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Zukunftsaussichten
haltige Entwicklung» (Sustainable Development Goals, SDGs) bei, hauptsächlich zum SDG #3 («Gesundheit und Wohlergehen»).
Zudem erschlossen wir neue Forschungsbereiche wie Ernährungsfragen und die AntibiotikaResistenz. Unsere Expertise war in Basel, in der ganzen Schweiz und international zunehmend gefragt. Dank des Engagements und der Leidenschaft unserer Mitarbeitenden, Studierenden und etablierter Partnershaften sind wir in der Lage, Wissen in die Praxis umzusetzen und damit der Wissenschaft zu mehr Wirkung zu verhelfen.
Ein Meilenstein für das Swiss TPH war die Unterzeichnung der Leistungsvereinbarung mit der Universität Basel, die eine deutliche Erhöhung der neuen Kernfinanzierung ans Swiss TPH vorsieht. Sie trat am 1. Januar 2022 in Kraft und garantiert unsere künftige Planungssicherheit. Mit den gegenüber dem Vorjahr ebenfalls erhöhten Mitteln des Staatssekretariats für Bildung, Forschung und Innovation (SBFI) und den beiden Trägerkantonen Basel-Stadt und Basel-Landschaft ist das Swiss TPH nun hervorragend aufgestellt, um die grössten Herausforderungen der globalen Gesundheit anzupacken.
Transformation und Wandel Am 1. April 2022 konnten wir unseren neuen Hauptsitz «Belo Horizonte» auf dem BaseLinkAreal in Allschwil feierlich eröffnen. Das neue, moderne Gebäude wurde von den Architekten «Kunz und Mösch» meisterhaft entworfen. Es erstreckt sich über fünf Stockwerke und umfasst innovative Arbeitsbereiche, hochmoderne Labors, Biobanken sowie Seminarräume, eine Bibliothek und unsere Cafeteria «Belo Café».
Das Bauprojekt war das grösste und komplexeste Projekt, welches das Swiss TPH je realisiert hat. Dank einer straffen Organisation, klaren Rollen und Verantwortlichkeiten und dem unermüdlichen Einsatz aller Beteiligten konnte der Bau innerhalb des Zeit- und Kostenrahmens abgeschlossen werden. Vertrauen und Respekt auf allen Ebenen waren der Schlüssel zu diesem Erfolg. Das Swiss TPH befindet sich nun inmitten eines aufstrebenden, dynamischen Life-Sciences- und Biotech-Clusters, das immer mehr Forschungsinstitute, Start-ups und Privatunternehmen anzieht. Und wirklich: Im BaseLink-Areal entsteht zunehmend ein lebhaftes Ökosystem für interdisziplinäre Zusammenarbeit, Innovation und Unternehmertum.
Beharrlichkeit und Fortschritt Während die Welt langsam lernt, mit COVID-19 und anderen Gesundheitsbedrohungen zu leben, müssen wir sicherstellen, dass wir als globale Gemeinschaft besser auf künftige Bedrohungen vorbereitet sind. Pandemievorsorge ist nicht länger ein «nice to have», sondern ein «must», um sicherzustellen, dass Gesellschaften vorbereitet sind, über geeignete Überwachungssysteme verfügen und schnell und effizient auf neue und wieder aufkommende Herausforderungen reagieren können. Eine wichtige Lektion ist, dass wir zusammenarbeiten müssen, damit wir nicht nur über die Runden kommen, sondern gestärkt aus solchen Krisen hervorgehen. Das Swiss TPH ist bereit, seinen Teil dazu beizutragen, Verantwortung zu übernehmen und sein einzigartiges, weitreichendes Netzwerk dafür zu mobilisieren.
Ich möchte allen unseren Mitarbeitenden, Studierenden, Partnern und Geldgebern für das grossartige «Miteinander» danken. Gemeinsam werden wir auch in Zukunft an unserer Mission festhalten: die Welt zu einem gesünderen Ort zu machen.
Prof. Dr. Jürg Utzinger Director, Swiss TPH
→ Von links nach rechts: Renato Mösch, Conradin Cramer, Martina Hirayama, Jürg Utzinger, Monica Gschwind, Nicole Nüssli-Kaiser, Andreas Burckhardt, Marcel Tanner, Nicole Probst-Hensch, Philipp Kunz, Torsten Schwede und Stefan Mörgeli.
→ Am 1. April 2022 wurde der neue Hauptsitz des Swiss TPH im BaseLink-Areal eröffnet, einem neuen Life-Science-Cluster in Allschwil. Rund 700 Mitarbeitende und Studierende arbeiten, forschen und studieren nun gemeinsam im neuen Gebäude.
«Ein Einsatz für die Institution»
Seit 2016 präsidiert Dr. Andreas Burckhardt das Kura- torium, oberstes Aufsichtsorgan des Swiss TPH. Ende 2022 wird er von dieser Funktion zurücktreten. Höchste Zeit also für ein Gespräch über die Funktionsweise des Kuratoriums, die Opportunitäten des neuen Standorts in Allschwil und die angedachte Rolle des Instituts bei der künftigen Pandemiebekämpfung.
«Bei unserem letzten Gespräch kurz vor Ihrem Amtsantritt als Präsident des Kuratoriums 2016 betonten Sie, dass Sie nichts grundsätzlich anders machen möchten als Ihr Vorgänger, Prof. Dr. Felix Gutzwiller. Wie sieht es im Rückblick aus: Haben Sie die eine oder andere Revolution vom Zaun gebrochen?»
Dr. Andreas Burckhardt: «Ich glaube an den Wert der Kontinuität. Ich bin nicht der Typ der eine neue Funktion antritt und alles über den Haufen wirft. Die Aufgabe bestand darin, meine Führungs- und Arbeitserfahrung aus Politik und Wirtschaft für die Arbeit des Swiss TPH fruchtbar zu machen. Das funktioniert nicht im Stil eines Feldmarschalls, sondern nur wenn man zuhört, das sich wandelnde Umfeld zur Kenntnis nimmt und gemeinsam in den Gremien nach Lösungen sucht. Ein Präsident soll nicht auf ein eigenes Denkmal hin arbeiten.»
«Wie sehen Sie die Rolle des Kuratoriums? Als ein Aufsichtsorgan, das lediglich seine Aufsichtspflicht wahrnimmt, oder als ein Verwaltungsrat, der die strategische Ausrichtung des Swiss TPH aktiv beeinflusst»?
Dr. Andreas Burckhardt: «Die strategischen Ziele und die wissenschaftliche Entwicklung des Instituts müssen von der Institutsleitung des Swiss TPH formuliert und umgesetzt werden. Im Kuratorium geht es dann eher um die Frage, wie wir zusammen mit den Trägern (Bund und Kantone Basel-Landschaft und Basel-Stadt) diese Entwicklung mit den Budgetvorgaben in Einklang bringen. Das Kuratorium ist vor allem auch die Brücke des Swiss TPH in die Welt der Wirtschaft, Politik, Wissenschaft und Gesellschaft. Kuratoriumsmitglieder werden gewählt, um ihr Wissen und ihr breites Netzwerk für das Institut mobilisieren zu können. Mein Vorteil war sicher, dass ich mit der politischen Landschaft der Nordwestschweiz bestens vertraut bin. Gerade die unterschiedliche Kultur und Erwartungen zwischen den Kantonen Basel-Stadt und Basel-Landschaft, zwischen den Parteien, wie auch zwischen den kantonalen Regierungen und dem Bund erfordert Erfahrung und politisches Geschick.»
Was haben Sie in Ihrer Amtszeit als Präsident für das Swiss TPH erreicht?
Dr. Andreas Burckhardt: «Ein wichtiger Meilenstein ist sicher die Realisierung des Swiss TPHNeubaus auf dem BaseLink-Areal in Allschwil, der am 1. April 2022 im Kostenrahmen und in der geplanten Zeit mit einem grossen Festakt eröffnet wurde. Als Vorsitzender des Lenkungsausschusses war ich nicht in die operativen Geschäfte involviert, sondern nahm auch hier eine Aufsichtsfunktion wahr.»
Worin sehen Sie die Chancen des Neubaus für Lehre, Forschung und Dienstleistungen am Swiss TPH?
Dr. Andreas Burckhardt: «Der Neubau ist eine wichtige Zäsur für das Swiss TPH. Zum ersten Mal hatte das Institut die Möglichkeit eine auf
seine Tätigkeit zugeschnittene einzigartige Lehr- und Forschungs-Infrastruktur zu errichten, die es den über 900 Mitarbeitenden ermöglicht, auch in Zukunft einen wichtigen Beitrag zur besseren Gesundheit der Menschen zu leisten. Und dies in einer Life-Science-Umgebung, die eine Kultur des Austauschs zwischen der Industrie, der Wissenschaft und den zahlreichen Start-ups ermöglicht.»
Ganz anders als die Universität Basel mit ihren in die Stadt integrierten Instituten hat der neue Standort des Swiss TPH zwischen den Achsen Hegenheimermattweg und französische Grenze etwas Hermetisches. Besteht die Gefahr, dass sich die Wissenschaft von der Gesellschaft abschottet?
Dr. Andreas Burckhardt: «Das glaube ich nicht. Die Universität ist durch seine zum Teil weit auseinanderliegenden Institute stark zergliedert. Da läuft man Gefahr, den Anschluss untereinander zu verlieren. Der Begriff «Universitas» bedeutet ja die Gesamtheit der Wissenschaften. Das heisst, dass ein jeder über seinen Tellerrand und Disziplinen-Grenzen hinausblicken sollte. Die Mediziner sollten die Geschichte kennen, wie der Juristin oder dem Juristen eine ethische Fundierung gut anstehen. Auch Ökonomen oder Virologinnen müssen ihr Umfeld beobachten. Die Konzentration allein auf das Fachgebiet führt zu einem Röhrenblick. Die COVID-19-Pandemie hat die Nachteile eines solchen in den letzten zwei Jahren deutlich offenbart.» Im Rahmen der Neuausrichtung Pandemievorbereitung und -bewältigung der Schweiz wird auch die Forderung eines nationalen Referenzzentrums laut. Inwiefern kann das Swiss TPH eine solche Referenzfunktion übernehmen?
Dr. Andreas Burckhardt: «Die Public-Health-Expertise des Swiss TPH ist schweizweit einzigartig. Bei der Corona-Pandemie wie auch bei künftigen Pandemien geht es ja nicht nur um das Verständnis einzelner Viren und ihrer Verbreitung. Nebst der Modellierung epidemiologischer Risiken und deren Überwachung steht ebenso die mentale Gesundheit, oder das komplexe Zusammenspiel von Veterinär- und Humanmedizin im Zentrum. Das Swiss TPH bündelt auch diese Kompetenzen unter einem Dach.»
Auf den 1. Januar 2023 übergeben Sie Ihr Amt des Kuratoriumspräsidenten an ein*en Nachfolger*in. Was geben Sie der neuen Präsidentschaft mit auf den Weg?
Dr. Andreas Burckhardt: «Die gute Zusammenarbeit zwischen Kuratorium und Institutsleitung ist fundamental. Fachlich muss sich das Kuratorium auf die Institutsleitung abstützen können. Deshalb besteht eine zentrale Aufgabe des Kuratoriums darin, die Institutsleitung so zusammenzusetzen, damit sie diesen Herausforderungen gerecht wird. Umgekehrt bleibt die Verankerung der Kuratoriums in Wissenschaft, Politik und Wirtschaft – und zwar in deren wichtigsten Bereichen der Industrie und der Ökonomie/des Finanzwesens – zentral.»
Dr. Andreas Burckhardt
Als Mitglied der LDP erklomm Andreas Burckhardt rasch die politische Karriereleiter. Von 1981 bis 1989 war er Bürgergemeinderat, von 1989 bis 1997 Bürgerrat und Präsident des Bürgerspitals. 1997 wurde er Mitglied des Grossen Rats. Seine politische Laufbahn krönte Burckhardt 2006/07 mit dem Grossratspräsidium. Nach Jahren in der Rechtsabteilung einer Treuhandgesellschaft und einer Versicherung war er von 1994 bis 2001 Direktor der Handelskammer beider Basel. Burckhardt war von 2011 bis 2021 Verwaltungsratspräsident der Bâloise Holding AG. Als Präsident des Kuratoriums (seit 1.1.2016) setzt er sich intensiv für die Anliegen des Swiss TPH ein.