SCHIFF
DIE GENUSS-OASE AUF DEM ZÜRICHSEE Leinen los und ablegen – Entdeckungsreisen für Geniesser. «Smoke on the Water»-Rundfahrten für Cigarren Aficionados. Exklusive Gourmetanlässe mit kulinarischen Köstlichkeiten und erlesenen Weinen. Oder mieten Sie das Davidoff-Schiff für Ihren eigenen Genussanlass. Eventkalender 2010 und weitere Infos unter
www.davidoff-schiff.ch
1 R端ckblende
Plakat f端r R旦ssli-Stumpen, gezeichnet von Herbert Leupin (1954)
In freundlicher Zusammenarbeit mit dem Tabak- und Zigarrenmuseum Aargau S端d, www.tabakmuseum.ch. Erschienen im Buch Tabago (2002). Herausgeberin: Susi Merz, Menziken, Konzept, Gestaltung, Produktion: Typopress Bern AG.
Die neue BMW 5er Limousine
www.bmw.ch
DYNAMIK IN IHRER SCHÖNSTEN FORM. Die neue BMW 5er Limousine beeindruckt mit ihrem sportlich-eleganten Design. Aber nicht nur ihr unverwechselbar souveräner Auftritt lÜst Begeisterung aus. Die kraftvollen und FG蜑[JFOUFO .PUPSFO EBT QFSGFLUF 'BISXFSL VOE EJF JOUFMMJHFOUFO 'BISFSBTTJTUFO[TZTUFNF sind harmonisch aufeinander abgestimmt und bilden die hervorragende Grundlage fßr FJO GBT[JOJFSFOEFT 'BISHFGŸIM %JF OFVF #.8 FS -JNPVTJOF JTU EJF QFSGFLUF 4ZOUIFTF BVT VOŸCFSUSPGGFOFN )BOEMJOH FG蜑[JFOUFS ,SBGU CFFJOESVDLFOEFN ,PNGPSU VOE GBT[JOJFSFOEFN %FTJHO &SGBISFO 4JF XJF 4JF EBT (FXœIOMJDIF IJOUFS TJDI MBTTFO unter www.bmw.ch/5reihe.
DIE NEUE BMW 5er LIMOUSINE.
Freude am Fahren
Privat
Cigar-
Dieses Heft hätte nie gedruckt werden dürfen. Weil dieses Heft über Themen berichtet, die, glaubt man gängigen Marktanalysen, keine Leser und ergo keinen Markt, keine Zukunft haben. Die Zigarrenraucher und mit ihnen jedes Heft, das sich dem Tabakgenuss verschreibt, werden wohl bald allesamt zwangsentwöhnt oder eingesperrt, wenn sie nicht vorher davonsterben. Ähnlich vernichtend sind die Aussichten für grosse Reportagen, komplizierte Hintergründe, wunderschöne Prosa oder Tobias Hüberli
Foto-Essays. Nein, meine sehr verehrten Damen und Herren, dieses Heft hätte nie gedruckt werden dürfen. Und es kümmert uns kein bisschen. Weil wir wahnsinnig gerne Zigarren rauchen, und zwar in allen Formaten und Stärken. Weil uns die grossen weil wir ohne Gedichte nicht leben könnten, weil wir uns einfach wei-
3
Themen dieser, zukünftiger und vergangener Zeiten magisch anziehen, gern, ein Leben ohne Genuss, ohne Wort, Witz, Mut oder Grips zu führen. Und weil wir glauben, damit nicht alleine zu sein. Sie halten das neue Cigar in den Händen. Ab sofort erhält jede Ausgabe Schwerpunkt. Die erste Ausgabe ist dem Thema Privat gewidmet. Neben einem «Versuch über das Private» mit Ethnologe Hans Peter Duerr gewähren auch die Macher und Autoren von Cigar Einblicke in ihre Privatheit. Im Weiteren kommen zu Wort der Fotograf, Verleger und Galerist Ernst Scheidegger, Zigarrensommelier Matthias Martens und der rauchende Tenor Christian Jott Jenny. Es bleibt der Dank an all jene, die mitgeholfen haben, dieses Cigar neu zu erfinden, zu begleiten, zu schreiben und zu fotografieren. Die Redaktion wünscht Ihnen eine angeregte Lektüre.
Tobias Hüberli Redaktionsleitung
Editorial
nicht nur ein individuelles Kleid, sondern auch einen thematischen
Inhalt 26 Wie wichtig ist das Private? Braucht es mehr davon, oder weniger? Zitate und Kommentare.
Privat 4 Inhalt
86 14 Tasting Ausgew채hlte Vertreter der Dominikanischen Republik neu getestet.
O-Ton
Giacometti, Chruschtschow und Aga Khan, ein Gespr채ch mit Ernst Scheidegger.
01
Rückblende Rauchen mit Freunden
Editorial 03
70
Rauchen mit Freunden
Cigar – Privat Fumoir
Eine Zigarre für… 06
76
Rauch, Accessoires, Feuerwasser,
81
Internet: The Cigar Wiki
82
Adressen
Karossen und und und
Matthias Martens: Meine besten Empfehlungen
Raucherorte 09
Lindenhof, Zürich
Tasting
11
Hotel Die Krone, Gottlieben
86
13
Romeo Hotel, Neapel
Ausgewählte Vertreter der Dominikanischen Republik neu getestet
O-Ton 14
Ernst Scheidegger
Martens Wahl 22
Und sonst 94
Eine Replik
94
Comic
96
Vorschau und Impressum
Take a walk on the light side
24
5
Musik «Cigar Music» Tobacco Songs from Old Havanna Cuarteto Tiempo Privat Ein Versuch über das Private
32
Der Unternehmer
34
Nach 19 Jahren
35
Der Erlebnisschreiber
37
Der Verlagsbauer
40
So oft ich meine Tabakspfeife
Inhalt
26
Lyrik 42
Der Raucher und die Dichterinnen
Fotostrecke 46
Vis-à-vis von Christian Schwarz
Garten 54
Il faut cultiver notre jardin
Porträt 56
Christian Jott Jenny: Aus der Seele transportable Kunst
Salz und Pfeffer 60 Salz und Pfeffer e Tabakreportage 64
Mann, Land, Tabak
64 Tabakreportage Carlos Jalil: Der lange Weg zur Premium Cigar.
Meine besten
Empfehlungen
6 Eine Zigarre für…
Der Zigarrenflüsterer
text: MATTHIAS MARTENS
D
ie erste Zigarre, die mir vor
seits beim Tabakhändler die Gewissheit
noch ein wenig «nach draussen zu ge-
über 25 Jahren angeboten
holte, dass die Zigarren, die er für die
hen». Natürlich haben wir weiter ge-
wurde war eine totale Fehlbe-
geplante Tortur kaufte, uns keineswegs
raucht, das haben die meisten anderen
ratung. Allerdings die beste,
zu sehr quälen würden. Jedenfalls wur-
aber auch.
die ich je erfahren habe, wahrscheinlich
de er – gutherzig und wie erwähnt nicht
Von dominikanischen und anderen
sogar besser als einige meiner eigenen,
besonders tabacophil – belohnt und
Zigarren sollte mir erst später schlecht
nicht ganz so guten Empfehlungen.
doch enttäuscht. Hochmütig rauchten
werden, doch vorher kamen 15 Jahre
Unser Vater hatte uns beim Zigaretten-
wir Knilche die hellblättrigen Churchills,
gepflegte Nikotinsucht, aus dem ver-
rauchen erwischt und wollte uns eine
deren genauer Name mir nicht in Erin-
schlissenen Beutel oder luxuriös aus
der guten alten Lektionen erteilen. Mit
nerung geblieben ist, um, weder, wie
dem silbernen Etui, mit und ohne Filter,
starker Hand zückte er drei dominikani-
geplant beschmutzt und blamiert, noch
eine Zigarette davor und eine danach,
sche Zigarren, ob derer wir leiden soll-
von Übelkeit geplagt, nach rekordver-
auf 5000 Meter über normal null und
ten. Heute glaube ich, dass mein Vater
dächtigen 45 Minuten mein Kinderzim-
beim Autofahren selbst gerollt und mit
als Arzt und Nichtraucher sich seiner-
mer zu verlassen und anzukündigen
dem Knie gesteuert. Die Ruhe für die
Zigarre kam eigentlich erst später, trotzdem habe ich immer mit Genuss auch zur grossen Schwester gegriffen. Eine grosse Hilfe war der smarte Tabakwarenhändler in der kleinen Universitätsstadt, der so geschickt bei seinen Emp-
Privat
Matthias Martens, geboren 1972 in München, ist der wahrscheinlich bekannteste deutschsprachige Cigarrensommelier. Neben den Verkostungen, die er für «Cigar Clan» schreibt, war «Cigarre & Co» mit Dieter Wirtz seine wichtigste Veröffentlichung. Er leitet einen Cigarrenladen unter den Linden in Berlin und ist leidenschaftlich im Weinladen seiner Frau tätig. Ab sofort schreibt er auch für «CIGAR». Manchmal ist es allerdings sehr anstrengend für ihn, ständig anderen Menschen Cigarren, Weine und Spirituosen, ja ganze Situationen zu empfehlen, und er besinnt sich auf Empfehlungen, die zur Abwechslung mal ihm selbst galten.
fehlungen vorging, dass nicht mal ich selbst mitbekam wie bedauernswert pleite ich doch war, und trotzdem kam
nicht, dafür umso mehr Cohiba Esplen-
Neuen Markt angezündet und danach
ich immer mit den benötigten vier kuba-
didos – trotz allem eine der besten Ci-
feine unbekannte Eigenmarken. Wir
nischen Zigarren aus dem Laden, die für
garren, die ich je geraucht habe – zu-
rauchten in den feinen Bars der Haupt-
das abendliche Pokerspiel nötig waren,
mindest in meiner Erinnerung.
stadt, in den damals noch dunklen Kaschemmen am Prenzlauer Berg und in
vorzugter Rüffel eines nichtrauchenden
den Biergärten an der Donau. Und dann
gas Mille Fleurs, mal Quinteros ein
und wahrscheinlich deshalb von Humor
endlich auch auf Kuba. Dort habe ich
Highlight schon damals Ramon Allones
befreitem ersten Offiziers – später,
grandioses Scheitern lernen dürfen,
Specially Selected, Herr Götz hatte im-
drehte ich der Seefahrt den Rücken und
trotz und wegen vieler gut gemeinter
mer ein gutes Händchen und hat es, so
mein letzter bezahlter Flug ging nach
Ratschlägen und einer unvergesslichen
hört man, noch immer.
Venezuela. Ein Flughafen mit genialen
Nacht in der Coladosen, eine Badewan-
Zu viele Zigarren zu viert und zu vie-
Schuhputzern, einer fantastischen Kan-
ne und viele Zigarren eine Rolle spiel-
le Zigaretten danach, die Vorliebe für
tine und einer Sonnenterrasse empfing
ten. Der Anstand gebietet mir Details zu
die damals noch rauchgeschwängerte
mich und die nächsten Monate sollte ich
schlucken, final habe ich die Weltmeis-
Gastronomie und die Einsicht dass re-
regelmässig immer wieder nach Cara-
terschaft der Zigarrenempfehler selbst
gelmässiger Genuss von «Gitanes Mais»
cas kommen, zufällig aber nicht unwil-
vergeigt, mit Verve und zu Recht. Wir
ohne die tägliche Lektüre der «Le Mon-
lig. Die Terrasse, auf der ich vielen Flug-
haben uns wieder in die Badewanne im
de» nicht automatisch das Bestehen des
zeugen, besser gesagt den darin sitzen-
Hotel Nacional verschanzt, uns die
Politologiestudiums garantieren, been-
den Menschen, nach- oder entgegensah,
schönste Upmann No. 2 geteilt und Ab-
deten mein Studentendasein. Gewollt.
wurde ein Fixpunkt in einer aufregen-
schied genommen.
Natürlich. Die Freiheit rief. Unterwegs
den Zeit. Allen, die nur in Hängematten,
Danach und nach wie vor habe ich
mit zweiundzwanzigtausend Bruttore-
Ledersesseln und Hollywoodschaukeln
mit echten Freunden und falschen Ge-
gistertonnen
revan-
rauchen, sei gesagt, dass auch eine Be-
niessern rauchen dürfen. Und umge-
chierten wir – im Herzen Seeleute in
tonbank sehr gemütlich sein kann. Dort
kehrt – aber keine Zigarre war umsonst.
Wahrheit Kellner – uns bei den Ameri-
genoss ich die letzte Esplendidos aus
Nur die, die nicht geschmeckt haben,
kanern, die unserem Traumschiff die
Miami, später viele Cedros De Luxe und
wurden zur Seite gelegt, und so viele
Einfahrt ins kubanische Hoheitsgebiet
Montecristo No. 4 und einige Zigarren,
Zigarren wie ich vergessen habe, so vie-
untersagt hatten, auf unsere eigene Wei-
die ich später leider nie wieder gesehen
le habe ich mir auch merken können,
se. Denn verbotene Früchte schmecken
habe, geraucht wurde alles was die
hauptsächlich die, die mir jemand emp-
regelmässig am besten und was wäre
Tiendas am Flughafen hergaben. Und
fohlen hat, der es ernst mit mir gemeint
ein grösserer tabakophiler Hochgenuss
wenn auch kerosingeschwängerte Luft,
hat. Die beste Zigarre ist und bleibt die,
als eine kubanische Puro im Land der
kaltes Bier und Zigarren sensorisch ge-
die man in der richtigen Gesellschaft
unbegrenzten Möglichkeiten zu schmau-
sehen kaum harmonieren, hatte ich im-
und Laune raucht – dann schmeckt sie
chen. Da wir nicht nach Kuba fahren
mer einen sehr angenehmen Geschmack
auch. Schaden kann es nicht, wenn sie
durften, kauften wir die gelb-schwarz-
von Abenteuer am Gaumen, flankiert
schön, gross, teuer und perfekt gelagert
beringten Schmuckstücke eben aus den
von dem Duft der wahren Welt und den
ist, im teuersten Laden der Stadt von ei-
Kofferräumen der schwarzen Hotelli-
Gerüchen echter Menschen.
ner hinreissenden Lady in einer Phanta-
Kreuzfahrtschiff
mousinen, die am Hafen von Miami auf
Es folgten Zigarren in Bayern und
sieuniform serviert und von einem deli-
die schwankenden Ströme der Kreuz-
Berlin, mit Bier und mit Champagner.
katen alten Cognac begleitet wird. Ist
fahrer warteten. Viel Beratung gab es
Es wurden Davidoffs auf die Erfolge am
aber nicht immer nötig.
Eine Zigarre für…
Einige «My way or Gangway»’s – be-
finanzielle Misere. Mal waren es Parta-
7
nebenbei erwähnt, der Grund für meine
TRUE EXCELLENCE IS ALWAYS EXCLUSIVE. THE PATORO STORE.
=Na\_\ @a\_R i 5Â&#x2039;ORYV`a_N``R # i 05 !# <YaR[ i A ! # "% " ddd ]Na\_\`a\_R P\Z
9 Zürich
E
in Platz, mitten in Zürich, der sich
Und leicht ist der Abstieg in alle Him-
den Rauchern auch nach dem
melsrichtungen, wenn das Tageslicht
ersten Mai nicht verbietet, wo es
schwindet, die Figurado einem Zipfel
sich an sonnigen Frühlingsnach-
gleicht oder wenn der Wind dann doch
mittagen hervorragend sitzt, auf einer
zu zügig zieht und ein Kaffee oder
nicht einmal ein kleines bisschen ver-
ein Feuerwasser hinzugezogen werden
witterten Holzbank, unter den noch
muss. Dann geht es flugs die steinigen
blätterlosen Linden, die Sicht über die
Treppen hinunter an den Rennweg, an
Dächer der Stadt, weit weg in die Ferne
die Limmat oder hinüber ins Nieder-
gleitend.
dorf.
Geschichtsträchtig ist der Hügel am linken Ufer der Limmat, ein Kraftort für keltische Druiden, Zollstation der Römer und – bis heute – Hauptquartier der Zürcher Freimaurerlogen. Schachspieler finden hier ihre Gegner, Verliebte ihren Freiraum und Raucher ihre Ruhe.
Adresse Lindenhof Lindenhof 8001 Zürich
Raucherorte
Lindenhof,
Die Kunst, neue Wege zu gehen und dennoch seiner Linie treu zu bleiben. Der neue Audi A8. Die Kunst, voraus zu sein. Als erste Limousine weltweit wirft der neue Audi A8 ein einzigartiges Licht auf unsere Strassen: Auf Wunsch setzen Voll-LED-Scheinwerfer einen neuen Massstab für innovative, effziente Lichttechnologie – und prägen dazu das kraftvoll-markante Gesicht des neuen Audi A8. Die präzise Linienführung der Aluminiumkarosserie unterstreicht dabei, wie dynamisch und leicht sich eine Limousine dieser Klasse anfühlen kann. Ein Design, das auf unverwechselbare Art Überlegenheit ausstrahlt. Wir nennen das «die Kunst, voraus zu sein». Audi A8 4.2 TDI, 258 kW (350 PS), 4134 cm3. Normverbrauch gesamt 7,6 l/100 km. CO2-Emissionen: 199 g/km (204 g/km: Durchschnitt aller Neuwagenmodelle). Energieeffizienzkategorie C.
11
Krone,
Gottlieben
D
as Hotel Die Krone in Gottlie-
Der Raucherort der Krone liegt im
ben steht seit dem 17. Jahr-
ersten Stock und nennt sich «Madame
hundert am Ufer des Boden-
Pompadour». In der Lounge sorgt ein
sees. Napoleon III., Johann
modernes silberfarbenes Sofa für den
Conrad Hippenmeyer (er gründete 1818
nötigen Kontrast zum gebeizten Parkett,
die österreichische Nationalbank), Rosa
das Design-Cheminée spendet offenes
Tschudi und viele andere haben in dem
Feuer. Auch die Sicht aus dem Fenster,
imposanten Riegelhaus irgendwann ein-
direkt aufs Wasser, ist beneidenswert.
mal gelebt, gelacht, gekocht oder ge-
Die erlesene Zigarren-Auswahl stammt
raucht. Letztes Jahr haben Inhaber
von der Zigarrenfachhandlung Port-
Raymond Kronig und Designer Conrad
mann in Kreuzlingen, dazu stehen zahl-
Teuscher die Krone in ein zeitloses
reiche Whiskys im Angebot.
Bijoux verwandelt, in dem nicht nur ausgezeichnet gespeist (Chefkoch ist Raphael Lüthy, vormals bei Lampart’s Art of Dining), sondern auch genussvoll geraucht werden kann.
Adresse
Hotel Die Krone Seestrasse 11 8274 Gottlieben 071 666 80 60 www.hoteldiekrone.ch
Raucherorte
Hotel Die
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HĂ&#x201E;STENS SHOP MARTHALEN Schaffhauserstrasse 6, 8460 Marthalen Tel. 052 305 45 02 marthalen@hastens.ch
"
"
13
D
Neapel
as Lebensgefühl in Neapel ist
schen Studio Keno Tange&Associates in
ein anderes, sagt man. Hass
Zusammenarbeit mit Don Davidoff. In
und Liebe, Freude und die
dem aus Glas und Makassar-Ebenholz
Vergänglichkeit
Lebens
bestehenden Raum erschliesst sich dem
erscheinen intensiver als anderswo.
Raucher eine feine Auswahl an Zigarren
Und immer wird die Stadt umgeben
von Davidoff, Winston Churchill oder
von einem Hauch Schiesspulver, dem
Griffins. Dazu bietet die Bar verschiede-
Parfüm gefährlicher Frauen und dem
ne Cognacs, Rums und andere Speziali-
Schweiss
täten-Brände an.
böser
des
Männer.
Kurzum,
Neapel ist der perfekte Ort für eine edle Zigarre und einen sehr, sehr alten Rum. Den Rum, die Zigarren und das passende Ambiente findet der Suchende im 5-Sterne-Hotel Romeo, direkt beim Hafen, gesegnet mit bemerkenswerter Aussicht. Entworfen wurde der Cigar Room des Romeo Hotels vom japani-
Adresse
Hotel Romeo Via Cristoforo Colombo 45 80133 Neapel Italien Tel. 0039 081 0175008 www.romeohotel.it
Raucherorte
Romeo
Hotel,
Alberto Giacometti in seinem Pariser Atelier, Tito beim Tempelbesuch in Burma oder Aga Khan vor den Pyramiden. Ernst Scheidegger hat eine Welt fotografiert, als sie noch fast unfotografiert war. Ein Gespräch mit einem Zeitzeugen.
Mein Leben
besteht aus einem Haufen Zufällen
text: TOBIAS HÜBERLI
14
W
foto: CHRISTIAN SCHWARZ
ir treffen Ernst Scheidegger an einem kalten
Scheidegger: Die Geschichte ist halt etwas kompliziert. Mein
Februarnachmittag in seiner Wohnung in Zürich.
Leben besteht aus einem Haufen Zufällen, aber man muss
Er trägt einen weissen Trainingsanzug, in der
Zufälle auch nützen können. Ich kam zum Beispiel nur durch
rechten Hand hält er eine halb gerauchte Tosca-
Zufall an die Kunstgewerbeschule.
ni. Wir setzen uns an einen lang gezogenen, von Max Bill geschaffenen Tisch und bekommen ein Glas Rotwein einge-
Cigar: Konkret?
schenkt. Die Boxerhündin Yen inspiziert uns flüchtig, bevor sie
Scheidegger: In der Grundschule hatte ich im Zeichnen immer
es sich unter dem Tisch bequem macht.
eine Zwei, wobei die Note Sechs das Beste war. Der Lehrer meinte immer, ich müsse die Zeichnungen ausziehen. Für
Ernst Scheidegger: Über was wollen Sie denn mit mir reden?
mich war das Bild dann aber kaputt. In der Sekundarschule kam ich zum Zeichnungslehrer Eduard Gubler und hatte plötz-
O-Ton
Cigar: Über Ihr Leben als Fotograf, Maler, Filmemacher, Gale-
lich die Note Fünfeinhalb. Mein Vater war mit dem damals
rist und Verleger. Und natürlich auch über das, was Sie so
einzigen Berufsberater der Stadt Zürich befreundet. Der
rauchen.
schaute meine Zeugnisse an, sah den Notenunterschied und
Scheidegger: Ich habe schon alles geraucht. Angefangen habe
fragte, wer denn jetzt mein Lehrer sei. «Ah dä Gubler», sagte
ich als ich sieben Jahre alt war, mit Nielen. Mit Hugo Loetscher
er und empfahl meinem Vater, mich auf die Kunstgewerbe-
hinten beim Friedhof Sihlfeld, da gab es viele Nielen. Danach
schule zu schicken. Ich bestand tatsächlich die Aufnahmeprü-
kamen die Marocaine, das waren die billigsten, die kosteten
fung und wurde Schüler der Kunstgewerbeschule Zürich.
damals dreissig Rappen. Ich habe auch mal ein Jahr nichts geraucht, aber dann wieder angefangen mit Zigaretten der
Cigar: 1942 meldeten Sie sich als 17-Jähriger freiwillig bei der
Marke Mais, das war in Paris. In Indien rauchte ich Bidis, in
Armee. Wollten Sie unbedingt in den Krieg?
Afghanistan Hasch, es gab dort gar nichts anderes. In Burma
Scheidegger: Ich absolvierte eine Lehre als Schaufensterdeko-
rauchte ich wunderbare Zigarren und in Jemen rauchte ich gar
rateur im Jelmoli. Die Hälfte der Angestellten der Dekorations-
nichts, dafür kaute ich Kat. In Bangkok ging ich immer in die
abteilung waren Deutsche. Der Abteilungschef hiess Klein und
Opiumhöhlen Tee trinken, weil ich den Rauch so gerne
war ein Obernazi. Er war später der erste Deutsche, der wegen
schmeckte. Geraucht habe ich Opium nur einmal, es wurde mir
Spionageverdacht aus der Schweiz ausgewiesen wurde. Die
so schlecht, dass ich es Gott sei Dank sofort wieder aufgab.
restlichen Deutschen waren alle auch nationalsozialistisch angehaucht. Das konnte ich mit meiner linken Weltanschauung
Cigar: Die Toscani scheinen Ihnen hingegen zu bekommen.
nicht vereinbaren. Darum dachte ich mir, gehe ich besser so
Scheidegger: Vorher rauchte ich die Handgemachten aus Chias-
schnell wie möglich in die Armee.
so, die waren feiner im Geschmack, aber die machen sie nicht mehr, weil es keine Arbeiterinnen mehr gibt, die sie herstellen
Cigar: Wie erlebten Sie die Kriegszeit?
können. Die heutigen Toscani sind eigentlich ein Ersatz, die
Scheidegger: Ich wurde Funker und war teilweise im Maloja-
den Handgemachten am nächsten kommen.
Gebiet stationiert. Das war die Zeit, als die Amerikaner in Sizilien gelandet waren. Es bestand die Gefahr, dass sich die
Cigar: Wie wird aus einem Beamtensohn ein Fotograf, Verleger, Galerist und Maler?
Deutschen über Schweizer Gebiet zurückziehen könnten. Wir hatten alle etwas Angst, dass sie tatsächlich kommen
â&#x20AC;š In Indien rauchte ich Bidis, in Afghanistan Hasch und in Burma wunderbare Zigarren.â&#x20AC;ş
15 Scheidegger
‹ Den Einzigen, den ich nicht mochte, war Pablo Picasso, weil der seinen Hund nicht anständig behandelte. ›
16 O-Ton
würden. Meine Aufgabe bestand darin, jeden Abend Mel-
Scheidegger: Das war uns damals nicht so wichtig. Wir waren
dung zu machen. Am Tag unternahm ich, zusammen mit
einfach froh, dass wir für die Fotos Geld bekamen und wieder
meinem zugeteilten Bergführer Fritz Steuri, Bergtouren. Wir
etwas Neues machen konnten. Die Fotos, die mich wirklich
bestiegen jeden Tag einen anderen Berg, es war eine wunder-
interessierten, waren immer kulturpolitischer Art. In Ägypten
bare Zeit.
fotografierte ich zum Beispiel Frauen, die erstmals überhaupt das Stimmrecht forderten, in Burma das Lepra-Programm der
Cigar: In der Sie Alberto Giacometti kennen lernten?
vereinten Nationen oder den 6. weltweiten Buddhistenkon-
Scheidegger: Auch das war Zufall. In Maloja war ich in einer
gress. Solche Sachen haben mich immer mehr gereizt als
Pension einquartiert. Einmal sagte mir die Wirtin, dass unten
aktuelle Schnappschüsse. Auch weil die Aktualität nicht so
im Dorf ein Spinner wohne, der wie ich immer zeichnen wür-
wichtig war. In Burma hiess mein persönlicher Chauffeur
de. Also ging ich den Spinner besuchen und traf den etwa
übrigens Sithu U Thant, der spätere dritte Generalsekretär der
40-jährigen Giacometti. Ich fand ihn komisch, war aber total
Vereinten Nationen
fasziniert. Was ich in seinem Atelier sah, war komplett neu, Cigar: Als Fotograf dringen Sie in die Privatsphäre anderer
Ateliers kannte. Wir kamen ins Gespräch und trafen uns da-
Menschen ein. Wie haben Sie das, gerade im arabischen Raum
nach fast täglich.
angestellt? Scheidegger: Das war nicht so ein Problem. Diese Länder wa-
Cigar: Über was redeten Sie?
ren damals sozusagen unfotografiert, es gab fast keine Frem-
Scheidegger: Meistens über den Krieg. Das war interessanter
den. Man war relativ frei beim Fotografieren, solange man die
als Kunst. Nach dem Krieg, als ich für den Marshall-Plan nach
lokalen Regeln und Gebräuche respektierte.
17
nicht zu vergleichen mit den Sachen, die ich aus den Zürcher
Paris ging, kannte ich dort genau zwei Leute, einen Buchbinder und Alberto Giacometti.
Cigar: Sie führten ein Abenteurer-Leben? Scheidegger: Es war spannend, weil man an Orte reisen konnte, an die sonst niemand hinkam. Ich war der zweite Auslän-
des letzten Jahrhunderts.
der, der für Nepal ein Visum erhielt. Ich wohnte bei der Fami-
Scheidegger: Ich hatte einige solche Begegnungen etwa mit
lie, die das erste Visum hatte. Vier Jahre später kehrte ich nach
Hans Arp oder Miro, viele lernte ich durch den Galeristen Aimé
Nepal zurück, da war der Tourismus aber schon so weit fort-
Maeght kennen. Ich habe diese Kontakte aber nie ausgenützt.
geschritten, dass ich es keine zwei Tage aushielt.
Der wichtigste Künstler war für mich immer Alberto Giacometti, ich war fast täglich in seinem Atelier. Den Einzi-
Cigar: Erlebten Sie auch gefährliche Situationen?
gen, den ich nicht mochte, war Pablo Picasso, weil der seinen
Scheidegger: Die gab es auch. Im Sudan wurde ich einmal von
Hund nicht anständig behandelte. Für ein Buch musste ich
den Partisanen geschnappt, aber der Zeitpunkt war günstig,
einmal Picassos handgemachte Teller fotografieren, bei ihm
weil sie gerade mit der Regierung verhandelten und mich des-
zuhause in Vallauris. Aber immer wenn er den Raum betrat,
halb wieder laufen liessen. Ein andermal wurden der NZZ-
legte ich die Kamera beiseite, ich habe kein einziges Bild von
Korrespondent Arnold Hottinger und ich im Grenzgebiet zwi-
Picasso.
schen Jemen und Saudi-Arabien verdächtigt, jüdische Spione zu sein. Zum Glück sprach Hottinger fliessend Arabisch und
Cigar: Sie waren Mitglied der legendären Fotoagentur Magnum
verstand darum, was die Einwohner vorhatten. Wir konnten
und bereisten für Magazine wie Life oder Paris Match den
rechtzeitig fliehen.
Orient, wie kamen Sie dazu? Scheidegger: Der Magnum-Fotograf Werner Bischof war mein
Cigar: Man sagt, Robert Capa sei wegen Ihnen gestorben.
bester Freund. Über ihn lernte ich Robert Capa kennen, der
Scheidegger: Ich sollte eigentlich für Life nach Vietnam gehen,
mir dann die ersten Aufträge vermittelte.
hatte aber als Einziger in der Agentur ein nicht übertragbares Visum für den Besuch der Sowjetführer in Indien, darum ging
Cigar: Unter anderem fotografierten Sie die indische Reise des
ich die erste Auslandreise von Bulganin und Chruschtschow
sowjetischen Staatspräsidenten Bulganin und des Parteisekre-
fotografieren. Und Capa, der nie mehr in den Krieg wollte, ging
tärs Chruschtschow oder den Besuch des jugoslawischen
an meiner Stelle nach Vietnam, wo er prompt auf eine Mine
Präsidenten Tito in Burma. Ihre Bilder informierten die Welt.
trat. Zwei Tage später verunfallte Werner Bischof in den
Wie gingen Sie damit um?
Anden tödlich. Kurz darauf stieg ich bei Magnum aus.
O-Ton
Cigar: In Paris fotografierten sie einige der grossen Künstler
‹ Das Giacometti-Bild auf der Hunderternote ist kein sonderlich gutes Bild. Es entstand im Hof vor Giacomettis Atelier in Paris. Er brauchte ein Passfoto. › Cigar: Warum?
Fernsehen machte ich rund zwanzig Ausstellungsbesprechun-
Scheidegger: Ich störte mich schon länger daran, dass die Re-
gen im Kunstbereich. Das war eine ausgesprochen gute Sache.
daktionen die Bildfolge unserer Reportagen oft nicht respek-
Irgendwann kam ein neuer Chef, der sagte, eine Ausstellungs-
tierten. Darum wollten ich und Werner Bischof erreichen, dass
besprechung dürfe nicht länger als zwei Minuten dauern. Da
Magnum auch Dokumentarfilme produziert. Im Gegensatz zu
habe ich das auch aufgehört. In zwei Minuten können sie ja
heute konnte ein fertiger Film damals nicht mehr auseinan-
nicht mal sagen, wo der Künstler geboren ist.
dergenommen werden. Robert Capa war einverstanden. Nach dem Tod von Capa und Bischof setzte sich die Idee bei den
Cigar: Was fotografieren Sie heute?
anderen Agenturkollegen aber nicht durch. Darum bin ich ge-
Scheidegger: Seit die Digitalisierung gekommen ist, habe ich
gangen. Wenn man anschaut, was für Probleme Magnum heu-
aufgehört zu fotografieren. Das ist nicht mehr meine Art. Wir
te hat, wäre eine Abteilung für Dokumentarfilme gar nicht so
haben früher einfach auf den richtigen Moment gewartet, und
falsch gewesen.
dann ein Foto gemacht, vielleicht noch ein zweites Mal abgedrückt, und dann war der Moment vorbei. Heute machen sie
Cigar: Sie hingegen wurden freier Filmregisseur.
einfach zwanzig Aufnahmen und suchen sich nachher ein Bild
Scheidegger: Meine wichtigsten Filme drehte ich über das Ber-
raus. Das ist eine total andere «Fotografiererei», das fange ich
gell, Alberto Giacometti, Rolf Brem oder Max Bill. Für das
nicht mehr an. Dafür schaue ich mein Archiv jetzt rückwärts
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19 O-Ton
an, da hat es unglaubliches Zeug, das ich nie veröffentlicht
Cigar: Sie sind jetzt 86 Jahre alt, wie ist es, älter zu werden?
habe.
Scheidegger: Es ist weder mühsam noch störend, aber man muss feststellen, dass man älter wird und nicht mehr gleich
Cigar: Zum Beispiel?
mag. Ich stelle mich einfach darauf ein, lasse mich nicht het-
Scheidegger: Ich habe etwa 5000 Farbfotos gefunden, die noch
zen und mache alles etwas langsamer. Ich nehme, wenn man
nie jemand gesehen hat. Damit will ich ein Buch über Rückbli-
das so sagen will, einfach alles wie es kommt.
cke machen. Cigar: Sind Sie politisch? Cigar: Sie arbeiten noch jeden Tag?
Scheidegger: Während dem Zweiten Weltkrieg war ich in der
Scheidegger: Man muss ja etwas machen. Ich gehe zweimal
freien Jugend. Danach ging ich als Freiwilliger nach Jugosla-
pro Tag mit dem Hund raus und schlafe am morgen etwas
wien um Bahngeleise zu bauen. Ich war sehr begeistert von
länger. Die besten Ideen kommen mir aber sowieso immer
Tito. Als dieser mit Stalin Streit bekam, distanzierte ich mich
spätabends.
von der damaligen Linken. Später in Indien und Ägypten
glaubte ich eine Weile an eine dritte Kraft. Ich erlebte aber
Schweiz einfach zu mitteldurchschnittlich, und das ist viel-
soviel Korruption, dass ich als guter Patriot wieder in die
leicht nicht einmal so schlecht. Wenn Sie den Sarkozy an-
Schweiz zurückkam. Heute bin ich in keiner Partei, ich inter-
schauen, der seinen Sohn in irgendein wichtiges Amt hieven
essiere mich aber sehr wohl für Politik.
will, so was geht bei uns nicht, dafür sind wir viel zu kleinkariert.
Cigar: Was sagen Sie als Patriot, dass Ihre Bilder auf gleich zwei verschiedenen Schweizer Banknoten abgedruckt sind.
Cigar: Auf welche Erfolge sind Sie besonders stolz?
Scheidegger: Das Giacometti-Bild auf der Hunderternote ist
Scheidegger: Auf die Ausstellung über mein Gesamtwerk im
kein sonderlich gutes Bild. Es entstand im Hof vor Giacomettis
Kunsthaus Zürich im Jahre 1992 und auf die Giacometti-Wan-
Atelier in Paris. Er brauchte ein Passfoto. Es ist sicher mein
derausstellung in China zwischen 2001 und 2002. Die Wan-
Foto mit der grössten Auflage, nur weiss fast niemand, dass es
derausstellung wurde in 16 verschiedenen Städten gezeigt.
von mir ist. Für die Verwendungsrechte zahlte mir die Natio-
Zudem liegt mein Buch «Spuren einer Freundschaft» auf chi-
nalbank 5000 Franken. Nicht gerade viel, aber ich bin nicht
nesisch übersetzt in Bibliotheken von 800 chinesischen Uni-
der beste Kaufmann.
versitäten. Nicht jeder hat ein Buch, das auf Chinesisch übersetzt ist.
Cigar: Was schätzen Sie an der Schweiz?
20
Scheidegger: Wir haben ein gutes System. Im Grunde sind un-
Cigar: Wie sehen Sie die Zukunft?
sere Streitigkeiten doch nur Kleinigkeiten. Es geht uns besser
Scheidegger: Ich mache einfach die Arbeiten, die mich interes-
als an Orten, wo dominante Figuren bestimmen. Bei uns ha-
sieren, und irgendeinmal ist es fertig.
ben derartige Figuren gar keine Chance. Dafür sind wir in der
O-Ton
Privat
Ernst Scheidegger (86) wurde am 30. November 1923 in Rorschach als Bürger von Lützelflüh geboren und wuchs in Zürich als Sohn eines Beamten auf. 1942 meldet sich Scheidegger als 17-Jähriger freiwillig bei der Armee und verbringt einen Teil des Krieges als Funker im MalojaGebiet. In Maloja trifft er per Zufall den Künstler Alberto Giacometti, eine lebenslange Freundschaft beginnt. Nach dem Krieg besucht Scheidegger die Fotoklasse von Hans Finsler und Alfred Willimann an der Kunstgewerbeschule Zürich und wird später Assistent von Werner Bischof und Max Bill. Im Rahmen der Wanderausstellungen des Marshall-Plans geht Scheidegger als Gestalter nach Paris. In dieser Zeit porträtiert er neben Alberto Giacometti auch andere Künstler wie Joan Miro, Fernand Léger oder Hans Arp. 1952 wird Ernst Scheidegger freier Fotojournalist der legendären Fotoagentur Magnum. Es folgen Reisen im Nahen Osten und Asien. Scheideggers Fotoreportagen erscheinen in Paris-Match, Life, Stern oder Pictures Post. 1957 leistet er im Auftrag der Ford-Foundation zusammen mit dem dänischen Architekten Vilhelm Wohlert die Vorarbeit für den Aufbau des National Institute of Design in Ahmedabad (Indien). Zwischen 1960 und 1989 arbeitet Ernst Scheidegger als Redaktor der NZZ-Beilage «Wochenende», in der er über 200 eigene Fotoreportagen veröffentlicht. 1962 gründete er einen eigenen Verlag, aus dem der heutige Verlag Scheidegger&Spiess hervorging. 1964 war er Chefgraphiker des Sektors «L’art de vivre» an der Expo in Lausanne. In seiner langen Karriere war Ernst Scheidegger als Galerist, Maler, Plakatgestalter und freier Filmregisseur tätig. Neben zahlreichen Ausstellungskatalogen und Kunstbüchern produzierte Scheidegger mit Preisen ausgezeichnete Filme, etwa über das Bergell, Alberto Giacometti, Max Bill oder Hans Brem. Scheideggers wichtigsten Einzelausstellungen waren in Ulm (Museum Ulm 1959), Zürich (Ernst Scheideggers Gesamtwerk, Kunsthaus Zürich 1992–93) und China (Wanderausstellung «Alberto Giacometti» 2000–2002). Ernst Scheidegger lebt in Zürich und im Emmental und hat zwei Kinder.
Foto: Andreas Stachl
AVO UVEZIAN Swiss Tour Band
A&VO Friends Swiss Tour '10 21.- 30. April 2010
21.4. 22.4. 23.4. 24.4. 25.4. 27.4. 28.4. 29.4. 30.4.
Luzern Lenzburg Kreuzlingen Kreuzlingen Bad Ragaz Salavaux Genève Zürich Rüti ZH
Havanna Bar AVO Cigar Lounge / Art Cigar & Co Urs Portmann Tabakshop / Griffin’s Lounge Urs Portmann Tabakshop AVO Cigar Lounge / Lattmann’s AVO Cigar Lounge Schloss Salavaux L’Athenée-Davidoff Genève Restaurant Westend Kamäleon / La Corona
Weitere Informationen zu den Veranstaltungsorten und dem Programm unter www.avo.com
walk side
Der Berliner Zigarrensommelier Matthias Martens testet für Cigar vier leichte Zigarren aus der Dominikanischen Republik, typisch in ihrer klassischen Art.
Take a
on the
light
RODRIGO DE JEREZ Länge: Durchmesser: Zugverhalten: Aromadichte:
180 mm 19.6 mm 9 9 9 9 9 9
Filler: Umblatt: Deckblatt: Preis:
Dom. Rep. Dom. Rep. Connecticut Shade Euro 6.00
Note: 82 Stärke: 11
DOMINIKANISCHE REPUBLIK
Note: 81 Stärke: 11
DOMINIKANISCHE REPUBLIK
Note: 85 Stärke: 12
DOMINIKANISCHE REPUBLIK
Colorado, zart, elegant, glänzend, zarte Oberfläche mit wenig dünnen Adern, gute Verarbeitung, Bund / Einlage normal bis locker Geschmack: Holz, Gras, Heu, wenig komplex, zart, aber wohlschmeckend.
22 LA FLOR DOMINICANA MAMBISES
Martens’ Wahl
Länge: Durchmesser: Zugverhalten: Aromadichte:
175 mm 19.1 mm 9 9 9 9 9
Filler: Umblatt: Deckblatt: Preis:
Dom. Rep. Dom. Rep. Connecticut Shade Euro 8.00
CUESTA-REY CENTENARIO BELICOSO NR. 11 Länge: Durchmesser: Zugverhalten: Aromadichte:
124 mm 18.9 mm 9 9 9 9 9 9 9 9
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Dom. Rep. Dom. Rep. Connecticut Shade CHF 10.50 / Euro 8.20
PLÉIADES ESPRIT NOMADES 2007 SECIAL BELICOSO Länge: Durchmesser: Zugverhalten: Aromadichte:
129 mm 21 mm 9 9 9 9 9 9 9
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Dom. Rep. Dom. Rep. Connecticut Shade CHF 11.00 / Euro 4.50
Note: 85 Stärke: 10
Colorado bis Colorado Claro, seidigweiche Oberfläche, kaum Adern, ordentliche Verarbeitung, Bund / Einlage recht weich. Geschmack: Wenig Holz, minimal Honig und Nüsse, Zedernholz, Heu.
Colorado, seidig, mittelfeine Oberfläche mit strukturierter Aderung, gute Verarbeitung, Bund / Einlage sehr fest. Geschmack: Recht aromatisch, ausgewogen, Kaffee, Kakao, Holz.
DOMINIKANISCHE REPUBLIK
Colorado, sehr seidig und feine Oberfläche, kaum Adern, sehr gute Verarbeitung, Bund / Einlage mittelfest. Geschmack: Leichte Bitternoten, Nüsse, Kaffee, recht harmonisch.
4P LPNGPSUBCFM NzDIUF KFEFS BCHFIPMU XFSEFO %BT 4POEFSNPEFMM 7JBOP 9 $-64*7& Gerade nach einem anstrengenden Flug ist es schÜn, mit einem Viano X-CLUSIVE abgeholt zu werden. Sein sportliches Design zeigt sofort, dass es zßgig weitergeht. Die modernen V6-Motoren faszinieren; der grosszßgige Innenraum lädt zum Entspannen ein. Feines Leder, stilvolle Holzapplikationen und weicher Teppichboden verwÜhnen Fahrer und Passagiere. Weitere Informationen zum Sondermodell Viano X-CLUSIVE, zu weiteren Viano Modellen und zu aktuellen Aktionen erhalten Sie bei Ihrem Mercedes-Benz Partner. www.mercedes-benz.ch
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«Cigar Music»
Tobacco Songs from Old Havana Cuarteto Tiempo
text: YVONNE KUNZ
24
A
ls ich vor einiger Zeit eine
mehr als Patina schönreden kann. Der
ling zeigt sein grünes Bein. In meinen
feuchtfröhliche
Festgemein-
Kauf des guten Stücks liegt schon so lan-
Ohren aber ist schon Hochsommer. Um
schaft mit meiner Platten-
ge zurück, dass ich nicht mehr mal sa-
meine Nasenflügel streicht nicht Bro-
sammlung beglückte, streckte
gen könnte, wie viele Jahre vergangen
ckenhausmief, sondern der Duft einer
ein Profi-DJ seine werte Hochnäsigkeit
sind, seit ich es einem Brockenhaus aus
Cohiba.
in meine Angelegenheiten. Er blickte
der Ein-Franken-Aktionskiste gezogen
Dieser Liedersammlung ist eine wei-
auf meine Teller und sagte von oben he-
und gekauft habe und auch das nur we-
tere Zeitverschiebung inhärent. Mo-
rab: «Zischt und knistert eine Vinyl-
gen dem schönen Cover.
mentan sind uns die Neunzigerjahre
ein
Als ich neulich wieder einmal aus der
ferner als die Eighties, noch wartet das
Schweinssteak ins heisse Öl einer Brat-
Düsterheit eines Brockenhauses ins
letzte Jahrzehnt auf seine kommerzielle
pfanne gleiten lassen, gibt es nur einen
grelle Licht trat, fragte ich mich, wie vie-
Verwertung als Retro-Phänomen. Wenn
Grund dafür: Sie wird zu wenig abge-
le Dinge ich während meines gut zwei-
es soweit ist, wird wohl auch diese Kuri-
spielt.» Eigentlich mochte ich diesen ar-
stündigen Aufenthaltes wohl befingert
osität aus der Boomzeit der kubanischen
roganten Typen nie, aber wo er Recht
hatte. All die Manteletiketten mit den
Musik in den Neunzigern, mit der auch
hat, hat er Recht.
Platte,
als
hättest
du
gerade
Musik
Materialangaben und Waschinstruktio-
das Zigarrenrauchen vorübergehend
«Cigar Music» von Cuarteto Tiempo
nen, die Seiten von Büchern und alten
zum Massentrend wurde, aus der Mot-
dreht sich in diesem Moment ungefähr
Magazinen, Bilderrahmen, Weingläser,
tenkiste geholt. In einem kaum verhüll-
zum vierten Mal auf meinem alten
Bikinis. An meinen Händen haftet die-
ten Versuch, auf der Welle mitzuschwim-
Sharp-Plattenspieler, und die Nebenge-
ser unverkennbare Geruch der klebri-
men, suchte damals die exzellente
räusche sind derart, dass man sie nicht
gen Staubschicht, der Geruch von ge-
Truppe rund um Sänger und Gitarrist
sellschaftlichem Müll – was sich in
Ricardo Gonzalez eine Reihe zeitloser
Brockenhäusern sammelt, ist ja im
kubanischer Volkslieder über Tabak und
Grunde nichts anderes. Ramscht man
zusammen.
darin, vermischen sich Gefühle von ver-
Bolero, Son, Cha-Cha-Cha und Rum-
klärender Nostalgie mit dem Wohlstands-
ba aus dem vorrevolutionären Kuba
elend, oder der Trauer darüber, dass
werden hier in technischer Übersätti-
ganze Habseligkeiten von verstorbenen
gung zum Besten gegeben. Die über-
Mütter, Väter und Grosseltern auf dieser
schwänglich schmachtenden Gesangs-
gigantischen Warenhalde modern. In
harmonien der grandiosen Meme Solis
Brockhäuser abtauchen ist also eine gu-
und Malena Burke – Tochter der legen-
te Beschäftigung, wenn man aus der
dären Elena Burke – bringen eher
Zeit fallen will.
britische Jetsetter zum Schwelgen und
Und das schafft auch «Cigar Music» von Cuarteto Tiempo» locker.
träumen als die Träumer und Schwelger in den verrauchten Bars in den versteck-
Während sich die Platte auf meinem
ten Gassen Havannas. Mit Sicherheit
Player dreht, regnet es draussen gerade
hat man diese Platte dort schon lange
Löcher in die Schneedecke. Sieht schon
vergessen. Sie erklingt wohl höchstens
aus wie weisse Netzstrümpfe, der Früh-
noch in Latin-Tanzkursen für Singles
25
in unseren Breitengraden. Oder gerade jetzt in meiner Stube â&#x20AC;&#x201C; und ein bisschen Ethnokitsch ist ja nicht verboten, vor allem wenn er so versiert dargeboten
Yvonne Kunz, geb. 1972, studierte an der Dolmetscherschule ZĂźrich Ă&#x153;bersetzung und an der University of Liverpool Linguistik. Lebt seit 2001 mal schlecht mal recht von und mit ihren Schreib- und Ă&#x153;bersetzungskĂźnsten: sounds.ch, FabrikZeitung, testcard, Surprise, Fritz und Fränzi, SF Dok, WOZ u.v.a.
Musik
wird, wie es das Cuarteto Tiempo
Privat
tut. Immer noch besser als die Hitparade.
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4eg`bWh_ 4: JXeWfgeTffX $# 6; ($#) IX_g[X\` G #() " ' )& )( )# 9 #() " ' )& )( )) jjj!Teg`bWh_!Vb` \aYb3Teg`bWh_!Vb` /RZERDUG LQGG
«Es nützt nichts, ein guter Mensch zu sein. Für einen selbst schon, aber ausrichten tut man damit nichts.» H. P. Duerr
Ein Versuch
über das
Private zitate und telefonate von und mit H.P. DUERR bearbeitung und kommentare: DAVID HÖNER
26 Privat
W
ie wichtig ist das Private, das Eigene? Was für
Kommentar
einen Stellenwert hat dieser schwer fassbare,
Aha, in meinem Umfeld nennt man ein solches Verhalten die «belei-
fundamental wichtige Bereich in der Zeit von
digte Leberwurst spielen.» So tief vergraben unter der Oberfläche sind
heute. Braucht es mehr davon oder weniger?
unsere eigenen Verhaltensweisen also nicht.
Cigar auf der Suche nach Antworten. Zitate und Korrespon-
Freilich kann die auf eine solche Weise hergestellte Privatheit
denz mit H. P. Duerr (siehe Box), dem Urheber von «Der
keine perfekte sein, weil der «nicht mehr Existierende» sich
Mythos des Zivilisationsprozesses» und Autor zahlreicher Ver-
nicht in vollkommener Weise vor den Blicken der anderen
öffentlichungen zu gesellschaftlichen und kulturellen Themen.
schützen kann.
Kommentare von David Höner. Da diese quasi eingeschränkte «Abwesenheit» nicht genügte, um sich Auszug aus «Tränen der Göttinnen» von H. P. Duerr:
den Zwängen der Öffentlichkeit zu entziehen, geht der innovative Auf-
Wir erkennen unschwer, dass es auch bei scheinbar primitiven
bau des privaten Raumes weiter und Duerr beschreibt eine geradezu
Pflanzern, Wildbeutern oder Bauern ein starkes Bedürftnis
märchenhafte Anlage. Das private Paradies!
nach einer Privatsphäre gibt … Möchte nämlich ein Erwachsener oder ein Kind alleine
Deshalb gibt es ausserhalb des Dorfes im Urwald ein zweites
sein, dann wenden sie sich in einer charakteristischen Weise
verborgenes Dorf, ein Labyrinth von versteckten Pfaden, ge-
zur Hauswand, die aus miteinander verflochtenen Palmblät-
heimen Lichtungen, Badeplätzen und Anlegestellen für Boote,
tern besteht. Haben sie diese Haltung eingenommen, dann
in dem sich alles das abspielt, was nicht öffentlich bekannt
«existieren sie nicht mehr» und können deshalb auch in drin-
sein darf …
genden Fällen nicht angesprochen und nicht einmal angeschaut werden.
… weil der Mangel an Privatheit im Dorfe einigen Paaren die Luft wegnimmt und sie die ständige Öffentlichkeit nicht aushalten, bleiben sie oft monatelang in diesen Gärten.
27
Privat
Zumindest sind uns die Schrebergärten am Rande der Grossstädte er-
Auszug aus «Tränen der Göttinnen» von H. P. Duerr:
halten geblieben, die sich noch am ehesten mit den geheimen Gärten
Wenn Friedrich Engels schon im Jahr 1845 die «brutale
der «Primitiven» vergleichen lassen. Das wohl grösste Hindernis,
Gleichgültigkeit, die gefühllose Isolierung jedes Einzelnen auf
einen wirklich «eigenen» Bereich entstehen zu lassen, dürfte aber in
seine Privatinteressen» als das «Grundprinzip unserer heuti-
der eingeschränkten Zeit liegen, welche den meisten von uns zur Ver-
gen Gesellschaft» brandmarkte; und wenn schliesslich der
fügung steht. Versuchen Sie mal im Alltag einfach so eine Stunde zu
Soziologe Tönnies (gest. 1936) im Händler dessen Gewinn der
haben und ganz für sich eine Zigarre zu rauchen!
Schaden seines Konkurrenten ist, den Prototypen des «Gesellschafts»-Menschen sah, der dem anderen in potentiel-
Auszug aus «Der Mythos vom Zivilisationsprozess»
ler Feindseligkeit statt in gemeinschaftlicher Solidarität
von H. P. Duerr:
gegenübersteht, dann formulieren diese Männer Beobachtun-
Wie es nun einerseits das Bedürftnis nach Privatheit inner-
gen, die heute an Aktualität gewiss nicht verloren haben.
halb eines Haushaltes gibt, so auch auf der anderen Seite das
28
zuweilen noch wesentlich stärkere Bestreben, den Privatbe-
So gesehen ist das Private ein Feind der wohlausbalancierten Gemein-
reich der Familie, das Drinnen des Haushalts, gegen das
schaft. Die ganz persönliche Autonomie lockt die Urinstinkte von Fres-
Draussen, die Öffentlichkeit, abzugrenzen, wobei häufig
sen und Gefressenwerden und dem Recht des Stärkeren vermehrt auch
jegliches Überlappen der beiden Sphären intensive Scham
in die öffentlichen Abläufe. Der Einzelne wird schwerer zu kontrollie-
auslöst …
ren, weniger lenkbar. Rebellischer! Egoistischer! Logischerweise werden im Soldatenleben möglichst alle «privaten» Regungen zurückge-
O ja, zumindest im Traum hat es jeder schon erlebt. Plötzlich mitten im
bunden, um ein gemeinschaftlich agierendes «Ganzes» zu schaffen.
Gewühle des Hauptbahnhofes stehend zu merken, dass man – besten-
Freilich …
falls – mit dem Pyjama aus dem Haus gegangen ist. Ich bin davon überzeugt, dass sich im kommenden Jahrhun-
Privat
… die Kernfamilie ist die mit Abstand intimste und «die einzi-
dert die menschliche Primärgruppe weiter zersetzen wird und
ge feste soziale Einheit»: Das Hütteninnere ist strengster
dass sich das für Gemeinschaften typische Solidarverhalten
Privatbereich, in dem das Ehepaar schläft sowie die Kinder,
nach und nach fast völlig auflösen wird. So gesehen wird die
wenn sie noch klein sind.
progressive Individualisierung, d. h. die Isolierung der Individuen voneinander, in subjektiver und in objektiver Hin-
… und bitte schön, ist dieser familiäre Bereich auch derjenige, wo sich
sicht entgegen den frommen Prognosen … zwar ein Reich der
die Löwenmutter und der Heldenvater uneingeschränkt in ihrer Be-
Freiheit schaffen, aber eines, das man treffender als ein Reich
fehlsgewalt zeigen, wo Fremdes draussen bleiben muss und Besucher
der Barbarei bezeichnen könnte, weil die negativen Folgen der
dem Regiment des Inneren unterstehen. Jetzt aufgepasst, my home is
sozialen Entflechtung die positiven überschatten werden.
my castle, hier werden Massnahmen zur Verteidigung erdacht und doppelt aufgepasst, aus der Ruhestellung schreitet das Individuum zum
Nicht nur Glück, sondern privates Glück wird eingefordert und
Angriff.
dieses besteht nicht allein vorwiegend darin, dass man wie ein Kleinkind unmittelbare Bedürftnisbefriedigung will, vielmehr hat sich der «hemmungslose Genuss» frei Haus einzustellen, nicht als Frucht von Anstrengung, Opferbereitschaft und Demut, sondern subito und ohne Umschweife.
‹ Der hemmungslose Genuss frei Haus, nicht als Frucht von Anstrengung, Opferbereitschaft und Demut, sondern subito und ohne Umschweife. ›
Auszug aus «Tränen der Göttinnen» von H. P. Duerr:
So wie die Menschen den Zugang Fremder zu ihrer Privat-
Aus der Entzauberung der Welt durch die Moderne erwächst
sphäre kontrollieren, – denn täten sie das nicht, so gäbe es
ein unbändiger Hunger nach Zauber und Geheimnis. Der Glau-
keinen privaten im Gegensatz zu einem öffentlichen Bereich –,
be mancher Ideologiekritiker, der nüchterne Blick der Wissen-
beschränken sie in allen Gesellschaften den visuellen und tak-
schaft liesse mit der Zeit solche Sehnsüchte obsolet werden,
tilen Zugang zu bestimmten Regionen ihres Körpers, vor allen
ist äusserst naiv. Jeder neue Individualisierungsschub, der die
zu solchen, die mit Sexualität zusammenhängen.
Bande der Gemeinschaft sprengt, lässt die Sehnsucht nach Bindungen tiefer werden, jedes Scheitern einer «Beziehung»
Eine solche Exklusivität ist sinnvoll, denn sie stärkt die Part-
gebiert neue Träume von romantischer Liebe. Jeder Schritt in
nerbindung, und damit die Keimzelle der menschlichen Ge-
Richtung aufgeklärte Informationsgesellschaft nährt den
meinschaft. Ein Mensch, der an solchen Bindungen kaum oder
Wunsch nach einem einfachen, sinnvollen Weltbild. Ebenso
nicht interessiert ist, braucht keine Scham, d. h. er kann seine
verhält es sich auch mit Privatheit und Intimität: Mit dem Sin-
sexuellen Signale wahllos in die Umgebung aussenden. Dies
ken der Schamgrenze wächst das Verlangen, endlich das zu
bedeutet wiederum, dass mit einer fortschreitenden sozialen
sehen, was immer noch verborgen ist.
Lockerung von Partnerbindungen auch die Schamschranken sinken. Genau das lässt sich in der Moderne beobachten. Auf der anderen Seite werden beispielsweise Armut, Alter oder
penindianer oder der mongolische Feuertopf auf dem Mittagstisch.
mangelnde Durchsetzungsfähigkeit gegenüber den Interessen
Merke: Fremd ist nicht gleichbedeutend mit verborgen und auch mit
anderer Menschen immer stärker mit Scham besetzt. So sieht
esoterischen Ritualen lässt sich nicht rückgängig machen, dass wir
die «schöne neue Welt» aus, über deren Härte und Gnadenlo-
die eigenen Geheimnisse längst verraten haben.
sigkeit die verlogene Ideologie der political correctness hin-
29
Dazu ist dann jedes Mittel recht. Seien es die Sonnentänze der Step-
wegtäuschen soll.
Privat
Gemeingesellig
Gemeingeil
Cigar: Gab es also früher, im Vergleich zu heute, eine eingeschränktere Privatsphäre? H. P. Duerr: Ja und nein. Ständig abnehmende Verbindlichkeiten erachte ich als ein grosses Problem. Die Ich-Gesellschaft – im Gegensatz zur Wir-Gesellschaft – betont das Schützen von Freiräumen. Mit den Freiräumen, der Privatsphäre ist es ambivalent, das kann auch bedeuten, dass sie im Plattenbau verwesen bis erst durch den Geruch im Hausgang jemand darauf aufmerksam wird. Es kommt also gar nicht so sehr darauf an, Freiräume zu schützen. Ich glaube das Problem liegt eher in der zerbröselnden Gemeinschaft, dem zerbröselnden Verantwortungsgefühl. Andererseits, falls Sie die persönliche Stärke haben, können Sie heute Dinge verwirklichen, die früher undenkbar waren. Hans Peter Duerr
Cigar: Das bedeutet, dass die weitere Ausdehnung der Stärke des Einzelnen zurück in die quasi unzivilisierten Zeiten führt, wo nur noch das Recht des Stärkeren gilt?
30
Nachworte im Februar 2010
H. P. Duerr: Weil es mehr Möglichkeiten für den Einzelnen gibt
Die Arbeit an diesem Text erforderte mehrere Telefonate mit
und weil die soziale Kontrolle so gering ist wie nie zuvor. Das
dem Autor. Obenstehende Zeilen wurden von H. P. Duerr abge-
Gewissen ist im Grunde eine verinnerlichte soziale Kontrolle.
segnet. Ein längeres Telefonat brachte kurz vor Redaktions-
Das hat heute einen viel niedrigeren Stellenwert, das gibt es
schluss noch zusätzliche Informationen, die den Rahmen die-
kaum noch. Man macht zwar bestimmte Dinge nicht, aber vor
ses Artikels erweitern. Tatsache bleibt, dass das Private, jener
allem aus Angst davor, dass es ruchbar wird, dass man be-
Anteil, den der Einzelne sich vom Ganzen nimmt, eine weitaus
straft wird.
wichtigere Rolle in unserer Entwicklung spielt als auf den ersten Blick wahrgenommen wird.
Cigar: Man könnte sagen, dass die Kraft, welche die einzelnen
Privat
Individuen zusammenhält, die Gemeinschaft, im Gegensatz zur unverbindlichen Gesellschaft, stärkt. Liegt das Private im Telefonat mit H. P. Duerr
Argen? H. P. Duerr: Ab einem bestimmten Zivilisationsgrad zerbröseln
Cigar: Wie betrachtet man das Private, wenn man es herauslöst
Gesellschaften, weil sie die verbindende Kraft nicht mehr auf-
aus den vielschichtigen Überlegungen zu einer sozialen Ent-
bringen im Gegensatz zu den Stammesgemeinschaften. Als
wicklung?
Beispiel die Germanen, denen das Römische Reich nichts mehr
H. P. Duerr: Dazu zwei Gedankenstränge. Der eine: Das Be-
entgegensetzen konnte. Solche Entwicklungen sind aber kaum
dürfnis nach Privatheit ist universal und nichts, was sich erst
mehr in der Macht des Einzelnen, man kann nichts dagegen
in der Neuzeit herausgebildet hat. Das andere ist, dass durch
tun. Selbst wenn man es erkennt, ist es nicht mehr zu ändern.
die moderne, also anonymere Gesellschaft die Gemeinschaft
Wenn Hitler im Bürgerbräukeller in die Luft gesprengt worden
zerfällt. Es ist ein ungeheurer Freiraum entstanden, den es
wäre, hätte das den Zweiten Weltkrieg wohl nicht verhindert.
früher nicht gegeben hat.
Die grossen politischen und gesellschaftlichen Strömungen laufen unabhängig von Individuen. Wäre Hitler umgekommen,
Cigar: Können Sie dafür ein Beispiel geben?
hätte ein anderer seine Stelle eingenommen.
H. P. Duerr: Ein einfaches Beispiel dazu ist die brennende Scheune im Dorf, in die der Blitz eingeschlagen hat. Früher sind alle hingerannt, um zu helfen. Selbst die haben geholfen, die den Besitzer der Scheune gar nicht leiden konnten. Es gab eine prinzipielle Solidarität. Das schweisste die Leute zusammen. Wenn heute der Blitz einschlägt, kommen nicht mehr die
Privat
Hans Peter Duerr (geb. 1943) Ethnologe und Kulturhistoriker. Professor an den Universitäten in Zürich, Kassel, Bern, Bremen und Florenz. H. P. Duerr lebt in Heidelberg.
Nachbarn, sondern die anonyme Feuerwehr. Vieles, was man früher gemeinsam gemacht und gelöst hat, gibt es nicht mehr. Heute trifft man sich auf Partys ohne Verbindlichkeiten und ohne Konsequenzen. Der Blitz in der Scheune verpflichtete zur Solidarität gegenüber der Gemeinschaft.
Verwendete Literatur von H.P.Duerr: Der Mythos vom Zivilisationsprozess, Band 1 – Nacktheit und Scham, Suhrkamp Verlag 1988 Tränen der Göttinnen, Wunderhorn Verlag 2008
Ă&#x160; iĂ&#x20AC;Ă&#x160; i}Â&#x2C6;Â&#x2DC;Â&#x2DC;Ă&#x160; Â&#x2026;Ă&#x20AC;iĂ&#x20AC;Ă&#x160; Ă&#x160;Ă&#x160;Ă&#x160;Ă&#x160;Ă&#x160;Ă&#x160;Ă&#x160;Ă&#x160;Ă&#x160;Ă&#x160;Â?iÂ&#x2C6;`iÂ&#x2DC;Ă&#x192;VÂ&#x2026;>vĂ&#x152;Â?Â&#x2C6;VÂ&#x2026;Ă&#x192;Ă&#x152;iÂ&#x2DC;Ă&#x160;
Ă&#x160;Ă&#x160;Ă&#x160;Ă&#x160; Â&#x2C6;Â&#x2DC;LĂ&#x20AC;Ă&#x2022;VÂ&#x2026;Ă&#x192;iĂ&#x20AC;Â&#x2C6;i°
Â&#x2DC;Ă&#x160;`Â&#x2C6;iĂ&#x192;iÂ&#x201C;Ă&#x160;/Ă&#x20AC;iĂ&#x192;Â&#x153;Ă&#x20AC;Ă&#x160;Ă&#x153;>Ă&#x20AC;Ă&#x152;iÂ&#x2DC;Ă&#x160;`Â&#x2C6;iĂ&#x160;Ă&#x192;VÂ&#x2026;Â&#x;Â&#x2DC;Ă&#x192;Ă&#x152;iÂ&#x2DC;Ă&#x160;-VÂ&#x2026;BĂ&#x152;âiĂ&#x160; Â&#x2C6;V>Ă&#x20AC;>}Ă&#x2022;>Ă&#x192;]Ă&#x160;`>Ă&#x192;Ă&#x160; Ă&#x2022;L>Ă&#x160;}iÂ&#x153;Â?Â&#x153;}Â&#x2C6;Ă&#x192;VÂ&#x2026;Ă&#x160;>Â&#x201C;Ă&#x160;BÂ&#x2026;Â&#x2DC;Â?Â&#x2C6;VÂ&#x2026;Ă&#x192;Ă&#x152;iÂ&#x2DC;Ă&#x160;Â&#x2C6;Ă&#x192;Ă&#x152;°Ă&#x160;-Â&#x2C6;iĂ&#x160;Ă&#x153;iĂ&#x20AC;`iÂ&#x2DC;Ă&#x160;Â&#x2C6;Â&#x201C;Â&#x201C;iĂ&#x20AC;Ă&#x160;Ă&#x153;Â&#x2C6;i`iĂ&#x20AC;Ă&#x160;>Ă&#x2022;vĂ&#x160; `Â&#x2C6;iĂ&#x192;iĂ&#x160; Â&#x2C6;}>Ă&#x20AC;Ă&#x20AC;iĂ&#x160;âĂ&#x2022;Ă&#x20AC;Ă&#x2DC;VÂ&#x17D;Â&#x17D;Â&#x153;Â&#x201C;Â&#x201C;iÂ&#x2DC;°Ă&#x160; iĂ&#x20AC;Â&#x17D;iÂ&#x2DC;Ă&#x160;-Â&#x2C6;iĂ&#x160;Ă&#x192;Â&#x2C6;VÂ&#x2026;Ă&#x160;`iÂ&#x2DC;Ă&#x160; Â&#x153;`it
Importeur: Säuberli AG, Lindenhofstrasse 40, 4002 Basel, T +41 61 312 61 60, F +41 61 560 78 10
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Â&#x153;Ă&#x17E;>Ă&#x160;`iĂ&#x160; Â&#x2C6;V>Ă&#x20AC;>}Ă&#x2022;>Ă&#x160;-iĂ&#x20AC;Â&#x2C6;iĂ&#x160;
Der
Unternehmer
text: I. DISSE
V
om Pochette zum Manches-
und trinken müssen alle. Damit ver-
Der Frage, ob er ein Patriarch sei,
teranzug, von der Frisur zu
dienst du dein Geld.› Es gab keinen Wi-
weicht er nicht aus: «Mein Vater war
den Schuhen ist Robert Meier,
derspruch. Er hatte das alles schon or-
noch einer, der Geschäfte per Hand-
mittlerweile 63 Jahre alt, ein
ganisiert.»
schlag abschloss. So wurde ein Haus
32
Mann, der sich seiner Erscheinung be-
Die Kochlehre absolvierte Robert
gekauft, eine Kuh oder ein Traktor. Er
wusst ist, der weiss, was er trägt, wie er
Meier im «vorderen Sternen», schloss
war ein Patriarch. Das war eigentlich
wirkt. Wir treffen uns am Nachmittag in
ab mit Bestnote, es folgten die Lehr- und
mein grösster Konflikt. Aufgewachsen
der Kronenhalle, «der Stube von Zü-
Wanderjahre. Danach ging es an die
mit seinen Vorgaben kam ich hinaus in
rich». Das ist kein Zufall. Robert Meier
Hotelfachschule in Lausanne. «Daniel E.
die Welt und musste plötzlich merken,
ist Vizepräsident des Verwaltungsrates
Eggli, Gründer von Salz&Pfeffer, war
dass nicht alles so ist, wie man es ge-
der Kronenhalle. «Das ist das Lokal der
damals mein Mitstudent.» Schnell klet-
lernt hat. Heute braucht es einen, zwei,
Zürcher Gesellschaft. Prominente aus
terte der unterdessen gemachte Gastro-
drei Verträge und am Schluss ‹ver-
der Kunst, der Politik und der Wirt-
nom im Gastgewerbe die Karriereleiter
hebet› keiner.»
schaft, aus der ganzen Welt verkehren
hoch.
Privat
hier, wenn sie in Zürich sind. So wurde die Kronenhalle von der Mutter Zum-
‹Was uns garantiert ist, ist der Tod,
steg und ihrem Sohn Gustav aufgebaut. Mit Gustav verband mich eine lebens-
genauso wie der Wandel.›
lange Freundschaft. Er war mein Mentor, der Lehrer für mein Kunstverständnis.» Er setzt sich unter den Miro, welcher
«Als Direktor der CEM Handelsbe-
Auf meine Frage, ob die Zeiten früher
uns fröhlich winkend durch das ganze
triebe lernte ich Kaspar Manz kennen
besser gewesen sei, kommt die Antwort
Gespräch begleitet. «Mein Vater war be-
und durfte mit ihm zusammenarbeiten.
ohne Zögern: «Besser? Auf jeden Fall
reits Geschäftsmann hier in Zürich, er
Von ihm lernte ich wahnsinnig viel.
einfacher! Eine der Grundlagen war
hatte eine Metzgerei im Kreis sechs, das
Manz war einer der ganz grossen Hote-
doch, dass man einander Vertrauen
war der Ausgangspunkt.» Und der Vater
liers und ein hervorragender Mensch.
schenkte. Das hat sich verändert. Der
bestimmte dem jungen Robert, der von
Neben Ueli Prager von Mövenpick hat
eigene Egoismus und das Ausleben des
einer Karriere als Künstler oder von der
er mich sicher am meisten geprägt. Das
eigenen Egoismus hat sich in den Vor-
Aufgabe eines Pfarrers träumte, was für
waren Vorbilder für mich.» Doch nicht
dergrund gedrängt. Dabei bleiben ge-
einen Werdegang er einschlagen sollte.
alles klappte nach Wunsch. «Ich habe
wisse Werte sozusagen auf der Strecke.
«Er war 47 Jahre älter als ich und weiss
bereits mit 23 Jahren geheiratet und bin
Soziales Verhalten muss auch geübt und
Gott eine Respektsperson. ‹Das kommt
Vater geworden. Heute habe ich vier
trainiert sein.»
nicht in Frage. Ein Künstler bist du auch
Buben und ein Mädchen in der Mitte.
als Koch, du kannst dort kreativ und
Damals arbeitete ich viel und muss ge-
«Und wie übt man?»
gestalterisch tätig werden, so viel zum
stehen, dass darüber die Familie manch-
«Meine Mitarbeiter und ich lösen die an-
Künstler, und als Hotelier stehst du mit-
mal zu kurz kam. Doch trotz Scheidung
stehenden Fragen gemeinsam. Meinen
ten im Leben, bist Gastgeber und wirst
und Wiederheirat habe ich ein gutes
Erfolg verdanke ich dieser gemeinsa-
mehr als genug Gelegenheit haben,
und lebendiges Verhältnis zu meinen
men Arbeit. Es ist an mir, die Re-
seelsorgerisch tätig zu werden. Essen
Kindern.»
serven bereitzustellen, um uns alle ab-
Privat
Robert Meier, ist Verwaltungsratspräsident der Horego AG sowie des Verlages Edition Salz&Pfeffer, Herausgeber des Magazins Cigar.
33
zusichern. Das gilt ganz besonders auch
«Das ist eine schwierige Sache mit der
schaft. Eine liberale Grundhaltung ist
in schlechten Zeiten.»
Ethik. Heute, wo jeder Einzelne zum
die ideale Basis für ein lebenswertes
Egoist sein, fast gezwungen wird, muss
Leben.
der Ethik wieder mehr Platz eingeräumt
mer in der Zusammenarbeit mit seinen Leu-
werden. Dieses Wissen muss mit einge-
«Wo sind die Grenzen?»
ten?»
flochten werden. Grosse Denker und
«Im sozialen Verhalten. Es ist nicht libe-
«Man muss die sozialen Komponenten
Philosophen haben ihre Gedanken zu
ral, wenn Einzelne geschädigt werden.
berücksichtigen. Sich die Mühe nehmen
diesem Thema hinterlassen. Emanuel
Es muss für alle stimmen, für den einfa-
seine Mitarbeiter zu kennen. Dann Ei-
Kant sollte zum Allgemeinwissen der
chen Arbeiter, für den Generaldirektor,
genverantwortung fördern. Eigenver-
Manager gehören. Würde und Respekt
alle müssen zufrieden sein und mit dem
antwortung ist Pflicht. Ich übernehme
vor dem Menschen, egal ob bei Cigar,
Bestehenden umgehen. Nur so ist eine
Verantwortung für meine Unterneh-
Salz & Pfeffer oder Horego, ob als Jour-
Nachhaltigkeit lebbar. Sobald es Men-
mungen voll und ganz. Wenn etwas
nalist oder Buchhalter. Wahrhaftigkeit
schen gibt, die unzufrieden sind, Not
schief läuft, steh ich dafür gerade und
und Gradlinigkeit sind keine leeren, er-
leiden, sind Konflikte unvermeidlich.
suche nach Lösungen. Das heisst auch
fundenen Begriffe.»
Die Französische Revolution entstand nicht zuletzt deshalb, weil die Pariser
jemandem zu helfen, der in Schwierigkeiten ist, oder wenn Fehler im Manage-
«Was bedeutet für Sie der Begriff ‹liberal?›»
Bevölkerung nichts zu essen hatte und
ment passieren. Das moderne «Mana-
«Die Möglichkeiten, die Dinge im Leben
man sich zu Hof den Bauch vollschlug.
gertum» ist teilweise falsch. Auch
umzusetzen. Träume, sofern sie inner-
Die Menschen neigen dazu, die gleichen
Verwaltungsräte müssen zu ihren Feh-
halb der Gesellschaft und im Rahmen
Fehler immer wieder zu machen. Das
lern stehen und die Konsequenzen tra-
der Gesetze machbar sind, zu verwirkli-
Wissen darüber ist zwar vorhanden,
gen. Jeder Einzelne steht in seiner Ver-
chen. Gedanken frei und offen zu äus-
doch wir sind geradezu brillant darin,
antwortung für sich, ist verantwortlich
sern, ohne Angst und ohne Einschrän-
es nicht zu beachten.
für seine Handlungen. Man kann nicht
kungen. Das ist der liberale Staat.
in einer ständig wachsenden Gesell-
Daraus resultiert der Fortschritt.
schaft rücksichtslos auf den eigenen Vorteil aus sein. Das geht nicht.»
Es ist Tradition, am Nachmittag in
Was uns garantiert ist, ist der Tod,
der Kronenhalle einen Balleronsalat zu
doch genauso garantiert ist der Wandel.
essen, dazu ein Bier zu trinken. Genau
Der Wandel, an dem das ganze Spekt-
das taten wir dann.
«Das heisst aber auch, das es eine Frage der
rum von Meinungen und Menschen be-
Ethik ist, wie man in einem Unternehmen
teiligt ist. So öffnet sich der Zugang zu
führt. Gibt es die noch?»
einer positiven Entwicklung der Gesell-
Privat
«Was ist die Grundlage für einen Unterneh-
Jahren
Nach 19
text: TOBIAS HÜBERLI
W
ir trafen uns immer in
wilde Männer werden älter, stellen fest,
einer Beiz, im Zürcher
dass die Glieder jeden morgen etwas
Bahnhofbuffet oder irgend-
steifer werden, sehen ein, dass es nicht
wo im Kreis 4, wo er sein
ewig so weitergehen kann, bekommen
Quartier bezieht, wenn er, wie jedes
Angst, vielleicht eines Tages tatsächlich
Jahr, Kind und Sohn in Ecuador zurück-
alleine zu sein. So waren die Schweizer
liess und als moderner Saisonier in der
Aufenthalte für David Höner nicht im-
Schweiz anheuerte.
mer nur lustig, der Sohn, der in Quito
34
Da sass er dann, unrasiert, mit einer
studiert und Geld braucht, die Ehefrau,
unerklärlichen Eleganz gesegnet, die
der es eben nicht egal ist, wenn der
NZZ lesend, ab dem Irrwitz der Welt
Mann die Welt rettet, wo doch zuhause
staunend, meistens ohne einen roten
auch eine Welt täglich gerettet werden
Heller im Sack, aber immer für einen
will, und er selbst, der zwischen Wün-
Scherz aufgelegt. Ich kenne kaum je-
schen und Realität wandelt, der sich
manden, der mit einer derartigen Leich-
sein Leben auf die älteren Tage wenn
tigkeit und Kreativität journalistische
nicht geruhsam, dann doch vielleicht et-
Themen finden und umsetzen kann, der
was geordneter wünscht, auch wenn er
so intuitiv schreibt und der mit seinen
das nie zugeben würde.
Privat
fünfzig Lenzen einen Humor und eine
In diesem Klima entstand an einem
Schlagfertigkeit besitzt, die so manchen
Sommerabend letzten Jahres, auf sei-
Vertreter jüngerer Generation als Lang-
nem Balkon, bei Brathuhn, Polenta und
weiler enttarnt. Ich hatte immer Arbeit
Merlot, die Idee, ein neues Cigar heraus-
für ihn, haufenweise. Und so lernte ich
zugeben. Und so nahm die wundersame
David Höner jedes Jahr etwas besser
Karriere des David Höner eine neue
kennen, der Linke, aufgewachsen im protestantischen
Bildungsbürgertum,
der sich in jungen Jahren mit einer selbst gebastelten Granate eine Fingerspitze wegsprengte, der Koch lernte, statt zu studieren, der mit einer Berlinerin nach Ecuador auswanderte, Haus-
‹Da sass er dann,
Wendung, er wurde Redaktor von Cigar,
unrasiert, mit einer
ren freien Schreibens und Kochens.
unerklärlichen
Aufgabe gewidmet, Tabakliteratur ver-
Eleganz gesegnet.›
seine erste Festanstellung nach 19 JahSeither hat er sich mit Eifer der neuen schlungen, Zigarrenproduzenten porträtiert und vor allem hat er sich mit stetig wachsender Begeisterung durch die
mann war, eine Bar betrieb, Hörspiele
besten Premium-Zigarren geraucht, die
produzierte, der die freie Liebe nicht nur theoretisch ausprobierte, und der mit
schend zugeben, dass er einige Hürden
sich finden liessen. Das Heftmachen, die
der Gründung der «Cuisine sans Fron-
des Lebens erfolgreich gemeistert hat,
redaktörliche Penibilität und die Kom-
tieres» fast im Alleingang die Welt zu
an denen ich noch immer anstehe. Und
ma-Setzung sind seine Sache nicht, da-
retten versucht, ernsthaft, jeden ver-
immer spielte auch ein wenig Neid mit,
für sprudeln die Ideen, stimmt der
dammten Tag.
wenn ich ihn so sah, in seiner kleinen
Rhythmus im Text. Die Parisienne, wel-
Wir diskutierten viel, anfangs über
Wohnung, an seinem Sekretär sitzend,
che ihn dreissig Jahre begleitet hat, ist
Themen und Texte, dann über Frauen,
den Kontrabass an der Wand, all die
plötzlich verschwunden, und wenn man
die Ehe und wie man glücklich werden
spannenden mir unbekannten Bücher
ihn heute morgens um 10 Uhr eine
könnte, als Mann in dieser Welt. Der
im Regal, inmitten seiner kleinen Tro-
Churchill anzünden sieht, weiss Gott,
gleichen Meinung waren wir nicht im-
phäen, die sich im Leben eines Jägers
man könnte meinen, der Mann hätte nie
mer, oft musste ich aber zähneknir-
über die Jahre ansammeln. Doch auch
etwas anderes getan.
Der
Erlebnis
schreiber
text: DAVID HÖNER
E
r ist ein Reisender geblieben in sei-
Bravour, auch wenn der jugendliche Ei-
tut. So wie ein guter Koch nichts auf den
ner Art und seiner Beweglichkeit,
gensinn manchmal nicht viele Toleran-
Gästeteller legt, was er nicht selber es-
auch wenn ihn jetzt Beruf und
zen hat. Doch wie soll es einer recht
sen würde, schreibt er nichts, was er
Familie fest im Griff haben. Doch
machen, der nicht selber daran glaubt
nicht auch selbst lesen täte. Das macht
wenn er erzählt von Burma, von Ulan
es recht zu machen. Und bevor es dann
es spannend, ihn bei seinen journalisti-
Bator, von weiss Gott wo, glänzen seine
schen Erlebnisfahrten zu begleiten. Er
Augen und fast beginnt er mit den Füs-
lässt teilhaben am eigenen Entdecken.
sen zu scharren. Die Frau dahinter heisst Adela, aus Prag kommt sie und teilt sein Leben seit fünf Jahren mit Schweineschlachtfest
zu
Weihnachten, Töchterchen Nela und Hündchen. Ein winziger Dobermann, der ein Mädchen ist. Prager oder so. Aus
Eine spezielle Eigenart der ansonsten
gemachte Erfahrung
kollegen, die vor lauter eigenen Buch-
mindert die Angst auf
Es ist sein ungebrochenes Vergnügen,
dem Beifahrersitz.›
gerne etwas autistischen Journalistenstaben keine fremden mehr annehmen. andere Publikationen zu lesen, sich den Kopf mit Geschichten aller Art zu füllen, diese wiederum zu verknüpfen, weiter
Prag eben. Küsst Menschen.
zu entwickeln und am Ende in der eige-
Selbst ist er ein bodenständiger, neu-
nen Geschichte das Fehlende beizufü-
wirklich zu schnell in die Kurve geht,
andere ein und so richtig begeisterungs-
wird er sich selbst bändigen, fussball-
gen. In diesem Sinne ist das «neue»
fähig ist einer dann, wenn er mit beiden
spielend oder wie eigenäugig gesehen
Cigar eine Gelegenheit den eigensinni-
Füssen irgendwo steht. In seinem Fall
mit kräftigen Kraulschlägen sihlauf-
gen Journalismus von Tobias Hüberli
auf dem «Appenzöller» Heimatboden,
wärts über Mittag. Disziplin ja, aber die
kennen zu lernen.
vermutlich, dafür spricht der Dialekt,
eigene. Selbst ist der Zeiteinteiler, Zeit-
der sich nicht und nimmer verbergen
raffer, der lieber bis spät in die Nacht am
lässt. Ohne weiteres und glaubwürdig
Laptop in einem Text herumfuhrwerkt,
bezeuge ich, dass der T. Hüberli ein be-
als stempeluhrhörig Frei- und Arbeits-
geisterter Journalist ist. Er ist einfach zu
zeit trennt. Einen Hang zur Perfektion
wunderfitzig, steckt die Nase gerne in
hat er, haarscharf mit den Zeiteinheiten
fremde Angelegenheiten, Kochtöpfe und
jonglierend, und wer mitrennen will,
neuerdings Fumoirs. Dazu gehört na-
darf gerne die Zunge heraushängen las-
türlich eine gesteigerte Rauchkompe-
sen, allerdings ohne langsamer zu wer-
tenz. Von den Zigaretten ist er bereits
den in der Zielgeraden.
losgekommen, nach einer Übergangs-
Begeisterungsfähig muss man sein,
phase mit kleinen Stinkecigarillos ist er
wenn man mit ihm Schritt halten möch-
heute bei grossen, dicken Churchills,
te. Ist man’s, wird man mitgezogen, mit-
Double Coronas, Robustos und was es
genommen in die ehrgeizige Gwunder-
sonst noch zu rauchen gibt, angekom-
welt des rasenden Reporters. Das ist
men. Scharfzüngig bellt er dann hinter
nicht immer und nicht für jedermann
den Rauchschwaden hervor, oder ist’s
ein Ringelspiel. Frech wird er dann, auf-
der Prager, das kleine Beisserchen.
müpfig und, vergleichbar mit einem
er die Stelle des Chefredakteurs von
übermütigen Rennpferd, gerade extra noch ein Zacken geschwinder.
Salz&Pfeffer übernehmen konnte. Vom
Doch die mittlerweile gemachte Er-
Praktikum ins Obligo. Eine konkrete He-
fahrung mindert die Angst auf dem Bei-
rausforderung und er meistert sie mit
fahrersitz. Tobias Hüberli weiss, was er
Privat
gieriger Mensch. Das eine schliesst das
Gerade mal drei Jahre ist es her, dass
35
Hochzeit,
‹Die mittlerweile
Meine PEN. Meine Inspiration. Mein Leben.
www.de.olympus.ch/pen
E-PL1
Privat
E-P2
36 Not a compact. Not an SLR. Itâ&#x20AC;&#x2122;s a PEN.
Ein jeder ist auf irgendeine Art und Weise seines Glückes Schmied. Doch wer nur abwartet, auf den Zufall und das Glück vertraut, hat schlechte Karten. Wenn einer das Lebensrädchen in die Richtung laufen lässt, die er sich erhofft, muss er selbst dran drehen.
Verlags
Der
bauer
text: DAVID HÖNER
vollzogen. Stefan und seine Frau blie-
im deutschdemokratischen Vogt-
ben, er arbeitete auf dem Bau und stellte
land, in Plauen, als Sohn eines so-
bald seine eigene Arbeitsbrigade auf
zialisierten Grossbauern, wurde es ihm
die Beine. Nicht eigentlich unzufrieden,
nicht in die Wiege gelegt, dereinst Ge-
aber doch unbefriedigt, entstand der
schäftsführer der Edition Salz und Pfef-
Plan auch in die Schweiz zu ziehen. Fa-
fer in Zürich zu werden. Dort wo das
milienzusammenführung nannte sich
Christentum nicht als moralische Ins-
die Chance wegzugehen. Die entspre-
tanz vorgegeben war, wuchs er in einer
chenden Anträge wurden gestellt und
christlich orientierten Familie auf, er
dann war alles plötzlich anders. Die
und sein Bruder, mit dem er alles teilt,
Ausreise unterlag nicht mehr der Beam-
als Zwillinge sogar das Geburtsdatum.
tenwillkür, Wartezeiten gab es keine
«Ich bin mit meinem Bruder tief verbun-
mehr und Stefan Schramm stand sehr
den, die gleichen Gedanken, Vorlieben,
schnell in einem ganz normalen, schwei-
manchmal auch Wünsche und Träume
zerischen COOP und versuchte eine Ent-
verbinden uns bis heute.» Trotzdem ist
scheidung zu treffen, welche von den
der eine dort geblieben, im Vogtland
25 angebotenen Biersorten wohl die
und der andere hat die Schweiz zum
beste sei. Im Osten gab es gerade mal
Lebensmittelpunkt gemacht. Stefan trat
drei. «Auf einen Schlag musste ich mich
anfänglich in die Fussstapfen der Fami-
selbst um mein Leben kümmern. Versi-
lie, studierte Agronomie, leistete seinen
cherungen, Steuern, Papiere, die eigen-
Militärdienst in der Nationalen Volksar-
artige Sprache.» Schramm wird Lage-
mee, brachte es in 18 Monaten zum
rist in einer Maschinenfabrik, dann
Gefreiten, mehr nicht. Die christliche
Kellner. «Ich habe mich als Kellner im-
Grundhaltung der Familie erlaubte we-
mer wohl gefühlt, bin ein geselliger
der Jungpioniertum noch Parteizugehö-
Mensch, habe gerne Leute um mich he-
rigkeit.
rum. Ich wollte vorankommen, lernte,
Nach dem Dienst am Vaterland heiratete er eine Auslandschweizerin, auch
arbeitete und darüber zerbrach auch meine erste Ehe.»
das gab es in der DDR, die Tochter eines
Nach der Scheidung bildet sich
eingewanderten Eidgenossen, Mühle-
Schramm weiter, er wird kaufmänni-
besitzers,
Das
scher Angestellter, reist nach England
gut gehende Ausflugsrestaurant führte
fürs Englische und nach Mexiko fürs
Schramm bis der Schwiegervater alles
Spanische. In der damaligen Speisewa-
verkaufte und zurück in die Schweiz
gengesellschaft klettert er die Karri-
Bauern
und
Wirts.
Privat
zog. Die grosse Wende war noch nicht
Geboren im Januar 1961, tief
37
S
o einer ist der Stefan Schramm.
38
ereleiter hinauf. Bald betreut er die
am Morgen früh im Büro und ging oft
ganze SBB-Flotte auf dem Bodensee,
spät. Er verliebt und verheiratet sich mit
wird Geschäftsleiter im Bahnhofbuffet
seiner Prinzessin Petra. Sie hält ihm den
Romanshorn. Und wieder kommt eine
Rücken frei, mehr Zeit zu zweit, wenn’s
Gelegenheit. Die von Daniel E. Eggli ins
privat gut geht, geht’s auch im Geschäft
Leben gerufene Gourmesse braucht ei-
besser.
Privat
nen Moderator für die Showküche. Stefan Schramm stellt sich hin, moderiert, was das Zeug hält, und wird von Eggli ins Boot geholt, wo sich Schramm vom Schiffsjungen zum Steuermann mausert. Nur gerade ein Jahr später leitet Schramm die Gourmesse, bleibt in den
‹Die christliche Grundhaltung der Familie erlaubte weder Jungpioniertum noch Parteizugehörigkeit.›
wilden Jahren der Gründerzeiten ein loyaler Mitstreiter. «Ich bin kein Manager, zumindest
Er hörte nicht auf zu lernen, wird
manage ich nicht, ich bin einer der
sachverständig für Wein und Zigarren,
selbst mitfiebert, mitmacht und sich ein-
kennt bald Gott und die Welt in der
bringt.» Die erste Zigarre, eine Huifikar,
Schweizer Gastronomie, ist jemand,
raucht er 1992. «Es war mir ein Privi-
wird geschätzt und geachtet. Wenn’s die
leg!» Man kann ihm vorwerfen, er sei
Zeit erlaubt, kocht er, sammelt Pilze,
geizig, einer, der den Rappen siebenmal
jagt mit der Fliegenrute den Forellen
spaltet. «Das kommt aus der Zeit mit
nach. Manchmal treibt er sich selbst
Daniel Eggli, der sagte: Mach doch du
an am Schreibtisch: «Schramm, mach
mal noch die Einzahlungen. Ja womit
was!», hört man ihn rufen. Doch ein
denn.» Das Schiffchen Salz&Pfeffer ging
richtiger Manager ist er nicht, auch
nicht unter. Daniel Eggli verstarb, Ste-
wenn er alles managt. Fehler hat er
fan blieb. Aber es wurde nicht einfacher.
auch. Nicht wie wir anderen, die wir
Besitzer und Redaktoren wechselten
keine haben.
sich ab, Schulden kamen und gingen, die Gourmesse wuchs. Stefan blieb, telefonierte, redete, akquirierte und stand
Bew채hrte Qualit채t. In attraktiver Form. 044 258 15 30, www.nzz.ch/abo oder am Kiosk.
So oft
ich meine
Tabaks
pfeife
40 Privat
Privat
Rolf Willi, ist Besitzer und Verwaltungsrat der gleichnamigen Firma und ist mitschuldig am Aussehen der vorliegenden Publikation.
41 Privat
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+PL -Y OSPUNZ >LPUTLZZL IPZ 4pYa 4LZZLaLU[Y\T A YPJO /HSSL ILPT ;OLH[LY A YPJO 6LYSPRVU ^^^ L_WV]PUH WYPTH]LYH JO
>LYR[HNZ <OY :HTZ[HN <OY :VUU[HN <OY
Dichterinnen
Der Raucher und die
text: JOHANNA LIER
I 42 Lyrik Privat
Johanna Lier, geboren 1962, ist Dichterin und Journalistin. Sie lebt und arbeitet in Zürich.
ch suche in meinem Regal ein ganz
Dort, im Haus meiner Grosseltern, habe
bestimmtes Buch. Da ich es partout
ich teilweise meine Jugend verbracht.
nicht finden kann, was mich ärgert,
Mein Grossvater war ein wahrlich bibli-
verfalle ich der absurden Idee, meine
scher Patriarch, der den Esstisch und
Bücher zu zählen. Ich komme auf die
diejenigen, die mit ihm assen, in seiner
ungefähre, aber doch stolze Zahl von
Gewalt hatte, schweigend die Suppe
1680 Exemplaren. Dieser zwecklosen
schlürfte und rülpste, während der Rest
Leidenschaft frönte ich auch schon am
der Familie mit geradem Rücken be-
Kiosk. Wartend bis der Mann vor mir
müht blieb, die Arme just im rechten
endlich sein Kleingeld aus dem Porte-
Winkel und die Blicke gesenkt zu halten.
monnaie geklaubt hatte, zählte ich die
Dieser furchterregende Mann, das muss
Zigarettenpackungen im Rücken der
aber erwähnt sein, hatte ein gutes Herz,
Verkäuferin und kam auf 120 Zigaret-
und ich war seine Lieblingsenkelin.
tenpackungen, wobei diejenigen, die
Täglich durfte ich mit dem quecksilbri-
mit einem leichten Knall nachrutschen,
gen Pudel gegen Mittag durch den Tan-
wenn die Verkäuferin ein Paket aus dem
nenwald, auf dem moosigen Weg, am
Regal nimmt, nicht mitgezählt worden
Teich vorbei den Hügel runtersteigen,
sind. 120 Todesurteile oder Drohungen
zum Bahnhof, zum Kiosk und zwei Bris-
in Form von Abbildungen von verkrüp-
sagos kaufen. «Geht es dem Herr Doktor
pelten Lungen und der apokalyptischen
gut», zwitscherte der Verkäufer, ein äl-
Botschaft: «Rauchen tötet.» Ich bin Rau-
terer Mann, lächelnd und beugte sich
cherin. Wie viele Zigaretten ich in mei-
weit über seine Auslage, denn ich war
nem Leben schon geraucht habe, das
noch klein.
möchte ich nicht zählen. Es wäre nicht
Dass ich den dünnen, biegsamen
ganz einfach, wobei es durchaus mathe-
Halm aus der Zigarre ziehen durfte, war
matische Techniken gäbe, denn immer,
aber die eigentliche Liebeserklärung.
wenn ich mit den Zigaretten aufhören
Und der Umstand, dass mir Grossvater
will, dann rauche ich Zigarren. Sind die-
erzählte, die Brissago wäre die Zigarre
se auch tödlich? Ich bin aber nicht nur
der Proletarier, durch die Gastarbeiter
Raucherin, ich bin auch Dichterin. Und
aus dem Tessin und Italien in die nörd-
eines Tages werde ich sterben. Sind es
liche Deutschschweiz gebracht, schmei-
neben den Zigaretten, den Zigarren,
chelte mir. Der alte Mann mit der Zigar-
auch die Gedichte, die mich töten wer-
re im Mund, Herr der Esstische, König
den?
der dörflichen Hügel und aller Tauben
Wenn man mit dem Zug in die ländliche Ortschaft Wald einfährt, sieht man
im Turm, hat dem kleinen Mädchen das Rad des Lebens erklärt.
als Erstes auf einem Hügel eine herr-
Marina Zwetajewa hat sich umge-
schaftliche Villa, die das Dorf beherrscht.
bracht. Anne Sexton und Sylvia Plath
Hinter hochgewachsenen, dunklen Tan-
haben sich umgebracht. Sappho von
nen blitzen hin und wieder Stücke der
Lesbos hat sich umgebracht. Karoline
hellen Hausfassade hervor, ein Turm,
von Günderrode hat sich umgebracht.
der von Tauben bewohnt ist, schwebt wie ein Engel über dem düsteren Bild.
Fortsetzung auf Seite 44
Emily Dickinson, geboren 1830, gestorben 1886 in Amhurst, USA. Übersetzt von Susanne Schaup
Er zupft an deiner Seele wie Spieler am Klavier, eh die Musik in Fülle strömt – so kleinweis gibt er’s dir – dein zages Herz bereitet Er für den luftigen Schlag von schwachen Hämmern – noch entfernt – dann näher – nach und nach – dein Atem kommt zur Ruhe – die Ader kühl pulsiert – bis Er mit einem Donnerschlag dein nacktes Herz skalpiert. Wenn Winde Wälder in die Pranke nehmen – das Universum – schweigt.
43
Gertrud Stein, Gast im Salon von Natalie Clifford Barney, geboren 1874 in Pittsburgh, gestorben 1946 in Paris. Übersetzt von Michael Mundhenk
Ein kleiner Junge auf einem Berg so still O Will o Will. Ein kleiner Junge auf einem Berg so still Er will o will Und ich bin hier und du bist da, und ich bin hier und hier ist da und du bist da und da ist hier o Will o Will auf dem Berg so still. O Will o Will o Will O Will o Will Willst du Will sang Rose o ja du willst Will.
Anne Sexton, geboren 1928 in Newton, gestorben 1974 in Weston, USA. Übersetzt von Silvia Morawetz
Einmal nur Einmal nur wusst ich, wozu das Leben war. In Boston, ganz plötzlich, verstand ich: / ging dort am Charles River entlang, sah die sich vervielfältigenden Lichter, / alle neongefüllt und mit blitzenden Herzen, ihre Münder weit öffnend wie Opernsänger; / zählte die Sterne, meine kleinen Kombattanten, meine blessierten Gänseblümchen, und wusste, dass ich meine Liebe ausführte auf seiner nachtgrünen Seite und schrie / mein Herz an die östlich fahrenden Autos und schrie mein Herz an die westlich fahrenden Autos und führte / meine Wahrheit über eine kleine gewölbte Brücke und hastete mit meiner Wahrheit, ihrem Zauber, nach Haus / und rettete diese Konstanten in den Morgen, nur um zu sehen: sie waren fort.
Lyrik
O Will o Will
Annette von Droste Hülshoff gelang es
rauchten Zigarren. Sie waren vermut-
zeitlebens nie, sich aus der Abhängig-
lich nicht sehr unglücklich, kaum eine
keit von ihrer Mutter zu befreien, sie
von ihnen brachte sich um, geschweige
starb krank und einsam in ihrem Turm
denn sperrten sie sich ein und liessen
in Meersburg und Emily Dickinson
sich von respektablen Männern die Welt
sperrte sich im Haus ihres Vaters ein,
erklären. Sie waren das von Platon ide-
verweigerte jeglichen Kontakt und küm-
alerweise entworfene Kugelwesen, und
merte sich nur noch um ihren Garten.
dennoch berüchtigt, gefürchtet, gemie-
Ihnen allen gemeinsam war die Gabe,
den und verflucht.
wunderbarste Gedichte zu schreiben, sie alle waren in den Kanon der Literaturgeschichte eingegangen – Ikonen der weiblichen Identitätsfindung im Zuge der Emanzipation. Und sie alle haben
44
mich während meiner Kindheit beeindruckt, beeinflusst und gelehrt. Die unglücklichen Dichterinnen; aber auch der alte Patriarch mit der Zigarre. Ein anderer Patriarch, der Grieche Platon, ging
‹Viele von ihnen schrieben Gedichte, trugen Anzüge und rauchten Zigarren. Sie waren vermutlich nicht sehr unglücklich, kaum eine brachte sich um.›
davon aus, der Mensch wäre ursprünglich ein vierarmiges, vierbeiniges Kugel-
Lyrik
wesen gewesen, bis ein launischer Gott
Das Buch «Ladies Almanach» habe
dieses in zwei Teile zerteilt hätte. Seit-
ich nun unter den anderen 1679 Bü-
her sind die Getrennten obsessiv auf der
chern gefunden. Und ich lebe. Ich bin
Suche nach ihrem anderen Teil. Des-
nicht unglücklich und lasse mir nicht
wegen gelingt es mir nicht, mit dem
mehr die Welt erklären. Ich möchte mit
Rauchen von Zigaretten aufzuhören, die
dem Rauchen von Zigaretten aufhören
ja bloss eine konsumentenfreundliche,
und hin und wieder an einer Zigarre
basisdemokratische Variation der aris-
ziehen. Vielleicht. Das Dichten werde
tokratischen Zigarre sind, und deswe-
ich nicht lassen. Und in Zeiten von
gen gelingt es mir auch nicht, das Sch-
Internet, Slam-Poetry, Songwriting und
reiben von Gedichten zu lassen, für die
Performancekunst haben sich für die
sich kaum jemand interessiert und mit
Lyrik längst neue Türen aufgetan. Wir
denen man kein Geld verdienen kann.
sind nicht weiter gefürchtet, verflucht
Meine männliche Seite sucht sich mit
und gemieden. Egal, was wir tun. Und
meiner weiblichen zu verbinden. So
immer noch lese ich täglich: «Rauchen
hielt es auch die 1892 in New York ge-
tötet.» «Dass ich suche den Tod in leuka-
borene Djunia Barnes, die in ihrem
discher Flut», schrieb Sappho von Les-
Buch «Ladies Almanach» beschrieb,
bos. Doch bis heute streitet sich die
wie sich im Paris der 1930er-Jahre
Sprachwissenschaft, ob sie nicht eigent-
jeden Freitagnachmittag im Salon der
lich sagen wollte: «… tauche ich in das
amerikanischen
graue Meer, trunken von Liebe.»
Millionärin
Natalie
Clifford Barney die Crème der französischen Kunstszene traf. Wobei es sich um intellektuelle, exzentrische Ladies handelte, die sich literarisch und sexuell austauschen wollten. Viele von ihnen schrieben Gedichte, trugen Anzüge und
45 Lyrik
') $ ! ()," !( /'- . +++ ! ' !$ ! % 3 ' . ' 3 ' . % 3 ' . (( 1'! * $ ! !$ - * '$ ') $+ ") $ !$ $ '" $ ! !$# "! %# $) "1 $ ' $(&!' )!%$ $ 1' ' & '(0$"! % " 1 "% ( ! ')$ '
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4 ! " #& $
vis-à-vis
fotostrecke von: CHRISTIAN SCHWARZ
46 Fotostrecke Stefan Schramm, Verlagsleiter siehe Seite 35 … auf einen Schlag musste ich mich selbst um mein Leben kümmern …
47 Fotostrecke
Johanna Lier, Kolumnistin siehe Seite 42 … König der dörflichen Hügel und aller Tauben im Turm …
48 Fotostrecke Yvonne Kunz, Kolumnistin siehe Seite 24 … Frühling zeigt sein grünes Bein …
49 Fotostrecke
Tobias Hüberli, Redaktor siehe Seite 35 … mitgezogen, mitgenommen in die ehrgeizige Gwunderwelt …
50 Fotostrecke Silvia Höner, Kolumnistin siehe Seite 54 … es ist eine bitterböse Geschichte …
51 Fotostrecke
Robert Meier, Verwaltungsratspräsident siehe Seite 32 … besser? Auf jeden Fall einfacher …
52 Fotostrecke Rolf Willi, Gestaltungen & So siehe Seite 40 â&#x20AC;Ś jederzeit erbauliche Gedanken machen â&#x20AC;Ś
53 Fotostrecke
David Höner, Redaktor siehe Seite 34 … ohne einen roten Heller im Sack …
Il faut
cultiver notre
jardin
text: SILVIA HÖNER
N
icht für die Schule, für das
eher eine herbe Enttäuschung. Sollte
hängig, wo wir schneller einen uns bei-
Leben lernen wir, wurde uns
das wirklich alles sein? Kartoffeln an-
de überzeugenden Wohnsitz finden
einst im Lateinunterricht ein-
pflanzen?
würden. Und das war – kein Wunder bei
54 Garten
getrichtert. Und? Was blieb
Nun, ein paar Jahrzehnte später, vier,
fürs Leben von all den Lektionen und
um einigermassen genau zu sein, finde
Lektüren? Blieb überhaupt irgendet-
ich mich zu meinem Erstaunen selber in
Doch was heisst da Land? Es gibt
was? In meinem Fall gibt es da einen
einem Garten wieder. Unter Tomaten,
nette Landgemeinden ganz in der Nähe
ominösen Satz, der sich hartnäckig im
Bohnen und Kartoffeln. Ja, auch Blu-
von Städten, hübsche Bergdörfer, wo
Gedächtnis festgesetzt hat. Er lautet:
men, Sträucher, ein paar Obstbäume,
man gerne seine Ferien verbringt und
«Il faut cultiver notre jardin.» Nicht dass
neuerdings sogar 90 Rebstöcke gedei-
dann noch das eigentliche Land, wo, zu-
mir Gärten viel bedeutet hätten, sie ka-
hen hier. Und Candide habe ich kürzlich
mindest in den Augen der Städter, gar
men in meinem Lebenskonzept gar
wieder gelesen und mir einen weiteren
nichts ist ausser Bauernhöfen und Kü-
nicht vor. Die Gartensentenz erinnerte
Satz gemerkt: «Wir wollen arbeiten, oh-
hen. Genau dorthin hat es uns verschla-
mich vielmehr an einen Lieblingslehrer,
ne uns zu zergrübeln; das ist das einzige
mit dem wir Voltaires satirischen Ro-
Mittel, das Dasein erträglich zu gestal-
man «Candide ou l’optimisme» lasen.
ten.» Arbeiten! Dem kann ich nur bei-
Eine bitterböse Geschichte! Die, am
pflichten. Ein Garten bedeutet zuerst
Beispiel der haarsträubend schreckli-
einmal und in erster Linie Arbeit. Das
chen Abenteuer des arglosen Candide,
Vergnügen kommt später. Misstrauen
uns damals noch ebenso arglosen Ju-
Sie allen Gartenratgebern, die das Ge-
gendlichen drastisch vor Augen führte,
genteil behaupten.
den heutigen Grundstückpreisen – auf dem Land.
Privat
Silvia Höner, geboren 1950 in Zürich, Studium der Geschichte und Germanistik, war Redaktorin sowie Auslandkorrespondentin in Nairobi und Wien. Heute ist sie freiberuflich tätig und gärtnert im Kanton Thurgau.
dass diese Welt keineswegs die beste al-
Wie ich überhaupt dazu kam, mir ei-
ler Welten sein würde. Und zu welcher
nen Garten zuzulegen? Schuld daran ist
gen. Das Objekt, das uns eines Tages im
Einsicht kommt unser gebeutelter Held,
mein Mann. Seine Sehnsucht nach dem
Internet ansprang, pries sich als ehema-
der, wegen unstandesgemässen Gefüh-
Leben auf dem Lande nahm zu meinem
liges Weinbauernhaus mit Umschwung
len zur schönen Kunigunde vom Schloss
Missfallen schon früh Gestalt an. Wir
und prächtiger Aussicht an. Wir fuhren
des Barons Thunder-ten-tronck vertrie-
lösten das Problem, indem wir fortan
hin und ich verkündete zu meiner eige-
ben wurde und in der Folge so ziemlich
zwei Wohnsitze unterhielten, eine Woh-
nen Verblüffung: Das ist es! Seither
alles, was diese Welt an Gräueln und
nung in der Stadt und ein Häuschen auf
wohnen wir zwischen drei Miststöcken
Katastrophen zu bieten hat, mit knap-
dem Land. In dessen Garten stellte ich
und Kühen rechts und links. Dazwi-
per Not überlebte? Eben: Das Einzige,
an freien Wochenenden meinen Liege-
schen liegt unser Garten.
was bleibt, ist seinen Garten zu bestel-
stuhl auf und las. Dafür waren Gärten ja
Doch was heisst schon Garten? Da
len. Und das tut er dann auch, zusam-
auch da. Zweimal gelang es mir, meinen
unsere Immobilie ein paar Jahre unbe-
men mit der alt und hässlich geworde-
Mann für ein paar Jahre in fremde Städ-
wohnt war, bestand er aus einem völlig
nen Kunigunde und ein paar weiteren,
te zu verpflanzen. Was allerdings die
verwilderten Sitzplatz und einer ab-
ebenso vom Leben gezeichneten Kum-
von mir nicht vorgesehene Folge hatte,
schüssigen Weide, auf der Nachbars Kü-
panen.
dass seine Landlust nur noch grösser, ja
he grasten. Kein schöner Anblick, wäre
«Dumm wie das Leben», nannte
geradezu unbezwingbar wurde. Zurück
da nicht die wirklich bezaubernde Aus-
Flaubert anerkennend den Schluss des
in der Heimat galt es somit, eine Grund-
sicht auf Fluss und Hügel und – bei kla-
grandiosen Romans. Für junge Men-
satzfrage zu klären: Stadt oder Land?
rem Wetter – die Alpenkette von Säntis
schen mit hochfliegenden Plänen war er
Wir machten den Entscheid davon ab-
bis Eiger, Mönch und Jungfrau. Seither
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ENJOY
SMOKING Zigarettenspitzen
im FrĂźhling, dann Pflanzen, Ernten,
Garten zu verwandeln. Es ist ein grĂśsse-
Einmachen und schliesslich Abräumen,
res Unterfangen, ein Projekt, das uns
Entsorgen, Versorgen. Schon wieder ein
wohl bis ans Ende unserer Tage, bezie-
Jahr vorbei, melancholisch ruht der
hungsweise so lange wir noch Schaufel
Garten in Braun und Grau und schon
und Hacke halten kÜnnen, beschäftigen
freuen sich Gärtner und Gärtnerin auf
wird. Und wie erwähnt, es bedeutet Ar-
das erste zarte GrĂźn. Und wo bleibt nun das VergnĂźgen, das Versprochene? Es stellt sich oft un-
sen GartenbĂźcher und Versandkataloge
versehens ein, beim Anblick einer BlĂźte
von Gärtnereien auf dem Salontisch.
oder eines Schmetterlings, einer beson-
Das gestandene Ehepaar debattiert hit-
ders gelungen vor sich hin blĂźhenden
zig, ob an der Hauswand eine Kletterro-
Gartenecke, beim PflĂźcken von Beeren
se oder ein Feigenbaum wachsen soll.
und Tomaten. Oder nach getaner Arbeit.
Er ist grundsätzlich immer fßr alles Ess-
Dann ganz bestimmt. Wenn der Blick
bare, sie mehr fĂźrs Duftend-Dekorative.
befriedigt aufs Tagwerk fällt und in die
Ausserdem sieht sie sich bereits wieder
Weite schweift, Wein, Wurst und Brot
am Herd stehen und kiloweise Feigen-
aufgetischt sind, die mĂźden Glieder
konfitĂźre einkochen, wo ihr doch die
ruhen, ausnahmsweise sogar im Liege-
Quitten, Himbeeren und Birnen noch in
stuhl, und ein Buch bereit liegt, vielleicht
den Knochen stecken. Und wer soll das
Tschechows Kirschgarten. Und was sagt
alles essen? Ferien, AusflĂźge kommen
Jascha, der verliebte Wichtigtuer: ÂŤEs
nur noch in Betracht, wenn der Garten
ist angenehm, eine Zigarre an der
endlich zu ruhen geruht, also im De-
frischen Luft zu rauchen.Âť Was wir jetzt
zember und Januar. Oder wenn arglose
auch täten, wenn wir noch â&#x20AC;&#x201C; oder eines
Freundinnen und Freunde mit Sehn-
Tages
sucht nach ländlicher Ruhe sich bereit
wĂźrden.
erklären, unser Anwesen zu hßten. Das artet jeweils in Aktivurlaub aus, weshalb nicht alle ihr Angebot erneuern.
vielleicht
wieder
â&#x20AC;&#x201C;
rauchen
elegant
traditionell
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SPITZENKLASSE fĂźr die Lust am Genuss Rauchkultur created by
So bestimmt der Garten das Leben. Voltaire hat Recht, uns bleibt keine Zeit zum Zergrßbeln, wir wissen immer, was zu tun ist. Bäume und Reben schneiden im Winter, die Gemßsebeete vorbereiten
www.denicotea.de
Garten
Statt Romane stapeln sich unterdes-
Š denicotea, Germany
beit, viel Arbeit.
55
sind wir daran, die Kuhweide in einen
56
Portr채t
Christian Jott Jenny kommt aus einer Familie, die man dem klassischen Bildungsbürgertum zuordnen könnte. Eine Klasse von Menschen, die heutzutage selten geworden ist. Der Vater, Rektor an einer Wirtschaftshochschule, die Mutter ebenfalls Pädagogin, Primar- und Musiklehrerin. Der Vater ein FDP-Hardliner, die Mutter schon fast kommunistische Sozialdemokratin.
SeeleKunst
Aus der
transportable
text: DAVID HÖNER
57
D
hatte mir der schlaue Fuchs eine ver-
Mischung» in der ich aufge-
kauft. Gratis dazu gab es ein kleines
wachsen bin, im Geist frei,
Büchlein, indem erklärt wird, wie das
liberal, nicht kleinbürgerlich.
Pfeifenstopfen funktioniert. Er zeigte es
Die Mutter schleppte mich in die Oper,
mir persönlich, stopfte mit mir meine
der Vater zu Wagner. Am nächsten Tag
Pfeife: «Machs nomahl. Nimms wieder
gab es eine Platte von Louis Armstrong
use. Machs nomahl.»
zu hören. Ich lernte zu unterscheiden
Kurz darauf ging ich in ein Klassenla-
zwischen guter und schlechter Musik.
ger und dort stopfte ich das Ding. Nach
Die Unterteilung in Genres oder gar in
wie vor inkompetent. Und weil ich die
E- & U-Musik finde ich heute idiotisch.
Pfeife falsch gestopft hatte, brannte mir
Das macht man nur hier im deutsch-
der Rand ab.
sprachigen Raum, das interessiert in England oder Amerika keine Sau.»
Es gab ein Loch. Ging nicht. Dann liess ich die Pfeife ein Jahr lang herum-
Früh hat er angefangen zu rauchen.
liegen, bis sie mir wieder in die Hände
Keine Zigaretten. Fasziniert war er von
geriet. «Eigentlich sollte so was nicht
der Pfeife. Der Pfeife des Vaters. «Ich
passieren», dachte ich, «auch wenn ich
klaute Vaters Pfeife, der hauptsächlich
ein Laie bin. Der hat mir eine schlechte
Brissago rauchte, und stopfte sie mit
Pfeife verkauft, der Wagner.» Ich ging
Amsterdamer, dem blauen.» Weil, wun-
hin, sagte: «Sie!» und hielt ihm die Pfei-
dersame Wege des Geschmacks, dieser
fe hin: «Sie haben mir das Büechli und
blaue Amsterdamer vom Bügelgeber an
die Pfeife verkauft. Jetzt schauen Sie
einem Skilift im Engadin geraucht wur-
mal die Pfeife an. Wie die aussieht! So
de und so betörend roch. Aber richtig
geht das doch nicht.» Da nimmt er ein-
wollte es noch nicht klappen. Mit 16
fach eine neue aus dem Gestell und gibt
Jahren ging der Sek-Schüler zum Wag-
sie mir. Natürlich bin ich seither dort
ner, dem Tabaklädeli an der Zürcher
Kunde, mehr noch, verkehre dort als
Storchengasse. «Jetzt erklären Sie mir,
Gast, mein halbes Leben lang!
gopfetelli mal, wie man eine Pfeife stopft, es gelingt mir nie!»
Porträt
as ist die helvetisch-liberale
Er, der vor einem guten Jahrzehnt dem Rauchen auf der Spur war, ist heu-
«Ja, hast Du denn überhaupt eine
te ein Sänger, Tenor um genau zu sein.
Pfeife?», fragte der Wagner. «Und schon
Nicht irgendeiner, sondern einer, der
Privat
Tenor Christian Jott Jenny, geboren 1980, begann seine musikalische Karriere als Zürcher Sängerknabe, seine erste Jazzband gründet er an der Zürcher Hochschule für Musik&Theater. Es folgt ein Studium in Berlin an der Hochschule für Musik Hanns Eisler. Christian Jott Jenny ist Gründer und Leiter des Amtes für Ideen, Satiriker als Gesellschafts-Tenor Leo Wundergut und Leiter des Jazzfestivals da Jazz St.Moritz. www.chjj.ch, www.wundergut.com
dem Singen gegeben hat, was er geben
meine Kunstform gewählt. Die Verbin-
konnte. Er begann mit sechs Jahren im
dung zu mir selbst.
Zürcher Knabenchor. «Wahrscheinlich
Jeder Instrumentalist hat einen Kata-
heisst es heute irgendwie Degree of Art
lysator, das Klavier, die Geige, oder eben
and Singing, einen Master hab ich auch,
das Instrument seiner Wahl. Dahinter
den hat man mir nachgeschickt. Aber
kann er sich zur Not verstecken. Beim
ich habe ganz knüppelhart in Berlin an
Singen geht das nicht. Es ist die nacktes-
der Musikhochschule Hanns Eisler Ge-
te Situation, die es gibt. Sich ausziehen
sang studiert. Sechs Jahre lang. Danach
auf der Bühne ist ein Scherz gegen ein
war ich zwei Jahre an der Hamburger
Vorsingen vor Leuten. Die beurteilen
Staatsoper. Mozart, Wagner, Gershwin,
dich, und während des Hörens reden,
Weil, Strauss! Die ganze Palette. Ich bin
rauchen und trinken sie. Die Hölle.»
58
Opernsänger. Tenor. Das ist mein Beruf,
Heute bestimmt Christian über seine
den ich fachmännisch gelernt habe.
Karriere selbst. Aktiv und mit Elan in
Während der Finanzkrise habe ich mir
der Welt der Musik verknüpft er eigene
oft überlegt, wie wertvoll so ein Hand-
und fremde Ideen. Ein kommunikativer
werk ist. Singen kann ich!»
Künstler, er ist der Amtsvorsteher des
Porträt
«Singen ist das Grösste für mich, die
Amtes für Ideen, seiner unabhängigen
konsequenteste Verbindung von aussen
Produktions- und Denkwerkstatt in Zü-
und innen, aus der Seele transportable
rich und Berlin. Er ist Leo Wundergut,
Kunst. Singen und die Ausbildung zum
der satirische Gesellschaftstenor, er or-
Sänger ist primär eine Bildung des Cha-
ganisiert, singt und bewegt sich auf
rakters. Keine einfache! Es ist auch See-
Bühnenbrettern, Schiffen und Parket-
lenterror. Psychisch sehr anspruchsvoll
ten. Und er raucht Zigarren. Anlässlich
und wer scheitert, scheitert daran. Du
unseres Treffens eine von uns offerierte
beschäftigst dich das ganze Studium
Bock im Churchill-Format: «Die ausge-
hindurch mit dir selbst. Ich habe es als
wogenen Geschmackskomponenten der
Info
Festival da Jazz St.Moritz 2010 – «Where is the Melody?» Ab dem 15. Juli bis zum 15. August treten am Festival da Jazz im Dracula Club in St. Moritz das «Who ist Who» der melodiösen Jazz-Szene auf. Das «Opening» machen die Vokal-Legenden «The Manhattan Transfer», Starpianist Brad Mehldau spielt «The St.Moritz-Concert», Hammond-Lady Rhoda Scott haut in die Tasten und Bossa-NovaLegende Marcus Valle heizt den mystischen Club mit Rio-Klängen ein. Den 100. Geburtstag von Jazz-Geiger Django Reinhardt wird ebenso gefeiert und Big old Grand Paulchen Kuhn greift in die Tasten wie nie zuvor.
Das ganze Programm findet sich unter www.festivaldajazz.ch.
Bock sind ein Rauchgenuss erster Güte. Ich persönlich ziehe aber die etwas leichteren Produkte von Pàdron vor.» Einer, der weiss, was er will. Und was er nicht will. «Es gib einen wichtigen Grund zu rauchen. Ich bin ein Gegner dieser Lust und Genussreglementierungen, die das Leben eintönig und langweilig machen. Alles spiegelt sich in den schon bald faschistoiden Verboten. Der Trend, die Eigenverantwortung abzugeben, ist grotesk. Der Staat soll uns sagen, was wir zu tun haben. Diese sich abzeich-
59
nende Prohibition ist ein Schritt zurück. Deprimierend.» Das Jazzfestival in Sankt Moritz «Festival da Jazz» – ist eines der Kinder des umtriebigen Machers. «Wir haben
Leo Wundergut, kurz vor dem Abheben.
im kleinsten Rahmen angefangen, im staubigen alten Weinkeller des Hotels Kronenhof in Pontresina. Im Sommer Kronenhof renoviert wurde, wollte ich aufhören. Doch dann kam ein kleiner, fast rührender Protest von den Leuten: «He … das kannst du nicht machen, der
‹Es ist auch Seelenterror. Psychisch sehr anspruchsvoll und wer scheitert, scheitert daran.›
einzige Anlass, der hier im Sommer ein wenig lustig ist. Und das soll jetzt vorbei sein?» Ein neuer Veranstaltungsort musste
humorvolle Weise. Es ist eine Freund-
gesucht werden. «Irgendwer erzählte
schaft entstanden. Es ist nun nicht so,
mir vom Dracula Club.» Den Ort kann
dass sich der Herr Sachs in seinem Club
man nicht mieten. Es ist ein Club, der
eine nette kleine Jazzreihe leistet, um
Club der Familie Sachs. Im Sommer zu.
ein wenig zu protzen. Er war bereit,
Seit 38 Jahren lassen die keine fremden
sich für diesen kulturellen Event zu en-
Leute dort wirtschaften.
gagieren. Wir haben 2007 losgelegt, im
«Ich habe mich als Amtsvorsteher
kleinen Rahmen mit fünf Konzerten.»
des Amtes für Ideen bei Rolf Sachs ge-
Dieses Jahr dauert der Anlass vom
meldet. Mit einem Asylantrag. Zwei
15. Juli bis zum 15. August. Einen gan-
Stunden später war eine Antwort da.
zen Monat lang verschiedenste Künstler-
Wenn sich einer schon freiwillig Amts-
Innen im feinen, intimen Rahmen des
vorsteher nenne, dann wolle er ihn ken-
Clubs. Eines der Mottos lautet: «Bei uns
nenlernen.
dürfen Sie auch nichtrauchen!».
Einen Monat später haben wir uns in einer hässlichen Lounge im Zürcher Flughafen getroffen, schlechten Filterkaffee getrunken und fanden uns auf
Porträt
im Engadin. Drei Jahre lang. Als der
Als Redaktor einer Gastronomie-Zeitschrift kommt man in den Genuss eines ständig wachsenden Fundus an guten Restaurants. Für Cigar folgend ein Querschnitt aus dem vergangenen Arbeitsjahr.
Salz Pfeffer und
Rücken
Nierstück
Federstück
Hals
Schulter
Stotzen Lempen
Salz und Pfeffer 60
Brust
Quelle: Pauli, Lehrbuch der Küche
Schulter
Stotzen
text: TOBIAS HÜBERLI
foto: MARCEL STUDER
E
s war im Frühling letzten Jahres,
steht aus rund 28 verschiedenen Gän-
als ich mit Fotograf und Notizblock
gen und ist mit einem Aromafeuerwerk
nach Vevey reiste und Denis
oder einem Rock-Konzert vergleichbar.
Martin im Restaurant Château
Wir probieren etwa eine «paysage vau-
besuchte. Der mit zwei Michelin-Sternen
dois abstrait», bestehend aus den Kom-
ausgezeichnete
eine
ponenten der Saucisson Vaudois, die
Avant-Garde-Küche, die ihresgleichen
separat aufgeteilt und kunstvoll im Tel-
sucht. Denis Martins
ler angerichtet daherkommt. Das «Bir-
Koch
betreibt
Darbietung be-
chermüesli»
aus
schockgefrorener
zeichneten Weinkeller kümmert sich
Entenleber und gefriergetrockneten Hi-
Hotelier und Weinfachmann Michael
biskusfrüchten entwickelt im Mund eine
Thomann höchstpersönlich.
ungeahnte Cremigkeit und beim Gericht
Gänzlich ohne Schäume und Variati-
«Avalanche» zieht Martin unseren Gau-
onen kommt die Küche von Michael
men durch einen Lawinenhang aus
Meyer aus. Meyer sieht sich sowieso
Schnee, Tanne, Stein, Moos und Erde.
mehr als Winzer denn als Koch. Das will
Avant-Garde-Koch Denis Martin mit Zuckerwatte und pata negra.
nicht heissen, dass man im Gasthaus Bad Osterfingen schlecht essen müsste, im Gegenteil. Die hausgemachten, jeSalz und Pfeffer führt Sie in jeder Ausgabe von Cigar an ausgewählte Gastronomie-Adressen in der Schweiz und dem nahen Ausland. Diese Rubrik entsteht in enger Zusammenarbeit mit dem Schweizer Gastronomie-Fachmagazin Salz&Pfeffer.
derzeit frischen Spätzli und Pommes frites, sind genial, dazu werden butterzarte Kalbskotelettes und andere, stets ausgezeichnet gereifte, Fleischstücke serviert. Aber eben, das Herz hat Meyer etwas weniger in der Küche, als in sei-
Martin Liefeith, der Ostdeutsche in Davos.
nem Weinberg. Das historische GastMartin ist ein Verrückter, wer dort
haus (mit einem sensationellen Garten)
isst, sollte es nicht versäumen, einen
kann darum mit eigenen Tropfen brillie-
Blick in die Küche des Meisters zu wer-
ren, etwa mit dem bereits überregional
fen (höflich fragen funktioniert meis-
bekannten Blauburgunder «Zwaa». Es
tens). Mit etwas Glück erfährt man auch,
ist selten, dass man das Bad Osterfingen
wie Martins Schäume und Pulver und
ohne ein paar zusätzliche Flaschen im
Öle entstehen. Die Küche von Martin ist
Kofferraum verlässt.
ein grandioses Erlebnis, das einzigartig
Ein interessantes Duo kocht seit letz-
bleiben sollte. Mehr als zweimal im Jahr
tem Herbst im Restaurant Rollerhof
(so oft wechselt die Karte) ist ein Besuch
am Münsterplatz in Basel. Mit Dominic
im Restaurant Château darum nicht zu
Lambelet (45) und Flavio Fermi (25)
empfehlen.
haben sich der Lehrmeister und der
Total anders, aber nicht weniger
ehemalige Lehrling zusammengetan.
intensiv kocht Martin Liefeith im
Fermi zog nach der Lehre bei Dominic
Restaurant Mann und Co. im Wald-
Lambelet (Restaurant Gundeldingerhof)
hotel in Davos. Der 34-jährige Koch aus
nach Deutschland, wo er sich bei deut-
Thüringen ist letztes Jahr mit hohen
schen Topshots wie Tim Raue oder Fritz
Ambitionen von Interlaken (Grand Hotel
Schilling durchbiss. Letztes Jahr holte
Beau Rivage, 15 Gault-Millau-Punkte)
ihn Dominic Lambelet zurück nach
nach Davos gereist. Mit einer dezimier-
Basel, diesmal in den Rollerhof. Das
ten Brigade (im September 09 waren es
Resultat der Zusammenarbeit kann sich
zwei Köche) bietet Liefeith täglich drei
sehen lassen. Wir probierten im vergan-
verschiedene Karten mit drei verschie-
genen November eine Raviolo mit
denen Kochstilen an. Ich erinnere mich
Kalbsmilke, Madeirajus und Juratrüffel
an grandiose Gamberoni Rossi, Kabel-
sowie ein Carpaccio vom schottischen
jau mit Lardo und selbst gemachten
Label-Rouge-Lachs und sein Roggen,
Senfgurken, oder aber eine Variation
dazu gab es Kartoffel-Joghurt, Spinat
vom Davoser Lamm. Um den ausge-
und Tannensenfeis. Für den tadellosen
Winzer und Koch Michael Meyer.
Zwei Generationen am gleichen Herd. Das Basler Erfolgsduo Flavio Fermi (l) und Dominic Lambelet.
62 Ein Bild von einem Kalbskotelett, mit hausgemachten Spätzli und Eierschwämmen an Olivenöl. Michael Meyer, Gasthaus Bad Osterfingen.
Salz und Pfeffer
Service ist übrigens Dominic Lambelets
ner meiner Höhepunkte. Es war ein
Ehefrau Astrid besorgt.
Abend mit unzähligen Gängen, von
Man könnte hier noch stundenlang
Fisch über Wernis-Bio-Wollsauen bis
weiter schreiben. Aber fünf «Gänge»
hin zu einem raren (und äusserst
sollten vorerst reichen. Zum Schluss
schwierig zu kochenden) Wildhasen
noch ein Spinner, ein kompromissloser,
kam alles auf den Tisch, was das Herz
unermüdlicher Schaffer, der seine Kü-
begehren konnte. Ein Festschmaus,
che nur selten verlässt (dafür hat er
denkwürdig, dabei fällt mir ein, ich soll-
einen Gästetisch in der Küche). Der Be-
te dort reservieren, schon bald.
such im Restaurant Braui von Werner Tobler in Hochdorf war letztes Jahr ei-
In Kürze Restaurant Le Château Denis Martin Rue du Château 2 1800 Vevey Tel. 021 921 12 10 www.denismartin.ch Waldhotel Davos Restaurant Mann und Co. Buolstrasse 3 7270 Davos Platz Tel. 081 415 15 15 www.waldhotel-davos.ch
Gasthaus&Weingut Bad Osterfingen Familie Meyer 8218 Osterfingen 052 681 21 21 www.badosterfingen.ch Restaurant Rollerhof Münsterplatz 21 4051 Basel 061 263 04 84 www.rollerhof.ch Sonntag ab 16 Uhr und Montag geschlossen.
Restaurant Braui Werner Tobler Brauiplatz 5 6280 Hochdorf www.restaurantbraui.ch Samstagmittag, Sonntag, Montag und Feiertage geschlossen.
64 Tabakreportage â&#x20AC;š Das zeigt dir keiner, das musst du selber lernen. â&#x20AC;ş
Deckblätter aus Ecuador gelten seit Jahren als Top. Zigarren aus dem gleichen Land sind hingegen schwer zu finden. Eine Ausnahme bildet die Premium-Zigarre «Capafina» von Carlos Jalil. Der leidenschaftliche Unternehmer und fortschrittliche Bauer arbeitet dabei vom Samen bis zur Zigarre mit eigenen Produkten. Ein Porträt.
Mann, Tabak Land,
text: DAVID HÖNER, GUAYAQUIL, ECUADOR
ch glaube es war 1999, als ich meine
ches Zeugs, das mit Gewinn kommerzi-
gen Fahrt vom Flughafen Guayaquil zu
erste Ernte auf den Markt bringen
alisiert wird. Als kleiner, neuer Produzent
seiner Finca erzählt er von sich. Wie er
wollte. Ich musste Abnehmer su-
ist es schwer einen Fuss auf den Boden
bereits über vierzig gewesen sei, als er
chen. Käufer für meinen Tabak, mei-
zu bringen.»
die erste Zigarre geraucht hätte. Früher
Die Jalis kamen im vorletzten Jahr-
seien es Zigaretten gewesen. Sucht oder
Mustern und voller Enthusiasmus. Na-
hundert aus dem Libanon nach Ecua-
Genuss, das seien zwei verschiedene
türlich ging es in die Vereinigten Staa-
dor, genauer in die kleine Hafenstadt
Dinge. Biolandwirtschaft, das sei inter-
ten. Dort besuchte ich die grossen Pro-
Bahia de Caraquez. Sie waren fleissig
essant. Er schaut sich den Markt an. Ta-
duzenten. Da steht man dann und
und wurden erfolgreiche Geschäftsleu-
bak scheint ein gutes Geschäft zu ver-
erzählt … wie schön es in Ecuador sei,
te, importierten, exportierten und das
sprechen. Er verkauft die Pastafabrik
wie gut das Klima, wie toll der Boden
erste Auto, welches durch Bahia rollte,
und kauft Land für die Tabakfarm.
und papihpapoh und blablabla und ich
wurde von Carlos Jalils Grossvater ge-
Dreissig Hektaren in der Provinz Los
habe eine kleine Plantage und schaut
steuert. Bahia verlor später an Bedeu-
Rios. Dort baut er ein bescheidenes
mal her. Man ist Vertreter, auch wenn
tung als Guayaquil zum bedeutendsten
Farmhaus, forstet einen Hügel der sich
ich meine eigene Sache vertrete, ich bin
Hafen im Südpazifik aufstieg und folge-
nicht zum Tabakanbau eignet mit Bäu-
ein Verkäufer. Während einer dieser
richtig zog die Familie Jalil dorthin. Der
men auf. Los geht’s.
Verhandlungen nimmt mich einer bei-
kleine Carlos vermietete als Junge seine
Gerade weil er nicht aus einer Tabak-
seite und sagt: Hey Jalil, wir bauen
Comics, mit sechzehn Jahren bewirt-
bauerdynastie kommt ist er Experimen-
selbst in deinem Ecuador Deckblätter
schaftete er ein erstes Wassermelonen-
ten nicht abgeneigt. Er verlegt Schläu-
an. Wir haben dort eigene Plantagen.
feld. Er studierte Agrarwissenschaften.
che für ein Tropfenbewässerungssystem
Warum pflanzt du nicht Yucca? Ist doch
Trotz dieser Ausbildung und der Freude
und kauft die ersten Samen. Sumatra
ein gutes Geschäft die Yucca! Das hat
an der Landwirtschaft, trat er zuerst in
und Havanna 2000. Heute, zehn Jahre
mich herausgefordert, geärgert! Soll er
die Fussstapfen seiner Väter und wurde
später, arbeitet er mit den eigenen Sa-
doch selbst Yucca anbauen wenn es so
Geschäftsmann. Er importierte italieni-
men, die er aus den Havanna 2000 ge-
ein gutes Geschäft ist! Doch es hat
sche Pastamaschinen, stellte Pasta her,
züchtet hat. Ihm war von Anfang an
mir Kraft gegeben weiterzumachen. Der
handelt mit Autoersatzteilen, wird selbst
klar, dass er hier ein Geschäft machen
Markt ist nicht einfach, voller Haie. Die
Vater,und zieht mit seiner Frau drei Kin-
wollte. Der Markt, auf dem er Geld ver-
Grossen fressen die Kleinen. Auch mit
der gross, die ebenfalls in die Familien-
dienen kann, ist der Markt mit Deck-
einer guten Qualität muss man sich be-
geschäfte eingebunden sind.
blättern. «Das Deckblatt ist der Smoking
wegen. Glaub mir, es gibt Supertabak
Heute ist er 58 Jahre alt, und wenn
der Zigarre, der Ausdruck und die
der billig verschleudert werden muss
die Haare auch ergraut sind so strahlt
Tracht. Erscheinung und Geschmack
weil er den Weg zum Markt nicht gefun-
der ganze Mann doch Kraft und Unter-
werden von dieser Königin der Blätter
den hat. Andererseits gibt es irgendwel-
nehmenslust aus. Auf der zweistündi-
bestimmt.»
Tabakreportage
ne Deckblätter. Ich ging auf Reisen, mit
65
I
«
Anzeige
Von seiner ersten Ernte konnte er nur etwa 10 Prozent verkaufen. Heute macht der Verkauf von Deckblättern 60 bis 70 Prozent seiner Ernte aus.
dividuellen Prägung. Das Aroma ist der Geist, das Wesentliche!» Er produziert Humus mit eigenen Würmern, desinfiziert die Felder mit Limonen. Respekt vor dem Land und ei-
66 Tabakreportage The Royal Cigar Company GmbH Emil Frey-Strasse 163 4142 Münchenstein/Schweiz Tel.: +41 61 413 82 53 Fax: +41 61 413 82 52 Email: royal@cigarcompany.ch
Der Pflanzer
ne ökologische Grundeinstellung ist ihm
Eigene Kreuzungen und Selektion ha-
wichtig. «Die chemischen Produkte, die
ben das Saatgut ergeben, welches auf
wir bisher benutzten, haben die Böden
seine Böden und zu seinem Klima passt.
und Pflanzen geschwächt. Die Ernte von
Was ausgesät wird, ist bereits nach Qua-
heute ist resistenter, und wir müssen
litäten sortiert. Zum Erreichen der not-
kaum noch Pestizide oder Herbizide
wendigen Qualität sind unzählige Schrit-
einsetzen. Die Pflanzen sind gesund.
te und Prozesse von der Aufzucht bis
«Der Tabak ist sehr pünktlich, er wächst
zum fermentierten Blatt, notwendig.
schnell und wird pünktlich reif.» Vom
«Man muss ihn (den Tabak) hegen und
Moment an, wo man die Schösslinge in
pflegen, ihn lieben, ihn behandeln.»
die Erde steckt, bis zum Moment der
All diese schwierigen Prozesse unter-
Ernte, wo man die letzten Blätter erntet,
liegen einer permanenten Weiterent-
sind es maximum 70 Tage. Diese Zeit ist
wicklung. Jalil verpflichtet dazu Exper-
sehr arbeitsintensiv, alles muss klappen,
ten aus der Branche und nimmt an
unzählige Kleinigkeiten müssen beach-
jedem Entwicklungsschritt persönlich
tet werden. Angefangen mit der Vorbe-
teil. «Im Tabakanbau bringt Dir keiner
reitung des Bodens, er muss weich und
etwas bei. Das Tabakgeschäft muss man
locker sein, damit die Pflanze viele Wur-
selber lernen. Es geht darum, die einzel-
zeln bildet, viele Nährstoffe aufnehmen
nen Teilbereiche zu erfassen. Man muss
kann in der kurzen Zeit ihres Wachs-
das Wissen zusammensuchen.» Er sucht
tums.
sich Lehrer, beschäftigt verschiedenen
Es braucht den Schatten der Wolken,
Berater, unter anderen auch Kubaner.
keine Sonne, aber auch kein Regen, die
«Die Kubaner beherrschen den Markt
Trockenzeit eben. Das Blatt muss nicht
und verfügen über die grösste Erfah-
dick werden, es bleibt dünn, geschmei-
rung.» Carlos Jalil ist dabei seine eige-
dig … die Luftfeuchtigkeit hält sich bei
nenen Visionen und Ideen mit einzu-
60 bis 70 Prozent, je dünner und elasti-
bringen.
scher ein Blatt ist, desto besser. Deck-
«Was ich entwickelt habe, ist ein ei-
blätter sind heikel. Bereits die Samen,
genes System zum Trocknen der Blätter.
auch wenn sie von der gleichen Art sind,
Ich steuere die Luftfeuchtigkeit mecha-
werden sortiert. Die Reife der Blätter
nisch und lasse nicht, wie es traditionel-
muss genau beurteilt und im genau
lerweise der Fall ist, einfach den natür-
richtigen Moment geerntet werden.
liche Durchzug. Hier trocknen wir den
«Das zeigt dir keiner, das musst du
Tabak zu Beginn der Regenzeit. Da gibt
selbst lernen.»
es zu viele Unsicherheiten. Und es kann
In naher Zukunft will er die Trock-
einem viel schieflaufen! So habe ich Ge-
nungsanlagen, Fermentationsräume und
bläse installiert und regle Feuchtigkeit
Pflanzungen mit Webcams überwachen.
und Temperatur gleichmässig. Es ver-
Eine ständige Übertragung der notwen-
bessert die Qualität. Bei der Fermentie-
digen Daten, Luftfeuchtigkeit und Tem-
rung arbeiten wir ganz traditionell. Aber
peratur soll auch den Käufern zur Infor-
im nächsten Jahr wollen wir auch hier
mation angeboten werden. Per Internet.
ein paar Experimente machen. Es geht
Zudem kann er so auch vom Schreib-
darum den Geschmack genau zu akzen-
tisch aus den gesamten Ablauf genauer
tuieren, unseren Tabak am besten zur
beobachten und weiterhin verbessern.
Geltung kommen zu lassen in seiner in-
«Ich führe keinen traditionellen Betrieb.
Je dünner und elastischer desto besser. Deckblätter sind heikel.
dir jetzt … manchmal haben sie ihnen
ändern sich schnell. Ich will vom Her-
der gleichen Ernte, von der gleichen
besser geschmeckt als die von zuhause.
kömmlichen das Beste übernehmen und
Pflanze! Das macht sich beim Rollen der
Gut, ich vergleiche mich nicht mit den
zukunftsorientiert denken.» Auf der 30
Zigarre natürlich alles bemerkbar. Alles
kubanischen Tabaken. Kuba ist eine
Hektaren grossen Finca lässt sich ein
ist Erfahrung und Professionalität. Alles
Welt für sich, die Tradition vieler Jahr-
Ertrag von rund 1000 Zentnern Tabak-
muss immer wieder überprüft werden.
zehnte. Jahrhunderte des Tabaks.»
blätter erwirtschaften. «Nächstes Jahr
Details. Zum Beispiel, dass die Leute
Als unabhängiger, ecuadorianischer
gibt’s etwas mehr», sagt er, und seine
beim Arbeiten keine langen Ärmel tra-
Produzent sucht Carlos für seine Premi-
blaugrauen Augen schauen zufrieden
gen weil sich das Blatt an den Knöpfen
um-Zigarren einen Platz im internatio-
von der Terrasse der Finca auf die Fel-
verletzen könnte.
nalen Markt. Er nahm an der Intertabak
«Ich geb’s zu, manchmal brennt eine
in Dortmund teil und steht in Verhand-
etwas schief weil das zentrale Blatt zu
lungen mit europäischen Anbietern.
Die eigene Zigarre
grob ist, die Seele wurde nicht ganz sau-
«Ich kann ziemlich genau auf die indivi-
Die Herstellung seiner Premium-Zigar-
ber in der Mitte eingerollt, sie brennt
duellen Wünsche eines Kunden einge-
ren ist noch kein Geschäft. Carlos Jalil
langsamer. Das kann in den besten Fa-
hen. Jetzt bin ich mit einer Gruppe von
ist der Meinung, dass die «Puros» die
milien vorkommen! Da gibt es kleine
Leuten aus der Schweiz und Spanien am
Visitenkarte seiner Arbeit sind. Heuig
Unregelmässigkeit. Die Qualität bleibt
verhandeln, die kennen den europä-
honiglich, karamellsüss mit feucht-
sich gleich.»
ischen Markt. Sie kauften früher in Cos-
der.
regenwaldlichen Erdaromen, maduro,
Jalil ist der einzige ecuadorianische
ta Rica. Wir können günstiger offerie-
perfekt in Zug und Asche. Eine Churchill
Hersteller, der vom Samen bis zur ferti-
ren. Ich werde bestätigt dadurch, dass
von Capafina erlaubt eine gut sechzig-
gen Zigarre mit eigenen Produkten ar-
ich heute nicht mehr die Käufer suchen
minütige Reise in die Provinz Los Rios.
beiten kann. Es braucht nicht nur be-
muss. Sie kommen zu mir, besuchen
Erhältlich sind die Formate Churchill,
harrliches Arbeiten sondern auch Glück,
meine Finca, schauen wie ich arbeite.
Corona, Torpedo, short Corona und
Segen, Geist, Essenz und Feingefühl für
Das ist natürlich eine Freude.»
Lonsdale. «Handwerk! Sagen wir mal
das Eigene bis eine Zigarre der Marke
Einen lokalen Markt gibt es kaum. In
80, 90 Prozent der Puros sind o.k., aber
Capafina entsteht. Die Produktion von
Ecuador werden wenig Zigarren ge-
es bleibt immer eine kleine Anzahl, die
Puros ist sehr aufwändig. Neben einer
raucht und wenn dann misstraut der
nicht hundertprozentig stimmen. Hand-
ganzen Palette von Materialien und
einheimische Konsument der eigenen
arbeit eben. Handgewicht und Augen-
Handwerkszeug braucht es geschultes
Produktion und deckt sich zu exorbitan-
mass. Und schnell muss es gehen.»
Personal und ein kostspieliges Marke-
ten Preisen mit kubanischen oder
ting.
schweizerischen (Villiger ist present)
Jedes Blatt ist anders. Blatt für Blatt wird immer wieder neu sortiert, nach
«Ich habe meine Puros Leuten aus
Farbe, nach Aroma, Grösse, Elastizität.
Kuba zu rauchen gegeben. Ich sage es
Rauchwaren ein.
Tabakreportage
Es gibt verschiedenste Qualitäten aus
67
Die Zeiten, Methoden und Techniken
Deckblätter. In anderen Gegenden werden aufwändige künstliche Schattenbahnen gespannt. Nicht so hier. Die klar abgegrenzten Trocken- und Regenzeiten sind hilfreich. Der Tabak wird in der Trockenzeit, im Juni, gepflanzt. Erntezeit ist der Dezember, regnen tut es wieder im Januar in Los Rios. Die Trocknung und Fermentierung kann dann beginnen. Für die lokale Wirtschaft ist der Anbau von Tabak von grosser Bedeutung. In der für Jalil arbeitsintensiven Trockenzeit sind grosse Teile der bäuerlichen Bevölkerung ohne Arbeit. Carlos bildet mittlerweile die Leute selber aus. «Wir wollen nachhaltig gute Qualität er-
68
zeugen. Dazu brauche ich ausgebildete Leute.» Der postkoloniale Effekt, Unternehmen, die Grundmaterialien günstig einkaufen und in ausländischen Fabriken verarbeiten, kann so etwas eingebremst werden. Dementsprechende Gewinne bleiben im Land. Eine eigene, qualitativ hochstehende Produktion ent-
Tabakreportage
steht. Notwendige Arbeitsplätze werden geschaffen. Während der Ernte beschäftigt er auf der Farm bis zu 70 ArbeiterInnen. «Die anderen Bauern haben in dieJalil vor seinem selbst entwickelten Luftfeuchtigkeitsreguliergebläse.
sen Monaten viel weniger zu tun. Sie arbeiten mehr in der Regenzeit. Wir können Arbeit geben, wenn es in dieser Zone notwendig ist. Hier gibt es viele ar-
Los Rios und der beste im Schatten
matischen Bedingungen der Provinz
me Leute. Wir tragen mit dem Tabakan-
gereifte Tabak der Welt
«Los Rios». Los Rios liegt an den westli-
bau auch zum sozialen Wohlergehen
Erst seit rund dreissig Jahren geniesst
chen Abhängen der ecuadorianischen
bei. In der Trockenzeit steigt die Krimi-
der ecuadorianische Tabak internatio-
Anden. Hier, in der Nähe der Provinz-
nalität an, die Peones haben kein Geld.
nal einen guten Ruf. In den vergangenen
hauptstadt Babahoyo, liegt die Finca
Sie beginnen zu stehlen um zu überle-
Jahren vergrösserte sich der Anteil der
von Carlos Jalil. Luftfeuchtigkeit bis
ben.»
international verwendeten Deckblätter
95 Prozent, ständige Wolkendecke und
Der Markt für gute Produkte ist im
ecuadorianischer
ständig.
keine direkte Sonneneinstrahlung. Hier
Zigarrensektor vorhanden. Tabak ist si-
Zwar wurde in Ecuador, wie in den
wächst der beste im Schatten gereifte
cher nicht der erste Faktor zur Verbes-
meisten tropischen Ländern, schon im-
Tabak der Welt. Die Pflanze muss sich
serung der ecuadorianischen Wirtschaft,
mer Tabak angebaut und in den Ritua-
nicht verteidigen gegen die Sonne. Blatt-
doch trägt er bereits jetzt dazu bei, ein
len der Schamanen und indigenen Völ-
abstände, Form und Grösse der Blätter,
Qualitätsprodukt unter dem Namen des
kern spielt die uralte Kulturpflanze eine
geschmackliche Komponenten, passen
Entwicklungslandes weltweit bekannt
wichtige Rolle. Der Aufstieg der ecuado-
sich den vorgegebenen klimatischen
zu machen.
rianischen Tabakbauern zu den welt-
und bodentechnischen Umständen an.
weit meist gefragten Herstellern von
So entstehen die berühmten, feinen,
Deckblättern ist verbunden mit den kli-
dünnen, elastischen, ecuadorianischen
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Alles hat seine Geschichten und Geschichten zu erzählen ist Teil der Rauchkultur. Als ich über eine gemeinsame Freundin von den Sportlern hörte, die sich ab und zu treffe, ihre Freundschaft pflegen und dazu eine gute Zigarre zu schätzen wissen, beschloss ich, diese Herren zu einer solchen einzuladen.
Rauchen
mit
Freunden
70 Rauchen mit Freunden
text: DAVID HÖNER
fotos: TONI BAGGENSTOS
E
s interessierte mich, diese Männer
welche ich mitzubringen versprach. Ich
kennen zu lernen, die das Rauchen
stellte eine kleine, feine Auswahl aus
zelebrieren, nicht in den allgemei-
dem redaktörlichen Humidor zusam-
nen Kanon von «Rauchen tötet»
men und hoffte für jeden Geschmack
einstimmen und Sport treiben. Ich bat
etwas dabeizuhaben.
die bereits erwähnte Freundin, den
Die Gesellschaft, in der ich mich
Abend zu organisieren. Wir trafen uns
an diesem Abend befand, entsprach
dann an einem sehr winterlichen Abend
keinem einzigen allgemeinweit verbrei-
in Zürich zum gemeinsamen Abendes-
teten Zigarrenraucherklischee. Keine
sen und dem anschliessenden gemein-
dickbäuchigen, alten Herren im Strese-
samen Geniessen einer guten Zigarre,
mann mit Uhrketten, keine Investment-
In der Rubrik «Rauchen mit Freunden» raucht Cigar zusammen mit Freunden ausgewählte Tabakwaren. Hier kommen nicht die ZigarrenCracks zu Wort, sondern Amateure des Genusses, aus den zahlreichen Zigarren-Clubs der Schweiz und Deutschland.
banker mit Prestige-Rolex und italienischen Designerschuhen. Einfach eine Gruppe von sympathischen jungen Männern ohne Statussymbole die irgendeine Gruppenzugehörigkeit signalisierten. Diese Männer treiben Sport. Doch sie sind keine Teamsportler, eher sind es Individualisten, die sich selbst herausfordern, laufen, biken, velofahren, jogLeistung an Gigathlons und Marathons
71
gen, klettern, surfen und dann die eigene Die Duftnote in Christian Rüegg’s Nase.
messen. Doch der Sport, so ernst er auch betrieben wird, hat hier weder etwas Verbissenes noch einen Beigeschmack von Altvater Jahns Körperertüchtigung, sondern scheint eine Tätigkeit zu sein, die aus Freude an der
Rauchen mit Freunden
Sache ausgeübt und betrieben wird. Sport zum Geniessen und deshalb ist das Geniessen einer edlen Zigarre Teil einer bewussten Lebensweise. Rauchsport! «Die Zigarre verstehe ich schon als ein Symbol für eine bestimmte Klassenzugehörigkeit, doch solche Gemeinplätze sind auch nicht in Stein gemeisselt.» Fabian Leisi, der 31-jährige Musiker, Masseur und Yogalehrer, ist bestimmt nicht einfach zu schubladisieren. Zigarren lernte er kennen über den Vater einer Freundin, einen Bauunternehmer,
Die Geschmacksnoten erschliessen Marc Stäheli’s Gaumen.
der gerne Schach spielte und den Tabakgenuss aus dem eigenen Humidor zelebrierte. «Eine Zigarre beruhigt, ent-
mir immer noch geläufig als Burma, wo
weder Marc noch Eric Vater, Zigarren
spannt, macht aus einer Pause etwas
alle Welt und die Frauen auf dem Markt
werden (noch) zu anderen Gelegenhei-
Besonderes. Nikotin ist ja auch ein Ner-
Zigarren rauchen, wo er es nach einigen
ten genossen. Etwa um die Zwillings-
vengift.» Er lächelt. «Zum Wohl.»
Anläufen auch geschafft hätte, sich aus
ness auszuzeichnen.
Mir gegenüber sitzen Marc und Eric
einen
Der Vierte im Bunde ist kein explizi-
Stäheli, die sich verblüffend ähnlich
rauchbaren Stumpen zu drehen. «Ja,
ter Zigarrenraucher, Christian Rüegg,
sehen. Wen wundert’s, sind sie doch
die Zigarre! Etwas Festliches hat sie
einer, der seine Beziehung zum Tabak
35-jährige Zwillinge, der eine Elektro-
schon und wenn es etwas zu feiern gibt,
über den Genuss einer selbstgedrehten
ingenieur, der andere Controller. Eric
gehört sie dazu. Etwa bei einer frischge-
Zigarette zum Tagesabschluss definiert.
erzählt eine Anekdote aus Myanmar,
backenen Vaterschaft.» Allerdings ist
Doch es ist nie zu spät, mit etwas Gutem
lokalen
Tabakblättern
selbst
anzufangen. «Ich, als alter Fan von Fidel Castro.» Darum wird er sich heute am gemeinsamen Rauch beteiligen. Also zur Sache, zum Tabak. Die Produkte der Dominikanischen Republik werden ausgepackt, berochen, betastet und von Hand zu Hand gereicht, bis männiglich seine Wahl getroffen hat. Der New-Smoker Christian verlangte nach einer Zigarre, welche das Haarwachstum fördere, und wurde mit der Emerson Fittipaldi maduro zu Test-
Fabian Leisi lässt sich etwas vorschweben.
zwecken bestückt, einen Test, den er
72
übrigens mit Bravour bestand. Seine Bewertung ist nicht das Resultat eines kurzen Beschnupperns. Er liess die bis zum Schluss genüsslich verdampfte Torpedo als Letzter der Rauchrunde im Aschenbecher verlöschen. Marc pafft vergnügte 50 Minuten an der Vega Fina Pyramide und lobte Geschmack und
Rauchen mit Freunden
Zug, Eric lässt sich die Churchill von Augusto Reyes Nativo schmecken, Fabian bläst Rauch von der Pléades Sirius in den gut gefüllten Gastraum hinaus. «Eine Zigarre mit Ecken, Kanten und Überraschungen, gefällt mir gut!» Ich schaue dem blauen Dunst der edlen und stilvollen Davidoff Aniversario No 2 nach. Wir anderen tauschen auch mal hin und her, beurteilen die verschiedenen Eigenschaften, den Zug
Eric Stäheli’s klassische Handhaltung.
und die Stärken. Rauchringe werden geblasen. Nach gehabtem Mahle und mit der brennenden Premium-Zigarre in der Hand verlangt es uns auch nach ei-
Dort haben wir uns nämlich getrof-
nen die Gastgeber. Am 30. April werden
nem Digestif. Je nach persönlichem
fen in dem elegant-gemütlichen Restau-
ausschliesslich Raucher zu Tisch gebe-
Gusto wird jetzt in der nicht allzu umfas-
rant, welches bis heute und noch bis in
ten. (Nichtraucher müssen drausssen
senden Whiskeyauswahl der Taverna
eine kurze Zukunft die Gäste mit Rauch-
bleiben!)
Catalana gestöbert und im Nachhinein
waren aus dem eigenen Humidor ver-
wäre es vielleicht klüger gewesen, einen
sorgt. In der Taverna hat man sich noch
guten spanischen Brandy zu degustie-
keine genauen Vorstellungen gemacht,
ren. Nicht weil wir etwas gegen Whiskey
was nach dem 1. Mai in Sachen Rau-
haben, sondern weil die Whiskeydestil-
chen bei ihnen passiert. Es sieht leider
lerien bekanntlich nicht in Spanien zu
danach aus, wie wenn dem Zigarren-
finden sind, wo die Gastgeber der Taver-
aficionado eine Lokalität verloren ginge.
na Catalana ihre Wurzeln haben.
Doch einen rauchenden Abschluss pla-
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Die katholischen Feiertage werden aus-
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nahmslos abgefeiert und auch sonst
elegantes Äusseres, sondern weiss auch
huldigt man dem Herrgott wo man kann.
mit dezenten Aromen von Kaffee und
Etwa in der Namensgebung ihres Whis-
dunkler Schokolade zu überzeugen.
kys. Die Edition Dreifaltigkeit des Ap-
Weltweit ist die Sonderedition auf
penzeller Single Malt Whisky wurde
10 000 Exemplare limitiert, geliefert
denn auch gleich zum Papst geschickt,
wird sie in modernen, schwarz lackier-
allerdings nicht zum römisch-katholi-
ten 10er-Holzkistchen. In der Schweiz
schen Vertreter, sondern zu Whisky-
erhältlich ab Mai 2010 im Tabakfach-
Papst Jim Murray, der den Säntis Malt
handel, Preis pro Kistchen: 175 Fran-
gleich zum European Whisky of the Year
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«Paul Ehrlich» (USA 1940)
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Am Donnerstag, 8. April 2010 präsentiert Zigarrenliebhaber Walter Born in Berlin im Rahmen einer Zigarrenfilmreihe eine seiner «Ausgrabungen». Zu sehen ist der unter der Regie von William Dieterle nach dem Buch von John Huston entstandene Film Paul Ehrlich – Ein Leben für die Forschung (Dr. Ehrlich’s Magic Bullet). Dem 1893 in Ludwigshafen geborenen Regisseur gelang in diesem Film das beeindruckende Porträt des
Das Programm der «Davidoff Tour Gastronomique» 2010:
von seiner Wissenschaft besessenen Berliner Arztes Dr. Paul Ehrlich. Nach der Genesung seiner Tuberkulose (an der er sich
Die Termine im Überblick
selbst infiziert hatte), entdeckte er die Chemotherapie. Das von
Donnerstag, 18. März 2010
ihm vorzeitig angewendete Salvarsan führte zu Todesfällen
Roland Schmid (17 GM-Punkte) – Restaurant Äbtestube
und Paul Ehrlich wurde von missgünstigen Kollegen des Mor-
Grand Resort Bad Ragaz, Bad Ragaz
des bezichtigt. Zum Film wird eine Double Corona genossen, Getränke nach Wahl (Selbstzahler). Karten 15 Euro, Beginn 20.00 Uhr bei Zigarren Herzog am Hafen, Berlin, Anmeldung daselbst. Telefon 030 / 29047015, info@herzog-am-hafen.de
Montag, 26. April 2010 Felix Eppisser (16 GM-Punkte) – zu Gast auf dem Davidoff-Schiff, Restaurant Spice, Hotel Rigiblick Mittwoch, 9. Juni 2010
78
Antonio Colaianni & David Martinez Salvany
Konzert
(beide 16 GM-Punkte) – zu Gast auf dem Davidoff-Schiff Restaurant Il Casale (Wetzikon) und Hotel Greulich (Zürich) Donnerstag, 19. August 2010 Werner Bürgi (17 GM-Punkte) – Bürgis Burehof, Euthal am Sihlsee Freitag, 27. August 2010
Fumoir
Jan Leimbach (16 GM-Punkte) – Lenkerhof alpine resort, Lenk im Simmental Freitag, 10. September 2010 Marcus G. Lindner (18 GM-Punkte) – Restaurant Mesa, Avo Uvezian tourt durch die Schweiz
Zürich
Im April und Mai besucht Avo Uvezian mit seiner Band «AVO
Mittwoch, 6. Oktober
on Tour» die Schweiz. Stationen hält der Meister in Zürich,
Philippe Chevrier (19 GM-Punkte) – Domaine
Bad Ragaz, Zug, Luzern und Rapperswil. Die Tourdaten lauten
de Châteauvieux, Satigny (GE)
wie folgt: Aprildaten siehe Inserat Seite 21 20. Mai
Restaurant Westend, Zürich
21. Mai
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22. Mai
AVO Anlass, Metropolitan Area of Zurich, 062 823 35
23. Mai
AVO Lounge Zug by Cigars & More, Zug, 041 534 27 20
24. Mai
AVO Lounge Luzern, 041 240 05 92
26. Mai
La Corona Cigars & Spirits, Rapperswil, 055 211 11 65
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The
Cigar Wiki D
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Zigarre, Tabak, Hersteller, For-
waren, anders und die von morgen wer-
mate, die neuesten Nachrich-
den mit Spannung erwartet. Oder die
ten zu sammeln und in einer
auch für den Profi immer wieder
erfassbaren Form zu präsentieren ist
verzwickte Frage nach den diversen
nicht Aufgabe einer Vierteljahreszeit-
Formaten, deren verschiedenen Be-
schrift wie der unseren. Deshalb möch-
zeichnungen, die dazugehörigen Hin-
ten wir an dieser Stelle die ausgezeich-
tergründe, Geschichten und was es
net gemachte, vielseitig nutzbare und
sonst noch zu berichten gibt. Wer nur
reichhaltige Web Page www.cigar-wiki.
den auf der Hauptseite angegebenen
com empfehlen, ja sogar ausdrücklich
Stichworten nachgehen möchte, wird
loben. Der Name beinhaltet bereits das
weit und weiter geführt auf gut markier-
Programm, hier will einer wikipe-
ten Wegen. Und wenn auch die gesuchte
diamässig ausufern und Raum geben
Information (noch) nicht vorhanden ist,
für alles Wissenswerte zum Thema. Und
so erfährt man doch ununterbrochen
wer wissen will, wer dahintersteckt,
Neues. Es twittert auch, und bloggt, dass es
wird fündig. Ein Aficionado, und zwei-
nur so raucht. Kulturelle Hintergründe,
fellos ist es einer, namens Hans Fischer
wissenschaftliche Beiträge, Kulturhisto-
steckt hinter der Idee und klar finden
risches und Fantastisches. Diskutiert werden kann alles und der interessierte Leser wird irgendwann selbst in die
‹Von Beitrag zu Beitrag surfen,
Tasten greifen oder aber von Beitrag zu
mal geschmunzelt,
die Stirn gerunzelt.
mal die Stirn gerunzelt.›
Beitrag surfen, mal geschmunzelt, mal Cigar Wiki sind, auch da ein wohltuender Unterschied zu ähnlichen Plattformen, keine Internetanbieter eines Zigarrenversandes. Wer sich mit dem
sich dann auch ein paar wichtige Na-
nötigen Wissen ausrüstet und dann in
men der Schweizer Tabakwelt unter den
den nächsten, wohlassortierten Rauch-
Supportern. Das ist gut so und die trans-
warenladen geht, kann an spannenden
parente Darstellung der Unterstützer ist
Diskussionen teilnehmen. Nicht beant-
erfreulich. Es ist vielleicht noch keine
wortete Fragen lassen sich spätestens
Enzyklopädie der Zigarre, aber auf dem
etwas später am Bildschirm der Cigar-
besten Weg dazu. Weil der Hausfrieden
Wiki-Gemeinde stellen.
der Raucher und Tabakkonsumenten in
Natürlich ist diese Seite nicht die ein-
Schieflage geraten ist, es ruft hier hü
zige im Cyberspace, die uns mit Wissen
und dort hot, macht es Sinn, aktuelle
versorgt. Doch anstelle von zwanzig
Nachrichten zu erhalten. Während hier
verschiedenen Links aufzuführen, die
die Volksinitiative zum Schutz vor Pas-
dann zur weiteren Verwirrung beitra-
sivrauchen zum endgültigen Verbot auf-
gen, sei hier den Machern von Cigar
ruft, beginnt am anderen Ende eine Ini-
Wiki herzlich für ihr Engagement ge-
tiative Unterschriften zu sammeln für
dankt und sie höflichst dem rauchenden
ein liberales Rauchgesetz. So sind die
Publikum weiterempfohlen.
Internet
kann im Impressum nachschauen und
81
ie Informationen rund um die
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Pattus Tabacs Rue St. Maurice, Neuchâtel 032/725 48 79
Tabakwaren zum Törli Viehmarktgasse, Laufen 061/761 60 83
art cigar + co. rathausgasse, lenzburg www.artcigar.ch
Kägi Cigarren Theaterplatz, Bern 031/311 72 81
Pipe e Tabacchi Via Plan, Livigno www.silvestripipe.it
Tabashop Grand Rue, Montreux 021/963 70 70
Autogrill Pratteln Cigars & More, Pratteln 061/827 57 39
Keller Tabak Bahnhofstrasse, Biel www.keller-tabak.ch
Shopping Center Viktoria Zermatt 027/967 21 66
Tabatière Bahnhofstrasse, Küsnacht www.tabatiere-kuesnacht.ch
Bàcaro Flughafen-Zürich 043/816 60 25
Klarer AG Hauptgasse, Appenzell 071/787 11 23
Tabac Rhein Rue du Mont-Blanc, Genève 022/731 88 56
Urs Portmann Tabak-Cigarren Konstanzerstrasse, Kreuzlingen www.portmanntabak.ch
Badener Tabakhaus Rathausgasse, Baden www.badener-tabakhaus.ch
La Couronne Rue de Rive, Nyon www.cigarpassion.ch
Tabaccheria Cavallini Via Nassa, Lugano 091/923 70 05
Urs Portmann Tabakwaren Anstalt, Städtle, Vaduz www.portmanntabak.ch
Bijouterie und Cigares Schertenleib Bahnhofstrasse, Interlaken 033/822 22 34
La Tabatière Bd. De Pérolles, Fribourg www.reecut.ch
Tabaccheria Centro Commerciale Breggia Balerna 091/683 30 13
Vacchini Cigars P. Motta, Ascona 091/791 16 46
Buder St. Moritz Via Rosatsch, St. Moritz 081/833 32 16
Mangeng Tabak Hauptstrasse, Rheineck 071/888 16 57
Tabaccheria Piazza Riforma Piazza Riforma, Lugano 091/923 12 59
Wellauer & Co. Basler Strasse, Olten www.welltabac.ch
Cigares Bender Edisonstrasse, Zürich 044/311 96 30
Mettier Tabakwaren Bahnhofstrasse, Chur 081/252 21 86
Tabacchi e ricordi Piazza Grande, Locarno 091/751 85 12
Wellauer & Co. Bahnhofstrasse, Buchs www.welltabac.ch
Cigarren + Tabakhaus Petersburg, Ramsen www.bruetsch-cigarren.ch
My Shop Raststätte Zürich-Süd A. Dürr & Co. AG
Tabacs-Cigaras Besson Rue de Bourg, Lausanne 021/312 67 88
Wellauer & Co. St. Leonhardstrasse, St. Gallen www.welltabac.ch
Cigarren Flury Bahnhofplatz, Bern www.flury.com
Naegeli Tabakfass Goldsteinstrasse, Schaffhausen 052/624 55 00
Tabacs de Vésenaz Route du Thônon, Vésenaz/ Genève 022/752 17 35
Wellauer & Co. Neugasse, St. Gallen www.welltabac.ch
Davidoff St. Moritz Via Maistra, St. Moritz 081/833 31 58
Naegeli Tabakfass Shopping Raststätte A1, Würenlos 056/424 20 92
Tabacs La Bouffarde Rue de Lausanne, Sion 027/322 29 85
Zigarren Dürr Paradeplatz, Zürich 044/211 07 36
Davidoff & Cie Rue de Rive, Genève www.davidoff.com
Naegeli Tabakfass Shopping Center, Spreitenbach 056/401 29 73
Tabacs Maillefer Grand Chêne, Lausanne 021/312 93 24
Zigarren Dürr Bahnhofplatz, Zürich 044/211 63 23
Davidoff Depositaire Poststrasse, Zürich 044/211 48 00
Naegeli Tabakfass Bellevue, Zürich 044/252 52 66
Tabagie Saltinaplatz, Brig 027/924 25 01
Zigarren Dürr Glattzentrum 044/830 13 21
Davidoff Shop Marktplatz, Basel www.davidoff.com
Naegeli Tabakfass Schwanenplatz, Luzern 041/410 21 50
Tabak Brühwiller im Spisermarkt, St. Gallen 071/223 38 69
Zigarren Dürr Hauptgasse, Solothurn 032/622 27 51
Don Cigarro – kingdom of cigars Seestrasse, Zollikon www.doncigarro.ch
Naegeli Tabakfass Untertor, Winterthur 052/212 65 68
Tabak Pauli Kanonengasse, Liestal www.tabak-pauli.ch
Zigarren Dürr Fronwagplatz, Schaffhausen 052/625 55 33
Dubini Sigari e Tabacchi Corso San Gottardo, Chiasso www.dubini.ch
Naegeli Tabakfass Seedamm-Center, Pfäffikon 055/410 30 66
Tabakfachgeschäft Hauptgasse, Murten 026/670 22 85
Zigarren Dürr Hauptbahnhof ZH Shop Ville, Zürich 044/211 63 25
Easydone AG Steinackerstrasse 2 Urdorf-Zürich
Naegeli Tabakfass Promenade, Davos-Platz 081/413 63 58
Tabakfachgeschäft Achermann Freienhofgasse, Thun www.tabakachermann.ch
Zigarren Dürr Neumarkt Altstetten, Zürich 044/419 03 20
Fuhrer Cigares Tobacco Promenade, Gstaad 033/744 47 00
Naegeli Tabakfass Metalli, Zug 041/710 78 25
Tabakhaus zum Adler Rathausgasse, Aarau 062/822 05 21
ZIGARRENSTUBE St. Urbanstrasse, Langenthal 062/922 31 55
Gourmetto Shop Bahnhofsterminal 500C, ZH-Flughafen 044/814 22 16
Naegeli Tabakfass Bahnhofstrasse 70, Zürich 044/211 23 75
TABAKHÜSLI Molkereistrasse, Jona www.tabakhuesli.ch
Zum Münsterberg Freiestrasse, Basel 061/272 56 86
Haus Cristal Samnaun 081/868 52 33
Oettinger Cigares Aeschenvorstadt, Basel 061/272 47 70
Tabakkeller Shop Kronengasse, Solothurn www.tabakonline.ch
Davidoff-Schiff Zürichsee www.davidoff-schiff.ch
Havana & News Centre Balexert, Genève www.havananews.ch
Oettinger Cigares Centralbahnplatz, Basel 061/272 11 52
Tabaklädeli Albisstrasse, Adliswil www.tabaklaedeli.ch
Histoires De Cigares Grand-Rue 64, Morges 1 021/803 22 05
Oettinger Cigares Steinenvorstadt, Basel 061/281 87 37
Tabak-Lädeli Storchengasse, Zürich www.wagner-tabak-laedeli.com
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St. Galllen Wellauer & Co. AG Marktplatz www.welltabac.ch
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St. Galllen Wellauer & Co. AG St. Leonhard www.welltabac.ch
DEUTSCHLAND Berlin Kroehanbress Savoir vivre Ackerstrasse 145 www.kroehanbress.de
Zürich Gustomondial Das Beste aus Kuba Dienerstrasse 39 www.smoke.ch Zürich Samuel Menzi La Casa del Habano Bleicherweg 18 www.la-casa-del-habano.ch
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www.cigarzone.ch
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www.doncigarro.ch
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Das Raucherteam von CIGAR ist nicht einheitlich gestrickt. Der erfahrene, versierte, langjährige Verlagsleiter Stefan Schramm, Branchenkenner seit vielen Jahren, sieht einer Zigarre schon von weitem an, ob sie ein Junge oder ein Mädchen ist. David Höner, der mit Rauch aller Art seit dreissig Jahren seine Umwelt ver- und benebelt hat und sich jetzt ausschliesslich dem feinen Geniessen von Premium-Zigarren widmet. Der ungeduldige Jungspund Tobias Hüberli, für den das Rauchen einer Zigarre quasi Therapie ist, weil er so lange stillsitzen muss, bis er weiss, wessen Geistes Kind sich hier vor seinen staunenden Augen in blauen Dunst aufgelöst hat.
Tasting text: DAVID HÖNER
foto: MARCEL STUDER
86 Tasting Stefan Schramm, David Höner und Tobias Hüberli.
LA FUENTE MERENQUE TORPEDO Länge: Durchmesser: Zugverhalten: Aromadichte:
150 mm 19.84 mm 9 9 9 9 9 9 9
Filler: Umblatt: Deckblatt: Preis:
Dom. Rep. Dom. Rep. Connecticut / Brasil CHF 16.00 / Euro 10.00
PATORO PLATINO CHURCHILL Länge: Durchmesser: Zugverhalten: Aromadichte:
195 mm 20 mm 9 9 9 9 9 9 9
Filler: Umblatt: Deckblatt: Preis:
Dom. Rep. Dom. Rep. Dom. Rep. CHF 33.00
Note: 80 Stärke: 14
DOMINIKANISCHE REPUBLIK
Note: 86 Stärke: 5
DOMINIKANISCHE REPUBLIK
Note: 83 Stärke: 14
DOMINIKANISCHE REPUBLIK
Note: 86 Stärke: 14
DOMINIKANISCHE REPUBLIK
Note: 82 Stärke: 9
DOMINIKANISCHE REPUBLIK
Auffallende Komplexiät und Aromadichte. Cremige, kräftige Zigarre mit zweifarbigem Deckblatt.
Vollmundig ausgeglichener Geschmack, filigrane Würznote nach Zedernholz, eine cremige Feierabendzigarre.
87
LA FLOR DOMINICANA, DOUBLE LIGERO, CHISEL 150 mm 24 mm 9 9 9 9 9 9 9
Filler: Umblatt: Deckblatt: Preis:
Equador Dom. Rep. Dom. Rep. CHF 15.50
ZINO PLATINUM SCEPTER STOUT Länge: Durchmesser: Zugverhalten: Aromadichte:
178 mm 21 mm 9 9 9 9 9
Filler: Umblatt: Deckblatt: Preis:
Dom. Rep. / Peru Dom. Rep. Ecuador CHF 18.90 / Euro 13.50
Filler: Umblatt: Deckblatt: Preis:
Dom. Rep. Dom. Rep. Brasil CHF 26.50 / Euro 13.50
BOSSNER AMBASSADOR Länge: Durchmesser: Zugverhalten: Aromadichte:
145 mm 20.6 mm 9 9 9 9 9
Schwachglänzends Deckblatt mit grober Aderung. Nachhaltig im Geschmack, betont bitter mit leichter Schärfe.
Seidig weiche Oberfläche, strukturierte Aderung. Würzig im Rauch, mit herbalen Noten.
Optimal verarbeitet, betonte Aromadichte, würzig, kräftig, perfekt im Zug.
Tasting
Länge: Durchmesser: Zugverhalten: Aromadichte:
VILLIGER 1888 TORPEDO Länge: Durchmesser: Zugverhalten: Aromadichte:
150 mm 20.6 mm 9 9 9 9 9 9 9 9
Filler: Umblatt: Deckblatt: Preis:
keine Angaben keine Angaben Ecuador CHF 13.80 / Euro 8.90
Note: 86 Stärke: 10
DOMINIKANISCHE REPUBLIK
Note: 82 Stärke: 2
DOMINIKANISCHE REPUBLIK
Note: 88 Stärke: 8
DOMINIKANISCHE REPUBLIK
Note: 80 Stärke: 11
DOMINIKANISCHE REPUBLIK
Mittelstarke Zigarre mit angenehmem Bouquet. Ein aromatischer Longfiller aus dem Traditionshaus Villiger.
* im Tubo
BOCK Y CA. TORPEDO Länge: Durchmesser: Zugverhalten: Aromadichte:
152 mm 21.44 mm 9 9 9 9 9 9
Filler: Umblatt: Deckblatt: Preis:
Dom. Rep. / Nicar. Indonesien Ecuador Connecticut Seed CHF 13.00 / Euro 6.30
Leichte Süsse, warme volle Röstaromen, gebrannte Mandeln, harmonisch, fein-würzig, feines samtiges Deckblatt.
88 SANTA DAMIAN CHURCHILL
Tasting
Länge: Durchmesser: Zugverhalten: Aromadichte:
170 mm 19 mm 9 9 9 9 9 9
Filler: Umblatt: Deckblatt: Preis:
Dom. Rep. Dominican Olor Connecticut Seed CHF 13.00
Filler: Umblatt: Deckblatt: Preis:
Dom. Rep. / Brasilien Dom. Rep. Connecticut Shade Euro 6.40
Filler: Umblatt: Deckblatt: Preis:
Dom. Rep. Dom. Rep. Connecticut Shade Euro 9.00
DON DIEGO TORPEDO Länge: Durchmesser: Zugverhalten: Aromadichte:
150 mm 19.8 mm 9 9 9
ASHTON CHURCHILL Länge: Durchmesser: Zugverhalten: Aromadichte:
190 mm 20.6 mm 9 9 9 9 9 9 9
Note: 87 Stärke: 5
Von anfänglicher Schärfe zu Zitrusaromen, Melisse. Weiche, runde Struktur. Feinwürzig im Rauch.
Feingliedrig, würzig im Rauch mit leichter Süsse. Etwas ungleichmässig im Brand.
DOMINIKANISCHE REPUBLIK
Cremig rund mit feinen Aromen, samtig im Geschmack, stark im Zug, weich im Rauch.
SAMANA CHURCHILL Länge: Durchmesser: Zugverhalten: Aromadichte:
188 mm 19 mm 9 9 9 9 9 9 9 9 9
Filler: Umblatt: Deckblatt: Preis:
Dom. Rep. Dom. Rep. Connecticut CHF 8.50
178 mm 19.84 mm 9 9 9 9 9
Filler: Umblatt: Deckblatt: Preis:
Dom. Rep. Dom. Rep. & Nicaragua Ecuador CHF 12.80
152 mm 20.64 mm 9 9 9 9 9 9
Filler: Umblatt: Deckblatt: Preis:
Rep., Nicaragua Ecuador Ecuador CHF 10.50
LA AURORA Länge: Durchmesser: Zugverhalten: Aromadichte:
Note: 83 Stärke: 18
DOMINIKANISCHE REPUBLIK
Note: 86 Stärke: 14
DOMINIKANISCHE REPUBLIK
Note: 84 Stärke: 9
DOMINIKANISCHE REPUBLIK
Note: 76 Stärke: 17
DOMINIKANISCHE REPUBLIK
Note: 86 Stärke: 10
DOMINIKANISCHE REPUBLIK
Raue Oberfläche mit strukturierter Aderung, feste Einlage. Im Rauch kräftig mit leichter Schärfe.
Vielfältiges Aroma, ausgehend von Kakao und Zimt. Kräftig im Zug. Feinwürzige Rauchentwicklung.
89
EL CREDITO
DON LUCAS DE MEESTER – H.V.A. CLEOPATRA Länge: Durchmesser: Zugverhalten: Aromadichte:
104 mm 16.5 mm 9 9 9 9 9 9
Filler: Umblatt: Deckblatt: Preis:
Havana Vuelta abajo Havana Vuelta abajo Havana Vuelta abajo CHF 13.00
THE GRIFFIN’S PYRAMIDES Länge: Durchmesser: Zugverhalten: Aromadichte:
140 mm 21 mm 9 9 9 9 9 9
Filler: Umblatt: Deckblatt: Preis:
Dom. Rep. Dom. Rep. Ecuador CHF 12.00 / Euro 8.25
Eine mittelkräftige Zigarre mit feinen Noten nach Heu. Dezente Aromaentwicklung.
Verhaltener Charakter, scharf und bitter im Rauch. Später strohig und leicht bissig. Kräftiger Nachgeschmack.
Einfache Geschmacksstruktur, harmonisch. Kräftig würzig mit fein nussigen Noten.
Tasting
Länge: Durchmesser: Zugverhalten: Aromadichte:
DAVIDOFF ANIVERSARIO NO 2 Länge: Durchmesser: Zugverhalten: Aromadichte:
178 mm 19 mm 9 9 9 9 9
Filler: Umblatt: Deckblatt: Preis:
Dom. Rep. Dom. Rep. Ecuador CHF 33.50 / Euro 28.00
ZINO CLASSIC NO. 8 TUBOS Länge: Durchmesser: Zugverhalten: Aromadichte:
175 mm 19 mm 9 9 9 9 9 9
Honduras / Dom. Rep. Honduras Ecuador CHF 12.20 / Euro 8.50
Filler: Umblatt: Deckblatt: Preis:
Mittelamerika Dom. Rep. Connecticut CHF 16.50
DOMINIKANISCHE REPUBLIK
Note: 84 Stärke: 7
DOMINIKANISCHE REPUBLIK
Note: 84 Stärke: 14
DOMINIKANISCHE REPUBLIK
Elegant im Rauch mit filigranem Charakter. Fein würzig mit voller Aromaentwicklung.
Milde Schärfe. Entwicklung von Röstaromen, feinwürzig, gute Balance. Leicht im Zug.
90
Filler: Umblatt: Deckblatt: Preis:
Note: 89 Stärke: 15
OPERTIS NATHANIEL
Tasting
Länge: Durchmesser: Zugverhalten: Aromadichte:
152 mm 20.64 mm 9 9 9 9 9 9
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Raffinierte Aromaentwicklung, leicht bissig, betonte Schärfe, spannende Zigarre bis zum Schluss.
AUGUSTO REYES NATIVO CHURCHILL Länge: Durchmesser: Zugverhalten: Aromadichte:
180 mm 18 mm 9 9 9 9 9 9 9
Filler: Umblatt: Deckblatt: Preis:
Note: 86 Stärke: 11
Dom. Rep. Dom. Rep. Dom. Rep. CHF 24.90
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179 mm 20 mm 9 9 9 9 9 9 9 9
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Dom. Rep. Dom. Rep. Connecticut Ecuador Euro 6.00
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Dom. Rep. Indonesien Ecuador Connecticut Seed CHF 14.00 / Euro 6.50*
Die Zigarre zum Die-Seele-Baumelnlassen. Harmonisch, raffiniert. Gleichmässiges Abrauchen. Eric Stäheli Club-Tasting. Hinweis siehe Seite 74.
Note: 91 Stärke: 16
DOMINIKANISCHE REPUBLIK
Note: 89 Stärke: 17
DOMINIKANISCHE REPUBLIK
Note: 90 Stärke: 10
DOMINIKANISCHE REPUBLIK
Note: 76 Stärke: 8
DOMINIKANISCHE REPUBLIK
Begeisternd in Form, Maserung, Konsistenz und Geschmack, kräftig und schwer ohne Aggressivität mit leichter Süsse. Ideal zu einem Single Malt. Christian Rüegg Club-Tasting. Hinweis siehe Seite 74.
91
Filler: Umblatt: Deckblatt: Preis:
DOMINIKANISCHE REPUBLIK
PLÉIADES SIRIUS 174 mm 18.7 mm 9 9 9 9 9 9 9
VEGA FINA PYRAMIDE Länge: Durchmesser: Zugverhalten: Aromadichte:
153 mm 19.84 mm 9 9 9
BOCK Y CA. CHURCHILL Länge: Durchmesser: Zugverhalten: Aromadichte:
175 mm 18 mm 9 9 9 9 9 9
* im Tubo
Lebhafter Charakter, Männerzigarre für erfahrene Raucher, leicht unharmonisch, herb mit Ecken und Kanten. Spannend, überraschend, schmackhaft. Fabian Leise Club-Tasting. Hinweis siehe Seite 74.
Es lohnt sich, den Rauch im Mund auszukosten. Die feinen, leichten Aromen entwickeln sich allmählich. Marc Stäheli Club-Tasting. Hinweis siehe Seite 74.
Helle, gutgemachte Zigarre, leichtes Aroma nach Pinienkernen und Schwarztee. Angenehme bittere Note. Christian Jott-Jenny Tenor. Hinweis siehe Seite 56.
Tasting
Länge: Durchmesser: Zugverhalten: Aromadichte:
RODRIGO DE JEREZ Länge: Durchmesser: Zugverhalten: Aromadichte:
180 mm 19.6 mm 9 9 9 9 9 9
Filler: Umblatt: Deckblatt: Preis:
Dom. Rep. Dom. Rep. Connecticut Shade Euro 6.00
LA FLOR DOMINICANA MAMBISES Länge: Durchmesser: Zugverhalten: Aromadichte:
175 mm 19.1 mm 9 9 9 9 9
Filler: Umblatt: Deckblatt: Preis:
Dom. Rep. Dom. Rep. Connecticut Shade Euro 8.00
Note: 82 Stärke: 11
DOMINIKANISCHE REPUBLIK
Note: 81 Stärke: 11
DOMINIKANISCHE REPUBLIK
Note: 85 Stärke: 12
DOMINIKANISCHE REPUBLIK
Colorado, zart, elegant, glänzend, zarte Oberfläche mit wenig dünnen Adern, gute Verarbeitung, Bund / Einlage normal bis locker Geschmack: Holz, Gras, Heu, wenig komplex, zart, aber wohlschmeckend.
Colorado bis Colorado Claro, seidigweiche Oberfläche, kaum Adern, ordentliche Verarbeitung, Bund / Einlage recht weich. Geschmack: Wenig Holz, minimal Honig und Nüsse, Zedernholz, Heu.
92 CUESTA-REY CENTENARIO BELICOSO NR. 11
Tasting
Länge: Durchmesser: Zugverhalten: Aromadichte:
124 mm 18.9 mm 9 9 9 9 9 9 9 9
Filler: Umblatt: Deckblatt: Preis:
Dom. Rep. Dom. Rep. Connecticut Shade CHF 10.50 / Euro 8.20
PLÉIADES ESPRIT NOMADES 2007 SECIAL BELICOSO Länge: Durchmesser: Zugverhalten: Aromadichte:
129 mm 21 mm 9 9 9 9 9 9 9
Filler: Umblatt: Deckblatt: Preis:
Dom. Rep. Dom. Rep. Connecticut Shade CHF 11.00 / Euro 4.50
Note: 85 Stärke: 10
Colorado, seidig, mittelfeine Oberfläche mit strukturierter Aderung, gute Verarbeitung, Bund / Einlage sehr fest. Geschmack: Recht aromatisch, ausgewogen, Kaffee, Kakao, Holz.
DOMINIKANISCHE REPUBLIK
Colorado, sehr seidig und feine Oberfläche, kaum Adern, sehr gute Verarbeitung, Bund / Einlage mittelfest. Geschmack: Leichte Bitternoten, Nüsse, Kaffee, recht harmonisch. Getestet von Matthias Martens, siehe Seite 22.
Angaben zum Tasting
Die Bewertung der Zigarren erfolgt nach den Kriterien Erscheinung, Verarbeitung, Zugverhalten, Brandverhalten, Geschmack und Aroma bis je max. 10 Punkten sowie Preis / Leistung mit max. 40 Punkten. Die Maximalnote beträgt also 100 Punkte. Die Preise in CHF / Euro verstehen sich als Richtpreise und sind unverbindlich.
Stärke Punkteskala 1 bis 20
Zugverhalten neu:
1–5 6 – 10 11 – 15 16 – 20
9 9 9 9 9 9 9 9 9 9 9 9 9 9 9
mild mittel kräftig stark
zu starker Widerstand starker Widerstand optimaler Widerstand mittlerer Widerstand leichter Widerstand
Aromadichte neu:
9 9 9 9 9 9 9 9 9 9 9 9 9 9 9
voll raffiniert fein durchschnittlich schwach
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[h ^ j d k bWh c_j[$Y f [c cWh n [ i _Y^j d WXe6 i d i 7 cW_b W [ ^ db_Y l_W ; i f[h ) eZ[h h ^ ? _[ - , I ' d / bb[ )* [ j ' i * 8[ [h & c kc D h Z[
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9>7CF7=D;H#;DJ:;9AKD=;D 7BB;I {8;H zB :?; 8;IJ;D L;BJB?D;H :;H M7=H7C
Das Deutsche Krebsforschungszentrum (DKFZ) hat eine neue Studie zu Tabak und Tabakkonsum herausgegeben. Es liegt im Interesse des Konsumenten und des Fachhandels, diese Publikation zu kennen.
Tabak
«Umweltrisiko
– von der Pf lanze zur Kippe»
Eine Replik text: DAVID HÖNER
94
I
n Anbetracht der Ereignisse, welche
Verlust der Biodiversität und dazu pfeift
den hier von 2.8 Milliarden Euro For-
die Welt bewegen, Krieg und Erdbe-
der Atem des Passivrauchers ein letztes
schungsgeldern, 28 000 Mitarbeitern,
ben, Missstände da und Unglück
Lied.
engagiert in Kern-, Raum- und Medizi-
dort, scheint es fast vermessen, dem
Es gibt kaum mehr Spielraum für Ar-
nischer Grundlagenforschung. Wir re-
Thema Rauchen, Nichtrauchen, Tabak-
gumente, nachdem sich eines der re-
den von Nobelpreisträgern und von der
schnupfen und Kauen zu viel Aufmerk-
nommiertesten Forschungsinstitute der
Krone der Wissenschaft im deutsch-
samkeit zu schenken. Trotzdem wird
Welt, das Deutsche Zentrum für Krebs-
sprachigen Raum. Hat es sich ausge-
laut, landauf und landab wiederholt:
forschung in Heidelberg, zu einem alles
pafft?
Rauchen tötet! Rauchen ist vom Teufel!
klarstellenden Rundumschlag entschlos-
Seit Jahrhunderten gilt der Tabak
Rauchen schadet der Gesundheit!
Und sonst
sen hat. Die lange Liste der Kernaus-
nicht als Giftpflanze, sondern hat in
Und nicht nur derjenigen des Rau-
sagen wird angeführt von dem klipp
zahlreichen Kulturen den Status einer
chenden, sondern allen, die sich in sei-
und klaren Satz: «Tabak ist eine Gift-
Heilpflanze. Wäre, unter ähnlichen Kri-
nem
bewegen.
pflanze.» Wer das sagt, ist nicht irgend-
terien betrachtet, der Kaffee, der Kakao
Scheinbar hinterlässt der Tabak, und
ein verkniffener Oberlehrer, sondern
und der Tee nicht weniger giftig als der
mit ihm sein Sklave der Tabakkonsu-
das oben erwähnte Institut, praktisch zu
Tabak? Sei’s drum! «Der Tabakkonsum
ment, eine Spur der sozialen, ökonomi-
100 Prozent mit öffentlichen Geldern
stellt eines der grössten vermeidbaren
schen und gesundheitlichen Vernich-
finanziert, engagiert in vielen Belangen
Gesundheitsrisiken dar. Das Endpro-
tung. Plötzlicher Kindstod und Krebs
der
und
dukt des Konsums, die vielen Milliarden
ohne Ende. Die Abholzung des Regen-
Flaggschiff der Helmholtzgemeinschaft
giftigen Zigarettenkippen jährlich, ist
waldes, fünf Millionen Tote jährlich.
deutscher Forschungszentren. Wir re-
auch ein vermeidbares Risiko – für die
verpesteten
Comic
Umfeld
Volksgesundheit,
Mitglied
Umwelt.
Zigarettenkippen
enthalten
krebserzeugende und erbgutverändernde sowie toxische Substanzen, die über den Boden in Grundwasser, Flüsse und
Info
Die Broschüre «Umweltrisiko Tabak – von der Pflanze zur Kippe» kann man unter http://www.dkfz.de/de/presse/pressemitteilungen/2009/dkfz_pm_09_59.php direkt aus dem Internet herunterladen.
Meere gelangen.» (DKFZ) «Leben wir bereits in einer Zeitphase der Prohibition oder steht uns diese erst
fend sind. Tatsächlich starben 2001 in
Risiko für die Bedienung». Diese Rich-
noch bevor? Ich würde sagen, dass wir
Deutschland 38 525 Menschen an Lun-
tigstellung wurde von den Medien kaum
uns zur Zeit in einer Interregnum-Phase
genkrebs, 1484 an Kehlkopfkrebs und
registriert. Aber die DKFZ-Zahl von
befinden, oder anders ausgedrückt: Das
44 an Luftröhrenkrebs. Nicht bekannt
3300 Passivraucher-Toten per annum
Ende der Fahnenstange in diesem Krieg
jedoch ist, wie viele der Toten zu Lebzei-
ist nicht mehr auszurotten. Sie wird un-
gegen den Tabak ist noch nicht er-
ten geraucht haben. Zwar weist das
besehen von der Politik nach wie vor
reicht.» (Heinrich Villiger, 2008)
Bundesamt darauf hin, dass diese Men-
kolportiert.» (H. Villiger, 2008)
Ist das Ende der Fahnenstange mit
schen an Erkrankungen gestorben sind,
Papier ist geduldig und Statistiken
den Aussagen der Wissenschaftler er-
«die in Zusammenhang mit dem Kon-
erklären die jeweils gewünschte Seite
reicht?
sum von Tabakprodukten gebracht wer-
der Medaille. Halbwahrheiten schaffen
Friedenspfeifen werden die eifrigen
den können», doch verliert sich diese
Unsicherheit. Gerade in dieser Situation
Kämpfer der Anti-Tabak-Front mit den
Einschränkung in der medialen Vermitt-
erwartet man von einer wissenschaftli-
wackeren Verteidigern einer vermeint-
lung. (www. Nahrungsergaenzung.nu)
chen Arbeit wie der vorliegenden Aufklärung und nicht Polemik. Wer ernst-
Zeit wohl kaum rauchen. Es darf verbo-
schiedenen Seiten präsentiert: «Es ist
haft daran glaubt, dem Tabak den Zutritt
ten werden. Und damit sich diese Ver-
inzwischen ja auch nachgewiesen, dass
zur Gesellschaft verbieten zu können, ist
bote in der Auffassung des Bürgers
die seinerzeitige Studie des DKFZ (Deut-
auf dem Holzweg. Eine jahrhunderteal-
und Konsumenten richtig verankern,
sches
in
te Kulturpflanze lässt sich nicht einfach
braucht es Argumente. Diese wiederum
Heidelberg vom Vorjahr über die Anzahl
kriminalisieren. Sicher, Formen und Ge-
brauchen Öffentlichkeit. So sind wir bei
der Passivraucher-Toten in Deutschland
wohnheiten des Tabakgenusses werden
der Propaganda angelangt, welche je-
gravierende Fehler aufweist. Diese Stu-
und können sich verändern, Anbau-
den Krieg begleiten. Und ein Krieg ist
die wurde Anfang diesen Jahres (2008)
methoden werden verbessert. Es ist
es wohl.
von der Berufsgenossenschaft (BGN, in
erlaubt, danach zu fragen, ob die Desa-
Krebsforschungs-Zentrum)
Raucherfeinden
Deutschland) widerlegt. In der BGN sind
vouierung einer ganzen Bevölkerungs-
scheint es weniger um die Gesundheit
die Mitarbeiter von 40 Branchen versi-
gruppe nicht Kräfte bindet, die zur
von Rauchern zu gehen, als um Prohibi-
chert – Anzahl der versicherten Betrie-
Lösung grösserer, gemeinsamer gesell-
tion. Dabei nennen sie, ähnlich wie das
be: 373 806. Insbesondere stellte die
schaftlicher Probleme notwendig wären.
Statistische Bundesamt anlässlich des
BGN aufgrund der ihr zur Verfügung
Es ist wichtiger, danach zu fragen,
Weltnichtrauchertages
Mai
stehenden Daten fest: «Passivrauchen
wie ein Mensch lebt und nicht wie er
2003, Todesraten, die durchaus zutref-
in der Gastronomie ist kein relevantes
stirbt.
«Vor
allem
den
am
31.
Comic folgt noch
Und sonst
So werden nun Expertisen von ver-
95
lich asozialen Geniesserwelt in nächster
96
Zeitansage Zahn der Zeit Zeit heilt alle Wunden Der Zeitpfeil Zeitgeist Zeitlos O Zeiten o Sitten Zeit haben Zeitpunkt Zeitraum Zeitsprung Ortszeit
Und sonst
Cigar â&#x20AC;&#x201C; Zeit im Juni
Impressum Cigar Erscheinungsweise: viermal jährlich Herausgeberin Edition Salz&Pfeffer AG, Zßrich Grßnder: Daniel Eggli Verleger: Robert Meier Verlag Edition Salz&Pfeffer AG Postfach 98, 8042 Zßrich Telefon +41 44 360 20 80 Fax +41 44 360 20 89 www.cigar.ch, info@cigar.ch Verlagsleitung Stefan Schramm, sschramm@salz-pfeffer.ch Redaktion Redaktionsleitung: Tobias Hßberli, thueberli@salz-pfeffer.ch Redaktor: David HÜner, dhoener@salz-pfeffer.ch Freie Mitarbeiter: Yvonne Kunz, Johanna Lier, Silvia HÜner, Matthias Martens.
Art & Creative Direction Rolf Willi, www.willi.ch Silvia Janser Adedeji (AD), sjanser@bluewin.ch Balz Egger (stv.)
Abonnements-Dienst Maria Fabbroni Telefon +41 71 844 91 70 Fax +41 71 844 93 45, abo@cigar.ch
Fotografen Christian Schwarz Tony Baggenstos Marcel Studer
Abonnements-Preise Einzelausgabe CHF 10.50 / Euro 7.â&#x20AC;&#x201C; 1 Jahr (4 Ausgaben), CHF 39.â&#x20AC;&#x201C; / Euro 26.â&#x20AC;&#x201C; Europa CHF 42.â&#x20AC;&#x201C; / Euro 28.â&#x20AC;&#x201C; 2 Jahre (8 Ausgaben), CHF 64.â&#x20AC;&#x201C; / Euro 44.â&#x20AC;&#x201C; Europa CHF 76.â&#x20AC;&#x201C; / Euro 52.â&#x20AC;&#x201C;
Litho und Druck Barbara Neuhauser AVD Goldach, 9403 Goldach Telefon +41 71 844 94 11 Fax +41 71 844 95 55 Anzeigen Hermann TrĂźmpy, htruempy@salz-pfeffer.ch Stampfenbachstrasse 117 Postfach 98, 8042 ZĂźrich Telefon +41 44 360 20 88 Fax +41 360 20 89
Vertrieb Deutschland, Schweiz, Ă&#x2013;sterreich EDS Export & Distribution Services AG Postfach 731, Bergstrasse 58 CH-8706 Meilen Telefon +41 44 925 20 10 www.eds-verlagsservice.ch Der Nachdruck sämtlicher Artikel und Illustrationen ist verboten. FĂźr den Verlust nicht verlangter Reportagen, Bilder, Texte und dergleichen kann die Redaktion keine Verantwortung Ăźbernehmen. Alle Angaben zu Preisen, Herkunft et cetera sind Richtangaben und immer ohne Gewähr.
für gutes Zigarrenklima “Zigarren sind so köstlich wie das Leben. Das Leben bewahrt man sich nicht auf. Man geniesst es in vollen Zügen.” Artur Rubinstein Eine Zigarre rauchen bedeutet, alle Sinne zu wecken und sich Zeit zu nehmen, die Zigarre zu beurteilen, daran zu riechen, sie zwischen den Fingern zu rollen und zu geniessen. Lassen Sie die Zeit vergehen . . . .
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Der Raucher und die Dichterinnen -+
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Mann, Land, Tabak /-
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Tenor Christian Jott Jenny: Aus der Seele transportable Kunst