Leitfaden für Unternehmer

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LEITFADEN FÜR UNTERNEHMER:INNEN

GESTALTEN SIE IHRE ZUKUNFT!

4. AUSGABE mit aktualisiertem Inhalt

EDITORIAL

WAGEN SIE DAS ABENTEUER

Jedes Jahr werden in der Schweiz rund 45'000 neue Unternehmen von Personen gegründet. Sie wagen den Sprung ins kalte Wasser und versuchen, ihre Ideen in die Tat umzusetzen und ihre Passion zum Beruf zu machen! Diese angehenden Unternehmerinnen und Unternehmer sind bereit, ein einzigartiges Abenteuer anzupacken, das sie dazu bringt, ihre Komfortzone zu verlassen und Grenzen zu überschreiten.

«Ich bin überzeugt, dass das, was die 50% erfolgreichen Unternehmer von den 50% gescheiterten unterscheidet, die Ausdauer ist.» Dieses Zitat von Steve Jobs verdeutlicht die Herausforderung, die auf künftige Unternehmerinnen und Unternehmer wartet. Das Abenteuer des Unternehmertums ist ein kurvenreicher Weg, gespickt mit Prüfungen und Herausforderungen, auf dem Beharrlichkeit und harte Arbeit die besten Partner sind.

Unternehmer zu sein ermöglicht es, sich eigene Ziele zu setzen, welche ein damit verbundenes Gefühl von Freiheit und Unabhängigkeit mit sich bringen. Es ist auch eine Gelegenheit, seinen Traum zu verwirklichen und Baustein für Baustein ein Unternehmen aufzubauen, das im Einklang mit den eigenen Werten und der eigenen Weltanschauung steht.

The Ark, die Stiftung für Innovation im Wallis, steht seit ihrer Gründung im Jahr 2004 im Dienst von Unternehmenden, sowohl von Neuankömmlingen als auch von bereits erfahreneren Personen. Durch ihren Inkubator bietet die Stiftung umfassende Leistungen für innovative Unternehmerinnen und Unternehmer, die in den Technologiebereichen tätig sind.

Dieser Leitfaden soll einige praktische Ratschläge im Bereich der Unternehmungsführung bieten. Und wer weiss: Vielleicht überzeugt er auch Sie davon, sich auf das anspruchsvolle, aber spannende Abenteuer des Unternehmertums einzulassen!

EINLEITUNG 6 Von der Idee zum eigenen Unternehmen 6 Interview mit Sébastien Mabillard 8 BUSINESSPLAN 10 Ihren Businessplan strukturieren 11 BUSINESS MODELL 12 Inhalte 13 RECHTSFORM 14 Wichtigste Unterschiede 15 Rechtliche Schritte 18 ADMINISTRATION 22 Obligatorische Sozialversicherungen 23 Zusätzliche Versicherungen 25 Arbeitsvertrag 26 Rechnungsstellung 27 FINANZEN 28 Finanzierung finden 29 Crowdfunding 31 Tokenisierung 32 Beispiel für Kapitalverwendung 34 Steuern 36 GEISTIGES EIGENTUM 38 Recht auf eigene Ideen 39 KOMMUNIKATIONSSTRATEGIE 42 Klassisches Marketing 43 Digitales Marketing 44 Social Media 45 Design Thinking 50 EINEN SCHRITT WEITERGEHEN 52 Zeitmanagement 53 10 gute Gründe fürs Start-up 55 Unternehmer-Tools 57 MEHR ERFAHREN 59 Kontakt aufnehmen 59 INHALTSVERZEICHNIS

EINLEITUNG

Zu Beginn jeder Unternehmensgründung steht zwangsläufig eine Idee. Nicht jede Idee führt jedoch auch zwangsläufig zu einem Unternehmen! Eine Unternehmensgründung baut auf mehreren Faktoren auf, die sich rund um die Originalität der ursprünglichen Idee reihen. Wie jedes Bauwerk braucht es ein. Die ersten Schritte des Unternehmenskonzepts sind von entscheidender Bedeutung. Sie ermöglichen es, das Projekt in seinem Umfeld und auf die Dauer zu verankern.

VON DER IDEE ZUM EIGENEN UNTERNEHMEN

DIE GRUNDIDEE ÜBERPRÜFEN

Diese Phase des Nachdenkens wird von Firmengründerinnen und -gründern leider sehr oft vernachlässigt. Sie stürzen sich kopfüber und mit gesenktem Kopf in die operative Gründung ihres Unternehmens. Dabei ist es unerlässlich, damit Zeit zu verbringen, die Idee zu überprüfen, bevor man sich persönlich und finanziell auf eine Firmengründung einlässt. Eine strukturierte Reflexion

solcher Fragestellungen ermöglicht ein Coaching, wie es in einem Inkubator wie demjenigen der Stiftung The Ark angeboten wird. Es kann helfen, den manchmal kurvenreichen und von Umleitungen gespickten Weg zu gehen, der von der Idee zum Unternehmen führt.

6 Leitfaden für Unternehmer:innen 2023

DEN MARKT KENNEN

Die Erfinderin einer Idee oder der verantwortliche Projektträger stellt sich oft vor, dass die eigene Idee einfach gut sein muss. Leider ist das nicht der Fall, wenn die angestellten Überlegungen und die erfolgte Analyse hauptsächlich auf persönlichen Annahmen beruhen und ein entscheidendes Element nicht berücksichtigt wurde: der Markt. Es fehlt die Überprüfung der Richtigkeit der Ausgangshypothesen und eine genügende Analyse.

Deshalb ist es unerlässlich, sich Gedanken zu machen und die typische Kundschaft des künftigen Produkts oder der künftigen Dienstleistung zu kennen. Die verantwortliche Person muss einen unersättlichen Wissensdurst an den Tag legen, um jedes noch so kleine Detail des Markts zu kennen: seine Grösse, sein Potenzial, seine Kaufgewohnheiten, seine Referenzen, seine Auswahlkriterien usw. Dazu muss die eigene Idee ausserhalb der vier Bürowände mit der typischen Kundschaft verglichen werden.

Diese Phase der Überprüfung einer Idee auf den Märkten ist entscheidend. Es ist zwar eine mühsame, zeitraubende Arbeit, aber unerlässlich.

Die Herausforderung besteht darin, zwei grundlegende Fragen zu beantworten:

• Entspricht Ihr Produkt oder Ihre Dienstleistung einem tatsächlichen Bedürfnis?

• Gibt es einen Markt, eine ausreichende Nachfrage, um darauf ein Geschäft aufzubauen?

EINE IDEE MIT MEHRWERT

Jede Geschäftsidee setzt voraus, dass das Produkt oder das Dienstleistungsangebot einem bestimmten Bedarf auf dem Markt entspricht. Es muss der Kundschaft einen Mehrwert bieten, der zu Geld gemacht werden kann. Nachdem die Erwartungen und die Bedürfnisse des Markts erfasst wurden, müssen viele Projektträger ihre Idee neu definieren und ihr Angebot anzupassen. Oft bleibt nur das ursprüngliche Grundkonzept übrig. Diese Anpassung einer Idee ist im Grunde nichts anderes als die Definition des kommerziellen Angebots. Das Angebot muss als konkrete Umsetzung eines Produkts oder Dienstleistung die Erwartungen des Markts erfüllen.

Wurden in der ersten Phase die Bedürfnisse, die Organisation und die Gewohnheiten des Markts vollständig verstanden und analysiert, fällt es leichter, ein Geschäftsangebot festzulegen.

Das Geschäftsangebot lässt sich also auf drei Fragen reduzieren. Oder besser gesagt: auf die Antworten auf diese drei Fragen:

• Was wollen Sie verkaufen?

• An wen?

• Für wie viel?

Dazu gehört eine Definition des Produkts oder der Dienstleistung, um den objektiven Mehrwert, die Zielkundschaft und den Geldwert zu beschreiben.

EIN LANGER WEG

Diese Überlegungen und deren Überprüfung sind die wichtigsten Voraussetzungen für das Gelingen deiner Firmengründung, Sie sollten deshalb bei Projektstart an erster Stelle stehen. Diese Phase der Vorstudie des Markts kann durch externe Unterstützung, die sich auf Marktbeobachtung und bestehende Netzwerke stützt, erheblich vereinfacht und beschleunigt werden. Deren Inputs sind pragmatisch, meist läuft es auf eine qualitative Voruntersuchung vor Ort hinaus, ohne tiefergehende statistische Grundlage. Bei den meisten Firmengründerinnern und -gründern ist bereits ein Gefühl für den Markt vorhanden. Expertinnen und Experten für Unternehmensgründungen können jedoch dabei helfen, zielgerichtet die richtigen Fragen zu stellen, Optionen zu vergleichen und die Geschäftsidee hinsichtlich der auf dem Zielmarkt beobachteten Bedürfnisse zu überprüfen.

Letztendlich ist es sinnvoll, die Schritte nicht zu überstürzen und sich nicht kopfüber in die technische Entwicklung eines Produkts oder in die Umsetzung eines Geschäftsangebots zu stürzen, ohne den Markt, seine Gewohnheiten und die tatsächlichen Bedürfnisse zu kennen. Nur eine spezifische Antwort auf einen Bedarf kann in Wert gesetzt und zum Gegenstand eines Geschäfts gemacht werden. Der Übergang von der Idee zum Unternehmen ist manchmal ein schwieriger und kurvenreicher Weg, aber es ist notwendig, diese Phasen des Nachdenkens für das Verständnis des Markts zu durchlaufen, bevor man sich ins Abenteuer stürzt.

Nur wenn Sie Ihre künftige Kundschaft verstehen, können Sie auch auf ihre Wünsche eingehen. Diese Erwartungen zu erfüllen und ein Unternehmen auf solider Grundlage aufzubauen: Das müssen auf lange Sicht die Ambition der Unternehmensgründerinnen und -gründer sein.

Leitfaden für Unternehmer:innen 2023 7 Einleitung

STARTEN SIE IHR UNTERNEHMEN … UND

SPRECHEN SIE DARÜBER!

Interview mit Sébastien Mabillard, Leiter des Startup-Inkubators von The Ark Seit über 17 Jahren begleitet die Stiftung The Ark innovative Start-ups in die Welt des Unternehmertums und unterstützt sie dabei. Sébastien Mabillard, Verantwortlicher des Inkubators für Start-ups, hat mit zahlreichen angehenden Unternehmern und Unternehmerinnen zusammengearbeitet. Er gibt Ratschläge für Personen, die ihr eigenes Unternehmen gründen möchten.

WAS SIND IHRER MEINUNG NACH DIE WICHTIGSTEN EIGENSCHAFTEN EINER GUTEN UNTERNEHMERIN, EINES GUTEN UNTERNEHMERS?

Unternehmer und Unternehmerin zu werden, das bedeutet, sich in ein Abenteuer zu stürzen. Vieles ist neu und aufregend … und erfordert vor allem Lust an Herausforderungen. Es braucht Ausdauer. Dabei muss man sich herausfordern können und den eigenen Enthusiasmus ans Team, die Investoren und die Partner weitergeben. Der Schlüssel dazu ist es, von der eigenen Idee völlig überzeugt zu sein, um sie all den Menschen im näheren und weiteren Umfeld vermitteln zu können. Das wird Ihnen beim Aufbau Ihres Unternehmensprojekts helfen.

8 Leitfaden für Unternehmer:innen 2023

WAS IST FÜR SIE EINE UNTERNEHMERISCHE DENKWEISE?

Es ist der Wunsch, etwas Neues zu schaffen oder bereits Bestehendes zu ergänzen. Es geht darum, sich von dem abzuheben, das bereits getan wird, und eine innovative Vision zu haben, die bisherige etablierte Praktiken in Frage stellt. Generell gilt: Der Unternehmer, die Unternehmerin hat keine Angst vor den eigenen Ideen und traut sich, sie zu verwirklichen. Am Ende kommt nur ins Ziel, wer auch tatsächlich gestartet ist.

WIE FÄNGT MAN BEI DER GRÜNDUNG EINES UNTERNEHMENS RICHTIG AN?

Es ist wichtig, sich mit den richtigen Leuten zu umgeben und die Kompetenzen bündeln, die für eine gute Entwicklung notwendig sind und das eigene Projekt gewährleisten. Unterstützende Organisationen wie zum Beispiel der Inkubator von The Ark können Ihnen den nötigen Anstoss geben, den Sie brauchen, um Ihr Unternehmen zu gründen. Mit der Aufgabe, junge Unternehmer:innen zu unterstützen, verfügt der Inkubator von The Ark über starke Kompetenzen, um Sie zu betreuen und Start-up-Projekte zu begleiten.

WELCHE RATSCHLÄGE KÖNNEN SIE PERSONEN GEBEN, DIE EIN UNTERNEHMEN GRÜNDEN WOLLEN?

Teilen Sie Ihr Projekt mit Ihrem Umfeld und hören Sie sich die Anregungen und Vorschläge an! Im Austausch und durch das Teilen der Gedanken entstehen Chancen. Zögern Sie nicht, um Hilfe zu bitten, wenn Sie das Gefühl haben, dass Sie nicht weiterkommen. Anlaufstellen wie der Inkubator von The Ark sind dazu da, Ihnen bei der Unternehmensgründung zu helfen und Ihre Pläne in die Tat umzusetzen.

Leitfaden für Unternehmer:innen 2023 9

BUSINESSPLAN

Ein Businessplan beruht auf Fakten, Annahmen und Schätzungen: Es ist daher wichtig, zwischen den Zahlen und den angenommenen Szenarien zu unterscheiden (20 bis 40 Seiten, mit Anhängen, sollten für einen Businessplan ausreichen). Denken Sie bei der Erstellung eines Businessplans daran, mehrere Szenarien zu erstellen (optimistisch, realistisch, schlecht).

10 Leitfaden für Unternehmer:innen 2023

IHREN BUSINESSPLAN STRUKTURIEREN

Ein Businessplan befasst sich mit den folgenden Themenbereichen:

ZUSAMMENFASSUNG

Geschäftsidee, Zukunftsaussichten, Strategie, Management, Produkte, Markt, Finanzplanung, Chancen und Risiken, evtl. Beteiligungsangebot

FINANZEN

Zusammenfassung der Schlüsselzahlen: Umsatz, Investitionsbedarf, Investitionsrendite, ... (Anhang mit detaillierten Zahlen beifügen)

UNTERNEHMEN

Geschichte des Projekts, Rechtsform, Struktur und Höhe des Kapitals, Team Management und Betriebsleitung, Controlling Management, Beratende

MARKETING

Beschreibung der allgemeinen Strategie, Details zu Zielmärkten und Kundengruppen, Öffentlichkeitsarbeit, Werbung, Verkauf, Vertrieb, Sortiment, Produkte, Dienstleistungen und Preise

MANAGEMENT UND PERSONAL

Organigramm, welches das gesamte Team, Verantwortlichkeiten, Ausbildung und Managementerfahrung der Schlüsselpersonen aufzeigt, Planung und Förderung des Personals

ZEITPLAN

Fristen, Ziele in einzelnen Schritten

ANHÄNGE

MÄRKTE

Absatzmärkte (Potenzial und Wachstum), Struktur und Segmentierung der Kundschaft, erwartetes Umsatzvolumen, Analyse der Konkurrenz und des Markts

Betreibungsregisterauszug, Planbilanz, Planerfolgsrechnung und Liquiditätsplan, Kopien von Kredit- und Darlehensverträgen, Bürgschaften, Depotauszügen sowie Immobilienbewertungen

Falls vorhanden: Marktstudien, Referenzschreiben und Zeugnisse

über Arbeitszeugnisse und Unternehmensbroschüre

Leitfaden für Unternehmer:innen 2023 11 Businessplan

BUSINESS MODELL

Das Business Modell (Geschäftsmodell) bezeichnet eine zusammenfassende Darstellung der Art und Weise, wie mit einem Projekt Einnahmen erzielt werden sollen. Der Businessplan leitet sich aus dem Business Model ab.

12 Leitfaden für Unternehmer:innen 2023

Das Geschäftsmodell soll folgenden drei Hauptfragen beantworten:

• Wie wird man mit seiner Idee Geld verdienen?

• Wer wird dafür bezahlen?

• Und wofür?

UNTERSCHIED ZWISCHEN BUSINESS MODEL UND BUSINESSPLAN

von Alexandre Osterwalder, Co-Autor von Business Model Generation: A Handbook for Visionaries, Game Changers and Challengers. Das Gespräch führte Christoph Fischer (Bulletin Alumni HEC n° 79).

Es ist wichtig, an die Gründung eines Unternehmens mit der Logik eines Geschäftsmodells heranzugehen. Wenn Sie als Unternehmer:in erst einmal Ihre Idee haben, müssen Sie schnell potenzielle Einnahmequellen identifizieren.

In dieser Phase geht es nicht darum, um jeden Preis originell zu sein. Vieles wurde bereits durchdacht und manchmal ist es gar nicht nötig, alles neu zu erfinden. Je einfacher das Geschäftsmodell für Ihre Gesprächspartner (insbesondere Ihre Investoren...) zu verstehen ist, desto besser. Ist es hingegen innovativ, müssen Sie es erklären und dabei eine Brücke zu bereits bekannten und etablierten Geschäftsmodellen schlagen. Es ist auch wichtig, Ihr Angebot mit dem Markt zu vergleichen. Sie sollten offen sein und sich schnell an Feedback anpassen. Stellen Sie sich rasch auf Rückmeldungen des Markts ein, um Ihr Geschäftsmodell anzupassen!

Das Geschäftsmodell sollte Informationen zu folgenden Themenbereichen schematisch darstellen:

• Wertvorstellungen

• Angestrebte Kundensegmente

• Vertriebskanäle

• Beziehung zur Kundschaft

• Netzwerk von Partnern

• Aktivitäten, die durchgeführt werden müssen, um Ihr Produkt / Ihre Dienstleistung bereitzustellen

• Kostenstruktur

• Verkaufsmodell

«Das Business Modell erklärt in gewisser Weise die Logik des Unternehmens. Es zeigt auf, was das Unternehmen als Wert (Angebot) schafft, wie es das tut, für wen und wie es glaubt, Geld zu verdienen. Der Businessplan erklärt hingegen eher, wie und von wem das Geschäftsmodell umgesetzt werden soll. Zuerst braucht man ein gutes Geschäftsmodell, bevor man einen Businessplan angeht, der die Umsetzungspläne präzisiert und Meilensteine, finanzielle Prognosen und potenzielle Risiken aufzeigt.»

Leitfaden für Unternehmer:innen 2023 13 Business Modell

RECHTSFORM

Für ein Unternehmen sind mehrere Rechtsformen möglich. Die häufigsten sind das Einzelunternehmen, die Gesellschaft mit beschränkter Haftung (GmbH) und die Aktiengesellschaft (AG). Bei ersterer gibt es keine Rechtspersönlichkeit und somit keine Trennung zwischen dem Unternehmer, der Unternehmerin und dem Unternehmen. Bei der GmbH und der AG ist das Vermögen des Unternehmers völlig unabhängig vom Vermögen des Unternehmens.

14 Leitfaden für Unternehmer:innen 2023

WICHTIGSTE UNTERSCHIEDE

EINZELUNTERNEHMEN

KAPITAL Kein eigenes Kapital (nur persönliches Vermögen Unternehmer:in)

Min. CHF 20'000 zu 100% eingezahlt

BETEILIGUNGEN Keine Gesellschaftsanteile (min. ein Anteil pro Teilhaber)

Mindestwert: 100 Fr.

Min. CHF 100'000 zu 20% eingezahlt aber mind. CHF 50'000.-

Namensaktien

Mindestwert: 1 Rp.

GRÜNDER 1 Person

STATUTEN Nicht erforderlich

HANDELSREGISTER

Eintragung erforderlich bei über 100'000 Fr. Umsatz pro Jahr. Ansonsten fakultativ

Min. 1 Person

Erforderlich

Eintragung obligatorisch

Obligatorisch

Ordentliche Prüfung, wenn in zwei aufeinanderfolgenden Jahren, zwei der drei folgenden Kriterien erfüllt sind:

- Bilanzsumme über 20 Mio. Fr.

- Umsatzerlöse über 40 Mio. Fr.

- Anzahl der Angestellten über 250

REVISIONSORGAN Nicht obligatorisch

Die ordentliche Revision, die auch von Aktionären mit mindestens 10 Prozent des Aktienkapitals veranlasst werden kann, erfordert einen vollständigen Bericht an den Verwaltungsrat und einen zusammenfassenden Bericht für die Generalversammlung.

Andere Unternehmen unterliegen in der Regel einer begrenzten Kontrolle. Diese beschränkt sich auf eine Untersuchung, eine analytische Prüfung und die Detailprüfung.

Wenn alle Gesellschafter:innen einverstanden sind, können kleine GmbHs (weniger als 10 Vollzeitbeschäftigte) auf eine Prüfung verzichten.

Leitfaden für Unternehmer:innen 2023 15
GMBH AG
Rechtsform

EINZELUNTERNEHMEN

Vorteile

• Grosse Freiheit bei der Führung des Unternehmens

• Eine Einzelfirma kann - zumindest theoretisch - ohne Kapital entstehen. In der Realität wird für den Start ein Mindestkapital erforderlich sein

• Steuern: Es gibt keine Doppelbesteuerung der Gewinne, d.h. Einkommen sowohl des Unternehmens als auch des Unternehmers, der Unternehmerin

• Gründung: keine Formalitäten, geringe Kosten (nur wenn eine Eintragung ins Handelsregister erforderlich ist)

• Verwaltungsaufwand: Dieser ist geringer als bei einer GmbH oder einer AG

Nachteile

• Haftung: Der Eigentümer haftet mit dem Vermögen seines Unternehmens, aber auch mit seinem Privatvermögen

• Der Name des Eigentümers ist bekannt (im Gegensatz zur AG)

• Keine freie Wahl des Firmennamens, der Name des Eigentümers, der Eigentümerin muss zwingend in den Firmennamen

• Strenges Verfahren der Schuldbetreibung, mit dem Ziel der Zwangsverwertung sämtlicher Vermögenswerte des Schuldners (sofern das Unternehmen im Handelsregister eingetragen ist)

• Sozialversicherungen: Unternehmer in einem Einzelunternehmen haben den Status eines Selbstständigen. Sie sind zum grössten Teil selbst für ihre Vorsorge zuständig

Aus rechtlicher Sicht wird diese Form empfohlen, wenn eine einzige natürliche Person eine Geschäftstätigkeit ausübt. Das Einzelunternehmen ist ideal für freie Berufe (Architekten, Handwerker, Ärzte, Advokaten, lokale Geschäfte).

GESELLSCHAFT MIT BESCHRÄNKTER HAFTUNG (GMBH)

Vorteile

• Erforderliches Mindestkapital relativ gering

• Firmenname: Die Wahl des Namens ist frei, aber der Zusatz «GmbH» ist obligatorisch. Der Name kann geschützt werden

• Haftung: beschränkt auf das Stammkapital

• Mindestens ein Gründer ist erforderlich

• Sozialleistungen: mitarbeitende Gesellschafter:innen können als Arbeitnehmende betrachtet und versichert werden

• Gewinne aus dem Verkauf von Geschäftsanteilen sind nicht steuerpflichtig

Nachteile

• Doppelbesteuerung auf den Ertrag und das Kapital der GmbH sowie auf das Einkommen und Vermögen des Gesellschafters, der Gesellschafterin

• Gründung: Höhere Gründungskosten als bei Einzelunternehmen

• Organe, Kapital und Gesellschaftsanteile sind im Handelsregister frei einsehbar und öffentlich zugänglich

• Höhere Verwaltungskosten als Einzelunternehmen: Protokolle, Versammlung der Gesellschafter:innen, Steuerformulare usw.

Das Format «GmbH» eignet sich besonders für kleine bis mittelgrosse Unternehmen, die eng mit Personen verbunden sind. Die GmbH ist ideal für Familienunternehmen oder Unternehmen, bei denen Geldgeber aktiv an der Geschäftsführung beteiligt sind.

16 Leitfaden für Unternehmer:innen 2023
Rechtsform

AKTIENGESELLSCHAFT (AG)

Vorteile

• Haftung der Aktionäre auf den ins Aktienkapital investierten Betrag, ausser in Fällen von unerlaubter Handlung oder Fahrlässigkeit

• Die Verteilung der Anteile unter den Aktionären wird nicht im Handelsregister eingetragen

• Sozialleistungen: Die mitarbeitenden Anteilseignerinnen gelten als Arbeitnehmende und sind pflichtversichert

• Der Firmenname kann frei gewählt werden, aber der Zusatz «AG» ist obligatorisch

• Mögliche Erhöhung des Einflusses des Gründers, über Aktien mit privilegiertem Stimmrecht, eine Beschränkung der Übertragung von Aktien oder einer Aufteilung der Aktien

• Besseres Image der AG im Vergleich zu GmbH und Co. und dem Einzelunternehmen

Nachteile

• Höheres Mindestkapital (CHF 100'000.-) als bei einer GmbH

• Gründung: zahlreiche Formalitäten, hohe Kosten

• Doppelte Besteuerung des Ertrags und des Kapitals der AG sowie des Einkommens (Dividende) und des Vermögens der Aktionäre

• Strenge Anweisungen für die Buchführung: Rechtsvorbehalte, Massnahmen bei Überschuldung usw.

• Hohe Verwaltungskosten: Protokolle, Geschäftsberichte, Buchhaltung, Generalversammlung, Steuerformulare, Revisionsstelle etc.

Die AG ist die typische Unternehmensform, die mit einem hohen Kapitalbedarf verbunden ist. Diese Rechtsform ist daher ideal für alle gewinnorientierten Unternehmen.

ANDERE UNTERNEHMENSFORMEN

Es gibt noch viele andere mögliche Rechtsformen für Ihr Unternehmen: eine Einfache Gesellschaft (eine Form, die von Amtes wegen vorgeschrieben ist, wenn es mehrere Gesellschafter gibt), eine Kollektivgesellschaft, einen Verein, eine Stiftung oder eine Genossenschaft.

Nützliche Links

• Nationales Referenzportal für Unternehmensgründungen

www.kmu.admin.ch

• Online-Portal für Unternehmen www.easygov.swiss

• Obligationenrecht www.admin.ch

Leitfaden für Unternehmer:innen 2023 17 Rechtsform

RECHTLICHE SCHRITTE

GRUNDBEGRIFFE

Über die folgenden Punkte sollten Sie vor der formellen Gründung Ihrer Gesellschaft entscheiden:

• Bestimmen Sie den Zweck Ihres Unternehmens

• Wählen Sie den Namen (Firmenname) Ihres Unternehmens. Dieser kann frei gewählt werden, ausser bei Einzelunternehmen, bei denen der Name des Eigentümers zwingend erscheinen muss

• Wählen Sie eine Adresse (Firmensitz)

• Bestimmen Sie die Höhe des Kapitals und die Anzahl der Aktien oder Anteile

• Kontakt mit einer Bank aufnehmen, um ein Konsignationskonto auf den Namen der zu gründenden Gesellschaft zu eröffnen. Das Kapital muss auf das Konto eingezahlt werden (ganz oder teilweise)

• An die logistischen Aspekte denken (Telefon, Internetanschluss)

• Den Domainnamen im Internet und den Webhoster reservieren

• Die Statuten des Unternehmens festlegen

• Eventuell Ihre Marke beim IGE hinterlegen

• Kontaktieren Sie mögliche Mitglieder des Verwaltungsrats (falls Sie sich für eine AG entscheiden) sowie die Revisionsstelle

• Kontaktieren Sie die potenziellen Geschäftsführer:innen Ihres Unternehmens (falls Sie sich für eine GmbH entscheiden)

Nützliche Links

• Unternehmensgründung www.kmu.admin.ch

• Firmenname www.zefix.ch

• Eintragung einer Marke www.e-trademark.ige.ch

• Domainnamen Domainhoster (Infomaniak or Switchplus )

18 Leitfaden für Unternehmer:innen 2023
Rechtsform

UNTERNEHMENSGRÜNDUNG IN 9 SCHRITTEN (MIT HILFE EINES NOTARS)

1. Lassen Sie sich von Ihrer Bank eine Bescheinigung über den zur Verfügung stehenden Betrag auf dem Konsignationskonto (gesperrtes Kapital) ausstellen.

2. Gemeinsam mit den anderen Gründern des Unternehmens müssen Sie zur Gründungsversammlung Ihres Unternehmens beim Notar, erscheinen. Wenn Sie nicht persönlich anwesend sein können, können Sie zur Vertretung einer Drittperson eine Vollmacht erteilen. Wenn die künftigen Verwaltungsratsmitglieder bzw. Geschäftsführer: nicht teilnehmen, unterzeichnen sie ein Schreiben, in dem sie die Übernahme des ihnen erteilten Mandats bestätigen.

3. Setzen Sie eine Aktionärsvereinbarung auf.

4. Der Notar, wird einen Vorschlag für die Statuten vorbereitet haben, der diskutiert und entsprechend Ihrer Gesellschaft angepasst wird.

5. Bei der Gründungsversammlung verliest der Notar, die Gründungsurkunde.

6. Die Gründer oder ihre Vertreter unterzeichnen die Urkunde sowie die anderen vom Notar, vorbereiteten Dokumente (Statuten, Anmeldung zum Handelsregister, ... ).

7. Der Notar, sendet die Gründungsurkunde, die Satzung und die anderen unterzeichneten Dokumente ans Handelsregister (siehe Kostenschätzung).

8. Das Handelsregister lässt dem Notar, einen Auszug zukommen, der die Eintragung der Gesellschaft bestätigt.

9. Die Eintragung Ihrer Gesellschaft im Handelsregister verleiht ihr Rechtspersönlichkeit. Sie kann nun frei Rechte und Pflichten erwerben.

Leitfaden für Unternehmer:innen 2023 19
Rechtsform

GEBÜHREN FÜR DEN HANDELSREGISTEREINTRAG

Die Kosten für einen Eintrag ins Handelsregister hängen von der gewählten Rechtsform ab. Hier sind die Kosten, mit denen Sie rechnen müssen (ungefähre Summen in CHF): Einzelfirma ab 120.-

Kommanditgesellschaft oder Kollektivgesellschaft ab 240.-

Aktiengesellschaft oder Gesellschaft mit beschränkter Haftung* ab 600.-

Gebühr für die Unterzeichnung 30.- / Eintragung

Eintragung einer Funktion wahrscheinlich nur: 20.- / Eintragung

Ausstellen einer Anmeldung für eine Eintragung bis zu 100.-

Ausstellen und Beglaubigen von Anmeldebelegen bis zu 120.-

Rechtsauskunft und Prüfung von Belegen zwischen 100.- und 250.-

Nach Ihrer Eintragung ins Handelsregister erhalten Sie wahrscheinlich ein Angebot für einen Eintrag in ein Verzeichnis oder ein anderes Register, dem ein Einzahlungsschein für einen Betrag in der Grössenordnung von CHF 700 beigefügt ist. Solche Angebote kommen hauptsächlich von zwei Firmen, NMC-Register AG (Zürich) und GHI Register und Publikationen AG (Aarau). Abgesehen davon, dass der Eintrag in ein solches Register kostspielig sein kann, ist er freiwillig und in der Regel wenig hilfreich. Es ist daher ratsam, davon abzusehen.

* Wenn das Aktien-, Stamm- oder Dotationskapital von juristischen Personen mehr als CHF 200'000 beträgt, wird die Grundgebühr um 0,2 Promille des Betrags, der diese Grenze übersteigt, erhöht. Sie darf jedoch nicht mehr als CHF 10'000 betragen.

20 Leitfaden für Unternehmer:innen 2023 Rechtsform

DIE STATUTEN VERFASSEN

Die Statuten Ihres Unternehmens müssen nachstehend aufgelisteten Punkte enthalten. Beachten Sie, dass einige der nachfolgenden Artikel nur für eine AG zutreffen.

AKTIONÄRSVEREINBARUNG

Die Aktionärsvereinbarung ist ein Vertrag, dessen Inhalt nicht gesetzlich festgelegt ist. Er soll das Verhältnis zwischen Aktionären regeln und ergänzt damit die Statuten der Gesellschaft. Nachfolgend finden Sie die wichtigsten Themen, die in einem Aktionärsvertrag enthalten sein sollten. Teil eines ordnungsgemässen Aktionärsvertrags sein sollten:

Kapitel 1

Name, Sitz, Dauer und Zweck des Unternehmens

Kapitel 2

Kapital-Aktien (Betrag, Namensaktien, Übertragungen, Erhöhung, neue Aktien, ...)

Kapitel 3

Hauptversammlung (Einberufung, Rechte, Stimmrecht, ...)

Kapitel 4

Verwaltungsrat (für AGs)

Kapitel5

Revisionsstelle

Kapitel 6

Buchführung und Gewinn (gesetzliche Reserven, Dividenden, ...)

Kapitel 7

Auflösung und Liquidation der Gesellschaft

Kapitel 8

Veröffentlichungen und Gerichtsstand

Datum und Unterschrift .......................................................

Der Inkubator-Dienst der Stiftung The Ark kann Ihnen bei der Gründung eines Technologieunternehmen im Wallis helfen, die Statuten aufzustellen.

• Name der Parteien

• Vorbemerkungen

• Ziele des Vertrags (genau beschrieben)

• Dauer des Vertrags

• Regeln zur Entscheidungsfindung

• Regeln über die Abstimmung

• Regeln über die Beschränkung des Eigentumsrechts an den Aktien

• Regeln, die den Wert von Aktien festlegen

• Regeln, die persönliche Pflichten festlegen

• Regeln, die bestimmte Gesellschafter:innen begünstigen

• Konventionalstrafen

• Bruch oder Kündigung der Vereinbarung

• Endgültige Bestimmungen

• Ort und Datum

• Unterschrift aller Beteiligten

• Eventuelle Anhänge

Zögern Sie nicht, uns bei Bedarf zu kontaktieren

Leitfaden für Unternehmer:innen 2023 21
Rechtsform
incubateur@theark.ch

ADMINISTRATION

Das Leben eines Unternehmers, einer Unternehmerin besteht aus der Entwicklung von Ideen, eines Produkts, einer Technologie oder auch einer Dienstleistung. Aber es hat auch mit der unvermeidlichen Verwaltungsarbeit zu tun. Auf den folgenden Seiten sind Ihre wichtigsten Pflichten zusammengefasst dargestellt.

22 Leitfaden für Unternehmer:innen 2023

OBLIGATORISCHE SOZIALVERSICHERUNGEN

ALTERS- UND HINTERBLIEBENENVERSICHERUNG (AHV)

INVALIDENVERSICHERUNG (IV)

ERWERBSAUSFALLVERSICHERUNG (EO)

Das Ziel dieser drei Sozialversicherungen ist es, den Anspruchsberechtigten das Existenzminimum zu sichern. Versichert sind alle erwerbstätigen Personen ab 17 Jahren bis zum Erreichen des Pensionsalters.

Ihr Unternehmen muss zwingend einer Ausgleichskasse angeschlossen sein. Im Prinzip müssen Sie nichts unternehmen. Die Ausgleichskasse nimmt nach der Veröffentlichung im SHAB (Handelsregister) Kontakt mit Ihnen auf. Die Pflicht zum Anschluss liegt jedoch bei Ihnen. Sie müssen also dafür sorgen, dass diese Formalität erledigt wird, wenn sich keine Kasse bei Ihnen meldet.

Beachten Sie, dass die Ausgleichskassen zur Deckung der Kosten eine Verwaltungsgebühr berechnen. Diese Gebühren sind je nach Kasse unterschiedlich.

Als Arbeitgeber:in sind Sie gegenüber der Kasse für die Zahlung der gesamten Beiträge (Arbeitgeber- und Arbeitnehmeranteil) verantwortlich.

Die auf die Löhne erhobenen Gesamtsätze sind wie folgt:

Stand am 01.01.2021*

• AHV 8,7%

• IV 1,4%

• EO 0,5%

• ALV 2.2%

* Diese Beträge werden zu gleichen Teilen zwischen Arbeitgeber:in und Arbeitnehmer:in aufgeteilt.

ARBEITSLOSENVERSICHERUNG (ALV)

Alle angestellten Personen, die der AHV angehören, sind verpflichtet, Beiträge an die ALV zu zahlen. Ziel der ALV ist es, einen angemessenen Ausgleich eines Verdienstausfalls, der durch Arbeitslosigkeit, Insolvenz des Arbeitgebers oder auch einer Reduzierung der Arbeitszeiten eintritt, zu schaffen.

Der Grundbeitrag beträgt 2,2 % für Löhne bis max. CHF 148'200.-. Ein Solidaritätsbeitrag von 1 % wird für Löhne über CHF 148'200.- hinzugefügt (Stand am 01.01.2021).

Diese Beträge werden zu gleichen Teilen zwischen dem Arbeitgeber:in und dem Arbeitnehmer:in geteilt.

BERUFLICHE VORSORGE (BVG)

Ihr Unternehmen muss sich einer Vorsorgeeinrichtung anschliessen und für die Zahlung der BVG-Beiträge anmelden, wenn das Unternehmen Arbeitnehmende beschäftigt, die dem BVG unterliegen. Zweck dieser Versicherung ist es, älteren Menschen, Hinterbliebenen und Invaliden bei Eintritt eines Versicherungsfalls die Aufrechterhaltung des Lebensstandards zu gewährleisten.

Grundsätzlich muss die AHV-Ausgleichskasse sicherstellen, dass Ihr Unternehmen, das für die Zahlung der AHV-Beiträge zuständig ist, auch einer Vorsorgeeinrichtung angeschlossen ist.

Jeder Arbeitnehmende mit einem Jahreslohn von mehr als CHF 21'510.- muss obligatorisch durch den Arbeitgeber, die Arbeitgeberin versichert werden. Ein Teil der Beiträge deckt das Risiko (Tod vor der Pensionierung) und der andere Teil die Vorsorge. Die Beiträge sind mindestens paritätisch (50% Arbeitnehmer:in und 50% Arbeitgeber:in).

Leitfaden für Unternehmer:innen 2023 23 Administration

UNFALLVERSICHERUNG (UVG)

Sie müssen für Ihre Angestellten eine Unfallversicherung abschliessen. Damit sollen Versicherungsleistungen bei Berufs- und Nichtberufsunfällen gewährleistet werden. Diese Versicherung übernimmt insbesondere die Kosten für medizinische Behandlung und vorübergehende Arbeitsunfähigkeit. Sie sieht auch Zusatzrenten bei Invalidität sowie Renten für Ehepartner oder Kinder von Invaliden vor.

Die Nichtberufsunfallversicherung (NBUV) wird in der Regel vom Arbeitnehmenden bezahlt, während die Berufsunfallversicherung (BUV) und eventuelle weitere Beiträge vom Arbeitgeber, von der Arbeitgeberin übernommen werden.

Die Prämien variieren je nach Versicherungsgesellschaft und Risiko (je nach Alter, Beruf, ...). Es steht Ihnen also frei, sich bei einer beliebigen Versicherungsgesellschaft anzumelden. In der Regel werden Sie nach der Veröffentlichung im SHAB (Handelsregister) von den Versicherungsgesellschaften kontaktiert. Es ist daher wichtig, Angebote einzuholen und vor allem zu vergleichen!

Der Arbeitgeber, die Arbeitgeberin muss Unfälle oder sogar mögliche Berufskrankheiten dem Versicherer unverzüglich melden.

FAMILIENZULAGEN (FZ)

Als Unternehmer, als Unternehmerin müssen Sie sich, wenn Ihr Unternehmen Angestellte beschäftigt, bei einer privaten oder bei ihrer interprofessionellen Familienausgleichskasse anmelden. Der Zweck dieser Versicherung ist es, den Eltern einen Beitrag zu garantieren, um ihnen zu helfen, den Unterhalt ihrer Kinder zu bestreiten.

Der Arbeitgeber, die Arbeitgeberin ist verpflichtet, Beiträge in Prozent der Lohnsumme zu zahlen, auch wenn seine Angestellten keine unterhaltsberechtigten Kinder haben. Die Kasse nimmt eine Verrechnung vor, direkt zwischen den geschuldeten und den erhaltenen Leistungen.

Die Höhe und die Form der Zulagen sind je nach Kanton unterschiedlich. Das Minimum beträgt CHF 200 pro Monat und pro Kind. Es gibt auch Ausbildungszulagen (von 16 Jahren bis zum Abschluss der Ausbildung, aber spätestens bis zum 25. Lebensjahr). In einigen Kantonen existieren auch Geburts- oder Adoptionszulagen.

KRANKENVERSICHERUNG (KV)

In der Regel ist der Arbeitgeber, die Arbeitgeberin nicht verpflichtet, seine Arbeitnehmenden gegen die Folgen einer Krankheit zu versichern. Arbeitgeber:innen können ihren Arbeitnehmenden jedoch eine private kollektive Versicherung für Verdienstausfall im Krankheitsfall anbieten.

MUTTERSCHAFTSVERSICHERUNG

Erwerbstätige Frauen haben Anspruch darauf, während 14 Wochen nach der Geburt ihres Kindes 80% ihres letzten Lohns zu erhalten. Die Zahlungen aus dieser Versicherung sind in den Leistungen der EO enthalten. Darüber hinaus werden die durch Schwangerschaft und Entbindung entstehenden medizinischen Kosten von der Krankenversicherung übernommen.

Im Wallis beträgt die Familienzulage CHF 275 pro Kind (CHF 375 ab dem dritten Kind).

Für Kinder in Ausbildung beträgt sie CHF 425 (CHF 525 ab dem 3. Kind). Zusätzlich wird eine Geburts- oder Adoptionszulage von CHF 2000 ausbezahlt.

24 Leitfaden für Unternehmer:innen 2023 Administration

ZUSATZVERSICHERUNGEN

Auch wenn Ihr Unternehmen gut geführt wird, ist es nicht vor Rückschlägen gefeit. Es ist daher wichtig, dass der Betrieb bei einem Zwischenfall weiterlaufen kann. Für solche Fälle existieren verschiedene freiwillige Versicherungen, die Unternehmen abschliessen können, um Risiken zu minimieren und eine Gefährdung der Geschäftstätigkeit zu vermeiden.

Hier eine Auflistung der wichtigsten Versicherungen, die für Sie von Interesse sein könnten:

• Gebäudeversicherung

Feuer, Wasserschäden, ...

• Inventarversicherung

Mobiliar, Computerausrüstung, ...

• Bauversicherung

Bei Bau- oder Renovierungsarbeiten

• Fahrzeugversicherung

Für die Fahrzeugflotte des Unternehmens

• Transport von Gütern oder Waren

• Versicherung Betriebsunterbrechung

Bei höherer Gewalt

• Haftpflichtversicherung

Nützlich im Fall von Haftpflichtklagen. Diese Versicherung kann vom Unternehmen oder vom Unternehmer, der Unternehmerin abgeschlossen werden.

• Rechtsschutzversicherung

Schützt vor Kosten und Ärger, die durch einen Rechtsstreit entstehen können

VERSICHERUNG GEGEN CYBERKRIMINALITÄT

Cyberkriminalität umfasst zahlreiche Risiken, mit denen Unternehmen konfrontiert werden: Datenerpressung, Diebstahl persönlicher Daten, Ruf- und Imageschäden, Umsatzeinbussen. All diese Risiken können zu sehr hohen finanziellen Folgekosten führen, wenn das Unternehmen von einem Cyberangriff betroffen ist. Es gibt Firmen, die schon durch Hackerangriffe auf ihre Computersysteme und Websites so stark geschwächt wurden, dass sie nicht mehr über ausreichende finanzielle Mittel verfügten, um die Anwaltskosten, den Umsatzverlust und die Entschädigung ihrer Kundschaft zu decken.

Leitfaden für Unternehmer:innen 2023 25 Administration

ARBEITSVERTRAG

!VORSICHT!

ALLGEMEINES

Einige Bestimmungen des OR sind zwingend vorgeschrieben. Der Arbeitsvertrag darf nicht von ihnen abweichen! Siehe insbesondere Artikel 319 und folgende.

Um die Geschäftstätigkeit zu erweitern, wird Ihr Unternehmen wahrscheinlich Mitarbeitende einstellen müssen. Nachfolgend finden Sie einige wichtige Punkte, die beim Abschluss eines Arbeitsvertrags zu beachten sind.

Mit einem Arbeitsvertrag verpflichtet sich der Arbeitnehmende, für eine bestimmte oder unbestimmte Zeit im Dienst des Arbeitgebenden zu arbeiten. Dieser verpflichtet sich im Gegenzug dazu, ein Gehalt zu zahlen.

Der Arbeitsvertrag unterliegt keiner besonderen Form, er kann mündlich oder schriftlich abgeschlossen werden.

Der Schutz von Arbeitnehmenden fällt unter das Bundesgesetz über die Arbeit in Industrie, Gewerbe und Handel. Dieses Gesetz legt die Mindestvorschriften für den Schutz im öffentlichen Interesse fest und überlässt es den Gesamtarbeitsverträgen, diese Bestimmungen zu ergänzen. Durch sie wird beispielsweise die wöchentliche Arbeitszeit auf 45 Stunden festgelegt.

INHALT DES ARBEITSVERTRAGS

Es ist ratsam, einen schriftlichen Vertrag aufzusetzen, damit die Rechte und Pflichten beider Parteien klar definiert sind.

Der Vertrag muss mindestens die folgenden Informationen enthalten:

• Name der Parteien (Arbeitgeber:in und Arbeitnehmer:in)

• Datum des Arbeitsbeginns

• Zu erbringende Arbeitsleistung

• Als Gegenleistung zu zahlendes Gehalt

• Berücksichtigung der Gesamtarbeitsverträge

Nützliche Links

Obligationenrecht und Vertrag www.admin.ch Plattform der Schweizer Verwaltungen www.ch.ch

Bestimmungen, die sich auf das Arbeitsverhältnis beziehen, können in einem Dokument allgemeiner Art (Betriebsordnung, allgemeine Geschäftsbedingungen usw.) enthalten sein. Damit diese Bestimmungen gelten, muss der Arbeitsvertrag jedoch ausdrücklich auf sie verweisen.

Für Punkte, die nicht im Arbeitsvertrag geregelt sind (z.B. Kündigungsfrist, Urlaubsanspruch usw.), gelten subsidiär die Bestimmungen des Obligationenrechts (OR) oder des Gesamtarbeitsvertrags, falls es einen solchen gibt.

26 Leitfaden für Unternehmer:innen 2023
Administration

EINE KORREKTE RECHNUNG AUSSTELLEN

Gleich zu Beginn der Geschäftstätigkeit eines Unternehmens muss man sich darauf vorbereiten, Geld einzunehmen und daher Produkte oder Dienstleistungen in Rechnung zu stellen.

Es ist deshalb wichtig, ein effizientes und vor allem formal korrektes Rechnungsstellungssystem aufzubauen. Denn wenn eine Rechnung die formalen Kriterien nicht erfüllt, kann es zu Problemen mit der Mehrwertsteuer und der eidgenössischen Steuerverwaltung kommen.

Ihre Rechnungen sollten mindestens folgende Elemente enthalten:

• Name und Adresse Ihres Unternehmens

• Ihre MwSt.-Nummer (falls Sie steuerpflichtig sind)

• Name und Adresse des Empfängers. Der Name der Person, an die die Rechnung adressiert ist, folgt in der Regel nach dem Firmennamen.

• Lieferdatum (falls es nicht mit dem Datum auf der Rechnung übereinstimmt)

• Genaue Beschreibung der Ware oder Dienstleistung

• Preis (Gegenleistung) der Lieferung oder Dienstleistung

• Angewandter Mehrwertsteuersatz (z.B. «zuzüglich 7,7 % Mehrwertsteuer»). Die Angabe «Alle Steuern inklusive» oder «TTC» ist nicht ausreichend

• Vergewissern Sie sich auch, dass der Einzahlungsschein korrekt ist (über Ihre Bank). Die Angabe der IBAN kann bei Rechnungsstellung im Ausland hilfreich sein.

• Unterschrift: Rechnungen brauchen keine Unterschrift

BEISPIELE FÜR RECHNUNGEN MIT MEHRWERTSTEUER

Nicht detaillierte Rechnung

Total inkl. MwSt. (7.7 %) CHF 3'000.-

Detaillierte Rechnung Leistung 1

Leitfaden für Unternehmer:innen 2023 27
CHF
Leistung
CHF
CHF
CHF
CHF
MWST.
CHF
CHF
Administration
3'400.-
2
2'300.Total brutto (exkl. MWST)
5'700.- Rabatt 10 %
570.Total netto
5'130.-
7,7 %
395.Total inkl. MWST
5'525.-

FINANZEN

Um Ihr Unternehmen zu gründen, sind sie natürlich auch auf Geldmittel angewiesen. Es gibt verschiedene Finanzierungsmöglichkeiten. Auf den folgenden Seiten finden Sie einige Hinweise und Ideen, die Ihnen helfen, mit ihrem Geschäft finanziell durchzustarten!

28 Leitfaden für Unternehmer:innen 2023

EINE FINANZIERUNG FINDEN

Unternehmer:innen oder Träger:innen einer Geschäftsidee sollten möglichst viel Eigenkapital einbringen können. Die für den Start und die Entwicklung Ihres Unternehmens erforderlichen Mittel zu finden, ist jedoch manchmal kein leichtes Unterfangen.

DAS LEBEN EINES UNTERNEHMENS UND SEIN FINANZIERUNGSBEDARF

Beispiel eines Unternehmens in einem Technologiebereich:

* Im Fall einer technologischen Entwicklung kann man auch drei Jahre lang investieren, bis ein Reifegrad erreicht ist, der für die Vermarktung ausreicht. Quelle: START Unternehmenszentrum Zürich

3 F, Business Angels, Risikokapital (Seed-Phase), Banken mit Finanzierungen von

Leitfaden für Unternehmer:innen 2023 29 PHASE AKTIVITÄT BETRAG ( CHF ) ZEIT (MONAT ) INVESTOREN Konzept Entwicklung des Firmenkonzepts 10,000 bis 20,000 2 bis 6 * Gründer, 3 F (Friends, Family, Fools) FRÜHPHASE Initialzündung Businessplan, Finanzierung, Gründer organisieren, Machbarkeitsstudie 50,000 bis 500,000 6 bis 24 Gründer,
Start-ups Start Entwicklung Produkts/ Dienstleistung, Vorbereitung des Markteintritts 500,000 bis 2,000,000 6 bis 24 Business Angels, Koinvestitionen, Risikokapital Phase 1 Markteintritt 1,000,000 bis 5,000,000 6 bis 12 Risikokapital EXPANSION Phase 2 Staffelung der Produkte / Dienstleistungen 2,000,000 bis 20,000,000 12 bis 48 Risikokapital Phase 3 Expansion des Markts 2,000,000 bis 20,000,000 6 bis 36 Risikokapital Zwischenhalt Zwischenfinanzierung
Börsengang
2,000,000 bis 20,000,000 6 bis 36 Risikokapital
für Vorbereitung auf
(IPO)
Finanzen

Der Bund und die Kantone unterstützen die Finanzierung von Unternehmen nur subsidiär. Hier sind jedoch einige mögliche Unterstützungen im Kanton Wallis:

BÜRGSCHAFTS- UND FINANZZENTRUM

www ccf - valais ch

Diese Einrichtung bietet die folgenden finanziellen Hilfen und Leistungen an:

• Kapitalinvestitionen in Ihr Unternehmen über Startkapital, von Anfang an. Maximale Investition von CHF 50'000* oder CHF 100'000.- für Projekte mit einem als aussergewöhnlich erachteten Potenzial

• Investition in die Entwicklung von Unternehmen mit hohem Potenzial über einen Risikokapitalfonds

• Unterstützende und/oder kapitalnahe Investitionen zu verschiedenen Zeitpunkten in der Entwicklung Ihres Unternehmens*

• Garantien zur Erleichterung der Gewährung von Bankkrediten bzw. Leasings sowie Bankgarantien*

• Zuschüsse für Schritte zur Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit*

•Kofinanzierung der Beratung: ermöglicht die Finanzierung eines Teils von Studien im Vorfeld einer Investition

• Zuschüsse zur Finanzierung der Teilnahme(n) an kommerziellen und / oder technologischen Messen. Finanzierung von bis zu 50 % der Kosten *

STIFTUNG THE ARK

www the ark ch

Die Stiftung bietet keine direkte Finanzierung an, sondern unterstützt Unternehmen durch Coaching und Beherbergung.

Insbesondere über ihren Business Incubator finanziert sie auch Leistungen von spezialisierten Partnern (Patente, Recht, Kommunikation, ...).

INNOSUISSE

www innosuisse ch

Innosuisse, die Schweizerische Agentur für Innovationsförderung, ist eine Institution des Bundes. Sie ist dem Bundesamt für Berufsbildung und Technologie angegliedert und fördert Start-ups sowie Projekte zur Unternehmensgründung auf persönliche Weise über ihr Programm «Start-up Coaching / Training». Diese nationale Einrichtung unterstützt auch Unternehmen im Rahmen von Kooperationen sowie Start-ups, die ihre Geschäftstätigkeit ausweiten und sich auf internationaler Ebene etablieren wollen.

Innosuisse fördert überdies Innovationsprojekte auf der Basis von wissenschaftlichen Kooperationen, welche Unternehmen, inbesondere KMU, gemeinsam mit Forschungspartnern durchführen.

* Mindestvoraussetzungen für eine Unterstützung durch das CCF: Innovatives Projekt, überwiegender Umsatz ausserhalb des Wallis, bedeutende Auswirkungen auf die Beschäftigung.

Schliesslich unterstützt die Agentur Netzwerke und Veranstaltungen in ausgewählten wichtigen Innovationsbereichen. Ihre Mentoren und Mentorinnen helfen Unternehmen, ihre Projekte auf den Weg zu bringen.

30 Leitfaden für Unternehmer:innen 2023
Die Stiftung The Ark kann Ihrem Start-up oder Unternehmen helfen, Innosuisse-Projekte aufzubauen oder deren Unterstützung zu erhalten.
Finanzen

MIT CROWDFUNDING FINANZIEREN

Wie kann man sein Unternehmen oder die Einführung eines Produkts über Crowdfunding-Plattformen finanzieren? Crowdfunding, auch Beteiligungsfinanzierung genannt, ist eine schnell wachsende Finanzierungsquelle. Eine Methode in fünf Schritten hilft Ihnen dabei, effektiv Geld zu beschaffen.

1. Definieren Sie Ihr Projekt

Bevor Sie sich bei einer Crowdfunding-Plattform bewerben, ist es wichtig, sich gut vorzubereiten und ein kohärentes, tragfähiges Projekt zu haben, das der Öffentlichkeit präsentiert werden kann. Die meisten Plattformen verlangen umfassende Unterlagen zum Projekt, um es für die mögliche Kapitalbeschaffung ausgiebig prüfen zu können.

Diese Dokumente (Videos, Bilder, Texte) müssen verschiedene Fragen beantworten, wie zum Beispiel:

• Wie hoch ist das Finanzierungsziel?

• Wie lange soll die Kampagne dauern?

3. Planen Sie Ihre Kampagne

Um potenzielle Mitwirkende dazu zu bewegen, in Ihr Projekt zu investieren, ist es wichtig, im Vorfeld eine Kommunikationsstrategie zu entwickeln. Die Fragen, die Sie sich stellen sollten, lauten: «Wen wollen Sie ansprechen? Wann? Wie?». Die Kommunikation ist beim Crowdfunding von entscheidender Bedeutung. Es ist deshalb wichtig, Ihr Netzwerk von Freunden und Bekannten zu informieren. damit sie nicht nur die ersten sind, die Sie unterstützen, sondern auch ihrem Umfeld davon erzählen. Im Allgemeinen gilt: Die kleinen Investoren folgen den grossen. Daher ist es entscheidend, zuerst die grossen Investoren zu überzeugen, wenn man eine Chance auf ein erfolgreiches Crowdfunding haben will.

4. Erreichen Sie Ihre Mitwirkenden

Ausserdem müssen Sie die Gegenleistungen festlegen, also die Belohnungen für Ihre Investorinnen und Investoren. Denn es wird einfacher sein, Geldgeber zu finden, wenn sie im Gegenzug etwas erhalten.

2. Reichen Sie Ihr Projekt ein

Die Wahl der Plattform hängt von mehreren Faktoren ab. Dazu gehören der Finanzierungszweck des Unternehmens und die Höhe des Betrags, der gesammelt werden soll. Nachdem Sie die Art der Plattform ausgewählt haben, die für Ihr Projekt geeignet ist, können Sie Ihr Vorhaben den Coaches des Crowdfunding-Tools vorstellen. Diese geben Feedback zur Tragfähigkeit des Projekts und Tipps zur Verbesserung des Projekts, bevor es auf der Plattform online gestellt wird.

Sobald Ihr Projekt online ist, sollte es die grösstmögliche Sichtbarkeit erreichen. Es ist von grundlegender Bedeutung, dass Sie in Ihrem Umfeld die Werbetrommel rühren. Teilen Sie es in Netzwerken und per E-Mail mit, aber treffen Sie sich auch persönlich mit potenziellen Investoren. «Die ersten Tage sind entscheidend», sagt der Spezialist Jacky Casas. In der Tat sind die meisten erfolgreichen Projekte diejenigen, die es schaffen, bereits in der ersten Woche 20-30% ihrer Zielgruppe zu erreichen.

5. Schliessen Sie die Kampagne ab

Sobald die Summe erreicht ist, zahlt Ihnen die Crowdfunding-Plattform das Geld aus. Sie behält jedoch Gebühren in Form von Provisions- und Transaktionskosten (zwischen 5 und 10%, je nach Plattform) zurück. Es ist wichtig, dass Sie regelmässig mit Ihren Investoren kommunizieren, um sie auf dem Laufenden zu halten. Wenn das Projekt seine Zielsumme nicht erreicht, wird das Geld an die Investoren zurückgegeben.

Neben Raizers und WeWakeIt gibt es noch andere Plattformen, die sich mit dem Thema Crowdfunding beschäftigen, wie zum Beispiel wie Ulule, Indiegogo und KickStarter.

Leitfaden für Unternehmer:innen 2023 31 Finanzen

TOKENISIERUNG: EINE FINANZIERUNGSMÖGLICHKEIT FÜR IHR START-UP

Um die Tokenisierung zu verstehen, muss zwischen drei Kategorien von Token unterschieden werden: ZahlungsToken (payment tokens), Nutzwert-Token (utility tokens) und Investitions-Token (Asset/Security-Token). Die erste Kategorie entspricht den Kryptowährungen. Die zweite umfasst Tokens, die Zugang zu einer Nutzung oder eine digitale Dienstleistung umfassen. Dazu zählen beispielweise Treuepunkte, um Kunden zu belohnen, oder ein zusätzliches Stimmrecht. Token aus diesen beiden genannten Kategorien haben oft keinen rechtlichen Wert, höchstens einen sehr begrenzten.

Im Gegensatz dazu stehen Investitions-Token. Diese haben einen rechtlichen Wert, weil sie in digitaler Form Vermögenswerte repräsentieren, wie z.B. Anteile an realem Vermögen (etwa Mitbesitz an einer Immobilie). Es handelt sich dabei um einen Anteil an einer Immobilie oder einem Unternehmen (z.B. Aktien eines KMU). Wenn man vom Prozess der Tokenisierung spricht, bezieht man sich meist auf die Kategorie der Sicherheitstoken (security tokens). Es handelt sich also um den Prozess der Digitalisierung von bestehenden Vermögenswerten, bei dem ein Token einem Vermögenswert oder einem Anteil zugeordnet wird. Dieses Token wird, sobald es ausgegeben wurde, in einem verteilten Blockchain-ähnlichen Register, das als offizielles Register fungiert, verzeichnet.

Die Tokenisierung öffnet die Tür zu einer echten Revolution auf dem privaten Kapitalmarkt, das heisst dem Markt für Aktien von nicht börsennotierten Unternehmen, aus der Welt der Kunst- oder der Immobilienbranche. Grund dafür ist, dass die Infrastruktur, die für den Handel und die heute zur Finanzierung und zum Handel mit diesen Arten von Vermögenswerten dient, noch sehr archaisch ist, nämlich manuell und in Form von Papier.

Die Schweiz ist in diesem Bereich ein Pionier. Im Februar 2021 hat der Bundesrat erste Paket von Änderungen aus dem neuen Gesetz über die Technologie der verteilten Register in Kraft gesetzt, das einen wichtigen gesetzlichen Durchbruch auf internationaler Ebene darstellt. Die Schweizer Obligationenrecht (Art. 973d-i) erkennt nun offiziell die Übertragung und Speicherung von Wertpapieren an. Wertpapiere (Aktien, Anleihen usw.) in Form von eingetragenen Wertpapierrechten, die elektronisch in einem verteilten Register gespeichert werden.

Es ist daher für Schweizer KMU möglich, ihre Aktien in Form von tokenisierten Wertpapieren auszugeben, die in einer öffentlichen oder privaten Blockchain registriert sind. Ebenso geniessen Anleger:innen, die diese Sicherheitstoken halten, das gleiche Mass an Rechtsschutz wie ein traditioneller Anleger, der ein Wertpapier hält, so etwa eine Aktionärin mit Papieraktienzertifikat. Mit anderen Worten: 1 tokenisierte Aktie = 1 traditionelle Aktie.

Der Prozess der Tokenisierung bringt sowohl für KMU als auch für Anleger zahlreiche Vorteile mit sich. Insbesondere wird die Verwaltung und Übertragung von Wertpapieren vereinfacht, die nun elektronisch, mit wenigen Klicks und mit einem Überblick über die Kapitalisierungstabelle erfolgt. Zuvor war für den Verkauf/Kauf von Aktien zwingend die handschriftliche Unterschrift mehrerer Parteien unter ein Share Purchase Agreement erforderlich.

Die Digitalisierung ermöglicht es, noch weiterzugehen: Es gibt neue elektronische Marktplätze für digitale Vermögenswerte (zur Unterstützung von tokenisierten Aktien), die nicht nur die Kapitalbeschaffung von Kunden, einer Gemeinschaft (Crowdinvesting B2C) oder von Investoren (Crowdinvesting B2B) ermöglichen; sondern auch diese tokenisierten Aktien jederzeit zu kaufen und auf einem Sekundärmarkt zu verkaufen. Taurus Digital Exchange (www.T-DX.com) ist einer der ersten regulierten Marktplätze dieser Art in der Welt. Eine Kapitalbeschaffung oder Kapitalerhöhung wird schneller, einfacher und kostengünstiger, da sie ohne Mittelsmann durchgeführt werden kann. Aktionäre (Mitarbeitende, Gründer:innen oder Investor:innen) können von einer höheren Liquidität und Transparenz profitieren. Gründer:innen erhalten die Option, durch eine vereinfachte Verteilung und Verwaltung von Aktien oder Anteilsscheinen Engagementprogramme für ihre Mitarbeitenden zu schaffen.

32 Leitfaden für Unternehmer:innen 2023
Finanzen

Bevor Sie Ihre Aktien tokenisieren, sollten Sie sich einige Fragen stellen:

• Welches Ziel wollen Sie erreichen? Wollen Sie die Verwaltung vereinfachen und Zeit sparen? Wollen Sie Geld beschaffen? Wollen Sie einen Sekundärmarkt schaffen, um Liquidität für bestehende Investoren freizusetzen?

• Sind Sie sich darüber im Klaren, welche Folgen die Tokenisierung haben wird? Wie schaut es hinsichtlich Transparenz aus?

• Bei welcher Zielgruppe möchten Sie Geld beschaffen? Ihre Nutzergemeinschaft (um das Engagement zu erhöhen), neue Investoren, usw.?

• Welche Kapitalstruktur möchten Sie tokenisieren? Aktienkapital, Schulden, usw.?

• Möchten Sie die Aktien des Unternehmens zum Handel auf dem Sekundärmarkt zulassen?

• Welche Art von Liquiditätsschematas möchten Sie einführen? Wöchentliche, monatliche, vierteljährliche oder sogar jährliche Auktionen oder ein kontinuierliches Handelssegment? Wie an einer traditionellen Börse?

Der Einstieg in den Tokenisierungsprozess ist relativ einfach. In der Schweiz gibt es zahlreiche Akteure und schlüsselfertige Lösungen. Es dauert zwischen 10 Tagen bis mehrere Wochen, je nach Fall. Der erste Schritt besteht indes immer in einer Änderung der Gesellschaftsstatuten, der zweite in der Vorbereitung der Transaktion und schliesslich in der Ausgabe der Wertpapiere über die Blockchain.

WIE VERWENDET EIN STARTUP SEIN KAPITAL IM ERSTEN JAHR SEINES BESTEHENS?

Bei der Gründung eines Start-ups tauchen sehr rasch Fragen zu Finanzierung, Budget, Liquidität und Kosten auf. Das Walliser Jungunternehmen DePoly entwickelt ein Verfahren, mit dem PET-Gegenstände durch eine umweltfreundliche chemische Zersetzung wiederverwertet werden können. Geschäftsführerin Samantha Anderson verrät uns, wie sie das Kapital im Jahr nach der Gründung investiert hat.

WIE HABEN SIE IHR STARTKAPITAL IM ERSTEN JAHR NACH DER GRÜNDUNG IHRES START-UPS AUSGEGEBEN?

Für uns war es ein bisschen anders als bei anderen Start-ups, weil wir im ersten Jahr unseres Bestehens aufgrund der Coronakrise nicht viel tun konnten. Wir haben unser Kapital hauptsächlich für Verbrauchsmaterial, die Forschung und die Ausstattung der Pilotanlage ausgegeben.

34 Leitfaden für Unternehmer:innen 2023

WAS WAREN DIE GRÖSSTEN INVESTITIONEN?

Ganz klar die Maschinen, die wir für die Pilotanlage gekauft haben. In unserer ersten Finanzierungsrunde haben wir die grösste Investition unserer Geschichte erhalten.

WELCHE IHRER AUSGABEN WAREN LETZTENDLICH VIEL HÖHER ALS ERWARTET?

Bei uns waren es die Rechtskosten, die vor allem allgemeine Verwaltungskosten, Patentkosten und Kosten für die Markenanmeldung betroffen haben.

KÖNNEN SIE UNS ETWAS ÜBER SCHWIERIGKEITEN SAGEN, DIE SIE BEI IHREN ERSTEN SCHRITTEN ALS UNTERNEHMEN HATTEN? UND WELCHE UNTERSTÜTZUNG HAT IHNEN DABEI GEHOLFEN?

Die grössten Schwierigkeiten, die wir anfangs hatten, betraf den Kauf von Teilen und die Suche nach den benötigten Ressourcen. Wir wurden von einem Ingenieur- und Beratungsbüro (Artelia) unterstützt, was uns in dieser Hinsicht sehr geholfen hat. Wir erhielten aber auch Unterstützung von unseren Coaches, Mentoren und schliesslich von unserem stets verfügbaren Venture Capital!

Das Jungunternehmen DePoly ist stolz darauf, den Sprung in die Selbstständigkeit geschafft zu haben. Es setzt die Entwicklung seiner Spitzentechnologie fort, die eine kreislauforientierte Wirtschaft durch Recycling in den Mittelpunkt stellt. Dieses Verfahren scheint zahlreiche Investoren zu interessieren. Bis Ende

2020 hat das Start-up eine Finanzierungsrunde von 1,3 Millionen Franken abgeschlossen!

Leitfaden für Unternehmer:innen 2023 35

STEUERN

In der Schweiz liegt die Steuerhoheit beim Bund, den Kantonen und den Gemeinden. Unternehmen (juristische Personen) müssen eine Steuer auf Gewinn und Kapital zahlen. Für beide Steuern melden sich die Steuerbehörden zu gegebener Zeit, um die fälligen Beträge einzuziehen.

Hinzu kommt die Mehrwertsteuer. Für diese müssen sich Unternehmen unaufgefordert bei der Eidgenössischen Steuerverwaltung anmelden.

EINZELFIRMA (KEINE STEUER)

Einzelfirmen sind nicht steuerpflichtig. Jeder Einzelunternehmer, jede Einzelunternehmerin ist auf das Privat- und Geschäftseinkommen, auf das Privatvermögen sowie auf das Geschäftsvermögen steuerpflichtig, ohne diese trennen zu können.

AG UND GMBH (DOPPELBESTEUERUNG)

Im Gegensatz zu den Personengesellschaften wird bei den Aktiengesellschaften und GmbHs das Private vom Geschäftlichen getrennt. AGs und GmbHs werden als Unternehmen besteuert, die Aktionäre und Gesellschafter als Privatpersonen. Diese klare Trennung führt dennoch zu einer Doppelbesteuerung auf wirtschaftlicher Ebene.

So wird einerseits der Gewinn der AG besteuert und andererseits muss der Aktionär eine Einkommensteuer auf die erhaltenen Dividenden zahlen. Dasselbe gilt fürs Aktienkapital. Die AG muss Steuern aufs Kapital zahlen und der Aktionär muss eine Vermögenssteuer entrichten, die sich nach dem Wert der Aktien richtet.

STEUER AUF DEN REINGEWINN

Die AG und die GmbH zahlen eine Steuer auf den Ertrag. Die Steuerpflicht beginnt mit dem Tag der Eintragung ins Handelsregister. Es handelt sich im Prinzip um eine einfache Steuer in Prozent des Gewinns. Es wird ein fester Steuersatz angewendet (z.B. 8,5% für den Bund). Es gibt jedoch je nach Kanton und Gemeinde unterschiedliche Systeme. Der Kanton Wallis verwendet seinerseits einen mehrstufigen Mischtarif, der nach der Höhe des Gewinns gestaffelt ist.

36 Leitfaden für Unternehmer:innen 2023 Finanzen

ANDERE STEUERN

Weitere wichtige Steuern neben den oben genannten sind:

• Verrechnungssteuer (VST)

Diese Steuer dient dazu, die Inhaber von Bankkonten dazu zu bringen, ihre Steuerschuld zu begleichen. Sie soll dazu dienen, Guthaben oder Dividenden zu versteuern.

• Gewerbesteuer

Wird von den Gemeinden auf Grundlage folgender Kriterien erhoben:

• Umsatz

• Anzahl der Beschäftigten

• Fläche der genutzten Räumlichkeiten (oder die gezahlten Mieten).

Die Höhe der Steuer ist von Gemeinde zu Gemeinde unterschiedlich.

• Stempelsteuer

Wird bei der Ausgabe und dem Handel mit Wertpapieren sowie der Zahlung von Versicherungsprämien erhoben.

KAPITALBESTEUERUNG

Alle Kantone (aber nicht der Bund) erheben eine Kapitalsteuer. Üblicherweise handelt es sich dabei um eine Gebühr, die zwischen 3 und 9‰ festgelegt wird. Der Kanton Wallis verwendet seinerseits einen leicht progressiven Tarif.

In den meisten Kantonen umfasst die Kapitalsteuer das Aktien- oder Gesellschaftskapital sowie die ausgewiesenen Reserven.

MEHRWERTSTEUER (MWST)

Die Mehrwertsteuer ist eine indirekte Steuer, die der Bund von Unternehmen, die in der Schweiz Dienstleistungen erbringen, bei der Einfuhr von Waren und von den Käufern von Dienstleistungen, die von Unternehmen mit Sitz im Ausland erbracht werden, erhebt.

Der Normalsatz liegt bei 7,7% des Umsatzes, er beträgt 3,7% im Beherbergungssektor und 2,5% auf Nahrungsmittel und alkoholfreie Getränke, Bücher, Zeitungen und Zeitschriften, Medikamente sowie sportliche und kulturelle Aktivitäten (Stand: 01.01.2021).

Grundsätzlich sind alle Unternehmen mit einem Umsatz von mehr als 100’000 CHF mehrwertsteuerpflichtig. Wenn Sie sich nicht sicher sind, ob Sie diesen Betrag erreichen, haben Sie drei Monate Zeit, um sich bei der Eidgenössischen Steuerverwaltung (ESTV) anzumelden, ansonsten müssen Sie sich innerhalb eines Monats nach Aufnahme Ihrer Geschäftstätigkeit anmelden.

Wenn Sie die Bedingungen nicht erfüllen, können Sie sich unter bestimmten Bedingungen für eine freiwillige Besteuerung entscheiden, die Sie ebenfalls schriftlich bei der ESTV beantragen müssen.

Leitfaden für Unternehmer:innen 2023 37
Finanzen

GEISTIGES EIGENTUM

Ich habe eine spannende Idee, die ein vielversprechendes Geschäft sein könnte. Aber wie kann ich verhindern, dass sie mir gestohlen, sie kopiert oder sie einfach nur von jemandem ausgenutzt wird?

38 Leitfaden für Unternehmer:innen 2023

DAS RECHT AUF EIGENE IDEEN

Für einen Unternehmer, eine Unternehmerin ist es lebenswichtig, die eigene Idee zu schützen und eigene Erfindungen frei umsetzen zu können. Genau darum geht es beim «geistigen Eigentum» oder IP (für Intellectual Property). Dieses hat zum Ziel, dem Inhaber die Exklusivität des Nutzungsrechts an einer Geschäftsidee zu garantieren.

Für ein Unternehmen, noch dazu ein neu gegründetes, ist es von entscheidender Bedeutung, seine Idee(n) in Wert setzen zu können. Es gibt mehrere Wege, um dies zu erreichen: entweder über ein Patent oder über eine Marke. Diese beiden Elemente werden so zu einem wesentlichen Bestandteil des Unternehmenskapitals. Sie dienen unter anderem dazu, künftige Investoren abzusichern.

Daher müssen handfeste Strategien zum Schutz der IP entwickelt werden. Unternehmensgründer:innen können sich dabei von Fachleuten unterstützen lassen, um die Patentierbarkeit ihrer Idee zu prüfen oder einfach nur, um mehr über die Nutzungsfreiheiten zu erfahren. So kann abgeklärt werden, ob es keine Beschränkungen für die Vermarktung der Idee gibt.

Leitfaden für Unternehmer:innen 2023 39 Geistiges Eigentum

DAS DESIGN

Ein Design schützt die äussere Form eines zweidimensionalen Produkts oder eines dreidimensionalen Objekts. Die Form wird durch die Anordnung von Linien, Flächen, Konturen oder Farben oder durch das verwendete Material charakterisiert.

Ein Design kann geschützt werden, wenn es neu ist, sich durch wesentliche Merkmale von bestehenden Designs unterscheidet und weder gegen das Gesetz noch gegen die guten Sitten verstösst. Ausserdem darf die Gestaltung nicht allein durch die Funktion des Gegenstands, für den sie vorgesehen ist, bestimmt werden.

Durch die Hinterlegung eines Designs beim Eidgenössischen Institut für Geistiges Eigentum können Sie Dritten verbieten, Produkte mit einem Design, das mit Ihrem identisch oder ihm ähnlich ist, zu industriellen oder kommerziellen Zwecken zu verwenden. Das heisst, es zum Verkauf anzubieten, zu importieren oder zu exportieren. Und das bis zu 25 Jahre lang.

Die Grundgebühr für eine Designhinterlegung beträgt CHF 200.-.

DIE MARKE

Eine Marke ist ein geschütztes Unterscheidungsmerkmal, das es einem Unternehmen ermöglicht, seine Waren oder Dienstleistungen von denen anderer Unternehmen zu unterscheiden. Marken können alle Zeichen sein, die sich grafisch darstellen lassen:

• Wörter (z.B. Victorinox)

• Buchstabenkombinationen (z.B. ABB)

• Zahlenkombinationen (z.B. 501)

• Bildliche Darstellungen (z.B. SBB-Logo)

• Dreidimensionale Formen (z.B. Mercedes-Stern)

• Verschiedene andere Zeichen

Für jedes weitere Design, das mit derselben Anmeldung eingereicht wird, werden CHF 100.berechnet (maximal CHF 700.-).

Für jede Darstellung des Designs kommt eine Publikationsgebühr von CHF 20.- hinzu. Die erste Veröffentlichung ist in der Grundgebühr enthalten.

Wenn Sie Ihre Marke schützen, haben Sie das ausschliessliche Recht, die Marke zur Kennzeichnung von Waren und Dienstleistungen zu verwenden und über Ihr Recht frei zu verfügen (z.B. Lizenzen zu vergeben). Sie können auch jedem Dritten verbieten, ein Zeichen, das mit Ihrem identisch oder ähnlich ist, zur Kennzeichnung identischer oder ähnlicher Waren oder Dienstleistungen zu verwenden.

Die Gebühr für die Anmeldung einer Marke in der Schweiz für eine Schutzdauer von zehn Jahren beträgt CHF 550. Die Eintragung

Ihrer Marke kann um jeweils zehn Jahre verlängert werden.

Nützliche Links

• Eidgenössisches Institut für Geistiges Eigentum (IGE) www.ige.ch

• The Ark Accelerator www.theark.ch/de/accelerator

40 Leitfaden für Unternehmer:innen 2023
Geistiges Eigentum

DAS PATENT

Ein Patent ist ein staatlich erteilter Schutztitel, der für eine technische Erfindung erteilt wird. Im rechtlichen Sinne ist eine Erfindung eine Lösung für ein technisches Problem. Um patentierbar zu sein, muss sie neu sein, darf sich nicht für Fachleute offensichtlich aus dem Stand der Technik ergeben und muss industriell anwendbar sein.

Mit einem Patent haben Sie bis zu 20 Jahre lang das Recht, Dritte von der gewerblichen Nutzung Ihrer Erfindung auszuschliessen. Während der gesamten Zeit haben Sie das Recht, die Nutzung Ihrer Erfindung ohne Ihre Zustimmung für wirtschaftliche Zwecke zu verbieten. Im Gegenzug müssen Sie Ihre Erfindung ausführlich darlegen und öffentlich zugänglich machen.

Ein Schutz kann nur von einem nationalen Amt gewährt werden. Ein Weltpatent existiert derzeit nicht. Sie müssen Ihr Patent also in allen Ländern anmelden, in denen Sie Schutz wünschen. Es ist deshalb ratsam, einen Patentanwalt hinzuzuziehen!

Wenn es einem an Erfahrung mangelt, kann die korrekte Abfassung einer Patentanmeldung ein Problem darstellen. Die Stiftung The Ark, vor allem ihr Accelerator-Dienst, verfügt über die entsprechenden Kompetenzen und kann Ihnen dabei helfen.

Das Eidgenössische Institut für Geistiges Eigentum erhebt folgende Gebühren:

• CHF 200 für die Einreichung der Patentanmeldung und CHF 500 für die Prüfung der Anmeldung.

• Der Patentinhaber muss in der Folge Jahresgebühren zahlen, die ab dem vierten Jahr CHF 100 betragen und dann jedes Jahr um CHF 50 steigen, bis zu CHF 900 im zwanzigsten Jahr.

• Diese Beträge berücksichtigen nicht die zusätzlichen Kosten für den Fall, dass Sie einen Spezialisten beauftragen sollten.

Leitfaden für Unternehmer:innen 2023 41
Geistiges Eigentum

KOMMUNIKATIONSSTRATEGIE

Das wars! Sie haben Ihre Geschäftsidee, Ihre Produkte, Ihren Geschäftsplan und Ihr Geschäftsmodell. Jetzt müssen Sie nur noch Kunden finden und sich auf dem Markt bekannt machen. Dazu brauchen Sie eine Strategie, welche einen Marketingmix enthält, d.h. Ihre Produkte, die Preise, die Vertriebswege und die Werbung, die Sie machen wollen. Ein guter Marketingplan ist nur dann wirksam, wenn er auf die Zielgruppe Ihres Unternehmens ausgerichtet ist. Es geht nicht darum, um jeden Preis und überall sichtbar zu sein.

Die Marketingstrategie sollte sich vielmehr auf Werbeinstrumente stützen, die miteinander kombiniert werden. Im Folgenden werden einige davon vorgestellt. Sie sind in zwei Kategorien unterteilt: «klassisches» und «digitales» Marketing.

42 Leitfaden für Unternehmer:innen 2023

KLASSISCHES MARKETING

LOGO

Um das Image Ihres Unternehmens zu stärken, ist es wichtig, über eine Identität zu verfügen, die auf allen Ihren Kommunikationsmitteln präsent ist. Ein Firmenlogo ist daher unerlässlich. Geht man einen Schritt weiter, kann die Erstellung eines Manuals für das CI/CD (in dem erklärt wird, wie das Logo und die verschiedenen Marketingmaterialien richtig verwendet werden) sehr hilfreich sein.

BROSCHÜREN

Firmenbroschüre, Flyer, Preisliste, ... die es ermöglichen. die verschiedenen Leistungen Ihres Unternehmens auf Papier oder digital zur Verfügung zu stellen.

Anbieter: Grafikdesigner, Kommunikationsagentur und Druckerei

BEZAHLTE INHALTE

Medienkampagnen (Printmedien, Radio, TV, Kino) können ebenfalls ein gutes Mittel sein, um auf sich aufmerksam zu machen. Diese sind jedoch mit erheblichen Kosten verbunden.

Anbieter: Werbeagentur für die verschiedenen Medien (z.B. Pomona Media für die Printmedien, Kanal 9, ...), Grafiker oder Kommunikationsagentur

ÖFFENTLICHKEITSARBEIT

Bei der Einführung eines neuen Produkts oder einer neuen Dienstleistung oder wenn ein interessantes Ereignis in der Entwicklung Ihres Unternehmens eintritt (1000. Kunde, 5000. produzierte Maschine, ...), lohnt es sich, eine Pressemitteilung an die wichtigsten Medien in Ihrer Region zu richten. Wenn die Informationen interessant und nicht zu werbewirksam sind, erhöhen Sie so die Chance, dass die Presse sich für Sie interessiert und über Sie berichtet.

Bevor Sie eine Pressemitteilung verbreiten, sollten Sie daran denken, die für Ihr Unternehmen interessanten Medien auszuwählen (allgemeine Medien, Fachmedien, regionale Medien, nationale Medien, ...).

MESSEN UND AUSSTELLUNGEN

Messen und Ausstellungen sind eine gute Möglichkeit, Ihr Unternehmen einem bestimmten Publikum bekannt zu machen, das je nach Positionierung der Veranstaltung genau definiert ist. Es fallen Kosten an für den Einsatz von Personal am Stand sowie für dessen Gestaltung. Hinzu kommen Kosten für die Standmiete (Fläche), die je nach Grösse der Messe variieren.

Anbieter: Veranstaltungsorganisatoren, Standgestalter (JokImport, Texner, Novaprint, ...)

WERBEGADGETS

In den Farben Ihres Unternehmens können kleine Werbegadgets (Süssigkeiten, Kugelschreiber, Schlüsselanhänger, ...) bei Ihren Kunden zu geringen Kosten ein «Souvenir» hinterlassen. Diese Gegenstände sind besonders nützlich bei Messen und Ausstellungen oder bei Ihren Kundenbesuchen.

Anbieter: Spezialisierte Unternehmen (JokImport, Texner, ...), Kommunikationsagentur

Leitfaden für Unternehmer:innen 2023 43
Kommunikationsstrategie

DIGITALES MARKETING

WEBSITE UND BLOG

Heutzutage ist eine Website praktisch unumgänglich für jedes Unternehmen, das etwas auf sich hält. Unabhängig davon, in welchem Bereich es tätig ist. Sie sollte ein Maximum an nützlichen Informationen für den Kunden enthalten und auf die Bedürfnisse des Kunden ausgerichtet sein, nicht für die Ihres Unternehmens. Eine Website kann einen direkten Verkaufsweg ohne Zwischenhändler darstellen. Darüber hinaus kann es sinnvoll sein, Ihre «klassische» Website durch einen Blog zu ergänzen. Ein solcher ermöglicht mehr Interaktivität, muss jedoch regelmässig aktualisiert werden, um die Aufmerksamkeit der Leser aufrechtzuerhalten.

Anbieter: Web-/Kommunikationsagenturen, OnlineTools wie Wordpress, Wix, Site123,

SUCHMASCHINENOPTIMIERUNG

Eine gute Position in Suchmaschinen zu haben, ist für Ihr Unternehmen von entscheidender Bedeutung. Sie sollten sich mit dem Inhalt Ihrer Website, den Keywords auf den Seiten und den externen Links beschäftigen.

Anbieter: Spezialisierte Unternehmen (JokImport, Texner, ...)

NEWSLETTER

Auf diesem Weg können Sie Informationen direkt an Ihre Kunden senden, über elektronische Newsletter oder personalisierte E-Mails.

Anbieter: Kommunikationsagenturen, Tools kostenlose Online-Versanddienste wie Campaign Monitor oder MailChimp

GOOGLE ADS

Dies ist ein Werbedienst von Google. Er ermöglicht es, Anzeigen auf Webseiten oder in der Suchmaschine zu platzieren. Genaue Analysen solcher Kampagnen können einfach von der Google Schnittstelle abgerufen werden.

Anbieter: Google über sein Online-Tool Google Ads

SOCIAL MEDIA

Die Präsenz Ihres Unternehmens auf Facebook, Instagram, Twitter, LinkedIn, Youtube, Snapchat oder auch TikTok ermöglicht es, ihren Bekanntheitsgrad zu steigern. Sie erlaubt es darüber hinaus, direkt mit Ihren Kunden in Kontakt zu treten und deren Meinung zu Ihren Produkten einzuholen. Natürlich müssen Sie nur die sozialen Netzwerke auswählen. die zu ihrem Unternehmen passen. Die Verwaltung dieser Netzwerke nimmt viel Zeit in Anspruch und bedingt eine sorgfältige Pflege. Es geht darum, sich nicht kopfüber in diese Netzwerke zu stürzen – auf die Gefahr hin, dass dies kontraproduktiv sein kann.

Anbieter: Auf Community-Management spezialisierte Agenturen, soziale Netzwerke

44 Leitfaden für Unternehmer:innen 2023
Kommunikationsstrategie

SOCIAL MEDIA

Quellen: https://www.blogdumoderateur.com/

Soziale Netzwerke sind in unserer Gesellschaft mittlerweile allgegenwärtig. Dieses soziale Phänomen kann einen grossen Mehrwert für Ihr Unternehmen darstellen. Denn diese Werkzeuge ermöglichen es Ihnen, Ihre digitale Präsenz zu erhöhen und somit leichter auf sich aufmerksam zu machen. Sichtbarkeit, Bekanntheitsgrad und Vernetzung sind die Schlagworte dieser neuen Form der Kommunikation. Einfach und effektiv, Social Media präsentieren sich als die neue Waffe des Internets. Aber man muss auch wissen, wie man sie richtig nutzt. Die einzelnen Plattformen funktionieren nach einem Punktesystem, das auf Algorithmen basiert. Wenn Sie Ihre Netzwerke nicht im Griff haben, besteht die Gefahr, dass Ihr Unternehmen in einer digitalen Flut ertrinkt. Wir werden Ihnen daher einige Tipps und Tricks mit auf den Weg geben, wie Sie sich von der Masse abheben und Ihr Unternehmen im hart umkämpften Raum der sozialen Netzwerke gedeihen zu lassen können.

INSTAGRAM

Die Spitzenplattform für audiovisuelle Inhalte, seien Sie kreativ und drücken Sie sich aus!

Wann idealerweise auf Instagram posten?

Am besten zwei Tage und zwei Zeitfenster. Die beiden strategisch interessantesten Tage sind der Montag und der Donnerstag. Die Zeitfenster sollten von 07:00 bis 09:00 Uhr und von 17:00 bis 18:00 Uhr liegen. So haben Sie eine grössere Reichweite, da die Zahl der aktiven Nutzer zu dieser Zeit relativ hoch ist.

Leitfaden für Unternehmer:innen 2023 45
Kommunikationsstrategie

Was sind die wichtigsten Ziele?

Sie sollten drei Hauptziele vor Augen haben, wenn Sie mit der Kommunikation über Instagram beginnen:

• Ihr Geschäft hervorheben. Ihr Feed repräsentiert Ihre Identität. Die Qualität Ihrer Inhalte bestimmt die Qualität Ihrer Leistungen und das Image Ihres Unternehmens. Ein gepflegter Inhalt weist auf ein vertrauenswürdiges Unternehmen hin.

• Ihre Produkte und Dienstleistungen einem möglichst grossen Publikum bekannt machen.

• Bringen Sie sich Ihrer Community näher, indem Sie mithilfe von Stories hinter die Kulissen Ihrer Fortschritte, Ihrer Forschung, Ihres Unternehmens und Ihrer Projekte blicken. Stories sind kurze Videos, die 24 Stunden lang auf Ihrem Profil verfügbar sind. Nach Ablauf dieser Zeit löscht die Plattform Ihre Story. Mithilfe dieser Stories können Sie die Neugier der Nutzer wecken und sie neue Aspekte Ihres Unternehmens entdecken lassen. Ihre Community erhält so Zugang zu exklusiven Inhalten.

Wer sind die Zielgruppen von Instagram?

Im Jahr 2021 zählte die Instagram-Plattform über 1,3 Milliarden monatlich aktive Nutzer:innen. Täglich sind weltweit mehr als 500 Millionen Konten aktiv. Die Plattform zieht vor allem junge Internetnutzer an. Mehr als 71% der Internetnutzer:innen sind jünger als 35 Jahre. Dieses Netzwerk ist mehrheitlich weiblich, mit mehr als 54% Frauen gegenüber 46% Männern. Es lässt sich hervorheben, dass mehr als 90% der Nutzer:innen Unternehmen oder Marken folgen.

Einige Tipps

• Setzen Sie Ihre Produkte und Dienstleistungen so in Szene, dass ihr Anwendungsbereich rasch verstanden wird und sie zum Leben erweckt werden.

• Kreieren Sie eine starke visuelle Identität mit qualitativ hochwertigen Fotos und Videos.

• Seien Sie authentisch und spontan, indem Sie Stories verwenden.

• Kommunizieren Sie über Influencer oder Schlüsselpersonen aus Ihrem Tätigkeitsbereich, um Ihre Sichtbarkeit und Ihren Bekanntheitsgrad zu erhöhen.

• Verwenden Sie in Ihren Beiträgen relevante Hashtags. Setzen Sie auf Qualität und nicht auf Quantität. Der empfohlene Durchschnitt liegt bei 7 bis 10 Hashtags.

• Erwähnen Sie ruhig Personen, die auf Ihren Fotos oder Videos zu sehen sind, um auch deren eigene Community zu erreichen und so die Reichweite Ihres Beitrags zu vergrössern.

Interessante Instagram-Tools

• Instagram Shopping ist eine Funktion, die es Ihnen ermöglicht, Produkte Ihrer Marke zum Verkauf anzubieten oder auf Ihre Website weiterzuleiten, um Onlinehandel zu betreiben. Diese Funktion ermöglicht es den Nutzenden der Plattform ausserdem, auf die Inhalte (Fotos und Videos) der Produkte oder Dienstleistungen aus Ihrem Unternehmen zuzugreifen und diese zu entdecken. Es handelt sich in erster Linie um ein Werkzeug für den Online-Shop. Instagram dient Ihnen dadurch als Schaufenster.

• Instagram for Business ist eine Funktion der Plattform, die es Ihnen ermöglicht, sich bei Ihren Abonnenten und Abonenntinnen als Unternehmen zu profilieren. Auf diese Weise wird zwischen privat und geschäftlich unterschieden. Dieses Geschäftskonto ist auch mithilfe von sogenannten Call-to-Action-Funktionen gestaltet, welche die Möglichkeit bieten, Ihr Unternehmen schnell und einfach anzurufen oder zu kontaktieren. Das Geschäftsprofil bietet Ihnen ausserdem Zugang zu Analysen und Statistiken über Ihre Abonnenten und ermöglicht es Ihnen, die Leistung Ihrer Beiträge zu messen.

• Snapppt ist nur dann nützlich, wenn Sie sich mit E-Commerce beschäftigen möchten. Mit diesem Tool können Sie nämlich Ihre auf der Plattform veröffentlichten Fotos in Produktdatenblätter umwandeln. Dieses Verfahren ermöglicht es den Internetnutzenden, im Handumdrehen auf die verschiedenen Informationen zu Ihrem Produkt zuzugreifen.

• Mojo ist ein Tool, mit dem Sie originelle, aussagekräftige und professionelle Stories erstellen können. Dieses Tool ist einfach und effektiv.

• InShot ist ein Tool zur Foto- und Videobearbeitung, das sich perfekt an das von Instagram vorgegebene Format anpasst.

46 Leitfaden für Unternehmer:innen 2023
Kommunikationsstrategie

LINKEDIN

Das B2B unter den sozialen Netzwerken. Diese soziale Plattform ist ideal für professionelle Beziehungen und den Austausch von Business to Business.

Wann veröffentlichen Sie auf LinkedIn?

Wochentage, d.h. Montag, Dienstag, Mittwoch, Donnerstag und Freitag sind die idealen Tage für Ihre Posts. Die empfohlenen Zeitfenster sind von 08.00 bis 10.00 Uhr und 17.00 bis 18.00 Uhr. So haben Sie gute Chancen, auf der Plattform wahrgenommen zu werden, da die Mitglieder des Netzwerks während dieser Zeiträume aktiver sind.

Was sind die Hauptziele?

Wir können drei Hauptziele hervorheben:

• Das eigene Netzwerk erweitern, indem man Akquise betreibt.

• Werbung für das eigene Geschäft, indem man sein Fachwissen zeigt, und seine Sichtbarkeit erhöhen.

• Inhalte und Neuigkeiten teilen, insbesondere die Meilensteine des Unternehmens und durch Hervorheben des eigenen Teams.

Wer sind die Zielgruppen von LinkedIn?

Im Jahr 2021 hat LinkedIn mehr als 575 Millionen Nutzer:innen weltweit gezählt, mit mehr als 260 Millionen aktiven Nutzenden pro Monat. Was die Verteilung nach Geschlecht betrifft, stellen wir fest, dass 52% der Nutzer männlich und 48% Frauen sind. Die aktivste Altersgruppe auf diesem Kanal wird im Durchschnitt auf 44 Jahre geschätzt. Eine letzte interessante Tatsache ist, dass mehr als 85% der B2B-Entscheidungsträger (Business to Business) LinkedIn nutzen.

Einige Tipps

• Verwenden Sie in Ihren Beiträgen Hashtags, die auf Ihre Zielgruppe und die Interessen Ihrer Community abgestimmt sind.

• Verwenden Sie visuelle Inhalte (Bilder, Videos und PDF), damit Sie auf einen Blick auffallen.

• Verwenden Sie Storytelling in Ihren Beiträgen. Erzählen Sie eine Geschichte, Ihre eigene oder die Ihres Unternehmens.

• Achten Sie auf Ihre Teaser, um Aufmerksamkeit zu erregen. Qualitativ hochwertige Inhalte haben eine höhere Chance, von Ihrer Zielgruppe wahrgenommen zu werden.

• Identifizieren Sie die Personen, die an Ihrem Beitrag beteiligt sind. Dies verschafft Ihnen zusätzliche Reichweite und erhöht somit die Sichtbarkeit und Wirkung Ihres Posts.

• Setzen Sie auf Engagement und Qualität. Eine qualitative und engagierte Community ist der Schlüssel zum Erfolg auf LinkedIn.

Interessante LinkedIn-Tools

• Campaign Manager stellt das Werkzeug für die Verwaltung von Werbeanzeigen auf LinkedIn dar. Es ermöglicht den Nutzenden das Erstellen, Starten und Verfolgen von Werbekampagnen auf der Plattform. Dieses Online-Tool leitet Werbetreibende beim Starten ihrer Kampagnen an, um ein grösseres berufliches Netzwerk zu erreichen.

• ProspectIn ist eine Erweiterung, mit der Sie Ihre Akquisitionsaufgaben auf der LinkedIn-Plattform vollständig automatisieren können, ohne die vom sozialen Netzwerk vorgegebenen Tageslimits zu überschreiten. Das Ziel ist es, Ihre Aktionen nach bestimmten Fristen und Bedingungen zu sequenzieren, und zwar vollständig automatisiert.

• LeadFuze ist ein automatisiertes Akquise-Tool. Es handelt sich dabei um eine Suchmaschine, welche die Daten von Geschäftsleuten aus der ganzen Welt zusammenstellt. Mit diesem Tool können Sie die Kontaktdaten von jedermann (sofern er/sie ein LinkedIn-Konto besitzt) in Ihrem Zielmarkt mit unbegrenztem Zugang finden.

Leitfaden für Unternehmer:innen 2023 47 Kommunikationsstrategie

TWITTER

Echtzeitinformationen aus sozialen Netzwerken. Diese Plattform zeichnet sich durch ihre Spontanität aus. Kurze und klare Nachrichten. Aktuelle Nachrichten zu jeder Zeit.

Wann sollte man auf Twitter posten?

Wochentage (Montag bis Freitag) sind die besten Tage zum Posten auf Twitter. Bei den Zeiten unterscheiden wir zwischen Veröffentlichungen für die breite Öffentlichkeit und der B2B-Veröffentlichung. Für die Öffentlichkeit ist ideal von 07:00 bis 09:00 Uhr und von 11:30 bis 13:30 Uhr. Internetnutzende sind in diesen Zeitfenstern überwiegend aktiv. Für die B2B-Beziehung ist es am besten, zwischen 12.00 und 15.00 Uhr sowie zwischen 17.00 und 18.00 Uhr zu kommunizieren.

Was sind die wichtigsten Ziele?

Die Ziele bestehen in drei Hauptpunkten:

• Die eigene Überwachung und die Kontrolle der E-Reputation. Dabei handelts es sich einfach gesagt um den Ruf Ihrer Organisation im digitalen Universum. Es ist sehr wichtig, dass Sie sich bewusst sind, was über Sie und Ihr Unternehmen gesagt wird, damit Sie reagieren und Ihre Kommunikation anpassen können.

•Teilen Sie Neuigkeiten, indem Sie sich Ihren Abonnenten annähern und mit ihnen interagieren.

• Ihre Sichtbarkeit und Ihr Markenimage verbessern und eine Viralität, d.h. eine schnelle Verbreitung Ihrer Inhalte in den sozialen Netzwerken, um einen viralen Effekt zu erzeugen.

Wie gross ist das Publikum von Twitter?

Twitter hat weltweit etwa 326 Millionen aktive Nutzende im Monat. Die Altersgruppen, die am meisten auf der Plattform aktiv sind, sind die 25-34-Jährigen und die 35-44-Jährigen. die 25% bzw. 24% des Publikums ausmachen. Schliesslich zählen wir mehr Männer (60%) als Frauen (40%) auf Twitter.

Einige Tipps

• Maximieren Sie Ihre Präsenz auf der Plattform, indem Sie sie als zusätzlichen Kundensupport nutzen.

• Verwenden Sie beliebte Hashtags, um im Netzwerk leichter gefunden zu werden. Je mehr Mitglieder den Hashtag verwenden, desto beliebter wird er.

• Beschränken Sie sich aufs Wesentliche (Sie haben nur 280 Zeichen zur Verfügung).

• Verwenden Sie visuelle Inhalte, die ins Auge fallen (Bilder, Videos und GIFs). Ziel ist es, dass man Sie in der Fülle der Inhalte auf der Plattform wahrnimmt.

• Twitter erfordert eine bestimmte Häufigkeit der Veröffentlichung. Finden Sie eine Veröffentlichungsfrequenz, die Ihnen zusagt, und versuchen Sie, den Rhythmus im Lauf der Zeit beizubehalten.

Interessante Twitter-Tools

• Twitter for business hilft dabei, ein Twitter-Konto speziell für Ihr Unternehmen einzurichten und so zu vermeiden, dass Privates und Geschäftliches vermischt werden. Es ist eine hervorragende Plattform für Unternehmen, die ein neues Publikum erreichen und sich mit ihm verbinden möchten. Die Kommunikation ist dort einfach und effektiv. Unternehmen jeder Grösse nutzen Twitter, um ihr Geschäft auszubauen.

• Tweetdeck ist ein Monitoring-Tool, mit dem Sie Ihre Twitter-Präsenz einfach verwalten können. Wenn Sie mehrere Accounts haben und regelmässig auf Twitter posten, zeigt das Tool die Inhalte zu jedem Ihrer Accounts in Form eines Dashboards in Spalten an. Die grössten Stärken von Tweetdeck sind die Funktionen zur Überwachung mehrerer Konten und zur Planung von Tweets.

• Buffer ist ein hervorragendes Tool zur Planung von Beiträgen. Es ermöglicht eine gute Verwaltung der Konten. Ausserdem können Sie die Ergebnisse Ihrer Posts analysieren.

• Talkwalker ist ein Tool zur strategischen Überwachung. Es ermöglicht Ihnen, zu analysieren, was im Internet über Ihr Unternehmen gesagt wird. Das Tool arbeitet hauptsächlich mit Schlüsselwörtern und liefert Ihnen eine Reihe von Daten, die für Ihr Unternehmen relevant sind. Es ist ein Garant für Ihre E-Reputation.

48 Leitfaden für Unternehmer:innen 2023 Kommunikationsstrategie

FACEBOOK

Facebook ist mit über 2,895 Milliarden monatlich aktiven Nutzenden der Marktführer unter den sozialen Netzwerken.

Wann sollte man auf Facebook posten?

Laut einer Studie von HootSuite sind Montag, Freitag, Samstag und Sonntag die besten Tage für Postings. Die besten Zeiten sind 9:00, 15:00 und 18:00 Uhr. Mit diesem Veröffentlichungszeitplan erhöhen Sie die Chancen, dass Ihr Beitrag auf der Plattform wahrgenommen wird.

Was sind die wichtigsten Ziele?

Wir stellen drei Hauptziele fest, welche die Plattform bestimmen:

• Aufbau einer Community und Bindung an diese.

• Inhalte wie Ihre Veranstaltungen, Artikel, Nachrichten usw. verbreiten.

• Ihre Produkte, Aktionen, Dienstleistungen, Kompetenzen usw., aber auch allgemeine Informationen und Tagesaktuelles aus Ihrem Unternehmen in den Vordergrund stellen.

Wie gross ist das Publikum von Facebook?

Im Jahr 2021 haben über 4 Millionen Menschen die Plattform in der Schweiz genutzt. In Bezug auf die Altersgruppe sind 49% der Besucher 25-49 Jahre alt. Wir haben auch mehr als 40 Millionen Unternehmen, die den Facebook Messenger Chat nutzen, um die Kontaktaufnahme zu erleichtern.

Einige Tipps

• Veröffentlichen Sie visuelle Inhalte: Videos und native Bilder. Videos sind der Beitragstyp mit der höchsten Bindungsquote. Diese Beiträge sind attraktiver und ziehen leichter die Aufmerksamkeit auf sich.

• Setzen Sie auf Beiträge, die zu einer Reaktion der Nutzer anregen. Je mehr sich die Nutzer einbezogen fühlen, desto mehr profitieren Sie von Ihrem Netzwerk und der Vergrösserung Ihrer Community.

• Nutzen Sie die Online-Werbung Facebook Ads, um sichtbar zu sein. Facebook bietet Ihnen die Möglichkeit, Ihre Zielgruppe genau zu bestimmen und Werbeanzeigen zu schalten, um diese dazu zu bringen, Aktionen durchzuführen, die als Konversionen bezeichnet werden. Diese

Zielgruppenansprache fördert die Rendite der Investitionen. Wenn Sie mithilfe Ihrer Werbung ein Publikum erreichen, das potenziell an Ihren Dienstleistungen, Produkten oder Ähnlichem interessiert ist, dann können Sie qualitative und dauerhafte Kunden gewinnen.

Interessante Facebook-Tools

• Facebook Business Manager hilft dabei, Ihr Unternehmen zu organisieren und zu verwalten. Ausserdem können Sie damit Zielgruppen erstellen, Werbekampagnen schalten und Berichte über Beiträge und Werbeanzeigen bekommen. Auf diese Weise erhalten Sie einen Überblick und sind im Besitz von Statistiken, die es Ihnen ermöglichen, Ihre Kommunikationsmethoden anhand der Ergebnisse anpassen zu können.

• Facebook Audience Insights ermöglicht eine gründliche Analyse der organischen Reichweite Ihrer Beiträge. Dieses Tool sammelt ausserdem Daten über Ihre Zielgruppe auf dem Netzwerk und ermöglicht es Ihnen so, Ihre künftigen Kommunikationsmassnahmen auf der Plattform zu planen.

• Facebook pixel beinhaltet einen Code (html), den Sie auf Ihrer Website einbauen und mit dem Sie die Aktivitäten der Personen auf Ihrer Website verfolgen können.

Zum Abschluss dieses Kapitels sei

erwähnt: Es ist nicht notwendig, dass Sie auf allen Social-MediaKanälen präsent sind. Investieren Sie in das oder die Netzwerke, die Sie für Ihre Aktivitäten für relevant halten. Es ist besser, weniger Konten zu haben und diese zu pflegen, als zu viele und sie zu vernachlässigen.

Social Media

können einen Mehrwert für Ihr Unternehmen darstellen. Sie gewinnen an Sichtbarkeit und an digitalem Bekanntheitsgrad.

Jetzt sind Sie an der Reihe!

Leitfaden für Unternehmer:innen 2023 49
Kommunikationsstrategie

DESIGN THINKING

DAS KUNDENERLEBNIS IM FOKUS IHRES KMU

Das Kundenerlebnis in den Mittelpunkt Ihres KMU zu stellen, statt sich auf die Herstellung eigener Produkte zu konzentrieren, ist das Schlüsselwort des Design Thinking. Dieser Ansatz, der jederzeit – so auch bei der Erstellung Ihres Businessplans – praktiziert werden kann, ermöglicht es Unternehmen, auf die Bedürfnisse der Kundschaft einzugehen. David Corthay teilt mit uns sein Wissen über diese Praxis, welche die Bedürfnisse der Verbraucher:innen in den Mittelpunkt der strategischen Überlegungen stellt.

Alle Unternehmen bewegen sich in einer Kultur der Innovation. Diese berührt mehrere Dimensionen: den Menschen, die Wirtschaft (Geschäftsmodell) und den technologischen Fortschritt, der immer bedeutender wird. «Das Unternehmen wird in die Mitte dieser drei Kräfte gepresst. Es muss einen Weg finden und sich an dieses neue Umfeld anpassen», erläutert David Corthay.

MULTIDIMENSIONALER ANSATZ

Corthay führt das Beispiel des Unternehmens Mattel an, das versucht hat, vernetzte Lautsprecher für Kinder auf den Markt zu bringen. Die Eltern gingen schnell auf die Barrikaden und das Produkt musste vom Markt genommen werden, da es als irrelevant eingestuft wurde. «In diesem Fall hatte Mattel keine ausreichenden Kenntnisse über sein Kundenökosystem.»

Der Wert der Innovation liegt in erster Linie in der Transformation der Kundenerfahrung und nicht in der Technologie. Design Thinking ermöglicht eine Herangehensweise an Probleme durch die Entwicklung von Lösungen. Das Paradebeispiel ist der iPod: Er war bei seiner Einführung keine technologische Innovation, sondern vielmehr eine neue Art des Musikkonsums. Dasselbe gilt für die Nintendo Wii: Sie war in erster Linie ein Vorschlag für eine immersivere Art des Spielens.

Design Thinking entstand um 1980 in den USA in Zusammenhang mit der technologischen Revolution und dem Aufschwung der Dienstleistungswirtschaft. Der Ansatz ist in erster Linie auf den Menschen ausgerichtet, während die Technologie in den Hintergrund tritt. Dank seiner mehrdimensionalen Seite, die mit dem Menschen, der Wirtschaft und der Technologie verbunden ist, vermeidet er beispielsweise die Destabilisierung eines Unternehmens, das dazu neigt, hauptsächlich auf die Technologie zu setzen, ohne auf die Kundschaft oder das Geschäftsmodell einzugehen.

50 Leitfaden für Unternehmer:innen 2023 Kommunikationsstrategie

METHODE IN FÜNF SCHRITTEN

Design Thinking sei nicht lösungs-, sondern problemorientiert, so David Corthay. Es folgt einem Prozess mit fünf Schlüsselschritten:

1. Empathie gegenüber den Nutzenden

Inspiration und Verständnis für unerfüllte Bedürfnisse:

Dies ermöglicht es, das Problem durch die Augen der Kundschaft zu betrachten. «Der Kunde darf nie auf den Kaufakt reduziert werden. Es geht darum, ihn in einem grösseren Zusammenhang zu sehen und seine Emotionen zu erfassen.» In dieser Phase kommen die Humanwissenschaften und sogar die Ethnografie zum Einsatz, wenn es darum geht, möglichst viele Informationen über die Kunden:innen zu erhalten. Die «Reise» der Kundschaft durch das Unternehmen wird ebenfalls analysiert, ebenso wie die Gefühle, die sie bei jedem Schritt empfinden. All dies dient dazu, potenzielle Frustrationspunkte zu identifizieren.

2. Definition des Problems

Nachdem die Frustrationspunkte gesammelt wurden, geht es darum, eine Zusammenfassung zu erstellen und zu definieren, wie die Probleme lauten.

3. Generierung von Ideen

In dieser Phase werden neue Möglichkeiten visualisiert und neue Ideen erforscht, ohne Einschränkungen (zumindest in der Anfangsphase). Dies kann durch Brainstorming, Zeichnungen, Workshops oder auch durch «What if»-Ansätze erfolgen.

4. Prototyping

Schnell werden Prototypen entstehen, bevor die richtige(n) Lösung(en) ausgewählt wurden.

5. Test

Anschliessend müssen Tests in voller Grösse organisiert werden, um die Richtigkeit der Überlegungen zu überprüfen, bevor die Lösungen auf dem Markt implementiert werden. Dieser Ansatz leiht sich Elemente aus dem Lean Start-up oder von Google Sprint. Auch in dieser Phase steht der Kunde immer im Mittelpunkt, da er die Prototypen testen wird.

Leitfaden für Unternehmer:innen 2023 51
Kommunikationsstrategie

EINEN SCHRITT WEITERGEHEN

In diesem letzten Kapitel vermitteln wir Ihnen einige Tipps und praktische Hilfsmittel für Ihren Alltag als etablierte oder angehende Unternehmerinnen und Unternehmer. Lassen Sie sich inspirieren, nutzen Sie die Gelegenheit und wenden Sie sie an!

ZEITMANAGEMENT FÜR UNTERNEHMER:INNEN

Zeit ist Geld! Dieses bekannte Motto gilt im Besonderen für einen Unternehmer, eine Unternehmerin. Denn aufgrund der Vielzahl an Aufgaben und Aktivitäten, die persönlich bewältigt werden müssen, ist das Zeitmanagement absolut entscheidend und notwendig für den reibungslosen Ablauf des Entwicklungsprozesses eines Unternehmens.

DIE 8 GOLDENEN REGELN

1. Einen Rahmen setzen

Stellen Sie sich die Frage: Was ist der Zweck und die Aufgabe meines Unternehmens? Es ist wichtig, einen Rahmen für die eigenen Aktivitäten festzulegen und diesen einzuhalten. Denn es besteht die Gefahr, sich in Aufgaben zu verzetteln, die nichts mit dem Tätigkeitsbereich zu tun haben.

2. Aktivitäten mit Mehrwert

Die 20/80-Regel besagt, dass man sich vorrangig um die 20% der Tätigkeiten kümmern sollte, die für das Unternehmen am wichtigsten sind. Aus diesen resultieren 80% der positiven Ergebnisse. Es ist sehr verlockend, sich den Tätigkeiten zuzuwenden, die man gerne macht, und die Tätigkeiten, die man weniger gerne macht, zu vernachlässigen. Man sollte sich deshalb auf die Aktivitäten konzentrieren, die einen Mehrwert nach sich ziehen.

3. Priorisierung der Aufgaben

Für jede Woche sollten Sie eine Liste mit den Pendenzen erstellen und diese nach Wichtigkeit und Dringlichkeit ordnen. Dringende/wichtige Aufgaben auf Nummer

1, weniger wichtige auf 2 usw... Am effektivsten ist es, wenn Sie Ihre Aufgaben am Stück erledigen und mit dem beginnen, was Sie am wenigsten gerne tun.

4. Identifizieren Sie zeitraubende Faktoren

Es gibt eine Vielzahl an Faktoren, die zeitintensiv sind (Computer, Reisen, Sitzungen, Kollegen, ...). Analysieren und identifizieren Sie die Faktoren, die Ihnen Zeit rauben, um ihnen entgegenzuwirken.

5. Nein sagen können

Nicht zu allem und jedem Ja zu sagen, lässt unschätzbar viel Zeit einsparen. Sie müssen allerdings eine Anfrage und den Nutzen einer Aufgabe analysieren. Machen Sie Ihrem Gesprächspartner unbedingt klar, dass die Ablehnung auf den Zeitmangel und nicht auf fehlende Lust zurückzuführen ist.

Leitfaden für Unternehmer:innen 2023 53
Einen Schritt weitergehen

6. Planen Sie Ihre Zeit

Die Planung Ihrer Aktivitäten ist von entscheidender Bedeutung. Eine effiziente Planung sollte aus folgenden Elementen bestehen: 60 % geplante Aktivitäten und 40 % freie Zeit für Unvorhergesehenes.

7. Sich selbst disziplinieren

Dies ist sicherlich die am schwierigsten umzusetzende Regel. Der erste Faktor des Zeitverlusts sind Sie selbst. Sie müssen in sich gehen, sich hinterfragen und Ihre Gewohnheiten ändern.

8. Sich selbst organisieren

Die Umsetzung all dieser Regeln erfordert eine gewisse Strenge und setzt eine gute Organisation voraus. Mit bestimmten Tools wie Outlook und Excel können Sie Ihre Aufgaben und Termine optimal verwalten und koordinieren.

DIE EIGENEN GRENZEN KENNEN

Es ist wichtig, die eigenen Grenzen zu kennen und sich ehrgeizige Ziele zu setzen, die jedoch realistisch bleiben. Ausserdem sollten Sie alle Quellen für Zeitverlust und Unkonzentriertheit identifizieren: Instant Messenger, zu regelmässiges Abrufen von E-Mails, zu viele Diskussionen mit Kollegen, ... Ein gutes Zeitmanagement erfordert eine gehörige Portion Disziplin!

Verwenden Sie die NERAC-Methode für die Verwaltung und Überwachung Ihrer Aufgaben und Aktivitäten (aus dem Französischen).

Notieren Sie die Tätigkeiten und Aufgaben, die erledigt werden müssen

Schätzen Sie die Zeit für die Dauer ihrer Erledigung ab

Reservieren Sie Zeit für Unvorhergesehenes

Teilen Sie die Pendenzen nach Prioritäten, Dringlichkeit und Wichtigkeit ein

Kontrollieren Sie den Fortschritt der Aufgaben und halten Sie unerledigte Aufgaben fest

54 Leitfaden für Unternehmer:innen 2023
Einen Schritt weitergehen

DIE GRÜNDUNG IHRES

START-UPS

Das wars! Sie haben «DIE» innovative Idee gefunden, mit der Sie Ihr eigenes Unternehmen aufbauen können. Aber irgendwann müssen Sie den Schritt wagen und sich ins kalte Wasser des Unternehmertums stürzen. Sie zögern noch? Hier sind 10 Gründe von vielen, die für einen Start sprechen.

1. Ihr eigener Chef sein

Wer hat nicht schon davon geträumt? Entscheiden Sie selbst über die Zukunft Ihres Unternehmens: Das Abenteuer «Start-up» bietet Ihnen diese Möglichkeit, die auch mit Verantwortung verbunden ist.

2. Ihren Traum oder Ihre Idee verwirklichen

Mit Ihrem Start-up können Sie Ihre eigene Idee verwirklichen und an einem fantastischen Abenteuer teilnehmen, in das Sie sich einbringen können.

3. Metro, Arbeit, Schlafen - das ist vorbei!

Als Chef haben Sie eine grosse Freiheit bei der Gestaltung Ihrer Arbeitszeit. Schluss mit den vorgeschriebenen Arbeitszeiten! Zwar werden sich von Anfang Stunden anhäufen, um Ihr Projekt zum Laufen zu bringen und auf Ihrem Zielmarkt Fuss zu fassen. Aber da Sie sich für das Thema begeistern und für sich selbst arbeiten, werden Sie nicht merken, wie die Zeit vergeht!

4. Rasches Handeln

Im Bereich der Start-ups, insbesondere im Technologiebereich, geht alles sehr schnell. Wenn Sie Ihr eigenes Unternehmen gründen, können Sie Ihr eigenes Tempo vorgeben und sich von der langsamen Entscheidungsfindung verabschieden, die oft in grossen Unternehmen dominiert.

5. Eine gute Selbstverwirklichung

Das zu tun, was Sie anstreben, eine Idee zu entwickeln, an die Sie glauben, ist gut fürs Ego und die Selbstverwirklichung. Ohne in die Psychologie abgleiten zu wollen: Die Gründung eines Start-ups wird sicherlich dazu beitragen, Ihre Persönlichkeit zu formen oder weiter zu festigen..

Leitfaden für Unternehmer:innen 2023 55 10 GUTE GRÜNDE FÜR

6. Arbeitskolleginnen und -kollegen auswählen

Sie selbst wählen Mitarbeitende, Partner und Lieferantinnen aus. Und aufgrund Ihrer Wahl werden Sie nur mit den richtigen Menschen zusammenarbeiten!

7. Das tun, was Spass macht

Wenn Sie Ihr eigenes Unternehmen gründen, können Sie sicher sein, dass Sie das tun, was Ihnen Spass macht - zumindest für den Grossteil der Arbeitszeit. Den Formalitäten entkommt man nicht.

8. Nicht allein

Sie sind bei diesem Abenteuer nicht allein. Sie können jederzeit konkrete Unterstützung von Organisationen und Institutionen erhalten, die Sie bei Ihrer Arbeit als Unternehmer:in unterstützen. Sie können Ihnen durch Coaching und gezielte Hilfen spezifische Unterstützung bieten und Erfahrungen austauschen. Dies gilt insbesondere für den Inkubator The Ark.

9. Sammeln Sie Erfahrungen und Wissen

Sie werden viel über das Leben in Unternehmen und das Leben im Allgemeinen lernen. Sie werden die Tricks des Unternehmertums kennenlernen, die Gesetze, die es gibt, die Tricks, wie man sein Produkt und sich selbst verkauft... Das wird Ihnen helfen, egal was aus Ihrem Start-up wird. Eine Schule fürs Leben!

10. Wie wäre es, wenn Sie das neue Facebook gründen?

Einige Start-ups, die auf starken und originellen Ideen basieren, haben einen schnellen und durchschlagenden Erfolg. Wenn Sie das nächste Google oder Facebook gründen, ist es das Beste, was man sich wünschen kann. Aber um eine Chance auf Erfolg zu haben, müssen Sie sich trauen, ... sich ins kalte Wasser des Unternehmertums zu stürzen. Worauf warten Sie noch?

56 Leitfaden für Unternehmer:innen 2023

UNTERNEHMER-TOOLS

AUSWAHL VON WEBTOOLS, DIE DAS LEBEN VON UNTERNEHMENDEN ERLEICHTERN

Welche Web-Tools sind für einen Unternehmer, eine Unternehmerin am nützlichsten? Die unten aufgeführten Tools sind im Internet verfügbar und grösstenteils kostenlos. Sie wurden mit dem Ziel entwickelt, Unternehmen bei der vereinfachten Verwaltung ihres Tagesgeschäfts zu helfen. Ob es nun darum geht, soziale Netzwerke am Laufen zu halten, den Online-Ruf seines Unternehmens zu überwachen, Aufgaben und Notizen zu verwalten, Newsletter zu versenden, eine dynamische Präsentation seines Unternehmens zu kreieren, einen OnlineBusinessplan zu erstellen oder anderes – das Web wimmelt nur so von Werkzeugen, die den Bedürfnissen und Erwartungen zahlreicher Unternehmerinnen und Unternehmer entsprechen.

Hier sind einige davon:

• Mit Awario kann man seinen Online-Ruf mithilfe bestimmter Schlüsselwörter überwachen.

(https://awario.com/) Kostenlose Version

• Bit.ly ermöglicht das Verkürzen von Links. (http://bitly.com) Kostenlose Version

• Mit Buffer können Sie Ihre Präsenz in sozialen Netzwerken optimieren, indem Sie Beiträge zeitlich planen. (http://buffer.com) Kostenlose Basisversion

• Mit Canva können Sie Präsentationen, Poster und visuelle Inhalte für soziale Netzwerke erstellen.

(www.canva.com) Kostenlose Basisversion

• CleverReach ermöglicht die Planung von E-Mail-Kampagnen und Newslettern. (www.clever-reach.com) Kostenlose Basisversion

• Domainr zeigt an, welcher Domainname für Ihre Website verfügbar ist. (https://domainr.com/) Kostenlose Version

• Mit Easel.ly können Sie auf einfache Weise Infografiken erstellen. (www.easel.ly) Kostenlose Version

• Enloop kann Ihnen dabei helfen, Ihren Businessplan zu entwerfen und bei Nutzenden ein Feedback zu erhalten. (http://enloop.com) Kostenlose Basisversion

• Evernote ersetzt Ihre Post-its und ermöglicht es Ihnen, Ihre Ideen mit Ihren Mitarbeitenden zu teilen. (http://evernote.com) Kostenlose Basisversion

• Mit Expensify können Sie Ihre Rechnungen leichter verwalten. (www.expensify.com) Kostenlose Basisversion

Leitfaden für Unternehmer:innen 2023 57 Einen Schritt weitergehen

• Flipboard ist ein persönliches Magazin zum Verfolgen und Teilen von Nachrichten, die Sie interessieren. (http://flipboard.com) Kostenlose Version

• Followerwonk kann Ihre Präsenz auf Twitter analysieren. (www.followerwonk.com) Kostenlose Basisversion

• Froont ermöglicht die Erstellung von Weblayouts im Responsive Design. (http://froont.com) Kostenlose Basisversion

• Gimp ist ein kostenloses Tool zur Erstellung von Grafiken. (www.gimp.org) Kostenlose Version

• Mit Google Docs können Sie alle Arten von Dateien speichern und von überall darauf zugreifen. (http://docs. google.com) Kostenlose Version

• Hootsuite ist ein Dashboard, mit dem Sie soziale Netzwerke verwalten können. (http://hootsuite.com) Kostenlose Basisversion

• Mit Jumpchart können Sie Entwürfe für Ihre Website erstellen und andere Nutzende einladen, die verschiedenen Seiten der Website zu skizzieren. (https://jumpchart.com/) Kostenlose Version

• LastPass ist eine Anwendung zur Passwortverwaltung, die Ihre Passwörter online speichert. (https://www.lastpass.com/) Kostenlose Version

• NoCRM.io verfolgt Ihre Verkäufe und vereinfacht den Prozess der Verkaufsabwicklung von Bestellungen. (https://youdontneedacrm.com/) Kostenlose Version

• RescueTime misst die Zeit, die Sie auf digitalen Geräten und im Internet verbringen. Das ermöglicht es Ihnen, Ihre Produktivität zu steigern. (https://www.rescuetime.com/) Kostenlose Version

• StartMyStory begleitet Sie bei den verschiedenen Schritten zur Erstellung Ihres Businessplans.

(https://www.startmystory.fr/) Kostenlose Version

• Mit Wix können Sie ganz einfach Ihre eigene Website erstellen. (https://wix.com/)Kostenlose Version

• Youseemii analysiert die Präsenz Ihres Unternehmens im Internet und in sozialen Netzwerken. Das Tool präsentiert ein vollständiges Panorama mit allen Tweets und Postings, die Sie betreffen.

(http://www.youseemii.fr/) Kostenlose Basisversion

Finden Sie mehr als 200 Tools auf unserem kostenlosen Webtool-Portal www.theark.ch/fr/outils und jederzeit mit dem Hashtag #outilentrepreneur.

58 Leitfaden für Unternehmer:innen 2023
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