Christian Awe „Meer aus Farben“

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C H R I S T I A N AW E MEER AUS FARBEN



DIE BEFREIUNG DER GEsTE Das Versprechen der ersten Malergeneration des Abstrakten Expressionismus war groß: Nichts weniger als die Befreiung der Malerei durch die freie, spontan auf die Leinwand übertragene Geste verhieß es. Keine Vorzeichnung, keine akademische Bindung, die reine Malerei auf einem Bild, das kein oben oder unten kennt und erst recht keine Grenze. Auf dem Boden liegend, von allen Seiten her angegangen, sollte das Bild Ausdruck des reinen Gefühls sein, ein Psychogramm in Farbe, etwas, das die Persönlichkeit seines Herstellers getreu abbilden sollte. Es war eine doppelte Versprechung einer inneren wie äußeren Befreiung. Die nach innen gerichtete Versprechung wandte sich der Malerei selbst zu, deren Grenzen nach Jahrhunderten sich stetig verfeinernder Fähigkeiten erreicht schienen. Mit der von Werner Haftmann 1954 propagierten ‚Weltsprache der Abstraktion‘ und deren Ziel, das Unsichtbare sichtbar zu machen, eröffnete sich der Kunst ein Kosmos neuer Möglichkeiten. Die äußere Befreiung war die erstaunliche Parallelität der künstlerischen mit der gesellschaftlichen Befreiung im Gefolge des 2. Weltkrieges. Was nach dem 1. Weltkrieg eine Befreiung der Eliten war, wurde nun in den 1950ern in der Breite und demokratisch erprobt. Und ebenso demokratisch entwickelte sich die Weltsprache Abstraktion, deren Höhepunkt die ausgehenden 50er-Jahre waren. Die missionarische Euphorie der ersten Generation gestisch-abstrakt malender Künstler klingt im folgenden Jahrzehnt aus, das Ende des Stils führt zum heroischen Postulat des ‚Endes der Malerei‘.

komponierender Analyse. Christian Awes Arbeiten vereinen beides, indem beides übereinander geschieht. Seine Malerei entsteht in einer Vielzahl von übereinandergelegten Malschichten, die unterschiedliche Elemente, vom gesprayten Graffiti bis zur klassischen Pinselbewegung, vereinen. Dem Aufbau der Schichten wird deren unmittelbar folgende Abnahme entgegengestellt, Abrisse, deren Form die gemalte Geste paraphrasieren. Der Unmittelbarkeit der Geste wird also eine kalkuliert betriebene, aus der Entfernung von Malschicht entstehende Form gegenübergestellt, Spontaneität und Kalkül finden in derselben Arena statt, die Formfindung erhält einen positiven und einen negativen Aspekt, dessen Ergebnis Bilder sind, deren innerer Konflikt erst auf den zweiten Blick aufscheint. Die an Street Art anklingende Buntheit seiner Bilder verleitet zum vorschnellen Schluss einer sich über seinen Bildern austobenden Schaffenswut, ein Trugschluss, der sich angesichts der archäologischen Schichtung seiner Arbeiten beim genauen Hinsehen auflöst. Christian Awe ist sich sowohl der Traditionslinie bewusst, auf die seine Kunst aufbaut, als auch der Notwendigkeit eines belastbaren malerischen Konzeptes, das sowohl seine eigene Sprache zulässt als auch entwicklungsfähig genug ist, um mit dieser Sprache zu immer neuen Ergebnissen zu kommen. Seine Arbeiten der letzten Jahre zeigen, dass er beides im prüfenden Blick hat und dabei in der Lage ist, eine sinnliche, ausgelassene und vielschichtige Malerei zu zelebrieren. Alexander Klar

Seit der Jahrtausendwende lässt sich nun die Rückkehr der gestischen Abstraktion deutlich erkennen, zu deren herausragenden Exponenten Christian Awe gehört. Seinem Werk würde Werner Haftmann mit Sicherheit die freundlichsten Blicke zuwerfen, zeigt es doch die Vitalität und Ausbaufähigkeit der ‚Weltsprache’ fünfzig Jahre nach deren vermeintlichem Verlöschen. Christian Awes Malerei gelingt etwas auf den ersten Blick Unmögliches: Die Zusammenführung des Schlüsselmotives des Abstrakten Expressionismus, der spontan gemalten Geste mit kühl


Zwischen Aufbruch und Tradition — die abstrakten Bilder von Christian Awe Die gesprühten, geklecksten und übereinander geschichteten Abstraktionen von Christian Awe, welche Graffiti und action-painting zu abstrakt expressiven Werken vereinen, zeichnet heitere Verspieltheit, vitale Ungebundenheit, berstende Jugend und die Dynamik modernen Fortschritts aus. Sie, die in ihrer Bildrhythmik und im all-over auf den nach 1945 entstandenen Werken Jackson Pollocks basieren, verbinden konzeptuelles sowie experimentelles Vorgehen, künstlerisches Kalkül und Zufall zu bewegten Kompositionen. Kunsthistorische Bezüge sind gewollt, gleichzeitig setzt sich Awe mit erfinderischer Leichtigkeit über sie hinweg. So setzt er anstelle des theosophisch-esoterischen Gehalts der Werke Wassily Kandinskys, des Ahnvaters aller Informellen, die Freiheit des sich im Bildherstellungsprozess explosiv entladenden emotionalen Ausdrucks. Dieser ist wiederum als kompromisslose Fortführung des psychischen Automatismus der Werke Jackson Pollocks zu betrachten. Die sanften Nuancen sowie die satten Kontraste seiner abstrakten Sprühbilder haben ihre Wurzeln in der Street Art, mit der er bereits als 11-Jähriger begann und der er sich als Jugendlicher in Berlin-Lichtenberg im Kreis von wagemutigen Sprayer-Freunden leidenschaftlich hingab. Seine vorwiegend großformatigen, die Tradition des Sprühens fortführenden Bilder der letzten Jahre erstrahlen in „höchstmöglicher Leuchtkraft“ (Awe). Sie zeichnen sich durch eine Künstlichkeit aus, die in der Glut der Farben und in der Glätte der gesprühten Oberflächen Assoziationen zu kalten Kunststoffwelten, Aufmerksamkeit heischender Leuchtreklamen, dem schönen Schein von Hochglanzfotografien sowie zu blitzenden Metallen erzeugen. Awe lebt in Berlin. Auch das ungebremste Treiben dieser pulsierenden Großstadt, ihre Hektik und vibrierende Vitalität, ihr schnelllebiges, lautes, aggressives und dynamisches Leben haben Spuren in ihm und seiner Kunst hinterlassen.

Zunehmend hat er sich der Leichtigkeit der Werke von Sam Francis angenähert. Auch diesem geht es weniger um expressive oder gar mystische Aussagen, sondern vorrangig um eine heiter psychedelische Bildwelt. Beide beziehen explizit das Arbeiten mit Lücken ein und betrachten Form und Grund als nahezu gleichberechtigt. Letztendlich geht es jedem von ihnen um die Einheit farblich-formaler Schönheit und Bewegung, welche Vitalität aber auch das Bewusstsein von Auflösung und Vergänglichkeit ausstrahlen. Bildtitel wie „Meer aus Farben“ und „Cap d’Antibes“ lassen erkennen, dass Awe auch mit direkten Natur- bzw. Landschaftsbezügen arbeitet. Das Bild „Graffiti Summer Feeling“ von 2010 lässt im flirrend-atmosphärischen AweSprühstil die Assoziation an ein Weizenfeld unter blauem Himmel zu, welches eine zitathafte Anspielung auf van Goghs „Kornfeld mit Krähen“ von 1890 enthält. Es sind gerade solche leisen kunsthistorischen Bezüge, welche seine Arbeiten verankern und ihnen etwas Besonderes verleihen. Auf den Bildern „Sommernachtsflimmern“ und „Gift from Berlin“ drücken schwebende, sich farblich deutlich vom Hintergrund abgrenzende Farbformen beschwingte Losgelöstheit von aller Erdbezogenheit aus, ein Ausdruck, der im Spätwerk von Henri Matisse und Wassily Kandinsky eine zentrale Rolle spielt. Denn wie Kandinsky mit seinen organisch heiteren Formen der 1940er Jahre und wie Matisse in seinen zwischen 1947-51 entstandenen gouaches découpées erzeugt Awe in lyrischen Werken wie „fairy tale“, „eternity“, „together“ und in jüngster Zeit entstandenen Werken wie „spring fever“ und „Starshine“ den Eindruck von beschwingten abstrakten Meeres- bzw. Luftwesen. Es sind ekstatische Lebensfreude suggerierende Bilder, die von mitreißender Emotionalität, von Schwerelosigkeit, Ungebundenheit und Glück zeugen, was sich auch in den Titeln manifestiert. Sie lassen ferner den Bezug zum legendär gewordenen Sprung des Künstlers vom Zehnmeterturm zu, der die Entscheidung Awes nach sich zog, Kunst zu studieren. Die detailscharfen und in Balance gehaltenen Gebilde


seiner Arbeiten fügen sich zu einem geordneten Chaos. Sie sind nicht nur von aller Erdenschwere befreit, sondern sie bewegen sich auch in einem Bildraum, welcher kos­ mische Tiefe suggeriert. Awes Bilder sind durchdrungen von temperamentvollen musikalischen Rhythmen. Dies verwundert nicht, weil der Künstler während des Arbeitens das breite musikalische Angebot zwischen klassischer und elektronischer Musik verinnerlicht. Dabei findet der Bildherstellungsprozess um das Bild herum agierend, unter Einsatz seines ganzen Körpers statt. Mit ihren künstlichen Farblichteffekten spiegeln die meist großformatigen Werke Christian Awes Lebensgefühle der Hip Hop-Generation wie Freiheit, Unangepasstheit und Revolte wider. Der Bildherstellungsprozess hat einen ausgeprägten handwerklich-experimentellen Charakter. Awe sprüht Farbschicht für Farbschicht, früher auf PVC, heute auf Leinwand. Er verwendet Sprühlack und Acrylfarben, Tuschen und Wasserfarben, Eddingstifte und Wachsölpastelle. Er sprüht, gießt und schabt seine Farben zu Bildern, welche Malerisches und Zeichnerisches miteinander verbinden. Intuition und Zufall spielen dabei eine ebenso ent­scheidende Rolle wie die verstandesmäßige Kontrolle während des Bildherstellungsprozesses. Seine Bilder weisen bis zu 15 Farbschichten auf, die er analog zu den cut-outs von Jackson Pollock stellenweise offenlegt, indem er die Farbhaut abreißt oder Farbstücke regelrecht herausschält. Er erweitert damit den additiven Bildaufbau durch den subtraktiven und deckt das Dahinter, er deckt verborgene Schichten auf, was den Bildern eine geringfügig reliefartige Struktur und einen Hauch von Geheimnis verleiht. Auch wenn jede Farbschicht eine materielle Erhebung bedeutet, ist die Materialität der Farbsubstanz stark zurückgenommen. Die Farben treten nicht wie bei Pollock in schlierenhaften Spuren relief- bzw. krustenartig in Erscheinung, sondern verdichten sich aufgrund ihrer Lack-Künst­lichkeit zu einer hermetisch abgeschlossenen

Bildfläche, die trotz oftmals glühender Farbgebung von unterkühltem Charakter ist. Indem der Künstler seine Bilder auf Leinwand sprüht, vollzieht er einen nahezu symbolischen Akt, mit welchem er die Ursprünge seiner Kunst, die Street Art, für die Kunst, den Kunstmarkt zu bändigen scheint. Awe steigert auf seinen Bildern Farbschönheit und die Dynamik der Formen zu einem Schwebezustand einer mal furiosen, mal sanften malerischen Energie. Hierdurch sprengt er persönliche und artifizielle Zwänge, wodurch sich sein unbändiger Willen nach Selbstbehauptung und radikalem Selbstausdruck als eigentlich treibende Kraft seiner Malerei entlarvt. Betrachtet man den Abstrakten Expressionismus als Siegeszug der gestischen Malerei, die sich direkt aus dem Unterbewusstsein des Künstlers über die Hand eruptiv auf der Bildfläche entlädt, dann wird deutlich, dass er zwar den Pinsel gegen die Sprühdose getauscht hat, sich aber umso mehr Spontanität, Intuition und Improvisation erhalten hat. Mit der Sprühdose hat er sich den für ihn typischen Ausdruck erworben, welcher die Farben des Hintergrunds zum Changieren, Glimmen und Leuchten bringt, während unregelmäßige schriftähnliche Wirbel oder organische cut-outs, ihr stets wandelbares, nicht festgelegtes Sein artikulieren. Christian Awes unwirkliche und poetische Bildräume sind von unergründlicher Tiefe. Mit ihnen verbindet er Gegensätze wie Tradition und Aufbruch, wuchtvolle farbliche Präsenz und Geheimnis, glatte Sprühlack-Künstlichkeit und Emotionalität. Mit seinem zwischen Informel und Graffiti anzusiedelnden Bildausdruck hat er ein ihm wichtiges Ziel, die Überwindung der Grenze zwischen Straße und Ausstellungsort, erreicht. Aloisia Föllmer


GrafFiti Summer Feeling 2010 Acryl / Spr端hlack auf Leinwand / 220 x 450cm acrylic / spray paint on canvas / 86.6 x 177.2 in



together 2011 Acryl / Spr端hlack auf Leinwand / 180 x 180cm acrylic / spray paint on canvas / 70.9 x 70.9in


The emancipation of gestural freedom The promise of the first generation of abstract expressionist painters heralded nothing less than the emancipation of painting via free gestures spontaneously translated onto the canvas – no initial sketches, no academic quotations, just pure painting on a canvas without top or bottom, without even the limitations of beginning and end. Resting on the ground and approached from all sides, these abstract expressionist works were designed to give the sheer, unmitigated feeling of being a psychograph in color, faithfully portraying the personality of their creator. And this held the dual promise of both internal and external emancipation. Internally, the act of painting itself - the bounds of which seemed to have expanded continually over the centuries to encompass increasingly refined capabilities - was emancipated; Werner Haftmann’s 1954 promulgation of “abstraction as a world language” and its goal of making the invisible visible opened a whole new world of possibilities to art. Externally, an astounding parallelism between artistic and societal emancipation was made manifest in the wake of the Second World War; what was originally an emancipation of the elite following the First World War was tested democratically in all its depth in the 1950s. And the development of abstraction as world language was equally democratic, reaching its high point at the end of the 1950s. The missionary-like euphoria of the first generation of gestural abstract painters receded in the following decades, culminating in a heroic posit of the “end of painting” upon the end of the style. Since the turn of the millennium, however, the return of gestural abstraction can be seen clearly, with Christian Awe as one of its foremost proponents. Haftmann certainly would have regarded Awe’s work in the most positive light, as it shows the vitality and potential of abstraction as world language fifty years after its supposed death. Awe’s painting achieves something that seems impossible at first glance, combining the key theme of abstract expressionism, spontaneous gestural painting, with cool compositional analysis. The two are unified within Awe’s work, taking place one atop the other. His paintings emerge from a multitude of

overlapping layers that unite various elements from sprayed graffiti to classic brushstrokes. The buildup of the layers is set in direct contrast to their prompt removal, hewn out in a form paraphrasing the painted gestures. The immediacy of Awe’s gestures is thus juxtaposed with his formal calculation, which emerges from the distance through the layers; spontaneity and artistic deliberation act in one and the same arena, with the formal design encompassing a tension of carefully selected opposites that only reveals itself upon closer examination. The vivid colorfulness of the works, so redolent of Street Art, leads the viewer to hastily presuppose a mad drive of creative energy overstepping the works – a false conclusion dispelled upon closer examination of their archaeological layers. Awe is as cognizant of the longstanding tradition serving as the foundation of his artwork as he is aware of the need for a painterly concept that is both resilient enough to allow for his own artistic language and has enough room for development to allow him to come to consistently new results. The scrutinizing works Awe has created in the past few years show that he keeps both in view – and is hence in the position to celebrate a sensuous, jubilant and multilayered painterly style. Alexander Klar


Between revolutionary emergence and established tradition: The abstract works of Christian Awe Christian Awe’s sprayed, spattered and layered abstractions – abstract expressive works uniting graffiti and action painting – are characterized by their sense of sanguine playfulness and unrestrained vigor, bursting with youth and the dynamics of modern progress. Based on the works Jackson Pollock created after 1945 in their pictorial rhythm and all-over style, they combine conceptual and experimental procedures, artistic deliberation and chance into vigorous compositions. Awe makes explicit art-historical references while also reaching beyond art history with inventive ease; in place of the theosophical-esoteric substance of the works of Wassily Kandinsky, the father of all things informal, Awe utilizes the freedom inherent within the artistic process in terms of its explosive discharge of emotional expression. This, in turn, presents an uncompromising continuation of the psychological automatism of Jackson Pollock’s works. Both the fine nuances and rich contrasts of Awe’s abstract sprayed works have their roots in Street Art, which Awe began passionately exploring already as an 11-year-old youth with an adventurous group of sprayer friends in Berlin-Lichtenberg. The primarily large-format works he has created in the past few years, which present a clear continuation of the spraying tradition, radiate with “the greatest possible luminescence” (Awe). They are characterized by an artificiality that, in its blazing fervor of color and silky sheen of sprayed surfaces, conjures up associations with the cold world of plastic, the scrutiny of clamoring luminescent advertisements, the splendorous luster of high-gloss photographs and the glint of metal. Awe lives in Berlin, and the unrelenting drive of this pulsing metropolis, its hectic bustle and vibrant vitality – its fastmoving, loud, aggressive and dynamic life force – have left their mark on him and his art. Awe has moved increasingly closer to the facile ease at play in the oeuvre of Sam Francis. For both artists, their artistry is not so much about expressive or even mystical

expression as it is first and foremost about a vibrant psychedelic pictorial world. Both explicitly engage with fissures and regard form and cause as nearly equitable. Ultimately, both concern themselves with the unity between the formal colors of beauty and movement – a vitality that also exudes a conscious sense of closure and transient impermanence. Titles such as “Meer aus Farben” (“Ocean of Colours”) and “Cap d’Antibes” also give telling reference to the work Awe does with nature and landscapes. His 2010 work “Graffiti Summer Feeling” and its characteristic, flittingly atmospheric spraying style conjures up the association of a cornfield beneath the blue skies in allusion to van Gogh’s 1890 work “Wheatfield with Crows.” It is precisely this kind of quiet art historical reference that anchors Awe’s works and lends them their singular style. In his works “Sommernachtsflimmern” and “Gift from Berlin,” floating colored shapes set in clear colorful contrast to the background portray a loping detachedness from all things corporeal – something that also takes on a central expressive role in the late works of Henri Matisse and Wassily Kandinsky. Indeed, just like Kandinsky’s organic, vivid shapes of the 1940s and Matisse’s gouaches découpées between 1947 and 1951, Awe’s lyrical works – such as “fairy tale,” “eternity,” “together” and most recently works like “spring fever” and “Starshine” – also create the impression of detached, abstract life forms from the sea and sky. These are works suggestive of an ecstatic joie de vivre, their sense of utter joy sired by an intoxicating emotionality, weightlessness, unbound freedom and serendipity that is also manifested in their titles. Furthermore, they also provide reference to the legendary blind leap Awe made that led to his decision to study art. Awe’s sharply detailed and balanced compositional work cedes to organized chaos. His compositions are not only freed from every earthly thing weighing them down but also roam within a pictorial space suggestive of the depths of the cosmos itself.


Awe’s works are steeped through and through with ebullient musical rhythms. This is not surprising, as the artist takes in a wide range of music, from classical to electronic, as he works. He also uses his entire body as he engages in the creative process. Most of Awe’s large-format works, with their artificial color and light effects, mirror the spirit of the hip hop generation, a spirit embracing values like freedom, non-conformance and revolt. Awe’s creative process is marked by its hands-on, experimental character. He sprays layer upon layer of color – formerly on PVC and today on canvas. He employs spray paint and acrylics, ink and watercolors, markers and oil pastels. He sprays, pours and scrapes his colors into paintings that bring together the painted and the sketched. The control of the intellect plays as great a role within his artistic process as do intuition and chance. Awe’s works can feature up to 15 layers of color, layers he exposes in places – like Jackson Pollock’s cut-outs – by ripping off skeins of color or even digging out entire chunks of color, hence using the subtractive to augment the additive compositional process and exposing the hidden layers resting beneath to give the works a measure of relief-like structure and an aura of the mysterious. Even as each layer of color implies a greater material elevation, the materiality of the substance of the color is strongly decreased. Awe’s colors do not manifest themselves in the relief-like and encrusted streaks and traces seen in Pollock’s works but instead, because of their painted artificiality, condense into hermetically conclusive pictorial surfaces, surfaces that feature an overcooled character despite their often torrid coloring. In spraying his works on the canvas, Awe carries out a nearly symbolic act, one in which he nearly seems to repress the very origins of his art – Street Art – for the art world and the art market. In his works, however, he elaborates on the beauty of color and the dynamics of forms, augmenting them into a floating suspension of artistic energy at times furious and at times gentle – within this process demolishing

personal and artificial constraints to reveal his irrepressible will, bent on assertiveness and radical self-expression, as the actual driving force behind his works. If one regards abstractive expressionism as the triumphal procession of gestural painting, eruptively discharged from the artist’s subconscious directly onto the pictorial surface via his hand, it becomes clear that although Awe uses the spray can in place of the brush, this has only granted him all the more spontaneity, intuition and improvisation. With the spray can, Awe has secured his own prototypical expressive style, one articulated by the constantly changing, unsettled nature of the background colors with their changing, smoldering, refulgent way of being, their irregular, scriptlike vortex and their organic cut-outs. The poetic pictorial spaces envisioned by Awe possess an inscrutability of depth. He merges opposites within them, antitheses such as established tradition and revolutionary emergence, vehemently present color and mystery, glossy spray-painted artificiality and emotionality. With his pictorial expression, positioned between the informal and graffiti, he has attained a goal that is of vital importance to him – namely, overcoming the boundaries between the street and the exhibition space.

Aloisia Föllmer



SOMMERNACHTSFLIMMERN 2011 Acryl / Spr端hlack auf Leinwand / 120x100cm acrylic / spray paint on canvas / 47.2 x 39.4 in


Meer aus Farben 2011 Acryl / Spr端hlack auf Leinwand / 210 x 260cm acrylic / spray paint on canvas / 82.7 x 102.4 in



Cap d’Antibes 2009 Acryl / Sprühlack auf PVC auf Leinwand / 220 x 402cm acrylic / spray paint on PVC on canvas / 86.6 x 158.3 in




spring fever 2011 Acryl / Spr端hlack auf Leinwand / 120 x 100cm acrylic / spray paint on canvas / 47.2 x 39.4 in


ARTE 2011 Acryl / Spr端hlack auf Leinwand / 120 x 100cm acrylic / spray paint on canvas / 47.2 x 39.4 in


fairy tale 2009 Acryl / Spr端hlack auf PVC auf Leinwand / 182 x 151cm acrylic / spray paint on PVC on canvas / 71.7 x 59.4 in


Hanna 2011 Acryl / Spr端hlack auf Leinwand / 180 x 180cm acrylic / spray paint on canvas / 70.9 x 70.9 in


eternity 2011 Acryl / Spr端hlack auf Leinwand / 180 x 180cm acrylic / spray paint on canvas / 70.9 x 70.9 in


silver lining 2011 Acryl / Spr端hlack auf Leinwand / 220 x 450cm acrylic / spray paint on canvas / 86.6 x 177.2 in



loungin 2011 Acryl / Spr端hlack auf Leinwand / 120 x 100cm acrylic / spray paint canvas / 47.2 x 39.4 in


Ornament 2010 Acryl / Spr端hlack auf PVC auf Leinwand / 182 x 182cm acrylic / spray paint on PVC on canvas / 71.7 x 71.7 in


Underground Painting IX 2010 Acryl / Spr端hlack auf PVC auf Leinwand / 40 x 30cm acrylic / spray paint on PVC on canvas / 15.7 x 11.8 in


Underground Painting 12 X 2010

HAPPY MARRIAGE AND MUCH LAUGHTER

LopLop

Gift from Berlin

2010 Acryl / Spr端hlack auf PVC auf Leinwand / 24 x 18cm acrylic / spray paint on PVC on canvas / 9.4 x 7.1 in


tell me 2011 Acryl / Spr端hlack auf Leinwand / 60 x 50cm acrylic / spray paint on canvas / 23.6 x 19.7 in


Miss Jackson 2011 Acryl / Spr端hlack auf Leinwand / 80 x 65cm acrylic / spray paint on canvas / 31.5 x 25.6 in


StarshinE 2011 Acryl / Spr端hlack auf Leinwand / 130 x 200cm acrylic / spray paint on canvas / 51.2 x 78.7 in



Creative Witness Inside E 2011 / Acryl / Spr端hlack auf Pigmentdruck / 40 x 30cm acrylic / spray paint on pigment print / 15.7 x 11.8 in


Creative Witness Outside A/B/C/D 2011 / Acryl / Spr端hlack auf Pigmentdruck / 40 x 30cm acrylic / spray paint on pigment print / 15.7 x 11.8 in


Creative Witness Inside A/B/C/D 2011 / Acryl / Spr端hlack auf Pigmentdruck / 30 x 40cm acrylic / spray paint on pigment print / 11.8 x 15.7 in



CHRISTIAN AWE BIOGRAFIE BIOGRAPHY

GRUPPENAUSSTELLUNGEN (AUSWAHL) GROUPSHOWS (SELECTION)

1978

geboren in Berlin / born in Berlin

2011

1990

Beginn der Auseinandersetzung mit Graffiti und Street Art active in Graffiti and Street Art movement

„Christian Awe/Banksy/Russell Young” Keszler Gallery, Southampton, New York „Experimental Painting – Artist-in-Residence Program results Christian Awe” Clark Munoz Gallery, Fields Center, Princeton University, Princeton, USA

1999-05 Absolvent Universität der Künste, Berlin Professor Georg Baselitz 2006 2011

„Neue Abstraktion” Fahnemann Projects, Berlin

Meisterschüler Universität der Künste, Berlin Professor Daniel Richter

„The Urban Artist” Soho House, Berlin „Orlando/Berlin“ Orlando Museum of Art, Orlando, USA

Artist-in-Residence / Lehrtätigkeit „Experimentelle Malerei“ Princeton University, Princeton, USA teaching “Experimental Painting” Princeton University, Princeton, USA

„An exchange with Sol Lewitt“ Cabinet, New York / MASS MoCA – Massachusetts Museum of Contemporary Art, North Adams, USA

EINZELAUSSTELLUNGEN SOLOSHOWS

„New Art - Formerly Know As: New Art“ Circleculture Gallery, Berlin 2010

2011

„Meer aus Farben“ Kunstförderverein Weinheim, Weinheim

„Boomerang. Perm Biennale of Graphic Arts“ Permm Museum of Contemporary Art, Perm, Russland / Russia

2010

„Wynwood Kitchen and Bar“ Goldman Projects, Miami

„Mirrors Of Continuous Change“ Taekwang Industrial, Seoul

2008

„Istanbul/Berlin“ Contemporary Istanbul, Istanbul

„Berlin - We are alive!“ Galerie Favardin & de Verneuil, Paris

2007

„Welcome to my Arena“ Vonderbank Artgalleries, Berlin

2009

„Abstrakte Welten - Sam Francis/Christian Awe“ Berlin Art Projects, Berlin

2005

„Verschwende deine Zeit“ VVM Gallery, Berlin

2008

„New Walls from Europe“ Sundaram Tagore Gallery, New York

PERFORMANCE 2011

Kunstförderverein Weinheim, Weinheim

2010

Emil Schumacher Museum, Hagen

2009

Royal Academy of Music, London

2008

Contemporary Istanbul Art Fair, Istanbul

„Checkpoint Ilgen #6“, Berlin Christian Awe, Megan Olson und Barnett Newmann, Jackson Pollock, Marc Rothko und David Smith aus der Ulla und Heiner Pietzsch Sammlung, zu Ehren von Irving Sandler / Christian Awe, Megan Olson and Barnett Newmann, Jackson Pollock, Marc Rothko and David Smith courtesy of the Ulla and Heiner Pietzsch Collection, honoring Irving Sandler



IMPRESSUM Der Katalog erscheint anlässlich der Sommerausstellung des Kunstfördervereins Weinheim e.V. CHRISTIAN AWE „MEER AUS FARBEN“ 23. Juli – 9. September 2011 Herzlicher Dank gilt dem Kunstförderverein Weinheim für die großzügige Unterstützung dieser Ausstellung.

Der Kunstförderverein Weinheim e.V. besteht seit 1986. Er wurde von Dr. Renate Lepsius, MdB, ins Leben gerufen und hat es sich zum Ziel gesetzt, Künstler aus Weinheim und der Region zu fördern sowie Werke regionaler, nationaler und internationaler Künstler dem Weinheimer Publikum zugänglich zu machen. Ausstellungen an verschiedenen Orten in Weinheim und Ateliergespräche bringen die Kunst zu den Bürgern und die Bürger zur Kunst.

Text: Dr. Alexander Klar / Direktor Museum Wiesbaden, Frau Aloisia Föllmer / Kunsthistorikerin Gestaltung: Björn Gogalla / BueroXY und Christian Awe Übersetzung: Gratia Stryker-Härtel Fotos: Bernd Borchardt, Anthony Georgis (Portrait) Produktion: Ruksaldruck GmbH & Co. KG, Berlin Auflage: 1000 Juli 2011

Im Laufe der Jahre haben wir Arbeiten z.B. von Elvira Bach, Joachim Böttcher, Siegried Brzoska, Andreas Dress, Moritz Götze, Dieter Goltzsche, Sabina Grzimek, Helmut Middendorf, Stefan Reichmann, Salomé, Hans Scheib, Reinhard Stangl, Stefan Szczesny, Harald Toppl und Bernd Zimmer ausgestellt oder als Jahresgaben in limitierter Auflage herausgegeben.

Kunstförderverein Weinheim e.V. Marktplatz 1 69469 Weinheim

Der Verein besteht aus mehr als 110 Mitgliedern und einem Vorstand, der in ehrenamtlicher Arbeit die Geschäfte des Vereins führt.

Postfach 100654 69446 Weinheim Tel. 06201-63969 Fax 06201-876905 kfv@kunstfoerderverein.de www.kunstfoerderverein.de © Christian Awe 2011

C H R I S T I A N AW E www.christianawe.com




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