tw Praxis & Konzept
Direktversorgung mit vorgefertigten Kompositschalen
Ästhetisch und stressfrei – in einer Sitzung Die Verwendung von vorfabrizierten Kompositschalen stellt eine attraktive Alternative zu aufwendigen, indirekten Herstellungsverfahren dar. Ulf Krueger-Janson zeigt erste Anwendererfahrungen mit einem direkten Komposit-Veneersystem, welches in den täglichen Praxisablauf eingebunden wird und dem Patienten neben dem Einsetztermin auch die Abformung und eine provisorische Versorgung erspart. Autor: Ulf Krueger-Janson
Der Einsatz vorfabrizierter Verblend-
Ihre Begeisterung, mit schöner Frontzahn-
wird die Gingiva mit OpalDam (Ultradent)
schalen erleichtert die Arbeit des Praxis-
ästhetik nach Hause gehen zu können,
(Abb. 3) isoliert und die Zahnsubstanz auch
teams, denn damit entfallen die Abformung
war groß.
interdental mit einem Pulverstrahlgerät abgestrahlt (Abb. 4). Dies kann allerdings
und die Anfertigung von Provisorien und gleichzeitig auch der Stress um die unausgesprochene, aber doch immer präsente
Vorbereitende Maßnahmen
auch vor dem Legen des Fadens erfolgen. Nun erfolgt die Präparation mit einem
Sorge, ob die provisorisch befestigten
Schalendummy auswählen: Für die Aus-
Schalen auch bis zum Termin der adhäsiven
wahl der Veneerschalen stehen in dem Sor-
Befestigung „halten“. Im dokumentierten
timent transparente Formen (Dummys) zur
Fall haben wir uns deshalb für eine „di-
Verfügung. Damit kann die entsprechende
rekte Variante“ entschieden (Abb. 1). Die
Größe in Länge und Breite ausgewählt
Bei einer Farb- und Formkorrektur sowie
Restauration erfolgte mit dem Brilliant
werden. Sind Größe und Form bestimmt,
bei einfachen funktionellen Korrekturen
Componeer Veneering System von Coltè-
können die einzelnen Veneers aufgesetzt
muss die natürliche Schmelzsubstanz
ne. Das System beinhaltet vorgefertigte
werden (Abb. 2). Auch eine erste Farban-
reduziert werden. Je nach Indikation, kann
Komposit-Veneers für die ästhetische
probe ist damit möglich.
nun der Substanzabtrag des natürlichen
konischen Schleifkörper.
Präparation
Frontzahnrestauration in einer Sitzung.
Gingiva und Zahnsubstanz konditionie-
Zahns bestimmt werden (Abb. 5). Soll eine
Diese Art der Sofortversorgung wurde von
ren: Legen eines Retraktionsfadens der
Stellungskorrektur vorgenommen werden,
der Patientin als angenehm, zeitsparend
Stärke II, um eine genügende Retraktion
können durchaus erhebliche Substanz-
und ästhetisch ansprechend beschrieben.
der Gingiva zur ermöglichen. Anschließend
reduktionen notwendig sein. Dabei sollte
01 Ausgangssituation mit anteriorer Fehlfunktion und multiplen, farblich unterschiedlichen Kompositfüllungen 48
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02 Anprobe des selektierten Veneersets vor der Präparation: Überstände sind sichtbar; gegebenenfalls müssen die Schalen für eine korrekte Passung zugeschliffen werden. Farbe (Auswahl: transluzentes Material) und Form integrieren sich bestens.
03 Die gesamte Zahnoberfläche wird mit AL O -Pulver zur 04 Die abgestrahlte und saubere Oberfläche mit bereits 2
3
Reinigung, insbesondere interdental, abgestrahlt. Dabei werden die Übergänge von bestehenden, suffizienten, Kompositrestaurationen gesäubert. Zum Schutz der Gingiva wird zuvor OpalDam aufgetragen.
gelegten Retraktionsfäden der Stärke II; eine weite Öffnung des subgingivalen Bereichs ist für die Befestigung und das Überschussmanagement vorteilhaft. Auch interdental wurde eine saubere Oberfläche generiert.
05 Die Präparation wurde schalen-
förmig gestaltet, sodass die Kompositveneers eine optimale, reproduzierbare Position einnehmen können.
man darauf achten, eine möglichst plane
den. Zur Passungskontrolle (Fitting) wird
Klebebasis zu schaffen, da dies die spätere
immer wieder das zu klebende Veneer auf-
Weist der natürliche Zahn eine ausge-
Befestigung wesentlich erleichtert. Es
gesetzt, bis eine optimale reproduzierbare
prägte Diskoloration auf, ist zu erwägen,
ist ratsam, ständig die Passung und die
und passive Position hergestellt ist. Das
diese zu reduzieren und mit einem opaken
Position der zu klebenden Veneers zu über-
kann je nach Indikation ein zeitintensives
Farbliner (Flow) zu überschichten. Damit
prüfen. Kleine subtraktive Maßnahmen am
Prozedere sein. Damit die Veneers an den
generiert man eine monochromatische
Veneer können ebenso erforderlich wer-
Zähnen zur Überprüfung haften bleiben,
Grundfarbe, was die spätere farbliche
empfiehlt sich Glyzeringel.
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tw Vita Ulf Krueger-Janson ist seit 1991 niedergelassener Zahnarzt in eigener Praxis in Frankfurt. Seit 2012 ist er Vizepräsident der Deutschen Gesellschaft für Restaurative und Regenerative
06/07 Links: Vor der Konditionierung der Zahnfläche werden die Nachbar-
zähne mit einem Teflonband abgeschirmt. Es ist ratsam, die Veneers einzeln zu befestigen. Ein unüberschaubarer Überschuss des Befestigungsmaterials, zum Beispiel dessen mögliche Verkeilung im Interdentalbereich, kann so vermieden werden. Rechts: aktiver Auftrag des Ätzgels, besonders interdental.
Zahnheilkunde (DGR²Z). Er hat sich als Experte für Kompositrestaurationen einen Namen gemacht, insbesondere für ästhetische Versorgungen in der Front. Viele seiner Vorgehensweisen, wie die Verwendung des Teflonbands, das Mischen von Flowfarben zur farblichen Gestaltung der Oberfläche und die Anwendung der dynamischen Streifentechnik zur Gestaltung morphologisch adäquater Konturen, sind mittlerweile State of the Art. Sein Erfahrungsspektrum mit vollkeramischen Systemen erstreckt sich ebenfalls über einen Zeitraum von mehr als 28 Jahren. Er ist Buchautor (Komposit 3D), Autor zahlreicher nationaler sowie internationaler Publikationen und erfahrener Referent.
08/09 Das Ergebnis 3,5 Stunden später nach Ausarbeitung und Politur Eigenschaften beginnt das Material mit
Veneer sowie die Zahnoberfläche nach
zunehmendem Druck zu „fließen“. Dabei
Herstellerangaben konditioniert, die Nach-
können ungewollte Verschiebungen erfol-
barzähne mit einem Teflonband isoliert
gen. Um dies zu vermeiden, ist eine passive,
und dann einzeln fixiert (Abb. 6 und 7).
reproduzierbare Position des Veneers er-
Bei der Entfernung des noch weichen
Zur Befestigung sollte das Veneer eine
strebenswert. Während der Präparation
Überschusses ist darauf zu achten, das
definitive und nachvollziehbare Position
sollte man darauf achten, den Zahn so
Veneer nicht zu verschieben, während
einnehmen können. Die Befestigung ge-
zu beschleifen, dass die Randbereiche
gleichzeitig ungleiche Randbereiche
schieht mithilfe des „passive fitting“. Da-
von Veneer und Zahnfläche weitgehend
ausgeglichen werden sollten – eventuell
bei wird das Befestigungskomposit mit
kongruent zueinander sind; das erleichtert
durch Applikation von Flow oder festem
leicht ansteigendem Druck unter dem
die Positionierung erheblich.
Komposit. Die finale Randstruktur kann
Integration erleichtert.
Befestigung
Veneer verdrängt. Dank der thixotropen
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Im dokumentierten Fall wurde jedes
jedoch auch nach dem Aushärten mittels
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10–12 Kontrolle nach zwei Wochen: Es erfolgten geringe Nachbearbeitungen und eine weitere Politur der Oberfläche. Im Übergangsbereich von Veneer zu Zahnsubstanz befinden sich geringe Diskolorationen, die beobachtet werden müssen. Gegebenenfalls kann hier noch eine Korrektur im Sinne einer Reparatur erfolgen. Die Adaption an die physiologischen Strukturen ist sehr gut. Die Gingiva ist reizlos und an die Veneeroberfläche perfekt adaptiert. Die ausgewogenen Proportionen, auch nach funktionell notwendigen inzisalen Korrekturen, ermöglichen eine ästhetisch harmonische Integration..
Streifentechnik adaptiert und somit nach-
sein (Abb. 8 und 9). Eine anschließende
Versorgung mit Componeers stellt eine
gearbeitet werden. Solange noch eine
Politur mit Vor- und Hochglanzpolierern
konstruktive Alternative zur indirekten
intakte Inhibitionsschicht vorhanden ist,
(pink- und graufarbene Polierer/ Venus
Versorgung mit keramischen Veneers
stellt der weitere korrektive Auftrag kein
Kulzer) schafft zudem saubere Übergänge
oder Teilkronen in der Front dar. Die Ma-
Problem dar.
zwischen Componeer und Zahnsubstanz
terial- und Zeitersparnis ist erheblich, was
(Abb. 10 bis 12).
dem Patientenbudget zugute kommt. Die
Sind alle Überschüsse entfernt worden, kann die Randstruktur auf blasenfreien und dichten Sitz überprüft werden. Weitere korrigierende Maßnahmen – insbesondere im Übergangsbereich – können jedoch durchaus erforderlich sein.
Ausarbeitung
vorgefertigten Formen erleichtern die In-
Fazit
tegration morphologisch adäquater Zahnformen (Proportionen). In diesem Sinne
Unter Einsatz vorgefertigter Komposit
wird auch weniger geübten Behandlern die
veneers kann man hochästhetische Er-
Anfertigung einer sofortigen ästhetischen
gebnisse erzielen. Im dargestellten Fall
Versorgung ermöglicht.
sind ebenso funktionelle Parameter berücksichtigt worden. Die Eckzahnführung
Kontaktadresse Ulf Krueger-Janson
Sollten noch Überschüsse vom Be-
wurde mittels Kompositaufbauten von
festigungsmaterial oder Überstände der
palatinal rekonstruiert und bei der ante-
vorgefertigten Schale entfernt werden
rioren Führung die Protrusion und Latero-
müssen, empfiehlt sich die Verwendung
protrusion eingeschliffen. Eine günstige
einer flachen, oszillierenden Feile (EVA
Voraussetzung für den Umgang und die
von KaVo) oder alternativ Proxoshape
Verarbeitung vorgefertigter Veneers ist
Buchtipp
(Intensiv). Mit dem vertikalen Hub werden
ein Behandler, der bereits über Erfahrung
Komposit 3D – Natürliche
im Randbereich alle Überstände eben und
mit der Befestigung von Teilkronen oder
Farb- und Formgestaltung
glatt ausgearbeitet und angeglichen. Dank
Veneers verfügt. Das Ergebnis zeigt, dass
Ulf Krueger-Janson
der subgingivalen Position des Retraktions-
mit diesem Prozedere sowohl funktionell
264 Seiten, ca. 1300 Abbildungen
fadens sollte unter Sicht eine sorgfältige
als auch ästhetisch gute Restaurationen
ISBN 978-3-932599-28-6
atraumatische Ausarbeitung gewährleistet
angefertigt werden können. Die direkte
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Stettenstraße 48, 60322 Frankfurt a. M. ulf.krueger-janson@email.de https://praxis-krueger-janson.de/
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