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Mehr denn je
from filMS 12/2022
Am Ende frei atmen
Mehr denn je
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——–—— ab 1.12. im Schloßtheater
Nach ihrem überaus erfolgreichen Romy-Schneider-Film 3 Tage in Quiberon widmet sich die Regisseurin Emily Atef erneut einer Frau im seelischen und körperlichen Ausnahmezustand, in einem intensiven und berührenden Film über Liebe, Abschied und Loslassen und eine unheilbar erkrankte 33-jährige Französin, gespielt von Vicky Krieps (Der seidene Faden; Corsage), die sich einer konventionelle Behandlung in einem Krankenhaus verweigert. Stattdessen unternimmt sie eine existenzielle Reise in ein ihr unbekanntes Land und folgt damit zum ersten Mal im Leben einfach ihrem Instinkt. Tragische Komponente: Hauptdarsteller Gaspard Ulliel ist hier in seiner letzten Rolle zu sehen, er starb kurz nach Ende der Dreharbeiten an den Folgen eines Skiunfalls.
Hélène und Mathieu sind seit vielen Jahren ein inniges Paar. Sie führen in Bordeaux ein glückliches Leben – bis die Konfrontation mit einer existenziellen Entscheidung Hélène aus dem Alltag reißt: Bei ihr wird emphatische Lungenfibrose festgestellt, eine Krankheit, bei der die Lunge unaufhaltsam vernarbt und sich verhärtet, bis der Kranke nicht mehr atmen kann. Die einzige, aber eher ungewisse Abhilfe würde eine Organtransplantation bringen, aber die lehnt Hélène im Gegensatz zu Mathieu ab. Auf der Suche nach Antworten für ihre ausweglose Situation stößt sie im Internet auf einen gewissen „Mister“. Dieser Norweger veröffentlicht in seinem Blog wunderbare Photos und Gedanken, die Hélène tief berühren, besonders seine Erkenntnis „Die Lebenden können die Sterbenden nicht verstehen“ berührt sie zutiefst, weil sie den Erfahrungen mit ihrem Umfeld entspricht. „Misters“ klare, keineswegs larmoyante, sondern oft auch ironische Art zu schreiben und die Schönheit der norwegischen Natur, die man auf seinen Bilder sieht, faszinieren die kranke Frau schließlich so sehr, dass sie den Entschluss fasst, Mathieu zurückzulassen und alleine nach Norwegen zu reisen, obwohl sie ihren Mann nach wie vor liebt. Die ungewöhnliche Freundschaft mit dem ebenfalls sterbenskranken „Mister“, die atemberaubende Landschaft und die Frische und Helligkeit des norwegischen Frühlings verschaffen ihr endlich Klarheit im Kopf – und im Herzen. Hier in Norwegen will sie ihren letzten Weg alleine gehen. Aber Mathieu will Hélène nicht aufgeben und fährt ihr hinterher …
Plus que jamais — Frankreich /Deutschland / Norwegen / Luxemburg 2022 — Regie und Drehbuch: Emily Atef — Co-Autor: Lars Hubrich — Kamera: Yves Cape — Musik: Jon Balke • Mit Vicky Krieps (Hélène), Gaspard Ulliel (Mathieu), Bjørn Floberg (Mister), Sophie Langevin (Dr. Girlotto) u. a. — 122 Minuten