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Bildung
>> kurzen Selbstversuch:
„Denken Sie nicht!“ Aha, geht
in Gruppen mit Freude experimentieren und durch Erfolg
nicht? Ja, Ihr Gehirn ist nicht nur immer dabei, es arbeitet
und Irrtum eigene Schlüsse ziehen können. Das Erlernen und
auch ständig für Sie. Menschen nehmen nicht nur wahr, sie
Festigen von 1x1-Reihen oder der verschiedenen Fälle wird
verarbeiten neue Informationen ständig, das Gehirn ver-
wohl kaum so interessant gestaltet werden können wie das
knüpft diese mit dem schon vorhandenen Wissen: es wird
Bauen einer Sandburg oder das Basteln eines Faschingsko-
gelernt. Und zwar immer. Und gerade bei Kindern ist es am
stüms. Doch zumindest in diese Richtung muss es gehen!
lernfähigsten. Auch beim Spiel, beim Sport, beim Fernsehen, bei Video und beim „Gamen“ lernen Kids. Und jetzt auch noch
POSITIVE GRUNDHALTUNG
Schule zu Hause, die Aufgabe, das Lernen? Das schulische
Es geht um eine positive Einstellung zum Lernen, egal ob in
Lernen ist also nur eine Sonderform dessen, was wir und die
der Schule oder zu Hause. Bringt das Kind der Schule eine
Schulkinder sowieso tun: ständig Informationen verarbeiten,
positiv besetzte Grundhaltung entgegen, ist die wichtigste
neues Wissen erwerben.
Lernbasis gelegt. Auch bei eventuellen Negativerlebnissen. Im Vordergrund muss die Freude am Lernen stehen. Durch
LERNEN ZU HAUSE – NOTWENDIGES ÜBEL ODER WICHTIGE
verschiedene Lehrmittel und neue Lernformen wie z.B. Part-
ERGÄNZUNG ZUR SCHULE?
ner- oder Projektarbeit wird es für die Lehrpersonen möglich,
Wenn in der Schule gelernt wird, wieso dann Aufgaben zu Hau-
in der Schule eine interessante Lernumgebung zu schaffen.
se? Die Neurodidaktik, die moderne Lehre des Lehrens, be-
Zu Hause erreichen Sie die nötige Freude am Lernen am
weist vielfach, dass lange anhaltendes Wissen einerseits erst
leichtesten durch Lob! Die Universität im niederländischen
durch das Verstehen entsteht („explizites Wissen“). Und dann
Leiden hat festgestellt, dass gerade Volksschulkinder vor
natürlich durch Üben und Wiederholen. Klar gibt es auch beim
allem durch Lob leichter lernten, weniger Fehler machten,
Lernen hochbegabte Talente wie beim Schifahren. Doch wie
bei Kritik gab es jedoch mehr Fehler.
beim Sport kommt es auch beim Lernen zu Höchstleistungen
Angeblich steht das Verhältnis von Tadel zu Lob von Erwach-
erst durch Wiederholen und Üben. Und diese Höchstlei-
senen gegenüber Kindern bei 10:1. Wie sieht es bei Ihnen
stungen fordern die Eltern eigentlich ein, vor allem in Hinblick
aus? Beobachten Sie sich doch selbst. Keiner von uns kann
auf die nötigen „sehr gut“ für ein tolles Zeugnis und als Grund-
Lob genug bekommen, auch wir Erwachsenen nicht. Und erst
voraussetzung für z.B. für den Besuch höherer Schulen.
recht nicht Schülerinnen und Schüler! „Nobody is perfect!“
Das heißt, selbst wenn in der Schule gut gelernt wird und an-
„Aus Fehlern lernt man!“ Das gilt beim Schifahren, beim Ten-
stehende Aufgaben problemlos erledigt werden, sind Üben
nisspielen, beim Erlernen eines Musikinstrumentes. Und
und Wiederholen zur Festigung des Wissens wesentlich.
muss auch für den Schulstoff gelten! Trennen Sie, egal ob
Schon eingangs war die Rede von Emotionen. Wenn wir davon
Lehrerin/Lehrer oder Mutter/Vater, die Phasen des Erlernens
ausgehen, dass wir uns an besonders stark emotionalisierte
deutlich von denen der Abfrage des Wissens, von Prüfungs-
Fakten leichter erinnern, ist der Idealfall für das Lernen das
situationen. Nur so lernen Kinder natürlich und locker aus
begeisterte Erleben. Das geschieht, wenn Kinder alleine oder
Versuch und Irrtum.
6
MAI 2021