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ISCHGL oder: Wie die lernte, die Berge zu lieben
oder: Wie die
UEFA lernte, die Berge zu lieben
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2021 so ll die verschobene EM in 21 Stadten ausgetragen werden. Doch diese Schnapsidee klingt selbst fur die lrren in der UEFA-Zentrale zu verruckt. Durch die Berichterstattung der letzten Monate hat sich em n osterreichisches Kleinod als Austragungsort geradezu aufgedrangt, wie das Kraftwerk-Team exklusiv aus den inneren Zirkeln des europaischen FuBballverbands erfuhr.
Ein Vokal und gleich fi i nf Ko n sonanten: Se i t de r Co r onakrise ra u nt man sich hinter Plexiglasscheiben in den UEFA-Bilros immer haufiger emn lieblich anmutendes Wort der friihen Alpenbewolmer zu. Denn em n kleiner Tiroler Bergort hat die Pandemie dazu geniitzt, seine Vorzilge einer internationalen Offentlichkeit zu prasentieren. Und so gilt es mittlerweile fast als sicher, dass die nachste Europameisterschaft statt in den hasslichen Trabantenstadten Baku, Rom und Kopenhagen in Ischgl stattfinden wird. Oder, wie man auf Tirolerisch sagt: „Es geit nix, was nit geit."
Die Entscheidung fiir das stadteplanerisch einem strahlenformigen Virus nachempfundene Dorf beruht nicht allein auf der Tatsache, dass 195 Prozent der det Bewohner haben. Die und Saisonarbeitskrafte mittlerweile Covid-19-Antikarper gebilArgumente sind sogar noch zahlreicher als die Infektionen bei N dem durchschnittlichen Gottesdienst einer Pfingstgemeinde. Denn fiir Ischgl ist die Austragung einer Ful3ball-EM em n Kinderspiel: Aufgrund ihrer jahrzehnte langen Er fahrung mit dem sanften Apres-Ski-Tourismus wissen die Ortsbewohner genau, wie man fiir wenige Wochen im Jahr hunderttausende unzurechnungsghige Betrunkene beherbergen kann. Und seit der unerfreulichen „Kitzloch"-Affare ist man auch bestens darin geschult, die Touristen auf dem schnellsten Weg durch alle Polizeisperren auf die Heimreise zu schicken.
Fiir die Ischgler Infrastruktur wiirde so mancher katarische Prinz foltern: Der GroBteil des Orts mit semen 2.600 Hotels ist iiber Rolltreppen verbunden, so gut wie jedes original renovierte Bauernhaus ist das Jahr fiber mit Nationalfahnen behangt, und fiir die Transporte zu den Stadien stehen 842 Liftanlagen mit einer Gesamtlange von 92.598 Kilometern zur Verfiigung. Dass die Spielstatten in kiirzester Zeit zwischen den 98 Staubecken zur Schneeherstellung gebaut werden kOnnen, ist fiir den Ischgler Gemeinderat em n klarer Fall (Area lang frogg, geht lang hr.").
Ebenfalls keinerlei Sorgen muss man sich ilber die Verpflegung der Nationalmaimschaften und ihres Anhangs machen: Denn nach jeder Skisaison bleiben 180 Tonnen fertig paniertes Schnitzelfleisch fiber, die mit den PommesFrites-Vorraten (geschatzt 95 Tonnen) und den vorgefertigten 180.000 Wurstsuppen mit Erbseneinlage schmackhafte Mahlzeiten auf Wochen hinaus liefern (was im Quarantanefall auch genilgend Puffer bietet, bis man die SauceBolognese-TOpfe offnen muss). Schliefilich gilt in Ischgl der alte Spruch: „Essn muasst, bis es da weh tuat, insa Herr hot aa vu! gliidn." Augenzwinkernd mag man hinzufiigen: Beim „Telawischn" sind die Ischgler und ihre osteuropaischen Vertragspartner jetzt schon Europameister.
Ms gemeinhin geklart gelten auch die Sicherheitslage und die ortliche Krankenversorgung: Der Gemeindearzt ist es mittlerweile gewohnt, taglich bis zu 200 Leute zu diagnostizieren. Und bei etwaigen Ausschreitungen kann die Exekutive auf die Helikopterstaffel der Hoteliersvereinigung und die 325 Pistenraupen zuriickgreifen. Freuen wir uns also auf em n graes FuEballfest in Ischgl, der Partnergemeinde von Schengen. Deren Devise der Fremdenverkehrswerbung nicht zu Unrecht lautet: „Relax. If you can." v