Bauen & Wohnen

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Themenheft

BAUEN &

Wohnen

NEUER VOLKSBANK-TURM Stararchitekt Hadi Teherani gewinnt Wettbewerb

September 2016 Ausgabe Nr. 19 gratis

POLITIK

Baustellengespräch mit Bürgermeister Martin Haag

ZOFF UM MIETSPIEGEL Experten im Deutungsstreit



Editorial

Inhalt Editorial / Inhalt

3

Titel: Baubürgermeister Martin Haag im Gespräch 4-6 Mietspiegel: Experten im Deutungsstreit

8-9

Preiswert: Stuckert überrascht mit Avantum

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Mächtig: Teherani baut neuen Volksbank-Turm

12-13

Meldungen: Strabag verkauft / FSB baut für Flüchtlinge

14-15

Interview: Quo vadis, Herr Schlatterer

16-17

Kreativpark: FWTM startet Vermarktung

18

Spatenstich: Leibinger erweitert

19

Passivhäuser: Über Sinn und Unsinn

20-21

Stadtbau: Ralf Klausmann über Defizite und Millionengewinne

22-23

Makler: S-Immo mit neuem Projekt

24

Sasse Immobilien bringt Thomas Daily ins Geschäft

26

Generalunternehmer: Dürrschnabel baut auch für Flüchtlinge

28

Projekte: WOBAG und die CUBES

29

Entwicklungen: Peter Unmüßig tanzt auf vielen Bällen

30-31

Studie: Das aktuelle Mietwetter in Freiburg und Regio

32

Voll im Plan: Stadttunnel kommt

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Bald fertig: Siedlungswerk beendet R1-Projekt

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Kritik: Banker fordern bessere Kreditrichtlinie

40-41

Luxus: Stadthäuser am Schauinsland

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Baurecht: Augen auf beim Grundstückskauf

43

Einrichten: Ausgezeichnete Küchen-Studios

44-46

Meldungen Staudinger: Die teuerste Schule

48 50-51

Verkauf: Stadt will 5 Mio. fürs AfÖ

52

Kommentar

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I

Urbane Gebiete und Passivhäuser

m vergangenen Februar hatten wir als eines der ersten Medien über die damals noch internen Pläne der Bundesbauministerin Barbara Hendricks berichtet, im Baurecht eine neue Kategorie einzuführen, das urbane Gebiet. Um in Ballungsräumen leichter Wohnungsbau zu ermöglichen. Ein guter Plan. Nun sind erste Details bekannt geworden. Demnach soll in urbanen Gebieten die Grundflächenzahl höchstens 0,6 sein, die Geschossflächenzahl höchstens 3,0 (auf 1000 Quadratmeter Boden können 3000 gebaut werden). Reine Wohngebäude sollen nur ausnahmsweise zulässig sein, gefordert sind Mischnutzungen. Die Technische Anleitung zum Schutz gegen Lärm soll so geändert werden, dass im urbanen Gebiet die Lärmrichtwerte von 63 dB (A) tagsüber und 48 dB (A) nachts gelten. Damit lägen sie zwischen den bisherigen Mischgebieten (60/45) und den Gewerbegebieten (65/50). Hier gab es erste Kritik, etwa vom Zentralen Immobilien Ausschuss (ZIA): Die Werte könnten angesichts der heutigen Fenster großzügiger gefasst werden.

Freiburgs Baubürgermeister Martin Haag freut sich, weil so bald mehr Wohnungen als bisher erlaubt werden könnten, was der Preisentwicklung gut tut. Mit Haag haben wir das erste Baustellengespräch im neuen Rathaus geführt. Vom neuen Büro aus hat der Mann beste Aussichten. Und er sagt: Auch die Antragsteller haben bessere: Es werde mehr und schneller genehmigt. Sind die gerade in der Freiburger Politik so beliebten Passivhäuser wirklich besser als normale? Die Wiesbadener Wohnungsbaugesellschaft GWW (Seite 20) hat vier identische Mehrfamilienhäuser gebaut, zwei nach der EnEV 2009 und zwei als Passivhaus. Ende 2013 waren die Häuser bezugsfertig, nun zog die GWW Bilanz: Die Passivhäuser sind zwar bei der Heizenergie besser, doch der Vorteil wird durch den hohen Stromverbrauch gnadenlos aufgefressen. Sicher ein Thema für den Gemeinderat. Wir wünschen anregende Lektüre.

Lars Bargmann, Chefredakteur

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Politik

» Wir drehen ein riesen Rad «

Baustellengespräch mit Freiburgs Baubürgermeister Martin Haag

Unter der Kuppel: Baubürgermeister Martin Haag, Projektleiterin Manuela Riesterer und Chefredakteur Lars Bargmann im Rohbau des neuen Rathauses im Stühlinger. Im Erdgeschoss hallt es mächtig unter der großen Glaskuppel.

Fotos: © Klaus Polkowski

E

xklusiv fürs Freiburger Stadtmagazin chilli traf sich Baubürgermeister Martin Haag mit Chefredakteur Lars Bargmann im Rohbau des neuen, fast 80 Millionen Euro teuren Rathauses an der Fehrenbachallee. In seinem zukünftigen Büro. Mit Blick auf die Stadt. Ein Gespräch über Pläne und Fakten, Projekte und Personal, Kritik und Politik. Wohl keiner darf den Bürgermeister so herumkommandieren wie unser Fotograf Klaus Polkowski. „Weiter nach links, stopp, jetzt herschauen, hallo, hier bin ich.“ Der 4 | chilli | bauen & wohnen | 09.2016

Dezernent gehorcht, rückt seinen Bauhelm zurecht und lächelt. Weiter hinten werden Kernbohrungen gemacht, Fensterbauer sind am Werkeln. Irgendwo wird ein Musterteppich ausgerollt. „Das wird ein Platz, an dem die Mitarbeiter gerne arbeiten“, sagt Haag. 78,26 Millionen Euro wird das 22 Meter hohe Rathaus am Ende kosten. Dafür sollten Räume kreierbar sein, in denen es sich gut arbeiten lässt. Im März soll das Oval fertig sein, eine „sensationelle Bauzeit für so ein Haus“, findet Haag. Weiß aber auch, dass der Umzug ursprünglich für Mitte November geplant war. Schnelligkeit


Politik

Vor seinem neuen Büro steht Haag auf dem Gerüst mit Blick auf die Stadt. Fast 80 Millionen Euro kostet der erste von drei Bauabschnitten. Hinter Haag ist die Kita »Eschholzpark« zu sehen.

ist ein zentrales Thema in der Bauverwaltung. Viele Antragsteller hadern mit den langen Bearbeitungszeiten in den Ämtern. „Wir sind viel schneller geworden“, behauptet Haag. Zwischen Antrag und Genehmigung lägen heute im Schnitt 127 Tage. Viel schneller, als noch vor einem oder zwei Jahren. Noch nicht schnell genug. „Wir sind damit noch nicht zufrieden, aber es liegt auch nicht immer an uns. Es gibt einige, die keine qualifizierten Bauanträge stellen.“ Doch das Baurechtsamt unter seinem nun gar nicht mehr so neuen Chef Rüdiger Engel ist leistungsfähiger, zielorientierter, zupackender geworden, heißt es in der Branche. Und das in einer Stadt, in der sich schon mal gegen einen Garagenbau Widerstand formieren kann. „Als ich in Freiburg anfing, haben wir wöchentlich mehrere Beschwerdebriefe bekommen. Heute vielleicht einen im Monat“, sagt Haag. Wer zweimal durch das Oval im Kreis läuft, hat ziemlich genau eine 400-Meter-Bahn absolviert. Durch eins der drei Treppenhäuser geht es runter ins Bürgerzentrum, das von einem 46 Meter langen und vier Meter hohen WandKunstwerk geschmückt wird. Kostenpunkt: 300.000 Euro. Die Berliner Künstlerin Schirin Kretschmann hatte den Wettbewerb gewonnen. Unter der großen Glaskuppel hallt es heftig. Auch der zweite Bauabschnitt des Projekts Super-Rathaus wird kommen. Sagte unlängst Oberbürgermeister Dieter Salomon. Ein zweites Oval, ebenfalls 80 Millionen Euro teuer. Weiter westlich müssen dafür Kleingärten weichen. Dafür soll es am Ende rund ums Rathaus auch

bis zu 400 Wohnungen geben, die die Freiburger Stadtbau hochziehen soll. Selbst das ist in Freiburg ein Tropfen auf den heißen Stein. „Wir haben 2015 exakt 1254 neue Wohnungen genehmigt und jetzt bis Ende Juni schon 812. Wir haben zwei, drei Jahre intensiv gearbeitet und auch dank Engel und seiner Mannschaft, aber auch mit einem schlagkräftigen Planungsamt jetzt die Trendwende erreicht“, rechnet der Bürgermeister vor. Mit den Gutleutmatten, den Tränkematten und dem Güterbahnhof entstehen derzeit drei größere Baugebiete mit wohl rund 2500 Wohnungen, fünf weitere Flächen mit einem Potenzial von über tausend Wohnungen hat der Perspektivplan aufgezeigt, den Haag Ende des Jahres vorlegen will (wir berichteten). Die Überraschung war dabei die Fläche zwischen einem Möbelhändler und einem Discounter in Zähringen. „Da stehen die Chancen durchaus gut, der neue Eigentümer von Real ist stark interessiert, hier was zu machen.“ Wenn der Einzelhandel erhalten bleibt und es eine Nachverdichtung gibt. Eine zentrale Frage wird sein, wie der Gemeinderat auf diesen Flächen mit der beschlossenen 50-Prozent-Quote für den sozialen Mietwohnungsbau umgehen wird. „Die Debatte ist vorprogrammiert“, weiß Haag. Auf der anderen Seite bleibt derzeit auch manches liegen im Dezernat. Grund: Für neue Bebauungspläne braucht man Stadtplaner, doch die, die da sind, sind ausgelastet, und auf dem Markt sind sie rar. Es gibt allein in der Projektgruppe Wohnen aktuell fünf unbesetzte Stellen. Kein Wunder: Berlin sucht 100, Hamburg 60 neue Stadtplaner.

» nur noch einen beschwerdebrief im monat«

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Politik

Hier wird er ab März arbeiten: Martin Haag in seinem neuen Büro. Eines seiner Kernproleme: Es gibt mehr Büros als Mitarbeiter. »Die Kommunen jagen sich mittlerweile gegenseitig die Leute ab.«

„Die Kommunen jagen sich mittlerweile gegenseitig die Leute ab“, sagt Haag. Freiburg hat einen guten Ruf, aber auch hohe Wohnungspreise. Deswegen sollen rund ums Rathaus auch Wohnungen für BeschäftigtenWohngemeinschaften gebaut werden. „Wir müssen noch attraktiver werden.“ Ende 2014 arbeiteten 795 Menschen fürs Dezernat, ein Jahr später waren es 819. Manuela Riesterer, Projektleiterin des Rathaus-Neubaus, führt durchs Erdgeschoss. Erklärt, was die Bürger bald wo bekommen können, breitet die Pläne aus, die Situation wird sich im Vergleich zum heutigen Bürgeramt tatsächlich deutlich verbessern. Die Energiekosten werden deutlich sinken, denn das neue Rathaus wird mehr Energie erzeugen als verbrauchen. Zumindest ist das so geplant. Wie man in Freiburg die durchaus verfahrene Situation verbessern kann, dass auf der einen Seite vielstimmig preiswerter Wohnraum gefordert wird, auf der anderen aber energetische und andere Anforderungen an Neubauten durch Bund und Gemein6 | chilli | bauen & wohnen | 09.2016

derat sehr hoch – und damit teuer – sind, das kann Haag auch nicht sagen: „Es gibt sicher diese politischen Zielkonflikte, der Abstand von den

» Es gibt politische zielkonflikte« Freiburger Standards zu den Vorgaben aus der EnEV (Energie-EinsparVerordnung, d. Red.) wird aber immer geringer. Und Klimaschutz kostet nun mal Geld.“ In einer wachsenden Stadt müsse man solche Konflikte aber auch akzeptieren. Immerhin habe man mit einer neuen Stellplatzverordnung preisdämpfend gehandelt, eine „echte Erleichterung“. Trotzdem sollen nach chilli-Informationen auf dem Güterbahnhof Autos ausschließlich in Tiefgaragen parken, was das Bauen teuer macht. „Wir müssen eben auch die Freiräume in Freiburg im Blick haben, wir wollen die Autos nicht auf kostbaren Flächen stehen haben“, erklärt Haag. Eine Hochgarage tue es aber auch.

Wir stehen auf einem Gerüst am größten Verwaltungsgebäude in der fast 900-jährigen Geschichte der Stadt Freiburg. Wer einmal um den Rohbau läuft, kann fast die ganze Stadt sehen. Unten befestigen Bauarbeiter Material an einem Kran. „Wir drehen schon ein riesen Rad“, sagt der Dezernent. Und kann das durchaus begründen: Der Stadttunnel (325 Millionen Euro), das neue Stadion für den Sportclub (110 Millionen), die Planungen für den neuen Stadtteil im Dietenbach mit 5500 Wohnungen, der Umbau von Rotteck- und Friedrichring samt Siegesdenkmal (66 Millionen), der mit 85 Millionen Euro teuerste Neubau einer Schule (Staudinger) in Freiburg, „bei uns gilt bei solchen Dimensionen ja der Umbau der AdolfReichwein-Schule mit 17 Millionen Euro fast schon als Kleinprojekt“. Händeringend suche er neues Personal, um die Aufgaben stemmen zu können. „Wir schalten auch Headhunter ein.“ 840 Mitarbeiter sollen ab kommendem Frühjahr im neuen Rathaus arbeiten. Der Gemeindevollzugsdienst sitzt im Souterrain, „jeder Quadratzentimeter ist ausgereizt“, sagt Projektleiterin Riesterer. Die Kantine wird 230 Plätze haben und einen Außenbereich. Von hier aus sieht man gegenüber auch den Rohbau für die Kita Eschholzpark, in die das Rathaus 5,5 Millionen Euro investiert. 47 Millionen Euro kostet beim neuen Stadion allein die Infrastruktur, auf maximal 70 ist die Arena taxiert. Zur Saison 2019/2020 will der SC am Wolfswinkel spielen. Wie die aktuelle Lage ist? „Wir sind dran, das Stadion muss so schnell wie möglich her“, sagt auch Haag. Ob das angesichts der noch zu bewältigenden Aufgaben realistisch ist? „Wir tun alles“, sagt der Bürgermeister, „aber es ist ein sehr komplexes Verfahren“. Lars Bargmann


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Wohnungsmarkt

Deutungsstreit um Mietspiegel

Experten streiten weiter, ob in Freiburg alle Mieten um fünf Prozent zu hoch sind

U

Visualisierung: © Frey Architekten

nlängst sorgte ein Münchener Professor für viel Unruhe im Breisgau: Der Statistiker Göran Kauermann von der Ludwig-Maximilians-Universität schockte die Verantwortlichen mit der Aussage, der Mietspiegel in Freiburg sei schlichtweg falsch und alle Mieten um fünf Prozent zu hoch. Mittlerweile wird im Auftrag des Rathauses der neue Mietspiegel erarbeitet – und der Streit geht weiter. Wie bei jedem Streit ist auch hier die Frage: Wer hat recht? Die Antwort ist nicht so einfach. Denn zur Ermittlung eines Mietspiegels kann man grundsätzlich verschiedene Rechenwege heranziehen. Das Gesetz legt hier keinen Rahmen fest. Und hatte Kauermann anfangs noch behauptet, beim Mietspiegel sei ein simpler Rechenfehler passiert, so kritisiert er jetzt nur noch die Methodik. Für die Stadt Freiburg rechnet das Hamburger Gewos-Institut für Stadt-, Regional- und Wohnforschung nach einer Regressionsmethode, dem sogenannten Regensburger Modell. Dabei werden in einer Umfrage die Durchschnittsmieten erhoben und dann in einer nach Wohnungsgröße gestaffelten Tabelle erfasst. Andere Faktoren wie Lage, Ausstattung oder Baujahr werden dann über Zu- oder Abschläge eingerechnet. Gewos hat diesen Weg nicht allein gewählt. Die Stadt hat dazu eine Arbeitsgruppe gebildet. In der sitzen auch Vertreter der Wohnungswirtschaft, Mieter und Mieterverbände sowie der Karlsruher Anwalt Thomas Hannemann. Er ist Vorsitzender der Arbeitsgemein8 | chilli | bauen & wohnen | 09.2016

Warten auf den ACDC-Tower am Güterbahnhof: Nach chilli-Informationen hat Architekt Wolfgang Frey seine Baugenehmigung schon in der Tasche. Zu sehen ist auf dem Grundstück an der Neunlindenstraße aber nichts. Bis zu 80 Mietwohnungen auf 5000 Quadratmetern soll der konische Turm haben. Für ihn wird dann schon der neue Mietspiegel gelten, der zum 1. Januar 2017 veröffentlicht werden soll.

schaft Mietrecht und Immobilien im Deutschen Anwaltsverein. „Um die Zu- und Abschläge für einzelne Wohnungen zu ermitteln, benötigt man eine Referenzwohnung“, erklärt Gewos in einer Pressemitteilung. Diesen Schritt nennt man erste Regression. Anschließend werden dann in der zweiten Regression die Zu- und Abschläge errechnet. Eine Wohnung mit großem Garten bekommt etwa einen Zuschlag, eine ohne Balkon ist dafür weniger wert. Der Streit findet bereits auf der ersten Stufe statt. Der Münchener Professor sagt: Bevor man Zu- und Abschläge einpreist, muss man die Basismiete mit einer sogenannten Konstante multiplizieren, die in Freiburg bei 0,953 liegt. Gewos sagt: Nein, das muss man nicht. Das sei falsch,

sagt Kauermann weiter und bleibt bei seiner Behauptung, dass alle Freiburger Mieter jeden Monat fünf Prozent zu viel zahlen würden. Wer 1000 Euro Kaltmiete zahlt, würde nach Kauermann jährlich also 600 Euro sparen. Die SPD-Fraktion forderte direkt nach Bekanntwerden des Streits eine „transparente und nachvollziehbare Aufklärung“. Im Rathaus schaut man sich den Streit in aller Ruhe an. „Es handelt sich um einen fachlichen Dissens unter Experten, der auch anhand anderer Beispiele geführt wird“, sagt der städtische Pressesprecher Toni Klein. Gewos habe nach Kauermanns Kritik die Methodik überprüft und der Stadt mitgeteilt, dass alles seine Ordnung habe. „Das ist für uns maßgeblich“, sagt Klein.


Wohnungsmarkt Kauermann mag das nicht recht wahrhaben. Er hat der Stadt geraten, den Mietspiegel durch unabhängige Experten oder Gutachter prüfen zu lassen. Doch die Stadt sieht dafür keinen Anlass und lässt aktuell auch den nächsten Mietspiegel, der ab 1. Januar 2017 gelten soll, von Gewos errechnen. Dafür befragen die Hamburger 18.000 Haushalte. „Voraussichtlich im Dezember wird der Gemeinderat über diesen Mietspiegel entscheiden“, sagt Klein. Johannes Promann von Gewos bestätigt auf Anfrage: „An der Methode ändert sich nichts.“ Weil Kauermann sich aber sicher ist, dass Gewos falsch rechnet, sieht er die Stadt als leichtgläubig. Es ist so, als hätte man abends im Restaurant Pilze gegessen und sich darauf den Magen verdorben. Geht man dann am nächsten Tag zum Koch und fragt: „Waren deine Pilze schuld?“, so wird er wohl sagen: „Nein, meine Pilze waren es nicht.“ Und aus Kauermanns Blickwinkel bestellt die Stadt nun erneut beim selben Koch die ungenießbaren Pilze. Zur Verteidigung der Stadt lässt sich sagen: Gewos ist nicht irgendwer: Die Hamburger sind eines der zwei führenden Büros, wenn es um Mietspiegel geht, haben diese im Südwesten auch für Mannheim und VillingenSchwenningen erstellt. Auch Hamburg und die Region Hannover kaufen ihre Mietspiegel bei Gewos ein. Dass es selbst unter renommierten Experten Streit über die Methode gibt, räumt auch Kauermann ein. Er schiebt aber hinterher: „Gewos ist das Problem beim Regensburger Modell gar nicht bekannt.“ Schon bei der Erstellung des Mietspiegels in Berlin durch eine andere Firma habe

dieser Fehler in der Methodik zu falschen Ergebnissen geführt. „Aber in Freiburg ist es noch eklatanter“, sagt Kauermann beharrlich. Und man muss wissen, dass der Professor nicht nur ein wissenschaftliches Interesse hat, sondern auch ein wirtschaftliches. „Wir wollten uns vor zwei Jahren auch um die Erstellung des Freiburger Mietspiegels bewerben“, gibt er frei zu, „doch die Zeit war zu knapp.“ Nur so war er aber überhaupt über den Freiburger Mietspiegel gestolpert. Gewos bleibt standhaft. „Die Vertreter von Mietern und Vermietern wollen gar nicht, dass wir anders rechnen“, so Projektleiter Promann. In einer Pressemitteilung vom 10. Mai, der ersten Antwort auf Kauermanns Kritik, schreibt Gewos: „Anstatt sich mit Herrn Professor Kauermann juristisch auseinanderzusetzen, hat Gewos einen anderen Weg gewählt: Im Rahmen der Erstellung des Freiburger Mietspiegels 2017 werden sich die Beteiligten miteinander abstimmen, um so ein für Freiburg optimales Ergebnis zu erzielen.“ Das wirft natürlich die Frage auf, was man optimieren muss, wenn doch alles richtig sein soll? Kauermann bestätigt: Gespräche hat es gegeben. Einzig mit dem Ergebnis, dass man sich weiter uneinig sei. Für Freiburg sicher nicht die optimale Lösung. Man kann das Zitat von Gewos aber auch als erhobenen Zeigefinger für die Zukunft verstehen. Kauermann, der mit seiner andauernden Kritik auch seine Reputation aufs Spiel setzt, lässt das kalt: „Ich bin Wissenschaftler und kann sagen, was ich will. Ich habe keine Angst vor juristischen Konsequenzen.“ Philipp Peters

» keine angst vor rechtlichen konsequenzen«

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Bauträger

Günstig, innovativ und standardisiert Stuckert Wohnbau AG überrascht mit neuem Konzept

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Visualisierungen: © Stuckert Wohnbau AG

as ist durchaus der Einstieg in eine neue Dimension: Die Stuckert Wohnbau AG, eher bekannt für hochpreisige Lagen und ebensolche Preise, hat ein völlig neues Konzept entwickelt, mit dem sie nun Quadratmeterpreise im Neubau in Höhe von 2800 Euro anbieten kann. Avantum heißt die Innovation. Zu haben aktuell in Emmendingen. Und bald in Grenzach. Und künftig vermutlich auch an vielen anderen Orten. Die Premiere feiert Avantum bald im Emmendinger Neubaugebiet Jägeracker. Hier gibt es in den ersten beiden Bauabschnitten 88 Wohnungen mit zwei bis vier Zimmern auf 53 bis 102 Quadratmetern. In nur vier Wochen habe es dafür 38 Kaufzusagen gegeben, berichtet Stuckert-Prokurist Aribert Frece. Insgesamt baut Stuckert hier gemeinsam mit der Gewo GmbH auf einer Fläche von drei Fußballfeldern rund 200 Wohnungen, zudem 16 für die Stadt Emmendingen. „Die Zusammenarbeit mit dem Rathaus bei der Erarbeitung des Bebauungsplans war sehr gut“, so Frece. „Die günstigen Preise sind ein Ergebnis von Standardisierungen“, erklärt Claudio Stuckert, der technische Leiter. So gebe es nicht 20 verschiedene Grundrisse, sondern nur drei. Nicht zehn unterschiedliche Balkongrößen, sondern nur eine. Nicht 26 verschiedene Bodenbeläge und 15 verschiedene Badausstattungen, sondern zwei. Am Ende druckt sich der Kunde sein eigenes Exposé aus, das Teil des Kaufvertrags wird. Dort kann er etwa auch angeben, die Malerleistungen selber zu machen – und so Geld zu sparen. Im kommenden Herbst geht es mit dem 10 | chilli | bauen & wohnen | 09.2016

Klar und kostengünstig: Ansicht eines Avantum-Gebäudes im Jägeracker. Unten: Seeleben in Kenzingen. Das Boot ist im Preis nicht inbegriffen.

ersten Haus los, im Frühjahr 2018 werden die Bewohner einziehen. Trotz des günstigen Preises werden die Gebäude im von der KfW geförderten Effizienzhaus-55-Standard gebaut, haben alle Wohnungen per Fernwärme gespeiste Fußbodenheizungen, Balkone mit satinierten Verglasungen oder Terrassen, Glasfaser-Breitbandanschlüsse, Handtuchwärmekörper und bodengleich geflieste Duschen – und sind barrierefrei. „Die Kunden können sich auf unserer neuen Website www.avantum-wohnen.de ihre Wohnung selber konfigurieren, es gibt nicht zig Möglichkeiten, sondern einige wenige wichtige, alles wird vor dem Kauf festgelegt, danach gibt es keine Änderungen mehr, das macht auch den Vertrieb und die Bauabwicklung effizienter“, so Vorstandsassistent Marc Stuckert. Im ersten Bauabschnitt gibt es 32 Wohnungen für rund 2800, im zweiten 56 Einheiten für durchschnittlich 3100 Euro. In Emmendingen kostete ein Quadratmeter Neubau im vergangenen Jahr im Schnitt 3750 Euro, in Freiburg gar 4650 Euro. „Eigentlich wäre unser neues Produkt gerade für den Freiburger Markt hochinteres-

sant, aber erstens sind die Bodenpreise dafür zu hoch, zweitens sind die Freiburger Vorgaben meist sehr ambitioniert und drittens brauchen wir für Avantum größere Flächen, denn diesen Preis können wir nur bei entsprechender Masse anbieten“, sagt Frece. So ist auch das nächste AvantumProjekt nicht in Freiburg, sondern im Baugebiet Grenzacher Horn, wo 88 Wohnungen in fünf Gebäuden sowie 48 Reihenhäuser geplant sind. Los geht es indes bereits im Oktober auf dem Maria-Hilf-Areal in der Freiburger Wiehre, wo Stuckert mit dem Bau der Stadtvilla und dem Umbau des denkmalgeschützten Maria-HilfSaals beginnt. Und schon im September startet das Unternehmen mit dem Projekt Seeleben in Kenzingen. Das ist indes keine neue Dimension für Stuckert: Projektentwicklungen mit Wasserflächen zählen im Hause bereits zur Routine. Lars Bargmann



Stadtentwicklung

Auftürmende Neubauten

Volksbank und Religionsfonds investieren 105 Millionen Euro

Soll ein bisschen Schwarzwald darstellen: Der Siegerentwurf des Stararchitekten Hadi Teherani für den Neubau der Volksbank-Zentrale an der Ecke Bismarckallee und Eisenbahnstraße. Zum Projekt gehören der Neubau eines Hotels und eine neue Aula fürs St. UrsulaGymnasium nebst durchaus attraktivem Innenhof (siehe rechts oben).

D Visualisierungen: © Hadi Teherani Architects

er Hamburger Architekt Hadi Teherani hat den Wettbewerb für den Neubau der VolksbankZentrale an der Bismarckallee in Freiburg gewonnen. Zum 105-Millionen-Euro-Vorhaben zählt auch der Neubau das Hotels Rheingold an der Eisenbahnstraße und eine Aula fürs benachbarte St. UrsulaGymnasium.

im März wollte die Bank die Entwürfe präsentieren, die Jury vergab aber nur drei zweite Plätze – und so musste dieses Trio (neben Teherani noch Baumschlager Eberle und Auer Weber Assoziierte) nachbessern. Dabei setzte sich der im Iran gebürtige Teherani letztlich durch. „Der Schwarzwald, die besondere Topographie, das wollten wir mit unserem Entwurf einfangen“, so Teherani. Die vertikalen Lamellen sollen den Wald darstellen – sind indes aus Aluminium. Eine Kostenfrage. Beeindruckend gelungen ist dem Mann die Aula für die Schule, die in ein kleines Amphitheater übergeht. „Wir sind glücklich und zufrieden, die Aufgabe wurde super gelöst“, so Martin Sumbert, der stellvertretende Schulleiter. Das geplante Hotel wird 150 – statt heute 50 – Zimmer haben. Wer es betreibt, ist noch offen, erzählte der Volksbank-Vorstandsvorsitzende Uwe Barth. 84 Millionen Euro werden die Genossen für Bank und

» Die aufgabe wurde super gelöst«

„Das ist eine sehr, sehr prominente Stelle, dieses Grundstück ist für alle Bahnreisenden das Gesicht der Stadt, hier muss Qualität entstehen“, sagte Freiburgs Baubürgermeister Martin Haag bei der Vorstellung der Entwürfe. Teherani hatte schon mehrfach versucht, in Freiburg zum Zuge zu kommen, etwa beim neuen Rathaus im Stühlinger oder beim Dreispitz im Rieselfeld: „Ich freue mich sehr, jetzt den Zuschlag bekommen zu haben.“ Der Projektentwickler Strabag Real Estate hatte für die Volksbank ein Dutzend bekannter Architektenbüros eingeladen. Schon 12 | chilli | bauen & wohnen | 09.2016


Stadtentwicklung

Hat die Jury überzeugt: Die vertikalen Lamellen sind indes nicht schwarzwald-like aus Holz, sondern aus Aluminium.

Hotel stemmen – eine machbare Herausforderung: die Eigenmittel belaufen sich aktuell auf knapp 300 Millionen Euro. „Für uns ist das eine Investition, die eine deutlich höhere Rendite erwirtschaftet, als es auf den Kapitalmärkten möglich wäre“, sagt Barth. 21 Millionen Euro zahlt der Breisgauer Katholische Religionsfonds für das katholische Mädchengymnasium. Auf dem rund 6000 Quadratmeter großen Grundstück entstehen 9500 Quadratmeter für die Bank, 2300 für Ladengeschäfte im Erdgeschoss und 6500 fürs Hotel, zudem 3950 Quadratmeter für die Aula (670) und Büroflächen. Die Volksbank will im 43 Meter hohen Neubau nur noch ein Drittel ihrer heutigen Energiekosten haben, das Gebäude soll nach den Kriterien der Deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen gut genug für eine Goldmedaille sein. Der Bauantrag soll im kommenden Frühjahr gestellt werden, der obligatorische Spaten ein Jahr später in den Grund gerammt werden. Bis die Volksbank dann 2021 einziehen kann, wird sie im benachbarten Commerzbank-Gebäude arbeiten. Ein Glücksfall. Die Tresorräume für Bank und Kunden werden übrigens etwas kleiner ausfallen (Bargeld wird unwichtiger), die Geldküche der Volksbank, in der Helga Bohrer jährlich 100 Tonnen Münzen sortiert, wird den Umzug aber überleben. Lars Bargmann chilli | bauen & wohnen | 09.2016 | 13


Meldungen

Stadtbau baut für Flüchtlinge

Hannover Leasing auf Einkaufstour

Bestand nicht mehr sanierungsfähig

Strabag verkauft StraumannGebäude und Hotel Visualisierung: © Strabag Real Estate

Visualisierung: © FSB Werkgruppe Frbg.

So ist die Lage: Die Neubauten werden links der Straße gebaut.

Verkauft: Straumann-Gebäude an der Businessmile.

FREIBURG. Die Freiburger Stadtbau GmbH (FSB), die Allzweckwaffe des Freiburger Rathauses, hat mit dem Bau eines Ersatzgebäudes am Flüchtlingswohnheim in Littenweiler begonnen. Die in den 90er Jahren erstellten Behelfsgebäude sind nicht mehr sanierungsfähig. In Kooperation mit der Stadt entstehen in zwei Bauabschnitten auf einem etwa 8800 Quadratmeter großen Areal an der Hammerschmiedstraße 62 neue Wohneinheiten für 312 Menschen. Die FSB investiert 16,2 Millionen Euro, drei Millionen schießt das Land zu, hinzu kommen Förderprogramme und Darlehen der KfW. Die Gebäude werden im Freiburger Effizienzhaus 55Standard erstellt. „Der Neubau ist für uns ein wichtiger Schritt zum Erhalt der notwendigen Kapazitäten bei der Flüchtlingsunterbringung. Der Bestand war völlig marode und muss seit Jahren dringend ersetzt werden“, sagte Sozial-Bürgermeister Ulrich von Kirchbach beim Spatenstich. „Neben unserem Kerngeschäft, dem sozialen Mietwohnungsbau, ist es Aufgabe der FSB, Wohnraum für Menschen zu schaffen, die sich am sogenannten freien Markt selbst nicht mit Wohnraum versorgen können“, so FSB-Geschäftsführer Ralf Klausmann. bar

FREIBURG. Die Hannover Leasing hat zwei Gebäude in Freiburg von der Strabag Real Estate (SRE) erworben. Zum Kaufpreis machten beide Seiten keine Angaben. Die Objekte, das Straumann-Gebäude und der Hotelneubau für ein Holiday Inn mit 130 Zimmern, haben zusammen rund 13.000 Quadratmeter Bruttogrundfläche und eine gemeinsame Tiefgarage mit rund 130 Stellplätzen. Das Bürogebäude ist soeben fertiggestellt worden, das Hotelgebäude wird voraussichtlich im kommenden Mai übergeben. „Freiburg gehört aufgrund seiner dynamischen, mittelständisch geprägten Wirtschaftsstruktur zu den für Investoren interessantesten ‚B-Standorten’ Deutschlands", sagt Michael Ruhl, Geschäftsführer der Hannover Leasing. „Dass wir bereits während der Bauphase die ersten Gebäude veräußern konnten, freut uns natürlich sehr. Es zeigt, wie gefragt Objekte mit einer solch exzellenten Lage sind“, kommentierte SRE-Geschäftsführer Thomas Hohwieler. Für beide Gebäude strebt die Strabag eine Gold-Zertifizierung nach dem angesehenen DGNB-Standard an. chilli 5 Anzeige

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Meldungen

»Unseriöse Praktiken auf Baustellen in Freiburg« Die Industriegewerkschaft BauenAgrar-Umwelt in Südbaden (IG Bau) kritisiert ein „Kontroll-Dilemma“ beim Zoll. Die zuständige Finanzkontrolle Schwarzarbeit (FKS) beim Hauptzollamt Lörrach habe im vergangenen Jahr nur 364 Baustellen in Freiburg kontrolliert. Das seien 25 Prozent weniger als im Vorjahr. Hierbei seien 32 Bußgeld-Verfahren eingeleitet worden. Die IG Bau beruft sich auf eine Bilanz des Bundesfinanzministeriums, die ihr vorläge. „Unseriöse Praktiken auf Baustellen in Freiburg sollen noch intensiver als bislang verfolgt werden. Auf den Baustellen ist viel zu wenig kontrolliert worden“, sagt der IB-Bau-Bezirksvorsitzende Meinrad Schmidt. Verantwortlich dafür sei ein „eklatanter Personalmangel“ beim Zoll. „Die FKSBeamten leisten eine gute und wichtige Arbeit. Aber dem Zoll fehlt es einfach an Manpower, um die Baustellen intensiv zu überwachen.“ Im Interesse der seriösen Baufirmen und ihrer Beschäftigten müssten die Zollfahnder dringend die nötigen Personalkapazitäten bekommen. Illegale Beschäftigung müsse für unseriöse Arbeitgeber und Dumping-Chefs zu einem unkalkulierbaren Risiko werden.

Foto: © IB Bauen

IG BAU fordert deutlich mehr Zöllner

Die Zoll-Auswertung, die auf eine Anfrage der Bundestagsabgeordneten Beate Müller-Gemmeke (Bündnis 90/Grüne) an das Bundesfinanzministerium zurückgeht, belege das „Kontroll-Dilemma“ des Hauptzollamts Lörrach auch allgemein: So wurden im vergangenen Jahr insgesamt 31 Prozent weniger Arbeitgeber auf Schwarzarbeit und illegale Beschäftigung überprüft als 2014. Vor allem vor dem Hintergrund des 2015 eingeführten gesetzlichen Mindestlohns sei das ein Problem: Es hätte mehr Kontrollen geben müssen und nicht weniger. Die IG Bau fordert bundesweit 10.000 FKS-Kontrolleure, derzeit gebe es nur 6865 Planstellen. Jede elfte Stelle darunter sei sogar unbesetzt. chilli

Echterbruch geht nach Lahr LAHR. Guido Echterbruch (48) wird zum 1. September neuer Geschäftsführer der Städtischen Wohnungsbau GmbH Lahr und damit Nachfolger von Markus Schwamm, der seit Juli Vorstandsvorsitzender des Bauvereins Breisgau ist. Der in Denzlingen lebende Betriebswirt und Bankkaufmann Echterbruch leitet derzeit den Standort Freiburg des Immobilienkonzerns formart GmbH & Co. KG, einer der führenden Immobilienentwickler Deutschlands.

Swiss Sense kommt nach Freiburg Der Bettenhersteller Swiss Sense zieht in die Domicil-Räume im X-Press-Gebäude an der Schnewlinstraße. Das meldet der Makler Christian Müller aus Freiburg. Auf 750 Quadratmetern wird Swiss Sense Boxspringbetten, Matratzen, Betttextilien und Accessoires anbieten. „Wir freuen uns, dass wir in kürzester Zeit nach dem Herrenmodegeschäft Puresuits menswear ein zweites großes Einzelhandelsgeschäft für die Freiburger Bahnhofsachse gewinnen konnten“, so Müller. chilli 5 Anzeige

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Interview

» Einen Plan B gibt es nicht «

Emmendingens Oberbürgermeister Stefan Schlatterer spricht über die Nachwehen des Bürgerentscheids

Von Bürgern verhindertes Baugebiet: Stefan Schlatterer hätte sich für das Areal Haselwald-Spitzmatten (Luftbild) ein anderes Votum gewünscht.

K Fotos: © Stadt Emmendingen, Alex Jung

urz vor den Sommerferien gab es in Emmendingen ein politisches Erdbeben: Mit klarer Mehrheit entschieden sich die Bürger gegen einen neuen Stadtteil für 1500 Menschen in HaselwaldSpitzmatten. Das Siedlungsproblem ist damit nicht gelöst – im Gegenteil. Unser Autor Philipp Peters hat darüber mit Oberbürgermeister Stefan Schlatterer (CDU) gesprochen. chilli: Herr Schlatterer, Sie wollten einen neuen Stadtteil für 1500 Bürger, die Einwohner Emmendingens nicht. Was nun? Stefan Schlatterer: Das Problem bleibt. Wir haben rund 1000 Wohnungssuchende in Emmendingen. Es geht also nicht um Bürger, die von außen nach Emmendingen wollen. Wir müssen weiter dafür sorgen, mög16 | chilli | bauen & wohnen | 09.2016

lichst schnell bezahlbaren Wohnraum in der Stadt zu schaffen. Sonst bekommen wir soziale Probleme. chilli: Der neue Stadtteil wäre ohnehin eher eine langfristige Perspektive gewesen. Sie brauchen kurzfristig eine Lösung. Schlatterer: Wir fahren eine doppelte Strategie, um sozialen und bezahlbaren Wohnraum zu schaffen. Zum einen wollen wir städtische Grundstücke bebauen. Weil das aber bei Weitem nicht ausreicht, müssen wir zusätzliche Flächen schaffen. chilli: Wie viele Wohnungen können Sie kurzfristig bauen? Schlatterer: Wenn ich ganz optimistisch bin, können wir in ein bis zwei Jahren mit der Stadtbau Em-

mendingen etwa 100 Wohnungen schaffen. Laut Statistiken rechnen wir aber in den nächsten fünf Jahren mit etwa 3500 zusätzlichen Bürgern. Und in dieser Zahl ist das Thema Flüchtlinge noch nicht berücksichtigt. chilli: Das heißt: Es gibt zu diesem Problem noch keinen Plan B? Schlatterer: Richtig. Wenn Sie sich die Gemarkungsgröße von Emmendingen anschauen, kann es den auch nicht geben. Wir arbeiten unter Hochdruck an vielen kleinen Lösungen. Diese können die Not hier und da etwas lindern. Der große Wurf ist das aber nicht. Stand heute gehe ich davon aus, dass wir auf Containerlösungen zurückgreifen müssen, um Obdachlosigkeit zu vermeiden.


Interview chilli: Aber das Votum der Bürger kann Sie nicht völlig überrascht haben. Es ist ziemlich deutlich ausgefallen. Schlatterer: Hat es auch nicht. Wenn man die Bürger entscheiden lässt, muss man auch damit rechnen, dass sie Nein sagen. Vielleicht war das Thema zu abstrakt oder es ist uns nicht gelungen, alle Argumente in die Öffentlichkeit zu bringen. Und leider müssen die Gegner im Bürgerentscheid auch keine Lösungen präsentieren. Ihnen reicht es, dagegen zu sein.

die Gefahr, dass die Siedlungspolitik die Stadt spaltet? Schlatter: Ja, eindeutig. Direkte Demokratie führt leider dazu, dass Menschen nach ihren subjektiven Empfindungen entscheiden und nicht danach, was für die Allgemeinheit am besten wäre.

chilli: Was haben die Vorplanungen für den neuen Stadtteil und der Bürgerentscheid bisher gekostet? Schlatterer: Das weiß ich noch nicht konkret. Wir rechnen mit externen Kosten von bis zu 50.000 Euro. Hinzu kommen interne Kosten, so dass ich unterm Strich eine sechsstellige Summe erwarte.

» keine persönliche niederlage«

chilli: Die Wahlbeteiligung lag bei 40 Prozent. Ist der Mehrheit der Menschen egal, ob da gebaut wird? Schlatterer: Das weiß ich nicht. Aber in der heutigen Zeit finde ich eine Wahlbeteiligung von mehr als 40 Prozent bei einem Bürgerentscheid gar nicht schlecht. Wir haben ein Ergebnis, mit dem wir umgehen können, weil das Quorum erreicht wurde. Hätten wir es verfehlt, wäre es schwieriger. chilli: Bei der OB-Wahl vor vier Jahren war die Wahlbeteiligung höher. Schlatterer: Richtig, ebenso bei der Kommunalwahl oder bei der Landtagswahl. chilli: Bürgerentscheide und die Debatten daneben laufen sehr emotional ab. Ob im Großen, wie bei Stuttgart 21, oder im kleinen Emmendingen. Sie haben selbst davor gewarnt, dass der Ton nicht zu schroff werden darf. Sehen Sie

chilli: Wissenschaftler nennen das das Nimby-Phänomen. Nimby für „Not in my backyard“ – nicht in meinem Hinterhof. Umgeleitet auf Emmendingen hieße es: Die Bürger sagen, wenn Emmendinger neue

Häuser bauen wollen, sollen sie das bitte in Teningen tun. Schlatterer: Genau so wurde es teilweise artikuliert. Natürlich ist es legitim, die eigenen Interessen zu schützen. Aber wie will man dann das Allgemeinwohl berücksichtigen? Das ist eine Frage, die vielleicht in Stuttgart beantwortet werden muss. chilli: In drei Jahren können Sie einen neuen Versuch starten, in Haselwald-Spitzmatten eine Siedlung zu bauen. Aber die Zeit wird nicht reichen, oder? Schlatterer: Nein, wir brauchen einen Plan für die ganze Stadt. Darum müssen wir den Flächennutzungsplan überarbeiten. Der Bürgerentscheid gibt uns die Möglichkeit, dort Fragen zu diskutieren, die vorher vielleicht noch tabu waren. chilli: Zum Beispiel? Schlatterer: Die Bürgerinitiative hat vorgeschlagen, eine Fläche zu prüfen, die in einem Naherholungsgebiet liegt. In den 1980er Jahren war da mal eine Umgehungsstraße an-

gedacht, was dann aber schnell verworfen wurde. Hier können wir jetzt diskutieren, was gewollt wird. Oder denken Sie an die Bebauung in den Ortschaften. Dort wurde bislang zur Bewahrung des dörflichen Charakters auf größere Bebauung weitestgehend verzichtet. Auch das müssen wir diskutieren – mit den Bürgern und in den Ortschaftsräten. chilli: Sehen Sie das Ergebnis im Bürgerentscheid auch als persönliche Niederlage? Schlatterer: Nein. Ich habe den Entscheid im Januar selbst vorgeschlagen. Ich mache seit 27 Jahren Kommunalpolitik, davon zwölf als Oberbürgermeister. Würde ich eine solche Wahl als persönliche Niederlage werten, müsste ich den Beruf wechseln. chilli: Das heißt, das Ergebnis des Bürgerentscheids hat auch keinen Einfluss darauf, ob Sie in vier Jahren noch mal antreten? Schlatterer: Nein. chilli: Haben Sie sich denn schon entschieden? Schlatterer: (lacht) Nein, dafür ist es zu früh. chilli: Herr Schlatterer, vielen Dank für das Gespräch.

ZUR PERSON Stefan Schlatterer, 49, engagiert sich bereits seit 27 Jahren in der Kommunalpolitik seiner Heimatstadt. Schon sein Vater war Oberbürgermeister von Emmendingen, seit 2004 ist es auch der Sohn. Der Bankkaufmann und Jurist wurde 2012 in eine zweite Amtszeit gewählt. Schlatterer ist verheiratet und Vater einer kleinen Tochter.

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Kreativwirtschaft

Kreativpark startet später

Containeranlage am Güterbahnhof soll 2017 in betrieb gehen

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och Ende 2016 hätte es losgehen sollen. Kreative Köpfe im Container. Mitten in der Lokhalle auf dem Güterbahnhofareal. Start ist nun erst 2017, teilt die Freiburg Wirtschaft Touristik und Messe GmbH (FWTM) mit. Sie feilt mit dem Gründerzentrum Grünhof noch am Konzept. Die Mietpreise könnten steigen. Kreativen würde das nicht schmecken.

Foto: © tln

Angekommen: Die ersten Überseecontainer für den Kreativpark sind in der Lokhalle. Darin sollen bald Kreative werkeln.

Die ersten Überseecontainer stehen bereits in der Lokhalle. Wann aus den Stahlriesen ein Kreativpark wird, ist noch offen. Bis Ende dieses Jahres, wie im Dezember angekündigt, wird es nicht mehr klappen. Dennoch: „Wir sind im Plan“, sagt FWTM-Geschäftsführer Bernd Dallmann. „Die Container werden voraussichtlich im ersten Quartal 2017 beziehbar sein.“ Den Bauantrag hat die Planwerk Freiburg GmbH im März eingereicht und wartet derzeit auf die Genehmigung. „Die Fertigstellung hängt entscheidend von der Baugenehmigung ab“, betont Dallmann. Die FWTM mietet die Anlage für zehn Jahre von den PlanwerkGeschäftsführern Lars Bargmann und Frank Böttinger, die vor fünf Jahren die Lokhalle gekauft haben, in deren Mittelschiff der Kreativpark entstehen soll: Bis zu 50 Büros über zwei Etagen auf 900 Quadratmetern. Teils in Containern, teils in neuen Seitenflügeln. Viel Glas, Kantine, Marktplatz und Highspeed-Internet inklusive. Die Vermarktung der Büro- und Container-Einheiten soll im Herbst starten, teilt die FWTM mit. „Wir haben bereits eine Liste von etwa 20 Interessenten aus Kreativ- und Kulturwirtschaft“, sagt Dallmann. „Zum jetzigen Stand können wir noch keine konkreten Preise nennen. Es gibt unterschiedlich große Büroeinheiten, die auch erweiterbar sind, und damit auch unterschiedliche Preise“, so Dallmann. 18 | chilli | bauen & wohnen | 09.2016

Dabei war ein konkreter Preis im Dezember schon genannt worden: 160 Euro monatlich für die kleinste Containereinheit mit 12,5 Quadratmetern – die Nutzung aller Gemeinschaftsflächen mit eingeschlossen. Nun will man sich darauf nicht mehr festlegen. Eine Erhöhung scheint damit nicht ausgeschlossen. Zum Verständnis: Es können Büros von 12,5, 25 oder 46 Quadratmeter gemietet werden. Das Raumkonzept ist flexibel. Der Freiburger Fotograf Fionn Große findet die Idee eines Kreativparks gut, hat aber nur ein knappes Budget: „Für mich wäre es wichtig, dass ich keine hohe Miete zahlen müsste“, sagt der 26-Jährige. „Als junger Unternehmer ist es gerade in Freiburg mit den hohen Wohnungsmieten nicht möglich, viel Geld auszugeben.“ Er habe mit vielen Fotografen Kontakt, interdisziplinär jedoch weniger. „Kreative jeglicher Couleur besser zu kennen und greifbar zu haben, wäre beflügelnd für die Kreativszene“, sagt Große. Vernetzung wird auch im Gründerzentrum Grünhof großgeschrieben. Deren Leiter Hagen Krohn und Martina Knittel könnten als Mitbetreiber des Kreativparks einsteigen. Es laufen Gespräche, berichtet Dallmann. „Es ist angedacht, dass die FWTM und der Grünhof den Betrieb gemeinsam übernehmen.“ Die Zusammenarbeit hänge aber unter anderem von der Genehmigung von Fördergeldern durch die EU, dem Land und der Stadt ab. Für Knittel steht nun die „Erarbeitung eines stimmigen Gesamtkonzepts“ an. Till Neumann 5 Anzeige


Unternehmen

Mehr Raum für innovative Technologien Leibinger GmbH stellt Weichen für die Zukunft

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tartschuss für die Expansion: Das mittelständische Maschinenbauunternehmen Leibinger GmbH hat unlängst im Beisein des Teninger Bürgermeisters Heinz-Rudolf Hagenacker den Spatenstich für die Erweiterung seines Betriebsgebäudes in Teningen gefeiert. Die Fläche der Produktionshalle wird nun auf 2000 Quadratmeter verdoppelt. Gemeinsam mit der Ingenieursgesellschaft Hulverscheidt + Kindler GmbH wurden die internen Montage- und Betriebsabläufe überarbeitet, so dass eine noch effizientere Auftragsabwicklung erfolgen kann. Auch die Verwaltung stockt der geschäftsführende Gesellschafter Benedikt Leibinger um etwa 500 Quadratmeter auf. Zudem ist der Ausbau der Mitarbeiterparkplätze und des Betriebshofes geplant. Bereits Ende des Jahres soll alles fertig sein. Für den Hersteller von Maschinen und Abfüllanlagen für die Getränkeindustrie bedeutet die Investition in die Zukunft nicht nur mehr Raum für Produktion, Mitarbeiter und Verwaltung, sondern auch einen weiteren Durchbruch, um dem derzeit stark wachsenden Markt der Craft-Beer-Szene weiterhin gerecht zu bleiben und die Technologien stetig weiter zu entwickeln. Bereits jetzt entstehen durch das Auftragswachstum neue Arbeitsplätze, die auf der Firmenhomepage www.leibinger.eu veröffentlicht sind. Seit Mitte des Jahres ist die Leibinger GmbH auch anerkannter Ausbildungsbetrieb. Mit mehr als 30 Beschäftigten und Handelsvertretern in Australien, USA und Europa bedient das inhabergeführte Unternehmen den nationa-

Die Leibinger GmbH feierte zusammen mit Ehrengästen den Startschuss für die Expansion. Foto: © Emmendinger Tor

len und internationalen Markt. Getreu dem Firmenmotto „efficiency through innovation“ verlieh das Bundesumweltministerium der Leibinger GmbH im Jahr 2013 den Deutschen Innovationspreis für Klima und Umwelt. chilli 5 Anzeige

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chilli | bauen & wohnen | 09.2016 | 19


Energieeffizienz

Bugginger 50: Das weltweit einzige, sanierte Passiv-Hochhaus made in Freiburg, von der Stadtbau. Errechnet wurde eine Heizenergieersparnis von 80 Prozent gegenüber dem unsanierten Zustand (siehe Bild rechts). Ob's wirklich so ist, weiß man nicht.

Alles super – nur der Mensch stört

sollen Energiesparhäuser funktionieren, müssen die Bewohner lernen, mit ihnen umzugehen. Ansonsten wird es teuer.

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Fotos: © Markus Löffelhardt

it der Umweltbilanz von Energiesparhäusern ist es bislang so eine Sache. Die für ein Haus errechneten Energiewerte funktionieren vor allem unter Laborbedingungen. Häuser sind oft so konzipiert, dass sie sich selbst steuern, Temperatur und Frischluftzufuhr regulieren und den Verbrauch drosseln. Wenn, ja wenn da nicht der häufigste Störfaktor eines Hauses wäre: der Mensch. „Eigentlich sollte man bei einem Passivhaus die Fenster gar nicht aufmachen“, sagt Tilmann Hesse, wissenschaftlicher Mitarbeiter beim Öko-Institut in Freiburg. Ein Team von Forschern um Hesse und Veit Bürger hat erneut errechnet, dass klimaneutrale Sanierungen von Altbauten möglich seien und der benötigte Primärenergiebedarf bis 2050 so um bis zu 80 Prozent sinken kann. Allerdings, und das verstehen die Öko-Forscher als wichtigste Botschaft ihrer Untersuchung, nur wenn die Politik mitmacht. Heißt auf Deutsch: Bauherren brauchen Geld vom Staat, denn sonst hätten sie kaum Lust, zusätzliches Geld in Sanierungen zu stecken. Dass Wissenschaft und Praxis zwei Paar Schuhe sind, zeigt ein Beispiel aus Hessen. Die Wohnbaugesellschaft GWW hat dort vier identische Mehrfamilienhäuser gebaut – davon zwei nach der EnEV 2009 und zwei als Passivhaus. Ende 2013 waren die Häuser bezugsfertig, nun zieht die GWW Bilanz. Das Ergebnis wird viele Planer und Bauherren zum Nachdenken bringen: Zwar 20 | chilli | bauen & wohnen | 09.2016

schneiden die Passivhäuser bei der Heizenergie besser ab. Doch jeder Vorteil wird durch den hohen Stromverbrauch der Passivhaus-Technik gnadenlos aufgefressen. Während die beiden EnEV-Häuser auf einen Verbrauch von knapp 5000 Kilowattstunden (kWh) im Jahr kommen, benötigen die Passivhäuser fast das Vierfache – 18.900 kWh. „Durch diese eklatante Differenz wird der Vorteil der Passivhäuser beim Heizenergieverbrauch nahezu nivelliert“, sagt Thomas Keller, Bereichsleiter Bau & Technik bei der GWW. Zudem gibt es auch Menschen, die in den EnEV-Häusern wohnten und so sparsam heizten, dass sie quasi Passivhausstandard erfüllten. 5 Anzeige


Energieeffizienz „Vielleicht müssen wir erst lernen, in einem Passivhaus zu leben“, sagt Forscher Hesse. Doch auch diese logisch klingende Vermutung wird vom GWW-Praxisbericht zerschmettert. Denn nachdem das Unternehmen den Mietern einen ersten VerbrauchsZwischenbericht vorgelegt hatte, gingen zwar die Heizkosten im Passivhaus weiter nach unten. „Gleichzeitig erhöhte sich jedoch die Laufleistung der Lüftungsanlage, um den Luftaustausch zu gewährleisten“, so Technikchef Keller weiter. Die Folge: Nach dem ersten Zwischenfazit und der Rückmeldung an die Bewohner sind die Stromkosten dort noch mal gestiegen. GWW-Geschäftsführer Hermann Kremer bilanziert: „Den höheren Baukosten, die für ein Passivhaus aufgewendet werden müssen, stehen bislang kaum messbare Einsparungen bei den Betriebskosten gegenüber.“ Im Bau waren die Passivhäuser um 250 Euro je Quadratmeter teurer als die beiden EnEVHäuser. Das entspricht einem Plus von 13,5 Prozent. Entsprechend ist es auch deutlich teurer, in diesen Häusern zu leben – völlig unabhängig vom Verbrauch. Die Miete liegt – je nach Wohnungsgröße – zwischen 99 Cent und 1,59 Euro pro Quadratmeter über den Vergleichshäusern. Und das sind in der Spitze sogar 16 Prozent mehr.

„Wir haben das mit Interesse verfolgt“, sagt René Derjung von der Freiburger Stadtbau GmbH (FSB). Die städtische Wohnbaugesellschaft hat selbst noch keine Studien dieser Art erstellt. „Sowas ist sehr zeit- und kostenintensiv“, sagt der Pressesprecher. Doch auch in den FSB-Häusern seien nutzerbedingt große Unterschiede in den Verbrauchswerten festzustellen. Klar sei: Niedrigenergiehäuser funk-

Häufig transporte Halbwahrheiten tionieren nur, wenn der Mensch mitmacht. „Das wird sehr vom Nutzerverhalten beeinflusst“, bestätigt Derjung. Die FSB versucht, dem entgegenzuwirken, klärt mit Broschüren auf und schickt ihre sogenannten Sparfüchse in die Wohnungen. Das sind zwei Mitarbeiterinnen, die im Haus erklären, wie man konkret die Stromkosten senken kann – und was sie nach oben treibt. „Wir stellen immer wieder fest, dass Bewohner heizen, obwohl es gar nicht notwendig wäre“, sagt Derjung. Auch zum Thema Dämmstoffe hagelt es immer wieder Kritik. Es gibt ganze Internetportale, die sich – je nach Neigung – darüber auslassen, warum es absolut sinnvoll oder völ-

liger Quatsch sei, ein Haus gut zu dämmen. Eine häufig transportierte Halbwahrheit ist etwa, dass gut gedämmte Häuser und Wohnungen so luftdicht seien, dass sie irgendwann zu schimmeln beginnen. „Ein Haus wird nicht durch die Dämmung luftdicht, sondern etwa durch den sorgfältigen Einbau von Fenstern mit guten Dichtungen“, antwortet der Physiker Rüdiger Paschotta. Gleichzeitig räumt er ein: Richtig zu lüften sei immer wichtig. „Am meisten jedoch im schlecht gedämmten Altbau.“ Beim Passivhaus in Wiesbaden sollte diese Lüftung nicht über offene Fenster erfolgen, sondern durch die voll automatische, mit Strom angetriebene Lüftungsanlage. Das gute alte Stoß- oder Querlüften, das viele noch von ihrer Oma gelernt haben, ist aber als Verhaltensmuster noch in den Köpfen drin. Der Freiburger Öko-Forscher Hesse wirbt um Geduld: „Das ist eine höhere Technologie. Vielleicht müssen die Menschen sie erst noch lernen.“ Bis dahin können Stromsparhäuser ganz schön teuer werden. Das sagt auch Günter Schwinn. Er leitet bei der Verbraucherzentrale BadenWürttemberg die Abteilung Bauen, Wohnen, Energie. Sein nüchternes Fazit: „Vieles, was unter dem Deckmantel der Ökologie beim Bauen gemacht wird, macht eigentlich keinen Sinn.“ Philipp Peters 5 Anzeige

chilli | bauen & wohnen | 09.2016 | 21


Interview

»In zwei, drei Jahren

wären wir handlungsunfähig« FSB-Chef Ralf Klausmann über soziale Aufträge und Millionengewinne

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Fotos: © Freiburger Stadtbau, Thomas Kunz

ie Freiburger Stadtbau GmbH (FSB) hat im vergangenen Jahr 9,2 Millionen Euro Gewinn gemacht. Das brachte sofort die Linke Liste und auch die SPD im Freiburger Gemeinderat in Wallung. Die FSB solle keine Millionengewinne machen, sondern ihrem sozialen Auftrag nachkommen. Für FSB-Chef Ralf Klausmann eine gewohnte Debatte. Er sprach mit chilli-Chefredakteur Lars Bargmann über die Notwendigkeit von Gewinnen und den sozialen Mietwohnungsbau. chilli: Herr Klausmann, die Stadtbau steht wirtschaftlich robust da, baut viel und bekommt trotzdem immer wieder Kritik, weil sie lieber Millionengewinne mit Bauträgergeschäften als noch mehr für Einkommensschwache mache. Wie bewerten Sie das? Klausmann: Wer behauptet, dass wir zu wenig bauen, kann sich die nackten Zahlen anschauen. Wir haben 2014 und 2015 im Schnitt 273 Wohnungen pro Jahr gebaut, also deutlich mehr als die 150, die vom Gemeinderat mit dem Handlungsprogramm Wohnen beschlossen waren. In unserem Programm stehen von 2015 bis 2020 jetzt etwa 1800 neue Wohnungen. chilli: Viele im Gemeinderat würden es schätzen, wenn es 1800 Sozialwohnungen wären. Doch der Bau solcher, so sagen Sie, sei defizitär. Die jetzt verbesserte Förderung des Landes ist nicht ausreichend? 22 | chilli | bauen & wohnen | 09.2016

Lang, aber nicht langweilig: FSB-Chef Ralf Klausmann neben einem Bauvorhaben auf den Gutleutmatten.

Klausmann: Nein, sie war es nicht und ist es nicht. Deswegen bauen ja fast nur kommunale Wohnungsbaugesellschaften solche Häuser. Das Land setzt eine Grenze von 3000 Euro für einen Neubauquadratmeter inklusive Grundstücksanteil. Dann werden 80 Prozent, also 2400 Euro, mit null Prozent Zins gefördert. Wir bauen den Quadratmeter aktuell für 2800 Euro und rechnen Grundstückskosten von im Schnitt 700 Euro. Wir haben also insgesamt 1100 Euro, die nicht gefördert werden. Die müssen wir investieren, um sozialen Wohnungsbau machen zu können. Das sind 31 Prozent der Gesamtkosten. Die muss ich als Eigenkapital nachweisen. Wenn wir 300 Wohnungen im Jahr bauen, dann binde ich hier zehn bis zwölf Millionen Euro. Das ist wahnsinnig viel. Und genau deswegen brauchen wir die Gewinne, sonst könnten wir einfach keinen sozialen Mietwohnungsbau machen.

chilli: Gibt es Bundesländer, die mehr für den geförderten Wohnungsbau hinlegen? Klausmann: Ja. Hier ist sicher Nordrhein-Westfalen zu nennen, oder auch Bayern. chilli: Wie müsste ein wirksameres Förderprogramm in Baden-Württemberg gestrickt sein, damit die FSB, aber auch andere aus der Branche mehr solcher Wohnungen bauen könnten? Klausmann: Das würde nur in Form eines Zuschusses gelingen. Null Prozent Zinsen hört sich ja toll an, aber die Zinsen auf dem freien Markt liegen im Zehnjahresbereich derzeit bei 0,8 Prozent. Wenn also ein Privater frei finanziert baut, verzichtet er zwar auf die null Prozent, kann aber mindestens die Mietspiegelmiete fordern. Wir müssen 33 Prozent drunter bleiben. Man braucht man kein Mathematiker sein, um zu sehen, dass der freie Markt wirtschaftlich die viel besseren Rah-


Interview menbedingungen hat. Um heute den frei finanzierten mit dem geförderten Wohnungsbau gleichzustellen, müsste das Land bei einer Dreizimmer-Wohnung etwa 40.000 Euro zuschießen. chilli: Wenn sich das Zinsumfeld ändert … Klausmann: … wenn im Zehnjahresbereich fünf Prozent Zinsen gezahlt werden müssten, und die L-Bank die null Prozent hält, dann wären die Konkurrenten gleichwertiger als heute. Dann muss ich die fünf Prozent in Relation zu den 3 Euro weniger Miete setzen. Heute muss ich die 0,8 Prozent nehmen. Das rechnet sich für den, der sozial baut, einfach nicht. chilli: Angenommen, die FSB dürfte aus politischen Gründen ausschließlich nur sozialen Mietwohnungsbau machen. Wie lange würde es dauern, um eine kerngesunde Gesellschaft zu zerstören? Klausmann: (lacht) Bei der Stückzahl von 300 Einheiten im Jahr, würde uns das in kürzester Zeit ins Defizit treiben. Nach zwei bis drei Jahren wären wir im Hinblick auf unser Neubau- und Modernisierungsprogramm handlungsunfähig. chilli: Deswegen das Bauträgergeschäft. Klausmann: Nicht nur, wir erlösen auch Überschüsse aus dem Betrieb

von Solaranlagen, aus Leistungen für Dritte, etwa die WEG-Verwaltung. chilli: Gut, aber das Bauträgergeschäft spielt da die Hauptrolle. Wie viel Prozent des Neubaus werden im Schnitt für Eigentümer gebaut? Klausmann: Wir brauchen etwa 30 Prozent, um sozialen Wohnungsbau machen zu können. Von den 1800 Wohnungen bis 2020 werden wir also rund 550 als Bauträger bauen. chilli: Die 2800 Euro nackten Baukosten haben viele überrascht … Klausmann: So sieht die Realität aus. Wir bauen Tiefgaragen, die kosten auf den Quadratmeter umgerechnet 350 bis 400 Euro, wir bauen Passivhäuser, die mit Wärmerückgewinnung und kontrollierter Be- und Entlüftung auch pro Quadratmeter 150 Euro kosten. Dann habe ich noch 2300 Euro für alle anderen Gewerke, den Architekten und die Bauleitung. Die 2800 sind eine harte Zahl. chilli: Die Stuckert Wohnbau AG hat gerade in Emmendingen ein Projekt in der Vermarktung, da kostet der Quadratmeter 2800 Euro im Verkauf … Klausmann: Solche Preise kenne ich auch von Bad Krozingen, wir schaffen das nicht. Vielleicht will Stuckert für uns mal als Generalunternehmer mit den Freiburger Gegebenheiten bauen?

chilli: Was hat die FSB neben dem Sternenhof und den Luxus-Reihenhäusern in Günterstal aktuell für Kaufwillige im Angebot? Und was kostet’s? Klausmann: Wir bauen im Sternenhof im letzten Bauabschnitt 61 Wohnungen, 56 davon mit studentischer Bindung. Der Quadratmeter kostet hier im Schnitt 4560 Euro. Der In Günterstal haben wir 9 von 15 Häusern verkauft und zwei vermietet. Die kosten knapp 800.000 Euro. Auf den Gutleutmatten bauen wir 190 Wohnungen, 60 davon fürs Eigentum. Hier liegt der Preis voraussichtlich bei 4800 Euro. chilli: Auf dem Güterbahnhof wird gerade der zweite Teilbebauungsplan geändert, um mehr Wohnungsbau zu ermöglichen. Nach unseren Informationen wird die Stadt dabei drei, vier Grundstücke für sich reklamieren. Damit Sie die dann bebauen können? Klausmann: Wir bauen ja aktuell in einer Kooperation mit aurelis (die Eigentümerin der Fläche, d. Red.) und der Stadt 40 geförderte Wohnungen und könnten uns vorstellen, auf den kommenden Grundstücken das auch zu machen. Die sind in den 300 geplanten übrigens noch gar nicht drin. chilli: Herr Klausmann, vielen Dank für dieses Gespräch. 5 Anzeige

DANKE ...dass ihr intelligent heizt.

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Makler

» Preis muss zu Rahmenbedingungen passen « Die S-Immo hat auf dem Güterbahnhof schon 200 Wohnungen verkauft

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Foto: © Sparkasse Freiburg, Visualisierung: © Media 4D

er auf der Internetseite der Immobiliengesellschaft der Sparkasse Freiburg nach einer Eigentumswohnung sucht, bekommt immerhin 52 Treffer. Geschäftsführer Thomas Schmidt schafft es immer wieder, auf einem sehr engen Markt neue Aufträge zu bekommen. Nach dem großen Erfolg bei der Vermarktung der Projekte eines Karlsruher Investors vermarktet die S-Immo aktuell auf dem Güterbahnhof 56 Wohnungen, für die die formart GmbH & Co. KG neulich den Spatenstich gefeiert hat. Formart erstellt an der Eugen-Martin-Straße zwei Gebäude mit Ein- bis Vierzimmer-Wohnungen, vier Gewerbeflächen von 130 bis 350 Quadratmetern und 63 Stellplätze. Die Kaufpreise der 40 bis 141 Quadratmeter großen Wohnungen liegen im Schnitt bei 4300 Euro pro Quadratmeter. Das komplette Verkaufsvolumen liegt bei 20 Millionen Euro. Vier Fünftel sind bereits weg. „Erst gestern haben wir eine ganze Etage im sechsten Geschoss protokolliert. Da oben könnte der Eigentümer eigentlich Eintritt verlangen, so toll ist die Aussicht“, erzählt Schmidt beim Redaktionsbesuch. Ende 2017 sollen alle Wohnungen bezogen sein. Zusammen mit dem formart-Projekt hat die S-Immo allein auf dem Güterbahnhof rund 200 Einheiten an den Mann oder die Frau gebracht. Schmidt weiß aber auch, dass derzeit in Freiburg trotz des Angebotsengpasses nicht alles verkäuflich ist: „Der Preis 24 | chilli | bauen & wohnen | 09.2016

Neubauten auf dem Güterbahnhof: Die S-Immo vermarktet an der Eugen-Martin-Straße 56 Eigentumswohnungen des Immobilienkonzerns formart.

muss einfach auch zu den Rahmenbedingungen passen.“ Der Geschäftsführer zitiert eine empirica-Studie, wonach es in aufgeheizten Märkten sogenannte Rückschlagpotenziale gibt – eine Art Blase light. Da die Preise für Neubauten stärker steigen als die Mieten, ergäbe sich dieses Potenzial dann, wenn die Zinsen wieder steigen. „Wer bei steigenden Zinsen in einem ungünstigen Moment verkaufen muss oder will, kann bis zu 27 Prozent des Werts einbüßen“, sagt Schmidt. Man merkt: Hier spricht kein Makler, der „auf Teufel komm raus“ verkaufen will, sondern einer, der durch seine tiefe Markteinsicht – die S-Immo ist der größte Makler in Südbaden – die Preisfindung zur zentralen Maxime bei erfolgreichen Geschäften gemacht hat. Und das gilt auch für die Bestandsimmobilie. Die Quadratmeterpreise für gebrauchte Wohnungen legten im vergangenen Jahr mit einem Plus von 9 Prozent fast drei Mal so stark zu wie die im Neubau. Gerade Kapitalanleger

bräuchten eine gute Beratung, bevor sie in diesem Segment tätig würden. Schmidt selber hat schon das nächste größere Neubau-Projekt im Portfolio. In Zähringen entstehen am Bürgerhaus ab Herbst 65 Eigentumswohnungen mit bis zu vier Zimmern auf 120 Quadratmetern. Alles im Effizienzhaus55-Standard. Mit Tiefgaragenstellplatz. Ärgern kann sich der Immobilienexperte aber auch. Etwa über die EU und die neue Richtlinie zur Kreditvergabe beim Immobilienkauf. „Das ist die blanke Apokalypse. Alles dauert nun noch länger als früher, und Sie müssen sich vom Kunden jetzt sogar noch den Rentenbescheid geben lassen.“ Die EU treibt ein besserer Verbraucherschutz an (siehe Seite 40). Die Länder legen die Richtlinie nach eigenem Gutdünken aus. Schmidt bekommt bei seiner Kritik Rückendeckung von SparkassenChef Marcel Thimm. Der bezeichnet die deutsche Auslegung „als bürokratischen Schildbürgerstreich hoch drei.“

Lars Bargmann


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Makler

Die Unabhängigen von der Erbprinzenstraße MSI Gewerbeimmobilien mit tiefem Markteinblick

Fotos: © MSI

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An der Bahnhofsachse schießen Gewerbeprojekte in die Höhe, auf dem Güterbahnhof werden Büroflächen für bis zu 8000 Arbeitsplätze gebaut, ist der Freiburger Markt nicht von einem Überangebot gesättigt? „Auf keinen Fall. Nur wenn Städte neue, attraktive Gewerbeflächen anbieten können, sind sie für den heimischen Markt und auch für auswärtige Unternehmen interessant. Und es kommen aktuell einige Auswärtige nach Freiburg, weil Freiburg attraktiv für die Arbeitnehmer ist“, sagt Matthias Sasse. Durch diese beiden Neubaugebiete habe indes auf der anderen Seite das Gewerbegebiet Haid etwas an Attraktivität eingebüßt, „hier geht es jetzt mehr über den Preis“, erzählt Wierzbicki. Er kennt die Haid genau, hat hier schon viele Firmen angesiedelt und gerade fast 9000 Quadratmeter im Haid-Haus im Angebot. Perfekt für Produktion und Lager. Und günstiger als andernorts in Freiburg. Olivia Volpp ist bei MSI für den Güterbahnhof zuständig und hat soeben den Immobilien-Newsdienst Thomas Daily auf 1500 Quadratmetern ins WiBa-Haus an der Ecke IngeborgKrummer-Schroth- und Zita-KaiserStraße ins Geschäft gebracht. „Der 26 | chilli | bauen & wohnen | 09.2016

ir bringen Sie ins Geschäft. So lautet der Slogan der MSI Gewerbeimmobilien GmbH aus Freiburg. Sich selbst haben die Geschäftsführer Matthias Sasse und Michael Wierzbicki schon lang ins Geschäft gebracht. Es gibt

kaum eine Gewerbeimmobilie im näheren Umkreis, von der sie keine Detailkenntnis haben. Wir sitzen im Besprechungsraum im Firmensitz an der Erbprinzenstraße. Und reden über den Freiburger Gewerbeimmobilienmarkt.

Güterbahnhof hat keine Probleme mit Stellplätzen, ist mit dem Auto, mit dem Rad und dem ÖPNV gut erreichbar, es gibt Gastronomie, eine Kita, das ist ein idealer Standort“, sagt sie. Und hat auf dem Areal aktuell auch Zugriff auf sehr große Flächen, die es ansonsten in Freiburg am Stück nicht gibt. Sasse selbst ist für die Innenstadt zuständig. Wo nach dem jüngsten Innenstadt-Barometer (wir berichteten) im Prinzip alle Flächen mit guten Angeboten für den Einzelhandel belegt sind. „Es gibt kaum Leerstand, die Preise sind stabil“, sagt Sasse. Aber die Innenstadt könne sich an der einen oder anderen Stelle qualitativ noch steigern. Das Postareal wäre so ein Beispiel, die Umgestaltung des Siegesdenkmals samt neuer Nutzung der Karlskaserne ein zweites, die Ladenflächen im Volksbank-Neubau (siehe Seite 12) womöglich ein drittes. „Es wäre sicher sinnvoll, wenn die Politik und große Vorhabenträger sich

bei der Planung solcher Flächen aber auch den Rat eines unabhängigen Experten einholen würden.“ Die MSI sei völlig unabhängig, arbeite nicht für einen bestimmten Auftraggeber und vermarkte auch keine eigenen Flächen. Sasse sieht derweil auch im Bereich zwischen Stadtgarten und Siegesdenkmal noch viel Potenzial: „Da könnte man deutlich mehr draus machen.“ Doch nicht selten sei den Eigentümern der Weg durch die Behörden, wo Nutzungsänderungen oder Neubauten genehmigt werden, zu anstrengend und langwierig. Sehr gut für die Entwicklung von Freiburg sei indes die Umgestaltung des Rotteck- und Friedrichrings – ein Qualitätssprung für Handel und auch Büroflächen. Aktuell hat MSI 25 Gewerbeflächen in der Vermarktung. Sie wollen wieder Unternehmen ins Geschäft bringen. Das ist ihr Job. Und den können sie. Lars Bargmann

Stets zu sprechen: Matthias Sasse (l.), Olivia Volpp und Michael Wierzbicki.



Unternehmen

Routinierter Generalunternehmer Die Dürrschnabel Industriebau GmbH engagiert sich auch für Flüchtlinge

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in exklusives Einfamilienhaus? Eine neue Produktionsstätte mit Lager und Bürofläche? Wohnund Geschäftshäuser? Oder auch mal eine Flüchtlingswohnanlage? Auf all diesen Feldern beweist sich derzeit die Dürrschnabel Industriebau GmbH aus Emmendingen. Und die Auftragsbücher der beiden Geschäftsführer Markus Keune und Stefan Schäfer sind auch für die kommenden Monate gut gefüllt. Volumen: Neun Millionen Euro. Im Alltag des routinierten Generalunternehmers gibt es aber auch mal besondere Momente: „Wir haben in Buggingen für einen Versicherungsmakler ein 1000 Quadratmeter großes Bürogebäude erstellt, neulich bei der feierlichen Eröffnung kamen Gäste aus der halben Welt angeflogen“, erzählt Schäfer. Oder dies: Für einen Unternehmer in Freiburg sollte er im Industriegebiet Nord einen Anbau planen – und stellte dabei fest, dass die Stadtverwaltung hier wegen einer Straßenbaumaßnahme plötzlich ein Teilgrundstück beansprucht. Außer der Reihe ist sicher auch, dass Keune und Schäfer auf einem eigenen, rund 5700 Quadratmeter großen Grundstück gerade eine Wohnanlage für bis zu 168 Flüchtlinge vis-à-vis des Firmensitzes an der B3 bauen. „Für uns ist das ein Zeichen der sozialen Verantwortung, wir hatten das Grundstück, haben es jetzt erschlossen und übergeben die Anlage im November zur Miete an den Landkreis Emmendingen“, sagt Keune. Ein paar Anwohner hatten sich mit juristischen Klimmzügen dagegen gewehrt. Das Regierungspräsidium griff klärend ein – und entschied für die Anlage. Bei der Erschließung mussten Gas, Strom und Wasser übrigens komplett unter der B3 hindurch gelegt, das Abwasser auf der anderen Seite unter einen Bach geführt werden. Es gibt größere Herausforderungen für die Emmendinger. Schäfer baut aktuell für Birkenmeier Stein + Design eine neue Halle samt Werkstatt und Lager in Oberrimsingen (1300 Quadratmeter für 900.000 Euro), die im August fertig wird, im Oktober übergibt er dann ein anspruchsvolles Gebäude in Bötzingen (950 qm für 1 Mio.), fängt Ende August schon mit dem Bau einer

Lecker Lage: Am Hang in Emmendingen baut die Dürrschnabel Industriebau derzeit ein anspruchsvolles Privathaus.

Halle nebst Büro und Betriebswohnung in Nimburg an (700.000) und steht vor dem Spatenstich einer 2000 Quadratmeter großen Kapazitätserweiterung für einen Verpackungsspezialisten (1,65 Mio.). Keune wird noch im September ein Wohn- und Geschäftshaus in der Wiehre übergeben (1600 qm, 5 Mio.), im Oktober ein Bürogebäude in Ettenheim (0,7 Mio.) und ein exklusives Einfamilienhaus in Emmendingen (0,7 Mio.), Anfang kommenden Jahres ein 1500 Quadratmeter großes Produktionsgebäude (1,5 Mio.), ein kleineres in Todtnau (500 qm, 0,8 Mio.) und noch ein 800 Quadratmeter großes Verwaltungsgebäude (1,2 Mio.) in Bötzingen. Zudem entwickelt die Dürrschnabel derzeit ein 4500 Quadratmeter großes Grundstück in Kollmarsreute, auf dem mehrere Wohnhäuser gebaut werden sollen. Für das per Bürgerentscheid abgelehnte Neubaugebiet Haselwald-Spitzmatten in Emmendingen hätten sie sich indes nicht beworben. „Wir sind nicht für den Massenmarkt gerichtet, sondern suchen uns im Wohnungsbau gerne spezielle Aufgaben“, so Keune, der mit dem Glashaus in Weil, dem Lofthaus in Merzhausen, dem Bau am Lorettobad oder auch am Ortsausgang Ebnet um Beispiele nicht verlegen ist. Vermutlich im kommenden Jahr wird auch eines der größten Projekte in der 21-jährigen Unternehmensgeschichte starten: Im Schweizerischen Reinach liegt das Bauvolumen dann bei über zehn Millionen Euro. bar

Foto: © privat

Zeichen sozialer Verantwortung

28 | chilli | bauen & wohnen | 09.2016


Bauträger

WOBAG startet Besichtigungen am Michaelsberg in Riegel

Mit Ecken und klaren Kanten: Die WOBAG bietet ab sofort jeden Sonntag von 11 bis 13 Uhr am Michealsberg 4 in Riegel Besichtigungen und Beratung an. Foto: © WOBAG

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etzt putzt sie sich langsam heraus, die kleine Wohnanlage Am Michaelsberg in Riegel. Hier, südlich der einstigen Riegeler Brauerei, ist die Wohnbau Baden AG (WOBAG) mit dem ersten Bauabschnitt nun fertig, im Herbst auch mit dem zweiten. Sechs Reihenhäuser und zwölf Doppelhaushälften sind dann entstanden. „In sehr, sehr guter Qualität“, sagt WOBAG-Chef Klaus Ruppenthal. Nur noch ein Reihenhaus (370.000 Euro) wartet auf seinen neuen Besitzer. In diesem hat die WOBAG nun ein Musterhaus für Interessierte inszeniert, das auch beispielgebend für die Doppelhaushälften ist, wovon es noch sieben (von 410.000 bis 495.000 Euro, von 119 bis 152 Quadratmetern) gibt. Die individuell gestaltbaren CUBES (eine Eigenkreation der WOBAG) sind durchweg 6,5 Meter breit, haben 2,50 Meter lichte Raumhöhen, ein umweltfreundlicheres Energiekonzept (Nahwärme übers Grundwasser), Parkettböden mit Fußbodenheizung, große Bäder und je nach Wunsch auch ein ausgebautes Dachgeschoss.

Die Wohnanlage liegt naturnah, bietet attraktive Blicke auf Dreisam, Glotter und Elz – und einen Kinderbonus: Wer zwei Sprösslinge hat, spart hier 5000 Euro, für einen gibt es die Hälfte. „Wir sind ja bekannt für unsere Zielgruppe Familien, und in Riegel haben schon einige den Bonus beansprucht“, sagt Ruppenthal in seinem neuen Firmensitz an der Gebhard-Kromer-Straße im Freiburger Neubaugebiet Innere Elben. In Breisach gibt es von 16 vergleichbaren CUBES übrigens genau nur noch eins. Neu in der Vorbereitung hat Ruppenthal zwei Mehrfamilienhäuser mit 22 Wohnungen (durchschnittlicher Quadratmeterpreis rund um 4000 Euro) im Kurgarten II in Bad Krozingen, wo nach der Sommerpause der Verkauf startet. Bereits im Bau sind drei Villen und ein Doppelhaus in der Zähringer Hanglage Vordere Poche, 5 Wohnungen am Rötebuckweg und eine kleine Anlage in Kirchzarten, wo es auch nur noch eine Wohnung gibt. bar

3. Freiburger BrandschutzTag in Rust Fotos: © Johannes Meger

Kinderfreundliche CUBES

Ein heiSSes Thema

RUST. Unter der Schirmherrschaft der Clusterinitiative proHolz Schwarzwald findet am 13. Oktober im Hotel Santa Isabel im Europapark Rust der 3. Freiburg Brandschutz-Tag statt. Aktuelles Thema: Brandschutz in Holzbauten. Nachdem das Land mit der neuen Landesbauordnung von 2015 eine Tür für die Zulässigkeit mehrgeschossiger Holzbauten aufgestoßen hat, kann jetzt über die Verwendung brennbarer Baustoffe für hochfeuerhemmende oder feuerbeständige Bauteile nachgedacht werden. Zudem gilt es, bau- und brandschutztechnische Aufgabenstellungen frühzeitig zu erkennen, zu planen und auf der Baustelle rechtzeitig zu lösen. Es referieren unter anderem Professor Ludger Dederich (Hochschule für Forstwirtschaft Rottenburg), Professor Reinhard Ries (Feuerwehr Frankfurt am Main), Professorin Andrea Frangi (Eidgenössische Technische Hochschule Zürich) und Doktor Mandy Peter (bauart Konstruktions GmbH & Co. KG, München) Parallel präsentieren viele Unternehmen ihre Produkte und Leistungen und stehen für Gespräche zur Verfügung. Zielgruppe der Veranstaltung sind Architekten, Ingenieure, Behörden, Brandschutzplaner und alle am Brandschutz Interessierten, die sich hier einen Wissensvorsprung sichern können. Die Veranstaltung wird von Architekten- und Ingenieurkammern als Fortbildung anerkannt und zertifiziert. chilli www.freiburger-brandschutztag.de

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Projektentwicklung

» Es ist immer ein Geben und Nehmen « Die Unmüssig-Gruppe ist längst nicht nur in Freiburg agil

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eter Unmüßig eilt von Termin zu Termin. Der in diesem Jahr 65 Jahre alt gewordene Projektentwickler aus Freiburg steht kurz vor dem Baubeginn des Wohnturms Blue Horizon in Frankfurt, baut in Heidelberg ein zweites Stadtquartier Westarkaden, revitalisiert in Freiburg das Atrium am Augustinerplatz, wird in Emmendingen das Kaufhaus Krauss neu aufbauen und spricht daneben auch mal Klartext, wenn es um Politik und Stadtentwicklung geht. Nach einem Beschluss des Freiburger Gemeinderats muss bei größeren Wohnungsbauvorhaben künftig 50 Prozent sozialer Mietwohnungsbau gemacht werden. Fast alle privaten Bauträger winken bisher ab, selbst die Freiburger Stadtbau GmbH gibt an, dass sie damit wirtschaftlich dicke Defizite einfährt. „Wir haben immer schon öffentlich geförderten Wohnungsbau gemacht, weil wir uns gesellschaftspolitisch verpflichtet fühlen, auch wenn das defizitär ist“, sagt Unmüßig. Es sei aber wenig sinnvoll, einfach 50 Prozent zu fordern, ohne sich das Umfeld anzuschauen. „Man kann in eine Reihenhausidylle keinen öffentlichen Wohnungsbau machen. Genauso wenig wie Studentenapartments. Man muss die soziologische Struktur der umliegenden Bebauung abbilden und darf keine Monostrukturenbauen.“ Es gebe Projekte,wo 30 Prozent Sozialwohnungsbau Sinn machen, aber auch welche, wo sie sogar kontraproduktiv wären.

Die Förderungen des Landes könnten zudem den Verlust der Miete, die 33 Prozent unter dem Mietspiegel liegen muss, nicht vollumfänglich kompensieren. „Im Kern hat das Land mit dem neuen Wohnungsbauförderprogramm zwar den richtigen Weg beschritten, es kommt aber nun darauf an, ob die Städte und Gemeinden den Bauträgern auch geeignete Baurechte geben, damit diese dieses Delta wieder ausgleichen können. Gelingende Projektentwicklung ist immer ein Geben und Nehmen.“ Ein Gegenbeispiel dafür sei aber die aktuelle Planung der Verwaltung, im Neubaugebiet Zinklern in Lehen nur zweigeschossige Häuser zuzulassen. „Jedes Haus hat einen Keller, ein Dach und einen Aufzug. Wenn diese drei Kostenblöcke auf zwei Geschosse verteilt werden, ist das einfach doppelt so teuer wie auf vier Geschossen.“ Das führe zu „gigantischen Mieten“ und sei schon im frei finanzierten, vor allem aber im öffentlich geförderten Wohnungsbau nicht darstellbar, vielmehr „mietpreistreibend par excellence“. Und wenn der Gemeinderat beschließe, dass 1000 Wohnungen pro Jahr gebaut werden müssen, dann müsse er zusammen mit der Verwaltung auch so handeln. Wenn sich das Rathaus nicht bewege, sei das Quartier so „nicht baubar“. Deshalb werde wieder diskutiert. Unmüßig und die Treubau haben im Zinklern die Grundstückseigentümer eingesammelt und sind für diese auch als Treuhänder tätig. Ebenso kritisiert der Projektentwickler, dass für einen Einzelhändler hier nur 400 Quadratmeter Verkaufsfläche zugelassen werden sollen. „Es gibt in der ganzen Republik keinen einzigen Anbieter, der auf 400 Quadratmetern Lebensmittel verkaufen kann.“ Einen solchen Markt („Da können Sie ein Stricklädele machen oder Radieschen drin ziehen“) werde er nicht bauen können. Bauen dagegen wird er in Freiburg auf dem Güterbahnhof ein Boardinghaus (das er mit einer neuen Gesellschaft auch selber betreiben und in anderen UniStädten nachahmen will) und ein Bürogebäude. Außerdem wird er in Heidelberg die Westarkaden bauen, wo auch 350 Wohnungen erstellt werden, und umbauen wird er den 19-geschossigen Büroturm der Kassenärztli-

» Man darf keine monostrukturen bauen«

Blue Horizon in Frankfurt: Heute Büro-. morgen Wohnturm. Visualisierung: © Landes&Partner


Projektentwicklung

Visualisierung: © wwa Wöhr Heugenhauser Architekten; Foto: Baschi Bender

Westarkaden: Unten sieht man hinter Peter Unmüßig das »Türmle« vor den Westarkaden in Freiburg, oben die geplanten Arkaden in Heidelberg. Dort entstehen auch 350 Wohnungen.

chen Vereinigung Hessen – zum Blue Horizon, in dem 118 Wohnungen Platz finden. Das erst 2018 fertige Gebäude ist bereits an einen institutionellen Investor verkauft. Ein solcher wird – nach Revitalisierung – auch das Atrium am Augustiner erwerben. Hier hat Unmüßig, der ja auch schon Vapiano nach Freiburg geholt hat, den Systemgastronomen Tialini gewonnen, der Anfang September eröffnen möchte. Auf der Ebene Grünwälderstraße wird es eine „freiburg-affine“ Mischung von Einzelhändlern geben, auf der Ebene Gerberau wird Bohny mit einem speziellen Angebot einziehen. Zum Weihnachtsgeschäft sollen die Pforten geöffnet werden. In Emmendingen, wo die Entwicklung des Kaufhaus Krauss zuletzt auf der Kippe stand, hat Unmüßig nun nach drei Jahren den gordischen Knoten gelöst und zeigt die aktuelle Planung, die viel Potenzial für die Stadt und vor allem den Marktplatz hat. „OB Schlatterer hat hier brillant an einer guten Stadtentwicklung mitgearbeitet“, sagt Unmüßig. „Was wir hier machen, ist Stadtreparatur, wir beleben den Marktplatz und korrigieren das Einzelhandelskonzept, der Gewinner ist die Stadt Emmendingen.“ 90 Prozent der Flächen seien bereits vermietet, 15 neue Geschäfte für Emmendingen, für den Rest sucht er Anbieter mit Lokalkolorit. „Wenn das Projekt fertig ist“, sagt Peter Unmüßig, „wird es da eine enorme Frequenz geben.“ Lars Bargmann chilli | bauen & wohnen | 09.2016 | 31


Wohnungsmarkt

Schallstadt ist »Geheimtipp« Immobilienwetter zeigt: Je näher die City ist, desto teurer sind die Mieten – meistens

Foto: © tln

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er in Freiburg mieten will, muss tief in die Tasche greifen. Das Center For Real Estate Studies (CRES) hat nun erstmals aufgeschlüsselt, wie viel man mit einer Wohnung im Umland sparen kann – in Relation zur Distanz in die Freiburger City. Die CRES-Mietexperten haben nach ihrer jüngsten Erhebung auch Geheimtipps für Wohnungssuchende auf Lager.

Nachschub: Freie Wohnungen sind in Freiburg generell Mangelware. Doch auf dem Güterbahnhofsgelände im Stadtteil Brühl-Beurbarung wird derzeit fleißig gebaut.

10,70 Euro beträgt derzeit die Miete pro Quadratmeter auf dem freien Wohnungsmarkt in Freiburg. Das hat das CRES in Zusammenarbeit mit der Deutschen Immobilien-Akademie anhand von Annoncen im Netz und in Printmedien errechnet. Sozialwohnungen und solche bei Genossenschaften sind nicht mit einbezogen. Die Mietpreise zwischen den Vierteln variieren stark: Spitzenreiter sind die Oberau mit 12,84 Euro pro Quadratmeter und Herdern mit 12,61. „Nur“ 8,19 Euro zahlt man demnach im Freiburger Westen. Wem das zu viel ist, der weicht ins Umland aus. Auch dort gibt es Unterschiede: In Kirchzarten kostet der Quadratmeter 9,04 Euro, in Breisach 8,01 und in Ihringen nur 7,89 Euro. Welche Rolle die Anbindung an öffentliche Verkehrsmittel spielt, haben Marco Wölfle und Heinz Rehkugler vom CRES ermittelt. Die sogenannten Mietwellen für jede Himmelsrichtung sollen zeigen, wie viel Fahrtzeit im öffentlichen Nahverkehr zu geringeren Mieten führt. Das„ImmobilienwetterFreiburg“ für das 2. Quartal 2016 zeigt: Für das günstige Ihringen sind es mit dem Zug 22 Minuten in die City. Dement-

sprechend müsste das 27 Minuten entfernte Breisach günstiger sein. Ist es aber nicht: Dort zahlt man 12 Cent mehr auf den Quadratmeter. Auch in der Stadt gibt es solche Tendenzen: Littenweiler ist acht Minuten vom Hauptbahnhof entfernt und liegt bei 10,92 Euro. Der Freiburger Westen mit seinen 8,19 Euro ist jedoch nur fünf Minuten entfernt. „Das ist kein reines Fahrtzeitproblem“, sagt Wölfle. Dennoch ließe sich eine Tendenz fürs Umland erkennen: „Bei großen Distanzen wird es deutlich billiger.“ So seien zum Beispiel Gemeinden wie Reute oder Vörstetten ohne direkten Bahnanschluss nochmal zwei oder drei Euro günstiger als Denzlingen. Die beste ZeitMieten-Relation gibt’s im Süden: In Schallstadt zahlt man 8,93 Euro pro Quadratmeter und ist in neun Minuten am Hauptbahnhof. Die Gemeinde im Markgräflerland haben die Experten als Geheimtipp ausgemacht. Nicht zu teuer, nicht zu weit entfernt. Allgemein gilt: „Es macht Sinn, sich im Umland umzuschauen“, sagt Marco Wölfle. Wer dennoch in Freiburg mieten möchte, könne es in Brühl-Beurbarung versuchen. „Das ist wunderbar angebun-

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den“, sagt Wölfle, und habe derzeit den niedrigsten Quadratmeterpreis (7,43 Euro). Doch seien dort nur im Einzelfall Wohnungen auf dem freien Markt zu kriegen, und die Preise dürften in absehbarer Zeit durch Großprojekte am Güterbahnhof steigen. Auch Landwasser sei attraktiv. „Aber das ist eine gefragte Ecke mit wenig Angebot.“ Wer einmal dort miete, gehe nicht mehr so schnell. Wenig erstaunlich: Im Umland sind Mietwohnungen im Schnitt größer. In Freiburg, wo viele alleine leben, hat ein Haushalt durchschnittlich 70 Quadratmeter, in Bad Krozingen sind es 93, in Breisach 102, hat das CRES berechnet. Dafür umso erstaunlicher: Wer ins Umland zieht, tut das nicht zwingend, um Geld zu sparen. Denn dort wird im Schnitt sogar mehr für Wohnungen ausgegeben als im Freiburger Stadtgebiet. Wer in Freiburg bisher vergeblich sucht, sollte die Hoffnung nicht aufgeben. Die Fluktuation ist relativ groß. Im Schnitt bleibt ein Mieter im Bundesgebiet rund zehn Jahre in seiner Wohnung, so Wölfle. In Freiburg seien es nur fünf bis sieben Jahre. Till Neumann



Dreisam

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1. Ganter-Haus biergarten

Stadtplanung

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2. Ballhaus Freiburg

Aktuelles Freiraumkonzept zum Stadttunnel: Wenn die meisten Autos im Untergrund verschwinden, bieten sich oben neue Möglichkeiten. Vor allem rund um die Maria-Hilf-Kirche und dort, wo beim Dreikönigshaus die Talstraße in die Schwarzwaldstraße mündet.

3. Talstraße

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4. Brauerei Ganter

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5. Maria-Hilf-Platz 6. Maria-Hilf-Kirche

Teure Röhren

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Kabinett beschlieSSt Stadttunnel / A5 und Falkensteig-tunnel als Gewinner

Visualisierung: © Stadt Freiburg / Bearbeitung: © chilli

as Bundeskabinett hat Anfang August den Bundesverkehrswegeplan beschlossen und damit auch den Freiburger Stadttunnel als „Vordringlichen Bedarf“ bestätigt. Der sechsspurige Ausbau der A5 zwischen Freiburg und Offenburg und der Falkensteigtunnel wurden dabei hochgestuft und haben nun als „Weiterer Bedarf“ Planungsrecht. Freiburgs Oberbürgermeister Dieter Salomon freut sich: „Ein weiterer wichtiger Schritt auf dem Weg zum Stadttunnel ist geschafft.“ Ein Baubeginn „in einigen Jahren“ sei nun eine „realistische Option“. Es habe sich ausgezahlt, dass die Stadt selbst einen namhaften Beitrag – rund sechs Millionen Euro – vorfinanziert habe, um die Planung durch das Regierungspräsidium zu beschleunigen. Dieses Geld wird das Land nun zurückzahlen. „Wir haben dem Bund alle relevanten Daten geliefert, um das Projekt objektiv bewerten zu können. Das hat sich nun ausgezahlt“, kommentierte Baubürgermeister Martin Haag. Der unterirdische, nur zwei Kilometer lange Lückenschluss zwischen Schützenalleetunnel und Kronenbrücke kostet voraussichtlich stolze 325 Millionen Euro. Der Bund will bis 2030 rund 270 Milliarden Euro in Straßen, Brücken und Wasserwege investieren. In einer Leserumfrage von Spiegel online hatten sich unlängst 830 von 902 befragten Bürgern für den lange umstrittenen Stadttunnel ausgesprochen. Die Zustimmungsquote von 92 Prozent liegt über dem Durchschnitt. Der nächste Planungsschritt ist die Entwurfsplanung, auf die das Planfeststellungsverfahren aufbaut. Es mündet in einen Planfeststellungsbeschluss des Regierungspräsidiums. Der letzte Planungsschritt vor dem Baustart ist die Ausführungsplanung. Mit einem Bau34 | chilli | bauen & wohnen | 09.2016

beginn ist nicht vor 2021 zu rechnen. Kommen juristische Auseinandersetzungen dazu, kann sich das Projekt verzögern. Zwischen Spatenstich und Eröffnung werden sechs Jahre vergehen. Der Stadttunnel ist eine der komplexesten Aufgaben, die die Planer in Freiburg je zu bewältigen hatten: Beim Vollanschluss am Ganter-Knoten (Aus- und Einfahrten in beiden Richtungen) kämpfen sie – und nach chilliInformationen auch die Verantwortlichen der Brauerei – um jeden Zentimeter. Die Trasse, die querenden Radund Fußwege, die Stadtbahn – wer hier an einem Faden arbeitet, zieht immer gleich ein ganzes Netz mit. Mit dem Stadttunnel wird die heutige B 31/31a vom Autobahnkreuz Freiburg bis Kirchzarten nach einer Vereinbarung zwischen dem Land und dem Bundesverkehrsministerium (wir berichteten) zur Autobahn, zur A 860. Damit ist der Bund auch für den Unterhalt zuständig. bar 5 Anzeige


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Meldungen

200.000 Euro für gute Zwecke

Gesetzgeber belohnt Erneuerung

Götz + Moriz hilft!

BERLIN/SÜDBADEN. Seit dem 1. August belohnt der Gesetzgeber den Einbau effizienter Pumpen und die Optimierung der Heizungsanlage. Hausbesitzer, die ihre Heizung erneuern wollen, können staatliche Fördergelder in Höhe von 30 Prozent der Kosten geltend machen. Darauf weist unter anderem die Franz Herbstritt GmbH ihre Kunden hin. Die Zuschüsse für den Austausch mindestens zwei Jahre alter Pumpen durch neue Hocheffizienzpumpen gibt es deswegen, weil die neuen bis zu 80 Prozent der Energie einsparen. „Der Einbau einer neuen Pumpe kostet im Einfamilienhaus rund 350 Euro, sorgt aber für eine jährliche Ersparnis von 150 Euro“, sagte Michael Herma, Geschäftsführer des Spitzenverbandes der Gebäudetechnik, der Deutschen HandwerksZeitung. Durch den neuen Zuschuss amortisiere sich die Anschaffung deutlich schneller als bisher.

Foto: © Götz + Moriz

Mehr Zuschüsse

Förderer und Geförderte: Jeweils 5000 Euro bekamen das Jugendhilfezentrum LBZ St. Anton und der Verein Kakika.

SÜDBADEN. Waren und Bares in Höhe von über 200.000 Euro hat der Baustoffhändler Götz + Moriz in den vergangenen vier Jahren für karitative Zwecke gespendet. Unter dem Motto „Götz + Moriz hilft! unterstützte das Unternehmen soziale Einrichtungen, Kindergärten, Schulen, hilfsbedürftige Familien mit Baumaterialen sowie den Förderverein für krebskranke Kinder in Freiburg und die Jugendhilfeeinrichtung Tül-

linger Höhe in Lörrach. In diesem Jahr entschied sich ein internes Gremium, die Projekte des Jugendhilfezentrums LBZ St. Anton in Riegel und des Kakika e.V. – Förderverein des katholischen Kindergarten Kappel-Grafenhausen – zu unterstützen. Die Preise übergaben Götz + Moriz-Marketingleiter Andre Engler, der Riegeler Niederlassungsleiter Ralf Kleile und Fachmarkt-Koordinator Willi Bruns. chilli 5 Anzeige

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Stadtentwicklung

Schlussspurt beim Dreispitz Das Siedlungswerk siedelt sich im Rieselfeld an

Gutleutmatten: Im östlichen Bereich baut das Siedlungswerk 16 Eigentums- und 43 geförderte Mietwohnungen. Im R1 (oben rechts) gibt es nur noch eine Gewerbeeinheit mit rund 600 Quadratmetern.

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ald ist auch das letzte Grundstück auf dem Rieselfeld in Freiburg fertig bebaut. Auf dem Dreispitz setzt das Siedlungswerk gerade zum Schlussspurt bei der Bebauung des neuen Stadtteileingangs im Projekt R1 an. 94 Wohnungen hat die Freiburger Geschäftsstelle der Stuttgarter Siedlungswerk GmbH hier gebaut, zudem rund 4000 Quadratmeter Gewerbeflächen. Die Wohnungen, von denen das Siedlungswerk 29 im eigenen Bestand behält, sind bereits alle vermietet, verkauft und bezogen, das Einzige, was es bei diesem architektonisch durchaus ambitionierten Projekt noch gibt, sind 600 Quadratmeter Büroflächen im markanten Eckgebäude. In diesem hat das Land BadenWürttemberg 1800 Quadratmeter fürs Seminar für Didaktik und Lehrerbildung angemietet, 700 Quadratmeter hat der Freiburger Geschäftsstellenleiter Heinz-Dieter Störck an die BIT Consulting vermietet – und 400 an sich selber: Denn die rund 200 Quadratmeter große Geschäftsstelle an der Kartäuserstraße war einfach zu klein geworden für das Rad, das das Siedlungswerk in der Region mittlerweile dreht. Nun schauen Störck und seine Mannschaft, zu der jetzt auch eine Hausverwaltung gehört, aus der obersten Etage auf die Stadt, in der sie 2006 das erste kleine Büro in

der Herrenstraße eröffnet hatten. Und folgerichtig nun am 22. Oktober mit der Fertigstellung des Dreispitz, der Einweihung zweier Kunstwerke (Matthias Dämpfle, Manuela Tirler) und der offiziellen Eröffnung der Geschäftsstelle auch ihr Zehnjähriges in Freiburg feiern. Noch im September beginnt das Siedlungswerk mit dem 26 Meter hohen Hochhaus an der Eschholzstraße auf den Gutleutmatten (wir berichteten), in dem 10 Eigentums- und 12 preisgebundene Mietwohnungen Platz finden werden. Der zweite Bauabschnitt auf den östlichen Gutleutmatten mit 43 öffentlich geförderten Mietwohnungen und 16 Eigentumswohnungen soll im Frühjahr beginnen. Parallel baut das Siedlungswerk derzeit in Offenburg 26 Eigentumswohnungen und startet im kommenden Frühjahr im Bad Krozinger Neubaugebiet Kurgarten II mit dem Bau von rund 130 Wohnungen, von denen nur die Hälfte verkauft wird: 44 Mietwohnungen werden öffentlich gefördert, bei 24 liegt die festgeschriebene Quadratmetermiete bei acht Euro. Das Siedlungswerk hat im Raum Freiburg in den vergangenen zehn Jahren etwa 550 Wohnungen und fast 8000 Quadratmeter Gewerbe hergestellt. Da kann man schon mal aus dem Erdgeschoss an der Kartäuserstraße ganz nach oben ins R1 ziehen. bar

Visualisierungen: © Siedlungswerk

Nach dem Dreispitz ist vor den Gutleutmatten

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Baufinanzierung

Laute Kritik an der Politik

Banker fordern Nachbesserungen bei der neuen Wohnimmobilienkreditrichtlinie

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Sicher, wenn in den USA die Subprime-Krise eine Weltfinanzkrise auslöst, wenn in Spanien Menschen aus ihren Häusern vertrieben werden, weil auf deren Wertzuwachs eher gepokert als nüchtern kalkuliert wurde, wenn in Irland gebaute Geis-

Visualisierung: © Clipdealer.de

» Bürokratischer Schildbürgerstreich hoch drei« ter-Rohbau-Stadtteile wieder abgerissen werden, kann man in Brüssel die Stirn schon mal in Falten legen. Nach dem anschließenden Denkvorgang hat die EU eine neue Richtlinie zur Vergabe von Immobilienkrediten erlassen. Diese haben die Länder dann in nationale Gesetze gegossen. Deutschland, wer will schon freiwillig seinem Ruf schaden, besonders gründlich. Herausgekommen ist dabei aber etwas, das ziemlich gründlich danebengegangen ist. 40 | chilli | bauen & wohnen | 09.2016

Luftschloss: Seit dem 21. März ist die Finanzierung einer Immobilie für viele Kaufwillige noch hürdenreicher als bisher schon.

Bloß keine Blase. Von diesem Diktum mögen sie angetrieben gewesen sein, die Macher der neuen Richtlinie. Die Vokabel geistert ja auch in Deutschland schon seit einigen Jahren durch die Ballungsgebiete – und damit auch durch Freiburg. Klar, wenn heute 7500 Euro für einen Quadratmeter Wohnraum gezahlt werden, ist die Frage legitim, ob man in zehn Jahren dafür auch rund 7500 Euro zurückbekommt. Um aber aktuell eine Blase zu attestieren, muss man sich schon selber aufblähen. Denn etwa nach Angaben des Bankhauses M.M. Warburg sind die Preise für Wohnimmobilien im internationalen Vergleich seit 1990 um 157 Prozent gestiegen, in Deutschland nur um 39. Zudem finanzieren die Deutschen konservativer als viele andere Länder. Gemeinsam mit den Banken werden hierzulande in der Niedrigzinsphase die Tilgungen hochgefahren. Steigen die Zinsen, kann man mit niedrigeren Tilgungen gegensteuern.

Die neue Richtlinie erschwert nun seit März vor allem deswegen deutlich die Kreditvergabe, weil nun die Kredite bis zum statistischen Lebensende abbezahlbar sein müssen. Dass dann immer noch die Immobilie als Wert da ist, bleibt fast außer Betracht. Foto: © ns

augeld ist zwar günstig wie nie, aber eine Finanzierung zu bekommen, ist dafür auch schwer wie nie. Bei der Suche nach dem Hauptverdächtigen dafür wird man bei der neuen Wohnimmobilienkreditrichtlinie fündig, die in Deutschland seit dem 21. März die Zügel noch einmal deutlich angezogen hat. Vielstimmig sind derzeit die Rufe nach einer Nachbesserung. Und die kommen auch von den beiden großen Publikumsbanken in Freiburg, der Sparkasse und der Volksbank.

Banker als Kritiker: Marcel Thimm (oben) und Stephan Heinisch (nächste Seite oben) hadern mit der Auslegung der EU-Richtlinie.


Aus Sicht vieler Banker ist das unnötig. „Das ist ein bürokratischer Schildbürgerstreich hoch drei“, kritisiert etwa der Freiburger Sparkassen-Vorstandsvorsitzende Marcel Thimm. Wegen der neuen Richtlinie und der damit verbundenen Unsicherheit seien in den ersten Wochen die Finanzierungen um ein Viertel zurückgegangen. Jetzt, fünf Monate später, seien es immer noch fünf Prozent. Landesweit ist die Kreditvergabe der Sparkassen an Häuslebauer im zweiten Quartal um 20 Prozent eingebrochen. „Wir sind überzeugt, dass der Gesetzgeber die Fälle, die wir jetzt

» Wir brauchen diese Richtline nicht« ablehnen mussten, gar nicht abgelehnt haben will“, so Thimm. Der Gesetzgeber habe wohl mit guter Absicht noch mehr Verbraucherschutz verankert, „unsere Kunden wollen aber gar nicht noch mehr geschützt werden“. Das Gesetz sei „gut gedacht, aber schlecht gemacht“. Volksbank-Vorstand Stephan Heinisch schlägt in die gleiche Kerbe: „Wir dürfen bei der Kreditvergabe nicht einmal mehr berücksichtigen, dass der Käufer, der heute noch kleine Kinder hat, die feste Absicht hat, sein Haus später wieder zu verkaufen.“ Solche Kunden würden ebenso benachteiligt wie Kaufwillige, die schon jenseits der 50 sind, bei denen es also wahrscheinlich ist, dass sie selber den Kredit nicht mehr komplett zurückführen werden. Was bisher kaum ein Problem war. Was jetzt auch nicht mehr geht: Im Wege einer sogenannten Umkehrhypothek konnten Hausbesitzer ihre Immobilie bei Banken und Versicherern verrenten: Die Institute stock-

Foto: © Volksbank Freiburg

Meldungen

ten die Rente auf, nach dem Tod konnten sie dafür über die Immobilie frei verfügen. „Deutschland war bei der Vergabe von Immobilienkrediten noch nie zügellos, wir brauchen diese neue Richtlinie nicht“, sagt Heinisch. Wie die Volksbank fordert auch die Sparkasse in Freiburg Nachbesserungen von der Politik. Bis es aber soweit ist, so Thimm, werden auch mal Tränen fließen. Als unlängst der baden-württembergische Sparkassenverbands-Chef Peter Schneider bei einem Treffen mit Parlamentariern erklärte, dass

Parlamentariern bleibt das lachen im Hals stecken die Anwesenden wegen der neuen Richtlinie eigentlich alle keine Immobilienfinanzierungen mehr erhalten könnten, blieb den Parlamentariern das Lachen im Halse stecken. Denn: Sie sind nur für fünf Jahre gewählt, wie sie im Fall der Fälle ihre Kredite weiterbedienen sollen, sei unklar. Nach der neuen Richtlinie wäre das ein nahezu unkalkulierbares Risiko. Lars Bargmann

Wohnungsbau Auf dem Flugplatz Freiburg. Der Verein Freiburger Schutzgemeinschaft gegen Fluglärm hat der Badischen Zeitung geschrieben, dass er für eine Bebauung des Flugplatzes mit Wohnungen plädiert. Damit wären die Lärmbelästigungen durch Privat- und Hobbyflieger ad acta gelegt. Zudem sei das Gelände ideal für einen neuen Stadtteil – und es müsste nicht einmal ein Baum dafür gefällt werden.

120 Wohnungen in Ebnet Gemeinderat beschließt Planung Freiburg. Der Gemeinderat hat Ende Juli beschlossen, mit dem Bebauungsplan Hornbühl-Ost auf einer Fläche am Ortsrand Ebnets in Richtung Stegen ein neues Wohngebiet mit bis zu 120 Wohnungen zu ermöglichen. Zuvor seien nach intensiven Verhandlungen mit den Grundeigentümern wesentliche Forderungen der grünen Fraktion aus den Vorberatungen im gemeinderätlichen Bauausschuss erfüllt worden, teilt Grünen-Stadtrat Eckart Friebis mit. So wurde das Gebiet etwas erweitert und es kann höher gebaut werden: viergeschossig in Mehrfamilienhäusern an der Landstraße nach Stegen und entlang des neuen Ortsrands zum Dreisamtal sowie dreistöckig im Innern des Quartiers. 20 Prozent der Flächen erhält die Stadt, um geförderte Mietwohnungen zu bauen. Dies und weitere Kostenbeteiligungen seien für die Bodeneigentümer aber „gut verkraftbar“, weil deren Grundstücke durch den Beschluss zur Umwandlung von Acker- in Wohnbaufläche eine „immense Wertsteigerung“ erfahren. Ein Quadratmeter landwirtschaftliche Nutzfläche werde aktuell mit weniger als fünf Euro bewertet, einer für den Wohnungsbau mit mindestens 550. chilli chilli | bauen & wohnen | 09.2016 | 41


Projekte

Luxus in guter Lage

»Keine ernsthafte Bauabsicht«

Foto: © IG Bauen

FREIBURG. Die Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt (IG Bau) warnt vor „zu großen NeubauPhantasien“. Nach Angaben des Statistischen Landesamts habe es in Freiburg im ersten Quartal zwar Baugenehmigungen für 228 Wohnungen gegeben, bei denen die Bauherren 33 Millionen Euro investieren wollen, aber „nicht hinter jedem Bauantrag, der einen Stempel bekommt, steckt auch eine ernsthafte Bauabsicht“, so der Bezirksvorsitzende Meinrad Schmidt. Oft würden Baugenehmigungen nur eingeholt, um somit die Grundstückspreise „nach oben zu jubeln“. Der Bezirkschef der IG BAU Südbaden sieht daneben insbesondere beim altersgerechten Umbau vorhandener Wohnungen einen „enormen Nachholbedarf“. Auch bei der energetischen Gebäudesanierung gebe es noch eine Menge zu tun. Schmidt appellierte an Freiburger Haus- und Wohnungseigentümer, die Förderprogramme der KfW intensiver zu nutzen. Die staatliche Förderbank biete für den altersgerechten Umbau beispielsweise einen zinsgünstigen Kredit von bis zu 50.000 Euro oder einen Investitionszuschuss von maximal 6250 Euro pro Wohneinheit. Um den Wohnungsneubau insgesamt attraktiver zu machen, müsse es bessere steuerliche Anreize geben: Die lineare Absetzung für Abnutzung (kurz AfA) müsse von 2 auf 3 Prozent erhöht werden. In Ballungsräumen und Universitätsstädten, wo die Wohnungsnot besonders hoch sei, bedürfe es zusätzlicher Anreize für Investoren im Mietwohnungsbau. chilli 42 | chilli | bauen & wohnen | 09.2016

Foto: © bar

IG Bau fordert bessere Anreize

Stadtbau hat verkauft

Stadthäuser am Schauinsland: Rund 230 Quadratmeter Wohn-Nutzfläche und eine eigene Solaranlage, die 4000 kWh erzeugt. Der Überschuss wird ins Netz eingespeist und vergütet.

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eim Verkauf der Stadthäuser Schauinsland an der Günterstaler Swetlana-GeierStraße ist die Freiburger Stadtbau GmbH einen guten Schritt vorangekommen. 9 der 15 Luxusreihenhäuser sind mittlerweile verkauft, zwei weitere vermietet. Bis zum Herbst will Stadtbau-Geschäftsführer Ralf Klausmann, der beim Vertrieb etwa von Gisinger Immobilien unterstützt wird, den Rest auch verkauft haben. Andernfalls würden diese vermietet. Für brutto 2455 Euro. Wir stehen im Erdgeschoss des Musterhauses. Allein 50 Quadratmeter für die Küche und den WohnEssbereich – in einem Reihenhaus eher unerwartet. 30 Quadratmeter fasst die anschließende Terrasse, die Gärten haben zwischen 270 und 380 Quadratmeter – ein großes Gartenhaus ist ebenso inklusive wie ein anständiger Carport. Dennoch: 798.000 Euro für ein Reihenhaus – auch wenn es 175 Quadratmeter Wohnfläche und im Keller noch einmal 55 Nutzfläche hat – sind kein Pappenstiel. Es war klar, dass so ein Produkt, das der Bebauungsplan hier forderte, keinen reißenden Absatz findet.

Die Stadtbau hat aber auch einiges in die Häuser gesteckt: Landhausdielen schmücken die Böden, Holzhandläufe die Treppengeländer, ein großes Badezimmer im ersten Stock und ein auch nicht kleines im Dachgeschoss, bodengleich geflieste Duschen, reichlich Platz für Hausrat, vier Schlafräume – hier ist vieles weit weg vom üblichen Standard-Reihenhaus. Jedes Haus ist zudem autark, hat eine eigene Holzpellet-Heizung und eine eigene Solaranlage, viel Blick in die Natur und wenig Wärmekosten. Weil die Stadthäuser auch noch eine Wohnraumbelüftung mit Wärmerückgewinnung haben, erfüllen sie die Anforderungen des Freiburger Effizienzhaus 40 – wobei eine mögliche Förderung durch die KfW bei dem Kaufpreis und dem geringen Zinsunterschied keine große Rolle spielen dürfte. Klausmann spricht bei den Häusern, die auf der Sonnenseite in Günterstal liegen, nicht von einem Vermarktungsproblem, sondern von einer Aktie: „Diese Häuser werden sehr wertbeständig sein, so etwas findet man sonst in Freiburg nirgends.“ Dagegen lässt sich nur schwer argumentieren. Beim Preis macht die FSB daher keine Kompromisse. bar


Baurecht

Meldungen

Augen auf beim Grundstückskauf

Fraktion gegen Stadion FL/FF wirft Rathaus Fehlinformation vor

W

er beim Kauf einer Liegenschaft nicht aufpasst, kann schnell ein finanzielles Desaster erleben. Es geht um versteckte Mängel, um Altlasten wie vergrabene Bodentanks, fehlende Baugenehmigungen, statische Mängel – es kann aber auch um eine bestehende Energieversorgung gehen. Laut Raffael Greiffenberg, einer der Baurechtsexperten bei der Staufener Kanzlei Steiger, Schill & Kollegen, ereignen sich in Deutschland immer wieder kuriose Fälle, in denen Käufern der Gewährleistungsausschluss auf die Füße fällt. Beispiel: Im Hessischen hat ein Käufer ein Haus mit einer zehn Jahre alten Geothermieanlage erworben. Nach dem Kauf und dem Bezug des Hauses meldeten sich einige Nachbarn, weil in ihren Häusern Risse auftauchten. Aktuell sieht es so aus, als ob das durch eine marode Geothermie-Leitung verursacht wird. „Die Käufer haben ein Problem, für das sie nichts können“, sagt Greiffenberg. Was hätten sie machen sollen? Wie sollen private Käufer den Zustand von Erdwärmesonden prüfen? Weil es in den meisten Kaufverträgen für solche und andere Lasten Gewährleistungsausschlüsse gibt, dürfe man, so Nicolas Schill, nicht einfach vom Notar verschickte Kaufverträge bedenkenlos unterschreiben: „Ein Kaufvertrag sollte anwaltlich zumindest mal geprüft werden.“ Greiffenberg rät Käufern zudem,

Foto: © chilli

Baurechtsspezialisten aus Staufen warnen und raten

Nach Mitteilung der Fraktionsgemeinschaft Freiburg Lebenswert / Für Freiburg (FL/FF) ist die Genehmigungsfähigkeit des Stadionneubaus am Wolfswinkel nach wie vor nicht gegeben. Dass Baubürgermeister Martin Haag „irgendwelche Vorabinformationen“ an die Presse, nicht aber den Gemeinderat weiterleite, sei „ein weiteres Beispiel an Intransparenz“. „Es gibt absolut keine Synergieeffekte Universität/Stadion“, schreibt FL/FF-Stadträtin Gerlinde Schrempp. Diese aber hätten ganz erheblich zum positiven Bürgerentscheid fürs Stadion beigetragen – als „eindeutige Fehlinformation der Bürger“.

BHKW-Infotage Teure Folge von Geothermiebohrungen: Riss in Haus in der Staufener Altstadt.

sich gut beraten zu lassen, ob man sich gegen entsprechende Risiken versichern kann. In manchen Fällen kann dem Käufer das Bundesbodenschutzgesetz helfen, das trotz Gewährleistungsausschluss Ausgleichsansprüche gegen den Verkäufer ermöglicht. Der Erbauer von Geothermieanlagen ist in solchen Fällen meist insolvent, da der Schaden schnell im siebenstelligen Bereich liegt. Wenn der Verkäufer sich insoweit hinter dem Gewährleistungsausschluss versteckt, steht der Käufer alleine im Regen. In manchen Fällen ist in der Vergangenheit das Land eingesprungen und hat marode Erdwärmesonden auf Kosten des Steuerzahlers saniert. Wer sich schlaflose Nächte ersparen will, dem sei zuvor wachsames Vorgehen empfohlen. bar

Am 16. November veranstaltet das baden-württembergische Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft in Freiburg einen Infotag zu Blockheizkraftwerken (BHKW) für Wohnungseigentümergemeinschaften (WEG). Der Infotag ist Teil einer Veranstaltungsreihe für WEG zum Thema Kraft-Wärme-Kopplung (KWK) und damit speziell auf die Informationsbedürfnisse von Verwaltungsbeiräten, Hausverwaltern und Mitgliedern von Wohnungseigentümergemeinschaften zugeschnitten. Experten informieren über die KWK als Schlüsselelement der Energiewende sowie über die Inbetriebnahme von BHKW. Dabei geht es neben der Technik auch um organisatorische, finanzielle und rechtliche Aspekte. Die Referenten stellen bereits realisierte Projekte und die daraus gewonnenen Erfahrungswerte der praktischen Anwendung vor. Der Infotag findet von 13 bis 17.30 Uhr im Solar Info Center an der EmmyNoether-Straße 2 statt und wird von der Energieagentur Regio Freiburg organisiert. chilli chilli | bauen & wohnen | 09.2016 | 43


Stylische Musterküchen: An der Wallstraße in der Innenstadt hat Inhaber Marc Boehlkau mehr als eine halbe Million Euro investiert.

Einfach eins der Besten Die Küche: Bekenntnis zum Standort Innenstadt

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Fotos: © Andreas Schaps

s hat sich herausgeputzt, das Küchenstudio „Die Küche“ in der Wallstraße. Eine halbe Million Euro hat Inhaber Marc Boehlkau in den vergangenen Jahren in den Standort investiert: die Fassade zum Schlossbergring wurde neu inszeniert, neue Schaufenster eingebaut, das Dach modernisiert, eine Kochschule integriert – und nun gab es erneut einen Preis für den Freiburger Familienbetrieb. Wer in der aktuellen Ausgabe der Zeitschrift „Architektur & Wohnen“ blättert, findet dort ein Special mit den 200 besten Küchenstudios in Deutschland. In Freiburg findet man nur zwei. Die Küche von Marc Boehlkau hat es zum wiederholten Mal in diesen erlesenen Kreis geschafft. „Natürlich ist das eine Bestätigung für unsere Arbeit und wir freuen uns darüber“, sagt Boehlkau beim Redaktionsbesuch. Auszeichnungen sind in seinem Hause keine Seltenheit. Auch das Fachblatt „Feinschmecker“ würdigt die Arbeit von Boehlkau und seinem elfköpfigen Team regelmäßig. Qualität bei Planung und Ausführung, aber vor allem auch der Service danach werden bei Boehlkau großgeschrieben. „Es verkaufen ja

44 | chilli | bauen & wohnen | 09.2016

viele Küchen, aber bei einer wirklich guten Planung wird die Luft schon dünner“, sagt der Geschäftsführer. An die 100 Küchen werden jedes Jahr an der Wallstraße geplant und dann vor Ort aufgebaut. 2015 war das bisher beste Jahr in der 43-jährigen Unternehmensgeschichte. Ab 6500 Euro kostet eine Küche, die es in den drei Grundausrichtungen gibt: Häcker, Leicht und Bulthaup – Seat, VW und Mercedes, könnte man sagen. Boehlkau stattet Kindergärten, Bürogebäude oder Arztpraxen aus. Schwerpunkt sind aber die privaten Haushalte. „Wir schauen uns die Räume vor Ort genau an und versuchen, unsere Kunden dann auch mal von einer Lösung zu überzeugen, die nicht einfach nur Küche ist, sondern Mittelpunkt, eine Küche, die auch mal Spaß machen kann“, erzählt Boehlkau. Er kocht selber gerne. Er weiß, wovon er spricht. Küchen auf Messen verkaufen, ist deswegen gar nicht sein Ding. „Da geht es ja nur darum, zu verkaufen. Uns geht es darum, mit den Kunden zu planen und sie langfristig als Kunden zu behalten.“ Das funktioniert: Fast die Hälfte seiner Kundschaft sind Stammkunden. Und die brauchen mal 26 Laufmeter (die größte Küche aus 2015) oder auch nur anderthalb (Teeküche in

einer Praxis). Nur in Ausnahmefällen (wie unlängst in Taiwan, übrigens auf Empfehlung eines Kunden in Hongkong) lässt Boehlkau seine Kreationen auch mal andere montieren. In der Wallstraße sind aktuell 14 Musterküchen auf gut 500 Quadratmetern zu erleben. Und das tun zunehmend auch jüngere Kunden. „Wir haben aktuell viele, die Mitte 20, Anfang 30 sind und nicht mehr einfach irgendeine Küche wollen, sondern eine besondere“, sagt Boehlkau, bei dem Ergonomie und Design ebenso zusammengehören wie technisches Knowhow und leichte Pflegbarkeit. Zum schnäpselnden 44. Firmengeburtstag im kommenden Jahr wird er erneut in die durchaus schönen Räumlichkeiten an der Wallstraße investieren. „Gute Beratung beginnt mit guter Erreichbarkeit. Deshalb bleiben wir der Innenstadt treu.“ Wer sich übrigens dienstags oder donnerstags für eine neue Küche inspirieren lassen will, der kann gleich noch Kulinarisches aus dem im Hof stehenden Foodtruck von José Lavor versuchen, der Streetfood für Feinschmecker zubereitet. Natürlich für Feinschmecker. Was anderes hätte bei Boehlkau auch gar nicht gepasst. bar


chilli | bauen & wohnen | 09.2016 | 45


Einrichten

Inspirationen und Lösungen Boris Scholl plant selbst und ständig für seine Kunden

S

eit zwei Jahren ist Boris Scholl Inhaber des Varia Küchenfachgeschäfts in Emmendingen. Die Entscheidung für die Selbstständigkeit traf der 51-Jährige nicht von heute auf morgen. Scholl stand zuvor 22 Jahre lang als Planer und Verkäufer bei renommierten Küchenfachgeschäften unter Vertrag. „Man hatte mir auch die Leitung eines Studios übertragen. Wenn man diese Verantwortung schon gemeistert hat, ist der Schritt in die Selbstständigkeit nicht mehr sehr weit.“

Fotos: © Varia Küchen

Erst recht dann nicht, wenn man wie Scholl über ein breites Netzwerk zu Architekten, Bauplanern, Baufinanzierern und zufriedenen Kunden verfügt, die ihn kontinuierlich weiterempfehlen. Sein Studio in der 600 Quadratmeter großen Immobilie mit deckenhohen Schaufensterfronten und guter Sichtbarkeit liegt an der Straße Am Elzdamm 66 im Gewerbegebiet von Emmendingen. Scholl hat beim Weg in die Selbstständigkeit die Vorteile des Soft-Franchise-Systems Varia genutzt, da, wo sie für ihn Sinn machen. Aufgrund seines planerischen Sachverstands konzentriert sich der Verfechter hochwertiger Kücheneinrichtungen auf Hersteller wie Ballerina, ratio-

nal oder die Hausmarke VariaHome und auf Elektrogerätemarken wie Bosch, Neff, Miele sowie auf spezialisierte Unternehmen wie den Haubenhersteller Novy. Die Ausstellungsarchitektur des ambitionierten Küchenprofis entspricht dem Zeitgeist. Decke und Stellwände sind ebenso wie die freundlichen Beraterplätze in Anthrazit und Weiß gehalten. Versetzt angeordnete fensterähnliche Öffnungen in den Wänden verleihen der gesamten Ausstellung eine gewisse Leichtigkeit. 46 | chilli | bauen & wohnen | 09.2016

Attraktive Räumlichkeiten: In Scholls Küchenstudio ist jeder Sonntag auch Schausonntag.

Das Besondere liegt auch hier im Detail: In Displays aus Trockenbauelementen inszeniert Scholl Stuhlklassiker und dekorative Skulpturen ebenso kunstvoll wie den großen Workshop, bestückt mit den aktuellen Dekoren seiner Industriepartner. „Ich meine, dass ein Workshop einladend wirken sollte. Unsere Kunden sollen sich ruhig auch selbstständig mit den Materialien und Farben auseinandersetzen, sollen sie visuell und haptisch erleben. Zudem machen wir auf diese Weise deutlich, dass wir auch Trockenbauarbeiten für Kunden koordinieren“, betont Scholl. Wer sich das Studio und die 14 Ausstellungsküchen ganz in Ruhe anschauen möchte: Jeden Sonntag von 13 bis 17 Uhr ist Schausonntag (ohne Beratung und Verkauf). Scholl hat es mit seinen beiden Mitarbeitern in nur eineinhalb Jahren zu einem siebenstelligen Umsatz geschafft. „Ich versuche, meinen Kunden zum einen Inspirationen zu bieten und andererseits ein Problemlöser zu sein“, beschreibt der Küchenprofi sein Erfolgsrezept. Scholl stellt auch in seinen Ausstellungsküchen Material- und Planungskompetenz unter Beweis: Der hocheingebaute Backofen bestimmt ebenso das Szenario wie der ebenfalls oben integrierte Geschirrspüler oder die unterschiedlichen Haubenlösungen, von der Wandüber die Inselhaube, den Deckenlüfter oder die Downdraft-Variante. Es ist für jeden Geschmack etwas dabei. Das Engagement des Vollblutunternehmers hat sich gelohnt: Heute könnte sich Scholl gar nicht vorstellen, nicht selbstständig zu sein. www.varia-emmendingen.de



Meldungen

Kostenloser Energiecheck

ECOtrinova gegen neuen Stadtteil

Aktion für den Mittelstand

„Unzutreffende Grundlagen“

Die Kompetenzstelle Energieeffizienz (KEFF) für die Region Südlicher Oberrhein bietet Betrieben ab sofort eine kostenlose Erstanalyse ihrer Energieeffizienz an. Das Angebot richtet sich an kleine und mittlere Unternehmen, die noch nicht gesetzlich zur Steigerung ihrer Energieeffizienz verpflichtet sind. Der kostenlose Effizienz-Check umfasst das betriebliche Energiemanagement, die Gebäudehülle, die Prozesswärme- und Kälteversorgung, Pumpen, Druckluftkompressoren oder Beleuchtungen. Dabei werden Schwachstellen gefunden und Lösungen aufgezeigt. Träger der KEFF ist der Verein Klimapartner Oberrhein.

freiburg. Der Verein ECOtrinova fordert das Rathaus auf, die Bevölkerungsprognosen zu korrigieren und vom geplanten Stadtteil Dietenbach Abstand zu nehmen. So habe im vergangenen Jahr der Geburtenüberschuss von 481 Menschen den Verlust von 669 Personen (saldiert auch Zuzug minus Wegzug) nicht mehr ausgeglichen. „Die Tendenz zum klaren Rückgang des Wanderungsgewinns nach den Gipfeln von 2011 und 2012 ist schon 2013 zu erkennen und zu erwarten gewesen und hat sich in 2014 und 2015 verstärkt", so der ECOtrinova-Vorsitzende Georg Löser. Die zu wenig beachteten Ursachen der großen Wanderungsgewinne von 2011 und 2012 seien die damaligen Doppel-Abiturjahrgänge in mehreren Bundesländern, das Ende des Wehrund Zivildienstes und die damalige Einführung der Freiburger Zweitwohnungssteuer gewesen. „Zahlreiche Vorlagen der Stadtverwaltung und Beschlüsse des Gemeinderats ab 2012 beruhen daher spätestens aus heutiger Sicht auf teilweise unzutreffenden Grundlagen.“

www.keff-bw.de

www.klimaschutz-oberrhein.de

Makler scheitern in Karlsruhe Verfassungsgericht bestätigt Bestellerprinzip

KARLSRUHE. Das Bundesverfassungsgericht hat am 21. Juli das seit 2015 geltende Bestellerprinzip endgültig bestätigt. Zwei Immobilienmakler hatten dagegen Beschwerde eingelegt, ohne Erfolg. Bei der Vermittlung von Mietwohnungen dürfen Makler seither keine Provision mehr von den Wohnungssuchenden nehmen. Nur noch von den Eigentümern. Diese wollen sich diese Kosten aber sparen, weswegen das Makler-Geschäft in diesem Bereich stark rückläufig ist. Der Gesetzgeber schränke, so die Richter, zwar die Berufsfreiheit der Makler ein, das aber dürfe er, weil auf dem angespannten Mietwohnungsmarkt die Wohnungssuchenden benachteiligt waren und das Bestellerprinzip dies im Sinne des Verbraucherschutzes ausgleiche. 48 | chilli | bauen & wohnen | 09.2016

Lauter Neubauten Der Verpackungsspezialist Prodinger investiert 7,5 Millionen Euro in ein neues Verwaltungsgebäude und die Aufstockung der Lagerkapazitäten um 5000 auf 18.600 Quadratmeter in Herbolzheim. Das Unternehmen wird seine Niederlassung mit 250 Mitarbeitern im kommenden Juli von Gundelfingen in die Galurastadt verlegen. Aber auch in Gundelfingen wurde gebaut: Der Pumpenhersteller Hemetic hat seine Produktionsfläche um 3500 Quadratmeter vergrößert. Die neue Halle ist imposante 16 Meter hoch. In Ringsheim will die Simona AG drei Millionen Euro in die Erweiterung ihres Firmensitzes an der Gewerbestraße investieren und eine zwölf Meter hohe Werkshalle mit 1500 Quadratmetern sowie überdachte Lagerflächen bauen. Simona stellt thermoplastische Kunststoffe her. In Freiburg investiert Haufe-Lexware-Gruppe in den Standort auf dem Gewerbegebiet Haid und baut ein neues Bürogebäude. Haufe beschäftigt aktuell rund 1500 Mitarbeiter (gut 1000 in Freiburg), bis 2020 sollen weitere 500 eingestellt werden (wir berichteten). Zu den Investitionen in den Neubau macht Haufe keine Angaben.

Neue Akzente Ministerium legt Schwerpunkt auf bezahlbaren Wohnraum BADEN-WÜRTTEMBERG. Neue Akzente im Entwicklungsprogramm Ländlicher Raum: In der Ausschreibung für die Neuauflage 2017 hat das Ministerium für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz (MLR) jetzt den Schwerpunkt auf den Umbau und die Modernisierung ungenutzter Gebäude im Innenbereich von ländlich geprägten Gemeinden gelegt. Die Ausschreibung ist auf der Homepage des Regierungspräsidiums Freiburg (www.rp-freiburg.de, Aktuelles) einsehbar, Anträge der Gemeinden müs-

sen bis 28. Oktober beim Regierungspräsidium vorliegen. Das MLR will angesichts einer stärkeren Nachfrage nach bezahlbarem Wohnraum auch im Ländlichen Raum Gebäude und Flächen im Innenbereich erschließen, die bisher noch nicht genutzt werden. Ziel ist, den Ländlichen Raum als Lebens-, Wohnund Arbeitsort auch künftig attraktiv zu halten und durch das Entwicklungsprogramm die Förderung wohnraumbezogener Projekte anzustoßen. chilli


Projekte

Das lange Warten auf den Tetraeder Kommt die Solar-Pyramide überhaupt noch?

S

Visualisierung: © P. H. Neuhorst

chon vor etwa zwei Jahren wurde die Idee vorgestellt. Seither hat sich nicht viel getan. Was ist eigentlich aus dem Tetraeder geworden, den der Unternehmer Paul Heinrich Neuhorst gemeinsam mit dem Freiburger Solar-Architekten Rolf Disch im Freiburger Gewerbegebiet Haid-Süd bauen will? Antwort: Das Projekt wird immer noch in den Amtsstuben diskutiert und geprüft. „Aktuell gibt es einen vorhabenbezogenen Bebauungsplan“, verrät Neuhorst. Doch so lange die Behörde nicht grünes Licht gibt, stockt das Projekt. Aktuell würde unter anderem geprüft, ob Fledermäuse durch den Tetraeder irritiert werden könnten, weil sie etwa dagegen fliegen. Neuhorst glaubt fest, dass es da keine Probleme geben wird. „Fledermäuse weichen aus“, sagt er lapidar. Die Stadt Freiburg äußert sich auf Anfrage bislang nicht zum Stand der Dinge. Das ist bei laufenden Verfahren aber nicht ungewöhnlich. Neuhorst hofft nun, dass es bald vorangeht. „Erst dann kann ich einen Investor suchen“, sagt er. „Erst muss ich wissen, ob ich darf, dann weiß ich, ob ich's bezahlen kann.“ Laut ersten Schätzungen würde der Neubau etwa zwölf Millionen Euro kosten. Die Politik hatte bislang durchaus wohlwollend zu dem Projekt gestanden. Zwar ist die Pyramide mit 48

Hingucker am Stadteingang: Aktueller Projektstand – gefährdet.

Metern deutlich höher, als in dem Gewerbegebiet erlaubt – vorgesehen sind bislang 16 bis 20 Meter. Doch die Stadtverwaltung ließ durchblicken, dass man sich hier eine Ausnahme vorstellen könne. Wirtschaftsförderer Bernd Dallmann ist ein offener Fan von Neuhorsts Idee: „Der Tetraeder wird architektonisch eine große Ausstrahlung auf das Gewerbegebiet Haid und als Stadteingang auch auf das Stadtbild von Freiburg haben“, hofft er. pop 5 Anzeige

chilli | bauen & wohnen | 09.2016 | 49


Öffentliche Bauten

Der teuerste Schulneubau in Freiburgs Geschichte Die Staudinger Gesamtschule kostet 85 Millionen Euro plus X

Etwa so könnte der Neubau der Staudingerschule aussehen. Geplant ist eine Fassade mit hellen Ziegelsteinen – nachhaltiger und deutlich ökologischer als Beton mit einem Wärmedämmverbundsystem.

Visualisierung und Lageplan: © Sacker Architekten

D

er Neubau der Staudingerschule wird mindestens 85 Millionen Euro kosten und wird damit zum Rekordhalter in Freiburg. Den Wettbewerb für den Neubau hat das Büro Sacker Architekten aus Freiburg unter 20 Mitbewerbern gewonnen. Einstimmig. „Wir hatten uns von diesem Wettbewerb städtebaulich-architektonische und räumlich-didaktische Entwürfe von besonderer Qualität erhofft. Diese Hoffnungen haben sich erfüllt“, sagt Baubürgermeister Martin Haag. Die neue Staudinger-Gesamtschule soll pädagogisch, funktional, wirtschaftlich, ökologisch und gestalterisch op50 | chilli | bauen & wohnen | 09.2016

timal zu planen und zu bauen sein: „Und ich bin sicher, dass wir das mit dem vorliegenden Entwurf hinbekommen.“ Auch Schulbürgermeisterin Gerda Stuchlik findet den Siegerentwurf gelungen, weil er Schule, Jugendtreff, Stadtteilbibliothek und die neu zu bauende Kindertagesstätte richtig in Wert setzt: „Er wird allen pädagogischen Anforderungen der Schule gerecht“. Sie freute sich besonders, dass mit dem Entwurf das Werkspielhaus, für das sich die Schule so eingesetzt hatte, auch während der Bauzeit erhalten bleibe – wenn auch an anderer Stelle.

Die Sacker-Planung überzeugt tatsächlich auf viele Ebenen: Die Anordnung der Baukörper ist stimmig, weil sie den Raumbedarf meistert und zusätzlich spannende Innenhöfe und Freiflächen im direkten Umfeld schafft. Die Gebäude stehen in ihrem Volumen gut zueinander und spiegeln die Funktion im Inneren, das südliche Foyer kann sich mit der Mensa in einen Veranstaltungsraum verwandeln, die Kita ist leicht anfahrbar, das Jugendzentrum zum Bach und zum Bolzplatz platziert. Und das komplette, nicht triviale Ensemble soll dann auch noch als Passivhaus erstellt werden.


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Looks like Keith Haring: Wer möchte, kann in der Anordnung der Gebäude einen Menschen erkennen. Mit geworfener Kita oben.

Auf Wunsch des Gemeinderates befassten sich alle Entwürfe zusätzlich mit dem Thema Inklusion. So soll es etwa „Toiletten für alle“ geben, die auch für Menschen mit schweren und mehrfachen Behinderungen geeignet sind, zudem mobile und bauliche induktive Höranlagen, ein Blindenleitsystem, Fahrstühle nach dem Zwei-SinnePrinzip und die barrierefreie Erreichbarkeit der Gebäudezugänge. Die Sporthallen – deren Sanierung in den 85 Millionen Euro ebenso nicht enthalten ist wie der Bau der Kita und die Einrichtung der Schule – und der Bolzplatz bleiben erhalten. Die Neuordnung des Areals soll auch die städtebauliche Entwicklung des Stadtteils Haslach fördern. Erst im kommenden Herbst, nach einer detaillierten Planung, soll der Gemeinderat den Bau beschließen, dann wäre Anfang 2019 der Baubeginn. Das städtische Gebäudemanagement rechnet mit einer Bauzeit von vier bis sechs Jahren. Der Neubau der nach dem 1965 in Freiburg verstorbenen Chemiker und Nobelpreisträger Hermann Staudinger benannten Schule wird eine Bruttogeschossfläche von 23.500 Quadratmetern haben – etwa so viel wie heute. bar 5 Anzeige

chilli | bauen & wohnen | 09.2016 | 51


Liegenschaften

60 Prozent vermietet FREIBURG. Die neuen, von der Technologiestiftung BioMed Freiburg geschaffenen Büroflächen im BioTech-Park an der Engesserstraße füllen sich. Im dritten Geschoss sind 840 Quadratmeter modernisiert worden. Hier sollen sich Startups, Spin-offs sowie junge und innovative Unternehmen ansiedeln. Es gibt einen gemeinsamen Besprechungsraum, eine Teeküche sowie kleine Lagerräume für die Mieter. Konzipiert und umgesetzt wurde das variable Raumkonzept gemeinsam mit dem im ebenfalls im Innovationszentrum Nord ansässigen Architekturbüro Thiele. Zu den ersten Mietern zählen die All-Finance Yuriy Zamanski und die EPACC GmbH. Expandiert im Haus hat zudem Reuter Chemische Apparatebau e.K. (RCA). Damit sind aktuell 500 Quadratmeter bereits belegt. „Die Erweiterung verspricht eine bessere und effizientere Betreuung der Unternehmen und ist damit konsequente Ergänzung des Konzepts der städtischen Innovationsund Technologieförderung“, so Bernd Dallmann, Geschäftsführer der Freiburg Wirtschaft Touristik und Messe GmbH und Vorstand der Technologiestiftung. Vor dem Hintergrund des großen Bedarfs an günstigen gewerblichen Flächen bilde das Innovationszentrum in der Engesserstraße zusammen mit dem künftigen Kreativpark in der Lokhalle auf dem Güterbahnhofareal eine attraktive Infrastruktur für junge Unternehmen. Der 1998 eröffnete BioTechPark im Innovationszentrum FreiburgNord umfasst durch die Erweiterung nun eine Gesamtfläche von 4840 Quadratmeter. chilli 52 | chilli | bauen & wohnen | 09.2016

Rathaus: Geld statt Gebäude Mindestens 5 Millionen Euro fürs Ordnungsamt

Foto: © bar

BioTech-Park füllt sich

Halbrunde Ecke: Um den Neubau des Verwaltungszentrums im Stühlinger zu stemmen, kommt das Gebäude mit dem Ordnungsamt vis-à-vis der Johanneskirche bald unter den Hammer. Ob der Käufer es abreißt und neu baut oder umnutzt, ist ihm freigestellt.

Z

eigt her Eure Schatullen und Konzepte: Das Freiburger Rathaus will das städtische Gebäude an der Ecke Basler- und Günterstalstraße verkaufen. Im Bieterverfahren. Für mindestens fünf Millionen Euro. Was nach dem Verkauf mit der Liegenschaft passiert, in der heute das Bürger- und das Ordnungsamt untergebracht sind, ist völlig offen. Die Behörden wandern Ende April 2017 ins neue Super-Rathaus im Stühlinger. Das Geld soll dort zur Refinanzierung des allein im ersten Bauabschnitt knapp 80 Millionen Euro schweren Vorhabens dienen. Das die Kreuzung an der Johanneskirche durchaus prägende Gebäude hat aktuell 4422 Quadratmeter Nutzfläche und steht auf 1346 Quadratmetern Grund – eine enorme Ausnutzung. Die auch nach einem Abriss wieder möglich wäre. Im Bieterwettbewerb soll aber derjenige gute Karten haben, der das Gebäude nicht abreißt und mindestens zehn Jahre lang ohne genehmigungspflichtige

Bauanträge und neue Stellplätze auskommt. Auch wenn er dann nicht der Höchstbietende wäre. So hatten es Grüne, CDU und SPD in einem interfraktionellen Antrag gefordert. Das würde bedeuten, dass der Investor keine Wohnungen herstellt, denn das wäre genehmigungspflichtig. Mit Wohnungsbau wird es aber mehr Geld für den Stadtsäckel geben. In jedem Fall sollen etwaige Wohnnutzungen erst ab dem zweiten Obergeschoss erlaubt und der Verbleib der Postfiliale garantiert werden. Wer überwiegend Wohnungen bauen will, muss das mindestens im Freiburger Effizienzhaus-Standard 55 tun – oder ein Passivhaus bauen (siehe Seite 20). Zudem muss er auf eigene Kosten einen ArchitektenWettbewerb oder eine Mehrfachbeauftragung machen. Der Gemeinderat will am 6. Dezember entscheiden. Der Kaufvertrag soll spätestens Ende März 2017 unterzeichnet werden. Als nächstes im Angebot: Die Karlskaserne am Siegesdenkmal. bar


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Kommentar

Sportlich, sportlich

Visualisierung: © Luftbild Patrick Seeger, Darstellung HH Vision – AS&P

Landeplatz für die neue Arena links von der Landebahn: Zur Saisoneröffnung 2019/2020 will der SC Freiburg im neuen Stadion am Flugplatz kicken. Das ist angesichts der noch zu lösenden Probleme und Aufgaben mindestens so ambitioniert wie der Klassenerhalt.

B

eim Bundesliga-Aufsteiger SC Freiburg gehen die Verantwortlichen um den Präsidenten Fritz Keller weiter davon aus, dass sie zur Eröffnung der Saison 2019/2020 am Flugplatz in einer neuen Arena spielen. Vor 35.000 Fans, mit tollen Hospitality-Möglichkeiten und hernach deutlich höheren Einnahmen. Das klingt zwar so, als ob das noch ganz weit weg wäre, aber im Prinzip fehlt dafür heute noch jede bauleitplanerische Grundlage. Es gibt keinen Bebauungsplan, keine dazugehörigen Gutachten, keinen Bauantrag, keine Auftragsvergabe, geschweige denn überhaupt einen Entwurf, wie das neue Rund ausse-

hen kann. Wie das Gelände en Detail verkehrlich erschlossen wird, ja, wie der, der das Stadion am Ende bauen soll, überhaupt so aufs Gelände kommt, dass er die Zutaten fürs Stadion nicht auf rumpelnden Behelfswegen hin und her karren muss. Jetzt im September will die neu gegründete Stadion Freiburg Objektträger GmbH & Co. KG die Ausschreibungsunterlagen rausschicken und Oliver Leki, Vorstand Finanzen, geht davon aus, dass bis Ende des Jahres dann die Entwürfe und Angebote auf dem Tisch liegen. Maximal 70 Millionen Euro – 2000 Euro pro Sitzplatz – darf das Stadion kosten. Ohne die Erschließung, die brutto noch einmal 47 Millionen verschlingen wird. Bis das alles ver-

baut ist, vergeht viel Zeit. Wenn es der Mannschaft im Baudezernat gelingt, die baurechtlichen Voraussetzungen so überfallartig zu schaffen, dass sie jedem juristischen Angriff Paroli bieten können und die verbleibende Bauzeit dennoch ausreicht, um bis zum Saisonbeginn 2019 ein schlüsselfertiges Stadion zu bauen, dann müsste eigentlich der Dezernent – stellvertretend für seine Truppe – persönlich den Anstoß ausführen. Der Bau der Allianz-Arena in München dauerte übrigens länger als zweieinhalb Jahre. Der August 2019 ist eben nur auf den ersten Blick noch ganz weit weg. Es wird sehr sportlich.

fon: 0761-292 70 60, fax: 0761-292 70 61 www.bauenundwohneninbaden.de Geschäftsführung: Michaela Moser (ViSdP) Redaktion: Lars Bargmann Autoren: Tanja Bruckert, Till Neumann, Philipp Peters, Dr. Stefan Pawellek

Titelbild: Visualisierung: © Hadi Teherani Architects Grafik: Anke Huber, Johanna Klausmann Lektorat: Beate Vogt Anzeigen: Jonas Stratz, Uwe Bernhardt, Malika Amar, Stephan Schleith Druck: Freiburger Druck GmbH & Co. KG

Lars Bargmann

Impressum Themenheft 09-2016 Das Bauen & Wohnen-Themenheft erscheint im Freiburger Stadtmagazin chilli Herausgeber: chilli Freiburg GmbH Neunlindenstr. 35, 79106 Freiburg

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