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Lust auf

Wanderung zur Hexenl och m ü hle

ANZIEHENDE GEGENSÄTZE

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Lieblich und schroff, blühend und karg, anstrengend und entspannend – die Rundwanderung von Neukirch bei Furtwangen ist von Gegensätzen geprägt. Gleich zwei besondere Etappenziele prägen die vierstündige Tour: der Balzer Herrgott und die pittoreske Hexenlochmühle.

Foto: © iStock.com/ Conny Pokorn

Passionierte Fotografen sollten bei dieser Tour entweder die Kamera zu Hause lassen oder viel Zeit einplanen. Denn die eindrucksvolle Wanderung geizt nicht mit tollen Motiven. Los geht es an der Schwarzwaldhalle des Örtchens Neukirch. Wer mit dem Auto anreist, findet hier einen großen Parkplatz. Der gelben Raute des Schwarzwaldvereins folgt man zunächst Richtung „Vogtshansenhof“. Bereits auf den ersten Metern präsentiert sich die Tour malerisch: Vorbei an blühenden Bauerngärten, grasenden Kühen und an einem gurgelnden Bach entlang fällt der Weg sacht ab. Dann quert man den kleinen Wasserlauf und folgt dem mittleren der drei Wege in den Wald hinein – die Raute ist hier unter dem Dach einer Scheune nicht ganz einfach zu entdecken.

Der ständige Wechsel von schattigen Waldwegen und lichtgefluteten Höhenwegen sorgt selbst an heißen Sommertagen für ein angenehmes Wandererlebnis. Schon nach wenigen Minuten lichten sich die Bäume wieder und die asphaltierte Straße geht in einen Schotterweg über. Rechts und links blühen Glockenblumen, Frauenmantel, Butterblumen, Margeriten und Wiesenklee in verschwenderischer Pracht. Zu hören ist nichts weiter als das Zirpen der Grillen und Zwitschern der Vögel

Die Hexenlochmühle ist die einzige Mühle im Schwarzwald mit zwei Wasserrädern: Im Untergeschoss sind sie durch eine Glasscheibe zu sehen.

Die Tour begleiten zahlreiche kleine Hingucker am Wegesrand.

Sagenumwoben

Am Vogtshansenhof folgt ein Anstieg Richtung „Kohlerwald“. Am Waldesrand werden die Wandernden mit der Aufforderung „Nimm dir Zeit“ empfangen, die jemand auf eine Holzscheibe geschrieben hat. Man möchte ergänzen: Nimm dir Zeit und bringe eine Tüte mit, denn zwischen den Nadelbäumen wuchern dicke Teppiche von Heidelbeersträuchern. Zusammen mit den saftig grünen Moospolstern und den üppigen Farnen verleihen sie dem düsteren Nadelwald eine verwunschene Atmosphäre. Man kann hier einem schmalen Pfad durch die Bäume hindurch folgen oder auf der – glücklicherweise wenig befahrenen – Straße bleiben, die leider immer in Blick- und Hörweite bleibt.

Erstes Etappenziel ist der Balzer Herrgott (Bild auf der nächsten Seite), der aus seiner Nische inmitten einer Weidbuche auf seine Gäste hinabblickt. Die spätgotische steinerne Christusfigur soll zwischen 1870 und 1880 an dem Baum befestigt worden sein. 1960 war der Torso dann bereits teilweise eingewachsen, 26 Jahre später war nur noch ein Teil des Gesichts zu sehen. Zu diesem Zeitpunkt wurde er teilweise freigeschnitten, sodass die Christusfigur nun ungehindert aus dem hölzernen Spalt hinausblicken kann. Wie sie dahin kam, darum ranken sich zahlreiche Geschichten und Legenden: Haben sie die Hugenotten bei ihrer Flucht aus Frankreich liegen gelassen? Haben die Bewohner eines Klosters den Heiland während eines Krieges im Wald versteckt? Hat ein Jäger einst Arme und Beine abgeschossen? Wie schön, dass sich diese Fragen wohl nie klären lassen und die Wandernden weiterhin rätseln und spekulieren dürfen.

Vom Balzer Herrgott aus geht es über einen schmalen Pfad bergab. Der Wald wandelt sich hier so schnell, dass man nur staunen kann. Nach dem verwunschenen Nadelwald dominieren jetzt die Laubbäume, am Wegesrand blühen Walderdbeeren und gelb leuchtender Ginster. Dann führt der Weg plötzlich steil nach unten und ist von entwurzelten und abgeknickten Bäumen gesäumt, »

Foto: © tas

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