Ein Festtag

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Ein Festtag

——–—— ab 23.12. im Schloßtheater

Dass in dem neben The Father interessantesten und meistgelobten britischen Film des Jahres (der ironischerweise von einer Französin inszeniert wurde) auch wieder Oscar-Preisträgerin Olivia Colman mitspielt, mag ein Zufall sein – dass MOTHERING SUNDAY mit seiner ganzen Verlust-Melancholie und Erinnerungs-Nostalgie stark an den Hit Abbitte erinnert, wohl weniger. Neben Colman sind der wie immer sensationelle Colin Firth zu sehen und Josh O’Connor, hier ebenso unglücklich wie als Prinz Charles in der TV-Serie The Crown (wo Colman seine Mutter die Queen war). Die Hauptrolle aber spielt die bei uns noch unbekannte Odessa Young, die als erfolgreiche Schrifstellerin Jane Fairchild gefragt wird, welche drei Ereignisse für ihre Karriere verantwortlich waren. Sie antwortet: Der Tag meiner Geburt, der Tag, an dem mir jemand eine Schreibmaschine schenkte, und ein Geheimnis. Der Film verrät es uns …

Die englische Grafschaft Berkshire südlich von London im März 1924. Die 22-jährige Jane ist Hausmädchen beim wohlhabenden Upper-Class-Ehepaar Niven. Es ist Mothering Sunday, an dem Tag haben die Bediensteten gewöhnlich frei, um ihre Familie zu besuchen. Aber Jane hat keine Familie, sie ist ein Findelkind, deshalb will sie den Tag mit Lesen auf ihrem Zimmer verbringen, während die Nivens sich mit ihren Nachbarn, den Sheringhams, zum Essen treffen. Beide Familien haben im 1. Weltkrieg jeweils zwei Söhne verloren, Mrs. Niven leidet noch immer unsäglich unter dem Verlust, Mr. Niven überspielt seinen Schmerz mit permanenter Jovialität. Paul, der jüngste Sohn der Sheringhams, ist seit sieben Jahren der heimliche Liebhaber des Hausmädchens Jane, auch an diesen Nachmittag treffen sich die beiden zum Sex, erstmals im Anwesen von Pauls abwesenden Eltern. Es wird das letzte Mal für ein solches Treffen sein, denn Paul wird bald die Tochter anderer Nachbarn heiraten, die ihm nichts bedeutet, und dann einen Beruf ergreifen, der ihn nicht interessiert: Anwalt. Aber als die beiden sich trennen, ist es ein endgültigerer Abschied, als sie sich vorgestellt haben: Von Mr. Niven erfährt Jane bei ihrer Rückkehr, dass Paul auf dem Weg zum Lunch mit dem Auto tödlich verunglückt ist. Er ist auf einer Straße, die er seit Jahren wie seine Westentasche kennt, frontal gegen einen Baum gerast. War das wirklich ein tragischer Unfall? Vorsichtshalber fährt Mr. Niven zu den Sheringhams, um einen eventuellen Abschiedsbrief Pauls verschwinden zu lassen. Jane muss ihn begleiten …

Mothering Sunday — Großbritannien 2021 — Regie: Eva Husson — Drehbuch: Alice Burch, nach dem Buch von Graham Swift — Kamera: Jamie Ramsay — Musik: Morgan Kibby • Mit Odessa Young (Jane Fairchild), Olivia Colman (Mrs. Niven), Josh O’Connor (Paul Sheringham), Colin Firth (Mr. Niven), Glenda Jackson (die alte Jane), Emma D’Arcy (Pauls Verlobte) u.a. — 110 Minuten