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S U P P E NK A S P E R
VON GESA LORMIS
Diese Kinder, die keine Schokolade mögen und sich beim familiären Pizza-Abend ein Butterbrot mit Kräutern machen – so eines wohnt bei mir. Wie genau das passieren konnte, ist mir auch nicht ganz klar, aber die größte Konkurrenz an der Süßigkeitenschublade bin ich selbst.
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Es ist nicht so, dass der Nachwuchs gar keine Nascherei oder Fastfood mag. Im Gegenteil, auf die Frage nach Wünschen für die nächste Mahlzeit oder ob wir uns nach dem Spaziergang mit dem Hund ein paar Kekse teilen wollen, gibt es die typischen Antworten. Süßes Gebäck geht demnach immer und Nudeln noch viel häufiger. Die darauffolgenden Szenen am Tisch erinnern allerdings eher an eine moderne, skurrile Version des Suppenkaspers. Der liebevoll aufgetürmte Kartoffelbreivulkan mit Soße sackt nach einem Löffelchen in sich zusammen und die (Nugget-) Dinosaurier sterben vor Langeweile erneut aus. Bis zu dem Moment, an dem das Stichwort Zähneputzen fällt und der eine oder andere Happen doch noch seine Reise in den Magen antritt. Aber das ist ein anderes Thema …
Statt die Geschichte aus dem antiquierten Struwwelpeter-Buch in seiner ganzen erzieherischen und dramatischen Konsequenz zu kopieren, resignierte in der eigenen Version die Elternschaft. Die angebotenen Mahlzeiten sollen wenigstens probiert werden, so eine ungeschriebene Regel, und daneben gibt es über den Tag verteilt eine vielfältige Auswahl an Snacks. Mit etwas Abstand betrachtet wechseln sich die Phasen, in denen nach einem üppigen Eis am Nachmittag einfach kein Platz mehr im Bauch für Abendessen ist, mit solchen ab, in denen vor Freude über den leckeren Brokkoli getanzt wird. Und dann gibt es auch noch jene, in denen gefühlt nichts schmeckt. Oder Momente, in denen der hauseigene Feinschmecker nach dem Kindergarten sein eigenes Gewicht in gefüllten Oliven und Ziegenhartkäse verdrückt.
Es heißt gerne, dass wir Erwachsene unseren Kindern vorleben, wie sie sich ernähren sollen. Vielleicht ist es manchmal aber auch andersherum – intuitiv essen, so wie es schmeckt und sich richtig anfühlt, soll gesund sein.