Christian Awe "LIQA’"

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liqa' (arab.) = Begegnung, Treffen, Zusammenkunft, Beisammensein

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VON KLAUS SPEIDEL

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„Das ist die Natur selbst. Die Gegenstände treten aus der Leinwand hervor und haben eine Wahrheit, die die Augen täuscht […]. Man versteht diese Magie überhaupt nicht. Da sind dicke, aufeinander aufgetragene Farbschichten, deren Effekt von unten nach oben durchdringt. In anderen Fällen möchten wir behaupten, ein feiner Dunst sei auf die Leinwand gehaucht, und wieder ein anderes Mal, ein leichter Schaum sei darüber gespritzt […]. Treten Sie näher: alles verschwimmt, verflacht und verschwindet. Entfernen Sie sich: alles erschafft und erzeugt sich wieder neu.“ (Denis Diderot, aus dem „Salon von 1763“)

Vollkommen anachronistisch am Anfang dieses Aufsatzes platziert, bezieht sich Denis Diderots Zitat von 1763 eigentlich auf die figurative Stillleben-Malerei des französischen Salonmalers Jean-Baptiste Siméon Chardin. Eigentlich. Denn so weit Diderot auch historisch von Christian Awes Arbeit entfernt ist, so nah kommt seine Beschreibung ihr doch der Sache nach. Wie im Werk Chardins fasziniert in Awes Arbeiten nicht zuletzt die Spannung zwischen Malerei und Bild. Wie Chardin ist auch Awe ein Künstler, bei dem Farbe, Form und Pinselstrich ihre Eigenwerte behalten – und dennoch ist er ein Illusionist. Farbe Farbe sein lassen und gleichzeitig täuschen, das ist ein Paradox, das nicht nur das 18. Jahrhundert interessierte. Der Vergleich von Christian Awe mit Jackson Pollock ist zumindest in dieser Hinsicht irreführend, auch wenn er sich nicht zu Unrecht aufdrängt. Denn die Striche, Spritzer und der Farbfluss des amerikanischen Malers sind relativ unvermittelt und damit jenseits jeder Illusion lesbar. Pollocks Drippings sind Spuren. Nichtabbildend verweist ein Werk Pollocks dennoch indexikalisch auf seinen Entstehungsprozess und macht ihn nachvollziehbar. Wie ein Tatort verweist es indizienhaft auf die Ereignisse seiner eigenen Entstehung. Damit wird es nicht nur selbstreflexiv, sondern zeichenhaft erzählend, insofern als eine Narration per definitionem Darstellung von Handlungen und Ereignissen ist. Harold Rosenberg, der Erfinder des Ausdrucks „Action Painting“, formuliert es 1952 besonders pointiert: „Was auf der Leinwand passiert, ist kein Bild, sondern ein Ereignis“ (H. Rosenberg, „American Action Painters“, 1952). Die Leinwand wird dem Action Painter zu „einer Arena“, in der der Maler nicht darstellt, sondern handelt. Der Künstler wird zum Gladiator, der in die Arena steigt. Das Werk ist das, was vom Kampfe übrigbleibt. Von Spritzern übersät könnte auch manches Werk Awes solch martialische Assoziationen wecken. Aber der erste Eindruck täuscht. Tragen auch seine Leinwände Spuren, die auf eine Reihe von Handlungen schließen lassen, ist es viel schwerer, sie direkt indexikalisch zu lesen. Man glaubt zu verstehen, wie die Schichten aufeinander folgen, aber durch subtiles Schichten und Ablösen wird in Wirklichkeit ein Ablesen der schöpferischen Handlungen aus dem Werk fast unmöglich. Oft wirkt auf den ersten Blick wie ein spontaner Spritzer, was der realen Handlung nach ein langsames Abtragen ist. Awes Arbeit stellt so nicht nur die Engführung von empfundener Schnelligkeit im Ausdruck und realer Schnelligkeit im Schaffensprozess infrage, sondern schafft in diesem Zusammenhang weitere Paradoxien. So spricht Gabriele Uelsberg in Bezug auf seine Arbeit von einer „Konstruktion des Informellen“ (Dr. G. Uelsberg, Katalogtext in „Christian Awe – amour fou“, 2014) und legt eine Ähnlichkeit mit Renaissance-Malerei nahe. Tatsächlich könnte man Awes Arbeit mit der Sprezzatura in Zusammenhang bringen, die nach dem italienischen Renaissance-Theoretiker Baldassare Castiglione zum künstlerischen Prinzip par excellence avancierte. Die Sprezzatura ist die gekonnte Simulation von Spontaneität, die Fähigkeit „es so aussehen zu lassen, als sei das, was man geschaffen hat, ohne Schwierigkeit und fast ohne Nachdenken entstanden“

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(B. Castiglione, Il Cortegiano, 1528), während in Wirklichkeit das Gegenteil der Fall sein mag (und vermutlich sein sollte). Während visuell der Unterschied groß ist zwischen italienischer Malerei der Renaissance und Awes abstrakten Kompositionen, ist der Weg bei beiden ähnlich: Es geht um Kunst, die die Kunst verbirgt. Wie die Werke der Renaissance gehen Awes Arbeiten auf den Betrachter zu, wollen ihn, wie der Maler selbst sagt, „in Staunen versetzen“. Unmittelbarkeit und totale Lesbarkeit des Malprozesses sind für Awe keine Werte an sich. Auch die Idee der Schnelligkeit, die dem Abstrakten Expressionismus oft so wichtig ist, weil sie Unmittelbarkeit garantiert, ist bei Awe problematisch. Da viele seiner Arbeiten den Eindruck großer Dynamik und Geschwindigkeit erwecken, schließen viele Betrachter auf einen schnellen, ­explosiven und spontanen Schaffensprozess. Das entspricht aber gar nicht oder nur teilweise den Tatsachen. Die Arbeitsweise Awes lässt zwar Zufälligkeiten zu, und der Künstler lässt sich gerne von seinen Werken überraschen, aber das Auftragen, Trocknen und partielle Ablösen von 5 bis 15 Farbschichten ist ein bewusst gesteuerter Prozess, der oft mehrere Wochen d ­ auert. Dabei gibt es viele sehr überlegte Arbeitsschritte, die zwar als solche die Präzision seiner ­Kompositionen erklären, aber sich an der Bildoberfläche nicht direkt als solche zu erkennen geben. Was wie zufällig aussieht, kann hier bewusst durch Abtragen geformt oder gemalt sein. Viele Bildzonen, die wirken als seien sie addiert und auf das Bild getropft, wurden in Wirklichkeit durch Subtraktion wieder aus tieferen Schichten an die Oberfläche geholt. Technisch steht Awe den Decollagisten wie Mimmo Rotella oder Jacques Villeglé in diesem Sinne näher als vielen der amerikanischen Action Painters. Im Übrigen unterscheidet sich schon zur Blütezeit des traditionellen Action Paintings die Arbeitsweise verschiedener Maler entschieden: Willem de Koonings Bilder beispielsweise evozieren einen schnellen Pinselstrich, während er in Wirklichkeit oft monatelang an einem Werk arbeitete. Awe selbst verweist auf die relative Langsamkeit­­ Jean-Michel Basquiats. Es sei dahingestellt, ob man in diesem Rahmen bereits von einer Art Illusion (zum Beispiel von Geschwindigkeit oder visueller Vordergründigkeit) sprechen will, die der Modernismus, der den intellektuellen Hintergrund des Action Paintings bildet, ablehnen würde. In seiner Illusionskritik richtet sich der Modernismus-Theoretiker Clement Greenberg ­­besonders gegen jeden Versuch, auf flacher Leinwand ein Gefühl von Tiefe zu erzeugen. Wer als Künstler darauf abzielt, hat nach Ansicht des amerikanischen Kritikers Malerei als Medium missverstanden. Greenberg schätzt im Gegenteil Werke, die die Flachheit der Leinwand betonen und damit hervorheben, was der Malerei zu eigen ist und sie auch von der Skulptur unterscheidet. Zunächst scheint es, als würden viele der Bilder Awes – gerade auch die Wasserbilder, die so sehr den Eindruck von Dreidimensionalität erwecken – auch in diesem Sinne Greenbergs Aufforderung widersprechen und praktisch an Bildtheorien anknüpfen, die, von Platon bis Lessing, Illusion als das Ziel der Kunst definieren, auch wenn sie ohne Objekte auskommen. Sieht man sich aber die Texte Greenbergs genauer an, stellt man fest, dass auch er der Illusion einen Platz einräumt. Manchmal, so Greenberg, „unterstreicht der Künstler bewusst das Illusorische der Illusion, die er zu schaffen vorgibt. […] Das Ergebnis ist eine optische Illusion, keine realistische. Diese unterstreicht gerade die Undurchdringlichkeit der flachen Oberfläche.“ (C. Greenberg, „Towards a newer Laocoon“, 1940). Genau das scheint mir aber die Erfahrung zu sein, die uns die Wasserbilder vermitteln. Durch ihre fast surreale Plastizität lassen sie die Flachheit des Mediums umso deutlicher hervortreten. Treten wir nah genug heran, um nach den Tropfen zu greifen, „verflacht und verschwindet alles“. Weil wir im wahrsten Sinne „ent-täuscht“ werden, sind wir es gerade nicht: die Tropfen sind dreidimensional auf ganz glatter Oberfläche.

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Die Genese der Wasserbilder bringt uns den Schaffensprozess Awes näher. Die Wissenschaftlichkeit seiner Arbeit tritt hier gerade deshalb so deutlich hervor, weil ein Unfall am Anfang stand. ­Davon gleich mehr. Wichtig ist zunächst, dass für Christian Awe Kunst schon lange, bevor der ­Begriff der artistic research in aller Munde war, mit Magie, Forschung und Handwerk zugleich zu tun hatte. So beobachtete er im Alter von sechs Jahren, wie der Maler Manuel García Moia ein ­riesiges Kunstwerk auf einer Hauswand in seinem Stadtbezirk Berlin-Lichtenberg entstehen ließ. Bis heute nicht vergessen hat er, wie der Künstler dabei aus nur sechs Farben, die ihm zur Verfügung standen, 30 Farbtöne mischte. Dieser Aspekt faszinierte ihn damals offenbar mehr als der Inhalt des Bildes, den er auch heute nicht erwähnt, wenn er von seinem Schlüsselerlebnis berichtet. Vielleicht hängt es mit dieser frühen Erfahrung zusammen, dass Awe sich nicht mit einer bloßen Nutzung vorgefundener Materialen zufrieden gibt, sondern ständig nach neuen Techniken sucht, um seine Gestaltungsmöglichkeiten zu erweitern. Schüttbilder, Musterbilder, Wasserbilder... Immer wieder fällt bei Awe eine stilistische Veränderung mit der Entwicklung einer neuen Technik zusammen. In seinen Wasserbildern, die seit 2015 entstehen, zwingt er Wassertropfen, die sonst nur transitorisch denkbar sind, zum Verweilen. Dabei hat er gar nicht nach einer solchen Lösung gesucht, sondern bloß ein Bild im Regen stehen lassen. In anderen Worten: Es gäbe diese Bilder nicht ohne die serendipity, die auch für viele nicht-künstlerische Forschungserfolge wesentlich ist. Es handelt sich um das Prinzip, dem wir die ­Post-its und den Klettverschluss, das Penicillin und die Entdeckung der Röntgenstrahlung verdanken. Horace Walpole, der Autor, der den Begriff geprägt hat, definiert die Serendipität als die Fähigkeit, etwas zu finden, das man nicht gesucht hat. Wie Fleming das Penicillin entdeckte, als er eine Nährplatte mit Staphylokokken vergaß und sich darauf Schimmel bildete, entwickelte Awe die Technik für seine Wasserbilder, nachdem ein Bild, das zum Trocknen auf der Terrasse stand, Regen abbekam. Als es ihm gelang, den Ärger über das fahrlässig zerstörte Werk zu überwinden, entdeckte der Künstler das Potential zu einem neuen Typ Bild. Darin verbirgt die Kunst die Kunst so sehr, dass sie wie Natur wirkt, und es scheint, als hätte der Künstler nicht gemalt, sondern bloß die Spur eines natürlichen Prozesses „eingefangen“. Phänomen und Abbildung des Phänomens fallen hier auch räumlich zusammen. Das Ergebnis sind Bilder, die so plastisch wirken, dass wir sie anfassen müssen, um unsere Augen Lügen zu strafen. Die „reinen“ Wasserbilder von 2015 zeichnen sich durch ihre relative kompositorische Einfachheit aus. Nur wenige Schichten liegen hier übereinander, und die Werke haben oft eine klare R ­ ichtung. Manchmal hintergründig, sind sie doch viel übersichtlicher und weniger explosiv als viele der ­früheren Arbeiten. Sie legen eine kontemplativere Betrachterhaltung nahe. Zwar auch auf ­dauer­hafte Betrachtung angelegt, enthalten sie weniger ambivalente Formen als vieles, was der Künstler zuvor geschaffen hat. Die Wasserbilder von 2015 erscheinen so auch visuell als eine ­Verlangsamung in seinem Schaffen, das mit der Entwicklung und Integration eines neuen ­Mittels in sein malerisches Repertoire einhergeht. In den Werken von 2016, die Wasserelemente aufgreifen, nimmt die Schichtung wieder zu, und Stilelemente seiner vorherigen Arbeit tauchen wieder auf. Sein Formenvokabular hat das Wasser organisch integriert, wie in den Jahren zuvor schon die Kiesel oder Muster. Während die Langsamkeit von Awes Malprozess den Eindruck von Schnelligkeit, den seine Bilder ausstrahlen, Lügen straft, erklärt sie vielleicht die Komplexität der Werke. Zwar besitzen viele seiner Bilder eine große Kohärenz, und ihre Struktur ist deshalb relativ schnell erfassbar; zwar lässt sich ein Werk wie Begegnung, das Wandbild, das Awe 2016 für die Landesvertretung Niedersachsen in Berlin geschaffen hat, auf ein Prinzip wie Einheit in der Vielfalt beziehen – dennoch laden die Werke zu einer längeren Beschäftigung ein. Nicht nur, weil nur so der Betrachter

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hoffen kann, doch noch die Erzählung zu rekonstruieren, die sie indexikalisch zu vermitteln suchen, sondern auch wegen der vielen Schichten und ambivalenten Formen, die verschiedene Deutungen zulassen. Auch in diesem Sinne sind seine Arbeiten „klassisch“, denn wie G. E. Lessing, ein Zeitgenosse Diderots, 1766 in seiner Schrift Laokoon erklärt, sind Werke der Malerei nicht da, um „bloß erblickt, sondern betrachtet zu werden, lange und wiederholtermaßen betrachtet zu werden […]. Je mehr wir sehen, desto mehr müssen wir hinzu denken können. Je mehr wir dazu denken, desto mehr müssen wir zu sehen glauben.“ Auch hier geht es natürlich nicht um abstrakte Kunst, ja nicht einmal um Stillleben, sondern um Historienmalerei, das Darstellen mythologischer oder religiöser Erzählung – und zwar nicht als Spur, sondern ikonisch bildhaft. Aber auch dieses Zitat lässt sich auf Awe beziehen. Nicht nur, weil er Bilder schaffen möchte, an denen man sich nicht satt sieht; Werke, die so komplex sind, dass man darin immer wieder etwas Neues entdeckt; nicht-figurative Darstellungen, die sich Familien abends gemeinsam ansehen, statt fern zu sehen, sondern auch, weil er in seinen Bildern das Vorübergehende fixiert und so fruchtbare Momente schafft, die, wie Lessing gesagt hätte, die „Einbildungskraft“ anregen, mehr hinzuzudenken als wir zu sehen glauben. Spannend ist, dass Awes Arbeit uns geradezu herausfordert, traditionelle Überlegungen zur Kunst heranzuziehen, und dennoch so dezidiert zeitgenössisch wirkt, dass es schwierig wäre, sich auch nur vorzustellen, sie sei im 20. Jahrhundert geschaffen worden. Unseren postdigitalen Augen fällt es sogar schwer, sie ganz von Assoziationen computergenerierter Formen frei zu halten. In der realen Welt scheint etwas entweder geflossen oder gemustert zu sein. Wenn ein Farbtopf oder eine Spraydose mit Muster statt Farbe gefüllt ist, sind sie digital. Muster tropfen zu lassen, schien nur im Grafikprogramm möglich. Seltsamerweise erinnere ich mich noch ganz dezidiert an meine Überraschung, als ich erstmals gesprühte oder geflossene Tapetenmuster aus der Dose kommen sah – auch wenn die Dose virtuell war und die Muster nur auf meinem Bildschirm erschienen. So rufen also Awes reale Musterbilder Erinnerungen an digitale hervor. Ist dieser Transfer einmal vollzogen, digitalisiert sich seine Arbeit vorübergehend mental, seine echten Schichten erinnern uns an die Layers aus Photoshop, und die Farbintensität seiner Werke lassen uns an eine Hintergrundbeleuchtung denken, wie sie unsere Bildschirme haben... . Auch wenn es uns in manchen Fällen schließlich gelingt, unsere Wahrnehmung der Wirklichkeit anzupassen, die Subtraktion nicht nur als solche zu erkennen, sondern auch zu sehen, wenn die Illusion der geflossenen Muster langsam nachlässt und damit auch die digitalen Assoziationen schwächer werden, finden wir doch immer wieder zu unserer primären Wahrnehmung zurück, in der Muster fließen, Explosionen stillstehen und Wassertropfen auf der Fläche rund bleiben. Awes Bilder werden dabei zu Kippbildern, die wie Jastrows Hasenente als das eine oder andere erscheinen können, wobei jede der Deutungen eine ganze Reihe anderer Seherfahrungen nach sich zieht: „Wir deuten sie also und sehen sie, wie wir sie deuten.“ (L. Wittgenstein, Philosophische Untersuchungen, 1953). Während also ein besseres Verständnis des Vorher, Nachher, Davor, Dahinter, Hinzugefügt oder Weggenommen zu einer „Ent-Täuschung“ führen kann, ist diese eine Bereicherung, denn beim nächsten Blick ist noch immer alles umgekehrt.

Zum Autor: Dr. Klaus Speidel ist Philosoph und Kunstkritiker. Er hat in München und Paris studiert und dort an der Sorbonne promoviert. 2015 wurde er mit dem Prix AICA France für Kunstkritik ausgezeichnet. Seit Oktober 2015 leitet er als Lise-Meitner Postdoc Fellow das Projekt „Zur experimentellen Narratologie des Bildes“ im Labor für empirische Bildwissenschaft an der Universität Wien.

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radix 2016 Acryl, Sprühlack auf Leinwand 80 x 65cm acrylic, spray paint on canvas 31.5 x 25.6 in


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liqa' 2016 Acryl, Sprühlack auf Leinwand 200 x 300 cm acrylic, spray paint on canvas 78.7 x 118.1 in


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en route 2016 Acryl, Sprühlack auf Leinwand 130 x 200 cm acrylic, spray paint on canvas 51.2 x 78.7 in


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fluid 2015 Acryl, Sprühlack auf Leinwand 50 x 40 cm acrylic, spray paint on canvas 19.7 x 15.7 in


prudens 2016 Acryl, Sprühlack auf Leinwand 50 x 40 cm acrylic, spray paint on canvas 19.7 x 15.7 in

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Phobetor, Phantasos, Morpheus 2015 Acryl, Sprühlack auf Leinwand je 50 x 120 cm acrylic, spray paint on canvas each 19.7 x 47.2 in


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leaudanse 2016 Acryl, Sprühlack auf Leinwand 120 x 100 cm acrylic, spray paint on canvas 47.2 x 39.4 in


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jeu d‘eau 2016 Acryl, Sprühlack auf Leinwand 80 x 65 cm acrylic, spray paint on canvas 31.5 x 25.6 in


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come closer to me 2016 Acryl, Sprühlack auf Leinwand 110 x 145 cm acrylic, spray paint on canvas 43.3 x 57.1 in


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BY KLAUS SPEIDEL

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“That is nature itself. The objects emerge from the canvas and have a truth that deceives the eyes […]. This magic is utterly incomprehensible. The larger effect emerges from bottom to top through the thick layers of colors, one upon the other. In other cases, there is the nearly ­indubitable perception of a fine vapor breathed upon the canvas; or, in still other cases, of a light foam sprayed over it […]. In approaching the canvas more closely, everything blurs, flattens and ­disappears; but at a distance, everything undergoes genesis, recreating itself once again.” (Denis Diderot, from the “Salons of 1763”)

Thoroughly anachronistic in its placement at the beginning of this essay, this 1763 citation of Denis Diderot actually refers to the figurative still life painting of French Salon master Jean-Baptiste Siméon Chardin. Be that as it may, this description comes just about as near to aptly describing Christian Awe’s work as Diderot is chronologically far from it. As with Chardin’s work, Awe’s oeuvre is fascinating not least of all for its inherent tension between painting and picture. Like Chardin, Awe is an artist for whom color, form and stroke retain their own value –while he also is an illusionist. Letting color be color while simultaneously evoking illusoriness: This is a fascinating paradox – and not just for the 18th century. From this perspective at the very least, we see that a comparison of Christian Awe and Jackson Pollock is misguided (even while it does suggest itself strongly, and that not without reason). After all, Pollock’s strokes, sprayings and color flows are relatively immediate and can thus be deciphered beyond any illusion. Pollock’s drippings are traces, clues. A work by Pollock, while non-representative, includes indexical pointers as to its process of creation, making it readable. Like a crime scene, it points to the events of its own creation where the artist has left clues behind. It becomes not only self-reflective but transforms into a narrative, simply because narration is per definitionem the representation of actions and events. Harold Rosenberg, who coined the term “action painting,” formulated it in a particularly pointed way in 1952: “What was to go on the canvas was not a picture but an event” (H. Rosenberg, “American Action Painters”, 1952). For the action painter, the canvas becomes an “arena” in which (s)he acts rather than depicts. The artist transforms into a gladiator entering the arena. The work is what is left over at the conclusion of the battle. Strewn with splatters, some of Awe’s work could also awaken such martial associations. But the first impression would here be deceptive. While his canvases also bear clues, allowing us to trace them back to a series of actions, it is much more difficult to read them in a directly indexical manner. We have the impression that we understand how the layers are applied, but in reality, the work’s subtle stratification and detaching makes it nearly impossible to read the actions at work in its creation. Often, what appears at first glance to be a spontaneously sprayed application was actually a long process of removal. Awe’s work hence calls into question not only the link of perceived speed and actual speed in the creative process but also creates further paradoxes in this regard. It is for this reason that Gabriele Uelsberg speaks of a “construction of the informal” in reference to his work (Dr. G. Uelsberg, catalogue “Christian Awe – amour fou“, 2014) and suggests its similarity to Renaissance painting. Awe’s work could in fact be linked to what became an artistic principle par excellence after Italian Renaissance theorist Baldassare Castiglione: sprezzatura. The agile simulation of spontaneity, sprezzatura, is the ability to make it appear as if “what is done and said is done without effort and almost without thought” (B. Castiglione, Il Cortegiano, 1528) – while in truth, the opposite may (and in probability should) be the case. While the visual difference between Italian Renaissance painters and Awe’s abstract compositions is great, the path both take is similar: It is about art disguised by art.

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As with the works of the Renaissance, Awe’s works approach the viewer, aiming at “astonishment”, as the artist himself states. For Awe, immediacy and total readability of the painting process are not values in themselves. The idea of speed – so often vital in abstract expressionism, as it guarantees immediacy – is also problematic with Awe. Since many of his works awaken the impression of great dynamism and speed, many viewers assume a fast, explosive and spontaneous creation process. However, this is at best only partially true. Awe’s working methods make room for the random. He likes to be surprised by what emerges in his own works, but the application, drying and partial removal of five to fifteen layers of color is based on a consciously guided plan and often takes many weeks. There are numerous thoroughly deliberated steps in his working process which explain the precision of his compositions, but are not recognized as such on the surface of the work. What looks accidental can here be consciously painted or formed using removal. Many areas of the work that appear added and dripped onto the painting are in reality brought to the surface from deeper layers via subtraction. In this technique-based sense, Awe is closer to the décollage artists, like Mimmo Rotella and Jacques Villeglé, than to many of the American action painters. The fact is that the working methods of different painters already differed significantly in the heyday of traditional action painting; Willem de Kooning’s works, for example, evoke the impression of a fast stroke method, while in reality he often worked for months on a work. Awe himself refers to the relative slowness of Jean-Michel Basquiat. I am not sure if one should already speak of a sort of illusion (such as that of speed or the visual superficiality of the foreground) in this context, such as would be rejected by modernism (which forms the intellectual backdrop of action painting). In his critical treatment of illusionism, the American modernism theorist Clement Greenberg levels particular criticism against any attempt to create a feeling of depth with a flat canvas. Whoever follows such an artistic pursuit has, according to Greenberg, misunderstood the medium of painting. Rather, Greenberg values works that emphasize the flatness of the canvas and thus bring out what is essential to painting and distinguishes it from sculpture. Initially, it appears that many of Awe’s works, particularly his water pictures – which so vividly awaken the impression of three-dimensionality – diverge from Greenberg’s ideal in this sense. Even if they only rarely depict objects, they do rather correspond to the art theory that prevailed from Plato to Lessing and defined illusion as the goal of art. But in taking a closer look at Greenberg’s texts, we realize that he, too, cedes some space to illusion. Sometimes, states Greenberg, “the artist deliberately emphasizes the illusoriness of the illusion which he pretends to create. […] The result is an optical illusion, not a realistic one, and only emphasizes further the impenetrability of the plane surface.” (C. Greenberg, “Towards a newer Laocoon”, 1940). Now this seems to be the sort of experience the water pictures convey. Their almost surreal plasticity allows the flatness of the medium to be emphasized all the more. If we come close enough to grasp at the drops, “everything flattens and disappears”. It is because we are quite literally taken in that we are not; the drops are three-dimensional on an utterly smooth surface. The genesis of the water pictures brings us closer to Awe’s creative process. The scientific aspect of his method comes into focus precisely because they began with an accident. More on this below; we should first note that art, for Awe, had to do with magic, research and skilled craft long before the concept of artistic research was in everyone’s mouth. It was at six years of age that he observed painter Manuel García Moia creating a largescale artwork on the wall of a house in his home district Berlin-Lichtenberg. Until this very day, Awe has not forgotten how the artist took the six colors available to him to create 30 new colors. More than the content of the artwork itself which Awe today no longer mentions when speaking about this watershed moment, it seems to have been this aspect that fascinated him from the very beginning. Perhaps this early experience may

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explain why Awe is not satisfied to simply use preexisting materials, instead constantly searching for new techniques in order to broaden his palette of creative possibilities. Gravel pictures, pattern pictures, water pictures... For Awe, stylistic change often comes with the development of a new technique. His water pictures, which he has been creating since 2015, compel water drops – normally conceived as transitory – to linger. But this was not actually what he was looking to achieve. He simply forgot one of his works in the rain. In other words, these pictures would not exist without serendipity, the principle that has also played a vital role in non-artistic research successes – a principle we have to thank for post-it notes and the zipper, penicillin and the discovery of X-rays. Horace Walpole, the author who coined the expression, defines serendipity as the ability to make discoveries, by accident and sagacity, of things which the explorers were not in quest of. Just as Fleming discovered penicillin when mold killed Staphylococcus bacteria on a forgotten plate, Awe developed his water picture technique after the rain ruined his painting drying on the terrace. Once able to overcome his anger at the negligently destroyed work, Awe discovered a potential to create a new type of work. In this new form, art disguises art so much that it appears as nature, as if the artist did not paint, but simply “captured” the traces of a natural process. Phenomenon and depiction of the phenomenon here converge quite literally, with the result being pictures that seem so three-dimensional that we have to touch them because our eyes trick our mind. The “pure” water pictures from 2015 are characterized by their relative compositional simplicity. Only a few layers are used, and the works often have a clear direction. At times enigmatic, they are much clearer and less explosive than many of the earlier works. They suggest a more contemplative viewer. While they are also made for long observations, they contain less ambivalent forms than much of what the artist had created before. Visually, too, the water pictures of 2015 appear to be a deceleration in his oeuvre. It goes hand in hand with the development and integration of a new medium in his artistic repertoire. In the 2016 works with water elements, layering increases once more and the stylistic elements characteristic to his previous works emerge again. Water has been organically integrated into his formal repertoire, just as gravel and patterns were in previous years. Inasmuch as the slowness of Awe’s painting process belies the impression of speed his pictures exude, it may explain the complexity of his works. True, many of his pictures possess a great coherency, and their structure can thus be discerned in a relatively short amount of time. A work like Begegnung, the mural Awe created in 2016 for Lower Saxony’s Landesvertretung in Berlin (state embassy to the federal level), allows for the extraction of allusions to a principle like Unity in Diversity; but still, the works invite the viewer to longer-term observation. This is not only a way to try to indexically reconstruct the narrative they communicate, but also a way to explore the many layers and the different interpretations suggested by their ambivalent forms. In this sense, too, his works are “classical”. As G. E. Lessing, a contemporary of Diderot, explained in 1766 in his paper Laocoon, painted works are not there to be “merely looked at, but to be observed, for long periods of time and repeatedly […]. The more we see, the more we must be able to imagine; the more we imagine, the more we must think we see.” Of course, this citation is also not about abstract art or even about still life but rather about history painting, the portrayal of mythological or religious narratives (depicted iconically rather than indexically). However, this citation may be used to refer to Awe as well. After all, he wants to create paintings the viewer never grows tired of looking at, works so complex that the beholder always discovers something new in them, non-figurative representations that families look at together in the evening instead of watching television. In other words, Awe creates what Lessing calls fruitful moments that lead us to imagine more than we think we see.

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The fascinating thing is that Awe‘s works virtually challenge us to draw upon traditional thoughts regarding art while still appearing so decidedly contemporary that it is hard to imagine they were created in the 20 th century, let alone before. It is hard for our post-digital eyes to free themselves from associations with computer-generated forms. In the real world, something either flows or is patterned; a bucket of paint or a spray can that are filled with patterns instead of color can only be digital. The use of dripping patterns only seems possible in a graphics program. Strangely, I still remember my surprise quite clearly upon first seeing wallpaper patterns coming out of a can. The surprise was real even if the can was virtual and the patterns only appeared on my screen. Awe’s real pattern pictures likewise call forth memories of digital ones. Once we engage in this transfer, his work is temporarily digitized, mentally speaking. His real layers start to remind us of the layers in Photoshop and the color intensity of his works makes it seem like the works are backlit like our computer screens… . Even if in some cases we do succeed in adapting our perception to reality, not only recognizing the subtractions in his works but also seeing them as such, the illusion of dripping patterns abating and any digital associations weakening, we still always find our way back to our primary perception in which patterns drip, explosions stand still and water drops remain round on the surface. Awe’s pictures thus become tilted images which, like Jastrow’s duck-rabbit, can appear as one thing or the other but in which each construal brings with it a totally different series of visual experiences. “So we interpret it and see it as we interpret it” (L. Wittgenstein, Philosophical Investigations). Hence, while a better understanding of before, after, in front of, behind, added and subtracted in his paintings can lead to deception, it still represents an enrichment, because in taking another look, everything is always once again the other way around.

About the author: Dr. Klaus Speidel is a philosopher and art critic. He studied in Munich and Paris where he earned his doctorate at the Sorbonne and was awarded the Prix AICA France for art criticism in 2015. He has been heading the project “Towards an experimental narratology of the image” at the University of Vienna’s Lab for Cognitive research in art history (CreA) since October 2015.

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dilucide 2016 Acryl, Sprühlack auf Leinwand 210 x 260 cm acrylic, spray paint on canvas 82.7 x 102.4 in


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night bird 2016 Acryl, Sprühlack auf Leinwand 210 x 260 cm acrylic, spray paint on canvas 82.7 x 102.4 in


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farih 2016 Acryl, Sprühlack auf Leinwand 210 x 260 cm acrylic, spray paint on canvas 82.7 x 102.4 in


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ma’ an 2016 Acryl, Sprühlack auf Leinwand 120 x 100 cm acrylic, spray paint on canvas 47.2 x 39.4 in


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su 2016 Acryl, Sprühlack auf Leinwand 120 x 100 cm acrylic, spray paint on canvas 47.2 x 39.4 in


aab 2016 Acryl, Sprühlack auf Leinwand 120 x 100 cm acrylic, spray paint on canvas 47.2 x 39.4 in

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Selene 2016

Astarte 2016

Acryl, Sprühlack auf Leinwand 50 cm acrylic, spray paint on canvas 19.7 in

Acryl, Sprühlack auf Leinwand 50 cm acrylic, spray paint on canvas 19.7 in


Nestis 2016 Acryl, SprĂźhlack auf Leinwand 50 cm acrylic, spray paint on canvas 19.7 in

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sol amour 2016 Acryl, Sprühlack auf Leinwand 130 x 200 cm acrylic, spray paint on canvas 51.2 x 78.7 in


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nuages 2016 Acryl, Sprühlack auf Leinwand 180 x 180 cm acrylic, spray paint on canvas 70.9 x 70.9 in


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TEXT MIT AUSZÜGEN DES INTERVIEWS JULI 2016

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Der in Deutschlands aufstrebender Kulturhauptstadt Berlin ansässige Künstler Christian Awe ist ein außergewöhnlicher Mensch. Mit Erfolg, internationalem Renommee und einer tiefen Hingabe für das emotional geladene Spannungsfeld von Farbe und Komposition geht es Awe aber um weit mehr, als um die bloße Konzentration auf die Weiterentwicklung seines künstlerischen Schaffens. Er ist ein Künstler, dessen Werke davon zeugen, was es bedeutet, in diesen schwierigen Zeiten Mensch zu sein. Seine Arbeiten spiegeln aktuelle Themen wider und kommentieren Fragestellungen, die sich aufgrund weltweiter Unsicherheit und Unruhen auftun. Er ist weitgereist und hat dabei andere politische Landschaften sowie fremde Kulturen und T ­ raditionen kennen­gelernt und diese verinnerlicht. Zu Hause in seinem Ost-Berliner Atelier nutzt er sein ­Talent und seine Inspiration dazu, um mit seinen Arbeiten sowohl auf die gesellschaftlichen ­Probleme ­unserer Zeit aufmerksam zu machen, aber auch, um Mut und Optimismus zu vermitteln. Angefangen bei der Organisation von Malworkshops mit geflüchteten Kindern, über den Bau einer Schule in ­Burkina Faso und der Partnerschaft mit nationalen Institutionen und Initiativen, bis hin zu seinem neuen Projekt „Begegnung“, einem großen Wandbild, das in unmittelbarer Nähe des Holocaust Mahnmals in Berlin präsentiert wurde, zeugt Awes Arbeit von seinem tiefen Mitgefühl mit dem ­Schicksal der Flüchtenden und einem neu aufkommenden „Wir-Gefühl“. Ende des Frühjahrs 2016 wurde Awe vom Büro des niedersächsischen Ministerpräsidenten, Stephan Weil, angesprochen, ob er sich vorstellen könnte, an der Initiative „Niedersachsen packt an“ mitzuwirken. Als gemeinsames Projekt u.a. des Deutschen Gewerkschaftsbundes, der christ­ lichen Kirchen und der Unternehmerverbände Niedersachsens bringt diese Initiative unter der Schirmherrschaft der niedersächsischen Landesregierung kommunale Spitzenverbände, human­­itäre Organisationen und Wohlfahrtsverbände, die im Parlament vertretenen Parteien sowie zahlreiche Firmen, Kammern, Verbände und Einzelpersonen zusammen, um denjenigen zu helfen, die in Niedersachsen Zuflucht vor Krieg, Terror und politischer Verfolgung suchen. Die tragischen Umstände, mit denen sich Tausende von Menschen aus weit entfernten Ländern aus­einandersetzen müssen, sind nun auch Teil des alltäglichen Lebens in Deutschland ge-­ worden. Vor diesem Hintergrund und angesichts der im ganzen Land sichtbar gewordenen Bemühungen, die Flüchtlinge aufzunehmen und zu integrieren, sind nationale Initiativen wie das Bündnis „Niedersachsen packt an“ Ausdruck einer Welle von Mitgefühl und Solidarität mit denjenigen, die alles verloren haben und die auf der Suche nach einer neuen Heimat sind. Diese Initiativen fördern Verständnis und Akzeptanz und stellen sich so der Ignoranz und Vorurteilen entgegen. Als die Organisatoren von „Niedersachsen packt an“ nach einem Künstler suchten, der diese Idee am besten ausdrücken könnte, fiel ihre Wahl auf Awe, dessen bisheriger Einsatz für humanitäre Zwecke und intensive künstlerische Auseinandersetzung mit diesen Themen für sich sprechen. Im Laufe der Gespräche zwischen Künstler und den Verantwortlichen des Bündnisses entstand die Idee einer großflächigen Wandmalerei, die die Kernaussage von „Niedersachsen packt an“ kommunizieren sollte. Die Betrachter des Bildes sollten dazu animiert werden, sich mit der Flüchtlingsthematik auseinander zu setzen, um so das ganze Ausmaß der Situation zu verstehen und sich in die Betroffenen hineinzuversetzen, damit im Ideal ein Gefühl von „Zusammenschaffen-wir-das“ entsteht. Um die größtmögliche Wirkung zu erzielen, wurde beschlossen, dass die Arbeit an der Außenfassade der Vertretung des Landes Niedersachsen beim Bund angebracht werden sollte, einem großen Gebäude im Zentrum Berlins mit Blick über das Holocaust Mahnmal in Richtung Amerikanischer Botschaft und Brandenburger Tor. Ohne Frage ist es für jeden Künstler eine unglaublich große Ehre, an diesem besonderen Ort ein Kunstwerk zu installieren.

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Die Arbeit wurde am 20. Juni 2016 im Rahmen eines großen Sommerfestes in Berlin-Mitte enthüllt und erhielt viel positive Resonanz seitens der Politik, von Kritikern sowie durch Passanten. Damit erfüllte sich Awes Hoffnung, dass die Anbringung des Bildes an der Fassade eine große Aufmerksamkeit generiert; zeugt das Werk doch von der Vision des Künstlers, das gemeinsame Ziel von Respekt, Einheit und Harmonie selbst unter den schwierigsten Umständen zu verfolgen. Wie hat alles angefangen? Der Anfang von allem ist eine Begegnung. Dies ist auch der Name des Kunstwerks. Für mich beinhaltet jede Begegnung auch verschiedene Möglichkeiten. Es kann die Begegnung mit einem Menschen, einem Gedanken oder einer anderen Kultur sein. Wer waren die Initiatoren dieses Projekts? Der Ursprungskontakt zum Projekt kam aus dem Büro des niedersächsischen Ministerpräsidenten, Stephan Weil. Es stellte sich heraus, dass sein persönlicher Referent ein Fan meiner Arbeit ist, und er kam mich in meinem Atelier besuchen. In Niedersachsen gibt es seit einigen Monaten ein Projekt mit dem Namen „Niedersachen packt an“, von dem ich gehört und gelesen hatte. Es ist ein Integrationsprojekt, in dem Freiwillige im Bereich Integration und Migration arbeiten und helfen. Um die allgemeine Situation zu verdeutlichen und als ein Zeichen von Freiheit, Hoffnung und Stärke hatten wir die Idee, etwas Größeres entstehen zu lassen. Also fragten sie mich, ob ich mir vorstellen könnte, mit ihnen an einem gemeinsamen Projekt zu arbeiten. Sie kannten meine bisherigen großflächigen Kunstwerke im öffentlichen Raum, und ihnen gefiel mein Einsatz für gemeinnützige Organisationen. Vom Zeithorizont her planten sie mit einer großen Veranstaltung im Juni in Berlin, für die sie sehr gerne ein Kunstwerk haben wollten, das als Symbol für Zusammengehörigkeit ein „Wir-Gefühl“ repräsentieren sollte. Um welche Berliner Veranstaltung handelte es sich? Jeden Sommer gibt es ein großes Fest in der Landesvertretung Niedersachsen beim Bund, zu dem rund 3.000 Personen eingeladen werden. Es war also eine fantastische Gelegenheit, die Botschaft im Rahmen dieser Veranstaltung auszusenden, um zum einen Danke für die bisherige Hilfe zu sagen, zum anderen aber auch, um zu weiteren guten Taten zu ermutigen. Somit wurde die Idee von einem großen Wandbild mit den Ausmaßen 12 x 27 Metern als Ausgangspunkt für das Projekt geboren. Jedoch hatte ich schlussendlich nur vier Wochen Zeit, um es umzusetzen. Sie hatten nur vier Wochen, um das Projekt zu realisieren!?! Ja, und während der gesamten Zeit, in der ich daran arbeitete, habe ich befürchtet, dass jemand aus Niedersachsen oder Offizielle aus Berlin vorbeikommen würden, um mein Werk zu inspi­ zieren, nur um dies dann zu kommentieren oder meine Arbeit möglicherweise sogar beeinflussen zu wollen. Aber nichts davon war der Fall, und das war für mich ganz wunderbar. Es braucht Mut, um einem Künstler zu sagen: Wir vertrauen Dir, wir brauchen während des kreativen Prozesses nichts zu sehen. Wir respektieren Deine künstlerische Vision und Freiheit. Dies ist es, was ich brauche, um mein Potential voll ausschöpfen zu können. Neben vielen anderen bin ich besonders Staatssekretär Michael Rüter, der Kuratorin Stefanie Sembill und Marcel Deister von der Niedersächsischen Staatskanzlei für ihr Vertrauen und ihre Unterstützung dankbar. Um die ganze Tragweite des Projektes zu verstehen, muss man wissen, dass am Holocaust Mahnmal und in seiner unmittelbaren Umgebung meines Wissens bisher noch niemandem erlaubt wurde, irgendetwas aufzuhängen oder zu installieren - keine Kunst, keine Werbung, absolut gar nichts. Deshalb hatten wir auch strikte Auflagen, dass wir das Werk nur für einige Wochen aufhängen durften.

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Sie haben schon ähnliche öffentliche Kunstwerke und Wandgemälde in Berlin gezeigt, zum Beispiel in der Frankfurter Allee... Das ist richtig. Als ich jünger war, habe ich viele kleinere Wandgemälde geschaffen. Heute ver­ suche ich, mich auf ein großes Wandbild von 100 bis 500 Quadratmetern alle zwei Jahre irgendwo auf der Welt zu konzentrieren. Diese Projekte sind immer sehr intensiv und erfordern viel Kraft und Leidenschaft. Bis man den historischen Hintergrund eines Ortes vollends versteht, den richtigen Inhalt findet und diesen entgegen aller Bürokratie und Widerstände umsetzt, erfordert es mehr als eine bloße Vision. Das Wissen um das Potential, aber auch um die Herausforderung, etwas derartig Einmaliges im Herzen Berlins zu kreieren, hat in mir den Wunsch erweckt, etwas von historischer Relevanz zu erschaffen. Hinzu kam, dass in diesem Jahr der 300ste Todestag des Philosophen Gottfried Wilhelm Leibniz ist, von dem der Ausspruch „Einheit in der Vielfalt“ stammt. Dieser Ausspruch passt perfekt zu dem Diskurs, und ich dachte mir, ja, das ist aktueller denn je und wirklich interessant. Hatten Sie den Eindruck, dass die politischen Handlungsträger, mit denen Sie zu tun hatten, sich wirklich mit positivem Engagement für die Botschaft von Einheit und Zusammenge­­­ hörigkeit einsetzten? Absolut, denn es ist ja offensichtlich, vor welch großen Herausforderungen wir alle stehen. Den handelnden Personen ist wirklich wichtig, als Bundesland Niedersachsen aktiv zu werden und dadurch sowohl andere Bundesländer als auch Einzelpersonen zu ermutigen, etwas Ähnliches zu tun, um eine positive Haltung in ganz Deutschland hervorzurufen. Es wird viel über Probleme gesprochen, aber es gibt auch so viele positive Dinge, die jedoch leicht von negativer Stimmungsmache überschattet werden können. Daher ist ein Projekt wie dieses, das Menschen zusammenbringen kann, so wichtig. Dieses Projekt wurde direkt über dem Holocaust Mahnmal in Berlin installiert. Wie hat die Vorstellung, ein Kunstwerk an einem Ort von solch einer historischen Bedeutung zu plat­ zieren, Ihre Vorbereitungen und Planungen beeinflusst? Es lässt einen über die Geschichte nachdenken. Wie kann ich als Künstler meine Stimme erheben und alles zusammenbringen? Wie kann ich alles in Balance bringen und eine historische Verbindung zu dem herstellen, was aktuell geschieht? Vor Ort sind wir nur einen Steinwurf ­entfernt vom ehemaligen Führerbunker des Dritten Reiches, das hat immense Relevanz. Und das Denkmal für die ermordeten Juden Europas selbst trägt so viel Kraft in sich – steht es doch als Mahnmal für so großes Unrecht und den Tod so vieler Menschen. Leider müssen auch heute Menschen in Todesangst flüchten, um ein neues Zuhause zu finden. Sie verlassen ihre Heimat und alle ihre Besitztümer mit so vielen Hoffnungen, um irgendwo neu anzufangen. Stärke in der Einheit, Menschen zusammenzubringen, die Bedeutung des Ortes – was hat Ihr Bildkonzept darüber hinaus beeinflusst? Fluchtwege, Wasser, Kraft, Hoffnung auf eine bessere Welt, Wortspiele, eine klare Botschaft, das Betrachten der Farben von Landesflaggen, von religiösen Symbolen, die ich integrieren konnte... Sie hatten es mit verschiedenen Bildern versucht, bevor Sie schließlich auf das Gemälde kamen, auf das letztendlich die Wahl fiel. Wie haben sich diese „Entwürfe“ entwickelt? Ich habe fünf Bilder gemalt. Dabei habe ich mit verschiedenen Ideen gespielt. Mir war es wichtig, meine neue Serie der Wasserbilder zu integrieren, ich wollte aber natürlich auch in meinem Stil der verschiedenen Farbschichten arbeiten, wodurch ich die Kulturen, Länder und Fluchtrouten thematisieren konnte. In einem der Bilder schrieb ich zum Beispiel auf jede Schicht Wor-

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te in unterschiedlichen Sprachen; Worte, die Freiheit, Hoffnung, Sehnsucht ausdrücken - all das, was für einen Flüchtling wichtig sein könnte. Dies entwickelte sich zum Bild „Einheit in der Vielfalt“. Ein weiterer Ansatz war, meine Art der abstrakten Malerei etwas gegenständlicher mit einer konkreteren Aussage zu fassen – das Bild „Hoffnung“ war geboren, eine Darstellung der europäischen Außengrenzen mit Farbspritzern als Fluchtrouten über Land und Mittelmeer. Also, in dem Gemälde, das schließlich „Begegnung“ wurde, finden wir einen tiefblauen Hintergrund, ein helles Zentrum, Farbrinnsale in vibrierenden Grün-, Rot- und Orangetönen, weiße Spritzer und Markierungen. Es ist ein Bild mit großer Energie und Dynamik... Ja, dies ist das Bild, das ich ausgewählt habe. Das Blau steht für Freiheit, Sehnsucht, Wasser als Grundlage des Lebens, und es bezieht sich auch auf das Mittelmeer. Darüber hinaus ist Blau die F ­ arbe der Europäischen Union. Zu sehen sind zwei sich gegenüber liegende Pole, die Kontinente, ­Gedanken oder Glaubenssysteme symbolisieren können: von Links in Rot und Orange eine Art kraftvoll aufsteigender Phoenix; von rechts ein grüner Gegenpol der Hoffnung. Gemeinsam mit den ­gestischen Spritzern streben sie aufeinander zu in Richtung des hellen Zentrums - vielleicht als Symbol für eine bessere Zukunft? Der hellere Hintergrund in der Mitte des Gemäldes symbolisiert also Hoffnung? Ja, zum einen symbolisiert er Hoffnung, zum anderen aber auch die Zusammenführung von etwas sehr Starkem, etwas Neuem. Das Bauen von Brücken. Es hat zahlreiche Leute gegeben, die in dem Bild etwas Figürliches gesehen haben, wie eine Art positiver Drachenreiter. Andere erinnert es an „Die Erschaffung Adams“, das Bild von Michelangelo, mit den beiden sich zu einander ausstreckenden, sich fast berührenden Fingern Adams und Gottvaters kurz vor dem Moment des überspringenden Lebensfunkens. Die beiden gegensätzlichen und mächtigen Pole in meinem Bild streben aufeinander zu und gehen eine Verbindung ein, wodurch etwas Neues entsteht. Es ist eine Begegnung. Mittlerweile halten einige Leute die weißen Farbspuren für Symbole der Menschen, welche die Überfahrt auf der Flucht nicht überlebt haben. Dies ist für mich eine sehr eindrucksvolle Vorstellung... Also entsprachen alle diese Interpretationen nicht dem, was Sie ursprünglich aussagen wollten oder war das doch der Fall? Nun, natürlich hatte ich es auf diese Weise geplant - mit den Farben, den Wasseranmutungen oder auch mit den Farbspritzern, die den Bewegungen einer Person von A nach B entsprechen sollten. Aber ich ließ es offen für Interpretationen. Ich war sehr glücklich, dass Menschen ähnliche Dinge empfanden, ohne, dass ich es ihnen gesagt hatte. Ich habe teilweise nicht einmal den Titel des Gemäldes genannt. Um zu entscheiden, welches Bild ich auswählen sollte, habe ich Kollegen, Berater, Freunde und Familie um Rat gefragt. Das Werk „Hoffnung“, das wie eine Europakarte aussieht, mit den Spritzern, die die Fluchtwege nach Europa darstellen, erhielt die meisten Stimmen. Aber mein Gefühl sagte mir, dass ich mehr Spannung und mehr Ausdruck brauchte. Ich wollte es deutlich offener und abstrakter halten, sodass der Betrachter frei interpretieren kann. Sie haben also viel Zustimmung für das Bild „Hoffnung“ erhalten. Dennoch waren Sie der Meinung, dass die Arbeit “Begegnung“, die Sie schließlich auswählten, Ihre Intention besser vermitteln würde? Ja, es brauchte einfach diese Energie. Das Holocaust Mahnmal ist so kraftvoll, dass man da wirklich etwas Ausdrucksstarkes benötigt, um ein Statement zu setzen. Es kommen dort so viele Menschen aus den verschiedensten Kulturen vorbei, die alle das Bild betrachten. Das ist großartig. Ich halte es für wichtig, Kunst im öffentlichen Raum und auf der Straße erlebbar zu machen – nicht nur in Museen oder irgendwo online. Die Leute sollen Kunst live sehen und ganz individuell darauf reagieren können. Kunst muss ein Bestandteil des alltäglichen Lebens werden. Am Holocaust Mahnmal werden

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tausende von Fotos gemacht, und es ist interessant, dort mit Menschen über das Werk zu sprechen, denn die Reaktionen spiegeln die verschiedenen Kulturen und persönlichen Erfahrungen wider. Technisch ausgedrückt, wie haben Sie sich der Hausforderung gestellt, ein Werk von so großem Ausmaß zu schaffen – verlief es alles ganz glatt oder gab es so etwas wie eine Lernkurve? In der Tat war es eine große Herausforderung. Ich habe viel gelernt. Es ist immer interessant, an einem Projekt wie diesem zu arbeiten, denn man betritt jedes Mal Neuland. Ich habe gelernt, dass ich ein Gemälde dieser Größe nicht in so kurzer Zeit malen kann. Deshalb musste ich eine Alternative entwickeln und habe einen riesigen Kunstdruck kreiert. Die Lernkurve war immens: vom Prozess des Fotografierens an sich, bei dem mehr als 150 Aufnahmen vom Original gemacht wurden, die dann zu einem Werk mit einer Dateigröße von mehr 25 GB zusammengefügt wurden – einer Datenmenge, bei der die meisten Grafikprogramme zusammenbrechen – bis zu der Erkenntnis, dass ich keine Druckerei in der Umgebung finden konnte, die innerhalb unseres Zeitrahmens meine Qualitätsansprüche erfüllen konnte. So bin ich schlussendlich nach Thüringen gefahren, um es realisieren zu können. Sie haben Kunststoff benutzt – wie funktionierte das mit Farben und Druck? Ich habe transparentes, lichtdurchlässiges Material benutzt. Zwar hatten wir sehr gute Ergebnisse, dennoch mussten wir zunächst verschiedene Vorgehensweisen und Alternativen ausprobieren. Aus diesem Grund habe ich vier Wochen lang nicht geschlafen! Wir mussten das Bild in Teilen ­erstellen und diese dann nahtlos zusammenschweißen. In der Umsetzung haben wir mit verschiedenen ­Firmen zusammengearbeitet, einer Druckerei, einem Aufbauteam, Beleuchtern und sechs Industriekletterern, um die Installation vorzunehmen... und alles mit der dazugehörigen Bürokratie. Ich war sehr nervös, auch bevor ich das erste Mal selbst geklettert bin. Hat das Bild die richtige Größe? Haben wir die richtigen Maße genommen? Kommt die Farbe richtig zur Geltung? Werden die Menschen es verstehen? … Schließlich dauerte es acht Stunden, um das Bild zu installieren. Aber wir hatten dabei sehr viel Glück: Es hatte die ganzen Tage zuvor geregnet, und dann, als wir anfingen, klarte es plötzlich auf, und wir hatten die besten Bedingungen. Wie waren die Reaktionen? Kurze Zeit, nachdem wir das Bild installiert hatten, erhielt ich eine Nachricht von meinem ehemaligen Politikwissenschaftslehrer von vor über 20 Jahren. Wie der Zufall es wollte, schrieb er: Hallo Christian, ich stehe gerade mit einer Gruppe amerikanischer Austauschstudenten in der Glaskuppel des Reichstags, und wir sehen ein Wandbild neben dem Holocaust Mahnmal, das wie eines Deiner Gemälde aussieht!? Gerade diskutieren wir die Flüchtlingssituation und finden es spektakulär, in welcher Art Du Deine Stimme erhebst. Ich war sprachlos, dass er meine Arbeit aus dieser Entfernung erkannt hatte und mir ein unmittelbares Feedback gab, und das nur wenige Stunden nach der Installation! Es war einfach unglaublich. Was für ein toller Zufall! In der Tat! Aber auch sonst sind die Leute von dem Bild begeistert. Deshalb möchte ich auch, dass es auf Reisen geht - um gesehen zu werden; beispielsweise am Hauptbahnhof in Hannover oder an einer Fabrik von VW oder an einer Autobahn, wo täglich tausende von Menschen vorbeifahren. Es gibt eine erste Anfrage für den Marienplatz in Stuttgart und eine von WestLotto in Münster. Mir war aber auch wichtig, eine Möglichkeit zu finden, mit diesem Projekt Geld für einen guten Zweck zu sammeln. Deshalb habe ich eine Edition von 300 Druckgrafiken erstellt, die alle zugunsten von Charity Projekten verkauft werden. Jeder Druck ist handübermalt, gerahmt und vom Preis her so, dass ihn sich fast jeder leisten kann.

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Was machen Sie als nächstes? Was möchten Sie mit Ihrer Arbeit erreichen? Ich hoffe, dass das Projekt noch lange weiterlebt. Und ich hoffe, dass das Bild gezeigt und darüber berichtet wird, in den Medien, über Newsletter oder in Museen etc. – Es verkörpert die Idee und sendet einen starken Impuls, jedoch fängt die eigentliche Arbeit nun erst an. Wir müssen unsere Kräfte bündeln, uns organisieren und andere dazu motivieren, sich zu engagieren. Für mich ist der Entstehungsprozess dieses Gemäldes zwar beendet, aber ich möchte gerne weiter darüber sprechen und Menschen darauf aufmerksam machen – damit es noch mehr Leute kennenlernen, sie sich mit der Flüchtlingsthematik beschäftigen und für ein besseres Zusammenleben und Verständnis der Kulturen engagieren. Sie machen darüber hinaus ja schon viel für Wohltätigkeitsorganisationen und Projekte im Zusammenhang mit der Flüchtlingskrise und der Integration. Können Sie mir ein bisschen mehr darüber berichten? Gern. Letztes Jahr, bevor die große Flüchtlingswelle in Deutschland eintraf, habe ich in ­Berlin ein Wandbild gemalt, das den Namen Adanzé trägt – dies bedeutet in verschiedenen west­ afrikanischen Sprachen so viel wie „ein herzliches Willkommen“. Ich wollte damit einen Willkommens­­gruß aus der deutschen Hauptstadt, aus der Mitte Europas heraus senden. Inspiriert wurde ich dazu von meinen Reisen durch Afrika, vor allem durch Burkina Faso. Die Einfachheit, in der die Menschen dort leben, und ihre Bedürfnisse, die ganz im Gegensatz stehen zu der großen Offenheit und Dankbarkeit, die sie ausstrahlen, dies alles hat mich wirklich sehr berührt. All ihre Lebensfreude zeigt sich in den Mustern ihrer Kleidung und in den ­vibrierenden ­Rhythmen und Bewegungen, wenn sie singen und tanzen. Deshalb dachte ich an einen ­­abstrakten Blumenstrauß; einen Strauß, der jemandem als Geste des Willkommens überreicht wird. Zusätzlich zum Wandbild habe ich eine Edition von Druckgrafiken aufgelegt, mit deren Verkaufserlös ich den Bau einer Schule in Burkina Faso, an der Grenze zu Mali, finanziere. Die Schule ist fast fertig und wird 120 Schüler beherbergen. Burkina Faso ist eines der ärmsten Länder der Welt und hat in der Region eine sehr hohe Kindersterblichkeitsrate. Aus diesem Grund ist es mir wichtig, dort vor Ort etwas zu tun, um den Menschen zu helfen. Aber auch bei uns ist Hilfe nötig: In Berlin werden zwischenzeitlich 1.500 Flüchtlinge auf dem Gelände der ehemaligen Stasizentrale beherbergt. Alle sind bemüht, aber es gibt nach wie vor noch zu wenig Angebote und Möglichkeiten. Neben einer großen Dankbarkeit erlebt man auch Frustration, denn ihre Verwandten sind noch immer in Syrien, Afghanistan, oder sonstwo. In den Unterkünften leben mehrere hundert Kinder, von denen aber nur ein Teil die Möglichkeit hat, eine Schule zu besuchen, weil es nicht genügend Schulplätze in der Gegend gibt. Viele Kinder sind ohne ihre Eltern hier – sie haben niemanden. Also biete ich in verschiedenen Einrichtungen Malworkshops an, um sie mit der Nachbarschaft zusammen zu bringen, obwohl noch viele von ihnen weder Deutsch noch Englisch sprechen. Sie denken also, dass durch Kunst und gemeinsame kreative Aktivitäten etwas Positives und Hoffnungsvolles gedeihen kann? Ja, unbedingt. Kreativität ist universell. Das ist mein Ansatz. International gedacht, versuche ich etwas zu tun, um die Fluchtursachen zu bekämpfen – wie mit der Schule in Burkina Faso. Hier in Deutschland bringe ich Flüchtlingskinder und deutsche Schulkinder zusammen. Sie lächeln dann, lernen sich gegenseitig kennen, und letztendlich entstehen daraus Freundschaften. Ich mache das überall in Berlin und auch in ganz Deutschland. Zum Autor: Arsalan Mohammad, britischer Kunstjournalist und Autor. Nach London und Dubai lebt er aktuell in Berlin; er portraitiert Künstler in der ganzen Welt, z.B. für The Art Newspaper, Harper’s Bazaar Art, Esquire Middle East u.v.m.

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Heimat 2016 Acryl, Sprühlack auf Leinwand 120 x 270 cm acrylic, spray paint on canvas 47.2 x 106.3 in


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Kulturfluss 2016 Acryl, Sprühlack auf Leinwand 120 x 270 cm acrylic, spray paint on canvas 47.2 x 106.3 in


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Hoffnung 2016 Acryl, Sprühlack auf Leinwand 120 x 270 cm acrylic, spray paint on canvas 47.2 x 106.3 in


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Einheit in der Vielfalt 2016 Acryl, Sprühlack auf Leinwand 120 x 270 cm acrylic, spray paint on canvas 47.2 x 106.3 in


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TEXT AND EXTRACT OF THE INTERVIEW JULY 2016

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The Berlin-based artist Christian Awe is an unusual man. As a successful, world-renowned artist in the bustling, thriving German art capital, he is an artist with a deep commitment to the emotional potential of colour and composition. But Awe has broader concerns than just focusing on the evolution of his artistic process. He is an artist whose works speak of the human condition in these troubled times. His artworks reflect and comment profoundly on issues taking place in his home country in the context of global uncertainty and unrest. He has travelled extensively, absorbing foreign cultures, traditions and political landscapes. And back home in his East Berlin studio complex, he works to bring his talents to exposing the realities of migration, and urging others to consider the shattered lives of those who have fled to Germany from Africa, Asia and the Middle East. From arranging painting workshops with refugee children, to building a school in Burkina Faso, long-term partnerships with national institutions and initiatives to raise awareness, to his latest project “Begegnung”, a vast painting erected above the Holocaust Memorial in Berlin, Awe’s deep concern with the plight of refugees and a commitment to furthering mutual understanding and harmony, is central to his practice. End of spring 2016, Awe was approached by the office of the Minister-President of the Niedersachsen region of Germany, Stephan Weil, to co-operate in the “Niedersachsen packt an” initiative. Being a joint project by the German trade union federation, churches, and the business associations of Lower Saxony, under the aegis of the Lower Saxony state government, the initiative brought together municipal associations, major relief and welfare organisations, parliamentary parties of Lower Saxony, as well as numerous companies, chambers, associations and individuals, to help those who have arrived in the region, fleeing war, terror and political persecution. With the tragic reality faced by thousands from faraway lands now entering everyday life for ­Germans, and the resulting efforts in the country to accommodate the displaced migrants, ­national initiatives such as “Niedersachsen packt an” represent a groundswell of humanity and compassion, promoting understanding and acceptance in the face of ignorance and bigotry. When the d­irectors of “Niedersachsen packt an” looked for an artist who could best represent these themes, Awe’s track record of humanitarian works and profound engagement with such themes in his work, made him a natural choice. It only became apparent after some discussion between the artist and the organisers, that the best approach was the most natural and obvious one – a vast mural work by Awe, to represent the core message of “Niedersachsen packt an” and inspire those who saw it to realize the depth and scope of the situation and empathise with a common element of humanity. To maximise ­impact, it was decided the work should be situated upon the façade of the Vertretung des Landes Niedersachsen beim Bund, the vast building overlooking Berlin’s Holocaust Memorial, facing the ­American ­embassy and the Brandenburg Gate. Without doubt, this is a supreme honour for any artist given the allowance to erect an artwork in this especially poignant location. The work “Begegnung” (“Encounter”) was unveiled on June 20th 2016 and has enjoyed a significant reaction from politicians, critics and passers-by. Fulfilling Awe’s hope that the street location ensured the widest reach imaginable, the work is testament to one artist’s vision, echoing a common goal of mutual respect, unity and harmony, even under the most difficult of circumstances.

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How did all this begin? The start of it all is a Begegnung, an encounter. In my opinion, every encounter holds a ­possibility. It could be an encounter of a person, thought, or culture. Who were the instigators of the project? Basically, it was the office of the Minister-President in Niedersachsen, Stephan Weil. It turned out that his PA is a fan of my work and he came and visited me in my studio. I had heard and read about “Niedersachsen packt an” - an integration project, with volunteers of all spheres of ­society working on integration and migration in Lower Saxony. To show what is going on, as a symbol of freedom, hope and strength, we had an idea of doing something on a bigger scale. So they asked if I could imagine doing a project with them. They knew about my large public art works and liked my engagement with charities. Taking into consideration that they were ­planning a big event coming up in Berlin in June, their intent was to have an artwork that is a symbol of togetherness. What was the event in Berlin? Every summer, there is a big event in Berlin at their representation offices, the L ­ andesvertretung Niedersachsen. They invite about 3,000 people. So their plan of sending out a symbol of to­ getherness to thank people and inspire more good deeds would be a fantastic statement to launch at this event. That’s how the idea for a wall painting was born, as a starting point for the project. The measurements are quite huge – 12 x 27 meters – and there were only four weeks to create it. You only had four weeks to do this!?! Yes, and the whole time I was doing it, I was afraid that somebody from Niedersachsen or Berlin officials would come up and want to inspect what I was doing and comment on it or even put in their influence. But they didn’t – and that was great. It needs a lot of courage to say to an artist: We trust you, we don’t need to see it while you’re creating. We respect your artistic vision and freedom. That is what I need to deliver my full potential. Among many others I am very thankful especially to Staatssekretär Michael Rüter, curator Stefanie Sembill and Marcel Deister of the State Chancellery Niedersachsen, for their support and trust. To fully understand the scope of things, you need to know that at the Holocaust Memorial and its surroundings, as far as I know, nothing has ever been allowed – neither artworks, nor commercials, absolutely nothing. And we had clear instructions that we could only hang it for a few weeks. You’ve done similar public artworks and murals before in Berlin, for instance at Frankfurter Allee, in Karlshorst or in Berlin Schöneberg. Yes, when I was younger I did a lot of smaller wall murals. Now I try to concentrate on one huge mural of about 100-500 square meters every two years somewhere in the world. These ­projects are very intense and take a lot of passion and strength. Understanding the history of the ­location, finding the content and realising it against all odds while steering through bureaucracy, takes more than vision. Seeing the potential and challenges to create something like this in the heart of Berlin, made me want to realise something of historical relevance. I thought of this year as the 300th anniversary of philosopher Gottfried Wilhelm Leibniz’s death, who had a saying, Einheit in der Vielfalt, which means, “Unity in diversity”. And I thought, well, this is interesting and more topical than ever.

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Did you feel a genuine sense of commitment and optimism from the political figures you were engaged with, for this message of unity and togetherness? Yeah, they see what’s going on in the country. They are very eager, as a state, to do something and inspire other states and individuals to do similar things to create positive attitudes throughout Germany. There is a lot of talk about problems, but there are so many good things, too, which can be overshadowed by negative propaganda. So it’s important to have a project like this, which can bring people together. The project is installed directly above the Holocaust Memorial in Berlin. How did the pros­ pect of placing a work in such a site of historical significance affect your preparations and planning? That really makes you think about history. How, as an artist, can you raise a voice and bring everything together, balance it, and make a historic connection with what’s happening now? On site we are only a stone’s throw away from the Third Reich’s Führerbunker – that is relevant. The Holocaust Memorial has so much power in itself - and it deals with incredible injustice along with the death of so many people. Nowadays, people have to escape in mortal fear again to find new places. They leave their homes and all their possessions with so many hopes and start all over. Strength of unity, bringing people together, the significance of the location – what else fed into your final concept? Escape routes, water, strength, hope for the best, playing with words, a clear message, looking at the colours of the flags, of religious symbols which I could integrate… You had tried a number of different paintings until you arrived at the one which would finally be used. How did these ‘drafts’ evolve? I painted five pictures – I played with different ideas, using my new series of the water paintings. But of course I also wanted to use my usual style of working in different layers, symbolising the ­ xample, in various cultures, countries, and flags and layering them on top of each other. For e one picture I wrote words in different languages on each layer, words of freedom, hope, ­longing – all of what might matter to a refugee. This eventually evolved into the painting “Einheit in der ­Vielfalt”. Another thought was leaving my abstract style for a more concrete message – the painting “Hoffnung”, a representation of the European external borders, along with splashes representing the refugee routes. So, in the painting which eventually became “Begegnung”, we find a rich, blue background paling to a lighter centre, with connecting strands in vibrant greens, reds and oranges – contained within a loop of prominent, white markings. It contains a great deal of energy and motion within its parameters… Yes, this is the one I chose. The blue stands for freedom, longing, water, as the base of life – it’s also referring to the Mediterranean. Furthermore, blue is the colour of the European Union. You can see these two opposite structures, which can refer to continents, thoughts, and beliefs. From the left like a rising phoenix, the red and orange pole conveys a lot of power. Then opposite, there’s the green pole, coming from the right side, as a symbol of hope. They head for each other and everything goes together from these splashes into a very lighter ground in the centre - into a sign of a better future, maybe?

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The brighter ground in the centre of the painting symbolises hope then? Yes, hope as well as bringing together something very powerful, something new. Building b ­ rid­ ges. There have been a lot of people who saw this more figurative, like someone riding a dragon. Others felt it was like Michelangelo’s ‘The Creation of Adam’, with the two fingers of Adam and Godfather, almost touching each other, just before the moment of divine spark. These two oppositional, powerful poles touch and connect and something new occurs. It’s an e ­ ncounter. Meanwhile, some people looked at the white traces of paint and thought they symbolised the people who didn’t survive the crossing, which I thought was a pretty strong idea… So none of those interpretations were as you had originally intended them to be – or were they? Well, you know, of course I planned it this way with the colours, the water references, the ­splashes being like the movement of a person from point A to B. But I left it open to ­interpretation. I was very happy that people felt similar things, without me even telling them. I didn’t even tell people the name of the painting. I had asked colleagues, friends, family for advice. And the piece “Hoffnung”, which looks like a map of Europe with the splashes being the escape routes into the continent, actually got the most votes. But I felt I needed more expression and more strength. I wanted it to be more abstract, so people could make up their own story. So, you got a lot of responses to the “Hoffnung” painting, but felt that “Begegnung”, which became the selected work, was more effective in transmitting your intention? Yes, it really had to have that energy. The Holocaust Memorial is so powerful in itself; it really needs a punch there to make a statement. And there are so many people going by there, from different backgrounds and cultures, looking at it. I think it’s so important to have art out on the streets – not just in museums or being discussed online somewhere. People should see artworks and react to them somehow. Art has to become part of the fabric of everyday life. At the Holocaust Memorial, thousands of pictures are taken and talking to people who see the mural is very interesting, because it really translates to different cultures. In technical terms, how did you confront the challenges of creating a painting like this on such a scale – was it a smooth process or something of a learning curve? It was a big challenge. I learned a lot. That’s an interesting thing working on projects like this you break new ground. I learned I couldn’t make a painting of this size, that fast. I had to come up with an alternative, so I created a huge artistic print. There has been a huge learning curve, from the photographic process of taking over 150 photos of the original and stitching them together to one piece with a file size of over 25 GB, when most graphic programs struggle with half the data, to the discovery that I couldn’t find anyone in Berlin who could print it in our time frame at my intended quality. I ended up in Thüringen, to finally bring it all to life. You used PVC – how did this handle the colours and printing? I used a material that is translucent. We had very good results, but we had to try a few options first and so for four weeks, I didn’t sleep at all! We had to print it in sections and then weld it ­together seamlessly. We worked with different companies, a printer, an installation team, ­lighting guys, electricians, six industrial climbers to install it… and all with its own bureaucracy. I was very nervous, especially before climbing up myself for the first time. Is it the right size? Did we measure it right? Does the paint come out well? Will people understand? And finally it took eight hours to put it up. We were very lucky: The days before, it had been raining non-stop. But when we started, it cleared up instantly and we had a perfect time to do it.

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What reactions have you had? Soon after we installed the mural, I got a message from my former political science teacher from over 20 years ago. Out of the blue he wrote, Hey Christian, I’m just on a tour with exchange students from America and we’re standing in the glass dome of the Reichstag. What we can see looks like a painting of yours next to the Holocaust Memorial!? We are just discussing the whole migration issue and find it spectacular you raise your voice in that way. I was stunned; he recognized my work from that distance and gave me immediate feedback just a few hours after installation! It was just amazing. Wow, what a coincidence that was! Yes, people are really enthusiastic about it. That’s why I want the work to travel and to be seen. Like at Hanover main station or on Volkswagen premises, or on an autobahn, with thousands of people driving by it every day. There is a request from Marienplatz in Stuttgart and one from Muenster’s WestLotto. Also, I wanted to find a way to raise money from this project for a good cause, so I made a series of 300 prints which are being sold for charity projects. Each of them has a hand finish, is framed and I priced them in a way that almost everyone can afford. What next? What do you hope this work achieves? I hope the project has quite a long afterlife. I’m hoping the image gets seen, in the media, newsletters, museums etcetera – it represents the idea incredibly well, but now the real work starts. Let’s focus, let’s unite on these initiatives and inspire others to do more. For me this painting is over but I want to keep talking about it, making people aware and trying to build a sense of unity and understanding between cultures. Of course, you also do a great deal already for charities and causes associated with refugee crisis relief and integration – can you tell me some more about these? Last year before the huge wave of migration really hit Germany, I painted a mural in Berlin called Adanzé, which, in several West African languages, means ‘a very warm welcome’. I felt an urge to send out a welcome from the German capital, within the centre of Europe. I have been i­nspired by my travels though Africa, especially Burkina Faso. What really got me is the simplicity of life and needs of people, in contrast to their gratitude and openness. All their joy is manifested in the patterns of their clothes and these vibrant rhythms and movements when they dance and sing. That’s why I thought of an abstract flower bouquet, a bouquet that is being handed to someone, like a welcoming gesture. So I created the work and made prints of it, which are financing the school I am building in Burkina Faso, on the border of Mali. It’s nearly finished and will ­accommodate 120 students. Burkina Faso is one of the poorest countries in the world and has a high rate of child mortality in the region. I feel it’s very important to do something there to help people out. Meanwhile, here in Berlin, at the former Stasi headquarters, we have 1,500 refugees, just sitting there and not knowing what to do. Everybody’s trying hard, but besides gratitude there’s also a sense of frustration because their relatives are still in Syria and ­Afghanistan or wherever. There are a few hundred children living in the refugee home, and of those, not everyone has the opportunity to go to school, because there just aren’t enough schools in the area. Many children are here without their parents - they don’t have anybody. So I do painting workshops, bringing them and the neighbourhood together although still many of them cannot speak English or ­German. So you find that through art and mutual creativity, something positive and hopeful blossoms? Yes - creativity is universal. That’s my approach here. And then internationally, as with the school

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in Burkina Faso, I try to do something to eliminate the root causes that make people want to leave their beloved homes. Then here, I’m connecting the refugee kids to German schoolkids and bringing them together. They smile, they get to know each other, and ultimately friendships come out of that. I do that all over Berlin and all over Germany.

About the author: Arsalan Mohammad is a British arts editor and writer. Having lived and worked in London, Dubai and Berlin, he has profiled art and artists around the world. He has contributed to titles including The Art Newspaper, Harper’s Bazaar Art, Esquire Middle East and many more.

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Begegnung 2016 Acryl, Sprühlack auf Leinwand 120 x 270 cm acrylic, spray paint on canvas 47.2 x 106.3 in


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after the rain… 2015 Acryl, Sprühlack auf Leinwand 50 x 40 cm acrylic, spray paint on canvas 19.7 x 15.7 in


…there comes the sun 2016 Acryl, Sprühlack auf Leinwand 50 x 40 cm acrylic, spray paint on canvas 19.7 x 15.7 in

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beach therapy 2016 Acryl, Sprühlack auf Leinwand 90 x 130 cm acrylic, spray paint on canvas 35.4 x 51.2 in


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ocean breeze 2016 Acryl, Sprühlack auf Leinwand 110 x 145 cm acrylic, spray paint on canvas 43.3 x 57.1 in


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nocturne (night) 2015 Acryl, Sprühlack auf Leinwand 50 x 40 cm acrylic, spray paint on canvas 19.7 x 15.7 in


nocturne (day) 2015 Acryl, Sprühlack auf Leinwand 50 x 40 cm acrylic, spray paint on canvas 19.7 x 15.7 in

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Jungbrunnen 2016 Acryl, Sprühlack auf Papier 78 x 105 cm acrylic, spray paint on paper 30.7 x 41.3 in


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Waldmeister 2016 Acryl, Sprühlack auf Papier 40 x 30 cm acrylic, spray paint on paper 15.7 x 11.8 in


sex on the beach 2016

walk like Jesus 2016

Acryl, Sprühlack auf Papier 40 x 30 cm acrylic, spray paint on paper 15.7 x 11.8 in

Acryl, Sprühlack auf Papier 40 x 30 cm acrylic, spray paint on paper 15.7 x 11.8 in

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truth or dare 2016 Acryl, Sprühlack auf Leinwand 130 x 200 cm acrylic, spray paint on canvas 51.2x 78.7 in


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infimo mari 2016 Acryl, Sprühlack auf Leinwand 130 x 200 cm acrylic, spray paint on canvas 51.2 x 78.7 in


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l‘eau de vie 2016 Acryl, Sprühlack auf Leinwand 90 x 130 cm acrylic, spray paint on canvas 35.4 x 51.2 in


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BIOGRAPHIE BIOGRAPHY 1978 2005 2006 2011 2012 2013 2015

geboren in Berlin Absolvent Universität der Künste, Berlin – Professor Georg Baselitz Meisterschüler Universität der Künste, Berlin – Professor Daniel Richter Artist in Residence, Princeton University Beiratsmitglied und Mentor, The Young Mesopotamians – University of Baghdad, College of Fine Arts, Irak/London Beiratsmitglied, Marma Berlin, Artist in Residence Programm Lichtenberg Open Art, Mitinitiator und Berater für künstlerische Wandarbeiten im öffentlichen Raum Schulbau in Kassan, Burkina Faso

Christian Awe lebt und arbeitet in Berlin, hält Vorträge und unterrichtet an diversen Bildungseinrichtungen. Er engagiert sich für Sozial- und Kulturprojekte, setzt sich ein für Bildung, Integration und Gesundheit – sowohl in Deutschland, im Mittleren Osten als auch in Afrika.

EINZELAUSSTELLUNGEN AUSWAHL SOLO SHOWS SELECTION 2016 2015 2014 2013 2012 2011 2010 2008

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liqa', Galerie Ludorff, Düsseldorf fluid, Kunstverein Duisburg OffYourColorChart, Deutsche Bank, Nextower, Frankfurt am Main Siedepunkt, Galerie Fahnemann, Berlin delizia, Galerie Tristan Lorenz, Frankfurt am Main vitamin sea, Kunstverein Bad Dürkheim Kunst=Natur-X, Kultur rockt, Haus Berghoff, Sundern amour fou, Galerie Ludorff, Düsseldorf embody, Falckenberg Unique Art Concepts, Hamburg urbanity, Kunstverein Östliches Sauerland / Museum Haus Hövener, Brilon Malerei, Kunstverein Lippe, Schloss Detmold mind spray, Kunstverein Heppenheim underneath, Falckenberg Unique Art Concepts, Hamburg stratum, Galerie Fahnemann, Berlin iloom, Galerie Terminus, München Jedem Anfang wohnt ein Zauber inne, Perm Art Residency, Perm, Russland new works, Löwenpalais, Stiftung Starke, Berlin Resurrecting Color, Galerie Fahnemann, Berlin Meer aus Farben, Kunstförderverein Weinheim WKB, Goldman Projects, Miami, USA Istanbul/Berlin, Contemporary Istanbul, Istanbul, Türkei


GRUPPENAUSSTELLUNGEN AUSWAHL GROUP SHOWS SELECTION 2016 2015 2014 2013 2012 2011 2010 2009 2008

35 Jahre Galerie Fahnemann, Galerie Fahnemann, Berlin Lithomania, Kunstraum SCHAU FENSTER, Berlin 30 Jahre – 30 Künstler/innen, Kunstförderverein Weinheim GERMAN COOL, Salsali Private Museum, Dubai, V.A.E. paper works II, TS art projects, Berlin B[e] 52!, 52 Masterworks, Kunsthaus Maximilian, München 40 Jahre – 40 Meisterwerke, Galerie Ludorff, Düsseldorf Open Water, Galerie Ludorff, Düsseldorf N°2, Galerie Tristan Lorenz, Frankfurt am Main Formen der Abstraktion, Galerie Ludorff, Düsseldorf In Situ – die Kunst mit der Architektur, Galerie Borchardt, Hamburg reKOLLEKT, Galerie Borchardt, Hamburg Urban Heroes, Kooperative K, Hagen Conturbanaries, Stattbad, Berlin From Europe with Love, OazArts / Wall Street Gallery, Los Angeles, USA Checkpoint Ilgen # 10, Sammlung Ilgen, Berlin Wir überschreiten den Rubikon, Ostrale, Dresden Edition, Lippische Gesellschaft für Kunst, Weserrenaissance Museum / Schloss Brake, Lemgo Escape the Golden Cage 2012, Wien, Österreich reKOLLEKT, Kunstraum Kreuzberg / Bethanien, Berlin Reseen: A Transformation of Visualizations, Made, Berlin 11, Falckenberg Unique Art Concepts, Hamburg Alles Wasser, Galerie Michael Andersen, Berlin First Choice – Masterpieces, Galerie Terminus, München Figuring Abstraction, Galerie Favardin & de Verneuil, Paris, Frankreich Sandy relief, Eileen S. Kaminsky Foundation, Mana Contemporary, Jersey City, NJ, USA salondergegenwart, Hamburg Neue Abstraktion, Galerie Fahnemann, Berlin Christian Awe/Banksy/Russel Young, Keszler Gallery, Southampton, New York, USA The Urban Artist, Circleculture Gallery, Soho House, Berlin Orlando/Berlin, Orlando Museum of Art, Orlando, USA An exchange with Sol Lewitt, Cabinet, New York / MASS MoCA – Massachusetts Museum of Contemporary Art, North Adams, USA New Art – Formerly known As: New Art, Circleculture Gallery, Berlin Boomerang. Perm Biennal of Graphic Arts, PERMM Museum of Contemporary Art, Perm, Russland Mirrors Of Continuous Change, Taekwang Industrial, Seoul, Korea Abstrakte Welten – Sam Francis/Christian Awe, Berlin Art Projects, Berlin New Walls from Europe, Sundaram Tagore Gallery, New York, USA Checkpoint Ilgen # 6, Christian Awe / Megan Olson und Barnett Newmann, Jackson Pollock, Marc Rothko und David Smith, aus der Ulla und Heiner Pietzsch Sammlung, Berlin

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KUNST-AM-BAU / AUFTRAGSWERKE / KOOPERATIONEN AUSWAHL ART IN PUBLIC SPACE / COMMISSIONS / COOPERATIONS SELECTION 2016 2015 2013 2012 2010

Begegnung, Vertretung des Landes Niedersachsen beim Bund, Berlin Adanzé, Hauptstraße 117, Berlin-Schöneberg / COPRO Gruppe Kulturwelten, Kulturhaus Karlshorst / Land Berlin Cool as Ice, PRO 48, Alsterhaus Hamburg / Sub Zero / Cool Giants / Falckenberg Unique Art Concepts Glückspilz, Münster / Westlotto Lichtenberg, Frankfurter Allee 192, Berlin / HOWOGE Inspire, Pädagogische Universität Perm, Russland / Kulturministerium Escape the Golden Cage, MuseumsQuartier Wien, Österreich Vision Diamond, Mercedes Benz Mixed Tape / Mercedes Benz Wynwood Kitchen and Bar, Miami, USA / Goldman Properties

VORLESUNGEN / UNIVERSITÄRE LEHRTÄTIGKEIT / WORKSHOPS AUSWAHL LECTURES / UNIVERSITY TEACHING / WORKSHOPS SELECTION 2016 „Engagement im Gallus – eine Initiative von Deutsche Bank, Linklaters und dem ­­ Mehr­generationenhaus Frankfurt“ (Malworkshops mit geflüchteten Kindern und Jugendlichen sowie jungen Frauen mit Migrationshintergrund) Projekt Mittenmang, Berlin (Malworkshops mit der Bürgerschaft und Flüchtlingen) 2015 Kunst im öffentlichen Raum, Justus-Liebig-Universität, Gießen 2014 Experimentelle Malerei, Kunstakademie Bad Reichenhall Malerfahrung, Sparkassenstiftung Starkenburg 2013 Schule trifft Hochschule/Künstler im Kiez, Universität der Künste, Berlin ThyssenKrupp 2020 Ingenieurskunst/Experimentelle Malerei, Bauakademie / ESMT European School of Management and Technology, Berlin Young leaders Program, ESMT, Berlin Kunstmarkt, Europa-Universität Viadrina, Frankfurt/Oder 2012 Young leaders Program, ESMT, Berlin Experimentelle Malerei, White Nights Festival, in Zusammenarbeit mit der pädagogischen Universität Perm, Russland 2011 Aurelian Honor Society, Yale University, USA The Urban Artist, Soho House, Berlin Experimental Painting, Fields Center, Princeton University, USA 2010 Edge of Arabia, Akademie der Künste, Berlin

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SOZIALES ENGAGEMENT – KARITATIVE TÄTIGKEITEN / AUKTIONEN AUSWAHL SOCIAL ENGAGEMENT – CHARITY PROJECTS / AUCTIONS SELECTION Edition Adanzé zur Finanzierung eines Schul- und Hospitalbaus in Burkina Faso Edition Begegnung zur Unterstützung von partizipativen Flüchtlingsprojekten des Bündnisses “Niedersachsen packt an” Edition free spirit zur Unterstützung des Kofi-Annan-Fellowships an der ESMT, Berlin Edition Vibrare zugunsten der Stiftung KinderHerz Benefizauktion zugunsten Terre des Femmes, Berlin PIN Benefizauktion zugunsten der Pinakothek der Moderne, München Auktion „Kunst für Obdach“ zugunsten der Obdachlosenhilfe Asphalt e.V. fiftyfifty, Düsseldorf Auktion Neueröffnung VAN HAM, Malworkshops zugunsten der Jugendkunsthochschule Köln Jubilee Art Auction zugunsten der Michael Stich Stiftung, Hamburg Charity Kunstauktion zugunsten Überleben – Stiftung für Folteropfer Charity Kunstauktion zugunsten des Kunstprogramms des Israel-Museums Jerusalem für ­jüdische und palästinensische Kinder Benefizauktion zugunsten Christoph Schlingensiefs Operndorf Afrika Aenne Burda Charity - Wohltätigkeitsauktion zur Unterstützung krebskranker Kinder Ärzte ohne Grenzen / Médecins Sans Frontières Deutsche Kinder Schlaganfall-Hilfe Oxfam Deutschland

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ABBILDUNGEN DETAILS IMAGES DETAILS Cover ocean breeze 2016 Acryl, Sprühlack auf Leinwand 110 x 145 cm S. 92 acrylic, spray paint on canvas 43.3 x 57.1 in p. 92

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…there comes the sun 2016 Acryl, Sprühlack auf Leinwand 50 x 40 cm S. 89 acrylic, spray paint on canvas 19.7 x 15.7 in p. 89

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liqa' 2016 Acryl, Sprühlack auf Leinwand 200 x 300 cm S. 18 acrylic, spray paint on canvas 78.7 x 118.1 in p. 18

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radix 2016 Acryl, Sprühlack auf Leinwand 80 x 65cm S. 17 acrylic, spray paint on canvas 31.5 x 25.6 in p. 17

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leaudanse 2016 Acryl, Sprühlack auf Leinwand 120 x 100 cm S. 27 acrylic, spray paint on canvas 47.2 x 39.4 in p. 27

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Heimat 2016 Acryl, Sprühlack auf Leinwand 120 x 270 cm S. 62 acrylic, spray paint on canvas 47.2 x 106.3 in p. 62

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Einheit in der Vielfalt 2016 Acryl, Sprühlack auf Leinwand 120 x 270 cm S. 68 acrylic, spray paint on canvas 47.2 x 106.3 in p. 68

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Begegnung 2016 Acryl, Sprühlack auf Leinwand 120 x 270 cm S. 82 acrylic, spray paint on canvas 47.2 x 106.3 in p. 82

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Begegnung 2016 Acryl, Sprühlack auf Leinwand 120 x 270 cm S. 82 acrylic, spray paint on canvas 47.2 x 106.3 in p. 82

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Heimat 2016 Acryl, Sprühlack auf Leinwand 120 x 270 cm S. 62 acrylic, spray paint on canvas 47.2 x 106.3 in p. 62

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…there comes the sun 2016 Acryl, Sprühlack auf Leinwand 50 x 40 cm S. 89 acrylic, spray paint on canvas 19.7 x 15.7 in p. 89


Diese Publikation erscheint anlässlich der Ausstellung This catalog is published on the occasion of the exhibition

CHRISTIAN AWE LIQA' 02.09. – 05.11.2016

GALERIE LUDORFF

IMPRESSUM IMPRINT HERAUSGEBER PUBLISHER

Rainer M. Ludorff Manuel Ludorff

REDAKTION EDITORIAL WORK

Anke Darrelmann, Marie-Sophie von Flotow, Pia Jerger, Karen Krüger,
 Therés Lubinetzki, Nana Ludorff, Jonas Schenk Sylvia Schlieder, Nina Wagner

TEXT

Arsalan Mohammad
 Dr. Klaus Speidel

GESTALTUNG DESIGN

Freddy Fuss Larissa Starke

ÜBERSETZUNG TRANSLATION

Karen Krüger Gratia Stryker-Härtel

FOTOS PHOTOS

Bernd Borchardt

Königsallee 22 40212 Düsseldorf Germany T. + 49 (0) 211 - 326566 F. + 49 (0) 211 - 323589 www.ludorff.com mail@ludorff.com ÖFFNUNGSZEITEN Dienstag bis Freitag: 10.00 bis 18.00 Uhr Samstag: 11.00 bis 14.00 Uhr OPENING HOURS Tuesday to Friday: 10 am to 6 pm Saturday: 11 am to 2 pm

© Christian Awe 2016 ISBN 978-3-942248-29-7

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GALERIE LUDORFF Königsallee 22 4 40212 Düsseldorf Germany

T. + 49 (0) 211-326566 F. + 49 (0) 211-323589 www.ludorff.com mail@ludorff.com


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