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Zum Geleit

Schribt me «schöön» mit zwäi «e»?

Besser, liebe Leserin, lieber Leser, könnte man das Dilemma der Baslerinnen und Basler nicht auf den Punkt bringen: Baaseldytsch und insbesondere seine Aussprache haben sich in wenigen Jahrzehnten stark verändert. Heute kla=t eine grosse Diskrepanz zwischen dem alltäglichen Baseldeutsch und der geschriebenen baseldeutschen Hochsprache. Viele Baslerinnen und Basler sprechen nicht mehr, wie sie schreiben, oder andersherum: sie können ihre Mundart nicht mehr schreiben. Eine Sprache ist ein lebendiger Organismus, der sich verändert. Veränderungen aber sind häufig schmerzhafte Prozesse, weil uns der Verlust, im Fall der Sprache von Wörtern und Ausdrücken, wehmütig stimmt. Aber wir vergessen dabei, dass auch neue Wörter und Wendungen entstehen, um deren Verlust vielleicht schon die nächste Generation wieder trauern wird.

Baseldeutsch liegt der Christoph Merian Stiftung am Herzen, schon lange. Zum 100-Jahr-Jubiläum 1976 schenkte die Stiftung der Bürgergemeinde der Stadt Basel nicht nur eine neue, zeitgemässe Baslerstab-Fahne, sondern auch eine Baseldeutsch-Grammatik. Acht Jahre später folgte ein Baseldeutsch-Wörterbuch. Beide, Grammatik und Wörterbuch, erlebten drei z.T. überarbeitete Auflagen, was zeigt, wie gross das Bedürfnis nach sprachnormierender Orientierung ist. Der Autor Dr.Rudolf Suter war und ist ein begnadeter Germanist, der seine Aufgabe im Dienst der Stiftung pragmatisch, ebenso sach- und fachkundig wie trocken-humorvoll, angepackt hat. Knapp dreissig Jahre später haftet dem grossartigen Werk aber bereits etwas Historiografisches an. Denn Grammatik und Wörterbuch beschreiben eine Sprache, die so nur noch selten gesprochen wird – leider. Die Gründe werden in der nachfolgenden Einleitung erläutert. Aber die Liebhaberinnen und Liebhaber des alten Baaseldytsch seien beruhigt, das «alte» Wörterbuch wird es weiterhin im Christoph Merian Verlag geben.

«Schreiben können, wie man spricht», das war die Hauptmotivation für die Christoph Merian Stiftung, gemeinsam mit der Bürgergemeinde der Stadt Basel ein neues Wörterbuch zu ermöglichen. Nun haben sich in diesen dreissig Jahren auch die Forschungsmethoden verändert. Ein Einzelner könnte die Herkulesarbeit, die ein neues MundartStandardwerk verlangt, gar nicht mehr leisten. Deshalb waren wir glücklich, mit dem Deutschen Seminar der Universität Basel einen kompetenten Partner gefunden zu haben. Unter der Leitung von Prof.Dr. Annelies Häcki Buhofer ist in knapp vier Jahren mit einer gewaltigen Anstrengung ein neues Baseldeutsch-Wörterbuch erarbeitet worden. Dass dieses Werk nicht im Elfenbeinturm entstanden ist, sondern – dank einer Internetum - frage – auch mit Hilfe der interessierten Basler Bevölkerung, freut uns ganz besonders, und wir danken allen, die sich daran beteiligt haben, ganz herzlich. Unser grosser Dank und unsere An er kennung gilt dem Team von Dr.Lorenz Hofer, welches das «Neue Baseldeutsch Wörterbuch» verfasst hat.

Vieles ist anders und ungewohnt. Warum schreibt man beispielsweise jetzt plötzlich nicht mehr «Nai», sondern «Näi»? Die Autorinnen und Autoren haben für alle Veränderungen eine gute Erklärung. Der Beispielsatz: «Mach d Bäi frei», zeigt es: «Bäi» ist nicht «frei» und wie soll man bloss ein «Y» aussprechen? Deshalb schreibt man jetzt statt: «Mach d Bai frey» eben «Mach d Bäi frei».

Wir von der Christoph Merian Stiftung freuen uns über das gelungene Werk und wir wünschen dem «Neuen Baseldeutsch Wörterbuch» gute Aufnahme bei der Basler Bevölkerung. Ob es auch dreissig Jahre dauern wird, bis ein noch neueres Baseldeutsch Wörterbuch verfasst werden muss? Wir ho=en es! Viel Vergnügen bei der Lektüre und beim Nachschlagen.

Dr.Lukas Faesch, Bürgerrat und Präsident der Kommission der Christoph Merian Stiftung

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