Heft 3/2014
3/2014 Einzelpreis EUR 10,-/ Jahresabo EUR 36,-
142. Jahrgang
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Der Neue – Die Nachfolge im ÖGV ist geregelt
Einzelpreis EUR 10,-/ Jahresabo EUR 36,-
cooperativ
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Die Gewerbliche Genossenschaft
? Der Neue Die Nachfolge im ÖGV ist geregelt
Kommentar
Das Feuer brennt von unten nach oben Michael Prüller, Pressechef der Erzdiözese Wien, nimmt in einem Gastkommentar in der Presse eine Gedankenanleihe bei Bruno Schwebel, der aus einer jüdisch-sozialdemokratischen Familie stammt und der ein berührendes Buch über seine Kindheit in Wien und Neulengbach und die Flucht vor den Nazis nach Mexiko geschrieben hat. Darin schildert er, wie ein bei ihnen wohnender österreichischer Intellektueller Feuer macht: Auf den geschichteten Holzhaufen legte er Papier und zündete es an. Feuer brennt aber von unten nach oben. Ist es vielleicht genau das, fragt Prüller, was viele Intellektuelle von den Weisen unterscheidet, dass sie die Welt, wie sie ist nicht erfassen können? Sich daher eine andere basteln. Solchen Theoretikern begegnen wir immer wieder. Das notwendige Antidot sind Leute, die hinter ihnen aufräumen, die Welt wieder auf die Füße stellen. Das Feuer brennt von unten nach oben. Das ist ein physikalisches Gesetz. Das können wir nicht ändern. Das gilt auch für viele Ideen, wie die von Schulze-Delitzsch. Wir müssen unsere Basis wieder begeistern für die Idee der Genossenschaft, die regionalen Waren- und Dienstleistungsgenossenschaften genauso wie die Basis der regionalen Volksbanken. Wir brauchen eine Persönlichkeit, wie sie Hermann Schulze-Delitzsch war, der gesagt hat: „Mit vereinten Kräften im engen brüderlichen Zusammenschluss den großen Fragen und Interessen des Menschendaseins gegenübertreten.“ Für ihn waren Genossenschaften „immer das, was menschliche Einsicht, geistige Kraft und persönlicher Mut aus ihnen machen.“ Mit Christian Pomper scheint eine Persönlichkeit gefunden, der es gelingen kann, an der Basis den genossenschaftlichen Funken wieder zu entfachen und dieses Feuer auch hinauszutragen. Dieses System Schulze-Delitzsch hat mit seinen Grundsätzen über Generationen bewiesen, dass es funktioniert. Es hat auch alle Chancen für die Zukunft. Was wir brauchen sind Menschen, die diese Welt wieder aufräumen und auf gesunde Füße stellen.
Kommerzialrat Ing. Wolfgang Maurer ist Obmann der BÄKO-Österreich und Vizepräsident des ÖGV
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Inhalt
Inhalt 01 Kommentar: KR Ing. Wolfgang Maurer 04
02 Inhalt 03 Editorial 57 Impressum 60 Ex Libris
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Thema
Management
Wirtschaft
04 Der Neue
12 Retailbanken
20 Die Glühlampe
Christian Pomper zieht im Oktober 2014 in den Vorstand des Österreichischen Genossenschaftsverbandes ein.
Bankgeschäfte via Smartphone. Robert Koch und Andreas Tandinger beobachten tiefgreifende Veränderungen.
war der Auslöser zur Gründung einer Einkaufsgenossenschaft der Österreichischen Elektrizitätswerke vor 110 Jahren.
10 Besser wirtschaften
15 Basel III
22 Sport 2000
Sind Genossenschaften die besseren Wirtschafter? Diese Frage stellt Hans-H. Münkner in seinem neuen Buch.
Neuerungen stellen Genossenschaftsbanken vor weitreichende Konsequenzen. Dominik Schätzle macht Zusammenhänge klar.
Mit Qualität und Beratung bieten die 213 Mitglieder der Einkaufsgenossenschaft den neuen Diskontern die Stirn.
18 Das Archiv
24 Geld
Jedes Schrift‘l ein Gift‘l oder eine Chance für Unternehmen? Von Martin Stürzlinger und Stephen Biwald.
Die neuen Spielregeln. Holger Blisse hat das neue Buch von Christian Felber für Sie gelesen.
26 Schülergenossenschaften
Sie reparieren Notebooks, vertreiben Honig oder mähen Rasen.
27 Website Wir bitten Genossenschaften auf die Bühne. Der ÖGV hat einen neuen Internetauftritt.
28 Kriegsfurcht 1914 Hat man nichts mehr zu befürchten, wenn man seine Kronen daheim im Strumpfe oder im Beutel versteckt hat?
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34 Editorial
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International
Kultur
Sport
Chronik
31 Genossenschafts-
38 Bhutan
42 Ironman
46 Geschäftsvolumen
Klöster, Dzongs, Gebetsfahnen und Chili. Anton Schmoll meldet sich aus dem Land des Donnerdrachens.
Die Faszination an sportlicher Höchstleistung hält Herbert Blauensteiner fit. Wie er Beruf und Sport erfolgreich verbindet, verrät der Volksbankdirektor im Interview.
museum
Seit Mai 2014 hat Hamburg ein neues Museum. Es präsentiert 170 Jahre Genossenschaftsgeschichte, mit dem Schwerpunkt auf Konsumgenossenschaften.
Kundenpartnerschaft
58 Ehrungen
Wie sich Genossenschaften in einer hoch industrialisierten Gesellschaft behaupten, beschreibt Hans-H. Münkner in seinem neuen Buch, das wir vorstellen.
über den Fronten. Burchard Bösche berichtet über den Zusammenhalt der Genossenschaftsorganisationen im Ersten Weltkrieg.
52 Erfolgreich durch 56 Startschuß
32 Japan
34 Zeitschrift
gesteigert
Liebe Leserinnen, liebe Leser, Der älteste lebende Baum der Welt ist eine fast zehntausend Jahre alte Fichte. Der Old Tjikko steht am Fuluberg in Mittelschweden. Er steht in einer Gruppe mit anderen Bäumen unterschiedlicher Generationen mit exakt identischem Erbmaterial. Sie haben sein Überleben gesichert, wie die Universität Umea herausgefunden hat. Auch Genossenschaften besitzen identisches Erbmaterial, egal in welchem Land und auf welchem Kontinent sie sich entfalten. Sie sind zäh. Sie schöpfen Kraft aus dem Zusammenhalt und stärken sich gegenseitig. Sie überstehen Kriege, wie die Universitätsgenossenschaften in Japan (S. 32) oder die vielen Genossenschaften in den Ländern Europas, die während des Ersten Weltkriegs die Versorgung der Zivilbevölkerung aufrechterhalten konnten (S. 34). Und: sie erfinden sich auch immer wieder neu, wie das Beispiel der Schülergenossenschaften zeigt (S. 26). Organisiert euch in Genossenschaften!, lautet die von Hans-H. Münkner ausgegebene Parole für ein besseres Wirtschaften und eine Erneuerung der Systeme (S.10). Seinem Aufruf schließt sich auch Christian Pomper an, den die Volksbanken und gewerblichen Genossenschaften Österreichs neu in den Vorstand des Verbandes gewählt haben (S. 4). Ich wünsche Ihnen eine anregende Lektüre! Ihre
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Der Neue Text und Foto: Andrea Karner
Ernsthaft. Konzentriert. Erdig. Mit einem Blick für das Wesentliche. Christian Pomper ist auf einem Bauernhof im Südburgenland aufgewachsen. Seine berufliche Karriere hat er bei Raiffeisen gestartet. Von der Kraft der Genossenschaft ist er überzeugt. Er selbst ist Genossenschafter. Mit 1. Oktober 2014 zieht er in den Vorstand des Österreichischen Genossenschaftsverbandes ein. cooperativ 3/14
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in offener Blick. Ein fester Händedruck. Christian Pomper ist unprätentiös. Grauer Anzug. Weißes Hemd. Der oberste Knopf offen. Keine Krawatte. Die braunen Haare akkurat geschnitten. Nickelbrille. Dreitagesbart. Er kommt früher als erwartet. Ob ich schon Zeit habe? Die Besprechung mit seinen zukünftigen Vorstandskollegen ist gut gelaufen. Seine Zeit ist knapp. Wir nehmen Platz an dem kleinen Tisch in der Redaktion. Eine Tasse kalten, weißen Tee nimmt er gerne an. Zur Sache. cooperativ: Herr Pomper, Sie übernehmen die Anwaltschaft in einer herausfordernden Zeit. Was interessiert Sie an dieser Aufgabe? Wie muss ein Verbandsanwalt heute sein? Christian Pomper: Es reizt mich, in die Wertewelt des Hermann Schulze-Delitzsch einzutreten und sie neu zu interpretieren. Die Rolle des Verbandsanwaltes betrachte ich als Bewahrer der genossenschaftlichen Werte, der sie in die Sprache des 21. Jahrhunderts übersetzt. Ich will verstärkt Bewusstsein für diese Rechtsform schaffen und bin für alle Formen genossenschaftlicher Zusammenarbeit offen. Es geht darum, die Menschen anzuregen, ihre Ideen zu uns zu bringen. Wir helfen diesen Menschen dann, ihren Ideen einen organisatorischen und rechtlichen Rahmen zu geben. Der ÖGV hat bereits für Microgenossenschaften eigene Tarife geschaffen, um junge Genossenschaften in den ersten Jahren finanziell nicht zu belasten, obwohl gerade in dieser Zeit und bis zur Gründung der Beratungsund Betreuungsaufwand am größten ist. Bürgergesellschaftliches Engagement hat es heute in Österreich nicht ganz leicht. 6
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Zum Beispiel ist Heini Staudinger mit seinem Finanzierungsmodell für die Waldviertler Schuhfabrik bei der Finanzmarktaufsicht abgeblitzt. Auch die Gründung einer demokratischen Bank, wie sie Attac-Österreich Gründer Christian Felber als Genossenschaft angedacht hat, ist am Widerstand der FMA und der Verbände gescheitert. Wird das mit Ihnen anders? Für die Gründung von Genossenschaften gilt heute ebenso wie zur Zeit Schulze-Delitzschs: Grundsätzlich sind alle Selbsthilfe-Initiativen zu unterstützen. Ich bin offen für neue Ideen, selbst für Christian Felbers Initiative, aber sie muss im Wettbewerb überleben können. Ich habe die Diskussion am Rande miterlebt. Eine Genossenschaft ist
„Ich weiß, ich trete
in große Fußstapfen, aber ich werde meinen Weg gehen.
“
beschränkt auf ihren Förderzweck. Sie kann ihre Mitglieder fördern, aber nicht alle Menschen dieser Welt. Wenn ich als Genossenschaft meinen Förderzweck erfülle, meine Mitglieder vielleicht sogar überraschen kann, kurz: einen guten Job mache, werde ich immer mehr Mitglieder gewinnen. Erst dann steht mir die Welt offen. Es geht um den Dominoeffekt. Eine Genossenschaft muss so funktionieren. Ein Dominostein fällt auf einen weiteren und der wieder auf einen und so weiter. Gewinnt jedes zufriedene Mitglied nicht ständig neue Genossenschafter, verpufft die gesamte Energie gemeinschaftlicher Selbsthilfe mit einem Mal.
Was sagen Sie zum Thema Crowdfunding? Der Journalist Ronald Barazon bezeichnet diese neue Form der Finanzierung als „Tupperware-Party zum Geldauftreiben“, als „neuartiges Gesellschaftsspiel“, das „ohne rechtlichen Rahmen, ohne Sicherheit für Investoren stattfindet“. Es war eigentlich Schulze-Delitzsch, der diese Art der Finanzierung erfunden hat. Er sagt: Mehrere kleine Kräfte vereint bilden eine große, und was man alleine nicht durchsetzen kann, dazu soll man sich mit anderen verbinden. Crowdfunding ist dafür nur ein neues Schlagwort aus dem angelsächsischen Sprachgebrauch. Und er hat für Selbsthilfe, Selbstverwaltung und Selbstverantwortung in der Bürgergesellschaft auch eine Anleitung geschrieben. In seinem 1855 erschienenen Buch „Vorschussvereine als Volksbanken“ hält er die geschäftlichen Grundsätze für Kreditgenossenschaften fest und gibt praktische Anweisungen zur Gründung. Zwei Jahre davor ist sein „Assoziationshandbuch für deutsche Handwerker und Arbeiter“ erschienen. Als Politiker hat er sich im Preußischen Abgeordnetenhaus und im Deutschen Reichstag dafür eingesetzt, für diese Form des Wirtschaftens eine eigene Rechtsform im Gesellschaftsrecht zu verankern. Er hat die Rechtssicherheit für Investoren geschaffen, die Barazon beim Crowdfunding vermisst. Als Anlaufstellen und Drehscheiben zur Organisation von Crowdfunding könnte ich mir die Volksbanken durchaus vorstellen. Immerhin: bis 750.000 Euro könnte sich eine Crowdfunding-Genossenschaft prospektfrei finanzieren. Andere Beispiele sind Initiativen zur Gründung einer Kindergarten-Genossenschaft oder zur Betreuung älterer Menschen. Wa-
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rum sollte es in Österreich keine sozialen Genossenschaften geben, wie sie in Italien, Frankreich und Spanien im Rahmen einer „Economie Sociale“ funktionieren, als dritte Säule zwischen öffentlichem und privatem Angebot? Das europäische Rechtssystem hat die sozialen Genossenschaften im Rahmen der SCE-Verordnung bereits implementiert. Auch in Österreich sieht der Gesetzgeber gemeinnützige Genossenschaften vor. Es fehlt die steuerrechtliche Anerkennung, die solchen Initiativen entgegensteht. Werden Sie diese Anliegen an die Politik herantragen? Bisher haben Sie sich ja sehr erfolgreich in Wien und Brüssel für Ausnahmebestimmungen im Kreditinstitute-Verbund eingesetzt, wie zum Beispiel die Anerkennung von Genossenschaftsanteilen als hartes Kernkapital nach Einführung eines Sockelbetrags. Auf jeden Fall. Wir werden eine neue Initiative in diese Richtung starten. Ich sehe in Genossenschaften mit gemeinnützigem Förderzweck eine echte Alternative zum öffentlichen Angebot. In den skandinavischen Ländern funktioniert das Genossenschaftsmodell in sogenannten Neuen Genossenschaften seit mehr als 25 Jahren sehr gut. Wie der Genossenschaftsforscher Juhani Laurinkari sagt, kann eine genossenschaftlich organisierte Sozialwirtschaft als Akteur gesehen werden, der oft die Mängel des Marktes und Fehlentwicklungen korrigiert. Da heißt, sie sind geeignet auch jene Menschen an den Markt heranzuführen, die bisher nicht am Markt teilnehmen konnten. Ich denke dabei an Kinder, Senioren, Arbeitslose oder Menschen mit besonderen Bedürfnissen.
Wie stehen Sie dem Thema Energiegenossenschaften gegenüber? Eine Branche mit Zukunft? Energiegenossenschaften hängen sehr stark an Fördermitteln. Das Beispiel Deutschland mit seinen großzügigen Budgets zur Energiewende zeigt, dass die Entwicklung bereits wieder stagniert, nachdem die Förderungen zurückgefahren wurden. Vor allem stand bei diesen Gründungen das Investment und die Rendite-Erwartung im Vordergrund, nicht der Nutzen für Verbraucher. Trotzdem darf man dieses Thema nicht aus den Augen verlieren. Die Holzwärme Bad Goisern zeigt eindrucksvoll, wie bürgergesellschaftliches Engagement nachhaltig und erfolgreich sein kann. Auch hier gilt die Erfüllung des Förderauftrags. Der Nutzen für die Mitglieder steht über der Rendite-Erwartung. Nur so funktioniert die Genossenschaft. Jetzt erleben wir eine Zeit, in der Kreditgenossenschaften wieder einmal im Kreuzfeuer der Medien stehen. Die „Genossen“, wie Zeitungen berichten, hätten zwar in fetten Zeiten saftige Gewinne eingestreift, würden aber jetzt, in der Krise, nicht zu ihrer Verantwortung stehen. Was sagen Sie dazu? Kreditgenossenschaften haben in der Krise mehr denn je ihre Berechtigung. Wir müssen aber umdenken, uns wieder stärker auf unsere Werte besinnen. Es darf aber auch unseren Mitgliedern nicht nur darum gehen, eine gute Verzinsung auf den Geschäftsanteil zu erhalten. Sie sollen Genossenschafter sein, weil sie bei uns coole Leistungen bekommen. Es bedeutet aber auch die demokratischen Rechte und Pflichten in der Genossenschaft als Miteigentümer verantwortungsvoll wahrzunehmen.
Hintergrund Erst vor zwei Jahren hat Christian Pomper im Gefolge von Rainer Borns seinen Schreibtisch in der Löwelstraße geräumt und ist gemeinsam mit zwanzig Kollegen aus dem Österreichischen Genossenschaftsverband (ÖGV) in die Österreichische Volksbanken AG übersiedelt, wo er die Stabstelle Interessenvertretung bis zuletzt leitete. Die Neuorganisation im Volksbanken-Verbund war just im Internationalen Jahr der Genossenschaften notwendig geworden, als am 27. Februar die Republik Österreich eine Teilverstaatlichung der ÖVAG fixiert und einen Kapitalschnitt von 70 Prozent angeordnet hatte. Seit April 2012 bilden die österreichischen Volksbanken mit der ÖVAG als Zentralorganisation einen Kredit institute-Verbund nach Paragraph 30a Bankwesengesetz und setzen alles daran, das Partizipationskapital der Republik bis 2017 zurückzuzahlen.
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Das ist heute in einer Bank gar nicht so einfach. Daher bietet der ÖGV seit September 2013 „Fit & Proper“-Seminare an, um die entsprechende Ausbildung zu gewährleisten. Der Verband hat seither mehr als 500 Aufsichtsräte und Führungskräfte von Genossenschaftsbanken geschult. Die Teilnehmer erhalten nach erfolgreichem Abschluss ein Zertifikat, das die österreichische Bankenaufsicht und die Europäische Bankenaufsicht anerkennen. Haben sich die Volksbanken als Kreditgenossenschaften mit der Unterzeichnung des Verbund-Vertrages von ihrer Identität verabschiedet? Gerade im Kreditinstitute-Verbund steht ja die Generierung von Kapital und die Sicherheit für Investoren durch die Kreuzgarantie zentral im Mittelpunkt. Ich beantworte diese Frage jetzt als Mitglied der Volksbank Ost, die eine kleine, super funktionierende Kreditgenossenschaft ist. Über sie will ich schützend meine Hand legen, wie auf alle Mitglieder im Volksbanken-Verbund, die ihre genossenschaftlichen Wurzeln noch nicht abgestreift haben. Bei ihnen will ich gerne auch Geschäftsanteile zeichnen, um Teil dieser großartigen Idee zu sein, die ich für die Zukunft bewahren möchte. Ich will mich nicht nur als Verbands-Vorstand engagieren, sondern als Genossenschafter selbst. Die Perspektive des Mitglieds, das ist der richtige Blickwinkel für eine zukunftsfähige Geschäftsstrategie. Wie stehen Sie zum Geschäft mit Nicht-Mitgliedern? Das steht schon im Förderauftrag der Genossenschaft. Es geht im Wesentlichen um die Förderung des Erwerbs oder 8
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der Wirtschaftlichkeit der Mitglieder. Natürlich sollte jede Genossenschaft vor allem Geschäft mit ihren Mitgliedern machen. Kunden, die noch keine Mitglieder sind, sollten aber in jedem Fall als Genossenschafter gewonnen werden. Zurück zur Kreditgenossenschaft und den internationalen Standards für Banken. Wie kann eine kleine Kreditgenossenschaft die Anforderungen von Basel III erfüllen?
Christian Pomper will „back to the roots“, starke, selbständige Kreditgenossenschaften und viele Neugründungen in den Bereichen Ware und Dienstleistung. Genau aus diesem Grund ist der ÖGV für die Volksbanken da. Zuerst schlägt die neue Regelung als Gesetzes- oder Verordnungsentwurf im Verband auf, dort wird sie analysiert, um festzustellen: Was heißt das für unsere Mitglieder? Gerade kleinere Kreditgenossenschaften hätten die Chance, unter dem aufsichtsrechtlichen Radar zu fliegen. Das Problem ist: das Verbund-Modell erhöht die Komplexität. Weil wir gemeinsam mehr als 30 Mrd. Euro Bilanzsumme haben, fallen wir unter die EZB-Direktaufsicht, müssen konsolidierte Jahresabschlüsse erstellen, ICCAP und Risikomanagement zentralisiert werden und so weiter.
Gibt es eine Exit-Strategie für kleinere Kreditgenossenschaften? Man muss für alles offen sein. Zurück zu den Wurzeln. Warum nicht? Dezentralisierung und die Wiederentdeckung der Kleinheit. Damit könnten wir viele der regulatorischen Hürden ausmerzen und unter dem aufsichtsrechtlichen Radar weiterfliegen. Proportionalität heißt das Schlagwort. In der BWG-Novelle konnten wir zum Beispiel Ausnahmebestimmungen für Banken mit einer Bilanzsumme von unter 5 Mrd. Euro erreichen. Das wäre gegen den allgemeinen Trend in der Wirtschaft, der in Krisen immer größere Einheiten bildet. Selbst in Demokratien wünschen sich die Menschen in Krisenzeiten oft mehr Autorität. Ungarn ist da nur ein Beispiel. Ja. Wir erleben die Zentralisierung in der Europäischen Union, in der gesamten österreichischen Bankenlandschaft und im Volksbanken-Verbund im Besonderen, Stichwort neun plus drei. Die Entwicklung mancher Kreditgenossenschaften ist ein Paradebeispiel für Genossenschaften, die sich zu weit von ihren Grundwerten, von ihren Mitgliedern entfernt haben. Die Zentralisierung in der Gruppe Volksbank ist noch nicht abgeschlossen. Kann und soll dieser Trend gestoppt werden? Hier muss ich wieder an die Eigentümerverantwortung appellieren. Die genossenschaftlichen Eigentümer müssen für sich entscheiden, ob ein Zusammengehen vorteilhaft ist oder nicht. Was wir tun können ist, solche Entscheidungen offen, sachlich und ehrlich zu unterstüt-
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Haben sich die Volksbanken mit dem Verbund-Vertrag an die ÖVAG verkauft? Die über die Jahre gewachsene starke wirtschaftliche Verflechtung der Mitglieder im Volksbanken-Verbund halte ich für entscheidender, als sie vertragliche Vereinbarungen je sein können. Nur freiwillige Solidarität ist echte Solidarität. Jean Gebser hat einmal gemeint: Nichts, das wir erzwangen, hat Bestand. Die der Zentralorganisation eingeräumten Weisungsrechte haben natürlich die Position der ÖVAG gegenüber den Volksbanken gestärkt. Was wir aber nicht vergessen dürfen: Die Volksbanken sind weiterhin Mehrheitseigentümer der ÖVAG und haben dadurch auch gesellschaftsrechtlich die Möglichkeit ihre gemeinsame Tochter strategisch weiterzuentwickeln. Was halten Sie von der Doktrin des Wachstums? Der Club of Rome hat schon zu Beginn der 1970er Jahre eine Studie angeregt, um die Grenzen des Wachstums aufzuzeigen. Das 40-Jahre-Update im Jahr 2012 prophezeit für die nächsten 40 Jahre Extremszenarien, wie Klimaveränderungen, abschmelzende Polkappen und eine Polarisierung zwischen arm und reich, wenn wir
den aktuellen Kurs des ausbeuterischen Ressourcenverzehrs beibehalten. Bäume wachsen nicht in den Himmel und so ist es auch mit Volkswirtschaften. Konventionelle Ökonomen haben zu Beginn des vorigen Jahrhunderts den Wachstumsbegriff der Biologie entlehnt und versuchen ihn seither metaphorisch auf die Wirtschaft überzuführen. Naturwissenschaftliche Methoden auf Sozialwissenschaften - wie es die Ökonomie ist - anzuwenden, stehe ich aber skeptisch entgegen. Frei nach Ludwig von Mises bevorzuge ich daher den Begriff des „wirtschaftlichen Fortschritts“. Ich sehe die besseren Zukunftslösungen für Wirtschaft und Gesellschaft im Prinzip des Non-Zentralismus, das heißt die Lösung der Probleme auf der kleinstmöglichen Ebene. Ebenso erfordern eine funktionsfähige Wirtschaft und eine dauerhafte Demokratie die Bereitschaft zu Eigenverantwortung, Leistung und Wettbewerb. Ich glaube an die Kraft der Innovation, worin vor allem auch Genossenschaften stark sind. Ich glaube an den homo cooperativus und seine Schöpferkraft. Die genossenschaftliche Maxime Freiheit verbunden mit Verantwortung wird auch in Zukunft eine gesunde Existenz des Einzelnen wie der Gesellschaft gewährleisten. Eine Krise entsteht dann, wenn das Alte vergeht und das Neue nicht geboren werden kann. Wir müssen daher offen sein für Veränderung und dürfen nicht an überkommenen Strukturen festhalten. Das wünsche ich mir nicht zuletzt auch von der österreichischen wie der europäischen Politik. Foto: Peter Dressler
zen, Vor- und Nachteile aufzeigen. Derzeit sind alle großen österreichischen Bankengruppen verpflichtet, quasi ihr „Testament“ zu machen und bei den Aufsichtsbehörden bis Jahresende abzugeben. Im Volksbanken-Sektor muss das auf Ebene des Kreditinstitute-Verbundes erfolgen. Sobald der Volksbanken-Verbund ausfällt oder wahrscheinlich ausfällt, setzt automatisch ein mehrstufiger Abwicklungsprozess ein, an dessen Ende selbständige Kreditgenossenschaften oder eine zentralisierte Einheit stehen werden.
Herr Pomper, ich danke für das interessante Gespräch.
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etrug, Bereicherung, Abzocke. Selbst die Fußball-WM in Brasilien war durch den Verkauf von gefälschten Tickets im Internet überschattet. In der Einführung bezieht sich Hans-H. Münkner auf Schlagzeilen aus der aktuellen Presse, die Missstände in der Lebensmittelindustrie, in der Bankwirtschaft und in der Energieversorgung anprangern. „Stehen die Bürger derartigen Angriffen auf ihre Gesundheit, ihre Wohnung und ihren Geldbeutel hilflos gegenüber?“, fragt der langjährige Professor für Gesellschaftsrecht und Genossenschaftslehre an der Philipps-Universität Marburg. „Sind Genossenschaften die besseren Wirtschafter?“ Für ihn liegt die Antwort auf der Hand: „Organisiert euch in Genossenschaften!“ Das empfiehlt er in seinem neuen Buch. Anders wirtschaften bedeute bei Genossenschaften „die Verbindung von wirtschaftlicher Effizienz mit sozialer und ökologischer Verantwortung, Nutzerorientierung geht vor Investorenorientierung, Bedarfswirtschaft vor Zinswirtschaft.“ Als Beispiele nennt er Genossenschaftsbanken, wie die GLS Bank in Deutschland oder die Raiffeisenbank Main-Spessart, das soziale Kaufhaus „Fairkauf“ in Hannover oder das Netzwerk „Transfair“, Energiegenossenschaften, selbstverwaltete Dorfläden, Ärztegenossenschaften im Bereich des Gesundheitswesens oder die Wohnungsgenossenschaft Amaryllis, die
eine neue Form des Wohnens in einem Mehrgenerationen-Projekt anbietet. Die Herausgeber bezeichnen den Beitrag als „Streitschrift“, als „Aufruf zu zivilgesellschaftlichem Engagement“, der einem möglichst „breiten Publikum zugänglich gemacht werden sollte.“ Dieser Parole will ich mich gerne anschließen. Der Text ist gut gegliedert und leicht verständlich. Er beginnt mit einer fundierten Kritik an den falschen Konzepten, wie der Wachstumsgläubigkeit, die „auch vor Genossenschaften nicht halt“ macht und die der Wirtschaft Vorrang vor Mensch und Umwelt einräumt. „Unübersehbar ist eine Tendenz zur Privatisierung von Einrichtungen für die Befriedigung von Grundbedürfnissen: Wasser, Wohnung, Gesundheitswesen und Krankenhäuser sowie Nahverkehr“, schreibt der Autor, der nicht zuletzt auch die Ausnutzung der Unerfahrenheit von Kleinanlegern und Verbrauchern durch Großkonzerne anprangert. An Beispielen zeigt er, wie die Kommerzialisierung alle Lebensbereiche durchdringt: Wohnen, Sport, Entwicklungshilfe und Ausbildung. Es sei „Zeit sich auf die philosophischen Fundamente der Ökonomie zu besinnen“, das ein „integriertes Wirtschaftsverständnis“ anstrebt, das Gewinn- und Leistungsoptimierung zwar in den Vordergrund stellt, dabei aber „Lebensdienlichkeit und nachhaltige Entwicklung“ einbezieht. In diesem Sinn habe Georg Draheim das Modellbild des „homo cooperati-
vus“ in die Literatur eingeführt, das er in den 1950er Jahren in seinem Klassiker „Die Genossenschaft als Unternehmenstyp“ beschreibt. Als Idealbild eines „guten“ Genossenschafters steht es dem „homo oeconomicus“ gegenüber, der allgemein als „Inbegriff eines rücksichtslosen wirtschaftlichen Verhaltens“ gilt, „als Stellvertreter einer realitätsfernen Standard-Ökonomie“ wie sie „gierige Shareholder und Banker“ vermitteln. „Differenzieren statt anpassen”, lautet das Credo des Genossenschaftsforschers. Für Hans-H. Münkner sind Genossenschaften „antikapitalistisch“ aufgebaut, der Mensch und sein Bedarf stehen im Zentrum. Demokratische Selbsthilfeorganisationen suchen Investoren in den eigenen Reihen. Bei Genossenschaften zählen langfristige Entwicklung und Förderfähigkeit mehr als das schnelle Geld.
Andrea Karner
BUCHTIPP Hans-H. Münkner Organisiert Euch in Genossenschaften! Anders Wirtschaften für eine bessere Welt LIT Verlag, 68 Seiten ISBN 978-3-643-12423-4 EUR 14,90
Sind Genossenschaften die besseren Wirtschafter? Was ist schlecht an dieser Welt? Diese Frage stellt Hans-H. Münkner in seinem neuen Buch. Den Aufruf des Internationalen Genossenschaftsbundes zu einer Dekade nimmt er zum Anlass über eine „Systemwende“ in Forschung und Wirtschaft nachzudenken.
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n seinem Buch „The Next Global Stage“ erklärt Kenichi Ohmae, dass sich die Wirtschaft künftig in genau bestimmbaren Regionen rund um die Welt abspielen wird. Diese Regionen lassen sich basierend auf einer Studie von Florida/Gulden/Mellander nach dem LRP-Prinzip (Light-Based Regional Product = aus dem Weltall sichtbares Licht) ermitteln. Sie zeigt, dass »» es eine Relation zwischen Licht emission und Wirtschaftskraft (BIP) gibt, »» 40 Megaregionen 66 Prozent des Welt-BIP produzieren, »» es neben dem Trend zur Globalisierung auch einen zur Regionalisierung gibt, »» Regionen nicht an Staatsgrenzen enden.
Eine solche Top-Mega-Region ist in den Vereinigten Staaten beispielsweise Boston-Washington mit über 21.000 neu eingereichten Patenten in einem Jahr. Im Vergleich liegt die Region Wien-Budapest mit 1.365 Patenten an 25. Stelle im LRP-Ranking.
Was können Volksbanken aus den Ergebnissen dieser Studie lernen? Zählt Regionalität im Retailbanking auch in Zukunft noch zu den Wettbewerbsvorteilen der Volksbanken? Um diese Fragen beantworten zu können, muss man zuerst die Frage stellen: „Was erwartet sich ein Kunde von der Volksbank?“ (siehe Schlagwortwolke) Gerade Genossenschaftsbanken haben den Ruf, sehr nahe am Kunden zu sein. Die Finanz- und Bankenkrise hat das Vertrauen der Kunden in Banken (auch in Genossenschaftsbanken) in Mitleidenschaft gezogen – neue Anbieter mit vermeintlich genossenschaftlichem Hintergrund treten verstärkt unter dem Begriff „Social Banking“ auf.
Social Banking Die Varianten des Social Banking sind vielfältig: »» Social Trading im Wertpapier- bzw. Veranlagungsbereich werben über die Plattform Wikifolio (wikifolio. com)
Schlagwortwolke („Tagcloud“) aus einer Befragung von Bankkunden:
Quelle: Studie der UniCreditFamily Financing Banking und der Universität Hohenheim, 2013
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»» Peer-to-Peer-Lending in der Privatkreditvergabe ist z. B. unter Smava (smava.de) zu finden. »» Crowdfunding als Möglichkeit für Künstler und zur Finanzierung von Projekten, z. B. unter Startnext (startnext.de) oder über die Plattform der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken „Viele schaffen mehr“ (viele-schaffen-mehr.de) »» Crowdinvesting bietet Unternehmen z. B. über die Plattform Companisto (companisto.com) die Möglichkeit, Investoren anzusprechen. Gerade das Crowdinvesting dringt in den ursprünglichsten Markt der genossenschaftlich organisierten Volksbanken ein – in die Finanzierung von kleinen und mittleren Unternehmen. Im Gegensatz zu Österreich, wo diese Art der Mittelstandsfinanzierung noch unterrepräsentiert ist, verzeichnen deutsche Plattformen bereits beachtliche Zuwächse: »» Im Jahr 2013 erreichte das Finanzierungsvolumen 15 Mio. Euro – ein Plus von rund 250 Prozent gegenüber 2012. »» Es wird ein steigendes Finanzierungsvolumen sowohl durch eine wachsende Zahl an Start-Ups verzeichnet, die Crowdinvesting nutzen, als auch höhere Finanzierungssummen je Finanzierung. »» Erstmalig wurden Ende 2012 auf der Plattform Seedmatch Finanzierungen über 100.000 Euro erfolgreich abgeschlossen. »» 2013 lag auf Companisto der durchschnittliche Kapitalbetrag je Finanzierung bei knapp 170.000 und auf Seedmatch sogar bei 350.000 Euro. »» Crowdinvesting ist auch Venture-Capital-tauglich, wie einige Anschlussfinanzierungen belegen. »» Zudem nutzen viele Start-ups auch weiterhin die Crowd und nehmen eine zweite Finanzierung in Angriff
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Zur Zukunft der Retailbanken Seit einigen Jahren ist eine tiefgreifende Veränderung in der Ausgestaltung der Wertschöpfungskette im Retailgeschäft von Banken zu beobachten. Wird das die demografische und technische Entwicklung noch beschleunigen? Text: Robert Koch, Andreas Tandinger
Mobile Banking verändert den Finanzsektor Immer mehr Kunden sind mobil unterwegs und damit schnell, flexibel, mobil und rund um die Uhr vernetzt. Dieses Verhalten hinterlässt auch im Finanzsektor nachhaltige Spuren. Es drängen neue Anbieter auf den Markt. Giropay, PayPal und Google sind im Bereich Zahlungsverkehr aktiv, im Bereich Finanzierung gehört facebook mit seiner Kreditsparte zu den neuen Marktteilnehmern. PayPass erlaubt zum Beispiel die Zahlung mittels Karte (near field communication), aber auch mittels Mobiltelefon (via App). Mit der PayPal-App hat man quasi sein Konto in Händen. Die Funktionen reichen von der Online-Kontostandabfrage, der Zahlungsmöglichkeit via Mobiltelefon oder der Gratis-Überweisung zu einem Freund. Mobile Wallets wie die Google Wallet oder MasterCard paypass lösen die Bankomat- und Kreditkarten durch ein mobiles Gerät ab und machen die Geldbörse obsolet. Die Digitalisierung vielfältigster Dienste bietet eine ganze Reihe von weiteren Vorteilen für den Anwender. Er kann über den mobilen Kanal Bankdienstleistungen sofort nutzen ohne eine Bank besuchen zu müssen. So ist es in manchen Ländern Europas bereits möglich, sich Angebote zu einem Wertpapierkauf oder einem in der Filiale erstellten Konsumentenkredit an das Smartphone schicken zu lassen, wo
sie vom Kunden geprüft und „mobil“ unterschrieben werden. Das Smartphone erlaubt aber auch eine direkte Interaktion mit anderen Anbietern, die nicht nur die Kartenemulation verwenden, sondern Daten über Barcodes und QR-Codes darstellen. Das QR-Shopping-App ermöglicht es, überall und völlig unabhängig von Ladenöffnungszeiten einzukaufen, zum Beispiel aus Katalogen und von Plakaten. Die Firma Tesco hat zum Beispiel virtuelle Supermarktregale in U-Bahnstationen eingerichtet, die Konsumenten während der Wartezeit nutzen können, um Lebensmittel einzukaufen und zustellen zu lassen.
Warum soll eine Kunde in Zukunft in eine Bankfiliale kommen? Heute werden Kunden mittels Multikanalvertrieb von verschiedenen Seiten aus beraten bzw. bedient: »» Videochat bzw. Callcenter »» Selbstberatung im Internet »» Co-Browsing (beide arbeiten per Gleichschaltung des jeweiligen PCs auf der selben Oberfläche) »» Individualisierte Kundeninformation im geschlossenen Bereich »» Beratung vor Ort in der Filiale CapGemini, das größte europäische Beratungsunternehmen, bringt es im „World Retail Banking Report“ vom Februar 2013 auf den Punkt: „Das Netz traditioneller Bankfilialen, die den Kun-
den Fullservice in allen Segmenten anbieten, ist nicht mehr tragbar.“ Aus dieser Sichtweise leitet CapGemini folgende vier Arten von Filialen ab, die Retail-Banking zukünftig bestimmen werden: »» Digital Pod: konzentriert auf Kunden mit umfassender digitaler Erfahrung »» Shop: ideal für Studenten, Kunden die mit Banking erst beginnen oder für Kunden mit standardisierten Bankgeschäften »» Pharmacy: mit hoher Kanalkoordination zwischen physischen und digitalen Kanälen »» Lounge: zur Stärkung der Kundenbeziehung
Die Filialen der Zukunft Die deutsche Bank mit ihrer „Zukunftsfiliale“ Q110 beweist, wie Finanz-
Buchtipp: Robert Koch Crowdinvesting und Peer-toPeer-Lending. Genossenschaftsbanking 2.0 als neue Strategie der Unternehmensfinanzierung www.bit.ly/verlag ISBN 9783844237603
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Virtuelle Supermarktregale in der U-Bahnstation: Mittels QR-Code können die Konsumenten während der Wartezeit Lebensmittel einkaufen.
produkte spannend und leicht verständlich präsentiert werden können. Q110 weist neben einer Lounge, einem Kid‘s Corner auch einen Trendshop und eine Galerie der Wünsche auf. Das Q110 dient Kunden nicht nur zur Abwicklung von Bankgeschäften, sie können gleichzeitig auch Kaffeespezialitäten, Tees, Erfrischungen und Kuchen genießen. La Caixa ist nicht nur die innovativste Bank des Jahres 2013, sondern auch Spaniens Nummer Eins im mobilen Zahlungsverkehr. Neben der NFC-Technologie, auf die mittlerweile vier Millionen Karten umgestellt sind, verwenden 3,3 Millionen Kunden mobile Dienstleistungen. Dazu zählt das kontaktlose Bezahlen mit dem Mobiltelefon (NFC mobile payments) mit Partnern wie Telefónica, Vodafone, Orange und Visa Europe. Die jüngste Filiale ist ein Zugeständnis an die Service-Qualität. Sie weist keine Barrieren zwischen Kunde und Mitarbeiter auf, dafür diskrete Zonen, ein Cafe und zentral gelegen Displays mit interaktiven Elementen. Umpqua in den USA teilt ihre Geschäftstätigkeit in drei große Bereiche: ein Drittel Bank, ein Drittel Hotels, ein Drittel Einzelhandelsgeschäfte. Daneben betreibt Umpqua noch einen eigenen Radiosender und bietet eine eigene Kaffeemarke an. Das Unterneh14
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men lässt Mitarbeiter aus allen Teilbereichen in einem speziellen Kundenserviceprogramm von der Hotelkette Ritz-Carlton trainieren und ausbilden.
Herausforderung für Volksbanken Wie in vielen anderen Branchen auch hat bei den Banken die Digitalisierung Einzug gehalten. Vor allem junge Menschen erfinden die Welt neu. Sie machen Dinge anders – anders, als es ihre Eltern machen, aber auch anders, als es sich Unternehmen vorstellen. Volksbank-Kunden sind durch Internet und Digitalisierung weitaus besser informiert als noch vor fünf oder zehn Jahren. Somit ist es die Aufgabe des Volksbankverbundes, den Customer Journey (also alle direkten und indirekten Berührungspunkte, die ein potenzieller Kunde mit der Marke Volksbank haben kann) bei der Produktentwicklung zu bedenken. Das bedeutet aber auch, dass sich die Unternehmen im Volksbankverbund mit der Digitalisierung anfreunden. Sie sollte von jedem einzelnen Mitarbeiter gelebt werden. Der heutige Bankkunde ist vernetzt, gut informiert und erwartet sich eine persönliche Ansprache in Bezug auf Kommunikation, Produkt und Service. Diese Bankkunden können künftig nicht wie bisher nach demografischen
Daten, wie Alter oder Einkommen eingestuft werden, sondern vielmehr nach ihren Wünschen, wie sie Bankgeschäfte erledigen möchten. Der Bankkunde „geht“ nicht mehr in die Bank. Er wählt je nach Bedarf und Wunsch den Kanal, mit dem er seine Bankgeschäfte abwickeln möchte. Der vermehrte Einsatz von mobilen Geräten kombiniert mit dem höheren Mehrwert von mobilen Einsatzmöglichkeiten/Geschäften macht Mobile Banking in allen seinen Ausprägungen schon in vielen Ländern zum wichtigsten Kanal des Bankgeschäftes. Volksbanken haben durch die Regionalität und die Kundenpartnerschaft den Vorteil, physisch näher am Kunden zu sein als Banken und Bankstellen von Großbanken. Auch für sie sollte in Zukunft die Devise lauten: „Lebe eine menschliche Beziehung mit digitalem Service!“
Zu den Autoren: Prok. Robert Koch, MSc ist Vertriebsleiter der Volksbank Süd-Oststeiermark Mag.(FH) Andreas Tandinger, Mitarbeiter des Bereiches Solidaritätseinrichtungen im Österreichischen Genossenschaftsverband
Management
Wie Basel III auf Genossenschaftsbanken wirkt Die Neuerungen durch Basel III stellen die deutschen Genossenschaftsbanken vor weitreichende Konsequenzen. Ihre Spezifika finden bei der Ausgestaltung der neuen Liquiditäts- und Eigenkapitalvorschriften nur unzureichend Beachtung. Dominik Schätzle macht Zusammenhänge klar. Text: Dominik Schätzle Foto: istockphoto.com
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ie Auswirkungen von Basel III auf die Genossenschaftsbanken wurden im Rahmen eines Dissertationsprojektes am Institut für Genossenschaftswesen der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster analysiert. Die Erkenntnisse dieser Untersuchung liefern für das Management einer Genossenschaftsbank wichtige Informationen. Eine Ausgestaltung der Geschäftsstrategie unter Berücksichtigung der Basel-III-Vorgaben wird zukünftig für die Genossenschaftsbanken von übergeordneter Bedeutung sein.
Hintergrund Im Mittelpunkt der aktuellen Regulierungsneuerungen steht die Einführung des regulatorischen Rahmenwerks Basel III. Da die Besonderheiten des Geschäftsmodells von Genossenschaftsbanken bei der Ausgestaltung dieser Regulierungsneuerungen ungenügend beachtet werden, können die neuen Liquiditäts- und Eigenkapitalanforderungen besonders für die Genossenschaftsbanken erhebliche Auswirkungen haben. Da diese maßgeblich von einer Nicht-Einhaltung dieser Vorschriften abhängig sind, ist eine Betrachtung des Status quo der modifizierten Kernkapitalvorschriften sowie der kurzfristigen und strukturellen Liquiditätskennzahl für die genossenschaftlichen Primärbanken notwendig. Auf Basis dieser Erkenntnisse können die Herausforderungen durch die modifizierten Eigenkapital- und die neuen Liquiditätsvorschriften eruiert werden.
Datengrundlage Für die Quantifizierung des Status quo der Kernkapitalquote sowie der Liquiditätskennzahlen wurde eine umfassende Datenbank aus Jahresabschlussangaben sowie aus Informationen aus den Offenlegungsberichten der deutschen Genossenschaftsbanken erstellt. Da jedoch die Bestimmungen zur kurzfristigen Liquiditätsquote (Liquidity Coverage Ratio, LCR) einen hohen Detailgrad aufweisen und die strukturelle Liquiditätskennzahl (Net Stable Funding Ratio, NSFR) erst nach einer Beobachtungsphase präzisiert wird, ist eine Bestimmung des Status quo der Liquiditätsquoten auf Basis dieser Datengrundlage nicht möglich. Dennoch können die Bestimmungsfaktoren dieser Liquiditätskennzahlen identifiziert werden.
Einflussfaktoren auf die LCR Die kurzfristige Liquiditätsquote der Genossenschaftsbanken wird einerseits maßgeblichen von der Konformität der Wertpapierbestände mit den Anforderungen an liquide Aktiva gemäß den LCR-Vorgaben bestimmt. Andererseits weisen die Privat- und Firmenkundeneinlagen einen deutlichen Einfluss auf die LCR auf. Da sich das Vorliegen einer „etablierten Geschäftsbeziehung“ bei den Privatkundeneinlagen reduzierend auf den Bedarf an liquiden Aktiva auswirkt, gilt es auf Institutsebene zu überprüfen, inwiefern diese Einlagen die Anforderungen für die bevorzugte regu-
latorische Behandlung erfüllen. Allerdings sehen die Aufsichtsbehörden in der Personalunion von Kunden und Eigentümer einer Genossenschaftsbank, manifestiert durch die Mitgliedschaft, kein Indiz für das Vorliegen einer etablierten Geschäftsbeziehung. Aufgrund des hohen Einflusses dieser Einlagen auf die LCR sind daher durch die Genossenschaftsbanken jene Verbindlichkeiten zu identifizieren, die diese Anforderungen erfüllen (z. B. aktive Geschäftsbeziehung). Im Rahmen dessen ist auf Verbundebene zu erörtern, inwiefern die Verbundunternehmen der genossenschaftlichen FinanzGruppe die Primärbanken bei der Identifikation dieser Kriterien unterstützen können. Eine Nicht-Einhaltung der LCR hat für die Genossenschaftsbanken weitreichende Auswirkungen. So können dadurch die Freiheitsgrade bei der Ausgestaltung des Depot A eingeschränkt werden. Müssen dagegen die frei verfügbaren liquiden Mittel in LCR-konforme Aktiva investiert werden und stehen somit nicht dem Kreditgeschäft zur Verfügung, ergeben sich zudem negative Auswirkungen auf das Leistungsangebot einer Genossenschaftsbank gegenüber ihren Mitgliedern und somit auf den MemberValue.
Brisanz der NSFR Neben der kurzfristigen Liquiditätskennzahl können sich die Genossenschaftsbanken durch die Einführung einer strukturellen Liquiditätskennzahl mit weitreichenden Konsequenzen koncooperativ 3/14
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Dominik Schätzle Die Auswirkungen von Basel III auf Genossenschaftsbanken. Eine Betrachtung der Kernkapitalquoten und Liquiditätskennziffern sowie eine empirische Analyse auf Basis von Bilanzsimulationen. Münstersche Schriften zur Kooperation. Theresia Theurl (Hrsg.), Band 110. Shaker. Aachen. ISBN: 978-3-8440-2888-1, EUR 29,80.
frontiert sehen. Diese kann das Ausmaß der Fristentransformation beeinflussen. Da die aus der Fristentransformation resultierenden Erträge für die Genossenschaftsbanken von hoher Bedeutung sind, zeigt sich darin im Allgemeinen die hohe Brisanz durch die Einführung bzw. die genaue Ausgestaltung der strukturellen Liquiditätsquote für die genossenschaftlichen Primärbanken. Da die Refinanzierung von Genossenschaftsbanken durch kurzfristige Kundeneinlagen eine hohe Bedeutung einnimmt, weist die Einschätzung zum Stabilitätsgrad dieser Passiva durch die European Banking Authority im Speziellen einen erheblichen Einfluss auf die NSFR von Genossenschaftsbanken auf. Da ferner das Kreditgeschäft für die Genossenschaftsbanken eine hohe Relevanz einnimmt, weist auch die regulatorische Behandlung des aktivischen Mitglieder- und Kundengeschäfts einen deutlichen Einfluss auf die NSFR von Genossenschaftsbanken auf. Sehen sich die Genossenschaftsbanken mit einer Nicht-Einhaltung der NSFR konfrontiert, so können die Institute dieser Gegebenheit durch eine Verlängerung der Fristigkeit der Passiva bzw. durch eine Verkürzung der Kreditlaufzeiten entgegenwirken. Da dies jedoch das Ausmaß der Fristentransformation verringert, wirken sich solche Handlungen negativ auf die Ertragslage der Genossenschaftsbanken aus. Zudem wird der MemberValue von Genossenschaftsbanken negativ beeinflusst. So erhöht sich durch eine Verkürzung der Kreditlaufzeiten bspw. das Kreditprolongationsrisiko für die Mitglieder einer Genossenschaftsbank. 16
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„Eine kostenminimale Umsetzung der Regulierungsneuerungen ist für die Genossenschaftsbanken von übergeordneter Bedeutung.“ Gute Kapitalisierung Neben der Einführung der LCR und NSFR erfolgt durch Basel III eine Erhöhung der qualitativen und quantitativen Anforderungen an die Eigenkapitalausstattung von Genossenschaftsbanken. Eine Untersuchung der Ist-Situation der harten Kernkapitalquote von Genossenschaftsbanken zeigt eine gute Kapitalisierung dieser Bankengruppe in Deutschland bereits zum 31.12.2010. Allerdings können rund 20 Prozent der betrachteten Genossenschaftsbanken zu diesem Zeitpunkt die geforderte Kernkapitalquote zuzüglich eines vorzuhaltenden Kapitalerhaltungspuffers (8,5 %) nicht erfüllen. Diese Primärbanken müssen Maßnahmen ergreifen, um einer Nicht-Einhaltung der Kernkapitalquote entgegen zu wirken. Zwar besteht durch eine Offenlegung von stillen Reserven die Möglichkeit der Erhöhung der harten Kernkapitalquote. Allerdings wird dadurch der Handlungsspielraum für den Ausgleich von zyklischen Schwankungen des Jahresüberschusses für das Management minimiert. Erfolgt dagegen eine Verringerung von aufsichtsrechtlichen Risikopositionen bzw. eine Erhöhung von hartem Kernkapital zur Einhaltung der neuen Eigenkapitalvorschriften, sind auf Primärbankebene die damit einhergehenden Auswirkungen zwingend zu berücksichtigen.
Notwendigkeit einer dynamischen Betrachtung Eine Analyse dieser Auswirkungen ist durch eine Darstellung der Entwicklung von Bilanz- und GuV-Positionen
(Bilanzsimulationen) infolge einer notwendigen Erhöhung des harten Kernkapitals bzw. einer Verringerung von aufsichtsrechtlichen Risikopositionen möglich. Zudem können auf Basis der Erkenntnisse dieser Bilanzsimulationen Handlungsoptionen eruiert werden, um einer regulierungsbedingten Beeinflussung entgegenwirken zu können. Bei der Auswahl von Maßnahmen zur Einhaltung der Kernkapitalquote haben die Genossenschaftsbanken vier Dimensionen zu betrachten. Zu allererst ist zu untersuchen, inwiefern die jeweilige Maßnahme zur Einhaltung der regulatorischen Eigenkapitalanforderungen im vorgegebenem Zeitraum möglich ist. Während die Reduzierung von aufsichtsrechtlichen Risikopositionen eine kurzfristige Maßnahme zur Einhaltung der harten Kernkapitalquote darstellt, handelt es sich bei einer Erhöhung des harten Kernkapitals um eine mittel- bis langfristige Alternative. Letzteres ist auf das Fehlen eines organisierten Marktes für Genossenschaftsanteile zurückzuführen, wodurch das Ausmaß der Generierung von hartem Kernkapital von der Möglichkeit der Gewinnthesaurierung abhängig ist. Da ferner die Wechselwirkungen von Maßnahmen zur Einhaltung der Kernkapitalquote zu den Liquiditätsvorschriften zu beachten sind, wird die Relevanz der Berücksichtigung von regulatorischen Vorgaben bei der Ausgestaltung der Geschäftsstrategie deutlich. Durch eine Analyse der Aufwandsund Ertragswirkungen von Maßnahmen zur Einhaltung der harten Kernkapitalquote wird die Notwendigkeit einer kostenminimalen Umsetzung der Re-
gulierungsneuerungen identifiziert. Da sich eine solche positiv auf die Möglichkeit der Gewinnthesaurierung auswirkt, wird eine Verkürzung des Zeitraums zur Einhaltung der Kernkapitalquote via Rücklagenbildung ermöglicht. Zudem kann dadurch das harte Kernkapital schneller für Kreditneugeschäft verwendet werden, wodurch einerseits das Ertragspotenzial erhöht werden kann. Andererseits kann dadurch das Mitgliedergeschäft ausgeweitet werden, was sich positiv auf den MemberValue auswirkt. Dieser wird allerdings durch die regulatorischen Neuerungen beeinflusst. Zwar können nur wenige der hier betrachteten Genossenschaftsbanken ihren Mitgliedern eine reduzierte Dividende (mittelbarer MemberValue) ausschütten. Allerdings verringert sich die Möglichkeit der Rücklagenbildung (nachhaltiger MemberValue). Da die Rücklagen ferner in den Perioden der Nicht-Einhaltung der harten Kernkapitalquote an die Erhöhung des harten Kernkapitals gebunden sind, können diese Rücklagen folglich nicht für das zukünftige Mitgliedergeschäft (unmittelbarer MemberValue) Verwendung finden. Aufgrund der Interdependenzen zwischen den drei Säulen des MemberValue (unmittelbarer, mittelbarer, nachhaltiger MemberValue) sind die Maßnahmen zur Einhaltung der Kernkapitalquote stets an die institutsspezifische MemberValue-Strategie anzupassen.
Zum Autor: Dr. Dominik Schätzle war wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Genossenschaftswesen der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster cooperativ 3/14
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Management
Das Archiv
Eine Chance fürs Unternehmen! Ein Archiv kann wesentlich zum wirtschaftlichen Erfolg eines Unternehmens beitragen. Als wichtiger Unterstützer für die Bereiche Recht, Personal, Vertrieb, Marketing und Entwicklung hilft es, Kosten zu sparen und Orientierung zu geben. Text: Stephen Biwald, Martin Stürzlinger Foto: istockphoto.com
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as Führen und Betreuen eines ei- henden Bauprojekten? War das nicht genen Firmenarchivs wird oft als die Korrespondenz der Geschäftsleitung zeitaufwendiger bürokratischer Vor- der letzten 30 Jahre? Egal, alles muss gang und unnötiger Kostenfaktor ange- raus. Ruhe in Frieden! sehen. Vorurteile sind langlebig. So verwundert es nicht, dass viele UnternehDas Archiv als Chance men die überlieferte Sentenz des ehemaligen Bundeskanzlers Raab „Jedes Archive gehören zum Unternehmen Schrift‘l ist ein Gift’l“ zur obersten ar- wie der Vertrieb, die Rechtsabteilung chivischen Maxime erhoben haben. oder die Buchhaltung und sind nicht die Wenn Unterlagen, egal ob analog separate Spielwiese von Chefs mit eioder digital, Akt oder Foto, Plan oder nem Faible fürs Historische. Plakat lange aufgehoben werden, geArchivieren ist kein Selbstzweck, schieht dies oft nach sehr individuellen sondern schlägt eine Brücke von der Maßstäben. Jeder Mitarbeiter geht nach Vergangenheit in die Zukunft. Als siseiner eigenen Logik vor. Selten gibt es cheres Fundament und gleichberechtigfür Abteilungen oder ter Impulsgeber für gar für ein ganzes Undie Bereiche RechtsWer schreibt, bleibt. sicherheit, Personal, ternehmen eine einheitlich gültige AblaMarketing, CorpoWer spricht, nicht. gestruktur. Das spärate Identity und ProThomas Gernhardt tere Finden von Inforduktentwicklung leismation gestaltet sich tet das Archiv einen dann zu einer Lotterie mit ähnlich ho- wertvollen Beitrag zum wirtschaftlihen Gewinnchancen. chen Erfolg eines Betriebs. Nach vielen Jahren werden Schränke Seine Tätigkeit und sein Bestehen oder sogar ganze Räume voll mit Papie- unterstützen das Unternehmen beim runterlagen entdeckt. Dieser Fall tritt Herausbilden eines Alleinstellungsein, wenn z.B. das Unternehmen über- merkmals gegenüber der Konkurrenz. siedelt und auch das letzte Besenkam- Das Hervorheben jahrzehntelanger bemerl kontrolliert wird, ob nichts verges- trieblicher Kontinuität betonen Versen wurde. Die Überraschung ist groß, lässlichkeit und Qualität. Erfolgreiche die Ratlosigkeit noch größer. Niemand Unternehmen nutzen ganz gezielt das hat dann die Zeit, das Geld und die Ner- Potential ihrer Vergangenheit aus, um ven, um die Relevanz der Unterlagen am Markt bestehen zu können. zu prüfen. Als einziger Ausweg kommt nur noch die Vernichtung, im ArchivjarVorbild Genossenschaft gon Skartierung, durch einen professionellen Dienstleister in Frage. Waren da Für Unternehmen, die genossennoch wichtige Verträge dabei? Lager- schaftlich organisiert sind, trifft dies in ten dort die Unterlagen zu noch beste- noch viel größerem Maß zu. Genossen-
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Management
schaften stellen aufgrund ihrer speziellen Unternehmensform ein besonderes wirtschaftliches Gebilde dar. Ziel ist, die wirtschaftlichen, kulturellen und/oder sozialen Belange ihrer Mitglieder zu fördern. Der Stellenwert des Archivs als professioneller Hüter von vergangenheitsund zukunftsorientierten Grundwerten wie Mitgliederförderung, Selbstverwaltung, Identitätsprinzip etc. ist in diesem Zusammenhang nicht hoch genug einzuschätzen. Sie sind Teil genossenschaftlicher Unternehmenskultur, geben Orientierung und fließen in die Unternehmensstrategie ein.1 Traditionspflege und handfeste wirtschaftliche Gründe gehen hier Hand in Hand. Das historische Erbe ist ein wertvolles Gut und hilft die Herausforderungen der Zukunft zu meistern.
Rechtssicherheit Ein Unternehmen muss sich in Zusammenhang mit Records Management und Archiv folgende Fragen stellen: »» Werden alle Entscheidungen und Geschäftsprozesse schriftlich dokumentiert, soweit dies notwendig ist? »» Ist bekannt, wie lange diese Dokumente jeweils aufbewahrt werden müssen? »» Werden diese Dokumente auch so lange wie notwendig aufbewahrt? »» Werden Dokumente nach Ablauf der Aufbewahrungsfrist auch tatsächlich vernichtet oder gelöscht? »» Ist es effizienter, günstiger oder praktischer, diese Dokumente je1 Günther Ringle, Werteorientierung. Ein Erfolgsfaktor der Genossenschaften. In: cooperativ 1/14.
weils in Papier oder elektronisch aufzubewahren? »» Werden Dokumente im Anlassfall nach 7 bis 15 Jahren auch von der nächsten Generation an Mitarbeitern noch gefunden? Für alle diese Fragen ist das Archiv zuständig, manchmal unter Beiziehung anderer Experten. Das Archiv hat also auch in der Gestaltung der aktuellen Prozesse eine aktive Rolle, die über die „Pflege des historischen Erbes“ hinausgeht. Die österreichische Rechtsordnung kennt unterschiedlichste Bestimmungen, wie lange Dokumente aufzubehalten sind, wie die Bundesabgabenordnung (§ 131 f. BAO), das Unternehmensgesetzbuch (vor allem § 190 und § 212(1) UGB) sowie das Aktien- und GmbH-Gesetz. Umsatzsteuerrelevante Belege sind darüber hinaus auch im Umsatzsteuergesetz (UStG) geregelt. Leider ist es in vielen Fällen selbst für Experten schwierig festzustellen, wie viele Jahre genau bestimmte Dokumente archiviert werden müssen. Hier ist die Zusammenarbeit des Archivs mit Juristen oder Experten des Records Management gefragt, um die richtige Entscheidung zu treffen.
Zu den Autoren:
Dr. Martin Stürzlinger gründete 2007 Archiversum
Mag. Stephen Biwald Berater bei Archiversum ww.archiversum.com
Rechtssicherheit oder historisches Erbe? - Der Stellenwert des Archivs in der Genossenschaft Termin: Donnerstag, 20.11.2014 10:00 bis 16:00 Uhr Ort: Raiffeisen-Holding Niederösterreich-Wien Friedrich-Wilhelm-Raiffeisen-Platz 1 1020 Wien Thema: Genossenschaften können oft auf eine bewegte Vergangenheit zurückblicken. Die Bedeutung eines eigenen Archivs für genossenschaftliche Unternehmen wird im Rahmen dieser Tagung vorgestellt. Im Speziellen werden die Themenbereiche Rechtssicherheit und Compliance durch kompetente Vortragende behandelt. Für Fragen an die Vortragenden und Diskussion wird es ausreichend Zeit geben. Teilnehmer: Geschäftsführer, Administration, Organisation, Recht, Finanz. All jene, die ein Archiv bereits betreuen oder neu aufbauen wollen. Tagungsprogramm: http://archiversum.com/veranstaltungen Teilnahmegebühr: 90,00 € (exkl. Mwst.) pro Person Anmeldung und Fragen: Stephen.Biwald@archiversum.com, 0664/4153317
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Wirtschaft
Am Anfang stand die Glühlampe Seit mehr als hundert Jahren sind Österreichs Elektrizitätswerke genossenschaftlich organisiert. Der gemeinsame Einkauf bringt im hart umkämpften Energiemarkt bis heute Wettbewerbsvorteile. Andrea Karner hat zum Jubiläum mit Direktor Leopold Rösler, Obmann der ege, gesprochen. Foto: istockphoto.com
110 Jahre ege
1904 Vorbereitung zur Gründung der Einkaufsgenossenschaft österr.-ungar. Elektrizitätswerke 03.01.1905 Gründungsversammlung in Brünn 1918 Wegfall der Kronländer, neuer Firmenwortlaut: Einkaufsgenossenschaft österreichischer Elektrizitätswerke 17.01.1920 neuer Firmenwortlaut: Einkaufsgenossenschaft des Verbandes der Elektrizitätswerke 1935 neuer Firmenwortlaut: Einkaufsgenossenschaft Österreichischer Elektrizitätswerke 28.03.1938 neuer Firmenwortlaut: Einkaufs-Gemeinschaft der Elektrizitätswerke, Sitz in Berlin Zweigniederlassung Ostmark 20.05.1946 Neugründung: Einkaufsgenossenschaft Österreichischer Elektrizitätswerke, die Zweigniederlassung Ostmark wird als deutsches Eigentum liquidiert
www.ege.at 20
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cooperativ: Herr Direktor Rösler, die Einkaufsgenossenschaft österreichischer Elektrizitätswerke (ege) blickt auf eine bewegte Vergangenheit. Sie leiten seit 1981 als Vorstand die Geschäfte und kennen die Geschichte des Unternehmens. Wie hat alles begonnen? Leopold Rösler: Angefangen hat alles mit der unbefriedigenden Versorgung der Elektrizitätswerke mit Glühlampen. Sie entsprachen weder technisch noch preislich den Erfordernissen. Es gab keine Standards, keine Qualitätskontrolle. Die 1904 gegründete Vereinigung österreichisch-ungarischer Elektrizitätswerke - eine Interessengemeinschaft von Elektrizitätswerken aus allen Kronländern - wollte Grundlagen zur Prüfung von Glühlampen und eine eigene Einkaufszentrale schaffen.
Wirtschaft Erstaunlich, dass sich bis zum Ende der Donaumonarchie mehr als hundert Elektrizitätswerke aus allen Kronländern zusammen gefunden haben.
Von wo aus hat die Genossenschaft ihre Geschäfte abgewickelt?
Ja, es gab 1904 eine starke Achse zwischen Wien und Brünn. Direktor Karel Eugen von den Wiener Städtischen Elektrizitätswerken und Armin Hartmann, Direktor der Elektrizitäts-AG Mährisch Ostrau, waren an der Gründung der Genossenschaft maßgeblich beteiligt. Sie haben gemeinsam mit dem Ingenieur Friedrich Ross die Statuten ausgearbeitet. Die ersten Gründungsmitglieder kamen aus Wien, Karlsbad, Klagenfurt, Mährisch-Ostrau, Waidhofen an der Ybbs, Trautenau und Brünn. Bis 1910 haben sich 50 Mitglieder der Genossenschaft angeschlossen, darunter die E-Werke von Meran, Lemberg, Wels, Krakau, Salzburg, Prag, Agram, Budapest, Amstetten, Ried, Graz, Wörgl, Weiz und viele mehr. Sieben Jahre später hatte die Genossenschaft mehr als hundert Mitglieder, darunter die Werke von Triest, St. Pölten, Pola, Wr. Neustadt, Judenburg, Saalfelden und Pressbaum.
Wien war immer die Drehscheibe. Bis 1923 liefen Leitung und Betrieb der Genossenschaft in den Räumlichkeiten der Wiener E-Werke mit. Das erste eigene Büro war dann in der Teinfaltstraße, im ersten Wiener Gemeindebezirk. Selbst im Zweiten Weltkrieg, als vom deutschen Reichs-Wirtschaftsministerium die Liquidation der Einkaufsgenossenschaft in Wien und deren Eingliederung in die Einkaufsgemeinschaft Berlin gefordert wurde, ist es Direktor Carl Seewald gelungen, das Büro in Wien unter dem Namen „Zweigniederlassung Ostmark“ weiterzuführen, allerdings im achten Bezirk, in der Wickenburggasse. Die Beschaffung der Güter war während des Krieges enorm schwierig. Die Genossenschaft konnte Lieferzeiten nur mehr in Monaten angeben. Nach Kriegsende und erfolgreicher Neugründung der Genossenschaft verlegte man den Firmensitz in den neunten Bezirk, in die Alserstraße Ecke Hebragasse, wo die ege bis heute beheimatet ist.
Wie ist das Geschäft der Genossenschaft angelaufen?
Die Genossenschaft wurde nach dem zweiten Weltkrieg liquidiert?
Wie gesagt: begonnen hat alles mit der Beschaffung von Glühlampen und der Qualitätsprüfung. Bereits 1906 gab es Überlegungen, eine Glühlampenfabrik zu kaufen oder zu errichten. Ab 1910 hat die Genossenschaft für ihre Mitglieder auch Schmieröl eingekauft, es folgte der Einkauf von Elektrizitätszählern und Bogenlampenkohlenstiften. Bis zu Kriegsausbruch 1914 erfolgte ein Großteil der Elektromaterialbeschaffung durch die Genossenschaft.
Ja, da die Genossenschaft als deutsches Eigentum galt, erfolgte eine Liquidation. Direktor Carl Seewald, der das Büro in Wien weiterführte, konnte nach Kriegsende ehemalige Mitglieder neu gewinnen und mit 6. November 1945 ist die Neueintragung ins Handelsregister erfolgt. Die Gründungsversammlung fand am 20. Mai 1946 statt. Ausgestattet mit einem eigenen Großhandels-Gewerbeschein konnte die Genossenschaft ein eigenes Warenlager führen. Obwohl: die Besatzungszeit gestaltete sich ähnlich schwierig wie die Zeit davor. Rohstoffe waren schwer aufzutreiben. Die Produktionen begannen erst langsam zu laufen. Die Auslieferung der Ware durch die Besatzungszonen war mühsam.
War der Ausbruch des ersten Weltkriegs eine starke Zäsur? Natürlich brachte der Krieg Probleme mit sich. Aber die Genossenschaft hat sich in den Kriegsjahren sehr gut bewährt. Zum Beispiel versagte die Versorgung mit Treibstoffen und Ölen aus Polen, die in den Dieselkraftwerken der Mitglieder aber dringend gebraucht wurden. Die Genossenschaft handelte direkt mit der Quelle Öl-Kontingente aus und übernahm die Verteilung an ihre Mitglieder.
Hat die Genossenschaft im Wirtschaftswunder profitiert? Auf jeden Fall. Mit dem enormen Ausbau der Elektrizitätswirtschaft ist auch das Geschäft gewachsen. Die Genossen-
schaft deckte bald einen großen Teil des Netzmaterialbedarfs der E-Wirtschaft ab: Kabel, Garnituren, Zähler, Kabelschutzmaterial, Installationsmaterial, Leitungen, Schalter, Beleuchtungsmittel. Daneben wurden die Mitglieder auch mit Kühlschränken, Rasierapparaten und Kochtöpfen versorgt. Die Abwicklung wurde automatisiert und 1972 der erste Bürocomputer, ein Philips P353 mit Magnetkonten angeschafft. Das neue Firmenlogo „ege“ wurde zu einem Markenzeichen in der Branche. 1994 wurde die Gewerbeberechtigung auf „Handel mit Waren aller Art“ erweitert und mit der deutschen Firma Hauff-Technik konnte ich den Alleinvertrieb in Österreich vertraglich vereinbaren. Wie hat sich der EU-Beitritt Österreichs auf die Genossenschaft ausgewirkt? Es war ganz klar. Österreichs E-Wirtschaft musste sich am europäischen Mitbewerb orientieren, ebenso wie die Industrie. Insbesondere die österreichische Kabel- und Zählerindustrie kam schrittweise unter enormen Druck, bis zur endgültigen Einstellung der Produktion. Diese Entwicklung ist auch an der ege nicht spurlos vorübergegangen. Die Liberalisierung des Energiemarktes 2001 und die Preisregulierung durch die E-Control hat die Investitionstätigkeit der E-Wirtschaft stark zurückgeschraubt. Dieser Entwicklung hat auch die ege Rechnung getragen und ihren Geschäftsbetrieb angepasst. Auch das Management wurde auf einen Vorstand und einen Prokuristen reduziert. Was bringt die Zukunft? Innovative Produkte bringen immer wieder neue Marktchancen mit sich. Im Bereich der E-Wirtschaft sehen wir nach Jahren der Investitionskürzungen wieder einen verstärkten Bedarf im Ausbau und bei der Instandsetzung der Netze. Es geht schließlich um den Erhalt der Versorgungssicherheit. Wir sind für unsere Mitglieder ein kompetenter Partner. Flexibilität und Kundenorientierung sind unsere Stärke. Herr Direktor Rösler, vielen Dank für das interessante Gespräch.
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Wirtschaft
Mit Qualität und Beratung punkten Umbrüche am Markt, Online-Handel und Diskonter bringen Veränderung in den Sportartikelhandel. Die genossenschaftlich organisierte Gruppe Sport 2000 reagiert mit gezielten Gegenmaßnahmen auf den Wandel.
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Dr. Holger Schwarting, Mario Stecher, Hans Knauss, Mag. Christoph Krahwinkler
er Sporthandel hat in den letzten Jahren große Veränderungen durchgemacht. Stark beteiligt daran ist der britische Diskonter Sports Direct, der seit April Alleineigentümer der Welser Sporthandelskette Intersport Eybl ist. Fast die Hälfte des österreichischen Sportartikelmarkts ist mittlerweile in ausländische Hand gewandert. Die ehemals österreichischen Firmen sind entweder wie im Fall Eybl durch Diskonter ersetzt worden, was zu einem Wegfall an Qualitätsware führt, beziehungsweise durch Onlineshops, wo die Beratung außen vor bleibt. „Das Bedürfnis der Kunden nach Marke und Kompetenz wird sich nicht plötzlich ändern, nur weil sich die Handelsstruktur verändert. Viele Kunden werden sich bei den
preisorientierten Anbietern nicht wieder finden. Qualitätsorientierte Kunden werden bei der Deckung ihrer Nachfrage nach Alternativen suchen“, weiß Holger Schwarting, Vorstand von Sport 2000. Diese Umverteilung am Markt will Sport 2000 für sich und seine Genossenschaftsmitglieder nutzen. Auch Gernot Kellermayr, Präsident des Verbands der Sportartikelerzeuger und Sportausrüster Österreichs (VSSÖ), sieht in dieser Neuordnung keine akute Gefahr für die kleinen Anbieter, sondern eine Chance. Durch das Wegbrechen des mittleren Preissegments am Markt und die Polarisierung auf billige und teure Angebote gibt es nun die Möglichkeit, die freigewordenen Kunden, die vorher im mittleren Preis-
Der Sport-2000-Händler Sport Harry in St. Gallenkirch
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„Wir wollen Marktführer bei der Beratung sein.“ segment angesiedelt waren, für höherpreisige Produkte zu begeistern. Der Sportgroßhändler Sport 2000 hat für seine 213 Händler (davon 139 Genossenschaftsmitglieder) eine Qualitätsoffensive geplant, nicht nur, um dem Umbruch am Sportartikelmarkt standzuhalten, sondern auch, um davon zu profitieren. Mit gezielten Maßnahmen zur Qualitätssteigerung wie Verbesserungen im Sortiment, dem Außenauftritt und der Präsentation der Geschäfte sowie in der Beratungskompetenz von den Händlern und Mitarbeitern will Sport 2000 die Marke stärken. Speziell durch die Aufwertung der Standorte mit dem einheitlichen Sport2000-Logo und dem schwarz-roten Farbkonzept, einer ansprechenden Warenpräsentation sowie der Schulung der Unternehmer und Mitarbeiter soll das Umfeld hochwertiger und die Kunden mit Kompetenz und Fachwissen überzeugt werden. „Wir wollen der Marktführer bei der Beratung sein“, führt Schwarting an. Mit den stark ausgebauten Schulungsangeboten wurde Ende Juli begonnen. Immer öfter hören die Mitarbeiter in den Sportgeschäften: „Danke für die Beratung, aber die Ware bestelle ich mir im Internet.“ Das ist natürlich frustrierend und erschwert das Überleben der kleinen Händler in den Regionen. Bei den Unternehmern handelt sich oftmals um begeisterte Sportler, die ihr Hobby zum Beruf gemacht haben. Das spüren die Kunden. Damit sie auch weiterhin im Ge-
schäft einkaufen und nicht auf den Online-Handel ausweichen, will Sport 2000 die fachlich kompetente Beratung ausbauen. Es geht darum, dem Kunden zu vermitteln, dass es um ihn, seine Anliegen und individuellen Bedürfnisse geht. Das klassische, unpersönliche Verkaufsgespräch hat ausgedient. Damit will sich Sport 2000 vom Online-Handel und anderen Händlern abheben. VSSÖ-Präsident Gernot Kellermayr sieht das genauso. Seine Devise lautet: „Der Schlüssel zum Erfolg im Sporthandel ist es, Emotionen zu verkaufen.“ Sport 2000 betreibt selbst keinen Onlineshop, sondern legt Wert auf die Nähe zum Kunden und den persönlichen, direkten Kontakt.
Kooperation mit Gigasport Zusätzlich hat Sport 2000 seine Marktposition durch die Kooperation mit Gigasport gestärkt, die seit über einem Jahr besteht. Durch den gemeinsamen Einkauf konnte eine nachhaltige Steigerung der Ertragskraft erzielt werden. Holger Schwarting ist von den positiven Auswirkungen der Zusammenarbeit überzeugt: „Die entstandenen und entstehenden Synergien sind die Basis, um im immer härter werdenden Marktumfeld weiter erfolgreich zu agieren. Die weitere Zusammenarbeit mit Gigasport verstärkt unsere gemeinsame Marktposition.“ Derzeit wird in etwa ein Viertel des Sport-2000-Einkaufsvolumens von Gigasport erzielt.
Sport 2000 setzt auf österreichische Marken und Qualitätsware Neben Marken wie Nike oder Adidas, die ein gut sortiertes Sportgeschäft aufgrund der hohen Nachfrage führen muss, will Sport 2000 mit Marken punkten, die sich einerseits klar zu Qualität und Beratung und somit zum Fachhandel bekennen und die andererseits für den Vertrieb ihrer Produkte im Internet klare Richtlinien aufstellen, wie zum Beispiel Fischer, Löffler und Salomon. „Wir setzen ganz bewusst auf Marken die österreichische Wurzeln haben und hinter dem Fachhandel in Österreich stehen.“ so Christoph Krahwinkler, Marketing- und Vertriebsleiter von Sport 2000.
Anna Philipp
Sport 2000 Österreich 213 Sportfachhändler 347 Geschäfte mit den Ländern Tschechien, Slowakei und Ungarn: 285 Sportfachhändler 475 Geschäfte 2350 Mitarbeiter Marktanteil: 29 Prozent www.sport2000.at
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Neue Spielregeln im Geld- und Finanzsystem In seinem neuen Buch widmet sich Christian Felber dem Thema Geld. Für ihn ist das bestehende Geldsystem höchst erklärungsbedürftig und ineffizient, auch weil es zu einer Fehlleitung von Krediten kommt. Text: Holger Blisse
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ach seinem Vorschlag einer „Gemeinwohl-Ökonomie“ widmet sich Christian Felber mit „Geld“ einem Schlüsselthema innerhalb von Wirtschaftssystemen und geht weit über die reinen Funktionen eines Tausch- und Wertaufbewahrungsmittels hinaus. Vielmehr erklärt er zum einen gut recherchiert und belegt Zusammenhänge der Geld- und Finanzordnung („die Fundamentalbausteine“, S. 245), aus deren Widersprüchlichkeit er zum anderen neue Regeln für eine Weltfinanzordnung zur weiteren Diskussion zusammenführt und empfiehlt. Seine Analyse führt im Buch zum globalen Geld- und Finanzsystem, zu den Märkten für Geld und den Institutionen – insbesondere den Banken. Am Buch mitgearbeitet hat Clemens Guptara. Der folgende Text versteht sich als Kommentar zum Buch – mit nur einigen Schwerpunktsetzungen. Für Christian Felber ist das bestehende Geldsystem – und er ist sich bewusst, wenn er zuspitzt: unverständlich und – gewollt – höchst erklärungsbedürftig, ineffizient, weil es zu einer Fehlleitung von Krediten kommt, ungerecht (auch) in Bezug auf die Höhe der Einkommenserzielung, intransparent, instabil, weil es Krisen aufgrund vorrangiger privater Profitinteressen hervorbringt, nicht nachhaltig, unethisch, skrupellos, kriminell wie zahlreiche Beispiele zeigen (jüngst Griechenland, Subprime-Kredite, Libor-Skandal, Rohstoffpreis-Manipulationen), undemokratisch und regulierungsresistent (S. 20f.). In einer Wohlstandsgesellschaft gibt es (genug) zu verteilen, die Sorge um das Existenzminimum, ums Überleben ist für sehr viele in einer materiell-existen24
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tiellen Form in den Hintergrund getreten. Damit kann, wie es Christian Felber tut, leichter die Frage – mit Rücksicht auf ‚Generationengerechtigkeit‘ – der Verfügung über das Erbe der nachfolgenden Generation(en) nicht zuletzt in Bezug auf Staatsverschuldung und Pensionen gestellt werden. Nach einer Analyse von Institutionen, die ausgleichend wirken könnten, und einer Kritik an der (Buch-) Geldschöpfung der Kreditinstitute entwickelt er die neuen Vorstellungen, dabei auch mit interessanten Differenzierungen z. B. von Geld innerhalb und außerhalb des Bankensystems (S. 71f.) und zwischen Spekulation und Investition
„Wer vertritt die Interessen des (All-) Gemeinwohls und kennt dieses?“ (S. 102-106), ausgehend vom „demokratischen Geldkonvent“ (S. 36-46) und dem Verständnis von Geld als öffentlichem Gut (S. 47-53). Darauf folgen zwölf „Bausteine einer demokratischen Geldordnung“: Hier geht er auf die großen Themen ein wie Geldschöpfung (1.), Vollgeld-Reform (2.) und Demokratisierung der Zentralbanken (3.) und eine Lösung des Staatsschuldenproblems (4.), die mit einer Vollgeld-Reform, Verschuldungsgrenzen und Schuldenbremsen, (höchstens) Erbschafts- und Vermögenssteuern auf Großvermögen, Finanzierung durch die Zentralbank verbunden wäre – grundsätzlich sollten Schulden nur für
Zukunftsinvestitionen und zum Ausgleich von Konjunkturschwankungen zulässig sein (S. 88-92). Geschäftsbanken sollten keine Staatskredite geben. Weiters begründet Felber insgesamt seine Vorschläge für die (Unternehmens-) Kreditvergabe (5.), die eine ethische Bonitätsprüfung umfassen, ‚spekulative‘ Finanzinvestitionen ausschließen und vorrangig in der Region wirken sollte (S. 94-109). Leichter zu erreichen wäre dies mit „gemeinwohlorientierten Banken“ (6.) wie sie heute schon als Sparkassen und Kreditgenossenschaften anzutreffen seien. Anforderungen an solche Institute wären u.a., dass Gewinne nicht an die Eigentümer ausgeschüttet werden, sondern gemeinwohlorientiert verwendet werden, auf Einlagenzinsen verzichtet, statt Kreditzinsen eine „Kredit- oder Bankgebühr“ erhoben und eine Gemeinwohl-Prüfung vorgenommen wird, aus der allein sich bereits eine Kreditablehnung ergeben kann. Als Vorbilder für diese Banken führt er namentlich Triodos-Bank (NL), GLS Bank und EthikBank (D), Alternative Bank und Freie Gemeinschaftsbank (CH), Banca Popolare Etica (I) und Fiare (E) an; für Österreich ist es das Projekt „Bank für Gemeinwohl“ (S. 110-126). Wichtig sind ihm auch auf europäischer bzw. internationaler Ebene die Regulierung (7.) bisher ungeregelter Felder wie Schattenbanken, Verkleinerung systemrelevanter Banken oder eine generelle Zulassungspflicht für Finanzprodukte und Fonds, strengere Eigenkapitalanforderungen, wie sie heute schon österreichische Raiffeisenbanken und Volksbanken mit einer Eigenkapitalquote von 15 bis 30 Prozent erfüllen (S. 134-149), und der Verzicht auf Derivate
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(8.). Ein weiteres Anliegen sind ihm auch die Renten und deren Finanzierung (9.). Hier weist er die Vorteilhaftigkeit umlagefinanzierter Lösungen nach und wendet sich gegen kapitalmarktorientierte (Zusatz-) Lösungen, deren Einführung und Verbreitung eine Angst hervorrufende Fehlinformation begleitet hat (S. 176-179, 190f.). Weitere Schwerpunkte sind „Globale Steuerkooperation“ (10.), „Obergrenzen für Einkommen und Besitz“ (11.) sowie der Vorschlag einer „Zeit für ein Bretton Woods II“ (12.). Dass die derzeitige Ordnung so ist, könnte auch mit dem „kapitalistischen Menschenbild“ zusammenhängen, „das auf den wirtschaftlichen Fakultäten der Universitäten dieser Welt verbreitet wird“ (S. 163) und sich im ‚homo oeconomicus‘ verdichtet. Auf ein mögliches Spannungsfeld haben auch Johann Brazda und Robert Schwediwy aufmerksam gemacht und es beleuchtet.1 Christian Felber sieht die „vielen Menschen“, die „mehr sinnorientiert als renditeorientiert [agieren] und … bereit [sind], auf eine Finanzrendite zu verzichten, wenn ihr Investment Sinn generiert und sie qualitätsvolle Produkte und ein Mitspracherecht im Unternehmen erwerben.“ (S. 164) Auch hier ist weiter zu differenzieren. Denn es ist „jeder Mensch einzigartig … und anders als alle anderen.“ (S. 250) Eine Verallgemeinerung ist daher schwerlich möglich. Doch ist es zulässig, wenn das sinn orientierte Verhalten von einem System, das entsprechende Angebote bereitstellt, genutzt wird, um die Rendite des Systems zu maximieren – wie verhält es sich, wenn sich die Anreize für finanzielle Beiträge verlagern von den finanziellen hin zu immateriellen, das System aber weiterhin finanzielle Vorteile zieht? Christian Felber betrachtet dies dann als zulässig, wenn dieses System das Gemeinwohl ist, wie es von gemeinwohlorientierten Unternehmen verfolgt 1 Vgl. Brazda, Johann; Schediwy, Robert (2013): Egoismus und Altruismus in der Genossenschaftswissenschaft. In: Brazda, Johann; Dellinger, Markus; Rößl, Dietmar (Hrsg.): Genossenschaften im Fokus einer neuen Wirtschaftspolitik – Bericht der XVII. Internationalen Genossenschaftswissenschaftlichen Tagung (IGT) 2012 in Wien, Teilband 3: Zukunftsperspektiven. Wien, Berlin, Münster, S. 845-854.
wird, die besonders förderungs-, d.h. (auch) kreditwürdig werden sollen. Dies könnte man als einen ihrer Vorteile aus dem Bekenntnis zum Gemeinwohl lesen – doch wer vertritt die Interessen des (All-) Gemeinwohls und kennt dieses? Hierzu gibt es folgenden Zugang zu einer Antwort im Buch: Eine Möglichkeit, die neue Ordnung herzustellen, setzt in „Freundes-, Familien-, Vereinsoder Nachbarschaftstreffen“ ein und entwickelt sich weiter über Gemeinde-Konvente. Im Buch wird auch ein mögliches differenzierendes Entscheidungsverfahren (systemisches Konsensieren) einbezogen und am Beispiel der Entscheidung über eine Begrenzung des Höchsteinkommens („Faktor 12 in der Schweiz“) erläutert (S. 41-43, 250-253). Zusätzlich gibt es einen Fragenkatalog für einen Geldkonvent (S. 257-278). Ein mögliches Verhalten scheint nicht erwogen zu werden: Wie wäre es, wenn der/die, dem/der z. B. das im Buch bezifferte 900fache des niedrigsten Einkommens in einem Unternehmen angeboten würde, von sich aus sagte: „Das ist unanständig – mir unangemessen zu viel!“ – es also nicht einer demokratisch legitimierten und von der Mehrheit leicht gegen die Minderheit der Betroffenen durchzusetzenden Entscheidung bedürfte, sondern es zu einer einsichtigen (freiwilligen) Selbstbeschränkung käme? Oder doch wirklichkeitsnäher (?) gefragt: In welcher Form kompensieren wir, ausgehend vom gegenwärtigen Zustand, das, was dann bei den Menschen
entsteht bzw. verbleibt oder ihnen fehlt, wann immer allgemein gültige (Entwicklungs-) Grenzen gezogen werden? Mit dem Hinweis auf den Begründer des gewerblichen (Kredit-) Genossenschaftswesens könnte man hier anführen, was Hans Hofinger offenlegt, dass Hermann Schulze-Delitzsch den Menschen nicht in ein Menschenbild einteilte, sondern „ihn in seiner ganzheitlichen Schöpfung und als zur Teilhabe an der Schöpfung Berufenen“ betrachtete – er hätte, „wie Volker Beuthien sagt, ‚auf das soziale Ganze geachtet und danach gelebt‘“2. Neue z. B. politische Bewegungen und Institutionen jeder Art schaffen neue Transaktionen und rufen Transaktionskosten hervor, was in einer Transaktionskosten senken wollenden – und verkürzt auch Arbeit(splätze) einsparenden Ökonomie unerwünscht scheinen könnte und diese in Frage stellen würde. Doch in der Tat können (zusätzliche) Transaktionen die Umlaufgeschwindigkeit des Geldes erhöhen und es entsteht aus neuen Mitwirkungsund Beschäftigungsmöglichkeiten weitere (finanzielle) Nachfrage. Idealerweise geschieht dies mit Rücksicht auf die Grenzen einer neuen Form der „Bürokratisierung des Ökonomischen“.
2 Hofinger, Hans (2008): Schulze-Delitzsch – Visionär und Stratege. In: Förderverein Hermann Schulze-Delitzsch und Gedenkstätte des deutschen Genossenschaftswesens (Hrsg.): Hermann Schulze-Delitzsch – Weg – Werk – Wirkung. Festschrift zum 200. Geburtstag am 29. August 2008. Wiesbaden, S. 364.
Christian Felber Geld – Die neuen Spielregeln Wien 2014 Deuticke im Paul Zsolnay Verlag 304 Seiten, gebunden € 19,50
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chülergenossenschaften sind nicht so weit verbreitet, dass die Kenntnis des Begriffs vorausgesetzt werden kann und so erklärt der Untertitel des Buches von Frau Göler von Ravensburg, dass es sich dabei um genossenschaftlich organisierte Schülerfirmen – in Österreich als Juniorfirmen oder als Miniunternehmen bezeichnet – handelt. In Deutschland gibt es Schülergenossenschaften seit 2006. Die derzeit etwa 130 Schülergenossenschaften reparieren Notebooks, produzieren und vertreiben Schokoladenspezialitäten und Honig oder bieten Dienstleistungen rund um die Gartenpflege an. Dabei werden sie meist von örtlichen Partnergenossenschaften bzw. Genossenschaftsverbänden beraten und unterstützt.
Buchtipp Nicole Göler von Ravensburg Schülergenossenschaft – Pädagogische Potenziale genossenschaftlich organisierter Schülerfirmen Marburger Schriften zur genossenschaftlichen Kooperation, Band 113, Baden-Baden: Nomos, 2014, 343 Seiten, kart. EUR 69,-
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Nicole Göler von Ravensburg greift in ihrem neuen Buch damit ein nicht nur genossenschaftswissenschaftlich, sondern ebenso gesellschaftspolitisch relevantes Thema auf: Schülergenossenschaften sind nicht nur geeignet, jungen Menschen Genossenschaften und ihre Vorzüge näherzubringen, sondern vermitteln Handlungs- und Sozialkompetenzen, da die Schülerinnen und Schüler auf diese Weise das verantwortliche Agieren in der demokratischen Verfasstheit von Genossenschaften erproben können. Das Buch skizziert die noch sehr junge Geschichte von Schülergenossenschaften und zeigt die Einbettung einer Schülergenossenschaft in die Schule und in die im Wesentlichen durch Genossenschaftsverbände aufgespannte Unterstützungsstruktur. Dem Buchtitel entsprechend konzentriert sich die Verfasserin auf die pädagogischen Effekte, indem sie die Ergebnisse von Begleitstudien zu Schülergenossenschaften darlegt. Grafiken unterstützen die Aussagen und Interviewausschnitte mit Schülerinnen und Schülern machen die Ausführungen lebendiger. Im letzten großen Abschnitt wird herausgearbeitet, mit welchen Anforderung die beteiligten Akteure (Lehrkräfte, Schulleitung, Schule)
zurecht kommen müssen, und nicht zuletzt bietet der Abschnitt Handlungsempfehlungen zur Gestaltung der Unterstützungsstrukturen (Welcher Ressourcen bedarf es? Welche Rolle soll die Schulleitung einnehmen? Wie kann die Zusammenarbeit mit realen Partnergenossenschaften gestaltet werden? etc.). Auch wenn Schülergenossenschaften hohe Ansprüche an die fachlichen und didaktischen Kompetenzen der Lehrkräfte stellen, so rechtfertigen ihre pädagogischen Potentiale die Anstrengungen, die mit der Bewältigung dieser Herausforderungen verbunden sind. Frau Göler von Ravensburg bietet erstens einen umfassenden Einblick in die Thematik und gibt zweitens konkrete Empfehlungen zur Gestaltung von Schülergenossenschaften. Und so kann im Interesse der pädagogischen Potentiale von Schülergenossenschaften und nicht zuletzt im Interesse der Genossenschaftsidee diesem Buch eine hohe Verbreitung bei Lehrkräften und vor allem bei schulpolitischen Verantwortungsträgern gewünscht werden.1
Dietmar Rößl, Lisa Luger 1 Weitere Informationen zum Thema unter: http://partner-fuer-schule.nrw.de/schuelergenossenschaften/startseite.html http://www.schuelergenossenschaften.de/
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www.diegenossenschaft.info Mit dem Relaunch der Volksbanken-Websites hat auch der Österreichische Genossenschaftsverband (ÖGV) einen neuen Internetauftritt bekommen. Die neue Adresse sagt auch gleich, worum es geht: Genossenschaften.
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m Internationalen Jahr der Genossenschaften 2012 hat der ÖGV seinen 140. Geburtstag gefeiert. Gleichzeitig hat der Verbundvertrag in Folge der Beteiligung der Republik an der Österreichischen Volksbanken AG und einer BWG-Novelle den Volksbanken-Verbund von Grund auf reformiert. Die Regelungen des Paragraphen 30a BWG haben auch Aufgaben und Organisation des Verbandes betroffen. Anlass genug, sich auf die genossenschaftlichen Wurzeln zu besinnen, sie neu zu formulieren und auf sie aufmerksam zu machen. Das hat der ÖGV mit seinem neuen Leitbild 2020 auch getan, das er Ende 2013 vorgestellt hat. „Wir geben der genossenschaftlichen Idee neue Perspektive“, haben Vorstand und Mitarbeiter des Verbandes in einem mehrstufigen, demokratischen Prozess als Vision formuliert. Als Mission: „Wir machen die Genossenschaft zum Vorbild nachhaltigen Wirtschaftens.“ Ein Baustein zur Umsetzung dieser strategischen Ziele ist der neue Internet auftritt mit neuer Adresse: www.diegenossenschaft.info Gleich auf der Startseite erfahren Sie, wer der ÖGV ist, wer seine Mitglieder sind und welche Aufgaben sie in der Volkswirtschaft erfüllen. Illustriert haben wir die Seite mit der Handschrift von Schulze-Delitzsch und unserem Haus in der Löwelstraße, die sich mit einer aktuellen Werbebotschaft abwechseln. „Auf der Freiheit, verbunden mit der Verantwortlichkeit für deren Gebrauch, beruht die gesunde Existenz des Einzelnen, wie der Gesellschaft.“ Diesen Satz hat der Gründervater des deutschen Genossenschaftswesens im Jahr 1872 dem Österreichischen Verband zur Gründung übermittelt. Bis heute leitet uns diese Botschaft durch bewegte Zeiten. Neben unserem Haus hinter dem Burgtheater wollen wir unsere Homepage als Plattform und als virtuelle An-
laufstelle zu Fragen über Genossenschaften stärker positionieren. Wer schlägt heute noch in Telefonbüchern oder Branchenverzeichnissen nach? Suchmaschinen im Internet liefern in Sekundenbruchteilen Ergebnisse auf ein Stichwort. Unser „Gründerservice“ im Netz bietet zum Beispiel Unternehmensgründern Links und Ansprechpartner und stellt die Vorzüge der Genossenschaft kompakt vor. Als lebendiges Medium nährt sich das Internet von aktuellen Beispielen. Die Vielfalt genossenschaftlichen Wirtschaftens repräsentieren am besten die Mitglieder des ÖGV. Wir bieten unseren Mitgliedern im „world wide web“ eine Bühne als Genossenschaft. Natürlich haben unsere Mitglieder auch ihre eigenen Web-Auftritte, die sie kommerziell nutzen. Neben unseren Publikationen, wie dem Jahresbericht, dem Genossen-
schaftsmagazin „cooperativ“ und der Schulze-Delitzsch-Schriftenreihe eignet sich die ÖGV-Homepage besonders, auf genossenschaftliches Engagement aufmerksam zu machen. Generalversammlungen, Ehrungen von Genossenschaftern und Mitarbeitern oder Veranstaltungen und Projekte in der Region, die ohne die Beteiligung der Genossenschaft nicht hätten realisiert werden können. Auf der Startseite wechseln sich aus einem Pool von sechs illustrierten Meldungen laufend drei Beiträge ab. Machen Sie mit! Senden Sie uns Ihr aktuelles Beispiel. Tragen wir gemeinsam das Motto des Internationalen Jahres der Genossenschaften in die Dekade der Genossenschaften: „Gemeinsam für eine bessere Welt“. Senden Sie uns Ihre Beiträge: redaktion@oegv.volksbank.at
Andrea Karner
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er ausgebrochene Krieg zwischen Österreich und Serbien sowie die allgemeine Mobilisierung unserer gesamten Wehrmacht hat große Beunruhigung in der Bevölkerung hervorgerufen, welche noch dadurch verstärkt wird, daß noch nicht mit Bestimmtheit vorausgesagt werden kann, dass der Krieg lokalisiert, das heißt, auf einen Kampf zwischen Österreich und Serbien beschränkt bleiben wird.1 Unter diesen Umständen glauben viele Spareinleger, ihr Geld sicherer im eigenen Hause, im Eisenschranke oder im Keller zu verwahren, als in einem Geldinstitute. Wie zur Zeit des Balkan-
man dann beim Staate, der angeblich im Kriege auf die Vorräte der Sparkassen greifen wird, oder den feindlichen Scharen, welche die Geldinstitute plündern, oder noch tausend andere Gefahren welche ein törichter Schwätzer zu erfinden weiß, entkommen? Es ist ein Zeichen von geringer staatsbürgerlicher und wirtschaftlicher Erziehung, wenn solche Meinungen rasche Verbreitung finden und geglaubt werden. Man ist sich noch nicht im Klaren darüber, wie eigentlich die Einlagen bei einer Sparkasse, einer Bank, einem Vorschußvereine verwendet werden. Vielleicht gibt es noch manchen,
Die Kriegsfurcht der Spareinleger Wie hat sich das Attentat auf Erzherzog Franz Ferdinand am 28. Juni in Sarajevo auf die österreichischen Genossenschaften ausgewirkt? Wir haben in der Verbandszeitung des Jahres 1914 nachgelesen. Zur Erinnerung an die Ereignisse vor hundert Jahren drucken wir den Inhalt einer Flugschrift nach, die die Anwaltschaft des Allgemeinen Verbandes, „zur Beruhigung der Spareinleger in den Kreditgenossenschaften“ zu Tausenden herausgegeben hat.
kriegs 1912/13 werden auch derzeit wieder Einlagen-Rückzahlungen von Sparkassen, Banken und Vorschußvereinen verlangt. Die Abhebungen, die bisher in Österreich erfolgt sind, bewegen sich noch in mäßigen Grenzen, doch ist um jede Krone schade, die derzeit den Bedürfnissen des Geschäftsverkehrs entzogen und nutzlos verborgen wird. Wird das Geld durch ein solches Vorgehen wirtschaftlich in Sicherheit gebracht? Hat man nichts mehr zu befürchten, wenn man seine Kronen daheim im Strumpfe oder im Beutel oder sonstwo versteckt hat? Sind die Einlagen bei der Sparkasse und im Vorschußvereine wirtschaftlich weniger sicher, als das Kistchen im Kellerloch? Ist 1 Seither ist ein Weltkrieg daraus entstanden. Anmerkung der Schriftleitung.
der glaubt, dort seien große Kisten und Fässer, in denen die Einlagengelder verwahrt werden. Da ist es die Aufgabe der Vorschußvereine, die Bevölkerung in dieser Beziehung zu erziehen und über die Wahrheit aufzuklären. Der Einleger muß zunächst erfahren, was für Zweck denn das Sparen bei einer Kasse habe. In einer Kasse werden doch die Gelder nicht bloß gesammelt, sondern angelegt. Die Kasse verleiht das Geld, das die Spareinleger bringen, gegen Zins. Eine Sparkasse leiht es den Hausbesitzern auf Hypotheken. Ein Vorschußverein leiht es den Landleuten, den Gewerbetreibenden gegen Wechsel oder Schuldschein für ihren Geschäftsbetrieb. Alle müssen Zinsen für das geliehene Geld bezahlen und das
Geld, wenn es fällig ist, zurückerstatten: Der Hausbesitzer in der Regel erst nach vielen Jahren, der Landmann, Gewerbetreibende vielleicht schon nach wenigen Monaten, wenn er für seine Leistungen wieder Geld ins Haus bekommt. Ein Geldinstitut kann mit dem Geld der Einleger noch andere Geschäfte machen. Es kauft Wertpapiere, die der Staat verzinst. Oder es gibt Darlehen auf solche Papiere (Lombard). Es kauft Wechsel an, die es am Verfallstage einkassiert (Eskompte). Oder es legt selbst Gelder, die es augenblicklich nicht benötigt, bei einem anderen, größeren Institute zinsbringend an. Bargeld braucht eine Kasse stets nur soviel zu haben, als sie in den nächsten Tagen für Auszahlungen bedarf. Alles übrige kann sie in Anlagen weitergeben. Freilich muß ein Teil dieser Anlagen so beschaffen sein, dass er jederzeit leicht in Bargeld umgewandelt werden kann, damit die Kasse nicht in Geldverlegenheit gerät. Daraus ist ersichtlich, daß bei den Vorschußvereinen und Sparkassen ein einziehender Feind gar nicht sehr viel Bargeld vorfinden könnte. Das Vermögen dieser Institute beruht ja in ihren Forderungen an die Darlehensnehmer. Diese Forderungen aber sind durch Hypotheken, das ist durch Recht auf Häuser, Grundstücke oder auch durch Wechsel, Wertpapiere, Bürgen sichergestellt. Andere Einlagen und auch ein großer Teil der Wertpapiere ruhen in den großen Banken und diese, die in ihren Keller- und Panzerräumen wirklich große Geldmengen halten, werden im Kriegsfalle viel mehr geschützt als Privathäuser. Gegen den Feind sind sie also sicherer als alle Keller in Privathäusern, Truhen, Strümpfe und verborgenen Schlupfwinkel, die Hinz oder Kunz ersinnen mag. Ganz abgesehen davon, daß in zivilisierten Staaten mit Plünderungen im Kriege kaum mehr zu rechnen ist. Die Schuldscheine und Wechsel aber hätten für eine plündernde Soldateska auch wenig Wert. Man kann sie auch sehr leicht in Sicherheit bringen. Vom Feinde ist also selbst für die Kassen selbst im Kriegsfalle nichts zu befürchten. Wie aber steht es mit der Meinung, der Staat könnte Hand an die Sparkassengelder legen? Der würde also nach der Meinung vieler dann schlimcooperativ 3/14
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„Das Eigentum ist unverletzlich. Seine Enteignung gegen den Willen der Eigentümer kann nur in den Fällen und in der Art eintreten, welche das Gesetz bestimmt.“ mer Hausen als der Feind. Fragt sich nur, was er dann nehmen sollte. Die belehnten Häuser, die Bürgen und lombardierten Waren kann er nicht brauchen. Die Schuldscheine, Wechsel und Wertpapiere kann er nicht einkassieren, weil er, wenn er überhaupt etwas nehmen könnte, doch zuerst das Geld nähme und es dann mit den Zahlungen seitens der Staatsbürger schlecht aussähe. Wie aber sollte er an das Geld kommen, das er in nennenswertem Maße nur bei den großen Geldinstituten vorfände? Unser Staatsgrundgesetz über die Allgemeinen Rechte der Staatsbürger sagt im Artikel 5: „Das Eigentum ist unverletzlich. Seine Enteignung gegen den Willen der Eigentümer kann nur in den Fällen und in der Art eintreten, welche das Gesetz bestimmt.“ Es müsste also ein Gesetz geschaffen werden, das den Eingriff in die Spareinlagengelder gestattet. Ich möchte die Regierung sehen, welche die Zwei drittelmehrheit für ein solches Gesetz bekommt! Oder jene, die mit einer § 14 Verordnung dieser Art hinterher vor das Parlament treten könnte. Ist aber kein Gesetz da, so darf kein Minister, kein Beamter, der seinen Eid aufs Staatsgrundgesetz geschworen hat, Hand auf die Sparkassengelder legen. Ein Griff in die Einlagen bei Banken, Sparkassen und Vorschußvereinen, ins Privatvermögen der Staatsbürger wäre nicht nur das Ende des Rechtsstaates, sondern in unserer Zeit das Ende aller Ordnung, aller Staatsarbeit, aller Gesetzgebung. Und auf einen solchen Zusammen30
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bruch, den nur ganz tolle Köpfe ersinnen mögen, wird kein Kaiser, kein Minister, kein Parlament hinarbeiten. Es ist also lauter dummes Zeug, das da von unverantwortlichen Leuten geschwätzt wird, um die Spareinleger zu schrecken. Wahrheit ist aber, daß ein
Der Anwalt: Karl Wrabetz
großer Teil der wirtschaftlichen Not, welche ein Krieg mit sich bringt, gerade aus der Abhebung der Spareinlagengelder stammt. Das Geld für die Landleute, die Gewerbetreibenden, die Handelsleute, die industriellen Unternehmer wird weniger. Alle Geldinstitute müssen die Kredite stark einschränken. Wer Kredit für seine Wirtschaft, sein Gewerbe, sein Geschäft, seinen Bau braucht, kann ihn nicht mehr finden, weil die Kreditinstitute, Genos-
senschaften, Sparkassen, Banken, die in solcher Zeit ohnehin sehr vorsichtig sein müssen, nicht genügend Geld haben. Hunderte von Millionen Kronen zieht man nicht so leicht aus der Volkswirtschaft eines Landes: In vielen Insolvenzen, die exekutiven Verkäufe von Häusern und alles ähnliche, was wir als Gefolge der Kriegsfurcht zu besorgen haben, ist zum Teil auch auf die Rückziehung der Spargelder zurückzuführen. Die Spareinleger, die ihre Gelder in solcher Zeit zurückziehen, schädigen sich selbst, indem sie die Zinsen des Geldes verlieren und das Geld weniger sicher bei sich liegen haben, als in der Kasse. Sie schädigen ihre Mitbürger, indem sie in kritischen Zeiten den Kredit unterbinden. Sie schädigen den Staat und die gesamte Volkswirtschaft, indem sie Gelder aus dem Verkehr ziehen, die dringend nötig sind, deren Zinsverlust mehrere Millionen betragen mag. Wer wird den Schaden zahlen? Zuletzt wieder alle, weil durch die Geldnot der Zinsfuß höher, der Warenpreis teurer und schließlich auch die Steuerlast schwerer werden muß. Also Besonnenheit und kaltes Blut; vermehren wir nicht selbst die Opfer eines Krieges. An den zu erhoffenden militärischen Sieg über Serbien soll sich nicht eine wirtschaftliche Niederlage reihen, die wir uns selbst bereiten würden.
Die Genossenschaft, Organ des Allgemeinen Verbandes der auf Selbsthilfe beruhenden deutschen Erwerbs- und Wirtschaftsgenossenschaften Oesterreichs, Nr. 32, Wien, den 8. August 1914, 43. Jahrgang, S. 254-255.
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Das Hamburger Genossenschaftsmuseum
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eit Mai 2014 hat Hamburg ein neues Museum. Es zeigt 170 Jahre Genossenschaftsgeschichte mit dem Schwerpunkt auf Konsumgenossenschaften. Hamburg war die Stadt der Gemeinwirtschaft. Hier hatte die Großeinkaufsgesellschaft Deutscher Konsumgenossenschaften ihre Zentrale, die einst mehr als 50 Fabriken besaß und das größte deutsche Lebensmittel-Unternehmen war. In Hamburg hatte sie Fabriken für Kaffee, Schokolade, Fisch, Zigarren, Zigaretten, Spirituosen und etliches mehr. Vor 111 Jahren wurde der Zentralverband deutscher Konsumgenossenschaften gegründet, der noch heute seinen Sitz in Hamburg hat und 330 Mitgliedsgenossenschaften betreut, von der kleinen Café Libertad eG in Hamburg bis zur coop eG in Kiel mit über einer Milliarde Euro Umsatz. Wohnungsgenossenschaften spielen in Hamburg eine wichtige Rolle, große mit Tausenden Wohnungen und neue, kleine Wohnprojekte. Das Museum belegt die enorme wirtschaftliche Dynamik, die Genossenschaften freisetzen können, etwa am Beispiel der Pro, die 10 Jahre nach ihrer Gründung über 600 Wohnungen, 98 Läden, ein eigenes Zentrallager, eine Großbäckerei und eine
Fleischwarenfabrik verfügte. Sie zählte 46.000 Mitglieder. Eine Erfolgsgeschichte war auch die Volksfürsorge, die als gewerkschaftlich-genossenschaftliche Versicherungsgesellschaft trotz heftiger Anfeindungen nach kurzer Zeit zu einem der größten Lebensversicherer aufstieg. Die bekannteste Genossenschaft ist wohl die „taz“, die tageszeitung. Auch Künstler entdecken den Reiz der gemeinsamen Arbeit in dieser altehrwürdigen Rechtsform. Erst kürzlich wurde in Hamburg die „Wiese eG“ gegründet. Erfolgreich arbeiten genossenschaftliche Programmkinos und Genossenschaftsschulen. Mit der Hamburger Engelsaal eG wurde das erste genossenschaftliche Volkstheater gegründet. Es wirbt um Mitglieder mit dem Slogan: „Werden Sie doch Theaterbesitzer!“ Der erste Ehrenbürger Hamburgs nach der NS-Zeit war Henry Everling, Geschäftsführer der „Pro“ und der GEG und Gründer des Kindererholungsheims in Haffkrug an der Ostsee, in dem ab 1919 40.000 Kinder von Genossenschaftsfamilien eine kostenlose vierwöchige Kur machen konnten. Das Kinderheim wurde von der PRO-Stiftung getragen, die mit den Gewinnen errichtet
worden war, die die Genossenschaft im Ersten Weltkrieg bei der Herstellung von Fleischkonserven für das Heer gemacht hatte. Die PRO-Stiftung besteht noch heute, nur ist aus dem Kinderheim inzwischen ein Haus für die Senioren-Erholung geworden. Das Museum verfügt über eine umfangreiche Sammlung von Exponaten der Konsumgenossenschaften, sowohl vom westdeutschen als auch vom DDR-Konsum. Viele Gegenstände wurden von ehemaligen Genossenschaftsbeschäftigten gespendet, die Mehrzahl, fast 3.000, aber in einem über zwölfjährigen Prozess auf dem virtuellen Flohmarkt ebay gekauft. Das Museumsarchiv reicht zurück bis 1855. Eine große Sammlung von Fotos und Filmen über die Konsum-Betriebe lässt Geschichte anschaulich werden. Das Museum bietet so Alltagsgeschichte und Geschichte des Einzelhandels, sichtbar beispielsweise an der Entwicklung der Registrierkassen. Dabei geht es nicht nur um Lebensmittel, Themen sind auch genossenschaftliche Wohnprojekte, Bestattungsvereine, Volksversicherung, Arbeitsgenossenschaften und der Verbraucherschutz.
Burchard Bösche
Das Hamburger Genossenschaftsmuseum
Foto: Heinrich-Kaufmann-Stiftung
Besenbinderhof 60, 11. Stock 20097 Hamburg Öffnungszeiten: Dienstag – Donnerstag: 14 – 17 Uhr oder nach Vereinbarung: Tel. 040 2800 3050
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ie organisierte Selbsthilfe hat in Japan eine lange Geschichte. Erste Genossenschaften wurden zwischen 1830 und 1840 für die Vermarktung von Rohseide sowie die Verarbeitung und Vermarktung von Tee gegründet. Die Ideen von Schulze-Delitzsch und Raiffeisen erreichten die Insel erst fünfzig Jahre später. Ein Genossenschaftsgesetz wurde 1900 nach zehnjähriger Diskussion verabschiedet. Zur Vorbereitung dieses Gesetzes waren zwei hochrangige japanische Beamte zum Studium nach Deutschland gereist. Sie wurden später Handelsminister und Innenminister der japanischen Regierung. Genossenschaften breiteten sich überall im Land aus. Bis 1930 wurden 870 Genossenschaften gegründet, darunter 549 Kreditgenossenschaften. Neuere statistische Angaben weisen für 2011 insgesamt an die 10.500 Genossenschaften aus. Die mit Abstand größte Zahl sind die Versicherungsgenossenschaften, gefolgt von Fischerei und Konsumgenossenschaften. Nach dem Vorbild des US-amerikanischen Capper Volstead Act von 1922 umfasst die Definition der idealen Genossenschaft in Japan vier Kriterien: »» Nachweisbarer gegenseitiger Nutzen für Kleinproduzenten und Verbraucher, »» freiwillige und offene Mitgliedschaft, »» gleiches Stimmrecht, »» beschränkte Kapitalentlohnung aus verteilten Überschüssen. Eine einheitliche rechtliche Grundlage für Genossenschaften fehlt. Zahlreiche Genossenschaftsgesetze regeln die einzelnen Sparten, mit unterschiedlicher Ausrichtung. Für Rechtsaufsicht und Förderung sind die verschiedenen Ministerien entsprechend zuständig. Unterschiedliche Genossenschaftsgesetze gibt es etwa für Landwirtschaftliche Genossenschaften, Fischereigenossenschaften, Forstgenossenschaften und Konsumgenossenschaften. Gleichermaßen für alle Genossenschaften gelten Kartell- und Körperschafts32
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Genossenschaften in Japan In Japan gelten Genossenschaften als Non-Profit-Organisationen. Sie werden dem Dritten Sektor zugerechnet, zwischen privatem und öffentlichem Angebot. Trotz seiner Größe ist der Genossenschaftssektor für viele Menschen unsichtbar. Text: Hans-H. Münkner Foto: istockphoto.com
steuerrecht, Verbraucherschutzgesetze, Arbeitsrecht, Versicherungsrecht, um nur einige zu nennen. Die Regelungen für Genossenschaften als Finanzdienstleister sind komplex und entsprechen den internationalen Standards im Bankgeschäft.
Finanzdienstleister Die landwirtschaftlichen, forstwirtschaftlichen und Fischereigenossenschaften haben mit der Norinchukin Bank eine Zentralbank, die für den Geldausgleich sorgt. Zu der Gruppe der landwirtschaftlichen Finanzdienstleister zählen 752 Banken mit knapp 9,5 Millionen Mitgliedern. Sie wurde 1923 als quasi-staatliche Genossenschaftszentralbank gegründet. Das Kapital der Bank besteht überwiegend aus Einlagen der regionalen Zentralen der landwirtschaftlichen Genossenschaften, wird zum Teil aber auch auf dem Kapitalmarkt aufgenommen. Sie besitzt ein Standard and Poor’s Rating von A+ für langfristige und A- für kurzfristige Verbindlichkeiten. Sie vergibt Kredite an angeschlossene Genossenschaften, Landwirte, Waldbesitzer und Fischer. Die Hauptrolle der Norinchukin Bank ist es, als genossenschaftliche Zentralbankorganisation zu fungieren. Eine besondere Aufgabe hat die Bank in Zusammenhang mit dem Wiederaufbau nach dem großen Tsunami in Ostjapan übernommen. Sie stellte ein Vierjahres-Hilfsprogramm für betroffene Genossenschaften im Volumen von 30 Billionen Yen zur Verfügung. Neben der Norinchukin Bank zählen die 279 Shinkin Banken mit mehr als
9,3 Millionen Mitgliedern zum Sektor der genossenschaftlichen Finanzdienstleister, die 162 Kreditgenossenschaften (Shinso) auf der Grundlage des Gesetzes für Genossenschaften kleiner und mittlerer Unternehmen mit 3,7 Millionen Mitgliedern und die Arbeiterbanken (Rokin) mit 180.000 Mitgliedern.
Universitätsgenossenschaften Eine bemerkenswerte Besonderheit sind die Universitätsgenossenschaften, die in Japan eine lange Tradition aufweisen. Ihre Geschäftszweige umfassen Konsumläden, Restaurants und Buchläden, Versicherungen, Hotels und Tourismus, Fahrschulen und Sprachkurse. Durch das 3R-System „reduce, re-use, recycle“ (weniger verbrauchen, wieder verwenden und Reste verwerten) sollen die Mitglieder zu umweltbewussten Konsumenten erzogen werden. Die überwiegende Zahl der Mitglieder und Organmitglieder sind Studenten. Als Mitglieder von Universitätsgenossenschaften sollen junge Menschen mit der Genossenschaftsidee vertraut gemacht werden. Sie haben die Chance, als Mitglieder in Organen und Ausschüssen der Genossenschaften mitzuarbeiten. So können sie Kenntnisse und praktische Erfahrungen sammeln, die sie für künftige Führungsaufgaben in der Zivilgesellschaft qualifizieren. Im Jahr 2013 weist die Statistik 220 Genossenschaften mit 1,54 Millionen Mitgliedern aus. Von den insgesamt 734 Universitäten des Landes haben 193 mindestens eine Universitätsgenossenschaft, das sind 26,3 Prozent. Die Umsätze gliedern
sich nach Geschäftsbereichen: Cafeteria (14,5 %), Buchläden (19 %), Büromaterial (39 %), Dienstleistungen (27 %). Im Jahr 2013 hat der Gesamtumsatz 184,4 Milliarden Yen betragen. Bereits 1898 ist in Kyoto die erste Konsumgenossenschaft von Studenten entstanden. Im chinesisch-japanischen Krieg wurden 1937 allerdings wieder alle bestehenden Universitätsgenossenschaften aufgelöst. Knapp zehn Jahre später begann ein neuer Entwicklungsabschnitt mit einer Neugründung an der Kyoto Imperial University. Die Jahre 1950 bis 1970 prägten Auseinandersetzungen zwischen Universitätsgenossenschaften und Universitätsverwaltungen, die schließlich in einer guten Zusammenarbeit auf dem Campus zum Nutzen aller Beteiligten mündeten. Die ursprünglich auf Studentenbedarf ausgerichteten Konsumgenossenschaften haben sich zu großen Vielzweckgenossenschaften entwickelt. Sie gelten als ein Reservoir für künftige Genossenschaftspromotoren und Führungskräfte in Unternehmen und Gemeinden.
BUCHTIPP Hans-H. Münkner Genossenschaften in einer hoch industrialisierten Gesellschaft am Beispiel von Japan Marburger Beiträge zur genossenschaftlichen Kooperation 61 Marburg 2012 ISBN 978-3-926553-56-0
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er 1895 gegründete Internationale Genossenschaftsbund - IGB (engl. International Co-operative Alliance – ICA) gab als Verbandsorgan das „Bulletin“ heraus, das seit 1908 monatlich in den drei sogenannten Kongresssprachen englisch, französisch und deutsch erschien. Das Blatt erschien in London am Sitz des IGB und wurde vom IGB-Generalsekretär Henry J. May redigiert.
Die Einstellung und die Wiederherausgabe der deutschen Ausgabe Mit Ausbruch des Ersten Weltkrieges wurden die deutsche und die französische Ausgabe eingestellt. Im Frühjahr 1915 kam es, vermittelt durch den Präsidenten des niederländischen Genossenschaftsverbandes Goedhard, zu einem Kontakt zwischen dem Zentralverband deutscher Konsumgenossenschaften e.V. (ZdK) in Hamburg und der
nossenschaftsorganisationen und genossenschaftliche Schriften aus den übrigen Ländern der Mittelmächte, aber auch Aufsätze nach London versandt und dort redaktionell verarbeitet. Das gab zunächst Schwierigkeiten mit der britischen Zensur, die Schriften aus dem feindlichen Ausland nicht ins Land lassen wollte. Der IGB-Zentrale gelang es jedoch, sie zu einem Einlenken zu bewegen und den Bezug deutscher Druckschriften zu dulden.
Die Linie des Leitenden Ausschusses Angesichts des drohenden Krieges hatte der Internationale Genossenschaftsbund 1913 eine Friedenkonferenz in Glasgow veranstaltet. In der Hauptresolution heißt es: „Der Kongress betont nochmals mit Nachdruck, dass die Aufrechterhaltung des Friedens und der Eintracht unter allen Völkern eine wesent-
Ausschuss während des ganzen Krieges beachtete. Die Redaktion bewahrte strikte Neutralität. Sie beschränkte sich auf genossenschaftliche Themen im engeren Sinne, insbesondere auf die Lebensmittelversorgung der Bevölkerung und auch der Truppen. Kriegsgräuel und Kriegsziele wurden weitestgehend ausgeklammert, was bei den belgischen und französischen Genossenschaftsorganisationen oft auf Unverständnis stieß. Es gab einzelne provozierende Beiträge, auch aus Deutschland. Die Redaktion hatte die Zeit nach dem Kriege im Blick: „Klar und eindeutig wurde der Wunsch ausgesprochen, dass die internationale Genossenschaftsarbeit soweit als möglich fortgesetzt und wenigstens die Einrichtungen unserer Organisation in Tätigkeit erhalten werden mögen, damit nach dem Friedensschlusse die Arbeit in alter Weise, oder besser, wieder aufgenommen werden könne, indem er den
Zeitschrift über den Fronten Das Bulletin des Internationalen Genossenschaftsbundes hat im Ersten Weltkrieg die Genossenschaftsorganisationen zusammengehalten. Der Geist der Bewegung war: Die Genossenschafter der Welt sind Freunde. Text: Burchard Bösche Foto: istockphoto.com
IGB-Zentrale in London, und es wurde verabredet, wieder eine deutsche Ausgabe erscheinen zu lassen. Dazu wurde die in der Regel 32 Seiten umfassende englische Ausgabe via Amsterdam nach Hamburg geschickt, hier übersetzt und gedruckt und dann an die deutschsprachigen Abonnenten verschickt. Da die zunächst geringe Zahl der Abonnenten die Produktions- und Versandkosten nicht deckten, wurde vom ZdK-Generalsekretär Heinrich Kaufmann eine Werbeaktion gestartet, mit der die Auflage auf auskömmliche 1.500 Exemplare gesteigert werden konnte. Wieder über Amsterdam wurden deutschsprachige Publikationen der Ge34
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liche Voraussetzung für die Entwicklung des Genossenschaftswesens und für die Verwirklichung der Ziele, welche von dieser Bewegung angestrebt werden, bildet. Im weiteren weist der Kongress die öffentliche Meinung aller Völker auf die Tatsache hin, dass die Ursache für das fortwährende Rüsten und den Ausbruch internationaler Konflikte in dem Maß verschwinden werde, als das soziale und wirtschaftliche Leben gemäß genossenschaftlichen Grundsätzen geordnet wird, und dass deshalb der Fortschritt des Genossenschaftswesens eine der wertvollsten Garantien für die Aufrechterhaltung des Weltfriedens bildet.“ Dies war die Maßgabe, die der Leitende
Sinn für Brüderlichkeit pflegt und den Grund für dauernden Frieden legen zu helfen vermag.“ Ausdrücklich wurde auf die Glasgower Rede des deutschen Delegierten von Elm Bezug genommen: „Der Geist der Resolution, der in den Worten von Elms gipfelt: ‚Die Genossenschafter der Welt sind Freunde.‘ – war auch der Geist der Bewegung. Den Genossenschaftern wird einst – wenn der Frieden wieder hergestellt sein wird – die Aufgabe zufallen, das Banner des internationalen Genossenschaftswesens zu hissen und durch gemeinsame Anstrengungen den Krieg auszurotten.“ Seine neutrale Linie ermöglichte es dem Leitenden Ausschuss, der sich aus-
International
schließlich aus britischen Mitgliedern zusammensetzte, Verbindungen zu Genossenschaften aller kriegführenden Länder aufrecht zu erhalten.
Kontroversen Angesichts des wechselseitig geschürten Hasses und der der bis dahin nicht gekannten Kriegsgräuel war es nicht einfach, die Linie der Redaktion durchzuhalten. Anlass zur Kontroverse gab Heinrich Lorenz, Geschäftsführer der Hamburger Großeinkaufsgesellschaft Deutscher Konsumvereine, der schrieb: „Über die Ursachen des Krieges waren wir deutschen Genossenschafter uns keinen Augenblick im Zweifel. Für uns waren die Ursachen des Krieges vorwiegend wirtschaftliche. Wir waren der Meinung, und der Verlauf des Krieges hat uns dies sicher gezeigt und bestätigt, dass es sich darum handle, Deutschlands Handel, Deutschlands Industrie, Deutschlands Entwicklung zu hemmen und sogar zu vernichten. Wer in wirtschaftlichen Dingen Bescheid weiß, für den ist es ohne weiteres klar, dass wir Raum und Freiheit für unsere deutsche wirtschaftliche Entwicklung brauchen.“ Und weiter: „… dass wir den Völkern und unseren jetzigen Gegnern endlich einmal Achtung vor der wirtschaftlichen Größe und Bedeutung Deutschlands beibringen und
Achtung beibringen vor dem einigen, geschlossenen deutschen Volkswillen, so zu leben und zu wirken, wie es das Volk will.“ Die Antwort ließ nicht auf sich warten. Der französische Genossenschafter Poisson: „Gleichwohl möchten wir wissen, ob Herr Lorenz, wenn er als ein genossenschaftliches Prinzip „freien Raum für wirtschaftliche und intellektuelle Entwicklung“ hinstellt, dies für alle Völker gelten lässt, oder ob, wenn er darauf hinweist, dass „Deutschlands Größe und wirtschaftliche Bedeutung“ geachtet werden müsse, er nur Deutschland oder gleicherweise die anderen Nationen meint.“ August Müller, Vorstandsmitglied des Zentralverbandes deutscher Konsumvereine, hob hervor: „Man übersieht inmitten der kriegerischen Ereignisse meistens die Hauptsache, dass es sich nämlich um einen Krieg Englands gegen die wirtschaftlichen Kräfte Deutschlands handelt“, was die Herausgeber des „Bulletin“ zu der Gegenrede veranlasste: „Sowohl als Genossenschafter wie als Engländer weisen wir einen solchen Zweck oder Wunsch zurück. Unser Wunsch ist einzig, mit der Menschheit in Frieden und Genossenschaft zu leben.“ Ausdrücklich gestützt wurde die Linie des Londoner Leitenden Ausschusses durch Heinrich Kaufmann, den Generalsekretär des Zentralverbandes
deutscher Konsumvereine: „Gegenseitiges Kennenlernen ist die Brücke zum gegenseitigen Verstehen, zur gegenseitigen Achtung und Wertschätzung. Diese aber wieder sind die Voraussetzungen der Freundschaft und der Versöhnung unter den Völkern.“ Normalerweise wurde das Bulletin in Hamburg 1 : 1 übersetzt und gegenüber der englischen Ausgabe nicht verändert. Allerdings nahm sich Heinrich Kaufmann gelegentlich das Recht, eine Fußnote einzufügen, wenn er mit einem Text gar nicht einverstanden war. So wies er das Lob des französischen Genossenschafters Charles Gide zurück, dass die deutschen Genossenschafter nicht direkt für den Krieg Stellung genommen hätten. Kaufmann: „Die deutschen Genossenschafter haben niemals einen Zweifel darüber gelassen, dass sie in der Stunde der Not treu zu ihrem Vaterland stehen, und sie machen den Genossenschaftern anderer Länder es auch nicht zum Vorwurf, wenn diese das Gleiche tun.“
Die genossenschaftliche Entwicklung im Krieg Das Bulletin enthält zahlreiche Berichte über die wirtschaftliche Entwicklung im Kriege, Informationen, von denen man sich heute kaum vorstellen kann, dass sie via gemeinsamer Zeitschrift „dem Feind“ mitgeteilt werden dürften. cooperativ 3/14
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International
Deutschland Aus Deutschland wird mitgeteilt: „Die eigene Produktion in den Fabriken der Großeinkaufsgesellschaft hat in den beiden Kriegsjahren 1915 und 1916 eine sprunghafte Entwicklung erfahren; sie stieg von 10,5 Millionen Mark im Jahre 1914 auf 19 Millionen Mark bzw. 28,3 Millionen Mark.“ Von der Hamburger Konsumgenossenschaft „Produktion“ wird berichtet: „Die Schlachterei erfuhr eine gewaltige Ausdehnung. Der Umsatz stieg von 11.024.640 auf 25.747.935 Mark.“ „Weiter wurden zu Ende des Jahres (1916) 23 Läden für den Verkauf von Rippen und Knochen eröffnet.“ Die Fleischkonservenherstellung der Genossenschaft für das Militär erwies sich als hochprofitabel. Im Bulletin wird mitgeteilt: „Die Konsumgenossenschaft „Produktion“ in Hamburg beschafft einen Fonds für ein Ferienheim, in dem die Kinder von Mitgliedern der Genossenschaft für einen bestimmten Zeitraum freie Wohnung und Verpflegung erhalten sollen. Die „Produktion“ hat zu diesem Zweck von den beträchtlichen Überschüssen des Jahres 1916 die Summe von 1 Million Mark bereitgestellt.“ „Der Umsatz der Konsumgenossenschaft „Produktion“ in Hamburg betrug für das Jahr 1917 mehr denn 50 Millionen Mark, was in Anbetracht der großen Schwierigkeiten in der Warenbeschaffung und der fast gänzlichen Unmöglichkeit, auf dem offenen Markt einzukaufen ein unerwartet erfreulicher Erfolg ist.“ Über die finanzielle Lage der deutschen Konsumgenossenschaften kann man lesen: „Im Laufe des Krieges erhöhte sich die Gesamtsumme der Geschäftsguthaben aller Konsumvereinsmitglieder von 33,0 Millionen Mark auf 42,6 Millionen Mark und die Gesamtsumme der Reserven aller Art von 25,1 Millionen Mark auf 38,1 Millionen Mark.“ Und: „Seit 1914 ist die Summe der Spareinlagen der Konsumgenossenschaften des Zentralverbandes von 80 Millionen Mark auf 122 Millionen Mark gestiegen.“
Österreich Aus Österreich kann man lesen „Unsere Genossenschaftsorganisation hat der Kriegsprüfung wundervoll standge36
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halten, und wir können mit Vertrauen in eine verheißungsvolle Zukunft schauen.“ Detailliert wird über die kriegsbedingten Preissteigerungen informiert: Waren
Preise (Kronen pro kg) 1.7.1914 1.1.1917 Weizenmehl 0,46 1,20 Bohnen 0,40 0,90 Erbsen 0,56 1,24 Butter 5,28 12,30 Kaffee (billigster) 5,60 8,00 Tee (billigster) 6,20 20,00 Informiert wird über „Angstkäufe vieler Mitglieder“, die die Hauptursache waren der „jäh einsetzenden Preissteigerungen, da die an sich ausreichenden Lager im Handumdrehen geradezu geplündert und frische Waren selbst zu erhöhten Preisen kaum zu beschaffen waren.“ Und stolz wird mitgeteilt: „Am wichtigsten wurde der Einfluss der österreichischen Konsumvereine in der Warenverteilung. Lange ehe der Zwang dazu bestand, führten sie Karten für alle möglichen Gegenstände des täglichen Bedarfs ein.“
Großbritannien Aus Großbritannien kommen regelmäßig Nachrichten über die wirtschaftliche Entwicklung der englischen und der schottischen Großeinkaufsgesellschaft der Konsumgenossenschaften und über die Debatten auf den jeweiligen Genossenschaftskongressen. So wird mitgeteilt: „Schätzungsweise beläuft sich der Umsatz der CWS Manchester für das Jahr 1917 auf 57.524.000 Pfund Sterling, das bedeutet gegen das Vorjahr eine Zunahme von 5.394.000 Pfund.“ Die Schottische CWS. (Co-operative Wholesale Society) erzielte 1917 17 Mio. Pfund, Jahreszunahme 2,6 Mio. Pfund. Hervorgehoben wird der große Landbesitz der englischen CWS, die über 10 Landgüter mit 8.810 ha Landfläche verfügte.
Frankreich Aus Frankreich wird berichtet: „Der Krieg hat nicht nur den schon bestehenden Genossenschaften Gelegenheit geboten, ihren Wert zu beweisen, sondern er hat auch zahlreiche neue Genossenschaften ins Leben gerufen.“ Ihren Wert
hatten die Genossenschaften nicht zuletzt, wie auch in Deutschland, für die Versorgung des Militärs: „Der Kriegsminister stellte der Großeinkaufsgesellschaft Automobile samt Räume für ihre Unterbringung und Militärpersonal zur Verfügung, mit deren Hilfe fahrende Warenhäuser zustande kamen.“ Die Pariser Konsumgenossenschaft erhielt Geldvorschüsse und die nötigen Einrichtungen für die Organisation des Verkaufs von gefrorenem Fleisch. Sie übernahm die Hunderte von Milchverkaufsstellen der Firma Maggi, die in den ersten Kriegstagen geplündert worden waren, in eigene Verwaltung. Ausdrücklich wird festgestellt: „Erst der Krieg hat den Anstoß zu den außerordentlichen Fortschritten gegeben, die das Genossenschaftswesen jetzt zu verzeichnen hat.“
Russland Auch aus Russland wird ein großer Fortschritt im Genossenschaftswesen berichtet. Von 1905 bis 1916 nahm die Zahl der Genossenschaften von 1.434 auf 15.454 zu, die Zahl ihrer Mitglieder von 546 Tausend auf über 10 Millionen. Und: „In Sibirien macht die Genossenschaftsbewegung rasche Fortschritte auf allen Gebieten: in der Warenverteilung, der Warenherstellung und im Kreditwesen.“ Der Verband sibirischer Molkereigenossenschaften gehören allein 2.500 Genossenschaften an.
Italien Auch aus Italien wird erfreuliches berichtet, so über die Unione Cooperativa in Mailand: „Diese Genossenschaft hat für das Jahr 1916 eine glänzende Entwicklung zu verzeichnen, indem die Umsätze die Summe von 23.746.393 Lire erreichten, gegen 14.896.397 im vorhergehenden Jahre.“
Teilnahme an der Lebensmittelverwaltung Mit Kriegsausbruch wurde die Lebensmittelversorgung überall in Europa zu einem vordringlichen Problem und damit zu einer staatlichen Aufgabe. Für die Konsumgenossenschaften
International war es wichtig, im Interesse ihrer Mitglieder Einfluss auf die neugeschaffenen Lebensmittelverwaltungen zu bekommen, was sehr unterschiedlich gelang. Dr. August Müller, Vorstandsmitglied des Zentralverbandes deutscher Konsumgenossenschaften, wurde in die Leitung des 1916 gebildeten Kriegsernährungsamtes berufen. Aus Österreich wird mitgeteilt: „Der Umstand, dass in den kriegführenden wie in den neutralen Ländern eine stetig zunehmende Anzahl Genossenschafter in wichtige Stellungen in den Lebensmittelämtern berufen werden, ist ein Beweis dafür, wie sehr die Behörden im Kriege die genossenschaftliche Tätigkeit schätzen gelernt haben. So ist zum Beispiel Dr. Karl Renner, der Vorsitzende des Zentralverbandes österreichischer Konsumvereine, vor einiger Zeit zum Mitglied des Kriegsernährungsamtes ernannt worden.“ Erstaunlicherweise war es in Großbritannien, dem genossenschaftlichen Mutterland, viel schwieriger. Von dort wurde berichtet: „Aber abweichend von fast allen europäischen Ländern hat der Staat nur in geringem Maße das Wissen und die Erfahrung der Genossenschaftsbewegung herangezogen. Es handelt sich darum, dass sie keinerlei verantwortlichen Anteil an den Sonderausschüssen und ähnlichen neu eingesetzten staatlichen Einrichtungen haben, für die ihre Erfahrungen sie besonders geeignet machen, den Interessen der Nation zu dienen.“ Die britischen Konsumgenossenschaften sahen sich schließlich genötigt, 1917 eine „Notkonferenz“ nach London einzuberufen, um ihrem Anliegen Druck zu verleihen, und über die geschrieben wird: „Mit Aufwand von viel Zeit und Geld sind wir in London zusammen gekommen, weil wir eine nationale Notkonferenz als den einzigen Weg erkannten, um zu unserer gegenwärtigen Lage Stellung zu nehmen. Wir suchten um eine Unterredung beim Premierminister nach und wurden abgewiesen. Unser Ruf war an den ersten Vertreter des Volkes ergangen – aber der „erste Bürger“ ist der letzte, der genossenschaftliches Gemeinwohl so anzuschauen beliebte, wie es uns vorschwebt.“ Auf dieser Konferenz waren über 1.000 Delegierte versammelt. Schließlich hatten die Genossenschaften auch in Großbritannien Er-
folg und konnten im Bulletin melden: „Die Arbeiter Großbritanniens sind nicht wenig stolz darauf, dass einer aus ihren Reihen (J.R. Clynes MdP) seinen Weg bis zur höchsten Stelle im Kriegsernährungswesen genommen hat.“
Persönliche Wertschätzung Dass Verhältnis der Genossenschaften in den kriegführenden Ländern untereinander wird deutlich an der wechselseitigen persönlichen Wertschätzung, die im Bulletin zum Ausdruck kommt. Als 1916 der Hamburger Genossenschafter Adolph von Elm starb, heißt es über ihn: „Als Internationalist war von Elm unvergleichlich. Bei seinem gesunden Urteil, seiner wirklich sympathischen Veranlagung und seiner vornehmen, durch auswärtige Reisen vertieften und gefestigten Denkungsart war es ein wirklicher Genuss, mit ihm die Knoten eines internationalen Problems zu lösen zu trachten.“ Im offiziellen Nachruf wird formuliert: „Der Leitende Ausschuss beklagt tief den Verlust, den das internationale Genossenschaftswesen durch den Tod seines verehrten Kollegen Adolph von Elm, der seit vielen Jahren den Fortschritt des Genossenschaftswesens in seinem eigenen Lande und den ausländischen Staaten beeinflusste.“ Der Präsident des niederländischen Genossenschaftsverbandes Goedhart schrieb: „Wir Genossenschafter können stolz sein, dass der Krieg die Genossenschafter der verschiedenen Länder einander nicht entfremdet hat, und dass die Bande, die die Mitglieder des Bundes zusammenhalten, den dauernden Versuchen, sie zu brechen, widerstanden haben. Auch den Genossenschaften in Frankreich und der Schweiz gebührt Dank, und vor allem unserem unermüdlichen Freunde, Herrn Kaufmann, der nicht nur die erste Auslandsausgabe der „Bulletins“ besorgte, sondern dem es auch gelang, seine Auflage beträchtlich zu erhöhen.“
Eine genossenschaftliche Friedenkonferenz Verschiedentlich meldet das Bulletin während des Krieges Initiativen für eine genossenschaftliche Friedenskonferenz. So machte der Moskauer Ver-
band, Bund der Konsumgenossenschaften, den Vorschlag, „sobald als möglich eine internationale Konferenz der Konsumgenossenschaften einzuberufen zwecks Verhandlungen über die Beendigung des Krieges.“ Das Londoner Büro des IGB konnte sich jedoch mit diesem Gedanken nicht anfreunden, da der IGB „für die Frage der Beendigung des Krieges nicht zuständig“ sei. Und ebenso lehnte der IGB 1919 die Teilnahme an den Friedensverhandlungen ab: „Notwendigerweise werden die Gefühle voll Bitterkeit sein, und äußerst schwierige Fragen über Gebietsumfang, Nationalität, Annexion oder Nichtannexion, Entschädigung oder Nichtentschädigung sind zu verhandeln. Diese Fragen als solche berühren den Bund nicht unmittelbar. Eine Genossenschaftstagung könnte ernsthafte Reibungen herbeiführen, die der künftigen Harmonie und Nützlichkeit des Bundes schweren Schaden zuführen würden.“
Friedensglocken der neuen Zeit Anders als das Internationale Olympische Komitee, aus dem Deutschland nach dem Krieg ausgeschlossen wurde, und anders als die gewerkschaftlichen Internationalen, die große Mühe hatten, die zerrissenen Bande wieder zusammen zu fügen, blieb die genossenschaftliche Internationale, der IGB, über die Kriegszeit intakt und konnte nach Kriegsende zügig an die erfolgreiche Vorkriegsgeschichte anknüpfen. Auch wenn große Schwierigkeiten zu überwinden waren, so erfüllte sich doch der Wunsch des Generalsekretärs des Zentralverbandes deutscher Konsumgenossenschaften, Heinrich Kaufmann: „Wir dürfen also bestimmt hoffen, dass, sobald die Friedensglocken die neue Zeit einläuten, auch unsere konsumgenossenschaftliche Entwicklung in derselben glänzenden Weise fortschreiten wird wie in den Friedensjahren vor dem Kriege, die wie ein halbvergessener schöner Traum schon so lange hinter uns liegen.“
Zum Autor: Dr. Burchard Bösche ist Vorstand der Heinrich-Kaufmann-Stiftung cooperativ 3/14
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Kultur
BHUTAN Im Land des Donnerdrachen Kl旦ster, Dzongs, Gebetsfahnen und Chili. Oder: Wie das Mobiltelefon eine Gesellschaft ins 21. Jahrhundert katapultiert, die Gl端ck 端ber Geld stellt. Die Wahrung von Tradition und Offenheit f端r das Moderne gleicht einem Drahtseilakt. Text & Fotos: Anton Schmoll
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Kultur
„Nahezu jeden Hügel krönt ein kleiner Tempel, den hunderte Gebetsfahnen umflattern.“ B
hutan, das Land das im Norden 7.000 Meter hohe Berge umgeben und im Süden ein undurchdringlicher Dschungel säumt. In dieser extremen Lage haben Land und Leute ihre Tradition erhalten, die stark von der Kultur Tibets beeinflusst ist. Bhutan ist das einzige Land, in dem der Vajrayana-Buddhismus Staatsreligion ist. Nahezu jeden Hügel krönt ein kleiner Tempel, den hunderte Gebetsfahnen umflattern. Tag und Nacht sendet der Wind die darauf gedruckten Gebete an die Götter, wie die Bäche und Flüsse die Gebetsmühlen anleiern, um Segen zu erwirken oder Dämonen zu besänftigen. Chorten und Manimauern säumen Wege und Straßen, erzählen von den Lehren des Buddha und schützen vor Gefahren. Kaum jemand kann sich dieser spirituellen Stimmung verschließen, die sich nur schwer in Worte fassen lässt. Es ist diese buddhistisch-heitere Gelassenheit der Menschen, ihre Unberührtheit. Die magische Kraft von Göttern und Geistern ist allgegenwärtig. Das ganze Land ist heiliger Boden. Jeder Fels oder Fluss, jede Grotte hat seine eigene Geschichte. Berge erzählen von schlafenden Elefanten oder stolzen Löwen.
Bruttosozialglück Die Nationalflagge weht an jedem öffentlichen Gebäude in der Hauptstadt Thimphu. Sie erklärt, was das kleine Königreich zwischen den aufstrebenden Industrienationen Indien und China ausmacht: Das gelbe Dreieck symboli-
siert die weltliche Macht des Königs, das orange den Buddhismus. Der weiße Drache darauf steht für die Reinheit des Landes, das in der Landessprache „Druk Yul“ – „Land der Drachen“ bedeutet. Mit der digitalen Kommunikation katapultierte sich das Land, das sich erst 1907 der Welt geöffnet hat, vom Mittelalter ins 21. Jahrhundert. Anfang der sechziger Jahre rollte das erste Auto durch Thimphu. 1990 wurde das Land an das weltweite Telefonnetz angeschlossen. Seit 1999 gibt es Fernsehen und Internet. Tradition und Telekommunikation begegnen wir im Alltag der Menschen: Während fromme Pilger unaufhörlich ihre Gebetsmühlen drehen und das heilige Mantra „Om mani padme hum“ („Oh du Kleinod im Lotos“) murmeln, spricht ein Mönch ins Mobiltelefon. Ende der 1980er Jahre verfügte König Jigme Singye Wangchuk in seinem Land das politisch-philosophische Konzept des „Bruttosozialglücks“. Es stellt das Glück seiner Bürger über die wirtschaftliche Entwicklung, das Bruttosozialprodukt. Für das „Gross National Happiness“ ist vor allem Bildung und Gesundheit wichtig, eine ausgewogene wirtschaftliche Entwicklung, der Erhalt der Umwelt, die Bewahrung von Kultur und historischem Erbe sowie eine gute Regierungsführung. Mit dem Konzept des Bruttosozialglücks versucht der König eine Balance zwischen Wohlstand, technologischem Fortschritt und nachhaltiger Entwicklung zu schaffen. Gut ein Viertel des Landes hat er zu Nationalparks erklärt.
Im Alltag stets präsent: die Gebetsmühlen
Moderne Technologien selbst in traditionellen Klöstern
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Kultur Klosterburgen (Dzongs) prägen Gewaltige das Landschaftsbild.
Alle wirtschaftlichen Interessen sind dem Umwelt- und Naturschutz untergeordnet. Kristallklares Wasser und die prächtige Flora und Fauna der Wälder, die zwei Drittel des Landes überziehen, stehen einem niedrigen Lebensstandard und in den Städten einer hohen Jugendarbeitslosigkeit gegenüber.
Dzong – Heimat der geistlichen wie weltlichen Macht In jedem der zwanzig Verwaltungsbezirke gibt es einen Dzong, wie die gewaltigen Klosterburgen genannt werden, von wo aus Bhutan regiert wird. Einen Teil bildet der Klosterkomplex mit Tempelgebäuden, Wohntrakten für Mönche und Lamas sowie Bibliotheken und Gebetsräumen. Neben den bunten filigranen Schnitzwerken an Fenstern, Erkern und Dachgestühl beeindrucken farbenprächtige Malereien, wie die vier Himmelswächter, der ganze Pantheon aus Buddhas und Bodhisattvas. Ein zentraler Turm trennt den weltlichen Bereich mit den Büros der Beamten. Wie vor Jahrhunderten müssen Bittsteller in traditionellem Gewand erscheinen, dem Go, der bis zu den Knien reicht und in der Taille gegürtet ist. Darüber ein Zeremonienschal, dessen Farbe, Breite und Strickmuster den gesellschaftlichen Rang verrät: Weiß für einfache Bürger, blau für Volksvertreter. Gelb ist seiner Majestät vorbehalten.
Chili und Tigernest im Paro-Tal Das weitläufige Paro-Tal besticht mit schöner Landschaft und einer bemerkenswerten Architektur. Alle Gebäude sind mit aufwändig geschnitztem Dekor und einer Malerei verziert, die Dämonen abwehren soll. In den Fenstern hängen Girlanden mit knallroten Chili-Schoten zum Trocknen. Ein farbenfrohes, buntes Bild. Chilis finden in unterschiedlicher Intensität bei nahezu 40
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Kultur
die bunten Tempelfeste Höhepunkte jeder Bhutan-Reise:
jedem Essen Verwendung. Das Nationalgericht Hemadatsi besteht fast ausschließlich aus Chili (Hema), das als Gemüse zubereitet und in einer Käsesauce (Datsi) serviert wird. Wir besuchen das Taktshang–Kloster, das auf schmalen Felsterrassen an einer fast senkrechten Wand auf 2.950 Metern Höhe liegt. Am frühen Morgen steigen wir in etwa zwei Stunden 800 Meter aus dem Tal hinauf. Unsere Wanderung führt uns durch einen großen Wald mit uralten Bäumen. Von den Ästen hängen dichte Flechten herab. Im Zickzackkurs steigt der Pfad
die Felswand entlang. Der Treppensteig bietet einen phantastischen Blick auf das „Tigernest“, wie die Gläubigen das Kloster bezeichnen, das 1998 bis auf die Grundmauern niederbrannte. Der Legende nach ist der Magier Padmasambhava auf dem Rücken einer Tigerin hinaufgeflogen. An verschiedenen Stellen dieses heiligen Ortes hat er „spirituelle Schätze“ (geistliche Belehrungen) versteckt, wird überliefert. Der Mystiker aus Tibet, der dort den Namen „Guru Rimpoche“ trägt, hat im 9. Jahrhundert den Buddhismus in Bhutan verbreitet.
In eleganter Autorität regelt der Polizist den Verkehr im Zentrum von Thimphu. Eine Ampel, die die Regierung vor einigen Jahren installiert hat, hat das Volk als „zu anonym“ empfunden. Jetzt regelt wieder der Polizist den Verkehr. Mit weißen Handschuhen bedeutet er „Halt“ oder „freie Fahrt“.
Zum Autor: Prof. Dr. Anton Schmoll ist Lektor an der Fachhochschule für Bank- und Finanzwirtschaft sowie Fachbuchautor cooperativ 3/14
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Sport
3,8 km Schwimmen, 180 km Radfahren, 42,2 km Laufen 42
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Sport
IRONMAN mit V wie Flügel
Fotos: FinisherPix.com
Er hat die sieben höchsten Gipfel der Welt bestiegen und läuft Marathon unter drei Stunden. Mit sechzig Jahren hat Herbert Blauensteiner eine neue sportliche Herausforderung angenommen. Beim Ironman Austria in Klagenfurt steht er am Podest. Warum ein Volksbank-Geschäftsleiter das macht, wollte Andrea Karner wissen. cooperativ: Am 21.Mai 2010 bist du am Gipfel des Mount Everest gestanden. Du warst der erste Niederösterreicher, der das Projekt Seven Summits erfolgreich abgeschlossen hat. Hat ein Mensch, der die höchsten Gipfel der sieben Kontinente bestiegen hat, sportlich nicht alles erreicht? Herbert Blauensteiner: Ich bin immer auf der Suche nach neuen Herausforderungen. Im Frühling 2013 war ich zufällig Zaungast beim halben Ironman, dem 70.3, in St. Pölten. Die Leistungen
der Sportler beeindruckten mich: 1,9 Kilometer Schwimmen, dann 90 Kilometer Radfahren und abschließend ein Halbmarathon über 21,1 Kilometer. Das wollte ich auch einmal machen. Da ich immer mein Ziel hoch stecke, peilte ich gleich den Ironman Austria in Klagenfurt an, über die volle Distanz.
beraten, auf Alkohol weitgehend verzichtet und wenig Kohlenhydrate zu mir genommen.
Warum?
Als erfahrener Marathonläufer war für dich die Laufstrecke bestimmt kein Problem. Wie ist es dir ergangen?
Ich wollte ausloten, wo mit meinen sechzig Jahren die physischen und psychischen Grenzen liegen. Hast du dir ein Zeitlimit gesteckt? Ja, ich wollte meinen ersten Ironman in zwölf Stunden schaffen. Tatsächlich ist die Zeitnehmung bei 12:15:46 stehen geblieben. Hattest du einen auf dich abgestimmten Trainingsplan? Nein. Ich habe mich autodidaktisch auf den Wettkampf vorbereitet: einige Bücher gekauft, mich mit Sportkollegen
Was hast du am 29. Juni, am Tag des Wettkampfs gefrühstückt? Eier, Müsli und Kaffee. Wie gewöhnlich.
Das dachte ich auch. Nachdem ich bereits sieben Marathons gelaufen bin - der Schnellste war Berlin 2004 mit 2:53:34 - kannte ich die Signale des Körpers, der sich bei km 30 bis 35 meldet. Der sogenannte innere Schweinehund sagt dir: es tut alles weh, es macht keinen Sinn, hör auf. Einzig wirksames Rezept dagegen: einfach nicht zuhören, weiterlaufen. Dieses Mal hat sich der innere Schweinehund schon bei Kilometer vier gemeldet! Du bist der inneren Stimme nicht gefolgt? cooperativ 3/14
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Sport
Mein eiserner Wille und die vielen begeisterten Zuschauer, die mich immer wieder anfeuerten, haben mich ins Ziel getragen. Die ersten Kilometer lief ich tatsächlich 5 Minuten je Kilometer das sind genau 12 Stundenkilometer - dann nahm ich das Tempo heraus, hantelte mich von einer Labestation zur nächsten. Die zahlreichen Helfer versorgten mich unermüdlich mit Wasser, Elektrolytgetränk, Cola und befeuchteten Schwämmen, mit denen ich Augen, Nacken und Unterarme kühlte. Das belebt für kurze Momente die Sinne. Endlich die Stimme des Platzsprechers, der ruft: „You are an Ironman!“. Mit einer Laufzeit von 4:32:53 Stunden bist du deutlich hinter deinen Marathonzeiten geblieben. Wie hast du dich im Ziel gefühlt? Ich konnte es nicht fassen. Der Platzsprecher verkündete, ich sei dritter in meiner Altersklasse. Mein erster Ironman, dann gleich durchkommen und dann noch Dritter! Herz, was willst du mehr? Ich darf mich jetzt Ironman nennen! Zurück an den Start. Schwimmen im Neoprenanzug. Das muss man lernen? Auf jeden Fall. Ich konnte zwar Brustschwimmen, wie es jedes Kind lernt, aber von der Kraultechnik hatte ich keine Ahnung. Du hast dir einen Schwimmtrainer gesucht?
Ich tue es. Mag. Herbert Blauensteiner, Direktor der Volksbank Tullnerfeld, hat die 3,8 Kilometer Schwimmen hinter sich.
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Nein, ich suchte im Internet nach einem geeigneten, effizienten Kraulstil. Dort bin ich auf die Total-Immersion-Methode aufmerksam geworden und kaufte Buch und DVD. Dann begann ich mit dem Training im Tullner Aubad. Ab Herbst verlagerte ich mein Training nach Klosterneuburg ins Happyland. Im Sportbecken trainierte ich gezielt die vielen Aufbauübungen. Erst im späten Frühjahr 2014 begann ich im Aubad mit dem langen Neoprenanzug zu schwimmen. Am 2. Juni 2014 habe ich meinen ersten Kilometer geschafft. Immerhin wollte ich am 29. Juni an den Start über 3,8 Kilometer.
Sport
zone, musst deine Kleidersäcke finden, die getragenen Sachen versorgen und die neuen anlegen. Auch das Umkleiden will gelernt sein. Noch eine Frage zum Material: Im Wettkampf bist du mit einem High-End-Gerät in die 180-Kilometer-Radstrecke gestartet. Hast du Unterschiede zu deinem alten Trainingsrad bemerkt?
„Ich öffne den Reißverschluss meines Triathlonanzugs. Ich brauche mehr Luft, mein Körper Kühlung.“ Als Bergsteiger und Läufer musstest du dich auch erst mit dem Rennrad vertraut machen? Das Radfahren hat jedenfalls die meiste Trainingszeit in Anspruch genommen. Zuerst habe ich meinem etwa dreißig Jahre alten englischen Stahlrenner einen Triathlonaufleger verpasst. Der Treppelweg die Donau entlang von Tulln nach Greifenstein und über die Donaubrücke zurück wurde zu meiner Trainingsstrecke. Eine Runde ist etwa dreißig Kilometer lang. Längere Ausfahrten am Rennrad machten sich bald mit erheblichen Rückenschmerzen bemerkbar. Mir fehlte die dafür erforderliche starke Bauch- bzw. Rumpfmuskulatur, die ein Rennradfahrer braucht. Zum Training dieser Muskelgruppe machte ich im Smile-Lifestyle-Club in Tulln mit der Slingline diverse Kräftigungsübungen.
Das klingt nach erheblichem Trainingsaufwand. Wie bringt ein viel beschäftigter Bankdirektor das Training in seinem vollen Terminkalender unter? Du musst früh aufstehen und auch abends Trainingseinheiten einplanen. Die Enten begrüßten mich im Aubad um fünf Uhr früh. Wenn der Fitnessclub um sechs Uhr morgens öffnete, stand ich schon vor der Tür. Als Triathlet musst du dich zweimal umziehen. Wie lange braucht es, bis man sich aus dem nassen, hautengen Neoprenanzug geschält hat und am Rad sitzt? Ich habe in der Wechselzone insgesamt etwas mehr als eine Viertelstunde verbracht. Vom Schwimmen auf das Rad habe ich 9:06 Minuten benötigt und dann 7:38. Du kommst in die Wechsel-
Und wie! Erst zwei Wochen vor dem Start ist das bestellte Rad eingetroffen. Im Unterschied zu meinem Stahlrenner ist es aus Carbon. Auch die Laufräder sind aus diesem leichten und steifen Werkstoff, das auch für Formel-1-Boliden verwendet wird. Es liegt tiefer und ist mit 8,3 Kilo deutlich leichter als mein Trainingsrad. Mit einer Spitzengeschwindigkeit von knapp 70 und durchschnittlichen 30 km/h bin ich über die 180 Kilometer lange Strecke geflogen – wobei: die zweite Runde war deutlich härter. Insbesondere die drei großen Anstiege, in Summe waren 1.640 Höhenmeter zu bewältigen, forderten mir alles ab. Trotzdem: am Rad hab ich mein Ziel, unter 6 Stunden zu bleiben, jedenfalls geschafft. Dein Resümee? Wenn du dir ein ambitioniertes Ziel setzt, dich darauf konsequent vorbereitest und an den Erfolg glaubst, dann schaffst du es auch! Bist du 2015 beim Ironman Austria wieder mit dabei? Für die nächste Zeit will ich diese Extrembelastung für den Körper hintanhalten. Ich bin keine 30 mehr. Für den nächsten 70.3 in St. Pölten bin ich aber bereits angemeldet. Die nächste große sportliche Herausforderung? Die Eiger Nordwand? Wer weiß. Es gibt noch viele neue Herausforderungen in meinem Leben.
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Chronik
Volksbank Niederösterreich Süd
Geschäftsvolumen 2013 um 8,9 Prozent gesteigert Nachhaltigkeitsmanagement trägt Früchte, WERTsparbuch konnte sich in Bevölkerung etablieren, 2014 deutlich über den Erwartungen.
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ie Volksbank Niederösterreich Süd blickt auf ein gutes Jahr 2013 zurück, in Relation zum Markt und dem schwierigen Umfeld kann man die Entwicklung der Regionalbank aber als weit überdurchschnittlich betrachten. Ein Betriebsergebnis von 2,6 Mio. Euro und ein EGT mit 0,9 Mio. zeigen eindrucksvoll die Stabilität des Institutes. Eine weitere Abwertung der Beteiligung am Spitzeninstitut konnte problemlos verkraftet werden. Die Eigenmittelausstattung liegt bei 12,6 Prozent. Nach den ersten fünf Monaten dieses Jahres zeigt sich das zu erwartende Betriebsergebnis um 70 Prozent über dem Vorjahr. Das Thema Nachhaltigkeit wird durch die Bank ganzheitlich gelebt und führt zu Wachstum weit über Marktniveau. Das Prime-Produkt WERTsparbuch erhält durch die Kooperation mit der Bildungswerkstatt einen weiteren MehrWERT für seine Kunden!
Exzellentes Marktergebnis 2013 Ausdruck eines guten Kundenjahres der Volksbank Niederösterreich Süd ist das deutlich über Markt liegende Geschäftsvolumenwachstum von 8,9 Prozent und das Betriebsergebnis mit 2,6 Mio. Euro. Vergleicht man das Bilanzsummenwachstum der Volksbank NÖ Süd von 3,6 Prozent (Bilanzsumme per 31.12.2013: 419 Mio. Euro) mit dem Gesamtbanksektor von -5,4 Prozent, sieht man eindrucksvoll die Bedeutung der in den Bezirken Wiener Neustadt und Neunkirchen tätigen Bank. Die Ausleihungen stiegen bereits das siebente Jahr 46
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in Folge um mehr als 10 Prozent und wuchsen vergangenes Jahr um 12,3 Prozent. Dieses Ergebnis untermauert die Führungsposition der Volksbank Niederösterreich Süd innerhalb des österreichischen Volksbanksektors und ist ein mehr als respektables Ergebnis in Relation zum österreichischen Bankenmarkt“, erklärt Mag. Anton Pauschenwein, Vorstandsdirektor der Volksbank Niederösterreich Süd. Die Einlagen konnten trotz negativer Medienberichte der ÖVAG um +1,1 Prozent gesteigert werden. Die Steigerungsraten bei Wohnkrediten verzeichneten beachtliche 16,7 Prozent. In Summe kann im operativen Bereich von einem mehr als zufriedenstellenden Jahr gesprochen werden. Die weitere Abwertung der Beteiligung am Spitzeninstitut konnte durch die VB Niederösterreich Süd problemlos verkraftet werden und führte zu einer nach wie vor guten Eigenmittelausstattung von derzeit 12,6 Prozent. Das nachhaltige und konservative Geschäftsmodell der VB Niederösterreich Süd hat sich auch in Krisenzeiten und Niedrigzinsphasen bewährt.
WERTsparbuch – dreifacher MehrWERT Am 7. März 2013 wurde das WERT sparbuch der in Wiener Neustadt ansässigen ersten Regionalbank mit Nachhaltigkeitsmanagement im Rahmen einer Pressekonferenz vorgestellt. Ohne Zielvorgabe an deren Mitarbeiter wurden diese ersucht, ihren Kunden das Konzept einer nachhaltigen Regionalbank näher zu bringen und über den
MehrWERT eines ethischen Sparproduktes zu informieren. Die Volksbank bietet das WERTsparbuch als Möglichkeit an, für Kunden abseits von nachhaltigen Investmentfonds oder Unternehmensanleihen auch mittels staatlich gesicherter Einlagen ethische Werte zu unterstützen. Neben der Verpflichtung der Bank die eingesammelten Gelder nur in eines von neun definierten Finanzierungsfelder bzw. in keine Rüstungsindustrie, Atomenergie, fossile Energie, Glücksspiel oder Prostitution zu investieren, widmet die Bank auch noch jeweils einen Euro pro Sparbuch für den Verein Bildungswerkstatt. Der Verein Bildungswerkstatt ist eine in Ebenfurth ansässige soziale und pädagogische Einrichtung, bei welcher die ältere Generation Kinder bei der Erreichung ihrer schulischen Ziele unterstützt. Die Schüler werden zur Eigenverantwortung erzogen und mittels der täglichen „Mittagkonferenz“ bei deren Bemühungen gefördert. Abgerundet wird das Angebot des Vereins durch Sport und Exkursionen für die Schüler. Dr. Hans Kleiner - Leiter der Bildungswerkstatt – betont: „Nur durch eine hohe Eigenverantwortung von Schülern kann ein nachhaltiger Lernerfolg abgesichert werden!“
Ein Jahr Nachhaltigkeitsmanagement – eine Bilanz Als eine der ersten Regionalbanken Österreichs hat sich die Bank dem Thema Nachhaltigkeit systematisch und gesamthaft genähert. Ziel war es
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nicht, Marketingunterstützung durch ein Thema zu erhalten, um klassische Bankprodukte leichter verkaufen zu können. Ziel war und ist es für das Institut einen Beitrag zu leisten, für Menschen und Umwelt; Privatkunden ebenso wie Unternehmenskunden in der Region des südlichen Niederösterreich. Kunden wie auch interessierten Nichtkunden dienen als Multiplikator für die Idee einer besseren und nachhaltig gesunden Region. Bereits zum zweiten Mal liegt ein Geschäftsbericht mit integriertem Corporate Responsibility Report vor, in welchem die Bank detailliert die nachhaltigen Ziele und deren Erreichung oder Nichterreichung dokumentiert. Als Highlights des vergangenen Jahres sind ein umfassendes Energieaudit der Bankfilialen, Unternehmerveranstaltungen gemeinsam mit der Wirtschaftskammer zum Thema Photovoltaik, die Teilnahme von 31 Mitarbeitern beim Rote-Nasen-Lauf sowie der breiten Unterstützung der Aktion „Weihnachten im Schuhkarton“, der weltweit größten Geschenkaktion für Kinder in Not zu nennen. Durch den Verkauf von WERTsparbüchern konnte ein Teil der WERTkredite von insgesamt 19,3 Mio. Euro refinanziert werden. Das Photovoltaikprojekt der e5 Stadtgemeinde Ternitz wurde mittels zehnjähriger WERTsparbücher refinanziert. Für die Volksbank Niederösterreich Süd hatte und hat das umfassende Nachhaltigkeitsmanagement positive Auswirkungen. Diese lassen sich zwar nicht quantifizieren, betrachtet man allerdings das deutlich über dem österreichischen Durchschnitt liegende Wachstum des Institutes, kann von hoher Akzeptanz in der Bevölkerung und bei den Kunden der Volksbank Niederösterreich Süd gesprochen werden.
Der Volksbankverbund im Ganzen Klar ist für sämtliche dezentrale Banksektoren, dass sich Strukturen an ändernde Rahmenbedingungen anpas-
sen müssen. Neue gesetzliche Regelungen wie die zukünftige Bankenaufsicht in Frankfurt, erhöhte Eigenmittelvorschriften, die Dotation der Einlagensicherung in einen Fonds, umfangreiche Prüferfordernisse zum Thema Geldwäscherei und Compliance und IFRS Bilanzen führen zu höheren Kosten. Kosten die nicht zur Gänze an Kunden weiter gegeben werden können führen zu geringeren Rücklagen und einer geringerer Risikotragfähigkeit. Zusätzliche Anforderungen bedingen aber auch höhere Komplexität in der Organisation, welche wiederum kleinere Banken vor schwierig zu bewältigende Herausforderungen stellt. Dieser Strukturwandel ist in der gesamten Bankenlandschaft Österreich zu spüren. Ein Konzept von übergroßen Regionalbanken, wie in manchen Medien als Lösung kolportiert, ist aber für die Volksbank Niederösterreich Süd aus derzeitiger Sicht kein Thema. Die Bank verschließt sich nicht vor Veränderungen bzw. neuen strategischen Ausrichtungen, was die vielen Innovationen des Institutes eindrucksvoll belegen. Sollte sich in den zuständigen Organen der Bank die Meinung herausbilden, dass eine Schaffung einer größeren Einheit sinnvoll ist, steht für das Institut der Kunde und die Region jedoch bei sämtlichen Szenarien im Vordergrund!
Das erste Halbjahr 2014 Als besonders erfreulich lassen sich die ersten sechs Monate der Volksbank Niederösterreich Süd des heurigen Jahres zusammenfassen. Das Volums- und Stückwachstum hält ungebrochen an. Rechnet man das Mai-Ergebnis auf das Gesamtjahr hoch, ist dieses bei 4,5 Mio. Euro zu erwarten und würde damit um rund 50 Prozent über dem vergangenen Jahr liegen. Trotz immer höherem regulatorischen Aufwand und zusätzlicher Kosten durch EZB und EBA verliert die Bank den Kunden nicht aus dem Fokus.
v.l. Anton Pauschenwein und Martin Heilinger
Mag. Martin Heilinger, Vorstand der Volksbank Niederösterreich Süd, führt diese positive Entwicklung darauf zurück, dass „viele Mitbewerber mit den teilweise unnötigen zusätzlichen aufsichtsrechtlichen Themen hadern und sich nicht auf Ihr Kerngeschäft den Vertrieb konzentrieren. Dinge auf welche man keinen Einfluss hat, sind möglichst effizient zu erledigen und sollen einem nicht den Blick auf seine ureigene Aufgabe verstellen!“ Zum Thema Nachhaltigkeit setzt die Bank ihren eingeschlagenen Weg fort und konnte auf den Dachflächen der Geschäftsstellen Wiener Neustadt, Felixdorf und Gloggnitz Photovoltaikanlagen in Betrieb nehmen. Sämtliche WERTsparkunden erhielten einen Transparenzbericht, welcher die Mittelverwendung dieser nachhaltigen und ethischen Einlagen im Detail dokumentiert.
Christian Petz
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Volksbank Vöcklabruck-Gmunden
100-Jahr-Jubiläum Die Volksbank Vöcklabruck-Gmunden wurde vor 100 Jahren mit dem Zweck gegründet, „den Gewerbebetrieb und die wirtschaftliche Lage ihrer Mitglieder zu fördern“ (Zitat aus der Originalgründungsurkunde des Jahres 1914).
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m die Jahrhundertwende und bis zum Ersten Weltkrieg war in der k.u.k.-Monarchie das soziale Gefälle zwischen arm und reich außerordentlich groß. Durch den Umbruch der Weltwirtschaft und die fortschreitende Industrialisierung hatte auch der gewerbliche Mittelstand in Vöcklabruck schwer zu kämpfen. Deshalb beschlossen am 23. Mai 1914 engagierte und aktive Vöcklabrucker Bürger eine gewerbliche Kreditgenossenschaft zu gründen. Im damaligen Bräugasthaus Fruhstorfer in der Vorstadt in Vöcklabruck fand die Gründungssitzung statt. Die Geschichte der Volksbank Vöcklabruck-Gmunden ist eine Erfolgsgeschichte, die aus dem Zusammenschluss von insgesamt fünf Volksbank-Genossenschaften resultiert. Im Jahr 2014 werden von 130 Volksbankmitarbeitern weit über 25.000 Kunden betreut. Das Einzugsgebiet der Volksbank erstreckt sich weit über die Grenzen der Bezirke Gmunden und Vöcklabruck hinaus. Die Fachkompetenz und die Menschlichkeit der Mitarbeiter bilden das Fundament für die hohe Loyalität und das überdurchschnittlich große Vertrauen ihrer Kunden. Das Jubiläum wurde am Freitag, den 13. Juni 2014, im Rahmen einer Mitgliederversammlung gefeiert. Zum ersten Mal nahmen beide Bezirke, Gmunden und Vöcklabruck, an einer Veranstaltung gemeinsam teil. Begrüßt wurden 500 Mitglieder, Kunden und Mitarbeiter im Stadtsaal Vöcklabruck. Die Volksbank Vöcklabruck-Gmunden ist im Juni 2014 genau einhundert Jahre alt geworden. Wenn man dies mit einem privat geführten Unternehmen vergleicht, wäre man hier bereits in der 48
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dritten Generation unterwegs. Sie ist in der Region eine wichtige Lebensader, sie stellt Geld zur Verfügung und somit ist der Geldkreislauf für die Wirtschaft gesichert. Neben hohen Persönlichkeiten aus Politik und Wirtschaft fanden sich auch zwei Superstars aus dem Sport zu den Feierlichkeiten ein. Der ehemalige Überspringer der Nation, Andreas Goldberger, sowie Red Bull Air Race Champion, Hannes Arch, wurden frenetisch begrüßt. Frau Mag. Birgit Brunsteiner, führte als Moderatorin charmant und professionell durch den Abend. Die von ihr geführten Interviewrunden mit Ehrengästen und Superstars waren ein Highlight des Abends. Ein Tagesordnungspunkt widmete sich voll und ganz dem scheidenden Direktor Helmut Stieb. Immerhin ver-
brachte er 44 Jahre in der Volksbank in Vöcklabruck. Die Volksbank-Familie überraschte ihn mit einer Ehrung für seine Verdienste um die Volksbank. Es war ein würdiger und sehr emotionaler Abschied. Die hervorragende Jubiläumsveranstaltung endete mit einem absoluten Glanzlicht. Der in Schwanenstadt lebende Künstler, Franz Froschauer, versammelte eine kleine aber feine Künstlerschar und gestaltete ein beeindruckendes Kulturprogramm. Die Künstler beleuchteten literarisch und musikalisch die zweitwichtigste Nebensache der Welt „Geld, Geld, Geld“. Der abschließende in Jubel ausbrechende Applaus bescherte der gelungenen Galavorstellung und 100-Jahr-Feier die mehr als verdiente Anerkennung.
Christian Hemetsberger
v.l. Ludwig Nussbaumer, Dir. Helmut Stieb, Andreas Goldberger, Mag. Birgit Brunsteiner, Hannes Arch, Dir. Rainer Nussbaumer, MSc, Dir. Johann Fischer
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Volksbank Vöcklabruck-Gmunden
Vorstandswechsel im Jubiläumsjahr
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ir. Helmut Stieb wechselte mit Ende Juni 2014 nach 44 Dienstjahren in seinen wohlverdienten Ruhestand. Er verbrachte sein gesamtes Berufsleben Dir. Helmut Stieb in der Volksbank. Dir. Helmut Stieb bedankt sich bei allen Kunden und Kollegen, die ihn auf seinem Weg begleitet haben. Seine Nachfolge als Vorsitzender des Vorstands wird Dir. Johann Fischer antreten. Dir. Fischer wird, wie schon bisher, seine Aufgaben als verantwortlicher Geschäftsleiter für den Marktfolgebereich der Bank wahrnehmen. Als neues Vorstandsmitglied und Geschäftsleiter für den gesamten Kundenbereich der Volksbank wurde mit 1. Juni 2014 Herr Dir. Rainer Nussbaumer, MSc. vom Aufsichtsrat bestellt. Dir. Nussbaumer ist bereits seit 25 Jahren in der Volksbank tätig und leitete zuletzt die Kreditabteilung. Die Geschäftsleitung der Volksbank Vöcklabruck-Gmunden verspricht auch für die Zukunft, auf die Werte ihrer Vergangenheit aufzubauen: „Die Erwartungen unserer Kunden sind unser Ansporn! Und unsere Geschichte verpflichtet. Wir freuen uns auf eine gemeinsame Zukunft!“
Volksbank Salzburg
1400 Gäste K
abarettist Alex Kristan gab kürzlich vor mehr als 1.400 Gästen Ausschnitte aus seinem neuen Programm „Jetlag für Anfänger“ zum Besten. Bei den Kunden- und Mitgliederveranstaltungen der Volksbank Salzburg in St. Johann, Saalfelden, der Stadt Salzburg und Henndorf begeisterte der österreichweit bekannte Stimmenimitator das Publikum und strapazierte die Lachmuskeln. Generaldirektor Dr. Walter Zandanell berichtete vom erfolgreichen Ge-
schäftsjahr 2013. Der Vorstandsvorsitzende der Volksbank Salzburg stellte dabei die Mitarbeiter in den Vordergrund. Sie sind der wichtigste Erfolgsfaktor für das – im Bankenvergleich überdurchschnittlich erfolgreiche – Geschäftsergebnis im vergangenen Jahr. Die Volksbank Salzburg steht seit über 75 Jahren für Verlässlichkeit, Bodenständigkeit und Sicherheit – Werte, die von den Kunden der Bank besonders geschätzt werden.
Christian Haggenmüller
links: Generaldirektor Dr. Walter Zandanell, Vorstandsvorsitzender der Volksbank Salzburg rechts: Kabarettist und Stimmenimitator Alex Kristan
Christian Hemetsberger
„Volles Haus“ im Kultur- und Kongresshaus Am Dom (St. Johann im Pongau) Das neue Vorstandsteam: Dir. Rainer Nussbaumer, MSc und Dir. Johann Fischer cooperativ 3/14
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Volksbank GHB Kärnten
Schule und Wirtschaft im Dialog. 90 Schüler, 15 Businesspläne , 5 Coaches, unzählige Erkenntnisse und eine Menge Spaß. Das ist die erfreuliche Bilanz des ersten Betriebswirtschaftlichen Praxistages in der HAK 1 Klagenfurt.
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er eine Bergtour plant, packt seinen Rucksack. Routenplan, Trinkflasche, Proviant, warme Jacke und Regenschutz kommen mit. Getreu dem Motto: Es gibt kein schlechtes Wetter, nur schlechte Ausrüstung. Auch der Aufbruch ins eigenen Unternehmen ist ein Abenteuer und sollte mit bester Ausrüstung passieren. Im besten Fall mit einem Businessplan im Gepäck! Am 23. April stellten sich 90 Schüler der dritten und vierten Klassen der HAK 1 Klagenfurt der unternehmerischen Bergtour und gingen in Gruppen daran den Businessplan für ihr gewähltes Unternehmen zu erarbeiten. Diese einmalige Gelegenheit, Schüler und Unternehmen stärker miteinander zu vernetzen, unterstützten die Volksbank GHB Kärnten, die PwC Kärnten GmbH und die Junge Wirtschaft Kärnten mit Fachwissen in Form von Coaches, die ganztägig für Fragen, Gespräche und Feedback den Schülern zur Verfügung standen. „Es ist in unserem Sinne als regionale Genossenschaftsbank, der Jugend zu mehr Selbstständigkeit, Unternehmergeist und Verantwortungsbereitschaft
Das Expertenteam rund um den Praxistag der HAK 1 Klagenfurt: (v.l.) MMag. Martina Fellinger, Wolfgang Kuttnig, Christina Tscharre, HAK-Direktor Mag. Franz Hudelist, Mag. Dietmar Stefan , HAK-Professorin Mag. Doris Eschig, Mag. Christian Gatterer
Mut zu machen. Dazu ist so ein Tag mit Schülern eine wunderschöne Abwechslung im Arbeitsalltag und macht richtig Spaß. Die Schüler arbeiten auf sehr hohem Niveau,“ erklärt Volksbank-Coach Martina Fellinger ihr Engagement. Die HAK 1 und die Volksbank verbindet schon eine langjährige Bildungspartnerschaft. Schon viele Projekte im Spannungsfeld von Schule und Wirtschaft würden erfolgreich und nachhaltig abgewickelt. „Es ist eine zukunfts-
weisende Idee, Unternehmen aus verschiedenen Sparten, kompetente Persönlichkeiten aus der Wirtschaft und Schüler zusammenzuführen. In Begegnung und Gespräch wird Neugier und Interesse geweckt, Verstehen und damit Motivation entwickelt“, bekräftigen HAK-Rektor Mag. Franz Hudelist und die projektverantwortliche Professorin Mag. Doris Eschig den Mehrwert der Partnerschaft unisono.
Beate Rader-Juwan
Die Coaches: MMag. Martina Fellinger - Firmenkundenberaterin Volksbank GHB Kärnten eGen Mag. Dietmar Stefan – Wirtschaftsprüfer & Steuerberater Geschäftsführer PwC Kärnten GmbH Mag. Christian Gatterer – Steuerberater PwC Kärnten GmbH Wolfgang Kuttnig Landesgeschäftsführer Junge Wirtschaft Christina Tscharre – Gründer- und Unternehmerservice Wirtschaftskammer Kärnten
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Volksbank GHB Kärnten
TÜV-Gütesiegel für fairen Credit Der faire Credit der TeamBank Österreich ist seit fünf Jahren im Angebot der Volksbank GHB Kärnten. Dass die Partnerschaft auf ganzer Linie nachhaltig und erfolgreich ist, bestätigt jetzt auch das TÜV-Gütesiegel.
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remiere in Kärnten für den TÜV AUSTRIA: Erstmals wurde die Service- und Beratungsqualität in einem Kreditinstitut mit einem Zertifikat versehen. Diese Zertifizierung bestätigt ein hohes Maß an Kundenfreundlichkeit sowie eine objektive und nachvollziehbare Kreditentscheidung. Das Augenmerk der TÜV AUSTRIA-Experten galt bei der Prüfung der fairen und objektiven Beratung, der Zuverlässigkeit beim Service, der Qualifikation der Mitarbeiter sowie der Kundenzufriedenheit. Darüber hinaus wurden Freundlichkeit, Verständlichkeit und Transparenz innerhalb der Kundenberatung untersucht. „Mit dem fairen Credit bieten wir ein kundenfreundliches Produkt an,“ erklärt Mag. Josef Brugger, Vorstand der Volksbank GHB
Kärnten. „Umso mehr freuen wir uns, dass diese Qualität nun auch von objektiver Seite bestätigt und die Beratungsqualität unserer Mitarbeiter ausgezeichnet wurde.“ Der faire Credit ist ein Produkt der TeamBank AG Österreich und zeichnet sich durch seine kundenfreundlichen Merkmale aus: fester Zinssatz über die gesamte Laufzeit, Preis- und Kostentransparenz sowie jederzeit mögliche Ratenplanänderungen und Sondertilgungen. „Beim fairen Credit stehen die individuellen Kundenbedürfnisse im Mittelpunkt“, so Direktor Andreas Sedlmaier, Leiter der TeamBank Österreich. „Mit unserem qualitätsgeprüften Produkt und der ganzheitlichen Beratungsleistung unserer Partner der Volksban-
ken bieten wir dem Kunden einen nachvollziehbaren Überschuldungsschutz und folgen damit den Vorgaben des Verbraucherschutzes.“
Der faire Credit Der von der TeamBank AG entwickelte Markenartikel ist ein Konsumentenkredit, mit dem finanzieller Spielraum schnell, einfach und fair erweitert werden kann. Der faire Credit weist mit dem Fairness-Paket einzigartige Produkteigenschaften auf: Anders als üblicherweise der Wettbewerb bietet der faire Credit fixe Zinssätze über die gesamte Laufzeit. Das bietet Transparenz und mehr Planungssicherheit.
Beate Rader-Juwan
v.l. Dir. Andreas Sedlmaier, (Niederlassungsleiter TeamBank Österreich), Kristin Güthlein (TeamBank), Mag. (FH) Hermann Peter Zeilinger (Lead-Auditor Zertifizierung Managementsysteme TÜV Austria CERT GmbH), Jürgen Kapp (Qualitätsmanagement TeamBank), Mag. Josef Brugger (Vorstand Volksbank GHB Kärnten), Mag. Beate Rader-Juwan (Marketing Volksbank GHB Kärnten), Mag. (FH) Patrizia Kuzmic (Volksbank GHB Kärnten), Andrea Wellik (Volksbank GHB Kärnten) Patrick Galler (TeamBank) (Foto: Bauer)
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Volksbank Oberkärnten
Erfolgreich durch Kundenpartnerschaft
Johann Strauss Orchester Györ
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ir. Edwin Reiter präsentierte in der Generalversammlung am 17. Juni 2014 in der Fachhochschule Kärnten in Spittal an der Drau die erfolgreiche Entwicklung der Volksbank Oberkärnten im Geschäftsjahr 2013. Die Förderung der Mitglieder auf der Basis des genossenschaftlichen Förderauftrags und die gelebte Kundenpartnerschaft haben zum sehr erfreulichen Ergebnis einen wesentlichen Beitrag geleistet. Diese Grundwerte haben in der Volksbank Oberkärnten auch für die Zukunft einen hohen Stellenwert.
Lehár. Das imposante Ambiente der Fachhochschule Kärnten in Spittal an der Drau rundete den Musikgenuss in besonderer Weise ab. Die Volksbank Oberkärnten setzte mit diesem außergewöhnlichen Konzert ein musikalisches Highlight in der Region und einen Kontrast zu Vorträgen über wirtschaftliche Themen. Mehr als 300 Kunden, Gäste und Mitarbeiter waren begeistert.
Georg Regitnig
Konzert des Johann Strauss Orchesters Györ Höhepunkt des Abends war das anschließende Konzert des international renommierten Johann Strauss Orchesters Györ mit dem erstklassigen Dirigenten Hans Schamberger und der ausgezeichneten Sopranistin Adrienn Miksch. Auf dem Programm standen bekannte und beliebte Melodien aus Operetten, Märschen, Walzern und Polkas von Johann Strauss und Franz
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Dir. Edwin Reiter, Ing. Gerald Praxl, Dipl.-Ing. Gerolf Urban und Dir. Horst Hackl
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BÄKO-Österreich
17. Ordentliche Generalversammlung Am Mittwoch, den 11. Juni 2014 lud die BÄKO-Österreich zur 17. Ordentlichen Generalversammlung in die Zentrale in Linz-Pichling ein.
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ie BÄKO konnte sich in einem schwierigen Markt auch 2013 wieder gut behaupten. Der Marktanteil konnte weiter gesteigert und die geplanten Umsatzziele erreicht werden. KR Ing. Maurer wies im Laufe seiner Erläuterungen auf die erfolgreich erfüllte Genossenschaftsfunktion der Aus- und Weiterbildung hin. Zahlreiche kostenlose Seminare und Informationsveranstaltungen standen auch 2013 in ganz Österreich zur Auswahl und waren teils ausgebucht oder sogar überbucht. Unterstützt wurden auch die Bundeslehrlingswettbewerbe der Innungen mit Backstubeneinrichtung und Geräten. Nach dem turnusmäßigen Ausscheiden aus dem Vorstand wurden im Anschluss Wolfgang Philipp und Franz Reischl erneut bestätigt. Franz Brandl konnte neu im Aufsichtsrat begrüßt
werden und Helmut Buchegger, Johann Ehrenberger, Dieter Hofmann und Martin Vallant wurden erneut gewählt. Als Höhepunkt der Versammlung referierte Prof. Dr. Werner Beutelmeyer über den Werte- und Verhaltenswandel in der Gesellschaft und die damit einhergehende Vertrauenskrise. Er rief dazu auf, die Sehnsüchte des Konsumenten nach Regionalität und echtem Handwerk werblich aufzugreifen und diese Argumente nicht der Lebensmittelindustrie zu überlassen, die derzeit das Thema ohne handwerkliche Arbeit besetzt. Herzlichen Applaus gab es bei der nachfolgenden Ehrung anlässlich des Ausscheidens zweier Funktionäre. In seiner Ansprache würdigte Dir. Franz Reischl die Leistungen von KR Hans Altdorfer und KR Josef Nahmer für die
BÄKO sowie das Bäcker- und Konditorenhandwerk. Landesinnungsmeister a.D. KR Altdorfer wurde das goldene Ehrenzeichen des Österreichischen Genossenschaftsverbandes (Schulze-Delitzsch) für sein 13-jähriges Wirken im Genossenschaftsvorstand verliehen.
Inga Grosser
v.l. Wolfgang Maurer, Paul Resch, Josef Nahmer, Hans Altdorfer, Franz Reischl
Volksbank Fels am Wagram
95-Jahr-Jubiläum Anlässlich des Jubiläums präsentieren sich Vorstand und Mitarbeiter im einheitlichen Business-Outfit.
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uf 95 vergangene und auf erfolgreiche kommende Jahre haben 130 Mitglieder der Volksbank und 21 Gäste bei der Generalversammlung am 18. Juni 2014 im Turnsaal der Hauptschule Fels angestoßen. Direktor Johannes Roch stellte die wesentlichsten Punkte der Satzungsänderungen vor. Sein Vorstandskollege Direktor Ronald Winkler erklärte die Bilanzzahlen des Jahres 2013 und referierte über Positionierung und Geschäftsausrichtung der Volksbank Fels. Für das leibliche Wohl der Gäste sorgten Schnitzel & Catering Strobl, Gasthaus Almkilly und Bäckerei Grill. Die hervorragenden Weine vom Wagram lieferte das Weingut Rainer Gerhold.
Sabine Madlberger
Im neuen Business-Outfit: die Vorstände Dir. Johannes Roch (li.) und Dir. Ronald Winkler (re) und Mitarbeiter
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Volksbank Wien-Baden
Ausstellung „Father‘s Footsteps“ Die Volksbank Wien-Baden zeigt ab Oktober die Schablonenkunstwerke von Olivier Hölzl.
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ie Schablonentechnik stellt für den 1979 in Innsbruck geborenen Künstler Olivier Hölzl die ideale Arbeitsmethode dar. Seine „Stencils“ (Schablonen) bieten ihm Spontaneität, Flexibilität, Mobilität – wichtige Fähigkeiten, um in der heutigen Künstlerszene zu bestehen. Olivier Hölzl alias LIVIL ist mit seinen Schablonen im Gepäck schnell und vielseitig, er ist in der Lage, unmittelbar auf den (Anbringungs-)Ort zu reagieren – egal ob Wandflächen oder Leinwände. Manchmal sind die Schablonen oder „Cut-outs“ selbst das Kunstwerk. Ein anderes Mal benutzt er seine Schablonen tatsächlich als das, was sie sind – mittels Sprühfarbe werden die ausgeschnittenen freien Flächen zu Bildern. Charakteristisch für LIVILs Arbeiten ist die Kombination aus Text und
Bild. Die grundlegende Thematik seiner Werke sind Gruppendarstellungen, in denen der Einzelne im Verbund der Familie, des Unternehmens oder einer anderen sozialen Gesellschaft aufgenommen wird. In seinen Text-Bild-Installationen ordnet er einzelnen Wörtern oder Phrasen moderne Hieroglyphen zu, wie Hölzl die piktogrammartigen Bilder nennt. Die Arbeiten von Olivier Hölzl, die aus den drei erwähnten Komponenten bestehen – Text, Bild und Hieroglyphen – wirken sehr geordnet, sehr systematisch.
Familiäre Spannungen In seiner aktuellen Ausstellung „Father‘s Footsteps“ findet sich der Betrachter in einer Spannung zwischen Emotion und System wieder, was auch den Bogen von der Arbeitsmethode zum fertigen Werk widerspiegelt. Die Familie als Gemeinschaft spielt in den gezeigten Familienporträts eine tragende Rolle. Der Künstler sammelt als Vorlagen historische Familienfotos und Dokumente, die er für seine Schablonen vereinfacht und somit verallgemeinert. Die filigranen Schablonen laden zum Staunen ein und werden durch ihre Inhalte zu einem beeindruckenden Kunst-
Spontaneität, Flexibilität und Mobilität – das sind die wichtigsten Eigenschaften der Schablonentechnik, die sich Olivier Hölzl alias LIVIL zu eigen gemacht hat.
werk. Nach mehreren internationalen Ausstellungen – unter anderem in Berlin und Istanbul – freut sich die Volksbank Wien-Baden nun, den talentierten Österreicher in der Filiale Operngasse 8 in Wien ausstellen zu dürfen.
Jasmin Fasching
Internationales Institut für Genossenschaftsforschung im Alpenraum
18. IGA-Tagung
Lokale Verwurzelung und grenzenlose Informationstechnologie ein unternehmerisches Dilemma für Genossenschaften? Freitag, 14.11.2014 Forum Brixen, I-39042 Brixen / Südtirol Referenten aus Deutschland, Österreich und Südtirol aus den Bereichen Banken und Ware.
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www.iga.at
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Volksbank Vorarlberg
725 Jahre Mitarbeitertreue 43 Mitarbeiter feiern dieses Jahr ihr Jubiläum in der Volksbank Vorarlberg. Im Rahmen des Betriebsausfluges, der im Juni stattfand, wurden die Jubilare für ihre langjährige Unternehmenstreue geehrt.
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emeinsam haben die diesjährigen Jubilare 725 Dienstjahre gesammelt. Herzliche Gratulation! Besonderer Grund zur Freude: Die zwei längst gedienten Mitarbeiter, Dietmar Schieder und Hildegard Valentini, sind schon seit 40 Jahren in der Volksbank Vorarlberg Gruppe tätig. Die Vorstände Betr.oec Gerhard Hamel, Dir. Stephan Kaar und Dr. Helmut Winkler überreichten den Mitarbeitern im Wirtshaus am See in Bregenz eine Urkunde, Blumen und ein Präsent als Dankeschön für ihr Engagement. Im Anschluss erlebten alle gemeinsam einen kurzweiligen Tag beim Betriebsausflug am Bodensee.
Sonja Hammerer
Teambank
Grenzenlos erfolgreich Geschäftsführer, Marketing- und Vertriebsleiter der Volksbanken tauschen Erfahrungen zum fairen Credit in Nürnberg aus.
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eit nunmehr sechs Jahren ist der faire Credit der TeamBank in Österreich bei den Volksbanken erhältlich. Die erfolgreiche Kooperation basiert auf gewachsenem Vertrauen beider Partner mit dem Ziel, die bestmögliche Lösung für die gemeinsamen Kunden zu finden. Um auch im kommenden Jahr auf die richtigen Themen zu setzen, um so das Interesse der Kunden zu wecken, lud die TeamBank Anfang Juni Entscheidungsträger der Volksbanken aus ver-
43 Mitarbeiter der Volksbank Vorarlberg wurden für ihre Unternehmenstreue geehrt.
schiedenen Bundesländern zum Dialog in die deutsche Unternehmenszentrale nach Nürnberg ein. Auf der Agenda standen u.a. die strategische Bewerbung des fairen Credit ab 2015 sowie die erfolgreiche Umsetzung von Mailings für kreditaffine Kunden der Volksbanken. Die TeamBank verfügt gerade im Bereich Dialogmarketing über eine sehr große Expertise. Den Gästen blieb Zeit, um einen Blick hinter die Kulissen der „Kreditfabrik“ TeamBank zu werfen. „Besonders begeistert war ich, dass wir die internen Abläufe – von der raschen Kreditentscheidung über die effizienten Arbeitsprozesse bis zum täglich bearbeiteten Volumen von Krediten – einmal live begleiten konnten“, freute sich MMag. Barbara Bleier, Marketingleiterin der Volksbank Wien-Baden. Letztlich durfte auch ein Besuch der historischen Nürnberger Altstadt auf dem Programm nicht fehlen, bevor die Gäste an der von der TeamBank veranstalteten Verleihung des Preises für Finanzielle
Bildung teilnahmen (www.finanziellebildung-foerdern.at). So wurde Fairness auch auf eine ganz andere Art und Weise erlebbar. Der grenzüberschreitende Austausch war für beide Seiten ein großer Gewinn und schärfte den Blick für die anstehenden Herausforderungen auf dem Ratenkreditmarkt. „Nur im Dialog mit großem gegenseitigem Verständnis bleiben wir auch in Zukunft grenzenlos erfolgreich“, fasste Andreas Sedlmaier, Niederlassungsleiter der TeamBank Österreich, das Treffen zusammen.
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Startschuß Die ABV Bausparkasse und die IMMO-BANK gehen gemeinsame Wege und bieten Finanzierungen, Immobilien und Bausparen aus einer Hand. nter dem Dach der neu geschaffenen Marke „start:“ profitieren Kunden ab sofort von Produkt- und Lösungskombinationen rund um Immobilien, Ansparen und Finanzieren. Am 2. September 2014 feierten Vorstände und Mitarbeiter den Startschuß zur neuen Marke im „Wolke 21“ am Wiener Saturn Tower. Mit Anfang September 2014 wird die ABV Bausparkasse zur start:bausparkasse. Das seit 1929 am Markt tätige Traditionsunternehmen mit ca. 600.000 Anspar- und 30.000 Darlehenskunden in Österreich schließt mit dem Launch der neuen Marke „start:“ einen weiteren Schritt des Zusammenführungsprozesses mit der Wiener Immo-Bank ab. Die Immo-Bank, die erste Wohnbaubank Österreichs, ist seit über 80 Jahren am Markt tätig und gilt als Spezialistin im Bereich der Projektabwicklung – Bauträger, Investoren und Immobilientreuhänder zählen neben Privaten zu den wichtigsten Kunden. Mit der Makler-Tochter Immo-Contract werden aktuell rund 50.000 Kunden betreut, rund 3.000 Objekte sind laufend verfügbar.
Thomas Köck: Wir stehen inmitten eines riesigen Veränderungsprozesses der Bankenlandschaft, der gerade erst begonnen hat. Die Herausforderungen sind groß und man hat zwei Optionen: sich bewegen, und damit etwas bewegen, oder abwarten und dann bewegt werden. Wir haben uns für den ersten Weg entschieden: wir wollen uns aktiv auf die Zukunft vorbereiten. Und dazu gehört für mich eine Marke, die am Puls der Zeit ist, eine Marke, die den Volksbanken und unseren Vertriebspartnern hilft, Bausparen und alles rund um Immobilien attraktiv in ihre Auslage zu stellen. Die ehemalige ABV und die IMMO-BANK wachsen immer stärker zusammen und treten jetzt unter dem Dach der start:gruppe auf – wie ist es dazu gekommen?
Die neue Marke ist ein wesentlicher Bestandteil unserer Gesamtstrategie. Vor etwas mehr als einem Jahr haben wir die ersten Überlegungen angestellt, wie wir aus der Marke ABV, die etwas in die Jahre gekommen ist, etwas Neues, Attraktiveres und Moderneres – letztlich etwas Effizienteres – machen können. Rasch war uns klar, dass die neue MarNachgefragt bei Generaldirektor ke etwas Verbindendes zwischen den im Mag. Thomas Köck stärker zusammenwachsenden HäuWarum hat man sich dazu entschlossen, sern ABV und IMMO-BANK sein muss. eine neue Marke zu kreieren? Dann kam die Marke start: ins Spiel und hat nicht nur uns Vorstände, sondern auch unsere Aufsichtsräte, Gremien, Mitarbeiter etc. rasch überzeugt und begeistert. Unser Marketing-Team rund um Mag. Peter Zechner und der Projektleiterin Andrea Pelz, MSc haben innerhalb kürzester Zeit mit v.l. Peter Klingenbrunner, Thomas Köck, Andreas Pommerening und Begleitung von Kurt Christian Berger mit der „start:“-Torte
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Der Startschuß zur neuen Marke am Wiener Saturn Tower
Kaiser (brandKaiser) einen perfekten Job abgeliefert. Denn start: stellt nicht eine Institution, sondern den Kunden mit seinen Wünschen und Anforderungen in den Mittelpunkt. So steht start: für jene Momente im Leben unserer Kunden, die einen neuen Abschnitt bedeuten: das kann die Geburt eines Kindes sein, der Abschluss eines Ansparvertrages, die Übersiedlung in eine andere Stadt, die Finanzierung einer Wohnung oder die Realisierung eines Immobilien-Projektes. Was erwarten Sie sich vom Start mit der Marke start:? start: ist viel mehr als ein Name, ein Logo und ein stylischer Werbeauftritt. Es muss ein Versprechen an unsere Kunden sein. Daran müssen wir gemeinsam arbeiten, Tag für Tag. Wenn wir es schaffen, unseren Kunden und Partnern zu beweisen, dass wir aufmerksamer, besser und immer diesen berühmten „Tick“ voraus sind, dann werden wir Zukunft gestalten, Zukunft sichern und Markengeschichte schreiben. Der Aufbruch in die neue Marken-Ära ist einer von vielen strategischen Bausteinen, die sich in den nächsten Monaten und Jahren entwickeln und zu einer effektiven start:gruppe zusammenfügen werden.
Fotos: Felipe Kolm
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Volksbank Vorarlberg
25. Volksbank Vorarlberg Szene Openair Rund 23.000 Besucher erlebten die Jubiläumsauflage des größten Musikfestivals Westösterreichs. Als Hauptsponsor machte die Volksbank Vorarlberg wieder mit einem starken Auftritt auf sich aufmerksam.
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ngenehme Temperaturen und musikalische Performances auf höchstem Niveau sorgten für ein perfektes Festivalerlebnis beim 25. Volksbank Vorarlberg Szene Openair. Von 31. Juli bis 2. August 2014 verwandelte sich das Gelände am Alten Rhein in Lustenau wie jedes Jahr in eine einzigartige Freiluftarena. Das Line-Up wies internationale Top-Acts wie Marteria, The Bloody Beetroots live, Airbourne, Milky Chance, Thees Uhlmann & Band, Judith Holofernes u.v.a. auf. Auch zahlreiche österreichische Musiker waren vertreten, allen voran Camo & Crooked presents Zeitgeist, Left Boy, James Hersey und Chronic City. In bewährter Manier bot das Volksbank Vorarlberg Szene Openair insgesamt 28 musikalischen Formationen aus Vorarlberg die Möglichkeit, auf einer großen Bühne aufzutreten. Einziger Wermutstropfen: Pete Doherty und seine Babyshambles hatten ihren Auftritt kurzfristig abgesagt. Als „neue“ Headliner sorgten die australischen Rocker von Airbourne am Samstag-Abend für Bombenstimmung. Die Volksbank Vorarlberg förderte das Szene Openair bereits zum 17. Mal als Hauptsponsor. Die blau-weißen Farben der Volksbank dominierten
das Festivalgelände und der „Volksbank-Adler“ war omnipräsent. Im Zentrum des Festivaldorfes stand ein englischer Doppeldeckerbus als Volksbank-Hotspot. Die Mitarbeiter der Volksbank Vorarlberg waren täglich von 11 bis 1 Uhr nachts im Einsatz und betreuten die im Bus untergebrachten Geldausgabeautomaten sowie eine kostenlose Handyladestation. Besonderen Anklang fanden wiederum die Volksbank Vorarlberg Tattoos sowie Sonnenbrillen und Regenponchos – damit waren die Besucher für jede Wetterlage gerüstet. Unter dem Motto „Home is where my Zelt steht“ wurde heuer österreichweit ein Festivalpaket unter allen Aktivkunden verlost. Der glückliche Gewinner, Tobias Bein aus Dornbirn, durfte sich über zwei Festivalpässe, ein Zelt und eine Kühlbox mit integriertem GPS freuen.
Sonja Hammerer
IMPRESSUM cooperativ – Die Gewerbliche Genossenschaft 3/14 142. Jahrgang DVR 0048577 MEDIENINHABER (VERLEGER) Österreichischer Genossenschaftsverband (Schulze-Delitzsch), Löwelstraße 14-16, Postfach 135, A-1013 Wien, Tel: 01 313 28, Fax: 01 313 28 450, weitere Informationen zum Medieninhaber nach dem MedienG finden Sie auf der Homepage: www.diegenossenschaft.info HERAUSGEBER Österreichischer Genossenschaftsverband (Schulze-Delitzsch) CHEFREDAKTEURIN Andrea Karner REDAKTION Hermann Fritzl, Renate Hinteregger, Hans Hofinger, Anna Philipp, Wolfgang Schmidt, Anton Schmoll, Bernd Spohn, Margareta Steffel LAYOUT DESIGN Elke Bauer LAYOUT UND SATZ Anna Philipp DRUCK Berger, Horn KONTAKT redaktion@oegv.volksbank.at Gezeichnete Beiträge geben nicht in jedem Fall die Meinung der Redaktion oder des Herausgebers wieder. Gender-Hinweis: Im Sinne einer besseren Lesbarkeit unserer Artikel verwenden wir die maskuline oder feminine Sprachform. Dies impliziert jedoch keine Benachteiligung des jeweils anderen Geschlechts.
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Chronik
Ehrungen des Österreichischen Genossenschaftsverbandes Von Jänner bis Juni 2014 wurden folgende Auszeichnungen an verdiente Mitarbeiter, Geschäftsleiter/ Geschäftsführer und ehrenamtliche Funktionäre unserer Mitgliedsunternehmen verliehen:
Ehrenmedaille in Gold Gerhard BEATHALTER Assistent Innenrevision VOLKSBANK VORARLBERG e.Gen.
Gabriele BERER Mitarbeiterin Abteilung Marktfolge Passiv Volksbank Altheim-Braunau registrierte Genossenschaft mit beschränkter Haftung
Martina BRANDSTETTER
Gerhard HOFBAUER
Dietmar SCHIEDER
Kommerzkundenbetreuer Volksbank Donau-Weinland registrierte Genossenschaft mit beschränkter Haftung
Serviceberater / Hauptkassier VOLKSBANK VORARLBERG e.Gen.
Adelheid KREISER
Leiterin Wertschriftenadministration VOLKSBANK VORARLBERG e.Gen.
Mitarbeiterin Servicebank Neukirchen Volksbank Altheim-Braunau registrierte Genossenschaft mit beschränkter Haftung
Ingrid LEINGARTNER
Kundenberaterin Volksbank Tullnerfeld eG
Mitarbeiterin Vorstandssekretariat Volksbank Altheim-Braunau registrierte Genossenschaft mit beschränkter Haftung
Natascha FITZ
Johann LUEF
Vertriebsassistentin VOLKSBANK VORARLBERG e.Gen.
Prok. Alexander FRICK Bereichsleiter Großkundencenter VOLKSBANK VORARLBERG e.Gen.
Franz GERNER
Filialleiter Volksbank Niederösterreich Süd eG
Bruno MATHIS Experte Zahlungsverkehr und Wertpapierabwicklung VOLKSBANK VORARLBERG e.Gen.
Leiter Stabsstelle Geldwäsche, Terrorismusfinanzierung und Betrugsbekämpfung Volksbank Altheim-Braunau registrierte Genossenschaft mit beschränkter Haftung
Magdalena MITTERMAYR
Thomas GOMBOC
Regina ÖLZANT
Leiter IT- und Organisationsabteilung VOLKSBANK VORARLBERG e.Gen.
Thomas GREIFENEDER Innenrevisor Volksbank Eferding - Grieskirchen registrierte Genossenschaft mit beschränkter Haftung
Andrea Jenni GSTEU Sachbearbeiterin Leasing VOLKSBANK VORARLBERG e.Gen.
Prok. Georg HÄUSLE Senior-Firmenkundenbetreuer VOLKSBANK VORARLBERG e.Gen.
Daniel HEILINGEDER Filialleiter Volksbank Niederösterreich Süd eG
Patrick HILBRAND Private Banking Betreuer VOLKSBANK VORARLBERG e.Gen.
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Hauptkassiererin Volksbank Eferding - Grieskirchen registrierte Genossenschaft mit beschränkter Haftung Mitarbeiterin der Sondergestion VOLKSBANK OBERES WALDVIERTEL registrierte Genossenschaft mit beschränkter Haftung
Andrea PENNINGER Mitarbeiterin im Zahlungsverkehr Volksbank Eferding - Grieskirchen registrierte Genossenschaft mit beschränkter Haftung
Annemarie RAPPERSBERGER Kundenbetreuerin GS Loosdorf Volksbank Niederösterreich-Mitte e.G.
Brigitte ROTT Kundenberaterin Volksbank Niederösterreich Süd eG
Gertraude SCHAUBERGER Mitarbeiterin in der Geschäftsstelle Eggenburg Waldviertler Volksbank Horn registrierte Genossenschaft mit beschränkter Haftung
Hildegard VALENTINI
Erich VOGEL Senior-Firmenkundenbetreuer VOLKSBANK VORARLBERG e.Gen.
Mag. Harald VOLTOLINI Senior-Firmenkundenbetreuer VOLKSBANK VORARLBERG e.Gen.
Gabriele WALDSTEINER Expertin für Aus- und Weiterbildung VOLKSBANK VORARLBERG e.Gen.
Gabriele WEIDINGER Sachbearbeiterin Marktfolge Kommerz Volksbank Donau-Weinland registrierte Genossenschaft mit beschränkter Haftung
Otto WITZMANN Mitarbeiter Servicebank Volksbank Altheim-Braunau registrierte Genossenschaft mit beschränkter Haftung
Ehrenmedaille in Gold am Bande Edith AIGNER ehem. Mitarbeiterin Volksbank Ötscherland eG
Edmund CZADUL IT-Verantwortlicher Volksbank Süd-Oststeiermark e.Gen.
Prok. Evelyne DIESTELBERGER Firmenkundenbetreuerin und Geschäftsstellenleiterin Volksbank Alpenvorland e.Gen.
Helga EBNER Leitung Finanzen und Controlling BUSINESS MESSEN Wiener Neustadt Genossenschaft für Wirtschaftsförderung registrierte Genossenschaft mit beschränkter Haftung
Karl FRIESINGER Kreditsachbearbeiter Volksbank Tullnerfeld eG
Chronik
Willibald GRUBER
Stefan SCHRITTWIESER
Alois MEIRINGER
Mitarbeiter in der Buchhaltung Volksbank Süd-Oststeiermark e.Gen.
Beiratsmitglied Volksbank Niederösterreich-Mitte e.G.
Beiratsmitglied Volksbank Niederösterreich-Mitte e.G.
Gabriele GUGERBAUER-KREUZMAYR
Herta WERDECKER
Ing. Richard MINARZ
Abteilungsleiter-Stellvertreterin Interne Volksbank Salzburg eG
Aufsichtsratsvorsitzende-Stellvertreterin Volksbank Altheim-Braunau registrierte Genossenschaft mit beschränkter Haftung
Beiratsvorsitzender-Stellvertreter Volksbank Niederösterreich-Mitte e.G.
Josef HEIN Teamleiter Ernstbrunn Volksbank Donau-Weinland registrierte Genossenschaft mit beschränkter Haftung
Karl HERBECK Mitarbeiter der Kreditabteilung VOLKSBANK OBERES WALDVIERTEL registrierte Genossenschaft mit beschränkter Haftung
Gerd HOCHSTÄTTER Bereichsleiter Volksbank Niederösterreich Süd eG
Ernst HOFMANN
Ehrenzeichen in Gold
ehem. Aufsichtsratsmitglied Volksbank Obersteiermark e.Gen.
Rechtsanwalt Dr. Walter ANZBÖCK
Wolfgang Michael WIESER
Aufsichtsratsmitglied Volksbank Tullnerfeld eG
ehem. Aufsichtsratsmitglied Volksbank Obersteiermark e.Gen.
Direktor Mag. Herbert BLAUENSTEINER
Kommerzialrat Anton WRANN
Vorstandsobmann und Geschäftsleiter Volksbank Tullnerfeld eG
Aufsichtsratsvorsitzender-Stellvertreter und Delegierter Region Velden Volksbank Gewerbe- und Handelsbank Kärnten eGen
Josef ESBERGER Aufsichtsratsmitglied Volksbank Weinviertel e.Gen.
Sachbearbeiter Rechnungswesen Volksbank Donau-Weinland registrierte Genossenschaft mit beschränkter Haftung
Johann GEYER
Johann KAMPER
Ing. Franz HASLINGER
Kundenberater Volksbank Niederösterreich Süd eG
Ing. Mathias RUSSMANN
Aufsichtsratsmitglied Volksbank Tullnerfeld eG Aufsichtsratsvorsitzender-Stellvertreter Volksbank Altheim-Braunau registrierte Genossenschaft mit beschränkter Haftung
Schulze-Delitzsch-Medaille in Gold Gottfried BERNHARD Beiratsmitglied Volksbank Niederösterreich-Mitte e.G.
Direktorin Krisztina FEHRER
Sekretärin für Geschäftsleitung und Vorstand BÄKO-ÖSTERREICH, Großeinkauf der Bäcker und Konditoren e.Gen.
HR Dkfm. Mag. Rudolf KARALL Aufsichtsratsmitglied Volksbank Niederösterreich Süd eG
Mitglied der Geschäftsleitung Bereichsleiterin Finanz- und Rechnungswesen APA-Austria Presse Agentur eG Geschäftsführerin APA-IT Informations Technologie GmbH
Andrea MITMASSER
Christine LAUER
Direktor Mag. Leo FENZL
Dagmar KEPLINGER
ehem. Mitarbeiterin Volksbank Ötscherland eG
Aufsichtsratsmitglied Volksbank Weinviertel e.Gen.
Gottfried POLSTER
Johann MÜLLER
Mitarbeiter Volksbank Südburgenland eG
Aufsichtsratsmitglied Gärtnerbank, registrierte Genossenschaft mit beschränkter Haftung
Siegfried SPATZENEGGER
Teamleiter der Abteilung Marktfolge Betrieb VOLKSBANK OBERES WALDVIERTEL registrierte Genossenschaft mit beschränkter Haftung
Gustav RAGGL
Direktor Helmut STIEB
Gottfried WOLF
Kleines Ehrenzeichen in Gold
Prok. Gerhard SCHUH
Mitarbeiter Volksbank Südburgenland eG
Renate ZIMMERMANN Mitarbeiterin in der Geschäftsstelle Litschau Waldviertler Volksbank Horn registrierte Genossenschaft mit beschränkter Haftung
Ehrennadel Franz AMBICHL Beiratsmitglied Volksbank Niederösterreich-Mitte e.G.
Aufsichtsratsmitglied Volksbank Landeck eG
Kommerzialrat Hans ALTDORFER
Vorstandsobmann-Stellvertreter und Geschäftsleiter Volksbank Niederösterreich Süd eG Genossenschaftsratsmitglied Volksbank Salzburg eG Vorstandsvorsitzender und Geschäftsleiter VOLKSBANK VÖCKLABRUCK-GMUNDEN e.Gen.
Franz ZÖCHBAUER Beiratsmitglied Volksbank Niederösterreich-Mitte e.G.
Vorstandsmitglied BÄKO-ÖSTERREICH, Großeinkauf der Bäcker und Konditoren e.Gen.
Schulze-Delitzsch-Medaille in Gold am Bande
Franz KLETZL
Direktor Erich HEIDINGER
Beiratsmitglied Volksbank Niederösterreich-Mitte e.G.
Ing. Wolfgang KRAMMER
Geschäftsleiter und Vorstandsobmann Volksbank Strasswalchen-VöcklamarktMondsee e.G.
ehem. Aufsichtsratsmitglied Volksbank Obersteiermark e.Gen.
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Ex Libris
Friedrich Fraberger, Andreas Baumann, Christoph Plott, Kornelia Waitz-Ramsauer Handbuch Konzernsteuerrecht LexisNexis 704 Seiten € 165,--
Die zweite, neu überarbeitete Auflage des vorliegenden Werkes beinhaltet die wesentlichen Themen zum Konzernsteuerrecht, welche von ausgewiesenen Experten in einzelnen Beiträgen ausgearbeitet sind. Das Thema Konzernsteuerrecht ist dabei in drei Teilen aufbereitet. Im ersten Teil werden Grundsatzfragen und Fragen der Konzernstrukturierung behandelt, der Teil B behandelt die Fragen der laufenden Konzernsteuerplanung und im Teil C sind Umstrukturierungen und Unternehmenserwerbe im Konzern dargelegt. Die Grundsatzfragen befassen sich mit den Bereichen Legitimität der Konzernsteuerplanung vs. Verpflichtung zur Konzernsteuerplanung, die Rechtsformen im Konzern sowie die Frage Privatstiftung als Konzernmutter eines internationalen Konzerns. Ebenso werden wichtige Fragen wie die Vorteilhaftigkeit von Betriebsstätten oder Tochtergesellschaften im Ausland, Auslagerung von Konzernfunktionen in Niedrigsteuerländern sowie Gestaltungsmöglichkeiten für international tätige österreichische Konzerne bei der Besteuerungen von Gewinnen und Verlusten aus Beteiligungen behandelt. Nach diesen allgemeinen grundsätzlichen Fragen des Konzernsteuerrechts wird im zweiten Teil auf die laufende Konzernsteuerplanung eingegangen. In diesem Teil werden u.a. die steuerliche Behandlungen von Zinsen und Lizenzen, Verrechnungspreise im Konzern, ausgewählte Fragen der Verlustverwertung im Konzern sowie die Umsatzsteuer im Konzern ausführlich dargelegt. Im Bezug auf die Auslagerung von Konzernaktivitäten in die Niedrigsteuerländer wird auch der Punkt der Missbrauchsbekämpfung aufgenommen. Advanced Ruling, finanzstrafrechtliche Aspekte und die Besteuerung von international tätigen Geschäftsführern und Vorstandsmitgliedern, runden das Thema
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der laufenden Konzernsteuerplanung ab. Der dritte Teil, in dem die Umstrukturierung der Unternehmenserwerbe im Konzern behandelt werden, geht auf folgende Themen ein: grenzüberschreitenden Verschmelzungen nach dem EU-Verschmelzungsgesetz, internationale Umgründungen und deren Steuerfallen, Realisation der Überführung von Wirtschaftsgütern im Inland und im Cross-Border-Fall sowie M&A-Transaktionen im Konzern. Die Beiträge zu den einzelnen Themen werden nicht nur theoretisch abgehandelt, sondern haben auch eine hohe Praxisnähe. Aus diesem Grund ist dieses Werk für all jene Praktiker, Unternehmer sowie Mitarbeiter in Rechts- und Finanzabteilungen, die mit Konzernsteuerrecht befasst sind, ein wichtiges Nachschlagwerk bzw. gibt es auch Antworten auf Praxisfragen. Das Buch ist ein sehr empfehlenswertes Werk zum Thema Konzernsteuerrecht. Franz Groß
Gerd Leser/Georges Leser/Maximilian Habsburg-Lothringen Finanzinstrumente - Aktien, Anleihen, Rohstoffe, Fonds und Derivate im Überblick LexisNexis 254 Seiten € 49,--
Seit Ausbruch der Finanzkrise werden die Themen Kapitalmarkt und die Spekulation mit Finanzinstrumenten und deren steigender Einfluss auf Unternehmen auch außerhalb des Finanzsektors sowie auf Privatpersonen laufend in Medien und Politik behandelt. Aktien, Anleihen, Währungen, Rohstoffe, Investmentfonds und Derivate sind dabei Begriffe, die Zeitungen und anderen Medien in der Diskussion laufend verwenden. Dieses Fachbuch stellt eine übersichtliche und praxisorientierte Einführung in Welt der Finanzinstrumente das. Das Nachschlagewerk verschafft einen kompakten und systematischen Überblick über dieses Thema und erläutert die verschiedenen Gruppen von Finanzinstrumenten anhand von Bei-
spielen, hilfreich dabei sind insbesondere die Grafiken und Tabellen. Insbesondere folgende Themen werden behandelt: »» Was ist der Finanzmarkt / Kapitalmarkt? »» Erklärung der Basiswerte: Aktien, Anleihen, Währungen, Rohstoffe und Indizes. »» Beschreibung von Investmentfonds, Derivaten und Sondersituationen. Ein Glossar rundet das Werk ab. Christiane Lewisch
Tina Ehrke-Rabel, Rainer Niemann Spezialfragen der Immobilienbesteuerung Linde 136 Seiten € 42,--
Das vorliegende Buch setzt sich mit der Besteuerung von im Betriebsvermögen gehaltenen Immobilien und der Besteuerung von Immobilien, die durch im Ausland ansässige Personen gehalten werden, auseinander. Es wird auf die Besteuerung von unbeschränkt und von nach § 1 Abs 3 Z 2 KStG beschränkt steuerpflichtigen Körperschaften und auch auf verfahrensrechtliche Fragen im Zusammenhang mit der Immobilienbesteuerung, insbesondere Fragen der Haftung der Parteienvertreter für die Entrichtung der Immobilienertragssteuer, eingegangen. Weiters werden die einkommensteuerrechtlichen Folgen von Einlagen, Entnahmen und Teilwertabschreibungen von Grundstücken im Betriebsvermögen behandelt. Man erhält einen Überblick über die Immobilienbesteuerung bei Körperschaften, wobei vor allem die Unterschiede zwischen unbeschränkt steuerpflichtigen Körperschaften und inländischen beschränkt steuerpflichtigen Körperschaften aufgezeigt und einzelne Spezialfragen behandelt werden. Schließlich werden verfahrensrechtliche Fragen im Zusammenhang mit der Zwangsversteigerung von Liegenschaften und mit der Verwertung von Immobilien im Insolvenzverfahren behandelt. Gerlinde Stumpf
Heft 3/2014
3/2014 Einzelpreis EUR 10,-/ Jahresabo EUR 36,-
142. Jahrgang
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cooperativ
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Die Gewerbliche Genossenschaft
? Der Neue Die Nachfolge im ÖGV ist geregelt