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Pastorale Berufung beginnt mit Sehnsucht

Theologisches Forum 2024

Pastorale Berufung beginnt mit Sehnsucht

Für den pastoralen Dienst braucht es eine «Berufung»! Das galt schon früher und ist heute noch aktuell. Deshalb lautet der Titel des Forums: «Umdenkbar –pastorale Berufung ausleben».

In der Bibel erkennt man grundsätzlich zwei Arten von Berufungen: eine allgemeine und eine spezielle Berufung. Die allgemeine Berufung geht von Gott aus und gilt allen Menschen. Sie ist eine himmlische Berufung. Ein (Weck-)Ruf in die Gemeinschaft und Nachfolge von Jesus Christus. Die spezielle Berufung, oder «Berufung der Berufenen», fokussiert sich auf den individuellen Weg, den man in Übereinstimmung von eigenen Interessen und Gottes Absichten erkennt. Man könnte sie auch eine anschliessende Berufung 2.0 nennen.

Gott ist ein leidenschaftlicher Gott, der leidenschaftliche Menschen sucht

Am Beispiel von Mose sind wichtige Aspekte im Berufungsprozess ersichtlich: Seine Berufung begann nicht erst am brennenden Dornbusch, sondern bereits 40 Jahre früher in Ägypten, als er das Leiden seines Volkes sah und handelte – wenngleich noch ungestüm. Sein Engagement war von dem gleichen Mitgefühl und der geistlichen Leidenschaft getrieben, die letztendlich genau dem Willen und den Absichten Gottes entspricht. Diese Geschichte zeigt, dass Berufung oft aus einer persönlichen Leidenschaft und Sehnsucht entsteht. Gott ist ein leidenschaftlicher Gott, der genauso leidenschaftliche Menschen sucht, die nicht nur über die Nöte der Zeit klagen, sondern ebenso wie Gott gepackt sind, dass sie mit seiner Hilfe Dinge wagen, die sie sich selbst nicht zutrauen. Im Berufungsgeschehen begegnen sich Gott und Mensch als Gleichgesinnte und Seelenverwandte.

Wofür schlägt das Herz der jungen Generation?

Wissen wir, wofür das Herz der jungen Generation schlägt und wofür sie sich investieren wollen? Wo bieten wir in unseren Kirchen den Erfahrungsraum, damit junge Menschen sich mit Gottes Herzschlag identifizieren können? Wie müssen wir unsere Gemeinden umdenken und gestalten, damit der Nachwuchs seine bereits existierende Berufung im pastoralen Dienst erkennen kann? Diese Fragen beschäftigen mich als Regionalleiter. Weil Berufung ein jahrelanges Werden über längere Zeit ist, sollten wir das schon bei Kindern und bei der Young Generation regelmässig thematisieren und nicht erst bei der Berufswahl als eine mögliche Option von vielen in Betracht ziehen.

Beispiel: Wie eine Lokalkirche sich erlaubt, umzudenken

Aktuell habe ich eine Lokalkirche vor Augen, die Neues wagt und sich Umdenken erlaubt. Der Bereich Young Generation boomt und das Ziel wurde formuliert, dass diese jungen Menschen den gleichen positiven Groove aus der Jugendarbeit in die Kultur des Erwachsenenbereichs transferieren sollen. Nun wird dem Jugendpastor zugesprochen, dass er neue zusätzliche Verantwortung im Erwachsenenbereich übernehmen soll, damit die Jugendlichen mit der gleichen Bezugsperson den Übergang in den Erwachsenenbereich der Kirche schaffen und mit ihm zusammen in neue Verantwortung wachsen. Das funktioniert nur, wenn der bisherige Erwachsenen-Pastor und die Gemeindeleitung auch bereit sind, Verantwortung abzugeben und dadurch neue Gestaltungsräume zu öffnen.

Berufung geschieht als Prozess –einfacher gesagt als getan

Die Strukturen und unsichtbaren Hierarchien in einer Kirche zu verändern, ist einfacher gesagt als getan. Gemeinde und Gemeindeleitung müssen sich anpassen, damit die junge Generation Mitverantwortung übernehmen und mitgestalten kann. Normalerweise wechselt ein kompetenter Jugendpastor nach einigen Jahren als Hauptpastor in eine andere Gemeinde. Hier versucht die Lokalkirche umzudenken: Funktionen und Aufgaben wechseln innerhalb der Gemeinde. Und zwei fähige Pastoren auf Augenhöhe gestalten miteinander Mehrgenerationen-Kirche. Berufung geschieht als Prozess. Klingt simpel – ist aber nicht zu unterschätzen und braucht Zeit.

Umdenkbar – pastorale Berufung ausleben. Das war der Titel und thematische «Aufhänger» des Theologischen Forums des tsc-Netzwerks am 24. und 25. April 2024 auf dem Chrischona Berg.

Christian Seitz, Regionalleiter Mitte und Basel der Viva Kirche Schweiz
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