Renate KĂźhn
Glaube,
der das Staunen nicht verlernt
Ăœberraschende Antworten auf alte Fragen
Gewidmet meiner verstorbenen Freundin Dorle Klinke
Schreiben heiĂ&#x;t: Erkanntes tiefer in mir verankern.
INHALT
Vorwort oder: Mach dir nicht nur ein Bild von Gott
9
AUF GOTT GESCHAUT Offenbarung oder: Es ist ein Drama mit Gott Schöpfung oder: Gott will nicht Single bleiben Göttliche Liebe oder göttlicher Zorn? Trinität – ein alter Hut Wenn Gott sich an die Bibel halten muss Die Bibel ist kein Walzer im Viervierteltakt
15 19 23 27 31 35
DER HEILEN WELT BERAUBT Perfektionismus oder: Sein wollen wie Gott Sege(l)n gegen den eigenen Kompass? Schielen verdirbt den Charakter Eigene weiße Weste auf Teufel komm raus?
41 46 50 53
AUF CHRISTUS GETRAUT Versuchung oder: Bretter, die die Welt bedeuten Jesus – Mann ohne Makel? Bruchstück oder Mosaikstein?
6
59 62 65
AUFGEBAUT Gnade oder: Der vielarmige Gott 71 Gnade oder: Wie feiert man ein Fest? 75 Gericht und Gnade oder: Auf welchem Ohr bist du taub? 78 Wunde sucht Wunder 82 Wenn der Lahme wieder singt 85 Ein Dämon wird beim Namen genannt 88 Seiltanz oder: Antwort auf die Angst 93 Pfützen – Spiegel des Himmels 97 Wohin mit meinen Schwächen? 100 Selbstvergessenheit – da küssen sich Mystik und Ethik 104 Weihnachtsbäckerei oder: Glaube und Handeln 108
AUF‘S GANZE GESCHAUT Zugverspätung und Lebenssinn 113 Sinn oder: Ein Wort in einem Satz in einer Geschichte 116 Aus Mist wird Dung 120
BEI DEN KATHOLIKEN GEKLAUT Und dann auch noch beichten? Heiligsprechung im dritten Jahrtausend Heilige oder: Kraft durchs Brennglas
127 130 134
AUF‘S ENDE GESCHAUT Das letzte Kapitel oder: Ich glaube an ein Leben vor dem Tod!
139
7
Vorwort oder: Mach dir nicht nur ein Bild von Gott
W
ie lässt sich so von Gott reden, dass er wirklich mit unserem Leben zu tun hat? Dass Schöpfung und Trinität, Gericht und Gnade nicht angestaubte Begriffe zwischen Buchdeckeln bleiben, sondern uns im Alltag anschauen? Wie kann ich so von Gott erzählen, dass ich es selbst verstehe – und vielleicht sogar andere? Einen von vielen Impulsen habe ich von unerwarteter Seite bekommen. Vor einigen Jahren besuchte ich zum ersten Mal eine Ausstellung, die nur einem Maler gewidmet war: die Van-Gogh-Ausstellung der Albertina in Wien. Es war faszinierend für mich: diese Fülle der Bilder im Original, nach Lebensphasen geordnet und mit aufschlussreichen Erklärungen versehen. Zum ersten Mal hatte ich das Gefühl, wirklich eine Ahnung von einem Künstler zu bekommen. Um dann im nächsten Raum voller Staunen doch wieder einem anderen van Gogh zu begegnen. Irgendwann wusste ich: So möchte ich von Gott reden. Anschaulich, aber in vielen Bildern. Denn eines allein wäre zu wenig. Es gibt kein einzelnes „Passfoto“,
9
mit dem sich Gott identifizieren ließe. Eher brauchen wir schon eine ganze Galerie, um eine Ahnung von Gott zu bekommen. Und hinter jeder Ecke wartet eine neue Überraschung auf uns. Freilich: Das Gebot „Du sollst dir kein Bildnis noch Gleichnis von Gott machen“ sperrt sich eigentlich gegen Anschaulichkeit, weil Gott mehr ist als ein Bild und mehr als alles, was wir mit unseren Worten und Symbolen ausdrücken können. Darum: Mach dir nicht nur ein Bild von Gott. Andererseits: An das Mehr Gottes gegenüber all unseren Erklärungsversuchen taste ich mich gerade durch die Vielzahl von Bildern heran. Wenn ich zugestehe, dass ich von Gott nur andeutungsweise in einer „Gemäldesammlung“ reden kann, dann verneige ich mich gerade vor seiner Lebendigkeit und Unbegreiflichkeit. Ich bleibe offen für alle künftigen Aha-Erlebnisse. Denn jedes Bild (genauso wie jedes gedankliche Modell) hat seine Grenzen. Das gilt auch für die neutestamentlichen Gleichnisse. Wenn wir dort jedes Detail auslegten, würde es am Ende falsch. Dann liebte Gott das verlorene Schaf, aber die 99 anderen nicht. Genauso steckt in jedem Bild ein wunderbarer Vergleichspunkt. Aber danach muss ich es bescheiden wieder beiseitelegen, auch wenn ich mich noch so sehr in meine eigene Idee verliebt habe ... Darum: Mach dir nicht nur ein Bild von Gott. Bereits einem Mitmenschen werden wir ja nicht gerecht, wenn wir ihn nur auf ein Bild festnageln. Das ist das Gegenteil von Nächstenliebe. Lieben wäre: neugierig bleiben auf den anderen, noch unentdeckte
10
Seiten im Nächsten wecken und sich verneigen vor dem Geheimnis auch im Mitmenschen. Frei sein von festen Bildern, von Vorurteilen – das gilt auch für den Blick auf die eigene Person. Sich nicht verheddern in einem einseitigen Selbstkonzept. Oder wenn wir uns unbedingt festlegen wollen, dann wenigstens auf ein positives Selbstbild: „Ich hab noch so viele Seiten an mir, die leben wollen ...“ Wer könnte schon von sich selbst ein allumfassendes Bild geben? Festlegen heißt töten – auch Gott töten. Ein Gott, der für die vielen Millionen Menschen in ihren vielen Millionen Lebenssituationen immer nur die gleiche Antwort bereithielte, hätte keine Bedeutung für uns. Wer sich nicht verändern kann, ist tot. Wenn Gott sich nicht verändern kann, ist Gott tot. Der ewiggleiche Gott ist verstorben. – Der vielfältige, überraschende Gott dagegen lebt unter uns, mit uns. Vater, Sohn und Heiliger Geist. Gott in all den Bildern, die Jesus in seinen Gleichnissen zum Leben erweckt hat und die unsere Liebe zu Gott wecken können. Bilderverbot und Liebesgebot sind zwei Gemälde ein- und derselben Ausstellung. Deren Thema ist: Mach dir nicht nur ein Bild – von Gott, von deinem Nächsten und von dir selbst.
11
AUF GOTT GESCHAUT
Offenbarung oder: Es ist ein Drama mit Gott
E
s ist ein Drama, wie schwer es ist, von Gott zu reden. „Gott offenbart sich“, so sagen wir Theologen, wenn wir davon erzählen wollen, dass Gott sich zeigt, dass Menschen an einem bestimmten Punkt ein Licht über Gott aufgeht. „Offenbaren“ – wir sagen mit diesem Wort alles und zugleich nichts. Und wir offenbaren, dass uns vertraute, alltägliche Worte fehlen, um von Gott zu sprechen. Es ist ein Drama mit uns Theologen. Darum möchte ich Sie zu einem anderen Weg einladen, zu einem Theaterbesuch – jedenfalls in Gedanken. Wir sind mit der U-Bahn oder dem Auto „vorgefahren“, haben unsere Mäntel abgegeben. Wenn Sie eine Leserin sind, dann wurde noch der Abstecher zur Toilette absolviert; andernfalls haben Sie in der Zwischenzeit vielleicht das Programm erworben. Die Dame an der Tür hat uns zur richtigen Reihe gewiesen, wir sind über ein paar Beine gestiegen – und jetzt sitzen wir voller Erwartung auf weichem Polster. Das Licht ist bereits gedämpft und unsere Augen sind erwartungsvoll auf den Vorhang gerichtet.
15
Doch der Beginn der Aufführung verzögert sich. Länger und länger. Wir blättern möglicherweise gereizt im Informationsheft. Vielleicht tauschen wir unsere Ungeduld mit den Nachbarn aus. Oder wir versuchen von der Platzanweiserin wenigstens Grund und Dauer der Störung zu erfahren – all das können wir tun. All das haben wir in der Hand. Aber wir haben es nicht in der Hand, den Vorhang zu öffnen. Wir haben es nicht in der Hand, dass die Aufführung beginnt. Das ist für mich ein Bild für die „Offenbarung Gottes“. Wir können die Bibel lesen oder mit Neugier das kleinste Teil und die Weite des Weltalls erforschen, wir können beten und offene Herzen und Sinne für unsere Mitmenschen haben – all das können wir tun. Aber dass ich in Staunen versetzt werde über eine Schönheit der Natur, dass mich etwas zutiefst berührt, dass mir ein Licht aufgeht über mich selbst, das habe ich nicht komplett selbst in der Hand. Das muss Gott selbst dazu tun. Dann öffnet sich auf einmal der Vorhang. Und hinter dem Vorhang? Dort befindet sich kein kostbares Gemälde und auch keine in Stein gemeißelte Statue. Sonst hätten wir Gott selbst nach dem Öffnen des Vorhangs in der Hand. Er wäre unveränderlich, sich immer gleich. Nach den biblischen Erzählungen steckt in der Geschichte Gottes mit seiner Welt und mit uns Menschen jedoch ganz viel Bewegung. Da gibt es Zorn aufeinander und Nähe zueinander, Staunen übereinander und Unverständnis füreinander. Der sich hebende Vorhang enthüllt keine immer gleiche Statue, sondern ein Schauspiel, ein Drama. Es ist ein Drama mit Gott, ein Drama, Gott zu erfahren, zu erle-
16
ben und zu erkennen. Es ist kein Drama im umgangssprachlichen Sinn. Es ist nicht schrecklich, katastrophal oder fürchterlich, sondern ein Drama im literarischen Sinn: Wir verfolgen gespannt eine Handlung, wir gehen innerlich mit und hören Diskussionen, Wutausbrüchen und Liedern zu, die wir nachempfinden können. Wir erkennen bestimmte typische Charaktere. In manchen finden wir uns selbst wieder, müssen vielleicht über uns lachen, wenn wir uns so auf der Bühne sehen. Oder wir bekommen den Impuls zu einer wichtigen Veränderung. Dieses Drama mit Gott ist weder nur Tragödie noch nur Komödie. Es ist beides. Es wird weder alles lustig noch nur voller Tränen sein. Alle Seiten unseres Lebens kommen vor. Aber nie ist es ein Schauspiel ohne Gott. Bis hierher habe ich uns als Theaterbesucher in sicherem Abstand zur Bühne sitzen lassen. Interessiert haben wir das Schauspiel verfolgt, vielleicht innerlich bewegt, doch wir waren nicht mit im Spiel. Wenn Gott allerdings den Vorhang aufzieht, geschieht noch mehr. Kennen Sie den Gedanken: Beim Kabarett kaufe ich lieber keine Karte für die erste Reihe? Abgesehen vom teureren Preis könnte das nämlich gefährlich werden: Möglicherweise spricht mich der Spaßvogel plötzlich an und bezieht mich mit ein! Dann ist es aus und vorbei mit der ruhigen Zuschauerposition. Auf einmal muss ich selbst mitspielen! Spontan! – Sogar bei einer scheinbar harmlosen Laienbühne hier in meinem kleinen Wohnort im Oberbayrischen ist mir das passiert. Passend zur händeringenden Suche nach
17
Spenden und Sponsoren im Bühnenstück wurde auf einmal ein Klingelbeutel in die Reihen des Publikums gestreckt. Die Reaktionen reichten von erschrecktem „Huch, was tue ich jetzt?“ über lustvolles Mitspielen bis zum traurigen „Ich war zu langsam, ich hab mich leider nicht getraut“. Wie auch immer: In diesem Moment war die Aufführung endgültig zu „unserer“ Vorstellung geworden. Gratis gab es als Zugabe die Erkenntnis: Je spontaner und je mehr ich mich einbringe, desto mehr haben wir alle Freude daran. Je mehr ich in das Stück eintauche, desto mehr nehmen ich und wir alle daraus mit. So ist es auch beim Drama mit Gott. Allerdings können wir uns dem Drama mit Gott nicht entziehen. Gar nicht. Da gibt es kein „Ich spiel nicht mit“. Da sind wir nie nur Zuschauer, sondern immer Teilnehmer und Mitspieler. Wir finden uns in verschiedensten Rollen wieder, denn jeder von uns lebt sein Leben. Es gibt kein Drehbuch, das uns sagen würde, was zu tun ist. Wir müssen selbst entscheiden, selbst handeln und selbst antworten. Wir müssen so agieren, wie wir sind. Jeden Tag spontan, neu. Doch je mehr ich mich einbringe, desto mehr Freude und Freunde gewinne ich und desto tiefer offenbart sich mir der Sinn.
18
Schöpfung oder: Gott will nicht Single bleiben
S
chöpfung – das klingt nach einem Ereignis von anno dazumal, nach einem Vorgang aus grauer Vorzeit und damit nach einem Geschehen ohne Bedeutung für uns heute. Das gilt erst recht, weil diese altertümlichen Erzählungen vor jeder Kenntnis der Evolution entstanden sind. Allerdings können in der Bibel grundverschiedene Beschreibungen von Schöpfung fröhlich nebeneinander stehen (1. Mose 1 und 2). Sie würden sich vermutlich auch mit einer EvolutionsSchöpfungsgeschichte gut vertragen. Aber Bedeutung, Gehalt für uns heute haben die ergrauten Verse damit immer noch wenig. Kann Schöpfung Symbol für noch mehr sein? Könnte Schöpfung für rauschende Freude am Gestalten stehen? Ist sie das Symbol für Kreativität? Könnte sie der Hinweis sein, dass Gott ein Gott der Beziehung ist, der nicht in endlose Leere starren will, sondern voller Sehnsucht ist nach dem Gegenüber? So gesehen würden die ersten Seiten der Bibel auf einmal zu einem Symbol, in dem auch wir Menschen uns spiegeln können. Wo von Schöpfung die Rede ist,
19
da ist Raum für unbändige Freude an allem, was entsteht und leben darf. Da ist Platz, um einen Freudentanz darüber aufzuführen, so vieles vor dem NichtSein zu bewahren. Wo von Schöpfung die Rede ist, rühren diese Worte freilich auch andere Seiten in uns an: unser Seufzen über das, was nicht gelungen ist, vor allem aber unsere Tränen über das, was nie sein wird, wo Bereiche in unserem Leben brach liegen, weil wir eben nicht Gott sind und für uns nicht alles machbar ist. Diese Trauer hat in unserer Gesellschaft kaum einen Ort. Offener sind wir – jedenfalls für begrenzte Zeit – für die Trauer über das, was einmal war und nun nicht mehr ist. Aber Weinen um das, was nie existiert hat und nie existieren wird? Da ist der unfreiwillige Single, das ungewollt kinderlose Paar, da ist der Arbeitslose wider Willen ... Es gibt keinen öffentlichen Ort für und kaum öffentliche Anteilhabe an ihrem Leid. Die Betroffenen haben oft zusätzlich mit einem ausgesprochen negativen Ruf zu kämpfen: Die Singles sind bindungsunfähig, die kinderlosen Paare egoistisch, die Arbeitslosen faule Hartz-IVEmpfänger ... Statt ihren möglichen Schmerz zu erahnen oder gar mitzuempfinden, gibt’s noch eins obendrauf. Ich verliere dabei die Trauer von Menschen um ihre Verstorbenen nicht aus dem Blick. Sie ist herb genug. Alle, die einen geliebten Menschen viel zu früh verloren haben, trauern doppelt. Sie vermissen den Menschen, wie sie ihn kannten. Und gleichzeitig kennen sie den anderen Schmerz über das, was nie mehr sein wird: dass der Partner die eigenen Enkel nie er-
20
leben wird, dass das eigene Kind nicht den Schulabschluss, nicht den achtzehnten Geburtstag feiern, nicht die erste Liebe spüren wird ... Hier geht es jedoch um die andere, die stumme Trauer. Bleibt sie nämlich unausgesprochen, so bleiben ihre Themen außen vor. Damit gehen sie der Gesellschaft aber verloren. Wie soll eine Gemeinschaft gut existieren, wenn sie nicht von Freud und Leid des jeweils anderen weiß, wenn die Familie nicht vom Single erfährt, welch ein Glück es ist, in einer Gemeinschaft aufgehoben zu sein, die man sich nicht jeden Tag neu erschaffen muss, und wenn der Single nicht von den Familien hört, was für eine Entspannung es bedeutet, nicht jeden Tag einen Organisationsmarathon hinlegen zu müssen? Wie soll eine Gesellschaft sich weiterentwickeln, wenn sie nicht der Not dessen nachspürt, der sich entwertet fühlt, weil er keine bezahlte Arbeit hat, der aber umgekehrt nichts von der Überlastung eines Abteilungsleiters ahnt? Wie sollen neue, zukunftsweisende Ideen entstehen? Vielleicht brauchten wir einen Gedenktag der Schöpfung, damit unsere Trauer über das Ungelebte einen Platz bekommt, einen Platz im eigenen Leben – und einen Platz in der Gesellschaft. Vielleicht brauchten wir einen Tag, an dem man Misslungenes aussprechen darf, ohne als Versager zu gelten, einen Tag, an dem man wehklagen darf, einen Tag, an dem man gemeinsam einen Blick auf die unfruchtbaren Seiten des Lebens wirft. So kämen wir gerade durch unsere Verletzungen einander näher und ließen die verschiedenen Pole unserer Gesellschaft aufscheinen.
21
Ein Feiertag der Schöpfung wäre aber zugleich ein Tag des Festes und der Freude, ein Tag der Freude über alles, was stattdessen geworden ist. Anstelle des Gewünschten ist ja nicht nur Leere vorhanden, statt des Ersehnten gähnt ja nicht nur ein Loch. Es ist nicht nichts geworden. Anderes ist geworden. Jedes Mal, wenn wir uns mit etwas beschäftigen, tun wir dafür etwas anderes nicht. Während ich diese Zeilen tippe, kann ich nicht gleichzeitig musizieren, obwohl es mich auch dorthin zieht. Und wenn ich Geige spiele, hat das Schreiben Pause. Das gehört zu unserer Begrenztheit, die viel mehr umfasst als unseren sicheren Tod irgendwann. Einen Tag lang das Geschaffene bedenken, könnte auch bedeuten: wahrnehmen, was statt des Betrauerten an Gutem gewachsen ist und welche Ernte wir trotz allem in Händen halten. Wir könnten unsere Seele davon berühren lassen, uns an der Freude versuchen, vielleicht sogar an der Dankbarkeit nippen. An einem Schöpfungsfesttag könnten wir versuchsweise in den Psalmvers einstimmen: Die mit Tränen säen, werden mit Freuden ernten (Psalm 126,5). Wer Raum gehabt hat, seinen Mangel zu beweinen, kann möglicherweise – wenn die Augen gewischt sind – Fülle an anderem, ungeahntem Ort in den Blick bekommen.
22