Herausforderungen 8

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Evangelisches Religionsbuch fĂźr Realschulen

Herausforderungen

Zur Genehmigung eingereichte korrigierte Fassung

Herausforderungen Evangelisches Religionsbuch fĂźr Realschulen

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17.09.2019 10:53:57



Herausforderungen Evangelisches Religionsbuch fĂźr Realschulen 8

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Herausgegeben von Martina Steinkühler Erarbeitet von Susanne Schroeder, Martina Steinkühler, Ingrid Wiedenroth-Gabler und Esther Wühle-Miksch Theologisch/didaktisch begleitet von Prof. Dr. Michael Fricke, Universität Regensburg Beim interreligiösen Lernen Beratung durch Prof. Dr. Karlo Meyer, Universität des Saarlandes

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Claudius Verlag München 2020 Birkerstraße 22, 80636 München www.claudius.de Rechtschreibreformiert, sofern nicht urheberrechtliche Einwände bestehen.

Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlags unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Umschlaggestaltung, Layout und Satz: textformart, Göttingen Umschlagfoto: © mbolina / Adobe Stock.com Comics: Rüdiger Pfeffer, Versmold Druck und Bindung: appl, Wemding ISBN 978-3-532-70143-0


Liebe Schülerin, lieber Schüler, auch in Klasse 8 gibt es wieder fünf Herausforderungen für dich. Der LehrplanPLUS sieht vor, dass du tiefer in das Eigene einsteigst: Evangelisch-Sein – was sind seine Wurzeln, was ist sein Besonderes und wie kommt es heute vor? Er sieht weiter vor, dass du dich von da aus für Anderes und Fremdes öffnest – für andere Konfessionen und für ostasiatische Religion und Spiritualität. Außerdem geht es um Frieden, Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung – prophetisches Handeln in der Bibel und heute ganz praktisch. Ebenso praktisch: Diakonisches Handeln – dafür gibt es Vorbilder, aber vor allem den eigenen Versuch und die eigene Erfahrung. Lass dich überraschen! Wie du dich beim Älterwerden veränderst, so verändert sich auch dieses Schulbuch. Die neuen Inhalte brauchen mehr Raum. Du wirst sehen, dass manche Doppelseiten gut gefüllt sind – so gut, dass nur für einen einzigen GEFRAGT-Kasten Platz ist. Der bezieht sich dann in seinen Hinweisen und Impulsen auf beide Seiten. Übrigens: Die Zettel im GEFRAGT-Kasten haben eine wichtige Funktion: Sie sind dein „Geländer“. Beim Arbeiten mit den Impulsen geben sie dir Halt und Orientierung.

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Der neue Band bietet wieder ein Verzeichnis „Wörter und Namen“, wo du alles nachschlagen gekennzeichnet ist. Und zu dem großen Thema kannst, was in den Kapiteln mit einer „evangelisch“ gibt es ein „Evangelisch SPEZIAL“ . Du weißt ja: Das SPEZIAL ist alles andere als bloß ein Anhang. Nur, wenn du das SPEZIAL in deine Recherchen mit einbeziehst, kannst du den Stoff erarbeiten und dir aneignen, was es zu wissen gilt.

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Der Stift bedeutet für dich: Hier solltest du einen Eintrag in dein Heft machen. Und was war das noch mal? Genau: Ein Vorschlag zum Nachdenken, ganz für dich allein; was du dazu notierst, musst du niemandem zeigen. Zum guten Schluss: Auch Paula und Samira, Maxi und Murat sind wieder dabei. In den Comics von Rüdiger Pfeffer kommt Religion auf dem Schulhof zur Sprache, so ganz nebenbei – findest du das Thema des Kapitels darin wieder? Wir wünschen dir eine gute Zeit mit dem neuen Buch, viele Entdeckungen und gute Erfahrungen. Das Team von „Herausforderungen“


Inhalt Fünf Themen und ihre Herausforderungen 1 Den Glauben erneuern

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Im Fokus: Martin Luther

2 Eins in Christus – 31 in vielen Facetten

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3 „So spricht Gott“ 57

Prophet*innen – Eintreten für Gerechtigkeit und Wahrheit

4 Füreinander da sein 77

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Diakonisches Lernen, Diakonisches Handeln

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5 Nach Buddha fragen 103

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Ostasiatische Weisheit trifft westliche Welt

Zur Recherche

EVANGELISCH SPEZIAL

Wörter und Namen 154

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1 Den Glauben erneuern Im Fokus: Martin Luther

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LUTHER BEGEGNEN

Im Sommer 2010, während der Lutherdekade, hat Ottmar Hörl mit seiner Installation „Martin Luther: Hier stehe ich“ viel Aufsehen erregt. Mitten auf dem historischen Marktplatz in Wittenberg hat er 800 bunte Luther-Figuren aufgestellt. Seitdem erobern Hörls LutherFiguren von Wittenberg aus die ganze Welt und laden Menschen zum Austausch ein.

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Das eigentliche Luther-Denkmal steht seit der 300-Jahr-Feier des Anschlags der 95 Thesen in Wittenberg; es ist das erste freistehende Standbild für einen Nicht-Adeligen.

Vorwissen zusammentragen …

So eine Luther-Figur aus Kunststoff, einen Meter hoch, 500 Euro teuer, kann man kaufen:

für draußen oder drinnen

in vier Farben

mit Talar und Bibel

1. Was wisst ihr über Martin Luther, die Reformation? Tauscht euch aus, sammelt an der Tafel Fakten und Fragen. 2. Zeichne den Umriss der Luther-Statue in dein Heft und schreibe stichwortartig hinein, was dir wichtig erscheint. Lies dazu ❶. Notiere auch Fragen. 3. „Mini-Luther als Massenware – ich möchte wissen, was das soll!“ Besprecht zu zweit diesen Kommentar zu den „Lutherzwergen“. Wem würdest du ein Denkmal setzen? Wofür? Und wie würde es aussehen?


REFORMATION FEIERN 31. Oktober: Wir waren mit der Kon fi-Gruppe in der Kirche. Da waren überall Plakate. „Angst“ – „Glaube“ – „Freiheit“. Wir haben dazu unsere Gedank en aufgeschrieben und uns ausgetauscht. Was das mit Reform ation zu tun hatte, habe ich aber nicht verstanden …

r 31. Oktober: Bei meine en Kusine in Niedersachs ist heute schulfrei …

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Lieber Martin Luther, sie nennen dich den Urheber der Reformation. Sie nennen dich den Wiederentdecker der Liebe Gottes, den Befreier des Glaubens und des Denkens. Sie erzählen Geschichten von dir, von deiner Kindheit und Schulzeit, wie du Mönch wurdest, Theologieprofessor und der erste Protestant. Sie erzählen, wie du gegen den Papst protestiert und dem Kaiser widerstanden hast. Sie sagen, dass Christ*innen heute auf deinen Spuren gehen. Was genau

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GEFRAGT

P. S.: Frau Martini, unsere Relilehrerin, will, dass wir unseren Fragen nachgehen. Wir sollen ein Lerntagebuch führen, zu dir und zur Reformation. Wir haben drei Hinweise bekommen, sozusagen Suchwörter: Angst – Glaube – Freiheit …

Natalie – Seite 1 ihres Lerntagebuchs

… und weiterfragen

Hier werden Fragen aufgeworfen, zu denen du erst am Ende des Kapitels kompetent Stellung nehmen kannst. Darum:

Suche!

hast du eigentlich gemacht? Und warum? Warum feiern wir dich und was für ein Denkmal passt zu dir? So, das sind meine Fragen.

Sammle!

Notiere!

Und kehre zum Schluss zur Beantwortung der Fragen auf diese Seite zurück.

1. Suche im Internet nach schülergerechtem Material über Martin Luther. Formuliere Empfehlungen. 2. Lies ❷: Ergänze die Luther-Skizze im Heft mit Gedanken aus diesem Text. Mach es wie Natalie: Führe ein Lerntagebuch, besonders zu den drei „Suchwörtern“.

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KINDHEIT IM MITTELALTER

Eine Schulstunde im Mittelalter. Wer im Laufe der Woche am häufigsten gegen die Regeln verstoßen hatte, bekam einen Eselskopf aufgesetzt.

Malerei in einer mittelalterlichen Bibel: Anfänge der Schule

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Ein Klassenkamerad* schreibt über den jungen Martin Luther:

Mansfeld, 1490. „Wer nicht hören will, muss fühlen.“ Das haben wir zu Hause gelernt. Wir alle, nicht nur Martin. Aber Martin, scheint mir, nimmt es besonders schwer. Er ist schüchtern und misstrauisch. Immer will er alles perfekt machen. Und dann schaut er den Lehrer mit großen Augen an. „Bitte, sei zufrieden, sei zufrieden mit mir!“ Ich kann es fast hören, wie er das denkt. Die Strafen der Lehrer sind oft ungerecht und immer demütigend und furchtbar hart. Martin sagt: „Das kenne ich von zu Hause.“ Ich weiß, dass er seine Eltern fürchtet und liebt. Umso mehr bemüht er sich, perfekt zu sein. Aber wer kann das schon?

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GEFRAGT

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Was Schläge bewirken

Gewalt als Erziehungsmittel ist heute verboten:

in Schweden seit 1979 (erstes Land der Welt)

in Deutschland seit 2000

in Finnland seit 1984 (zweites Land der Welt)

1. Nimm das Bild unter die Lupe. Du kannst zwei Formen von Gewalt erkennen. Benenne sie. 2. Beschreibe mit eigenen Worten das Bild, das ein Klassenkamerad von Martin entwirft. 3. „Ich weiß, dass er (Martin) seine Eltern fürchtet und liebt“, heißt es im Text. Wie passt das für dich zusammen? Tauscht euch darüber aus. 4. Vergleiche die Seiten „Kindheit im Mittelalter“ und „Kindheit heute“: Wo kommt jeweils das Suchwort „Angst“ vor? Natalies Lerntagebuch hilft dir. 5. Gib eine persönliche Stellungnahme ab: Wie geht es dir mit Leistungsdruck und Versagensangst? * Wenn du wissen willst, was das Sternchen bei „Klassenkamerad“ bedeutet, lies ➌.


KINDHEIT HEUTE

Lieber Martin, aha, da ist ja schon das erste Suchwort: Angst. Du hast Angst vor deinen Eltern und vor deinen Lehrern. Du hast Angst vor Schlägen, aber mehr noch, denke ich, hast du Angst, zu versagen. Angst vor Schlägen muss ich nicht haben und das mit dem Eselskopf – eh, das wäre ja Mobbing! Aber die Angst zu versagen kenne ich gut. Meine Noten sind gerade

ziemlich mies, aber ich will doch einen guten Abschluss machen! Ich gebe mir richtig viel Mühe. Na ja, meistens. Mama meint, ich könnte noch mehr tun, aber hör mal: Man braucht doch auch mal eine Auszeit, oder? Hmm – scheint, als hättest du nie Auszeiten gehabt … Natalie – Seite 2 ihres Lerntagebuchs

In einem Zeitungsartikel heißt es:

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Simon ist erst sieben Jahre alt, als seine Eltern Hilfe bei einer pädagogischen Beratung suchen. Er konzentriere sich schlecht und verweigere die Hausaufgaben, klagen sie. Eine Aufstellung ergibt: Simons Tage sind getaktet wie die eines Erwachsenen. Zwischen Schule, Hausaufgaben, Nachhilfe und Sport bleibt keine Zeit zum Träumen. Selbst am Wochenende muss Simon funktionieren. Da stehen Lerneinheiten mit seinem Vater auf dem Programm.

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Für die Forscher der Universität Bielefeld ist Simon ein Paradebeispiel für die Gefahr von Burnout schon im Kindesalter. Wissenschaftler befragten eine repräsentative Gruppe von über 2 000 Kindern und Eltern. Die Ergebnisse sind alarmierend: Etwa jedes sechste Kind unter zwölf und jeder fünfte Jugendliche in Deutschland leiden unter „deutlich hohem Stress“. Die Folgen reichen von Einschlafschwierigkeiten über Versagensängste bis hin zu Depressionen. Auch Kopfschmerzen zählen zu den gängigen Symptomen. In die Praxis von Hermann Josef Kahl kommen täglich gestresste junge Patienten. Er ist Kinderund Jugendarzt in Düsseldorf und Sprecher seines Berufsverbandes. Schule erlebt er vor allem als Problemfeld. Dort empfänden viele Kinder nicht nur Leistungs-, sondern auch Gruppendruck. Stichwort: Mobbing. Lange Schultage mit anschließender Nachmittagsbetreuung – da fehlten sensiblen Kindern die Rückzugsräume. Inga Michler

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WIE DIE MENSCHEN …

Ein Klassenkamerad schreibt über den Mitschüler Martin: Eisenach 1499. Du meine Güte, der Martin: Was der alles weiß! Aber rot wird er, wenn er etwas sagen soll, und seine Stimme zittert. Beim Beten macht er ganz brav die Augen zu und auf seinem Gesicht ist so ein angestrengter Ausdruck, als ob er sich unheimlich viel Mühe gäbe, sich ganz und gar zu konzentrieren. Er lebt bei Verwandten seiner Familie. Anfangs dachte ich, er hat Heimweh. Denn er schreibt viele Briefe nach Hause. Dabei freilich hat sein Gesicht genauso einen angestrengten Ausdruck wie beim Beten … Ich werde noch nicht ganz schlau aus ihm. Aber ich denke, er wäre ein angenehmer Kamerad …

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Aus einer Biografie über Martin Luther

Gott war für den jungen Martin die oberste Instanz in einer Welt voller Autoritäten. Die Leiter der Autoritäten begann mit seinem Vater, dann folgten die Lehrer, die Fürsten und am Ende stand Gott. Das alles waren Mächte, die Gehorsam verlangten und mit Strafen drohten. Diesen Strafen konnte Luther nur entgehen, wenn er tat, was von ihm verlangt wurde. Die Kehrseite dieses Gehorsams war seine Sehnsucht nach Vertrauen, nach jemandem, der, wie er meinte, seine „natürlichen Anlagen“ respektierte und ihn nicht mit Drohungen und Schlägen ändern wollte.

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Alois Prinz

Wie Vorstellungen von Gott entstehen

Der Klassenkamerad beschreibt seinen Eindruck von Martin:

schüchtern

klug

angestrengt

1. Wie erklärt Alois Prinz den äußeren Eindruck, den Martin macht? Sag es mit eigenen Worten und sag dazu auch deine Meinung. 2. Strenger Vater – strenger Gott: Erkläre den Zusammenhang. 3. Nehmt Natalies Eintrag auf der rechten Seite hinzu. Führt gemeinsam mit eurer Lehrkraft ein Theologisches Gespräch über verschiedene Gottesvorstellungen durch.


… SO GOTT Lieber Martin, hier ist mein zweites Suchwort: Glauben! Hast du damals an Gott geglaubt? Oder hast du dich nur gefürchtet? Wenn „Glauben“ so etwas wie „Vertrauen“ ist – das fehlte dir ja … Da fällt mir ein, was neulich eine Mitkonfirmandin sagte: „Für mich ist Gott ganz weit weg. Er hat den ganzen

Stress mit uns Menschen satt. So wie meine Mutter mit Vater und mir – die ist abgehauen, als ich fünf war.“ Für mich ist Gott eher wie ein Beschützer, groß und unsichtbar. Ist er für

Auf einem Wandgemälde zeigt der Künstler Michelangelo (1475–1564), wie er sich das Gericht Gottes vorstellt: Christus als oberster Richter fällt das Urteil über die Menschen: Himmel oder Hölle. Im Gesicht eines der Verurteilten kann man lesen, was ihn erwartet … „Hölle“ und „Fegefeuer“ waren für die Menschen zur Zeit Luthers nicht nur ein Bild, sondern ganz real.

jeden anders? Natalie – Seite 3 ihres Lerntagebuchs

Martin Luther

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„Gott schenkt uns Christus mit all seinen Gaben und trotzdem fliehen wir vor ihm und halten ihn für unseren Richter.“

Vorstellungen vom Leben nach dem Tod zu Luthers Zeit

Im Mittelalter bestimmte die Kirche, was die Menschen glaubten und fürchteten:

Gericht

Qualen

Strafe

1. Übertrage eine Skizze des Gesichtes auf ein Blatt Papier und umgib es mit einer Collage von Bildern und Gedanken, die deiner Meinung nach zum Gesichtsausdruck des Mannes passen. 2. Schau dir im Internet das gesamte Gemälde „Jüngstes Gericht“ von Michelangelo an. Beschreibe jemandem, der es nicht sieht, welchen Eindruck das Bild auf dich macht. 3. Informiere dich über das Leben der Menschen im Mittelalter und über ihre Ängste. Dazu musst du aus ➍ und ➎ die passenden Informationen heraussuchen.

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PLÄNE …

Ein Mit-Student* erinnert sich an Martin Luther: Erfurt, 1503. Im Grundstudium war mir Martin eine große Hilfe. So wie wir es von der Schule her gewohnt waren, mussten wir auch im Studium sehr viel lernen und auswendig können. Martin war mir weit voraus. Er war nicht nur sehr ehrgeizig und fleißig; er durchschaute die Dinge auch viel schneller als ich. „Macht es dir Freude zu studieren?“, fragte ich ihn einmal. Er schaute mich verständnislos an. „Ich studiere nach dem Willen meines Vaters“, sagte er. „Mein Vater will, dass ich Rechtsanwalt werde. Das bringt der Familie Ansehen und Einfluss.“ „Und du?“, fragte ich. „Was willst du?“ Er aber sagte nur: „Ein Sohn tut, was der Vater will. Basta.“ Dann zitierte er das vierte Gebot. Von da an wusste ich: Glücklich war er nicht.

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Was Studenten zur Zeit Luthers versprechen mussten:

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Willst du dem Rektor gehorchen? Willst du die Ordnungen der Universität befolgen? Bist du bereit, bei Faulheit, Ungehorsam oder Ausschreitung das Gebot des Rektors zu befolgen und unverzüglich die Universität zu verlassen? Dann schwöre es bei Gott und den Evangelisten.

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Luther als Student

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Berufswahl und Ausbildung zu Luthers Zeit

In früheren Zeiten bestimmte die Familie, was die Kinder werden sollten; es geht um:

Zukunftspläne

Einkommen Ansehen

1. Das Bild zeigt Luther als Student. Notiere in Denkblasen: Was könnte er denken und fühlen? 2. Informiere dich über das vierte Gebot. Wie versteht Luther es – und wie würdest du es verstehen? 3. Tauscht euch über eigene Pläne aus: Was wollen eure Eltern für euch, wie viel Freiheit habt ihr?


… WERDEN DURCHKREUZT

Am 19. Mai 1505 begann Martin Luther sein Jurastudium. Ende Juni besuchte er seine Familie. Er blieb einige Tage in Mansfeld und kehrte dann nach Erfurt zurück. Seine Eltern hörten lange Zeit nichts mehr von ihm, erst im Spätsommer bekamen sie einen Brief von Martin, in

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dem er ihnen mitteilte, dass er sich entschlossen habe, Mönch zu werden, und in das Augustinerkloster in Erfurt eingetreten sei. Der Grund war Gelübde, das

angeblich ein

er abgelegt hatte, als er bei der

Luther und der Blitzschlag bei Stotternheim

Rückreise nach Erfurt in ein

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Gewitter gekommen war und um sein Leben fürchten musste.

Hans Luther war nicht nur außer sich und wie vor den Kopf geschlagen, er war wütend und

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schrieb in dieser Stimmung einen bösen Brief an seinen Sohn. Nie und nimmer wollte er sein

Einverständnis zu diesem Schritt seines Sohnes geben. Falls Martin bei seiner Entscheidung blieb, dann wollte er nichts mehr mit ihm zu tun haben. Hans Luther war machtlos. Das Kloster war ein

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Ort, wo der Sohn seinem Zugriff entzogen war. Vermutlich war auch das der Grund, warum Martin gerade dorthin geflohen war, denn eine Flucht war es, das hat er später selbst eingestanden. Alois Prinz

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Zwischen den Zeilen lesen

Biograf deutet Zweifel an:

„angeblich“

„vermutlich“

1. Was können wir eigentlich von Martin Luther wissen und woher? Informiere dich mithilfe von ➌. Besprecht den Unterschied zwischen historisch „gesichert“ und „möglich“. 2. Stellt euch vor: Hans Luther antwortet seinem Sohn. Formuliert seinen Brief und tragt ihn der Klasse vor. Muss man ein Versprechen einlösen? Was kann man Gott versprechen?

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SÜNDER …

Jost Heyder, Der Mönch Martin Luther, 2011

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Äußerlich war Luthers Leben völlig verändert. Er trug nun nicht mehr die Kleider eines Magisters, sondern die Kutte eines Novizen. Er bekam eine kleine, ungeheizte Zelle zugewiesen, sein einziges Buch war eine in rotes Leder gebundene Bibel und er musste sich an die strengen Regeln des Klosterlebens halten. Innerlich aber hatte Martin Luther sich nicht sehr verändert. Nach wie vor suchte er Anerkennung, und nach wie vor glaubte er, diese Anerkennung nur durch besondere Leistungen erlangen zu können. Als besondere Leistung sah er nun nicht mehr gute Noten und glänzend bestandene Prüfungen, sondern ein Leben ganz im Dienst Gottes. Luther war überzeugt davon, dass Gott ihn belohnt und ihn „willkommen“ heißt, wenn er ihm ganz und gar dient. Und das bedeutete, mehr zu beten als die anderen, länger wach zu bleiben, weniger zu essen, intensiver beichten. Aber je sorgfältiger er sein Gewissen erforschte, in der Bibel zu lesen und öfter zu desto schuldiger fühlte er sich. Luther durchlebte dunkle Tage, in denen er sich völlig wertlos vorkam und jede Anstrengung zur Besserung ihm sinnlos schien.

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Alois Prinz

GEFRAGT

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Unverständliches Verhalten verstehen

Der Biograf hat von Martins Kindheit erzählt:

Drohung

Angst

Strenge

1. Stelle einen Zusammenhang zwischen Martins Verhalten im Kloster und seinen (Zum Leben in Kindheitserfahrungen her. Klöstern findest du Infos unter ❻). 2. Beschreibe die Wirkung, die das Bild „Der Mönch Martin Luther“ auf dich hat. 3. Vergleiche die Haltung Luthers auf dem Bild oben und auf den Comics rechts. Beschreibe den Unterschied und begründe ihn mit den Informationen aus den beiden Texten. (Nähere Informationen findest du unter ➐.)


… UND GERECHTER

Ein Mit-Mönch* erzählt von Martin Luther: Wittenberg, 1512. Bruder Martin kam aus Erfurt zu uns. Er studierte in Wittenberg Theologie und wurde Professor. „Kein Wunder, dass das so schnell geht“, dachte ich erst. „Er liest ja unentwegt in der Bibel.“ Aber dann merkte ich: Er tat das nicht nur für seine Studien. Er tat das für sich selbst. Er suchte, suchte, suchte in der Bibel: Was muss ich tun, damit Gott mir wohlgesonnen ist? Was will Gott wirklich? Es schien, dass er den Lehren der Kirche und den Regeln des Klosters nicht mehr glaubte. Er glaubte niemandem mehr. Nur der Bibel. Den Tag, an dem er die Antwort fand, werde ich nie vergessen. Er war so erleichtert, so glücklich! Er hatte diese Stelle im Brief des Paulus an die Römer neu verstanden: „Wer glaubt, bekommt Gottes Liebe und Vergebung geschenkt!“ (vgl. Röm 3,28).

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Von da an lehrte und predigte Martin einen veränderten Gott, einen Gott, der von allen Ängsten befreit. Und er begann Briefe zu schreiben und sich mit anderen Gelehrten zu beraten. Mit der Zeit entwickelte er seine Lehre von der Rechtfertigung allein durch Glauben und durch Gottes Gnade (vgl. ➐).

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GOTT IST ANDERS …

Der Mönch* erzählt weiter: Wittenberg, 1517. Martin, der immer so gehorsam und bescheiden gewesen war – auf einmal (wie soll ich sagen?), auf einmal ging er aufrecht. Er ging auf dem Markt und hörte den Leuten zu, dem ganz gewöhnlichen Volk. Er kam zurück und schrieb und stellte Fragen, unangenehme Fragen: Warum erzählen die Priester den Menschen nicht von Gottes Liebe? Warum reden sie nur immer von Gottes Zorn? Warum lesen sie den Menschen nicht vor, was in der Bibel steht – in einer Sprache, die sie verstehen können? Warum befreit der Papst seine Kirche nicht von der ewigen Angst?

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„Es ist doch alles da!“, rief Luther und schlug mit der flachen Hand auf seine Bibel. „Es steht doch alles geschrieben! Gott ist nicht wie mein Vater, Gott ist nicht wie meine Lehrer, nicht wie der Kaiser und nicht wie der Papst. Gott ist – ein Backofen voll Liebe!“ Wir schwiegen verlegen. Aber einer schrieb wohl dem Papst, dass in Wittenberg ein Mönch sei, der protestiere …

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Thesen verfasste Der erste große Protest Luthers ließ nicht lange auf sich warten. 95 Martin gegen den Ablasshandel. Das geschah, nachdem er auf dem Markt den Ablasshändler Tetzel getroffen hatte. Martin verfasste seine Thesen auf Latein, aber über Nacht war eine deutsche Übersetzung im Umlauf und alle Welt sprach davon, dass endlich jemand gekommen sei, um das Volk von der Knechtschaft der Kirche zu befreien.

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Wer Sünden vergibt

Luther erlebte den Ablasshandel:

als ein Geschäft

der Leute mit der Angst

Zeichnet als Comicstrip, wie Luther auf dem Marktplatz das Treiben des Ablasspredigers Tetzel und die Reaktionen der Leute beobachtet. ❽ hilft euch.


… ALS VATER, LEHRER, FÜRST UND PAPST Lieber Martin, Wir sind bei der Freiheit angekommen, meinem dritten Suchwort. Ich sehe aber noch nicht klar. Besonders frei kommt mir das Ganze gerade nicht vor. Du bist immer noch im Kloster. Und zwischen den Zeilen deiner Begeisterung ahne ich schon den Ärger, den du kriegen wirst. Auch verstehe ich nicht, was dich so begeistert. In der Bibel steht schließlich eine ganze Menge über Gott, auch von seiner Strenge und seinem Zorn. Ob nun dieser eine Satz von der Gnade alles gutmacht? Freilich, meine Pfarrerin sagt: „Wer darauf achtet, kann Gottes

Liebe überall in der Bibel finden. Und seit Martin Luther achten wir darauf.“ Mir kommt ein Lied in den Sinn, das wir neulich bei einer Andacht gesungen haben – ich denke, das müsste dir

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gefallen.

Natalie – Seite 4 ihres Lerntagebuchs

Wer Gott sucht, findet Liebe in ihm

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Text: Taizé, Melodie: Joseph Gelineau, Rechte: Ateliers et Presses de Taizé, 71250 Taizé-Communauté

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Wie Gott heute geglaubt und besungen wird

Heutzutage ist viel die Rede vom „lieben“ Gott:

auf der Kanzel

in Liedern

in Geschichten für Kinder

1. Was wird von Gott in dem Lied ausgesagt? Beginne ein Mindmap und vervollständige es mithilfe der Aussagen weiterer Texte aus dem Gesangbuch. 2. Luther schrieb in seiner Erklärung zu den Geboten: „Wir sollen Gott fürchten und lieben“. Was hältst du davon? (Blättere auch zurück: Du hast das schon einmal gelesen.)

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GNADE UND ‌

Aus den 95 Thesen

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THESE 27

Man predigt Menschenlehre, wenn man sagt, sobald das Geld im Kasten klingt, entfliehe die Seele dem Fegefeuer.

THESE 36

Jeder Christ, der aufrichtig Reue empfindet, hat einen Anspruch auf vollkommenen Erlass von Strafe und Schuld, auch ohne Ablassbrief.

THESE 43

Man soll die Christen lehren, dass es besser sei, den Armen etwas zu schenken, als Ablässe zu kaufen.

THESE 62

Der wahre Schatz der Kirche ist das allerheiligste Evangelium der Herrlichkeit und Gnade Gottes.

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… FREIHEIT

„Zuerst nehmen wir uns den inwendigen, geistlichen Menschen vor, um zu sehen, was dazu gehört, dass er ein rechter, freier Christenmensch sei und heiße. Hier ist es offensichtlich, dass kein äußerliches Ding ihn frei und recht machen kann, wie immer es heißen möge. Was hilft es der Seele, dass der Leib nicht gefangen, frisch und gesund ist, isst, trinkt, lebt, wie er will? Umgekehrt, was schadet es der Seele, dass der Leib gefangen, krank und matt ist, hungert, dürstet und leidet? Keines dieser Dinge reicht an die Seele heran, sie zu befreien oder zu fangen, recht oder schlecht zu machen.

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Dementsprechend hilft es der Seele nichts, wenn der Leib heilige Kleider anlegt, wie es die Priester und Geistlichen tun, auch nicht, wenn er sich in Kirchen und an heiligen Orten aufhält. Und auch nicht, wenn er leiblich betet, fastet, pilgert und alle guten Werke tut, die durch den und in dem Leib ewiglich geschehen könnten.

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Daher müssen wir nun gewiss sein, dass die Seele aller Dinge entbehren kann bis auf das Wort Gottes, und ohne Gottes Wort ist ihr durch gar nichts geholfen. Wenn sie aber das Wort hat, so braucht sie auch sonst nichts mehr, sondern sie hat an dem Wort Genüge, Speise, Freude, Friede, Licht, Erkenntnis, Gerechtigkeit, Wahrheit, Weisheit, Freiheit und alles Gute im Überschwang.“ Aus der

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Freiheitsschrift Martin Luthers

GEFRAGT

Was Luther unter Freiheit versteht

Luther erklärt in den sogenannten reformatorischen Schriften, wie er sich „die Freiheit eines Christenmenschen“ und eine erneuerte Kirche vorstellt:

Sorge um die Seele

Gewissheit aus der Bibel

im uneingeschränkten Kontakt mit Gott

1. Bildet Gruppen für je eine These: Formuliert sie in eigenen Worten, gebt ihnen eine Überschrift und gestaltet dazu ein Logo. 2. Verfahrt ebenso mit den vier Abschnitten aus der Freiheitsschrift. 3. Eure Logos könnt ihr ausschneiden und mischen. Zieht abwechselnd ein Logo und erklärt, was das Logo bedeutet.

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NUR DIE BIBEL, NUR DER GLAUBE …

Der Mönch* erzählt weiter: Worms, 1521. Vier Jahre nach dem Thesenanschlag kam die große Bewährungsprobe: Der Papst hatte Luther exkommuniziert. Nun sollte bereits Luther vor dem Kaiser erscheinen. Die Reichsacht drohte. Martin war nervös, ich weiß, er hatte Angst. Aber ich sah es in seinen Augen: Er würde nicht nachgeben …

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Eine alte Quelle berichtet, was beim Reichstag in Worms geschieht:

Es liegen zwanzig, nach anderen Augenzeugen dreißig Schriften auf einem Tisch. Bruder Martin bekennt sich zu seinen Schriften. Wegen des angemahnten Widerrufs windet er sich und erbittet sich Bedenkzeit, die ihm gewährt wird. Nicht nur Luthers Dienstherr, der sächsische Kurfürst Friedrich der Weise, ist vom ersten Auftritt seines Gelehrten enttäuscht …

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Am nächsten Tag sagt Luther Folgendes (auf Latein, damit der Kaiser ihn versteht):

„Wenn ich nicht überzeugt werde durch Zeugnisse aus den Heiligen Schriften oder durch einleuchtende Vernunftgründe – denn weder dem Papst noch irgendwelchen Konzilsbeschlüssen allein glaube ich, da feststeht, dass sie öfters geirrt haben und sich gegenseitig widersprochen –, fühle ich mich gefangen im Gewissen an dem Wort Gottes, derhalben ich nicht mag noch will widerrufen, weil wider das Gewissen zu handeln beschwerlich, unheilsam und gefährlich ist. (Und dann auf Deutsch:) Gott helf mir! Amen.“

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Alt gegen neu – Positionen vergleichen

Kaiser und Papst, Luther und seine Anhänger sind zu Gegnern geworden; es geht um:

Recht und Ordnung

Tradition

den wahren Glauben

1. Beschreibe das Ausstellungsplakat oben auf der Seite. Formuliere eine aussagekräftige Bildunterschrift. 2. Übertragt Luthers Stellungnahme in heutiges Deutsch und tragt sie vor der Klasse vor.


ICH STEH DAZU

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Lieber Martin,

Wie hast du das bloß hingekriegt? Dein Leben lang Angst vor jeder Autorität – und dann, vor einem ganzen Saal voll Adel und Klerus … O Mann, ich wäre gestorben! Hat dein Glaube dir Kraft gegeben? Oder

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vielleicht deine Empörung! Weil es in der Bibel halt anders steht? Meine Pfarrerin sagt, man muss einen Kompass haben, nach dem man sich richtet … Natalie – Seite 5 ihres Lerntagebuchs

Stellung beziehen

Martin Luther ist nicht ganz so allein, wie es hier scheint; auf seiner Seite sind:

Fürsten Freunde

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das „Volk“

1. Was geht in Luther vor, wenn er da steht? Lies dazu Natalies Lerntagebuch. 2. Angenommen, das Volk würde vor dem Gebäude des Reichstags protestieren: Was könnte auf den Plakaten stehen? Gestaltet einige Beispiele. 3. Und was könnte Friedrich der Weise zur Begründung schreiben, als er seine Leute beauftragt, Martin Luther zu schützen?

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BIBEL UND …

Nach dem Reichstag lebt Luther als „Junker Jörg“ auf der Wartburg. Der Burghauptmann* erinnert sich: Eisenach 1521. Er tat sich schwer. Er wollte lieber dort sein, wo der Funke der Reformation zum lodernden Luther auf der Wartburg Feuer geworden war. Stattdessen Friedrich der Weise wollte, „aus der Schusslinie“. Nach einigem war er, wie Murren fand Martin seine Aufgabe: Er begann, das Neue Testament ins Deutsche zu übersetzen, später die ganze Bibel. Wie alles, was er tat, machte er das gründlich und unermüdlich, unter Freuden und Qualen – und gut.

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„Ich habe mich des Übersetzens beflissen, dass ich reines und klares Deutsch geben möchte. Uns ist wohl oft begegnet, dass wir vierzehn Tage, drei, vier Wochen ein einziges Wort gesucht und danach gefragt haben, haben’s aber dennoch zuweilen nicht gefunden. Beim Hiob bemühten wir uns so, dass wir in vier Tagen zuweilen kaum drei Zeilen fertigbringen konnten. Mein Lieber, jetzt, wo es verdeutscht und fertig ist, kann’s ein jeder lesen und meistern. Jetzt läuft einer mit den Augen durch drei, vier Blätter hindurch, und stößt nicht einmal an; er wird aber nicht gewahr, welche Steine und Klötze da gelegen haben.“

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Martin Luther

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Lesen – übersetzen – verstehen

Das Luther-Zitat ist zwar deutsch, aber nicht unser Deutsch; was bedeutet:

„Ich habe mich beflissen.“

„Er wird nicht gewahr.“

„Kann’s jeder meistern.“

1. Überlegt gemeinsam, was die altmodischen Worte bedeuten. Der Zusammenhang hilft euch. 2. Informiere dich über die Lutherbibel ➒. Notiere in eigenen Worten, was dir wichtig ist. 3. Probiert es selbst. Schlagt auf: Mk 10,13–16. Übertragt den Text in eure Sprache. Vergleicht euer Ergebnis mit anderen Übertragungen des Textes, z. B. in Kinderbibeln. 4. Überprüft an Mk 10,13–16 die Meinung von Natalie: „Lesen-Können reicht nicht.“


... BILDUNG

Lieber Martin, man sagt ja: Mit einem Tintenfass hast du den Teufel vertrieben. Das heißt wohl: Du hast gegen ihn angeschrieben, gegen all das, was die Menschen daran hinderte, nachzulesen, wie Gott wirklich ist?

Ich denke, es geht um mehr als LesenKönnen. Wenn wir uns als Gruppe zusammensetzen und über das, was da geschrieben steht, zusammen nachdenken – dann, manchmal, geht uns ein Licht auf. Das ist dann ein schönes, freies Gefühl! Natalie – Seite 5 ihres Lerntagebuchs

Ich frage mich bloß: Hilft lesen? Ich meine: Lesen mussten die Leute ja erst noch lernen. Du hast für Schulen gesorgt. Aber selbst dann … Kann ich, was ich lese, auch verstehen? Oder nehme ich es vielleicht zu wörtlich? So wie die Leute, die in Moses Gesetz lesen, man müsste seine Kinder verprügeln – und es immer noch tun (sagt die Pfarrerin). Oft verstehe ich nicht, was da steht – so wie im Gottesdienst, wenn ein Brief von Paulus vorgelesen wird.

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Gottes Wort ist wie Licht in der Nacht

Text: Hans-Hermann Bittger, Rechte: Bistum Essen

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SCHULD

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p o c GEFRAGT

Schattenseiten der Reformation

Im Gefolge der Reformation entstand viel Leid, auch durch persönliche Schuld:

Hass

Machtkampf

Gewalt

Krieg

1. Informiere dich über die Bauernkriege ( ➓). Arbeitet heraus: Was meinten die Bauern mit „Freiheit“ und was meinte Martin Luther? über Luther 2. Nimm hinzu, was unter gesagt wird. Beschreibe Luthers Haltung gegenüber den Juden. 3. „Monster“, „Teufel“, eine Frau mit Schlangenhaar – Erkläre, wie du das Bild verstehst und was die Figuren bedeuten. „Das Bild ist zu schwer für meine Schüler*innen“, sagt eine Lehrerin. – Was meinst du?


UND GNADE

Beispiele einer Fotoaktion zum Jubiläum „500 Jahre Reformation“. Die Fotos zeigen moderne Interpretationen der „Allein“-Sätze Luthers: Christus allein; allein aus Gnade; allein durch den Glauben; allein die Schrift.

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p o c GEFRAGT

Wirkungen der Reformation

Seit Luther gelten die vier „Allein“-Sätze:

Allein die Schrift Christus allein

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Allein durch den Glauben

Allein aus Gnade

1. Beschreibe, was auf den Fotos zu sehen ist. Was hat das deiner Meinung nach mit den zugeordneten Themen zu tun? 2. Entwerft ein Flugblatt „500 Jahre Reformation“; je eine Gruppe erklärt in eigenen, zeitgemäßen Worten einen der „Allein“-Sätze . Bezieht für die Übertragung in die Gegenwart die Fotos mit ein.

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EIN MARKENZEICHEN

„Markenzeichen“ Lutherrose Zu Lebzeiten Martin Luthers war die Lutherrose sein Siegel, mit dem er seine Schriften kennzeichnete. Später wurde sie zum Symbol der lutherischen Kirchen. Der Reformator hat die Bedeutung der Farben und Formen selbst erklärt:

„Das erste sollte ein Kreuz sein, schwarz im Herzen, das seine natürliche Farbe hätte, damit ich mir selbst Erinnerung gäbe, dass der Glaube an den Gekreuzigten mich selig macht. Denn so (= wenn) man von Herzen glaubt, wird man gerecht.

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Solch Herz aber soll mitten in einer weißen Rose stehen, anzeigen, dass der Glaube Freude, Trost und Friede gibt. Darum soll die Rose weiß und nicht rot sein; denn weiße Farbe ist aller Engel Farbe. Solche Rose steht im himmelfarbenen Feld, dass solche Freude im Geist und Glauben ein Anfang ist der himmlischen Freude zukünftig.

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Seligkeit im Himmel Und um solch Feld einen goldenen Ring, dass solche ewig währet und kein Ende hat und auch köstlich ist über alle Freude und Güter, wie das Gold das edelste, köstlichste Erz ist.“

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GEFRAGT

Den eigenen Glauben ausdrücken

Luthers Bekenntnis ist über 500 Jahre alt; heute mag es anders klingen, aber:

Was ist e das Wichtigst n? im Lebe

Was bleibt?

Was gibt Frieden?

1. Erkläre mit deinen Worten: Wo erkennst du an diesem „Markenzeichen“ den Geist der Refomation, das Evangelische? 2. Wie sieht dein „Markenzeichen“ aus? Lass dich von der Lutherrose inspirieren und entwirf – mit Farben und Formen – dein eigenes Zeichen. 3. Blättere zurück: Was hast du von Luther, seinen Gedanken und Wirkungen erfahren? Beschreibe die bleibende Wirkung Martin Luthers.


IDEEN UND ERTRÄGE

Idee Ein Denkmal für Martin Luther: Das Kapitel beginnt mit einem Denkmal für Martin Luther; es zeigt ihn im Gelehrten-Talar mit der Bibel. Jetzt, am Ende des Kapitels, könnt ihr überlegen: Was ist für euch besonders typisch und bemerkenswert an der Person Martin Luthers? Wofür würdet ihr ihm ein Denkmal setzen und wie müsste das aussehen? In Zusammenarbeit mit dem Kunst- / Werkunterricht könnt ihr euren Entwurf tatsächlich umsetzen.

Idee Kleiner Erziehungsratgeber nach Luther: Was Luther zu seinem neuen Verständnis des Glaubens brachte, hatte – wie das Kapitel zeigt – viel mit seiner Erziehung zu tun. Erziehung prägt den Menschen. Überlegt gemeinsam: Wie sollten Kinder heute erzogen werden? Verfasst einen kleinen Erziehungsratgeber für Familien und / oder Schulen. Bezieht ein, was Luther gelehrt hat und woran er glaubte.

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Idee Zwei Comics – ein Held: In diesem Kapitel werden zwei verschiedene ComicVersionen verwendet. Leiht die Comics aus, bildet zwei Gruppen und untersucht die Bilder, die Themen und die Schwerpunkte. Wenn die Gruppen einander ihre Ergebnisse vorstellen, können die beiden Versionen anschließend verglichen werden.

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Idee 500 Jahre Reformation – was ist da passiert? Im Jubiläumsjahr der Reforma-

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tion 2017 hat es eine große Vielzahl an Aktionen gegeben, bestimmt auch in eurer Gemeinde oder eurem Dekanat. Erkundigt euch, was da gelaufen ist und worauf es dabei inhaltlich ankam. Gestaltet eine Schautafel: 500 Jahre Reformation in …

Was hast du in Kapitel 1 gelernt? Kannst du … - Merkmale der Zeit nennen, in der Martin Luther aufwuchs? - von wichtigen Stationen im Leben Martin Luthers erzählen? - erläutern, was Martin Luthers befreiende Entdeckung war und was er unter

Freiheit verstand? - ein Lutherbild entwerfen, das seine bleibende Bedeutung zeigt, aber auch dunkle Seiten mit einbezieht?

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SAG MAL

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TUT DOCH SICHER HÖLLISCH WEH?

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WIR REDEN GERADE ÜBER „HÖLLE“.

IN EUREM RELIGIONSUNTERRICHT? ICH DACHTE, DIE EVANGELISCHEN GLAUBEN NICHT MEHR AN DIE HÖLLE?

GEHT SCHON. „HÖLLE“ IST WAS ANDERES, SCHÄTZE ICH.

WIR SIND GERADE BEIM MITTELALTER. DA HATTEN DIE LEUTE UNHEIMLICH ANGST VOR DER HÖLLE. SIE DACHTEN, SIE WÜRDEN FÜR IHRE SÜNDEN NACH DEM TOD IN EINER ART FOLTERKELLER LANDEN, BEI SCHLIMMEN SÜNDEN SOGAR EWIG.

WENN MAN NICHT RICHTIG GLAUBT ...


SAG MAL

FOLTERKELLER IN MEINEM COMPUTERSPIEL SIND ECHT GRUSELIG. SICH VORZUSTELLEN, ICH BIN MIR NICHT DASS GOTT ...- ABER DANN KAM MARTIN LUTHER SO SICHER. VIELLEICHT FÜHLT UND SAGTE DEN LEUTEN, DASS GOTT SIE LIEBT SICH, WER UNRECHT TUT, NICHT WOHL UND IHRE SÜNDEN SCHON IN SEINER HAUT. DER HAT DANN VERGEBEN SIND. DIE HÖLLE IN SICH SELBST. IHR HABT DIE HÖLLE TATSÄCHLICH UND WAS IST DANN ABGESCHAFFT! MIT DER VERGEBUNG?

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MEINE OMA SAGT: SIE VERTRAUT SICH JESUS AN.

FÜR MICH AUCH. ICH GLAUBE, ICH FRAGE SIE NOCH MAL.

DAS KLINGT FÜR MICH SELTSAM.

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PAUSE

Allein aus Gnade

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2. Überall zählt nur, wer Leistung bringt,

3. Wenn ich frage, wie ich leben soll,

wer am besten tanzt, wer am schönsten singt.

fänd’ ich ab und zu so ein Navi toll:

Legt die Jury dann ihr Urteil dar,

„Bitte umkehr’n!“ oder „Ziel erreicht!“ –

wird man aussortiert – oder zum Superstar.

doch ich fürchte, hier ist das nicht ganz so leicht.

Aber oft treibt mich die Frage um:

Gibt’s denn nirgends einen Routenplan,

Gilt das auch beim Evangelium?

auf den ich mich ganz verlassen kann?

„Frohe Botschaft“ muss doch anders geh’n! –

Der mich irgendwann nach Hause bringt? –

Und dann beginn’ ich zu versteh’n:

Ich ahne, wie die Antwort klingt:

Refrain: Allein aus Gnade …

Refrain: Allein aus Gnade …

Text und Melodie: Axel Manseicher, Rechte beim Urheber


2 Eins in Christus –

KOLUMNE RECHTS

in vielen Facetten

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WILLKOMMEN IN DER GEMEINSCHAFT …

Wer nach Taizé kommt, ist eingeladen, im gemeinsamen Gebet und Gesang, in der Stille, im persönlichen Nachdenken und in Gesprächen mit anderen, nach Gemeinschaft mit Gott zu suchen. Ein Aufenthalt in Taizé kann helfen, Abstand zu gewinnen vom Alltag, ganz verschiedene Menschen kennenzulernen und über ein Engagement in Kirche und Gesellschaft nachzudenken. Alle Teilnehmer der Jugendtreffen nehmen am gemeinsamen Leben und dem Tagesprogramm teil.

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Lobt, all ihr Völker, lobt den Herrn …

Laudate omnes gentes

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Melodie: Jacques Berthier, Rechte: Ateliers et Presses de Taizé, 71250 Taizé-Communauté

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Frère Alois bei einem Treffen in der Versöhnungskirche

Eine gemeinsame Sprache finden

Die Gemeinschaft von Taizé lädt Jugendliche aus aller Welt und verschiedener Konfessionen ein zum:

Singen und Beten

„So viele, verschiedene Jugendliche hier auf dem Hügel versammelt zu sehen, gleicht einem Fest und gibt uns Hoffnung, dass ein Zusammenleben in Frieden möglich ist.“

Feiern und auf die Bibel Hören

Leben Teilen

1. Erkläre, warum, wenn alle zusammenkommen, oft lateinisch gesungen wird. 2. Tauscht euch aus: Welche Konfessionen sind euch schon begegnet? Was für einen Unterschied macht es im Alltag (oder am Sonntag), welcher Konfession jemand angehört? 3. Halte einen Kurzvortrag über Taizé. Es gibt Info-Material im Netz (auch einen Film).


… DER BRÜDER UND SCHWESTERN JESU

Lauras Taizé-Blog Woran denkst du, wenn du an Entspannung in Frankreich denkst? An einen Sandstrand? Blaue Bergseen? Ein Kloster in Frankreich, mitten im Nichts, kommt dir wahrscheinlich nicht gleich in den Sinn. Und doch ist Taizé, ein Ort im nordfranzösischen Burgund, für viele junge Menschen der Ort schlechthin, um Ruhe zu finden und dabei jede Menge Spaß zu haben. Ich war gerade 15 geworden, als ich das erste Mal nach Taizé reiste. Mit einer Gruppe junger Menschen aus meiner Heimatkirchengemeinde setzte ich mich irgendwann im August früh am Morgen in den Bulli, fuhr acht Stunden lang gen Süden und erreichte schließlich den Ort, der mir in den kommenden Jahren unzählige wundervolle Momente bescheren würde …

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„Das kann man nicht so einfach beschreiben“ ist wohl meine häufigste Wortwahl, wenn ich über meine Reisen nach Taizé berichte. Der Ort ist vielfältig und wundervoll. Er schenkt mir Ruhe und Energie zugleich. Taizé ist von tiefer Spiritualität geprägt und zugleich sehr bodenständig. Nirgendwo sonst habe ich bisher so ehrliche und respektvolle Gespräche über meinen christlichen Glauben und das Nicht-Glauben, über Weltoffenheit, kleine Alltagsfragen und die großen Themen der Politik geführt.

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GEFRAGT

Fremdem begegnen und Gemeinsames entdecken

Taizé ist von Anfang an

evangelisch: der Gründer Roger Schutz

typisch Taizé

ökumenisch:

orthodox: die Gesänge Ikonen und

katholisch: viele, die kommen

1. Tauscht euch aus: Ist dieses Angebot einladend für dich? Was würde dir gefallen, wobei hättest du Bedenken? 2. Begründet – auch nach einer Recherche im Internet -, warum die Ökumene an einem Ort wie Taizé so wichtig ist. 3. Gestaltet mithilfe von Nr. 725 im Evangelischen Gesangbuch eine Andacht nach dem Vorbild von Taizé.

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CHRIST * INNEN …

Grüß Gott, ich bin Emilia, letzten Sonntag wurde ich konfirmiert. Wow. Das war schon heftig. So viele Verwandte, die extra meinetwegen angereist waren. Meine Eltern haben sich seit langem auf meinen „großen Tag“, wie sie sagen, vorbereitet. Wir Konfis uns auch. Wir haben den Einzug in die Kirche geübt und wie wir an den Altar treten und uns hinknien, zum Segen. Ich habe trotzdem gezittert, als es so weit war. Ich habe noch nie vor jemandem gekniet. Aber dann habe ich ganz stark gespürt: Ich knie hier nicht vor der Pfarrerin, sondern vor meinem Gott, vor Jesus. Der war ja da, der hing da, am Kreuz. Ich habe von der Gemeinde ein Kreuz geschenkt bekommen. Das wird mich immer an diesen Moment erinnern. „Ja, mit Gottes Hilfe“, habe ich gesagt. Und das war nicht nur so dahingesagt …

Liebe Emilia,

l a i r e t a m d

schön war deine Konfirmation! Noch einmal danke, dass du mich eingeladen hast. Ich glaube, ich habe zum ersten Mal eine evangelische Kirche besucht (außer im Urlaub, zum Besichtigen). Es war seltsam zu erleben, wie die Leute einfach so zu den Bänken gehen und sich hinsetzen. Wir nehmen zuerst ein wenig Weihwasser und bekreuzigen uns. Und wir machen einen Knicks in Richtung Altar. Dass das bei euch nicht nötig ist, verstehe ich – da steht ja kein Tabernakel. Aber trotzdem. Das Feierliche hat mir gefehlt – am Anfang: Als du gesegnet wurdest, das war ein Gänsehautmoment, echt. Cool finde ich eure Pfarrerin. Eine Frau im Talar, das sollten wir wirklich von euch übernehmen … (und ihr von uns die Farben und die Formen und die Gerüche …)

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Alles Gute, deine Anna

GEFRAGT

Die Vielfalt des Christentums vor Ort

Vier Freundinnen haben gemeinsam etwas erlebt:

Konfirmation Gottesdienst

Segen

1. Lest euch die Briefe gegenseitig vor. Formuliert: Was ist das Thema dieser Doppelseite? 2. Was verbindet und was unterscheidet die Schreiberinnen der Briefe? 3. Tragt euer Vorwissen über Konfessionen zusammen. Ergänzt es durch . 4. Macht euch auf die Suche: Wo findet ihr im Umkreis eures Wohnortes Spuren der evangelischen bzw. katholischen Konfession? Findet auch Beispiele für evangelisch-katholische Ökumene in eurer Umgebung.


… IM GESPRÄCH

Hi, Emmi! Ich finde, die Alles Liebe und Gute! Jesus liebt dich! Vergiss das nie! uns tun sie das Bei n! Pfarrerin hätte das noch deutlicher sagen könne euch – hin und immer. Oder besser noch: Wir singen es! Nicht wie bei bei uns machen Nein, wieder ein einziges Lied und nur wenige singen mit. m Herzen! Aber ich wir richtig Party! Mit Band und im Stehen, aus ganze unter die Haut. Und will nicht meckern. Wie ihr gesegnet wurdet, das ging Welt geliebt, dass er dein Konfirmationsspruch ist stark: „Also hat Gott die en, das ewige Leben seinen eigenen Sohn gab, damit alle, die an ihn glaub likin, Kathi, die haben.“ Ja, das verbindet uns – alle vier: Anna, die Katho und mich aus meiner Orthodoxe, dich aus der evangelischen Landeskirche insam beten und Freikirche! Wir können gemeinsam Spaß haben, geme Amen sagen. Das finde ich gut! Bis dann, deine Chrissi

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Liebe Emilia,

ich wünsche dir von Herzen Gottes Segen für deinen Lebensweg. Ich möchte mich bedanken, dass ich dabei sein durfte, als du so mutig „Ja“ gesagt hast zu deinem Glauben und deiner Kirche. Deine Konfirm ation hat mir gut gefallen, auch wenn ich die Lieder nicht so schön fand wie unsere. Der Gottesdienst war sehr nahe am Alltag – im Verglei ch zu unserem. Man konnte genau verstehen, was gerade passierte. Das ist eigentlich schön. Wenn ich zu unserem Gottesdienst gehe, habe ich immer das Gefühl, in eine andere Welt zu gehen, zu den Heiligen in den Himmel. Das ist auch schön. Du musst mal mit zu uns komme n. Vielleicht kannst du spüren, was ich meine. Ist es nicht seltsam? Du, Anna, Chrissi und ich sind schon so lange befreundet – aber in unsere n Kirchen haben wir uns noch nie besucht. Wir haben kaum gemerk t, dass wir unterschiedlichen Konfessionen angehören (nur dass wir nicht zusammen in Reli sind). Aber eigentlich ist das doch sehr interessant!

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Viele Grüße, Katharina

Welche Erfahrungen hast du mit anderen christlichen Konfessionen gemacht?

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„AVE MARIA … „Gegrüßet seist du, Maria, voll der Gnade. Der HERR ist mit dir. Du bist gebenedeit unter den Frauen und gebenedeit ist die Frucht deines Leibes, Jesus […] Heilige Maria, Mutter Gottes, bitte für uns Sünder, jetzt und in der Stunde unseres Todes. AMEN“

„Was ist das?“, fragt Emilia, als sie das nächste Mal bei ihrer katholischen Freundin Anna zu Besuch ist. Auf dem Schreibtisch liegt neben dem Handy und den Hausaufgaben eine bunte Holzperlenkette mit einem Kreuz daran. „Mein Rosenkranz“, sagt Anna. „Sag bloß, du kennst das nicht?“

Annas Rosenkranz

„Schon“, sagt Emilia, „aber so einen bunten habe ich noch nie gesehen.“ Anna lacht. „Es gibt noch ganz andere! Der Vatikan hat einen elektronischen Rosenkranz eingeführt, extra für Jugendliche. Das Band ist mit dem Handy verbunden, und wenn du es um den Arm legst und das Kreuzzeichen machst, wird eine App aktiviert und das Gebet beginnt.“ „Aber du bleibst bei deiner Holzperlenkette?“, fragt Emilia. „Eigentlich kommt es weder auf Form noch Farbe an“, sagt Anna. „Worauf kommt es an?“, fragt Emilia. „Ich mag es einfach“, sagt Anna. „Perle für Perle grüße ich Maria. Ich denke an sie. Ich bitte um ihre Fürsprache – vielleicht, dass sie bei Jesus ein gutes Wort für mich einlegt.“ „Maria?“, fragt Emilia. „Du denkst, sie ist im Himmel? Bei Jesus?“ „Ich finde, das ist ein sehr schöner Gedanke“, sagt Anna. „Denk doch mal: eine Frau, eine Mutter! Also, es gibt so Dinge, die bespreche ich auch lieber mit Mama als mit meinem Vater!“

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osenkranz Der „SMART“-R

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„Wir reden doch von der gleichen Maria, die auch in unserer Weihnachtsgeschichte vorkommt?“, fragt Emilia. Anna macht große Augen. „Hör mal!“, ruft sie. „Evangelische und katholische Christ*innen haben die gleiche Bibel, oder? Wir lesen auch die gleiche Weihnachtsgeschichte!“ Emilia schämt sich ein bisschen. Immerhin ist sie frisch konfirmiert. „Aber wir würden nicht zu ihr beten“, sagt sie. Anna lacht. „Vielleicht solltet ihr euch das mal überlegen? Glaub mir: Es tut gut.“

GEFRAGT

Den katholischen Rosenkranz kennenlernen

Mit dem Rosenkranz richten die Gläubigen ihre Gebete an Maria:

als Mutter Jesu

als Mutter Gottes

als pr Fürs echerin

1. Informiert euch – auch mithilfe des Internets – über den Rosenkranz, seine Gebete und Bedeutung. Fragt auch katholische Mitschüler*innen danach. Gestaltet eine Info-Tafel. 2. Stell dir vor: Emilia erzählt Chrissi, was sie bei Anna über Maria gehört hat. Was sagt sie? Und wie reagiert Chrissi, das konfessionslose Mädchen? Verfasse einen Dialog.


… BITTE FÜR UNS!“

„Ich wundere mich immer über Maria“, sagt Emilia. „Unser Pfarrer hat gesagt, sie war ein ganz junges Mädchen, damals als die Geschichte begann. Sie tut mir auch leid. Ich meine: den Tod des eigenen Sohnes erleben zu müssen. Und dann noch so einen schrecklichen!“

Byzantinische

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Ikone

„Sie ist mit Jesus untrennbar verbunden“, sagt Anna, „am Anfang seines Lebens wie am Ende und darüber hinaus. Wir glauben an die Himmelfahrt Marias und dass sie Gott geboren hat.“ Emilia schweigt eine Weile. „Ich glaube“, sagt sie schließlich: „In der Bibel kommt sie gar nicht so oft vor?“

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„Aber wenn, dann ist sie wichtig!“, sagt Anna. „Der Pfarrer sagt, es gibt zwei Arten von Marien-Geschichten: Die einen zeigen, dass sie genauso Mutter war wie andere Mütter auch: in Sorge um den kleinen und später um den großen Sohn. Die anderen Marien-Geschichten aber weisen voraus auf die besondere Rolle, die sie in der Kirche spielt: Sie begreift sich selbst als „selig“; als Mutter Jesu wird sie seliggepriesen und „gebenedeit“, also gesegnet.

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Vergleiche Lk 1,48; Lk 11,27, Lk 1,42

Emilia staunt. „Du weißt aber viel!“ „Sie ist mir nah, die Maria“, sagt Anna. „Und zugleich sehr heilig. Ich habe Vertrauen zu ihr.“ Emilia nimmt den Rosenkranz. „Und deshalb die Gebete“, sagt sie nachdenklich. Und all die Bilder an den Straßen, in den Gärten …

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„Deine Frage vorhin, Emmi …“, sagt Anna plötzlich. „Du hast recht: Oft merken wir es gar nicht!“ „Was?“ „Dass wir uns gar nicht richtig kennen.“

GEFRAGT

Die Rolle Marias in der Bibel und im katholischen Glauben

In der katholischen Kirche wird Maria als Mutter Gottes verehrt:

mit Rosenkranzgebeten

Ravensburger Schutzmantelmadonna von Michael Erhart, 1480

mit Marienandachten im Mai

mit dem Fest ihrer Himmelfahrt

1. Vergleiche, was Anna über Maria weiß, mit . Verfasse einen Informationen aus Eintrag „Maria“ für das Wörter-und-NamenVerzeichnis. 2. Plant gemeinsam mit eurer Lehrkraft und euren katholischen Mitschüler*innen eine ökumenische Andacht rund um Maria: Gebet, Textlesung, Lied, Segen – zum Beispiel mit Gedanken über (eure) Mütter und Maria?


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FRAUEN …

Pfarrerinnen – ein Segen für die Kirche „Ohne den wertvollen Dienst, den all unsere weiblichen Ordinierten leisten, wäre unsere Kirche nicht nur deutlich ärmer. Es wäre schier unmöglich, die vielen Aufgaben in den Gemeinden und Einrichtungen zu meistern, wenn wir nicht all diese engagierten und kompetenten Pfarrerinnen hätten. Was vor 40 Jahren begonnen hat, ist noch nicht zu Ende.“ Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm, im Jahr 2015 anlässlich des 40. Jubiläums der ersten Frauenordination in Bayern

Susanne Breit-Keßler war zwischen 2000 und 2019 Oberkirchenrätin der EvangelischLutherischen Kirche in Bayern. Sie trug den Titel Regionalbischöfin und war damit die erste Frau, die ein bischöfliches Amt in Bayern bekleidete. Seit dem 1. Dezember 2003 war Breit-Keßler zudem Ständige Vertreterin des Landesbischofs.

„Warum habt ihr eigentlich keine Priesterinnen?“, fragt sie. „Die wären doch auch gute Ansprechpartnerinnen für Probleme und so!“ Anna schweigt eine Weile. „Ja“, sagt sie, „das finde ich auch. Aber das ist kompliziert.“

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GEFRAGT

„Was ist denn so kompliziert daran, Frauen zu Priesterinnen zu machen?“, fragt Emilia erstaunt. „Bei uns gibt es jede Menge Pfarrerinnen.“ Anna scheint ein wenig ratlos. „Das geht irgendwie nicht“, sagt sie. „Es hat damit zu tun, wie sich das Amt überträgt; ich glaube: von Mann zu Mann.“ „Und dann dürfen katholische Priester nicht heiraten“, fällt Emilia noch ein. „Ob das miteinander zusammenhängt?“

Über Frauen und Ämter in der Kirche nachdenken

So ganz genau wissen Anna und Emilia nicht Bescheid:

Wer darf das t geistliche Am ausüben?

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Ein paar Tage später ist Emilia wieder bei Anna. Sie hat nicht nur über Maria viel nachgedacht, sondern auch über Annas Satz, dass sie sich mit ihren Sorgen manchmal gern an eine Frau wendet. Und da ist ihr etwas eingefallen:

Woher kommen die Regeln?

Welche Rolle haben Frauen in der Kirche?

1. Recherchiere für Anna und Emilia die Informationen, die ihnen fehlen. Schlage nach . unter 2. Lies ganz genau 1 Mose 1,27: Was wird da über das Verhältnis von Mann und Frau ausgesagt?


… ALS THEOLOGINNEN

Katharina von Bora, die Ehefrau Martin Luthers, war eine ehemalige Nonne. Mit ihrer Heirat brachen beide ein Tabu ihrer Kirche: Martin hätte gemäß den Regeln seiner Kirche unverheiratet bleiben müssen, Katharina als Nonne sowieso. Das Paar richtete sich in diesem ehemaligen Augustinerkloster in Wittenberg ein, das Kurfürst Johann der Beständige den Reformatoren zur Verfügung gestellt hatte. Katharina von Bora verwaltete und bewirtschaftete die umfangreichen Ländereien, betrieb Viehzucht und eine Bierbrauerei, um Luther, seine Studenten und Gäste zu versorgen. In Zeiten der Pest führte sie zudem ein Hospiz, in dem sie mit anderen Frauen Kranke pflegte. Neben solchen, damals als typisch weiblich geltenden Tätigkeiten, beteiligte sie sich mit Freude und Sachverstand an theologischen Unterhaltungen. „Sie war die einzige Frau, die an Luthers Tischgesprächen mit all den Studenten, Professorenkollegen und Glaubensflüchtlingen teilnahm. Ihre Äußerungen wurden später allerdings aus den Protokollen gestrichen. Überhaupt fehlen schriftliche Quellen weitgehend, selbst Luther bewahrte die vielen Briefe seiner Frau nicht auf.“ (Eduard Kopp)

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Lucas Cranach der Ältere, Katharina von Bora, 1526

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„Bei euch ging es übrigens auch nicht von heute auf morgen, das mit den Frauen auf der Kanzel“, sagt Anna, wieder ein paar Tage später, zu Emilia. „Ich habe recherchiert. Die evangelischen Landeskirchen haben sich lange geweigert, der Forderung nach Frauenordination nachzugeben. Und als vor gar nicht so langer Zeit eine Frau Bischöfin wurde, war das für viele Evangelische ein Problem.“ Diesmal ist es Emilia, die schweigt. „Und stell dir vor!“, legt Anna nach: „Katharina von Bora, die Frau von eurem Luther: Sie konnte theologische Gespräche führen – aber überliefert wurden sie nicht!“ Emilia hebt die Schultern. „Keine Ahnung“, sagt sie. „Aber ich hab mal gehört: Frauen brauchen oft noch mehr Kraft als Männer, um sich durchzusetzen …“

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GEFRAGT

Über ein gutes ökumenisches Miteinander nachdenken

Anna und Emilia sind in ein intensives Gespräch über ihre Konfessionen geraten:

Marienfrömmigkeit

Frauen in der Kirche

Zölibat

1. Anna schweigt. Emilia schweigt … – Suche die Stellen in den Texten dieser Doppelseite. Was bedeutet dieses Schweigen? 2. Was könnten Emilia und Anna in ihrem Gespräch besser machen? Und was sollten sie vermeiden? Formuliert eine eigene Version des Gesprächs über Frauen und Ämter. Lasst sie auch über andere Themen aus sprechen!

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ÖKUMENISCH …

Die Idee des Weltgebetstags Ein Gebet wandert über 24 Stunden lang um den Erdball und verbindet Frauen in mehr als 120 Ländern der Welt miteinander! Über Konfessions- und Ländergrenzen hinweg engagieren sich christliche Frauen in der Bewegung des Weltgebetstags. Gemeinsam beten sie und setzen sich dafür ein, dass Frauen und Mädchen überall auf der Welt in Frieden, Gerechtigkeit und Würde leben können. So wurde der Weltgebetstag in den letzten 130 Jahren zur größten Basisbewegung christlicher Frauen.

Interview mit Karina, 18, neu im Kirchenvorstand ihrer Gemeinde: Erst einmal herzlichen Glückwunsch zur Wahl. Du bist jetzt das jüngste Mitglied im Kirchenvorstand. Das führt mich auch gleich zu meiner Frage: Warum hast du dich wählen lassen? Kirchenvorstand klingt nach einer Menge Verwaltungsarbeit … Ja, schon. Aber mir geht es um etwas anderes. Ich bin jetzt auch Vorsitzende unseres Ökumene-Ausschusses, und Ökumene finde ich spannend. Mein Papa ist katholisch, mein Freund auch. Aber Mama und ich sind evangelisch.

Ökumene ist, wenn Katholiken und Evangelische bei uns am Ort gemeinsam Gottesdienst feiern, zum Beispiel zur Einschulung, an Himmelfahrt oder Pfingsten. Ein besonderes Ereignis ist immer der ökumenische Weltgebetstag.

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Manche verwechseln „ökumenisch“, „ökonomisch“ und „ökologisch“ …

Erzähl mal: Worum geht es da? Frauen aus ganz verschiedenen Ländern bereiten einen Gottesdienst vor, mit Liedern, Gebeten und Predigtteil; und Gemeinden in aller Welt feiern ihn. Wir auch. So verschieden wir sind – im Mittelpunkt stehen die gleichen Gebete, die gleichen Lieder, der gleiche Bibeltext … Du bist ja richtig begeistert!

GEFRAGT

Ökumene vor Ort

Gemeinsam kann man:

handeln

feiern

beten

1. Tauscht euch darüber aus, welche ökumenischen Veranstaltungen ihr kennt oder bereits besucht habt. Befragt auch Pfarrer*in und Mitarbeitende eurer Gemeinde. 2. Recherchiert auf der Seite des Weltgebetstags: Welche Angebote gibt es für Kinder und Jugendliche?


… ÖKOLOGISCH

Manche denken, das ist nur was für Alte. So ein Quatsch. Viele von uns machen mit. Und mein Freund kommt zum Gottesdienst. Ökologisch sind wir übrigens auch. Das ist auch etwas, das meine Freunde und ich in der Gemeinde angeregt haben: Wir haben einen Fahrradrikscha-Dienst eingeführt, um ältere Menschen in die Gemeinde zu holen. Wir veranstalten SecondHand-Märkte und machen Aktionen zur Vermeidung von Plastik. Außerdem verwenden wir möglichst regionale Produkte und solche, die ein Gütesiegel für biologischen Anbau tragen, oder auch Waren, die aus fairem Handel stammen.

Das FairtradeSiegel Das Fairtrade-Siegel kennzeichnet Waren, die aus fairem Handel stammen und bei deren Herstellung bestimmte soziale, ökologische und ökonomische Kriterien eingehalten wurden.

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Klingt super. Aber aufwendig.

Ist es auch. Eine Gemeinde allein kann das gar nicht stemmen. Aber die Katholiken und die Baptisten machen mit. Dadurch sind wir viele und haben richtig Power. Der ganze Ort kennt unsere Initiative. Es helfen uns sogar Leute, die gar nicht in der Kirche sind.

Die Standards enthalten auch Kriterien zu demokratischen Organisationsstrukturen, Umweltschutz und sicheren Arbeitsbedingungen.

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Dann seid ihr also ökologisch und ökumenisch zugleich!? Und wie sieht es aus mit „ökonomisch“?

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Du fragst, ob sich das rechnet? Für die Umwelt bestimmt. Und für die Menschen auch. Denn auch wenn zum Beispiel FairtradeKaffee etwas teurer ist als anderer Kaffee – man hat ein viel besseres Gefühl dabei. Und schmecken tut er auch.

GEFRAGT

Zusammenhänge entdecken

In Karinas Gemeinde kommen die drei „Öks“ zusammen:

ökumenisch

ökologisch

ökonomisch

1. Erkläre die drei Begriffe und gib an, wie sie in Karinas Gemeinde zur Geltung kommen. 2. Informiere dich – und die anderen – über das Fairtrade-Siegel: Wie kommen die Aspekte „Gerechtigkeit“, „Frieden“, „Bewahrung der Schöpfung“ unter seinem Dach zusammen? 3. München ist eine Fairtrade-Town. Finde heraus, was das bedeutet.

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CHRIST * INNEN IN ALLER WELT

Mega-Church in Lagos, Nigeria: 50 000 Menschen nehmen an jedem der Gottesdienste teil, die viermal am Tag gefeiert werden. Sie tanzen und geraten in Trance.

Nonne in einem orthodoxen Kloster in Rumänien. Sie hat ihr Leben ganz auf Christus ausgerichtet, ihren Erlöser, wie sie sagt, und den Erlöser der Welt. Die Nonnen beten und arbeiten, z. B. helfen sie Bedürftigen. Die Klosterkirche ist mit Ikonen geschmückt und sieht sehr feierlich ist.

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Papst Franziskus mit dem „Papa-Mobil“. Er ist das Oberhaupt der römischkatholischen Kirche und wird von vielen Gläubigen sehr verehrt.

Die Vielfalt des Christentums entdecken

Die TV-Serie „Schnitzeljagd – Mit Christus um die Welt“ sucht nach dem „Geheimnis des Christentums“. Sie führt an Orte, wo das Christentum eine starke Anziehungskraft hat.

Israel Brasilien

l a i r e t a m d

Nigeria Italien

1. Beschreibt die Bilder. a. Was haben diese Menschen gemeinsam? b. Welche Faktoren machen das Christentum attraktiv? 2. Informiert euch über christliche Kirchen in der Welt ; halte, was du wichtig findest, schriftlich fest.


WIE SIE IHREN GLAUBEN FEIERN UND LEBEN

l a i r e t a m d

Gottesdienst in einer unabhängigen afrikanischen Kirche. Unabhängig von europäischem oder amerikanischem Einfluss haben Christ*innen hier eigene Formen gefunden, ihren Glauben zu feiern.

Der „Marsch für Jesus“ in São Paulo, Brasilien, findet einmal im Jahr statt und ist ein riesiges Straßenfestival.

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Die TV-Kirche in Rio erreicht Hunderttausende.

In Jerusalem ist man den Wurzeln des christlichen Glaubens ganz nah. Hier ist Jesus gestorben und nach dem Zeugnis der Evangelien auferstanden. Am Karfreitag tragen Pilger aus aller Welt das Kreuz über die Via Dolorosa, den Leidensweg Jesu.

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ÖKUMENE …

Was ist der Ökumenische Rat der Kirchen? Der Ökumenische Rat der Kirchen (ÖRK) ist eine Gemeinschaft von Kirchen, die Jesus Christus gemäß der Heiligen Schrift als Gott und Heiland bekennen und darum gemeinsam erfüllen wollen, wozu sie berufen sind, zur Ehre Gottes, des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes. Für seine Mitgliedskirchen ist der ÖRK ein einzigartiger Begegnungsraum: Hier können sie miteinander nachdenken, diskutieren, gemeinsam handeln und Gottesdienst feiern, können einander in Frage stellen und einander unterstützen, miteinander teilen und debattieren. Als Teil dieser Gemeinschaft haben die Mitgliedskirchen des ÖRK folgende Aufgaben:

Die Kirche wird als Boot auf dem Weltmeer dargestellt und der Mast hat die Form des Kreuzes. Diese frühchristlichen Symbole der Kirche verkörpern Glauben und Einheit und vermitteln die Botschaft der ökumenischen Bewegung.

› Einheit im Glauben und eucharistischer Gemeinschaft verwirklichen › missionarische* und evangelistische** Aufgaben gemeinsam erfüllen › Menschen in Not helfen, Schranken zwischen Menschen niederreißen, sich für Gerechtigkeit und Frieden sowie für die Bewahrung der Schöpfung einsetzen › Gottesdienst, Mission und Diakonie erneuern

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GEFRAGT

* = zum Glauben an Christus einladend ** = den (vorhandenen) Glauben stärkend und fördernd

Aus der Selbstdarstellung des ÖRK im Internet

Einen „Kirchen“-Text verstehen und übersetzen

Die Selbstvorstellung des ÖRK ist nicht in Alltagssprache formuliert:

zur Ehre Gottes

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einzigartiger Begegnungsraum

Gemeinschaft verwirklichen

Lest den Text gemeinsam und übersetzt, was ihr versteht, in eure eigene Sprache: Wozu ist diese Vereinigung gut? hilft euch.


… WELTWEIT

Zum 70. Geburtstag des ÖRK im Juli 2018 Gnädiger Gott, sende uns heute deinen Heiligen Geist, wie du zu Pfingsten deinen Geist auf die Apostel ausgegossen hast. Wir wollen eins sein, damit die Welt glaube. Wenn deine Kirche in der Kraft des Geistes Menschen mit Christus vereint, wenn deine Kirche Heilung bringt und die Trennungslinien von Rasse, Geschlecht, Alter und Kultur überwindet,

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danken wir dir und preisen dich, Gott.

So wie wir Christus näher kommen, kommen wir einander näher. Hier ist nicht länger Jude noch Grieche, hier ist nicht länger Sklave noch Freier, hier ist nicht länger Mann noch Frau; denn wir sind allesamt eins in Christus Jesus. In ihm sind alle Völker gesegnet.

Gal 3,28

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Viele werden kommen von Osten und von Westen, von Norden und Süden Abraham und Isaak und Jakob im Himmelreich zu Tisch sitzen. und mit Weil die Kirche in der Kraft des Geistes Menschen mit Christus vereint, um Leben, Gerechtigkeit und Frieden zu fördern,

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danken wir dir und preisen dich, Gott.

Möge Gott uns mit dem ewigen Leben segnen; möge Christus Jesus uns seinen Geist und Frieden einhauchen; möge der Heilige Geist unsere Herzen mit Liebe und fester Hoffnung füllen. Amen. Aus Südafrika

GEFRAGT

Ein Gebet verstehen und übersetzen

Das Gebet wurde im Wechsel gesprochen wie ein Lied mit Strophen:

Welt

Gott

Gemeinschaft

Wie würdet ihr im Jugendgottesdienst um Gemeinschaft bitten und dafür danken? Formuliert ein eigenes Gebet, ebenfalls im Wechsel.

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GELEBTE …

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Ina und Lea sitzen nach der Schule im Bus, gegenüber nimmt Hannes Platz. Ina zeigt Lea auf ihrem Handy die Bilder von der Sommeraktion ihrer christlichen Pfadfindergruppe in Norwegen. Sie schwelgen in schönen Erinnerungen. Hannes hat die Augen geschlossen, döst vor sich hin. Ina:

Lea:

Hannes: Ina:

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Schau mal Lea, da bin ich mit dem Elchbaby auf dem Schoß. Weißt du noch, in dem Elchpark?

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Zeig her. Ist das süß! Gott, ist das putzig. Ich hab auch ein paar schöne Bilder. (kramt ihr Handy raus, Hannes macht die Augen auf) Hä, was? Elchbabys?

Mann, du weißt doch, dass wir beide Pfadfinderinnen sind.

Hannes:

Ach ja, stimmt, (grinst) jeden Tag eine gute Tat…

Lea:

Immer die gleichen Sprüche! Wie wär’s mit Informieren? Moderne Pfadfinderarbeit hat mit Gemeinschaft und Umwelt zu tun, mit Reisen und Aktionen. Und (mit einem vielsagenden Blick) damit, den Horizont zu erweitern.

Ina:

Im Sommer waren wir in Norwegen.

Hannes:

(spöttisch) Ach ja, die Elche …

Lea:

Es ist viel mehr. Es ist … eine andere Art zu leben. (sucht nach Worten)

Ina:

(nachdenklich) Zuerst war ich mir gar nicht sicher, ob ich das kann: zelten. Schlafsack. Kochen am Feuer.


… ÖKUMENE

Hannes:

Klingt jetzt nicht so richtig bequem.

Lea:

Kein Netz. Manchmal nur eine kalte Dusche. Und dann das Ungeziefer …

Hannes:

Und das alles freiwillig!

Ina:

Ich habe etwas herausgefunden: Es gibt Wichtigeres als Bequemlichkeit und Handy. Es geht auch anders – jetzt nicht immer, aber …

Lea:

Wir hatten so eine Andacht im Wald – da waren wir irgendwie eins! Ein paar von uns waren so überwältigt – die hatten Tränen in den Augen.

Hannes:

Schon ein Grund, nicht hinzugehen. Gott ist nicht so mein Ding …

Ina:

Wir sind christliche Pfadfinder. Aber offen für alle.

Hannes:

Wie: für alle?

Lea:

Evangelisch, katholisch, nicht getauft …

Ina:

Wir sind ökumenisch.

Hannes:

Wollt ihr mich jetzt anwerben, oder was?

Lea und Ina kichern. Lea: Ina:

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Dich?

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GEFRAGT

(hält Hannes ihr Handy hin) Du kannst ja mal schauen.

Über Lebensstile nachdenken

Jugendgruppen wie Pfadfinder*innen oder der CVJM bieten besondere Erfahrungen an:

draußen sein

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zusammen sein

ungezwungen religiös sein

1. Lest den Dialog mit verteilten Rollen. 2. Lea und Ina haben Schwierigkeiten zu beschreiben, was sie erlebt haben – verstehst du sie trotzdem? Sag es in eigenen Worten. 3. Notiere: Was verändert sich im Lauf des Gesprächs? 4. Informiert euch über die Arbeit der Pfadfinder*innen oder die Arbeit des CVJM vor Ort. Gestaltet ein Plakat.

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„FÜR DICH GEGEBEN“

Anna und Emilia waren gemeinsam im Gottesdienst: einmal in der evangelischen, einmal in der katholischen Kirche. Bei Emilia wurde Abendmahl gefeiert und Anna hat teilgenommen. In Annas Kirche sagte der Priester vor der Kommunion: „Alle sind willkommen. Wer nicht katholisch ist, erhält zwar nicht das Brot, gern aber einen persönlichen Segen.“ „Tut mir leid“, sagt Anna auf dem Rückweg. Emilia sieht sie an: „Und was?“ Anna:

Dass du so ausgegrenzt wurdest …

Emilia:

Ich habe mich erinnert: Als ich so zehn oder zwölf war, bin ich einmal mit meiner Oma zum Abendmahl gegangen. Da hat der Pfarrer mich auch bloß gesegnet. Meine Großmutter sagte hinterher, das gehöre sich so. Abendmahl gibt es nur für Konfirmierte.

Anna:

Du meine Güte! Wir sind so ungefähr acht, wenn wir zur Erstkommunion gehen!

Emilia:

Aber ihr habt vorher Unterricht, richtig? Ich schätze mal, es ist wichtig, dass man versteht, was beim Abendmahl geschieht. Nicht, dass das einfach nur so etwas wie Kekse-Essen ist …

Anna:

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Emilia:

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Aber das erklärt immer noch nicht, warum du heute bei uns nicht mitmachen durftest! Ich denke mir: Das ist euch so heilig, dass ihr einfach total empfindlich damit seid! So wie ich mit meinem Zimmer. Da darf auch keiner hinein, ohne dass ich es erlaube.

Anna:

Aber es fühlt sich falsch an! Es hat mir richtig wehgetan!

Emilia

(nimmt Anna in den Arm): Ein Segen ist doch auch etwas Gutes!

Anna:

Trotzdem …

Emilia:

Weißt du was? Wir gehen mal zu deinem Priester und lassen uns das erklären!

Welche Wirkung hat dieses Poster auf dich?

Poster zum Weltgebetstag 2019 von Rezka Arnus: Come, everything is ready.


KOMMT HER ZU MIR, ALLE?

Jugendliche Sprayer*innen in Rio de Janeiro, Brasilien, gestalten das Abendmahls-Bild von Leonardo da Vinci auf ihre Weise aktuell …

Einer der Sprayer sagt: „Ist das nicht großartig? Eine Glaubensgemeinschaft, die man daran erkennt, dass sie das Brot teilt und zusammen am Tisch sitzt! – Wir haben uns überlegt, mit wem Jesus heute feiern und teilen würde.“ Mk 14,22–24

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Leonardo da Vinci (1452–1519) malte Jesus und seine zwölf Jünger – zu seiner Zeit ebenfalls in modernem Stil.

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Grenzen ökumenischen Miteinanders

Das Abendmahl / die Eucharistie ist Christ*innen heilig – gerade darum wiegen Unterschiede im Verständnis schwer:

Was wird ausgeteilt?

Wie wird es gedeutet?

Wer kann es empfangen?

1. Tauscht euch über eigene Erfahrungen mit dem Abendmahl aus: Was weißt du über seine Bedeutung und was, glaubst du, bewirkt es? Hast du schon mitgefeiert und wie war das? 2. Vergleiche die Reaktionen von Anna und Emilia auf das, was sie im Gottesdienst erlebt haben. Wie erklärst du dir den Unterschied? 3. Stellt euch das Gespräch der beiden Mädchen mit dem Priester vor. Sprecht es und nehmt es auf. Zur Position des Priesters findet ihr Material in . Wie würde euer „Abendmahl“ aussehen?

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DER ÖKUMENISCHE JUGENDKREUZWEG

Bereits seit über 60 Jahren gibt es den sogenannten Jugendkreuzweg. Er begann 1958 als „Gebetsbrücke“ zwischen jungen katholischen Christinnen und Christen in der Bundesrepublik und der ehemaligen DDR. Seit 1972 wird er ökumenisch gebetet. Heute überbrücken die gemeinsamen Worte Konfessionen, Gesinnungen und Generationen. Mit jährlich knapp 60 000 Teilnehmenden gehört der Jugendkreuzweg heute zu den größten ökumenischen Jugendaktionen. Träger des Ökumenischen Kreuzwegs der Jugend sind die Arbeitsstelle für Jugendseelsorge der Deutschen Bischofskonferenz (afj), der Bund der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ) und die Arbeitsgemeinschaft der Evangelischen Jugend in Deutschland e. V. (aej).

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Jedes Jahr gibt es ein neues Motto und eine neue Gestaltungsidee, z. B. JesusArt (2017) oder #beimir (2018).

JesusArt

Jesus trug sein Kreuz vor 2 000 Jahren in Jerusalem; das ist sozusagen die historische Wirklichkeit. Der Kreuzweg JesusArt näherte sich in Stencil-Kunst den Kreuzwegsituationen = Graffiti mit Schablonen unserer Welt heute, um der Radikalität des Kreuzweges Jesu in unsere Tage hinein zu folgen.

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p o c GEFRAGT

Die Perspektive dieses Kreuzwegs JesusArt war und ist auf die Menschen in diesen Situationen gerichtet; seine Haltung ist eine prophetische, die zum Handeln und Verändern aufruft, die gesprayten Bilder zeigen Menschen auf ihrem Kreuzweg. Jesus trug sein Kreuz damals und er trägt sein Kreuz auch heute unter uns, er wird heute gekreuzigt, das ist die Wahrheit des Glaubens. Und auch hier braucht es die persönlichen Perspektiven, um Wahrheit und Sinn zu entfalten.

Warum es Sinn macht, den Kreuzweg ökumenisch zu begehen

Jugendliche versuchen mit Aktionen zur Passion 2000 Jahre zu überbrücken:

von der Passion damals zu den Leiden von Menschen heute

von Jesus damals zum Christus heute

von Jesu Wirken zu dem, was heute getan werden muss

1. Warum ist für die Ziele des Jugendkreuzwegs die Ökumene wichtig? 2. Erzählt einander, wie ihr Jesus und seinen Tod am Kreuz versteht. Habt ihr eine Idee für eine entsprechende Gestaltung?


JESUS HEUTE

#beimir

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Vor 2000 Jahren ging Jesus auf seinem Weg mit dem Kreuz. Er geht diesen Weg bis heute: mitten unter uns und mit uns zusammen. Sein Kreuzweg kreuzt unseren Alltag. Das ist die Kernbotschaft: Sie erzählt vom Tod und von der Auferstehung Jesu Christi und davon, dass dieser Weg Jesu auch unser eigener, persönlicher Weg mit Gott und zu Gott ist. #beimir legt Zeugnis ab, dass Gott in Jesus dort ist, wo Leid jetzt entsteht, wo Menschen jetzt leiden. Das fordert uns persönlich heraus, ihn in unser Leben zu lassen, uns für ihn zu entscheiden und danach zu handeln. Mit der Wirklichkeit ist das so eine Sache. Wir denken ja immer, es gibt nur eine: nämlich die, die wir selbst sehen. Die kann ich ja schließlich erleben, erfahren, beschreiben – das allerdings sehen wir alle persönlich für uns so … Deshalb brauchen wir einander: um einander zu erzählen, um miteinander zu teilen, um uns gegenseitig Zeugnis von dem zu geben, was für uns zählt, um gemeinsam nach dem zu suchen, was in der Wirklichkeit als Kernbotschaft geborgen ist: Wahrheit und Sinn. #beimir erzählt die Passion Jesu als Teil von Lebenssituationen unserer Welt; er tut das in verfremdeten Fotografien, inmitten derer die Passion Jesu gesprayt zu sehen ist.

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IM LICHT DER OSTERKERZE

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Lichtergottesdienst in Taizé

Hanna:

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Wenn ich bete und singe, bin ich ganz bei Jesus. Bei Jesus bin ich weder evangelisch noch katholisch. Ich finde, so eine Unterscheidung spielt doch überhaupt keine Rolle, wenn man diese Gemeinschaft spürt, diese Nähe und – auch wenn es kitschig klingt: Liebe. Das packt mich, hüllt mich ein. Ich werde ganz still und ganz schwach. Aber später, wenn ich wieder rausgehe, dann fühle ich mich stark. Und irgendwie sehr glücklich.

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Eigene Erfahrungen, eigene Meinungen

Hanna erzählt von ihren Erfahrungen mit Gebet und Gemeinschaft:

„Ökumene ist Einheit in der Vielheit“, heißt es immer wieder in kirchlichen Erklärungen. Schreibt den Satz auf ein Plakat und darum herum, was ihr davon haltet. Tauscht euch über eure Standpunkte aus.

Stille

Einheit Frieden

Hast du schon einmal eine ähnliche Erfahrung gemacht wie Hanna? Wo und zu welchem Anlass? Wie war das für dich?


IDEEN UND ERTRÄGE

Idee Kirchen-Pilgern: Verabredet euch, die Gottesdienste verschiedener Gemeinden (z. B. evangelisch, katholisch, freikirchlich) in eurer Umgebung zu besuchen. Notiert, was euch anspricht und was euch fremd bleibt. Tauscht euch darüber aus. Idee Ökumenischer Gottesdienst: Vielleicht habt ihr die Gelegenheit, euch gemeinsam mit katholischen Mitschüler*innen an der Vorbereitung und Durchführung eines Schulgottesdienstes zu beteiligen. Dabei kommt es von selbst zu Momenten, wo Gemeinsames entdeckt oder Unterschiedliches geklärt werden kann. Eine spannende Erfahrung!

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Idee Ökumene-Logo: Gestaltet eigene Ökumene-Logos. Es können auch Zielgruppen-Logos sein, z. B. für Frauen weltweit oder Kinder weltweit. Ihr könnt daraus einen Wettbewerb machen; das originellste Logo erhält einen Preis. Oder ihr schickt eure Ergebnisse an den Ökumene-Beauftragten eures Dekanats oder der Landeskirche.

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Idee Ökumene-Kiste: Gestaltet „Ökumene-Kisten“: Ihr braucht, z. B. zu zweit, je einen Schuhkarton und Materialien je nach Geschmack und Idee. Stattet den Karton so aus, dass er eure Vorstellung von Ökumene widerspiegelt. Wer in eure Kiste schaut, soll eine Idee davon bekommen, was Ökumene bedeuten sollte oder könnte.

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Was hast du in Kapitel 2 gelernt? Kannst du … - unterschiedliche christliche Gruppierungen deiner Umgebung nennen und ein-

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ordnen? ein Beispiel dafür nennen, wo Ökumene gelebt wird? eine eigene Erfahrung mit Ökumene schildern? das Verhältnis zwischen evangelischen und katholischen Christ*innen beschreiben, z. B. was sie trennt und welche Versuche es gibt, Trennendes zu überwinden? Vielfalt und Einheit im Glauben zueinander in Verbindung setzen, z. B. erläutern, inwiefern beide jeweils ihre Berechtigung haben und wie sie doch zusammenwirken?

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SAG MAL

DAS SIEHT GUT AUS. ABER, WANN WILLST DU DAS KLEID TRAGEN?

WAS SAGST DU?

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l a i r e t a m d ICH FRAGE MAMA, OB SIE ES MIR ZUR KONFIRMATION KAUFT.

FÜR DIE KIRCHE?

DIE ANDEREN MÄDELS WOLLEN AUCH SO WAS TRAGEN. UND SIE LASSEN SICH SCHMINKEN UND DIE HAARE STYLEN.

IST KONFIRMATION SOWAS WIE EINE MODENSCHAU?


SAG MAL

AUCH, UND NOCH VIEL MEHR. EIN FAMILIENFEST! ALLE MEINE TANTEN UND ONKEL KOMMEN. SOGAR DIE VERWANDTEN AUS ÖSTERREICH, DABEI SIND DIE KATHOLISCH!

DAFÜR GIBT ES SOGAR EINEN FACHBEFRIFF. ÖKU ... MOMENT GENAU, ÖKUMENE NENNT SICH DAS.

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NA UND? ZUSAMMEN FEIERN KANN MAN DOCH TROTZDEM, ODER?

DANN KANN ICH AUCH KOMMEN?

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DU BIST HERZLICH EINGELADEN!

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PAUSE

Ökumenisches Friedensgebet Gott, gib uns ein reines Herz, das versteht, was Frieden bedeutet. Lass uns begreifen, was dein Friede ist. Dann können wir wirkliche Friedensstifter sein in unserer Welt. Gib uns den festen Willen und die Stärke, den Weg des Friedens ausfindig zu machen und ihm zu folgen. Lass uns beitragen zu einer friedfertigen Stimmung in unseren Häusern und auf unseren Plätzen. Mögen wir uns einsetzen für eine Kultur des Friedens zwischen allen Völkern. Schenke uns Weisheit, damit wir unser Leben auf dem festen Grund des Friedens aufbauen.

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Lass die Welt durch unseren liebevollen Umgang miteinander erkennen, dass du die Quelle des Friedens bist.

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Wir vertrauen auf die Zusage deines Sohnes Jesus Christus: „Frieden hinterlasse ich euch, meinen Frieden gebe ich euch. Nicht einen Frieden, wie die Welt ihn gibt, gebe ich euch. Lasst also eure Herzen nicht bekümmert sein und voller Angst.“ So wollen wir andere teilhaben lassen an dem Frieden, den wir bereits erhalten haben, während wir gleichzeitig auf dem Weg unseres Lebens in dieser Welt sehnsuchtsvoll auf die Vollendung deines Friedens hoffen. Amen. Abba Petros Berga, Äthiopien


3 „So spricht Gott“ Prophet*innen – Eintreten für Gerechtigkeit und Wahrheit

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„ERWACHT! HABT ACHT!“

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Lena:

Was macht der Hahn eigentlich da oben?

Samuel:

Der sagt das Wetter voraus, oder?

Lena:

Auf dem Kirchturm?

Samuel:

Und er weckt die Menschen! Wenn der Hahn kräht, ist es Morgen.

Stefan:

Vielleicht ein Hinweis auf den Ostermorgen? Auferstehung?

Dirk: Lena: Stefan:

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GEFRAGT

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War da nicht etwas mit

Petrus? Bevor der Hahn kräht …

Dann ist er ein Mahner? Ein Wächter?

Für mich ist er so etwas wie ein Prophet.

Eigene Erfahrungen, eigene Gedanken

Die Konfirmand*innen unten am Kirchturm sind sich über die Aufgaben des Hahns auf dem Kirchturm nicht einig:

wachen

Mt 26,69–75

wecken

Richtung weisen

1. Informiere dich über den Hahn und beurteile die Ideen von Lena, Stefan und den anderen. 2. Notiere, was du unter einem Propheten, einer Prophetin verstehst. Vergleiche anschließend mit dem, was du im Verzeichnis „Wörter und Namen“ zu diesem Stichwort findest. Verfasse einen Erklärtext. 3. Stell dir vor, bei euch im Ort gäbe es einen prophetischen Hahn: Was könnte er krähen? Was würde er kritisieren oder in welche Richtung würde er weisen?


„HIER LÄUFT ETWAS SCHIEF!“

Der bunte Prophet Ein Plakat an der Wand kündigt ihn an: „Scary. The New Face of Love”. Der so vorgestellte schwarz gekleidete Hüne, der unter Jubel auf die kleine Bühne tritt, sieht in der Tat furchterregend aus: Tattoos in allen Farben bedecken Gesicht und Hals, Ohren, Augenbrauen und Nasenwurzel sind mit Metallstiften durchtackert, die Zahnleiste golden überkront. Das ist der Amerikaner Earl Kaufmann.

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Unter dem Künstlernamen „The Scary Guy" (= „furchterregender Kerl“) reist der Ex-Tätowierer aus Tucson im US-Bundesstaat Arizona um die Welt und lehrt Toleranz, Gewaltfreiheit und Selbstbeherrschung. „Was glaubt ihr, wer ich bin?“, fragt Scary Guy sein Publikum. „Ein Rocker, ein Wrestler, ein Knastbruder?“ Er sei noch nie ernsthaft mit dem Gesetz in Konflikt gekommen, stellt er klar. Viele fühlen sich ertappt. Doch solche Assoziationen sind die ideale Vorlage für seine Botschaft: „Wenn du schlecht über mich denkst oder redest, dann ist das dein Problem, nicht meines“, sagt er. „Ich brauche das Spiel nicht mitzumachen.“ Das ist auch das Motto seines eigenen Lebens.

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Jugendliche machen mit „Scary“ eine eigenartige Erfahrung: Wie ein Held aus ihrer brutalen Medienwelt betritt er plötzlich ihre oft nicht weniger brutale Wirklichkeit – aber ausgerechnet er, der so gewalttätig aussieht, löst seine Konflikte friedlich, gefühlvoll, überlegen, extrem cool.

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Kaufmann drückt das vermeintlich Selbstverständliche so aus, dass es Eindruck hinterlässt: „Ich achte alle Menschen, ob sie nun braun, gelb oder buntgescheckt sind wie ich selbst“, ruft er und sorgt damit für Lacher. Menschliche Nähe inszeniert er als Mutprobe: „Wer traut sich, herzukommen und mich zu umarmen?“ Seine Definition von Lässigkeit lautet: „Wer wirklich cool ist, löst Konflikte auf friedliche Weise.“ Jan Friedmann

GEFRAGT

Eine Botschaft verstehen

„Scary Guy“ provoziert – aber wozu?

nachdenken stutzig werden

umdenken

1. Warum nennt eine Zeitschrift diesen Mann einen Propheten? 2. Recherchiere über „Scary Guy“: Wie ist er zu seiner „Mission“ gekommen? Und wie wird er wahrgenommen? 3. Welche anderen „schrägen“ oder auffälligen Menschen fallen euch ein, die eine Botschaft haben?

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BEWAHRUNG DER SCHÖPFUNG, GERECHTIGKEIT …

Severn Cullis-Suzuki in Rio de Janeiro (1992): „Ich habe davon geträumt, in meinem Leben große Wildherden zu sehen, Dschungel, Tropenwälder voller Vögel und Schmetterlinge. Aber heute frage ich mich, ob es die noch geben wird, wenn ich Kinder habe. Haben Sie sich auch solche Fragen gestellt, als Sie so alt waren wie ich?

Im Jahr 1992 fand in Rio de Janeiro die erste große internationale Umweltkonferenz statt. An ihr nahmen 2400 Vertreter aus 178 Ländern teil. Durch einen Zufall durfte die damals 12-jährige Severn aus Kanada ans Rednerpult …

Ich bin nur ein Kind und ich habe für vieles keine Lösung. Aber ich möchte, dass Ihnen eines bewusst ist: Sie auch nicht! Sie wissen nicht, wie Sie das Ozonloch reparieren sollen. Sie wissen nicht, wie Sie die Lachse in die verseuchten Flüsse zurückbringen können. Sie können eine ausgestorbene Tierart nicht mehr zum Leben erwecken. Und Sie können auch nicht die großen Wälder dorthin zurückholen, wo jetzt nur noch Wüste ist. Wenn Sie nicht wissen, wie man das alles repariert, dann, bitte, hören Sie auf, es zu zerstören!“

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Martin Luther King in Washington (1963):

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„Ich habe einen Traum, dass eines Tages die Söhne von früheren Sklaven und die Söhne von früheren Sklavenbesitzern auf den roten Hügeln von Georgia sich am Tisch der Bruderschaft gemeinsam niedersetzen können. Ich habe einen Traum, dass meine vier kleinen Kinder eines Tages in einer Nation leben werden, in der sie nicht wegen der Farbe ihrer Haut, sondern nach dem Wesen ihres Charakters beurteilt werden. Ich habe einen Traum, dass eines Tages jedes Tal erhöht und jeder Hügel und Berg erniedrigt wird. Die unebenen Plätze werden flach und die gewundenen Plätze gerade, und die Herrlichkeit des Herrn soll offenbart werden und alles Fleisch miteinander wird es sehen. Dies ist unsere Hoffnung.“

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GEFRAGT

Woher der Mut zum öffentlichen Aufschrei kommt

Immer wieder erheben Einzelne öffentlich Einspruch – gegen:

Machtmissbrauch

Ungerechtigkeit

Gewalt

1. Gestaltet eine Plakatausstellung zu mutigen Martin Luther Menschen (Propheten), z. B. King, Nelson Mandela, Albert Schweitzer, Mahatma Gandhi. 2. Was haben diese Menschen gemeinsam? 3. Führt in der Gruppe die Überlegungen von Lena, Franzi und Samuel weiter: Woher kommt der Mut? Oder kann man vielleicht nicht anders?


… UND FRIEDEN

Nelson Mandela – „Vater“ des neuen Südafrika Nelson Mandela verbrachte 27 Jahre seines Lebens im Gefängnis, weil er sich für ein Ende der Rassentrennung in Südafrika einsetzte. Als er später Regierungsoberhaupt war, verzichtete er auf Rache und reichte den einstigen Unterdrückern die Hand zur Versöhnung. „Während dieser langen, einsamen Jahre (der Haft) wurde aus meinem Hunger nach Freiheit für mein eigenes Volk der Hunger nach Freiheit aller Völker, ob weiß oder schwarz. […] Ein Mensch, der einem anderen die Freiheit raubt, ist ein Gefangener des Hasses. […] Der Unterdrückte und der Unterdrücker sind gleichermaßen ihrer Menschlichkeit beraubt. Als ich das Gefängnis verließ, war es meine Aufgabe, beide, den Unterdrücker und den Unterdrückten zu befreien.“

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Eine Konfirmand*innengruppe diskutiert über Severn, Mandela und andere „Prophet*innen“:

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Lena:

Ganz schön beeindruckend, diese Menschen, die den Mut haben, öffentlich gegen Missstände aufzustehen.

Samuel:

Ganz schön gefährlich auch.

Franzi:

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Aber nicht vergebens.

Samuel: Franzi:

Wo nehmen die bloß den Mut her? In der Bibel gibt es auch solche Menschen. Propheten. Es wird erzählt: Die hatten ihren Mut von Gott.

Stefan:

Mut? Ich habe es anders gehört. Sie hatten einen Auftrag von Gott. Sie mussten sagen, was Gott wollte. Ob es ihnen passte oder nicht.

Samuel:

Vielleicht waren sie auch wie Mandela … Sie konnten das Unrecht einfach nicht mehr ertragen. Bestimmt fürchteten sie sich. Aber sie waren auch wütend. Ich glaube: Wut macht Mut!

Lena:

Oder Angst. Bei Severn war es Angst. Angst macht Mut. Klingt verrückt, oder?

Franzi:

Hört zu: Ich erzähle euch von Jesaja. Das ist einer der wichtigsten Propheten im Alten Testament. Ich habe in einem Musical mitgesungen, da ging es um Jesaja. Führe ein Lerntagebuch über das, was du auf den folgenden Seiten von Franzi über Jesaja erfährst.

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ICH HOFFTE AUF TRAUBEN …

Franzi: Stellt euch vor: In alter Zeit, etwa 700 Jahre vor Christi Geburt. Ein Tag in Jerusalem, Juda. Die Menschen gehen ihren Geschäften nach. Auf der Hauptstadt des Königreiches einmal steht da einer auf dem Marktplatz. Und laut und wild beginnt er zu singen … Hört mir zu! Ich singe euch das Lied meines Freundes von seinem Weinberg: Auf fruchtbarem Hügel, da liegt mein Stück Land, dort hackt ich den Boden mit eigener Hand, ich mühte mich ab und las Felsbrocken auf, baute Wachtturm und Kelter, setzte Reben darauf. Und süße Trauben erhofft ich zu Recht, doch was dann im Herbst wuchs, war sauer und schlecht.

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Jerusalems Bürger, ihr Leute von Juda, was sagt ihr zum Weinberg, was tätet denn ihr da? Die Trauben sind sauer – entscheidet doch ihr: War die Pflege zu schlecht? Liegt die Schuld denn bei mir? Ich sage euch, Leute, das tue ich jetzt: Weg reiß ich die Hecke, als Schutz einst gesetzt; zum Weiden solln Schafe und Rinder hinein! Und die Mauer ringsum – die reiße ich ein! Zertrampelnden Füßen geb ich ihn preis, schlecht lohnte mein Weinberg mir Arbeit und Schweiß! Ich will nicht mehr hacken, das Unkraut soll sprießen! Der Himmel soll ihm den Regen verschließen!

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Der Weinberg des Herrn seid ihr Israeliten! Sein Lieblingsgarten, Juda, seid ihr! Er hoffte auf Rechtsspruch – und erntete Rechtsbruch, statt Liebe und Treue nur Hilfeschreie! Jes 5,1–7 (Gute Nachricht)

GEFRAGT

Ein Lied deuten

Erzählt wird von der Hoffnung und Enttäuschung eines „Weinbauern“:

Er macht sich Mühe.

Er nimmt sich Zeit.

Und die Ernte?

1. Gib in deinen Worten den Inhalt des Liedes wieder und beginne so: „Das Lied handelt von einem Mann, der …“. 2. Übersetzt die Worte des Liedes in Bilder, Gesten, eine Filmsequenz. 3. Die letzte Strophe enthüllt den prophetischen Gehalt des Liedes. Formuliere die Botschaft des Liedes.


… UND FAND NUR TAND

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Ernst Barlach, Zorniger Prophet, Kohlezeichnung 1918 / 19

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Franzi: Stellt euch weiter vor: Dieser Sänger ist Priester. Er ist verheiratet und hat zwei Söhne. Er könnte ein gutes, ruhiges Leben führen. Aber was macht er? Er macht sich Sorgen, er leidet. Er nimmt es sich zu Herzen, dass das schöne, reiche Jerusalem seinen Gott so ganz und gar vergessen hat. Nachts murmelt er im Schlaf: „Das nimmt ein böses Ende.“ Und dann, an jenem Tag, von dem ich euch erzählt habe, bricht es aus ihm heraus …

GEFRAGT

Den Sänger des Liedes kennenlernen

Bild und Text zeigen den Menschen hinter den Worten des Liedes:

zornig

verzweifelt

1. Vergleiche diese Darstellungen mit dem, Jesaja was die historische Forschung über herausgefunden hat. 2. Warum, glaubt ihr, wagt jemand so einen Auftritt? Und was sagen die Leute?

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„WEN SOLL ICH SENDEN?“

Franzi: Jesaja erzählt aus seiner Sicht, was ihn dazu getrieben hat, sich plötzlich auf den Marktplatz zu stellen und das Unrecht beim Namen zu nennen: Eines Nachts – ich lag und ruhte – sah ich Gott. Er saß auf einem Thron so wie ein König – nur noch viel, viel größer. Allein der Saum seines Königsmantels füllte den Tempel. Geflügelte Wesen waren bei ihm, Cherubim, und jedes hatte sechs Flügel: ein Paar, um das Gesicht zu bedecken, ein Paar, um die Füße zu verstecken, ein Paar, um zu fliegen. Und ein Ruf ging von Mund zu Mund: „Heilig, heilig, heilig ist Gott, der König der Könige, alle Lande sind seines Lobs und seiner Ehre voll.“

l a i r e t a m d

Das Haus bebte unter dem lauten Schall ihrer Stimmen und es war ganz in Rauch gehüllt. Ich sprach: „Wehe, mein Ende! Kein Mensch kann Gott sehen und leben. Wie unrein sind meine Lippen!“ Da flog eines der Flügelwesen zu mir. Es trug in einer Zange eine glühende Kohle. Und es berührte mit der glühenden Kohle meine Lippen. Da wurden sie rein. Und ich hörte Gottes Stimme und Gott sprach: „Wen soll ich senden? Wer wird Gottes Prophet sein?“ Ich sprach: „Hier bin ich. Sende mich.“ Und er gab mir eine schwere Botschaft, eine Botschaft voll Härte und Trauer. Am Ende aber eine Hoffnung: „Auch wenn Israels Ende kommt – ein Stumpf wird bleiben, ein Stumpf, ein heiliger Same.“

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p o c GEFRAGT Nach Jes 6

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Eine Gottesbegegnung deuten

Jesaja hat ein Berufungserlebnis:

1. Dein*e Nachbar*in liest den Text. Schließe die Augen, höre genau zu und male dann, was Jesaja sieht. Wechselt euch ab. 2. Vervollständige die Satzanfänge. Notiere, was diese Erlebnisse deiner Meinung nach bedeuten. 3. Tauscht euch aus: Wenn du an Jesajas Stelle wärst – wie wäre das für dich?

Er hört …

Er sieht …

Wie verstehst du die Sache mit den „unreinen Lippen“ und der „glühenden

Er fühlt …

Kohle“?


„HIER BIN ICH. SENDE MICH!“

Darstellung eines

l a i r e t a m d

e t h

Cherubs in der Tränenkappelle auf Mont Saint-Odile

g i r y

Franzi: Das Berufungserlebnis muss Jesaja krass verändert haben. Er ist nun Prophet.

p o c

Seine Frau wird in der Bibel ebenfalls als Prophetin bezeichnet. Und seine Kinder – denen gibt er prophetische Namen: Den einen ruft er Raube-bald-Eile-Beute; den anderen EinRest-wird-bleiben. Das ist wie eine Predigt, wie eine Warnung soll das sein. Die Leute, die das hörten, sollten es als Warnung verstehen: Gott wird sie nicht mehr schützen. Denn sie haben ihn enttäuscht. Und sie werden zur Beute werden, zur Beute des mächtigen Königs Assyrer. Und nur wenige werden übrig bleiben. der

GEFRAGT

Mit Symbolen umgehen

Die Namen der Söhne Jesajas sind Prophetensprüche:

Trost

Drohung

Mahnung

1. Informiert euch über die politische Lage des Staates Juda zur Zeit Jesajas. Begründet vor diesem Hintergrund Jesajas Aktion. 2. Was sagen die Leute auf der Straße, was denkt der König darüber? Verfasst Dialoge. Was denkst du jetzt über Jesaja? (Und wenn er dein Vater wäre …?)

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EINER WIRD KOMMEN …

Franzi: Später sprach Jesaja noch von einem dritten Kind. Das sei noch nicht geboren. Das komme viel, viel später: Gott-bei-uns soll es heißen, Immanuel. Aber die Zeit sei noch nicht reif …

Jesaja hofft auf die Zukunft:

1 Das Volk, das im Finstern wandelt, sieht ein großes Licht, und über denen, die da wohnen im finstern Lande, scheint es hell. 2 Du weckst lauten Jubel, du machst groß

l a i r e t a m d

die Freude. Vor dir freut man sich, wie man sich freut in der Ernte, wie man fröhlich ist, wenn man Beute austeilt.

3 Denn du hast ihr drückendes Joch, die Jochstange auf ihrer Schulter und den Stecken ihres Treibers zerbrochen. 4 Denn jeder Stiefel, der mit Gedröhn dahergeht, und jeder Mantel, durch Blut geschleift, wird verbrannt und vom Feuer verzehrt.

e t h

5 Denn uns ist ein Kind geboren, ein Sohn ist uns gegeben, und die Herrschaft ruht auf seiner Schulter; und er heißt Wunder-Rat, Gott-Held, Ewig-Vater, Friede-Fürst; 6 auf

g i r y

dass seine Herrschaft groß werde und des Friedens kein Ende auf dem Thron Davids und in seinem Königreich, dass er’s stärke und stütze durch Recht und Gerechtigkeit von nun an bis in Ewigkeit. Solches wird tun der Eifer des Herrn Zebaoth.

p o c

Jesaja 9,1–6

GEFRAGT

Bildsprache deuten

Drei Abschnitte, drei verschiedene Bilder:

Licht im Dunkeln

Ende der Gewaltherrschaft

ein neuer, guter, ewiger König

1. Gestaltet zu jedem der drei Abschnitte ein Standbild. 2. Hört den ganzen Text mit geschlossenen Augen. Gestaltet eine Wortwolke aus Jesajas Schlüsselwörtern. Welche Bilder drücken für dich Hoffnung aus?


… EIN GERECHTER UND HELFER

e t h

g i r y

p o c

l a i r e t a m d

Für die frühe Kirche ist Jesajas Verheißung 700 Jahre später mit der Geburt Jesu erfüllt. Weil Gott mit seiner Welt noch nicht am Ende ist, wird er selbst Mensch … In seinem Leben, seinem Sterben und in seiner Auferstehung wird Gottes tröstliche Botschaft deutlich. Gott selbst geht mit uns in die tiefsten Abgründe unseres Lebens und hält diese Ohnmacht mit uns aus. Aus einer Weihnachtspredigt

GEFRAGT

Die Symbolsprache eines Bildes erschließen

Der christliche Maler Michelangelo malt an Jesajas Schulter eine Christusfigur:

verheißenes Kind

Retter der Welt

Gottbei-uns

1. Beschreibe, wie das Bild wirkt und was es ausdrückt. 2. Erkläre, warum in Weihnachtsgottesdiensten Jesaja 9,1 und 5 f. gelesen wird.

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PROPHET MIT LEIB UND SEELE

Franzi: Aber zurück zu Jesajas Drohworten und der Bedrohung durch den König von Assyrien! Jesaja fing an, sich in Regierungsgeschäfte einzumischen. Sein König, der König von Juda, wollte aus Angst vor Assyrien Bündnisse schließen mit Ägypten und Syrien. Jesaja warnte davor. Er sagte, das würde nichts nützen. Er sagte, das würde die Assyrer noch mehr reizen. So weit ganz vernünftig. Aber jetzt kommt’s: Jesaja meinte, Juda sollte überhaupt nicht versuchen, sich zu schützen. Es sollte sich Gott anvertrauen, ganz und gar … Ihr haltet das schon für ziemlich verrückt? Dann hört euch an, was Jesaja als Nächstes tat: Als der König von Juda nicht auf ihn hörte, griff Jesaja zu einem letzten verzweifelten Mittel.

l a i r e t a m d

Was er machte? Er ging barfuß. Und das ist noch nicht alles. Er ging auch nackt – unbekleidet bis auf ein Lendentuch. „So spricht Gott“, rief er. „Wie mein Knecht unbekleidet und barfuß geht, so wird der König von Assyrien seine Feinde gefangen wegführen – Ägypter und Äthiopier, Leute, auf die mein Volk sein Vertrauen setzt! Was wird ihm dann bleiben?“ Man erzählte später: Diese Aktion dauerte unfassbar lange – drei Jahre …

e t h

g i r y

p o c

Nach Jes 20

GEFRAGT

Eine

Zeichenhandlung verstehen

Jesajas Aktion gehört zum Amt eines Propheten: Wenn sagen nichts nützt – zeigen!

Barfuß gehen (Jes 20,2)

Ein Joch tragen (Jer 27,2–8)

Gefäße zerbrechen (Jer 19,10–12)

1. Erkläre Sinn und Wirkung solcher Zeichenhandlungen. 2. Welche Zeichenhandlungen kennt ihr aus der Gegenwart? Denkt an Severn, an Umweltschützer*innen, Atomkraftgegner*innen usw. 3. Denkt euch prophetische Zeichenhandlungen aus, z. B. für humanere Bedingungen in der Viehzucht oder für mehr Klimaschutz. Wie wäre das für dich – auf solche Weise Aufsehen zu erregen?


MIT GOTTES HILFE?

Franzi: Ihr wollt wissen, wie das ausging? Vergebliche Mühe, denkt ihr? Hört zu, das ist das Letzte, was ich euch erzählen kann: Die Assyrer kamen. Sie belagerten Jerusalem. Von den Mauern aus sahen die Bewohner*innen auf ein schier endloses Heer der Feinde. Und der Heerführer der Assyrer verhöhnte sie und schrie: „Ergebt euch! Ihr habt gar keine Chance! Ergebt euch noch heute Nacht. Denn morgen machen wir euch den Garaus.“ Jesaja aber riet dem König Hiskia, ruhig zu bleiben. „Tu’s nicht“, sagte er. „Gott spricht: Ihr seid in meiner Hand, nicht in der Hand der Assyrer. Die Assyrer sind nur mein Werkzeug. Tu nichts. Überlass es mir!“ In seiner Verzweiflung hörte König Hiskia auf Jesaja. Er öffnete die Tore nicht und die Leute von Jerusalem durchlebten eine dunkle Nacht, eine sehr dunkle. Am Morgen erwarteten sie das Schlimmste. Jesaja und der König stiegen auf die Mauer – und trauten ihren Augen nicht! Wo gestern noch das Heer der Feinde gewogt hatte, war nichts als Leere, große, weite, stille Leere … Die Assyrer waren fort!

l a i r e t a m d

Was für ein Jubel! Was für Blicke, die die Leute auf Jesaja warfen. Und der König? Der hielt Jesajas Hand. Ich denke mir: Er weinte vor Erleichterung …

e t h

Von heute betrachtet weiß man: Assyriens König hatte sein Heer zurückgerufen. Anderswo in seinem großen Reich wurde es dringender gebraucht als vor Jerusalem. Aber wie auch immer: Jerusalem war erst einmal gerettet.

g i r y

p o c

Nach Jes 36 f.

GEFRAGT

Eine überraschende Wende deuten

Das Ansehen eines Propheten hängt von verschiedenen Faktoren ab:

seinen Argumenten

seinem Auftreten

Ereignissen und Entwicklungen

1. Lest im Kapitel 36 des Jesajabuches (z. B. in der Gute-Nachricht-Bibel) die Rede des Heerführers der Assyrer an König Hiskia und die Leute in Jerusalem und vergleicht: Was sagt der fremde Heerführer über Gott? Was sagt Jesaja über Gott? Erstelle eine Tabelle. 2. Entwickelt ein Rollenspiel: Die Leute von Jerusalem stehen auf der Mauer und erzählen einander, was sie von der Sache halten … (z. B. vor der Nacht und nach der Nacht).

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ZURÜCK …

Lena:

Mensch, Franzi! Und über all das hast du in einem Musical gesungen?

Franzi:

Das Weinberglied und das Lied von der Hoffnung auf die Zukunft lassen sich richtig gut singen.

Stefan:

Warst du „Jesaja“?

Franzi:

Nein, ich habe im Chor mitgesungen. Aber ich glaube, gerade deshalb habe ich diesen Jesaja jetzt so deutlich vor Augen. Ich habe ihm zugehört und zugeschaut, immer wieder. Und ihn gesehen, mit eigenen Augen.

Stefan:

Na ja, nicht gerade den echten.

Franzi:

Ich weiß nicht … Vielleicht so etwas wie eine Vorstellung von Jesaja? Oder, noch allgemeiner: eine Vorstellung von einem biblischen Propheten?

Samuel:

Ich würde, glaube ich, lieber in einem Mandela-Musical mitspielen. Das ist doch das Gleiche, nur aktueller, oder?

Stefan:

Und man müsste nicht drei Jahre nackt durch die Gegend laufen.

Lena:

Drei Jahre nackt oder 27 Jahre Gefängnis – ist das nicht fast das Gleiche?

Samuel:

Überhaupt nicht! Das mit dem Gefängnis, das haben ihm seine Feinde angetan! Aber Jesaja hat das mit dem Nackt-Sein selbst gewählt!

Stefan:

Im Namen Gottes!

Lena: Stefan: Lena: Franzi:

p o c

Stefan:

e t h

g i r y

Ein anderer Prophet,

Jeremia, der wurde von seinen Gegnern fast umgebracht …

Aber das mit Gott ist seltsam … Also wirklich: Prophetin möchte ich nicht sein! Das ist ja auch nichts, was sich jemand freiwillig aussucht, kein Beruf oder so.

Beruf – Berufung … ?

GEFRAGT

Merkmale biblischer Prophetie

Die Konfirmand*innengruppe kommt noch einmal über das Gehörte ins Gespräch:

Biblische Propheten

l a i r e t a m d

Moderne „Propheten“

Berufung

1. Eine „Vorstellung von Jesaja“ meint Franzi bekommen zu haben. Verfasse deine eigene „Vorstellung von einem biblischen Propheten“. 2. Was ist bei biblischen und modernen Propheten ähnlich? Wo seht ihr Unterschiede? Tauscht euch aus und nehmt auch die rechte Seite mit dazu.


… IN DIE ZUKUNFT

Auszug aus: Louis Jensen, 33 Cent, um ein Leben zu retten

Samuel:

Kennt ihr die Geschichte von dem Propheten, der vor seinem Auftrag weggelaufen ist? Jona, glaube ich …

Stefan:

Und dann wurde er in einem Fischbauch gefangen gehalten.

Samuel:

Das kenne ich anders! Gerettet wurde er! Der Fisch kam von Gott. Und er hat ihn gerettet!

Stefan:

Damit er seinen Auftrag erfüllt.

Lena:

Prophet zu sein ist kein Traumjob!

Franzi:

Vielleicht hat Jona so etwas wie eine innere Stimme gehört ... Hm ... Du siehst das Unrecht – und du musst, du musst, du musst etwas tun. Und dann wirst du eben Prophet. Ob du willst oder nicht. Ich habe da ein Buch. Es handelt von einem Jungen, der etwas Beunruhigendes lernt: Jeden Tag verhungern in Afrika 100.000 Kinder. Man könnte sie retten. Mit 33 Cent pro Kind pro Tag. Das geht ihm nicht mehr aus dem Kopf. Ist er deswegen ein Prophet?

Samuel:

p o c

Ich kenne das Buch auch. Am Anfang redet er wie ein Prophet. Aber dann fängt er an zu stehlen. Ich finde, das ist … das ist dann nicht mehr prophetisch.

GEFRAGT

Louis Jensen

Grenzen prophetischen Engagements

Lena, Samuel und Franzi bringen noch neue Beispiele ins Gespräch:

Jona

Stehlen ist falsch. Sehr falsch. Ich tue es nur, weil es nötig ist. Wenn etwas sehr nötig ist, dann darf man auch das Falsche tun. Dann ist das gerecht! Zum Beispiel stehlen. Ich habe lange und gründlich darüber nachgedacht, bevor ich mit dem Stehlen anfing. Ich habe die Erwachsenen gefragt, meine Eltern und meine Großmutter und sogar den Pfarrer. Sie sind sich alle einig, dass es unter gewissen Umständen nötig sein kann, das Falsche zu tun, um dem Richtigen auf die Sprünge zu helfen. Bis zu diesem Punkt sind wir uns einig. Wenn ich dann frage, ob man stehlen darf, um den Kindern in Afrika zu helfen, dann runzeln sie die Stirn, spitzen den Mund und sehen mich eine Weile an, ehe sie sagen, das dürfe man nicht …

l a i r e t a m d

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Der Ich-Erzähler rechtfertigt sich:

Jeremia

Ich-Erzähler eines Jugendbuchs

1. „Prophet zu sein ist kein Traumjob“, sagt Lena. Warum sagt sie das? Und was denkst du? 2. Arbeitet Ähnlichkeiten und Unterschiede zwischen biblischen Propheten und Menschen heraus, die man heute umgangssprachlich als Propheten bezeichnet. Tauscht euch aus und nehmt auch die linke Seite hinzu.

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PROPHETISCH REDEN HEUTE

Was bedeutet „prophetisches Reden“? „Wie wirken wir? Wie wirken wir als Gemeinde? Wie wirken wir auf Gäste? Paulus stellt diese scheinbar so modernen Fragen seiner Gemeinde in Korinth und gibt deutliche Anweisungen für die Wirkung nach außen. Paulus empfiehlt der Gemeinde das prophetische Reden! Die interessante Frage ist, was meint er mit dem prophetischen Reden? Und was könnte das heute sein? Prophetisch zu reden, das heißt für mich, Mut zur eigenen Meinung zu haben, zur Wahrhaftigkeit, zum Widerspruch.

l a i r e t a m d

So wie Lennart mit seinem fleckigen T-Shirt: Der Fleck begleitete ihn, immer noch zu sehen, dabei hatte seine Mutter das T-Shirt sogar eingeweicht und anschließend mit Spezialprogramm gewaschen. Doch der Blutfleck war immer noch da. Nur der Schriftzug auf dem Shirt war ausgewaschen: ‚Kein Mensch ist illegal.‘ Es war auf dem Rückweg nach Hause, als die beiden Kahlgeschorenen auf ihn zukamen. An viel mehr kann er sich gar nicht mehr erinnern. Seine Nase muss unglaublich geblutet haben. In der Zeitung stand später nur von einer Schlägerei unter Jugendlichen an der U-Bahn-Station Steintor. Doch für ihn ging es um viel mehr! Es ging ihm um Haltung, ums Prinzip, es ging ihm um seinen Glauben.

e t h

So wie die Kirchenvorsteherin, die sich trotz Anfeindungen weiter im Flüchtlingscafé engagiert. So wie

g i r y

Seyran Ateş, die trotz Todesdrohungen für einen neuen Islam eintritt.

Das ist es, wodurch wir wirken: Wenn wir das Unmögliche zur Sprache bringen, die Träume wachhalten, der Sinnlosigkeit widersprechen, der Angst etwas entgegenhalten. Wenn wir aufstehen gegen die Kräfte, die uns klein machen wollen und krank und stumm. Das ist für mich prophetisch reden! Seid doch nicht unmündig wie Kinder, wenn es ans Denken geht! Beim Denken sollt ihr euch als mündige Erwachsene erweisen. Bleibt unbeirrt auf dem Weg der Liebe! Strebt nach den Gaben, die der Heilige Geist verleiht – vor allem aber danach, als Prophet zu reden.“

p o c

Superintendent Mirko Peisert in einer Predigt zu 1 Kor 14,1–3.20

GEFRAGT

Mut fassen, sich einsetzen

Pfarrer Peisert nennt drei Beispiele:

sich auf die Seite der Gefüchteten stellen

für Geflüchtete da sein

neue Wege wagen

1. Angenommen, du wirst Zeuge, wie die „Kahlgeschorenen“ Lennart verprügeln. Angenommen, du bekommst Droh-Mails, weil du dich für Flüchtlinge einsetzt … Was würdest du / was kannst du machen? Diskutiert eure Möglichkeiten. 2. Berichtet über Menschen, auch Jugendliche, die Zivilcourage gezeigt haben. Erzählt ihre Geschichten und stellt ein Heft zusammen.


IMPULSE UND ERTRÄGE

Idee Stars, Journalist*innen, Künstler*innen: Wofür setzen eure Stars sich ein? Vielleicht singen sie für Frieden und Gerechtigkeit. Vielleicht treten sie in Spots auf, die für eine bunte Gesellschaft werben. Sammelt Informationen und Beispiele und gestaltet Stellwände. Idee Nicht nur nachdenken – handeln Zum Beispiel Klimafasten: In der Passionszeit 2019 führten 14 Landeskirchen und Diözesen gemeinsam eine Fastenaktion durch, in der es um die Frage ging, was jede*r Einzelne zum Klimaschutz beitragen kann, z. B. durch bewussteren Umgang mit Nahrung, Verkehr, Wasser usw. Schaut euch an, was dazu im Netz zu finden ist, und lasst euch anregen: Vielleicht versucht ihr etwas Ähnliches?

l a i r e t a m d

Zum Beispiel Sich für Gerechtigkeit einsetzen: In der Amnesty-Jugend (Amnesty International Deutschland) engagieren sich Menschen im Alter von 16 bis 27 Jahren für die Menschenrechte. Das Engagement ist vielfältig: Briefe für politische Gefangene schreiben, Aktionen gegen die Todesstrafe initiieren, Unterschriften für Frauenrechte sammeln und vieles mehr! Informiert euch und lasst euch inspirieren.

e t h

Zum Beispiel Sucht Frieden und jagt ihm nach: Lasst euch von diesem biblischen Motto (Ps 34,15) anregen: Frieden stiften in der Schule, im Umfeld, weltweit. Woran möchtet ihr euch beteiligen, was könnt ihr beitragen?

g i r y

p o c

Was hast du in Kapitel 3 gelernt? Kannst du … - erklären, was das Wort „prophetisch“ bedeutet beziehungsweise, was alles -

damit verbunden wird? am Beispiel des Propheten Jesaja zeigen, was im Alten Testament typisch für einen Propheten ist? erläutern, warum prophetisches Reden und Handeln zu heftigen Reaktionen der Zustimmung und der Ablehnung führt? Beispiele nennen für Menschen, die sich in Geschichte und Gegenwart für Frieden, Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung engagieren? deine eigene Position zu öffentlichem Engagement darstellen, zum Beispiel: Woran würdest du dich beteiligen, woran nicht – und warum?

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SAG MAL

ES GIBT JA NOCH NACHTISCH.

DAS WAR GUT.

DAS KANN MAN NIE WISSEN.

BIST DU SCHON SATT?

e t h

g i r y

HIERVON! MEINE MUTTER NENNT DEN KLEINEN LÖFFEL SO. PROPHET! ER SAGT DEN NACHTISCH VORAUS.

p o c

HE, PAULA! WIE WAR DAS NOCH MIT DEN PROPHETEN?

„SO SPRICHT GOTT.“

l a i r e t a m d

PROPHETEN SIND DOCH KEINE VORAUSSAGER!

WIE BITTE?

SIEHST DU NICHT DEN KLEINEN PROPHETEN?

KEINE AHNUNG, WOVON DU SPRICHST!

KLAR SIND DIE DAS!


SAG MAL

PROPHETEN SAGEN IMMER: „SO SPRICHT GOTT.“ UND DANN PREDIGEN SIE GERECHTIGKEIT, SETZEN SICH FÜR DEN FRIEDEN EIN, FÜR DIE SCHÖPFUNG ODER FÜR DIE ARMEN.

e t h

g i r y

p o c

SIEHST DU! KEINE VORAUSSAGER!

l a i r e t a m d

UND WENN DAS ALLES NICHTS HILFT, DANN DROHEN SIE. DANN SAGEN SIE UNHEIL VORAUS.

ODER EIN STÜCK HIMMEL!

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PAUSE

We Are The World There comes a time when we heed a certain call When the world must come together as one There are people dying Oh, and it’s time to lend a hand to life The greatest gift of all We can’t go on pretending day by day That someone, somehow will soon make a change We’re all a part of God’s great big family And the truth You know love is all we need

l a i r e t a m d

We are the world, we are the children We are the ones who make a brighter day so let’s start giving There’s a choice we’re making we’re saving our own lives It’s true we’ll make a better day just you and me

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e t h

We’ll send’em your heart so they know that someone cares And their lives will be stronger and free As God has shown us by turning stone to bread And so we all must lend a helping hand

p o c

We are the world, we are the children We are the ones who make a brighter day so let’s start giving There’s a choice we’re making we’re saving our own lives It’s true we’ll make a better day just you and me … USA for Africa


4 FĂźreinander da sein Diakonisches Lernen, Diakonisches Handeln

p o c

g i r y

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l a i r e t a m d


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DER SCHREI

e t h

g i r y

p o c

l a i r e t a m d

Edvard Munch, Der Schrei


DIE KLAGE

Sei nicht ferne von mir, denn Angst ist nahe; denn es ist hier kein Helfer. Gewaltige Stiere haben mich umgeben, mächtige Büffel haben mich umringt. Ihren Rachen sperren sie gegen mich auf wie ein brüllender und reißender Löwe. Ich bin ausgeschüttet wie Wasser, alle meine Gebeine haben sich zertrennt; mein Herz ist in meinem Leibe wie zerschmolzenes Wachs. Meine Kräfte sind vertrocknet wie eine Scherbe, und meine Zunge klebt mir am Gaumen, und du legst mich in des Todes Staub. Denn Hunde haben mich umgeben, und der Bösen Rotte hat mich umringt; sie haben meine Hände und Füße durchgraben.

l a i r e t a m d

Aber du, HERR, sei nicht ferne; meine Stärke, eile, mir zu helfen! Errette meine Seele vom Schwert, mein einziges Gut von den Hunden! Hilf mir aus dem Rachen des Löwen und vor den Hörnern der wilden Stiere – du hast mich erhört!

e t h

g i r y

Psalm 22,12–17.20–22

p o c

GEFRAGT

Bilder „lesen“

Das Gemälde und der Psalm sprechen in Bildern:

Farben und Formen

zerschmolzenes Wachs

Stiere und Büffel

1. Schreibe einen „Gedankenstrom“: Was geht dem Mann auf dem Bild vielleicht durch den Kopf? Schreibe emotional und direkt. Es müssen keine ganzen Sätze sein. 2. Male die Situation, in der sich der Psalmbeter befindet. Male seine Gefühle, vielleicht in kräftigen Farben, vielleicht auch nur mit dem Bleistift. Es müssen keine Figuren zu erkennen sein. 3. Notiere deine Gedanken zu der Doppelseite nach der Freewriting-Methode. Suche anschließend drei Gedanken aus, über die du mit den anderen reden möchtest. Male oder schreibe in Bildern: Was brauchst du zum Leben?

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„ERBARME DICH!“

DU SOhn daVidS

ERbaRmeN

Kees de Kort, Bartimäus

GEFRAGT

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p o c

Und viele fuhren ihn an, er sollte schweigen. Er aber schrie noch viel mehr: „Du Sohn Davids, erbarme dich meiner!“ Mk 10,48

Aus der Perspektive eines Bettlers sehen

Die Geschichte von Bartimäus steht in der Bibel kurz vor der Passion Jesu:

Ein Bettler am Straßenrand …

l a i r Sa TiltLe, Sei stIll m d

… hört von Jesus …

schreit laut: „Erbarme dich!“

1. Deute das Bild: Wie geht es Bartimäus? Was geht ihm wohl durch den Kopf? 2. Lies Mk 10,46–48 und erzähle die Szene aus der Perspektive der Leute, die ihn zum Schweigen bringen wollen. 3. Dieses Bild von Bartimäus wurde ursprünglich für Kinder gemalt – inzwischen können sich viele keinen anderen Bartimäus mehr vorstellen. Warum ist das wohl so?


„WAS WILLST DU, DAS ICH DIR TUN SOLL?“

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Und Jesus blieb stehen und sprach: „Ruft ihn her!“ Und sie riefen den Blinden und sprachen zu ihm: „Sei getrost, steh auf. Er ruft dich.“ Da warf er seinen Mantel von sich, sprang auf und kam zu Jesus. Mk 10,49 f.

WAs WilLst du, dAss icH für dIch tuN sOll?

e t h

g i r y

p o c GEFRAGT

„Dass ich sehe.“

Kees de Kort, Bartimäus

Spüren, wie es ist, gehört zu werden

Die Geschichte von

Jesus hört Bartimäus.

l a i r e t a m d

Bartimäus geht gut aus:

„Was kann ich für dich tun?“

Bartimäus geht mit Jesus.

1. Deute das Bild: Wie fühlt sich Bartimäus, als Jesus bei ihm ist? 2. Beschreibe so genau wie möglich, wie Jesus sich verhält. Was kann man von ihm lernen? 3. „Ich verstehe nicht, wieso Jesus überhaupt erst fragt, was er für den tun kann“, sagt Lara. Tauscht euch über diese Bemerkung aus. 4. Lies Mk 10,49–52 und erzähle die Szene aus der Sicht der Leute, die Bartimäus zu Jesus bringen.


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UND WENN KEINER HILFT?

Dies ist die Geschichte (viele Bilder, wenig Worte) eines Obdachlosen. Früher einmal war er Briefträger. Das ist lange her. Gezeigt wird ein ganz normaler Tag: Kälte, Hunger, Einsamkeit, Verachtung und Feindseligkeit nehmen ihm den Mut und die Selbstachtung.

g i r y

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p o c

„Magst du meinen Keks? Du siehst ja komisch aus. Wie ein Teddy!“ Das Mädchen hat ein Lächeln in den Augen.

l a i r e t a m d

Stromer hat kein Zuhause. Er verbringt sein Leben auf der Straße. Manchmal kann er sich nicht einmal mehr an seinen Namen erinnern.


HOFFNUNG HILFT

Es ist der beste Keks der Welt.

e t h

Heute Abend stellt sich Stromer wieder in die lange Schlange der Wartenden. Diesmal hat er ein Lächeln im Herzen. „Ihr Name, bitte?“ „Teddy.“

g i r y

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GEFRAGT

l a i r e t a m d

Sich in den „Stromer“ hineinversetzen

Die Bilder zeigen das Los eines Obdachlosen:

Einsamkeit

Kälte Hunger

1. Beschreibt die Bilder. Was erzählen die Farben? 2. Erkläre den Satz: „Es ist der beste Keks der Welt.“ 3. Wie geht es weiter mit Stromer? Erkundigt euch, wo Obdachlose in eurer Stadt Unterstützung finden und welche. 4. Diskutiert das Problem der Obdachlosen in Großstädten.

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LIEBEVOLL …

Er antwortete und sprach: Der Gelehrte, der Jesus einmal nach dem wichtigsten Gebot fragt, »Du sollst den Herrn, deinen ist sich mit Jesus einig: Gott lieben und den Mitmenschen. Gott, lieben von ganzem Herzen, Theoretisch. Die Frage ist aber: Was bedeutet das praktisch? – von ganzer Seele und mit all deiner Da soll Jesus die Geschichte vom barmherzigen Kraft und deinem ganzen Gemüt, und Samariter erzählt haben: deinen Nächsten wie dich selbst« (5 Mose 6,5; 3 Mose 19,18). Ein Mensch – kein armer – reiste von Jerusalem nach Jericho. Im Gebirge überfielen ihn Räuber. Sie schlugen ihn, nahmen Lk 10,27 ihm, was er besaß, und ließen ihn halbtot liegen. Und die Sonne brannte. Nach einer Weile kam ein Landsmann des Wegs. Der dachte wohl: „Gott sei Dank, dass mir das nicht passiert ist!“ Und ging weiter. Der Mensch, der verletzte, hielt still. Er konnte ihn nicht rufen.

l a i r e t a m d

Und wieder eine Weile: Da kam noch ein Landsmann des Wegs. Der sah ihn und dachte: „Oh Gott, dass das nicht auch mir passiert!“ und eilte rasch weiter. Der Mensch, der halb tote, blieb stumm. Seine Kehle war trocken. Die Sonne brannte. Stunden später. Ein Dritter. Kein Landsmann diesmal. Nein, ganz und gar nicht. Der Mensch schloss die Augen. „Das war’s“, dachte er. Da fiel ein Schatten auf ihn, weich und kühl. „Du Armer“, hörte er sagen. „Komm, trink.“ Er spürte Wasser an den Lippen. Trank. Linderung seiner Schmerzen. Atmete auf. „Sorge dich nicht“, hörte er sagen. „Ich kümmere mich.“

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g i r y

Vergleiche Lk 10,25–37

p o c

GEFRAGT

Ein empfindsames Herz haben und danach handeln

Jesus erzählt sehr drastisch; das Gemeinte soll ganz, ganz deutlich werden:

Landsmann Feind

Fremder

1. Tragt zusammen, was ihr über das Gleichnis barmherzigen Samariter und vom vom Doppelgebot der Liebe gehört habt. Wie passt das Gleichnis in den Zusammenhang dieses Kapitels? 2. Beschreibe die Haltungen und die Gesichter der beiden Personen auf dem Bild. Beschrifte für beide eine Denkblase. 3. Was bedeutet das Doppelgebot der Liebe praktisch? – Jede*r schreibt eine Antwort auf einen Zettel. (Das Bild rechts kann euch helfen.) Sammelt die Zettel ein und tauscht euch darüber aus. 4. Findet einen eigenen Begriff für „Nächstenliebe“. Diakonisches Handeln kann euch helfen.


… DAS NÖTIGE TUN

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l a i r e t a m d

Vincent van Gogh, Der barmherzige Samariter

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DIAKONISCHES LERNEN

Frau M. unterrichtet Religion in Klasse 8b: Frau M.:

Ich möchte euch etwas vorschlagen. Es heißt: Diakonisches Lernen. Wir werden im Unterricht darüber sprechen, dass Menschen auf Menschen angewiesen sind. Man hilft sich im Alltag. Es gibt auch Institutionen, die professionelle Hilfe anbieten. Christ*innen und die christlichen Kirchen sind aktiv dabei.

Moritz:

Wegen Jesus und so.

Frau M.:

Du hast recht, Moritz. Jesus hat anderen geholfen. Er hat zur Hilfe aufgerufen. Unter einem besonderen Stichwort.

Ella:

Barmherzigkeit.

Marina:

Nächstenliebe.

Danil:

Samariter.

Frau M.:

Ich sehe, theoretisch wisst ihr gut Bescheid. Aber wie ist es mit der Praxis?

Ella:

Also, ich war schon mal im Altenheim. Da habe ich meine Oma besucht. Also, ich war froh, als ich wieder draußen war.

Moritz:

Das ist, weil du bloß zu Besuch warst. Wenn du mitmachst, ist das anders.

Frau M.:

Genau das möchte ich euch vorschlagen. Wir machen eine Zeitlang praktische Erfahrungen. Wir machen ein Projekt – draußen – vor Ort. Später, im Klassenzimmer, tauschen wir uns darüber aus, was wir erlebt und erfahren haben. Und was sich vielleicht verändert hat.

Sophie: Frau M.: Ella:

GEFRAGT

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Wie? Wo? Und wie soll das gehen?

Das besprechen wir gleich. Ich hoffe, das ist freiwillig!

Das Projekt „Diakonisches Lernen“ kennenlernen

Frau M. hat das Projekt schon lange geplant:

Mit den Eltern gesprochen

l a i r e t a m d

Mit der Rektorin gesprochen

Partner gesucht

1. „Am wichtigsten ist mir die Motivation der Schüler*innen“, sagt sie. Erkläre, wie sie das meint. 2. Was kann Frau M. tun, um die Schüler*innen von dem Projekt zu überzeugen? Was würde dich überzeugen? Schreibe auf, was sie sagen könnte, und trage es vor.


GEBEN UND NEHMEN

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Was Schüler*innen nach solchen Projekten erzählen: Aber ich glaube, das Wichtigste war, dass wir uns Wenn man das im wirklich mit alten Leuten getroffen und mit Unterricht behandelt, wird ihnen geredet haben. Sie waren so lieb zu uns! Da fiel man schon ein bisschen auf das es einem auch nicht mehr schwer, Fragen zu stellen oder Aus: Michael Fricke: Diakonisches Lernen Thema vorbereitet. Aber so richtig von sich selbst zu erzählen. Alles war ganz offen. Ich persönlich lernt man es erst kennen, wenn bin wirklich gern dorthin gegangen und habe mich unterhalten, man direkt dabei ist. denn ich habe gemerkt, wie sich die Leute gefreut haben. (Juliane, Klasse 8) Das war ein richtig gutes Gefühl, diese Freude, dass man jemandem wenigstens ein bisschen helfen konnte. (Mirjam, Klasse 10)

l a i r e t a m d

Manche Kinder mögen das Kochen für Alte, manche nicht. Wenn man es nicht ausprobiert, denkt man vielleicht: „Ach, das macht doch keinen Spaß – Kochen für alte Leute!“ Aber wenn man mal mitgemacht hat, dann versteht man es mit dem Herzen: Ich habe jetzt etwas Gutes getan! Ich habe für alte Leute gekocht. Sie haben sich darüber gefreut und am Ende haben sie sich sogar noch bedankt. Da hat man ein gutes Gefühl. (Daniele, Klasse 4)

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GEFRAGT

Das Projekt nach seiner Wirkung bewerten

Die Schüler*innen haben unterschiedliche und doch ähnliche Erfahrungen gemacht:

Den Leuten wird da wirklich geholfen.

Ich war in einem „Leb-mit-Laden“. Was da vor sich geht, wusste ich vorher nicht so genau. Da sind einfach viele Leute, denen man ansieht, dass sie hilfsbedürftig sind. Diesen Leuten wird da wirklich geholfen. Sie müssen zwei Euro bezahlen. Dafür bekommen sie einen Korb mit Essen. (Timo, Klasse 10)

Dann versteht man es mit dem Herzen.

Wie sich die Leute gefreut haben.

1. Beschreibt in eigenen Worten, was die Schüler*innen in ihren Projekten erlebt haben. 2. Was, glaubst du, bringt es, solche Erfahrungen zu machen? Und was hat das mit dem Religionsunterricht zu tun? 3. Verfasse den Text für ein Erklärvideo zu „Diakonisches Handeln“ oder zu „Diakonisches Lernen“.


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DEN HORIZONT ERWEITERN

„Zwei Jungen gingen über die Brücke. Es waren etwas ältere Schüler aus der Privatschule auf der reichen Seite des Flusses. Einen Nachmittag pro Woche mussten sie sich um andere Menschen kümmern. Sie halfen alten Leuten, die niemanden hatten, der sie liebte, und kleineren Kindern, die Schwierigkeiten in der Schule hatten. Das war eine feste Einrichtung in ihrer Privatschule.“ So beginnt die Erzählung „Die Rettung“ von Jane Gardam. Sie spielt in London. Die beiden Jungen heißen Jackson und Pratt. Es ist ihr erster Einsatz. Sie sollen sich bei der Rektorin einer Grundschule auf der „schwierigen“ Seite des Flusses melden …

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„Ich habe selber Schwierigkeiten in der Schule“, sagte Jackson. „Zum Beispiel bei Prüfungen.“ – „Und ich habe zu Hause jede Menge Leute, die meinen, niemand liebt sie“, sagte Pratt. „Zwei Großeltern, zwei Eltern, eine Schwester.“

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„Alles in Ordnung?“, fragte die Rektorin. „Eure Kinder warten schon auf euch, glaube ich. Vielleicht wollt ihr euch erst mal hier drinnen mit ihnen unterhalten und dann nächste Woche mit ihnen irgendwo hingehen?“ – „Ja bitte“, sagte Jackson. „Mit ihnen wo hingehen?“, fragte Pratt. „Ja. Die Idee ist ja, dass ihr sie – mit dem Einverständnis der Eltern – mitnehmt und ihren Horizont erweitert. Die meisten Schüler auf dieser Seite des Flusses gehen nie irgendwohin. Es ist eine schwierige Gegend. Ihr Leben besteht aus Schule (oder Schwänzen), Fernsehen, Bett und dann wieder Schule, wobei wir Kinder aus aller Welt hier haben.“

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„Das ist ja auch bei uns nicht anders“, sagte Pratt. „Nur dass wir statt Fernsehen Hausaufgaben machen.“ – „Ach, kommt“, sagte die hübsche Schulleiterin, „ihr macht doch alles Mögliche. Auf der anderen Flussseite ist der Zoo, die ganzen Museen, der Tower of London und jede Menge hübsche Geschäfte. Alles Gute passiert auf der anderen Seite der Brücke. Die meisten Kinder hier bei uns haben kaum je einen Grashalm gesehen.“

GEFRAGT

Sich in eine Geschichte einlesen

Die Erzählerin der Geschichte springt mitten in die Handlung:

zwei Jungen

eine neue Aufgabe

Unsicherheit

1. Versuche, dich mithilfe der Textauszüge zu orientieren: a) Wie fühlen sich die beiden Jungen? Wie würdest du dich fühlen? b) Der Fluss und die Brücke sind Zeichen – aber wofür wohl? 2. Was meint die Rektorin mit „Horizont erweitern“?


WER – FÜR WEN?

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Pratt lernt Henry Wu kennen, einen siebenjährigen Jungen aus China, der nicht spricht. Er sei nicht taub, sagt die Rektorin, oder stumm. Das habe man getestet. „Er verschließt sich.“ Henry sitzt da und beobachtet Fische in einem Aquarium.

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„Hallo“, sagte Pratt nach einer Weile. „Fische.“ Er dachte: Was für eine blöde Bemerkung. Dann sagte er es noch einmal: „Fische.“ Henry Wu bewegte den Kopf nicht. Sein Kopf war klein und rund, und er hatte dichtes, glänzendes, schwarzes Haar wie die Federn der Tauchenten im Park auf der anderen Flussseite. Oder wie der Kopf einer Puppe. Einer sehr zerbrechlichen chinesischen Porzellankopfpuppe. Pratt ging um ihn herum, um sein Gesicht zu sehen, das cremefarben war und eine so winzige Nase hatte, dass sie kaum eine Erhöhung bildete, und blattförmige Augen ohne Wimpern. Nein, nicht blattförmig, eher schotenförmig, dachte Pratt, und in jeder Schote eine schwarze, glänzende Beere, die die Fische betrachtete. Die Fische sahen das Gesicht an, klappten besorgt die Mäuler auf und zu und wedelten mit den Schwanzflossen. „Was sagen sie?“, fragte Pratt. „Das sind deine Freunde, oder?“ Henry Wu schwieg.

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„Willst du mal mitkommen zu den Enten bei uns im Park?“ Henry Wu schwieg. „Überleg’s dir“, sagte Pratt. „Nächste Woche. Ist ein gutes Angebot.“ Henry Wu schwieg. „Deine Entscheidung.“ Pratt überlegte einen Augenblick, ob der Chinese echt war. Vielleicht war er eine Wachsfigur. Wenn man ihn anstupste, würde er womöglich einfach umkippen und auf dem Boden aufschlagen. „Sag schon, Henry Wu“, sagte er, „was meinst du?“, und knuffte ihn an der Schulter. Dann lag er auf dem Boden und hatte keine Ahnung, wie er da hingekommen war. Ihm tat nichts weh, er lag einfach nur da. Und der Oje, seine Mutter hat chinesische Junge saß immer noch auf dem Stuhl und betrachtete ihm Selbstverteidigung die Fische. beigebracht, falls er gehänselt wird! Sie hat den schwarzen Gürtel im Judo. Was denkst du über diese Begegnung? Wie würdest du damit umgehen?


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WUNDER …

Am nächsten Mittwoch – und alle kommenden Mittwoche – geht Pratt mit Henry Wu in den Park. Es wird nicht gesprochen und es passiert nichts weiter. Der Junge jedoch scheint Vögel zu mögen – und nahezu magisch anzuziehen: Tauben und Elstern. „Wir brauchen Geduld“, sagt die Rektorin. Und sie rät Pratt, Henry Wu einmal zu Hause zu besuchen.

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Im Wohnzimmer war eine riesige chinesische Familie, in der alle mehrere Kleidungsschichten trugen und zwischen Heizöfchen saßen und nähten. Zwei elektrische Nähmaschinen schnurrten und eine Kassette mit chinesischer Musik plinkerte und heulte auf voller Lautstärke. Eine andere Kassette leierte aus der Küche herüber, wo eine alte Dame am Herd stand und in dampfende Töpfe starrte. An Haken unter der Decke hingen mehrere Vogelkäfige, am Fenster stand ein Aquarium, und aus einem Heubündel in einem Käfig schaute so etwas wie eine Ratte heraus. Das Tier hatte ein Auge halb geschlossen, als hätte es Kopfschmerzen. Henry Wu betrachtete die Ratte.

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Der Rest der Familie verstummte, alle standen auf und verbeugten sich. „Hallo, Henry“, sagte Pratt, aber Henry drehte sich nicht um. Gläser mit Tee wurden gebracht. Pratt setzte sich und trank.

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Pratt bekommt auch zu essen – Wachteleier und Frittiertes. „Das schmeckt nicht wie beim ChinaImbiss“, sagt er – und alle freuen sich. Schließlich bedankt sich Henrys Mutter, dass er mit Henry rausgeht. „Sie hält mich bestimmt für bekloppt“, denkt Pratt, „mit Henry loszuziehen. Gut, dass das vorbei ist.“ - Aber es kommt anders. Obwohl Pratts Projekt vorbei ist, geht er nach einer Weile wieder hin und holt den Jungen ab. Im Park, am Ententeich, ist Henry fasziniert von einem Paar Schwäne.

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6 Plötzlich zeigte Henry mit seinem kurzen Arm auf diese erstaunlichen Tiere, hielt den Arm, wo er war, wandte das Gesicht Pratt zu und sah ihn durchdringend an. „Schwan“, sagte Pratt. „Das sind Schwäne. Die sind schon okay, was? Hey, tu das nicht! Sie sind nicht so okay, dass man ihnen zu nahe kommen sollte.“ – „Hol den Jungen zurück!“, rief ein Mann. „Die werfen ihn um. Die sind aggressiv, die zwei.“ „Sind Schwäne immer“, sagte ein anderer. Aber Henry war schon weg, über den kleinen, grünen Zaun gestiegen, und rannte auf die Schwäne zu, die auf ihren wasserfesten, schwarzen Füßen aus dem Teich kamen und den Abhang hinauf auf Henry Wu zugingen. Sie senkten die Köpfe und fauchten. Sie breiteten die Flügel aus. „Oh, Hilfe“, sagte Pratt. Aber die Schwäne zogen Henry Wu nicht das Fell über die Ohren. Er lief zu ihnen, und sie blieben stehen. Sie wandten die Köpfe ab, als müssten sie kurz nachdenken. Sie traten von einem großen, schwarzen Lederfuß auf den anderen und hörten auf zu fauchen. Dann spreizten sie die Flügel noch etwas weiter und legten sie ordentlich und vorsichtig wieder an.

Was erlebt Pratt bei den Wus – und was mit Henry bei den Schwänen? Was erlebt er mit sich selbst?


… ODER WAS?

Es vergeht eine lange Zeit, bevor Pratt Henry noch einmal abholt. Es ist Winter, sie fahren Bus – und plötzlich stürzt ein Schwan auf die Straße. Er hat sich beim Fliegen in der Weihnachtsbeleuchtung verfangen. Der Schwan lebt noch, steht aber offenbar unter Schock. Jedenfalls behindert er den Feierabendverkehr. Ein Polizist kommt mit einem Korb, um den Schwan zu bergen. Aber er wagt es nicht, das Tier hineinzuheben.

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Ein oder zwei Autos schoben sich vorbei, sonst rührte sich niemand. Es war seltsam. An diesem toten, dunklen Tag stand auf der toten, dunklen Straße ein Wäschekorb und ein schimmernder, stummer Vogel mit Engelsflügeln. Es wurde still. Henry Wu trat vor, ganz klein, legte dem Schwan seine kurzen Ärmchen um den Rumpf und hob ihn einfach in den Wäschekorb. „Herr im Himmel!“, sagten alle. „Der ist doch schwer!“ „Seine Mutter hat den schwarzen Gürtel“, sagte Pratt stolz.

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Im Bus zurück über die Brücke setzte sich Henry neben Pratt auf einen Zweiersitz, starrte vor sich hin und sagte mit einer hohen, chinesisch-englischen Stimme: „Hwan.“ „Hwan“, sagte er, „Hwan, Hwan, Swan, Swan. Schwan, SCHWAN“, bis Pratt sagen musste: „Sei still, Henry, sonst halten die Leute dich noch für verrückt.“

GEFRAGT

Was Pratt bei seinem Projekt gelernt hat

Anfang und Ende der Erzählung sind wörtlich wiedergegeben:

Zwei Jungen gehen über die Brücke.

Der Junge Henry Wu schweigt.

Der Junge Henry Wu spricht …

1. Was denkst du: Was ist zwischendurch passiert? 2. Was ist eigentlich mit Henry los? – Charakterisiere ihn. 3. Braucht Henry eigentlich Pratt? Und Pratt Henry? 4. Was hat Pratt gelernt? 5. Diskutiert, was diese Geschichte zum Thema „Diakonisches Lernen“ beiträgt.

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DIE DAME

Der internationale Tag der Pflege findet jedes Jahr am 12. Mai statt. Er wird am Geburtstag von Florence Nightingale veranstaltet. Die britische Krankenpflegerin war eine der wichtigsten Persönlichkeiten der Krankenpflege des 19. Jahrhunderts und hat den Beruf bis heute nachhaltend geprägt. Florence Nightingale wurde am 12. Mai 1820 während einer Europareise der Eltern in Florenz geboren und war die jüngste Tochter einer wohlhabenden britischen Familie.

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In den 1830er-Jahren suchte eine GrippeEpidemie Südengland heim, der viele Menschen zum Opfer fielen. Florence blieb gesund und kümmerte sich vier Wochen lang intensiv um Erkrankte. Erste Erfahrungen in Krankenpflege hatte sie zuvor schon bei der Versorgung kranker Familienmitglieder gesammelt.

1845 entschloss sich Florence gegen den Willen ihrer Eltern dazu, ihr Leben der Krankenpflege zu widmen. Die strikte Ablehnung der Eltern beruhte vor allem auf dem schlechten Ansehen der Krankenpflege in Großbritannien zu jener Zeit. Bei den damaligen Pflegenden handelte es sich meist um unqualifizierte Personen, die keine andere Anstellung fanden und daher gezwungen waren, sich ihren Lebensunterhalt durch diese Arbeit zu verdienen. Sie galten als unzuverlässig, korrupt und alkoholabhängig. Nachdem Nightingale Zeugin davon wurde, dass eine Patientin durch die Inkompetenz einer Pflegerin starb, erkannte sie die Notwendigkeit einer pflegerischen Grundausbildung. Zur Zeit des Krimkrieges betreute Florence im Auftrag der britischen Regierung verwundete britische Soldaten im türkischen Militärkrankenhaus in Skutari – dem heutigen Istanbuler Vorort Üsküdar. 1855 reiste sie zu den Hospitälern auf der Krim. Da sie die Patienten nachts mit einer Lampe in der Hand aufsuchte, wurde sie unter dem Begriff „Die Dame mit der Lampe“ bekannt. Während ihres Einsatzes erkrankte Florence am Krimfieber und rang wochenlang mit dem Tod.


… MIT DER LAMPE

1860 wurde die Nightingale School of Nursing am Londoner St Thomas’ Hospital eröffnet. Florences Ausbildungsmodell sah vor, dass Berufsanfänger durch erfahrene Pflegepersonen und nicht durch Ärzte unterrichtet wurden. Schwerpunkt der Ausbildung war die Beachtung der Hygiene. Denn Florence vertrat die Ansicht, dass die meisten Krankheiten durch Sauberkeit, richtige Lüftung und angemessene Ernährung geheilt werden können.

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In den 1870er-Jahren setzte sich Florence Nightingale unermüdlich für höhere Ausbildungsstandards in der Krankenpflege ein und setzte ihre Vorstellungen des anerkannten Frauenberufs weiter um. Kurz vor ihrem Tod im Jahr 1910 erhielt Nightingale als erste Frau den britischen Verdienstorden.

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Eine starke Frau kennenlernen

Florence Nightingale erkannte, was nötig ist, damit Kranke eine gute Pflege bekommen:

Hygiene

Anerkennung

Ausbildung

1. Vergleicht die beiden Abbildungen von Florence Nightingale, das Denkmal und das Foto. 2. Diskutiert: Auf die Eltern hören – den eigenen Weg gehen – was ist unter welchen Umständen richtig und warum? 3. Sammelt Informationen über die Ausbildung in den Pflegeberufen heute. Wo entdeckt ihr Spuren von Florence Nightingale? Und was hat sich verändert? 4. Ladet eine Pflegekraft in den Unterricht ein – lasst sie von ihrer Arbeit erzählen und fragt sie nach Florences Themen: Hygiene, Ausbildung, Anerkennung.

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94 HELFEN ALS BERUF … Die Diakonie in Bayern Die Arbeitsfelder Menschen in Not

Leben im Alter

Leben mit Krankheit

Kinder und junge Menschen

Ansprechstelle für ehemalige Heimkinder

Menschen mit Behinderung

Familien

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Bildungsangebote

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Diakonie und Kirche im Gemeinwesen

Fremd in Deutschland

Die evangelische Diakonie und die katholische Caritas sind die größten Anbieter sozialer Dienste in Deutschland. Sie sind auch die wichtigsten Arbeitgeber für soziale Berufe: Kinder- und Altenpflege, Betreuung und Begleitung hilfsbedürftiger Menschen. Für ein Leben in Würde.


… UND BERUFUNG „Da werde ich gebraucht.“

„Weil ich gern etwas Sinnvolles tue.“

l a i r e t a m d „Es verlangt viel von dir. Aber es lohnt sich.“

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Aufgaben der Diakonie – Aufgaben in der Diakonie

Helfen als Beruf, z. B.:

Kindern

Obdachlosen

Familien

Menschen mit Behinderung

Geflüchteten

Kranken

1. Recherchiert in und auf den Seiten der Diakonie im Internet: Welche Arbeitsbereiche gibt es? Welche Stellen bietet die Diakonie an? 2. Erstelle eine Mindmap „Arbeitsbereiche und Stellen in der Diakonie“.

Alten

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DIAKONISCH HANDELN – PRIVAT … Helfen kann jede*r

Aber keine*r kann alles

Man muss die Augen aufmachen. Ja, aber wie man eine Spritze setzt, weiß nur die Krankenschwester … … und den Blinden kann nur Jesus heilen. Man braucht ein empfindsames Herz. Man kann nicht alle Obdachlosen mit nach Hause nehmen … Man muss sich manchmal überwinden. Und von einem Keks wird der Mann auch nicht satt …

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Helfen tut gut.

Religionslehrer R. und seine Gruppe haben das Diakonie-Kapitel bis hierher bearbeitet und dann noch einmal zurückgeblättert: Was haben sie bisher über das Helfen entdeckt und erfahren? Sie haben ihre Gedanken an die Tafel geschrieben. Jetzt tauschen sie sich über das Tafelbild aus:

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Lilli:

Es passt einfach nicht. Es kann wohl doch nicht jeder …

Paul:

… nicht jeder alles!

Helena:

Vielleicht ist es wie bei Florence Nightingale: Für bestimmte diakonischen Aufgaben brauchst du eine Ausbildung!

Lilli: Paul: Erik:

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Lilli:

GEFRAGT

Und du brauchst Krankenhäuser, Altenheime, Kinderheime …

Und du brauchst dafür Geld.

Vielleicht haben wir es mit zwei Arten von Helfen zu tun? Helfen privat und öffentlich?

Zusammenhang herstellen

Erik, Lilli und die anderen entdecken Widersprüche:

Was jede*r tun kann.

Was nicht jede*r tun kann.

Möglichkeiten und Grenzen

1. Erläutere, was die Schüler*innen irritiert. 2. Nehmt Lillis Vorschlag auf und gestaltet ein Tafelbild, eine Collage oder einen Hefteintrag zum Thema „private“ und „öffentliche“ Hilfen.


… UND PROFESSIONELL

Herr R.: Ihr habt gerade eine wichtige Entdeckung gemacht. Die gleiche Entdeckung machten übrigens auch die Apostel, die die erste Gemeinde in Jerusalem leiteten. Erinnert ihr euch? Das hatten wir im letzten Schuljahr: wie Petrus und die anderen von Jesu Auferstehung erzählten, wie sie tauften und sich sammelten, wie sie Gottesdienst und Mahlgemeinschaften feierten. Auch bei ihnen wurde das Helfen zu einem wichtigen Thema. Schaut mal … (teilt ein Arbeitsblatt aus):

Inzwischen war die Urgemeinde gewachsen. Außer denen, die wie die Apostel aramäisch sprachen, gab es auch Gemeindeglieder, die griechisch sprachen; sie bildeten anscheinend eine eigene Gruppe in der Gemeinde.

Apg 6,1–7

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Griechische Gemeindeglieder

Die Witwen unter uns leiden Hunger! Die Armen haben nichts zu essen!

Für die Armen aus eurem Volk ist gesorgt. Aber was ist mit unseren Armen? Die vergesst ihr. Gehören sie nicht auch zu Christus? Apostel, Gründer und Leiter der Gemeinde

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Es sind zu viele!

Wir sind eine kleine Gemeinde. Wir können uns nicht um alles kümmern.

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Jesus hat gesagt, man soll sich nicht sorgen. Man soll gar nicht fragen: Was werden wir essen?

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Die Griechen

Mt 6,31

Aber er hat für Essen und Trinken gesorgt, wenn die Menschen es nötig hatten! Apostel

„Es ist nicht recht, dass wir für die Mahlzeiten sorgen und darüber das Wort Gottes vernachlässigen.“

Apg 6,2

Aufgaben 1. Beschreibe den Konflikt, um den es hier geht. 2. Findet heraus, wie die Urgemeinde sich schließlich einigte. Begründet und bewertet die gefundene Lösung.

Herr R.: Das war, wenn ihr so wollt, der Anfang professioneller Diakonie. Für die Diakonie, wie wir sie heute kennen, nennen wir freilich andere Gründerpersonen; informiert euch doch einmal über Wilhelm Löhe oder Johann Hinrich Wichern. Löst die Aufgaben auf dem Arbeitsblatt und tut, was Herr R. sagt.

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JESUS BEGEGNEN

Das Märchen von Martin, dem Schuster inmal hörte Martin, der Schuster, im Traum die Stimme Jesu. „Martin“, sagte Jesus, „morgen will ich dich besuchen.“ Martin freute sich. Wie oft hatte er sich das gewünscht: einmal Jesus zu begegnen. Schon früh am Morgen saß er am Fenster und wartete. Draußen war es noch dunkel. Es lag tiefer Schnee. Ein alter Mann mit einem Schneeschieber räumte die Gehwege. Zwischendurch hielt er inne, stützte sich schwer auf den Stiel und hustete. Martin lief zur Tür. „Komm doch herein!“, rief er den Alten. „Trink erst mal einen heißen Tee.“

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Es wurde Mittag. Eine Frau mit einem Kind ging draußen vorbei. Beide waren viel zu dünn angezogen. Das Kind weinte. „Kommt herein“, rief Martin. „Ich habe heiße Suppe. Und eine warme Jacke für den Kleinen habe ich auch.“ Es wurde Abend. Da klopfte es an der Tür. „Das wird aber auch Zeit, Jesus“, murmelte Martin und öffnete. Draußen stand ein kleiner Junge. „Die Mutter hat mich in die Stadt geschickt. Medizin kaufen. Nun schaffe ich es heute nicht zurück.“ „Komm herein“, sagte Martin. „Du kannst auf dem Sofa schlafen.“ Er seufzte. „Jesus kommt sowieso nicht mehr“, dachte er.

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Als Martin im Bett lag, hörte er auf einmal Jesu Stimme. „Martin, hast du mich gesehen?“, fragte er. Martin lag da mit geschlossenen Augen. Hinter seinen Augenlidern waren auf einmal die Bilder von dem alten Mann im Schnee. Von der Frau mit dem Kind. Und von dem Jungen, der in der Stube auf dem Sofa schlief. „Das war ich“, sagte Jesus. „Du kannst es in der Bibel lesen: Matthäus 25,31–46.“

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Nach einer Geschichte von Leo Tolstoi

GEFRAGT

Was Jesus mit diakonischem Handeln zu tun hat

Märchen sind nicht wirklich passiert – sie zeigen aber, was gut wäre:

Großzügigkeit

Freundlichkeit

Achtsamkeit

1. Wenn du das Märchen als Bildergeschichte gestalten solltest: Wie viele Bilder müsstest du malen und was wäre darauf zu sehen? 2. Was findet ihr spannend an dem Märchen, was findet ihr seltsam, was gefällt euch (nicht)? Tauscht euch aus. 3. Das mit der Stimme Jesu – wie verstehst du das? Gehe auch dem Hinweis nach, den Jesus gibt. 4. Erzählt weitere Begegnungen, die Martin an jenem Tag gehabt haben könnte.


IDEEN UND ERTRÄGE

Idee „Local Heroes“: Eine Online-Datenbank der Universität Passau, „Local Heroes“, gibt Heldinnen und Helden des Alltags ein Gesicht. Sie stellt Menschen vor, die durch besonderes Engagement aufgefallen sind, beispielsweise als Lebensretter wie Christian Bachl. Oder jemand wie Walter Bichlmeier, der im Umgang mit seiner Blindheit nach einem Unfall anderen Menschen Mut macht. Oder Menschen wie Katharina Metzl, die sich freiwillig ein Jahr in Brasilien als Missionarin auf Zeit für die Schwächsten der Gesellschaft einsetzt. – Schaut euch Beispiele an und sucht aus, was euch besonders beeindruckt. Gestaltet eine Plakatwand mit entsprechenden Steckbriefen solcher „Helden auf Augenhöhe“.

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Idee Das Kronenkreuz: Informiere dich über die Geschichte der Evangelischen Diakonie. Bereitet gemeinsam ein Plakat vor, zum Beispiel zum Thema: Was bedeutet das Kronenkreuz?

Idee Jobbörse: Ladet eine Beraterin aus der Agentur für Arbeit in die Schule ein und lasst euch von Berufen in der Pflege erzählen, auch von Möglichkeiten, ein Praktikum zu machen oder ein Freiwilliges Soziales Jahr. Gestaltet für einzelne Berufe Infoflyer.

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Idee Wissen, wohin: Helfen heißt auch beraten. Wo kann man sich in Notlagen Hilfe holen? Erkundigt euch bei Kirche und Gemeinde und recherchiert im Internet. Stellt eine Liste mit wichtigen Hotlines und Hilfsangeboten in eurer Nähe zusammen. Fragt, ob ihr sie ans Schwarze Brett der Schüler*innenmitverantwortung hängen dürft.

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Was hast du in Kapitel 4 gelernt? Kannst du … - am Beispiel eines blinden (stummen, traurigen, obdachlosen, verletzten) -

Menschen beschreiben, was in solch einer Lage nötig ist und guttut? das Gleichnis vom barmherzigen Samariter nacherzählen und erläutern, was darin zum Ausdruck kommt? das Doppelgebot der Liebe im Wortlaut wiedergeben? erläutern, was liebevolles (diakonisches) Handeln ist? von einem Menschen erzählen, der sich für Menschen in Not besonders eingesetzt hat oder einsetzt? das Schulprojekt „Diakonisches Lernen“ vorstellen und dazu Stellung nehmen? Tätigkeitsfelder des Diakonischen Werks der Evangelischen Kirche nennen und eines davon näher beschreiben?

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SAG MAL

MACHT´S GUT! AMÜSIERT EUCH!

DIE IST ABER GUT DRAUF, HEUTE. SO IST SIE SCHON SEIT TAGEN, DAS WIRD FAST SCHON ANSTRENGEND AUF DIE DAUER.

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ICH WÜNSCHTE, MEINE MAMA WÄRE AUCH SO FRÖHLICH, ABER SEIT OPA SO KRANK IST ...

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IST ER NOCH IM KRANKENHAUS?

DA WOLLTE ER NICHT BLEIBEN, JETZT IST ER WIEDER ZU HAUSE. UND MAMA MUSS JEDEN TAG NACH IHM SEHEN.

OH, DAS TUT MIR LEID. ABER MAMA SAGT, DAS WÄRE SO ERFÜLLEND. WAS?


SAG MAL

NA, HELFEN UND SO. DESHALB IST SIE JA SO FRÖHLICH. SIE MACHT JETZT BEI UNS IN DER GEMEINDE BEI EINEM BESUCHSDIENST MIT. DIE BESUCHEN ALTE MENSCHEN, KRANKE UND SO. KAUFEN FÜR SIE EIN, LESEN VOR ...

MAMA SAGT: ES IST GUT FÜR DIE SEELE.

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... MACHEN BRETTSPIELE MIT IHNEN, SIND EINFACH DA. MAN BEKOMMT SEHR VIEL WIEDER.

SELTSAM. MEINE MAMA FINDET DIE PFLEGE EXTREM BELASTEND.

VIELLEICHT, WEIL SIE ES NICHT FREIWILLIG MACHT?

NATÜRLICH MACHT SIE ES FREIWILLIG, SIE HAT IHN DOCH LIEB, ODER?

WIRKLICH SELTSAM ...

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PAUSE

Da berühren sich Himmel und Erde

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2. Wo Menschen sich verschenken, die Liebe bedenken, und neu beginnen, ganz neu, da berühren sich Himmel und Erde …

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3. Wo Mensch sich verbünden, den Hass überwinden, und neu beginnen, ganz neu, da berühren sich Himmel und Erde …

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Text: Thomas Laubach, Melodie: Christoph Lehmann, Rechte: tvd-Verlag, Düsseldorf


5 Nach Buddha fragen Ostasiatische Weisheit trifft westliche Welt

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MEHR GELASSENHEIT …

Yoga kommt ursprünglich aus Indien und ist die im Westen bekannteste fernöstliche Entspannungstechnik. Bewegungsabläufe und geistige Konzentration sollen das innere Gleichgewicht wiederherstellen, Muskeln kräftigen und die Beweglichkeit verbessern. Auch für Schüler*innen wird Yoga empfohlen: zum Stressabbau, z. B. vor Klassenarbeiten.

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Eine Anleitung

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Du verwurzelst dich mit deinen Zehen in den Boden.

Stell dir vor, wie lange Wurzeln aus deinen Füßen wachsen, sich durch das Erdreich bohren und dir einen immer festeren Halt geben. Beim Einatmen spürst du die Energie der Erde und ziehst sie in deinen Körper. Beim Ausatmen verteilst du diese Energie in deinem ganzen Körper.

Dann öffne deine Augen und fokussiere einen Punkt, entweder vor dir auf dem Boden oder an der Wand.

Beim nächsten Einatmen bringe die Hände vor der Brust zusammen und hebe einen Fuß, lege ihn da ab, wo es für dich bequem ist. Entweder auf dem anderen Fuß, an deinem Knie oder am Oberschenkel.

Und dann wachse langsam mit deinen Händen über dich hinaus. Stelle dir einen wunderschönen großen, starken Baum vor. Was für ein Baum bist du? An welchem Ort stehst du? Spürst du deine Wurzeln und die Erde? Vielleicht fühlst du ja auch den Wind, wie er deine Blätter kitzelt und mit ihnen spielt.

Und du stehst dort 100 Jahre, 200 Jahre, 300 Jahre und langsam ziehen sich deine Äste wieder zurück zur Mitte und du verwandelst dich wieder in ein Kind. Ziehe deine Wurzeln wieder aus den Boden, rüttel dich und schüttel dich, springe ein-, zweimal.

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… DURCH MEDITATION?

Die Journalistin Christiane Zwick lebt für zwei Tage in einem Zen-Kloster in Kyoto, Japan. Sie will herausfinden, was an den Übungen aus Fernost dran ist, die in Deutschland so viele faszinieren: Bei meiner Ankunft bin ich erst einmal überfordert. Der Bahnhof von Kyoto hat gigantische Ausmaße, drei Mal würde der Berliner Hauptbahnhof hineinpassen. Auf fünfzehn Stockwerken Signale von allen Seiten. Nur zwölf Minuten braucht dann aber die S-Bahn vom Hauptbahnhof bis dorthin, wo sich seit rund 500 Jahren nicht viel verändert hat: Eine Mauer umschließt 47 Tempel, dahinter Wege aus Steinplatten, der Duft von Kiefern und vor allem – Stille. Deswegen kommen viele Menschen her. Ich irgendwie auch. Ich bringe viel zu viele Gedanken mit und will mich einem echten Meister der Meditation anvertrauen.

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Zen-Meister heißt Takafumi Kawakami, per E-Mail habe ich mich für zwei Tage à Mein 40 Euro angemeldet. Dafür darf ich in seinem Tempel wohnen und er wird mir zeigen, wie man „einfach nur dasitzt“. In der Teeküche erzählt er mir, dass seine Familie seit fünf Generationen hier lebt und arbeitet. Er aber wollte zunächst gar kein Zen-Meister werden, Familientradition hin oder her. Das änderte sich nach Diskussionen mit amerikanischen Studierenden, von denen einige schon Zen ausprobiert hatten und beeindruckt waren. Schließlich nahm Takafumi sein Erbe doch an und merkte, dass ihn das verändert. „Ich sorge mich nicht mehr um die Vergangenheit“, erzählt er mir. „Im Jetzt zu sein hat mir in meinem Leben neue Perspektiven eröffnet.“

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Im Kloster erlebe ich, was die Konzentration auf den Moment vermag: Sie schärft den Blick für Schönheit im alltäglichen Chaos. In jeder Steinplatte ist sie zu erkennen, selbst im Moos der Gärten. Auf dem Rückweg, am Hauptbahnhof, stelle ich mich mitten ins Getümmel, lasse die Menschen rechts und links an mir vorbeiströmen und genieße es, genau hier zu sein.

GEFRAGT

Eigene Erfahrungen mit anderen vergleichen

Yoga und Zen sind aus Ostasien nach Deutschland gekommen:

als Sport

zum Stressabbau

für die Gesundheit

1. Erzählt von eigenen Begegnungen mit ostasiatischer Kultur. 2. Probiere die Übung (linke Seite) aus. Notiere deine Gefühle und Gedanken dazu. 3. Was erlebt und erfährt die Journalistin? Schreibe für sie einen Blogeintrag oder eine Ansichtskarte für ihre Zeitungsredaktion.

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ERZÄHL MIR …

Klaus Büttner, der schon länger in dem Kloster zu Gast ist, antwortet auf Fragen eines neuen Gastes: Eines merkst du hier sehr schnell: Yoga und Zen sind hier nicht einfach nur Sport oder Anti-Stresstraining; sie gehören zur Weltanschauung und Lebenspraxis der Menschen. Im Hintergrund stehen zwei Religionen. Da ist erstens der Hinduismus; im Hinduismus hat sich Yoga entwickelt. Aus der Kultur des Hinduismus ist eine zweite Religion entstanden, der Buddhismus. Im Buddhismus hat sich Zen entwickelt und dazu noch weitere Meditationstechniken. Das, was uns in Europa so fasziniert, sind sozusagen die äußersten Zweige eines tief verwurzelten Baums.

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Hinduismus gehört für mich zu Indien …

Ja, das stimmt. Hinduismus nannten die englischen Kolonialherren alles, was sie in Indien an religiösen Formen vorfanden. Sie taten damit so, als handle es sich um eine einzige Religion. In Wirklichkeit handelt es sich aber um eine Vielzahl von religiösen Vorstellungen und Ritualen, von Göttergeschichten und Göttern. Eine Gemeinsamkeit ist das Sanatana Dharma, die ewige Lebensordnung. „Füge niemandem absichtlich Leid zu“, gehört ebenso dazu wie die Überzeugung, dass es für jedes Wesen einen festen, vorbestimmten Platz im Leben gibt.

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Und es gehört dazu, sich die Zeit als einen großen Kreislauf vorzustellen, ein endloses Werden und Vergehen. In diesem Kreislauf, Samsara genannt, werden Lebewesen geboren, sterben und werden wiedergeboren als andere, neue Lebewesen. Die Sehnsucht der Menschen ist es, diesem Kreislauf zu entkommen und irgendwann einmal anzukommen in friedlicher Stille, im Nirgends und Nichts. Du kennst dafür vielleicht den Ausdruck Nirwana; der stammt allerdings aus dem Buddhismus.

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Wie kann man dort hingelangen? Da gibt es zum Beispiel die Vorstellung, dass jeder Karma mit sich herumtrage. Es Mensch sein entsteht aus allem, was jemand tut, sei es gut oder böse. Das Karma wird als Substanz gedacht, die den Menschen belastet und an das irdische Leben bindet. Die Qualität des Karmas wirkt sich auch auf das nächste Leben im Kreislauf der Wiedergeburten aus. Gute Taten – gute Position; schlechte Taten, niedrige Position, verstehst du?

Der Kreislauf der Wiedergeburten


… VOM HINDUISMUS

Klingt fair – oder auch nicht … Wie auch immer: Du bemühst dich dein ganzes Leben, dein Karma mit guten Taten anzureichern, z.B. indem du dich der ewigen Ordnung fügst, die Rituale angemessen vollziehst. Hindus aus Nordindien pilgern zum Beispiel nach Benares, einem Ort am Fluss Ganges, Shiva heilig ist. der dem Gott

Benares, die heili

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Gehört zur heiligen Ordnung auch das Kastensystem?

Ein festes System der Kasten gab es nie, da jede Gegend in Indien etwas andere Vorstellungen hat. Und offiziell ist das Kastenwesen in Indien auch abgeschafft. Aber ja, viele Vorstellungen gehören in gewisser Weise noch dazu. Wie ich schon sagte: Hindus glauben, dass jede*r seinen festen Platz im Leben hat. Dazu gehören die Gruppen, in die man hineingeboren wird; die heißen Jati. Traditionellerweise gehört man zu einer Jati, bleibt in seiner Jati, heiratet in seiner Jati. Besonders außerhalb der großen Städte ist dies noch immer wichtig.

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Gibt es nicht so ein Pyramidenmodell, mit den Priestern oben und den Dienern unten?

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Priester, Krieger, Kaufleute, Diener – oh ja … Du kannst dir sicherlich vorstellen, welche Bevölkerungsgruppen solch eine Vorstellung attraktiv finden. Ich habe noch etwas anderes gehört: von „Unberührbaren“ … In Indien gibt es viele Menschen, die zu keinem der Stände gehören. Nenn sie nicht so. Sie heißen Dalits. Sie selbst nennen sich auch die Zerbrochenen. Sagt das genug?

GEFRAGT

Erste Eindrücke teilen

Das Gespräch geht noch weiter; aber es gibt wohl bereits Gesprächsstoff:

Kreislauf

Kasten

Karma

Hast du von solchen Vorstellungen schon einmal gehört? Wo und was? Tauscht euch über eure Vorkenntnisse und eure Gedanken dazu aus.

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HINDUISMUS …

Ich habe auch gehört, es gäbe Millionen von Göttern … Wie kann der Einzelne da den Überblick behalten? Muss er nicht. Es sind deshalb so viele Götter, weil es so viele verschiedene Vorstellungen gibt. Gebildete Hindus sehen in ihnen Facetten einer einzigen göttlichen Kraft. Auch die drei Hauptgötter sind eigentlich Aspekte des einen göttlichen Geistes, Brahman genannt. Die kenne ich: Brahma, Vishnu und Shiva. Und dann gibt es noch ihre Frauen. Avatare, menschliche Verkörperungen der Götter wie Krishna! Und die

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Brahma, der Schöpfer, Vishnu, der Bewahrer, und Shiva, der Zerstörer, dargestellt als Dreiheit (indisch: Trimurti)

GEFRAGT

Eine Vorstellung vom Hinduismus bekommen

Das Gespräch bietet allerhand Wissenswertes zu den ostasiatischen Religionen:

Kreislauf

Gottheit

Lebensordnung

1. Notiere die neuen Wörter und Namen auf den Seiten 106 bis 109 und notiere ihre Bedeutung. Das Wörter-und-Namen-Verzeichnis hilft dir dabei. 2. Recherchiere zu einem der Themen auf den Zetteln in Sachbüchern und im Internet. Halte einen kleinen Vortrag. 3. Beschreibe das Bild in drei Stufen: Ich sehe … / Ich wundere mich … / Ich kann mir vorstellen, dass …


… UND BUDDHISMUS

Wir haben einen weiten Bogen geschlagen: vom Zen hier in Japan bis nach Indien mit seinen Göttern. Wie kommen wir zurück? Durch das, was Hinduismus und Buddhismus verbindet. Samsara, Karma, Meditation … Der Buddhismus ist auf dem Boden hinduistischer Vorstellungen gewachsen, so wie das Christentum auf dem Boden der jüdischen Religion. Wie nahe sich Buddhismus und Hinduismus sind, kannst du übrigens bei uns daheim sehen. In Bayern?! Nahe bei Regensburg gibt es den sogenannten Nepal-HimalayaPavillon. Er wurde für die Weltausstellung gebaut. Die meisten Menschen in Nepal sind Hindus. Aber dieser Pavillon ist eine Mischung aus hinduistischer und buddhistischer Tempelarchitektur. Neuerdings sitzt darin eine wertvolle Buddha-Statue.

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GEFRAGT

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Zwei Buddhas im Nepal-Himalaja-Park in Wiesent bei Regensburg

Religionsfamilien kennen

Klaus Büttner spricht von gemeinsamen Grundlagen:

Judentum – Christentum

Hinduismus – Buddhismus

Skizziere in deinem Heft zwei Bäume (Wurzeln, Stamm, Krone mit zwei Hauptästen), einen für Judentum und Christentum; einen für Hinduismus und Buddhismus. Schreibe in die Wurzeln die gemeinsamen Grundlagen, in die Äste Besonderheiten jeder Religion. Achtung: Das Thema „Judentum – Christentum“ hattet ihr schon – da müsst ihr euch beraten. Grundlagen für Hinduismus und Buddhismus findet ihr auf Seite 108 und 109; Besonderheiten des Buddhismus auf den folgenden … Ihr könnt die Poster nach und nach vervollständigen.

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ANNA ERKLÄRT …

Ich bin Anna und 13 Jahre alt. Meine Religion ist die Lehre Buddhas. Ob es Götter gibt, ist uns nicht wichtig, aber etwas Anderes: Wir sehen das viele Leid in der Welt und denken darüber nach: Warum ist es so, wie es ist? Die Buddha-Lehre hilft uns zu verstehen. Doch dafür brauchen wir ruhige Gedanken. Wir üben sie in einer stillen Umgebung und nennen es meditieren. Durch die Meditation werde ich aufmerksamer auf andere Menschen und achte mehr auf das, was ich selbst tue.

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Manchen Buddhist*innen hilft es beim Meditieren, ein Mandala zu betrachten. Seine gleichmäßigen Formen und seine Schönheit helfen, sich von dem Durcheinander zu lösen, das draußen im Alltag und oft auch in einem selbst herrscht.

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Das Rad der Lehre ist eines der Zeichen für unsere Religion. Die acht Speichen des Rades erinnern an den „Achtfachen Pfad“ (siehe Seite 118). So nennen wir einen wichtigen Teil der Lehre. Er sagt uns, was wir tun können, damit weniger Leid entsteht, zum Beispiel: freundlicher sein, nicht einfach drauflosreden, sondern genauer hingucken, was passiert, und dann das gerade Richtige machen und sagen. Und immer wieder Ruhe in den Kopf bringen – also meditieren.

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Ein anderes Zeichen bei uns ist die Lotusblüte. Sie sieht einer Seerose ähnlich. Die Lotusblume hat ihre Wurzeln im schlammigen Grund eines Teiches. Niemand wühlt dort gern mit den Händen. Aber aus dem Schlamm und durch das Wasser hindurch erhebt sich eine der schönsten und reinsten Blüten, die es gibt. So kann sich jeder Mensch aus dem Schlamm des Leids erheben und durch Buddhas Lehre erblühen.


… DIE LEHRE BUDDHAS

Anna antwortet auf Fragen: Hat dein Glaube dir schon mal geholfen? Als meine kleine Schwester am plötzlichen Kindstod gestorben ist, wusste ich, dass sie nicht für immer gestorben ist, sondern wiedergeboren wird. Ich bin zwar traurig, dass sie nicht mehr bei uns ist, aber sie ist nicht für immer weg.

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Gibt es irgendwelche besonderen Tage oder Feste, für die ihr auch mal in den

Tempel geht?

Ja, wir gehen jedes Jahr zum Ullambanafest in den Tempel. Es ist schön, aber jetzt nicht so wichtig wie zum Beispiel Weihnachten oder Ostern für die Christ*innen.

Ullambana-Feier mitten in Deutschland

„Wir feiern Ullambana auch für die jungen Leute unter uns. Wer von ihnen hier in Deutschland geboren wurde, weiß nicht unbedingt so viel von der Bedeutung des Festes.“

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Zu jenen Gläubigen, die häufiger die Pagode besuchen, kamen Besucher von weiter her. Die meisten haben vietnamesische Wurzeln.

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„Wir denken heute an die eigenen Eltern und an die Verwandten. Dazu gehören die Verstorbenen“, erklärte Kim Truong, eine der Gläubigen. „Alle sollen an ihren Ursprung denken. An ihren Kreis der Familie und letztlich an alle lebenden und verstorbenen Menschen in der Welt.“

Auszüge aus Zeitungsberichten

GEFRAGT

Glaubenserfahrungen – eigene und andere

Anna erzählt, was ihr ihr Glaube bedeutet:

Orientierung

Hoffnung

Gemeinschaft

1. Notiere Aussagen von Anna, die zu den Schlagwörtern auf den Zetteln passen. 2. Tauscht euch darüber aus, was ihr von eurem Glauben erzählen und auf die Fragen antworten könnt.

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ANNA ERZÄHLT …

Über die Entstehung des Buddhismus gibt es folgende Geschichte: Es war einmal ein junger Mann, der hieß Siddhartha. Er hatte das schönste Leben, das man sich vorstellen kann. Er war ein Prinz, hatte viele Reichtümer und lebte in einem Palast. Er war mit einer schönen Frau verheiratet und hatte einen kleinen Sohn. Sein Vater versuchte, alles, was traurig und unschön war, von ihm fernzuhalten. Aber ganz froh war Prinz Siddhartha nicht. Eines Tages fuhr er mit seinem Diener in einem Wagen umher. Er hatte sich schön angezogen und einen Diamantring am Finger. Er wollte den Tag genießen. Doch bei der Ausfahrt entdeckte er etwas, was er im Palast nie erfahren hatte: die unschöne Seite des Lebens. Auf dem Weg trafen sie einen kranken Menschen mit stumpfen Augen, der sie um Hilfe anflehte.

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Am nächsten Tag fuhren sie wieder aus. Diesmal begegneten sie einem Menschen, der schon sehr alt war. Seine Stirn war voller Falten. Er hatte nur noch wenige weiße Haare und ging mit krummem Rücken schmerzgebeugt an einem Stock. Auch bei einer dritten Ausfahrt hätte alles sehr schön sein können. Die Sonne schien bei angenehmem Wind, Blumen blühten. Da entdeckten sie am Weg eine Leiche. Sie roch schon und war von Fliegen bedeckt. Siddhartha hatte an drei Tagen entdeckt, dass das Leben nicht einfach schön ist, sondern auch voller Leid. Er saß danach in seinem Palast und dachte nach. Er verstand, dass Krankheit, Alter und Tod mit dem Leben verbunden sind. Auch wenn sein Vater es ihm nicht gezeigt hatte, das Leid war da.


… WIE ES ANFING

Auf einer vierten Ausfahrt ging ein Wandermönch neben ihrem Wagen her. Der Mönch wirkte einfach froh. Siddhartha war verblüfft. Dieser Mönch hatte keinen Reichtum, keine Frau, kein Kind, keine Diamanten und schien dennoch glücklich. In der folgenden Nacht verließ Siddhartha den Palast für immer. Er wollte herausfinden, wie man das Leid hinter sich lassen kann. Er aß nichts, trank nichts, machte schwierige Körperübungen, aber das half ihm nicht.

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Schließlich setzte er sich unter einen Feigenbaum und versank in Meditation. Nach drei Tagen und drei Nächten verstand er. Er war wie aus einem langen Schlaf erwacht. Er verstand, warum das Leben aus Leid besteht und wie man sein Entstehen vermeiden kann. Er nannte diesen Weg den „Achtfachen Pfad“ zur Befreiung von den Ursachen des Leids. Siddhartha wurde nun Buddha genannt, das heißt: der Erwachte.

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GEFRAGT

Umgang mit Leid

Der Prinz erfährt, dass Leben mit Leiden verbunden ist, mit:

Vergänglichkeit

Krankheit

Schmerz

1. Bringe mit künstlerischen Mitteln (Farben, Modelliermasse, Handlettering) etwas vom „Leid“ zum Ausdruck. 2. Tauscht euch darüber aus, welche Wege ihr kennt, mit eurem persönlichen Leid klarzukommen. Hätte der Prinz in seinem Palast bleiben sollen? Hatte sein Vater recht, ihn von allem fernzuhalten? Wie wäre es dir lieber – und warum?

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WEGE ZUM …

Gelassenheit

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Die Journalistin Christiane Zwick versucht gleich an ihrem ersten Tag im Zen-Kloster, so zu sitzen wie die Mönche – im Lotussitz. Sie will alles ganz richtig machen, bekommt es aber nicht hin.

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Ihr Lehrer, Takafumi, grinst nur: „Darum geht es nicht“, sagt er. „Im Buddhismus geht es ums Üben. Es gibt nicht richtig oder falsch und gut oder schlecht, sondern eine Menge dazwischen. Und wer meditiert, tut etwas dafür, seinen Geist gesund zu halten.“

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GEFRAGT

Was man von einer anderen Kultur lernen kann

Hier werden „typisch fernöstliche“ Eigenschaften beschrieben:

Gelassen sein Achtsam sein

Fokussiert sein

1. Untersucht die drei Texte dieser Doppelseite. Formuliert in einem Satz, was ihr für die Lehre oder die Pointe haltet. 2. Der deutsche Liedermacher Gerhard Schöne hat den Achtsamkeitstext in einen westlichen Zusammenhang übertragen. Hört euch das Lied mit dem Titel „Ganz einfach“ an und diskutiert: Was ist sein Anliegen – und ist das, was das Lied erzählt, in euren Augen realistisch?


… GLÜCKLICH-SEIN

Achtsamkeit Einige Schüler fragen ihren Zen-Meister, warum er so zufrieden und glücklich ist. Der Zen-Meister antwortet: „Wenn ich stehe, dann stehe ich, wenn ich gehe, dann gehe ich, wenn ich sitze, dann sitze ich, wenn ich esse, dann esse ich, wenn ich liebe, dann liebe ich …“

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„Das tun wir auch“, antworteten seine Schüler, „aber was machst du darüber hinaus?“, fragten sie erneut. Der Meister erwiderte: „Wenn ich stehe, dann stehe ich, wenn ich gehe, dann gehe ich, wenn ich …“

Wieder sagten seine Schüler: „Aber das tun wir doch auch, Meister!“ Er aber sagte zu seinen Schülern: „Nein – wenn ihr sitzt, dann steht ihr schon, wenn ihr steht, dann lauft ihr schon, wenn ihr lauft, dann seid ihr schon am Ziel.“

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Loslassen können

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„Meine Frau hat mich verlassen“, klagt der Mann dem Meister. „Ich bin so wütend auf sie, jeden Tag schmiede ich Rachepläne, und es wird einfach nicht besser. Warum ist das Leben so schwer?“ Da antwortet der Meister: „Wenn wir verletzt werden, ist es, als würde uns ein Pfeil treffen. Das ist Schmerz. Es tut weh. Doch es gibt noch einen zweiten Pfeil, unsere Reaktion auf die Verletzung, unseren Zorn, unsere Sehnsucht nach Rache. Dieser zweite Pfeil geht über den Schmerz hinaus. Das ist Leiden.“

Welcher der drei Texte gefällt dir am besten? Warum?

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DER WEG …

Anna erzählt eine Geschichte, die ihr wichtig ist: Der Stellvertreter des Buddha hieß Sariputta. Er lebte mit seinen Schülern in einem eigenen Kloster. Eines Tages kam ein wichtiger Mann zu Besuch. Die Schüler erzählten ihm über ihren Lehrer: „Sariputta ist unser Vorbild. Er bleibt immer voll Gleichmut und Freundlichkeit. Selbst wenn jemand ihn ärgert, ändert das nichts. Und sogar, wenn jemand ihn schlägt, würde er gleichmütig bleiben.“ Der wichtige Mann runzelte die Stirn. „Vielleicht hat ihn ja noch niemand so richtig geärgert und geschlagen.“ Und er überlegte sich etwas …

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Tage später sah der Mann Sariputta mit einigen Begleitern vorbeigehen. Da ging er hin und schlug ihm kraftvoll ins Gesicht. Sariputta wandte den Kopf, sah ihn überrascht an und fragte: „Was war das?“ – Der Mann machte den Mund auf, konnte aber nichts antworten. Da setzte Sariputta freundlich lächelnd seinen Weg fort.

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Der Mann lief hinterher und warf sich vor Sariputta zu Boden. „Ich bitte um Verzeihung, Meister“, sagte er. „Es tut mir leid, was ich gemacht habe.“ – „Wovon redest du?“, fragte der. „Ich habe nicht geglaubt, dass du so gleichmütig bist, wie man es mir erzählte, und wollte es deshalb mit einem Schlag ausprobieren.“ Sariputta nickte. „Einverstanden. Ich verzeihe dir.“ – „Wirklich?“, fragte der Mann. „Dann komm in mein Haus, ich lade dich zum Essen ein.“

Lehr-Erzählung verstehen

Annas Geschichte gibt Anlass zum Wundern:

über die Maßnahme des wichtigen Mannes

über die Reaktion Sariputtas auf den Schlag

über die Reaktion Sariputtas auf den Einspruch der Schüler

1. Formuliert Fragen an den Mann und an Sariputta. Versucht, einige davon im Gespräch zu klären. 2. Schlüpfe in die Rolle eines Schülers Sariputtas und schreibe deine Meinung zu dem Vorfall. Beziehe die Erklärung des Buddha in deine Bewertung mit ein.


… DER GEDULD

Sariputtas Begleiter waren empört über den Vorfall. „Da kommen wir nicht mit!“, sagten sie. „Lieber Meister, dieser Mann ist ein übler Mensch. Du hast erlebt, wie er andere behandelt. Das geht doch nicht. Geh doch nicht zu so einem ins Haus.“ – „Was hat der Mann getan?“, fragte Sariputta. „Er hat dich ins Gesicht geschlagen!“, antwortete ein Schüler. „Stimmt“, sagte Sariputta. „Mich hat er geschlagen. Und ich habe ihm verziehen. – Ihr müsst ja nicht mit. Ich jedenfalls nehme die Einladung an.“

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Den Schülern ließ das Ganze keine Ruhe. Am Abend erzählten sie dem Buddha, was seinem Stellvertreter Sariputta passiert war. Sie sagten: „Das geht doch nicht! Niemand wird ihn mehr ehren und würdig behandeln. Erst wird er einfach so geschlagen und dann isst er auch noch mit diesem Mann! Die Leute werden über so viel Dummheit lachen.“

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Der Buddha erklärte ihnen seine Lehre. Zum Schluss sagte er: „Sariputta hat erreicht, worauf es ankommt. Er erlebt keinen Ärger und hat keine Wut mehr. Wenn er einem Menschen sagt: ‚Ich verzeihe dir‘, dann hat er ihm wirklich verziehen. Er durchschaut das Verhalten der Menschen. Und er handelt so, dass er ihnen hilft. Das ist das Ziel seines Weges. Wer so weit gekommen ist, der behält seine Würde.“

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Frage an Anna: Gibt es eigentlich auch wichtige Frauen im Buddhismus? Aber klar. Gut, dass du fragst. Das hätte ich längst mal sagen sollen. Wie es Mönche gibt, gibt es auch Nonnen. Unter unseren Heiligen sind ebenso Männer wie Frauen. Und der Buddha hatte männliche Schüler und weibliche.

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BUDDHA …

Die Vier Edlen Wahrheiten

Der Achtfache Pfad

1. Leben ist Leiden.

In der Welt ist nichts von Dauer, alles ist Veränderungen unterworfen. Kein Moment wird je wieder so sein, wie er war. Das Leben wandelt sich jeden Tag, manchmal kaum merklich, manchmal mit einem Schlag. Buddha wollte, dass die Menschen das erkennen. Nicht nur erkennen, sondern etwas daraus lernen. Sie sollten sich von ihrer Ich-Bezogenheit trennen und selbstlos werden.

2. Leiden entsteht durch Begehren.

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3. Leiden kann beendet werden. 4. Der Achtfache Pfad führt zum Ende der Leiden.

Frage an Anna: Was heißt „recht“? Zunächst: So, wie der Buddha es lehrte.

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Jedoch: Das soll man nicht einfach übernehmen. Das soll man bedenken und sich selbst entscheiden, es für sich anzunehmen.

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Insgesamt geht es darum, möglichst keinen Schaden anzurichten. Denn Schaden vermehrt das Leiden. Also: nicht töten, nicht stehlen, nicht lügen, keine Drogen nehmen. Kein Lebewesen verletzen, weder mit Worten noch mit Taten, weder absichtlich noch unabsichtlich. Dafür braucht man große Achtsamkeit.

Buddha glaubte, dass in der Selbstlosigkeit der Schlüssel zum Mitgefühl und Mitleid für alle Wesen dieser Erde liege und somit der Schlüssel für eine bessere Welt. Nicht im Jenseits, Nirwana, sondern im Hier oder im und Jetzt. Der Achtfache Pfad ist eine praktische Anleitung auf dem Weg dahin. Alles muss „recht“ sein: 1. die Erkenntnis 2. das Denken 3. die Rede 4. das Handeln 5. der Lebenserwerb

Sich selbst nicht so wichtig nehmen; nichts haben wollen, weder Reichtum noch Ansehen noch Macht. Nicht beleidigt sein, nicht hassen, niemanden beneiden … Keine Extreme, der Mittelweg ist der rechte.

6. die Anstrengung 7. die Bewusstheit 8. die Konzentration


… UND JESUS

Kommt her zu mir alle, die ihr mühselig und beladen seid; ich will euch erquicken. Mt 11,28

Wenn dich jemand auf deine rechte Backe schlägt, dem biete die andere auch an. Mt 5,39

Selig sind die Sanftmütigen.

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Mt 5,5

Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben von ganzem Herzen, von ganzer Seele, von ganzem Gemüt und mit all deiner Kraft – und deinen Nächsten wie dich selbst. Mk 12,30 f.

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Am Grab Aber der Engel sprach zu den Frauen: Fürchtet euch nicht! Ich weiß, dass ihr Jesus, den Gekreuzigten, sucht. Er ist nicht hier; er ist auferstanden, wie er gesagt hat. Kommt und seht die Stätte, wo er gelegen hat; und geht eilends hin und sagt seinen Jüngern: Er ist auferstanden von den Toten. Mt 28,5–7

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In Getsemane Und er nahm mit sich Petrus und Jakobus und Johannes und fing an zu zittern und zu zagen und sprach zu ihnen: „Meine Seele ist betrübt bis an den Tod; bleibt hier und wachet.“ Mk 14,33

GEFRAGT

Zwei Lebenswege - zwei Religionen

Jesus und Buddha sind ähnlich und anders in Bezug auf:

Leben Worte

Wirkung

1. Legt eine Tabelle an, links Buddha, rechts Jesus. Tragt in Stichworten zusammen, was ihr von beiden wisst und kennt. 2. Betrachte die beiden Bilder auf S. 118 und S. 119. Beschreibe jeweils die Haltung, in der die beiden Personen abgebildet sind. Kannst du auf die innere Haltung zum Leben, zum Leiden schließen? Die Texte helfen dir.

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JESUS UND BUDDHA – EIN DIALOG DER LIEBE

Der Buddha und Jesus sind zwei Brüder, die einander helfen müssen. Sowohl der Buddhismus als auch das Christentum haben Hilfe nötig – nicht um des Buddhismus oder des Christentums willen, sondern um der Menschheit, um der anderen Lebewesen auf der Erde willen. Wir leben in einer Zeit, in der der Individualismus Vorrang hat vor den Bedürfnissen der Gemeinschaft. Wir leben in einer Zeit, in der Gewalt herrscht, in der die Unwissenheit erdrückend wird. Die Menschen sind nicht länger fähig, einander zu verstehen und sich miteinander zu verständigen. Das ist der Grund, weswegen dem Buddha geholfen werden sollte. Das ist der Grund, weswegen Jesus geholfen werden sollte. Anstatt einander zu diskriminieren, sollten der Buddha und Jesus jeden Tag zusammenkommen, jeden Morgen, jeden Mittag, jeden Abend, damit sie einander brüderlich zur Seite stehen können. Ihre Begegnung ist die Hoffnung für die Welt.

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Thich Nhat Hanh, Weisheitslehrer des Buddhismus (geb. 1926)

GEFRAGT

Schweren Gedanken nachgehen

Jesus und Buddha (ca. 5. oder 4. Jh. vor Chr.) sind sich nie begegnet; und doch setzten sie sich für ähnliche Werte ein:

Mitmenschlichkeit

Vergebung

Gewaltlosigkeit

1. Thich Nhat Hanh stellt sich Jesus und Buddha als Brüder vor. Erläutere, wie er das meint. Er findet, dass Jesus und Buddha Hilfe brauchen. Erläutere, warum und wobei. 2. Tauscht euch darüber aus, in welcher Not die Erde heute ist und was ihr aus eurer Sicht helfen würde. Wie begegnest du Personen, die etwas anderes glauben als du? Gib ein Beispiel.


IDEEN UND ERTRÄGE

Idee Mandalas für den Schulalltag: Mandalas gehören zur fernöstlichen Kultur. Sie haben religiöse Bedeutung. Aber davon abgesehen: Sie sind einfach schön anzusehen; sie zu gestalten oder auch nur sie anzuschauen, macht ruhig und fördert die Konzentration. Probiert es aus. Schafft für die Klasse Mandalas zum Ausmalen an oder – noch besser: Stellt selbst welche her. Die ersten Entwürfe sollten nicht zu kompliziert sein, einfache Formen und Symbole genügen. Arbeitet mit Bleistift oder schwarzem Filzstift. Die fertigen Vorlagen werden in einer Mappe gesammelt. Wer eines davon ausmalen möchte, erhält eine Kopie.

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Idee Einen buddhistischen Tempel besuchen: Vielleicht gibt es auch in eurer näheren Umgebung einen buddhistischen Tempel? Dann solltet ihr eine Exkursion organisieren: Kontakt mit den Zuständigen aufnehmen, euch vorbereiten, indem ihr euch intensiver über Bräuche und Tempel informiert; Fragen formulieren und vor allem: offen, achtsam und respektvoll sein.

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Idee Die Yoga-Pause: Vielleicht gibt es eine Mitschülerin, einen Mitschüler oder eine (Sport-)Lehrkraft, die Erfahrung mit Yoga-Übungen hat? Regt doch einmal an, eine Yoga-Pause einzurichten: An einem bestimmten Tag in der Woche wird an einem ruhigen Platz Yoga angeboten, zur Entspannung nach anstrengendem Unterricht oder vor Klassenarbeiten.

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Was hast du in Kapitel 5 gelernt? Kannst du … - Beispiele für Ausdrucksformen und Ideen fernöstlicher Religionen nennen, -

die in unsere Gesellschaft Eingang gefunden haben? erläutern, worum es dabei geht und was viele daran fasziniert? Informationen über den Hinduismus geben und erklären, in welchem Zusammenhang Hinduismus und Buddhismus stehen? von Siddharta erzählen, z. B. wie und warum er zum „Buddha“ wurde? wichtige Lehren des Buddhismus nennen und erläutern? einige Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen Buddha und Jesus nennen?

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SAG MAL

SIE WAR BEI EINEM YOGA-KURS, SEITDEM ÃœBT SIE DAS SITZEN WIE BUDDHA.

WAS IST DENN MIT DER LOS?

OMMMMH ...

ABER SIE SITZT DOCH NICHT NUR?

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OOOMMMMMHHH, OOMMMMMMHHH ...

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OKAY, SIE SUMMT AUCH.

DAS KLINGT WIE EIN MANTRA.


SAG MAL

WAS SOLL DAS SEIN?

BEIM YOGA? HE, SAM! WAS MACHST DU DA?

SO SILBEN, DIE SAGT MAN VOR SICH HIN, UM SICH ZU KONZENTRIEREN.

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OH LEUTE! JETZT HABT IHR MICH RAUSGERISSEN!

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YOGA! ICH MEDITIERE! ICH DACHTE, DU BIST GAR NICHT RELIGIÖS! WAS HAT DAS DENN DAMIT ZU TUN ?

AUS WAS?

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PAUSE

Buddhistische Weisheiten Spannst du eine Saite zu stark, wird sie reißen. Spannst du sie zu schwach, kannst du nicht auf ihr spielen. Buddha

Tiefe Wasser sind still und unbewegt. Der seichte Bergbach jedoch, der rauscht, wild und aufgeregt.

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Sosei

Es gibt keinen Weg zum Glück, Glück ist der Weg. Buddha

Neben der edlen Kunst, Dinge zu verrichten, gibt es die edle Kunst, Dinge unverrichtet zu lassen. Lin Yu-Tang

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An Ärger festhalten ist wie wenn du ein glühendes Stück Kohle festhältst mit der Absicht, es nach jemandem zu werfen – derjenige, der sich dabei verbrennt, bist du selbst. Buddha

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Es gibt nur eine falsche Sicht: Die Überzeugung, meine Sicht ist die einzig Richtige. Nagarjuna


EVANGELISCH SPEZIAL

EVANGELISCH SPEZIAL

Inhalt ➊ ➋ ➌ ➍ ➎ ➏ ➐ ➑ ➒ ➓

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Martin Luther - Sein Leben im Überblick Der Beginn der Reformation

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Was man über Martin Luther wissen kann

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Leben im Spätmittelalter

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Höllenangst im späten Mittelalter

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Klöster im Mittelalter

135

Einsichten der Reformation

136

Wie es zur Reformation kommt

138

Luthers Bibel, Luthers Lieder, Luthers Katechismus

139

Bauernkriege

1 41

Luthers dunkle Seiten

142

Wirkungen der Reformation

143

Konfessionen

145

Maria und die Heiligen

146

Evangelisch – katholisch heute

148

Kirchen in der Welt

150

Ökumene

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Diakonie

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EVANGELISCH SPEZIAL

Martin Luther - Sein Leben im Ãœberblick Auf einen Blick: Orte, die in Luthers Lebenslauf eine Rolle spielen

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EVANGELISCH SPEZIAL

Datum

Ereignis

Zusätzliche Informationen

1483

Martin wird in Eisleben geboren.

Seine Eltern heißen Hans und Margarethe.

1484

Die Familie zieht nach Mansfeld um.

1501

Martin beginnt sein Studium in Erfurt.

1505

Nach Abschluss des Grundstudiums beginnt Martin ein Studium der Rechte. Nach kurzer Zeit jedoch bricht er es ab und tritt in das Kloster der Augustiner-Eremiten in Erfurt ein.

1507

Martin empfängt die Priesterweihe; er beginnt, Theologie zu studieren.

1512

Martin wird Doktor der Theologie und lehrt als Professor für Bibelwissenschaft in Wittenberg.

1517

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Seine Schulzeit verbrachte er vorher in Mansfeld, Magdeburg und Eisenach. Das Jura-Studium war der Wunsch des Vaters; der Eintritt ins Kloster eine einsame Entscheidung des Sohnes. Es kam zum Zerwürfnis zwischen Vater und Sohn.

Martin quält sich mit Gewissensbissen gegenüber Gott (und wohl auch seinem Vater). Martin sucht nach Zugang zu Gottes Gnade („Wie kriege ich einen gnädigen Gott?“) Er entdeckt: Gnade kann man nicht verdienen; die bekommt man von Gott geschenkt.

Martin veröffentlicht seine 95 Thesen (der Überlieferung nach durch Anschlag an der Tür der Schlosskirche Wittenberg).

Luthers Thesen sind eine Aufforderung zur Diskussion innerhalb der Kirche; sie verbreiten sich jedoch rasch in der Öffentlichkeit.

1518

Die Kirche eröffnet einen Prozess gegen Luther.

Es kommt zu Streitgesprächen und Verhören. Luthers Landesfürst Friedrich der Weise verweigert die Auslieferung Luthers an Rom.

1520

Luther verfasst wichtige Schriften.

Eine davon ist „Von der Freiheit eines Christenmenschen“.

1521

Beim Reichstag in Worms muss Luther sich vor dem Kaiser verantworten und wird für „vogelfrei“ erklärt.

Luther weigert sich, seine Schriften zu widerrufen. Sinngemäß soll er gesagt haben: „Hier stehe ich, ich kann nicht anders.“

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EVANGELISCH SPEZIAL

Datum

Ereignis

Zusätzliche Informationen

1521/2

Friedrich der Weise lässt Luther in Schutzhaft nehmen und auf die Wartburg bei Eisenach bringen.

Luther übersetzt das Neue Testament ins Deutsche.

1522

Eine Welle von Reformversuchen und Unruhen zieht durch das Land.

Klöster werden aufgelöst; Heiligenbilder aus Kirchen entfernt.

1523/4

Luther dichtet Kirchenlieder.

1524/5

Es kommt zu den sogenannten Bauernkriegen.

1525

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Die Bauern fordern das Ende der Leibeigenschaft. Sie berufen sich auf Luthers Schrift „Von der Freiheit eines Christenmenschen“. Luther gibt ihnen grundsätzlich recht, verurteilt aber die Gewaltanwendung. Schließlich wendet er sich mit harten Worten gegen die Aufständischen.

Luther heiratet Katharina von Bora.

Katharina von Bora ist eine ehemalige Nonne. Sie und Luther bekommen sechs Kinder. Sie führen ein offenes, gastfreundliches Haus.

Luther verfasst den Kleinen und den Großen Katechismus – Erklärungen zum Vaterunser, den Geboten und dem Glaubensbekenntnis für jedermann.

Evangelische Formen des Gottesdienstes und der Bildung entwickeln sich.

1530

Die Confessio Augustana (Augsburger Bekenntnis) wird verfasst.

Philipp Melanchthon arbeitet aus, was „typisch evangelisch“ ist.

1534

Die erste Gesamtausgabe der „Lutherbibel“ erscheint.

1546

Luther stirbt in seinem Geburtsort Eisleben.

1529

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l a i r e t a m d

Es entstehen z. B. „Nun freut euch, lieben Christen g’mein“, „Ein feste Burg ist unser Gott“.

Er wird in Wittenberg (Schlosskirche) beigesetzt.


EVANGELISCH SPEZIAL

Der Beginn der Reformation Am 31. Oktober feiern evangelische Christ*innen den Reformationstag. Grundlage der Reformation ist die Auffassung, dass jeder Mensch grundsätzlich frei ist, sich in Fragen des Glaubens und des Gewissens eigene Gedanken zu machen, eigene Entscheidungen zu treffen und sein Leben vor Gott zu verantworten. Das war nicht immer so und es gelingt auch heute nicht immer. Früher jedenfalls, vor der Zeit, die mit dem 31. Oktober 1517 begann, sagten der Papst und die Bischöfe, der Kaiser und die Fürsten den Menschen, was sie tun und lassen, denken und glauben sollten. Der Papst und die Bischöfe sagten auch: Wir kennen Gott, ihr nicht. Wenn ihr etwas von Gott erbitten wollt, zum Beispiel Vergebung, dann müsst ihr zu uns kommen. Wir legen bei Gott ein gutes Wort für euch ein.

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Es begann mit einem Mann, der das nicht mehr hinnehmen wollte. Es begann mit Mönch. In der Bibel, die für ihn Gottes Wort bedeutete, las er Martin Luther, einem es anders: Jeder Mensch ist Gottes Kind. Jeder Mensch kann selbst zu Gott sprechen. Er braucht dazu keine Vermittler. Und: Es gibt nur einen, der bei Gott ein gutes Wort für uns einlegen kann. Das ist Jesus Christus. Und das hat er längst getan.

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Martin Luther schrieb das auf. Er formulierte 95 Thesen. Diese Thesen nagelte er (so wird es erzählt) am 31. Oktober 1517 an die Tür der Schlosskirche in Wittenberg. Jede*r konnte diese Thesen lesen.

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„Ja“, sagten viele, „er hat recht.“ Manche dachten sogar: „Das sind doch genau meine Gedanken! Die hatte ich längst. Endlich schreibt es mal jemand auf!“ Die Bischöfe und die Fürsten aber sagten: „Der Mann ist gefährlich.“ Das war der Anfang. So wird es erzählt. Die Ideen Martin Luthers – und anderer, die ähnlich dachten – setzten sich durch. Die Gesellschaft veränderte sich, das Denken und Glauben, die Politik und die Kirche wandelten sich. Reformation – Erneuerung, Umgestaltung – nennen wir das. (Wörtlich übersetzt bedeutet Reformation: Rückverwandlung in einen früheren, besseren Zustand). Der 31. Oktober ist ein Schlüssel-Datum.

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EVANGELISCH SPEZIAL

Was man über Martin Luther wissen kann

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Was Martin Luther glaubte und lehrte, kann man nachlesen: Luther selbst hat Bücher und Schriften verfasst; seine Predigten und Vorträge sind aufgeschrieben und überliefert worden. Fachleute haben sich in den letzten 500 Jahren gründlich mit Martin Luthers Werken beschäftigt. Lehrer*innen und Pfarrer*innen werden in ihrem Studium in die Luther-Forschung eingeführt.

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Über das Leben Martin Luthers gibt es verschiedene Quellen: • Luthers eigene Erinnerungen, wie er sie zum Beispiel beim gemeinsamen Essen mit Freunden und Schülern erzählte, • Erinnerungen der Freunde und Weggefährten, • Geschichten, die die Menschen sich von Luther erzählten und die von Generation zu Generation weitererzählt wurden. Wie es bei solchen Geschichten („Legenden“) so geht: Sie sind vielleicht nicht ganz genau so passiert – aber dem Sinn nach zeigen sie etwas Typisches: – „Bekehrung“ Luthers im Gewitter: „Ich will Mönch werden!“ – das sogenannte Turmerlebnis: Entdeckung der Gnade Gottes – Anschlag der 95 Thesen an der Tür der Schlosskirche in Wittenberg – Ausspruch vor dem Kaiser: „Hier stehe ich, ich kann nicht anders.“ – Gerade bei den besonders eindrucksvollen Szenen in Martin Luthers Leben stellen Geschichtsforscher fest: Es gibt keine historischen Quellen dafür. Und trotzdem sagen diese Geschichten viel darüber aus, was damals los gewesen sein muss …

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• Außerdem gibt es Quellen und Informationen über die gesellschaftlichen und politischen Zustände und Ereignisse zur Zeit Luthers und der Reformation.

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Dieses Schulbuch bietet eine Mischung verschiedener Texte über Martin Luther: • Auszüge aus einer Luther-Biografie für Jugendliche von Alois Prinz • Erfundene Texte von erfundenen Kameraden und Zeitgenossen Martin Luthers, die mit dem, was man von Luthers Leben weiß, übereinstimmen (mit * gekennzeichnet!) • Auszüge aus einem Luther-Comic, den die evangelische Kirche aus dem, was über Luther bekannt ist, zusammengestellt hat; sowie aus einer Graphic Novel • Texte des Schulbuchteams mit geschichtlichen Informationen im Teil „Evangelisch SPEZIAL“ ab S. 125.

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Leben im Spätmittelalter

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Die spätmittelalterliche Gesellschaft (13. bis 16. Jahrhundert) ist wie eine Pyramide aufgebaut. Ganz oben thront der Kaiser des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation. Er wird von den Kurfürsten gewählt. An zweiter Stelle stehen kirchlicherseits Bischöfe und Äbte, auf der anderen Seite der Hochadel. Es folgen Ritter, niederer Adel, Geistliche. Fugger in Augsburg) und Bürger der freien Reichsstädte Kaufleute (wie die mächtige Familie der erarbeiten sich in dieser Zeit ähnliches Ansehen und (Geld-)Macht wie der Adel. Ganz unten befindet sich die Mehrheit: Lohn- und Landarbeiter, Unfreie (darunter auch viele Bauern), fahrendes Volk. Und so sieht es aus: Wenige bestimmen über viele, beuten sie aus und kümmern sich sonst nicht um sie. Die Kurfürsten (und andere) bauen auf Kosten der Zentralmacht (des Kaisers) ihre eigene Macht aus. Sie intrigieren gegeneinander – und das, obwohl sie fast alle untereinander verwandt und verschwägert sind. Von den kriegerischen Auseinandersetzungen sind immer und zuerst die einfachen Leute betroffen. Das Spätmittelalter ist auch ein Zeitalter der Umbrüche. Neue Seewege, die beiden Amerikas und Australien werden „entdeckt“. Die Druckerpresse wird erfunden, eine Möglichkeit, Schriften rasch zu vervielfältigen. Die antiken Kulturen und Literaturen werden wiederentdeckt (Renaissance), Wissenschaften und Handel florieren.

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EVANGELISCH SPEZIAL

Auszug aus dem Theaterstück „Leben des Galilei“ von Bertolt Brecht (1898–1956) Im Arbeitszimmer von Galileo Galilei, einem berühmten Forscher des 16. Jahrhunderts. Ein Junge, Andrea, bringt ihm Frühstück, und Galilei zeigt ihm ein Modell der Welt, wie man sie sich damals vorstellte: in der Mitte die Erde, darum herum acht Schalen, an denen Sonne, Mond und Sterne haften. – So beginnt ein Schauspiel von Bertolt Brecht, das die Stimmung jener Zeit wiedergibt. Andrea (bewegt die Schalen): Das ist schön. Aber wir sind so eingekapselt.

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Galilei (sich abtrocknend): Ja, das fühlte ich auch, als ich das Ding zum ersten Mal sah. Einige fühlen das. Mauern und Schalen und Unbeweglichkeit! Durch zweitausend Jahre glaubte die Menschheit, dass die Sonne und alle Kardinäle, die Gestirne des Himmels sich um sie drehten. Der Papst, die Fürsten, die Gelehrten, Kapitäne, Kaufleute, Fischweiber und Schulkinder glaubten, unbeweglich in dieser kristallenen Kugel zu sitzen. Aber jetzt fahren wir heraus, Andrea, in großer Fahrt. Denn die alte Zeit ist herum, und es ist eine neue Zeit. Seit hundert Jahren ist es, als erwartete die Menschheit etwas.

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Die Städte sind eng, und so sind die Köpfe. Aberglauben und Pest. Aber jetzt heißt es: da es so ist, bleibt es nicht so. Denn alles bewegt sich, mein Freund. Ich denke gerne, dass es mit den Schiffen anfing. Seit Menschengedenken waren sie nur an den Küsten entlang gekrochen, aber plötzlich verließen sie die Küsten und liefen aus über alle Meere.

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Auf unserm alten Kontinent ist ein Gerücht entstanden: es gibt neue Kontinente. Und seit unsere Schiffe zu ihnen fahren, spricht es sich auf den lachenden Kontinenten herum: das große gefürchtete Meer ist ein kleines Wasser. Und es ist eine große Lust aufgekommen, die Ursachen aller Dinge zu erforschen: Warum der Stein fällt, den man loslässt, und wie er steigt, wenn man ihn hochwirft. Jeden Tag wird etwas gefunden. Selbst die Hundertjährigen lassen sich noch von den Jungen ins Ohr schreien, was Neues entdeckt wurde.

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Höllenangst im späten Mittelalter Die gewaltigen Veränderungen im späten Mittelalter ( ➍), all die Erfindungen und Entdeckungen machen vielen Menschen Angst. Sie haben das Gefühl: Nichts bleibt, wie es ist. Es ist, als ob der Boden unter den Füßen wankt. Auch das eigene Leben ist gefährdet, der Tod steht ständig vor Augen. Die hygienischen Verhältnisse sind schlecht, es gibt viele Krankheiten und Seuchen, aber kaum gute Behandlungsmethoden. Die Sterblichkeit unter Kindern ist hoch. Es gibt immer wieder Krieg, und die Sicherheitslage (wie man heute sagen würde) ist schlecht.

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Besonders groß ist die Angst der Menschen vor dem, was sie nach dem Tod erwartet, vor dem Jüngsten Gericht. In der Kirche erzählen die Priester davon und man sieht dort Bilder, die in drastischer Weise ausmalen, wie dieses Gericht aussieht: Da thront Christus als Richter über der Welt und urteilt streng und gerecht über die Taten jedes einzelnen Menschen. Wer in seinem Leben das Gute gewählt hat, kommt in die ewige Nähe Gottes, den Himmel, wer sich für das Böse entschieden hat, bleibt ewig Gott fern, und kommt in die Hölle. Mitleiderregend sehen auf den Bildern die Menschen aus, die zur Hölle verdammt sind, grausig sind die Qualen der Hölle dargestellt. Im Laufe des Mittelalters entwickelt sich außerdem die Vorstellung vom Fegefeuer. Das ist ein Ort, wo die Menschen, die den guten Weg nicht makellos gegangen sind, zuerst im Feuer „gereinigt“ werden, bevor sie bereit sind für den Himmel.

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So beschäftigt die Menschen die Frage, wie sie es schaffen können, mit ihrem Leben vor Gott zu bestehen. Mit guten Werken z. B. Spenden an Arme, Sorge für Kranke oder Stiftungen, mit Wallfahrten oder sogar durch den Eintritt ins Kloster versuchen sie, Gott gnädig zu stimmen. Die Kirche profitiert vielfach von dieser Angst der Menschen. Das bekannteste Beispiel ist der Ablasshandel ➑, der zum Auslöser der Reformation wird.

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Klöster im Mittelalter Eine wichtige Rolle spielen im Mittelalter die Klöster (mit Mönchen, Nonnen, Abt und Äbtissin): als Zentrum des Glaubens und Mittelpunkt der Gesellschaft. Das Kloster kümmert sich um Kranke (Klosterapotheke), gibt Reisenden Unterkunft, verleiht Gelder wie heute eine Bank, gibt Sicherheit für das Alter, betreibt Handwerk, Landwirtschaft und Handel, oftmals auch eine Klosterschule.

Typischer Tagesablauf in einem Kloster

Ein Eintritt in ein Kloster hat nicht immer religiöse Gründe, sondern erfolgt auch aus weltlichen Motiven: der Bereicherung (z. B. von Adelsfamilien) und der sozialen Versorgung (z. B. von nicht erbberechtigten Bauernkindern, die keine wirtschaftliche Grundlage für die eigene Familiengründung hatten).

Montag bis Samstag

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05.15

Vigil und Laudes (Morgenlob)

06.30 Messfeier der Klostergemeinschaft 07.00 Frühstück, Lesung und Betrachtung

08.00 Arbeitsbeginn, Unterricht 12.15

Mittagsgebet

12.30

Mittagessen und Erholungszeit, anschl. Arbeitszeit

18.00 Vesper (Abendlob)

Klöster sind die Bewahrer der Kultur und Zentren der Bildung. Kulturelle Arbeiten werden ausschließlich in Klöstern gefertigt, etwa Kopien alter Bücher. Es werden Kunst- und Kulturgüter geschaffen.

18.30

Abendessen und Erholungszeit

19.30

Gemeinsame Lesung oder Vortrag im Kapitelsaal, anschl. Komplet (Gebet zur Nacht)

Die Klöster praktizieren Landwirtschaft, Pflanzenzucht; sie entwickeln Kräuter- und Heilkunde und geben sie an die umgebende Bevölkerung weiter. Weitschauende Landesherren sehen diese Bedeutung und gründen viele Klöster. Sie statten sie mit weitreichenden Ländereien aus, oft in unterentwickelten Gegenden.

Sonntag

11.30

Mittagsgebet

Im späten Mittelalter verblassen die weltlichen Funktionen der Klöster. Die Städte treten an ihre Stelle. Andererseits bekommen die Klöster neue Aufgaben: Sozialfürsorge für die Unterschicht und Kranken- und Altenpflege. Es sind hauptsächlich die Franziskaner und andere Bettelorden, die diese sozialen Aufgaben wahrnehmen.

11.45

Mittagessen

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05.15

Vigil und Laudes (Morgenlob)

07.00 Frühstück, Lesung und Betrachtung 10.00 Messfeier der Klostergemeinschaft

18.00 Vesper (Abendlob) 18.30

Abendessen und Erholungszeit

19.30

Gemeinsame Lesung oder Vortrag im Kapitelsaal, anschl. Komplet (Gebet zur Nacht)

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EVANGELISCH SPEZIAL

Einsichten der Reformation Durch seine verzweifelte Suche kommt Luther auf die Spur von theologischen Einsichten, die ihn von seiner Angst befreien. Er findet sie in den Evangelien und in den Briefen des Paulus. Diese Einsichten arbeitet er später in vielen Schriften und Predigten aus.

Die Rechtfertigungslehre Luther liest bei Paulus im Brief an die Römer, dass alle guten Werke nicht dazu nützen, einen Menschen vor Gott zu rechtfertigen. So hat es auch Luther erfahren: All sein Bemühen, ein perfektes Leben zu führen, ist genauso vergeblich wie die Ablassbriefe, die die Leute kaufen: Man kann sich Gottes Gnade nicht verdienen. Aber wie kann der Mensch dann vor Gott gerecht sein? Endlich stößt Luther auf den Satz des Paulus, der alles klärt. In Röm 3,28 steht, „dass der Mensch gerecht wird ohne des Gesetzes Werke, allein durch den Glauben“.

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Luther versteht: Die Gerechtigkeit Gottes besteht nicht darin, dass Gott Gericht hält und die Menschen verurteilt. Die Gerechtigkeit Gottes besteht darin, dass er den Menschen mit Liebe begegnet. Der Mensch ist von Gott angenommen, unabhängig davon, was er tut. Wer entdeckt, dass er geliebt ist – der kann sich öffnen und seinen Mitmenschen und seinem Gott angstfrei begegnen. Er kann die Liebe, mit der er geliebt ist, weitergeben.

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Von diesem liebenden Gott erzählt auch schon Jesus in seinen Gleichnissen, besonders in seinem Gleichnis vom „Verlorenen Sohn“ (Lk 15,11–32), das auch bekannt ist als Gleichnis vom liebenden Vater. Wie der jüngere Sohn in dieser Geschichte entfernen sich die Menschen von Gott, scheitern, verzweifeln. Dann aber, wenn sie umkehren, sind sie willkommen. Sie werden mit offenen Armen erwartet und aufgenommen. Ja, ein Fest wird gefeiert. „Denn dieses mein Kind war tot – und es ist wieder lebendig geworden“, lässt Jesus den Vater erklären (Lk 15,24).

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Die Bibel als einzige Autorität Es sind also die Aussagen der Bibel, die Luther befreien und ihm eine heilsame Vorstellung von Gott schenken. Die Bibel hat für ihn das letzte Wort, nicht die Lehre des Papstes oder der Priester. 1521 schreibt Luthers Weggefährte, Philipp Melanchthon: „In Glaubensfragen haben die Päpste, die Konzilien und die gesamte Kirche kein Recht, etwas zu verändern oder festzulegen, sondern die Artikel des Glaubens müssen einfach und schlicht an der Heiligen Schrift überprüft werden“. Für die Kirchen der Reformation gilt bis heute: Im Zentrum des christlichen Glaubens steht das Evangelium von Jesus Christus. Christus ist aber nur in der Heiligen Schrift zu finden. Diese ist „Gottes Wort“ und damit die „Richtschnur“; alles andere sind Meinungen von Menschen, die jede*r prüfen, annehmen oder ablehnen kann.

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Das Priestertum aller Getauften Grundlage der Rechtfertigung ist das Vertrauen zu Gott, der Glaube daran, dass Gott den Menschen mit Liebe ansieht. Diesen Glauben kann der Mensch nicht selbst erzeugen, etwa indem er sich darum bemüht, sondern so ein Glaube ist – wie das Leben – eine Gabe Gottes. Auch das lehren die Reformatoren. Und sie folgern weiter: Wenn der Glaube ein Geschenk Gottes ist und wenn vor Gott alle Menschen gleich sind, dann ist das Geschenk des Glaubens unabhängig von Bildung und sozialer Stellung. Es gibt, Laien und Geistlichen. was den Glauben betrifft, keine grundlegenden Unterschiede zwischen „Wir haben“, schreibt Martin Luther, „eine Taufe, ein Evangelium, einen Glauben“ und sind „die gleichen Christen; denn die Taufe, Evangelium und Glauben, die machen allein geistlich und Christenvolk“. Zugespitzt sagt er es so: „Demnach so werden wir allesamt durch die Taufe zu Priestern geweiht“ (aus: An den christlichen Adel, 1521).

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Wer in diesem Sinne an Gott glaubt und auf Jesu Namen getauft ist, hat also gewissermaßen das Priesteramt inne, kann die Bibel auslegen, Vergebung der Sünden zusprechen und – im Notfall – sogar eine gültige Taufe vollziehen. Das schließt auf der anderen Seite nicht aus, dass es kirchliche Ämter gibt, für die man Theologie studiert haben und professionell ausgebildet sein muss.

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Wie es zur Reformation kommt Die meisten Veränderungen im Leben beginnen klein. Da gibt es Anstöße, die nachdenklich machen, Ereignisse, die zu denken geben. Auf einmal entsteht das Gefühl: Das ist doch nicht richtig. Das gehört anders. Nach und nach sammelt sich ein ganzer Berg an störenden Erinnerungen und Gedanken, an Not und Ärger an – und dann passiert etwas, das alles in Bewegung bringt. Noch ein Ärgernis mehr und das ist, wie wir sagen, der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen bringt.

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Gründe

So ist es auch am Vorabend der Reformation. Der Unmut über die Missstände in Gesellschaft und Kirche ist groß. Viele der Geistlichen benehmen sich nicht wie Menschen, die dem Vorbild Jesu folgen. Die Bischöfe sind reich und mächtig und viele missbrauchen ihre Macht. Die Gottesdienste geben den Menschen wenig Trost und Hilfe, weil sie auf Latein gehalten werden, das die einfachen Leute nicht verstehen.

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Viele Fragen sind ungeklärt: Wie steht es wirklich um das Verhältnis von Gott zu den Menschen und um die Chancen ganz normaler Menschen, einen, wie man sagt, „gnädigen Gott“ zu bekommen? Entspricht das, was gepredigt wird, dem, was in der Bibel steht? Haben der Papst Konzilien mehr Autorität als die Heilige Schrift? Gott, wie er in der Kirche gelehrt und die wird, erscheint den Gläubigen fern und fremd. Mehr noch als den strengen Vater, den Lehrer, die Fürsten und Regierenden fürchten die Gläubigen Gott.

Anlass

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Auslöser der Reformation ist der Ablasshandel. Nach Auffassung der spätmittelalterlichen Kirche kann durch den Kauf eines Ablassbriefes die Zeit im Fegefeuer verkürzt werden. Ablassbriefe kann man für sich und seine Angehörigen oder auch für bereits Verstorbene kaufen. „Sobald das Geld im Kasten klingt, die Seele in den Himmel springt“ – mit diesem Werbespruch ziehen Gesandte der Kirche durchs Land. Der berühmteste Ablassprediger heißt Johann Tetzel. Das Geld, das durch den Ablasshandel in die Kassen der Kirche fließt, wird u.a. zum Neubau der Peterskirche in Rom benötigt. Für kritische Theologen wie Martin Luther ist die Vorstellung undenkbar, dass sich jemand mit Geld von Sündenstrafen freikaufen könnte. Gottes Gnade kann man weder durch gute Werke sichern noch mit Geld erwerben.

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EVANGELISCH SPEZIAL

Luthers Bibel, Luthers Lieder, Luthers Katechismus Als Luther sich nach dem Willen seines Kurfürsten auf der Wartburg verbarg, nahm er sein großes Projekt in Angriff: die Bibel in gut verständliches Deutsch zu übersetzen. Denn jeder Gläubige sollte selbst nachlesen können, wie Gott zu ihm steht. Es gab deutsche Bibelübersetzungen vor Luther. Aber die Lutherbibel war etwas Besonderes. Zum einen war sie keine Übertragung aus der lateinischen Bibel, sondern aus den Ursprachen: Hebräisch und Griechisch. Zum anderen hat Luther mit dieser Bibelübersetzung die deutsche Sprache sozusagen neu erschaffen. Zur Zeit Luthers gab es viele deutsche Dialekte, aber keine allgemein verbindliche Schriftsprache (nicht einmal eine verbindliche Rechtschreibung). Die Wörter wurden mal so, mal so geschrieben, wie man sie eben ausspricht.

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Luther hatte daher viel Mühe damit, eine einheitliche und allen verständliche deutsche Sprache zu finden. Er wollte auch nicht abgehoben schreiben, sondern so, dass sich die Menschen angesprochen fühlten. „Den Leuten aufs Maul schauen“, nannte er sein Vorgehen. Dabei prägte er viele Ausdrücke, Wortbilder und Redewendungen, die es vorher nicht gab, zum Beispiel:

Nächstenliebe, Herzenslust, Ebenbild, Morgenland, Bluthund, Machtwort, Schandfleck, Lückenbüßer, Lockvogel, Lästermaul, Gewissensbisse. Wetterwendisch, kleingläubig, friedfertig, lichterloh. Auf eigene Faust, für immer und ewig, sein Licht nicht unter den Scheffel stellen. Ein Herz und eine Seele, der große Unbekannte, Buch mit sieben Siegeln, die Zähne zusammenbeißen, im Dunkeln tappen, auf Sand bauen. Wer andern eine Grube gräbt, fällt selbst hinein. – Hochmut kommt vor dem Fall. – Recht muss Recht bleiben. – Den Seinen gibt’s der Herr im Schlaf.

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Luthers Bibel wurde immer wieder behutsam modernisiert, zuletzt im Jubiläumsjahr 2017. Dabei wird immer sehr sorgfältig darauf geachtet, dass das Besondere der Sprache Luthers, sein „Geist“ nicht verloren geht. Wenn die Gläubigen selbst über ihren Glauben Bescheid wissen und entscheiden sollten, brauchten sie verständliche Texte: sowohl über die Inhalte ihres Glaubens als auch, um ihn feiern zu können. So verfasste Martin Luther (u. a.) den Kleinen Katechismus: Erklärungen zu den Zehn Geboten, dem Vaterunser und dem Glaubensbekenntnis. Und er schrieb geistliche Lieder. Bis heute sind der Katechismus und viele von Luthers Liedern im Evangelischen Gesangbuch (EG) zu finden und werden im Gottesdienst und im Leben der Gemeinden verwendet.

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Einige der heute bekanntesten Lieder Martin Luthers sind:

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Vom Himmel hoch, da komm ich her (EG 24)

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Ein feste Burg ist unser Gott (EG 362)

Nun freut euch, lieben Christen g’mein (EG 341)

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Verleih uns Frieden gnädiglich (EG 421)

Die Artikel im Katechismus sind immer so aufgebaut: Auf ein Stück des Textes folgt die Frage: Was ist das? und dann Luthers Antwort. Gedacht waren die Artikel zum SelberDenken; aber im Lauf der Kirchengeschichte wurde es üblich, Luthers Erklärungen einfach auswendig zu lernen. Zum Beispiel: Der Erste Artikel. Von der Schöpfung Ich glaube an Gott, den Vater, den Allmächtigen, den Schöpfer des Himmels und der Erde. Was ist das? Ich glaube, dass mich Gott geschaffen hat samt allen Kreaturen, mir Leib und Seele, Augen, Ohren und alle Glieder, Vernunft und alle Sinne gegeben hat und noch erhält; dazu Kleider und Schuh, Essen und Trinken, Haus und Hof, Weib und Kind, Acker, Vieh und alle Güter; mit allem, was not tut für Leib und Leben, mich reichlich und täglich versorgt, in allen Gefahren beschirmt und vor allem Übel behütet und bewahrt; und das alles aus lauter väterlicher, göttlicher Güte und Barmherzigkeit, ohn all mein Verdienst und Würdigkeit: für all das ich ihm zu danken und zu loben und dafür zu dienen und gehorsam zu sein schuldig bin. Das ist gewisslich wahr.

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Bauernkriege Das erste Viertel des 16. Jahrhunderts ist eine unruhige, gärende Zeit. Einerseits wird in Europa seit mehr als hundert Jahren eine Reform der Kirche gefordert, andererseits bestimmen soziale Unruhen das Bild. Die Bauern werden von adeligen und kirchlichen Grundbesitzern unterdrückt. Diese verpachten ihr Land zu hohen Zinsen. Der Bauer hat den Zehnten (den zehnten Teil dessen, was er erwirtschaftet) abzuliefern und Frondienste zu leisten. Sein Wort hat vor Gericht wenig Gewicht. Viele Bauern geraten in Leibeigenschaft. Die freien Bauern dürfen weder jagen noch angeln. Alles ist den Grundherren vorbehalten.

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Zuerst kommt es zu kleineren Aufständen, die rasch niedergeschlagen werden. Bauernführer berufen sich auf Christus und pochen auf ihr Recht; sie berufen sich auf Luthers Schrift von der „Freiheit eines Christenmenschen“. Sie wollen endlich frei sein.

Ab 1524 weiten sich die Aufstände aus; die Bauern organisieren sich. Manche radikalisieren sich auch. Martin Luther hat zunächst Verständnis für die Anliegen der Bauern. Er betont: „Die Bauern müssen gräulich Unrecht leiden.“ Gleichzeitig mahnt er beide Seiten zum Frieden.

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Seine Haltung ändert sich, als die Auseinandersetzungen blutiger werden. Besorgt um die öffentliche Ordnung, verfasst Luther eine Schrift „Wider die räuberischen und mörderischen Rotten der Bauern“. Darin heißt es: „Die Obrigkeit soll gegen die Bauern einschreiten, wenn nötig, mit dem Schwert. Aufruhr ist wie ein großes Feuer.“ Der Aufstand wird niedergeschlagen. Die Sieger nehmen grausam Rache. Es kommt zu Folter, Hinrichtungen, Verstümmelungen, Enteignungen. Etwa 70 000 Bauern finden den Tod. Luther ist sich bewusst, dass er sowohl für den Aufstand als auch für die grausame Niederschlagung mitverantwortlich ist.

Der Maler Albrecht Dürer entwirft ein Denkmal für die Bauern; es wird jedoch niemals errichtet.

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Luthers dunkle Seiten ,

Luthers Verhalten im Bauernkrieg offenbart eine dunkle Seite in Luthers Charakter. Wenn er sich im Recht fühlt, aber auch wenn er Angst hat, neigt er zu Jähzorn und Unversöhnlichkeit. Was er dann schreibt und redet, ist ungezügelt und grob, heute würde man von hate speech sprechen. So kann er den Papst als „Antichrist“ bezeichnen, die Bauern als „Rotten“. Und ähnlich verhält er sich auch gegenüber Andersgläubigen, vor allem Juden und Muslimen:

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Der Comic stellt Luthers Gewissen sbisse dar, als wären sie Dä monen.

Luther und das Judentum

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In den ersten Jahren der Reformation äußert sich Luther freundlich gegenüber dem Judentum und kritisiert sogar, dass Juden in Deutschland sehr schlecht behandelt werden – „wie Hunde, nicht wie Menschen“, schreibt er 1514 und weist darauf hin, dass Jesus doch selbst Jude gewesen sei (1523). Eine Zeitlang hat Luther die Hoffnung, Juden zum Christentum „bekehren“ zu können. Als diese Hoffnung enttäuscht wird, erklärt er zornig alle Juden für „halsstarrig“ und schreibt in aller Schärfe gegen sie. Er nennt sie ein „verworfenes und verdammtes Volk“ (1543). Auf solche Sätze können sich später Antisemiten berufen.

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Luther und der Islam

Zur Zeit Luthers gibt es Reiseberichte, in denen das osmanische Reich* und seine Religion, der Islam, neutral oder gar positiv dargestellt werden. Einen solchen Bericht lässt Luther etwa ein halbes Jahrhundert nach der Erstveröffentlichung erneut drucken. Auch eine deutsche Übersetzung kommt heraus; sie wird ein Bestseller. Der Text spiegelt Bewunderung und Respekt für die kulturellen Leistungen der Osmanen wider. Als aber die Osmanen nach Europa drängen und im Herbst 1529 Wien belagern, ändert sich Luthers Meinung: Er spricht sich nun ausdrücklich für einen vom Kaiser geführten Abwehrkrieg aus. Von da an äußert er sich gegen die Osmanen und den Islam mit äußerster Härte und Hass. *Großmacht in Eurasien, heute: Türkei

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Wirkungen der Reformation Was hat die Reformation bewirkt? Zum einen hat sie etwas bewirkt, das die Reformatoren zunächst gar nicht gewollt haben: die Gründung einer neuen Kirche oder besser gesagt, einer neuen Kirchenfamilie. Zum Beispiel die evangelisch-lutherische Kirche, die reformierte Kirche und die Freikirchen, die auf der Basis der reformatorischen Theologie eigene sogenannten Entwürfe von Gemeindeleben verwirklichen.

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Zum anderen hat sie das bewirkt, worauf es ihr ankam: ein verändertes Bewusstsein. Menschen haben in den Aufbrüchen jener Zeit entdeckt, dass sie selbst denken können, dass sie sich selbst ein Bild machen dürfen vom Glauben und vom Hoffen, von Gott und dem Leben in der Welt. Das alles ist zusammengefasst in der sogenannten Freiheit des Glaubens und Gewissens (vgl. Art. 4 Grundgesetz), eine Freiheit, die nicht selbstverständlich war und selbst heute mitunter in Frage gestellt wird.

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Um diese Freiheit in Anspruch nehmen zu können, braucht es Bildung. Und so sind auch Lehrpläne und allgemeine Schulpflicht Wirkungen der Reformation, die wir bis heute spüren. Dazu kommen Luthers Verdienste um die deutsche Sprache, die Idee, die Bibel in alle Sprachen weltweit zu übersetzen, sowie viele Worte und Lieder aus Martin Luthers Feder. Martin Luther ordnete den Gottesdienst neu – größtenteils so, wie er auch heute gefeiert wird.

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Insbesondere sind die vier Grundsätze Luthers zeitlos aktuell: Sola gratia = Allein aus Gnade

Sola scriptura = Allein die Schrift (die Bibel) Wer hat recht? Wem kann ich glauben? – Das ist heute wie damals eine wichtige Frage für jeden Menschen. Für Luther gab es eine maßgebliche Richtschnur: das Wort der Bibel. Das ist nicht so zu verstehen, dass da für jede Frage des Lebens ein passender Spruch steht; vielmehr gilt es, dem Geist der Bibel nachzuspüren und zu fragen, ob der Weg, den ich einschlage, diesem Geist

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Sola fide = Allein durch den Glauben Was kann ich glauben? – Darauf gefasst sein, dass Menschen es nicht so meinen, wie sie es sagen, das sollte man schon in Erwägung ziehen. Aber lebenswichtig ist, dass ich mich auch einmal fallen lassen kann, durch und durch Vertrauen habe. Für Luther war das sehr schwer – bis er entdeckte: Bei Gott, da kann ich mich fallen lassen. Bei Gott habe ich keine Angst. Gott ist einer, der mich liebt, egal, was kommt.

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Wovon lebe ich? Von Geld, von dem, was ich schaffe, vom Lob der Lehrer*innen oder der Anerkennung im Kreis der Freund*innen? – Luther entdeckte bei seiner Suche: Das Wichtigste im Leben bekomme ich geschenkt. Oder noch besser: Das Wichtigste im Leben habe ich schon geschenkt bekommen. Das Leben und dass ich gut bin, wie ich bin, und dass ich geliebt werde – von Menschen und von Gott.

Solus Christus = Christus allein Wer ist mein Gott? – Luther hat gesagt: „Woran du dein Herz hängst, das ist dein Gott.“ Er wusste, dass viele irdische Dinge einem Menschen zum „Gott“ werden können, alles bestimmend, wichtig. Und darum warnte er: Nicht all diese „Götter“ tun gut; nicht alle können helfen. Luthers Herz hing an dem Gott, der am Kreuz starb, an Jesus Christus. Für mich, sagte Luther, ist er ganz schwach geworden, um mir nah zu sein, um mir zu zeigen, dass er es ernst meint. In der Sprache der Kirche heißt das: „Er ist für mich gestorben. Zur Vergebung der Sünden.“ („Sünde“ ist das, was von Gott trennt.) Für Luther war die Taufe das Zeichen dafür, dass er mit diesem Gott-am-Kreuz verbunden ist.


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Konfessionen Wie ein Baum aus einer Wurzel

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Es gibt viele verschiedene christliche Gemeinschaften. Der Baum zeigt, wie der Stamm orthodoxen Kirchen von sich verästelt hat. Als erste trennten sich im Jahr 1054 die der weströmischen Kirche. Am folgenreichsten war die Reformation (seit 1517); nach der Reformation entstanden die Bezeichnungen evangelische Kirche und katholische Kirche. Im 16. Jahrhundert entstand in England die anglikanische Kirche. Außerdem gibt es verschiedene Freikirchen, z.B. Mennoniten, Baptisten, Methodisten.

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Maria und die Heiligen Heilige Heilig sein bedeutet: Zu Gott gehören, ganz nah bei ihm sein. In der katholischen Kirche werden als Heilige besondere Menschen verehrt, z. B. Apostel, biblische Gestalten, Menschen, die für ihren Glauben gestorben sind oder die besonders vorbildlich gelebt haben (z. B. Nikolaus von Myra, Martin von Tours, Franz von Assisi, Elisabeth von Thüringen, Mutter Teresa). Im Mittelalter war die Heiligenverehrung sehr verbreitet. Man bat die Heiligen in unterschiedlichen Lebenssituationen um Hilfe und Fürsprache bei Gott. So wird überliefert, dass Luther als junger Mann im Gewitter die heilige Anna um Rettung angefleht und dafür versprochen habe, Mönch zu werden. Der Papst spricht auch heute noch Menschen heilig.

Maria

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Einen einzigartigen Platz unter den Heiligen hat in der katholischen Kirche Maria, die Mutter Jesu. In der Bibel wird sie geschildert als sehr junges Mädchen, das vor ihrer Heirat von einem Engel erfuhr, dass sie schwanger und zur Mutter des Sohnes Gottes bestimmt sei. Sie lebte mit ihrer Familie in Nazareth. Die Bibel erzählt, dass sie auch Konflikte mit Jesus hatte, dass sie aber unter dem Kreuz (vgl. Joh 19,25ff.) bzw. im Kreis der ersten Christ*innen (vgl. Apg 1,14) Jesu Weg akzeptieren konnte.

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In der katholischen Kirche spielt Maria als jungfräuliche Mutter Gottes eine herausragende Rolle. Katholik*innen rufen Maria als Beschützerin, Trösterin und Fürsprecherin an. Orte, an denen Maria erschienen sein soll, sind zu Pilgerstätten geworden, wie etwa Lourdes in Frankreich. Nach katholischer Lehre wurde sie nach ihrem Tod mit Leib und Seele in den Himmel aufgenommen. Evangelische Christ*innen sehen in Maria wie auch in den anderen Heiligen Menschen mit Stärken und Schwächen. Sie können hilfreiche Vorbilder sein, stehen aber Gott nicht näher als jeder andere Mensch. Im Neuen Testament betont besonders Paulus, dass alle, die an Jesus Christus glauben, durch den Geist Gottes „geheiligt“ sind, dass sie also zu Gott gehören und seine Kinder sind (Röm 8,14). Entsprechend spricht der dritte Artikel des Glaubensbekenntnisses von der Kirche als einer „Gemeinschaft der Heiligen“. Luther bewunderte Maria sehr: „Sie ist ein schlichtes Mädchen gewesen, das das Vieh und Haus versorgt hat, ohne Zweifel nicht mehr als jetzt eine arme Hausmagd sein mag. Maria will uns nicht zu sich, sondern allein zu Gott führen. Aus Gnaden, nicht aus Verdienst ist sie Gottes Mutter geworden. Darum gilt’s Gottes Gnade, nicht Marias Würdigkeit zu preisen. Man darf aus der Ehrung Marias keine Abgötterei machen.“

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Marienverehrung in Bayern In den katholischen Bereichen Bayerns ist die Marienverehrung besonders ausgeprägt. Sie gilt als Patronin (Schutzherrin) Bayerns, was 1916 vom damaligen Papst offiziell bestätigt wurde. Zahllose Marienkirchen und -kapellen in Dörfern und Städten sowie Mariensäulen und Marienfiguren an Häuserfassaden erzählen von der Marienfrömmigkeit in Bayern. Viel besuchte Marien-Wallfahrtsorte sind zum Beispiel die Gnadenkapelle in Altötting oder die Wallfahrtskirchen Maria Thalheim im Erdinger Land, Maria Birnbaum im Landkreis Aichach-Friedberg oder Maria Brünnlein in Wemding im Landkreis Donau-Ries. Der fränkische Marienweg führt zu 50 Marienwallfahrtsorten im Bistum Würzburg. An all diesen Orten werden am 15. August, am Fest der Himmelfahrt Marias, große Feste gefeiert.

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Als Dank dafür, dass die Städte München und Landshut im Dreißigjährigen Krieg verschont geblieben waren, ließ Kurfürst Maximilian I. 1638 die Mariensäule auf dem Münchner Marienplatz errichten, die älteste Mariensäule Bayerns.

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EVANGELISCH SPEZIAL

Evangelisch – katholisch heute Im Jubiläumsjahr der Reformation 2017 feierten die evangelische und die römisch-katholische Kirche ganz bewusst gemeinsam. Die katholische Kirche hat Reformen durchgeführt und viele Missstände, die Luther damals so beunruhigten, aufgehoben. Unterschiede sind geblieben, sowohl in der Lehre als auch in der Praxis. In der Praxis trennen diese Unterschiede nicht mehr, sondern bereichern das Erscheinungsbild des Christentums ebenso wie die Vielzahl verschiedener evangelischer Konfessionen und Kirchen. Andererseits wünschen sich viele Christ*innen, dass es wieder eine christliche Kirche geben möge.

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Unterschiede gibt es zum Beispiel im Verständnis des kirchlichen Amts, in den Strukturen der Kirche, bei den Sakramenten, im Kirchenraum sowie in der Verehrung Marias und der Heiligen. Das geistliche Amt Katholische wie evangelische Christ*innen beteiligen sich mit vielerlei Diensten am Leben der Gemeinde und der Gestaltung des Gottesdienstes. In der katholischen Kirche steht jedoch das geistliche Amt (Bischof, Priester, Diakon) ausschließlich Männern offen. Die Einsetzung in

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Was evangelische und katholische Christ*innen verbindet: • das Bekenntnis zum dreieinigen Gott, • die Bibel als Urkunde ihres Glaubens; sie finden darin Gottes Wort, • die Taufe im Namen des dreieinigen Gottes, • die großen Feste im Kirchenjahr: Weihnachten, Ostern, Himmelfahrt, Pfingsten, • der Einsatz für Frieden, Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung

dieses Amt geschieht durch die Weihe. Die Weihe ist ein Sakrament. Mit ihr verbindet sich die Vorstellung der apostolischen Sukzession: In einer ungebrochenen Kette wird das geistliche Amt seit der Zeit der Apostel durch Handauflegung weitergegeben – und dies nach dem Vorbild der zwölf Apostel ausschließlich von Mann zu Mann. Für Geistliche besteht die Zölibat. Verpflichtung zum Evangelischen Christ*innen steht mit ihrer Taufe grundsätzlich jedes Amt der Kirche offen. Pfarrer*in wird man durch das Theologiestudium, den Vorbereitungsdienst in der Gemeinde und schließlich eine feierliche Einführung ins Amt, die Ordination. Als Martin Luther Katharina von Bora heiratete, war das auch eine Absage an den Zölibat. Die Kirche Zu christlichem Glauben gehört die Gemeinschaft. Evangelische und katholische Christ*innen verstehen ihre Kirche als den Ort, der diese Gemeinschaft verkörpert und gestaltet. Sie sagen: Wir sind Glieder am Leib Christi (1 Kor 12,12). Für katholische Christ*innen trägt die Kirche mit ihren Bischöfen und Priestern den christlichen Glauben, wie er von Anfang an war, durch die Zeiten. Sie achtet darauf, dass der Glaube vor Verfälschungen bewahrt wird und dass die Einheit der Gläubigen gewahrt bleibt. Die römischkatholische Kirche hat ein Oberhaupt. Das ist der Papst in Rom. Papst (lat. papa, Vater) ist ein Ehrentitel; weitere Titel sind: Nachfolger des Petrus, Pontifex (= Brückenbauer) und Stellvertreter Christi. Wichtig für das Verständnis des Papsttums sind Bibelstellen, in denen Jesus Petrus eine besondere Verantwortung überträgt (Mt 16,18f.).


EVANGELISCH SPEZIAL

Der Papst, die Bischöfe und die Konzilien haben die Autorität in Glaubensfragen. In seltenen Fällen kann der Papst eine Lehrentscheidung „ex cathedra“ („im Namen des Heiligen Stuhls“) verkünden – diese gilt dann als „unfehlbar“ (Unfehlbarkeitsdogma von 1870). In der evangelischen Kirche wird grundsätzlich jeder und jedem Gläubigen zugetraut, Bibeltexte und Bekenntnisse selbst zu befragen und zu verstehen. Ausgebildete Theolog*innen werden jedoch als Expert*innen gefragt. Sie können durchaus unterschiedliche Auffassungen vertreten und diese aus der Bibel begründen. Einen Papst gibt es bei evangelischen Christ*innen nicht. Kern evangelischen Glaubenslebens ist die Gemeinde vor Ort, die von Haupt- und Ehrenamtlichen gemeinsam geleitet und gestaltet wird. Leitungsgremien für übergeordnete Aufgaben der Kirche werden durch Wahl und Berufung bestimmt; Leitungsgremium der Evangelischen Kirche in Deutschland ist der Rat der EKD mit seine*r Vorsitzenden.

Die Reformatoren übernahmen von den sieben Sakramenten nur zwei: die Taufe und das Abendmahl, die beide auf Jesus selbst zurückgehen (vgl. Mt 28,19 und Lk 22,19). Die Konfirmation entspricht von ihrem Sinn her der Firmung, ohne jedoch Sakrament zu sein.

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Abendmahl / Eucharistie Im Sakrament des Abendmahls (ev.) bzw. der Eucharistie (kath.) wird Jesu letztes Mahl mit seinen Jüngern vergegenwärtigt und die Gemeindemitglieder werden in die heilsame Gegenwart des auferstandenen Christus mit hineingenommen. Zum Abendmahl gehören Brot (Hostien) und Wein bzw. Traubensaft. Die katholische Kirche erlaubt bis heute offiziell keine Abendmahlsgemeinschaft mit der evangelischen Kirche wegen des unterschiedlichen Verständnisses von Kirche und Amt. Aus Sicht der katholischen Kirche sind evangelische Pfarrer*innen nicht gültig geweiht.

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(Beichte) als regelmäßige Praxis der Gläubigen, die Salbung bei schwerer Krankheit und in lebensbedrohlichen Situationen sowie die Weihe zum Bischof, Priester oder Diakon.

Die Sakramente und ihr Verständnis Sakramente sind heilige Handlungen, durch die die Gläubigen in besonderer Weise die Gegenwart Gottes erfahren. Die katholische Kirche kennt sieben Sakramente. In der Taufe nimmt Gott den Menschen als sein Kind an; zugleich wird der Täufling in die Gemeinschaft des Glaubens aufgenommen. In der Firmung (meist im Jugendalter) bestätigt der Mensch seinen Glauben und seine Zugehörigkeit zur Kirche. In der Eucharistie (Kommunion) wird das letzte Abendmahl Jesu mit seinen Jüngern gegenwärtig. Kinder feiern im Alter von etwa neun Jahren ihre Erstkommunion. Die Ehe ist als Sakrament nach katholischer Auffassung unauflöslich. Weitere Sakramente sind das Sakrament der Buße und Versöhnung

In evangelischen Kirchen bekommen die Gläubigen sowohl Brot als auch Wein. In der katholischen Kirche trinkt meist nur der Priester den Wein. Evangelisch-lutherische Christ*innen glauben, dass Brot und Wein während der Feier des Abendmahls Leib und Blut Christi sind, danach sind sie aber wieder einfach Brot und Wein. Für katholische Christ*innen bleiben sie hingegen geheimnisvoll gewandelt. Die Tabernakel geweihten Hostien werden im aufbewahrt, vor dem zum Zeichen der Gegenwart Christi ein ewiges Licht brennt.

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Die Karte zeigt die Verteilung der Religionen auf Regionen der Welt. Die Farben sind den vorherrschenden Religionen zugeordnet. Die schraffierten Flächen zeigen, wo sich z. B. Katholizismus und evangelisches Christentum die Waage halten.

EVANGELISCH SPEZIAL

Kirchen in der Welt


EVANGELISCH SPEZIAL

Das Christentum ist die zahlenmäßig größte der fünf Weltreligionen, gefolgt von Islam, Hinduismus, Buddhismus und Judentum. Folgende Beobachtungen lassen sich der Karte (u. a.) entnehmen: • In Europa sind der Mittelmeerraum und die Alpenländer überwiegend katholisch. Überwiegend protestantisch und katholisch ist Deutschland. • In Osteuropa und dem ehemaligen Gebiet der Sowjetunion überwiegt das orthodoxe Christentum. • Indien ist hinduistisch, andere Länder Mittel- und Südostasiens sind buddhistisch. In Indonesien ist der Islam die vorherrschende Religion, ebenso in Nordafrika und im Nahen Osten.

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• Der amerikanische Doppelkontinent ist mehrheitlich christlich, im Norden evangelisch und katholisch, im Süden überwiegend katholisch. Die evangelische Religion Nordamerikas ist in großen Teilen (im sogenannten Bible Belt) sehr konservativ, die katholische Religion Südamerikas auch. Allerdings sind im 20. Jahrhundert aus Südamerika entscheidende Impulse für eine theologische Erneuerung gekommen: Die Kirche dort kümmerte sich besonders um die Armen und Unterdrückten. Sie gab ihnen eine eigene Stimme und machte deutlich, dass die Gute Nachricht Jesu sich zuallererst an die Armen richtet.

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• Das afrikanische Christentum wiederum ist sehr lebendig und sehr bunt. Es trägt bisweilen Züge, die den Volkskirchen in Europa fremd sind. Afrikanische Christ*innen sind in vielfacher Weise unabhängig, z. B. vom Staat, aber auch von den europäischen Kirchen, die einst den Glauben nach Übersee brachten.

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• Trotz solcher Unabhängigkeit unterhalten Kirchen in Europa und in Übersee heute vielfach partnerschaftliche Beziehungen. Sie lernen voneinander, fördern und unterstützen sich gegenseitig, u. a. mit Geld, Personal und Ideen. Die Evangelisch-Lutherische Kirche in Bayern zum Beispiel unterhält enge Beziehungen zu lutherischen Kirchen in Tansania, Kenia und dem Kongo. Aber auch zu der evangelischen Minderheit auf den Philippinen und in Indonesien. Und schließlich zur der Evangelisch-Lutherischen Kirche von Papua-Neuguinea. Diese zweitgrößte Insel der Welt (bei Australien) war einst eine deutsche Überseekolonie. • Übrigens Australien: Die nach Australien ausgewanderten oder deportierten Europäer (Strafgefangene) brachten ihre Religion – katholisch oder evangelisch – mit. Die Menschen, die in Australien einheimisch waren, die Aborigines, wurden entweder zum christlichen Glauben bekehrt oder behielten ihre eigene Religion bei. Auf der Karte wird sie als „Naturreligion“ bezeichnet. Wie es drei christliche Konfessionen gibt – evangelisch, katholisch, orthodox – so gibt es, wie die Karte zeigt, auch zwei wichtige Richtungen des Islam, Sunna und Schia, und drei Richtungen des Buddhismus.

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EVANGELISCH SPEZIAL

Ökumene Die innerchristliche Ökumene nimmt den Gedanken des Baumes (s. S. 147) ernst: Die Konfessionen sind alle Zweige an einem Stamm und kommen aus einer Wurzel. Was sie auch unterscheidet – sie können doch zusammenarbeiten. Wie es bei Familien so ist: Es gibt Meinungsverschiedenheiten, unterschiedliche Temperamente und Interessen, auch Streit. Aber eigentlich gehört man doch zusammen – Einheit in der Vielfalt.

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In der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (ACK) arbeiten die verschiedenen Konfessionen deutschlandweit und auf regionaler Ebene zusammen.

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Im Ökumenischen Rat der Kirchen arbeiten evangelische und orthodoxe Kirchen international zusammen. Die römischkatholische Kirche ist zwar nicht Mitglied, beteiligt sich aber ebenfalls an Beratungen und Gesprächen.

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Eine andere Form von innerchristlicher, internationaler Ökumene findet statt, wenn zum Beispiel lutherische Kirchen im Lutherischen Weltbund zusammenarbeiten und darüber staunen, wie unterschiedlich die gleiche Konfession anderswo ihren Glauben lebt und feiert. Da kann man voneinander lernen.

Von Ökumene kann man auch sprechen, wenn verschiedene Religionen, z. B. die fünf großen, zu bestimmten Themen, die die gesamte Menschheit betreffen, zusammenarbeiten: für ein friedliches Miteinander, für einen achtsamen Umgang mit der Umwelt, für Gerechtigkeit und Menschenrechte. Eine solche Initiative hat beispielsweise der katholische Theologe Hans Küng ins Leben gerufen: die Stiftung Weltethos – für interkulturelle und interreligiöse Forschung, Bildung und Begegnung.

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EVANGELISCH SPEZIAL

Diakonie Das Wort Diakonie kommt von dem griechischen Wort für „dienen“. Dabei ist „dienen“ nicht als etwas Lästiges und Ehrenrühriges gedacht, sondern als eine sehr erfüllende Möglichkeit, anderen Menschen beizustehen. Jesus hat einmal gesagt, er sei nicht gekommen, um sich dienen zu lassen, sondern um anderen zu dienen. Wenn Jesus von „dienen“ spricht, geht es ihm darum, dass Menschen einander nicht aus Zwang helfen oder „weil es sich so gehört“, sondern aus Nächstenliebe: Ich sehe, was der andere gerade braucht, und wenn ich kann, sorge ich gern dafür, dass es ihm besser geht. Im Gleichnis vom barmherzigen Samariter wird das ganz deutlich. Heute nennen wir das auch „Diakonisches Handeln“.

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Christliche Gemeinschaften versuchen, auf zwei Füßen zu stehen: Wort und Tat; den Glauben feiern und davon erzählen einerseits, dem Nächsten beistehen und miteinander teilen andererseits. Das kann jede*r in seinem / ihrem eigenen Umfeld tun. Es gibt aber auch organisierte Hilfe, etwa da, wo man Fachleute braucht, Häuser, Geräte, viel Geld. In der evangelischen Kirche gibt es das Diakonische Werk, die entsprechende Einrichtung der katholischen Kirche heißt Caritas.

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Diakonie und Caritas betreiben Kindergärten, Seniorenheime, Krankenhäuser, Pflegedienste, Familienbegegnungsstätten, Einrichtungen für Menschen mit Handicaps und vieles mehr. Sie beschäftigen eine riesige Anzahl an Erzieher*innen, Pfleger*innen, Berater*innen und viele Berufsgruppen mehr. Sie bieten attraktive Jobs, bilden aus und bieten Praktika und Stellen z. B. für das Freiwillige Soziale Jahr an. Rund zehn Millionen Menschen in Deutschland nehmen die Arbeit der Diakonie in Anspruch.

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Spannend ist es für Schulklassen, ein diakonisches Praktikum zu machen. Dabei begegnen sie Menschen, die Hilfe brauchen und bekommen, sehen, reden und packen mit an. Sie machen die Erfahrung, wie gut es tut, sich nützlich zu machen; dass man viel zurückbekommt, wenn man gibt; dass man selbst auch an seine Grenzen kommt – und sie, wenn’s gut läuft, überwindet …

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WÖRTER UND NAMEN

Wörter und Namen Abraham In Tora und Bibel der Urvater des Gottesvolkes. Im Islam: Der Prophet Ibrahim. Es wird erzählt: Abraham erhält von Gott die Weisung, seine Heimat zu verlassen und in ein neues Land zu ziehen, das Gott ihm zeigen will. Abraham tut, was Gott sagt, und Abraham vertraut

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den Verheißungen, die Gott mit diesem Aufbruch verbindet: Abraham werde gesegnet sein und ein Segen sein für alle Völker; Abraham werde der Vater eines großen Volkes werden. Und: Abraham werde (obwohl er und seine Frau Sara schon sehr alt sind und kinderlos) noch Vater eines Kindes

Ablass / Ablasshandel „Sobald das Geld im Kasten klingt, die Seele in den Himmel springt.“

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(Versprechen des Ablasshändlers Johann Tetzel)

Beichte und Buße sind ein Angebot der Kirche an

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die Gläubigen, von Schuld und schlechtem Ge-

werden. „Abram glaubte dem HERRN und das rechnete er ihm zur Gerechtigkeit“, steht in 1 Mose 15,6. Aus dieser Stelle schließen Interpreten: Das Wichtigste, das, was vor Gott wirklich zählt, ist der Glaube, das Vertrauen zu Gott.

wissen befreit zu werden. Und das geht so: Man

Daher gilt Abraham den Gläubigen als Vorbild

bereut und beichtet – das heißt: Man erzählt

des Glaubens.

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einem Priester, was man auf dem Gewissen hat, und der Priester erlegt einem eine Buße auf und

Albert Schweitzer Deutscher evangelischer Theo-

stellt dafür einen Erlass von ▶ Fegefeuer-Strafen in

loge und Arzt (1875 bis 1965); Träger des ▶ Friedens-

Aussicht (im Namen Christi). Als Buße kommen

nobelpreises. Zieht mit seiner Frau nach Lambarene

bestimmte Leistungen in Frage, z. B. Rosenkränze

im heutigen Gabun (Afrika) und baut dort Kranken-

beten, fasten, pilgern.

häuser für die, die sonst keine medizinische Versor-

Mit der Einführung der Ablassbriefe (beginnend im

gung erreicht.

14 Jh., massenhaft ausgeweitet im 16. Jh.) wird aus

Schweitzer hat vielfältige Begabungen. Er ist ein

diesem Zusammenhang von Leistung und Straf-

guter Theologe und Pfarrer, Kirchenmusiker, Philo-

Erlass ein Handel. Ablassbriefe werden zum Kauf

soph, schreibt wichtige Bücher über Jesus – und

angeboten. Es wird versprochen, dass der Kauf

dann studiert er auch noch Medizin! Er hat gesagt:

eines Ablassbriefes dafür sorgt, dass man nach

Wenn er dreißig Jahre alt ist, will er sein Leben

dem Tod nicht ins ▶ Fegefeuer muss oder wenigs-

ändern und praktische Hilfe leisten. Für ihn heißt

tens nicht so lange. (Vor ▶ Höllenstrafen schützt

das: nach Afrika gehen, helfen und heilen.

der Ablass nicht!) Der Ablass-Händler bietet sogar

Angesichts der beiden Weltkriege setzt er sich für

an: Man kann Ablassbriefe auch für schon verstor-

Frieden ein, vor allem für die Ächtung und Ab-

bene Angehörige kaufen, damit auch sie nicht so

schaffung von Atomwaffen. Sein Motto heißt:

lange im Fegefeuer bleiben müssen.

„Ehrfurcht vor dem Leben“ und: „Ich bin Leben, das leben will, inmitten von Leben, das leben will.“

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WÖRTER UND NAMEN

Er sagt, was gut und böse ist: „Gut ist: Leben er-

Bann ▶ Reichsacht

halten, Leben fördern, entwicklungsfähiges Leben auf seinen höchsten Wert bringen. Böse ist: Leben

Barmherziger Samariter Gleichnis Jesu.

vernichten, Leben schädigen, entwickelbares Le-

Im Evangelium des Lukas (Lk 10,25–37). Auf die

ben niederhalten.“

Frage nach den Grenzen der Nächstenliebe

Albert Schweitzer stirbt, nachdem er noch seinen

(Mitmenschlichkeit), die das ▶ Doppelgebot der

90. Geburtstag gefeiert hat, in Lambarene.

Liebe fordert, erzählt Jesus die Geschichte eines Mannes, der unter die Räuber fiel und schwer

anglikanisch Christliche ▶ Konfession.

verwundet liegen blieb. Zwei, die ihn liegen sahen,

Im 16. Jahrhundert entsteht in England die angli-

gingen vorbei. Der Dritte sah ihn, hatte Mitleid

kanische Kirche. Mit dieser Neugründung beendet

(„erbarmte sich“) und rettete ihn. Dieser aber war

der englische König Heinrich VIII. den Konflikt mit

ein Samariter; das bedeutet: ein Ausländer, ein

dem Papst, der dem König eine Ehescheidung ver-

Fremder. Mit diesem Nachtrag macht Jesus deut-

weigert hatte. Heute gibt es anglikanische Kirchen

lich: Nächstenliebe überschreitet Grenzen, ist

in England, Schottland, Wales und weltweit in

grenzenlos. Jeder Mensch ist Mitmensch. Wer ein

Staaten, die einmal englische Kolonien gewesen

empfindsames Herz hat, lässt sich von Mit-

sind. Theologisch stehen Anglikaner der ▶ katho-

menschlichkeit leiten. Der tut das Nötige; das, was

lischen Kirche nahe; jedoch erkennen sie den Papst

richtig ist in Gottes Augen.

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nicht als ihr Oberhaupt an. Ihr geistliches Ober-

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haupt ist der Erzbischof von Canterbury; formal ist

Bartimäus Heilungsgeschichte im Markusevange-

es die Königin bzw. der König von England.

lium (Mk 10,46–52).

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Es wird erzählt, dass Jesus auf seinem Weg nach

Assyrer Zeitweise – im Wechsel mit Babylon und

Jerusalem durch die Stadt Jericho zog. Am Weges-

Ägypten – beherrschende Großmacht im Alten

rand saß ein Bettler. Der war blind. Als er merkte,

Orient. Ihr Gebiet liegt im Zweistromland. Östliche

dass Jesus vorbeiging, begann er laut um Hilfe zu

Nachbarn von ▶ Israel und ▶ Juda.

schreien: „Jesus, du Sohn Davids, erbarme dich!“

Die alte Hauptstadt Assur liegt am Tigris, das

Die Menschen wollten ihn zum Schweigen brin-

assyrische Kernland ist Mesopotamien (Zweistrom-

gen, aber er rief nur umso lauter. Und Jesus hatte

land). Im achten Jahrhundert zerstören die Assyrer

ihn schon gehört. Er rief ihn zu sich und fragte ihn:

das Nordreich Israel; auch das Königreich Juda mit

„Was soll ich für dich tun?“ Der Bettler bat ihn,

Jerusalem wird bedroht, bleibt jedoch wie durch

sehen zu können. Und Jesus lobte das Vertrauen

ein Wunder zunächst noch verschont. Das Ende

und die Hoffnung des Mannes. Von da an, wird er-

Judas erfolgt ca. 100 Jahre später durch die Baby-

zählt, folgte Bartimäus Jesus nach – als ein Sehen-

lonier.

der.

Avatar Ursprünglich in den ostasiatischen Religi-

Beichte / Beichten Alltagssprachlich: Schuld zuge-

onen: Erscheinungsform oder Verkörperung eines

ben, eine Verfehlung gestehen; in der katholischen

Gottes; von dieser Idee leben heute Rollenspiele,

Kirche ein ▶ Sakrament, in der evangelischen Kirche

Fantasy- und Science-Fiction-Geschichten.

ein geistliches Angebot.

Die bekanntesten Avatare des ▶ hinduistischen

Im Anhang des Evangelischen Gesangbuchs

Gottes ▶ Vishnu sind Rama und ▶ Krishna.

(Nr. 883) wird die Beichte so erklärt: „In der Beichte

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WÖRTER UND NAMEN

wenden sich Christen mit dem, was sie belastet,

heilig. In ihnen wird Brahma als schöpferischer

an Gott; sie erkennen, dass sie im Widerspruch zu

Geist dargestellt, als reines Wesen ohne Attribute.

Gott und in der Trennung von ihm leben. Sie be-

Wenn Brahma abgebildet wird, hat er vier Köpfe

kennen, dass sie Gottes Gebote übertreten haben

und vier Arme. In einem davon trägt er die Veden.

und schuldig geworden sind. Sie bitten um Ver-

Dem männlich gedachten Brahma steht Sarawati,

gebung ihrer Sünden. Sie empfangen Gottes

die Göttin der Sprache und des Lernens, als Ge-

Freispruch und erfahren darin Entlastung für ihr

mahlin zur Seite. Die Erzählung, dass Brahma sie

Gewissen.“

vor allen anderen erschaffen hat, macht deutlich,

Möglich sind verschiedene Formen der Beichte: die

dass Wissen und Weisheit höchste Bedeutung für

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innere Beichte als ein stilles Gebet; die Einzelbeichte als ein Gespräch unter dem Siegel der Verschwiegenheit; die Gemeindebeichte im Gottesdienst.

alle Lebewesen haben.

Brahman Vorstellung vom Göttlichen im Hinduismus.

Benares / Varanasi Stadt am Fluss Ganges in Indien; einer der heiligsten Orte des ▶ Hinduismus. Seit Jahrhunderten pilgern Gläubige nach Varanasi, um dort zu beten und im heiligen Wasser des Gan-

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ges zu baden.

Viele Hindus kommen zum Sterben nach Benares.

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Ihre Familien verbrennen die Körper der Toten später nach alter Tradition auf einem Scheiterhaufen

Die religiösen Vorstellungen im riesigen Subkontinent Indien sind so vielfältig wie seine Menschen und Kulturen. Es gibt eine unüberschaubare Zahl von Göttergeschichten, Götternamen und Ritualen. Weise Menschen betrachten diese Vielfalt als Erscheinungs- oder Ausdrucksformen einer göttlichen Kraft, die das Leben umschließt. Diese nennen sie Brahman.

und streuen die Asche dann in den Ganges. Dieses

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Ritual soll den Seelen helfen, vom ▶ Samsara, dem

Buddhismus Ostasiatische Religion oder Lebens-

Kreislauf der Wiedergeburten, erlöst zu werden.

philosophie. Auch als „Weltreligion“ bezeichnet. Geht auf den Prinzen Siddhartha Gautama (6. Jahr-

Biograf Person, die den Lebenslauf eines Menschen

hundert vor Chr.) zurück, der den Beinamen der Er-

aufschreibt, ihn nacherzählt und deutet.

wachte (Buddha) erhielt. Gemeinsam mit dem Hinduismus, aus dem er ent-

Brahma Eine der drei höchsten Gottheiten im

standen ist, lehrt der Buddhismus den Kreislauf

▶ Hinduismus. Zusammen mit ▶ Shiva und ▶ Vishnu

der Wiedergeburten, ▶ Samsara. Nicht wieder-

bildet er die Dreiheit des Göttlichen, Trimurti ge-

geboren zu werden gilt als Erlösung. Um das zu

nannt.

erreichen, versuchen Buddhisten, starke Gefühle

In der Dreiheit aus Schaffen, Erhalten und Zer-

und Begierden zu beherrschen. In der Meditation

stören wird Brahma als der Schaffende verstanden.

versuchen sie, das Leiden an der Welt zu über-

Aus dem Ungeordneten gestaltet er Ordnung: die

winden. Zu den buddhistischen Idealen gehören

Welt (▶ Sanatana Dharma) und den Kreislauf des

Achtsamkeit, Geduld, Gelassenheit. Hilfe hierzu

Lebens (▶ Samsara).

bieten die Vier Edlen Wahrheiten und der Acht-

Brahma wird als Gott der Weisheit verehrt. Von

fache Pfad (s. S. 118).

ihm sollen die vier Veden, die grundlegenden

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Schriften des Hinduismus, zu den Menschen ge-

Cherub Übernatürliche Wesen, die im Alten Testa-

kommen sein. Ihre Texte gelten als göttlich und

ment zu Gottes Umgebung gehören und ihm dienen.


WÖRTER UND NAMEN

In der Paradieserzählung (1 Mose 3,24) übernimmt

Diakonisches Handeln Achtsamer Umgang

ein Cherub die Bewachung des Baums des Lebens.

zwischen Menschen, bei dem der eine dem anderen

Zwei Cherubim (oder auch Cheruben = Plural von

wertschätzend und unterstützend zur Seite steht,

Cherub) bewachen die Bundeslade, den Kasten mit

wo es nottut.

den Gebotstafeln (2 Mose 25,17–20). Der Prophet

Das griechische Verb „diakonein“ bedeutet

Hesekiel (Ezechiel) erzählt in seiner Berufungs-

„dienen“ im Sinn von „hilfreich sein“, dem ande-

vision, dass Gott von Cherubim umgeben sei

ren „guttun“. In diesem Sinn wird das Verb im

(Ez 1,4–14). Beschrieben werden sie als Wesen mit

Neuen Testament verwendet. Jesus sagt von sich,

vier Flügeln, mit Tier- und Menschengesichtern –

er sei gekommen, um zu dienen; und er erwartet

gewaltig und Ehrfurcht einflößend.

von seinen Jünger*innen wie von allen Menschen,

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dass sie empfindsam und barmherzig auf die

CVJM Christlicher Verein junger Menschen

Bedürfnisse anderer reagieren. Daraus entsteht

(ursprünglich: Männer).

eine Gemeinschaft gegenseitiger Annahme – das,

Der CVJM ist der größte ökumenische Jugend-

was Jesus mit „Reich Gottes“, „Himmelreich“

verband in Deutschland. Mit über 2200 Vereinen

meint.

ist der CVJM ein Treffpunkt für mehr als 330 000 junge Menschen. Im Mittelpunkt der verschiede-

Diakonisches Lernen Prozess des Kennenlernens

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nen Angebote (Gruppenstunden, Gruppenreisen,

und Erprobens des ▶ Diakonischen Handelns, zum

Musik und Theater) steht die Absicht, junge Men-

Beispiel durch die Schule an außerschulischen Lern-

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schen stark zu machen („empowering“). Der CVJM ist offen für alle, die mitmachen wollen; von

orten.

Im Sport ist es selbstverständlich: Wer ein Rad

seinem Selbstverständnis her ist er christlich und

schlagen oder ein Tor schießen will, dem reicht

missionarisch.

kein noch so gutes Unterrichtsmaterial – man

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muss es ausprobieren, üben, selbst spüren, wie

Demütigend / demütigen / Demut Verletzend in

viel Schwung die Bewegung braucht, welche Mus-

Bezug auf die Würde und den Stolz des Betroffenen.

keln tätig werden, wie sich das Ganze anfühlt. Das

Das Nomen „Demut“ ist ein Gegenteilwort zu

gilt ebenso für andere Arten des Handelns – auch

„Hochmut“. Während ein Hochmütiger eine über-

fürs Helfen.

trieben hohe Meinung von sich hat, nimmt der

Diakonisches Handeln hat über die Tätigkeit

Demütige sich selbst wenig (vielleicht zu wenig)

hinaus ja auch mit Beziehung, Bedürfnis und Ge-

wichtig. „Hochmut“ wird als Charakterfehler beur-

fühl zu tun, mit Geben und Nehmen, mit Stärke

teilt. Bei „Demut“ schwankt das Urteil: Ist Demut

und Schwäche. Nur im Tun, nur im Erleben und Er-

nun „falsche Bescheidenheit“ oder eine Haltung,

fahren wird deutlich, was sich da abspielt. Darum

die den anderen Menschen Raum gibt und Ge-

haben die Schulen Projekte entwickelt: Schüler*in-

meinschaft fördert?

nen verlassen die Klassenzimmer und besuchen

Das Verb „demütigen“ bezeichnet eine ungute

Bedürftige, zum Beispiel im Pflege-, Alten-, Kin-

Beziehung zwischen einem Mächtigeren und

derheim. Sie führen Tagebuch und tauschen sich

einem Schwächeren: Der Mächtige spielt seine

über ihre Erfahrungen aus. Sie dokumentieren

Überlegenheit aus und lässt sie den Schwächeren

einen Prozess des Fremdseins, Eingewöhnens,

spüren. Der (oder die) wird zum Opfer, fühlt sich

Umdenkens – und denken darüber nach, was sie

klein, minderwertig, beschämt.

erlebt und erfahren haben.

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WÖRTER UND NAMEN

Doppelgebot der Liebe Verhaltenskodex des

• Jede*r Gläubige hat direkten Zugang zu Gott;

jüdischen und christlichen Glaubens.

das heißt, er braucht keine Vermittler (wie etwa

Von Jesus auf den Punkt gebracht: „Liebe den

Heilige oder Priester).

Herrn, deinen Gott, von ganzem Herzen, mit

• Jede*r Gläubige hat Zugang zur Bibel und kann

ganzem Willen und mit deinem ganzen Ver-

dort die Wahrheit über Gott, Jesus Christus, sich

stand! … Und: Liebe deinen Mitmenschen wie dich

selbst finden. Die Bibel ist die allein maßgeb-

selbst!“ (Mt 22,37 und 39 nach 5 Mose 6,5 und

liche Quelle des Glaubens.

3 Mose 19,18). „Lieben“ bedeutet hier: achten und wichtig nehmen; an die erste Stelle stellen.

• Jede*r Gläubige ist Gottes geliebtes Kind und wird mit Gottes Gnade beschenkt. Weder durch

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Verdienste noch durch Geld und Gabe kann er

Erlösung Nachhaltige Rettungserfahrung aus existenzieller Angst und Not. In verschiedenen religiösen Traditionen das Versprechen, die Gläubigen von den Lasten des Lebens (Angst, Schmerz, Schuld, Leid, Tod) endgültig zu befreien.

oder sie sich Gnade „verdienen“.

In evangelischen Kirchen gibt es zwar Ämter (Theolog*innen, Pfarrer*innen, Diakon*innen, Kirchenmusiker*innen, Pädagog*innen); jedoch gilt vor allem anderen das „Priestertum aller Gläubi-

Zum Beispiel im Christentum: Durch Tod und Auferstehung Jesu ist den Gläubigen verheißen, dass

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auch für sie nicht der Tod das letzte Wort hat; jen-

seits des Todes erwartet sie ewiges Leben. Und wei-

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ter ist ihnen verheißen, dass sie frei sein können

gen“. Das bedeutet: Der persönliche Glaube genügt, um in der Kirche mitreden und mitmachen zu können.

Evangelische Kirchen sind demokratisch organisiert und in allen evangelischen Landeskirchen gibt es

von aller Schuld, die sie auf sich geladen haben;

daher gewählte Kirchenparlamente. Die zwanzig

dass sie Gottes geliebte Kinder sind und bleiben.

Landeskirchen in Deutschland haben sich zur

Zum Beispiel im Buddhismus: Durch Meditation und

Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) zusam-

Versenkung kann der Mensch frei werden von der

mengeschlossen. Ihr oberster Repräsentant ist der

Welt mit ihren Zwängen und von sich selbst mit sei-

Ratsvorsitzende, derzeit der bayerische Landes-

nen Begierden und Ängsten. Wer nichts mehr fürch-

bischof Heinrich Bedford-Strom.

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tet oder begehrt, empfindet kein Leid mehr und kann den Kreislauf des Lebens verlassen (▶ Nirwana).

Exkommunizieren Jemanden von der Teilnahme am Abendmahl (der Kommunion) ausschließen.

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Evangelisch Christliche ▶ Konfession.

Der Ausschluss vom Abendmahl war vor allem im

Die Bezeichnung „evangelisch“ bedeutet: „gemäß

Mittelalter eine Strafmaßnahme der Kirche. Sie

dem Evangelium“, „gemäß der Lehre Jesu“. Eine

bedeutete: „Du gehörst nicht mehr zu uns.“ Für

andere Bezeichnung ist „protestantisch“, denn

den, der glaubt, ohne die Kirche und ohne das

diese Kirchenfamilie ist aus Protest gegen Miss-

Abendmahl würde er niemals in den Himmel kom-

stände in der Kirche entstanden. Am 31. Oktober

men, ist die Exkommunizierung schlimmer als ein

1517 veröffentlichte der ▶ Mönch Martin Luther

Todesurteil. Und selbst wer das etwas lockerer sah,

95 Thesen, mit denen er die Kirche reformieren

für den bedeutete das „Du gehörst nicht mehr

wollte. Stattdessen entstanden nach langem

dazu“, dass er gesellschaftlich isoliert war.

Ringen die neuen protestantischen Kirchen.

In Zeiten von Unfrieden in der Kirche, aber auch

Wichtige Merkmale des daraus entstehenden

zwischen Kirche und weltlicher Macht gab es bis-

evangelischen Glaubens sind:

weilen ein heftiges Hin und Her von Exkommuni-


WÖRTER UND NAMEN

zierungen. So mancher Papst exkommunizierte

Freiheitsschrift Martin Luthers Schrift „Von der

Fürsten und Könige ebenso wie Konkurrenten

Freiheit eines Christenmenschen“, einer der zen-

um das Amt des Papstes. Das entsprechende

tralen Texte der Reformation; verfasst 1520.

Druckmittel der weltlichen Herrscher war die

Martin Luther bringt darin zum Ausdruck, was er

▶ Reichsacht.

selbst erst nach langen Mühen entdeckt hat: Wer glaubt, dem geschieht auf wunderbare Weise ein

Fegefeuer Nach traditioneller katholischer Vor-

„fröhlicher Austausch“: Christus nimmt die Sünden

stellung: Ort der Reinigung vor dem Eintritt in den

auf sich und der Glaubende ist vor Gott von Sün-

Himmel.

den frei (These 12). Luther sagt, der Glaubende ist

Man glaubt, dass auch die Guten, die, die nach

wie ein König, ein „Herr“ über alle Dinge (These 15).

ihrem Tod in den Himmel kommen, nicht ganz

Jedoch darf man nicht vergessen, dass man sei-

und gar makellos sind. Um in Gottes Nähe beste-

nem Nächsten gegenüber Liebe schuldig ist, des-

hen zu können, gehen sie zuvor durch ein reini-

wegen sagt Luther, man sei wie ein „Knecht“, weil

gendes Feuer.

ja auch Jesus Christus ein Knecht geworden ist

l a i r e t a m d

(These 26). Luther hat mit dieser Schrift die Ideen

Frauenordination Die Einsetzung von Frauen als Pfarrerinnen.

seiner 95 ▶ Thesen weitergeführt.

e t h

Eine Besonderheit der evangelischer Kirchen in

Freikirchen Evangelische Kirchen, die eigene

Deutschland und weltweit ist – wenn auch erst seit

Traditionen und Lehren ausgebildet haben. Zum

g i r y

einigen Jahrzehnten – die Ordination von Frauen.

Beispiel Baptisten, Mennoniten, Methodisten,

Sie beruht auf der Überzeugung, dass Gott Frauen

Pfingstkirchen.

und Männer in gleicher Weise berufen hat, die

Freikirchen betonen drei Merkmale: die Freiheit

gute Nachricht von Jesus Christus zu verkünden.

des Einzelnen, Zeugnis von Jesus Christus zu

Allerdings finden sich unter den Kirchen der Refor-

geben, die Freiheit der Ortsgemeinde von über-

mation nach wie vor auch solche, die es ablehnen,

geordneten Kirchenstrukturen, die Freiheit von

Frauen zu ordinieren, z. B. einige Freikirchen,

Verflechtungen von Kirche und Staat.

ebenso wie die römisch-katholische Kirche und

Im Unterschied zu den Freikirchen haben die

die orthodoxen Kirchen. Das liegt am unterschied-

evangelisch-lutherische und die ▶ reformierte

lichen Amtsverständnis.

Kirche in Deutschland einen Vertrag mit dem

p o c

Staat, in dem das Verhältnis zwischen beiden

Freewriting Eine Methode kreativen Schreibens.

Seiten geregelt wird: Mit ihren Gemeinden und

Dabei bringt der/die Schreibende ganz spontan zu

Amtsträger*innen befinden sie sich unter dem

Papier, was ihm/ihr zu einem bestimmten Thema

Dach der Evangelischen Kirche Deutschlands (EKD)

gerade durch den Kopf geht. Nachdenken, bewerten

mit ihrem Sitz in Hannover und einem gewählten

oder nach Wörtern suchen soll vermieden werden.

leitenden Bischof. Er vertritt die Sache der Kirche

Am besten geht es so: Du sitzt vor einem leeren

nach außen.

Blatt und fängst an. Setze den Stift nicht ab,

Freikirchen hingegen legen viel Wert auf die Eigen-

schreibe ohne Unterbrechung, bis die verabredete

initiative von Gemeinden und Gläubigen. Sie

Frist (meistens 5 bis 15 Min.) abgelaufen ist.

beziehen sich auf eigene Gründungspersonen,

Schreibe alles auf, was dir einfällt: Ideen, Erinne-

besondere Ausprägungen ihres Glaubens und ihrer

rungen, Fragen …

Praxis. Oft gilt die ▶ Urgemeinde als Vorbild.

159


WÖRTER UND NAMEN

Friedensnobelpreis Nobelpreise sind interna-

und berühmt geworden ist sein Ausruf: „Und sie

tional anerkannte Auszeichnungen für besondere

[die Erde] bewegt sich doch!“

Verdienste für die Menschheit; alljährlich verliehen in den Disziplinen: Medizin, Physik, Chemie, Litera-

Gelübde Versprechen gegenüber Mensch

tur, Wirtschaft. Und: Frieden.

und Gott.

Der Name geht zurück auf den reichen Industri-

So soll Luther in einer Gewitternacht die Heilige

ellen und Erfinder Alfred Nobel (1833–1896). Er ver-

Anna um Hilfe angerufen haben: „Hilf, heilige

fügte in seinem Testament die Einführung der Aus-

Anna; ich will ein Mönch werden!“ An dieses

zeichnung. Die Zinsen seines gestifteten

Gelübde fühlte er sich dann gebunden. Weder der

l a i r e t a m d

Vermögens ermöglichen bis heute, dass die Preisträger neben der Ehre auch eine hohe Geldsumme (derzeit 850 000 Euro in jeder Kategorie) erhalten.

Friedrich der Weise Von 1486 bis 1525 Kurfürst eines Teiles von Sachsen („ernestinisches Sachsen“). Förderer der Kunst und Kultur.

Rat seiner Freunde noch der Zorn seines Vaters konnte ihn davon abhalten, sein Jura-Studium aufzugeben und ins Kloster einzutreten.

Gerecht Attribut von Sachen oder Menschen:

angemessen (z. B. gerechter Lohn); fair (z. B. gerechter Richter).

Bekannt wird Friedrich als Landesvater Martin

e t h

Luthers. Er unterstützt die Reformbemühungen und hält zu seinem rebellischen Theologie-

g i r y

professor, auch gegen Kaiser und Papst. Als

Die jüdisch-christliche Religion hat eine besondere Vorstellung von Gerechtigkeit, die alle Bereiche des Lebens betrifft: sich so zu verhalten, wie es Gott, den Menschen und einem selbst gut tut. Ein „Ge-

der Kaiser die ▶ Reichsacht verhängt, lässt

rechter vor Gott“ ist jemand, der sich nach Gott

Friedrich Luther entführen und auf der Wart-

richtet und in dem Bewusstsein lebt, dass er und

burg verstecken.

alles um ihn herum von Gott geschaffen, gewollt

p o c

und gesegnet ist.

Fugger Augsburger Kaufmannsfamilie.

Die Familie der Fugger war einflussreich durch

Gottesvorstellungen Da Menschen Gott nicht

Geldverleih an Fürsten und an die Kirche. Sie

sehen, sondern allenfalls erfahren, sind ihre Vor-

verwaltete zur Zeit Luthers eine Sondersteuer

stellungen, wie Gott aussieht, wirkt und sich ver-

(„Peterspfennig“) für den Bau des Petersdoms

hält, sehr unterschiedlich. Außerdem können sich

in Rom.

diese Vorstellungen im Lauf des Lebens verändern. Auch in der Bibel gibt es eine Vielfalt verschiedener

160

Galileo Galiei Italienischer Universalgelehrter

Vorstellungen. Zum Beispiel wird Gott im ersten

und Erfinder; lebte von 1564 bis 1642.

Schöpfungstext (1 Mose 1–2,4a) als eine große

Philosoph und Astronom, Physiker und Mathema-

Macht vorgestellt, die außerhalb unserer Welt

tiker. Lehrte, was die Kirche im Mittelalter zu

steht. Alles, was sie sagt, wird wahr. Dagegen ist

lehren verbot: dass sich die Erde um die Sonne

im zweiten Schöpfungstext (1 Mose 2,4b–3,24)

dreht. Sein heliozentrisches Weltbild stellt die

Gott jemand, der seine Geschöpfe selbst formt; der

Sonne in den Mittelpunkt. Alle Planeten drehen

einen Garten pflanzt; der spazieren geht. Gott wird

sich um die Sonne. Die Kirche verbot Galilei, seine

in der Bibel als König und als Richter beschrieben,

Lehre zu verbreiten. Er bekam Arrest. Aus Angst

als Kriegsherr und als Hirte, als Hebamme

vor schlimmeren Strafen fügte er sich. Überliefert

(Ps 22,10), als bergender Vogel (5 Mose 32,11), als


WÖRTER UND NAMEN

Ort der Zuflucht (Ps 18,3). Jesus erzählt von Gott,

▶ Seligkeit; die, die große Schuld auf sich geladen

dem gütigen Vater. Alles das zusammengenom-

haben, müssen an einen Ort ewiger Strafe und Qual.

men ist wahrscheinlich immer noch zu wenig, um

Nach anderen Vorstellungen kommen alle Toten

Gott zu erfassen. Das ist aber auch gar nicht nö-

in eine Unterwelt, wo sie als Schatten und Geister

tig – wenn man nur manchmal, vielleicht beim

weiterexistieren, aber eben nicht mehr wirklich

Singen oder Beten, in Augenblicken des Staunens,

leben.

der Freude oder Einsamkeit die Erfahrung macht:

Totenwelt und der Ort der ewigen Strafe werden

Jetzt ist Gott ganz nah.

zum Beispiel in der Kirche des Mittelalters zusammengedacht und mit allen Schrecken ausgestattet,

Hinduismus Eine der fünf Weltreligionen*, ge-

die von den irdischen Folterkellern jener Zeit be-

nauer: eine Vielzahl religiöser Vorstellungen und

kannt sind.

Praktiken mit einigen gemeinsamen Überzeugun-

In heutigen christlichen Theologien werden Him-

gen, wie zum Beispiel vom Kreislauf der Wieder-

mel und Hölle zumeist als Symbole verstanden,

geburten (▶ Samsara), vom ▶ Karma, von der Be-

z. B. für Gottesnähe und Gottesferne. Wichtiger

deutung vorherbestimmter sozialer Zugehörigkeit

als die Rede von Strafe und Verlorenheit ist im

(▶ Kasten); entstanden als Sammelbegriff für religi-

evangelischen Glauben die Gewissheit der Liebe

öse Vorstellungen der Menschen auf dem indischen

Gottes und die Hoffnung auf ▶ Erlösung durch

Subkontinent.

Jesus Christus.

l a i r e t a m d

e t h

In der religiösen Vorstellung der Hindus ist Platz

g i r y

für Tausende von Gottheiten und göttlichen Mäch-

Ikone Heiligenbild, besondere Kunstform in der

ten. Niemand muss sie alle kennen und verehren.

▶ orthodoxen Kirche.

In allem waltet Brahman, die göttliche Kraft.

Ikonen sind Gemälde von Jesus, Maria, den Apos-

p o c

Die drei wichtigsten Gottheiten sind ▶ Brahma,

teln und anderen Heiligen der Kirche. Sie laden zur

▶ Shiva und ▶ Vishnu, sie bilden eine Dreiheit

Andacht ein; ihre Kunst, besonders das Licht und

(Trimurti) und repräsentieren die Prinzipien des

die Farben, lassen etwas von dem Göttlichen

Lebens: Schöpfung, Zerstörung, Bewahrung. Sie

ahnen, das nicht wirklich abgebildet werden kann.

sind wandelbar, immer wieder anders und doch

Ein Ikonenmaler malt nicht, wie es ihm gerade

die Gleichen.

einfällt, sondern nach alten Traditionen und Mus-

* Fünf bestimmte Religionen (Judentum, Chris-

tern. Die Ikone soll wiedererkennbar sein und – für

tentum und Islam, Hinduismus und Buddhismus)

Eingeweihte – „lesbar“.

als „Weltreligionen“ zu bezeichnen, ist verbreitet. Diese Einteilung wird den Religionen, die nicht hin-

Israel / Königreich(e) Heute der Name eines Staa-

zugezählt werden, eigentlich nicht gerecht.

tes im Nahen Osten. Zur Zeit des Alten Testaments Name des Königreiches, das David (als Nachfolger

Hölle / Höllenstrafen Ort des Todes und der Strafe;

Sauls) gründete. Der Begriff „Israel“ ist mehrdeutig:

wird als unterirdisch vorgestellt, als Gegenwelt zum

Land, Königreich, Bezeichnung für Gottesvolk, heu-

Himmel; als lebensfeindlich und ausweglos.

tiger Staat.

In vielen Religionen gibt es die Vorstellung, dass

Wir lesen von Israels Königen in den biblischen Bü-

die Verstorbenen vor Gericht gestellt und dann

chern Samuel und Könige. Aber auch archäologi-

„sortiert“ werden: die, die Gutes getan und sich

sche Funde überliefern z. B. den Namen Davids und

bewährt haben, dürfen an einen Ort der ewigen

Salomos sowie späterer Könige Israels und Judas.

161


WÖRTER UND NAMEN

König David vereinte unter seiner Herrschaft zwei

Zeitraum von vierzig Jahren (627–587 v. Chr.); er

Landesteile: das Gebiet von Juda u. a. im Süden

erlebt die Zerstörung seiner Heimatstadt Jerusalem

und ein Gebiet im Norden mit den (später so be-

(597 v. Chr.) und die Fortführung großer Teile

nannten) Landschaften Samaria und Galiläa (mit

der Bevölkerung nach Babylon. Er selbst kann

dem See Genezaret), das den Namen Israel trägt.

zunächst in Jerusalem bleiben, wird dann aber

Mitten zwischen den beiden baute David seine

nach Ägypten verschleppt, wo sich seine Spuren

Hauptstadt, Jerusalem. Nach Davids Tod über-

verlieren.

nahm sein Sohn Salomo die Herrschaft. Er ließ in

Von Jeremia sind sowohl Droh- und Trostworte

Jerusalem den Tempel bauen und war berühmt für

überliefert als auch Erzählungen über sein Leben.

l a i r e t a m d

seine Weisheit.

Jeremia hat sich sein Amt nicht ausgesucht; von

Nach Salomo zerbrach das Doppelreich. Es entstanden zwei Königreiche: das Nordreich Israel mit der Hauptstadt Samaria, das Südreich Juda mit der Hauptstadt Jerusalem. Beide Reiche waren klein und stets in Gefahr, von größeren Mächten unterworfen zu werden.

seiner Berufung wird erzählt, Jeremia habe sie nicht annehmen wollen – er sei zu jung –, aber das habe Gott nicht gelten lassen. Später beklagt er sich bitter über seine undankbare Aufgabe: Die Menschen, zu denen er gesandt ist, wollen nicht auf ihn hören. Vor allem, als er den Untergang des

In der Bibel lesen wir: In beiden Reichen traten

e t h

▶ Propheten auf und verkündigten, dass die Bedrohung von außen eine Maßnahme Gottes sei. Gott

g i r y

sei enttäuscht vom mangelnden Glauben und der

Tempels voraussagt, stößt er auf taube Ohren: Die Menschen glauben, der Tempel, das Haus Gottes, sei Jerusalems Schutz und für die Feinde unantastbar. Jeremia wirbt dafür, auf Gott zu vertrauen:

Untreue seines Volkes und zornig über den Hoch-

Wer sich auf Gott verlässt, ist wie ein Baum, am

mut der Mächtigen und ihre Unbarmherzigkeit

Wasser gepflanzt (Jer 17,8).

p o c

gegenüber Schwächeren.

Tatsächlich kam es im Jahr 720 zum Untergang des

Jesaja 1. Biblisches Buch, 2. Biblischer Prophet und

Nordreiches. Juda existierte noch hundert Jahre län-

seine Schule.

ger. Dann eroberte der Babylonier Nebukadnezar

1. Das Buch Jesaja eröffnet die Reihe der alttesta-

Jerusalem und Juda (587/6). Teile der Bevölkerung

mentlichen Prophetenbücher (gefolgt von Jeremia,

wurden nach Babylon verschleppt und mussten

Hesekiel, Daniel und zwölf kürzeren). Es zerfällt in

eine Generation lang im Exil leben. Erst als die

drei Teile, die sich auf verschiedene geschichtliche

Perser die Vormachtstellung im Alten Orient erran-

Situationen beziehen. Vom Stil und den Motiven

gen, durften die Judäer in ihre Heimat zurückkeh-

der Texte her ergibt sich ein Zusammenhang. Da-

ren. (Nicht alle machten davon Gebrauch. Für

her sind die drei Teile unter einem Namen und in

manche war Babylon inzwischen ihr neues Zu-

einem Buch vereint.

hause geworden.) Die Zurückgekehrten verstanden

In den Kapiteln 1 bis 39 predigt ein Prophet Jesaja

sich als „Gottesvolk Israel“. 2500 Jahre später,

gegen soziale Ungerechtigkeit und mangelndes

1948, wurde der Staat Israel gegründet.

Vertrauen auf Gott. Er lebt im Südreich ▶ Juda, im Konflikt mit dem Nordreich Israel. Die wachsende

162

Jeremia Prophet im Alten Testament; seine Worte

Macht der ▶ Assyrer bedroht beide Königreiche,

und Taten sind im Buch Jeremia gesammelt.

und politisch stellt sich die Frage: Wie können wir

Stammt laut der Überschrift des Buches aus einer

uns schützen? Jesaja empfiehlt: Verlasst euch nicht

Priesterfamilie; seine Tätigkeit umfasst einen

auf Bündnisse, hofft nicht, dass die Assyrer sich


WÖRTER UND NAMEN

besänftigen lassen. Hofft nur auf Gott; Gott ist

Johann Hinrich Wichern Theologe, Pädagoge

euer einziger verlässlicher Schutz.

und Sozialarbeiter; lebte von 1808 bis 1881 in Ham-

In den Kapiteln 40 bis 55 sind die Königreiche

burg. Gründer des „Rauhen Hauses“ und Erfinder

▶ Israel und ▶ Juda bereits zerstört; die Oberschicht

des Adventskranzes.

Judas ist nach Babylon verschleppt worden. Dort

Als Lehrer an der Sonntagsschule für arme Kinder

verkündet ein Prophet – „Jesaja“ –, dass die Zeit

im Hamburger Stadtteil St. Georg entdeckte Johann

der Verbannung bald vorbei sei und Gott sein

Hinrich Wichern, dass viele Kinder kein Zuhause

Volk Israel trösten und zurückführen werde in die

hatten und dass sich niemand um sie kümmerte.

Heimat.

Darum richtete er ein „Rettungshaus“ ein, in dem

In den Kapiteln 56 bis 66 gibt ein dritter Prophet

die Kinder zusammen mit Erwachsenen in fami-

„Jesaja“ dem Volk Regeln für den Neubeginn in der

lienähnlichen Gruppen leben und lernen konnten.

zurückgewonnenen Heimat: „Mache dich auf und

Die Jugendlichen konnten in angegliederten Werk-

werde licht“. Eine beispielhafte, friedliche, gerechte

stätten eine handwerkliche Ausbildung machen.

Gesellschaft soll entstehen, die der Welt Hoffnung

Für die Ausbildung von Erziehern richtete Wichern

gibt.

eine „Brüderanstalt“ ein. Unter dem Namen

2. Nach den Angaben der Bibel ist Jesaja, der

„Rauhes Haus“ gibt es diese diakonische Einrich-

Sohn des Amoz, unter den judäischen Königen

tung bis heute.

Usija, Jotam, Ahas und Hiskia aufgetreten; das

Wichern verband sein diakonisches Handeln mit

wäre in der zweiten Hälfte des achten Jahrhun-

christlicher Verkündigung. Er schrieb und predigte

l a i r e t a m d

e t h

g i r y

derts vor Christus. Über seine Person lässt sich

von Jesu Nächstenliebe.

den Texten des Jesajabuchs wenig Sicheres ent-

Für seine Kinder im Rauhen Haus hängte Wichern

nehmen. Er scheint eine Frau zu haben, die als

in der Adventszeit einen großen Kranz mit vier

Prophetin bezeichnet wird. Seine Frau und seine

dicken und zwanzig kleineren Kerzen auf – der

Söhne unterstützen ihn in seinem Prophetenamt.

Adventskranz war erfunden.

p o c

Jesaja kritisiert in Gottes Namen und Auftrag den Hochmut der Reichen und die Unbarmherzigkeit

Jona Prophet im Alten Testament; das Buch Jona

gegenüber den Armen.

erzählt seine Geschichte.

Nach Jesajas Meinung – oder anders gesagt: nach

Die Geschichte von Jona ist berühmt für ihre ein-

Jesajas Einsicht in Gottes Plan – ist es in Juda zu

drucksvollen Bilder: der Prophet, der drei Tage im

spät zur Umkehr: Die Verhältnisse sind so unge-

Bauch eines großen Fisches sitzt; der Prophet, der

recht, dass das Königreich zerfallen wird. Jesaja er-

die Menschen in Ninive zur Umkehr ruft und dann,

klärt, Gott selbst werde sein Volk den Feinden aus-

als er damit unerwartet Erfolg hat, vor lauter Ärger

liefern; die Assyrer seien ein Werkzeug Gottes, der

sterben will, weil die angedrohte Strafe Gottes

sein untreues und ungerechtes Volk bestrafen

ausbleibt. Diese Geschichte ist wie ein großes

werde. Jesaja sagt jedoch auch voraus, dass diese

Gleichnis. Sie zeigt, wie Gott mit Menschen um-

Strafe nicht ewig dauern und nicht alle treffen

geht und was Menschen von Gott lernen können:

wird: Ein Rest wird bleiben und aus diesem Rest

Erbarmen.

soll ein neuer Anfang hervorwachsen: wie ein Trieb am toten Baum, ein verheißenes Kind, ein neuer

Juda Im 1. Buch Mose einer der zwölf Söhne

ewiger und guter König.

Jakobs. Im 2. Buch Mose und im Buch Richter einer der Stämme des Volkes Israel. Vom Namen Juda

163


WÖRTER UND NAMEN

leiten sich die Bezeichnungen „Juden“ und „jüdisch“

(Römisch-)katholisch Christliche ▶ Konfession.

ab.

Die Bezeichnung „katholisch“ leitet sich ab vom

Das Siedlungsgebiet des Stammes Juda wurde der

griechischen „katholikos“ (das heißt: umfassend,

Südteil von Davids Königreich, das außerdem Sa-

allgemein.) Im Jahr 1054 entstehen aus der ge-

maria und Galiläa in sich vereinte. Nach dem Tod

meinsamen christlichen Kirche zwei Kirchenfami-

König Salomos zerbrach Davids Reich in zwei Teile:

lien: die ▶ orthodoxe und die römisch-katholische.

das Nordreich Israel und das Südreich Juda mit der

Typisch katholische Elemente im Gottesdienst-

Hauptstadt Jerusalem. ▶ Israel, Königreich(e)

raum sind: ein Becken mit geweihtem Wasser im Eingangsbereich; mit diesem Wasser zeichnen sich

Kardinal Hoher Geistlicher und Würdenträger in

l a i r e t a m d

der ▶ katholischen Kirche.

Katholik*innen ein Kreuz auf Stirn und Brust. Typisch ist auch das ▶ Tabernakel im Altarraum.

In der Hierarchie der katholischen Kirche stehen die Kardinäle über den Bischöfen. Sie sind es, die den Papst wählen. Dazu versammeln sie sich in der Sixtinischen Kapelle in Rom, die sie nicht eher verlassen, bis sie sich geeinigt haben. Dann steigt weißer Rauch auf, der bedeutet: Habemus Papam

e t h

(lateinisch = Wir haben (wieder) einen Papst).

g i r y

Karma Wichtiges Element hinduistischen Glaubens.

Wichtige Merkmale des katholischen Glaubens sind: Verehrung der Heiligen, besonders der Mutter Jesu, Maria; die ▶ Sakramente der Taufe, Firmung,

Ehe, Eucharistie (ev. Abendmahl), Beichte, Priesterweihe, Krankensalbung (in der ▶ evangelischen

Kirche gibt es nur zwei Sakramente, die Taufe und das Abendmahl); die Feste Fronleichnam, Allerheiligen, Mariä Himmelfahrt (zusätzlich zu Weihnachten, Ostern, Pfingsten); die Verpflichtung der

Nach einer hinduistischen Vorstellung bilden die

Priester zum ▶ Zölibat (Ehelosigkeit); nur Männer

guten und schlechten Dinge, die ein Mensch tut,

dürfen Priester werden.

ein unsichtbares Gepäck seiner Seele. Nach sei-

Kinder erhalten früh Kommunionsunterricht, damit

nem Tod wandert die Seele und nimmt eine neue

sie an der Eucharistie (die auch Kommunion heißt),

Gestalt an. Trägt sie viel Schuld mit sich, so wird

teilnehmen können.

sie in niedrigerem Rang neu geboren, z. B. in einer

Die (römisch-)katholische Kirche ist hierarchisch

weniger angesehenen Kaste oder als Tier oder

organisiert. Ihr Oberhaupt ist der Papst in Rom.

p o c

sogar als etwas Unbelebtes.

Klerus Geistlichkeit. Fachbegriff für Menschen, Kaste / Kastensystem Einteilung der indischen

die hauptberuflich Ämter in der Kirche bekleiden:

Bevölkerung in hinduistischer Tradition.

Priester, Äbte, Bischöfe.

Zur ersten Kaste gehören die Priester, zur zweiten

In der ▶ katholischen Kirche ist die Zugehörigkeit

die Adligen. Es folgen Kaufleute, Handwerker und

zum Klerus an die Weihe gebunden; nur Männer

Bauern. Ein Teil der Bevölkerung steht außerhalb

können (bisher) geweiht werden. In der ortho-

dieser Ordnung. Sie heißen Dalits und bezeichnen

doxen Kirche dagegen gehören auch Äbtissinnen,

sich selbst als „die Zerbrochenen“.

Nonnen und Diakoninnen zum Klerus. In der evan-

Traditionell wird man in eine bestimmte soziale

gelischen Kirche wird der Begriff „Klerus“ meist

Gruppe hineingeboren und gehört ihr lebenslang an.

nicht verwendet.

Die moderne Republik Indien hat solche Vorschrif-

164

ten offiziell abgeschafft. Aber in der Religion und

Konfessionen Verschiedene Glaubensrichtungen

der Tradition des Volkes leben sie weiter.

innerhalb des Christentums.


WÖRTER UND NAMEN

Aus der „Wurzel“ Jesus ist ein „Baum“ gewachsen,

Krishna, von seiner Geburt, seiner Kindheit, seinen

eine Gemeinschaft, Kirche genannt. Der Baum

Taten und Abenteuern.

teilte sich in Äste und Zweige, Konfessionen genannt, auch Kirchen. Zuerst trennten sich die

Kronenkreuz Markenzeichen der „Diakonie

▶ orthodoxen Kirchen von der „allgemeinen“

Deutschland“, des Werks für Diakonie und Entwick-

(= ▶ katholischen) Kirche; dann die ▶ evangelischen

lung der evangelischen Kirchen.

(protestantischen) Kirchen. Unter diesen gibt es

Entwickelt wurde es 1925 aus den beiden Buch-

wiederum verschiedene Ausprägungen, z. B. die

staben „I“ und „M“. Sie standen für den ehe-

evangelisch-lutherische Kirche und die evangelisch-

maligen Namen der Einrichtung – Innere Mission.

▶ reformierte Kirche sowie Pfingstkirchen, Baptis-

Damit ist eine christliche Nächstenliebe gemeint,

ten, Methodisten. Die reformierte Kirche unter-

die sich an die Menschen in der eigenen Um-

scheidet sich von der lutherischen Kirche (etwa der

gebung richtet, im Gegensatz zur äußeren Mis-

Evangelisch-Lutherischen Landeskirche in Bayern)

sion, die sich damals in die Ferne richtete, in

zum Beispiel durch einen noch strikteren Verzicht

Länder, in denen es noch keine oder erst wenige

auf Schmuck, Bilder, Rituale.

Christ*innen gab.

Es gibt verschiedene nationale und internationale

Der Name „Kronenkreuz“ kam später; das Zeichen

Verbünde, in denen die verschiedenen christlichen

mit diesem Namen soll Mut machen, dass die

Konfessionen zusammenarbeiten (▶ Ökumene).

vielen Mühen der Arbeit sozusagen mit Erfolg ge-

l a i r e t a m d

e t h

krönt werden.

g i r y

Konzil / Konzilsbeschlüsse In der Alten Kirche und nach der Reformation in der katholischen Kirche:

Laie, Laiin Vor allem in der ▶ katholischen Kirche:

Bischofskonferenz, die über Fragen des Glaubens

Bezeichnung für Gemeindeglieder, die nicht

und der Lehre berät und verbindliche Entscheidun-

zum ▶ Klerus gehören, also kein geistliches Amt

gen trifft.

bekleiden.

p o c

Als biblisches Vorbild gilt das Apostel-„Konzil“ in

Er bezeichnet Menschen, die nicht Theologie stu-

Jerusalem: In der Apostelgeschichte wird erzählt,

diert haben, oder Ehrenamtliche, die sich freiwillig

wie sich Paulus und Petrus über Unterschiede in

und ohne Bezahlung in der Kirche engagieren.

der Glaubenspraxis einigten (Apg 15). In seiner Auseinandersetzung mit dem Papst

Lehr-Erzählung Geschichte, die eine Lehre,

beharrte Martin Luther darauf, dass Konzils-

Moral oder Weisheit veranschaulicht.

beschlüsse weniger wichtig seien als Gottes Wort

Ein Lehrer, Philosoph, weiser Mensch kleidet das,

in der Bibel. Das sieht die katholische Kirche

was er Schüler*innen beibringen will, in eine

anders. Das kirchliche Lehramt schreibt vor,

kleine, anschauliche Geschichte, häufig mit einer

wie Bibel und Glauben richtig zu verstehen sind.

Pointe, einem Anstoß, einem Aha-Effekt am Ende. Die Schüler*innen müssen die Lehre selbst ent-

Krishna Im ▶ Hinduismus einer der ▶ Avatare des

decken – und dadurch wird sie viel lebendiger und

Gottes ▶ Vishnu.

prägt sich besser ein.

Krishnas Kennzeichen ist eine Flöte. Er bringt Freude und Glück. Seine Haut ist dunkel. Das

Lutherdekade Dekade bedeutet „Zehnheit“; hier

deutet auf seine dunkle, geheimnisvolle, auch

eine Zeit von zehn Jahren. So lange hat man sich

unheimliche Seite. Es gibt viele Geschichten von

in der ▶ evangelischen Kirche, auch zusammen

165


WÖRTER UND NAMEN

mit den ▶ Katholiken, auf die Feierlichkeiten zum

Als er 1915 nach Indien zurückkehrt, kämpft er

500. Jahrestags des ▶ Thesenanschlags (Beginns der

friedlich (!) für die Unabhängigkeit seines Landes.

Reformation) durch Martin Luther vorbereitet.

Zum Beispiel ruft er seine Landsleute auf, Anord-

In jedem der zehn Jahre sollte ein Aspekt der Refor-

nungen der Briten nicht mehr zu befolgen. Auf-

mation besonders bedacht und behandelt werden,

sehen erregt seine Spinnrad-Kampagne (um Indien

z. B. die Bibel, die Kirchenmusik, die Freiheit, die

von britischen Textileinfuhren unabhängig zu ma-

allgemeine Bildung. Die Lutherdekade wurde 2007

chen, wirbt Gandhi für Heimspinnerei), später der

eröffnet und dauerte bis ins Jubiläumsjahr 2017.

„Salzmarsch“, eine gewaltige Protestaktion gegen ungerechte Steuern. Er wird mehrfach verhaftet,

Lutherzwerge Spitzname für die von Ottmar

l a i r e t a m d

Hörl gestalteten Nachbildungen des großen Standbilds von Martin Luther, das auf dem Marktplatz in Wittenberg steht. Sie sind nur einen Meter groß. Die Wittenberger Standbilder von Luther (1483–1546) und Melanchthon (1497–1560) waren 2010 für eine umfassende Restaurierung abgebaut worden. An ihrer Stelle wurden Hunderte von „Lutherzwergen“

e t h

in schwarz, blau, grün und rot aufgestellt.

Sie sollen zum Nachdenken über die Bedeutung

g i r y

der Reformation anregen. Die Kunststofffigur hat wie die Denkmalvorlage eine Bibel in der Hand.

p o c

aber da er keine Gewalttaten verübt, muss man ihn immer wieder freilassen.

Schließlich geben die fremden Herrscher auf. 1947 wird Indien unabhängig. Doch das Land ist gespalten durch religiöse Konflikte zwischen den hinduistischen und muslimischen Bevölkerungsteilen. Mit einem Hungerstreik setzt sich Gandhi für eine friedliche Lösung ein. Es entstehen das größtenteils hinduistische Indien und das muslimische Pakistan.

Am 30. Januar 1948 erschießt ein radikaler Hindu den sanften Revolutionär. Die ganze Welt war über den Tod des friedlichen Kämpfers bestürzt.

Mahatma Gandhi „Mahatma“ ist ein Ehrenti-

166

tel und bedeutet „große Seele“. Der indische An-

Martin Luther King Pfarrer und Bürgerrechtler;

walt und Freiheitskämpfer Gandhi (1869–1948) er-

kämpfte als Schwarzer friedlich für Gleichberech-

hielt ihn für seine Friedensliebe. Er war mehrmals

tigung für alle Amerikaner, gleichgültig welcher

für den ▶ Friedensnobelpreis vorgeschlagen.

Hautfarbe; lebte von 1929 bis 1968.

Gandhi wächst in einer Zeit auf, als Indien eine Ko-

Martin, Sohn eines Pfarrers und einer Lehrerin, er-

lonie Großbritanniens ist. Seine Familie ist angese-

lebt von klein auf, dass Schwarze und Weiße

hen und wohlhabend, er studiert Jura in England.

streng voneinander getrennt werden. Er ist 28 Jahre

Seinen ▶ hinduistischen Glauben nimmt er sehr

alt, als ein Zwischenfall im Bus (eine Schwarze,

ernst, insbesondere das Gebot der Gewaltlosigkeit.

Rosa Parks, weigert sich, ihren Platz einer Weißen

Aber auch der christliche Glauben, den er in Euro-

zu überlassen, und wird deswegen verhaftet) das

pa kennenlernt, gibt ihm zu denken. In Jesus und

Fass zum Überlaufen bringt. Die Schwarzen be-

der Bergpredigt entdeckt er viele Gemeinsamkeiten

schließen, sich zu wehren, und machen Martin zu

mit eigenen Überzeugungen.

ihrem Anführer. Er organisiert den „Busstreik von

Bei einem Aufenthalt in Südafrika zur Zeit der Ras-

Montgomery“, eine gewaltfreie Methode, um den

sentrennung (siehe auch ▶ Nelson Mandela) wird

Weißen zu zeigen, dass sie auf ihre schwarzen Mit-

ihm klar, wie ungerecht sein Volk behandelt wird –

bürger*innen angewiesen sind. Weitere Aktionen

nicht nur die Inder in Südafrika, sondern auch da-

folgen. Martin ist erfolgreich. Die „Rassengesetze“

heim in Indien.

fallen. Jedoch: Die Ungerechtigkeit bleibt.


WÖRTER UND NAMEN

Im Alter von 39 Jahren kommt Martin bei einem

trennung kämpfen. Mandela engagiert sich poli-

Attentat ums Leben. Seine Erinnerung lebt weiter,

tisch, er organisiert Massendemonstrationen.

vor allem die Worte seiner großen Rede, die er

Mandela wird verhaftet. Die Richter verurteilten

1963 in Washington vor 250 000 Menschen hielt:

ihn 1964 zu lebenslanger Haft.

I have a dream.

27 Jahre später wird er entlassen. Das weiße Regime wankt; ein gewaltsamer Umsturz droht. In

Mönch Mitglied einer geistlichen Ordensgemein-

dieser Lage verhindert Mandela ein Blutbad und

schaft (m.; weiblich: Nonne); lebt im Kloster. Im

handelt einen friedlichen Machtwechsel aus.

Christentum: katholisch, orthodox, ökumenisch.

Die Weißen sollten sich weiter in Südafrika zu

Beim Eintritt ins Kloster lernen die Neuen (sie

Hause fühlen, jetzt freilich nicht mehr als Herren-

werden Novizen genannt) zunächst den Alltag

menschen, sondern als gleichberechtigte Bürger in

und die Regeln klösterlichen Lebens kennen.

einer „Regenbogengesellschaft“. Die ersten Wah-

Nach dieser Probezeit legen sie ihr Gelübde ab

len nach dem Prinzip „one man, one vote“ ge-

(Versprechen, für immer nach den Regeln des

winnt 1994 Mandelas Partei überlegen, auch viele

Ordens zu leben). Sie versprechen z. B. dem Leiter

Weiße geben dem großen Versöhner ihre Stimme.

des Klosters, dem Abt, unbedingten Gehorsam.

Als Südafrikas Präsident versucht Mandela, das Los

Sie verzichten auf Ehe und Besitz. Sie dienen Gott

der schwarzen Massen zu verbessern. Er lässt

in Gebet und Gottesdienst sowie in ihren Werken.

Hunderttausende Wohnungen bauen, bringt Was-

Das können Arbeiten für das Kloster sein, aber

ser und Elektrizität in Slumgebiete. Ein Drittel sei-

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auch außerhalb des Klosters, für die Menschen

nes Gehaltes spendet er für bedürftige Kinder.

der Umgebung.

Nach seinem Rückzug aus der Politik bleibt für

Bekannt ist der Grundsatz, dass Besinnung und

p o c

seine Nachfolger aber noch sehr viel zu tun.

Betätigung zusammengehören („ora et labora“). Bekannte katholische Mönchsorden sind: die

Nirwana Im Buddhismus der Zustand der voll-

Benediktiner, Dominikaner, Franziskaner, Jesuiten.

kommenen Freiheit von Leid; nach der Erlösung vom ▶ Samsara, dem Kreislauf der Wiedergeburten.

Nelson Mandela Rechtsanwalt, Freiheitskämpfer

Der Weg, der zum Nirwana führt, ist der Achtfache

und erster schwarzer Präsident der Republik Süd-

Pfad (s. S. 110). Besonders wichtig sind dabei tiefe

afrika; lebte von 1918 bis 2013. Wird als Madiba

Konzentration und Achtsamkeit. Eigentlich kann

(„Väterchen“, „guter Vater“) verehrt. Mandela been-

jeder Mensch zu seinen Lebzeiten Zugang zum

det das Apartheid-Regime in Südafrika in einer

Nirwana finden. Aber Mönchen und Nonnen ge-

friedlichen Wende. Seine Überzeugung lautet:

lingt es leichter.

„Südafrika gehört allen, die darin leben, Schwarzen und Weißen.“

Novize Jemand, der „neu“ (lat. novus) ist im Klos-

Mandela wird als Häuptlingssohn geboren und

ter, bevor er ▶ Mönch wird.

darf als einer von wenigen Schwarzen Jura studieren. Er eröffnet eine Anwaltskanzlei in Johannes-

Ökumene / ökumenisch So nannten die Griechen

burg. In der Metropole lernt er die Apartheid

die ihnen bekannte bewohnte Welt (von griech.

(„Rassentrennung“) mit ihren getrennten Wohn-

oikomenos = bewohnt); im heutigen Sprachge-

gebieten, Bussen und Parkbänken kennen; er trifft

brauch: die Gemeinschaft verschiedener Glaubens-

aber auch Weiße, die mit ihm gegen die Rassen-

richtungen.

167


WÖRTER UND NAMEN

Es gibt freundschaftliche Zusammenarbeit und

Petrus und der Hahn Eine der Geschichten,

Partnerschaft zwischen den christlichen Konfes-

die zur Passion Jesu gehören. Es wird erzählt: Am

sionen; z. B.

Ende verliert Jesus sogar die Unterstützung seiner

• zwischen evangelischen und katholischen Ge-

vertrautesten Freunde (Lies nach: Mt 26,31–35 und

meinden vor Ort (interkonfessionelle Ökumene)

26,69–75.)

• zwischen evangelischen Kirchen in verschiede-

Petrus, Jesu erster Jünger, tritt oft als Sprecher der

nen Ländern und Kontinenten (z. B. im Luthe-

anderen Jünger auf. Er ist es, der Fragen stellt, Vor-

rischen Weltbund)

schläge macht und vorangeht. So auch in der

• zwischen europäischen Kirchen und ihren einsti-

Nacht, in der Jesus seine Verhaftung voraussagt.

l a i r e t a m d

gen „Missionsgebieten“ in aller Welt. Aus dieser Arbeit sind selbstständige Kirchen entstanden. Sie sind mit ihren Wurzeln in Partnerschaft auf Augenhöhe verbunden, tauschen Ideen, Erfahrungen, Mittel und Personal (z. B. Mission EineWelt, das „Außenamt“ der EvangelischLutherischen Kirche Bayerns) aus

Die Evangelisten erzählen, dass Petrus sogleich verspricht, Jesus auf keinen Fall im Stich zu lassen. Die anderen versprechen das Gleiche. Aber Jesus sagt zu Petrus: „Heute Nacht, bevor der Hahn kräht, wirst du dreimal abstreiten, dass du mich überhaupt kennst.“

Für Petrus muss das ganz unvorstellbar sein; und

• zwischen christlichen Kirchen in aller Welt und

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verschiedener Konfessionen (innerchristliche

Ökumene, z. B. im Ökumenischen Rat der Kirchen)

g i r y

Die Zusammenarbeit verschiedener Religionen

doch jagen ihm die Verhaftung Jesu und dann das Verhör so viel Angst ein, dass er – gefragt, ob er nicht auch einer von Jesu Leuten sei – alles in Bausch und Bogen abstreitet. Erst als der

heißt meistens eher „interreligiös“ als „ökume-

Hahn kräht, wird ihm klar, was er getan hat. Im

nisch“.

Matthäusevangelium steht: „Er weinte bitterlich.“

p o c

In Joh 21 findet sich eine Art Fortsetzung dazu:

Orthodox Christliche ▶ Konfession. Die Bezeich-

Es wird erzählt, dass es zu einer Begegnung zwi-

nung „orthodox“ kommt aus dem Griechischen und

schen Petrus und dem auferstandenen Jesus

bedeutet: „die mit dem richtigen Glauben“ oder:

kommt. Hier bekennt Petrus dreimal, dass er Jesus

„die, die den Glauben richtig leben“.

liebt. Jesus beauftragt Petrus dreimal, seine

Unter den christlichen Kirchenfamilien bewahren

„Schafe zu weiden“.

die orthodoxen Kirchen besonders alte Tradi-

168

tionen. Sie pflegen Sprachen, die außerhalb des

Philipp Melanchthon neben Luther treibende

Gottesdienstes nicht mehr gesprochen werden,

Kraft der Reformation.

wie z. B. das Aramäische (die Sprache Jesu). Merk-

Philipp Melanchthon (1497–1560) ist erst 12 Jahre

male orthodoxer Frömmigkeit sind u. a. die Vereh-

alt, als er in Heidelberg sein Studium beginnt. Als

rung von ▶ Ikonen, Heiligenbildern, die als Ver-

21-Jähriger kommt er als Professor für Alte Spra-

mittler göttlichen Lichts und göttlicher Wahrheit

chen an die Universität Wittenberg. Dort ist er Lu-

gelten, sowie stundenlange Gottesdienste mit

thers Kollege. Obwohl sein Schwerpunkt eher auf

besonderen Gesängen.

Bildung und Philosophie als auf Theologie liegt,

In den orthodoxen Kirchen gibt es nur männliche

wird Melanchthon Luthers verlässlicher Partner in

Priester. Die Klöster spielen eine große Rolle. Das

der Organisation und Durchsetzung der Reforma-

Oberhaupt einer orthodoxen Kirche wird Patriarch

tion. Melanchthon ist der geistige Urheber des bis

genannt.

heute grundlegenden Dokuments des Luthertums,


WÖRTER UND NAMEN

der Confessio Augustana (dem Bekenntnis von

schen, von denen man glaubte, sie könnten mit

Augsburg). Anders als Luther ist Melanchthon ein

Hilfe ihrer Nähe zu bestimmten Gottheiten in

bedachtsamer und versöhnlicher Charakter.

die Zukunft sehen und voraussagen, was kommen würde.

Prophet / prophetisch 1. Umgangssprachlich:

4. In der Bibel werden Menschen als Prophet*innen

hellsichtig, vorausdeutend; 2. In Politik und Gesell-

bezeichnet, die eine besondere Nähe zu Gott

schaft: jemand, der Missstände mutig und ohne

haben. Sie leben nach Gottes Willen. Sie ver-

auf Nachteile zu achten öffentlich ausspricht und

kündigen Gottes Gedanken. Sie tun das in dem

sich engagiert; 3. Im Kult: Jemand, der der Gott-

Bewusstsein, von Gott beauftragt und berufen

heit in Visionen und Träumen begegnet; zwischen

zu sein.

Gottheit und Menschen vermittelt; zum Beispiel

a) In Gottes Namen führt Mose das Volk Israel

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den Willen der Gottheit verkündet und weissagt.

aus Ägypten. Er gilt als größter Prophet im Al-

4. In der Bibel: a) z. B. Mose und Mirjam; Elia; Johannes der Täufer und Jesus. b) In der Königszeit:

ten Testament.

b) In der Zeit der Königreiche Israel und Juda

Jesaja, Jeremia, Micha, Amos u. a.: als politische

treten Propheten auf, die die Könige mahnen,

Berater und Moralwächter der Könige im Namen Gottes; Sozial- und Kultkritiker.

Gott die Treue zu halten und das Volk ge-

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1. Meteorolog*innen, die das Wetter voraussagen, werden scherzhaft auch „Wetterpropheten“

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genannt (wie auch Hähne und Frösche). Ein sol-

recht zu regieren. Sie drohen an, dass Gott, der als Schutzherr Israels geglaubt wird, sich sonst von Israel abwenden werde. Kriege und Niederlagen deuten die Propheten als

ches Verständnis von Prophetie ist nur ein klei-

Strafe Gottes. So auch das Exil in Babylon,

ner Ausschnitt dessen, was „Prophet“ alles

die Zerstörung Jerusalems und des Tempels.

bedeutet.

Aber die Zeit der Strafe werde vorübergehen.

p o c

2. Aktuell spricht man von prophetischer Rede und

Gott würde dem Volk verzeihen und es

prophetischem Handeln, wenn Menschen sich

glanzvoll zurückführen. Auch das verkünden

für Mitmenschlichkeit, Frieden und Gerechtigkeit

Propheten.

einsetzen; die Kirchen verstehen es als ihr pro-

Kritik an der Gegenwart (am Kult und an den sozi-

phetisches Amt, Gottes Willen zu verkündigen,

alen Missständen) und Prognosen für die Zukunft

zu entsprechendem Handeln zu mahnen und

gehören zusammen; im Mittelpunkt steht die Ver-

selbst Verantwortung zu übernehmen. Kirchen

antwortung für die Gegenwart.

und Christ*innen (und auch andere Religionen)

Auch Frauen tragen in der Bibel den Titel Prophe-

setzen sich ein für Gerechtigkeit, Frieden und

tin, z. B. Mirjam, Moses Schwester, oder die (na-

Bewahrung der Schöpfung.

menlose) Frau des Propheten Jesaja.

3. Das Apollon-Heiligtum in Delphi galt einst als „Nabel der Welt“. Menschen konnten dort

Reformiert Christliche ▶ Konfession.

das Orakel des Gottes befragen. Als Mittlerin

Die reformierte Kirche ist eine der großen christ-

zwischen dem Gott und seinen Gläubigen galt

lichen Konfessionen in reformatorischer Tradition.

die Prophetin Sibylle, die in Trance geheimnis-

Als ihre „Gründungsväter“ gelten die beiden

volle Sprüche verkündete. Diese wurden von

Schweizer Reformatoren Ulrich Zwingli und Johan-

Apollons Priestern als Voraussagen gedeutet. –

nes Calvin: Beide setzten auf eine radikale Erneue-

So wie in Delphi gab es in vielen Kulten Men-

rung der Kirche. Sie gaben den traditionellen Ab-

169


WÖRTER UND NAMEN

lauf der Messe auf und feierten an normalen

Firmung und Ehe, Beichte und (Kranken-)Salbung,

Sonntagen „reine“ Wortgottesdienste, in deren

Weihe, z.B. der Priester.

Mittelpunkt die Predigt steht. Zudem setzten sie

Für die katholische Kirche ist ein Sakrament nur

auf nüchterne Sachlichkeit der Kirchen, damit

dann gültig, wenn es ein geweihter Priester spen-

nichts vom Wort Gottes ablenkt. Reformierte Kir-

det. In der evangelischen Kirche ist die Verwaltung

chen gibt es auf allen Kontinenten. Die Zahl der

der Sakramente ordinierten Geistlichen anvertraut.

Christ*innen mit reformiertem Bekenntnis wird auf

Die Lehre vom „Priestertum aller Getauften“ setzt

über 80 Millionen geschätzt.

voraus, dass grundsätzlich jedes Gemeindeglied in der Lage ist, Gottes Liebe und Segen weiterzugeben.

Reichsacht / Bann Im Mittelalter die äußerste

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Maßnahme von Königen oder Kaisern gegen politische Gegner, Aufrührer, Menschen, die vom Papst exkommuniziert waren. Wer mit der Reichsacht belegt war, war aus der Gesellschaft ausgestoßen und vollkommen rechtlos. Es galt sogar als gute Tat, ihn zu töten.

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Rosenkranz Im katholischen Glauben: Gebetskette. Eine Perlenschnur mit einem Kreuz und

g i r y

59 kleinen und großen Perlen.

Besonders deutlich wird dies bei der Nottaufe (siehe EG Nr. 810); diese kann jeder getaufte Christ und jede getaufte Christin gültig vollziehen.

Samsara Im Hinduismus und Buddhismus der

Kreislauf der Wiedergeburten.

Der Gedanke, nach dem Tod immer wieder neu geboren zu werden, ist für Gläubige der indischen Religionen nicht Hoffnung, sondern Horror. So wird das Menschenleben als Weg durch das Leiden angesehen, und man wäre daher froh, es hinter

Das Kreuz steht für das Glaubensbekenntnis. Zu

sich zu haben.

den großen Perlen werden ein „Vaterunser“ und

Aus dem Kreislauf der Wiedergeburten kann aber

ein „Ehre sei dem Vater“ gesprochen. Jede kleine

nur der erlöst werden, der es vorher durch Medita-

Perle steht für ein „Ave Maria“ (Gegrüßet seist Du,

tion, Achtsamkeit und Genügsamkeit geschafft hat,

Maria). Nach jedem Gebet tastet man sich eine

sich selbst von allen starken Gefühlen zu befreien,

Perle weiter.

vor allem von Neid, Hass und Selbsttäuschung.

Durch das Wiederholen der immer gleichen Worte

Das ▶ Karma bestimmt, wie man wiedergeboren

bekommt das Rosenkranzbeten einen meditativen

wird: als Gott, Mensch, Tier oder Geist. Als Mensch

Charakter. Außerdem werden kurze, ebenfalls

kann man das ▶ Nirwana erreichen, die Erlösung

vorgegebene Betrachtungen über das Leben und

vom Dasein.

p o c

Sterben Jesu in die Reihe der Ave Maria eingefügt und meditiert. Je nach Art der Einfügungen unter-

Sanatana Dharma Hindu-Wort für „ewige Ord-

scheidet man den „freudenreichen“, den „schmerz-

nung“. Hinduisten nennen ihre Religion „Sanatana

haften“, den „glorreichen“ und den „lichtreichen“

Dharma“.

Rosenkranz.

Der Begriff „Dharma“ ist schwer zu übersetzen. Er bedeutet unter anderem: Rechtschaffenheit, Talent,

Sakrament / Sakramentsverständnis Heilige

Gesetzmäßigkeit, Pflicht, Lebensaufgabe. Dem

Handlung. Sakramente, die nach dem Zeugnis

Dharma zu folgen heißt, sich in die kosmische

der Bibel von Jesus selbst eingesetzt sind, sind die

Ordnung einzufügen und seine eigene Aufgabe zu

Taufe und das Abendmahl (kath.: Eucharistie). Die

erfüllen.

katholische Kirche kennt fünf weitere Sakramente:

170


WÖRTER UND NAMEN

Selig / Seligkeit Religiöser Begriff, verschieden

Stand / Ständegesellschaft Einteilung der Be-

verwendet:

völkerung in feste Gruppen, je nach Herkunft, Ver-

1. „selig“ kann so viel heißen wie „verstorben“;

mögen und sozialem Status.

2. „Selige“ haben Zugang zu Gott. 3. Wenn die

Antike Kulturen kannten eine Einteilung der Be-

katholische Kirche einen Verstorbenen „selig

völkerung: Einen besonderen Rang hatten dabei

spricht“, ist das eine hohe Ehre und die Vorstufe

die Verwandten und Berater des Herrschers, die

zur Heiligsprechung. 4. „Ich bin selig“ heißt aber

Priester, die Krieger. Es gab auch eine Unterteilung

auch einfach: „Ich bin total glücklich, mehr als

in Freie und Unfreie, besonders in Sklavenhalter-

glücklich.“ So wird das Wort im Alltag gebraucht.

gesellschaften.

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Im Mittelalter hatte sich ein System verfestigt, in

Seyran Ateş Deutsche Anwältin, Buchautorin und

dem Adlige und Geistliche nahezu das ganze Land

Frauenrechtlerin türkisch-kurdischer Abstammung,

besaßen. Die Bevölkerung war von ihnen abhän-

Muslima. Geboren 1963.

gig. Erst mit dem Erstarken von Städten entstan-

Ates ist Mitbegründerin der Ibn-Rushd-Goethe-

den neue Stände: Handel und Handwerk, ein freies

Moschee in Berlin, die für einen liberalen Islam

Bürgertum.

steht, der weltliche und religiöse Macht voneinander trennt und sich um eine zeitgemäße und

Tabernakel In der katholischen Kirche: Schrein für

geschlechtergerechte Auslegung des Korans be-

geweihte Hostien.

müht. Die Imamin (Gemeindevorsteherin) erhielt

Am Altar werden in einem eigens dafür einge-

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nach Gründung der Moscheegemeinde Mord-

richteten, oft kunstvoll verzierten Schränkchen

drohungen und wird darum Tag und Nacht von der

die Hostien aufbewahrt, die nach katholischem

Polizei bewacht.

Glauben bleibend geweiht sind und entsprechend

p o c

geehrt werden.

Shiva Eine der drei höchsten Gottheiten im

Nach evangelischem Verständnis ist das Brot nur

▶ Hinduismus. Zusammen mit ▶ Brahma und

heilig, solange es beim Abendmahl geteilt wird.

▶ Vishnu bildet er die Dreiheit des Göttlichen, Trimurti genannt.

Taizé Ökumenische Glaubensgemeinschaft

In der Dreiheit aus Schaffen, Erhalten und Zerstö-

(Kommunität) in Frankreich.

ren wird Shiva als derjenige verstanden, der das

Taizé gilt als Symbol der ökumenischen Jugend-

Geordnete durcheinanderbringt und damit zer-

bewegung. Der kleine Ort nahe dem ostfranzösi-

stört. So ermöglicht er einen neuen Anfang; der

schen Cluny ist Sitz einer geistlichen Gemein-

Kreis des Lebens beginnt von vorn.

schaft, die zum Treffpunkt für Jugendliche aus der

Shiva ist eine der faszinierendsten Gottheiten im

ganzen Welt wurde. Gegründet wurde die Gemein-

Hinduismus. Sein Schrein steht im ▶ Tempel von

schaft 1949 von dem inzwischen verstorbenen

denen der anderen getrennt. Shivas unbändige

Protestanten Roger Schutz.

Energie hat eine dunkle und eine helle Seite: Das

Jährlich finden auf Einladung der ökumenischen

Alte zerstört er – Neues kann werden. Die Gegen-

Bruderschaft von Taizé um die Jahreswende Euro-

sätzlichkeit Shivas drückt sich in seinen Darstel-

päische Jugendtreffen statt. Diese Veranstaltungen

lungen aus: Bald meditiert er, bald tanzt er den

verstehen sich als „Zeichen der Versöhnung“ und

wilden Tanz der Zerstörung.

wollen Begegnung zwischen Nationen und Konfessionen ermöglichen.

171


WÖRTER UND NAMEN

Das erste Jugendtreffen gab es 1978 in Paris. Zu den

Alle Teilnehmenden sitzen im Kreis (ohne Tische),

mehrtägigen Veranstaltungen, die unter anderem

sodass sie sich gut sehen und hören können. Die

in Breslau, Warschau, Budapest, Köln, München

Lehrkraft sitzt mit im Kreis. Sie ist sowohl Modera-

und Wien stattfanden, kommen jeweils zwischen

torin als auch Expertin. Es gelten die gewohnten

80.000 und 100.000 Jugendliche aus allen euro-

Regeln: einander zuhören, ausreden lassen, keine

päischen Ländern.

Bewertungen oder Abwertungen, Ich-Botschaften.

Im Mittelpunkt der Treffen, die jährliche Etappen

Die Lehrkraft hilft mit Impulsen, Nachfragen und

auf dem von Taizé ausgehenden „Pilgerweg des

Zusammenfassungen, das Gespräch in Gang zu

Vertrauens“ sind, stehen Gebete, Meditationen

halten und voranzubringen. Wenn keine neuen

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und Gottesdienste.

Gedanken mehr kommen, endet das Theologische Gespräch mit einem vorläufigen Ergebnis; man

Tempel Religiöses Bauwerk. In verschiedenen Religionen ein heiliger Ort zur Verehrung der Gottheit, für religiöse Handlungen und Feiern.

kann gemeinsam überlegen: Was haben wir gehört? Was hat sich bei mir verändert? Welche Fragen sind noch offen?

Die Reste antiker Tempel für Zeus, Hephaistos oder Athene (griechisch) oder Jupiter, Minerva, Venus (römisch) kannst du überall im Mittelmeerraum

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besichtigen. In den Tempeln standen große Sta-

tuen der Götter, Opferaltäre und Kultgegenstände.

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Der Tempel Gottes in Jerusalem war in der Zeit der

Der Religionsunterricht hat sich diese Methode aus dem Philosophieunterricht abgeschaut; philosophische Fragen wurden immer schon auch im Gespräch bearbeitet.

Thesen, 95 / Thesenanschlag Veröffentlichung

Könige Israels das zentrale Heiligtum des JAHWE-

Martin Luthers zu Fragen der Vergebung und Gnade

Glaubens. Jesus ging zum Tempel, um das Passa-

Gottes. Liste von 95 Lehrsätzen, die Luther mit

fest zu feiern. Am ersten Pfingstfest waren Men-

den Gelehrten seiner Zeit diskutieren wollte. Der

schen aus vielen Ländern in Jerusalem, um den

Überlieferung nach angeschlagen an die Tür der

Tempel zu besuchen.

Schlosskirche in Wittenberg am 31. Oktober 1517.

p o c

Tempel gibt es auch im Hinduismus und Buddhis-

Anlass für Luthers 95 Thesen war, dass die Kirche

mus. Hinduistische Tempel symbolisieren in ihrer

begonnen hatte, ▶ Ablassbriefe zu verkaufen, so-

Bauweise die Ordnung der Welt oder den Berg

zusagen Gutscheine zur Ermäßigung und Verkür-

der Götter. Viele buddhistische Tempel haben

zung der Zeit im Fegefeuer. Für Luther stand fest:

einen Turm, die sogenannte Pagode, mit Buddha-

Gottes Gnade ist nicht käuflich!

Statuen.

Und so schrieb er in seinen Thesen zum Beispiel dass Gott Schuld erlässt ohne den Kauf von Ab-

172

Theologisches Gespräch Gedankenaustausch

lassbriefen; dass Menschen ihr Geld besser für die

und gemeinsames Nachdenken über Gott in Grup-

Unterstützung der Armen einsetzen sollen als für

pen oder im Dialog. Mit Anleitung und unter einer

den Kauf von Ablassbriefen; dass wahre Buße sich

bestimmten Fragestellung.

im Leben zeigt, nicht im Kauf eines Ablassbriefs.

Oft entsteht eine solche Fragestellung im Unter-

Die 95 Thesen wurden nicht, wie Luther gehofft

richt, z. B. wenn man eine biblische Geschichte be-

hatte, diskutiert, sondern sie brachten die Kirche

spricht. Vielleicht gibt es unterschiedliche Meinun-

gegen ihn auf. Er sollte widerrufen oder aus der

gen und Vorstellungen. Dann eignet sich das

Kirche ausgeschlossen werden. Da Luther nicht

Thema für ein Theologisches Gespräch.

widerrufen konnte und wollte, was er zutiefst für


WÖRTER UND NAMEN

richtig hielt und glaubte, wurden die Thesen zum

warfen den alten vor, sich nicht in gleicher Weise

Auslöser weitreichender Auseinandersetzungen,

um die Bedürftigen unter ihnen zu sorgen wie um

zum Anlass für die Entstehung der evangelischen

die eigenen. Schließlich wurde ein Gremium von

Kirchen.

sieben „Diakonen“ eingesetzt, die helfend handelten, während die Apostel das Predigtamt versahen.

Ullambanafest Im Buddhismus: Fest zu Ehren der Mütter und der Verstorbenen; vor allem in Vietnam.

Viertes Gebot „Du sollst deinen Vater und deine

Feste im Buddhismus richten sich meistens nach

Mutter ehren.“ Eines der Zehn Gebote, die (nach

dem Mondkalender. Das wichtigste Fest ist Vesakh;

2 Mose 20) das Volk Israel von Gott erhielt, damit

gefeiert werden wichtige Stationen im Leben des

es nach der Knechtschaft in Ägypten ein neues Le-

Buddha: seine Geburt, seine Erleuchtung und

ben in Frieden, Freiheit und Gerechtigkeit gestalten

sein Eingang ins Nirwana. Neujahrsfeste haben

konnte.

von Land zu Land unterschiedliche Termine und

Das vierte Gebot (gemäß der Zählung der lutheri-

Traditionen.

schen und katholischen Kirche) steht zwischen den

Das Ullambanafest wird manchmal als buddhisti-

Geboten, die Israels Verhältnis zu Gott zum Thema

scher „Muttertag“ bezeichnet. Aber es ist auch –

haben, und denen, die das soziale Miteinander re-

wie das katholische Allerheiligen – ein Tag, um die

geln. Es richtet sich an die erwachsenen Söhne

verstorbenen Ahnen zu ehren. Ihren „hungrigen

und Töchter und erinnert sie daran, den alt ge-

Geistern“ werden Opfer gebracht. Dabei ist das

wordenen Eltern mit Achtung und Fürsorge zu

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Ullambanafest ein fröhliches Fest mit Musik, Tanz

begegnen. Wörtlich bedeutet es: Gib den Eltern

und Blumenschmuck. An buddhistischen Tempeln

„Gewicht“. Sie haben dich zur Welt gebracht und

in Deutschland wird es als „Festival“ begangen, zu

dich in die gute Weisung Gottes (Tora) eingeführt.

dem Gäste sehr herzlich willkommen sind.

Und genauso hat es auch heute einen guten Sinn:

p o c

Wenn Eltern alt werden, sind sie manchmal wieder

Urgemeinde Erste Gemeinde nach Pfingsten,

wie Kinder. Und so, wie sie sich einst um ihre klei-

unter der Leitung von Jakobus und Petrus.

nen Kinder gekümmert haben, kümmern sich dann

Von der Urgemeinde wird in der Apostelgeschichte

die erwachsenen Kinder um die hilfsbedürftigen

erzählt (Apg 4): Sie waren ein Herz und eine Seele.

Eltern. Das ist nicht nur eine schöne und gerechte

Sie waren gern zusammen, beteten und sangen

Vorstellung, sondern auch ein wichtiges Band, das

zusammen, aßen gemeinsam, wie die Jünger mit

die Familien und die Gesellschaft zusammenhält.

Jesus gegessen hatten, und erinnerten sich an ihn. Sie teilten, was sie hatten, und alle hatten, was

Vishnu Eine der drei höchsten Gottheiten im ▶ Hin-

sie brauchten. Dieses ideale Bild von Gemeinde

duismus. Zusammen mit ▶ Brahma und ▶ Shiva bil-

soll für spätere Gemeinden ein leuchtendes Vor-

det er die Dreiheit des Göttlichen, Trimurti genannt.

bild sein.

Die friedliebende Gottheit Vishnu ist mit ihren

In der Apostelgeschichte wird auch erzählt: Die

Prinzipien von Ordnung, Rechtschaffenheit und

Urgemeinde wuchs schnell. Zu den aramäisch

Wahrheit der Bewahrer des Lebens. Wenn diese

sprechenden jüdischen Menschen kamen andere

Werte bedroht sind, tritt Vishnu aus seiner geisti-

hinzu, die sich in Sprache und Kultur unterschie-

gen Welt hervor, um Frieden und Ordnung wieder-

den. Anscheinend kam es zu Unstimmigkeiten

herzustellen. In zehn Avataren erscheint Vishnu

zwischen den Gruppen, und die neuen Mitglieder

auf der Welt.

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WÖRTER UND NAMEN

Vishnu und seine Frau Lakshmi, Göttin des Glücks,

Vergehen und soll den Menschen mit göttlicher

sind unzertrennlich.

Kraft verbinden und ihm helfen, inneren Frieden zu finden.

Wiedergeboren / Wiedergeburt ▶ Samsara Zeichenhandlung Im Zusammenhang mit ProWilhelm Löhe Theologe, lebte von 1802 bis 1872;

phetie: eine aufsehenerregende Aktion mit tiefe-

Begründer der Diakonie Neuendettelsau.

rem Sinn.

1854 gründete er die erste „Diakonissenanstalt“

Wenn zum Beispiel Jesaja barfuß geht, um zu

(Ausbildung für Gemeindehelferinnen, heute:

zeigen, dass das Volk bald in die Gefangenschaft

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Diakoninnen) in Bayern. Damit ermöglichte er jungen Frauen eine Berufsausbildung, vor allem in der Alten-, Kinder- und Krankenpflege. Die Diakonissenanstalt entwickelte sich zu einem Zentrum für die Betreuung und Bildung von Menschen mit Behinderung.

geführt werden wird, oder wenn ▶ Jeremia mit einem Joch auf dem Nacken umhergeht, um zu zeigen, dass die Niederlage nicht fern ist, dann

spricht man von Zeichenhandlungen. Sie sind wie Gleichnisse. Sie fallen auf, machen nachdenklich und bleiben in Erinnerung.

Eine Besonderheit des Ausbildungskonzepts von Wilhelm Löhe war, dass er Theorie, Praxis und

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christlichen Glauben miteinander verband. Diakonissen aus Neuendettelsau fanden überall in

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Bayern Arbeit.

Zen-Buddhismus / -Kloster / -Meditation / -Meister Besondere Form des ▶ Buddhismus, be-

sonders in Japan.

Zen bezeichnet die Sammlung des Geistes und die

Löhe engagierte sich wie ▶ Johann Hinrich Wichern

Versenkung, in der alle Unterscheidungen wie Ich

in der Inneren Mission, der Stärkung des Glaubens

und Du, Subjekt und Objekt, wahr und falsch,

unter Christ*innen in der eigenen Umgebung.

aufgehoben sind. Der Zen-Buddhismus lehrt, dass

Löhne begann auch mit der Ausbildung von Mis-

alle Vielheit nur Schein ist. In Wahrheit ist alles eins.

sionaren, die in Nordamerika helfen sollten, luthe-

Zen-Meditation ist ein Weg, die mystische Einheit

rische Gemeinden aufzubauen.

zu erleben. Dazu gehört das Za-Zen (Sitzen und

p o c

Yoga Meditationsübung aus religiösen Traditionen

meditieren im Lotussitz); es stellt den direktesten Weg zur Erleuchtung dar.

des Hinduismus und Buddhismus.

174

Yoga ist eine Form der Meditation durch viele ver-

Zivilcourage Mut und Bereitschaft, für andere

schiedene Körperübungen. Diese sollen dabei hel-

Menschen und für die eigenen Werte einzutreten,

fen, innerlich ganz ruhig, ganz leer zu werden. Viele

auch wenn einen das vielleicht in Schwierigkeiten

Hindus und Buddhisten nutzen sie, um sich auf sich

bringt.

selbst, auf ihre Seele und auf ihren Glauben zu kon-

Das Wort Zivilcourage setzt sich aus einem lateini-

zentrieren oder um sich von allen Gedanken zu be-

schen und einem französischen Wort zusammen:

freien.

„zivil“ (von „civitas“, Bürgerschaft) bedeutet „bür-

Eine besondere Bedeutung für die Meditation hat

gerlich“ und „privat“ im Gegensatz zu „von Amts

die Silbe „OM“. Sie wird A-U-M ausgesprochen.

wegen geregelt“; „courage“ bedeutet „Mut“ und

Dabei strömt der Atem langsam aus dem Mund.

Einsatzbereitschaft.

Der Klang enthält, was war, was ist und was sein

Zivilcourage zeigt also jemand, der sich einmischt;

wird. Er steht für das Leben, für das Werden und

der zum Beispiel einem Menschen in Not hilft oder


WÖRTER UND NAMEN

gegen Missstände protestiert, auch wenn das

Zölibat In der katholischen Kirche: Gebot der Ehe-

Mühe und Zeit kostet, ihm vielleicht sogar Nach-

losigkeit von Priestern.

teile einträgt oder ihn in Gefahr bringt.

Seit etwa 900 Jahren ist der Zölibat (abgeleitet

Auf das Besondere solchen Engagements weist das

vom lateinischen Wort „caelebs“ = „ehelos“) für

Wort „zivil“: Es ist nicht „sein Job“ – der Mensch

katholische Geistliche Gesetz.

im Beispiel tut, was er tut, freiwillig, aus eigenem

„Jesus war auch nicht verheiratet“, sagen Befür-

Entschluss und auf eigenes Risiko.

worter des Zölibats. Sie verweisen auf das, was die

Zivilcourage ist für Gesellschaften lebenswichtig.

Evangelien von Jesu Leben erzählen. Auf der ande-

Durch Zusammenarbeit und Solidarität kann eine

ren Seite gibt es keine Bibelstelle, die darauf hin-

Gemeinschaft wachsen und sicherstellen, dass alle

weist, dass Jesus die Ehelosigkeit von seinen

Mitglieder zu ihrem Recht kommen.

Jüngern verlangt hat. Er forderte, dass sie „sanft-

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mütig“ und „demütig“ sein sollten „wie der Vater und ich“, aber nirgendwo heißt es: „Verheiratet euch nicht.“

Auch Paulus schreibt: „Was die Frage der Ehelosigkeit angeht, so habe ich kein Gebot vom Herrn“ (1 Kor 7,25).

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QUELLENNACHWEIS

QUELLENNACHWEIS

Bilder S. 4 v. o.n. u.: Fabrizio Bensch / Reuters; Beate Poldermann / Ev. Christusgemeinde, Bad Vilbel; johnhain / Pixabay; Kenneth Brown, München; © Gimas / Shutterstock.com S. 5: Fabrizion Bensch / Reuters S. 6 l.: © mojolo / Adobe Stock.com S. 7 o.: Wikipedia S. 7 M., S. 9 o., S. 23: © Kerstin Schoene / Shutterstock.com S. 8: akg-images S. 10: Alois Prinz, Wie aus Martin Luther wurde, Insel Verlag, Berlin, 2016 S. 11: akg-images / MPortfolio / Electa S. 12: Stadtverwaltung Erfurt, Foto: Constantin Beyer, Weimar S. 13: Ferdinand Pauwels, Luthers Freund vom Blitz erschlagen, 1872. © Bildarchiv Foto Marburg / Rolf W. Nehrdich S. 14: Jost Heyder, Der Mönch Martin Luther. Rechte beim Künstler, Bildvorlage: epd-bild / Carsten Fromm S. 15: Martin Luther. Graphic Novel von Andrea Grosso Ciponte. Text von Dacia Palmerino. Aus dem Italienischen von Nicoletta Giacon. Verlag Edition Faust, Frankfurt am Main 2016 S. 16, S. 18, S. 21, S. 24, S. 130, S. 131, S. 142 aus: Comic – Martin Luther – Ein Mönch verändert die Welt, Verlag Johannes Saurer & Ulrike Albers, Moisburg S. 17: Wieslaw Smetek, Seevetal S. 19: Bettmann / Getty Images S. 20: picture alliance / dpa / Uwe Anspach S. 22: Lanmas / Alamy Stock Photo S. 23 o.: © epd-bild/Matthias Rietschel , u.: Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart S. 25 o.: © Andreas Herzau, Hamburg, u.: Sebastian Alt S. 26: succo / Pixabay S. 30, S. 56, S. 76, S. 102, S. 124: © B. Forenius / Shutterstock.com S. 31: Beate Poldermann / Ev. Christusgemeinde, Bad Vilbel S. 32 o.: Godong / Alamy Stock Photo, u.: Foto: S. Leutenegger, © Ateliers et Presses de Taizé, 71250 Taizé, Frankreich S. 33 o.: Godong / Getty Images, u. l: Wikipedia, u. r.: made by Taizé, Mainz S. 34: © Hans-Jörg Nisch / Adobe Stock.com S. 35: ©Alona_S / Shutterstock.com S. 36 o.: www.religioese Geschenke.de S. 37 o.: © Adam Jan Figel / Shutterstock.com, u.: Michel Erhart / Wikipedia S. 38: Michael Lucan / Wikipedia S. 39: Wartburg Stiftung / Wikipedia S. 40: © Weltgebetstag der Frauen – Deutsches Komitee e. V. S. 41: TransFair – Verein zur Förderung des Fairen Handels in der Einen Welt, Fair Trade, Köln S. 42 o.: Jacob Silberberg / Getty Images, M.: imago images / HRSchulz, u.: imago images / Ulmer S. 43 o. l.: Framepool RS GmbH, o. r.: © 2016 Igreja Evangélica Cristo Vive, M.: Paulo Whitaker / Reuters, u.: © Ivan Hlobej / Dreamstime.com S. 44 o.: World Council of Churches, u.: ÖRK, Ökumenischer Rat der Kirchen S. 45 o.: © biblebox / Adobe Stock.com S. 46, S. 47: Esther Wühle-Miksch, Kempten, Handy: © Yong Hian Lim / Adobe Stock.com S. 48 o.: © Magdalena Kucova / Adobe Stock.com, u.: Bildtitel „Come – Everything is ready“, Rezka Arnuš, © Weltgebetstag der Frauen – Deutsches Komitee e. V. S. 49 o.: KiKa, Künstler: ACME, Foto: Ralf Gemmecke, u.: © Reuters Photographer / REUTERS / Adobe Stock.com S. 50, S. 51: Verlag Haus Altenberg / Jugendhaus Versicherungen GmbH und Verlag und Agentur Altenberg GmbH, Düsseldorf S. 52: Arvid Vollprecht / Wikipedia S. 57: johnhain / Pixabay S. 58: © Kara / Adobe Stock.com S. 59: picture alliance / dpa / Jörg Carstensen S. 61, S. 70: Louise Gubb, Gauteng, Südafrika S. 62: © Marina Markizova / Shutterstock.com S. 63, S. 70: © Ernst Barlach Lizenzverwaltung Ratzeburg S. 65 mattana / Wikimedia S. 67, S. 70: akg-images / Mondadori Portfolio/1998 S. 68: © Schankz / Shutterstock.com S. 71: Louis Jensen, 33 Cent um ein Leben zu retten. Übersetzt von Sigrid Engeler. Carl Hanser Verlag GmbH & Co. KG, München, 2013 S. 77: Kenneth Brown, München S. 78: Edvard Munch, Der Schrei. Bildvorlage: National Gallery of Norway / Wikipedia S. 80, S. 81, S. 96: © Kees de Kort, Amsterdam S. 82, S. 83, S. 96: Illustrationen von Claude K. Dubois aus: Claude K. Dubois / Sara V., Stromer. Bilderbuch. Aus dem Französischen von Tobias Scheffel © 2017 Moritz Verlag, Frankfurt / Main S. 85: Vincent van Gogh, Der barmherzige Samariter (nach Delacroix), 1890. Otterlo, Museum Kröller-Müller, Foto: © Blauel – ARTOTHEK S. 88, S. 89, S. 91: Jane Gardam, Die Rettung. Aus dem Englischen von Isabel

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Bogdan. Mit Illustrationen von Wolf Erlbruch. © 2016 Carl Hanser Verlag GmbH & Co. KG, München S. 92, S. 96: © Anthony Baggett / Dreamstime.com S. 93: The Print Collector / Alamy Stock Photo S. 94 l., u.: Diakonie Deutschland, Berlin, r.: Preiser Figuren, Steinsfeld S. 95 o. l., M. l., o. r.: Diakonie Deutschland, Berlin, u. l.: imago images / Panthermedia, u. r.: imago images / photothek S. 96: © sum41/Adobe Stock.com S. 98: Evgenii Doljenkov / Shutterstock.com S. 103: © Gimas / Shutterstock.com S. 104: Prosa1960/Pixabay S. 105, S. 114 u.: Christiane Zwick, Hamburg S. 106 o., 109 o: © Reimar / Adobe Stock.com S. 107: Steve Evans / Wikipedia S. 109 u.: Stefan Gruber / Mittelbayerische Zeitung S. 110 o. l., S. 112 o., S. 116 o: Panther Media GmbH / Alamy Stock Photo S. 110 o. r.: GDJ / Pixabay, u.: © Anne Mathiasz / Adobe Stock.com S. 111 o.: imago images / Karina Hessland, u.: © Myotis / shutterstock.com S. 113: Godong / Alamy Stock Photo S. 116 u.: Sariputta. National Gallery of Victoria, Melbourne, Australien, Bildvorlage: NGV Collection S. 117 o.: © Mindclongdan / istock.com, u.: dassel / Pixabay S. 118: © Karan Daswani / Dreamstime.com S. 119: Markus Hauck / Pressestelle Ordinariat Würzburg S. 120 l.: Thich Nhat Hanh, Jesus und Buddha – Ein Dialog der Liebe. Übersetzt von Irene Knauf. Herder Verlag, Freiburg 2016 S. 121: © ViSnezH / Shutterstock.com S. 126: StepMap GmbH, Berlin S. 132: Mario Mensch, Hamburg S. 139: © epd-bild / Matthias Rietschel S. 140: © epd-bild / Norbert Neetz S. 141: akg-images S. 143: Eva Hillreiner, Schwabhausen S. 144: o., M.: akg-images, u.: imagno / getty images S. 145: Bischöfliches Ordinariat Speyer S. 147: Nino Barbieri / Wikimedia S. 150: Wikipedia S. 154: © fotomek / Adobe Stock.com

Texte

Die Bibeltexte stammen, wenn nicht anders angegeben, aus: Lutherbibel, revidiert 2017, © 2016 Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart S. 9: Inga Michler, https://www.welt.de/wirtschaft/article162832231/Dasfalsche-Jammern-ueber-zu-viel-Stress-in-der-Schule.html, WELT, Berlin S. 10, S. 13, S. 14 aus: Alois Prinz, Wie aus Martin Luther wurde, Insel Verlag, Berlin, 2016 S. 39: Eduard Kopp, https://chrismon.evangelisch.de/artikel/2011/ katharina-von-bora-resolut-und-fantasievoll-12341, www.chrismon. de, Gemeinschaftswerks der Evangelischen Publizistik gGmbH (GEP), Frankfurt S. 56: Abba Petros Berga, www.oekumenisches-friedensgebet.de, MISSIO AKTUELL AACHEN, Rechte bei der Autorin S. 59: Jan Friedmann, DER SPIEGEL (online), DER SPIEGEL GmbH & Co. KG, Hamburg S. 61: aus: Nelson Mandela: Der lange Weg zur Freiheit. (TB) Frankfurt a. M. 1997, S. 835 f S. 71: Louis Jensen, 33 Cent um ein Leben zu retten. Übersetzt von Sigrid Engeler. © Carl Hanser Verlag GmbH & Co. KG, München, 2013 S. 72: Mirko Peisert, https://predigten.evangelisch.de / predigt / vonpropheten-und-ueberraschenden-gaesten-predigt-zu-1-korinther-141– 320-von-mirko-peisert, Zentrum für evangelische Gottesdienst- und Predigtkultur, Wittenberg. Rechte beim Autor S. 82/83 aus: Claude K. Dubois / Sara V., Stromer. Bilderbuch. Aus dem Französischen von Tobias Scheffel © 2017 Moritz Verlag, Frankfurt / Main S. 88–91: Jane Gardam, Die Rettung. Aus dem Englischen von Isabel Bogdan. Mit Illustrationen von Wolf Erlbruch. © 2016 Carl Hanser Verlag GmbH & Co. KG, München S. 105, S. 114: Christiane Zwick, Hamburg. Rechte bei der Autorin S. 110–S. 113, S. 116–117 aus: Karlo Meyer, Weltreligionen. Kopiervorlagen für die Sekundarstufe I. Verlag Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen, 2015 S. 120: Thich Nhat Hanh, Jesus und Buddha – Ein Dialog der Liebe. Übersetzt von Irene Knauf. Herder Verlag, Freiburg 2016 S. 133: Bertolt Brecht, Leben des Galilei: Schauspiel. Suhrkamp Verlag, Berlin, 1998

Lied S. 76: Text: Michael Jackson / Lionel B Richie, Rechte: 1985 by Mijac Music / Sony / ATV Music Publishing (Germany) GmbH, Berlin, Brockman Music / Brenda Richie Publ / Imagem Music GmbH, Berlin



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