chilli Themenheft

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Themenheft

Karriere &CAMPUs

Global

Oktober 2016 Ausgabe Nr. 28 gratis

Zf S- Ko op er at io

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Studis

ma c h e n Z e it u n g

Gute Ausbildungschancen fĂźr Transport-Architekten

Viral

Freispiel Freiburger Uni-Kicker zu Gast im Knast

Im Nebenjob Klick-Queen



EDITorial die blattmacher

YouTube, Knast & Fußversuch

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as passiert, wenn Sträflinge im Knast gegen Fußballer von draußen kicken? Wie wird eine Freiburger Germanistik-Studentin zum YouTube-Star? Wie geht es meinen Füßen, wenn ich einen Tag lang barfuß durch die Stadt laufe? Antworten auf diese und viele weitere Fragen haben die Teilnehmer des Seminars »Einführung in den Magazinjournalismus am Beispiel des Freiburger Stadtmagazins chilli« gefunden.

Seite 4- 6

Kein Platz für Grün Platz der Alten Synagoge

Die sieben Studierenden der Uni Freiburg haben dabei gelernt, Themen zu finden, zu recherchieren und umzusetzen. Sogar das Layout der Beiträge haben sie selbst gemacht. Die sehens- und lesenswerten Ergebnisse sind in diesem Heft gedruckt. Die chilli-Kooperation mit dem Zentrum für Schlüsselqualifikationen (ZfS) der Uni ist damit bereits in die elfte Runde gegangen. Bei so tatkräftigen Nachwuchsautoren ist klar: Fortsetzung folgt.

Patrick Volknant // Deutsche Sprach- und Literatur-

wissenschaft, Philosophie, 8. Semester // Motto: »Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen?« (Karl Kraus)

Gabriel Kroher // Politikwissenschaft, Germanistik, 4. Semester

Motto: »Moral, das ist, wenn man moralisch ist.« (Georg Büchner)

Seite 8- 9

Unten ohne

Lara Maschek // Biologie, 3. Semester

Seite 10

Duell ohne Tote

Fabian Bornemann // Interdisziplinäre Anthropologie,

Barfuß durch die Stadt

Sportfechten

Motto: »Theoretisch kann ich praktisch alles.«

2. Semester // Motto: »Das Einzige, was wir mit Sicherheit über die Zukunft wissen, ist, dass sie ungewiss ist.«

Seite 12-13 Kraftpaket Seite 16

Anne Mehl // Psychologie, 2. Semester

Fitness-Videos vom Kaiserstuhl

Motto: »Life’s too short to wear boring clothes.«

Klick-Queen

Maximilian Wolf // Germanistik, Geschichte, 4. Semester

Freiburger YouTube-Star

Seite 18-19 Schwere Jungs Kicken im Knast

Motto: » Take your pleasure seriously.«

Hannes Currle // Germanistik, Soziologie,

2. Semester // Motto: »ausverkauft«

Gute Lektüre, Till Neumann & die chillisten 5

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Studium Campus

In neuem Glanz: So soll der neue Platz der Alten Synagoge aussehen, wenn er fertig ist. Bis dahin wird gegraben (rechts).

Kein Platz für Grün

Die Pläne für den Platz der Alten Synagoge sind bei Studierenden umstritten

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Visualisierung: © GD90 Stadt Freiburg / Foto: © Gabriel Kroher

o früher eine Wiese war, graben sich die Schaufeln stählerner Bagger in die badische Erde. Aufmerksam verfolgen Passanten das emsige Werkeln. Infoplakate an den wackligen Bauzäunen verkünden, was am Ende vom lärmenden Spektakel am Platz der Alten Synagoge bleiben soll: ein modernes Zentrum fürs wachsende Freiburg. Der Platz der Alten Synagoge ist neben dem Münsterplatz der größte Platz in der Innenstadt und Teil der radikalen Umgestaltung des Rotteckrings. Bis Ende 2017 soll hier ein neuer Ort des Zusammenlebens entstehen, der mit der alten, von einem Mäuerchen eingefassten Rasenfläche nur noch wenig zu tun hat. Die Umgestaltung sorgt für reichlich Gesprächsstoff. Eine Umfrage des chili-Stadtmagazins auf dem Campus zeichnet ein zwiespältiges Bild (siehe Seite 6). Zwar loben Studenten die Vorhaben der Stadt, doch vor allem das fehlende Grün sorgt für kritische Mienen. Gerade

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das Gras habe ihnen am alten Platz gefallen, eine große Betonfläche wollen viele nicht. Lydia, 27, hätte zum Beispiel gerne einen Platz mit Wiese, »an dem man noch ein bisschen Natur mitbekommen kann«. Besonders im Sommer – so die Befürchtung – könnte sich der Platz stark aufheizen und einen entspannten Aufenthalt unmöglich machen. Die Planer des Garten- und Tiefbauamtes weisen bei der hitzigen Debatte auf die Tatsache hin, dass der Platz zu jeder Jahreszeit nutzbar sein muss. Hendrik Schmitt, Projektleiter während der Konzeptphase, gibt zu bedenken: »Natürlich erwärmt sich eine befestigte Fläche schneller als eine Rasenfläche. Aber nach Regen trocknet sie auch wesentlich rascher. Es gab vor der Umgestaltung vor allem im Frühjahr und Herbst viele Tage, an denen niemand auf dem Rasen saß, weil der Boden nass war.« In den Diskussionsrunden mit Bürgern in den vergangenen Jahren zeigten sich ähnliche Bedenken: Möglichst viele Bäume sollten dem Platz erhalten bleiben, auch, um für

Kühle im Sommer zu sorgen. Die Stadt reagierte, integrierte mehr Bäume, um die herum Sitzbänke angebracht werden sollen. Auch das Urban-Gardening vor dem Stadttheater, ein typisches Freiburger Mitmach-Projekt, soll zumindest temporär erhalten werden. Lennart Vogt, Sprecher der JusoHochschulgruppe und Mitglied im Studierendenrat (StuRa), hat wegen der repräsentativen Neugestaltung Bedenken: »Wenn man den Platz jetzt aufwerten möchte, liegt der Gedanke nahe, dass man versucht, Wohnungslose, die sich hier vorher aufgehalten haben, zu vertreiben. Dagegen haben wir uns klar positioniert, auch im StuRa.« Solchen Andeutungen widerspricht Mathias Fridrich, Leiter der Gruppe Stadtgestaltung im Stadtplanungsamt. Er weist darauf hin, dass man die Planung öffentlicher Plätze nur zu einem gewissen Grad lenken kann: »Ein Platz ist die demokratischste Fläche, die von allen nutzbar ist. Wir können auch nicht vorhersehen, was nachts auf dem Platz der Alten


Campus Studium

Die Historie des Platzes

Synagoge los sein wird.« Doch auch bei den Studenten geht diese Befürchtung um. Der Platz solle nicht nur für Touristen und Studenten da sein, sondern für alle. Zufrieden zeigt Vogt sich hingegen mit dem historischen Gedenken im Zentrum Freiburgs. Die wenig ruhmvolle Vergangenheit des Platzes im Nationalsozialismus (siehe Infokasten) wird nicht ausgeblendet. Die gegenwärtige Planung sieht vor, am ehemaligen Standort der zerstörten Synagoge mit einem Wasserspiegel in Form des Gebetshauses an dessen Schicksal zu erinnern. Am Grund des flachen Brunnens soll die Gedenktafel eingelassen werden, die zuvor am alten Platz war. Hierfür ließ das Stadtbauamt in einer Simulation sogar testen, ob man die Inschrift der Tafel auch im Wasser lesen kann. Am Grund eingelassene Strahler sollen zusätzlich einen Sternenhimmel über den Ruinen der Synagoge erahnen lassen. Wo die Büste Carl von

Rottecks und das Verkehrsschild nach Gurs, das an die Deportation von 450 jüdischen Bürgern im Jahr 1940 in das südfranzösische Lager erinnert, platziert werden, ist noch nicht entschieden. Offen ist auch die zukünftige Verkehrssituation, die auf dem für alle offenen Platz chaotisch werden könnte. Fahrräder, Fußgänger und Stadtbahn sollen sich möglichst nicht in die Quere kommen, ein wenig ist man aber schon von der Rücksicht der Verkehrsteilnehmer abhängig. Strikte Verbote fürs Fahrradfahren sind zum Beispiel nicht vorgesehen. Ein zentrales Anliegen der Studenten für den Platz (siehe Umfrage auf der nächsten Seite) wird aber wohl unerhört bleiben: Die »Green City« wird in ihrem Zentrum um eine Rasenfläche ärmer.

Patrick Volknant & Gabriel Kroher

Nach dem Abriss der alten Festung im 18. Jahrhundert war der Platz erst mal nur spärlich bebaut. Das änderte sich Ende des 19. Jahrhunderts, als die neu gegründete jüdische Gemeinde dort ihr Gebetshaus errichten durfte. Erst im Verlauf der 1860er Jahre hatten die Juden ihre Bürgerrechte erlangt, nachdem sie zuvor wie in den meisten deutschen Städten unter harten Restriktionen zu leiden hatten. Peter Kalchthaler, Leiter des Freiburger Museums für Stadtgeschichte, kennt sich bestens mit der Historie des Platzes aus: »Zuerst gab es nur einen provisorischen Gebetsraum, bald nach der Gründung der Gemeinde bemühte diese sich aber um eine eigene Synagoge.« Mit Erlaubnis der Stadt konnte diese 1870 errichtet werden. In der Reichspogromnacht 1938 brannten die Schergen von SA und SS das Bauwerk bis auf die Grundmauern nieder. Nur noch die Türen sind erhalten, die heute den Eingang der neuen Synagoge zieren.

kommentar: Ein urbaner Kompromiss Der Umbau am Platz der Alten Synagoge samt Sanierung des Rotteckrings ist eines der größten Stadtentwicklungsprojekte in Freiburg. Das größte Versäumnis der Stadt ist, die Bürger nur bedingt über die Ideen hinter dem Konzept informiert zu haben. An den Zäunen hängen animierte Entwürfe, aber es fehlt eine Beschreibung der Vision. Misstrauen bestimmt deswegen das Bild. Umso ärgerlicher, weil hinter den Planungen tatsächlich einiges steckt: gestalterische Elemente beim Synagogendenkmal, bauliche Hindernisse und Zugeständnisse bei

den Bäumen. Auch wenn am Ende mehr Grün auf dem Platz steht als früher, sind die Planungen eine Entscheidung fürs Urbane. Die Studenten forderten den Erhalt einer Wiese, die aber zugunsten einer Fußgängerzone mit festem Untergrund weichen muss. Die Stadt will ein größeres Zentrum. Man kann es traurig finden, aber Freiburg wächst zur Großstadt heran. Von Verhältnissen wie in der Betonwüste Frankfurt ist man bei aller Kritik zumindest noch immer weit entfernt. Patrick Volknant

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Studium Campus

»Mir fehlt das Grün«

Umfrage: Wie finden Studenten den Entwurf zum Platz der alten Synagoge? 5

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Fotos: © P. Volknant, G. Kroher

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Lydia, 27, Psychologie und Ayhan, Gymnasiallehramt, 24:

»Also ich find die Idee mit dem Wasserspiegel ganz gut. Aber mir fehlt das Grün total. Ein bisschen mehr Individualität wäre gut. Gerade für Studenten ist ein Platz mit Wiese viel cooler, an dem man noch ein bisschen Natur mitbekommen kann.« »Ich würde einfach mehr Wiese schaffen. Leute setzen sich doch viel lieber auf eine Wiese als auf Pflastersteine. Es wird nicht so lebendig sein.«

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Phillip, 25, VWL:

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Amelie, 25, Germanistik/Skandinavistik:

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Saskia, 26, und Gregor, 26, beide Liberal Arts and Sciences:

»Am Anfang war ich skeptisch, als es hieß, alles wird zubetoniert. Auf dem Bild sieht es aber gut aus. Trotzdem wäre eine Grünfläche in der Innenstadt besser. Im Sommer wäre es deutlich schöner, auf einer Bank im Grünen zu sitzen, als auf einem Betonplatz.

»Ich finde die Idee grundsätzlich nicht gut, dass es überhaupt ein gepflasterter Platz wird. Es sollte ein Rasen bleiben. Ich fand es gut, so wie es war.«

Foto Hintergrund: © rrrob / Fotolia.com

»Dass der Wasserspiegel die Form der Synagoge hat, wusste ich bis jetzt nicht, eine sehr gute Idee! Es könnte aber mehr Sitzmöglichkeiten geben.« »Eine Fläche, die sehr neutral wirkt, entspricht nicht dem Charakter der Stadt. Ich hoffe, dass das keine architektonische Maßnahme gegen die Obdachlosen wird. Die Stadt gehört allen!« Patrick Volknant & Gabriel Kroher

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Studium Mobilität

unten ohne

Lara Maschek läuft einen Tag barfuß durch die Stadt

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Fotos: © Lara Maschek

ie meisten von uns verbinden Barfußlaufen mit Sommer, Natur und vielleicht auch mit Freiheit. Aber ist Barfußlaufen auch alltagstauglich? chilli-Autorin Lara Maschek ist einen Tag ohne Schuhe durch Freiburg spaziert. Eine Chronologie. 7 Uhr. Wecker klingelt. Ich schnappe meine Sachen und verschwinde ins Bad. Angezogen bin ich schnell, doch halt, Stopp! Heute brauche ich keine Socken. Die werden erst mal wieder in der Schublade verstaut. 8 Uhr. Bevor ich zur Tür raus bin, halte ich noch mal an. Soll ich wirklich ohne Schuhe losgehen? Vielleicht ein Notfallpaar einstecken? Ich entscheide mich dagegen. Ganz oder gar nicht. Draußen setze ich behutsam einen Schritt nach dem anderen auf den noch nassen Asphalt. Ein bisschen frisch ist es, so cirka 13 Grad. Aber sonst eigentlich gar nicht schlecht. Beschwingt mache ich mich auf den Weg. Doch meine Freude hält nicht lange an. Schon bald wechselt der Bodenbelag. Aus dem vorher schön glatten Asphalt ist ein ekelig pickliger geworden. Jetzt geht es nur noch langsam vorwärts. Jeder Schritt ist kalkuliert und wird behutsam gesetzt. Hoffentlich schaffe ich es rechtzeitig in die Uni. 9 Uhr. Angekommen. Die Füße kribbeln und schmerzen. Ein paar Leute gucken neugierig, andere laufen achselzuckend vorbei. Ich bin schließlich nicht die Erste.

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11 Uhr. In der Freistunde zwischen den Vorlesungen wage ich mich zusammen mit einer Freundin ins Café. Wir setzen uns, die Bedienung kommt, wir bestellen. Alles ganz normal. Beim Bezahlen spreche ich die Bedienung an. Ob sie das nicht störe, wenn ich barfuß sei. Verdutzt schaut sie mich an, dann auf meine Füße. Sie lacht: »Es sind ja nicht meine Füße, die frieren!« Meine Füße sind kein bisschen kalt, warum sollten sie auch? 12 Uhr. Der Weg vom Café zum Institutsviertel ist die Hölle. Überall lau-

Tückisch: im Vergleich zum körnigen Asphalt sind Rolltreppen und Pflastersteine eine Wohltat für die nackten Füße.

ern spitze Steinchen. Ich komme nur langsam voran. Auch begegnen mir klebrige braune Pfützen. Kaffeereste, Kaugummi oder doch Hundekot? 13 Uhr. Ab in die Mensa. Hier ist es wohl noch nicht Alltag, barfußlaufenden Kommilitonen zu begegnen. Viel Gegucke und Getuschel. Kriti-

sche Fragen, erstaunte Ausrufe. Dann endlich, worauf ich so lange gewartet hatte: »Das ist total ekelig.« Mit einem zufriedenen Grinsen stelle ich mich in der Schlange an. 14 Uhr. Nach dem Mittagessen will ich wissen, wie die »Außenwelt« so reagiert. Um meine Füße ein wenig zu schonen, nehme ich die Straßenbahn. Auf dem Weg dorthin kommen mir Kindergartenkinder entgegen. Viele strecken den Finger nach mir aus. Ein bisschen wie im Zoo. In der Straßenbahn spricht mich tatsächlich jemand auf meine nackten Füße an. Auch er hat Angst, dass meine Füße frieren könnten und ist neugierig, was ich so treibe. Als ich aussteige, verspricht er mir mit einem Augenzwinkern, es gleich morgen früh auch auszuprobieren. In der Stadt »entdecke« ich eine ganz neue Art von Bodenbelag. Pflastersteine. Die sind wesentlich angenehmer als der raue Asphalt, aber mindestens genauso tückisch. Oft bleibe ich in den Rillen hängen und meine Zehennägel sind schnell ramponiert. 15 Uhr. Im Drogeriemarkt stellt sich mir eine unerwartete Hürde. Es bewegt sich schnell, es summt, hat scharfe Zähne und furchteinflößende Rillen. Vorsichtig setzte ich einen Fuß auf die Rolltreppe und – ratataraa! – ich gleite nach oben. Niemand scheint wirklich zu bemerken, dass ich keine Schuhe trage. Jeder ist mit sich oder der Ware im Regal beschäftigt. Auch die Angestellten sind


Foto: © Universitätsklinikum Freiburg

Die Expertin rät »Barfußlaufen ist die natürlichste Form des Laufens für den Menschen. Wenn man barfuß läuft, verlagert man den Ansatz auf den Mittel- oder Vorfuß. Dadurch werden die hinteren Strukturen der Fußmuskulatur und die Unterschenkelmuskulatur gekräftigt. Durch unsere jahrelange Anpassung an das Schuhelaufen haben wir die Fähigkeit verloren, barfuß zu laufen. Deshalb kann es

desinteressiert. In anderen Läden ergeht es mir genauso. Ein bisschen mehr Aktion hätte ich mir schon gewünscht. Immerhin kann ich mir so ganz in Ruhe ein schönes Kleid aussuchen. 17 Uhr. Auf dem Münsterplatz ist wie immer reges Treiben. Hier habe ich das erste Mal Angst, dass mir jemand auf die Füße tritt. Der Boden ist mal nass, mal igitt! Wo bin ich denn da reingetreten? Will ich es wirklich wissen? Eine matschige Erdbeere klebt an meinem Fuß. Na, wenn’s weiter nichts ist. Erleichtert gehe ich meines Weges. Noch mehr darauf bedacht, wohin ich trete. 18 Uhr. Zum Abendessen bin ich in der Markthalle verabredet. Es klebt, es klebt, es klebt einfach überall. 19 Uhr. Letzter Stopp für heute. Die Sportanlagen in Littenweiler. Die 20 Minuten auf dem Fahrrad sind für

leicht zu Schäden kommen – vor allem an der Achillessehne. Wichtig ist, sich langsam an die Belastung zu gewöhnen. Generell ist es ratsam, oft die Schuhe zu wechseln, um einen möglichst hohen Trainingseffekt hervorzurufen.« Anja Hirschmüller ist ärztliche Leiterin der Sektion Sportorthopädie und Sporttraumatologie des Universitätsklinikums Freiburg.

meine geschundenen Füße eine Qual. Die kantigen Pedale drücken in meine Fußballen. Da kommt mir der glatte, kühle Hallenboden entgegen. Doch anstatt leichtfüßig über das Feld zu sprinten, bewege ich mich schwergängig. Gegen meinen Gegner habe ich so keine Chance. 22 Uhr. Daheim angekommen bin ich geschockt. Meine Füße sind kohlrabenschwarz. Ich brauche 15 Minuten, bis sie wieder sauber sind. Am nächsten Morgen schmerzen meine Füße so sehr, dass ich beschließe, ihnen echten Luxus zu gönnen: meine weichen Turnschuhe.

Lara Maschek

Auf chilli-online.de lest ihr ein Interview mit einer Profibarfüßlerin aus Freiburg: bit.ly/chilli_barfuß Geschunden: nach zwölf Stunden haben sich die Füße Seife und Socken verdient.

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sport fechten

Modernes Duell ohne Tote

Sportfechten an der Uni Freiburg ist eine friedliche Sache

Versiert: Daniel Berner (links und rechts) war fast EM-Teilnehmer. Jetzt trainiert er Studenten wie Verena Niebur (Mitte).

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n garde! Im vielfältigen Freiburger Hochschulsportprogramm findet sich etwas auf den ersten Blick Althergebrachtes: Fechten. Dabei liegt hier nach einem Kampf niemand mehr blutend auf dem Boden. chilli-Autor Fabian Bornemann über einen sanften Kampfsport. »Kling, kling … kling« – das helle Klirren, wenn zwei Klingen aufeinanderprallen. Zwei Fechter stehen sich angespannt gegenüber, in

in Europa in tödlichen Duellen gegeneinander angetreten. Mit Pistolen oder Säbeln haben sie versucht, ihre Ehre wiederherzustellen. Daraus hat sich ein hochtechnisierter Wettkampfsport entwickelt. Blut fließt dabei keins mehr, nur noch Schweiß. Degen, Florett und Säbel sind stumpf. Die Verletzungsgefahr ist damit nicht höher als beim Fußball oder Tennis. Zum Fechten mit scharfen Waffen, wie in manchen Studentenverbindungen, gibt's einen großen Unter-

Fotos: © Fabian Bornemann

blut fließt keins, aber schweiß zwei Schichten weiße Schutzkleidung gehüllt. Plötzlich eine schnelle Vorwärtsbewegung, die Klinge berührt die gegnerische Waffe, dann trifft die Spitze die gegnerische Brust. »Gut«, lobt Trainer Daniel Berner. Die Fechter nehmen ihre Masken ab, geben sich die Hände. So freundschaftlich waren Fechtkämpfe nicht immer: Bis Anfang des 20. Jahrhunderts sind Männer

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schied: »Da geht es wirklich darum, jemandem auf die Fresse zu geben und das ist absolut nicht die Absicht beim Sportfechten«, so Berner. »Wir entschuldigen uns nach jedem Treffer, der verletzt hat.« Der 19-Jährige fängt 2005 beim SV Waldkirch mit Fechten an, fünf Jahre später geht es auf die deutschen Meisterschaften. Wenig später verpasst er knapp den Einzug ins EM-

Turnier. Nach dieser Enttäuschung ist der Elan draußen. Berner wird Trainer und leitet seit dem Sommersemester das Anfänger- und Fortgeschrittenentraining. Die Fortgeschrittenen kämpfen elektrisch – also mit Waffen, die über eine Kabelrolle mit einem Melder verbunden sind. Auf dem leuchtet eine Lampe auf, wenn die Klinge mit der Spitze den Körper des anderen berührt. Doch zuerst die Beinarbeit: Schritte, Ausfälle und Sprünge. Der dumpfe Ton von 15 Paar Schuhen auf dem Hallenboden ertönt fast im Gleichschritt. Mit Fechtschritten geht es vor und zurück. Berner hebt den rechten Arm. Das Signal für »Schritt vor, Ausfall«. Jeder versucht, möglichst schnell zu reagieren. Angestrengtes Keuchen, nasse Shirts. Noch ein letzter Durchgang.

Fabian Bornemann

Auf chilli-online.de lest ihr, wie Verena Niebur ihr erstes Fechttraining erlebt hat: http://bit.ly/chilli_fechten


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youtube Fitness

kraftpaket vom kaiserstuhl Anne Kissner macht Fitness-Videos auf YouTube

Hoch hinaus: So viele Zuschauer wie Anne Kissner hat keine andere Fitnesstrainerin in Deutschland – Hunderttausende schauen der Südbadenerin beim Schwitzen zu.

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Fotos: © privat

ie ist Deutschlands größte Fitness-YouTuberin: Anne Kissner vom Kanal BodyKiss. Dreimal die Woche schwitzt, kocht und quatscht die 28-Jährige aus Endingen am Kaiserstuhl mit den meist weiblichen Zuschauern – seit einiger Zeit auch mit Freund Daniel Henninger. Mit ihren Workout-Videos erreicht sie mehr als 200.000 Abonnenten. Anne Mehl hat das Multitalent in Hamburg am Telefon erreicht. Ein Gespräch von Anne zu Anne: Anne: Hi Anne! Ich bin dir mal bei Snapchat gefolgt und kann jetzt ganz genau sagen, was du so machst: Gestern hast du mit deiner Familie Claypot-Reis gegessen und heute bist du mit deinem Freund nach Hamburg geflogen. Findest du das nicht gruselig, dass jeder das sehen kann? Anne: Klar, wir geben mehr preis, als manche Leute das vielleicht im Alltag machen mit Wildfremden, aber das ist auch so ’ne Community-

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Sache, dass man ein bisschen was von seiner Persönlichkeit preisgibt, damit man auf Zuschauer auch nicht so entfernt wirkt wie die Stars im Fernsehen. Ja, dass man einfach ein bisschen greifbarer ist für die Community.

rtl-nacktserie lehnt sie ab Anne: Hast du das Gefühl, dass das inzwischen dazugehört bei YouTubern deiner Größe? Anne: Nein, das muss man natürlich nicht. Bei meinem Freund Daniel und mir war das von Anfang an so, dass wir einen starken Austausch mit unseren Zuschauern hatten. Wir haben eine sehr erwachsene Zuschauergruppe. Wenn die mich auf der Straße sehen, dann sagen die auch »Hi, Anne« und gehen vorbei. Wir haben einfach sehr wenige unter 18-Jährige.

Anne: Wirst du oft angesprochen? Anne: Eigentlich immer, ich war noch nie in einer großen Stadt, wo ich nicht erkannt wurde. Anne: Du verdienst mit YouTube und deinem Online-Fitness- und Ernährungsprogramm Geld. Täglich schicken dir Firmen Produkt»Samples«, in der Hoffnung, dass du sie in deinem Kanal anpreisen wirst. Musst du dir überhaupt noch etwas selbst kaufen? Anne: Richtig, bei uns hat sich das eher ins Positive für den Geldbeutel verändert, weil ich mir tatsächlich nur noch sehr wenig selbst kaufe. Nicht nur wegen der vielen Produkte, die ich zugeschickt bekomme, sondern weil man als Selbstständiger eher nach dem Motto unterwegs ist: »Muss ich mir das jetzt wirklich kaufen?« Bei jedem Betrag, der auf meinem Konto ist, weiß ich genau, was ich dafür machen musste. Und deswegen ist es nicht so, dass ich mir jetzt wahllos Sachen kaufe.


Fitness youtube 5

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Wusstet ihr? Anne trinkt ihren Kaffee am liebsten im Aspekt. ++ Über Anne wurde schon ein Artikel in der Bild-Zeitung geschrieben. ++ Ihre beste Freundin guckt ihre Videos nie. ++ Während dieses Interviews sind 14 neue Abonnenten zu ihrem Kanal dazugekommen. ++ Manchmal gönnt sie sich ein Mini-Mars.

Anne: Du hast mal ein relativ persönliches Thema gepostet, mit deiner Brust-OP. Vor einem Jahr wurden dir die Brüste von A- auf B-Körbchen vergrößert und du hast die Kamera sogar mit ins Krankenhaus genommen. War das eine gute Idee? Anne: Für mich war das der richtige Schritt, weil ich natürlich als Fitness-YouTuberin sehr locker bekleidet in den Videos rumturne. Ich bin ja oft nur im Sport-BH unterwegs. Das mit der OP war ein Wunsch, den ich lange hatte. Ich hab dann aber überlegt, ob ich es wirklich mache und wie ich damit umgehe. Ich kann ja nicht in YouTube rumtanzen und auf einmal eine Körbchengröße größer tragen. Es gab so einen Fall schon mal, wo eine YouTuberin sich bis heute nicht äußert, da wurden halt drei Körbchengrößen übersprungen. – Huch! Und das war so eine Sache, wo andere YouTuber sogar Videos darüber gemacht haben. Und da wollte ich einfach vorgreifen und sagen: Ich geh da ganz offen mit um, das ist keine Schande, und ich nehm einfach mal all denen den Wind aus den Segeln, die spekuliert hätten, was ich da mache. Anne: Könntest du mir auswendig sagen, wie viele Kalorien 100 Gramm Schokolade haben? Anne: Ist gar nicht so schlimm. So 200 Kalorien schätze ich. (535 Kalorien, Anmerkung der Redaktion.) Kurz gefragt: Pizza oder Burger? Burger ++ Netflix oder Buch? Buch ++ Freiburg oder Berlin? Freiburg! Anne: Was war die absurdeste Product-Placement-Anfrage? Anne: Da muss ich mal kurz den Daniel fragen, der kümmert sich darum. (Getuschel im Hintergrund) Ah, genau: Ich wurde mal für die RTL-Nacktserie »Adam sucht Eva« angefragt, ob ich da mitspielen möchte. Anne: Witzig. Dann danke dir, war sehr nett, Anne! Das Gespräch mit Anne war damit vorbei, doch ein richtiger Abschied war es nicht: Fünf Minuten danach hat sie sich schon wieder bei mir gemeldet: Sie sei im Bok auf der Schanze was essen. Naja, und weiteren 10.000 hat sie das auch erzählt. Ok, es war ihre Snapchat-Story. Seid doch nicht so pingelig!

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Studium Medien

Medienlabor im Todesstern

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Bei uniCROSS lernen Freiburger Studierende, journalistisch zu arbeiten

Fotos: © Alena Kroker

n der neuen Freiburger UB wird nicht nur gebüffelt. Studierende lernen dort auch in einem hochmodernen Medienlabor, journalistisch zu arbeiten. Bei uniCross wird konzipiert, moderiert, gefilmt, geschrieben und gepostet. chilli-Autorin Alena Kroker hat den umtriebigen Nachwuchsjournalisten im »Todesstern« über die Schultern geschaut. Universitätsbibliothek Freiburg, dritte Etage, Radiostudio uniCROSS. Das grüne Licht am Moderationspult leuchtet auf. »Ihr hört uniFM, euer Radio für Freiburg«, begrüßt Julia Nestlen die Hörer. Heute steht die 22-jährige Studentin der Medienkulturwissenschaft vor dem Mikro und weiß genau, welcher Knopf wann gedrückt werden muss. Nestlen sagt: »Beim Radio ist alles durchgetaktet, vorgeplant und geskriptet. Aber alles ist Übung.« Und die bekommt sie bei uniCROSS. Nestlen ist eine von 80 Studierenden, die in den drei Teilredaktionen uniTV, uniFM und uniONLINE mitarbeiten. Seit der Eröffnung der UB sind alle Redaktionen unter einem Dach. So kann crossmedial gearbeitet werden. Als Tutorin wird Nestlen für zehn Stunden in der Woche bezahlt. Für sie geht es aber weder um Geld noch um ECTS-Punkte: »Alle sind hier mit Herzblut dabei. Das macht uniCROSS aus.« Ein Paradebeispiel dafür ist ihr Kollege Ilyas Buss. Fast täglich ist der 24-jährige Kunstgeschichtsstudent im Redaktionsbüro. »Es ist sehr familiär hier und man wird sofort animiert. Ich habe gleich Feuer gefangen und brenne seitdem lichterloh«, schwärmt er. Seine Heimatredaktion ist uniFM, er mischt aber auch bei den anderen Redaktionen mit. Buss formuliert es so: »Das Ziel ist: Wir sind ein gemischter Haufen und jeder kann alles.« Tutoren wie Buss und Nestlen sind Bindeglieder zwischen Chefredakteuren und Redaktionsmitgliedern. Sie kennen sich aus: »Für das Radio schreiben ist ganz

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On Air: Julia Nestlen moderiert die Livesendung im uniFM-Studio.

anders als die Texte, die man für die Uni schreibt«, erzählt Buss, »den Beitrag gut zu schreiben, ist eine Sache, ihn rüberzubringen noch mal eine andere.« Deswegen bietet uniCROSS Tutorate an – etwa »Fürs Hören schreiben«, eine Einführung in die Studiotechnik oder professionelles Sprechtraining. Für die Tagesplanung trifft sich das uniFM-Team täglich um 14 Uhr. Dann gilt es, die Themen für die Nachmittagssendung zu finden und eigene Beiträge herzustellen – in nur zwei Stunden. Von 16 bis 19 Uhr wird aus dem Radiostudio gesendet. Neben dem Sendealltag werden Crossmedia-Projekte realisiert. Das redaktionsübergreifende Arbeiten wird dadurch gezielt gefördert. »Wir bieten ein Medienlabor an, das ein geschützter Raum für die Studierenden sein soll, Dinge auszuprobieren«, sagt Andreas Nagel, Chefredakteur bei uniTV. Für ein »Datenschutzprojekt« ist im Oktober ein ganzer Thementag geplant. Die uniTVSendung »alma« konzipiert Beiträge, uniFM führt auf der Frequenz 88.4 durchs Tagesprogramm. Auf uniONLINE wird via Facebook, Instagram und Co. gepostet. Für das crossmediale Arbeiten ist das großräumige Redaktionsbüro ideal ausgestattet. Hier sieht man keine Zwischenwände, die Übergänge sind fließend. Um in die Welt der Nachbarredaktion einzutauchen, muss man also nur seine Ohren spitzen oder den Kopf heben. Mittlerweile ist es 19 Uhr. Die uniFM-Livesendung ist zu Ende. »Das war uniFM am Nachmittag, heute mit Julia Nestlen. Danke fürs Zuhören.« Morgen geht’s von vorne los. Im Medienlabor des Todessterns. Alena Kroker


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youtube Beauty

Knallige Klick-Queen Maren Vivien ist Freiburgs YouTube-Star

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Foto: © Sonnenblumenmeer Fotografie

ie Studentin Maren Vivien Haase begeistert mit ihren Videos immer mehr Fans. Mittlerweile zählt die 23-jährige Blondine knapp über 34.000 Abonnenten und hat mehr als eine Million Klicks. Die Themen, über die sie spricht: Beauty-Tipps, Buch- und Serienvorstellungen, Selbst-Experimente und private Geschichten. »Hallo meine Lieben, ich erzähle euch heute etwas sehr Privates. Womit ich mich vielleicht auch ein bisschen angreifbar mache. Aber das ist mir gerade ziemlich egal.« So frei heraus beginnt sie ihr Video »Schule abgebrochen«. Haase berichtet darin von Mobbingattacken im Kindergarten und der Schule. Ernster als sonst schaut sie in die Kamera. Doch stört sie das nicht weiter. »Ich habe kein Problem damit, Privates mit der Öffentlichkeit zu teilen«, meint Maren, »Jungsgeschichten sind aber tabu«. Während des Interviews wirkt sie wie in den meisten ihrer Clips: fröhlich, durchgeknallt, herzlich. Das typische »Gute-Laune-Gesicht« bringt sie ohne Probleme mit. »Dass ich diese positive Energie und gute Laune von Natur aus in mir habe, ist natürlich ein Vorteil«, sagt sie selbst. Viele ihrer Kollegen müssten sich zum Drehen aufraffen. Ihr gehe das ganz leicht von der Hand. »Ich bin zu 100 Prozent Maren, in den Videos wie im alltäglichen Leben«, sagt sie. Vor knapp anderthalb Jahren hat die Germanistik-Studentin der Badischen Zeitung ihr erstes großes Interview gegeben, auch ein Team des SWR hat über sie berichtet. Heute kann sie auf eine immer treuere FanGemeinde blicken. Ihre Fans sind zu-

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meist Mädchen zwischen 14 und 20, die in ihr eine Identifikationsfigur sehen. Ihre »Werkstatt« befindet sich in der Freiburger Etagenwohnung ihres Elternhauses. Haase plant, dreht und schneidet allein. Eine Kamera mit Stativ steht jederzeit für Aufnahmen bereit.

Hat immer mehr Fans: die Freiburger Germanistik-Studentin Maren Vivien Haase (23).

Haase kann noch nicht mit den Großen im Geschäft in Deutschland mithalten. Zum Vergleich: die Videos von »BibisBeautyPalace« erreichen im Schnitt über zwei Millionen Menschen. Doch sie verzeichnet stetigen Zuwachs für ihren Kanal und ist Freiburgs vielleicht bekannteste YouTuberin. Ihr erfolgreichster Clip »Knetseife im Test« hat aktuell mehr als 500.000 Klicks. Das lässt die Werbeindustrie aufmerksam werden. Noch kann Maren Haase zwar die Miete nicht durch YouTube finanzieren. Doch hat auch sie ihren Kanal monetarisiert. Das

heißt, es wird Werbung vorgeschaltet oder Banner werden eingeblendet. So bewirbt sie auch selbst Produkte. »Aber nur solche, die mir selbst gefallen«, wie sie sagt. »Authentisch und ehrlich soll es sein«, das sei ihr wichtig. So hat sie auch schon Anfragen von Werbekunden wie den eines Rasenmäher- oder Fitnessteeherstellers abgelehnt. Einen Anbieter für Hörbuch-Downloads hat sie hingegen gerne in ihren Videos angepriesen. Wie sie das alles neben ihrem Studium hinbekommt? »Das geht ohne Disziplin natürlich nicht«, wie sie erzählt. Dienstags und freitags habe sie frei und Zeit, sich Ideen zu überlegen. »Ich bin ein Perfektionist und brauche immer einen Plan für alles«, gesteht sie. Inhaltlich würde Maren gerne mehr Comedy ausprobieren und ihren Vlog ausbauen, der ebenso neben ihrem Hauptkanal vertreten ist. Was ihr der Kanal also bisher gebracht hat? »Vor allem Selbstbewusstsein durch die Anerkennung meiner Zuschauer«, so Maren. HaterAttacken, wie es im YouTube-Sprachjargon heißt, versucht sie nicht zu nah an sich ranzulassen. »Die positive Resonanz überwiegt ganz klar«, sagt Haase. Beleidigende Kommentare (»Du bist so hässlich und stinkst«) lösche sie bewusst. Anfeindungen ist Maren Vivien Haase gewöhnt. Früher wurde sie in der Schule wegen Übergewichts gehänselt. Heute klicken Tausende ihre Videos und feiern ihre Art: »Du bist total sympathisch und hast noch viel viel mehr Abos verdient!«, schreibt ein Fan. Was sie dabei empfindet? »Vor allem Dankbarkeit.« Maximilian Wolf


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Gefängnis Sport

Schwere Jungs, heute extraleicht

Freiburger Häftlinge kicken gegen Fußballer von außen

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ie zwei Fußballmannschaften des Freiburger Gefängnisses haben zum Turnier geladen und vier Teams von außerhalb sind gekommen. Für die Fußballer der JVA geht es um viel mehr als die Titelverteidigung. Sie wollen sich für einen Tag freispielen.

Nur auf dem Fußballplatz der freie Mann: Kapitän Serdar*

Foto: © Hannes Currle

sitzt seit 18 Jahren

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Vor den roten, mit Stacheldraht bepflanzten Sandsteinmauern des Freiburger Gefängnisses steht eine Gruppe junger Männer in Trainingsanzügen und mit Sporttaschen; sie wollen hinein. Ein Beamter hinter Sicherheitsglas kontrolliert die Ausweise. Er überprüft, wer auf der Liste steht. Es geht in einen Vorraum. Dort wieder warten, Smartphones und Geld ablegen und einschließen. Dann durch eine Sicherheitstür, durch eine Sicherheitsschleuse, durch eine zweite Sicherheitstür in einen zweiten Vorraum. Die Fußballer von außerhalb sind angespannt. Sonst werden vor den Spielen nur die Stollen kontrolliert. Die Witze überspielen das. Wenn einer in den Kontrollen länger braucht, wird er gefragt: »Behalten sie dich da?« Eine uniformierte Beamtin führt die Gruppe auf den Gefängnishof, dort hat das Turnier schon angefangen. Man weiß, dass es dauern kann, bis die Gäste drinnen sind. Auf einem eingezäunten Tartanplatz geht's zur Sache: Fünf gegen Fünf. Dahinter sind Schachtische, Tischtennisplatten, ein Tennisfeld, ein Basketballplatz. Auch dort werden heute die Besten gesucht. In den Zellen, die ein Fenster zum Hof

haben, sind die Gefangenen auf die Heizungen gestiegen, um zuzuschauen. Das Sportfest der JVA ist für die Insassen ein besonderer Tag. Nur dieses eine Mal im Jahr verbringen sie mehrere Stunden unter freiem Himmel. Sonst muss eine Stunde Hofgang am Tag reichen. Auf dem Platz im Gitterkäfig steht Serdar*. Der hagere Kapitän der Gefängnismannschaft ist mit Mitte 40 der Älteste. In seinen schwarzen Haaren zeigen sich die ersten grauen Stellen. »Er ist der Mann zwischen mir und den übrigen Häftlingen«, sagt Harald Lorkowski, der Sportverantwortliche der JVA. Lorkowski schiebt in seiner blauen Adidas-Jacke eher eine ruhige Kugel. Er ist für einen Scherz mit seinen Jungs zu haben, sagt aber klar an, wann der Spaß vorbei ist. Seit 18 Jahren sitzt Serdar, seit 10 ist er Sportwart des Fußballteams. Er weiß genau, wie wichtig der Fußball für die Jungs im Gefängnis ist: »Irgendwann gehst du ein, wenn du nicht schaust, dass du was machst, dass du aktiv bist.« Nur wer in der gefängniseigenen Wäscherei oder Tischlerei mitarbeitet, darf auch beim Gruppensport mitmachen. Jeden Donnerstagabend trainieren die Jungs in der Gefängnissporthalle. Gemeinsam mit Lorkowski sucht Serdar dann die Spieler aus; nicht jeder schafft es ins Team für das Turnier. Es zählt nicht nur, wie gut jemand spielt, sondern auch wie fair man auf dem Platz ist. Ein Foul wiegt hier drinnen schwerer als draußen. Wer einmal verwiesen wurde, muss


Sport Gefängnis

eine Zeit lang daran kauen, bevor er von Lorkowski eine zweite Chance bekommt. Trotzdem sind die Erwartungen groß, die letzten acht Mal hat das erste Team der JVA das Turnier gewonnen. Wofür seine Mitspieler eingewandert sind, möchte Serdar gar nicht mehr wissen. Er hat wie alle hier sein eigenes Päckchen zu tragen. Die Wenigsten wollen das der anderen mitschleppen. Mit Mord trägt Serdar besonders schwer. Sich selbst konnte er durch den Glauben vergeben: »Nur wenn mir Gott vergibt, kann ich mir auch selbst vergeben.« Nach 9/11 beginnt er, sich mit dem Islam auseinanderzusetzen, seiner Religion. Er

»Der Hauptpreis des Turniers ist Haftentlassung« kann nicht verstehen, wie jemand im Namen seines Gottes so etwas tun kann. Er gründet im Freiburger Gefängnis einen Gebetskreis. Es gibt in Baden-Württemberg zwar Gefängnispfarrer, Gefängnisimame aber keine. Serdar findet, das ist längst überfällig. Das Gefängnis Freiburg ist für solche Gruppen und Bildungsangebote bekannt. Hier kann man Schulabschlüsse nachmachen, sogar ein Fernstudium beginnen. Haidar*, ein Teamkollege aus der Mannschaft der JVA, sagt im Scherz: »Wir Häftlinge hier in Freiburg sind alle gebildeter als unsere Wärter.« Aber die Gruppen sind nicht unproblematisch. Das Bedürfnis der Gefangenen nach sozialer und körperlicher Aktivität ist groß, die Ressourcen sind beschränkt. Nicht jeder Insasse kann teilnehmen. Ein Antrag muss gestellt und dieser angenommen werden. Durch neue Zellenverschlusszeiten, also Zeiten, in denen die Häftlinge auf der Zelle eingeschlossen werden, finden die Gruppenaktivitäten seit Kurzem später am Abend statt. Gruppen wie die für Theater fallen weg, weil die ehrenamtlichen Mitarbeiter von außerhalb zu den Zeiten nicht mehr kommen können. Es habe sich zwar einigermaßen eingependelt, trotzdem seien die neuen Schließzeiten noch ein heikles Thema, so Lorkowski. Heute merkt man den schweren Jungs aber nichts an von den täglichen Knastsorgen. Sie sind ziemlich leichtfüßig, auf und neben dem Platz. Es gibt ganze gegrillte Hähnchen, die sonst viel zu teuer wären. Es wird gescherzt: »Der Hauptpreis des Turniers ist Haftentlassung.« Am Mittag dürfen die Familien der Gefangenen zu Besuch in den Hof. Dort werden Runden gedreht, untergehakt im Kreis um den Platz: der Knastspaziergang. Für Frederik Winkelkotte, der mit dem Team der Katholischen Hochschule Freiburg gekommen ist, sind seine Gegner auf dem Platz aus der JVA ganz normale Men-

schen: »Ich denke da nicht daran, was für ein Verbrechen die begangen haben. Es gibt keinen Grund, etwas vorsichtiger zu spielen als sonst.« Und dann reicht es am Ende nicht ganz für den »1. FC JVA«. Das Team der »Athleten für Christus« ist dieses Mal zu stark. Für den zweiten Platz gibt es trotzdem einen Preis, den Lorkowski aus den Gefängniswährungen Kaffee und Zigarettentabak zusammengestellt hat. Bei der Übergabe nimmt Haidar das Mikrophon und ruft: »Freies Kurdistan!« Lorkowski lächelt ein wenig und sagt dann: »Na, keine Politik hier.« Nach dem Turnier bleibt nur noch wenig Zeit für die Gäste. Die Gefangenen müssen wieder auf die Zellen. Serdar wischt ein paar Bänke vom Regen frei und lädt seine Besucher ein, sich zu setzen. Er tut es wie jemand, der seine Gäste bei sich zu Hause empfängt. Am Abend spielt Deutschland gegen Italien, EM-Viertelfinale. Das Spiel muss jeder für sich auf der Zelle schauen. Der gefängnisinterne Tipp steht bei 7:1, mit einem Augenzwinkern, so wie vieles an diesem Tag. Dann führen

»Wir Häftlinge sind gebildeter als unsere Wärter« Justizvollzugsbeamte die Besucher hinaus. Erst nachdem die Zellen verschlossen und alle Insassen gezählt sind, dürfen sie durch die Kontrollen zurück durch das Haupttor auf die Straße, auf die freien Füße. Erst draußen, erst auf dem Fahrrad, erst beim Eisessen auf der Theatertreppe wird klar, was es bedeutet, so einfach aus den Mauern herausspazieren zu können. Hannes Currle * Die Namen der Häftlinge wurden geändert

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Karriere logistik

Architekten des Transports Speditionskaufleute arbeiten in den Reisebüros des Güterverkehrs

E Foto: © dpa

in Fruchtimporteur aus Süddeutschland ordert eine Ladung Bananen aus Afrika. Um die Waren sicher und termingerecht ans Ziel zu bringen, sind Fachleute gefragt. Als »Architekten des Transports« bezeichnet Stefan Sass vom Verein Hamburger Spediteure die Spezialisten, die täglich unzählige Tonnen von Gütern aller Art weltweit bewegen. »Die offizielle Berufsbezeichnung lautet Kaufleute für Spedition und Logistikdienstleistung«, so Barbara Rauch vom Deutschen Speditions- und Logistikverband (DSLV).

Beide Branchen sind eng verbunden. Spediteure bewegen Güter, Logistiker steuern den gesamten Warenfluss einschließlich des Transports. Wer sich für diesen Beruf interessiert, muss gute Noten in Mathematik, Deutsch und Englisch haben. Kenntnisse in Erdkunde schaden ebenfalls nicht, denn die Arbeit in der Speditionsbranche ist international. Viele Betriebe stellen bevorzugt Bewerber mit Realschulabschluss oder Abitur ein. Wichtig sind außerdem gute Umgangsformen. Schließlich gehört Kundenkontakt zum Beruf. 5

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IMPRESSUM – Themenheft 10-2016 Die Ausbildung dauert drei Jahre und erfolgt in Betrieb und Berufsschule. Die angehenden Kaufleute lernen, wie Waren auf dem schnellsten und billigsten Weg an den Zielort gelangen. »Dazu müssen sie Frachtraum einkaufen und im Voraus dafür sorgen, dass die Güter eventuell zwischengelagert und umgeschlagen werden«, erklärt Elke Schneider, beim DSLV für Aus- und Weiterbildung zuständig. Speditionsunternehmen sind Reisebüros des Güterverkehrs. Die Kaufleute informieren sich über Flugrouten, Bahnstrecken, Schiffsverbindungen und Angebote der LKW-Unternehmen sowie die jeweiligen Preise, ehe sie das entsprechende Angebot für den Kunden kalkulieren. Die Mitarbeiter kennen die einschlägigen Zollbestimmungen, Verhältnisse an den einzelnen Umschlagplätzen und die Höhe der Transportversicherungen. Sie müssen dabei global denken und Organisationstalent

Das »Karriere & Campus«Themenheft erscheint im Freiburger Stadtmagazin chilli Herausgeber: chilli Freiburg GmbH Neunlindenstr. 35 79106 Freiburg www.chilli-freiburg.de Geschäftsführung: Michaela Moser (ViSdP) Chefredaktion: Lars Bargmann

Redaktion: Michaela Moser (mos) Till Neumann (tln), Autoren/innen: Teilnehmer des BOK-Kurses und Volker Huber/BZ, Nikolai Huland (tmn), Alena Kroker Titelbild: ©istock.com/ Petar Chernaev Grafik: Anke Huber Lektorat: Beate Vogt Anzeigen: Uwe Bernhardt, Malika Amar, Jonas Stratz, Stephan Schleith Druck: Freiburger Druck GmbH & Co. KG

Englisch ist ein muss haben. Die Fachkräfte für Spedition und Logistik arbeiten weitgehend mit dem Computer und sind mit der Welt per Internet, Fax und Telefon verbunden. Fundierte Fremdsprachenkenntnisse sind deshalb wichtig: Englisch ist ein Muss, weitere Sprachen sind bei vielen Arbeitgebern willkommen. Oft wird in der Speditions- und Logistikbranche unter Zeitdruck gearbeitet. Schichtarbeiten können je nach Unternehmen anfallen. Auch wenn ein Kaufmann vorwiegend im Büro sitzt, muss er gelegentlich Waren vor Ort kontrollieren. Das können Lagerhallen sein oder Hafenanlagen und Schiffe. Das reibungslose Funktionieren der Speditionsbranche ist für weite Bereiche der Wirtschaft von großer Bedeutung. Fabriken sind auf eine pünktliche Lieferung von bestellten Waren angewiesen, aus Kostengründen hält kaum ein Unternehmen noch größere Lagerbestände für die Produktion vor. Trifft der Nachschub nicht zeitgerecht ein, kann nicht gearbeitet werden. Im Jahr 2015 wurden mehr als 14.000 neue Ausbildungsverträge geschlossen. 43 Prozent der Azubis sind weiblich, Tendenz steigend. Der Beruf ist keine Männerdomäne mehr. Außerdem gibt es in der Branche gute Aufstiegsmöglichkeiten. Durch Weiterbildung kann nach drei Jahren die Prüfung zum Verkehrsfachwirt Spedition oder zum Fachkaufmann für Außenwirtschaft abgelegt werden. Fachhochschulen bereiten mit dem Abschluss Bachelor oder Master auf Führungsaufgaben in diesem Bereich vor. Volker Huber/BZ Weitere Infos unter www.spediteure.de

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ausbildung bäder

Alle Hände voll zu tun: die Azubis Michael Pfänder (links) und Dominic Zinnbauer im Südstadtbad in Nürnberg.

Der Allrounder rund ums Bad Die Ausbildung zum Fachangestellten für Bäderbetriebe

D Foto: © dpa

ie Schwimmbäder haben kürzere Öffnungszeiten oder sind komplett geschlossen – in manchen Städten könnte es dazu kommen. Denn viele Bäder suchen derzeit nach Fachkräften. Doch der Markt ist leer. Den Schwimmbädern in Deutschland mangelt es an Nachwuchs: Rund 2500 Fachkräfte fehlen, heißt es beim Bundesverband Deutscher Schwimmmeister (BDS). 5

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»Was wir an gut geeigneten Bewerbern haben, kann man an einer Hand abzählen«, sagt zum Beispiel Oliver Sternagel, Geschäftsführer der Karlsruher Bäder. Es habe Jahre gegeben, in denen niemand ausgebildet wurde. Insgesamt arbeiten etwa 25.000 Fachkräfte in den rund 7000 Bädern in Deutschland. »Bademeister« sind diese Beschäftigten allerdings nicht – offiziell heißt der Ausbildungsberuf Fachangestellter für Bäderbetriebe. Nach der dreijährigen Ausbildung kann man sich weiterbilden und zum Beispiel Meister für Bäderbetriebe werden. Mit dem Meisterstatus ist es erlaubt, ein Schwimmbad zu leiten. Um am Becken aufpassen zu dürfen, reicht das Rettungsschwimmer-Abzeichen in Silber. Die Ausbildung läuft dual: Auszubildende arbeiten in einem Bad und werden in der Schule theoretisch unterrichtet. Der Praxisteil kann in öffentlichen Hallen- und Freibädern, aber auch in privaten Freizeit- und Spaßbädern absolviert werden. Laut der Deutschen Gesellschaft für das Badewesen wird man zum »Allrounder« ausgebildet. Bäderbetreiber und Schwimmmeister gehen davon aus, dass das geringe Interesse an der Ausbildung an einigen Nachteilen des Berufes liegt, zum Beispiel der Schichtarbeit: Wenn Freunde frei haben, muss oft gearbeitet werden. Die Aufgaben einer Fachkraft für Bäderbetriebe sind unter anderem Aufpassen als Rettungsschwimmer, Veranstaltungsplanung, Bedienen der Chlorungsanlagen, Marketing und Öffentlichkeitsarbeit. »Man hat immer was zu tun. Die Arbeit ist vielseitig«, sagt die 23-jährige Dominique Endler, die in Karlsruhe als Fachkraft für Bäderbetriebe arbeitet. Mit einem Chemiekasten testet sie das Wasser: Stimmt der pH-Wert? Ist das Wasser zu schmutzig? Falls ja, muss sie Filter wechseln. Die Kassen abzurechnen, gehört ebenfalls zum Job. Nikolai Huland (tmn)


Ausbildung Fleischer

Das Reichenbacher Triple

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Metzgerei stellt gleich drei Innungsbeste

Foto: © Christian Ringwald

ie Metzgerei Reichenbach kann gleich dreifach jubeln. Drei Azubis aus dem Betrieb und der Familie sind Innungssieger geworden. Der Chef kann sein Glück kaum fassen – auch wenn einer der Azubis erst mal nach London gefahren ist.

»Drei Innungsbeste in einem Betrieb, das kommt vielleicht alle 100 Jahre vor«, jubelt Ulrich Reichenbach. Der Chef der Metzgerei aus dem Glottertal kann doppelt stolz sein. Schließlich ist einer der Innungssieger sein Filius: Max Reichenbach. Der Sohnemann hat seine Ausbildung in der Metzgerei Spath in Oberprechtal gemacht und wurde Bester der Emmendinger Innung. Er arbeitet nun wieder im Hause des Vaters und will Meister werden. Die beiden anderen strahlenden Sieger sind Julia Hartung und Johannes Sprenger. »Das müssen Sie sich mal vorstellen, der eine ist Pfarrersohn, die andere wollte Grundschullehrerin werden«, schwärmt Reichenbach. Die Azubis sind für ihn ein echter Glücksgriff.

Happy: Max Reichenbach, Julia Hartung und Johannes Sprenger

Der Sauerländer Johannes Sprenger hat schon früher beim Metzger mitgeholfen. Dann zog's ihn ins Glottertal. Julia Hartung studierte an der Pädagogischen Hochschule in Freiburg, entschied sich dann fürs Handwerk. Ulrich Reichenbach erhofft sich für die derzeit zu besetzenden Stellen ebenso fleißige Kandidaten. Doch ein Triple wie dieses gibt’s wohl nur alle 100 Jahre. Till Neumann 5

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