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FAST WIE IM RAUSCH

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CHILLI-AUTORIN TESTET 30 TAGE OHNE ALKOHOL

Der „Dry January“ hat Anfang des Jahres in den sozialen Medien geboomt. Wer auf Alkohol verzichtet, habe bessere Haut und mehr Energie heißt es. Stimmt das? chilli-Reporterin Franka Arens hat es ausprobiert und beim Experten nachgefragt. Die Wirkung hat sie selbst überrascht.

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Schon der Gedanke, 30 Tage komplett darauf zu verzichten, beunruhigt mich. Was mich darin bestärkt, es zu probieren. Genau wie die verlockende Aussicht, einen Monat lang ohne Kopfschmerzen und flauen Magen aufzuwachen. Die erste Woche meide ich die Versuchungen. Statt in einer Bar verabrede ich mich abends zum Kochen und Filmegucken. Nicht ohne mir anzuhören: „Heute wäre der perfekte Abend für die Schachtel“, unsere Stammkneipe. Der Härtetest kommt, wenn alle anderen trinken. In der zweiten Woche gehe ich ins Stadion. Bei drei Grad Außentemperatur fällt es vor allem schwer, zum Glühwein „nein“ zu sagen. Vom Spiel bekomme ich dagegen deutlich mehr mit als sonst. Den Unterschied zu den anderen merke ich erst in der Stadionbar, als der Durchschnittspegel steigt. Vermutlich braucht es den auch, um dort Spaß zu haben. Dafür trifft mich die vom Alkohol ausgehende Müdigkeit nicht. Andere kippen um neun Uhr ins Bett. Ich kriege die besten Gespräche am Ende noch mit. Beim ersten Mal in einer Bar bestelle ich eine Spezi. Es klingt klischeehaft, aber es stimmt: Man kann ohne Alkohol Spaß haben. Ich spiele so viel Tischkicker wie nie. Und fühle mich fast wie im Rausch. Auch in den folgenden Wochen vergnüge ich mich damit, den steigenden Pegel meiner Freund·innen zu beobachten. Ich entdecke alkoholfreies Bier und lache an guten Abenden genauso viel wie die anderen. Mit der Zeit merke ich aber auch, dass mir soziale Interaktionen mehr abverlangen. Und dass ich früher nach Hause will. Auffallend ist, dass ich mich immer wieder erklären muss. „Ich trinke heute nicht“, reicht meist nicht. Ich erkläre, dass ich trinke, seit ich 16 bin. Das erntet schuldbewusste Blicke. Danach fragt niemand mehr weiter. Trotzdem bekomme ich immer wieder Drinks angeboten. Bist du sicher, dass du nicht trinken willst? Nur ein Bier? Instagram verspricht mir vom „Dry January“ vor allem strahlende Haut und strotzende Energie. Ganz so glamourös ist es nicht. Die Haut verändert sich offenbar nur bei starken Alkoholschäden merklich. „Das ist dann schon meistens eine fortgeschrittene Lebererkrankung“, erklärt Tobias Büttner (43), stellvertretender Leiter vom Leberzentrum des Freiburger Uniklinikums. Das ist bei mir nicht der Fall. Ich merke vielmehr, dass ich tagsüber fitter bin. Und nachmittags reicht mir ein Kaffee weniger. Büttner erklärt das mit besserem Schlaf: „Dieser Effekt, den Alkohol als Einschlafhilfe zu nehmen, ist relativ schnell verbraucht und bounced sozusagen in der Mitte der Nacht weg. Die Leute, die dauerhaft auf Alkohol verzichten, merken, dass sie dann wirklich auch viel erholsamer schlafen.” Dies spiegele sich auch in einer reduzierten Tagesmüdigkeit.

Ab Woche drei fällt es mir leichter, nicht mitzutrinken. Ein Glas Wein abends in der WG macht zwar Spaß, muss aber nicht sein.

Meine 30 Tage habe ich trotzdem nicht ver- längert. Vielleicht wiederhole ich das. Auch wenn die körperlichen Auswirkungen nicht bahnbrechend waren: Die Alkoholpause fühlt sich gut an. Steigert tatsächlich das Bewusstsein und bringt mich hoffentlich dazu, genauer zu überlegen, wann ich wirklich Lust habe und wann ich nur trinke, weil es alle um mich herum tun.

Hat sich der Verzicht gelohnt? „Das ist immer gut“, sagt Büttner, „dieser eine Monat hilft dann tatsächlich der Leber, sich auch ein bisschen zu erholen.“ Daneben sei aber auch wichtig „für einen selbst zu merken, habe ich möglicherweise eine Suchtproblematik?“. Er regt an, auf Webseiten wie kenn-dein-limit.de den empfohlenen Alkoholkonsum pro Person zu checken. Und trinkt selbst auch ab und zu ein Glas Wein. Finanziell ist das Ganze übrigens ein echter Gewinn: Gemessen an dem Konsum meiner Freund·innen habe ich in den 30 Tagen um die 70 Euro gespart.

Franka Arens

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