China an seinen Grenzen – Pekings Beziehungen mit seinen Nachbarn und Minderheiten Mit welchen Fragen, Sorgen und Positionen blicken Chinas Nachbarländer auf ihren mächtigsten Nachbarn? Chinas Grösse, seine Geschichte und das politische System des Landes bergen Konfliktpotenzial. Matthias Messmer Im Grunde genommen könnte einem China leidtun: Peking hat in der Welt – abgesehen von einigen Ländern mit zweifelhaftem Ruf wie etwa Sudan, Syrien oder Weissrussland – keine wahren Freunde. Ob sich diese Tatsache in absehbarer Zukunft verändern wird, ist angesichts Chinas weltpolitischer Ambitionen eher fraglich. In vielen Staaten werden sie nämlich mit Befremden oder sogar Unmut verfolgt. Selbst wenn man den Radius verkleinert und den Blick lediglich auf Asien beziehungsweise Chinas Nachbarländer wirft, ändert sich die Einschätzung nicht grundlegend. Das ist doch eigentlich verwunderlich, denn immerhin hat China auf einer Länge von 22 000 Kilometern zu Lande vierzehn Nachbarn. Hinzu kommen einige Anrainerstaaten im Südund Ostchinesischen Meer. Theoretisch gesehen sollte es also leichtfallen, Freunde zu finden. Doch ist es wie in einem grossen Haus, in dem mehrere Partien wohnen und keiner mit dem stärksten Nachbarn so recht klarkommt. Das hier skizzierte Problem hat hauptsächlich drei Ursachen: Chinas Grösse, seine Geschichte und das politische System des Landes. Alle drei tragen das Potenzial in sich, zu einer belastenden Hypothek zu werden. Und das zeigt sich an Chinas Grenzen aus natürlichen Gründen zuerst.
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