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Kommunikation ist das A und O

Das PPTZ hilft Familien, wieder zueinander zu finden

Als Dennis 17 Jahre alt ist, wird das Jugendamt auf ihn aufmerksam. Zu dem Zeitpunkt ist er bereits Kiffer und nimmt Amphetamine. Dennis kommt aus einem reichen, geschiedenen Elternhaus. Zu seinem Vater besteht kaum Kontakt, dabei wohnen sie unter einem Dach. Seine Mutter lebt in Schleswig-Holstein. Mit einem Hauptschulabschluss in der Tasche findet er sich meistens allein wieder, isoliert. Das größte Problem jedoch: Dennis ist einsam. Und dann kommt er zu Pädagoge Michael Roos ins Pädagogisch-Psychologische Therapie-Zentrum (PPTZ) Braunschweig.

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„Wir sind eine Art Schnittstelle zwischen Jugendamt und Familie. Und wir begegnen den Jugendlichen auf Augenhöhe.“

Im PPTZ arbeiten die Pädagoginnen und Pädagogen mit Familien zusammen, die Schwierigkeiten haben – ob miteinander, individuell oder durch Krisen von außen. Es wird direkt vom Jugendamt beauftragt und finanziert, erzählen Michael Roos und seine Kollegin Silke Weber. „Wir sind eine Art Schnittstelle zwischen Jugendamt und Familie“, sagt sie. „Und wir begegnen den Jugendlichen auf Augenhöhe.“

Silke Weber

„Wir betreuen momentan eine ukrainische Mutter mit sieben Kindern. Ihr jüngstes Kind ist ein Säugling, das im November zur Welt gekommen ist.“ Für solche Fälle stellt das Jugendamt einen Dolmetscher zur Verfügung. Das PPTZ unterstützt zum Beispiel bei der Wohnungssuche. Während der gemeinsamen Zeit nutzen die Pädagogen oft die Tandem-Methode. „Dann schnappe ich mir die Kinder und Michael oder Kollegen verbringen Zeit mit den Eltern.“

Zunächst geht es in den Gesprächen mit der Familie darum, eine Beziehung zu den Kindern aufzubauen. Vertrauen schaffen ist das A und O, weiß Michael Roos. Er geht mit seinen Schützlingen gerne raus, ob ins Fitnessstudio, Radfahren, oder unterhält sich auch über Star Wars. Simple Dinge eben, um ihre Kommunikation zu stärken. Heutzutage mangele es vor allem daran – an einer gesunden Kommunikation.

Fühlen sich die Familien denn gehemmt, Hilfe in Anspruch zu nehmen? Im Gegenteil, versichert Silke Weber – „Der Großteil geht freiwillig zum Jugendamt, damit ihnen geholfen wird.“ Dafür haben die engagierten Mitarbeiter allerdings nur acht Stunden pro Monat für eine Familie, also gerade einmal zwei Stunden in der Woche. „Das ist zu wenig“, findet sie und Roos fügt hinzu: „Wir arbeiten schon zu 120 Prozent in der Auslastung – mehr geht nicht.“ Aber immerhin sind sie da. Sechs bis sieben Familien werden im Alltag von einem Helfer im PPTZ betreut. Sechs Monate Laufzeit setzt das Jugendamt an, aber meistens verlängern die Pädagogen die Zusammenarbeit. „In der Regel arbeiten wir bis zu zwei Jahre mit ihnen. In extremen Fällen sogar fünf bis zehn Jahre“, ergänzt Michael Roos, der eine halbe Stelle im PPTZ besetzt. Zu 50 Prozent ist er selbst im Jugendamt angestellt.

Das PPTZ hat eine hohe Erfolgsquote. Davon sind die beiden Pädagogen überzeugt. Ehrlich, authentisch und fair sein helfe enorm. Und natürlich die unterschiedlichen Angebote für Kinder verschiedenen Alters und familiärer Situation zu bieten. Silke Weber arbeitet am liebsten systematisch. Dazu gehören unter anderem die Familienaufstellung, Puppenspiele und Skalierung. „Von einer Skala von 1 bis 10 - Wie geht es dir heute?“ Mit so einer Frage beginnen die Familienmitglieder zu reflektieren, erzählt sie – der erste Schritt zur Lösung des Problems. Schöne sowie traurige Geschichten begleiten ihren Alltag.

Existenzängste sind aktuell ein Dauerthema im Haus. Dazu gehören finanzielle Missstände, doch genauso äußere Krisen. „Corona hatte eine riesige Auswirkung“, erinnert sich Michael Roos. Bildungslücken seien bei den Kindern und Jugendlichen entstanden, das Sozialverhalten mehr und mehr beschränkt und vereinzelt worden, weil sie allein zu Hause in ihrem Zimmer saßen: „Im Grunde ist jeder eine Etage im Sozialverhalten heruntergerutscht. Das geht hin bis zu depressiven Verstimmungen.“ Vor allem seien die Kinder und Jugendlichen reizbarer geworden und hätten ihre Perspektiven verloren. Das PPTZ versucht, ihnen wieder zu einem strukturierten Alltag mit der Familie zu verhelfen.

Heute geht Dennis wieder zur Schule. Er begeistert sich für Sport, fährt gerne mit seinem Fahrrad und arbeitet auf ein baldiges Abitur hin. Seine Geschichte hat ein schönes Ende – noch eher einen schönen Anfang – gefunden. Mit Hilfe von Michael Roos strukturierte Dennis sein Leben neu und hat laut seinem Betreuer eine vielversprechende Zukunft vor sich.

Michael Roos

„Corona hatte eine riesige Auswirkung. Im Grunde ist jeder eine Etage im Sozialverhalten heruntergerutscht.“

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