Abschlussbericht 2010

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Abschlussbericht 2010

Visualisierung des Rรถmischen Kรถln



Einleitung

4

Der erste Projektabschnitt

4

Veränderungen innerhalb der Arbeitsgruppen

5

Neue Zielsetzungen

5

Inhaltliche Überarbeitung des Stadtmodells

8

Prüfung der Stadtmodelle durch die Archäologen

8

Kapitolstempel; Rundtempel; Dionysosvilla

9

Forum (Säulenhalle, Marktgebäude, Basilika)

9

Stadtmauer; Nordtor; Gelände

10

Gräberstraßen; Hafentor; Thermen

11

Weiterentwicklung der Echtzeitanwendung

14

Die erste Version der Anwendung

14

Anforderungen; Konzeption

15

Informationsarchitektur; Funktionen der Anwendung

15

Modus »Römisches Köln«

16

Modus »Rekonstruktions­grundlagen«

16

Modus »Heutiges Köln«

17

Einarbeitung der Befunde in das Stadtmodell

18

Installation im RGM

24

Evaluationsphase

26

Evaluierung der Anwendung; Studierende als objektive Beobachter

26

Evalutationsmethodik; Ergebnis der Untersuchung

26

Öffentlichkeitsarbeit

30

Resümee

32

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Inhalt | 3


Einleitung D

er folgende Abschlussbericht gliedert

aus Archäologen, Bauforschern, Desig-

als Basis für den Prototyp eines interakti-

sich in neun Kapitel. In den nächsten

nern und Informatikern rekonstruierte in

ven Tisches mit dessen Hilfe das Team die

drei Kapiteln wird ausführlich die

Zusammenarbeit das römische Köln des

Forschungsergebnisse in der „Langen Nacht

Weiterentwicklung und Realisierung der Co-

2. Jahrhunderts n. Chr. als echtzeitfähiges

der Kölner Museen“ dem breiten Publikum

lonia3D-Anwendung beschrieben. Der darauf

Computermodell. Dabei erarbeitete das Team

zum ersten Mal präsentierte.Veränderungen

folgende Teil widmet sich der Ausstellung im

eine effiziente und zuverlässige Vorgehens-

innerhalb der Arbeitsgruppen

Römisch-Germanischen Museum (RGM, Köln)

weise für die digitale Rekonstruktion der

und den daraus resultierenden Maßnahmen

komplexen Gebäudemodelle und deren

wie z.B. der Evaluation der Anwendung. Ab-

Übernahme in eine echtzeitfähige 3D-

schließend richten wir unseren Blick auf die

Softwareanwendung. Diese Vorgehensweise

Öffentlichkeitsarbeit des Projektteams und

wurde im ersten Projektbericht detailliert

ziehen eine Endbilanz des Projekts.

beschrieben. Erkenntnisse und Verfahren aus der ersten Phase wurden natürlich auch

Der erste Projektabschnitt

in der zweiten Phase verwendet. In dieser Publikation werden deshalb nur Veränderungen und Optimierungen dieser Abläufe

Die erste Projektphase konzentrierte sich in

genauer erörtert. Bereits im ersten Projekt-

erster Linie auf die Erstellung des virtuellen

abschnitt wurde außerdem eine Schnittstelle

Stadtmodells. Ein interdisziplinäres Team

für Adobe Flash implementiert. Diese diente

4 | Einleitung

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Veränderungen innerhalb der arbeitsgruppen Insgesamt hat sich die Struktur mit den drei Arbeitsgruppen in der ersten Projektphase bewährt und wurde deshalb beibehalten. Allerdings gab es Veränderungen innerhalb der einzelnen Gruppen bei jedem beteiligten Institut.

Projektleitung

Projektleitung

Prof. Dr. Heinzelmann

Michael Eichhorn

Universität zu Köln

KISD

Archäologie

Design

Projektleitung

Prof. Dr. Döllner HPI

Informatik

Universität zu Köln

Fachhochschule Köln (KISD)

Hasso Plattner Institut (HPI)

Die Leitung auf der archäologischen

Das Team der KISD wurde von Dipl. Des.

Auch bei dem Team im Fachgebiet Compu-

Seite lag jetzt in den Händen von Prof. Dr.

Michael Eichhorn geleitet. Mit der gestalte-

tergrafische Systeme unter der Leitung von

Heinzelmann (Archäologisches Institut der

rischen und technischen Umsetzung waren

Prof. Dr. Jürgen Döllner kam es zu Verände-

Universität zu Köln). Für die Koordination

Herr Dipl. Des. Rafael Pokorski und Herr

rungen. Für die gesamte Programmierung

der archäologischen Änderungen im bereits

Dipl. Des. Claus Daniel Herrmann betraut.

war nun Dipl.-Inform. Matthias Trapp

bestehenden 3D-Modell und für die baufor-

Sie wurden dabei zeitweise von Frau Dipl.

zuständig. Er wurde bei der Entwicklung der

scherischen Arbeiten war Frau Janine Leh-

Ing. Simone Lamberts und studentischen

Software von studentischen Mitarbeitern

mann, M.A. verantwortlich. Sie wurde dabei

Mitarbeitern unterstützt.

unterstützt.

insbesondere von Prof Dr. Heinzelmann und PD Dr. Alfred Schäfer (Römisch-Germanisches Museum) fachlich beraten.

neue zielsetzungen Das bestehende Stadtmodell sollte in dieser Projektphase zu einer interaktiven Anwendung ausgebaut werden. Dabei sollten die Nutzer die Möglichkeit bekommen für alle relevanten Modelle der Stadt archäologische und baugeschichtliche Daten abrufen zu können. Außerdem sollte das Modell um eine weitere Ebene mit Grabungsergebnissen erweitert werden. Das Endziel war die Präsentation der Forschungsergebnisse innerhalb einer musealen interaktiven Anwendung.

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Einleitung | 5


6 |Â Einleitung

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Einleitung | 7


Inhaltliche Überarbeitung des Stadtmodells U

m das Modell als Ausstellungsstück innerhalb des RGM fest zu instal-

Prüfung der Stadtmodelle durch die Archäologen

lieren, bedurfte es einer weiteren

Kapitolstempel Die größten Änderungen am Kapitols­tempel

inhaltlichen Prüfung der einzelnen Stadtmo-

Die Expertengruppe hat zuerst die einzelnen

gab es nach der Neusichtung der Befunde im

delle durch eine Expertengruppe, bestehend

Maßnahmen beschlossen und die einzelnen

Bereich der Temenosmauer: Ihre architekto-

aus Vertretern des Archäologischen Instituts

Pakete an die entsprechenden Fachleute

nische Gliederung mit Nischen und Pilastern

der Universität zu Köln sowie Vertretern des

weitergeleitet. Diese Bauobjekte wurden

wurde fast vollständig überarbeitet. Die

RGM. Diese Vorgehensweise stellte sicher,

anschließend in mehreren Zyklen zusammen

Platzanlage wurde an allen vier Seiten von

dass das überarbeitete Stadtmodell den

mit den Designern der Köln International

einer Portikus umgeben. Zudem wurde die

zukünftigen wissenschaftlichen Diskursen

School of Design (KISD) überarbeitet. Bei

Terrassenanlage bis zur Stadtmauer geführt.

standhalten kann. Neue Erkenntnisse wer-

ihren regelmäßigen Treffen hat die Experten-

Das Modell des Tempels war weitgehend an-

den sicherlich in der Zukunft zu Verände-

gruppe die Ergebnisse der Korrekturen ge-

gemessen, so dass sich die Änderungen auf

rungen innerhalb des Modells führen. Ein

prüft. Nach der endgültigen Freigabe erfolgte

einige Details beschränkten: Anstatt der re-

virtuelles Stadtmodell kann aber schnell und

die Fertigstellung und Vorbereitung der

konstruierten Außengliederung mit Pilastern

relativ einfach angepasst werden.

neuen Gebäudekomplexe für die Echtzeitan-

wurden Halb­säulen ergänzt. Die Dachakrote-

wendung. Der folgende Abschnitt beschreibt

re und die Gestaltung des Giebelfeldes sowie

die wichtigsten Änderungen innerhalb des

die Bauinschrift wurden entfernt, da sie sich

neuen Stadtmodells.

auf keinen Befund stützen.

Kapitolstempel vor und nach der Überarbeitung

8 | Inhaltliche Überarbeitung des Stadtmodells

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Rundtempel Der Rundtempel mit seiner Umgebungsmauer wurde komplett überarbeitet; d.h. die bislang sehr detaillierte Rekonstruktion des Tempels wurde zurückgenommen, indem der Bau auf einen schemenhaften Unterbau und einen inneren und äußeren Rundkörper mit Dach reduziert wurde. Diese Darstellungsweise spiegelt die bislang geringen Kenntnisse der Archäologen in diesem Bereich der Stadt wider. Die Platzanlage wurde analog zum Kapitolstempel mit einer umgebenden Portikus rekonstruiert. Die Ausdehnung der Platzanlage wurde hingegen beibehalten.

Rundetempel nach der Überarbeitung

von E. Will für Bavay. Die rekonstruierte Balustrade sowie der Rankenfries wurden entfernt, da es für sie keine Indizien gibt. Ein rückwärtiger Treppenaufgang der Säulenhalle konnte sich nach Überprüfung der Befundsituation nicht bestätigen, weshalb dieser getilgt wurde. Da die Säulenhalle nun nur noch an den äußeren Enden Aufgänge besaß, wurde im Zentrum der Platzanlage nach dem Vorbild in Arles ein weiterer Treppenaufgang ergänzt. Die Freifläche im hinteren Bereich der Säulenhalle wurde in eine Flächenbebauung mit Häusern umgewandelt. Für den rekonstruierten Postamentsockel im Zentrum der Anlage ist die runde Form

Forum (Säulenhalle, Marktgebäude, Basilika)

Dionysosvilla nach der Überarbeitung

ar­ch­äologisch nicht nachweisbar. Sie wurde in ein rechteckiges Postament umgewandelt. Aufgrund des minimalen Befunds konnte al­­ lerdings nicht entschieden werden, was an

In diesem Bereich mussten mehrere

Dionysosvilla

Detailänderungen vorgenommen werden.

dieser Stelle tatsächlich zu rekonstruieren ist. Die Marktgebäude wurden entsprechend

So wurden die Fenster der Forumshalle auf-

dem Vorbild in Xanten verändert; d.h. es

Als problematisch bei diesem Befund stellte

grund von Vergleichsbeispielen verkleinert

befinden sich nur noch Säulenhallen an den

sich die Dachlandschaft des Gebäudes dar.

und eine fehlende Abwasserrinne ergänzt.

Längsseiten. Eine Umgestaltung der Basilika

Zentrale Frage war, ob das Gebäude einstö-

Als Modellvorlage dient die Rekonstruktion

erschien nicht notwendig.

ckig oder zweistöckig zu rekonstruieren ist. Zudem wurde die bestehende homogene Dachlandschaft bei der bis dahin zweistöckigen Rekonstruktion abgelehnt. Demzufolge wurde alternativ zu der zweigeschossigen Rekonstruktion ein Modell mit einem Geschoss entwickelt, um beide Rekonstruktionsmöglichkeiten darstellen zu können. Als Grundlage für die eingeschossige Variante diente die Vorlage von Fremersdorf. Die zweistöckige Rekonstruktion wurde bis auf die Senkung des Daches im südlichen Flügel und die Neugestaltung der Gartenanlage beibehalten. Der Nutzer kann beide Versionen innerhalb der Anwendung betrachten. Forum nach der Überarbeitung

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Inhaltliche Überarbeitung des Stadtmodells | 9


Stadtmauer nach der Überarbeitung

Stadtmauer

Nordtor

Die Stadtmauer, die sicherlich zu den kom-

Da es sich um ein Zwingertor handelt, wurde

plexesten Rekonstruktionen gehört, wurde

das bis dahin rekonstruierte Torhaus nach

ebenfalls stark überarbeitet. Als wichtigste

innen hin offen mit einer umlaufenden

Veränderung kann man den Austausch der

Plattform gestaltet (diese setzt auf Höhe des

Zinnen betrachten, sowohl ihre Form wie

Laufgangs der Stadtmauer an). Dementspre-

auch ihre Anordnung wurden angepasst.

chend wurde die Arkadenkonstruktion und

Die Dachkonstruktion bei allen Normaltür-

das Dach entfernt. Diese Torrekonstrukti-

men im überarbeiteten Modell ist mit einer

on, wie auch alle anderen, erhielt danach

Schieferdeckung belegt, der Leitereingang

die überarbeiteten Zinnen. Die Tortürme

wurde entfernt. Gemäß der Überlieferung

wurden nach dem Vorbild der Mauertürme

wurden weitere Türme mit Mosaikelementen

nur in eckiger Ausführung gestaltet. Zudem

ergänzt. Bislang konzentrierte sich diese

wurde die vorgelagerte hölzerne Brücken-

Ornamentierung auf den noch erhaltenen

konstruktion in eine Steinbrücke umgewan-

sogenannten Römerturm. Im Westen der

delt und auf die Breite des Mitteldurchgangs

Stadt entstand ein Wasserkastell, es handelt

der Toranlage reduziert.

Nordtor nach der Überarbeitung

sich dabei um das Abschlussstück der bereits bestehenden Wasserleitung.

Gelände und eine Gräberstraße mit der großen Erweiterung

Gelände

Gräberstraßen

Auf Wunsch des RGM wurde auch das

Durch die Verbesserungen der Echtzeitan-

umgebende Gelände erweitert. Acht weitere

wendung ließen sich in das neue Modell alle

Geländequadranten ergänzen jetzt das Stadt-

Gräberstraßen integrieren. Neben der bereits

feld, der Rhein wurde gleichzeitig in beide

vorher enthaltenen Luxemburgerstraße be-

Richtungen erheblich verlängert.

finden sich jetzt also drei weitere Gräberstraßen in der Anwendung: im Norden die Neusserstraße, im Westen die Aachenerstraße und im Süden die Severinstraße. Außerdem liegt im Norden der Stadt auch ein großes Gräberfeld. Die Verteilungsdichte der Gräber ist archäologisch belegt, der genaue Standort der einzelnen Grabanlagen jedoch nicht.

10 | Inhaltliche Überarbeitung des Stadtmodells

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Hafentor Das 3D-Modell des Hafentors wich bereits zu

Modell des Befunds abzugleichen, wurde das

Projektbeginn vom aktuellen Wissenstand

Tor erneut überarbeitet. Am auffälligsten ist

ab, der sich durch die neuen Befunde weiter-

die neue Form der Torlaibung, die genau an

entwickelt hatte. Um das Hafentor auf den

die gefundenen Steinformen angeglichen ist.

aktuellen Stand zu bringen und mit dem 3D-

Hafentor mit Befunden und neuer Torlaibung

Thermen Anhand der neuen Erkenntnisse aus den Ausgrabungen im Bereich Cäcilienkloster konnten auch die Thermen diesen Ergebnissen angepasst werden. Das bisherige Modell war nach dem alten, fehlerhaften Grundrissplan mit sehr hypothetischen Baueinheiten (teilweise spätantiken Strukturen) erstellt worden. Das existierende Modell wurde komplett zurückgenommen und nach dem aktuellen Grabungsplan des Römisch-Germanischen Museums rekonstruiert. Demnach ist nur noch ein Ausschnitt im westlichen Bereich der insula (Häuserblock)gesichert, dessen Raumabfolge zudem nicht eindeutig ist. Aufgrund dieser disparaten Befundsituation wurde ein Volumenmodell erstellt; d.h. Kuben mit Dächern für den unsicheren Bereich. Als Vorlage hierzu diente die besser erhaltene Thermenanlage in Xanten. Die rekonstruierten Thermen umfassen nun im Gegensatz zu dem Vorgängermodell eine insula (Häuserblock), da dieser Gebäudetyp in der Regel eine solche Wohneinheit einnimmt. Thermen nach der Überarbeitung

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Inhaltliche Überarbeitung des Stadtmodells | 11


12 |Â Inhaltliche Ăœberarbeitung des Stadtmodells

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Abschlussbericht 2010

Inhaltliche Ăœberarbeitung des Stadtmodells | 13


Weiterentwicklung der Echtzeitanwen dung D

ieses Kapitel beschreibt die Weiter-

tiert. Das steigert den Erlebnischarakter der

rung der Anwendung notwendig. Der erste

entwicklung der Echtzeitanwendung

Anwendung und erleichtert die Nutzung für

Prototyp diente also als Vorlage, die bereits

zu einer interaktiven Installation

große Gruppen. Gleichzeitig konnten die

programmierten Module ließen sich nicht 1:1

für das RGM. Neben der Vorgehensweise bei

Besucher die wichtigsten Punkte innerhalb

übernehmen.

der Entwicklung erklärt dieser Teil auch den

des Modells mit Hilfe eines interaktiven

Aufbau und die genaue Funktionalität der

Tisches ansteuern. Dieser öffentliche Aufbau

fertigen Anwendung.

erlaubte die ersten Beobachtungen der

Anforderungen

Nutzer. Die Auswertungen dieser Beobachtungen flossen später in die weitere

Als erstes hat das Team gemeinsam mit dem

Entwicklung ein. Außerdem bestätigte diese

RGM die Ziele und die Anforderungen an die

erfolgreiche Veranstaltung den musealen

interaktive Präsentationsanlage festgelegt.

Der aus der ersten Projektphase stammende

Nutzwert der Anwendung für die Stadt Köln.

Den Abgabetermin bestimmte die Landesau-

Prototyp der Präsentationsanwendung diente

Aufgrund der guten Erfahrungen mit dem

stellung, in deren Rahmen das Endprodukt

als Basis für die Weiterentwicklung. Diese

Grundaufbau des Prototyps, entschloss man,

der Öffentlichkeit präsentiert werden sollte.

erste Version wurde in der „Langen Nacht

sich die Aufteilung der Anwendung auf zwei

Aus diesen Vorgaben ließ sich ein genauer

der Kölner Museen“ der breiten Öffent-

Bildschirme beizubehalten. Um eine stabile

Produktionsablauf herleiten.

lichkeit vorgestellt. Das Stadtmodell wurde

und ausbaufähige Lösung zu entwickeln, war

dabei auf einer großen Leinwand präsen-

allerdings eine komplette Neuprogrammie-

Die erste Version der Anwendung

Die dabei notwendigen Tätigkeiten lassen sich zu folgenden Punkten zusammenfassen: Analyse der Zielgruppe, Analyse der Rahmenbedingungen, Analyse von bestehenden Lösungen, Analyse der vorliegenden Informationsquellen, Analyse der technischen Bedingungen, Entwerfen einer Lösung, Erstellung eines Pflichtenhefts, Überprüfung der Lösung durch die Projektteilnehmer, Erstellung eines Produktionsplans, Produktion, Überprüfung der Anwendung mit ausgewählten Benutzern, Aufbau der Installation.

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Abschlussbericht 2010


Konzeption

neuen Anwendung entwickelten die Designer

und könnten durch ihre unsachgemäße Be-

auch einfache schematische Darstellungen

handlung die Rechner beschädigen oder das

von allen Interaktionszuständen in der

System zum Absturz bringen. Um eine zuver-

den ersten Prototypen hat sich das Team

zukünftigen Software. Durch diese Schritte

lässige Nutzung zu gewährleisten, müssen

entschlossen, die Hauptnavigation und somit

vermeidet man logische Fehler im Bedie-

auch solche Rahmenbedingungen Beachtung

den Hauptzugang zum Stadtmodell mit Hilfe

nungskonzept und erleichtert gleichzeitig die

bei der Konzeption finden.

von Hotspots umzusetzen. Bei den Hotspots

spätere Programmierung der Funktionalität.

handelt es sich um die wichtigsten Plätze

Alle Abläufe innerhalb der Software werden

innerhalb der Rekonstruktion, also einzelne

hier im Vorfeld definiert, überprüft und ver-

Bauwerke oder Gebäudekomplexe der römi-

bessert. Änderungen im späteren Projektab-

Aufgrund der guten Erfahrungen mit

Informationsarchitektur Wie bereits oben beschrieben, handelt es sich hier um die Informationsstruktur der Anwendung. Auf der ersten Ebene befinden sich die Hotspots, die aktuelle Version der Anwendung enthält neunzehn dieser Punkte. Für jeden Punkt gibt es wiederum drei verschiedene Themenschwerpunkte: Als erstes die allgemeinen Informationen, es handelt sich dabei um eine kurze Übersicht über die Funktionen und Besonderheiten des jeweiligen Gebäudes. Als zweites die Rekonstruktionsgrundlagen, hier befinden sich die Informationen über die Grundlagen, die

schen Stadt. Im zweiten Schritt entstand die

lauf - also während der Programmierungs-

zu der letztendlich sichtbaren Rekonstrukti-

Informationsarchitektur, gemeint ist hiermit

phase - sind wesentlich aufwendiger und

onsform geführt haben. Der dritte und letzte

die Definition der Informationsstruktur in-

damit kostspieliger.

Themenschwerpunkt beschreibt den Bezug

nerhalb der Anwendung. Mit diesem Wissen

Nach einer Zwischenabnahme durch das

konnten die Archäologen im Anschluss alle

RGM konnte nun die eigentliche Produk-

notwendigen Daten für die einzelnen Hot-

tion starten. Die Anwendung wirkt nach

spots zusammentragen und die notwendigen

außen zwar wie ein Programm, sie besteht

Texte formulieren. Gleichzeitig konnten

allerdings in Wirklichkeit aus zwei Kom-

die Designer die neue Oberfläche für den

ponenten, die jeweils auf einem separaten

interaktiven Tisch entwerfen, der gestiege-

Rechner laufen. Diese Konfiguration bietet

ne Informationsumfang machte dabei eine

eine höhere Rechenleistung und erlaubt

komplette Neuentwicklung nötig. Neben der

damit einen flüssigen Ablauf der Präsen-

Ausarbeitung der visuellen Erscheinung der

tation. Die 3D-Echtzeitanwendung ist für

zum heutigen Köln.

die Darstellung des Stadtmodells zuständig und erzeugt entsprechend die Bilder für die große Leinwand. Hier ist ein Rechner mit einer leistungsstarken Grafikkarte gefordert. Trotz der umfangreichen Optimierungen der Modelle im Vorfeld, benötigt die Grafikkarte viel Rechenleistung und Speicher, um das Modell flüssig darzustellen. Angepeilt ist dabei eine Bilderzeugungsrate von ca. 30 Bildern pro Sekunde. Eine Beschreibung der Konvertierung und Optimierung der Modelle erfolgte bereits im ersten Bericht. Der zweite Rechner ist für die Anzeige der Informationen auf dem interaktiven Tisch zuständig. An dieser Stelle sind die Anforderungen an die Hardware deutlich geringer, ein handelsüblicher Bürorechner

Funktionen der Anwendung

ist für den Zweck ausreichend. Allerdings darf dieser Rechner nur geringe Mengen Ab-

Die Informationsarchitektur bestimmt

wärme produzieren. Beide Geräte befinden

maßgeblich das Erscheinungsbild und die

sich nämlich in einem Schrank unterhalb des

Funktionalität der fertigen Anwendung.

Tisches. Diese besondere Konstruktion ist für

Wir finden deshalb in der Anwendung in

ein Museum sehr wichtig: Junge Besucher

der Hauptnavigation die neunzehn Hotspots

versuchen häufig die Geräte zu erreichen

wieder. Gleichzeitig verfügt die Anwendung

Abschlussbericht 2010

Weiterentwicklung der Echtzeitanwendung | 15


Modus »Rekonstruktions­ grundlagen«

über drei verschiedene Modi, mit deren Hilfe

modell«, hier erfolgt keine Aktivierung der

der Benutzer jederzeit zwischen den drei

Orbitalnavigation. Der Benutzer kann sich

oben beschriebenen Themenschwerpunkten

vollständig frei bewegen und ähnlich wie

(Rekonstruktion, Rekonstruktionsgrundla-

mit einem Hubschrauber die gesamte Stadt

Dieser Modus erlaubt den Blick auf die Be-

gen, Bezug zur Gegenwart) für das aktive Ge-

überfliegen. Dieser Hotspot besitzt aufgrund

funde und Fundstücke, die zu den entspre-

bäude wechseln kann. Im Folgenden werden

des besonderen Verhaltens eine hervorgeho-

chenden Rekonstruktionen geführt haben.

die drei Modi genauer beschrieben, wobei

bene Stellung innerhalb der Navigation. Die

Die Anzeige auf der Leinwand wechselt voll-

die Erscheinung von der Leinwand und dem

Geschwindigkeit der Kamera steht in Zusam-

ständig ihre Darstellung. Die Nutzer sehen

interaktiven Tisch jeweils eine einzelne Be-

menhang mit der Sichthöhe. Das bedeutet,

jetzt eine stilisierte Darstellung des Geländes

schreibung bekommt. Ein vollständiges Bild

dass der Benutzer auf dem Bodenniveau eine

mit der Anzeige der einzelnen Befunde als

kann eine schriftliche Beschreibung natür-

geringere Geschwindigkeit entwickeln kann

dreidimensionale Körper. Auf dem inter-

lich niemals liefern, das kann nur durch die

als z.B. in 100 Meter Höhe über der Stadt.

aktiven Tisch wird für jeden Hotspot eine

aktive Nutzung des Systems entstehen.

Dieses Verhalten erleichtert Bewegungen in niedriger Höhe und verhindert Kollisionen

Modus »Römisches Köln«

mit den Objekten in der Szene. Um den Benutzer dabei zu unterstützen, nicht unerwünscht in die leeren Gebäude

Dieser Modus dient zum Erforschen der

einzutauchen, wurde in die neue Version der

Rekonstruktion, ähnlich einer Rundfahrt

Anwendung eine Kollisionskontrolle einge-

durch eine echte Stadt. Die Reihenfolge

baut. Für die Berechnung der Kollisionen

der Stationen kann der Besucher selbst

kann allerdings nicht die komplexe Geome-

Übersicht der einzelnen Befunde angezeigt. Die Fotos der Originale werden in Form eines sogenannten Cover Flows präsentiert. Dieser bestimmen, das Interface suggeriert aber

trie der Stadt direkt herangezogen werden,

Anzeigeform kann man z.B. bei Smartphones

gleichzeitig einen möglichen Ablauf. Durch

die Geschwindigkeit der Anwendung wäre

begegnen, sie eignet sich gut für berührungs-

das Auswählen eines Hotspots in der

dadurch zu gering. Die Berechnung der

sensitive Oberflächen. Nach der Auswahl

Hauptnavigation oder auf der Landkarte

Kollisionen erfolgt deshalb mit Hilfe von

des Befundstücks bringt ein Kameraflug den

startet der Nutzer einen Kameraflug zum

groben und unsichtbaren Modellen. Diese so

Benutzer an die richtige Stelle innerhalb der

Ziel. Nachdem die Kamera das Zielgebäude

genannten Kollisionsmodelle gibt es folglich

Stadt und das aktive Stück wird farblich

erreicht hat, aktiviert die Anwendung die

für alle Gebäude in der Stadt.

hervorgehoben. Jetzt kann das Objekt wieder

Orbitalnavigation. Dabei kann der Nutzer

mit Hilfe der Spacemaus von allen Seiten

sich frei um den aktiven Hotspot bewegen, er

betrachtet werden. Zusätzlich besteht die

blickt allerdings immer in dessen Richtung.

Möglichkeit, die Rekonstruktionen temporär

Für die freie Steuerung der Kameraposition

mit Hilfe eines Schiebereglers einzublenden,

steht eine Spacemaus zur Verfügung. Dieses

um so die Position des Befunds innerhalb des

Eingabegerät ermöglicht die Bewegungen

Gebäudes genauer zu untersuchen. Auf dem

und Drehungen, vergleichbar mit einem

interaktiven Tisch erscheint gleichzeitig ne-

Joystick, allerdings entlang aller räumlichen

ben dem Foto des Originalstücks eine kurze

Achsen. Diese Art der Navigation erfordert

Beschreibung.

etwas Übung, deswegen ist die Anwendung so konzipiert, dass auch eine Bedienung ohne die Spacemaus möglich ist. Eine andere Ansatzweise verfolgt der Hotspot »Gesamt-

16 | Weiterentwicklung der Echtzeitanwendung

Abschlussbericht 2010


Modus »Heutiges Köln« dass die Anzeige horizontal in der Mitte in

masteuerung für den aktiven Punkt ein. Mit

Der letzte Modus erlaubt dem Benutzer

zwei gleich große Bereiche geteilt wird. Der

der Steuerung kann die Blickrichtung frei be-

den direkten Vergleich der wichtigsten

Betrachter sieht zwei Panoramen unterein-

stimmt werden, so gelingt eine sehr elegante

Plätze innerhalb des römischen Kölns mit

ander. Das obere Panorama zeigt uns den Ort

Gegenüberstellung der Plätze von heute und

der Situation an der entsprechenden Stelle

des Hotspots im heutigen Köln, das untere

damals. Besonders schön funktioniert dieser

in der modernen Stadt. Für diesen Zweck

Panorama die gleiche Stelle vor zweitausend

Vergleich an den Orten, wo sich bis heute

wechselt die Anwendung auf der Leinwand

Jahren. Der interaktive Tisch blendet gleich-

in der Stadt römische Überreste erhalten

in eine Splitscreen-Darstellung. Das bedeutet,

zeitig Textinformationen und eine Panora-

haben, z.B. am Römerturm.

Abschlussbericht 2010

Weiterentwicklung der Echtzeitanwendung | 17


Einarbeitung der Befunde in das Stadtmodell

modell umgewandelt. Eine anschließende Retopologisierung mit dem OpenSource-Tool Blender verringerte die Polygonmenge

Für den oben beschriebenen Modus »Rekon-

und lieferte saubere und echtzeittaugliche

struktionsgrundlagen« war die Konstruktion

Topologie.

von zahlreichen Befunden notwendig. Im

Befund-Zeichnungen des Hafens enthiel-

folgenden Abschnitt werden die Beson-

ten einen Teil des Tors und der angren-

derheiten der wichtigsten Befunde kurz

zenden Stadtmauer sowie die genaue Lage

beschrieben. Insgesamt erstellte das Team

des Kanals, der aus der Stadt in den Hafen

ein Befundmodell für die gesamte Innenstadt

mündete. Sie lagen als im Raum angeordnete,

inklusive der Stadtmauer.

zweidimensionale CAD-Zeichnungen vor. Durch Extrusion wurden die zweidimensionalen Zeichnungen zu dreidimensionalen Körpern.

Dionysosvilla Einer der wichtigsten Befunde innerhalb der Stadt ist sicherlich das weltberühmte Dionysosmosaik. Seine Lage und Größe innerhalb der Rekonstruktion wird dem Besucher genau angezeigt. Das Mosaik mit Dionysos und seinem Gefolge lag im Westen

Hafentor

des Hauses. Das Mosaik ist streng geometrisch aus Quadraten, Achteckfeldern und

Durch aktuelle Grabungen sind während des

Rauten aufgebaut. In der Mitte des Mosaiks

Projektverlaufs neue Erkenntnisse über die

wird ein trunkener Gott von einem Gefähr-

Beschaffenheit des Hafenbereichs gewon-

ten gestützt. Seine Attribute Weinlaubkranz,

nen worden. Die Befunde wurden von den

Stab (Thyrsos), Trinkbecher (Scyphus) und

Archäologen in Form von Zeichnungen und

Panther kennzeichnen die zentrale Gestalt

3D-Scans festgehalten. Die 3D-Scanner-Daten

als Dionysos. In den umliegenden Bildfeldern

wurden von den Designern in ein echtzeitfähiges 3D-Modell überführt und durch 3D-Versionen der Zeichnungen ergänzt. Der resultierende 3D-Befund ist in der Colonia3D-Anwendung verortet und abrufbar. Die Auswertung eines 3D-Scans lieferte dem Projekt zum ersten Mal dreidimensionale Ausgangsdaten. Die Punktwolke des Hafenbeckens und mehrerer Holzpfosten wurden mit Hilfe von Geomagic – einer auf die Verarbeitung von 3D-Scans spezialisierten Software – gesäubert und in ein Polygon-

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Abschlussbericht 2010


tanzen und musizieren Satyrn und Silene,

Praetorium

Maenaden und der Hirtengott Pan. Die

Das Praetorium war der Amtssitz des Vertre-

geometrische Gliederung, die Setztechnik der

ters des Kaisers am Rhein, des Statthalters

Steine und der Stil der Figuren führen in die

der Provinz Niedergermanien. Der Statthal-

ersten Jahrzehnte des 3. Jahrhunderts n. Chr.

ter war der Oberbefehlshaber aller Heeres-

Vielleicht war hier eine rheinisch-mosellän-

verbände in der Provinz.

dische Werkstatt an der Arbeit.

Das Praetorium war repräsentatives Zentrum der politischen und militärischen Macht und zugleich Sitz der Zentralverwaltung.

Thermen

Das Praetorium wurde mehrfach aus- und

Für die Thermen werden vier Gebäudeflügel

umgebaut. Das virtuelle Modell zeigt die letz-

angenommen, die sich rechtwinklig um den

te große Bauphase im Zustand der 2. Hälfte

Innenhof (palaestra) gruppieren. Eindeutig

des 4. Jahrhunderts n. Chr.

gesichert ist nur der Flügel im Osten. Im

Modell wurden diese im Grundriss gesicher-

Kapitolstempel

Stadtmauer

ten Gebäude mit Fenstern versehen, um

Reste der mächtigen Fundamentmauern des

Mit ihren zahlreichen oberirdischen und

sie von den hypothetisch ergänzten Bauten

Tempels sind noch bis zu einer Höhe von 4m

in Tiefgaragen oder Kellern zugänglichen

(geschlossene Wandflächen) abzusetzen.

unter der Kirche St. Maria im Kapitol erhal-

Mauer- und Fundamentresten ist die fast 4

Die beiden nördlichsten Bauten dieser

ten. Sie bestehen aus Gussmauerwerk (opus

km lange römische Stadtmauer im heutigen

Raumfolge im Osten werden aufgrund ihres

caementicium). Für den Tempel lässt sich

Stadtbild präsent. Ihr Verlauf und die Anzahl

Heizsystems mit Heizkanälen und Hypo-

eine Grundfläche von 29,5 x 41m rekonstru-

der Tore und Türme sind sicher zu bestim-

kausten (Ziegelpfeiler mit darüber liegenden

ieren. Durch Fundamentmauern im Inneren

men.

Fußbodenplatten) als Heißbad (caldarium)

zeichnen sich drei langgestreckte Räume (cel-

interpretiert. Die 15m breite Apsis des nörd-

lae) ab. In ihnen waren die Kultstatuen für

Teilen aus einem Gusskern (opus caementi-

lichen Heißbades und die drei Wandnischen

die drei Gottheiten Jupiter, Juno und Minerva

tium) mit Schalen aus Grauwacke-Quadern.

des zweiten Heißbaderaumes dienten als

(Kapitolinische Trias) aufgestellt.

Allgemein wird angenommen, dass der Bau

Das mächtige Bauwerk bestand in allen

Badebecken. Das Warmbad im anschlie-

Anhand weniger Funde in Köln und vor

der Stadtmauer unmittelbar nach der Erhe-

ßenden Raum besaß in seiner Apsis ein

allem durch Vergleiche mit zeitgleichen Kapi-

bung Kölns zur Kolonie im Jahre 50 n. Chr.

Wasserbecken. Der vierte Raum dieser Folge

tolstempeln im Römischen Reich dürfen ein

begonnen und einige Jahrzehnte später

muss aufgrund des fehlenden Heizsystems

hohes Podium und ein Tempel mit korinthi-

vollendet worden ist.

das Kaltbad (frigidarium) gewesen sein.

scher Säulenordnung angenommen werden. Das mächtige Außenfundament spricht für eine Rekonstruktion der Cellawand mit vorgeblendeten Halbsäulen.

Abschlussbericht 2010

Weiterentwicklung der Echtzeitanwendung | 19


Nordtor

westausgang in der Domtiefgarage erhalten.

Erhalten sind Bauglieder der landseitigen

Ausgrabungen im 19. Jahrhundert weisen

Fassade aus Kalksteinblöcken. Hierzu gehört

auf eine stadtseitige Torhalle hin. Die große

das östliche Nebentor, das über seinem anti-

Durchfahrt konnte mit einem Fallgitter, die

ken Standort vor dem Nordturm des Doms,

Fußgängerdurchgänge durch Tore verschlos-

wieder aufgerichtet worden ist. Fundamente

sen werden. Die Gesamtbreite des Nordtor-

des östlichen Torturmes sind vor dem Nord-

baus umfasste 30,5m.

20 | Weiterentwicklung der Echtzeitanwendung

Abschlussbericht 2010


Abschlussbericht 2010

Weiterentwicklung der Echtzeitanwendung | 21



Abschlussbericht 2010

Weiterentwicklung der Echtzeitanwendung | 23


Installation im RGM D

ie neu entwickelte Anwendung

Ebenfalls pünktlich zur Landesaus-

wurde als Teil der Landesausstellung

stellung konnte aus den 3D-Daten mithilfe

»Fundgeschichten, Archäologie in

des KISD-Service eine Holzrekonstruktion

Nordrhein-Westfalen« im rgm installiert.

abgeleitet werden: Das Holzmodell des Kapi-

Pünktlich zur Eröffnung der Ausstellung

tolstempels misst 57 cm auf der längsten Sei-

am 18. März stand die Installation in der

te und stellt den Tempel im Maßstab 1:33 dar.

Rekonstruktion des Römerturms im Muse-

Die Pressekonferenz zur Eröffnung der

um. Zusammen mit drei wissenschaftlichen

Landesausstellung hatte für uns ein sehr

Videopräsentationen bildet die Anwendung

positives Medienecho zur Folge. Besonders

während der gesamten Zeit der Landesaus-

hervorzuheben ist ein nahezu ganzseitiger

stellung einen Medienschwerpunkt und darf

und reich bebilderter Artikel in der Bild-

darüber hinaus als ein Besucherhighlight

Zeitung sowie eine ausführliche Vorstellung

bezeichnet werden.

von Colonia3D in einem Radio-Beitrag der Wissenschaftssendung Leonardo des WDR5.

24 | Installation im RGM

Abschlussbericht 2010


Abschlussbericht 2010

Installation im RGM | 25


Evaluations phase Evaluierung der Anwendung Um das Projektergebnis zu bewerten und

unvoreingenommene Besucher zu befragen,

Besonders ältere Besucher fühlten sich im

die sich in einer authentischen Anwendungs-

Umgang mit dem Touchscreen zu unsicher

situation befanden.

und hätten etwas mehr Führung durch das Interface begrüßt.

vorhandene Stärken und Schwächen aufzudecken, wurde eine Evaluierung durchgeführt. Als Ergebnis der Evaluierung konnten

Evalutationsmethodik

• Eine bessere Integration der Anwendung in die Dauerausstellung könnte den Nutzen der Anwendung deutlich erhöhen, indem Aus-

einige konkrete Handlungsempfehlungen zu einer weiteren Ausgestaltung der Anwen-

Zur Evaluierung wurden die zu beobach-

stellungsstücke mit Elementen des 3D-Mo-

dung sowie der Integration ins Museum

tenden Besucher vorweg in Fokusgruppen

dells stärker verknüpft würden und dadurch

ausgesprochen werden.

unterteilt, um in der Auswertung bestimmte

beide an Verständlichkeit gewönnen.

Vergleichsgrößen gegeneinander bewerten

• Eine direkte Ansprache und Vorweg-Infor-

zu können. So konnte das Nutzerverhalten

mation könnte Lehrende auf die sinnvolle

z.B. in Abhängigkeit zum Alter grob unter-

Integration der Anwendung in den Muse-

schieden werden. Die in der Evaluierung

umsbesuch und den damit verbundenen

entstandene Handlungsempfehlung ist daher

Unterricht vorbereiten.

Studierende als objektive Beobachter Um die Evaluierung möglichst objektiv und

spezifisch auf die jeweiligen Nutzergruppen

mit »frischen« Augen durchzuführen, wurde

abgestimmt und für diese relevant.

geringerem Interesse sein, konnten hinge-

im Sommersemester 2010 ein Projekt an der Köln International School of Design angeboten, das die Bewertung der Installation zum

Ergebnis der Untersuchung

Prof. Philipp Heidkamp, Dipl. Des. Michael

Als Abschluss des Evaluierungspro-

Eichhorn und Dipl. Des. Claus Daniel Herr-

jekts wurde von den Studierenden eine

mann.

Dokumentation sowie eine Präsentation

befragten Besucher attestierte dem Museum eine deutliche Bereicherung der Ausstellung durch das 3D-Modell.

vorbereitet, die dem Projektteam und der

in einem Zeitraum von sechs Wochen eine

Museumsleitung des Römisch-Germanischen

methodische Bewertung mithilfe von struk-

Museums vorgestellt wurde. Darin wurden

turierten Interviews und passiver Beobach-

im Wesentlichen folgende Empfehlungen

tung geplant und durchgeführt. Dass die

ausgesprochen:

Anwendung zu diesem Zeitpunkt bereits im

• Eine mögliche Verbesserung wird in der

Museum installiert war, hat sich als großer

Ergänzung durch eine Funktionsübersicht

Vorteil erwiesen. Hierdurch war es möglich,

im Sinne einer Kurzanleitung gesehen.

26 | Evaluationsphase

gen widerlegt werden. Die Mehrzahl der hingegen unabhängig von ihrer Herkunft

Ziel hatte. Geleitet wurde das Projekt von

Die teilnehmenden Studierenden haben

Befürchtungen, die Installation könnte für Besucher ohne nähere Ortskenntnis von

Abschlussbericht 2010


Diese Grafik stellt die Häufigkeit dar, mit der die Hotspots im Modell angewählt wurden - aufgeteilt nach drei Fokusgruppen. Die EvaluationsErgebnisse wurden Anhand solcher Grafiken visualisiert und so dem Römisch Germanischen Museum und den Studierenden der KISD zugänglich gemacht.

Abschlussbericht 2010

Evaluationsphase | 27


28 |Â Evaluationsphase

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Evaluationsphase | 29


Öffentlichkeits arbeit N

eben der Installation im Museum hat das Colonia3D-Team zusätzlich auch eine kurze Filmdokumentation

produziert. Dieser Film präsentiert das Projekt und erläutert gleichzeitig die wichtigsten Inhalte und Funktionen der interaktiven Anwendung. So bekommen die Zuschauer einen schnellen und kompakten Überblick über die Projektergebnisse. Der Film ist im Internet jederzeit zugänglichauf der projekteigenen Webseite: www.colonia3d.de und den Videoportalen YouTube oder Vimeo.

30 | Öffentlichkeitsarbeit

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Ă–ffentlichkeitsarbeit | 31


Resümee Z

u Beginn des Projekts gehörte auch eine didaktische museale Anwendung zu den gesetzten Zielen: Die nun erreichte vorhandene Anwendung erfüllt

dieses Ziel in vollem Umfang und geht sogar weit darüber

E

in weiteres Ziel in der Projektplanung war es, ein wissenschaftliches Werkzeug zu schaffen, welches auch für andere Projekte einsetzbar ist und die wis-

senschaftliche Bearbeitung solcher Projekte zulässt. Dieses

hinaus. Eine durchgeführte Evaluierung bestätigt die her-

Ziel konnte nur in Teilbereichen erfüllt werden. Verant-

vorragende Annahme durch das Publikum und zwar durch

wortlich dafür war zum einen die fehlende Förderung des

alle Altersschichten und Besuchergruppen. Die Anwen-

Archäologischen Instituts der Universität zu Köln im zwei-

dung bildet durch ihre Präsenz im Römisch-Germanischen

ten Projektabschnitt und zum anderen die Konzentration

Museum wesentlich das Geschichtsbewusstsein der

der Teilnehmenden auf die didaktische Anwendung.

Besucher und somit auch das Selbstbewusstsein der Kölner Bürger. Hier sei auch noch einmal darauf hingewiesen, dass Colonia3D so erfolgreich sein konnte, weil es ein interdisziplinäres Projekt war, erst durch die Zusammenführung fachspezifischer Forschungen konnte die vorhandene Qualität erreicht werden. Colonia3D wurde im Oktober 2010 von Prof. Dr. Metz-

I

n einem weiteren Projekt planen die Projektteilnehmer, dieses Ziel nun noch einmal explizit zu verfolgen; die Erfahrungen mit Colonia3D sollen hier einfließen. Dieses zukünftige Projekt setzt sich zum Ziel, einen

neuen bedeutenden Befund der Kölner Stadtarchäologie zu einer Fallstudie des wissenschaftlichen Umgangs mit

ner, Präsident der Fachhochschule Köln, und Frau Gesche

Informationen auszubauen. Damit soll zugleich eine leicht-

Germann, Geschäftsführerin der RheinEnergie Stiftung

gewichtige, für andere Grabungsprojekte leicht nutzbare

Jugend und Wissenschaft, dem RGM zur Nutzung für die

Infrastruktur an webbasierten Funktionalitäten geschaffen

Dauerausstellung übergeben.

werden. Die Projektpartner bringen dazu ihre in der jeweiligen Fachcommunity etablierten Kompetenzen mit ein und arbeiten gemeinsam an der Verknüpfung bestehender Einzelelemente zu einem bruchlosen Gesamtprozess.

32 | Resümee

Abschlussbericht 2010


Kรถln, 15. Juni 2011 (Michael Eichhorn)





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