STUDIO CHAMANGA research design build

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STUDIO CHAMANGA RESEARCH DESIGN BUILD



STUDIO CHAMANGA RESEARCH DESIGN BUILD Dokumentation des DesignBuild Projekts 2017|18 Documentation of the DesignBuild project 2017|18 Hochschule München, FK 01 Architektur Studio Chamanga (Hg. | Ed.)


CHAMANGA ECUADOR

GSEducationalVersion

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Vorwort Preamble

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Prof. Andreas Meck, Dekan Hochschule München

As part of the project ‚ZUG - Fit for the Future‘, Professor Ursula Hartig was appointed to teach the course ‚Planning and Building in a Global Context‘ back in the summer semester of 2017. Ever since, her students have had the opportunity not only to gain practical experience but also to learn about social commitment in an international environment. This dual teaching format is known as ‚DesignBuild‘ and has been at the centre of our curriculum since the tenure of Professor Hartig’s predecessor, Mr Markus Dobmeier, whose fieldwork in Mzamba, South Africa, did that rarest of things; it played well with his academic peers and the general public, when it was given its own exhibition in the Architekturgalerie München.

Zum Sommersemester 2017 wurde Professorin Ursula Hartig im Rahmen des Projektes „ZUG – Für die Zukunft gerüstet“ für das Lehrgebiet „Planen und Bauen im globalen Kontext“ berufen. Ihr Ziel war und ist es, Studierenden Praxisbezug und soziales gesellschaftliches Engagement im internationalen Umfeld zu ermöglichen. Das Format DesignBuild war zu diesem Zeitpunkt bereits mit dem Lehrbeauftragten Markus Dobmeier fest in unserem Curriculum verankert. Das im südafrikanischen Mzamba realisierte Projekt fand große Anerkennung in Fachkreisen und wurde mit einer Ausstellung in der Architekturgalerie München einer breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Umso mehr freuen wir uns jetzt, dass Ursula Hartig diese Tradition fortführt und weiterentwickelt. Im Rahmen ihres Entwurfsstudios im Masterstudiegang Architektur unserer Fakultät ist es ihr nicht nur gelungen, interdisziplinäre Formate zu entwickeln und das entsprechende Forschungsnetzwerk auszubauen. Die Studierenden haben in nur viereinhalb Wochen unter schwierigen Bedingungen eigenhändig ein 180 m² großes Gebäude in dem Fischerort Chamanga in Ecuador errichtet. Das überwiegend verwendete Material Bambus wurde dabei nicht nur unter dem Aspekt der Nachhaltigkeit, sondern sowohl als gestaltgebendes als auch als konstruktiver Baustoff eingesetzt. Dieses Projekt war deshalb konsequenterweise als interdisziplinäre Zusammenarbeit zwischen Architekten und Bauingenieuren angelegt – eine Kooperation, die wir sehr begrüßen. Es ist nun im laufenden Studienbetrieb festzustellen, dass die Studierenden, die am Masterstudio „Cultural Center Chamanga“ teilgenommen haben, nicht nur ihre baukonstruktiven Fachkenntnisse erweitert haben, sondern dass dieses Projekt auch ein Stück weit zu ihrer Persönlichkeitsbildung beigetragen hat.

All the more does it now please me that Professor Hartig is continuing and developing this tradition. Her design studio has been at the heart of our MA programme in Architecture, developing interdisciplinary formats and expanding the respective research networks. A case in point: Her students completed a construction project in the fishing village of Chamanga, Ecuador, within merely four and a half weeks, and in difficult conditions to boot. The building measures 180 square meters and is yet chiefly composed of bamboo, both for reasons of sustainability and because the material offers aesthetic appeal as well as structural integrity. Thus, the project drew on the interdisciplinary expertise of architects and civil engineers – a cooperation that we very much welcome – and since its completion, I have been delighted to note that the students who took part in the ‚Master Studio: Cultural Center Chamanga‘ did not merely expand their competency in structural design. They have further benefited from this project in that it has, in some measure, even contributed to their personal development. But see for yourself – these wonderful results are beautifully evident in our in-house exhibition and indeed in this in-depth documentary.

Die ausführliche Dokumentation sowie die anschauliche Ausstellung in unserem Hause lassen die Ergebnisse dieses gelungenen Prozesses nachvollziehbar und präsent werden.

Already I look forward to the next DesignBuild project.

Wir freuen uns auf das nächste DesignBuild Projekt.

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Was ist DesignBuild? DesignBuild...what‘s that? S. 12-19

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Verortung Localisation

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Projektablauf Project process

S. 20-25

S. 26-79

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Material und Konstruktion Material and construction

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Akteure Actors

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Epilog Epilogue

S. 80-97

S. 98-105

S. 106-111

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Einführung Introduction Ursula Hartig, Hochschule München Sergio Palleroni, Center for Public Interest Design

Diese Publikation ist dem Produkt und dem Prozess des akademischen DesignBuild Projekts „Studio Chamanga“ gewidmet. DesignBuild bringt werdende Architekten und Ingenieure dazu, sich mit reellen Planungen auseinanderzusetzen und bereitet sie so auf die sozialen und ökologischen Herausforderungen ihres Berufes vor. Dieses Projekt ist das Produkt der gemeinsamen Arbeit von Akademikern und Nicht-Akademikern aus der ganzen Welt, die ihre Zeit, Kraft und Erfahrung eingesetzt haben. Dabei geht es nicht nur darum, einen sinnvollen und schönen Ort für eine bedürftige Gemeinschaft zu gestalten, sondern über akademische und politische Grenzen hinweg ein Netz von Wissensaustausch und gegenseitiger Unterstützung aufzubauen, das jeden Beteiligten profitieren lässt. Das in diesem Buch vorgestellte Cultural Center Chamanga wurde von Studierenden und Lehrenden von drei Universitäten dreier Kontinente geplant und gebaut. Es ist eingebettet in ein breites akademisches Netzwerk lokaler und internationaler Experten und Unterstützer. Es war Teil der solidarischen Reaktion auf das Erdbeben, das im Frühling 2016 einen Großteil der Küstenlinie Esmeraldas zerstörte und dem über 80 Prozent der Bausubstanz Chamangas zum Opfer fielen. Die Arbeit dieser Allianz begann mit humanitärer Hilfe kurz nach dem Beben und konzentrierte sich auf Untersuchungen und Planungen zu dessen Auswirkungen. Sie resultierte in einer gemeinsamen Vision und einem Fahrplan für die Gestaltung des Wiederaufbaus von Chamanga. Das Cultural Center Chamanga ist eines von mehreren strategisch identifizierten Projekten, die als Motor des Wandels und für eine kollektive Identität der Gemeinde wirken können. Die Idee und der Gestaltungsansatz wurden vom Center for Public Interest Design (CPID) der Portland State University (PSU), USA und dem Department of Socio-Cultural Environmental Studies der University of Tokyo (UT) zusammen mit der Gemeinde Chamangas im Frühjahr 2017 entwickelt. Die Arbeit dieser beiden 8

This publication describes the process and product of the academic DesignBuild project “Studio Chamanga”.  Design Build gets young architects and engineers in a real world context within their education and enables them to address the social and ecological challenges  they will face in practice.  This project is a joint effort of academics and non-academics across the globe, who dedicated their time, effort, and experience to not only create a meaningful and beautiful space for a community in need, but equally important to create a network of mutual support and exchange of knowledge, across academic and political boundaries to the benefit of everyone involved.   The Children Centre Chamanga showcased in this book was planned and build by students and teachers from three universities, all from three different continents. It is embedded in a broad academic network  of experts and supporters, some local and some international, that came together in solidarity as a response to the earthquake in the spring of 2016 It had destroyed big parts of the coastline of Esmeraldas, Ecuador and over 80% of the buildings in the fishing community of Chamanga.   The Work of this alliance started with humanitarian aid shortly after the earthquake. It focused on a research and planning effort that evaluated the impact of the earthquake and laid out a collective vision and roadmap for the reconstruction of Chamanga. The process also identified strategic projects that would act as agents of change and collective identities for the community, including this Centre.   First planning and envisioning of the Centre was done by the Center for Public Interest Design (CPID) at Portland State University (PSU), and the Department of Socio- Cultural Environmental Studies at the University of Tokyo in Spring of 2017. Back then the voices of the community were already considered. The work of these two teams were locally represented in Chamanga by Atarraya, an Ecuadorian public inte-


Gruppen wurde vor Ort durch das ecuadorianische Architektur Kollektiv Atarraya fortgeführt. Sie leiteten die Beteiligung der Gemeinde an der Planung und der Konstruktion. Opción Más, die lokale Organisation im Herzen dieses Vorhabens, komplettierte diese Gemeinschaft. Durch ihren Einsatz für die Organisation der Logistik, die ein DesignBuild Projekt in der Komplexität einer Post-Erdbeben-Situation erfordert, wurde sie unverzichtbar. Im September 2017 wurde die erste Bauphase durch die PSU mit Hilfe der Gemeinde gebaut, unterstützt durch die Bauingenieure der UT mit ihren Professoren Jun Sato und Mika Araki.

rest design by Atarraya, an Ecuadorian public interest design collaborative that worked to integrate the community in the design and its construction. The community organization was the heart of this effort, the Chamangueñan Cultural Collective Opción Más became the other leg in the tripod and became indispensable in making the logistics needed to realize a DesignBuild Project in the complexities of a post-earthquake situation. In September 2017, the first phase was built by PSU with the help of the community and the structural engineers from the University of Tokyo Professors Jun Sato and Mika Araki.

Im Oktober 2017 stieß die Hochschule München (HM) dazu, die den Entwicklungsprozess von Projektphase I seit August mitverfolgte. Ein interdisziplinäres Team von Studierenden der Architektur und des Bauingenieurwesens startete mit der zweiten Projektphase. Im Februar und März 2018 wurde das Cultural Center Chamanga gebaut. Im Mittelpunkt des Gebäudes stehen Rohstoffe wie Bambus und Holz aus heimischem Anbau. Sie geben Zeugnis von der Fülle des ökologischen Systems von Chamanga. Diese Veröffentlichung versucht, allen Akteuren, die an diesem komplexen Unternehmen beteiligt sind, eine Stimme zu geben. Die Texte sind, wenn nicht anders gekennzeichnet, von den Studierenden der Hochschule München verfasst.

In October 2017, the University of Applied Sciences München who accompanied the development process of phase I since August, joined the effort.  An interdisciplinary team of architecture and engineering students worked on further developments of the building. In February and March 2018 the students flew to Equador to execute the project and build themselves. This building lays special emphasis on applying local construction materials, such as bamboo and local hand harvested woods. They are a testament to the richness of Chamanga’s ecological system.  This publication gives voice to all actors involved in this complex endeavor.  The contact with Sergio Palleroni startet in Berlin at the first European Symposium on Design Build education in 2012. Back then they decided to collaborate and build up an international network to support education in service of society. They are co-founders of the network of networks “Design For the Common Good”  together with the founder of the LiveProjectsNetwork, the SEED Platform, and the dbXchange platform. The Children Centre Chamanga was their first joint DesignBuild project and it is promising.

Der Kontakt mit Sergio Palleroni begann auf dem ersten europäischen DesignBuild Symposium in Berlin 2012 und vereinbarten, zusammenzuarbeiten und ein internationales Netzwerk aufzubauen, um die Ausbildung im Dienste des Gemeinwohls zu unterstützen. Sie sind Mitbegründer des Netzwerks „Design For The Common Good“, zusammen mit den Gründern des LiveProjectsNetworks, der SEED-Plattform und der dbXchange-Plattform. Das DesignBuild Projekt in Chamanga ist das erste gemeinsame und vielversprechende Vorhaben.

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01 WAS IST DESIGNBUILD ? DESIGNBUILD... WHAT`S THAT ?


DesignBuild Teaching DesignBuild

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Der Begriff „Design-build“ kommt aus dem Englischen und bezeichnet im klassischen Generalunternehmertum, im Maschinenbau aber auch in der Bauwirtschaft ein Verfahren, bei dem Planung und Produktion als Gesamtpaket in Auftrag gegeben werden. Heute ist der Begriff in der Lehre etabliert und wird auch „Academic DesignBuild“ genannt. Er bezeichnet Projekte im Rahmen des Studiums der Architektur, Freiraumplanung oder des Bauingenieurwesens. Diese Projekte gehen über den akademisch-theoretischen Rahmen hinaus. Sie werden in Kooperation mit Nutzern und Bauherren entwickelt und durch ein Team aus Studierenden realisiert.

In traditional general contracting and in mechanical engineering in particular, the term “design and build” is used to describe a project delivery system in which planning and production are ordered as a complete package. Within the context of training architects, open-space planners or civil engineers, we use the term „DesignBuild“ or „academic DesignBuild“ for projects which do not remain within an academic or theoretical framework – i.e. projects that are usually “designed for the drawer” – rather, the term is used to describe projects that are developed in cooperation with users and clients and implemented by the team themselves.

„Weitaus interessanter sind aber die Geschichten dahinter, die Geschichten von Prozess und Wirkung der Arbeit.“

The internet platform dbXchange.eu sets the following general conditions for DesignBuild projects: they must be an integral part of teaching, and the task, timeframe and budget of such projects must be defined. These projects must also be planned and built with and by students, and they must be architecturally, socially, culturally, scientifically, technically or artistically relevant.

Die Internetplattform „dbXchange.eu“ setzt folgende Rahmenbedingungen für DesignBuild Projekte: Sie müssen integraler Bestandteil der Lehre sein, eine Aufgabe und einen zeitlichen und budgetären Rahmen haben, mit und durch die Studierenden geplant und gebaut werden und eine architektonische, soziale, kulturelle, wissenschaftliche, technische oder künstlerische Relevanz besitzen.

This value-added teaching method has long been part of higher education in the US. Some of the best-known examples are the Jim Vlock Building Studio at Yale University, which was initiated in 1967 by Charles W. Moor, where students already get to work on housing projects in an economically weak neighborhood during their first year of study, or Auburn University’s Rural Studio, founded by Ruth and Samuel Mockbee in 1993. The Jim Vlock Studio website states: „Many students come to the university with the desire to integrate socially responsible work into their future professional lives. The opportunity to design and build such projects supports this desire and nourishes the understanding of architecture as an act of doing.“

Die Lehrmethode ist schon lange Teil der nordamerikanischen Hochschulausbildung. Ein bekanntes Beispiele aus den USA ist das Jim Vlock Building Studio der Yale-University, das 1967 von Charles W. Moor initiiert wurde. Dort arbeiten Studierende schon im ersten Studienjahr an einem Wohnungsprojekt in einer ökonomisch schwachen Nachbarschaft mit. Ein weiteres Beispiel ist das Rural Studio in Auburn, das 1993 von Ruth und Samuel Mockbee gegründet wurde. Auf der Website des Jim Vlock Studios ist zu lesen: „Viele der Studierenden kommen auf die Hochschule mit dem Verlangen, sozial verantwortliche Arbeit in ihr zukünftiges berufliches Leben zu integrieren. Die Möglichkeit, solche Projekte zu entwerfen und zu bauen, unterstützt dieses Verlangen und nährt das Verständnis von Architektur als ein Akt des Machens.“

“DesignBuild is not only about teaching, it is also about architecture that is actually built.“

We are used to judging architecture by images, by photographs in journals and books, and DesignBuild projects are also documented in this manner. Much more interesting, however, are the stories behind these projects, stories that are difficult to capture in images. The stories of the process and effect of this work: a process that is not about star architects, but about co-production by students, users, builders, financiers and local craftsmen.

Es geht aber nicht nur um die Lehre, sondern auch um gebaute Architektur. Man ist es gewohnt, sie nach Abbildern, in Form von Fotografien in Journalen und 15


Büchern zu beurteilen. Auch DesignBuild Projekte werden so dokumentiert. Weitaus interessanter sind aber die Geschichten dahinter, die Geschichten von Prozess und Wirkung der Arbeit. Von Prozessen, bei denen es nicht um Star-Architekten geht, sondern um Co-Produktionen von Studierenden, Nutzern, Bauherren, Geldgebern und lokalen Handwerkern. Von Prozessen, die von langfristigem Engagement geprägt sind.

A process that is characterized by long-term commitment and does not fall into the trap of many development-aid projects influenced by Eurocentric values, in which the buildings are often built without consideration of users’ wishes and possibilities. Process and outcome have an effect that goes beyond the object and beyond traditional teaching. Both process and outcome have an effect on:

Prozess und Ergebnis haben eine Wirkung, die über das Objekt und über den traditionellen Lehrbetrieb hinausgeht. Sie wirken auf:

- the future of the children and other inhabitants of Chamanga, who can learn and teach in appropriate spaces.

- die Zukunft der Kinder und Bewohner von Chamanga, die in angemessenen Räumen lehren und lernen können.

- the context, which is enhanced by the architecture and is an example of low-cost, modern architecture that uses local building materials and construction methods.

- den Kontext, der durch die Architektur aufgewertet wird und ein Beispiel kostengünstiger, moderner Architektur ist, die lokale Baustoffe und Bauweisen nutzt.

- local cooperation partners, who face the challenges that go along with such cooperation and who, through living together with foreign project members, acquire competencies that can have long-term positive effects.

- die Kooperationspartner vor Ort, die sich durch die Zusammenarbeit Herausforderungen stellen und durch das Zusammenleben Kompetenzen erwerben, die langfristig wirken.

- and of course the students involved, who experience their future profession as a holistic entity. They experience the necessity of precise planning, which makes success or failure directly visible. They work in a real local context, with all the difficulties that foreign cultures, climates, social- and economic environments can present. There, they have to discover and develop the qualities that allow them – as laymen – to adapt the project accordingly so that it can be realized successfully. They experience all this as a team with different competencies; as a community, they make a difference and achieve something that goes far beyond the sum of any one individual’s possibilities.

- die beteiligten Studierenden, die ihren zukünftigen Beruf in seiner Gesamtheit erleben. Sie erfahren die Notwendigkeit einer präzisen Planung, die Erfolg oder Scheitern direkt sichtbar macht. Sie arbeiten in dem realen lokalen Kontext, mit der Kultur, mit den Schwierigkeiten des Klimas, der fremden sozialen und ökonomischen Umgebung. Sie müssen dort die Qualitäten finden, die es ihnen – als handwerkliche Laien – erlaubt, das Projekt so anzupassen, dass es erfolgreich realisiert werden kann. Sie erleben, dass sie als Team mit unterschiedlichen Kompetenzen, als Gemeinschaft etwas bewirken und erreichen, was weit über die Summe der Möglichkeiten eines Einzelnen hinausgeht.

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DESIGN BUILD

CONCEPT DESIGN

What is that?

A study or an education programm, a project or a philosophy?

research

stakeholders

DESIGN & CONSTRUCTION PLANNING

The interaction of

+

CLIENTS +

+ education

practice

initiates a PROCESS

REALISATION of the PROJECT

BU T THAT'S NOT ALL

STUDENTS get new skills about: 1

GSEducationalVersion

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relationship between

the economic

DESIGNING +

HANDLING

fair-minded use

CONSTRUCTING

of resources

of materials

CONTEXT


learning how to deal with

additional they pass through

sociocultural EVERY STEP OF THE

+

NEEDS & technical OPPORTUNITIES

BUILDING PROCESS

The focus is not the product, but the PROCESS ?

take ADVANTAGE out of it!

PROBLEMS?

EXPERIENCE during the construction time

LEADS TO:

KNOW-HOW

UNDERSTANDING

RESPECT

A BOU T THE

OF

F OR

POSSIBLE & DOABLE

SOCIAL

CRAFT

RESPONSIBILITIES

KNOWLEGE EXCHANGE + NETWORKING the BASIS of every DesignBuild project GSEducationalVersion



02 VERORTUNG LOCALISATION


Kontext Chamanga Localisation Chamanga

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San José de Chamanga is located on the west coast of Ecuador in the northernmost province of Esmeralda. The climate in the coastal area is tropical, without large differences in temperature throughout the year. Average is around 25 degrees Celsius. The rainy season lasts from December to May, during which a single day can boast several heavy but short spells of rain. More than half of the inhabitants call themselves Mestizos, although they lay claim to a diverse ancestry. One quarter calls itself Afro-Ecuadorian, but here and there you will also come across Indigenous Ecuadorians. Given the community’s location at the mouth of the Cojimíes River, a mangrove area at the Pacific Ocean, fishing is the main source of income for the 4,254 inhabitants. As many as 80% work in the fishing, shrimp or shellfish industry. Esmeraldas is one of the poorest regions of Ecuador. About 65% of the inhabitants live in severe poverty. High unemployment and poor educational prospects have created a general mood of resignation. Those most affected by these adverse conditions are children and young people, who make up about half of Chamanga’s population.

San José de Chamanga liegt an der Westküste Ecuadors in Esmeraldas, der nördlichsten Provinz des Landes. Das Klima im Küstengebiet ist tropisch, ohne große Temperaturunterschiede. Die Durchschnittstemperatur liegt bei 25°C. Von Dezember bis Mai herrscht Regenzeit. In diesem Zeitraum kann es unter Tags immer wieder zu starken, aber meist kurzen Niederschlägen kommen. Die Besiedlung Chamangas begann 1920 im Mündungsgebiet des Cojime Flusses, dem wichtigsten Mangrovengebiet Ecuadors. Die Siedlung bestand aus traditionellen Pfahlhäusern, die für den Fischfang ausgelegt waren. Denn die Lage am Pazifik macht die Fischerei zur Haupteinnahmequelle der 4.254 Bewohner. So arbeiten ganze 80% in der Fischfang-, Shrimpoder Schalentierindustrie. Esmeraldas gehört zu den ärmsten Regionen Ecuadors. Rund 65% der Bewohner leben in starker Armut. Hohe Arbeitslosigkeit und schlechte Ausbildungsperspektiven erzeugen eine Grundstimmung der Resignation. Besonders die Kinder und Jugendlichen, die etwa die Hälfte der Bevölkerung Chamangas ausmachen, leiden unter den schwierigen Verhältnissen. Als am 16. April 2016 ein Erdbeben der Stärke 7,8 die Küste Ecuadors traf, wurden 80% der Gebäude auf Grund schlechter Bautechnik und instabilen Bodenverhältnissen stark beschädigt. Trotz der großen Zerstörung gab es in Chamanga keine Todesfälle. Soziale, kulturelle und ökonomische Schwierigkeiten, die zwar bereits vorher existierten, wurden nun deutlich spürbar. Es mangelt an sozialem und kulturellem Angebot und Drogen schädigen das soziale Gefüge. Eines der größten Probleme ist die prekäre Wasserver- und -entsorgung. Das Trinkwasser muss in Tankwagen angeliefert werden, ein Abwassersystem existiert nicht.

In April of 2016, an earthquake with a magnitude of 7.8 damaged 80% of Chamanga’s buildings. Social, cultural and economic difficulties, some of which had already been at work below the community’s surface prior to this disaster, now came to the fore. Since then, the lack of communal and cultural life has taken a toll on the place, while drug abuse has done severe damage to the social fabric. One of the biggest problems, however, is the precarious supply and disposal of water. Drinking water must be delivered in tankers, and there is no sewage system.

Die Wochen nach dem Erdbeben waren durch eine Flutvon Solidarität aus dem In- und Ausland gekennzeichnet. Eine Koalition aus Universitäten und Experten, dem staatlichen Wohnungsbauministerium und der Gemeinde Chamangas arbeiteten zusammen, um den mittel- und langfristigen Wiederaufbau zu planen und umzusetzen. Um die Lebenssituation der Menschen auch kurzfristig zu verbessern, entstand der Entschluss bei den akademischen Partnern, die Bewohner Chamangas durch ein „anfassbares“ DesignBuild Projekt zu unterstützen. Mit der heimatlos gewordenen Organisation Opción Más, die seit 2009 kulturelle Aktivitäten mit Kindern und Jugendlichen durchführt, kristallisierte sich ein handlungsfähiger Partner heraus. Das Projekt Cultural Center Chamanga war geboren.

Yet in the weeks following the earthquake, the community saw an outpouring of solidarity. A coalition of universities and experts, along with the State Ministry of Housing and the town council of Chamangas, came together to plan and implement medium and longterm reconstruction. Unfortunately, these efforts did little to improve people‘s living conditions in the short term, which is why the academic partners decided to support the people of Chamanga with a „tangible“ DesignBuild project. They did so in cooperation with a proactive partner, Opción Más, an Ecuadorian organization that had been engaged in cultural work since 2009 but had now lost its offices. Together, they went on to found the Cultural Center Chamanga. 23


Wie das Projekt zustande kam The story behind The weeks following the disaster were marked by massive outpours of solidarity from other regions of Ecuador, as well as from abroad. Throughout the country, volunteers collected and organized donations, travelled to the affected areas and helped in immediate relief efforts along with NGOs and government agencies. Shortly after the earthquake, the military started establishing shelters. They became home for 158 families. Meanwhile, a coalition of universities and professionals, working with Chamanga’s parish government in an effort to help coordinate mid- and long-term recovery and planning efforts. Two key actors in this process were the Pontificia Universidad Católica de Quito (PUCE). The efforts carried out by this group, which included other universities from Ecuador and abroad, produced three planning documents: The Community Urban Design and Planning Guidelines, developed through a series of workshops with community leaders in Professors Sergio Palleroni, from the Center for Public Interest Design (CPID) at Portland State

Nach dem Erdbeben sammelten und organisierten freiwillige Helfer im ganzen Land Spenden, reisten in die geschädigten Regionen und leisteten direkte Hilfe zusammen mit NGOs und staatlichen Organisationen. Kurz nach dem Erdbeben errichtete das Militär Notunterkünfte. 158 Familien aus Chamanga konnten in diesen Zelten untergebracht werden. Nachdem die Nothilfe, die Rettungsmaßnahmen und das Aufräumen beendet waren, richteten zivilgesellschaftliche Organisationen, NGOs, Universitäten und Freiwillige ihren Fokus darauf, die Betroffenen in ihrem Regenerationsprozess zu unterstützen. Im Oktober 2016 organisierte die Pontificia Universidad Católica des Ecuador (PUCE) eine Satelliten-Veranstaltung in Quito mit dem Namen: Tejiendo Chamanga (Chamanga weben). Es waren verschiedene Akteure der Gemeinderegierung und andere Führungskräfte aus Chamanga anwesend. In diesem Rahmen stellten sie die Ergebnisse ihres Einsatzes im Wiederaufbauprozess vor. 24


Professor Sergio Palleroni vom Center for Public Interest Design (CPID) der Portland State University, und Akiko Okabe, von der University of Tokyo (UT), wurden gebeten, ihre Expertise für den Wiederaufbau Chamangas beizusteuern. Das lokale Architekturstudio Atarraya mit Lorena Burbano und Sebastián Oviedo, die seit April 2016 mit Sergio Palleroni über die Möglichkeit einer Kooperation diskutierten, traten dem Team bei.

University, and Akiko Okabe, from University of Tokyo (UT) participated in this event. Lorena Burbano and Sebastián Oviedo, from local studio Atarraya Taller de Arquitectura discussed possibilities to collaborate in post-disaster efforts in Ecuador with Sergio Palleroni since April 2016. Throughout the following months, teams worked together to plan a workshop to take place in February 2017 in Chamanga. The ten-day workshop was to update the early plans. One of the results of this first collaboration of the international network, was the decision to support exactly these community based efforts to rebuild of Chamanga’s inhabitants through a DesignBuild project. The project was planned to begin September 2017.

In den folgenden Monaten planten die Teams einen Workshop im Februar 2017 in Chamanga. Der ZehnTages-Workshop, ein Schlüsselmoment im Curriculum des Masterprogramms, sollte der Startpunkt für VorOrt Untersuchungen und Kollaborationen zwischen der verschiedenen Teilnehmern werden. Das Ergebnis dieser ersten Zusammenarbeit des internationalen Netzwerks war der Beschluss, die Bewohner Chamangas durch ein DesignBuild Projekt zu unterstützen. Geleitet von der PSU in Portland und der University of Tokyo, in Zusammenarbeit mit Atarraya und der Hochschule München, basierend auf den lokalen Untersuchungen und dem Engagement vor Ort, wurde der Projektstart für September 2017 geplant.

After evaluating different alternatives, including a women’s center and processing facilities for the fishing association, Atarraya, with advice from Santiago del Hierro, Aimee Maron, proposed to support the construction of a Cultural Center for Chamanga. Opción Más, had been running their programs in a rental house, which was destroyed by the earthquake, severely diminishing the organization’s operational capacity. However, after several months of collaboration in relief efforts, Opción Más and Mi Cometa, an NGO from Guayaquil, decided to partner in the building of a new and more substantial Chamanga Cultural Center. After a joint fundraising effort, the organizations bought a lot in 30 de Enero, one of the few neighborhoods on stable soil and safe from flooding.

Die Organisation der Gemeinde kann durch die neue Einrichtung gestärkt und ausgeweitet werden. Nachdem unterschiedliche Alternativen ausgewertet waren, inklusive einem Frauenzentrum und einer Verarbeitungsanlage für die Fischer-Vereinigung, wurde gemeinschaftlich beschlossen, ein Kulturzentrum zu bauen. Nach einer Fundraising-Initiative kauften die Organisationen Mi Cometa und Opción Más ein Grundstück in einem der wenigen Viertel, die laut Regierungsstudien auf einem festen Boden ohne Überflutungsrisiko gelegen sind.

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03 PROJEKTABLAUF PROJECT PROCESS


Prozess Process

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Once it had been decided to create Chamanga’s new cultural center as a DesignBuild project, a suitable space had to be selected and developed. This task was undertaken by Portland State University in association with the University of Tokyo. To ensure constructive relations between the universities and the building’s future users, Opción Más, the architectural collective Atarrya was brought in to mediate. The first designs of the PSU were developed in close cooperation with the client. A two-stage master plan was drawn up with the help of Munich University of Applied Sciences (HM), enabling the PSU students to plan the first construction phase and go to work in September 2017 without limiting the HM in their creative freedom to develop a variety of designs for the second project phase. The result, a cube structure of brick masonry set within a concrete frame, was then incorporated into this second phase, both with regard to its architectural and functional characteristics. As for logistics and organisational requirements such as accommodation, catering, transport and material procurement, those were all adressed in the first planning and construction phase. They were, in a manner of speaking, the solid foundation upon which the second construction phase could build in February.

Mit dem Beschluss, das neue Kulturzentrum in Chamanga als DesignBuild Projekt zu realisieren, ergab sich die Frage nach einem passenden Raumprogramm. Dieser Aufgabe widmeten sich die Portland State University und die University of Tokyo. Das Architekturkollektiv Atarrya moderierte den Prozess zwischen den Universitäten und den zukünftigen Nutzern, der ecuadorianischen Organisation Opción Mas. Die ersten Entwürfe der PSU entstanden in enger Zusammenarbeit mit dem Bauherrn. Ein zweistufiger Masterplan wurde in Zusammenarbeit mit der Hochschule München (HM) ausgearbeitet. Er ermöglichte es den Studierenden der PSU, den ersten Bauabschnitt zu planen und im September 2017 zu bauen, ohne die Entwurfsvielfalt für die zweite Projektphase an der HM zu sehr einzuschränken. Der dabei entstandene Kubus aus einem Betonrahmen und Ziegelmauerwerk wurde in der zweiten Projektphase architektonisch und funktional eingebunden. Alle logistischen und organisatorischen Strukturen wie Unterkunft, Verpflegung, Transport und Materialbeschaffung wurden in der ersten Planungs- und Bauphase aufgebaut. Sie waren eine wichtige Grundlage für die reibungslose Durchführung des zweiten Bauabschnitts im Februar. Parallel zu den Entwürfen und der Ausarbeitung der zweiten Phase recherchierten die Studierenden der HM den kulturellen, klimatischen und sozialen Kontext Chamangas und Ecuadors. Auch wichtige technische und konstruktive Elemente, wie Komposttoiletten und das Bauen mit Bambus, wurden thematisiert. Das Team klärte logistischen Fragen weitestgehend im Vorfeld. Die Vorarbeit der PSU und die Unterstützung von Atarraya vereinfachte dies wesentlich. Zudem mussten weitere finanziellen Mittel für Reise-, Personalund Baukosten organisiert werden. Die kleine Baustelle erzwang eine gute Koordinierung der Gruppen. Eine kompakte Materiallagerung war kaum möglich, weshalb die gesamte Straße und die Nachbarschaft mit eingeschlossen wurden. Mit Hilfe von freiwilligen Unterstützern aus Chamanga wurden alle Arbeiten - vom Vorbereiten des Grundstücks bis hin zum Innenausbau - durch die Studierenden geleistet. Materiallieferungen wurden dokumentiert, die Ausgaben verfolgt, ein Bautagebuch geschrieben und der Baufortschritt in Film und Fotos dokumentiert. Nach zwei Richtfesten und einer großartigen Eröffnung, zu der der deutsche Botschafter Ecuadors anreiste, konnte das Cultural Center Chamanga am 8. Februar 2018 seinen Nutzern feierlich übergeben werden.

Meanwhile, the HM students had done more than develop the designs for the second phase. They had also researched the cultural and social context of Chamanga and Ecuador as well as the region’s special climate. More still, they had considered important technical questions and construction issues, such as composting toilets and building with bamboo. Most importantly, though, the necessary funds had to be collected to cover travel, personnel and construction costs. The construction site was very small, since all groups had to work in close quarters and careful coordination. Using the same space for material storage was hardly possible, which is why the entire road and neighborhood were repurposed. All work, from preparing the property to completing the interiors, was then done by the students who tracked material deliveries and expenses while also maintaining a construction diary and documenting the construction progress in film and photos. After two topping-out ceremonies and a grand opening, attended by the German Ambassador of Ecuador, the Cultural Center Chamanga was ceremonially opened on February the 8th, 2018.

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TIMELINE

Post D Cultura Public

Emergency Relief Wiederaufbau: Wohnen Post Desaster Reconstruction: Housing Städtplannung Stadtplanung Urban Scale Planning Katastrophenhilfe

Zeitleiste HM MÜNCHEN

MOVIMENTO MI COMETA

CHAMANGA

SAN JOSE DE CHAMANGA

OPCION +

Portland state University

THE UNIVERSITY OF TOKYO 2016

2017

04

05

06

07

08

09

10

11

ATARRAYA ARCHITECTS

EMPRESA PUBLICA

DE VIVIENDA PUCE planing phase Planungsphase

PONTIFICIA UNIVERSIDAD CATOLICA DEL ECUADOR

PENN construction phase Bauphase

STATE UNIVERSTIY

research, cooperation Recherche, Kooperation & documentation & Dokumentation

UIC UNIVERSIDAD INTERNACIONAL DE CATALUNIA

reconstruction Wiederaufbau GSEducationalVersion

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Post Desaster Reconstruction Wiederaufbau Cultural Center Kulturzentrum Public Space รถffentlicher Raum

ergency Relief ction: Housing cale Planning

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Die Aufgabe The Task

Zwischen dem 26. Juni und dem 04. November 2017 organisierten Atarraya vier Workshops mit den Bauherren und Nutzern um ihre Erwartungen in Bezug auf ein Cultural Center zu diskutiert und um über Enwurfsalternativen abzustimmen.

Between 26 June and 4 November 2017 Atarraya held four workshops with the clients and users. The aim of the workshops was to discuss expectations and possible design options with regards to the Cultural Centre. Particular care was taken to ensure a participatory decision-making process, in which everyone could voice their opinion and various stakeholder groups were heard. For example, youth and women-only groups were formed and, in order to reduce their influence on others, community leaders were grouped together. This approach influenced both the design and the organisational structure of the Cultural Center: a wider range of voices taking part in decision-making translated to an increasingly complex program and spatial arrangement to accommodate everyone. User scenarios where developed to specify the spatial arrangement.

Einfache Maßnahmen halfen, dass alle ihre Vorstellungen äußern konnten und ein Machtungleichgewicht vermieden wurde. Zum Beispiel wurden Einflussgrößen der Gemeinde als Gruppen zusammengefasst, um ihren Einfluss auf andere zu reduzieren oder es wurden Treffen ausschließlich mit Mädchen- und Frauengruppen durchzuführen. Dieses Verfahren beeinflusste sowohl das Design als auch die Organisationsstruktur des Cultural Center: Die Vielfalt der Akteure im Entscheidungsprozess führte zu einem zunehmend komplexer werdenden Raumprogramm, um alle Ideen unterzubringen. Nutzungsszenarien wurden entwickelt und präzisierten das Programm.

The building should provide a welcoming environment, 32


Auf dem Grundstück sollte ein einladendes Gebäude entstehen, das für jeden offen ist. Die Fassade sollte besonders aussehen, “zeigen, dass es nicht aussieht wie jedes andere Haus hier”.

open for everyone. The cultural center’s facade should look particular, to “show that it’s not just like any house”. Climatic conditions, earth-quake resistance and safety against burglary had to be considered in the design process. The project had to be realised within specific financial and technical possibilities, and it had to be flexible and easy to adapt without producing waste. Due to heavy rainfall in the region, a big roof was to be built.

Gesucht wurde ein architektonischer Entwurf, der auf die klimatischen Bedingungen reagiert und erdbebenund einbruchsicher ist. Er sollte im Rahmen ihrer technischen und finanziellen Möglichkeiten liegen, er sollte anpassbar und veränderbar sein, ohne Abfall zu produzieren. Auch ein großes Dach sollte auf Grund der vielen Regenfälle gebaut werden.

The future users required a stage and an auditorium that might be extended to the streets in case of a wellattended performance. A dance-studio, a library, an audio-studio as well as an office, that could acommodate a guest for a couple of nights, were to be included. This spatial layout had to be realised on a plot of 135 m² and should be as flexible as possible.

Gewünscht waren eine Bühne und ein Zuschauerraum, der bei gut besuchten Veranstaltung auf die Straße erweiterbar ist. Ein Tanzraum, eine Bibliothek und ein Radio- und Aufnahmestudio sollten ebenso ihren Platz finden wie ein Büro, das auch einen Schlafplatz aufnehmen kann. Dieses Raumprogramm musste auf der 135m² großen Parzelle Platz finden und möglichst flexibel sein.

A solution for the bathrooms had to be found, as there is no fresh- and waste-water treatment in Chamanga. The proposed dry toilet system was discussed extensively and the attendees of the workshop heavily disagreed on it for several reasons. After a long discussion on environmental and health impacts, and how pollution affects the community, acceptance for the proposed sanitary system was higher. In the end, the participants regarded the Cultural Center as a good place to showcase better ways of doing things.

Besonders wichtig war es, eine Lösung für den Sanitärbereich zu entwickeln, da in Chamanga kein Zu- und Abwassersystem existiert. Die geplanten Trockentoiletten wurden lange diskutiert. Alle Anwesenden waren ursprünglich dagegen – aus unterschiedlichen Gründen. Nach einer Diskussion über die ökologischen und gesundheitlichen Zusammenhänge und die Verschmutzung des Grundwassers gab es mehr Zustimmung. Am Ende stimmten die Teilnehmer zu, das das Cultural Center ein guter Ort sei, um zu zeigen, wie man es besser machen kann.

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Projektphase I - Planung und Baustelle der PSU Project Phase I - Planing and construction site of the PSU Sergio Palleroni, CPID Lorena Burbano, Sebastián Oviedo Atarraya, Taller de Arquitectur

Das Center for Public Interest Design (CPID) ist ein internationales Forschungs- und Aktionszentrum für Design als öffentliches Gut für benachteiligte Gemeinden weltweit. Glücklicherweise konnte 2017 Professor Ursula Hartig von der Hochschule München als Partner gewonnen werden.

The Center for Public Interest Design (CPID) at Portland State University (PSU), in collaboration with Atarraya Studio and University of Tokyo (UT). CPID acts as an international research institute and action center for such public interest work with disadvantaged communities worldwide, and in this role in 2017 they reached out to Professor Ursula Hartig, a long time collaborator at the Hochschule München (HM).

Trotz der Herausforderung durch die räumliche Distanz wurde bewiesen, dass die internationale Zusammenarbeit von Experten, Hochschulen und Akteuren mit unterschiedlichen Fähigkeiten höchst erfolgreich sein kann. Es stellte sich schnell heraus, dass ein zweistufiges Entwurfs- und Konstruktionsverfahren als Strategie für die Zusammenarbeit eine gute Lösung war. Sie erlaubte es CPID und HM, unabhängige, aber aufeinander aufbauende Bauphasen zu realisieren.

Though challenged by distance, this international collaboration proved that such collaborations, which leverage the skills of different concerned experts, universities and stakeholders globally, can be highly successful. A two phase design and construction effort soon emerged as a strategy for collaboration, allowing CPID and HM to lead separate but sequential building phases.

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Studierende des CPID der PSU starteten den Entwurf im Sommersemester 2017 und bauten im September. Im September arbeiteten die beiden Hochschulen eng im Planungs- und Bauprozess zusammen und wurden von Atarraya unterstützt, die wiederum einen engen Kontakt mit der Gemeinde aufrechterhielt.

Students from PSU’s CPID began design efforts over the course of the summer of 2017, and building in fall of that year, and Munich designing phase II occurred in the Fall of 2017, completing the work in Spring of 2018. From September of 2017, when Munich joined the effort, the two universities teams worked closely throughout the design and build process, with the essential help of Atarraya, who maintained the community of Chamanga closely involved in the process.

Zu Beginn des Entwurfsprozesses der Phase I im Juni 2017 wurde das CPID zum Pool für Ideen, Vorschläge und Entscheidungen. Das Portland Team bestand aus Marta Petteni, Alejandra Ruiz und Todd Ferry, assoziierter Direktor des CPID, sowie fünfzehn Studierenden unter der Leitung von Sergio Palleroni, Direktor und Mitinitiator des Projekts mit Professor Akiko Okabe von der University of Tokyo.

As the design process began on phase I in June of 2017, CPID became the principal meeting hub for sharing ideas, proposals and decision-making. The Portland team was composed of Marta Petteni, Alejandra Ruiz, and Todd Ferry, Associate Director of the CPID, and fifteen students from PSU under the direction of Sergio Palleroni, its Director, and initiator of the overall project a year earlier with Professor Akiko Okabe of Tokyo University. From the community of Chamanga, to the structural engineers in Tokyo, to the local architecture studio Atarraya, and the professor in Munich, a variety of actors were involved during the first phase of the process, and joined forces in order to successfully complete this project. While design Charrettes (design-workshops among PSU students and professors aimed to discuss and develop design proposals) constituted the main design activity, a constant exchange of resources and information among the larger network of partners became key and was accomplished through community workshops, reports and numerous video-calls.

„Es entstand ein sichtbares Beispiel für Entwurfsherausforderungen und kollaborative Baulösungen zwischen internationalen Partnern und der lokalen Gemeinde“ In der Endphase des Entwurfes waren eine Vielzahl von Akteuren involviert, um das Projekt zum Erfolg zu führen. In dieser Entwicklungsphase bildete der Entwurf am CPID einen Schwerpunkt, ebenso wie der Austausch innerhalb des weiteren Netzwerks – immer wieder unterfüttert durch Workshops in der Gemeinde und zahlreiche Skype-Meetings. Am 13. Juni 2017 begann der Entwurfsprozess für das Cultural Center mit einem Skype-Meeting zwischen Atarraya und dem Portland Team. Dieses erste Treffen führte die Studierenden in Portland, denen der ecuadorianische Kontext und die Post-Desaster-Situation in Chamanga fremd waren, in die lokalen politischen, ökologischen und sozialen Konditionen ein. Auf der Grundlage dieser und weiterer Gespräche entwickelten die Studierenden Vorschläge, die in drei Entwürfen zusammengefasst wurden.

On June 13 2017, a video-call between Atarraya Studio and the Portland design team opened up the design process for the overall Cultural Center design. This first meeting gave the Portland students and Professors, strangers to the Ecuadorian context and the post-disaster situation in Chamanga, an introduction to the understanding of local political, environmental and social conditions. Moreover, it provided the initial framework for the complete project, introducing Mi Cometa and Opción Mas, the local partner organizations working with children and youths in Chamanga. Based on this call, and future exchanges, students came up with potential design solutions that were captured in three final proposals.

Alle drei Lösungen reagierten auf den Bedarf der Gemeinde nach einem großen Dach, das Schutz vor dem Klima gibt, nach einem Raum mit starker Beziehung zur Straße, nach räumlicher Flexibilität, um allen Nutzungsansprüchen auf dem kleinen Grundstück gerecht zu werden, und nach einem Anspruch auf Sicherheit.

All three solutions expressed community needs for a large roof, to both protect from the climate and help define the site, an open and strong relation with the 35


Interessanterweise blieben diese frühen Leitlinien maßgebend für den Entwurfsprozess und wurden zu Schlüsselkomponenten für die endgültigen Entwürfe beider Teams. Das Dach entwickelte sich über den Sommer zu einer Super-Struktur aus Bambus über einem flexiblen Raumplan. Neue Raumnutzungen wurden identifiziert, wie eine Bibliothek, ein Übungsraum, ein Multifunktionshalle, Toiletten und ein Aufnahmestudio.

street, spatial flexibility to address a broad range of needs in the small site, and security. Interestingly, these early strategies would remain central drivers to the design process and became key components of the final built proposal of both teams. In the exchanges conducted by Atarraya with the community that summer, the roof became a super-structure of bamboo protecting flexible open floorplan and new program elements were identified such as a library, practice hall, multi-functional room, toilet, and a recording studio.

Die Herausforderung, aus Bambus eine Super-Struktur zu bauen, ließ Portland den Tokyoer Professor Jun Sato mit ins Boot holen, dessen Expertise im Bambusbau und erdbebengerechten Bauen international anerkannt ist. Dies war einer der vielen Momente des Projekts, an dem der Wert internationaler Zusammenarbeit und internationaler Teams offensichtlich wurde.

The challenge of creating a bamboo superstructure also led the Portland team to reach out to Tokyo University Professor Jun Sato, whose expertise on bamboo structures and earthquake resistant constructions is internationally recognized. It was one of many instances in this project where the value of international collaborations and teams became evident.

Trotz der Herausforderungen der Kommunikation schaffen es diese Kooperationen, Ressourcen zu bündeln, die keine Universität alleine aufbringen könnte. Und sie schaffen es, komplexe Probleme, die einem solchen Projekt inhärent sind, zu bewältigen.

Despite the challenges of communication, these collaborations help to bring together resources no single university or professional group could hope to have as

Besichtigung des Baufelds im Sommer 2017 vor Baubeginn. Tour of the construction site in the summer of 2017 before the start of construction.

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Mit der fachlichen Unterstützung eines Ingenieurs entwickelte das Portland-Team materialangemessen ein betonverstärktes massives Erdgeschoss aus Ziegeln, das ein leichtes Obergeschoss aus Bambus trägt. Dieser Ansatz besitzt eine Widerstandsfähigkeit gegenüber Erdbeben und vereinfachte auch die Ausführung des Projekts. Zugleich erleichterte er die Aufteilung in Phasen innerhalb der Teams. Das Portland-Team konzentrierte sich dabei auf den linken Ziegelbau des Erdgeschosses mit Gründung und das Team aus München komplettierte das Gebäude inklusive der BambusSuper-Struktur.

they strive to meet the complex problems inherent in a project such as this. His advice led the Portland team to the material construction logic of a concrete reinforced masonry first floor supporting and a lighter bamboo super structure on the second floor, an approach which would better resist earthquakes as well as simplify execution of the project. This approach also simplified phasing between the teams, with Portland’s building efforts focused on the masonry ground floor and foundations, and the Munich team completing the building including its bamboo superstructure. At the end of August 2017, the most updated copies of the drawings (finalized by the Japanese team) travelled from Portland to Quito with the PSU students. The real design-build experience was ready to start in Chamanga, where on-site practices and design theory would find fertile soil for innovative dialogues, design challenges and collaborative building solutions between international partners and the local community.

Ende August 2017 reisten die neuesten Zeichnungen (vom japanischen Team überarbeitet) mit den PSUStudierenden von Portland nach Quito. Das wahre DesignBuild-Abenteuer in Chamanga konnte starten. Hier fand die Vor-Ort-Praxis und Designtheorie einen fruchtbaren Boden für Dialog und Innovation. Es entstand ein sichtbares Beispiel für Entwurfsherausforderungen und kollaborative Baulösungen zwischen internationalen Partnern und der lokalen Gemeinde.

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Projektphase II - Planung in München Project phase II - Planing in Munich Die zweite Projektphase begann Anfang Oktober 2017 mit einem internen Entwurfswettbewerb an der Hochschule München. Das Münchner Team, bestehend aus drei Bauingenieurwesen- und achtzehn Architekturstudierenden entwickelte innerhalb eines knappen Monats in einem internen, zweistufigen Wettbewerb drei alternative Vorschläge für das Kulturzentrum.

The second project phase began in October 2017 with an internal, two-stage design competition at the Munich University of Applied Sciences. Within one month, the Munich team, consisting of three students in civil engineering and eighteen students in architecture, developed three alternative proposals for the cultural centre.

Bei dem Entwurf galt es, den Baukörper aus der ersten Bauphase zu integrieren. Außerdem war die Anpassung an die örtlichen Rahmenbedingungen entscheidend. Erdbebensicherheit und gute Durchlüftung sollten garantiert und ein Toilettensystem, das ohne Zuund Abwasser funktioniert, entwickelt werden. Opción Mas, Atarraya, CPID, eine interne Jury der Hochschule München sowie das Studierendenteam wählten zusammen unter den Gesichtspunkten der architektonisch-räumlichen Qualität, der Realisierbarkeit und der Kosten den angemessensten und stimmigsten Beitrag aus.

The aim of the exercise was to integrate the structural shell of the first construction phase into the larger design while adapting it to local conditions. Earthquake resistance and good ventilation were top of the agenda, as was a toilet that works without either fresh water supply or a sewage system. Opción Más, Atarraya, CPID, an internal jury of the Munich University of Applied Sciences, and the student team eventually selected the proposal that best met the needs of structural integrity and aesthetic appeal as well as feasibility and cost.

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Die Ausführungsplanung erfolgte in fünf Teams, bestehend aus drei bis vier Studierenden. In wöchentlichen Sitzungen wurden die Arbeitsstände in Zusammenarbeit mit Prof. Hartig, Prof. Schiemann und LB Schmidt besprochen, um die Planung weiterzuentwickeln. Die Planungsteams wurden aufgeteilt in Gewerk- beziehungsweise Bauteilgruppen zur Bearbeitung von Fundament, Erdgeschoss und Treppe, Obergeschoss, Dach, Innenausbau sowie Elektro und Sanitär. Eine sechste Gruppe übernahm organisatorische Aufgaben. Die Teams machten Vorschläge zur weiteren Detaillierung des Konzepts und das Plenum entschied im Konsens über die Erscheinung der Fassade. Form, Aussehen und Konstruktion von Bauteilen wie Treppe, Brüstungen, Türen und Dachtragwerk mussten entwickelt, entschieden und ausgearbeitet werden. Die Bauingenieurstudierenden berieten die Teams in Bezug auf die Tragfähigkeit des gesamten Systems, berechneten die Bauteildimensionen und die entsprechende Bewehrung sowie die Anschluss- und Knotenpunkte. In dieser Planungsphase wurden außerdem Labortests mit Bambus gemacht, die als Grundlage der statischen Berechnung des erdbebensicheren Tragwerks dienten. Dabei machten sich die Studierenden auch erstmals handwerklich mit dem Material vertraut.

Five teams of three to four students then worked out how this proposal ought to be put into practice. In weekly meetings each new stage was discussed with Professor Hartig, Professor Schiemann and LB Schmidt. The planning teams were divided into trade and component groups to develop the foundation, ground floor and stairs, upper floor, roof, interior fittings as well as electrical and sanitary installations. A sixth group took charge of organisational tasks. As the overal concept took shape, each team made suggestions on how to work out the details, while the appearance of the façade was decided by committee. Then the shape, look and construction of building elements such as stairs, railings, doors and the roof had to be planned, winning concepts decided upon and designs put into effect. Here, the civil engineering students advised the teams with regard to the load-bearing capacityv of the entire system, calculated the dimensions of the building components and the necessary reinforcements as well as the nodes and fixings. Meanwhile, laboratory tests were carried out to allow for precise calculations of the statics required for an earthquake-proof structure. In order to ensure that all construction elements could be built even if the respective planner were to require sick leave, the students worked out detailed construction manuals, so-called „Do-It-Yourself Plans“. These, along with the design plans, helped calculate the necessary quantities and costs of each material at an early stage, allowing us to place orders for important items with sufficient notice, items such as bamboo, which has long delivery times, since it is only cut when the moon is waning. Furthermore, it has to marinade in a boric salt solution for at least two weeks and then dry for at least another four weeks.

Um sicherzustellen, dass alle Bauelemente auch im Krankheitsfall der jeweiligen Planer gebaut werden konnten, erarbeiteten die Studierenden über die detaillierten Ausführungspläne hinaus genaue Bauanleitungen, die „Do-it-yourself-Pläne“. Neben der Ausführungsplanung mussten frühzeitig Materialmengen und -kosten ermittelt werden. Dies diente als Grundlage für die Bestellungen wichtiger Posten, wie zum Beispiel des Bambus. Er hat lange Lieferzeiten, da er nur bei Modelle der ersten Entwürfe von den Studenten in München. Models of the first designs from the students in Munich.

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A similarly long procurement had to be accounted for by our planners when it came to ordering the reinforcement brackets, as they had to be delivered all the way from Germany and manufactured in advance. A precise construction schedule had to be drawn up to calculate all work in „man-days“, i.e how many people would need how many days to complete work on each component. This allowed us to know at every stage of the project how long we would have to wait for material delivery and just how dependent each working group was on another.

abnehmendem Mond geschlagen wird, mindestens zwei Wochen in einer Borsalzlösung liegen und anschließend mindestens vier Wochen trocknen muss. Auch die Bewehrungsbügel mussten von Deutschland aus bestellt werden, da sie im Voraus angefertigt werden mussten. Ein präziser Bauablzeitenplan musste angelegt werden, der alle Arbeiten auf „Manntage“ errechnete: Wie viele Personen brauchen wie lange, um ein Bauteil fertigzustellen? In diesem Plan wurden die Tage für die Materialanlieferung festlegt und die Abhängigkeiten zwischen den Gewerken aufgezeigt. Auch wenn der für einen fremden Kontext entwickelte Bauzeitenplan nicht eingehalten werden konnte, da der Ablauf durch Wetter, mangelhafte Materiallieferungen und krankheitsbedingte Personenausfälle stark beeinträchtigt wurde, war er bei einer Bauzeit von nur 28 Tagen unabdingbar. Nur so konnten Arbeitsschritte koordiniert und verschoben sowie Abhängigkeiten erkennbar gemacht werden.

In addition to these project management tasks, the students also took on organisational and logistical responsibilities. What is more, they acquired further financial resources for the cultural centre by calling for donations via adds in newspapers, radio and social media, and of course by means of a good old-fashioned „begging letter“. They even organsied a charity fundraiser.

Parallel zur Ausführungsplanung übernahmen die Studierenden auch organisatorische und logistische Aufgaben. Sie akquirierten weitere finanzielle Mittel für das Kulturzentrum. Per Post, Zeitung, Radio, Facebook und mit einem „Bettelbrief“ wurde zu Spenden aufgerufen und eine Benefizparty organisiert. Ein Gesundheitsteam kümmerte sich um die nötigen Impfungen, stellte eine Baustellenapotheke zusammen und recherchierte die Notfallversorgung. Ein Reiseteam kümmerte sich um die Flug- und Hotelbuchungen und stellte ein kleines Besichtigungsprogramm in Quito zusammen. Ein weiteres Team stellte die benötigten Werkzeuge und Maschinen zusammen und organisierte den Einkauf. Ende Januar stieg eine theoretisch gut präparierte Gruppe in das Flugzeug nach Ecuador. Im Gepäck war ein enger Bauzeitenplan, eine Mengen- und Kostentabelle, 196 Pläne, ein paar Stemmeisen, Bohrersets, Zollstöcke und Aufmaßgeräte.

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Ein Modell reist um die Welt. A model travels all over the world.

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Das Konzept The concept Ausgewählt wurde ein zweigeschossiges Gebäude, das den bestehenden Ziegel-Beton-Kubus im Erdgeschoss auf die andere Grundstücksseite spiegelt, sodass zwischen den beiden Kuben ein Zwischenraum entsteht. Der gespiegelte Baukörper leitet durch seine schräge Innenwand die Blicke einladend auf die zentral gelegene Bühne. Der Bereich vor der Bühne dient als Zuschauerraum, der mit geöffneten Toren bei großen Veranstaltungen auf die Straße erweiterbar ist. Der Raum ist an seiner Rückseite durch eine mit Lehm verputzte Bambuswand geschlossen, die im Obergeschoss mit einer ornamentalen Wand aus Bambusrohr-Abschnitten – von den Studierenden „Bubble-Wand“ getauft einen regenabweisenden, aber licht- und luftdurchlässigen Abschluss bekommt.

The new Cultural Center ‘s winning design is a two-story building, combining a massive build ground level with a reinforced concrete structure filled up with bricks and added with a lightweight bamboo-construction on the upper level. The existing concrete cubical from the first construction phase is mirrored to perfectly integrate itself into the new appearance. The transverse axis creates an inviting gesture and makes the stage the centre of all happenings . The auditorium provides extra space in case of crowded events, as the entrance frames can be extended onto the open street. The stage’s backside is made of clay and bamboo, starting on the first floor. A structure made with cutted bamboopieces to flood the building with light and being pick- and waterproof at the same time. You associate it with some kind of bubbles.

Einen Kontrast zu dem introvertierten Erdgeschoss bildet die luftige Bambuskonstruktion mit einem Pultdach im Obergeschoss. Dies ermöglicht die notwendige kontinuierliche Belüftung der nutzungsoffenen Räume. Sie werden durch eine inszenierte Brücke, die über den Bühnenbereich verläuft, verbunden.

The airy condition of the bamboo facade and the two shifted shed roofs ensure a comfortable climate. The rooms on top of the new building are connected with a small bridge, that can be used for installing technics for the stage.

Die beiden Geschosse sind mit einer als Sitzbank benutzbaren Treppe verbunden. Besondere Elemente sind die Trenntoiletten, die auf Grund der prekären lokalen Zu- und Abwassersituation für das Gebäude entwickelt wurden. Die Fäkalien werden vom Urin getrennt, kompostiert und können dem Stoffkreislauf später wieder zugeführt werden. Das Waschbecken wird durch einen Tank mit Wasser gespeist, der das Regenwasser des Daches auffängt. Durch die Positionierung an der Straße ist es möglich diesen Behälter mittels eines Tanklasters zu befüllen.

The facade is made of air-permeable bamboo mats, an ornamental ring structure and folding shutters, that is attached to the supporting wooden and bamboo structure. The roof, covered with recycled tetra packages, has a supporting bamboo structure, weather-related, elevated, and stood up as conspicuous pillars on concrete plinths. These concrete plinths also serve as a bench. Large roof overhangs protect the facade from the tropical rain. The ground floor is a cement screed within the cubes. In the hall, it is built from local bricks. The two floors are connected with a staircase, that can be used as a bench. Special elements are the separation toilets, which were developed due to the non-existing sewage system. The feces are separated from the urine. The compost can later be returned to the material cycle. The sink is powered by a tank of water, that collects the rainwater from the roof. Due to the location on the road, it is possible to refill the tank with a tank truck.

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PROJECT PROCESS

THE project:CAUSE the earthquake on 16.April project: the earthquake on 16.April 2016. Academia, civil society an 2016. Academia, civil society an community starting emergency community starting emergency project: the earthquake on 16.April relief + post disaster reconstruction. relief + post disaster reconstruction. 2016. Academia, civil society an

First design and building phase of the First design and building phase of the THE STARTING POINTState Cultural Center by Portland Cultural Center by Portland State University, University of Tokyo, University, University of Tokyo, First design building phase of the Atarraya andand others. Atarraya and others. Cultural Center by Portland State University, University of Tokyo, Atarraya and others.

community starting emergency relief + post disaster reconstruction.

DESIGN & DESIGN & PRESENTATION PRESENTATION DESIGN & the students After the research After the research the students PRESENTATION started with the started with the designs: designs: After the research the students started with the Concepts / Groups: Concepts / Groups: designs:

1

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Building Building Phase Building 1 was Phase Phase1 1was was

THE STARTING POINT THE STARTING POINT

THE CAUSE THE CAUSE

of the culture and economy, the of the culture and economy, the climatic conditions & the typical climatic conditions & the typical construction methods in Ecuador. construction methods in Ecuador. of the culture and economy, the climatic conditions & the typical construction methods in Ecuador.

bamboo construction bamboo construction elements: roof | stage | stand earthquake engineering earthquake engineering bamboo construction

GSEducationalVersion GSEducationalVersion

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was choosen by a jury was choosen by a jury

''WINNER'' was choosen by a jury

Studio Atarraya & the Portland Studio Atarraya & the Portland FEEDBACK LOOPS University helped by University helped by concept for the Cultrual Center. concept for the Cultrual Center. Studio Atarraya & the Portland University helped by concept for the Cultrual Center.

REFINING THE REFINING THE SELECTED CONCEPT SELECTED CONCEPT REFINING THE SELECTED CONCEPT


PLANS

PLANNING PLANNING + CRAFTS + CRAFTS

00 MASTER

Di developed by 7 student groups: Di sections, o 7 student groups: developed by assembly sections, plans o (DIY) assembly plans (DIY)

+ Cost calculation

+ Material purchase

++ Building timeline ++ Fundraising Cost calculation Material purchase + Building timeline + Fundraising

00 MASTER

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01 FOUNDATION

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01 FOUNDATION

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02 GROUNDFLOOR | BRICK

18 + 10 DIY

02 GROUNDFLOOR | BRICK

18 + 10 DIY

03 FIRST FLOOR | BAMBOO

38 + 22 DIY

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03 FIRST FLOOR | BAMBOO

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04 ROOF

27 + 03 DIY

PLANS

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05 SANITARY INSTALLATIONS

14 + 09 DIY

05 SANITARY INSTALLATIONS

14 + 09 DIY

06 INTERIOR CONSTRUCTIONS

24 + 08 DIY

06 INTERIOR CONSTRUCTIONS

24 + 08 DIY

ECUADOR ECUADOR

MUNICH MUNICH

18 architecture students, 318engenieur students and 1 framer/carpenter architecture students, 23 professors engenieur students and 1 framer/carpenter 2 professors

START: START: CONSTRUCTION SITE CONSTRUCTION SITE

Visit: PONTIFICIA UNIVERSIDAD CATOLICA DEL ECUADOR (QUITO) Visit: PONTIFICIA UNIVERSIDAD CATOLICA DEL ECUADOR (QUITO) + bamboo plantation + bamboo plantation

construction period 05.02.2018 08.03.2018 construction- period 05.02.2018 - 08.03.2018

END

2. TOPPING-OUT CEREMONY

1. TOPPING-OUT CEREMONY

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2. TOPPING-OUT CEREMONY

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WORKING TIME WORKING TIME

MATERIALS MATERIALS

4,5weeks = 28days

concrete + steel + wood + bamboo

=4,5weeks 280h = 16.800min = 28days

+concrete brick + +clay steel + wood + bamboo

studio studio chamanga chamanga RESEARCH DESIGN BUILD

= 280h = 16.800min

+ brick + clay

RESEARCH DESIGN BUILD


Bauphase I - Portland State University building phase I - Portland State University

Bauphase II - Hochschule M端nchen building phase II - Hochschule M端nchen

Radio Studio Radio studio

B端hne Open stage

Backstage Backstage

Trib端ne Stand

Zuschauerraum Auditorium

Tanzraum Dance room

Lager Storage

Eingangsbereich Entrance

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Grundriss Erdgeschoss ground floor

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Bibliothek Library

BrĂźcke Bridge

Multifunktionsraum Flexibel space

Multifunktionsraum Flexibel space

Ruheraum Chillout

Grundriss Obergeschoss first floor

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Bauphase II - Studenten der HM bauen Construction Phase II - Students from Munich build Die Bauarbeiten begannen Anfang Februar 2018. Einige Maße des Grundstücks stimmten nicht mit der Planung überein und mussten nachträglich angepasst werden. Außerdem war es wegen des festen, lehmigen Bodens unmöglich, die Fundamentgräben wie geplant mit der Schaufel auszuheben. Jedoch konnte man kurzfristig einen Bagger ausleihen, der von einem Studierenden bedient wurde.

Construction work began at the start of February yet was soon beset by problems. Certain measurements did not correspond to the plan and had to be adjusted on site. Next, the loamy and hard soil made it impossible to dig the foundation trenches with shovels as planned. Fortunately, we were able to borrow a backhoe loader on short notice, and our former road builder Mike knew how to use it, but this and other improvisations led to new challenges. We had set down a schedule for the five-week construction phase, timing precisely when which stage of the project would be completed, and thus when the necessary materials would have to be available. When working on such a tight schedule, there is little room for the unforeseen, yet since not

In dem Bauzeitenplan war im Vorfeld genauestens festgelegt worden, wann die jeweiligen Arbeiten in der kurzen Bauzeit erledigt werden und zu welchem Zeitpunkt die jeweils erforderlichen Materialien vorhanden sein müssen. Für Unvorhergesehenes war wenig Spiel 50


raum. Es stellte sich jedoch schnell heraus, dass dieser Plan oft nur als Leitlinie diente. Denn die Zuverlässigkeit der Zulieferer und die Beschaffenheit der bestellten Materialien wich nicht selten von den Vorstellungen ab. Improvisation und Ruhe waren gefragt, um den Überblick zu behalten und adäquate Lösungen zu finden.

only the reliability of delivieries but also the quality of the materials we had ordered often fell short of our expectations, it soon became apparent that our initial schedule would only serve as a rough guideline. Keep calm and improvise became the new mantra to ensure we could deal with each unexpected problem and find workable solutions, as when we worked on structural reinforcement and the manufacturer cancelled a delivery of brackets on short notice, yet the complex construction required inch-perfect bending and binding.

Auch beim Herstellen der Bewehrung war Improvisation erforderlich, nachdem die Bügellieferung der Herstellerfirma kurzfristig storniert wurde. Die komplexe Konstruktion erforderte Zentimeter genaues Biegen und Binden.

In a small booklet the site manager Andreas Reiser kept an exact list of all necessary orders for the coming days. This list, based on information from the individual trades, was forwarded to Maria and Sebas Oviedo, who acted as contact person and interpreter for the respective suppliers. Maria also kept a further book to track the order status. Listed were material, delivery date, quality, completeness and cost.

Der Bauleiter Andreas Reiser listete alle notwendigen Bestellungen der kommenden Tage exakt auf. Diese Liste, basierend auf Informationen der einzelnen Gewerke, wurde an Maria Zettl und Sebas Oviedo weitergeleitet. Er fungierte als Kontaktperson und Dolmetscher zu den jeweiligen Lieferanten. Maria wiederum führte ebenfalls Buch über den Stand der Bestellung. Aufgelistet wurden Materialien, Lieferdatum, Beschaffenheit, Vollständigkeit sowie Kosten.

Once the orders had arrived, our next challenge was storage. Protection against theft was a prime concern. Kindly, the neighbours granted us use of their terraces to store our building materials, yet even with those additional depots, we soon ran out of space on our 135 square metre construction site and had to confiscate large parts of the road.

Nach der Lieferung war der Ort für die Lagerung der Materialien fraglich. Der Schutz vor Diebstahl war essenziell. Freundlicherweise stellten die Nachbarn ihre Terrassenflächen zur Unterbringung der Baumaterialien zur Verfügung. Aus Platzmangel auf der nur 135 m² großen Baustelle wurden zusätzlich große Teile der Straße als Materiallager vereinnahmt.

We started making headway, though, when we started working in parallel. While we were still concreting the ring anchor in construction area 2, we could already cover the roof in construction area 1, which was essential, because until the third week this area only had a small sheltered space for water-sensitive machines. Ecuador’s very humid climate, however, made it necessary to store certain materials, such as bamboo, in dry conditions so as to avoid damage. Hence, the students built a high rack that found a home at the nearby DIY store from which the necessary bamboo poles were then delivered to the construction site. This was done daily and while it required the use of rather daunting motorcycle rickshaws, we were fortunate to borrow a concrete mixer from the DIY store and this, too, ran without interruption for several days, saving us a lot of time.

Die parallele Arbeitsweise verschaffte einen großen zeitlichen Vorteil. Während im „Bauabschnitt II“ noch der Ringanker betoniert wurde, konnte im „Bauabschnitt I“ schon das Dach gedeckt werden. Für die wasserempfindlichen Maschinen stand bis zur dritten Woche nur ein kleiner überdachter Raum in Bauabschnitt I zur Verfügung. Die feuchten klimatischen Bedingungen erforderten es, einige Materialien wie den Bambus trocken zu lagern, um Schäden zu vermeiden. Hierfür bauten die Studierenden ein Hochregal, das auf dem Gelände des nahe gelegenen Baumarktes Platz fand. Mit den teils technisch fragwürdigen Motorradrikschas wurden die benötigten Bambusstangen in abenteuerlichen Fahrten täglich zur Baustelle transportiert. Beim Baumarkt konnte auch einen Betonmischer ausgeliehen werden, der viele Tage ununterbrochen lief und viel Zeit sparte. Voraussetzung für die Bauarbeiten oberhalb des

From the upper edge of the ring anchor onwards, the success of the entire construction project depended on the constant supply of cleaned bamboo. Every day up to six people cleaned the often heavily soiled bamboo poles, the general consensus being that there were more 51


popular jobs to be had … such as filling the reinforced concrete skeleton with masonry. This was another major item on the programme. Within one week, three teams of two completed the entire brick work. At the same time, a lot of money was saved when constructing the toilet facilities as the sanitation team was able to use all of the shuttering boards for the concrete sections of the subceiling and dry walls.

Ringankers und der Dachkonstruktion war der stetige Nachschub an gereinigtem Bambus. Täglich putzten bis zu sechs Personen die durch das Bohrsalz teils grob verschmutzten Bambusstangen. Das Ausfachen des Stahlbetonskeletts mit Mauewerk war eine weiterere große Aufgabe. Innerhalb einer Woche vollendeten drei Zweierteams alle Maurerarbeiten. Auf Wiederverwendung von Baumaterialien wurde großer Wert gelegt. Beim Bau der Toilettenanlagen wurden beispielsweise alle Schalungsbretter der Betonarbeiten für die Zwischendecke und die Trockenbauwände verbaut.

Meanwhile, clay plaster was applied to the rear wall of the stage and the complex roof truss was erected. Our greatest concentration, however, was required when it came to erecting the main supports with lashing straps, as this involved placing the up to 600 kg heavy teak beams on the ring anchor by pure muscle strength. Perhaps needless to say, this was only possible with help – and with certain tricks – from the very obliging neighbourhood.

Parallel dazu wurden der Lehmputz an der Rückwand der Bühne angebracht und der komplexe Dachstuhl errichtet. Das Aufrichten der Hauptstützen mit Zurrgurten erforderte große Konzentration. Dies galt auch für die Platzierung der bis zu 600 kg schweren Brücken -Teakbalken auf dem Ringanker.

So in the end, it was as much our efficient allocation of workers as it was the generous support from the local community that empowered us to lay the electrics, polish the surfaces and indeed pave, plaster and finish the sanitary area in time for the handover and opening of the cultural centre in the final week.

Die effiziente Einteilung der Arbeitskräfte ermöglichte es dem Team pünktlich zur Übergabe und Eröffnung des Kulturzentrum die Elektrik zu verlegen, Oberflächen zu schleifen, zu pflastern, verputzen und die Treppe, die Bambusbrüstung und den Sanitärbereich fertigzustellen. „Opción Más“ bietet seit dem Tag nach der Eröffnung Kurse an. Er ermöglicht in dem Gebäude soziales Leben, nutzt die Räume für Weiterbildung und Kulturarbeit, die Bühne für Veranstaltungen und das Audiostudio für Workshops und Tonaufnahmen. Das Gebäude übertrifft ihre Erwartungen. Täglich stehen Kinder schon vor der Öffnungszeit vor dem Portal und warten, sie verbringen hier ihre Zeit in einem geschützten Raum, den sie sonst in dem Ort nicht finden. Trotz anfänglicher Bedenken, wurde das unbekannte Toilettensystem sehr positiv aufgenommen.

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FAKTEN facts ECUADOR 21

STUDIERENDE + 2 PROFESSOREN students + professors

chamanga QUITO

4,5 Wochen weeks

Zement

2.433 +Ziegelsteine bricks

cement

Sand

sand

Kies

gravel

195 bags a 50kg 21.100 kg 27.400 kg

Bewehrungseisen rebars

x206

12m

BETON concrete

28

MATERIAL:

Tage days

=2,4km

8mm

12mm

10mm

16mm

studio x350

chamanga

Bambus bamboo

RESEARCH DESIGN BUILD

EINNAHMEN

building costs 1 travel 2 personal 3 fees 4 material costs 5 documentation 6 plot 7

revenues

Baukosten 1 Reise 2 Personal 3 Honorare 4 Sachkosten 5

Dokumentation 6 Grundstück 7

-113.407 $

40.339 1

2

3

-

4

5

6

7

8.800

3.000

1

5.000

+

2.417

18.900 2

17.160

25.574 3

41.727

13.310 4

35.303

11.340 5

+114.463 $ Hochschule München 1 Stiftungen 2 Spenden 3

PROJEKTKOSTEN

Lokal 4 Anteil Studierende 5

project costs

foundations 2 fundraising 3 local 4 students 4

GSEducationalVersion

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Ein Tag in Ecuador

One day in Ecuador

Mompiche, 5:55 Uhr: Mein Wecker klingelt. Langsam und leise steige ich vom Hochbett und mache mich für den Tag fertig. Die anderen vier Mädels schlafen noch und ich versuche sie nicht aufzuwecken. 6:00 Uhr: Ich schalte das kleine Licht am Regal an und ziehe wie jeden Morgen meine Latzhose an. Langsam erwachen auch Kati, Regina, Cinya und Lena. Aus dem Zimmer unter uns ertönt bayerische Blasmusik – der tägliche Weckgruß aus der Heimat. Spätestens zu diesem Zeitpunkt sind alle halbwegs wach und wir gehen kurz vor halb sieben in das kleine Bambus-Holz-Häuschen gegenüber, um zu frühstücken. 6:50 Uhr: Treffpunkt am Bus. Jeden Morgen um diese Uhrzeit fährt Pedro mit dem Bus vor und begrüßt uns mit einem freundlichen „Buenos días“. (Pedro ist unser treuer Busfahrer für die sechs Wochen in Ecuador. Er ist sich für nichts zu fein und hilft uns, wo er nur kann, sogar auf der Baustelle.) 7:00 Uhr: Die Letzten steigen in den Bus und wir fahren los nach Chamanga. Die Fahrt dauert ca. 45 Minuten und die meisten von uns nutzen diese Zeit, um noch einmal die Augen zuzumachen. Wenn man einmal nicht allzu müde ist, kann man die Natur Ecuadors bewundern – vorbei an riesengroßen Palmölplantagen, Wäldern, kleinen Dörfern und Shrimp-Farmen. Limòn, 7:40 Uhr: Kurz vor Chamanga hält unser Bauleiter Andi R. seine tägliche Ansprache, teilt uns alle in Gruppen ein und legt das Tagesziel fest. Der Bus stoppt am Baumarkt. Ein paar von uns steigen aus und holen die Materialien, die wir für den Tag benötigen. Chamanga, kurz vor 8:00 Uhr: Wir sind am Ziel unserer Fahrt angelangt, ziehen unsere Baustellenschuhe an und tragen die Werkzeuge auf die Baustelle. Die kleine Werkzeugkammer wird aufgesperrt, ich lege meinen Rucksack ab und wir beginnen mit der Arbeit. Die Kreissäge und die Kappsäge ertönen abwechselnd, gefolgt von der ständigen Frage: „Wo sind die Akkuschrauber?“ (Dazu muss man erklären, dass wir nur drei hatten, die somit ein sehr wertvolles Gut auf unserer Baustelle waren.) Zwischen 12:00 Uhr und 13:00 Uhr: Wir lassen unsere Arbeit ruhen und gehen zu dem kleinen Sportplatz, wo schon Ericka und Sol mit dem Essen auf uns warten. Das tägliche Mittagessen ist für mich immer ein kleines Highlight: gekochte Karotten, Brokkoli, Tomatensalat, frittierter Fisch, Garnelen, Hühnchen, Thunfischsalat, eine Art „Gulasch“ und samstags gibt es immer

Mompiche, 5:55: My alarm clock rings. Slowly and quietly I climb off the loft bed and get ready for the day. All four of the other girls are still asleep and I try not to wake them. 6:00: Like every morning, I turn on the small light on the shelf and put on my dungarees. Gradually, Kati, Regina, Cinya and Lena wake up. Bavarian brass music can be heard from the room below us. The daily wake-up greeting from home. Now everyone in the building is at least half awake and over he next half hour we find our way to the small bamboo/wood house across from our sleeping quarters to have breakfast together. 6:50: We meet at the bus. Every morning, Pedro pulls up with his bus and greets us with a friendly „buenos días“. (Pedro was our faithful bus driver for all of the six weeks we spent in Ecuador, helping us whenever and wherever he could, even on the construction site.) 7:00: The last ones get on the bus and we set off for Chamanga. The drive takes about forty-five minutes and most of us seize the opportunity for a little extra shut-eye, but on the rare occasion that we could keep our eyes open, we were rewarded with beautiful scenes of Ecuador’s countryside, huge palm oil plantations and forests as well as small villages and shrimp farms. Limòn, 7:40: Shortly before we arrive in Chamanga, our site manager Andi R. gives his daily speech, divides us into groups and gives each its target for the day. Then the bus stops at the hardware store. Some of us get off to collect the materials we will need today.

Das Richtfest The topping-out ceremony

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CEVICHE mit Kochbananen (mein absolutes Lieblingsessen). Jeden Tag werden wir aufs Neue von den beiden kulinarisch verwöhnt. Nach dem Mittagessen: Etwas träge, aber zufrieden geht es dann wieder weiter. Es wird geflext, gesägt, betoniert, Bambus geputzt, geschraubt und noch vieles mehr. 18:00 Uhr: „FEIERABEND“. Je nach Tagespensum räumen wir nach meistens zehn Stunden Arbeit die Baustelle auf, packen alle Werkzeuge zusammen und werden mit dem Bus wieder zurück nach Mompiche gefahren.

Chamanga, shortly before 8:00: We arrive at our destination, put on our safety boots and carry our tools to the construction site. The small tool shed is unlocked, I take off my backpack and start work. The only interruption to the constant chorus of our circular saw and chop saw is the frequent question: „Where are the electric drills?“ (I should explain that we only had three of those, so each electric drill became a highly prized asset on our site.) Some time between 12:00 and 13:00: We stop work and go to the small sports field, where Ericka and Sol are already waiting for us with the food. Lunch is always a small highlight for me – boiled carrots, broccoli, tomato salad, fried fish, prawns, chicken, tuna salad, a kind of „goulash“, and on Saturdays there is even CEVICHE with plantains (my absolute favourite dish). Every day they spoil us anew with their culinary delights. After lunch: Work resumes, if a bit sluggishly, but we’re all happy as we grind, saw, screw, pour concrete, clean bamboo and do much, much more. 18:00: „FEIERABEND“ – end of play. Depending on the daily workload, we usually tidy up the site after ten hours of work, pack up all the tools and take the bus back to Mompiche. 19:00: Tired we get off the bus and go to our hostel. One by one we take a shower, but that’s easier said than done. Since our girl‘s room is on the first floor, usually only the first of us has „running“ water. More often than not, everyone else has to wait for five minutes before we can rinse the shampoo from our hair, yet in time we get used to it. 20:15: After everyone has showered, we go for dinner to one of our three regular pubs („die Ladys“, Ernesto, Chocolateria). 20:45: If we are lucky, our food and drinks arrive after fifteen to twenty minutes, but we pass the time by reviewing the day or chatting as we spend the rest of it in happy company. 22:30: After dinner we climb the stairs to our room. „Don’t keep the light on for too long. Mosquitoes make for bad bed-fellows,“ I say as I get into my pajamas. Then I climb up the ladder to my loft bed, carefully arrange my mosquito net and lie down. 22:45: „Buenas noches, girls. Sleep well and see you tomorrow!“

„Von dem Zimmer unter uns ertönt bayerische Blasmusik. Der tägliche Weckruf aus der Heimat.“ 19:00 Uhr: Müde steigen wir aus dem Bus und gehen zu unserem Hostel. Eine nach der anderen gehen wir in die Dusche. Doch da sich unser Mädelszimmer im ersten Stock befindet, hat meistens nur die Erste von uns fließend Wasser. Die anderen müssen oft Minuten warten, bis sie den Schaum aus den Haaren waschen können. (Doch mit der Zeit gewöhnen wir uns daran.) 20:15 Uhr: Nachdem alle geduscht sind, gehen wir zu einem unserer drei Stammlokale („Die Ladys“, „Ernesto“ oder „Chocolateria“) zum Abendessen. 20:45 Uhr: Wenn wir Glück haben, kommen nach fünfzehn bis zwanzig Minuten unser Essen und unsere Getränke. Oft lassen wir beim Warten den Tag Revue passieren, unterhalten uns einfach und lassen den Tag gemeinsam ausklingen. 22:30 Uhr: Nach dem Essen steigen wir die Treppen zu unserem Zimmer hoch. „Nur wenig Licht, sonst kommen die Mücken!“, sage ich und ziehe meinen Schlafanzug an. Dann steige ich die Leiter zu meinem Hochbett hinauf, rücke mein Moskitonetz wieder in die richtige Position und lege mich hin. 22:45: „Buenas noches, Mädels. Schlaft schön und bis morgen!“ Maria Zettl

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Tägliches Bambusputzen - eine äusserst unbeliebte Aufgabe! Kaum Jemand kann sich davor drücken, deshalb versuchen wir uns die Zeit durch singen und scherzen so schön wie möglich zu machen. Daily bamboo cleaning - a very unpopular task! Hardly anyone can resist it, so we try to make the time as nice as possible by singing and joking.

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Als ich gefragt wurde,...

When I was asked,...

...ob ich die Funktion des Bauleiters übernehmen wolle, war ich zuerst mit gemischten Gefühlen behaftet. Die große Verantwortung war doch eine Last, mit der ich nach Ecuador gereist bin. Ich habe zwar im Vorfeld die verschiedenen Bauabschnitte und Bauaufgaben durchgearbeitet, um einen Einblick in die Arbeit meiner Kommilitonen zu bekommen, doch ist es auf einer Baustelle noch einmal etwas ganz anderes die Dinge zu ordnen. Ich habe darauf vor Ort ein einfaches System in einem kleinen Büchlein angelegt, dass in die Felder: Aufgabe/Personen/Status aufgeteilt war. So konnte ich, auch mit Hilfe des Bauzeitenplans, einen guten Überblick über die Bauaufgaben, die Einteilung der jeweiligen Personen zu den Gewerken und die Stände des Baus erhalten. Nach einem etwas stressigen Beginn, wo sich jeder erstmal zurechtfinden musste, funktionierte dieses System immer besser. Auch ich hatte immer mehr Spaß an meiner Aufgabe und war stolz, diese wichtige Funktion übernehmen zu dürfen. Gerade unsere sehr gute Gruppendynamik machte es mir leicht, die jeweiligen Personen einzuteilen, um die Tagesaufgaben auf der Baustelle zu verteilen.

... if I wanted to take on the role of construction manager, initially, I had mixed feelings. The considerable responsibility was already a burden, one that I brought with me when I left for Ecuador. To gain an insight into my fellow students’ work, I had gone over the different construction phases and tasks in advance, but sorting things out on a construction site is something completely different. My work in the master group during the design phase had given me a good overview of the plans, but to be able to react to any situation on the construction site that might arise, I also had to know specific details. On the site, I put a simple system together in which the fields “Task/People/Status” were divided and entered into a little book. The construction schedule helped me to get a good overview of the various construction tasks, the assignment of people to their respective trades and the status of the construction as it progressed. After a stressful start, when everyone had to find their way around, this system proved to work better and better. I also began to have more and more fun in my job and was proud to have taken on this important role. The dynamic in our group was very good, which made it easy for me to organize people and to distribute the respective daily tasks on the construction site.

Am Morgen und Abend besprachen wir während unserer Busfahrt nach Chamanga, was an dem jeweiligen, beziehungsweise nächsten Tag zu tun war. Gerne wurde diese Besprechung am Abend mit einem kühlen Bier umrahmt. Alle waren mit vollem Eifer dabei, auch wenn wir einmal bis spät in die Nacht arbeiten mussten. Natürlich gehört es auch dazu, dass es auf der Baustelle zu kurzen Spannungen kommt. Aber durch unsere prima Gruppendynamik und mit einem kleinen Lacher, konnten diese immer gleich beseitigt werden, sodass ich sagen kann, dass während der Bauphase eine super Stimmung auf der Baustelle herrschte. Besonders angetan war ich von unseren Damen, die mit vollem Enthusiasmus und Energie, aber auch mit der nötigen Ruhe und Konzentration an die Arbeiten heran gingen. Insgesamt machte es mir unheimlich Spaß, die Funktion des Bauleiters mit diesem hervorragenden Team ausüben zu dürfen. Speziell die tolle Zusammenarbeit mit den Einheimischen, die sehr gute Essensverpflegung, das Land und seine Kultur, haben das ganze Projekt zu einem unvergesslichen Ereignis gemacht, aus dem ich viel gelernt habe.

Mornings, during our bus ride to Chamanga, we discussed things that we had to do that day, and evenings, on the ride back, we discussed things we had to do the next day. These evening “meetings” were often accompanied by a cool beer. Everyone there was full of enthusiasm, even when we once had to work late into the night. Of course, there were tensions on the site every once in a while. But, thanks to the great group dynamic and a little laughter, these situations could always be sorted out immediately. So I can safely say that there was a great atmosphere on the site during the construction phase. I was especially impressed by the women on our team, who approached the work with full enthusiasm and energy but also with the necessary calm and concentration. All in all, I really enjoyed being the site manager with this excellent team. Especially the great cooperation with the locals, the very good food, the country and its culture made the whole project an unforgettable experience, and experience from which I learned a lot.

Andreas Reiser

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Der Zusammenhalt...

The group mentality...

...der Gruppe war einfach super und ohne diesen hätten wir es auch nicht geschafft, in fünf Wochen ein zweistöckiges Gebäude zu errichten. Es gab ab und an Situationen, die uns fast zum Verzweifeln brachten, – aber uns konnte nichts davon abbringen, das, was wir uns vorgenommen hatten, auch umzusetzen. Jeder, der mit dabei war, hat einen Riesenteil dazu beigetragen, dass wir das Projekt verwirklichen konnten. Jeder lernteauf der Baustelle dazu, egal ob handwerklich oder auf sozialer Ebene. Die Menschen sind mir in der Zeit ans Herz gewachsen und einige neue Freundschaften haben sich daraus entwickelt.

... was simply super. Without it we would never have managed to build a two-storey building in five weeks. At times, we encountered challenges that almost made us despair, but not even those could weaken our shared resolve to stay the course. Everyone contributed a huge amount to our eventual success, everyone learned new skills on the construction site, whether on a technical or social level, and within those five intense weeks everyone grew dear to my heart. I even made some lasting friendships.

Andreas Haberlander

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Barfuß werden die großen Klumpen im Lehm für die Lehmputzwand zerstampft. Barefoot, the big lumps are crushed in clay for the clay plaster wall.

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Was ist die Rolle...

What is the role...

Was ist die Rolle der Architektur in Post-Katastrophen Szenarien? Was ist DesignBuild in der Praxis? Kann Architektur Veränderung bewirken? Wann ist gemeinnütziges Engagement authentisch und effektiv? Wie können wir erfolgreiche Projekte aufsetzen? Als ich das erste Mal im September 2017 auf die Baustelle kam, war mein Kopf voller Fragen und wenigen Antworten. Die unglaubliche Möglichkeit bei beiden Bauphasen des Cultural Centers Chamanga etwas beitragen zu können, gab mir Gelegenheit den Prozess aus mehreren Perspektiven zu erleben und die Diversifikation von Wissen, Methodik und Fähigkeiten um mich herum wahrzunehmen. Ich verstand, wie eindrucksvoll die Zusammenarbeit und Koordination in der Architekturpraxis sein kann. Durch dieses Projekt habe ich auch erfahren, dass der Einfluss der Zusammenarbeit ungemein regenerierend sein kann, aber auch destruktiv und unklar. In einem Kontext wie in Chamanga, in denen ein hohes Maß an Unsicherheit und Verletzlichkeit vorherrscht, müssen diese Strategien ausgewogen und umsichtig geplant werden, bevor sie umgesetzt werden.

... of Architecture in post-disaster scenarios? What is design-build practice? Can Architecture generate change? When is community engagement authentic and effective? How can we build a successful project? When I first arrived at the construction site in September of 2017, my head was full of questions and very few answers. The incredible occasion of contributing to both phases of the Cultural Center allowed me to experience the process from multiple perspectives, enriched by the diversity of knowledge, methodologies, and skills around me. I understood how powerful collaboration and coordination can be in architectural practice. Through this project, I also learned that their impacts can be tremendously restorative but, if unplanned or unclear, equally destructive. In contexts like Chamanga, when dealing with high degrees of uncertainty and vulnerability, these strategies needed to be weighed and planned with caution before being put into place. I learned that universal models or rules do not exist. Every project has its own variables, limits, and opportunities, and we have to be aware of the danger of importing and applying seductive external models to another region’s specific context, culture and communities. I rediscovered the importance of being permeable like a sponge, able to absorb what new cultures and people are offering and consider differences as a resource, not a limitation. Fabian, the wise local carpenter, became an amazing teacher even when language was a barrier. I came to treasure scarcity as a source of creativity. When you have few tools or no tools at all, your eyes became a plumb bob, your hand a measuring tape, and every object a potential tool for crafting new ones. You explore and reinvent yourself and the environment around you. I learned that community engagement can happen in different forms, at different stages, with different degrees, but it is truly effective just when led by trust, honesty, and transparency. The meetings with the community aiming to define goals, roles, and tasks were key for the success of the project. Throughout the process, I also realized how often Architecture (and Architects) are reluctant to admit failure. The courage of collectively analyzing the process and recognizing errors should become a natural part of the practice in order to learn lessons and improve the profession, especially in design-build experiences.

Ich habe gelernt, dass es keine Modelle und Regeln gibt, die universal gelten. Jedes Projekt hat seine eigenen Variablen, Grenzen und Chancen und wir müssen uns der Gefahr bewusst sein, dass es verführerisch ist, externe Modelle in andere regional spezifische Kontexte, Kulturen und Gemeinschaften einzuführen und anzuwenden. Ich fand erneut heraus, dass es wichtig ist, durchlässig wie ein Schwamm in der Lage zu sein, zu absorbieren, was neue Kulturen und Menschen anbieten und Unterschiedlichkeiten als Ressource und nicht als Einschränkung zu empfinden. Fabian, der örtliche, weise Zimmermann, wurde ein wundervoller Lehrer trotz der Sprachbarriere. Ich begann Knappheit als Quelle von Kreativität zu schätzen. Wenn man nur wenig oder gar keine Werkzeuge zur Verfügung hat, werden deine Augen das Senkblei, die Hand ein Maßband und jedes Objekt ein potentielles Werkzeug, um neue Werkzeuge zu erschaffen. Ich habe erfahren, dass gemeinnütziges Engagement in verschiedenen Formen in verschiedenen Stadien mit unterschiedlichem Maß erfolgen kann, aber es hoch effektiv ist, wenn es durch Vertrauen, Ehrlichkeit und Transparenz geleitet wird. Die Treffen mit der Gemeinde mit dem Zweck Ziele, Rollen und Aufgaben 70


zu definieren, waren der Schlüssel zum Erfolg in diesem Projekt. Im Verlauf des Prozesses wurde mir klar wie oft Architektur (und Architekten) widerwillig Scheitern oder Versagen eingestehen. Der Mut gemeinsam den Prozess zu analysieren und Fehler zu erkennen, sollte ein natürlicher Teil in der Praxis sein, um Lektionen zu lernen und den Berufsstand zu verbessern, vor allem in DesignBuild Erfahrungen. Innerhalb dieses Umfelds voller Fragen und Aktivitäten wurde an einem heißen Tag im März 2018, das Cultural Center Chamanga fertiggestellt. Ich werde mich immer an die freudigen Schreie der Kinder erinnern, die barfuß in das Kulturzentrum stürmten. Sie brachten mir die wichtigste Lektion dieses Berufs ins Gedächtnis. Architektur ist niemals ein reines Produkt, es ist ein gemeinsamer Prozess, der gut geplant machtvolle Veränderungen bewirken kann. Diese freudigen Schreie sind der Grund, warum wir Architektur entwickeln und vermutlich der Grund, warum ich es so furchtbar liebe.

Inside this crowded environment of questions and activities, suddenly, on a humid day in March, the Cultural Center was there completed. I will always remember the joyful screams of the children running into the center on bare feet. They made me remember the most important lesson about this profession: Architecture is never a mere product; it is a collective process and, if well-planned, can generate powerful change. Those joyful screams are the reasons why we create Architecture and probably the reason why I love it so terribly. Marta Petteni

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StraĂ&#x;enansicht Street elevation

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ersion

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1

3m


Im Sommer 2017...

In the summer 2017...

... erhielt ich von Ursula Hartig die Einladung, das Team für das Bauen mit Bambus zu beraten und zu begleiten. Dieser Aufgabe stelle ich mich gerne, sie gab mir die Gelegenheit, nicht nur meine Begeisterung für diesen faszinierenden Baustoff Bambus mit jungen Baufachleuten zu teilen, sondern auch die an der HM noch viel zu wenig praktizierte Möglichkeit, ein Projekt vom ersten Entwurfsgedanken an zusammen mit Ingenieuren und Architekten zu entwickeln und realisieren. Schon bei der ersten Besprechung im Oktober 2017 war ich von Engagement und Tatendrang der Gruppe tief beeindruckt. Neben zahlreichen Auslandserfahrungen Einzelner faszinierten mich vor allem der Teamgeist und der erfrischend offene und ehrliche Umgang miteinander. Vor eine ganz persönliche Herausforderung sah ich mich spätestens zu dem Zeitpunkt gestellt, als die Studierenden für die Bambuskonstruktion ein geschraubtes System wählten, welches dem mir vertrauten additiven Konstruktionsprinzip sowohl handwerklich als auch materialtechnisch widersprach, – in den südamerikanischen Ländern jedoch durchaus üblich ist. Den Bambus anzubohren, die einzelnen Tragstangen zu verschrauben und in den Knotenpunkten mit Beton zu verfüllen, forderte meine Toleranzgrenze im Umgang mit diesem natürlichen Baumaterial in großem Maße. Das war nur der Anfang eines gesamtheitlichen Lernprozesses in Flexibilität, Toleranz und gegenseitiger Wertschätzung, durch den wohl alle Beteiligten auf so mancher Wegstrecke dieses Entstehungsprozesses gehen mussten. Und doch war er die Grundlage für diesen großen Erfolg. In nur 35 Tagen ein Gebäude in diesem Umfang zu errichten, schien immer wieder unmöglich, aber an ein Aufgeben war nicht zu denken und so waren Zwölfstundentage auf der Baustelle und völlige körperliche Erschöpfung an der Tagesordnung. Umso größer der Triumph, als das Werk anfang März dann tatsächlich vollendet zur Einweihungsfeier stand. Große Freude und Stolz ließen die Mühen rasch vergessen und die Dankbarkeit der jungen Musikanten und Künstler über ihr „schönstes Gebäude in Chamanga“ bestätigten uns in der Gewissheit, gemeinsam etwas geschaffen zu haben, was uns unser ganzes Leben in Erinnerung bleibt.

... I received an invitation from Professor Ursula Hartig to advise and accompany the team „Building with Bamboo“. This was an opportunity not only to share my enthusiasm for this fascinating building material with young construction experts, but also to collaborate with engineers and architects from the very first design idea. As early as at the first meeting in October 2017 I was impressed by the commitment and drive of the group. Aside from their numerous experiences of working abroad, I was fascinated by their team spirit as well as their refreshingly open and honest interactions. However, this group dynamic also proved to have challenging aspects, for instance when the students chose a bolted system for the bamboo construction which flew in the face of the additive construction principle I was familiar with both in terms of craftsmanship and material technology. Of course, this system is quite common in South American countries when dealing with this natural building material, but drilling the bamboo, screwing the individual supporting poles together and filling them with concrete at every junction soon had me at the end of my tether. Yet this was only the beginning of a long, educational journey towards flexibility, tolerance and mutual appreciation, a journey I assume most of the people working on this project had to go on in their own ways before we could reach the end of this wonderful success story, together. To erect a building of this size in only thirty-five days seemed impossible, and time and again we seemed to hit a wall, but to halt our efforts was out of the question, so twelve-hour work days and complete physical exhaustion soon became the order of the day. All the greater was the sense of triumph when the project was actually completed and we finally got to down tools for the inauguration ceremony in early March. The great joy and pride we all shared in soon made us forget the immense efforts required along the way, and the gratitude of the young musicians and artists for the „most beautiful building in Chamanga“ confirmed in us the belief that together we have created something that will stay with us for the rest of our lives.

Ursula Schmid, Lehrbeauftragte Hochschule München

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Der direkte Bezug...

Seeing how closely...

... der Theorie in der Lehre zur Umsetzung eines Gebäudes, in unserem Fall in Ecuador, prägte mich in verschiedener Hinsicht. Gemeinsam etwas erreichen, Architektur erschaffen, handwerklich sich selbst verwirklichen, ein Gespür für Raum bekommen – Ehrgeiz und Motivation sowie Abenteuerlust und Spaß gehörten definitiv dazu, das Projekt im kulturell weit entfernten Ecuador zu realisieren.

... related the theory and the practice of constructing a building can be, in our case in Ecuador, has affected me in various ways. I have discovered a new appreciation for achieving something as a team, for creating architecture, for realizing one’s full potential in craftsmanship, and for developing a sense of space. And without ambition and motivation, as well as a desire for adventure and fun, we would never have made a success of such a demanding project in a country as culturally distant as Ecuador.

Besonders durch die Verwendung ausgewählter Materialien wurde mir deren Wichtigkeit in der Architektur bewusst. Im Allgemeinen habe ich erkannt, wie einfach Architektur sein kann, um positive Emotionen und Atmosphären zu generieren. Besonders wertvoll finde ich für mich die Erkenntnis, dass Architektur, egal für wen und für welchen Zweck, einfach sein kann und gut sein muss!

Especially the use of selected materials made me aware of their importance in architecture, but the general lesson was a broader one. I realised how easy it can be to generate a positive emotion and atmosphere by way of architecture. For me personally, it is a valuable insight that architecture, no matter for whom and for what purpose, can sometimes be simple and yet must always be good!

Anna - Lena Rischer

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Am Ende der Baustelle...

As we neared the end...

... wurde es dringend Zeit, die Fassade fertigzustellen und das Gebäude „wasserdicht“ zu machen. Unsere selbst entwickelten Fassadenmodule aus Bambus nannten wir auf der Baustelle liebevoll ‚Bubbles‘. Eine vergleichsweise angenehme Fertigungsarbeit, die wir bislang aufschieben mussten, da die benötigten verzinkten Schrauben wochenlang im Zoll festhingen. Ziel eines DesignBuild Projekt ist es immer, mit den vor Ort vorhanden Mitteln zu arbeiten und auszukommen. Eine spannende Herausforderung. Doch ist es auch immer ein Abwägungsprozess, wie weit man diesen Grundsatz zum Wohl der Bauqualität und Beständigkeit geht. In diesem besonderen Fall entschieden wir uns, verzinkte Schrauben zu importieren, da es solche in Chamanga nicht gibt. Durch das dortige Klima wären unbehandelte in kurzer Zeit verrostet. Die Stimmung war schon seit einigen Tagen sehr angespannt, da jeder befürchtete, dass die Schrauben nicht mehr rechtzeitig ankommen und wir nicht fertig werden. Als diese dann doch noch kurz vor knapp eintrafen, war die Freude groß und es wurde sofort in Zweierteams begonnen, die Module zu fertigen. Dieser neue Motivationsschub wirkte sich super ansteckend auf jeden aus, der die Baustelle betrat. Auch Billy, der zwölfjährige Sohn des Bauherren, half uns, die Bambusstücke aneinander zu schrauben. Eine große Herausforderung gestaltete die bestehende Sprachbarriere. Unser ‚Urlaubsspanisch‘ half uns auf dem Bau nicht weiter und umgekehrt war das Englisch der Einheimischen ähnlich schwach ausgeprägt. Billy sah diese Barriere nicht als Problem, sondern als Chance, gleich zwei neue Sprachen zu lernen. Er führte eine Vokabelliste in Deutsch, Englisch und Spanisch. Nach wenigen Tagen konnte er die ersten Werkzeugbegriffe auf Deutsch, wir auch in der Landessprache. Wir waren bald in der Lage Arbeitsabläufe – Bambus sortieren, sägen, ins Obergeschoss transportieren, im Holzrahmen anordnen, festschrauben – problemlos zu koordinieren. Die ‚Bubblefassade‘ wurde noch rechtzeitig fertig und gibt dem Gebäude bei Tag aber besonders bei Nacht einen ganz besonderen Charme, wenn das Licht durch die vielen kleinen Bambusstücke in die Dunkelheit strahlt.

... of the fourth of five weeks spent on the construction site, one deadline became rather pressing. We had to complete the façade and make the building „watertight“. Affectionately, we had started calling our self-developed bamboo facade modules ‚bubbles‘, but things were becoming serious. We had been forced to postpone a rather pleasant manufacturing job, as the galvanised screws required for the job hab been held up in customs for weeks. Of course, the goal of any DesignBuild project is to work and make do with the resources available on site. An exciting challenge, for sure, but it is also a continual process of weighing up the extent to which this principle should be compromised for the benefit of a building’s quality and durability. In this particular case, we had decided to import galvanised screws, as they were not available in Chamanga. Given the local climate, untreated screws would have rusted in no time, though. Hence, the atmosphere had already been very tense for the last few days, as everyone grew anxious that the screws would not arrive in time, thus jeopardising the project’s scheduled completion. When they did arrive just before the deadline, our relief was immense. Immediately, we started to produce the modules in teams of two, and this boost to our motivation had a super contagious effect on anyone who stepped foot on the construction site. Even Billy, the owner’s twelve-year-old son, helped us to screw together the many bamboo poles. A major challenge, however, was the language barrier. Our ‚holiday Spanish‘ did not help us on the building site and the English of the locals was similarly weak. Meanwghile, Billy did not see this barrier as a problem, but rather as an opportunity to learn new languages. He made vocabulary lists in German, English and Spanish, and after only a few days he was able to refer to certain tools in German, thus teaching us what to call them in his native tongue. Soon, we were able to coordinate job sequences – sorting bamboo, cutting it to size, transporting it to the upper floor, arranging it in a wooden frame, screwing it in place – without a problem. Long story shot, the ‚bubble façade‘ was finished in time and now gives the building a very special charm, not just in the day, but especially at night, when the light shines through the many small cracks between the bamboo canes, making the buidling twinkle in the dark.

Lena Baumeister

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04 MATERIAL UND KONSTRUKTION MATERIAL AND CONSTRUCTION


Material und Konstruktion Material and construction

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Bambus, Stahlbeton, Ziegel und Holz – das sind die Materialien, die für den Bau des Kulturzentrums vorwiegend zum Einsatz kamen. Ziel der Projektgruppe war es, das Gebäude erdbebensicher, nachhaltig und mit lokalen Ressourcen zu planen.

Bamboo, reinforced concrete, brick and wood – these are the main materials used in the construction of the cultural centre, the aim being to rely on local resources while making the building both sustainable and earthquake-proof.

Materialkonzept und Bauweise des von der CPID errichteten Kubus aus Bauphase I wurden in das Gesamtkonzept integriert: Als Materialien für den Innenausbau, die Treppe, die Dachkonstruktion sowie das Obergeschoss wurden Bambus und Holz eingesetzt. Lokale Holzsorten wie Teak- (teka), Lorbeer- (ocotea) oder Maulbeerholz (old fustic) eignen sich für Decken und Brückenbalken und sind als Bodenbeläge im Obergeschoss verarbeitet.

This concept was designed around the material specifics of the cube constructed by CPID in the first phase. The main materials used for the interior, the stairs, the roof and the upper floor are bamboo and local types of wood such as teak (teka), laurel (ocotea) or mulberry (old fustic), which are suitable for ceilings, bridge beams and floors, as demonstrated in the upstairs area. Construction elements such as abutments, the supporting structure of the upper floor, the roof and all railings are made of bamboo, a high-quality building material that grows in Ecuador. This sweet grass is equal to hardwoods in many construction requirements and indeed superior in its tensile strength. In the Chamanga area, „Guadua angustifolia“ bamboo is readily and cheaply available. Due to its internal cavities, it is also an extremely light and elastic building material, which makes it particularly earthquake-proof.

Konstruktive Bauteile, wie Stützen, die Tragstruktur des Obergeschosses, die Dachkonstruktion und sämtliche Brüstungen, sind aus Bambus ausgeführt. Der hochwertige Baustoff ist ein Süßgras, das in Ecuador wächst. Harthölzern ist Bambus in vielen Baueigenschaften ebenbürtig, in seiner Zugfestigkeit sogar überlegen. In der Gegend um Chamanga ist Bambus der Sorte „Guadua angustifolia“ einfach und günstig verfügbar. Durch seine innenliegenden Hohlräume ist der Baustoff extrem leicht und elastisch. Dies macht ihn besonders erdbebengeeignet.

When building the cultural centre, the students used bamboo in multiple ways, be it as complete bamboo canes for the construction of the house or as mats for cladding on the exterior walls. These mats are locally known as „caña picada“ and on the centre’s ground floor they offer the additional benefit of serving as a support for the clay plaster used for the back wall of the stage. The Munich team referred to this wall as the „bubble wall“, since these façade elements are made of 10-15 centimetre long bamboo sections and provide both light and ventilation on the upper floor. The roof, meanwhile, is covered with panels constructed of recycled beverage cartons.

Beim Bau des Kulturzentrums setzten die Studierenden Bambus sehr unterschiedlich ein, beispielsweise als ganze Rohre für die Konstruktion des Hauses oder als Matten zum Verkleiden der Fassade. Diese Matten werden vor Ort „caña picada“ genannt und dienen auch als Träger des Lehmputzes der Bühnenrückwand im Erdgeschoss. Die Fassadenelemente aus 10–15 Zentimeter langen Bambusabschnitten sorgen für Durchlüftung und Licht im Obergeschoss. Das Dach des Kulturzentrums ist mit Platten gedeckt, die aus recycelten Getränkekartons hergestellt wurden.

Using such local resources – bamboo, wood, clay – for the centre’s construction has not only paid off in that they have created a good indoor climate. The natural colours and airy design also make for a pleasant atmosphere. Another special feature of this building is its dry toilet system. It was developed for lack of water supply and in the absence of a waste water system. Feces are now separated from urine and composted. As fertilizers, they can then be fed back into the resource cycle. The wash basin and toilet flush draw on a rainwater tank.

Die lokal weit verbreiteten Baumaterialien Bambus, Lehm und Holz erzeugen durch ihre Verwendungsweise nicht nur bauphysikalisch ein gutes Raumklima. Durch ihre natürlichen Farben und die lichte Bauweise entsteht in den Innenräumen des Kulturzentrums eine angenehme Atmosphäre.

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Erdbebengerechtes Bauen Earthquake resistant building

Lars Schiemann, Hochschule München

Das Projekt in Chamanga hatte aus tragwerksplanerischer Sicht einige komplexe Randbedingungen im Zuge der Planung und Ausführung zu berücksichtigen. Dies war neben dem Werkstoff- und Tragverhalten von Bambus mit den besonderen Kriterien bei der Ausführung und Detaillierung vor allem die erdbebengefährdete Lage Chamangas in Südamerika.

Both when planning and executing the Chamanga project, we had to consider some complicated location factors to ensure the success of our structural engineering. Aside from the afore-mentioned challenges – i.e. the way bamboo behaves when drilled and strained to get a design right down to the detail – we also had to deal with the fact that Chamanga lies in an earthquakeprone area of South America.

Dieser Umstand seismischer Belastung musste in der statischen Analyse des Primärtragwerks durch die Berücksichtigung horizontaler Beschleunigungskräfte sowie in der statisch-konstruktiven Detaillierung beachtet werden. Die statischen Berechnungen für den Lastfall Erdbeben wurden unter Berücksichtigung der Vorgaben des Eurocodes „Auslegung von Bauwerken gegen Erdbeben“ durchgeführt.

This meant we had to bear in mind extreme seismic activity and allow for high horizontal acceleration forces, both when we analysed the statics of the primary load-bearing structure and when we moved on to the detailing that would support the building’s statics. These calculations for the loading conditions during earthquakes were carried out in accordance with Eurocode 8 „Structural Design Against Earthquakes“. 84


Ein erdbebengerechtes Tragwerk erfordert die Berücksichtigung einiger wesentlicher Grundsätze. Dies sind unter anderem:

An earthquake-resistant structural design requires consideration of a number of essential principles, such as: - a compact, even floor without recessed corners - a symmetrical design of the primary load-bearing structure - an even foundation - a regular design in the vertical section that distributes the stiffness as evenly as possible from bottom to top - a symmetrical, even stiffening system - a design for the primary load-bearing structure that offers both high elastic rigidity and great ductility - a reduction in the dead load of this supporting structure, which will in turn reduce acceleration forces.

- ein möglichst regelmäßig gestalteter, kompakter Grundriss ohne einspringende Ecken, - eine symmetrische Ausbildung des Primärtragwerks, - eine einheitliche Fundamentierung, - eine regelmäßige Gestaltung im Aufriss mit stetiger Steifigkeitsverteilung in vertikaler Richtung, - ein symmetrisches, regelmäßiges Aussteifungssystem, - der Entwurf eines Primärtragwerks mit hoher elastischer Steifigkeit und großer Duktilität sowie - eine Reduzierung des Eigengewichtes des Tragwerks, um die Beschleunigungskräfte zu verringern.

In the design phase, these criteria were carefully considered to develop the load-bearing system and floor plan. Construction was then done at a remove from already existing elements in construction area 1. The new skeleton structure, made of reinforced concrete and wooden supports, was erected on an even foundation with all round strip footing. Bracing was done by way of the reinforced concrete skeleton on the ground floor, which served as a frame construction consisting of foundation strips, supports and beams as well as the light wooden support structure on the upper floor. The masonry walls were constructed as infills between the reinforced concrete frames, which was done decoupled from the reinforced concrete skeleton structure.

Im Zuge der Entwurfsphase wurden diese Kriterien in der Entwicklung des Tragsystems und der Grundrissgestaltung umgesetzt. Der neue Baukörper wurde vom bereits errichteten ersten Bauabschnitt konstruktiv getrennt ausgeführt. Der neue Skelettbau wurde als Stahlbeton- und Holztragwerk errichtet und weist eine einheitliche Fundamentierung über umlaufende Streifenfundamente auf. Die Aussteifung erfolgt durch den Stahlbetonskelettbau im Erdgeschoss, bestehend aus einer Rahmenkonstruktion aus Fundamenstreifen, Stützen und Riegeln sowie aus dem leichten Bambustragwerk im Obergeschoss. Die Mauerwerkswände als Ausfachungen zwischen den Stahlbetonrahmen wurden statisch-konstruktiv vom Stahlbetonskelettbau entkoppelt ausgeführt.

Frames have a relatively soft and rather ductile loadbearing behaviour. Masonry walls, on the other hand, are very rigid and under pressure they become brittle. At the outset of an earthquake, masonry filling walls act as a stiffer supporting element, absorbing almost the entire earthquake strain, yet soon they become overstrained, thus failing at an early stage. If the frames are friction-locked with masonry walls, the frame supports are therefore subjected to enormous additional strain with high transverse forces, which can and often does have two detrimental results. Either the frame supports shear off or they are damaged by the filling walls to the point at which they and can no longer bear the vertical earthquake strain once the walls themselves have failed. This is why, on the project in Chamanga, we deliberately avoided a friction-locked connection between the reinforced concrete frame structure and the masonry filling walls. Instead, permanently elastic joints were formed between them to allow for the movements – 85


i.e. the deformations – of a softly reinforced concrete frame. The masonry walls were reinforced in every fourth joint by two six millimetre iron reinforcement rods. They were also anchored and stabilised in the brick cladding of the reinforced concrete columns by loop-shaped reinforcement irons. The brick cladding thus acts as vertical support for the reinforced masonry walls without the masonry wall having to be anchored in the reinforced concrete frame. As a result, the reinforced concrete frame can continue to exhibit its soft and ductile load-bearing behaviour, as it is decoupled from the masonry filling wall and can at least partially absorb the horizontal strain of an earthquake.

Rahmen weisen ein relativ weiches und eher duktiles Tragverhalten auf. Mauerwerkswände sind dagegen sehr steif und zeigen ein deutlich sprödes Tragverhalten. Zu Beginn eines Erdbebens übernehmen die Füllwände aus Mauerwerk daher als steiferes Tragelement nahezu die gesamte Erdbebenbelastung, werden rasch überfordert und versagen frühzeitig. Bei einer kraftschlüssigen Ausfachung der Rahmen durch Mauerwerkswände als Füllwände erfahren die Rahmenstützen daher eine enorme Zusatzbeanspruchung mit hohen Querkräften, die häufig zum Abscheren der Rahmenstützen führen. Oder die Rahmenstützen werden durch die Füllwände geschädigt und können nach Ausfall der Wände die vertikalen Erdbebenlasten nicht mehr abtragen.

Set atop the reinforced concrete skeleton of the ground floor, the lightweight bamboo structure was secured in the walls by diagonal bracing. To avoid the additional strain caused by a high dead load of the upper floor or indeed the roof structure, lighter materials were used throughout. This also reduced the strain the building

Aus diesem Grund wurde beim Projekt in Chamanga ein statisch-konstruktiver, kraftschlüssiger Verbund zwischen Rahmentragwerk aus Stahlbeton und Mauerwerksausfachungen bewusst vermieden. Die dauerelastischen Fugen zwischen den Stahlbetonrahmen lassen 86


would experience due to an earthquake’s horizontal acceleration forces.

Bewegungen und Verformungen des weichen Stahlbetonrahmens ohne eine Verzahnung mit der Mauerwerkswand als Füllwand zu. Die Mauerwerkswände wurden in jeder vierten Mauerwerksfuge durch jeweils zwei 6-Millimeter-Bewehrungseisen bewehrt und in der gemauerten Vorsatzschalung der Stahlbetonstützen durch schlaufenförmige Bewehrungseisen verankert und stabilisiert. Die gemauerten Vorsatzschalungen fungieren somit als vertikale Lagerung der bewehrten Mauerwerkwände. Eine Verankerung der Mauerwerkswand im Stahlbetonrahmen erfolgte daher nicht. Der Stahlbetonrahmen weist aufgrund der statisch-konstruktiven Entkopplung zur gemauerten Füllwand sein weiches und duktiles Tragverhalten weiterhin auf und kann die horizontalen Belastungen infolge eines Erdbebens teilweise aufnehmen.

Further strengthening of the entire structure and ist elastic load-bearing behaviour was achieved by using ties in some places and in others pin-shaped mechanical fixings to take the strain off the bamboo structure’s nodes. What is more, nodes that proved to be highly stressed were additionally reinforced from the outside with tight lacing that was even glued into place for extra strain resistance. This outer sheathing of the bamboo canes serves the purpose of absorbing the high transverse tensile strain exerted on individual nodal points, thus preventing the canes from tearing open.

Auf dem ausgesteiften Stahlbetonskelettbau des Erdgeschosses wurde das leichte Bambustragwerk errichtet und durch Diagonalverbände in den Wänden ausgesteift. Hohe Eigengewichtsbelastungen im Obergeschoss wie auch im Dachtragwerk wurden durch die Verwendung leichterer Materialien vermieden. Damit konnten die Beschleunigungskräfte infolge der horizontalen Erdbebenbelastung reduziert werden. Durch die Ausbildung der Knotenpunkte des Bambustragwerks mit stiftförmigen, mechanischen Verbindungsmitteln und Verschnürungen konnte das elastische Tragverhalten des Gesamttragwerks zusätzlich verstärkt werden. Diese außenseitigen Ummantelungen der Bambushölzer hatten die Aufgabe, die hohen Querzugbeanspruchungen in einzelnen Kontenpunkten aufzunehmen und ein Aufreißen der Hölzer zu vermeiden.

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Das Material Bambus Material Bamboo Philipp Bacher

Bambus ist kein Holz und auch kein Baum. Bambus gehört zu den verholzenden Gräsern und ist somit ein Grashalm. Das Wachstum passiert unten an der Wurzel und schiebt den gesamten Halm nach oben. Anders als beim Baum gibt es kein sekundäres Dickenwachstum, was bedeutet, dass der Bambus im Laufe der Zeit nicht dicker wird. Er wächst je nach Art ca. ein Jahr, danach bleibt die Größe konstant. Ein durchschnittlicher Bambus kann am Tag 30 Zentimeter und mehr wachsen. In den weiteren fünf bis sechs Jahren verholzt das Gras nur noch. Aus statischer Sicht ist Bambus ein Material der Extreme. Es ist ein Material, das leicht die Festigkeit von gutem Laubholz erreicht, solange man den Querzug nicht betrachtet. Dies ist auch schon der große Schwachpunkt von Bambus: Er reißt sehr leicht quer zur Faser. Mit einem mittleren E-Modul von ca. 13.000 N/mm² ist das Material im Vergleich zu Holz schon recht steif.

Bamboo is neither a wood nor a tree. Bamboo belongs to the woody grasses and is therefore a cane or fibrous pole. It from the bottom of the root, pushing the entire stem upwards. Unlike the tree, there is no secondary growth adding to the thickness of the pole, so bamboo does not become thicker over time. Depending on type and location, it grows fast and steadily for about a year, averaging thirty centimetres a day, then stops entirely. In the next five to six years it lignifies, i.e. now it builds its strength. For the purorses of structural engineering, bamboo is a material of extremes. It has very positive, but also very negative characteristics. It easily achieves the strength of good hardwood, yet poses significant problems with regard to transverse tension, meaning it tears very easily across the fiber. With an average elastic modulus of approximately 13,000 N/mm², the material is already quite stiff when compared to wood. Thanks to its geometry, however, 88


Durch die Geometrie bleibt der Bambus trotzdem weich und auch sehr leicht. Die große Kunst ist es, die Last in den Stab einzuleiten. Die meisten Anschlüsse können nur wenig Kraft übertragen, was den Bambus an seine Grenzen bringt. Natürlich gibt es Möglichkeiten, die Kraft über sehr aufwendige und moderne Verbindungen besser einzuleiten, diese Möglichkeiten konnten jedoch in diesem Projekt nicht herangezogen werden. Im traditionellen Bambusbau sind diese ingenieurmäßigen Verbindungen nicht bekannt. Eine höhere Widerstandsfähigkeit gegenüber Pilzen und Insekten wird dadurch erreicht, dass der Bambus vor der Weiterverarbeitung ein bis zwei Wochen in ein Becken mit Bohrsalz eingelegt wird. Die Diaphragmen der einzelnen Kammern werden zuvor durchbohrt, damit das Bohrsalz den Bambus auch im Inneren schützt. Aus den genannten Eigenschaften kann man die optimale Bambuskonstruktion ableiten. In Bezug auf die Statik sollte ein Tragwerk mit vielen Stäben gewählt werden. Große Kräfte müssen auf viele Stäbe aufgeteilt werden, damit die Anschlusspunkte funktionieren. In diesem Projekt hat sich das im Laufe der Projektphase, Hand in Hand mit den Entwurfsarbeiten herausgestellt. Bambus ist hervorragend für das Bauen in Erdbebengebieten geeignet. Er weist nicht nur hohe Festigkeiten auf, sondern ist durch seine Geometrie auch sehr flexibel. Es können sehr große Verformungen aufgenommen werden, ohne dass es zu Beschädigungen kommt. Bei den Verbindungen dagegen gibt es nur eine Hand voll Möglichkeiten zur Auswahl. Aufgrund der hohen Kräfte müssen die stärksten Verbindungen gewählt werden. Hierzu mehr in Kapitel 3 „Laborversuche“. Um eine möglichst lange Haltbarkeit zu garantieren, ist besonders auf den Schutz der Konstruktion vor Bewitterung zu achten. Die großen Dachvorsprünge und die flächige Fassadenbekleidung des Cultural Center Chamangas schützen die tragenden Bambuskonstruktionen vor Sonneneinstrahlung und Regen. Die Stützenfüße sind wie beim herkömmlichen Holzbau ein heikler Punkt. Häufig sieht man den Bambus direkt einbetoniert. Hier kann jedoch Wasser lange stehen bleiben, der Bambus kann schlecht bzw. gar nicht abtrocknen und fängt zwangsläufig an zu faulen. Das Konstruktionsteam entwarf hierfür einen Stahlfuß, der einerseits den Bambus großzügig von der Betonoberfläche trennt, andererseits gut seismische Schwingungen abfangen kann.

bamboo is soft and very light. The special challenge is to distribute strain across the entire cane. Most connections can transfer only little power, which pushes the bamboo to its limits. Of course, in wood constructions there are several possibilities to better distribute strain via highly complex and modern engineering solutions, but these did not apply here. They had been neither tried nor tested in the long tradition of bamboo construction. As for the material’s resistance to fungi and insects, this was improved by placing the bamboo in a basin with boric salt and letting it sit there for one or two weeks. Previously, the diaphragms of the individual chambers were drilled to ensure the salt would also protect the bamboo from the inside. To create the best static structure, the frame should be designed with a multitude of poles since large forces must be widely distributed for the connection points to suffer as little strain as possible. In this project, we learned that lesson in the project phase as the design was refined. All things considered, then, bamboo is an ideal construction material in earthquake areas. Not only is it very strong, its geometry also makes it very flexible, which allows considerable deformations to be absorbed without damage. When it comes to the choice of fixings, however, there really are only a handful to choose from, i.e. the strongest availabe, since the construction must resist extremely high forces. Yet there is another concern for the material’s durability. Special attention must be paid to protect it against weathering, which is why the Cultural Center Chamanga was fitted with large eaves and a flat facade cladding, both of which protect the bamboo frame from sunlight and rain. The most precarious areas, however, are the support feet. As in conventional timber construction, one often sees bamboo embedded directly in a concrete base. Unfortunately, this allows water to collect at the greatest weak spots and remain there for a long time, meaning that the bamboo can only dry off very slowly or not at all and will therefor inevitably start to rot. To avoid this, the construction team designed a steel base which not just separates the bamboo from the concrete foundation but also absorbs seismic vibration.

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C

D

205

19

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215

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215

215

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215

215

215

215

215

OK FFB 3,00 OK TEAK 2,90

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1,375

1,20

1,02

2,255

2,08

1,905

1,725

2,605

175

845

175

175

85

1,55

OK PU 0,708

2,43

OK RING 2,70

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OK FFB 0,00 915

215

215

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215

215

215

215

215

215

965

D

C

D

C 1

4

S_B1_500 Ansicht

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c 85

875

1,22

m

13 STG x 17,77 cm x 22,0 cm

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12

13

11

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Treppe Stairs

17 4

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215 3

22

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2

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215

215

36

36

22

75

1

44

35,5 cm

91 60

60

965

215

D_B1_253 60

615


Verbindungen Splice Andreas Scholz, Hochschule München Ferdinand Loserth

Bambus ist schon an sich ein spezieller Baustoff, denn er hat viele Eigenschaften, die Standardlösungen aus dem Holzbau nicht zulassen. Bei Bambuskonstruktionen wird jeder Halm so verwendet, wie er gewachsen ist. Deshalb kann man erst sagen, wo am Bau welcher Halm eingesetzt wird, nachdem man weiß, welchen Durchmesser er hat und wie dick seine Wandung ist.

Bamboo is a special building material, boasting many properties that do not allow for standard solutions in timber constructions. In bamboo constructions, every stem is used the way it grew, so you can only tell where to use which stalk once you know its diameter and the thickness of its wall. Even the shape of the pipe poses a great challenge, as its thin wall will hold hardly any screw. The traditional binding method, predominantly used in Asia, was out of the question in Chamanga, as it would have required a great deal of technical experience and time. Besides, in Latin America this method has no tradition to speak of and would not have supported the weight of the other building materials involved in this case.

Die Form des Rohrs stellt an sich eine große Herausforderung dar, denn in der dünnen Wandung hält kaum eine Schraube. Das traditionelle Binden von Bambus, das vor allem im asiatischen Raum angewendet wird, kam für das Projekt in Chamanga nicht infrage, da es sehr viel handwerkliche Erfahrung und Zeit erfordert. Das Binden hat in Lateinamerika keine Tradition und derartige Verbindungen sind weniger tragfähig, als es für ein Bauwerk dieser Art notwendig ist. So haben wir eine in Ecuador übliche Bolzenverbin-

The following diagram shows the type of bond used in Chamanga, a type commonly used in Ecuador. It is a standard stud connection with threaded rods which 92


dung mit Gewindestangen gewählt. Die Gewindestangen können als Meterware bezogen und auf der Baustelle gekürzt werden. Mit einem langen Bohrer wird ein Loch durch alle Halme gebohrt und schon kann man das Bambushaus zusammenschrauben. Die Folgegewerke können sehr schnell mit dem Ausbau beginnen. Natürlich ist trotzdem noch einiges an Handarbeit erforderlich. Die Bolzen allein reichen lediglich aus, das Gebäude während der Bauphase zu stabilisieren. Bei höheren Belastungen, wie durch die endgültige Nutzlast und Zusatzlasten, wie Stürme oder Erdbeben, würden die Rohre durch die Bolzen aufgespalten wie mit einer Axt beim Holzspalten. Meist sind die Knotenpunkte und deren Verbindungen die Schwachstellen im Gefüge.

can be purchased by the metre and shortened on site. Use a long drill bit, drill a hole through all of the poles and screw the bamboo house together: done. Now the house can be fitted out, although some manual work is still required. In the construction phase, the bolts alone are sufficient to stabilise the building. Yet under higher pressure – as when the final payload comes to bear on the structure or it is exposed to the additional strain of storms or earthquakes – the bolts might split the pipes like an axe splits a piece of wood. The weak points are usually the junctions and their connections. There are a few major reasons why the nodes are so vulnerable. Changes in the cross-section cause stress peaks, especially when a notch causes socalled „notch stress“. If a thin material merges into a thick one, these stress forces are transferred. As a result, individual fibres are subject to particularly high stress. Of course, this is not the case when the entire element is made of a homogeneous material, as for instance in the case of steel. As a rule, however, fasteners are used, which means that a large carrier (or as in this example a small table leg) is attached to the next component with a few screws or some other fixings. This is why the forces are particularly concentrated in these areas.

Es gibt ein paar wesentliche Gründe, warum die Knotenpunkte bei Überlastung so gefährdet sind: Querschnittsänderungen verursachen Spannungsspitzen – die Kräfte müssen von einem zum anderen Bauteil weitergeleitet werden. Dadurch sind einzelne Fasern besonders hoch belastet. Anders wäre es hingegen, wenn alles aus einem homogenen Material bestünde – wie z. B. bei Stahlt. In der Regel werden aber Verbindungsmittel verwendet. Das bedeutet, dass ein großer Träger mit wenigen Schrauben oder Ähnlichem am nächsten Bauteil befestigt wird. Deshalb konzentrieren sich die Kräfte an diesen Stellen besonders stark.

Another danger to the junctions are joints that can be penetrated by water. To strengthen the joints in this building, we wrapped the stalks in several layers of thin cord and then coated them with epoxy resin. Thus, each pipe is held together like a garden hose by a clamp, which means it can no longer burst.

Weitere Gründe für die Gefährdung der Knotenpunkte sind bei allen Materialien Fugen, in die Wasser eindringen kann.

Even still, under high pressure the thin metal pin can slice through the bamboo. The solution here was to fill the cavities in each bamboo pole with mortar. This has several advantages. The bolt now presses the entire concrete plug against the inner wall of the pipe, and since a bamboo cane has chambers, pressure is built not only on the bamboo wall but also on the partitions. Once the internodes – i.e. the cavities between the nodes – have been filled in, there is another advantage: the tube cannot collapse. Now the threaded rods can be firmly tightened to create a clamping effect. Yet this method also comes with a disadvantage. The many holes drilled into the bamboo increase its susceptibility to insect infestation. Hence, slightly stressed connection points are filled with mortar through a 30 mm filling hole,

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preferably at the top of a chamber. Good concrete technologists can be of help with superplasticiser to make the mortar easier to pour. These measures are sufficient, but if the joints are highly stressed, a large number of small screws is drilled through the bamboo into the fresh concrete. By this process of nailing, the bamboo and concrete are inseparably linked.

Um die Knotenpunkte zu verstärken, werden die Halme mit einer dünnen Schnur mehrfach umwickelt und dann mit Epoxidharz eingestrichen. Wie durch eine Schelle am Gartenschlauch wird das Rohr zusammengehalten und kann nicht mehr aufplatzen. Aber auch ohne aufzuplatzen kann sich der dünne Metallstift bei hohen Belastungen durch den Bambus ziehen. An diesen Stellen kann man die Hohlräume im Bambus mit Mörtel ausfüllen. Das bringt mehrere Vorteile: Der Bolzen drückt nun den ganzen Betonpfropfen gegen die Innenwand des Rohres. Da ein Bambushalm Kammern hat, wird nicht nur gegen die Bambuswand, sondern auch gegen diese Trennwände, die Nodien des Bambus, Druck aufgebaut. Sind die Internodien – also die Hohlräume zwischen den Nodien – ausgefüllt, bringt das noch einen weiteren Vorteil mit sich: Das Rohr kann nicht kollabieren. Die Gewindestangen können jetzt fest angezogen werden und es entsteht eine Klemmwirkung. Leider steigt durch die vielen Löcher, die in den Bambus hineingebohrt werden, die Anfälligkeit für Insektenbefall. Daher werden selbst nur schwach belastete Verbindungspunkte durch ein 30 mm großes Füllloch, möglichst oben an einer Kammer, als Schutz mit Mörtel gefüllt.

If the bolt presses the mortar plug through the chamber walls of the bamboo, the load is introduced evenly into the stalk. This principle can be applied to several chambers in a row. A thus reinforced node is then hardly weaker than an untouched cane, yet it has a distinct advantage. A connection constructed in this way behaves ductile, which means it can escape local overload due to deformation without abrupt failure. Better still, ductile compounds can erode energy. In the event of a strong earthquake, a ductile house will deform (tilt), rather than immediately collapse. That can save lives!

In der Regel reichen diese Maßnahmen aus. Sind die Knoten jedoch hoch belastet, dreht man durch den Bambus in den frischen Beton viele kleine Schrauben. Dadurch entsteht eine Vernagelung und Bambus und Beton sind unlösbar miteinander verbunden. Drückt der Bolzen den Mörtelpfropfen nun auch durch die Kammerwände des Bambus, wird die Last gleichmäßig in den Halm eingeleitet. Dieses Prinzip kann man auf mehrere Kammern hintereinander anwenden. Ein solcher Knotenpunkt ist dann kaum schwächer als der reine Halm. Ein positiver Nebeneffekt ist, dass sich eine derart konstruierte Verbindung duktil verhält. Das bedeutet, dass sie sich einer lokalen Überlastung durch Verformungen entziehen kann, ohne dabei abrupt zu versagen. Im Falle eines starken Erdbebens wird ein duktil konstruiertes Haus sich erst einmal deutlich verformen, statt unmittelbar einzustürzen. Das kann Leben retten!

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Flachstahl mit aufgeschweißten Stegen

Betonfüllung Filled with concrete

Steel plate

Stützen Fußpunkt 1:20 Pillar bottom 1:20 97



05 AKTEURE ACTORS


Akteure Actors

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Die Durchführung des Studio Chamanga war nur durch den Einsatz einer Vielzahl von Akteuren möglich: lokale und internationale Organisationen, Handwerker und Akademiker, Architekten, Bauingenieure, Studierende und Experten, Nutzer, Spender und Unterstützer.

Studio Chamanga would not exist without support from a large team of players – local and international organisations, tradesmen, academics, architects, civil engineers, students, experts, users, donors and other supporters. On average, the contractors have ten volunteers work with the association Opción Más to contribute to the community’s cultural life by running courses in the fields of dance, music, art and theatre, especially for children and young people. They are supported by a local group which is also mainly composed of children and young people but welcomes the iniative of parents and teachers as well as volunteers from other regions, including musicians without borders from Germany. Since the centre was opened, they have organised a wide range of cultural and community projects. The purchase of the land was made possible by the NGO „Mi Cometa“. Soledad and Erica, two members of Opción Más, prepared a delicious daily lunch for us – particular favourites were the fish or prawns with rice and bananas.

Die Bauherren engagieren sich mit rund zehn Personen ehrenamtlich in dem Verein Opción Más und bieten Kulturarbeit besonders für Kinder und Jugendliche im Bereich Tanz, Musik, Kunst und Theater an. Sie werden durch eine Gruppe aus der Gemeinde – zusammengesetzt aus vielen Kindern, Jugendlichen, Eltern und Lehrern – sowie von Volontären aus anderen Regionen, unter anderem auch von den Musikern ohne Grenzen aus Deutschland, unterstützt. Sie organisieren seit der Eröffnung des Centers ein vielfältiges Angebot an Kultur- und Gemeindearbeit. Der Grundstückskauf wurde durch die NGO Mi Cometa ermöglicht. Soledad und Erica, zwei Mitglieder der Opción Más, bereiteten täglich das köstliche Mittagessen für uns zu – vor allem Fisch oder Garnelen mit Reis und Bananen.

Since the earthquake, the young Ecuadorian architectural collective Atarraya got has been involved on the ground and supported the academic network. In a participatory process with Opción Más, Portland State University (PSU) and the University of Tokyo (UT), they have developed a concept for the cultural centre’s use and supported the Munich University of Applied Sciences (HM) in refining its spacial design. In doing so, they have brought together the community of Chamanga and the participating universities, and along the way they proved to be the most important contacts for logistical questions such as accommodation and material procurement. They also deserve credit for hiring the wonderful bus driver Pedríto, who shuttled us back and forth between our accommodation in Mompiche and the construction site in Chamanga, forty minutes one way, every day, rain or shine.

Das junge ecuadorianische Architekturkollektiv Atarraya setzte sich nach der Katastrophe vor Ort ein und unterstützte das akademische Netzwerk. Sie entwickelten in einem partizipativen Verfahren mit Opción Más, der Portland State University (PSU) und der University of Tokyo (UT) das Raum- und Nutzungskonzept für das Kulturzentrum und unterstützten die Hochschule München (HM) in der Präzisierung des Entwurfes. Sie bildeten die Brücke zwischen der Gemeinde Chamanga und den beteiligten Universitäten und waren die wichtigsten Ansprechpartner für logistische Fragen wie Unterkunft und Materialbeschaffung. Sie engagierten auch den großartigen Busfahrer Pedríto, der uns täglich die vierzig Minuten zwischen Mompiche, der Unterkunft, und Chamanga, der Baustelle, hin- und herfuhr. Die Verwaltung der Gemeinde San José de Chamanga unterstützte das Vorhaben in Form eines Guthabens beim lokalen Baumarkt. An den Samstagen gab es die „Minga“, bei der viele Helfer zusammenkamen, um gemeinschaftlich zu arbeiten. Mario, der gerade seine Hochschulreife erhalten hatte, kam täglich auf die Baustelle, um zu helfen. Lokale Facharbeiter unterstützten vor allem die erste Bauphase. Fabian Burbano, ein Allround-Handwerker, Öko-Aktivist und Bambus-Spezialist, gab den Studierendende der HM wertvolle Tipps.

The city council of San José de Chamanga supported the project in the form of a credit at the local DIY store. On Saturdays, there was the „Minga“ where many helpers came together to chip in, helpers like Mario, who had only just finished secondary school and yet came to the construction site every day to lend a hand. Especially in the first construction phase, local craftsmen offered similarly vital support. Fabian Burbano, an jack of all trades, eco-activist and bamboo 101


specialist gave our HM students valuable advice. A local locksmith was engaged for the steel work, while construction machinery and scaffolding were also rented locally.

Ein lokaler Schlosser wurde für die Stahlarbeiten engagiert, Baumaschinen und Gerüste wurden lokal ausgeliehen. Die PSU plante und realisierte den ersten Bauabschnitt mit zwölf Studierenden des Masterstudiengangs Architektur am Center for Public Interest Design (CPID) und der Unterstützung von drei Studierenden der UT sowie Atarraya. Vier Lehrende und Mitarbeiter des CPID sowie drei Lehrende der Fachrichtung Urbanismus und Bauingenieurwesen der UT unterstützten das Projekt fachlich.

The PSU planned and implemented the first phase of construction with twelve students of the Master‘s Programme in Architecture at the Center for Public Interest Design (CPID) and the support of three students of the UT and Atarraya. Further technical support was provided by four teachers and general staff of CPID as well as three UT lecturers in the subject areas of urbanism and civil engineering.

Die HM begleitete die erste Planungsphase per Skype und E-Mail, um das Gesamtkonzept ohne Reibungsverluste weiterentwickeln zu können. Die Planung des weiteren Baus erarbeiteten achtzehn Studierende, zwei lehrende Architektinnen und ein Bauingenieur des Masterstudiengangs Architektur sowie drei Masterstudierende des Bauingenieurwesens, begleitet durch zwei Lehrende. Unter den Studierenden waren ein ausgebildeter Straßenbauer, ein Zimmerer und zwei Tischler. Atarraya und weitere Experten unterstützten die Planung und die Reisevorbereitung. Das Team wurde durch noch einen Zimmerer und eine weitere Studierende der HM als freiwillige Helfer in Ecuador komplettiert.

HM got involved in the first planning phase via Skype and email to help develop the overall concept. Plans for further construction were worked out by eighteen students, two teaching architects and a civil engineer of the Master‘s in architecture as well as three Master‘s students of civil engineering who were accompanied by two lecturers. Among the students were a trained road engineer, a carpenter and two joiners. Meanwhile, Atarraya and other experts supported the planning and travel preparations. The team was completed by another carpenter and student of the HM who had come to Ecuador as volunteers. Yet even with all this professional help, our project would not have become a success without the support of numerous donors, be they relatives, friends, companies, members of the general public or other supporters of student projects. We owe a large debt of gratitude to each and every one of them.

Mit die wichtigsten Akteure in diesem Projekt sind die zahlreichen Spender. Ob Verwandte, Freunde, Interessierte, Unternehmen oder Unterstützer studentischer Projekte – ohne sie kann so ein Projekt nicht realisiert werden.

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NETWORK RESEARCH DESIGN BUILD

Akteure MÜNCHEN,

PORTLAND,

GER

USA

TOKYO, JPN

CHAMANGA, ECU

Client Bauherr

OPCION MAS

PHASE 1

Baltyn Lopez Baltan Sol Godoy Erica Godoy German Baltan

Bauphase 1

THE UNIVERSITY OF TOKYO, JPN

PHASE 2 Bauphase 2

Jun Sato, Mika Araki (engineers) Akiko Okabe + Students

PORTLAND STATE UNIVERSITY, USA

PORTLAND STATE UNIVERSITY, USA

Sergio Palleroni Marta Petteni

Sergio Palleroni Marta Petteni + Alexandra Ruiz Students

ATARRAYA, ECU

ATARRAYA, ECU

Lorena Burbano Sebas Oviedo

Lorena Burbano Sebas Oviedo

Helfer, Chamanga

HOCHSCHULE MÜNCHEN 18 architecture students Architektur Studierende 3 engineer students Bauingenieur Studierende 1 carpenter Zimmerer Prof. Ursula Hartig (FK01) Prof. Lars Schiemann (FK01) LB Ursula Schmid (FK01) Prof. Christoph Dauberschmidt (FK02)

VOLUNTEERS, CHAMANGA Sol + Erica Godoy (cooks) Köchinnen German Baltan (brother Baltyn) Bruder Baltyn Mario Baloy (volunteer) Helfer Fabian (bamboo expert) Bambus Experte locksmith Schlosser Emanuel (material transport) Material Transport Pedro (bus driver) Busfahrer Ernesto Cedeno (hostel owner) Hostel Besitzer

GSEducationalVersion

103

earthquake experts Erdbeben Experten

+ financiers Hochschule München community Chamanga Gemeinde german embassy Ecuador Deutsche Botschaft foundation & companies Stiftungen & Unternhemen privat donors Private Spender students Studierende

studio chamanga RESEARCH DESIGN BUILD


students + faculty

hm architecture Michael Arzberger

ROAD ENGINEER, Lena Baumeister, Katharina Biet, Dennis Brandt, Fabian Fromme WOODWORKER, Cinya Fürstenberger, David Glöckler, Andreas Haberlander, Paul Hacker, Ricarda Hörmann, Regina Keilhacker, Vera Kuisl, Caroline Makowski, Kathrin Pfeffer, Andreas Reiser, Anna-Lena Rischer, Deborah Rosenfeld, Stefan Seifert, Maria Zettl, Prof. Ursula Hartig PROJECTLEAD, Ursula Schmid BAMBOO CONSTRUCTION, Prof. Dr. Lars Schiemann STRUCTURAL ENGINEER

hm structural engineering Ferdinand Loserth + Philipp Bachert TER,

FRAMER/CARPEN-

Sandra Schmid, Prof. Dr. Christof Dauberschmidt, Prof. Dr. Andreas Scholz

portland state university Willy Chandler, Dustin Gerkhardt, Oana Iancu, Thomas Jones, Czarina Joy Ducay, Faith Lindner, Amy Peterson, Ossie Pleasant, Jennifer Rodriguez, Kelsey Sagrero, Lauren Sanchez, Angela Van Duzen, Prof. Sergio Palleroni PROJECTLEAD, Todd Ferry + Marta Petteni + Alejandra Wuiz PROJECT ASSISTENCE

university of tokyo

Mitsuyoshi Kawasaki, Atsuki Ryokawa, Kosuke Sakura, Prof. Akiko Okabe URBANIST, Prof. Jun Sato + Mika Araki STRUCTURAL ENGINEERS

cooperation ecuador

Atarraya: Lorena Burbano + Sebastian Oviedo CONT-

ACT ARCHITECT,

Soledad Vogliano + Santiago Del Hierro + Aimee Maron Local Advisor

client supporters

Opción Más: Soledad Godoy Mejia PRESIDENT, Alberto Lopez Baltán, Ericka Godoy Mejia, Mauricio Gudiño, Nathaly Godoy, Vladimir Patiño Mario Baloy + Pata Deyton + José Godoy + Jon Villegas + Eber Napa +

Marcos Betancourt + Alison Betancourt LOCAL DONATED LABOUR, Leo Benitez + Freddy Godoy WORKER ECUADOR, Eduardo Cevallos BLACKSMITH, Pedro José Leon BUSDRIVER, Mi Cometa NGO GUAYAQUIL, Parroquia de San José de Chamanga, Prof. Dr. Arthur Wolfrum ORGA VEREIN MÜNCHEN, Joachim Marschall Freiherr von Biberstein GERMAN AMBASSADOR ECUADOR

expertise

Valentin Angst FRAMER/CARPENTER GERMANY, Fabian Burbano BAMBOO EXPERT

ECUADOR, Dr. Markus Frühwein + Dr. Barbara Sieber HEALTLIADVICE, Matthias Keestl + Hans Michalke + Markus Dobmeier GUESTCRITIQUE, Sebastian Kaminski EARTHQUAKEEXPERT

sponsors

aniversal gbr, bavaria S.A, bngf, bosch ecuador, brückner architekten gmbh,

burschenverein weidach, conduto ecuador S.A., deutsche botschaft ecuador, deutsches ziegel zentrum süd e.v., fahrenheit gmh, feinkost metzgerei kleeblatt, geosys-eber ingenieure, hacker+zimmer architekten, hans sauer stiftung, hochschule münchen fakultät 01 architektur, hochschule münchen fakutät 02 bauingenieurwesen, hochschule münchen zug II, ingenieurbüro rischer, kath. pfarramt mittenwald, michalke wohnungsbau GmbH, müller-martinek gbr, psh & partner mbh, reinhart + partner architekten, schaller bauartikel, schmitt gmbh, schreinerei pfeiffer, spina executive gmbh, sto-siftung, umstädter bücherkiste, unertl weißbier gmbh, PRIVATE DONATIONS

THANK YOU ! 104


Von links nach rechts | from left to right Hinten | back: Valentin Angst, Vera Kuisl, Michael Arzberger, Sebastián Oviedo, Philipp Bacher, Ferdinand Loserth, Andreas Reiser, Paul Hacker, Fabian Fromme, Katharina Biet, Stefan Seifert Mitte | middle: Ursula Hartig, Lorena Burano, Lena Baumeister, Maria Zettl, Dennis, Regina Keilhacker, Kathrin Pfeffer, Marta, Andreas Haberlander, David Glöckler Vorne | front: Deborah Rosenfeld, Anna-Lena Rischer, Ricarda Hörmann, Caroline Makowski, Cinya Fürstenberger, Pedrito (Busfahrer) Nicht auf dem Bild | not on the picture: Sandra Schmid, Ursula Schmid

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06 EPILOG EPILOGUE


Nachwort Epilogue Regina Schwab, Senior-Projektleitung Qualitätspakt Lehre Projekt ZUG – Für die Zukunft gerüstet Klaus Kreulich, Vizepräsident Lehre

Projekt- und praxisorientierte Lehrformate steigern das Fachinteresse, die Fach- und Methodenkompetenz sowie Team- und Selbstkompetenzen der Studierenden. Durch unser BMBF-gefördertes Qualitätspakt-LehreProjekt ZUG – Für die Zukunft gerüstet (2016–2020) werden Praxisprojekte wie das DesignBuild Studio Chamanga ermöglicht und gefördert.

Not only do project- and practice-oriented teaching formats increase students’ interest in their chosen profession, these formats also build professional and methodological skills and boost personal and intrapersonal competencies. Our BMBF (German Federal Ministry of Education and Research)-supported Qualitätspakt Lehre (“Quality Pact for Teaching” is a joint programme of the Federal Government and the federal states of Germany. Its aim is to improve study conditions and quality of teaching for students at institutions of higher education.) project “ZUG –Equipped for the Future (2016-2020)” makes hands-on projects such as the DesignBuild Studio Chamanga possible and supports such projects once they are up and running.

So konnte für die Dauer des ZUG-Projekts die Professur „Planen und Bauen im internationalen Kontext“ an der Fakultät für Architektur eingerichtet werden, die erstmalig das Lehrkonzept DesignBuild an der Hochschule München durchführte. Das fakultätsübergreifende Projekt mit den zentralen Bezugspunkten „Nachhaltige Entwicklung“ und „Interkulturalität“ ermöglichte es Studierenden der Architek-

The professorship Planning and Building in an International Context for example, implemented the 108


tur und des Bauingenieurwesens, aktive und praktische Lernerfahrungen in Ecuador zu machen. Die Studierenden durchlebten den komplexen Prozess der eigenständigen Planung und Fertigstellung eines Gebäudes im internationalen Kontext. Hierdurch erwarben sie nicht nur planerische, sondern insbesondere auch praktische Fähigkeiten sowie Respekt vor dem Handwerk. Zudem entwickelten sie interkulturelle Sensibilität und Verantwortungsbewusstsein im Kontext ihres späteren Berufsfeldes.

DesignBuild teaching concept at the Munich University of Applied Sciences for the first time. It was established as part of the Faculty of Architecture for the duration of the ZUG project. This inter-faculty project, which focuses on sustainable development and interculturality, provided students of architecture and civil engineering with active and practical learning experiences in Ecuador.  Participants gained first-hand knowledge through the complex process of independently planning and completing a building in an international context. Through this process, they acquired not only planning skills, but also practical skills and an understanding for the different building trades. In addition, they developed intercultural sensitivity and a sense of responsibility in the context of their future professional field.

Das Ergebnis, ein komplexes Gebäude, das in drei Monaten baureif mit Studierenden entworfen und in nur viereinhalb Wochen mit überwiegend handwerklichen Laien gebaut wurde, zeugt von einem hohen Fachinteresse, von Anstrengungsbereitschaft und dem Glauben an die eigenen Fähigkeiten sowie an die Kraft des Teams. Die Zusammenarbeit mit den internationalen Partnern, die dieses Projekt unterstützen, stärkt die Hochschule München als internationalen Standort. Sie befähigt die Studierenden über das Studium hinaus, ein umfassendes Wissens- und Arbeitsnetzwerk zu knüpfen.

The outcome is a complex building that was designed by students in three months and built in only four-anda-half weeks, mainly by amateur craftsmen. It showed a high level of professional interest, the willingness to work hard, the belief in one‘s own abilities, and in the strength of the team. The cooperation with the international partners supporting this project strengthens Munich University of Applied Sciences international position. This international cooperation also enables students to build comprehensive knowledge and professional networks that reach beyond their studies.

Für die Zukunft eines Leuchtturmprojekts wie das DesignBuild Studio Chamanga wäre eine nachhaltige curriculare Verankerung wünschenswert.  ZUG – Für die Zukunft gerüstet Das Projekt ZUG – Für die Zukunft gerüstet (2016– 2020) schafft hervorragende Studienbedingungen für individuelle Lernerfolge an der Hochschule München. Dafür werden in den fünf zukunftsweisenden Handlungsfeldern „Didaktik“, „Digitale Diagnostik“, „Digitale Prüfungen“, „Praxisbezug“ und „Studienwege“ Konzepte erarbeitet und Maßnahmen umgesetzt. Die Projektbeteiligten arbeiten hierzu in stark vernetzten, interdisziplinären Teams zusammen. Die Finanzierung des BMBF-geförderten Projekts ist bis Ende 2020 durch das Förderprogramm Qualitätspakt Lehre gesichert.

To secure the future of lighthouse projects such as the DesignBuild Studio Chamanga, their sustainable inclusion in the curriculum is desirable.  ZUG - Equipped for the future The project ZUG - Equipped for the Future (20162020) creates excellent conditions for individual learning success at the Munich University of Applied Sciences. Project members work together in closely-networked interdisciplinary teams to develop concepts and implement measures within the five forward-looking areas of: Didactics, Digital Diagnostics, Digital Examinations, Practical Relevance, Course of Studies . Funding for the BMBF (German Federal Ministry of Education and Research) -supported project has been secured through the Qualitätspakt Lehre (“Quality Pact for Teaching”) funding program until the end of 2020. 109


110


111


IMPRESSUM | IMPRINT PUBLIKATION | PUBLICATION STUDIO CHAMANGA – Research Design Build Hochschule München, FK 01 Architektur, Studio Chamanga (Hg. | Ed.) München | Munich 2018

BILDNACHWEIS | PICTURE CREDITS © Santiago Oviedo: Fotografien S.10, 72, 73, 75, 108, 110 © Studio Chamanga: alle weiteren Fotografien und Diagramme

GRAFIK | LAYOUT Lena Baumeister, Katharina Biet, David Glöckler, Paul Hacker, Regina Keilhacker

DRUCKEREI | PRINTER Druckerei Walch, Augsburg. Gedruckt auf 120g Plano Plus

SCHAUBILDER | DIAGRAMS Maria Zettl

KONTAKT | CONTACT Hochschule München, Karlstraße 6, 80333 München, architektur@hm.edu

REDAKTION | EDITORIAL OFFICE Lena Baumeister, Katharina Biet, David Glöckler, Paul Hacker, Regina Keilhacker

AUSSTELLUNG | EXHIBITION Hochschule München, grüne Wiese 9. bis 28. Juli 2018

ÜBERSETZUNGEN | TRANSLATIONS Sean Keanny, Lennart Wanner, Sebastián Oviedo, Lorena Burbano, Ursula Hartig

KONZEPT | CONCEPT Michael Arzberger, Lena Baumeister, Katharina Biet, Fabian Fromme, Cinya Fürstenberger, Sophia Forstner, Rebekka Gebauer, David Glöckler, Andreas Haberlander, Paul Hacker, Ricarda Hörmann, Regina Keilhacker, Vera Kuisl, Caroline Makowski, Kathrin Pfeffer, Andreas Reiser, Anna-Lena Rischer, Stefan Seifert, Isabell Stiersdorfer, Maria Zettl

AUTOREN | AUTHORS Philipp Bacher, Bauingenieur, HM Lorena Burano, Atarraya Quito Ursula Hartig, HM Klaus Kreulich, Vizepräsident Lehre, HM Ferdinand Loserth, Bauingenieur, HM Andreas Meck, Dekan, HM Sebastián Oviedo, Atarraya Quito Sergio Palleroni, CIPD Portland State University Marta Petteni, CIPD Portland State University Lars Schiemann, HM Ursula Schmid, srw plan Andreas Scholz, HM Regina Schwab, Senior-Projektleitung ZUG II, HM

FILME | FILMS Sophia Forstner, Fabian Fromme, Stefan Seifert

UNTERSTÜTZUNG | SUPPORT Hochschule München Fakultät 01 Architektur; Hochschule München ZUG II; Hochschule München QualiFIVE; Hochschule München FK 05 Druck- und Medientechnik, Michael Schwarz; aniversal GbR; bab Berufsverband; VfA; BDIA

Studierende der HM: Michael Arzberger, Lena Baumeister, Katharina Biet, Fabian Fromme, Cinya Fürstenberger, Sophia Forstner, Rebekka Gebauer, David Glöckler, Andreas Haberlander, Paul Hacker, Ricarda Hörmann, Regina Keilhacker, Vera Kuisl, Caroline Makowski, Kathrin Pfeffer, Andreas Reiser, Anna-Lena Rischer, Stefan Seifert, Isabell Stiersdorfer, Maria Zettl PROJEKTLEITUNG | PROJECTLEAD Ursula Hartig, Hilde Strobl 112



Ein Kulturzentrum für Chamanga: Bauen lernen und etwas Sinnvolles tun. Nach einem Erdbeben fehlt es im Küstenort Chamanga in Ecuador an Begegnungsstätten und einem Ort für Kultur und Austausch. Im Rahmen einer internationalen Hochschulkooperation (Deutschland, Tokyo und Portland) planten und bauten Studierende in zwei Phasen ein Kulturzentrum für Kinder. Für manche eine Erfahrung, die auch das Bewusstsein für die eigene Kultur sowie die Aufgabe und Rolle als Architekt veränderte.

A cultural centre for Chamanga: learn how to build and do something meaningful. After an earthquake, the coastal town of Chamanga in Ecuador was in dire need of a community centre to provide a place for social and cultural exchange. An international university cooperation (Germany, Tokyo and the US) fielded students from the subject areas of architecture and civil engineering to plan and build such a centre in two phases. It proved to be a massive success for all concerned, and for some of the students the experience even changed their awareness of their culture at home.


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