Schreiber, Bianca, Moritz, Arne: Philosophieren mit Kindern mit Dingen

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Philosophieren mit Kindern mit Dingen

Medien für den Ethikunterricht an Grundschulen

Philosophieren mit Kindern mit Dingen

Medien für den Ethikunterricht an Grundschulen

Band 1

Herausgegeben und verfasst von Arne Moritz, Bianca Schreiber

Claudius Verlag München 2024

Birkerstraße 22, 80636 München www.claudius.de

Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlags unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen.

Gestaltung und Typografie: Weiss Werkstatt München

Druck und Bindung: Plump Druck & Medien GmbH, Rheinbreitbach

ISBN 978-532-3-71400-3

Vorwort

Es ist klar: Die Dinge meiner Umgebung sind meine Bedingung. (Vilém Flusser 1993, 9)

Dieses Buch ist eine Einladung dazu, sich gemeinsam mit Kindern auf die nachdenkliche Auseinandersetzung mit den Dingen unserer Umgebung einzulassen und dabei Fähigkeiten im elementaren Philosophieren weiterzuentwickeln und Orientierung in wichtigen Themenfeldern des Ethikunterrichts zu gewinnen.

Die zehn Materialien für das Philosophieren mit Kindern mit Dingen im Ethikunterricht an der Grundschule sind fünf gängigen Lernbereichen zugeordnet und jeweils entweder für die 1. / 2. oder 3. / 4. Klassenstufe ausgelegt.

Ein didaktischer Kommentar informiert jeweils knapp über den inhaltlichen Zusammenhang, die Ziele und die mögliche methodische Gestaltung des Philosophierens mit dem jeweiligen Ding, über den Einsatz des jeweils zur Verfügung gestellten Arbeitsblatts (Kopiervorlage), sowie über die Einordnung in eine Lernsequenz und mögliche Anschlussaktivitäten.

Vor dem Einsatz der zehn Materialien im Unterricht empfehlen wir deshalb die Lektüre des jeweiligen didaktischen Kommentars, auch damit die für das Philosophieren notwendigen Dinge besorgt und der methodische Gang den Gegebenheiten in der Lerngruppe ggf. angepasst werden kann.

Vor der ersten Nutzung unserer Materialien ist sicher auch die Lektüre des Nachworts sinnvoll, welches grundsätzliche Orientierungen zum Philosophieren mit Kindern mit Dingen im Überblick vermittelt und auch zur Entwicklung eigener Unterrichtskonzeptionen anregt (s. dazu auch die weiterführenden Literaturhinweise).

Der Band nutzt folgende graphische Symbole zur durchgängigen Orientierung der Lernenden bzw. der Lehrkräfte:

Lernbereiche

Kompetenzen

Arbeitsformen

Ich Wahrnehmen Schreiben

Wir

Religionen

Verstehen

Analysieren

Natur/Kultur/ Technik Argumentieren

Zeit und Zeitlichkeit Übertragen

Zeichnen/Malen

Dialog/ Partnerarbeit/ Gruppenarbeit

Mit dem vorliegenden Band beginnen wir die Reihe „Medien für den Ethikunterricht an Grundschulen“, in der in der Zukunft in ähnlicher Weise auch andere wichtige Medien des Philosophierens mit Kindern praxisnah vorgestellt werden sollen.

Dem Claudius Verlag, insbesondere Frau Heidrun Barth, und dem Grafikbüro danken wir für die sehr angenehme Zusammenarbeit!

Halle (Saale), im Sommer 2024, Arne Moritz & Bianca Schreiber

(1./2. Schuljahr)

Kleidung

1. Beschreibt, wie ihr euch das Kind vorstellt, das diese Kleidung gern trägt.

2. Betrachtet in Partnerarbeit eure Kleidung. Beschreibt, was die Kleidung des anderen Kindes über ihn oder sie aussagt.

3. Vergleicht nun die Beschreibung des Partners oder der Partnerin mit den Gründen für die Wahl der eigenen Kleidung.

4. „Kleider machen Leute“. Erkläre den anderen, wie du diese Redewendung verstehst.

5. Stimmst du zu? Begründe deine Meinung.

6. Ergänze den Satzbeginn.

machen Leute.

© Bild: Bianca

Ich Wahrnehmen

Didaktischer Kommentar

Inhaltliche Orientierung

Entwirft man mit der Wahl der eigenen Kleidung ein Bild von sich selbst?

Kleidung wird vom Menschen nicht nur als Schutz vor schädlichen Umwelteinflüssen getragen, sondern ist auch von kultureller Bedeutung. Sie ist Ausdruck von Individualität, aber auch von Uniformität. Kleidung kann eine symbolische Bedeutung haben. So werden bestimmte Kleidungsstücke als politisches oder religiöses Symbol getragen. Außerdem verrät die Kleidung etwas über den sozialen Status, die Herkunft und die geschlechtliche Identität. Mit der Wahl der Kleidung kann man eine Gruppenzugehörigkeit oder eine Abgrenzung zu anderen zum Ausdruck bringen. Die Kleidung sagt etwas über den aus, der sie trägt. Für andere kann also schon allein durch die Betrachtung der Kleidung einer Person ein Bild von dieser entstehen. Diese Überlegungen zur Bedeutung von Kleidung führen zu der Intuition, dass wir mit der Wahl der Kleidung ein Bild von uns selbst entwerfen. Erst die Frage, ob wir eine andere Person sind, wenn wir gezwungen werden, eine andere Kleidung zu tragen, führt zu einer kontraintuitiven Position. Man hat die Vorstellung von einem „festen inneren Selbst“, das nicht durch eine bestimmte Kleidung verändert werden kann. Außerdem zeigt man auch durch seine Handlungen, wer man ist.

Untergeordnete Fragen: Was verrät die Wahl der eigenen Kleidung über einen selbst? Ist man ein anderer Mensch, wenn man eine andere Kleidung trägt? Bin ich noch ich, wenn ich meine Kleidung nicht selbst wähle?

Ziele

Die Kinder beschreiben eine Person anhand ihrer Kleidung. (Wahrnehmen)

Die Kinder beurteilen, welche Bedeutung die Wahl der Kleidung für die Identität hat. (Argumentieren)

Methodische Hinweise

Es sollten Kleidungsstücke für die Aufgabe 1 gewählt werden, die möglichst viele Vermutungen über die Person (Geschlecht, Interessen etc.) zulassen. Gründe für Vorurteile sollten problematisiert werden. Die Aufgaben 1–3 führen insgesamt zur Fragestellung, ob man mit der Wahl der Kleidung ein Bild von sich selbst entwirft. Das Sprichwort (Aufgaben 4–6) soll zu einer Beurteilung über die Bedeutung der Kleidung für die Identität herausfordern. Nicht nur die Kleidung, sondern auch unsere Handlungsentscheidungen formen ein Bild von uns selbst und machen uns zu einer bestimmten Person.

Einordnung in Lernsequenz

Das Philosophieren über Kleidung eignet sich zum Beginn einer Lernsequenz zur eigenen Identität.

Vorschlag für Anschlussaktivität

Die Kinder denken über die eigene Wahl anderer Dinge (Zimmereinrichtung, Bücher etc.) nach. Sie bringen einen persönlichen Gegenstand bzw. ein Foto von ihm mit zum Unterricht und sprechen über die persönliche Bedeutung des Gegenstands.

Ich Verstehen (3./4. Schuljahr)

1. Betrachte die von dir gewählte Maske. Schreib auf, warum du die Maske gewählt hast.

2. Welche Rolle kannst du mit der Maske spielen? Notiere Eigenschaften und mögliche Tätigkeiten.

3. Schreib Dinge auf, die du durch das Tragen der Maske verbergen kannst.

4. Sieht man, wer du bist, wenn du die Maske ablegst? Tauscht euch darüber aus. Begründet eure Ansicht.

Maske
© Philosophieren mit Kindern mit Dingen, © Claudius Verlag, München

Philosophieren mit Kindern

Die Reihe richtet sich an Lehrkräfte der Grundschule, die Inhalte des Ethikunterrichts mit den Methoden des Philosophierens mit Kindern erarbeiten wollen. Jeder Band fokussiert sich auf ein besonderes Medium, welches das Philosophieren mit Kindern anregt und unterstützt.

Im Zentrum von Band 1 stehen Dinge .

Kompetenzorientierte Unterrichtsvorschläge und Materialien für die Klassenstufen 1/2 und 3/4 orientieren sich an den Themenschwerpunkten:

• Ich

• Wir

• Religion

• Natur – Kultur – Technik

• Zeit und Zeitlichkeit

Didaktisch-methodische Anregungen für das gemeinsame Philosophieren sowie direkt einsetzbare Arbeitsblätter runden das Angebot ab.

Arne Moritz lehrt seit 2012 an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg Fachdidaktik für Ethik und Philosophie, u. a. für das Lehramt an Grundschulen.

Bianca Schreiber arbeitet seit 2015 im Bereich Fachdidaktik für Ethik und Philosophie an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg. Sie ist dort u. a. an der Ausbildung von Grundschullehrkräften für das Fach Ethik beteiligt.

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