Ebert, Andreas; Moser, Gregor (Hg.): Männergebete

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Andreas Ebert/Gregor Moser (Hrsg.)

Männergebete

Claudius


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Bibliografische Informationen Der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

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I n h a lt

Vorwort 6 Mit Gott unterwegs  10 Leben, Lieben, Leidenschaft  34 Vaterwunde, Mutterwunde  66 Männergebete der Bibel  82 Kraftort Natur  88 Zwiesprache mit Gott: das Herzensgebet  104 Starke Worte für schwache Momente  114 Quellenverzeichnis 126


VORWORT

Beten Männer anders als Frauen? Haben sie andere Zugänge zu Gott? Andere Gebetsinhalte? Gehört „Beten“ zu jenen Themen, über die Männer in der Regel ungern reden? Welche Formen des Betens sprechen Männer eher an als andere? Die christliche Religion scheint ja eher eine Frauendomäne zu sein. 70 bis 80 % der Gottesdienstbesucher sind weiblich. Seit Frauen in der evangelischen Kirche Pfarrerinnen werden können, nimmt ihr Anteil unter den Geistlichen ständig zu; schon bald wird es mehr Pfarrerinnen geben als Pfarrer. Die Bibel ist voll von Männergebeten. Die Gebetssammlung schlechthin, die Psalmen, wird zu großen Teilen König David zugeschrieben, der 6


ein Mann war wie ein Baum: leidenschaftlich und ungestüm im Krieg wie in der Liebe. Der legendäre Prophet Jona betet im Bauch des großen Fisches, der ihn verschlungen hat, um ihn in der gottlosen Stadt Ninive wieder an Land zu spucken. Jesus zog sich immer wieder zum Gebet in die Stille der Natur zurück, erst in die Wüste, später auf einsame Berge. Er lehrte seine Jünger das Vaterunser. Und die Apostel werden im Neuen Testament ebenfalls als große Beter geschildert, die auf diese Weise Wunder gewirkt und Kranke geheilt haben. In meiner Praxis als Anleiter geistlicher Übungen erlebe ich, dass es zwei Formen der Spiritualität gibt, die Männer mehr anzusprechen scheinen als andere: die gegenstandslose Meditation und das Pilgern. Bei der Meditation sind es besonders disziplinierte Formen wie ZEN, die Männer zu reizen und herauszufordern scheinen. Im Spirituellen Zentrum St. Martin in München, das ich leite, laden wir zweimal pro Woche um 6.30 Uhr zu einer einstündigen Schweigemeditation ein. Sie wird fast nur von Männern besucht, während die Meditationen am Nachmittag oder am Abend 7


auch viele Frauen anziehen. Was mag das bedeuten? Auf dem Jakobsweg nach Santiago de Compostela sind laut statistischer Untersuchung mehr Männer als Frauen unterwegs. Dieses „Beten mit den Füßen“, das ein großes Fernziel und kleinere Tagesziele kennt und das zunächst körperlich herausfordert, scheint für Männer attraktiver zu sein als Formen des Betens, bei denen man in einer Kirche oder in einem offenen Stuhlkreis sitzt oder eigene Gefühle ausdrücken soll. Im Islam ist es das streng ritualisierte Gebet in der Moschee mit seinen fast militärischen Gesten der Niederwerfung und des Aufstehens, das auf diese Weise nur von Männern ausgeübt wird. Im Judentum kann man nur Gottesdienst feiern, wenn mindestens zehn Männer anwesend sind. Ich vermute, dass für Männer Formen der Spiritualität verlockend sind, bei denen sie in gewisser Weise unter sich sind oder gewisse privilegierte Aufgaben haben. Vielleicht schließen viele Denominationen und Religionen Frauen deshalb von priesterlichen Ämtern aus, weil sie sonst sehr schnell in der Überzahl wären.

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Aber all das sind Theorien. In diesem Buch haben wir Gebete von Männern gesammelt – aus der Bibel und aus der Literatur, aber auch Gebete, die Männer von heute aufgeschrieben haben. Sie wollen vor allem Männer inspirieren, selbst ins Beten zu kommen. Eigene Zugänge zum Göttlichen zu suchen und zu pflegen – mit Worten oder in der Stille. Andreas Ebert

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MIT GOTT UNTERWEGS


Und der Herr sprach zu Abram: Geh aus deinem Vaterland und von deiner Verwandtschaft und aus deines Vaters Haus in ein Land, das ich dir zeigen will. Und ich will dich segnen und Du sollst ein Segen sein. 1. Mose 12,1.2

Jesus spricht zu Petrus: Als du jünger warst, gürtetest du dich selbst und gingst, wo du hinwolltest; wenn du aber alt wirst, wirst du deine Hände ausstrecken und ein anderer wird dich gürten und dich führen, wo du nicht hinwillst. Johannes 21,18

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Fürchte dich nicht! Erlaube dir, dich selbst zu spüren Wo immer du bist, wird Gott dich führen und höre sein mächtiges „Fürchte dich nicht!“ Durch Dunkelheit trägt er dich weiter ins Licht Philipp Gärtner

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Männersache Mein Gott, die Gedanken sind da. Sie lassen sich nicht fassen und ordnen. Ich überlasse es dir, in der Gedankenflut einen roten Faden zu finden. Du kennst meine Gedanken, noch ehe ich sie gedacht habe, ehe ich den Versuch unternommen habe, Sätze zu formulieren und vor dich zu bringen. Es ist sehr einfach zu beten und doch so schwierig. Ich traue mich nicht, die Unvollständigkeit anzunehmen. Du kennst meine Schwäche und sagst: „Trau dich, wirf mir deine Gedanken zu, bei mir sind sie am besten aufgehoben!“ Mein Gott, es ist so einfach zu beten, wenn ich es nur versuche. Katholische Männerbewegung in Kleinraming

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Männersegen Die Kraft Gottes stärke deinen Rücken, wenn man dich beugen will. Der Schutz Gottes begleite deine Wege und dein Tun in allen Schritten. Die Zärtlichkeit und die Liebe Gottes durchströme dein Wesen in der Begegnung mit allen Geschöpfen der Welt. Die Macht Gottes entfache deinen Mut und deine Kräfte für das Gute in der Welt. Die Fülle Gottes erquicke deinen Geist und deine Gedanken für den Genuss deines Lebens. Göttlicher Segen sei mit dir! Katholische Männerbewegung in Kleinraming

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Herr, ich komme zu dir Herr, ich komme zu dir, dass deine BerĂźhrung mich segne, ehe ich meinen Tag beginne. Herr, lass deine Augen eine Weile ruhen auf meinen Augen. Herr, lass mich das Wissen um deine Freundschaft mitnehmen in meinen Alltag. Herr, fĂźlle meine Seele mit deiner Musik, mit deinem Frieden, mit deiner Freude. Herr, begleite mich durch diesen Tag und segne mich. Nach Rabindranath Tagore

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Der Schild des Heiligen Patrick Ich erhebe mich heute in gewaltiger Kraft in Anrufung der Heiligsten Dreifaltigkeit im Glauben an die Dreiheit im Bekenntnis der Einheit des Weltenschöpfers. Ich weihe mich heute Gottes mächtiger Führung, Gottes wachendem Auge, Gottes lauschendem Ohr, Gottes schützenden Händen, Gottes fürsprechendem Wort, Gottes leitender Weisheit, Gottes offenen Wegen, Gottes bergendem Schild. Christus sei mit mir, Christus sei vor mir, Christus sei in mir, Christus zur Rechten, Christus zur Linken, er ist die Kraft, er ist der Friede!

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Christus sei, wo ich liege, Christus sei, wo ich stehe, Christus sei, wo ich sitze, Christus in der Tiefe, Christus in der Hรถhe, Christus in der Weite. Patrick von Irland (ca. 389-461)

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Gebet am Morgen Herr, ich will JA sagen zu diesem Tag mit seinen Arbeiten, die ich gern oder nicht gern mache, zu diesem Tag mit seinen Mรถglichkeiten zwischendurch, dazu, dass ich nicht alles schaffen werde, was ich mir vorgenommen habe. Herr, ich will JA sagen zu den Menschen, die mir begegnen, die ich mit deinen Augen sehen darf, die ein gutes Wort, meine Aufmerksamkeit oder Hilfe brauchen, zu den Menschen, die mich gar nicht brauchen. Herr, ich will JA sagen zu mir mit dem, was ich kann und was ich nicht kann, zu meiner Gesundheit, zu meiner Geschichte, die mir viel geschenkt und auch manches vorenthalten hat, 18


zu meiner Zukunft, die in deiner Hand liegt, zu meiner Familie, zu meinem Besitz, zu dem, was ich habe und was ich nicht habe. Herr, ich will JA sagen zu dir, der Du mir Glauben und dein Reich schenkst, aber nur stĂźckweise. Lass mich heute mit diesem JA leben. Danke, dass dein JA mir zuvorgekommen ist. Amen Michael Zimmermann

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