abgewickelt werden soll, um die begehrten Grundstücke – in für Verkäufer sehr guten Zeiten – gewinnbringend am Markt zu platzieren. Nach Angaben von Kaiser ist das aber nicht der Plan der Eigentümer. Er habe die Zusage, dass ein Investor mindestens zehn Jahre lang vis-à-vis der BZ weiter Autos verkaufen und reparieren

(Fortsetzung Seite 8 3)

Foto: © bar

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Unbeirrt im Bau: Das Porsche-Zentrum ist von der Insolvenz nicht betroffen.

dürfe. Dass die Grundstücke aber einer anderen Holding mit anderen Interessen gehören, macht eine Lösung des Problems nicht leichter. Dennoch gibt es Interessenten: Nach BZ-Recherchen etwa den Autohändler BHG in Horb, der auch einen Sitz in Kehl hat. Ein anderes Gerücht handelt von einem russischen Investor oder wahlweise auch davon, dass Klaus Mangold, einst im Daimler-Vorstand, Baden-Auto kaufen wolle. Die Verhandlungen seien gleichsam in letzter Sekunde gescheitert. Kannenberg indes braucht wohl keinen Investor mehr: Wenn kein Wunder passiert, wird die vorläufige Insolvenzverwalterin Ann Krüger Ende Mai den Schlüssel umdrehen. Nachdem hier VW den Servicevertrag gekündigt hatte, brach der Umsatz ein. Die Familie Szanto hatte hier bis zum Redaktionsschluss keinen neuen Pachtvertrag in Aussicht gestellt. Bessere Chancen hat aktuell die Fahrzeugvertrieb GmbH: Auch am Skoda- und Suzuki-Händler, derzeit vertreten durch die vorläufige Insolvenzverwalterin Angelika Geil, ist offenbar die BHG interessiert. Ein offenes Geheimnis ist, dass wohl nicht alle 20 Mitarbeiter ihre Jobs nach einer eventuellen Übernahme behalten könnten. Ob es zu einer großen Lösung mit dem Kauf der ganzen Baden-Auto-Gruppe und den ebenfalls zum Verkauf stehenden Mercedes-Benz-Niederlassungen in Freiburg und Bad Säckingen kommt, ist bisher reine Spekulation. Mercedes hat keinerlei Zahlungsprobleme: Der Verkauf ist eine Entscheidung des Daimler-Managements in Stuttgart, das bundesweit 63 der 158 konzerneigenen Autohäuser und Werkstätten verkaufen und in die dann noch 95 eigenen 500 Millionen Euro investieren will. Für die 300 Mitarbeiter in Freiburg und Bad Säckingen gibt es nach Recherchen der BZ eine Arbeitsplatzgarantie bis 2023. Kein Gerücht ist indes, dass Bernhard Schmolck Interesse hat. Schmolck betreibt neben dem Mercedes-Zentrum in Emmendingen schon zwei weitere Autohäuser in Müllheim und Bischoffingen.

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Lars Bargmann


Advertorial

Der Fuhrpark-Profi

Wie Michael Maier es vom Ein-Mann-Betrieb zum deutschlandweit gefragten Dienstleister geschafft hat

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Foto: © Privat

inen Profi den Fuhrpark managen lassen und dabei noch Geld sparen. Wie das geht, zeigt Michael Maier. Seit sechs Jahren betreibt der ehemalige Automobilkaufmann sein Unternehmen »fuhrpark guide« in Emmendingen. Was als EinMann-Betrieb an den Start ging, ist heute ein mittelständisches Unternehmen mit zwölf Mitarbeitern. Wenn es nach dem Geschäftsführer geht, ist das erst der Anfang.

Tagsüber Autoverkäufer bei Mercedes, nachts Unternehmer – drei Jahre lang hatte Maier am Konzept für seinen eigenen Betrieb gefeilt, bevor er den Schritt in die Selbstständigkeit wagte. Mit 17 Fahrzeugen eines Freiburger Unternehmens fing er an, bereits im Jahr darauf betreute er knapp 150 Autos. Heute sind es 1778, mit weiteren Flotten-Großkunden ist er in Verhandlung. »Das wird eine kleine Explosion geben«, verspricht Maier.

Denn seine Kunden haben erkannt, dass sie durch ihn Kosten sparen: Maiers Team erfasst jegliche Fuhrparkkosten, darunter etwa auch Tankdaten, und spricht seine Kunden dann auf einen überdurchschnittlich hohen Verbrauch an. Zudem lassen sich bereits bei der Auswahl der Fahrzeuge Kosten sparen, indem Anreize für Umweltmodelle geschaffen werden. Doch die Entwicklung war nicht durchgehend so positiv: 2014 gingen zwei wichtige Kunden in die Insolvenz und zerrten auch Maiers Unternehmen an den Abgrund. »Ich musste mich entscheiden«, blickt der Geschäftsführer zurück. »Entweder ich lege alles still oder ich gebe Vollgas.« Er entscheidet sich für die Vollgas-Variante: Statt sich auf die Analyse und Verwaltung der Fuhrparks zu beschränken, erweitert er um die Bereiche Datenverwaltung und Logistik. »Es hat sich herauskristallisiert, dass die Logistik ein riesiges Thema ist«, so der 36-Jährige. In ganz Deutschland kümmert er sich um die Übergabe von Dienstfahrzeugen an

den Fahrerstandorten – mit einem geschulten Fahrerteam, das nicht nur den Schlüssel übergibt, sondern auch die gesetzlichen Vorgaben wie Führerscheinkontrolle und UVV durchführt, Schäden dokumentiert und eine Einweisung ins neue Fahrzeug nach Herstellervorgaben gibt. »Wir sind deutschlandweit die einzigen, die das so komplett anbieten«, erzählt der Unternehmer stolz. »Diesen Aufwand von der Terminierung der Übergabe bis hin zur Information an die Personalbuchhaltung macht sonst niemand.« Ein Service, den nun auch Autohäuser für sich entdeckt haben, die immer öfter auf den externen Dienstleister zurückgreifen, um für ihre Kunden eine bundesweite »PremiumAuslieferung« anbieten zu können. Langfristig möchte Maier sein Angebot weiter ausbauen: »Meine Vision sind Fuhrparkkompetenzzentren in Ballungsgebieten.« Alles für den Dienstwagen unter einem Dach. Doch auch bei einer Expansion steht für den Unternehmer fest: »Unser Hauptsitz bleibt in der Region.«

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Handel

Wenn schlechte Kommunikation Verschwörungstheorien fördert Deutscher Unternehmerinnen-Verband debattierte in Freiburg über TTIP

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TIP – das klingt harmlos. Ausgeschrieben klingt es kompliziert und geheimnisvoll: »The Transatlantic Trade and Investment Partnership«. Und bekannt ist TTIP als ein angestrebtes Freihandelsabkommen zwischen der EU und den USA. Freihandelsabkommen sind etwas Normales: Deutschland als Exportnation lebt von geregelten, guten Beziehungen zu den Staaten der Welt. Und so richtig gekümmert hat bisher keinen, was da so eigentlich alles zwischen Deutschland oder der EU und anderen Staaten verabredet wurde, wer davon profitiert, was das konkret bedeuten kann und wer in Zweifelsfällen Schiedsrichter zu spielen hat. Bis jetzt. TTIP ist umstritten, TTIP wird vehement abgelehnt, und Befürworter wie Gegner werden nicht müde, sich gegenseitig übelster Absichten zu verdächtigen. Da war es verdienstvoll, dass sich der Verband deutscher Unternehmerinnen (in dessen 16 Landesverbänden 1600 Managerinnen sitzen, die mit rund 500.000 Beschäftigten jährlich 85 Milliarden Euro umsetzen) des Abkommens mit einer Podiumsdiskussion annahm. »Sie haben mit diesem Thema eine Punktlandung gemacht«, lobte Gastgeber Marcel Thimm, Vorstandschef der Sparkasse Freiburg. Noch herrschte Ruhe im Saal, als Karin van Mourik vom VdU-Bundesvorstand die rund 100 Gäste willkommen hieß und aus der Befürwortung von TTIP keinen Hehl machte: Man begrüße grundsätzlich die Beseitigung von Handelsbarrieren. Angesichts der großen Zahl existierender Abkommen sei es für die Unternehmerinnen nicht nachvollziehbar, dass TTIP »so stark in die öffentliche Kritik geraten ist«. Allerdings wolle 5 Anzeige

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man »die hohen sozial- und umweltrechtlichen Standards in Deutschland« bewahren. Hauptredner Lars Feld, Ökonom der Uni Freiburg und Wirtschaftsweiser, ging eindeutiger zur Sache: Standards sieht er nicht in Gefahr, öffentliche Aufgaben wie Wasserversorgung oder Arbeitsrecht würden nicht tangiert, Genprodukte müssten gekennzeichnet werden und dem Verbraucher die Entscheidung überlassen, was er kaufen wolle und was nicht. Dafür sei ein Reallohnplus in Deutschland von rund 3,5 Prozent zu erwarten, mithin Deutschland der größte Profiteur des Abkommens. Katharina Reuter, Vertreterin des Bundesverbandes grüne Wirtschaft, lieh den TTIP-Zweiflern ihre Stimme. Sie befürchtet den massenweisen Import von minderwertigen US-Produkten, die dem Gesundheitsstandard Deutschlands nicht entsprächen; befürchtet, dass Regulationsgremien von Lobbyisten unterwandert und Schiedsgerichte wirkungslos würden, existierten doch gravierende Unterschiede im angelsächsischen und europäischen Rechtssystem: Man solle, nein, müsse die Verhandlungen aussetzen. Reuter stand auf verlorenem Posten: Lars Feld und Gökhan Balkis, Geschäftsführer der Franz Morat Group, befürworteten vehement das Abkommen. Allein die Angleichung von Standards, so Balkis, würde Kosten senken und neue Exportmöglichkeiten schaffen. Nahezu alle Länder der Erde, so sein Beispiel, akzeptierten Maschinen, die vom deutschen TÜV zertifiziert seien, nur die USA nicht. Hier müsse eine den US-Normen entsprechende Bescheinigung vorgelegt werden, was Aufwand und Kosten verursache und den Export mancher Produkte verhindere. Von Konsens oder Annäherung der Diskussionskontrahenten war da schon keine Spur mehr. Gudrun Heute-Bluhm, Lörrachs Ex-OB und Vorstandsmitglied des Städtetages BadenWürttemberg, lobte die Transparenz der EU, die seit Kurzem jeden Schritt und seine Bedeutung im Rahmen der TTIP-Verhandlungen offenlege und erläutere. Sie räumte eine falsche Kommunikationspolitik der EU in der Vergangenheit ein, die Verschwörungstheorien und Unterstellungen Tür und Tor geöffnet habe. Aber sie warf auch den Befürwortern vor:»Dass Fragen gestellt werden, ist legitim. Und es ist am besten, Fragen zu beantworten und sie nicht pauschal als blöd abzuqualifizieren!« Eine hochinteressante Veranstaltung, die ohne erstickende Konsens-Sauce auskam und dadurch Information brachte, Gegensätze beleuchtete und damit Stärken und Schwächen des geplanten Abkommens offenlegte. Stefan Pawellek


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19.02.15 15:06


Wohnen

Wenn Wohnungsexperten wettern Beim Verbandstag der vbw geht es um Flüchtlinge und Bürokratie

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ir sind die Guten – das war die Message beim Verbandstag baden-württembergischer Wohnungs- und Immobilienunternehmen (vbw). 280 Vertreter kamen dafür unlängst ins Freiburger Konzerthaus. Hauptthema war die Flüchtlingsunterbringung. Und die »politischen Taliban« bekamen ihr Fett weg. Auch Freiburgs Baubürgermeister Martin Haag durfte ans Mikro.

Energische Immobilienprofis: Axel Gedaschko (links) schimpft über »politische Taliban«, Robert an der Brügge fordert weniger ökologische Auflagen.

Fotos: © VBW

Info Die rund 300 Wohnungs- und Immobilienunternehmen des vbw bewirtschaften 450.000 Wohnungen. Hauptaufgaben sind Bau, Vermietung und Verwaltung von Wohnraum. Die Unternehmen investieren nach eigenen Angaben jährlich 1,1 bis 1,6 Milliarden Euro in Neubau, Modernisierung und Sanierung.

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»Wir bauen Heimat« – das Motto des Verbandstags im Konzerthaus wurde stolz mit Zahlen untermauert: Laut einer Verbandsumfrage stellen mehr als 41 Prozent der rund 300 vbw-Unternehmen Wohnraum für Flüchtlinge bereit. »Wir wollen noch mehr tun«, betonte der Vorsitzende Robert an der Brügge. Das gehe aber nur bei besseren Rahmenbedingungen. Die Politik sei gefragt. Um mehr bauen und sanieren zu können, brauche es Bauland, passendes Baurecht und eine angemessene Förderung. »Sonst wird es nicht funktionieren.« Die Mietpreisbremse, die am 1. Juni in Kraft tritt, missfällt ihm. Zudem brauche es schnellere Genehmigungsverfahren und weniger ökologische Auflagen. Sozialen Wohnraum bereitzustellen sei dem vbw wichtig, betonte an der Brügge: »Wir wollen faire Preise bieten.« Preistreiber seien andere. Heute könne man alles vermieten und verkaufen. Die Leerstandsquote betrage gerade mal 2,2 Prozent. Vor einigen Jahren seien es noch 8 Prozent gewesen. Die vielen Neuankömmlinge führten zu einem unheimlichen Bedarf. »Wir werden gebraucht«, rief er den Verbandsvertretern im Saal zu. Derzeit gebe es jedoch »zu wenige Antworten und Konzepte«. Eine Lösung sei nur Hand in Hand mit der Politik möglich. Der Zustrom aus den Krisenregionen sei zudem »keine Grippewelle, die nur zwei Jahre dauert«. Als Freiburger Redner durfte Baubürgermeister Martin Haag ans Pult. Er berichtete von wachsenden Einwohnerzahlen und dem geplanten neuen Stadtviertel am Dietenbach. »Wir kommen an unsere Grenzen.« Die Stadtentwicklung gleiche der Quadratur des Kreises: sozial aber ökologisch – schnell, aber mit Bürgerbeteiligung – kostengünstig, aber ökonomisch solle sie sein. Auch am Güterbahnhof entstehe Wohnraum. »Wir haben aber nur einen. Wir bräuchten eigentlich vier oder fünf davon.« Dann betrat Axel Gedaschko die Bühne, Chef des Bundesverbands deutscher Wohnungs- und Immobilienunternehmen (GdW). Er betonte, dass innereuropäische Zuwanderer dringend gebraucht würden – und auch Flüchtlinge Chancen böten. Wohnungstechnisch seien die Reserven jedoch verfrühstückt: »Was jetzt kommt, wird spannend.« Das Förderprogramm für Wohnungsbau sei nicht massentauglich. »Politische Taliban wollen eine Verschärfung.« Das sei aber alles Schnurz, wetterte er. Handfester findet er dazu das Ergebnis der Verbandsumfrage: »Warum engagieren Sie sich für Flüchtlinge«, wurden die vbw-Mitglieder da auch gefragt. »Aus sozialer Verantwortung«, antworten 92,5 Prozent. Ergebnisse wie gemacht für einen Verbandstag. Till Neumann


Bauen

Ein Lächeln an der Businessmile Strabag legt Grundstein für 150-Millionen-Projekt

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ass der Freiburger Stadtspitze die Entwicklung an der Bahnhofsmeile nicht einerlei ist, bewiesen Oberbürgermeister Dieter Salomon und Baubürgermeister Martin Haag unlängst bei der Grundsteinlegung fürs fünfgeschossige, 20 Millionen Euro teure StraumannGebäude an der Heinrich-vonStephan-Straße: Unisono lobten sie das jüngste Projekt der Strabag-Real-Estate GmbH, deren Freiburger Bereichsleiter Martin Lauble in diesem Jahr noch zwei weitere größere Projekte stemmen wird.

Visiualisierung: © Strabag Real Estate.

Ansichtssache: Südlich des neuen Bürogebäudes locken ein Quartiersplatz samt Wasserfläche zur Mittagspause.

Neben dem embeX-Haus wächst derzeit das jüngste Glied der Perlenkette an der Bahnhofsmeile – zwischen dem einstigen Ufa-Palast im Norden und dem Moser-Areal im Süden – aus dem Boden. Von den rund 7000 Quadratmetern Nutzfläche wird der Schweizer Medizintechniker Straumann ab September 2016 für 120 Beschäftigte rund 4000 nehmen. Für die weiteren Flächen (ab 350 Quadratmeter) steht Lauble mit mehreren Interessenten in Gesprächen. Gesucht werden noch Mieter für die Gastronomie (bis zu 400 Quadratmeter plus Freiterrasse) mit Mittagstisch im Quartier und kleinere Ladeneinheiten im Erdgeschoss über der 110 Autos fassenden Tiefgarage. Den Realisierungswettbewerb für die Entwicklung des einstigen Post-Areals hatte das Freiburger Büro Böwer Eith Murken gewonnen. Er bietet südlich des StraumannGebäudes auch einen 600 Quadratmeter großen Quartiersplatz samt Wasserfläche, weitgehende Autofreiheit und energetisch sehr anspruchsvolle Gebäude: Der Neubau soll wie das benachbarte embeX-Haus von der Deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen (DGNB) mit Silber zertifiziert werden – womit die beiden nach bib-Recherchen die bisher einzigen in Freiburg wären. Mit dem embeX-Bau (nach Fertigstellung an die Bayer Pensionskasse verkauft) investiert die Strabag hier rund 150 Millionen Euro. Als nächstes soll westlich vom Straumann-Gebäude ein 130-Zimmer-Hotel entstehen (geplant: Holiday-InnExpress), zwischen Interchalet und business-X-Press steht zudem der Bau des spektakulären Diamanten Schnewlin

12 mit rund 2500 Quadratmetern in den Startlöchern. Die Baugenehmigung liegt auf dem Tisch, erstmals bietet die Strabag hier Eigentum an (rund 4200 Euro netto pro Quadratmeter). »Die Heinrich-von-Stephan-Businessmile ist ein sehr guter, innenstadtnaher Standort mit einem sehr firmenfreundlichen Umfeld und interessanter Nachbarschaft«, sagt Lauble. Dazu gehören die Gastronomie, die kleinen Läden zur Nahversorgung und eine Kindertagesstätte für die Kinder der Mitarbeiter. Der StraumannNeubau wird nicht der letzte sein, zu dem die Stadtspitze anrückt. bar

Foto: © DWOF

Geschliffen: Noch in diesem Jahr werden auch die Bagger für das Gebäude Schnewlin 12 anrücken. chilli | business im Breisgau | 05.2015 | 15


Gewerbe

Qualitätsoffensive im Anflug Der Gewerbepark investiert kräftig in die Infrastruktur – weil er’s kann

Foto: © Gewerbepark Breisgau / Oliver Münzer, Swing Europe

Trägt den Park nicht nur im Namen: Der Gewerbepark Breisgau schreibt weiter an seiner Erfolgsgeschichte. Heute schon mehr Arbeitsplätze als zu Zeiten des Fliegerhorst Immelmann.

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ualität vor Quantität: Im Gewerbepark Breisgau steht nicht mehr der Verkauf großer Flächen im Vordergrund, sondern die Verbesserung der In5 Anzeige

frastruktur. Das erklärte Park-Chef Markus Riesterer unlängst vor Journalisten. Das Jahr 2014 schloss die Parkgesellschaft mit einem Gewinn von 1,8 Millionen Euro ab.

Dort, wo bis 1994 noch das Aufklärungsgeschwader »Immelmann« seine Heimat hatte, wurden seither rund 106.000 Hektar oder 150 Fußballfelder an Unternehmen verkauft. Bei Quadratmeterpreisen zwischen 60 und 70 Euro sei der Park kein »Billigheimer«, sagt Riesterer. Die umliegenden Gemeinden böten Flächen auch mal deutlich günstiger an. Der Schuldenberg ist von ursprünglich 22,5 Millionen auf 130.000 Euro abgetragen – bei zwei Millionen Euro Rücklagen nur noch ein steuerlicher Wert. Im Jahr 2004 arbeiteten rund 600, jetzt schon mehr als 2000 Menschen im Gewerbepark. 2020 sollen es 2200 sein. »Das Ziel, die 1500 militärischen und zivilen Stellen der Immelmänner auszugleichen, haben wir jetzt schon übertroffen«, erzählt Riesterer. 5 Anzeige

16 | chilli | business im Breisgau | 05.2015


Gewerbe

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2014 hat der Park viereinhalb Hektar für drei Millionen Euro verkauft. Riesterers Hauptaugenmerk geht nun, da es aktuell überhaupt nur noch 14 Hektar gibt – 18 Hektar will er noch zukaufen – auf den Abbruch der restlichen militärischen Altlasten (2,7 Millionen Euro), den Ausbau des von der TREA gespeisten Nahwärmenetzes (1,7 Mio.) und die Breitbandversorgung (2,6). Schon Ende kommen-

Auch die kommunalen Kämmerer sind zufrieden den Jahres sollen alle Grundstücke eine Glasfaser haben. Zudem stünden nach 20 Jahren nun die ersten Straßensanierungen an sowie eine noch bessere Busanbindung. Insgesamt 53 Millionen Euro sind in den vergangenen Jahren in den Ausbau investiert worden. Die Stadt Freiburg hat ein Grundstück für die Segelflieger reserviert, die dem Stadionneubau des SC auf dem Freiburger Flugplatz weichen müssen. Ob sie kommen, ist aber fraglich. Nach bib-Informationen ist ein zweites Areal mit Gleisanschluss für die Badische Flüssiggas GmbH optiert, die vom Freiburger Güterbahnhof umsiedeln könnte. Hier gibt es aber offenbar gar keine Fortschritte in den Verhandlungen zwischen der aurelis Real Estate und der BFG. Der Plan droht zu scheitern. Die Mitglieder des Zweckverbands Gewerbepark Breisgau (elf Kommunen und der Landkreis Breisgau-Hochschwarzwald, darunter mit 30 Prozent die Stadt Freiburg als größte) bekamen im vergangenen Jahr 550.000 Euro ausgeschüttet, die Park-GmbH machte insgesamt 1,8 Millionen Euro Gewinn. Für 2015 sind bereits weitere 400.000 Euro überwiesen. Womöglich wäre den kommunalen Kämmerern in dieser Hinsicht dann doch die Maxime Quantität vor Qualität lieber. Lars Bargmann

Ein Wald im Park Kooperation mit Stadtwerken

Die Gewerbepark Breisgau GmbH hat mit den Stadtwerken Müllheim-Staufen jetzt einen Vertrag über die Aufforstung einer fünf Fußballfelder großen Fläche für einen Wald unterzeichnet. Mehr als 10.000 Setzlinge sollen von Stadtwerke-Kunden und Mitarbeitern ab November gepflanzt werden, die Kosten (rund 70.000 Euro) tragen die Stadtwerke, der Park steuert das Grundstück bei. Der Park komme nicht nur im Namen vor, sagt Geschäftsführer Markus Riesterer, der Stellenwert von Natur und der Klimaschutz im Gewerbepark sei hoch. 276 Hektar der insgesamt 564 Hektar großen Fläche bar stehen unter Natur- und Landschaftsschutz. chilli | business im Breisgau | 05.2015 | 17


Politik

20 Millionen Euro für Mietpreisbremse made in Freiburg Lob fürs neue Landeswohnraumförderprogramm

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ie Fraktionen im Freiburger Rathaus haben den Ball Mitte März in die Mitte gelegt, die Stadtverwaltung hat ihn jetzt trefflich verwandelt: Bei 532 Sozialwohnungen der Freiburger Stadtbau GmbH (FSB) könnten die Mieten in den nächsten 15 Jahren 33 Prozent unter dem Mietspiegel liegen. Das würde 20,7 Milli-

Foto: © Loeffelhardt

Günstige Mieten: Stadtbau-Wohnanlage in der Badenweiler Straße.

onen Euro kosten. 17,8 Millionen kämen aus dem neuen Landeswohnraumförderprogramm, 2,9 Millionen würde Finanzbürgermeister Otto Neideck zuschießen – als Kapitalerhöhung für die Stadttochter FSB. Dem soll der Gemeinderat am 19. Mai zustimmen. Das gilt als sicher. Man kann dem Rathaus und der FSB gute Arbeit attestieren.

Mit den knapp drei Millionen Euro soll die FSB zudem auch neue Sozialwohnungen bauen. »Das können und wollen wir uns leisten«, sagt Neideck. »Damit werden bestehende Mieten sogar gesenkt«, lobt Sozialbürgermeister Ulrich von Kirchbach. Denn bisher liegen die FSB-Mieten »nur« 15 Prozent unterm Mietspiegel. Von rund 95.511 Mietwohnungen in Freiburg sind 13.000 preisgebunden: Die wurden mit öffentlichen Mitteln gefördert und gehorchen damit dem Diktat günstiger Mieten. Allein in den nächsten 15 Jahren aber fallen 3355 dieser Wohnungen aus der Bindung: die Mieten

werden teurer. Von den 1051 FSB-Wohnungen ist – nach Prüfung etwa auf Fehlbelegungen – etwa die Hälfte fürs neue Programm geeignet. Bleiben 2300, die privaten Eigentümern oder Baugenossenschaften gehören. »Für die gilt das Gleiche, auch die würden von uns drei Millionen Euro bekommen, wenn sie wie die FSB handeln«, verspricht Neideck. Die ersten Gespräche würden bereits laufen, berichtete Werner Hein, Chef des Amts für Wohnraumversorgung. Das neue Landeswohnraumförderprogramm sei, so Neideck, »mehr als nur ein Schritt in die richtige Richtung«.

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Stadtentwicklung

Politik hakt Planspiel ab

Rieselfeld-West auf dem Abstellgleis – Bahn frei für Dietenbach Bauland gefunden: Nicht westlich des Rieselfelds, sondern im noch bewirtschafteten Dietenbach gibt es einen neuen Stadtteil.

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athausspitze und Gemeinderat werden sich nicht weiter mit dem westlichen Rieselfeld als mögliche Fläche für einen neuen Stadtteil in Freiburg befassen. Diese Debatte hatten fünf einstige Stadtplaner angestoßen, die das Rieselfeld im Vergleich zu dem von der Politik präferierten Dietenbachgelände als deutliche bessere Alternative ins Spiel gebracht hatten. »Der Zwischenruf der Stadtplaner a. D. hat Staub aufgewirbelt, vermutlich wird sich der wieder über das westliche Rieselfeld legen«, hatte das Freiburger Stadtmagazin chilli in seiner AprilAusgabe geschrieben. So ist es nun. Der bestehende Naturschutz im westlichen Rieselfeld wird nicht in Frage gestellt und auch nicht getauscht mit dem Dietenbach – wenn es dafür überhaupt eine rechtliche Handhabe gegeben hätte. Es war ein politisches Zeichen, das der Gemeinderat Anfang April setzte. Nicht nur Grünen-Stadtrat Eckart Friebis wollte dieses »absurde Theater« beenden. Oberbürgermeister Dieter Salomon sprach von einem »skurrilen« Zwischenruf: »Das wäre ein grü-

ner Super-Gau ohne Not.« Nun wendet man sich wieder dem Dietenbach zu. Am 20. April hatte sich die Rathausspitze in Mannschaftsstärke vor die Journalisten gesetzt und erklärt, was vielen ohnehin schon klar war: St. Georgen-West ist nicht geeignet, um einen neuen Stadtteil zu bauen, der Dietenbach ist es. Durch das Plangebiet in St. Georgen zieht sich ein Grünzug, der nach dem in Offenlage befindlichen Regionalplan bald als Grünzäsur einen noch höheren Schutz genießen wird. So hatte die Gemeinde Schallstadt gegen St. Georgen Position bezogen, weil die Siedlungsflächen nicht zusammenwachsen sollen, wie Stadtplanungsamtsleiter Roland Jerusalem berichtete. Nur ein Drittel der Flächen wären bebaubar, es könnten höchstens 1450 Wohnungen gebaut werden, rechnete die Projektgruppenleiterin Annette Schubert vor. Zielmarke sind 5000. »St. Georgen ist nicht geeignet. Wir haben das jetzt gerichtsfest geprüft«, sagte Salomon. Die Wortwahl verrät, dass er Klagen aus dem Dietenbach für wahrscheinlich hält. »Die Alternativen so tief zu untersuchen, war ein Kraftakt«, so Baubürgermeister Martin Haag. Der

neue Stadtteil im Dietenbach sei nun »das wichtigste wohnungspolitische Ziel«. Über die Ergebnisse der Gespräche mit den dortigen 380 Eigentümern wollte Haag nicht viel sagen: »In St. Georgen hätten wir aber noch mehr Ärger gehabt.« Wenn sich die Stadt nicht mit den Flächenbesitzern gütlich einigen kann, drohen Enteignungen. Salomon glaubt, dass es dazu nicht kommen wird. Haag ist weniger optimistisch: »Um die eine oder andere Enteignung werden wir wohl nicht herumkommen.« 15 Euro pro Quadratmeter sei rechtlich das Maximum, das die Stadt bezahlen dürfe – plus einem »Beschleunigungszuschlag« von 20 Prozent. Ein zweites, nicht niederschwelliges Problem ist das Hochwasser. Um das zu bändigen, soll der kleine Dietenbach in einer 80 Meter breiten Auenlandschaft sich austoben können und alles aufnehmen, was von unten und von oben aufs Gewann drängt. Die ersten Bagger werden erst nach 2020 rollen, bis 2040 soll der neue Stadtteil auf 140 Fußballfeldern 11.500 Menschen Wohnraum bieten. Neben dem Naturschutzgebiet Rieselfeld-West. Lars Bargmann 5 Anzeige

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Menschen & Meldungen

FREIBURG. Das Insolvenzverfahren der Solar Fabrik AG ist am 1. Mai eröffnet worden. Insolvenzverwalter Thomas Kaiser hat zwar eine Handvoll Interessenten, aber noch keinen Käufer. Da beim einstigen Vorzeigeschüler der Branche das staatliche Insolvenzgeld nach drei Monaten ausgelaufen ist, sucht er dringend einen solchen. Durch den kriselnden Markt vor allem in Europa wird das kein leichtes Unterfangen.

Stürmische Zeiten für Zeltfirma Tent Event stellt Insolvenzantrag / Verwalter ist guter Dinge Foto © Klaus Polkowski

Käufer gesucht

Käufer gefunden HERBOLZHEIM. Der Herbolzheimer Feuerwehrtechniker Thoma, der vor allem Feuerwehrfahrzeuge herstellt, hat einen neuen Eigentümer. Der Gründer Michael Thoma hat seine Firma mit derzeit rund 40 Mitarbeitern an den polnischen Mittelständler Wiss (400 Beschäftigte) verkauft.

Vorteil Freiburg TAUBERBISCHOFFSHEIM/FREIBURG. Der Maschinenbauer Raimann in Hochdorf, der seit 2001 zum Weinig-Konzern aus Tauberbischoffsheim gehört, profitiert von einer Werkschließung in Schweden und bekommt die Bandsägen-Fertigung. Bisher machten die 80 Beschäftigten in Freiburg rund 15 Millionen Euro Umsatz. Der soll siebenstellig zulegen.

Clotten preist FREIBURG. Terence Howard Rabbitts und Kaan Boztug heißen die diesjährigen Preisträger der vor 20 Jahren gegründeten Clotten-Stiftung. Der britische Molekularbiologe Rabbitts bekommt 50.000 Euro, der deutsche Arzt Boztug den mit 10.000 Euro dotierten Nachwuchspreis.

Trügerische Harmonie: Tent Event stellt auch Zelte für das Freiburger ZMF. Jahr für Jahr vermietet die Tent Event GmbH etwa Zelte für das Freiburger Zelt-Musik-Festival (ZMF). Jetzt ist das Unternehmen mit Sitz am Freiburger Güterbahnhof in finanzieller Schieflage. Der vorläufige Insolvenzverwalter ist jedoch optimistisch. Seit dem 1. Mai ist der Freiburger Rechtsanwalt Thilo Braun vorläufiger Insolvenzverwalter von Tent Event. Er sondiert die Lage bis zur möglichen Eröffnung des Hauptverfahrens am 1. Juni. Grund des Insolvenzantrags ist ein Großprojekt in Landshut: »Tent Event hat sich da schwer verhoben«, sagt Braun. Das Freiburger Unternehmen habe dort für die Stadt Landshut ein Theaterzelt gebaut. Statt es wie gewöhnlich zu vermieten sei ein Bauvertrag abgeschlossen worden. Das Ganze sei dann viel teurer geworden als eigentlich geplant.

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Prinzipiell stehe Tent Event aber auf gesunden Füßen. »Das Kerngeschäft läuft«, sagt Braun. Entscheidend sei jetzt, genügend Aufträge zu generieren, um die Verluste wettzumachen. Um wie viel Geld es in Landshut ging, sagt Braun nicht. Auch Zahlen zum Auftragsvolumen kommentiert er nicht. Braun ist jedoch optimistisch: Seit Beginn des vorläufigen Insolvenzverfahrens sei noch kein Kunde abgesprungen. Ob Tent Event verkauft oder saniert werden soll, sei nicht abzusehen: »Keine Tendenz, alles ist offen«, kommentiert Braun. Dass Tent Event erneut für das am 1. Juli startende ZMF die Zelte stellt, hält er für sehr wahrscheinlich. Tent Event hat zehn Mitarbeiter. Die Firma vermietet unter anderem Zirkusund Spiegelzelte sowie das passende Interieur und die technische Ausstattung für Bühnen-, Licht- und Tontechnik.

Till Neumann


Menschen & Meldungen

Jäger erhält Walter-Eucken-Medaille

Micronas leidet unter Wechselkurs

FREIBURG. Der Aktionskreis Freiburger Schule und das Walter-Eucken-Institut haben dem ehemaligen Freiburger Uni-Rektor (1995 bis 2008) Wolfgang Jäger die Walter-Eucken-Medaille verliehen. Jäger hatte das Institut über viele Jahre unterstützt und als Rektor auch einen wesentlichen Beitrag bei der Neustrukturierung geleistet.

FREIBURG/ZÜRICH. Der Halbleiterhersteller Micronas mit Hauptsitz in Zürich und Fertigung in Freiburg hat im ersten Quartal gegenüber dem Vorjahreszeitraum ein Umsatzminus um 8,1 Prozent auf 35,7 Millionen Euro zu verdauen. Der Gewinn vor Zinsen und Steuern kletterte zwar um 0,4 auf 1,3 Millionen Franken, doch durch die Neu-Bewertung von in Euro gehaltenen Geldbeständen stand unterm Strich das Umsatzminus. Die Aufhebung des Euro-Franken-Mindestkurses habe zu einem Buchverlust von sechs Millionen Franken geführt.

Handel legt zu SÜDBADEN. Nach einer Konjunkturumfrage hat der Handel in Südbaden 2014 im Vergleich zum Vorjahr um 1,1 Prozent (bundesweit + 1,6 Prozent) zugelegt. Trotz des Internet. Während das Umland aber deutlich profitierte, schrieb Freiburg rote Zahlen (-1,3 Prozent). Die Umfrage ergab auch: Je näher die Läden an Baustellen liegen, umso höher fällt der Umsatzrückgang aus.

Brauerei im Aufwind Fürstenberg steigert Bierabsatz

Sauter kommt zurück BASEL/FREIBURG. Der Gebäudetechniker Sauter wird im kommenden Jahr Teile seiner Produktion und weitere 200 Arbeitsplätze vom Stammsitz Basel in die Freiburger Hans-Bunte-Straße verlagern – eigentlich zurückverlagern, denn bis 1996 wurde in Freiburg produziert, wo bei SauterCumulus derzeit noch 140 Lohntüten gefüllt werden. Sauter schreibt seit Jahren rote Zahlen, hauptsächlich wegen Wechselkursrisiken. Nach der Entscheidung der Schweizer Nationalbank (SNB), den Euro vom Franken abzukoppeln, hatten viele Experten mit einer Schwächung der Schweizer Wirtschaft gerechnet. Nach einer Umfrage einer Schweizer Unternehmensberatung rechnet jetzt schon jeder zweite Betrieb damit, dass seine Produktion ins Ausland verlagert wird und in der Schweiz Arbeitsplätze wegfallen.

37 Millionen Euro für IMBIT FREIBURG. Das neue »Freiburg Institute for Machine-Brain Interfacing Technology« (IMBIT) erhält vom Land BadenWürttemberg und der Albert-Ludwigs-Universität 36,77 Millionen Euro für einen Neubau. »Freiburg ist der ideale Standort für dieses Zentrum«, so Uni-Rektor Hans-Jochen Schiewer.

PSD Bank wächst FREIBURG. Die PSD Bank Rhein-Neckar-Saar hat in Freiburg vier neue Mitarbeiter eingestellt und sucht noch weitere. Grund sei das Immobilienfinanzierungsgeschäft, das im Raum Freiburg 2014 um 6,1 Prozent gewachsen war.

Foto: © Fürstenberg

Na denn Prost: Georg Schwende FÜRSTENBERG. Die Fürstenberg-Brauerei meldet eine gute Bilanz für 2014. So habe der Absatz der Markenbiere um 3,9 Prozent zugenommen, Wachstumsmotor sei das Premium Pilsener mit einem Zuwachs von rund 6 Prozent gegenüber dem Vorjahr. »Das ist im Hinblick auf den hart umkämpften, stagnierenden Pilsmarkt eine tolle Leistung unseres Teams und umso bemerkenswerter, als dass die Zuwächse mit einem sauberen Preisbild und ganz ohne Aktionitis, wie es leider oft üblich ist, erreicht wurden«, sagt Geschäftsführer Georg Schwende. Auch das Betriebsergebnis sei »sehr gut«. Konkrete Zahlen nennt die Brauerei nicht. Im ersten Quartal 2015 habe sich »die tolle Entwicklung« fortgesetzt. Qualität zahle sich aus. Dies bescheinige die jüngste Auszeichnung von der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft, der »Preis für langjährige Produktqualität«, den die Donaueschinger Traditionsbrauerei bereits bib / bar zum 16. Mal in Folge gewonnen hat.

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Menschen & Meldungen

Beim Lauf-Event läuft’s

Hübner wird Prokurist FREIBURG. Simon Hübner, 30, ist neuer Prokurist bei der auf Servoantriebe spezialisierten Mattke AG. Die AG, die etwa für BMW, Bosch oder ABB arbeitet, beschäftigt mit ihren Vorständen Klaus-Dieter Bütow und Werner Böhringer 20 Menschen.

Foto: © BusinessRun Veranstaltungs GmbH

BusinessRun mit Rekordfeld

Foto: © Messe Duesseldorf/Tillmann

Preis für Resort

Übergabe: Rüdiger Wörnle (r.) erhält die Urkunde von Lutz Hertel, Chef des deutschen Wellnessverbands. FREIBURG. Das Gesundheitsresort Freiburg ist auf der internationalen Fachmesse »Beauty« in Düsseldorf vom Deutschen Wellness Verband mit dem »Wellness & Spa Innovation Award 2015« in der Kategorie »Hotel & Spa Concepts« ausgezeichnet worden. »Dass wir in unserem 25. Jubiläumsjahr diese Auszeichnung für eine weitere Konzept-Entwicklung unseres Unternehmens erhalten, erfüllt uns mit Stolz«, kommentierte Rüdiger Wörnle, Ideengeber und Entwickler des Gesundheitsschutzgebiets. Das Gesundheitsresort ist eine Dachmarke der beiden Unternehmen Mooswaldklinik und Dorint Hotel An den Thermen Freiburg. Baulich direkt verbunden ist das Keidel Mineral-Thermalbad.

Ein Renner: Am 11. Juni werden wieder Tausende die Straßen füllen. Der BusinessRun in Freiburg wird am 11. Juni mit einem Rekordteilnehmerfeld an den Start gehen: Nach Angaben von Geschäftsführer Kai Lucius hatten sich bis zum 4. Mai 2500 Läufer angemeldet. »Im Vergleich zum selben Zeitraum 2014 ist das eine Steigerung von knapp 90 Prozent. Wir planen mittlerweile mit einem neuen Teilnehmerrekord von über 5000 Aktiven«, sagt Lucius. Bei der Premiere in Freiburg 2013 waren es 120 Firmen mit 1300 Läufern, im Vorjahr 300 mit 3800. Das Potenzial im Großraum Freiburg schätzt er sogar auf 10.000. Begonnen hat die Erfolgsgeschichte der Laufveranstaltung vor sieben Jahren in Köln, als zum ersten BusinessRun 2500 Menschen kamen, im vergangenen Jahr waren es erstmals mehr als 18.000. »Soft skills werden bei den Mitarbeitern der Unternehmen immer wichtiger, der BusinessRun ist eine Plattform für die Firmen, Motivation durch Teambuilding, Gesundheit und außerbetriebliche Kom-

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22 | chilli | business im Breisgau | 05.2015

munikation zu fördern«, erzählt Lucius beim Redaktionsbesuch. Die sechs Kilometer lange Strecke führt von der Schwarzwaldstraße über Ebnet, die Kartäuserstraße, den Sandfangweg über den Dreisamuferweg bis ins Schwarzwaldstadion. Was der SC Freiburg dafür bekommt, wollte er nicht preisgeben. Die Firmen zahlen pro Läufer 21 Euro (was steuerlich geltend gemacht werden kann). In diesem Jahr wird es das Event erstmals auch in Essen und in Luxemburg geben. 2014 setzte die ad.letics GmbH mit sechs Beschäftigten 1,8 Millionen Euro um, mehr als die Hälfte mit dem BusinessRun. bar

Info Der Veranstalter ist die BusinessRun Freiburg GbR, die je zur Hälfte der BusinessRun Veranstaltungs GmbH (eine ad.letics-Tochter) und der runabout sports freiburg GmbH (Freiburg-Marathon) gehört. Anmeldeschluss ist der 25. Mai. www.business-run-freiburg.de


Menschen & Meldungen

Tourismus trotzt Taxe FREIBURG. Hohe Tourismus-Zahlen üben einen besonderen Reiz auf die Freiburg Wirtschaft Touristik und Messe GmbH (FWTM) aus. Deswegen werden sie nun auch schon für die ersten beiden Monate 2015 veröffentlicht. Demnach stieg die Zahl der Übernachtungen (im Vergleich zum Vorjahreszeitraum) in Hotels, Gasthöfen, Pensionen, Campingplätzen und der Jugendherberge um 15.000 auf 143.900. Die Hotellerie legte um 11,8 Prozent auf 116.900 Übernachtungen zu. Vor allem die Schweizer steigen vermehrt (+39,5 Prozent) in Freiburger Betten. Die Bettenauslastung stieg um 1,8 auf 39,3 Prozent. Trotz Bettensteuer.

Grenzenloser Solarstrom

fesa Geno baut mit Franzosen 400-kWp-Solaranlage Foto: © fesa Geno

Sonnenstrom: Ein Produkt der deutsch-französischen Freundschaft Hinter dem neuen Projekt »Zusamme Solar! Colmar« verbirgt sich die wohl bundesweit erste den Rhein überschreitenden Solaranlagen-Kooperation. Das 400-kWp-Kraftwerk liegt bei Colmar, wird am 20. Juni offiziell in Betrieb genommen und wird von der Freiburger fesa Geno zusammen mit der Energies Partagées Alsace betrieben. Da auch die finanzierende Bank

eine Genossenschaft ist, ist es ein lupenrein genossenschaftliches Projekt. Damit betreibt die fesa mit ihren Vorständen Josef Pesch und Gilbert Kümmerle nunmehr Anlagen (darunter ein Stadiondach im Schwarzwaldstadion und die Anlage auf den Tunneln der B31 in Freiburg) mit einer Gesamtleistung von mehr als zwei bib / bar MWp.

VOBA Staufen legt zu

30.000 Euro für Enit Energy

STAUFEN. Die Volksbank Staufen, die in diesem Jahr ihr 150-jähriges Bestehen feiert, hat im Vorjahr eine gute Bilanz hingelegt. So hat die Bank um den Vorstandsvorsitzenden Erhard Stoll den Jahresüberschuss von 5,3 auf 7,2 Millionen Euro gesteigert, die Kundeneinlagen legten um 13,8 auf 443,1 Millionen Euro, das Kreditgeschäft um 12 auf 276 Millionen Euro zu.

FREIBURG. Die Enit Energy IT Systems GmbH ist vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie beim Gründerwettbewerb IKT Innovativ mit einem mit 30.000 Euro dotierten Hauptpreis ausgezeichnet worden. Enit bietet vor allem für energieintensive Betriebe Energiemanagementsysteme an und ist eine Ausgründung aus dem Fraunhofer Institut für Solare Energiesysteme.

Stolzer Jubilar: Gerhard Kaiser

Sattes Wachstum

Faller im Aufwind

FREIBURG. Der geschäftsführende Gesellschafter der Kaiser Modehäuser in Freiburg, Gerhard Kaiser, hat unlängst mit 56 Jahren sein 30-jähriges Firmenjubiläum gefeiert. Kaiser ist mit 280 Beschäftigten einer der größten privaten Arbeitgeber in Freiburg.

WALDKIRCH. Der Sensorhersteller Sick AG hat seinen Umsatz 2014 gegenüber dem Vorjahr um 8,9 Prozent auf 1,1 Milliarden gesteigert. Das Ergebnis vor Steuern und Zinsen (Ebit) wuchs um satte 16,9 Prozent auf 103,2 Millionen Euro. Sick beschäftigt weltweit knapp 7000 Mitarbeiter.

WALDKIRCH. Die August Faller KG hat 2014 mit 1150 Mitarbeitern den Umsatz um 3,5 Prozent auf 120,3 Millionen Euro gesteigert. Faller produziert jährlich 2,1 Milliarden Faltschachteln (Pharmazie). 20 Prozent der Belegschaft sind am wirtschaftlichen Erfolg der KG beteiligt.

Foto: © Kaiser

Kaiser feiert 30-jähriges Jubiläum

chilli | business im Breisgau | 05.2015 | 23


Kolumne

Menschen & Meldungen

Neue Mittelstandsmesse

Foto: © privat

Der Freiburger Steuerberater Erik Herr ist ein Routinier im Geschäft. Für die bib-Leser berichtet er in jeder Ausgabe über Nützliches & Kurioses, Aktuelles & Steuerbares.

Hilfe bei der Unternehmensgründung: Wenn Sie aus der Arbeitslosigkeit gründen wollen, können Sie finanzielle Unterstützung (Einstiegsgeld und Gründungszuschuss) beantragen. Es gibt auch subventionierte Darlehen ohne Eigenkapital und Sicherheiten, etwa das Startgeld. Egal aber, ob Sie gründen wollen, gegründet haben oder bereits länger am Markt sind, beantragen Sie Zuschüsse für die Erstellung eines Businessplans oder eine professionelle Beratung. Verantwortung der GmbH-Geschäftsführer: Deren Pflicht ist es, sich laufend über die wirtschaftliche Lage der Gesellschaft zu informieren. Der Nachweis erfordert eine integrierte Unternehmensplanung auf Grundlage plausibler Annahmen und bedarf der Vergewisserung, dass die Planannahmen auch umgesetzt werden (Soll-IstVergleich). Die Überwachung hat auf der Grundlage eines ordnungsmäßigen Finanz- und Rechnungswesens auch unterjährig zu erfolgen. 1-Prozent-Regel: Die vom Arbeitnehmer zu tragenden Benzinkosten für die berufliche und private Nutzung eines Firmenwagens sind auch dann als Werbungskosten bei den Einkünften aus nichtselbständiger Arbeit zu berücksichtigen, wenn der geldwerte Vorteil der Privatnutzung nach der 1-Prozent-Regel ermittelt wurde. Steuerfreie Zuschüsse für Wagniskapital: Erhaltene Zuschüsse (Anträge online möglich) für Investments in nicht börsennotierten Kapitalgesellschaften bleiben in der Höhe von 20 Prozent der Anschaffungskosten (maximal 50.000 Euro) steuerfrei! www.herr-stb.de

NEW 2015 in Freiburg

Networking, Effizienz und Wissenstransfer (NEW) sind drei der wichtigsten Faktoren für den Erfolg kleiner und mittelständischer Unternehmen (KMU). Diese drei Bereiche vereinigt die neue Mittelstandsmesse »NEW 2015«, die am 18. Juni an den Freiburger Messehallen Halt macht und auf der sich viele Lösungsanbieter präsentieren, die mit ihren Angeboten die Arbeit in KMUs effizienter gestalten, vereinfachen und mit der attraktiven Zielgruppe aus Entscheidungsträgern von regionalen Unternehmen in Kontakt treten wollen. Nicht nur die Digitalisierung wie Social Media, Online-Werbung oder IT-Service schreitet voran, auch im Bereich »Personal & Fachkräfte« gibt es aufgrund des demografischen Wandels enorme Herausforderungen. Themen wie Marketing & Vertrieb, Gewerbeimmobilien und Handwerk, Management und Führung, Energieeffizienz, Finanzen und Recht sowie Information und Telekommunikation stehen ebenfalls im Fokus, be-

richtet Projektleiter Matthias Reichhart. Die »NEW« biete Lösungsansätze aus der Praxis für die Praxis. Unternehmer haben die Möglichkeit, mit Geschäftsführern, Selbstständigen, Einkäufern und Abteilungsleitern zu sprechen und womöglich neue Aufträge zu gewinnen. Die Messe, die unter anderem vom Bund für Mittelständische Wirtschaft unterstützt wird, bietet zudem ein kostenloses Vortragsprogramm (www. messe.ag). »Durch den technologischen Wandel, die immer stärkere Internationalisierung vieler Wirtschaftszweige, die demografische Entwicklung und viele andere Faktoren steigen die damit für die Unternehmen verbundenen Herausforderungen«, schreibt der baden-württembergische Wirtschaftsminister Nils Schmid in der Messezeitung. Der »NEW 2015«, die ein breites Spektrum an mittelstandsrelevanten Fachthemen abdecke, komme als Infobörse und Netzwerkplattform »eine wichtige Bedeutung« zu. bib

Alte Wache

Klinik sucht Investor Foto: © Alte Wache

Vom Gründen zum Wagniskapital

FREIBURG. Die Alte Wache, das Haus der badischen Weine, meldet fürs vergangene Geschäftsjahr ein erneutes Umsatzplus von 7,25 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Konkrete Zahlen nennt Geschäftsführerin Alixe Winter nicht. Nach bib-Informationen dürfte der Umsatz bei rund einer Million Euro liegen. Das Plus sei dem Wein- und Sektverkauf, dem Offenausschank sowie zahlreichen Events geschuldet. Zudem greife die Verjüngung der Kundschaft durch Eigenkreationen wie die »Kalte Sofie« oder den Glühwein »Winter-Edition«.

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FREIBURG. Für die in der vorläufigen Insolvenz befindliche Freiburger Klinik für Tumorbiologie mit ihren rund 250 Beschäftigten gibt es mittlerweile mehrere Interessenten. Das teilt der Insolvenzverwalter Christopher Seagon mit. Darunter seien Finanzinvestoren, aber auch strategische aus dem Gesundheitsbereich. Auch das Freiburger Uniklinikum ist interessiert. Es komme aufs Konzept an, dabei würden auch »die hohe Qualifikation und Motivation der Beschäftigten und deren Belange eine wichtige Rolle« spielen, so Seagon. Mit einem Ergebnis sei im Juli zu rechnen. Der Klinikbetrieb gehe uneingeschränkt weiter. Mehrheitsgesellschafterin der Klinik ist die Aktiengesellschaft Vergell Medical S.A. aus der Schweiz.

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Interview

Der DJ-Veteran

LASSEN SIE UNS ÜBER GELD REDEN: Rainer Trüby über den Generationenwechsel am Plattenteller

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ein und Nu Jazz – für diese Kombination ist DJ Rainer Trüby in Freiburg bekannt. Doch der 43-Jährige lädt nicht nur DJs aus aller Welt ins Waldsee und in die Passage 46, er legt auch selbst in ganz Europa auf und produziert seine eigene Musik. bib-Redakteurin Tanja Bruckert hat er erzählt, wie der Nachwuchs die Preise kaputt macht, warum man von Musikverkäufen nicht leben kann und was ein DJ im Alter macht. bib: Es heißt, David Guetta verdient bei einem Auftritt um die 200.000 Euro. Wie weit sind Sie davon entfernt? Rainer Trüby: Da bin ich sehr weit von entfernt. Ich mache ja eher Undergroundmusik – also nur die Musik, die mir gefällt. Es ist trotzdem so, dass ich davon ordentlich leben kann.

Foto: © tbr

bib: Können Sie eine Hausnummer nennen? Trüby: Zu meiner besten Zeit, als Nu Jazz noch voll im Trend war, habe ich am Abend einen kleineren vierstelligen Betrag verdient. Inzwischen ist das Auflegen kein Handwerk mehr wie früher. Damals ging es um das Mixen mit Schallplatten, inzwischen kann das mit Computerprogrammen eigentlich jeder machen. Meine Generation hat zu kämpfen, denn die Jüngeren, die sich inzwischen auch gute Namen geschaffen haben, legen auch mal für 200 Euro auf. Da denken sich manche Clubs: warum soll ich jetzt so einen teuren Veteranen buchen? bib: Haben Sie mal überlegt, mehr Mainstream aufzulegen, um besser zu verdienen?

Trüby: Nein, diesen Kompromiss gab es nie. Ich schätze mich glücklich, dass ich auch noch nach all den Jahren meine Bookings bekomme – ich bin ja nicht mehr der Allerjüngste in

»Auflegen ist kein Handwerk mehr« dem Gewerbe. Zum Glück musste ich nie kommerzielle Zugeständnisse machen, sondern wurde immer für die Musik gebucht, für die ich stehe. bib: Sie sind einer der wenigen DJs, die das hauptberuflich machen ... Trüby: Ja, seit mittlerweile 20 Jahren. Eigentlich hatte ich in Freiburg angefangen, Soziologie zu studieren und habe nur nebenher aufgelegt, doch irgendwann wurde mir bewusst, dass ich jetzt eine Sache richtig machen muss. Deshalb bin ich mit dem ersten Zeitungsartikel bewaffnet zu meinen Eltern – die mir das Studium finanziert haben – und habe ihnen eröffnet: Ich werde mich exmatrikulieren. Sie haben es gut aufgenommen.

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bib: Sie legen nicht nur auf, sie produzieren auch selbst. Womit verdienen Sie mehr? Trüby: Seit diesem Jahr arbeite ich mit dem italienischen Produzenten Corrado Bucci – das Projekt nennt sich Truccy. Die aktuellen Produktionen laufen gut, aber an die Stückzahlen der Nullerjahre, als tatsächlich noch CDs und Schallplatten verkauft wurden, kommt man nicht mehr heran. Die Superstars leiden da nicht so darunter, aber in meinem musikalischen Genre ist es schwierig geworden, von den Musikverkäufen zu leben. Die Musik, die ich selbst produziere, finanziert mich etwa über ein Drittel, die anderen beiden Drittel verdiene ich durchs Auflegen und eigene Veranstaltungen wie »Root Down« und »Beats & Öxle«. bib: Hand aufs Herz: Ihr kürzlicher Wechsel mit der Veranstaltungsreihe »Root Down« vom Waldsee in die Passage 46 – welche Rolle hat dabei das Geld gespielt? Trüby: Ich würde lügen, wenn ich sagen würde, dass das keine wirtschaftliche Frage war. Wenn es geregnet oder geschneit hat, ist auch bei guten Bookings oftmals das Publikum ausgeblieben, da musste ich ein paar Mal drauflegen. In der Passage ist eben auch das Laufpublikum da. bib: Wie lange werden wir Sie denn noch hinter dem Plattenteller sehen? Trüby: Ich habe mir kein Limit gesetzt, aber ob ich mit 70 noch im Club stehen will? Vielleicht lege ich dann in einem Altersheim auf – schon zu meiner Zivizeit habe ich einen »Tanztee mit DJ Rainer« gemacht. Da schließt sich der Kreis dann wieder.


Advertorial

Die Risikoanalysten

Die Bauer AG versichert den Mittelstand

Sticht heraus: Firmensitz der Bauer AG um Vortand Hans Dieter Bauer in Emmendingen.

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Fotos: © ns

r gründete die Bauer GmbH 1996 in Emmendingen als Ein-Mann-Betrieb im heimischen Gästezimmer. Heute zählt die 2011 zur Bauer AG umfirmierte Firma 20 Versicherungsfachwirte und hat ein jährliches Versicherungsvolumen von 15 Millionen Euro. Und wenn es nach dem Chef Hans Dieter Bauer geht, wird die AG weiter wachsen. Bauer hatte sich keineswegs als Frischling selbstständig gemacht: Der heute 55-Jährige hatte zuvor 13 Jahre lang für mehrere Banken Versicherungen verkauft. Aber eben immer nur die, die sein Arbeitgeber selber im Portfolio hatte. Und die nicht immer optimal auf die Kundschaft zugeschnitten waren. Aber genau das ist heute seine Maxime: Die individuellen Risiken von Unternehmen genau analysieren und dann an den Märkten exakt zugeschnittene Versicherungen ausschreiben. »Wir verkaufen keine Versicherungen, weil unsere Kunden schon welche haben. Wir bewerten die Risikostrukturen, reparieren bestehende Versicherungen und vermitteln wenn nötig dann die passenden Produkte«, erzählt Bauer am Firmensitz im Emmendinger Gewerbegebiet, der mit seinem mediterranen Stil so gar nicht in die nüchterne Versicherungsbranche und die Umgebung passt. Nur: Er war zuerst hier direkt an der Elz.

Bauer und sein ohne jede Provisionen arbeitendes Team empfehlen durchaus mal, bestimmte Versicherungen nicht abzuschließen, Risiken womöglich auszulagern, zu Zulieferern etwa. »Viele Unternehmen haben Versicherungen, ohne genau zu wissen, was die eigentlich abdecken.« Vielleicht habe der Gesetzgeber schon neue Regelungen erlassen und die Policen wurden danach nicht angepasst. Risiken ändern sich: Vor fünf Jahren waren Cyberrisiken kein Thema, heute sind sie auf dem Vormarsch. Die Bauer AG schaut sich die Einkaufsund Lieferbedingungen, Werk- und Dienstverträge sowie die Herstellungsprozesse genau an, analysiert, was bei einer Betriebsunterbrechung (etwa wegen eines Brandes) passieren würde, prüft bei Konzernen die Regress-Regelungen zwischen den einzelnen Gesellschaften, Dabei arbeiten sich die Experten auch in die betriebswirtschaftlichen Grundlagen ihrer Klienten ein. Das dauert inklusive eines ISO-zertifizierten Risiko-Audit sechs bis acht Wochen. »Wir müssen sehr viel wissen, damit wir optimal arbeiten können.« Dazu können auch das persönliche Versicherungsumfeld der Chefetage der Unternehmen oder die betriebliche Altersvorsorge der Belegschaft zählen. Erst dann wird auf Basis der Analyse das Gesamtrisiko ausgeschrieben. Bauer ist keinem Versicherer gegenüber verpflichtet, hat aber alle

nötigen Zulassungen, um deren Produkte zu vermitteln. Die Bauer AG unterhält für rund 2000 Kunden weltweit einen Versicherungsbestand im Wert von 15 Millionen Euro, was sich »nicht nachteilig auf die Konditionen auswirkt«. Eine besondere Stärke? »Wir sind Experten bei Großschadenslagen«, sagt Bauer. Beim Großbrand in der Lackfabrik Rilit in Endingen 2006 halfen sie mit, beim verheerenden Brand des historischen Endinger Weinguts Bastian ebenso. Eine zweite Besonderheit sind Autos: Bauer versichert Rennwagen während des Rennens (rennkasko.de), Rennfahrer, Hospitality-Fuhrparks für McLaren oder Ferrari – es geht oft um Millionenbeträge. »Es gibt weltweit vielleicht drei Unternehmen, die so etwas versichern können«, erzählt Bauer, selber ein Autonarr. 70 Autohäuser sind über ihn versichert, Aston Martin Lagonda of Europe, 100 Rennteams und Zulieferer der Autoindustrie. »Alles, wo ein Rad ran ist, ist unser Thema.« Man habe sich in dem Bereich sicher einige Privilegien erarbeitet. In der Hauptsache sind es die Mittelständler, die Bauer aufsuchen. Der größte macht 200 Millionen Euro Umsatz mit 640 Beschäftigten, der kleinste hat fünf Mitarbeiter. Die Bauer AG engagiert sich für ihre Kunden, aber auch für soziale, kulturelle Initiativen und Sportvereine. Meistens diskret. Ganz so wie es im Büro des Unternehmensgründers zugeht. www.bauer-ag.de

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Steuern

Im Fokus des Fiskus

Wirtschaftsprüfer Mathias Hecht über den Ferienhaus-Traum und seine Fallstricke

Und am Ende des Hügels steht mein Haus am Meer: Wie die Steuerbehörden mitverdienen wollen, weiß Mathias Hecht.

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Fotos: © ns, bar

ie stehen aktuell im Fokus des Fiskus: Deutsche, die in Spanien Immobilien besitzen. Jedes Jahr kommen neue dazu, auf der anderen Seite wollen sich Eigentümer aber auch von ihren Ferienhäusern wieder trennen. Beides sollte steuerlich gestaltet werden. In der Vergangenheit war es zumeist so, dass der Kauf vor dem Hintergrund der Ersparnis von spanischen Steuern – etwa Wertzuwachs- oder Erbschaftssteuern – oftmals über eine spanische GmbH (S.L.) abgewickelt wurde. Die Nutzung der Immobilie zu Urlaubszwecken erfolgt durch die Gesellschafter dann in der Regel unentgeltlich. Bis der Bundesfinanzhof (BFH) vor rund zwei Jahren entschied, dass es sich bei einer kostenlosen Nutzung um eine sogenannte verdeckte Gewinnausschüttung der GmbH an die in Deutschland ansässigen Gesellschafter handelt. Begründung: Es handelt sich um eine verhinderte Vermögensmehrung bei der GmbH. In dem verhandelten Fall hatte das zur Folge, dass

diese verhinderte Vermögensmehrung als verdeckte Dividende am Heimatsitz des Gesellschafters, also in Deutschland, versteuert werden musste. Zur Bemessung der Höhe der verdeckten Gewinnausschüttung ging der BFH von einer geschätzten Kostenmiete zuzüglich eines Gewinnausschlages aus. Das Urteil ist im Hinblick auf die Rechtslage nach dem Doppelbesteuerungsabkommen mit Spanien (DBA) 1966 ergangen, wonach Deutschland das Besteuerungsrecht der Einkünfte aus der Immobilie zustand. 2013 trat dann das neue DBA in Kraft, welches das Besteuerungsrecht für derartige Einkünfte zumeist nach Spanien verlagert. Allerdings wird das Besteuerungsrecht Deutschlands dadurch nur eingeschränkt, und die Vermeidung der Doppelbesteuerung erfolgt durch Anrechnung etwaiger in Spanien gezahlter Ertragsteuern auf die deutsche Einkommensteuer. Das heißt: Auch wenn das neue Doppelbesteuerungsabkommen angewendet wird, kann sich die Gefahr der Nachversteuerung in Deutschland nur dann verringern, wenn diese Nutzung tat-

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sächlich einer Besteuerung in Spanien unterlegen hat. Wer also heute seinen Traum von einem Ferienhaus etwa an der mallorquinischen Küste verwirklichen will, muss dieses Urteil beachten und bereits bei der Gestaltung der Verträge verdeckte Gewinnausschüttungen etwa durch den Abschluss von fremdüblichen Miet- und Darlehensverträgen vermeiden. Denn nur so können die Begehrlichkeiten des Fiskus von vornherein vermieden werden. Übrigens hat auch der spanische Staat die Deutschen als zahlungskräftige Steuerschuldner entdeckt. Wer seine Feriendomizile mit Gewinn wieder veräußert, soll in der Regel 21 Prozent des Gewinns abgeben. Womöglich unangenehme Nebenwirkung: Da die Notare den Verkauf melden, gehen diese Informationen dann auch ans heimische Finanzamt. Nachforderungen nicht ausgeschlossen. Mathias Hecht Hecht und Partner GmbH Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Leopoldring 3, 79098 Freiburg www.hechtundpartner.de


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Fakten

Die Welt, die Wirtschaft in Zahlen Schaden durch Wirtschaftskriminalität im Bereich Polizeidirektion Freiburg 2013: Schaden durch Wirtschaftskriminalität im Bereich Polizeidirektion Freiburg 2014:

Einzelhandelsmieten pro m² (max. 120) in Freiburgs 1-A-Lage 2005 Einzelhandelsmieten pro m² (max. 120) in Freiburgs 1-A-Lage 2014

25 Mio. Euro 100 Mio. Euro

110 Euro 155 Euro

582 20.337

Zahl der Rinder im Stadtkreis Freiburg 2014 Zahl der Rinder in Leutkirch (Allgäu) 2014

Zahl der Babys, die 2013 in Leutkirch zur Welt kamen Zahl der Babys, die 2013 in Freiburg zur Welt kamen

188 4511

Einzelhandelskaufkraft-Index in München Einzelhandelskaufkraft-Index in Stuttgart Einzelhandelskaufkraft-Index in Freiburg Einzelhandelskaufkraft-Index in Erfurt

128,7 112,4 97,2 92,5

11.725 6049 5001 2586 2512

Zahl der Diebstähle 2014 in Freiburg Zahl der Diebstähle 2014 im Landkreis Lörrach Zahl der Diebstähle 2014 im Landkreis Breisgau-Hochschwarzwald Zahl der Diebstähle 2014 im Landkreis Emmendingen Zahl der Diebstähle 2014 im Landkreis Waldshut

2,96 Mio. 2,8 Mio. 1,9 Mio. 2,08 Mio.

Kirchensteuerzahler in Baden-Württemberg 2007 Kirchensteuerzahler in Baden-Württemberg 2010 Konfessionslose in Baden-Württemberg 2007 Konfessionslose in Baden-Württemberg 2010

Zahl der Flüchtlinge, die 2014 nach Baden-Württemberg kamen Zahl der Flüchtlinge, die 2015 in Baden-Württemberg erwartet werden Zahl der Flüchtlinge, die 2014 in Deutschland Asyl beantragt haben Zahl der Flüchtlinge, die 2015 in Deutschland erwartet werden

26.000 52.000 200.000 400.000

Anteil der Eltern Halbwüchsiger, die diese durch Androhung von Strafen zur Mithilfe im Haushalt bewegen können Anteil der Eltern Halbwüchsiger, die diese durch Erhöhung des Taschengelds bewegen können Anteil der Eltern Halbwüchsiger, die diese durch Lob zur Mithilfe bewegen können:

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8% 20 % 71 %

Lars Bargmann, Till Neumann / Idee: brandeins



Bei großen Plänen und kleinen Details. Wir sind ganzheitlich für Business-Kunden da. Als Unternehmen in Südbaden, ob groß gewachsen oder klein und aufstrebend, ist es ein gutes Gefühl, wenn man sich auf die Beratung und die Kompetenz, auf die Nähe und die Netzwerke eines erfahrenen Partners verlassen kann. Die Sparkasse als größtes Geldinstitut Südbadens ist mit contobusiness und vielen weiteren Konzepten und Leistungen ganz persönlich für Ihr Unternehmen da.

Wenn’s um Geld geht

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