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„Sprache braucht Zeit, Muße, Geduld und Wiederholung“

Im Fröbel-Kindergarten SieKids Ackermäuse dreht sich alles um Kommunikation

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VON MARIA LAMPE

Sprache ist im menschlichen Miteinander das wichtigste Mittel zur Verständigung. Wir benutzten sie, um Gefühle auszudrücken, mit anderen in Kontakt zu treten und Wissen zu teilen: Sprache ist Teil unseres Alltags und eine wesentliche Voraussetzung zum Lernen, zum Bilden. Mit dem Bundesprogramm „Spach-Kitas“ fördert das Familienministerium die alltagsintegrierte sprachliche Bildung als festen Bestandteil in der Kindertagesbetreuung. Teil des Programms ist der Braunschweiger Fröbel-Kindergarten SieKids Ackermäuse. Wir sprachen mit der stellvertretenden Einrichtungsleiterin Melanie Otschipka über frühkindliche Förderung von Sprache und Kommunikation sowie deren Umsetzung im Alltag.

Frau Otschipka, eine SprachKita – was ist das?

Sprach-Kitas sind Orte, an denen eine zusätzliche Fachkraft Kinder auf vielfältige Art und Weise in ihrer frühkindlichen sprachlichen Bildung unterstützt. Sie wird im Rahmen des Bundesprogramms „SprachKitas“ fachlich begleitet, berät und assistiert dem Kita-Team in den Bereichen alltagsintegrierte sprachliche Bildungsarbeit, inklusive Pädagogik und der Zusammenarbeit mit den Familien. Die Fachkraft zeigt den Erziehern und Erzieherinnen zum Beispiel, wie sie die sprachliche Entwicklung der Kinder beobachten und dokumentieren können – etwa als Grundlage für Gespräche mit den Eltern.

Das Bundesprogramm „SprachKita – Weil Sprache der Schlüssel zur Welt ist“ hat zum Ziel, alltagsintegrierte sprachliche Bildung als festen Bestandteil in der Kindertagesbetreuung zu verankern und damit mehr Chancengleichheit zu gewährleisten. Was hat Ihre Kita bewogen, am Programm teilzunehmen?

Wir betreuen in unserer Einrichtung Kinder aus 18 verschiedenen Nationen. Nicht alle sprechen unsere Sprache, wenn sie hier starten – viele kommunizieren zu Hause nicht auf Deutsch, sondern in einer anderen Familiensprache. Wir möchten unsere Ressourcen und Möglichkeiten als Sprach-Kita nutzen und die Kinder in ihrer Sprachentwicklung

Und was ist alltagsintegrierte sprachliche Bildung? Warum ist sie für die frühkindliche Entwicklung so

Es geht darum, die Sprache im Alltag, bei alltäglichen Situationen, zu fördern: beim Anziehen, beim Essen, beim Spielen. Wir suchen und schaffen bewusst Sprachanlässe, greifen diese auf und nutzen sie zur sprachlichen Bildung. So geben wir beispielsweise an – erst über den linken Fuß und dann über den rechten. Es bietet sich an, durch offene Fragen Gespräche mit den Kindern zu beginnen: Was müssen wir alles anziehen, wenn es draußen regnet? Was kannst du schon allein anziehen? Sprache ist das Mittel, um zu kommunizieren, um sich zu verständigen, um Konflikte zu lösen, und: Die Kinder erweitern hierdurch ihren Wortschatz. Für alle Kinder gilt, selbstbewusst das erworbene Sprachwissen anzuwenden.

Können Sie noch einige Beispiele nennen, wie sich die sprachliche Förderung konkret in Ihrer Arbeit zeigt?

Wir geben dem Kind Raum und Zeit zum Sprechen. Wir hören dem Kind genau zu und erweitern das Gesagte. Wir sind sprachliche Vorbilder, indem wir alles korrekt beschreiben und immer wieder alltägliche Dinge besprechen, wie zum Beispiel: Das Auto fährt in die Werkstatt, es macht Geräusche, mal schauen, was kaputt ist. In der täglichen Arbeit sind wir nah am Tun des Kindes, nehmen Bedürfnisse, Interessen und persönliche Erlebnisse wahr und greifen sie auf. Das Bundesprogramm ermöglicht uns zusätzliche Momente für Gespräche zwischen einem Kind oder mehreren Kindern und der Sprachfachkraft.

Im Fröbel-Kindergarten SieKids Ackermäuse werden Kinder aus 18 verschiedenen Nationen betreut. Viele kommunizieren zu Hause nicht auf Deutsch, sondern in einer anderen Sprache.

Und diese Momente brauchen wir – denn Sprache braucht Zeit, Muße, Geduld und Wiederholung.

Haben Sie Tipps oder Hinweise für Eltern, wie sie ihre Kinder bestmöglich fördern können?

Stellen Sie offene Fragen, die nicht nur mit „Ja“ oder „Nein“ beantwortet werden können. Lassen Sie den Kindern auch ausreichend Zeit, um eigene Gedanken zu formulieren und auszusprechen. Das kindliche Tun können Mütter und Väter sprachlich begleiten. Eine gemeinsame Bilderbuchbetrachtung und Vorlesen in gemütlicher Atmosphäre fördern die Sprachentwicklung der Kinder. Im Kitaalltag nutzen wir zum Beispiel auch die Literacy-Erziehung. Das heißt, dass wir mit Schriftsymbolen arbeiten, etwa an der Garderobe oder die Objekte in einer Spielzeugkiste sind benannt und beschriftet. Durch Zeichnen, Kritzeln und Anschauen von Büchern setzen sich Kinder spielerisch mit Symbolen und Schrift auseinander und lernen Zeichen als Träger von Bedeutung und Information kennen.

Wie bewerten Sie den Erfolg des Projekts Sprach-Kita?

Wir nehmen seit 2017 an dem Bundesprogramm teil und konnten seither viel mitnehmen. Der Erfolg ist beeindruckend und wir wissen: Sprache ist der Schlüssel. Kinder erschließen sich mit ihr die Welt.

Das Bundesprogramm „SprachKitas“ läuft zum 30. Juni aus. Was bedeutet das für Ihre Kita?

Wir bedauern, dass das Programm nicht fortgesetzt wird, da es tatsächlich sehr erfolgreich ist und direkt den Kindern zugutekommt. Durch die zusätzliche Fachkraft werden die Kinder und Fachkräfte unterstützt. Zudem: Es sind überall in Deutschland die gleichen Standards, was sonst im Bildungsbereich nicht der Fall ist. Wir als FröbelKindergarten können unsere Kollegin als reguläre Fachkraft übernehmen, da sie die notwendigen Qualifikationen besitzt. Die zusätzlichen Stunden für die Sprachbildung entfallen jedoch.

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