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Delirium Alpinum - Fotobuch „Ischgl

Kaum auf dem Markt, war das neue Fotobuch des Tiroler Fotografen Lois Hechenblaikner schon vergriffen. „Ischgl“ heißt das Werk, das großteils - aber nicht nur - Bilder aus dem durch die Coronakrise weltweit in Verruf geratenen Apres-SkiMekka zeigt. Hechenblaikner gilt als Chronist der Tourismusindustrie im Alpenraum. Er folgt der Spur der Gäste in die Schigebiete und zu den Treffen der volkstümlichen Musik. Er legt das Treiben auf Schipisten, beim AprèsSki und in den Schunkelbuden mit kühlem Blick offen. Er braucht dabei nur hinzusehen, denn System und Menschen entblößen sich von selbst wie etwa in Ischgl, dem Ballermann in den Alpen. Über viele Jahre hinweg hat si ch Hechenblaikner immer wieder in das Tiroler Dorf begeben. „Das Ischgl, das Hechenblaikner zeigt, ist eine Mischung aus kalkuliertem Kontrollverlust und der Bereitschaft zu ökonomischer Grenzenlosigkeit, die in Stumpfsinn und in einem ökologischen Desaster münden muss“, schreibt „Die Zeit“. Bei manchen Bildern braucht man ob der Obszönität, Primitivität und Perversität einen guten Magen ...

„Vor dem Tiroler Zapfhahn sind die Menschen sich offenbar in ihrer Enthemmtheit gleich. Es wird ausge schenkt bis zum Umkippen, denn Geld ist immer noch d ie erfolgreichste Betäu bungsspritze“ (Hechenblaikner).

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„Sieht man seine Bilder, versteht man, warum das „ neuartige Virus“ sich dort besonders wohlgefühlt hat. Man sieht Menschen außer Ra nd und Band, betrunken, sexualisiert, enthemmt - Overtourismus in jeder Hinsicht" (ff). Dem Fotobuch angehängt ist ein Kompendium von P resseaussendungen der Landespolizeidirektion Tirol von November 2018 bis Februar 2019: Körperverletzungen, schwere Körperverletzungen, Schlägereien und diverse Balkonstürze.

D er Literaturkritiker Stefan Gmünder beschreibt in seinem bemerkenswerten Nachwort, das er „Delirium

Der deutscher Gast hatte sich in der Nacht auf Samstag zu fortgeschrittener Stunde zum Köpfen der Champagnerflasche auf die Theke gestellt. Ein Kellner überreichte dem Gast dann den brennenden Golfschläger, den er zuvor mit einer brennbaren Flüssigkeit präpariert hatte. Plötzlich entzündete sich in e iner daneben stehenden Flasche die Flüssigkeit, die der Kellner zuvor zum Präparieren des Golfschlägers verwendet hatte. Die Stichflamme erfasste einen unbeteiligten Deutschen im Gesicht und am Oberkörper. Mit schweren Verbrennungen wurde er in das Krankenhaus Zams gebracht.

Publiziert am 27.2.2016, tirol.orf.at

Wieder Verletzte bei Schlägerei in Ischgl

dem ORF-Lokalradio den Vorwurf erhoben, dass als Dealer oft Skilehrer, Gastronomen und Saisonniers fungierten. Man wisse nach Zeugenaussagen, dass es vielfach üblich sei, Kokain gleich an der Bar zu ordern. Namentlich genannt hat Voggenberger das Wintersportzentrum Obertauern. Hier laufen ja seit Anfang der Woche die ersten Lifte. Die von dem Kripo-Beamten öffentlich an den Pranger gestellten Berufsgruppen weisen die Anschuldigungen scharf zurück. Beim Skilehrerverband spricht man von Einzelfällen, die Salzburger Hoteliervereinigung glaubt nicht, dass jemand aus ihren Reihen mit Drogen Geschäfte macht.

Cannabis bis Kokain U nabhängig von der Frage, wer letztlich die verbotenen Substanzen beim Après-Ski unter die Partygäste bringt, zeigen die Zahlen klar, dass die Wintersaison in den Skigebieten gleichzeitig auch Drogensaison ist. Ermittlungen in der Lungauer Szene vergangenen Winter beispielsweise hatten ergeben, dass zwölf im Gastgewerbe in Obertauern und anderen Wintersportorten Beschäftigte mit Suchtgift gehandelt hatten. Die Palette reichte von Cannabis über Amphetamine bis hin zu Kokain. Dass es außerhalb der Saison in Obertauern so gut wie keine Drogenprobleme gibt, liegt an der Struktur. Im Sommer wohnen hier rund 200 Menschen, im Winter sind es weit über zehntausend Beschäftigte, Übernachtungs- und Tagesgäste.

Alpinum" nennt, einiges von der fotografischen Arbeit Hechenblaikners.

Das Fotobuch mit 205 Abbildungen auf 240 Seiten ist im Steidl-Verlag erschienen. Es ist ein wichtiges Werk und sei vor allem all jenen empfohlen, die immer noch im zügellosen Apres-SkiTourismus eine Zukunft seh en ...

Quellen: ff (Südtiroler Wochenmagazin), Die Zeit

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