3/2023
Herausgeber: ÖGV
Einzelpreis EUR 10,–Jahresabo EUR 36,–
Das Magazin für die Zukunftskraft Genossenschaft
BRENNPUNKT DIGITALER EURO
Die ÖGV-Interessenvertretung klärt auf: Was plant die EZB? Wo lauern Gefahren für Betriebe und Banken?
Seite 6
DIE BRÜCKENBAUER Wie eine neue Genossenschaft benachteiligte Kinder durch Fußballspielen fördert
Seite 16
GEKOMMEN, UM ZU BLEIBEN Virtuelle Generalversammlung wird
Dauerrecht: Was genossenschaftliche Unternehmen jetzt tun sollten
Seite 32
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Hinter jedem Erfolg steckt mehr als man sieht.
Als langjähriger Partner der ÖSV-Skispringer:innen, wissen wir, dass hinter jedem Erfolg viel harte Arbeit steckt. Und ein Team, auf das auch Sie sich verlassen können! Erfolg fängt an, wo man vertraut.
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„Den Mehrwert des digitalen Euro habe ich noch nicht verstanden“, hat Finanzminister Magnus Brunner unlängst in einem Interview gemeint. Damit steht er wohl nicht alleine da. Unsere Interessenvertretung befasst sich derzeit intensiv mit der Materie, in diesem Heft widmen wir dem digitalen Euro einen großen Schwerpunkt mit kritischer Analyse.
Eines kann man jetzt schon sagen: Der digitale Euro wird es schwer haben, sehr schwer sogar. Denn er muss es vielen recht machen: Eine breite Allianz aus Bürgern und Politik fordert, dass er Bargeld keinesfalls ersetzen darf. Er soll aber auch das Giralgeld am Konto nicht zurückdrängen, denn das hätte dramatische Auswirkungen auf die gesamte Bankenlandschaft. Ob es zwischen diesen beiden berechtigten Forderungen überhaupt noch Platz für eine sinnvolle Lösung gibt, die von der Bevölkerung auch akzeptiert wird, darf bezweifelt werden. Doch mit dieser Akzeptanz steht und fällt letztlich jede Währung und jede Bezahlform.
Parallel dazu kämpft der ÖGV auch noch an anderen Fronten für die Interessen seiner Mitglieder – etwa, wenn es um die neuen Energiegenossenschaften geht, die dazu beitragen, die Energiewende zu stemmen. In einer medial viel beachteten Pressekonferenz haben wir im Sommer eine erste Bilanz über dieses Zukunftsfeld gezogen und konkrete Verbesserungsvorschläge auf den Tisch gelegt. Auch darüber berichten wir in diesem Heft.
Und dann stellen wir noch eine ganz besondere Neugründung vor, die gut zeigt, für welch breites Spektrum an Problemlösungen sich die Genossenschaft eignet. Es geht dabei um die bessere Integration benachteiligter Kinder und Jugendlicher in unsere Gesellschaft – und zwar mittels einer Sportart, von der man sagt, dass sie verbindet: Fußball. Über Corporate Volunteering kann sich jedes Unternehmen mit seinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern daran beteiligen.
Außerdem bringen wir in dieser Ausgabe eine Studie zur Mitgliederförderung in europäischen Genossenschaftsbanken, einen Ratgeber für die Abhaltung von virtuellen Generalversammlungen – diese sind ab sofort dauerhaft möglich –, aktuelle Berichte aus den regionalen Volksbanken und vieles mehr. Eine spannende Lektüre!
Günther Griessmair Chefredakteur
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EDITORIAL
Digitaler Euro im Fokus
PRAXISKRAFT
06 Der digitale Euro Großer Überblick: Was genau geplant ist, wo die Vorteile und Gefahren liegen
16 Brückenbauer
Wie eine neue Genossenschaft benachteiligte Kinder und Jugendliche durch Fußball fördert
20 Pressegespräch
Der ÖGV zieht Bilanz über zwei Jahre Energiegenossenschaften und zeigt, was besser werden muss
22 Buchvorstellung
Erstmals liegt ein großes Praxishandbuch für Energieprojekte vor – der ÖGV hat mitgeschrieben
24 Fehlerkultur
Warum fehlertolerantes Lernen für die Unternehmen von heute ein Muss ist
WISSEN
28 Vergleichsstudie
Mit welchen Ansätzen Genossenschaftsbanken in Europa ihre Mitglieder fördern
30 Green Deal
Andrea Karner über den Startvorteil von Genossenschaften in der neuen Kreislaufwirtschaft
TIPPS & SERVICE
32 Gekommen, um zu bleiben Virtuelle Generalversammlung jetzt im Dauerrecht: Was dabei zu beachten und abzuwägen ist
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06 16 INHALT
FREIZEIT
38 Im Reich der Maya
Eine Reise durch Zentralamerika bietet antike Stätten, Relikte der Kolonialzeit und bunte Märkte
44 Mord, Intrigen und Gier
Das Schloss der Frauen an der Loire und seine bewegte Geschichte
INSIDER
48 Volksbanken-Verbund Starke Halbjahreszahlen im Zeichen des Wachstums
49 Volksbanken Wien & NÖ Networking-Highlight beim Beachvolleyball auf der Wiener Donauinsel
63 APA
Aufstieg der genossenschaftlichen Nachrichtenagentur zur Nummer eins in Europa
FIX IM BLICK
66 Buchtipps
70 Neues von gestern
36 Infografik
Das Geldleben der Österreicherinnen und Österreicher unter der Lupe
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IMPRESSUM
cooperativ – Das Magazin für die Zukunftskraft Genossenschaft 3/2023
151. Jahrgang DVR 0048577 MEDIENINHABER (VERLEGER) Österreichischer Genossenschaftsverband // Schulze-Delitzsch, Löwelstraße 14, A-1010 Wien, Tel: +43 (0) 1 313 28-0, Fax: +43 (0) 1 313 28-450, weitere Informationen zum Medieninhaber nach dem MedienG: www.genossenschaftsverband.at HERAUSGEBER
Österreichischer Genossenschaftsverband // Schulze-Delitzsch CHEFREDAKTEUR Günther Griessmair REDAKTION Hermann Fritzl, Peter Haubner, Markus Rothenbach, Wolfgang Schmidt, Anton Schmoll
ARTDIRECTOR Daniel Dobernig COVERFOTO iStockphoto/Noppasin Wongchum DRUCK Berger, Horn KONTAKT redaktion@oegv.volksbank.at
Gezeichnete Beiträge geben nicht in jedem Fall die Meinung der Redaktion oder des Herausgebers wieder.
Gender-Hinweis: Im Sinne einer besseren Lesbarkeit unserer Artikel verwenden wir die maskuline oder feminine Sprachform. Dies impliziert jedoch keine Benachteiligung des jeweils anderen Geschlechts.
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INHALT
Die Digitalisierung unseres Geldes
Das Bargeld ergänzen, aber nicht ersetzen soll der digitale Euro, an dem die EU-Institutionen derzeit intensiv arbeiten. Die Skepsis bei Bürgern, Unternehmen und Banken ist dennoch groß. Nicht zuletzt, weil noch viele Fragen offen sind. Die ÖGV-Interessenvertretung analysiert den aktuellen Diskussionsstand und liefert erste Antworten.
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DAS WICHTIGSTE IN KÜRZE
Im Frühsommer hat die EU-Kommission ein Legislativpaket für den digitalen Euro veröffentlicht, seitdem läuft eine intensive Debatte über dessen Vor- und Nachteile.
Als Vorteile nennt die EZB technische Innovation, Effizienz und Sicherheit, aber auch Erleichterungen im Kampf gegen Geldwäsche und Steuerhinterziehung.
Die größte Gefahr droht der Stabilität des Finanzsystems durch den möglichen Abfluss von Bankeinlagen, aber auch Eingriffe in Privatsphäre und Freiheitsrechte werden genannt.
Der ÖGV kritisiert unter anderem, dass das vorliegende Gesetzespaket der EZB zu weitreichende Befugnisse mit vielen Platzhaltern zur Umsetzung weiterer Maßnahmen einräumt.
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Text: Silvia Liegl und Ismail Akbal Foto: iStockphoto
PRAXISKRAFT
Die Digitalisierung beeinflusst zunehmend alle Aspekte unseres Lebens, Geld ist da keine Ausnahme: Die Art und Weise, wie wir bezahlen und sparen, ändert sich – angetrieben von Bequemlichkeitserwägungen und dem Wunsch nach Unmittelbarkeit. Während Bargeld – die einzige Form von Zentralbankgeld, die der Öffentlichkeit bislang zur Verfügung steht – bei der Zahlung von Kleinbeträgen weiterhin dominiert, geht der allgemeine Trend zu bargeldlosen und sogar kontaktlosen Zahlungen mit Karten, Smartphone-Apps oder Smartwatches. Mit dem digitalen Euro steht nun die nächste Entwicklungsstufe bevor: Wie auch andere Zentralbanken verfolgt die EZB aktiv die Möglichkeit, das Euro-Bargeld durch ein digitales Äquivalent, eine sogenannte digitale Zentralbankwährung für Endverbraucher, zu ergänzen. Weltweit erwägen mittlerweile über 130 Länder, die 98 Prozent des globalen Bruttoinlandprodukts repräsentieren, eine digitale Zentralbankwährung. Noch 2020 waren es hingegen nur 35 Länder. Eine solche Währung kann als digitale Form der sogenannten Fiat-Währung eines Landes beschrieben werden, während Kryptowährungen eine alternative Form der Zahlung mittels kryptographischer Hashfunktionen (Verschlüsselungsalgorithmen) darstellen. Vereinfacht stellt man sich das Ganze am besten als digitales Papiergeld vor, während Kryptowährungen digitale Vermögenswerte in einem dezentralen Netzwerk sind.
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PRAXISKRAFT
LEXIKON: FIAT-WÄHRUNG
Moderne Volkswirtschaften basieren auf einer Fiat-Währung, einer als gesetzliches Zahlungsmittel deklarierten Währung, die von einer Zentralbank ausgegeben wird, aber nicht in eine festgesetzte Menge etwa von Gold konvertierbar ist. Fiat-Geld hat keinen inneren Wert (bis auf das für die Banknoten verwendete Papier), wird aber im Tausch für Waren und Dienstleistungen akzeptiert, weil die Benutzer darauf vertrauen, dass die Zentralbank den Wert der Währung im Laufe der Zeit stabil hält.
Im Sommer hat die EU-Kommission nun ein Legislativpaket zum digitalen Euro veröffentlicht. Es besteht aus drei Teilen: einer Verordnung über die Einführung des digitalen Geldes, einer Verordnung über EuroBanknoten und -Münzen als gesetzliches Zahlungsmittel und einer Verordnung über die Bereitstellung des digitalen Euro in Mitgliedstaaten, die den Euro nicht als Währung führen.
WAS SIND DIE BEWEGGRÜNDE?
In ihrem Text weist die EU-Kommission auf die Notwendigkeit der Einführung einer digitalen Zentralbankwährung hin, um das Bargeld zu ergänzen und den Euro an die technologischen Entwicklungen anzupassen, damit er weiterhin im gesamten Euroraum als effiziente, einheitliche Währung verwendet werden kann. Das tatsächlich wichtigste Motiv für die Ausgabe eines digitalen Euro dürfte aber der sich beschleunigende Rückgang der Bargeldtransaktionen sein. Dieser geht Hand in Hand mit einem Anstieg der privaten Geldmenge in Form von Sichteinlagen bei Geschäftsbanken. Die jüngsten technologischen, wirtschaftlichen und geldpolitischen Innovationen sowie die Coronakrise scheinen diesen Trend noch verstärkt zu haben.
Das Bargeld gerät aber noch zusätzlich unter Druck: So schränken Länder mit öffentlich-rechtlichen Maßnahmen die Verwendung von Bargeld ein oder schließen sie sogar aus, obwohl es ein gesetzliches Zahlungsmittel ist. Dadurch wollen sie etwa zwecks Bekämpfung von Steuerhinterziehung gezielt Transaktionen mit elektronischen Zahlungsmitteln fördern.
Insbesondere Mitgliedstaaten mit knappen Finanzhaushalten wie etwa Italien haben Obergrenzen für Barmittel eingeführt. Aber auch in Ländern ohne solche Obergrenzen werden bei Bargeldzahlungen ab einer bestimmten Höhe Sorgfaltspflichten wie „Know your customer“ schlagend, was den Umgang mit Bargeld erschwert. Das Auseinanderdriften von Zentralbankgeld und Giralgeld scheint die EZB auf den Plan gerufen zu haben, die Bedeutung von öffentlichem Geld auch für die Zukunft aufrechtzuerhalten. Bei der Frage, wie die Währungshüterin die digitale Alternative zum Bargeld in der Realität umsetzen möchte, ergeben sich allerdings grundlegende Problemstellungen und Herausforderungen in Bezug auf Rechtsstaatlichkeit und Grundrechte. Vor- und Nachteile eines solchen Unterfangens müssen also sorgfältig abgewogen werden.
WELCHE VORTEILE
ERWARTET DIE EZB?
Die EZB sieht in der neuen elektronischen Geldform zunächst eine Erleichterung bei der Bekämpfung von Geldwäsche und der Verhinderung von Terrorismusfinanzierung, aber auch für das Hintanhalten von Steuerhinterziehung. Dabei wird auch auf die mögliche schnellere Refundierung zu viel bezahlter Steuern hingewiesen (dass damit aber auch willkürlichen Steuereinhebungen der Weg geebnet werden könnte, steht auf einem anderen Blatt).
Einer der wesentlichen Vorteile, argumentiert die EZB, bestehe auch darin, dass ein digitaler Euro immer und zu jeder Zeit als gesetzliches Zahlungsmittel zur Verfügung stehe sowie in Echtzeit abgewickelte und mit geringeren Kosten verbundene Zahlungsvorgänge hervorbringe (Zeit- und Kosteneffizienz).
Mit der Einführung des digitalen Euro erhofft sich die EZB zudem, die finanzielle Inklusion anzukurbeln, indem sie Menschen ohne Bankkonten mit digitalem Zentralbankgeld ausstatten kann. Der vorliegende Legislativvorschlag sieht dazu vor, dass natürliche Personen auf Antrag bei durch die Mitgliedstaaten zu bestimmenden öffentlichen Stellen oder Postämtern bestimmte Basisdienstleistungen in Anspruch nehmen können.
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PRAXISKRAFT
Als Reaktion auf Smart Contracts, aber auch, um auf die Entwicklung von Applikationen rund um Web 3.0 und Industry 4.0 vorbereitet zu sein, soll auch der digitale Euro mit Funktionalitäten wie konditionalen oder programmierbaren Zahlungen verknüpft werden können.
Schließlich betont die Währungshüterin die Eigenschaft des digitalen Euro als öffentliches Geld, das eine Forderung gegenüber der Zentralbank darstellt. Sie hebt hervor, dass der digitale Euro somit keinem Ausfallsrisiko ausgesetzt wäre. Dieses Narrativ vom sichersten Geld soll wohl helfen, größtmögliche Akzeptanz zu erreichen.
WELCHE GEFAHREN DROHEN?
Nach der Kehrseite der Medaille gefragt, fällt als erstes das Stichwort „Disintermediationsrisiko“. Gemeint ist mit diesem Unwort der Prozess der Verdrängung insbesondere von Finanzintermediären aus ihrer bisherigen Mittlerfunktion. Experten aus den verschiedensten Disziplinen sehen die Gefahr eines Bruchs mit dem seit Jahrhunderten bestehenden, etablierten Bankensystem. Dieses Risiko kann sich auf verschiedene Arten materialisieren – etwa, wenn ein beträchtlicher Anteil der Einlagen, die für die Kreditvergabe durch Geschäftsbanken unabdingbar sind, abfließt. Dies hätte nicht nur Auswirkungen auf die Banken, sondern auf die gesamte regionale Wirtschaft – durch fehlende Finanzierungsmöglichkeiten vor Ort. Die ÖGV-Interessenvertretung hat sich daher mit anderen Verbänden zusammengeschlossen und moniert, dass das Halten von digitalen Euro auf ein mit der Finanzstabilität vereinbares Maß beschränkt sein muss. Das Disintermediationsrisiko wird zudem durch das Eintreten der EZB in den Wettbewerb mit dem privaten Sektor verstärkt. Die dadurch drohenden Interessenkonflikte bedürfen einer umfassenden, demokratischen Auseinandersetzung und Entscheidungsfindung als Legitimationsgrundlage. Aus grundrechtlicher Sicht bestehen außerdem nicht so einfach von der Hand zu weisende Bedenken bezüglich Wahrung der Privatsphäre und damit einhergehend möglichen Missbrauchs heikler personenbezogener Daten, die Rückschlüsse auf das Zahlungsverhalten ermöglichen. Auch
wenn die EZB zurzeit betont, kein Interesse an Analysen zu (aggregierten) Zahlungsverkehrsdaten zu haben, muss dies nicht für die Zukunft gelten. Denn eine Änderung der Rahmenbedingungen erscheint angesichts der jüngsten globalen Ereignisse wie Coronakrise, Ukraine-Krieg oder Stagflation nicht undenkbar. Verschärfungen in Bezug auf die Verwendung des digitalen Euro – beispielsweise zur Verhinderung des Erwerbs bestimmter Güter oder Dienstleistungen (etwa Flugtickets) aufgrund der Nichterfüllung von ESG-Kriterien – wären denkbar. Überdies könnte auch die Verknüpfung des Gebrauchs der digitalen Währung mit einer digitalen Brieftasche und Identität als Vehikel zur Überwachung missbraucht werden.
Zudem ist noch unklar, wie die Gefahren und Risiken konzentrierter Datenbanken mit derart sensiblen Finanzdaten durch die zentralen Akteure gehandhabt werden sollen. Denn es gilt: Bei einem schwerwiegenden Vorfall wie einem Cyberangriff ist eine zentrale Datenbank anfälliger als viele dezentrale Netzwerke und gleichzusetzen mit einem Ausfall kritischer Funktionen.
UNSER ERSTES FAZIT
Alles in allem verleiht das vorliegende Legislativpaket der EZB sehr weitreichende Befugnisse mit vielen Platzhaltern zu Umsetzung weiterer Maßnahmen, was nicht
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PRAXISKRAFT
Der Vergleich zeigt: Österreich ist eine Bargeld-Nation (Quelle: EZB 2022)
gerade Rechtssicherheit bringt. Je nachdem, wie ein möglicher digitaler Euro ausgestaltet wird, könnten sich die Rahmenbedingungen für die europäische Wirtschaft und Gesellschaft drastisch verändern –und zwar nicht nur in Bezug auf die Privatsphäre. Ein digitaler Euro, der auf falschen Designentscheidungen beruht, würde die bewährte Rollenverteilung zwischen den staatlichen Institutionen und dem privaten Markt auf den Kopf stellen – insbesondere in den Bereichen Zahlungsverkehr, Finanzen und Kapitalmarkt. Die Tauglichkeit von Haltelimits zur Aufrechterhaltung der Finanzstabilität wird sich erst zeigen müssen – Skepsis ist hier angebracht. Jedenfalls sind die Gesetzgeber dazu angehalten, mögliche Interessenkonflikte von Anfang an zu bedenken, insbesondere die Erbringung von Zahlungsdienstleistungen direkt durch die EZB erscheint fragwürdig. Die EZB selbst beschreibt den digitalen Euro als ein digitales Äquivalent zu EuroBanknoten. Folglich sollte sie auch nicht über das definierte Ziel hinausgehen – etwa durch Schaffung eines kontenbasierten Modells für den digitalen Euro – und sich darauf konzentrieren, die Eigenschaften von Bargeld an die digitale Welt anzupassen.
Auch wenn die EZB sich auf starke Konkurrenz durch Fintechs, Google, Apple & Co beruft und ihre Initiative dabei als das geringere Übel für die europäischen Banken darstellt, sollte sie sich wesentlich mehr mit den potenziellen negativen Auswirkungen des digitalen Euro auf die Stabilität des Bankensektors (insbesondere auf kleinere und regionale Banken), den Auswirkungen auf das Prinzip des freien Wettbewerbs (durch den Eintritt der EZB als Wettbe -
werber in den Markt) und die Achtung der Grundrechte, einschließlich des Schutzes personenbezogener Daten und der unternehmerischen Freiheit, beschäftigen. Eingriffe in diese Rechte und Freiheiten dürfen nur vorgenommen werden, wenn sie absolut notwendig sind und dem Ziel des Allgemeininteresses entsprechen. Ein ausgewogenes Verhältnis zwischen regulatorischen Anforderungen und der Förderung von Innovation und kundenorientierten Dienstleistungen ist für die Zukunftsfähigkeit des Retail-Bankgeschäfts unerlässlich. Dementsprechend hat der rechtliche Rahmen den Grundsatz der Verhältnismäßigkeit hochzuhalten und widerzuspiegeln, denn die Geschichte zeigt, dass einige wenige Menschen mit zu viel Macht anfällig für Missbrauch sind. g
leitet den Bereich Finanzmarkt in der internationalen Interessenvertretung des ÖGV. E-Mail: silvia.liegl@oegv.volksbank.at
arbeitet als Experte für diesen Fachbereich im ÖGV. E-Mail: ismail.akbal@oegv.volksbank.at
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PRAXISKRAFT
Fragen und Antworten zum digitalen Euro
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WAS IST DER DIGITALE EURO?
Der Plan sieht vor, mit dem digitalen Euro eine elektronische Form des Bargelds auszugeben. Wie bei herkömmlichen Scheinen und Münzen würde es sich dabei um Zentralbankgeld handeln, welches nun um die Möglichkeit der digitalen Zahlung erweitert würde. Bei der zweiten Geldart, dem sogenannten Giralgeld oder Buchgeld, ist eine solche digitale Zahlung längst üblich – etwa bei Überweisungen oder Zahlungen mittels Karte. Aber im Gegensatz zum Bargeld ist für die Nutzung von Giralgeld ein Bankkonto erforderlich, das Geld auf diesem Konto wird auch nicht von der Notenbank geschaffen, sondern von den Geschäftsbanken vor allem bei der Kreditvergabe.
WAS GENAU HABEN DIE EU-BEHÖRDEN UND DIE EZB VOR?
Das steht noch nicht im Detail fest. Am wahrscheinlichsten ist allerdings, dass die Bürger eine digitale Geldbörse –beispielsweise als App am Handy – zur Verfügung gestellt bekommen. Diese könnten sie dann mit digitalem Geld „aufladen“ – etwa durch Übertragung vom Girokonto. Zinsen soll es fürs Geld in der digitalen Börse übrigens nicht geben. Der Bezahlvorgang selbst würde wohl online funktionieren, wie man es bisher schon von Karten- oder Handyzahlungen kennt. Daneben soll es aber auch möglich sein, Beträge „offline“ direkt von einer digitalen Geldbörse an eine andere – etwa per NFC – zu übertragen. Da letzteres Verfahren gänzlich ohne Internet-Anbindung funktionieren würde, wäre es tatsächlich garantiert anonym.
Die EU-Kommission hat heuer im Juni erstmals einen Gesetzesvorschlag zum digitalen Euro auf den Tisch gelegt. Im Kern ist darin vorgesehen, den digitalen Euro gleichberechtigt neben dem Bargeld als gesetzliches Zahlungsmittel festzuschreiben. Als nächstes beraten das EU-Parlament und die Mitgliedstaaten über den Entwurf. Parallel dazu schließt die EZB im Herbst ihre erste Untersuchungsphase zum digitalen Euro ab. Danach entscheidet sie, ob sie eine sogenannte Vorbereitungsphase startet, womit allgemein gerechnet wird. In dieser Phase ginge es darum, das digitale Geld zu entwickeln und zu testen. Ein offizieller Start des Digitalgeldes wäre frühestens ab Ende 2026 oder Anfang 2027 möglich.
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WIE WÜRDE DER UMGANG MIT DEM DIGITALEN EURO FUNKTIONIEREN? PRAXISKRAFT
WAS SOLL ES KOSTEN, MIT DEM DIGITALEN EURO ZU ZAHLEN?
Die Pläne sehen vor, dass die Nutzung des digitalen Euro für die Bürger völlig kostenlos sein soll. Das wird auch immer wieder beteuert. Allerdings heißt das nicht, dass das Digitalgeld gesamtwirtschaftlich keine Kosten verursacht: Das digitale Zahlungsmittel muss schließlich programmiert werden, es braucht Server und somit Strom für die Abwicklung, auch eine Form von Kundensupport müsste wohl angeboten werden. Die Frage ist also, wer dann dafür zahlt – die Unternehmen über Transaktionsgebühren, der EUHaushalt oder am Ende gar die Banken?
UND WAS HÄTTEN
UNTERNEHMEN DAVON?
Für Unternehmen, die digitale Eurozahlungen von Kunden entgegennehmen, käme ein weiterer Vorteil dazu, wenn die Abwicklungsgebühren spürbar geringer wären als bei den herkömmlichen Zahnungsdienstleistern. Ob das passiert, muss sich aber in der Praxis erst zeigen. Daher ist selbst der ehemalige EZB-Abteilungsdirektor Ignazio Angeloni skeptisch, er meint: „Der digitale Euro ist die Lösung eines Problems, das derzeit nicht existiert.“
WELCHE VORTEILE GÄBE ES FÜR BÜRGER?
Das ist der Knackpunkt in der ganzen Diskussion, denn die Vorteile erschließen sich nicht auf den ersten Blick. Kontaktlos digital zahlen können die Bürger auch jetzt schon – über Karte, Handy, ja sogar Uhren oder Armbänder. Ein Unterschied wäre allenfalls, dass es sich beim digitalen Euro um Zentralbankgeld handelt, welches unbegrenzt von der EZB garantiert wird, während bei Giralgeld am Konto nur Beträge bis zu 100.000 Euro über die Einlagensicherung gedeckt sind. Die EZB führt auch noch ins Feld, dass man für die Nutzung des digitalen Euro im Grunde kein Bankkonto bräuchte. Allerdings wäre dann die Frage zu klären, wie das Geld in diesem Fall in die digitale Geldbörse gelangt – mit Bargeldeinzahlung an einem Bankschalter?
WAS BEDEUTET DAS ALLES FÜR DIE BANKEN?
KOMMT DER DIGITALE EURO NUN WIRKLICH?
Da die Vorarbeiten schon recht weit gediehen sind, halten es die meisten Beobachter für wahrscheinlich, dass irgendeine Form des digitalen Euro kommen wird. Ob er letztlich auch von den Bürgern angenommen wird, ist eine andere Frage. Denn es wird nicht einfach sein, ein Angebot zu schaffen, das weder das Bargeld noch das bewährte Giralgeld der Banken ersetzt, aber dennoch einen klaren Mehrwert für alle Beteiligten bringt.
Die Banken sind zurecht äußerst skeptisch, und zwar aus mehreren Gründen: Das wäre zunächst die Frage, wer den digitalen Euro als Dienstleister anbieten und abwickeln soll. Da die EZB selbst erklärt hat, nicht ins Geschäft mit den Endkunden einsteigen zu wollen, liegt es nahe, dass man die Geschäftsbanken mit der Ausgabe der digitalen Geldbörsen und somit dem Herzstück der Abwicklung betrauen möchte. Im Gesetzesentwurf heißt es daher auch, dass man Kreditinstitute verpflichten möchte, „elementare Dienstleistungen“ im Zusammenhang mit dem digitalen Euro anzubieten. Dabei stellt sich die Frage, wer für diesen Mehraufwand letztlich bezahlt. Zum anderen droht Gefahr durch den Abfluss von Bankeinlagen: Nicht nur im Krisenfall wären Bürger versucht, ihr Geld vom Bankkonto abzuziehen und stattdessen digitale Euro zu halten. Das hätte potenziell gravierende Auswirkungen auf das Geschäftsmodell privater Banken und deren Kreditvergabe. Die EU-Institutionen sind sich dieses Problems durchaus bewusst und wollen daher eine Obergrenze einziehen, die das Halten digitaler Euro limitiert – im Gespräch sind 500 bis 3.000 Euro pro Bürger, wobei eine „Wasserfall-Funktion“ zur Debatte steht, die ein automatisches Füllen oder Entleeren der digitalen Geldbörse ermöglicht.
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Auf dem Weg zum digitalen Euro
Mit ihrer Gesetzesinitiative zum digitalen Euro hat die EU-Kommission im Sommer für viel Diskussionsstoff gesorgt. Was steckt hinter den Plänen? Und was sind die potenziellen Auswirkungen?
Eine Analyse.
Mit der Kontoeröffnung bei einem Kreditinstitut erhält man heutzutage Zugang zu einem vielfältigen Angebot an Zahlungsverkehrsdienstleistungen. Banken ergänzen dieses Angebot durch die Kooperation mit Kreditkarten- und Zahlungssystemanbietern. Dabei kommt es immer wieder zu Neuerungen und Innovationen. Eine solche war etwa die Einführung des einheitlichen Euro-Zahlungsverkehrsraums (SEPA, Single Euro Payments Area) im Februar 2014. SEPA brachte für die Bürger vor allem den BIC (Bank Identifier Code) anstelle der Bankleitzahl und die IBAN, die schrecklich lange, aber nachvollziehbar aus der bisherigen Bankleitzahl und Kontonummer entwickelte International Bank Account Number. Seitdem vollziehen sich länderübergreifende Zahlungen deutlich schneller und preiswerter. Inzwischen ist sogar die nur wenige Sekunden dauernde Direktüberweisung zwischen Konten zweier Kreditinstitute möglich, sofern beide dieses Service unterstützen.
Gleichzeitig haben Fintechs wie Klarna, Betreiber von Online-Plattformen wie eBay mit PayPal oder Technologieriesen wie Google den Bereich Zahlungsverkehr für sich entdeckt, so dass sich Bezahlvorgänge im Internet von Kreditinstituten teilweise zu neuen Anbietern verlagert haben. Dafür heben diese, meist beim Verkäufer, eine Transaktionsgebühr ein – oft eine Kombination aus einer Mindestgebühr und einem prozentuellen Anteil am getätigten Umsatz. Auf diese Weise verlagern sich nicht nur Geld-, sondern auch Erlösströme und die Kontrolle darüber. Einzelne private Initiativen sind sogar noch weiter gegangen, nämlich in Richtung einer weltweit nutzbaren eigenen digitalen Währung – ob sie Libra oder Diem heißen, um die es ruhiger geworden ist, eingebettet in das soziale Netzwerk Facebook, oder die inzwischen etablierten Kryptowährungen. Letztere basieren auf der Blockchain-Technologie und verbrauchen zu ihrer Verschlüsselung sehr viel Energie.
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Text: Holger Blisse
Foto: iStockphoto
PRAXISKRAFT
ANTWORT AUF NON- UND NEARBANK-ANGEBOTE
Angesichts dieser Gemengelage erwägen immer mehr Staaten und Notenbanken, selbst digitales Zentralbankgeld (Central Bank Digital Currencies, CBDC) bereitzustellen. Im Juli 2021 begann auch die Europäische Zentralbank (EZB), die Vorarbeiten für einen digitalen Euro zu intensivieren. Im Oktober 2021 startete eine zweijährige Untersuchungsphase insbesondere zu Technologie und Datenschutz. Derzeit rechnet man mit einer Vorlaufzeit von drei bis vier Jahren, bis ein digitaler Euro als Zahlungsmittel bereitstehen könnte. Rechtlich hat die EU-Kommission mit ihrem Gesetzesvorschlag heuer im Juni einen ersten Schritt gesetzt.
Der Kommissionsvorschlag sieht vor, dass Bürger bei Bezahlvorgängen neben EuroMünzen und -Scheinen in Zukunft auch einen digitalen Euro als gesetzliches Zahlungsmittel nutzen können. Als Vorteile werden in der Diskussion angeführt, dass ein digitaler Euro
» Bargeld und Einlagen ergänzt, weil diese allein nicht mehr ausreichen,
» Risiken unregulierter Zahlungslösungen verringert,
» Synergien mit Zahlungsdienstleistern schafft,
» die Digitalisierung der europäischen Wirtschaft unterstützt,
» der Verbreitung fremder Digitalwährungen zuvorkommt,
» den Zugang zu Zentralbankgeld sichert und
» das Vertrauen in das Geld der Geschäftsbanken und gegenüber dem Euro angesichts weltweit voranschreitender digitaler Konkurrenz verbessert.
Mit dem Projekt ist die EU in bester Gesellschaft: Weltweit arbeiten über hundert Staaten an digitalem Zentralbankgeld. Innerhalb Europas sind Pläne der Bank of England bekannt, ein digitales Pfund zu prüfen. Weiter fortgeschritten ist die schwedische Zentralbank mit dem Projekt E-Krona.
In Schweden liegt der Anteil bargeldloser
Zahlungen bei Einkäufen des täglichen Bedarfs freilich bereits heute bei annähernd 95 Prozent – in Österreich dagegen sind es weniger als 50 Prozent. Die Arbeiten in China dauern bereits länger an, der digitale Renminbi (e-CNY) wurde Ende 2021 schon von über 260 Millionen Personen genutzt. In elf Staaten gibt es bereits heute digitales Zentralbankgeld – zu den ersten Staaten zählten Nigeria und die Bahamas, auch Jamaika verfügt über eine digitale Währung.
DIE KOSTEN DES DIGITALEN EURO
Der digitale Euro, auch als E-Euro bezeichnet, soll wie Bargeld möglichst geringe Kosten beim Bezahlvorgang verursachen und deutlich umweltfreundlicher funktionieren als etwa Kryptowährungen mit ihrem hohen Stromverbrauch im Hintergrund. Und im Gegensatz zu Bitcoin oder Ether, deren Wert variiert, stellt ein digitaler Euro durch seine Verbindung zum Euro eine stabile Währung dar, deren Wert die EZB ebenso sichert. Den Bürgern wird im Euroraum direkt dafür, dass sie das gesetzliche Zahlungsmittel nutzen, keine Rechnung ausgestellt. Auch beim digitalen Euro sollen die grundlegenden Zahlungsfunktionen für Verbraucher kostenfrei sein.
Allerdings: So wie die Herstellung von Banknoten und Münzen etwas kostet, gibt es auch eine digitale Währung nicht wirklich gratis. Dies fängt bei den Aufwendungen für Forschung und Entwicklung an, geht über den Gesetzwerdungsprozess bis hin zu technischer Umsetzung, laufendem Betrieb und möglicher Weiterentwicklung. Diese Ausgaben würde wohl der allgemeine Haushalt schultern. Man kann sie als Investitionen in einen funktionierenden Handel und eine erfolgreiche Gesamtwirtschaft im regionalen, nationalen wie europäischen und internationalen Maßstab sehen.
DIE ROLLE DER GESCHÄFTSBANKEN
Ähnlich wie bei der Einführung von SEPA werden wohl auch mit einem digitalen Euro auf Banken und Sparkassen zusätzliche
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Aufgaben und von ihnen zu deckende Aufwendungen zukommen. Denn der digitale Euro soll wesentlich von ihnen mitgetragen werden. Es wäre denkbar, dass Kreditinstitute den digitalen Euro wie Bargeld von den Euro-Notenbanken beziehen und ihn ihren Kunden über eine digitale Geldbörse (Wallet) gutschreiben. Die Möglichkeit, dass der digitale Euro direkt auf Kundenkonten bei der EZB geführt wird, gilt als unwahrscheinlich.
EZB-Präsidentin Christine Lagarde hat den digitalen Euro als „Bargeld in digitaler Form“ beschrieben und den Kreditinstituten die Sorge vor einer Konkurrenz durch die Zentralbank zu nehmen versucht: Das Zentralbankensystem sei anders als Banken und Sparkassen nicht darauf ausgelegt, direkte Kundenbeziehungen zu einer Vielzahl von Privat- und Firmenkunden zu unterhalten, die auch noch sehr unterschiedliche Interessen und Beratungswünsche aufweisen. Kreditinstitute sind für die Kunden der Ansprechpartner, sie beraten und bieten ihnen Finanzprodukte und -dienstleistungen an. Dies soll unangetastet bleiben.
Offen ist allerdings, inwieweit die EZB selbst als Anbieter in den Payment-Markt eintritt. Auch wenn sie keine Kundenkonten führen wird, stellt sich die Frage, ob der digitale Euro so programmiert wird, dass Zahlungen nachverfolgt oder sogar gelenkt werden können. Hinsichtlich Sicherheit und Stabilität beteuert die EZB, dass sie kein Interesse daran habe, Nutzerdaten zum Beispiel für Werbung zu vermarkten oder andere Informationen über die hinter den Zahlungsvorgängen stehenden Menschen zu verwerten. Die Kreditinstitute und Interessenvertretungen stehen der Initiative zum digitalen Euro grundsätzlich offen gegenüber, allerdings gibt es Vorbehalte. Sie erwarten, in jede Phase der weiteren Entwicklung eingebunden zu bleiben und zur Meinungsbildung gehört zu werden. Der digitale Euro soll „transparent und demokratisch legitimiert sowie gesetzlich verankert werden“, heißt es zum Beispiel von Seiten der BVR-Präsidentin Marija Kolak, derzeit Sprecherin der Deutschen Kreditwirtschaft.
BEDENKEN GEGENÜBER DIGITALEM EURO BLEIBEN
Insbesondere auf politischer Seite tritt man dafür ein, durch den digitalen Euro nicht schleichend das Bargeld aufzuheben. Niemand solle ausgegrenzt werden, zum Beispiel aufgrund fehlenden Zugangs zu den erforderlichen technologischen Voraussetzungen oder auch, weil es am notwendigen Sachverstand fehlt, derartige Systeme bedienen zu können. Es gilt, mit dem Bargeld eine Alternative zu erhalten, auch für den Fall, dass es zu einem Stromausfall oder Datenverlust kommt. Dennoch sind viele skeptisch und halten eine digitale Währung für nicht notwendig. Das Argument: Bereits heute stehen zahlreiche digitale Zahlungswege zur Verfügung. Demzufolge ist vielen unklar, was EZB und EU-Kommission mit dem digitalen Euro möglicherweise auch politisch tatsächlich beabsichtigen. g
Literatur zum Thema
Finanzausschuss diskutiert: Warum brauchen wir den digitalen Euro? Aussprache mit Nationalbank Gouverneur Robert Holzmann und Vize-Gouverneur Gottfried Haber. Parlamentskorrespondenz Nr. 628 vom 6.6.2023, online: www.parlament.gv.at/aktuelles/pk/ jahr_2023/pk0628.
Seidenschwarz, Holger; Pawelka, Kai; Deichner, Nils (2022): Das Bezahlen von morgen verbraucherfreundlich gestalten. Gutachten zur Digitalisierung des Zahlungsverkehrs, Verbraucherzentrale Bundesverband und ibi research an der Universität Regensburg. Berlin, online: www.vzbv.de/sites/default/files/2022-05/Gutachten%20Zahlungsverkehr_0.pdf.
zeb.rolfes.schierenbeck.associates, Oesterreichische Nationalbank (OeNB) (2022): European Payment Study 2022 – European Payments – How banks are holding on to the vital business in a changing world. Münster, online: www.oenb.at/en/Publications/ payments/european-payments-study.html.
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Holger Blisse ist Wirtschafts-, Rechts- und Sozialanalytiker.
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Die Brückenbauer
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PRAXISKRAFT
Die beiden Gründer Jacqueline und Andreas Gusenbauer beim Besuch im ÖGV-Haus
Wie vielfältig Genossenschaften zur Lösung von Problemen unserer Zeit beitragen können, zeigt eine gemeinnützige Neugründung im ÖGV: Human Bridge for Business Transformation organsiert inklusive Fußballtrainings für benachteiligte Kinder und Jugendliche. Die Genossenschaft baut dabei gekonnt Brücken zwischen Sportvereinen, Freiwilligen aus Unternehmen und jenen, die es im Leben nicht leicht haben.
Text: Günther Griessmair
Fotos: Pamela Schmatz, Günther Griessmair
DAS WICHTIGSTE IN KÜRZE
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Die gemeinnützige Genossenschaft Human Bridge für Business Transformation organsiert Fußballtrainings, bei denen benachteiligte Kinder und Jugendliche mit Volunteers aus Unternehmen zusammenkommen.
Dafür baut sie ein Netzwerk aus betroffenen Kindern und ihren Familien, Sportvereinen und Partnerunternehmen auf.
Die teilnehmenden Betriebe beweisen damit nicht nur soziales Engagement, die gemeinsame Erfahrung trägt auch zum Teambuilding bei.
Derzeit kümmern sich 18 Sportvereine und zwei Unternehmen um 15 benachteiligte Kinder und Jugendliche – vorwiegend im Raum Niederösterreich.
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PRAXISKRAFT
Andreas Gusenbauer (43) blickt auf eine beachtliche Fußballerkarriere zurück: Zwei Jahrzehnte lang kickte er in der Regionalliga Ost, die meiste Zeit beim Kremser SC, aber auch beim SKN St. Pölten und in Zwettl. „Ich war immer der Beißer und Arbeiter im defensiven Mittelfeld“, sagt er über seine Laufbahn. Hauptberuflich ist er Versicherungsmitarbeiter im Außendienst. Seine Frau Jacqueline arbeitet als Lebensund Sozialberaterin. Für das Projekt „Human Bridge“ haben die beiden ihre Talente miteinander verbunden. „Wir möchten die Wirtschaft und die Randgruppen der Gesellschaft zusammenbringen, damit eine Win-win-Situation für alle entsteht“, sagen sie über ihre Initiative.
Die Randgruppen, das sind Kinder und Jugendliche, die in irgendeiner Form benachteiligt sind – körperlich, geistig, aber auch finanziell oder sozial. Sie sollen in die Mitte der Gesellschaft gerückt werden. Als Vehikel dafür dient eine Sportart, die Menschen zusammenbringen kann: der Fußball. Um das Ziel zu erreichen, braucht es ein funktionierendes Zusammenspiel aus den Kindern und ihren Eltern, regionalen Sportvereinen, Freiwilligen wie der Jugendorganisation YGPT und Unternehmen, die die Projekte mit ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern unterstützen – Corporate Volunteering lautet das Stichwort dazu.
EINZELSCHICKSAL ALS ANSTOSS
Die Initialzündung dazu gab die Tochter von Andreas Gusenbauers Bruder –Marlies. Sie wurde mit einem seltenen Gendefekt geboren, hat körperliche und geistige Einschränkungen und muss 24 Stunden betreut werden. „Das Schlimmste ist nicht ihre Behinderung, denn damit haben wir leben gelernt. Nein, das Schlimmste ist das Gefühl, wenn Menschen aus Angst einen Bogen um uns machen“, offenbarte ihm der Bruder bei einem gemeinsamen Urlaub. Damit wollte sich Andreas Gusenbauer – er und seine Frau haben selbst drei gesunde Kinder – nicht einfach abfinden. Der einstige Beißer und Arbeiter im Mittelfeld nutzte seine Kontakte zu Fußballvereinen und organisierte Trainings, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus seiner Versicherung halfen mit.
Die Idee dahinter: Indem benachteiligte Kinder auf dem Platz mit Gleichaltrigen aus den Vereinen, aber auch mit Erwachsenen zusammenkommen, wird Berührungsangst abgebaut und Wir-Gefühl aufgebaut. „Auf dem Fußballplatz sind letztlich alle gleich, egal ob erfolgreicher Firmenchef oder Kind am Rand der Gesellschaft“, so Jacqueline Gusenbauer über das Konzept. Das Schönste sei zu beobachten, wie das Selbstwertgefühl der Kinder steigt und sie Teil eines Teams werden, wie sie sprechen und letztlich oft auch wieder das Lachen lernen.
UNTERNEHMEN KÖNNEN SOZIALES ENGAGEMENT BEWEISEN
Davon profitieren auch alle anderen Beteiligten am Projekt: Die Kinder aus den Vereinsmannschaften lernen soziale Kompetenzen, Rücksicht nehmen und Teamgeist. Und was haben die Partnerunternehmen davon? Andreas Gusenbauer: „Für relativ wenig Aufwand, etwa indem sie Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern einen Nachmittag im Monat die Teilnahme ermöglichen, bekommen sie sehr viel zurück. So schweißt die gemeinsame Erfahrung Teams zusammen. Auch der Blickwinkel auf unternehmerische Probleme und Lösungen ändert sich durch den Umgang mit Kindern, die es wirklich schwer haben.“
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Alle haben viel Spaß: Trainingseinheit in Weißenkirchen in der Wachau
Der Mehrwert für die Unternehmen ist den Gusenbauers enorm wichtig: „Nur so gelingt es uns, nachhaltige Partnerschaften zu entwickeln. Daher bieten wir maßgeschneiderte Kooperationskonzepte unter Berücksichtigung der Geschäftszeiten und der zu vermittelnden Unternehmenswerte an. Letztlich steigt durch dieses sinnvolle Engagement auch die Identifikation der Mitarbeiter mit ihrem Unternehmen.“ Dass dieses die Bilder der gemeinsamen Trainingseinheiten auch für emotionale Botschaften in der Öffentlichkeitsarbeit einsetzt, ist ausdrücklich gewünscht.
GENOSSENSCHAFT ALS PLATTFORM
18 niederösterreichische Vereine und zwei Unternehmen sind schon als Partner dabei. Sie kümmern sich zusammen um 15 benachteiligte Kinder und Jugendliche. Für die Zukunft haben Andreas und Jaqueline Gusenbauer große Pläne: Sie wollen ihr
Modell auch auf andere Regionen Österreichs ausdehnen – eine Anfrage gibt es auch schon aus der Schweiz – und dafür langfristige Kooperationen etablieren. Als professionelle Drehscheibe für diese Partnerschaften mit Sportvereinen und Unternehmen soll die neu gegründete Genossenschaft dienen.
Die Partner sollen dann auch eingeladen werden, Mitglieder in der Genossenschaft zu werden. „Idealerweise sollen auch die Familien der betroffenen Kinder die Möglichkeit haben, dabei zu sein. Vielleicht finden sich ja Paten, die den Geschäftsanteil – wir reden hier von 50 Euro – sponsern“, hoffen die Gusenbauers. Nicht so rosig sieht es derzeit mit den Aufbauversuchen in Wien aus. Andreas Gusenbauer: „Unserer Erfahrung nach ist das Freiwilligenwesen am Land viel stärker ausgeprägt, Wien tickt hier offenbar etwas anders.“ Es liegt an den Wiener Unternehmen und Vereinen, das Gegenteil zu beweisen … g
INFO-ABEND FÜR INTERESSIERTE
Montag, 27. November, 18.00 Uhr
ÖGV, Löwelstraße 14, 1010 Wien
Kontakt und Anmeldung:
Human Bridge for Business Transformation e.Gen. 0676/825 31 193, humanbridge@ygpt.eu
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Andreas und Jacqueline Gusenbauer mit Kindern und Trainingspartnern
Pressegespräch zu Energiegenossenschaften:
„Erbsenzählen macht schon Sinn“
Seit Inkrafttreten des ErneuerbarenAusbau-Gesetzes im Juli 2021 können sich Haushalte und Unternehmen zu Energiegemeinschaften zusammenschließen und gemeinsam Strom erzeugen, verbrauchen und verkaufen. Der ÖGV und PowerSolution waren Pioniere der ersten Stunde. Zwei Jahre später zogen sie nun in einem Pressegespräch Bilanz.
Das Medieninteresse war groß, als ÖGVVerbandsanwalt Peter Haubner und Energieexperte Roland Kuras über Erfolge und Hürden auf dem Weg zur genossenschaftlichen Energiewende berichteten: Der ORF war mit Kamerateam vor Ort, dazu Ö1 und zahlreiche Vertreterinnen und Vertreter von Printmedien. Gleichzeitig konnte die Pressekonferenz auch via Livestream mitverfolgt werden.
GENOSSENSCHAFT MEISTENS BESTE OPTION
„Die Genossenschaft ist als Wirtschaftsform moderner denn je. Sie ist ein Modell der Einbindung und Partizipation. Im Vorjahr hatte der ÖGV 26 Neugründungen, 17 davon waren Energiegenossenschaften“,
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Text: Johanna Carotta und Günther Griessmair Fotos: Günther Griessmair
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Peter Haubner und Roland Kuras bei der Pressekonferenz im ÖGV
so Haubner zu Beginn. „Die Genossenschaft ist unbürokratisch, günstig in der Gründung und bietet den Mitgliedern ein sehr hohes Maß an Sicherheit durch eine verpflichtende Revision.“
Haubner und Kuras, der auch Umsetzungspartner des ÖGV und selbst Gründungsmitglied mehrerer Energiegenossenschaften ist, berichteten über ihre Erfahrungen und die Hürden bei der Gründung von genossenschaftlichen Energieprojekten. Zusammen mit den Volksbanken als Finanzierungspartner bieten sie alle Services aus einer Hand. Bisher wurden 25 Energiegemeinschaften mit Unterstützung des ÖGV aufgebaut.
„IM PRINZIP WIE EIN START-UP“
Kuras beschrieb die Dynamik von Energiegenossenschaften: „Eine solche Gemeinschaft ist im Prinzip wie ein Start-up. Rasches Wachstum und der Einstieg neuer Mitglieder – seien es Haushalte oder Unternehmen – können mit der falschen Rechtsform zu Komplikationen oder Unsicherheiten führen. Die einfache Aufnahme von neuen Mitgliedern und Sicherheit sind wichtige Eigenschaften für Energiegemeinschaften.“
Ein Best-Practice-Beispiel ist die Wiener Grätzl Energie. Dort können neue Mitglieder mit einem Beitrag von 50 Euro für private Haushalte und 100 Euro für Unternehmen beitreten. Die Genossenschaft war einer der Pioniere und versorgt heute Abnehmerinnen und Abnehmer im 23. Wiener Gemeindebezirk mit erneuerbarem Strom aus Fotovoltaik. „Jede Energiegemeinschaft beginnt mit einer kleinen Gruppe, später kommen weitere Akteure hinzu. Für uns liegt der Fokus auf Haushalten, aber Unternehmen sind in diesem Ökosystem auch unglaublich wichtig“, so Kuras. Deren Verbrauchsprofile würden sich nämlich mit jenen der Privaten perfekt ergänzen.
LEARNINGS AUS 2 JAHREN ENERGIEGENOSSENSCHAFTEN
„Das Erneuerbaren-Ausbau-Gesetz hat uns einen guten Start ermöglicht, nun gilt es, noch an ein paar Stellschrauben zu drehen“, fasst Haubner zusammen. So lasse sich etwa die Abwicklung von Genehmigungsverfahren optimieren. Kuras tritt hier
für eine Vereinheitlichung der Verfahren über alle Bundesländer hinweg sowie eine raschere Abwicklung ein. Gefordert sind laut Kuras insbesondere die Netzbetreiber, damit der Ausbau der Netzkapazitäten mit der Energiewende Schritt hält. Der Experte dazu: „Wir brauchen einen volldigitalisierten Prozess, der uns erlaubt, qualitative Daten zu sammeln und Verbrauch und Erzeugung effizienter zu gestalten.“ Entscheidend sei die zügige Ausrollung der Smart Meter.
„Erbsenzählen lohnt sich“, so Kuras über das Verbraucherverhalten. „Auch kleine Verbrauchsquellen sind ein relevanter Faktor. Aus einzelnen Erbsen wird irgendwann ein Erbsenberg.“ Haubner: „Ich bin zuversichtlich, dass die Prozesse rund um die Energiegemeinschaften noch verbessert werden können. Es ist normal, dass man aufgrund der Erfahrungen dazulernt. Kein neues Gesetz kann vom Reißbrett weg perfekt sein.“
Ausschlaggebend für das Erreichen der Klimaziele sei zudem die Akzeptanz der Menschen. „Wir brauchen einen Ausbau der Infrastruktur“, so Kuras. Durch die aktive Teilnahme an der Energiewende würden die Menschen ein Bewusstsein und Verständnis entwickeln. g
So titelten die „Kleine Zeitung“, die „Oberösterreichischen Nachrichten“ und die „Salzburger Nachrichten“ ihre Berichte zum Pressegespräch
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Großes mediales Interesse sowohl vor Ort als auch online
für Energieprojekte Expertenwissen
Mit dem „Praxishandbuch Energiegemeinschaften und Alternativenergieprojekte“ ist erstmals ein umfassender Ratgeber erschienen, der alle rechtlichen Aspekte dieser neuen Kooperationsform umfassend beleuchtet. Maßgeblich daran mitgewirkt haben auch die Expertinnen und Experten des ÖGV.
Österreich hat sich – so wie auch die EU –klar zum Ausbau erneuerbarer Energieträger bekannt. Einen Meilenstein bei diesen Bestrebungen bildete 2021 der Beschluss des Erneuerbaren-Ausbau-Gesetzes (EAG), das stark auf Energiegemeinschaften setzt und zugleich das Förderregime neu regelt. Während diese neuen Energiegemeinschaften und insbesondere auch -genossenschaften als vielversprechendes Modell für die kooperative Energieerzeugung sofort auf großes Interesse stießen – auch bei Gründungsprojekten des ÖGV –, waren Informationen und vor allem Fachliteratur zunächst nur spärlich vorhanden und meist sehr allgemein gehalten.
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Text: Stefan Resetarits und Markus Steindorfer Foto: Günther Griessmair
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Das Autorenteam des ÖGV: Barbara Pogacar, Franz Groß, Markus Steindorfer und Stefan Resetarits (v. l. n. r.)
Daher hat Dominik Kurzmann, Rechtsanwalt bei PHH, einer der führenden Wirtschaftskanzleien im Bereich Energierecht und Betreiberin der Plattform energierecht.at, gemeinsam mit dem Linde-Verlag im Herbst 2021 den nunmehr vorliegenden Ratgeber initiiert. Er konnte für das Autorenteam hochkarätige Vertreter aus Beratung und Unternehmenspraxis gewinnen, darunter auch Expertinnen und Experten des ÖGV. So geben Gründungsberaterin
Barbara Pogacar, Ware-Revisionsvorstand
Franz Groß, Markus Steindorfer (Rechtsberatung) und Stefan Resetarits (Interessenvertretung) ihre Erfahrungen aus der genossenschaftlichen Praxis wieder.
UMFASSENDER ÜBERBLICK
ZUM ENERGIERECHT
Das 440 Seiten umfassende Handbuch beleuchtet verschiedenste Aspekte des Energierechts – von der eigentumsrechtlichen Behandlung von Fotovoltaikanlagen auf fremden Dächern und damit verbundenen
Fragen wie Nutzungsrechten über die steuerliche Betrachtung, die Raumordnung und Flächenwidmung bis hin zu den komplexen rechtlichen Rahmenbedingungen am europäischen Energiemarkt. Auch Aspekte der Nachhaltigkeitsberichterstattung und der Bankenregulatorik werden darin behandelt. Zudem bietet das Buch einen Überblick über das EAG und das neue Fördersystem für erneuerbare Energien. Der Schwerpunkt liegt dabei stets auf der Energiegemeinschaft, einem innovativen Modell, bei dem Bürger, regionale Unter-
nehmen und Gemeinden gemeinsam erneuerbare Energie erzeugen, verbrauchen und vermarkten können. In vielen Fällen ist die Genossenschaft die optimale Rechtsform für solche Gemeinschaften. Das Buch bietet praktische Anleitungen, rechtliche Informationen sowie bewährte Vorgehensweisen, um die Gründung und den Betrieb von Energiegemeinschaften zu unterstützen. Es hilft Interessierten dabei, das Potenzial der Gemeinschaftsmodelle auszuschöpfen, die zur Ökologisierung des Energiemarkts, Bürgerbeteiligung und dezentralen Energiesicherheit beitragen. Das Praxishandbuch wurde sowohl als Einstieg in die Thematik als auch als Nachschlagewerk für Detailfragen konzipiert und enthält konkrete Muster für die Gründung und Ausgestaltung von Energiegemeinschaften, Klauseln in Nutzungsverträgen und vieles mehr. g
Linde
440 Seiten
€ 88,–
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Das neue Handbuch
Dominik Kurzmann, Victoria Fischl (Hrsg.) Praxishandbuch Energiegemeinschaften und Alternativenergieprojekte
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Fehler machen? bitte! Ja,
Das Neue erschließt sich nur dem, der ausgetretene Pfade verlässt. Eine fehlertolerante Lernkultur in Unternehmen ist dafür ein Muss. Denn wenn das Umfeld komplex und die Zukunft unvorhersehbar ist, werden Fehlversuche zur Normalität.
Foto: iStockphoto
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DAS WICHTIGSTE IN KÜRZE
Nur da, wo nichts passiert, passieren garantiert keine Fehler. Daher ist eine offene Fehlerkultur essenziell für innovative Unternehmen.
Wo keine Fehler zugelassen werden, geht viel Zeit damit drauf, sich abzusichern. Statt Lösungen zu finden, werden Sündenböcke gejagt. Besser ist es, offen mit Fehlern umzugehen und draus zu lernen.
Allerdings gilt das nicht für alle Fehlertypen: Was folgenschwere Nachwirkungen haben kann, verlangt zwangsläufig eine Null-Fehler-Toleranz. Hier helfen feste Prozesse, vordefinierte Abläufe und Kontrollmechanismen.
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Text: Anne M. Schüller
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In klassischen Unternehmen finden wir oft eine angstvolle Fehlerkultur. Junge Unternehmen hingegen haben längst verstanden: Nur da, wo nichts passiert, passieren garantiert keine Fehler. Deshalb probiert man dort alles Mögliche aus und kalkuliert das Scheitern mit ein. „Start many, try cheap, fail early”, heißt das Prinzip. Man startet viele Projekte, testet sie mit geringen Mitteln, erkennt Flops schnell und eliminiert sie sofort. Für den Fall, dass man scheitert, scheitert man früh. Die Kosten halten sich so in Grenzen.
In der Digitalwelt ist eine gesunde Fehlerkultur demnach völlig normal. In manchen Unternehmen können sich die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für eine ungewöhnliche Auszeichnung qualifizieren: „Stelle ein Projekt vor, das so richtig gegen die Wand gefahren wurde“, lautet die Aufforderung. Der dahinterliegende Sinn: Alle sollen daraus lernen. Nicht der Fehler, sondern die Lernerfahrung wird also gefeiert. Denn eine negative Haltung gegenüber Fehlern erstickt jeden Hauch von Wagemut schon im Keim. Über einen Mangel an Innovationen darf man sich dann nicht wundern.
FEHLER ALS ENTWICKLUNGSCHANCEN
Vielerorts werden Fehler gerne vertuscht – und Scheitern ist inakzeptabel. In der digitalen Szene hingegen werden Fehler als Entwicklungschancen gesehen. Dort fühlt man sich inspiriert von den Geschich -
ten bekannter Unternehmer, die vor ihrem Durchbruch gescheitert sind. So erging es auch Max Levchin, einem Serien-Entrepreneur mit ukrainischen Wurzeln. Die erste Firma, die er gegründet hatte, scheiterte mit einem großen Knall. Die beiden nächsten Firmen scheiterten auch, nur nicht ganz so dramatisch. Die vierte wäre beinahe nicht gescheitert. Die fünfte war PayPal, ein grandioser Erfolg. Mancherorts werden bereits Bewerber bevorzugt, die schon gescheitert sind. Dort weiß man um den Wert dieser Erfahrung. In „gescheitert“ steckt nämlich „gescheiter“. Woher kommt also die Angst vor Fehlern? In der alten Industriekultur konnte jeder Produktionsfehler den Ruin bedeuten, weil klassische Herstellungsprozesse teuer waren. Heute gilt es zu differenzieren: Was folgenschwere Nachwirkungen haben kann, verlangt zwangsläufig eine Null-Fehler-Toleranz. Und natürlich will jeder Kunde eine fehlerfreie Leistung. Hingegen ist Fehlerakzeptanz in der vorgelagerten Entwicklungsund in der anschließenden Optimierungsphase elementar. Dafür gibt es zum Beispiel das Testlabor und den Flugsimulator. Digitale Produkte kommen als Beta-Version auf den Markt und werden mithilfe der User ständig verbessert und weiterentwickelt.
ÜBER DIE „KINDER DES SCHEITERNS“
Zudem kann man Fehler auch differenzierter betrachten: als Lapsus, Panne, Schnitzer, Anlaufschwierigkeit, Ersterfahrung,
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Fehleinschätzung, Rückschlag, Schwachstelle, Sackgasse, Trugschluss, Übersehen, Irrtum. Solche Formulierungen schützen vor dem Gefühl des Versagens und machen Missgriffe verzeihlich. Wem etwas schiefgeht, der braucht keinen Anpfiff, sondern Trost und Ermunterung. Meist ist man ja erst auf dem Weg zur Könnerschaft. Verschiedenes muss ausprobiert werden, und dabei sind Fehlversuche zwangsläufig.
Man korrigiert seine anfängliche Meinung, probiert immer weiter, entdeckt vieles neu. So wird das Straucheln zu einem Überarbeiten von Möglichkeiten.
Dem verdanke ich übrigens mein Lieblingsdessert, wenn ich in Frankreich bin. Seine Geschichte geht so: Eines Tages bemerkte eine der Tatin-Schwestern, die in der Nähe von Orléans ein gutgehendes Restaurant betrieben, dass sie vergessen hatte, den Mürbteig für den Apfelkuchen in die Backform zu geben. Die Äpfel schmorten ohne ihn im Ofen, und die Gäste warteten schon. Plötzlich kam ihr die zündende Idee: Sie gab den Teig über das karamellisierte ApfelButter-Zucker-Gemisch und ließ ihn garen. Die Gäste fanden den Nachtisch köstlich. So wurde aus einem Malheur die legendäre Tarte Tatin, eines von vielen „Kindern des Scheiterns“.
FEHLER SO FRÜH WIE MÖGLICH MACHEN
„Wenn wir nicht genügend Fehler machen, heißt das, dass wir nicht genügend neue Dinge ausprobieren“, sagt Philip Knight, Gründer der Lifestyle-Marke Nike. Einem Anfänger dürfen natürlich mehr Fehler passieren als einem Profi. Niemand ist gleich vom Start weg perfekt. Schließlich stellt sich die Frage: Ist das dem Fehler zugrun -
deliegende Problem kompliziert oder komplex? Bei komplizierten Problemen lassen sich Prozesse über feste Routinen in Richtung Fehlerlosigkeit bringen. Bei komplexen Problemen ist genau das nicht möglich. Sie verlangen zwar Rahmenbedingungen, aber auch Spielraum und freie Bahn. Wer sich schnell verbessern will, braucht demnach eine fehlertolerante Lernkultur. Und man braucht folgenden Punkt auf der Meeting-Agenda: „Welche Erfahrungen ich gemacht habe, die sich alle anderen sparen können.“ Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wissen damit sogleich: Das wird uns hier nie wieder passieren. So kann jede erzählte Geschichte dabei helfen, genau die Fehler zu vermeiden, die andere schon hinter sich haben. Wenn man Fehler hingegen verbirgt, dann machen andere möglicherweise bald denselben Fehler – und das Ganze wiederholt sich unzählige Male. Und wenn man Fehler verschleppt, macht man aus einem Mini- ein Maxiproblem. So entstehen am Ende Großbaustellen.
DIE DREI FEHLERTYPEN
Auf dem Weg zu einer fehlertoleranten Lernkultur gilt es zunächst, die Fehlerkategorien grundsätzlich zu analysieren. Davon gibt es drei:
» Fehlertyp 1: Fehler, die zu einer Katastrophe führen können, weil es um die Sicherheit von Menschen, um Finanzzahlen, Juristisches, die Einhaltung gesetzlicher Vorschriften oder das perfekte Funktionieren eines Produkts geht. Ein Beispiel dafür ist die Normwelt von Industrieunternehmen mit großen Stückzahlen, Massenproduktion und Gleichförmigkeit. Bei diesem Fehlertyp sind feste Prozesse, vor-
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definierte Abläufe und penible Kontrollmechanismen unverzichtbar.
» Fehlertyp 2: Fehler, die beim Erschaffen von Neuerungen entstehen. Das können etwa Produkte, Services oder Lösungen rund um Kundenbedürfnisse und die moderne Arbeitswelt sein. Hier gilt es, Fehlentwicklungen früh zu identifizieren, viel zu testen und anhaltend zu experimentieren. Dabei muss man wissen: Innovationen sind ergebnisoffen, sie beinhalten die Option des Scheiterns, erfordern kleine erste Schritte, verlangen Mut, Frustrationstoleranz, Anpassungsvermögen und psychologische Sicherheit. Nicht die Fehler im Entstehungsprozess sind hier die größte Gefahr. Die größte Gefahr ist die, dass das Unternehmen irrelevant wird, weil die Mitarbeiter sich nichts trauen.
» Fehlertyp 3: Absicht, Nachlässigkeit und Schlamperei. Das sind Fehler, die nicht toleriert werden können. Sie erfordern angemessene Konsequenzen –als Botschaft an den Verursachenden –und an alle, die dabei zuschauen.
DER RICHTIGE UMGANG MIT FEHLERN
Folgendes sollte in den Leitlinien jeder Firma stehen: „Bei uns darf jeder Fehler machen, nur nicht den, ihn zum Schaden des Unternehmens zu vertuschen.“ Denn der falsche Umgang mit Fehlern verursacht gleich fünffache Kosten:
» Aufwendungen für die fehlerhafte Leistungserstellung
» Aufwendungen für die notwendige Mängelbeseitigung
» Umsatzverluste durch die Abwanderung enttäuschter Kunden
» Umsatzverluste, die aus negativer Mundpropaganda entstehen
» Vertrauensverluste aufgrund einer schlechten Reputation
Wo keine Fehler zugelassen werden, geht viel Zeit damit drauf, sich abzusichern. Statt Lösungen zu finden, werden Sündenböcke gejagt. Und überall stehen Besen herum, um Schlamassel unter den Teppich zu kehren. Oder man redet sich Fehltritte schön. Besser, man geht souverän mit seinem Versagen um und entwickelt Fehlerlernkompetenz. Das bedeutet, Fehler schnellstmöglich aufzudecken, Missstände rasch zu beseitigen und gemeinsam zu besprechen, wie Fehler in Zukunft verhindert werden können. Nicht der Mensch, der einen Fehler gemacht hat, ist das Problem, sondern der Fehler selbst. g
Das Buch zum Thema
Anne M. Schüller Bahn frei für Übermorgengestalter Gabal Verlag, 216 Seiten, € 24,90 ISBN 978-3967390933
Anne M. Schüller ist Managementdenker, Keynote-Speaker, mehrfach preisgekrönte Bestsellerautorin und Businesscoach. Die Diplom-Betriebswirtin gilt als führende Expertin für Zukunftsstrategien und kundenzentrierte Unternehmensführung. Dazu hält sie Impulsvorträge auf Tagungen, Fachkongressen und Online-Events. 2015 wurde sie für ihr Lebenswerk in die Hall of Fame der German Speakers Association aufgenommen. Beim Business-Netzwerk LinkedIn wurde sie Top-Voice 2017 und 2018. Von Xing wurde sie zum Spitzenwriter 2018 und zum Top Mind 2020 gekürt. Ihr Touchpoint-Institut bildet zertifizierte Touchpoint-Manager und OrbitOrganisationsentwickler aus. www.anneschueller.de
Das Buch zeigt 25 rasch umsetzbare Initiativen und weit über hundert Aktionsbeispiele, um zu einem Überflieger der Wirtschaft zu werden. Kompakt und unterhaltsam veranschaulicht es jedem, der helfen will, eine bessere Zukunft zu gestalten, die maßgeblichen Vorgehensweisen in drei Bereichen: Wie machen wir die Menschen stärker, das Zusammenarbeiten besser und die Innovationskraft im Unternehmen größer?
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EACB-Studie:
Wie Genossenschaftsbanken in Europa ihre Mitglieder fördern
Die Europäische Vereinigung der Genossenschaftsbanken (EACB) hat in einer aktuellen Studie erhoben, was die ihr angeschlossenen Banken im Bereich der Mitgliederförderung bieten. Die Ergebnisse offenbaren ein breites Spektrum an Vorteilen für den Einzelnen, aber auch für die Region.
Die Studie, an der 16 genossenschaftliche Bankengruppen in ganz Europa – darunter auch die österreichischen Volksbanken –teilgenommen haben, bildet den Auftakt für eine Kampagne, mit der die EACB das Modell der Genossenschaftsbank und seine Stärken ins Bewusstsein von Politik und Öffentlichkeit rücken möchte. In der Untersuchung werden unterschieden:
» direkte Vorteile für Mitglieder
» indirekte Vorteile für Mitglieder
» gemeinschaftliche Vorteile
» Vorteile für die Gesellschaft als Ganzes
MITGLIEDSCHAFT, DIE SICH LOHNT
Direkte persönliche Vorteile seien ein entscheidender Faktor, um Kundinnen und Kunden von einer Mitgliedschaft zu überzeugen, wird in der Studie betont. Insgesamt wurden elf solche finanzielle, aber auch nichtfinanzielle Vorteile identifiziert. Vor allem auf erstere habe auch die nationale Gesetzgebung entscheidenden Einfluss: So gebe es Länder, in denen etwa unterschiedliche Preise für Mitglieder und Nichtmitglieder unzulässig seinen, schreiben die Autoren. Am häufigsten – in 71 Prozent der Fälle – bieten die
Genossenschaftsbanken Vergünstigungen bei Servicegebühren. Gleich dahinter folgt die Zahlung einer jährlichen Dividende an die Mitglieder. Hier wird in der Studie allerdings darauf hingewiesen, dass eine solche nur bei 13 der 16 befragten Bankengruppen überhaupt infrage kommt, die übrigen kennen keine Geschäftsanteile. Etwas mehr als jede dritte Bank setzt auf höhere Sparzinsen für Mitglieder, dahinter folgen Vergünstigungen bei Kreditzinsen und Treueboni.
Daneben setzen viele Banken auch stark auf nichtfinanzielle Vorteile: Vier von fünf genossenschaftlichen Bankengruppen bieten bestimmte Services und Produkte exklusiv für Mitglieder an. Noch häufiger sind Veranstaltungen für Mitglieder: 86 Prozent setzen auf dieses Instrument, wobei die Palette von Expertenreferaten über Unterhaltung bis hin zu Sportveranstaltungen reicht. Rund zwei Drittel legen einen Fokus auf Networking und Information, jede zweite genossenschaftliche Gruppe setzt auf eigene Mitgliederkarten, die Zugang zu regionalen Vergünstigungen bieten.
Im Schnitt werden den Mitgliedern 5,5 direkte Vorteile – finanzielle und nichtfinanzielle –geboten, wobei die Bandbreite von zwei bis elf reicht.
DER FAKTOR MITBESTIMMUNG
Zu den indirekten Vorteilen für Mitglieder zählt die Studie vor allem die Rechte, die sich aus der genossenschaftlichen Mitgliedschaft ergeben. Dazu gehören insbesondere Stimm- und Mitbestimmungsrechte, aber auch umfassende Informationsrechte. So geben drei Viertel der genossenschaftlichen Bankengruppen an, ihre Mitglieder aktiv über die Geschäftsentwicklung der Bank sowie über Trends und Entwicklungen der lokalen Wirtschaft zu informieren.
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Text: Günther Griessmair Grafik: iStockphoto, EACB
VORTEILE FÜR DIE REGIONALE GEMEINSCHAFT …
Praktisch alle Genossenschaftsbanken setzen Aktivitäten zur Verbesserung des Lebensumfelds ihrer Mitglieder. Die meisten geben an, an lokale Wohltätigkeitsorganisationen zu spenden, Sport- und Kulturvereine zu unterstützen, sich in Umweltinitiativen zu engagieren oder bezahlbaren Wohnraum zu fördern. 75 Prozent bieten ein Netzwerk für lokale Unternehmen, um den Erfahrungsund Wissensaustausch zu fördern. Knapp 70 Prozent der Genossenschaftsbanken haben in ihren Beschaffungsrichtlinien festgelegt, dass der Kauf von Produkten und Dienstleistungen aus der Region priorisiert werden soll.
… UND FÜR DIE GESELLSCHAFT ALS GANZES
In Betonung der eigenen Wurzeln und um sich von anderen Finanzakteuren abzugrenzen, setzen viele genossenschaftliche Bankengruppen auch Initiativen, die
nationale oder gar internationale Wirkung entfalten. In der Studie geben rund 70 Prozent an, Treiber oder Vorreiter in öffentlichen Debatten zu sozioökonomischen oder ökologischen Themen zu sein. Hier geht es beispielsweise um finanzielle Bildung oder die Energiewende. Mehr als die Hälfte der Genossenschaftsbanken unterstützt Genossenschaftsunternehmen in aufstrebenden Sektoren wie Energie, Gesundheitswesen und Wohnungsbau. Und schließlich leisten neun von zehn befragten Banken spontan finanzielle Hilfe etwa bei Naturkatastrophen im In- und Ausland. „Genossenschaftliche Leistungen sind für die Marktpositionierung und im Wettbewerb von großer Bedeutung, da sie von den anderen Banken nicht kopiert werden können. Insbesondere das soziale Kapital des Mitgliedernetzwerks sollte von den Genossenschaftsbanken gestärkt werden“, heißt es in der Studie abschließend.
Die ganze Studie zum Downloaden gibt’s auf: www.eacb.coop g
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Europa hat sich hohe ESG-Ziele gesteckt und die Weichen in Richtung Kreislaufwirtschaft gestellt. Was diese Transformation der Wirtschaft bedeutet und warum Genossenschaften dabei einen Startvorteil haben.
Kooperieren für den
Green Deal
Die Herstellung immer vielfältigerer Produkte, die wir immer kürzer verwenden und dann wegwerfen, verschlingt natürliche Ressourcen, die in wachsenden Müllbergen verschwinden. Zumindest in Europa soll sich das bis 2050 ändern. Die EU-Mitgliedsländer haben sich darauf geeinigt, das Ziel der Klimaneutralität in verbindliche Rechtsvorschriften zu gießen. Als Leitfaden für die Politik der nächsten 30 Jahre verfolgt der Green Deal im Wesentlichen zwei Ziele:
» Erstens soll der Umbau der traditionellen Wirtschaft zu einer Kreislaufwirtschaft wertvolle Ressourcen möglichst lange in der Produktion und im Lebenszyklus halten.
» Zweitens geht es damit um die Eindämmung von Umweltverschmutzung und die Wiederherstellung der biologischen Vielfalt.
KREISLAUFWIRTSCHAFT UND GENOSSENSCHAFT
Bereits im März 2020 hat die EU einen Aktionsplan für die Kreislaufwirtschaft verabschiedet, der sich auf Gestaltung, Produktion, Reparatur, Recycling und Konsumenteninformation konzentriert. Eine
Kreislaufwirtschaft lebt von Kooperation und Kommunikation über die Grenzen eines Unternehmens hinaus. Es geht darum, geeignete Partner zu finden, die das brauchen und verwerten können, was in einem anderen Unternehmen als Abfall anfällt oder als Überkapazität zur Verfügung steht. Unternehmen müssen künftig ihre Wertschöpfungsketten stärker verschränken –und das machen Genossenschaften schon seit über 150 Jahren.
Ein Beispiel zum Thema Energie: Eine Brauerei produziert neben dem eigentlichen Produkt auch Abwärme, die umliegende Gewerbebetriebe oder Haushalte zum Heizen verwenden können. Das trägt dazu bei, die CO2-Emissionen der Energieindustrie zu senken, die weltweit immerhin 37,6 Prozent ausmachen. Ein anderes Beispiel aus dem Transportsektor, auf dessen Konto weltweit 20,1 Prozent aller CO2-Emissionen gehen: Frächter schließen sich mit dem Lebensmittelhandel in Plattformen zusammen, um Leerfahrten zu vermeiden und Wege sowie Ladekapazitäten optimal abzustimmen. Das spart neben Treibhausgasen auch Geld. Schließlich sind auch Konsumenten wesentliche Akteure, wenn es um den Umbau zu einer Kreislaufwirtschaft geht. Laut EU produziert jeder Bürger fast eine halbe Tonne Abfälle pro Jahr. Allein im Bereich Verpa -
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Text: Andrea Karner Foto: iStockphoto
ckungen erreicht die Menge der Siedlungsabfälle einen Höchststand von 173 Kilo pro Einwohner. Wenn Haushalte Müll trennen und eifrig Plastikabfälle sammeln, sind das für die Industrieproduktion wertvolle Rohstoffe, die bisher nur zu zwölf Prozent recycelte Materialien verwendet. Das neue Modell der Kreislaufwirtschaft bedeutet für alle Akteure der Wirtschaft vor allem auch eine vertrauensvolle Zusammenarbeit, Respekt vor Menschen und der Umwelt sowie eine gute und offene Kommunikation. Profitable Alleingänge und die Anhäufung von Kapital und Macht in einer Hand sollten der Vergangenheit angehören. Mit dem Ziel der Klimaneutralität bis 2050 will der Green Deal nämlich auch einen gerechten und inklusiven Übergang gewährleisten und dabei niemanden zurücklassen.
WAS AUF UNTERNEHMEN ZUKOMMT
Für all das steht ein Investitionsvolumen von 350 Milliarden Euro bereit. Damit Kapital auch tatsächlich in nachhaltige Investments fließt, hat die EU-Kommission die sogenannte Taxonomie-Verordnung verabschiedet. Sie schafft eine gemeinsame Sprache für Investoren, die mit ihren Geldern einen substanziellen positiven Einfluss auf das Klima und die Umwelt ausüben wollen. Entsprechend der Verordnung werden Unternehmen künftig den Nachweis darüber erbringen müssen, was sie in den Bereichen Environment, also Umwelt, Soziales und Government zur Erreichung der EU-Nachhaltigkeitsziele leisten. Daraus leitet sich die Abkürzung ESG ab.
Während derzeit nur kapitalmarktorientierte Unternehmen verpflichtet sind, jährlich über die umgesetzten ESG-Kriterien zu berichten, werden es 2026 schon 20-mal so viele Unternehmen sein. In Österreich müssen im kommenden Jahr rund 120 Unternehmen ein Nachhaltigkeitsreporting er-
stellen, ab 2025 stehen 2.500 in der Pflicht, und ab 2026 kommen noch alle börsennotierten KMU dazu. Fakt ist zudem: Auch wenn der Gesetzgeber viele kleinere Betriebe noch nicht direkt adressiert, werden sie als Lieferanten und Partner im Sinne der nachhaltigen Geschäftspolitik durchleuchtet werden müssen. Im Risikomanagement werden Banken die Ratingkriterien, die bereits für berichtspflichtige Unternehmen gelten, sukzessive auch auf alle anderen Kommerzkunden ausrollen, denn für sie gilt die Sustainable Finance Disclosure Regulation. Das heißt: Selbst KMU, die noch nicht betroffen sind, sollten sich vorbereiten. Für Genossenschaften sind erweiterte Berichtspflichten tatsächlich nichts Neues: Sie haben Eigentümer, Geschäftspartner, Mitarbeiter sowie andere Stakeholder, die seit jeher einen erhöhten Informationsbedarf haben, der mit der besonderen Struktur und den Zielen dieser Rechtsform verbunden ist. Besonders für Energiegenossenschaften gilt: Sie sind regional, nicht gewinnorientiert organisiert, agieren mit ehrenamtlichen Funktionären. Strom wird von den Mitgliedern selbst produziert und verkauft. Den Preis legt die Genossenschaft fest. Das garantiert allen Mitgliedern wirtschaftliche Vorteile, sichert die regionale Versorgung und langfristig Unabhängigkeit vom Weltmarkt. g
Internet-Tipp
Der neue Ratgeber „So geht Nachhaltigkeit für KMU und Genossenschaften: Schwerpunkt Kreislaufwirtschaft“ der Volksbanken und des ÖGV ist jetzt kostenlos zum Downloaden erhältlich: www.genossenschaftsverband.at/nachhaltigkeit
Andrea Karner leitete mehrere Jahre die Geschäftsfelder Kommunikation und csrTAG bei respACT, Österreichs führender Unternehmensplattform für Wirtschaften mit Verantwortung. Zuvor war sie Generalsekretärin der CIBP und viele Jahre Chefredakteurin des „cooperativ“.
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Virtuelle Generalversammlung wird Dauerrecht:
Gekommen, um zu bleiben
DAS WICHTIGSTE IN KÜRZE
Das neue Gesetz stellt klar: Generalversammlungen können künftig online oder hybrid abgehalten werden, wenn diese Möglichkeit in der Satzung verankert ist.
Der ÖGV hat eine Empfehlung formuliert, welche Änderungen und Ergänzungen dazu im Statut vorgenommen werden sollten.
Letztlich entscheidet dann der Vorstand, ob die Generalversammlung im konkreten Fall in Präsenz, hybrid oder online stattfindet.
Es gilt, alle Vor- und Nachteile sorgsam abzuwägen: Einerseits lässt eine Online-Veranstaltung mehr Teilnehmer erwarten, andererseits gilt es, technische Hürden zu überwinden, und der persönliche Austausch kann erschwert werden.
Mit dem Virtuelle-Gesellschafterversammlungen-Gesetz ist im Sommer eine Errungenschaft der Coronazeit ins Dauerrecht übergeführt worden. Es gibt jetzt klare Regeln für die Online-Abhaltung von General- und Hauptversammlungen. Was dabei zu beachten ist und welche Vor- oder auch Nachteile es gibt.
COOPERATIV 3/2023 32 TIPPS & SERVICE
Text: Barbara Pogacar
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Während der Coronakrise hat der Gesetzgeber eine Reihe von Sondergesetzen erlassen. Damit war es unter anderem möglich, Vorstands-, Aufsichtsrats- und Gesellschafterversammlungen online oder auch hybrid (eine Mischform aus persönlicher und virtueller Teilnahme) abzuhalten. Diese Regelung ist mit Ende Juni dieses Jahres ausgelaufen.
Bei Vorstands- und Aufsichtsratssitzungen besteht die Zulässigkeit der Online-Abhaltung auch ohne eigene Gesetzgebung weiter, sofern diese Möglichkeit in der Satzung oder in den Geschäftsordnungen für Vorstand oder Aufsichtsrat festgelegt ist. Bei den Generalversammlungen bedurfte es aber einer klaren Regelung für die Zukunft. Einzelne Firmenbuchgerichte hatten schon in der Vergangenheit die Zulässigkeit von Online-Versammlungen akzeptiert, der Großteil aber nicht.
WAS IN DER SATZUNG STEHEN MUSS
Nunmehr ist aber klargestellt: Generalversammlungen von Genossenschaften können, wenn dies vom Vorstand gewünscht ist, online oder auch hybrid abgehalten werden. Bedingung ist allerdings, dass dies in der Satzung verankert wird. Der ÖGV empfiehlt dazu folgende Ergänzungen und Klarstellungen im Statut:
» Die Generalversammlung kann sowohl als Präsenzversammlung als auch als virtuelle Versammlung oder als hybride Versammlung einberufen werden. Die Entscheidung, in welcher Form die Versammlung durchgeführt wird, obliegt dem einberufenden Organ, das bei dieser Entscheidung die Interessen der Genossenschaft sowie der Genossenschaftsmitglieder angemessen zu berücksichtigen hat. Wird eine virtuelle oder hybride Versammlung einberufen, dann entscheidet das einberufende Organ auch, ob diese als einfache virtuelle Versammlung mit einer akustischen und optischen Zweiwegverbindung in Echtzeit oder als
moderierte virtuelle Versammlung ohne eine solche Zweiwegverbindung abgehalten wird.
» Bei der moderierten virtuellen Versammlung ist jedenfalls zu gewährleisten, dass die Versammlung für die Teilnehmer optisch und akustisch in Echtzeit übertragen wird und Wortmeldungen, Abstimmungen sowie ein allfälliger Widerspruch der Genossenschaftsmitglieder im Weg elektronischer Kommunikation (etwa durch eine E-Mail an den Versammlungsleiter oder durch eine Chat-Nachricht) möglich sind. Wird einem Genossenschaftsmitglied das Wort erteilt, ist ihm eine Redemöglichkeit im Weg der Videokommunikation zu gewähren. Das betreffende Genossenschaftsmitglied kann auf diese Möglichkeit verzichten und seine Wortmeldung ausschließlich im Wege elektronischer Kommunikation schriftlich oder akustisch abgeben.
» Wird eine hybride Versammlung einberufen, steht es den einzelnen Teilnehmern frei zu entscheiden, ob sie physisch oder virtuell teilnehmen. Es ist jedenfalls zu gewährleisten, dass physische und virtuelle Teilnehmer gleichwertig behandelt werden.
» Die technischen und organisatorischen Voraussetzungen für die virtuelle Teilnahme werden – soweit sie sich aus dem Gesetz oder aus dieser Satzung nicht zwingend ergeben – vom einberufenden Organ festgelegt und sind in der Einberufung anzugeben.
» Bestehen zu Beginn oder während einer virtuellen Versammlung Zweifel an der Identität eines Teilnehmers, hat der betroffene Teilnehmer der Aufforderung des Versammlungsleiters nachzukommen, seine Identität auf geeignete Weise nachzuweisen. Kommt der Teilnehmer dieser Aufforderung nicht nach oder ist er nicht in der Lage, seine Identität zweifelsfrei nachzuweisen, kann er von der Versammlung ausgeschlossen werden. Ansonsten
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gelten für die Einberufung und die Durchführung von virtuellen Versammlungen dieselben gesetzlichen oder satzungsmäßigen Regelungen wie für Präsenzversammlungen.
» Für ein allfälliges technisches Versagen während einer virtuellen Versammlung ist die Genossenschaft nur insoweit verantwortlich, als es ihrer Sphäre zuzurechnen ist. Hingegen sind individuelle Verbindungsprobleme eines Teilnehmers diesem zuzurechnen und hindern nicht an der Fortsetzung der Versammlung ohne die Teilnahmemöglichkeit des betroffenen Teilnehmers. In diesem Fall wird der Teilnehmer so behandelt, wie wenn er bei einer Versammlung in Präsenz diese verlassen hätte.
Die Entscheidung, ob virtuelle Versammlungen in der Satzung der Genossenschaft ermöglicht werden sollen oder nicht, muss allerdings gut durchdacht werden. Denn die praktischen Erfahrungen der letzten Jahre haben gezeigt, dass es sowohl Vorals auch Nachteile gibt. Nicht in jedem Fall ist die Abhaltung einer Online-Generalversammlung somit die ideale Lösung.
DIE VORTEILE DER ONLINE-ABHALTUNG
Für die Online-Variante kann vor allem die potenziell höhere Teilnehmerzahl sprechen: Bei Genossenschaften, deren Mitglieder weit verstreut wohnen und arbeiten, entfällt die Anreise, sodass die Teilnahmebereitschaft steigen wird. Eine hohe Teilnehmerzahl kann wiederum bewirken, dass die gefassten Beschlüsse stärker von
den Mitgliedern mitgetragen werden, da sie in die Beschlussfassung eingebunden waren. Das gilt aber nur unter der Voraussetzung, dass alle Mitglieder über die technischen Mittel für die virtuelle Teilnahme verfügen.
Durch eine Online-Abhaltung können zudem Kosten etwa für Räumlichkeiten gespart werden – sofern früh Planungssicherheit herrscht. Dies ist dann der Fall, wenn eine allfällige Präsenzteilnahme vorher angemeldet werden muss und dieses Anmeldeverfahren von den Mitgliedern auch akzeptiert und eingehalten wird. Allerdings ist zu bedenken: Auch Mitgliedern, die ohne vorherige Anmeldung doch persönlich zur Generalversammlung erscheinen, wird man den Zutritt aus rechtlichen Gesichtspunkten wohl nicht verwehren können.
Ein weiterer Vorteil kann sein, dass bei einer Online-Veranstaltung ergänzende Inhalte wie Präsentationen neuer Produkte ohne große Mehrkosten einer breiten Teilnehmerzahl gezeigt werden können.
DIE KEHRSEITE DER MEDAILLE
Die praktischen Erfahrungen der Coronazeit haben aber auch Nachteile einer Online-Abhaltung von Generalversammlungen offenbart, die bei der Planung nicht außer Acht gelassen werden dürfen: Zum einen ist die Altersstruktur der Mitglieder zu berücksichtigen und damit verbunden die Frage zu klären: Verfügen auch wirklich alle über die technischen Voraussetzungen für eine Online-Teilnahme? Und wie hoch ist der Aufwand für die technische Umsetzung des Online-Events?
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Ein heikler Punkt ist auch die Stimmabgabe: Wer kümmert sich um die rasche Auszählung der Stimmen bei einer sehr großen Zahl an Online-Teilnehmern? Es muss zudem beachtet werden, dass gegebenenfalls eine geheime Stimmabgabe möglich sein muss. In der Regel wird dafür ein spezieller E-Mail-Account für die Stimmabgabe eingerichtet, oder es werden entsprechende technische Verfahren eingesetzt, die eine Geheimhaltung garantieren.
Und schließlich muss vorab geklärt werden, wie die Identität der Teilnehmer festgestellt werden soll. Bei einer kleinen Gruppe wird diese Identitätsfeststellung leichter sein als bei einem großen Kreis an Mitgliedern. Es muss jedenfalls auch sichergestellt werden, dass die Zugangsdaten zur Online-Generalversammlung nicht an Nichtmitglieder weitergegeben werden. Es hat sich überdies gezeigt, dass viele Genossenschaften und deren Mitglieder die Abhaltung der Generalversammlung gern zum persönlichen Austausch nutzen. Diese Möglichkeit fällt bei der Online-Versammlung weitgehend weg. Es gibt in solchen Fällen auch kein geselliges Beisammensein und kein Rahmenprogramm, bei dem ein physischer Meinungsaustausch möglich ist.
PROBLEMSTELLUNGEN BEI HYBRIDER ABHALTUNG
In den letzten Jahren haben auch viele Generalversammlungen als sogenannte Hybrid-Veranstaltungen stattgefunden, mit einer Mischung aus physisch teilnehmenden Mitgliedern und einer Gruppe von OnlineTeilnehmern. Dabei haben sich zusätzlich
zu den oben schon angeführten Vor- und Nachteilen noch weitere Fragestellungen aufgetan, die geklärt werden müssen. So sollte technisch gewährleistet sein, dass die online teilnehmenden Mitglieder die anwesenden sehen und vor allem auch hören können, damit eine reibungslose Abhaltung der Generalversammlung möglich ist. Gespräche der jeweiligen Mitgliedergruppen untereinander sollten dabei – soweit möglich – unterbunden werden. Das bedeutet etwa, dass die Chat-Funktion zwischen den Online-Teilnehmern abgeschaltet sein sollte und nur die Kommunikation mit dem Vorsitzenden zulässig ist. Nur so kann die Veranstaltung in geregelten Bahnen verlaufen.
Im Fall von technischen Schwierigkeiten muss sichergestellt sein, dass die OnlineTeilnehmer die Störung auch rasch bekannt geben können und ein Weg besteht, sie dennoch abstimmen zu lassen, sofern ihre Identität weiterhin feststeht – etwa über E-Mail-Stimmabgabe.
FAZIT
In vielen Fällen wird es sich anbieten, zumindest die Möglichkeit einer Online-Abhaltung der Generalversammlung in der Satzung zu ermöglichen. Die Entscheidung, wie die Veranstaltung dann tatsächlich abgehalten wird, kann dann der Vorstand treffen, wobei er sich an den technischen Möglichkeiten der Mitglieder und der Genossenschaft, den erwarteten Kosten und der Bedeutung des persönlichen Meinungsaustausches und Fragerechts der Mitglieder im konkreten Fall orientieren sollte. g
Barbara Pogacar ist Leiterin der Abteilung Beratung, Betreuung und Koordination für die Waren- und Dienstleistungsgenossenschaften im ÖGV. Sie unterstützt und berät auch zur Umsetzung der virtuellen Generalversammlung. E-Mail: b.pogacar@genossenschaftsverband.at
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Das Geldleben der Österreicher
Zum bereits achten Mal hat die TeamBank mit der bevölkerungsrepräsentativen Liquiditätsbarometer-Studie die finanzielle Lage der Österreicherinnen und Österreicher untersucht. Wie steht es aktuell ums liebe Geld? Wo wird am ehesten gespart? Die wichtigsten Antworten im Überblick.
INFOGRAFIK
Quelle:
INFOGRAFIK
Liquiditätsbarometer Österreich 2023 der TeamBank, Marktforschungsinstitut YouGov, Sample: 1.478 Österreicherinnen und Österreicher im Alter von 18 bis 79 Jahren
Im Reich der Maya
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Honduras und Guatemala – das sind zwei Länder in Zentralamerika, die mit einer reichen Geschichte und einem bunten Jetzt aufwarten können. Wir nehmen Sie mit auf eine Reise zu den alten MayaStätten, den Relikten der Kolonialzeit und den Menschen, die irgendwo dazwischen leben.
Es rumpelt gewaltig, und der Wind pfeift mir um die Ohren. Gut eingepackt sitze ich auf der Ladefläche eines kleinen Trucks. Den ungewöhnlichen Sitzplatz habe ich gewählt, weil mir bei den zahlreichen Kurven oftmals übel wird. Positiver Nebeneffekt: So habe ich einen Rundumblick auf unserer Fahrt durch Honduras und Guatemala. Aber nicht nur die Straßen-, sondern auch die Sicherheitsverhältnisse sind eine Herausforderung auf dieser Reise. So gibt es Streckenabschnitte, auf denen von dubiosen Gestalten Schlaglöcher händisch ausgebessert werden. Dafür wollen sie Geld, das man besser ohne große Diskussionen bezahlt. Nach dem Vorbeifahren werden die Steine dann wieder aus den Schlaglöchern entfernt, um wieder „Ausbesserungen“ vorzunehmen. Auch allgemeine Sicherheitsregeln gilt es unbedingt zu beachten.
Sowohl in Honduras als auch in Guatemala sind Schusswaffen weit verbreitet. So entdecken wir beispielsweise bei einem Hauseingang den Hinweis: „Eintritt mit Waffen verboten“. Wir sind zu dritt unterwegs und haben das Glück, dass einer von uns bereits einige Jahre im Bereich der Mikrofinanzierung vor Ort tätig war und die Usancen bestens kennt.
DIE HOCHKULTUR DER MAYA
Nach dem Besuch der honduranischen Hauptstadt Tegucigalpa ist unser Ziel Copán, das neben Tikal (Guatemala) und Palenque (Mexiko) zu den größten Attrak-
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Text und Fotos: Anton Schmoll
Mitten im Dschungel gelegen: Die berühmte Maya-Stätte von Tikal
tionen der Maya-Welt zählt. Die Stadt wurde um das Jahr 1000 v. Chr. gegründet. Da sie durch ihre Lage eine Art Außenposten des Maya-Gebietes darstellte, fand dort ein reger Handel statt – wichtige Güter waren beispielsweise Jade und Obsidian. Gleichzeitig kontrollierte die Stadt die Handelswege des östlichen Reiches, was zu großem Reichtum führte. Im Laufe der Jahre wuchs Copán und wurde zu einem wichtigen kulturellen und politischen Zentrum. Der große Aufstieg begann im 5. Jahrhundert mit dem bedeutenden Herrscher Yax Kuk Mo. Er gilt als Begründer jener Dynastie, die fast 400 Jahre lang hier regierte.
Das Herz der Stadt bildet die Gran Plaza mit der Akropolis und den ihr angeschlossenen Stufenpyramiden und Palästen. Die Ruinenstätte von Copán beeindruckt vor allem mit ihren Stelen und präzisen Steinmetzarbeiten. Die von den Maya „lakam tuun“ (großer Stein) genannten Pfeiler tragen an allen Seiten Verzierungen, Gravuren oder Inschriften, die über das Leben der dargestellten Könige und deren Taten berichten. Aufgestellt wurden die Stelen meist zu politischen Jubiläen. Dazu mussten die Bewohner aber die tonnenschweren Steinpfähle oft erst steile Berghänge hinauf transportieren.
Vor einem mächtigen Pyramidenbau im Zentrum steht der sogenannte Altar Q. Er ist ein wichtiges Schlüsseldokument der Maya-Forschung in Copán. Auf seinen vier Seiten sind die bis 763 regierenden 16 Könige abgebildet, jeder auf seiner Namensglyphe sitzend. Auf der Vorderseite sehen wir
links den Dynastiebegründer Yax Kuk Mo. Ihm gegenüber sitzt der letzte Herrscher Yax Pak mit dem Regierungszepter. Er ließ diesen Altar errichten. Unter dem Altar fanden die Forscher 15 Jaguarskelette – Opfer für jeden der 15 Vorfahren. Der Jaguar galt als Sinnbild für Herrscher, Macht und Unterwelt und symbolisierte die Verbindung zu den Verstorbenen.
Das Highlight der archäologischen Stätte ist zweifellos die Hieroglyphentreppe, die der 15. Herrscher anfertigen ließ: Steinmetze, Schreiber und Künstler schufen eines der bedeutendsten Kulturdenkmäler der Neuen Welt. Die Treppe besteht aus 55 Stufen mit insgesamt 2.200 Steinblöcken, die mit Hieroglyphen überzogen sind. Es wird hier die Geschichte von Copán von 545 bis 745 n. Chr. erzählt. Damit stellt diese Treppe in ihrer Gesamtheit den längsten in Stein gemeißelten Text in Maya-Schrift dar. Rund ein Drittel davon ist bis heute übersetzt. Typisch für die Maya-Zivilisation waren auch die Ballspielplätze. Jener von Copán ist der zweitgrößte, der im Gebiet der Maya entdeckt wurde. Sein Spielfeld wird von zwei aus Tuffstein errichteten Böschungen eingegrenzt. Das Spiel war weniger als Leibesübung gedacht, die Regeln folgten vielmehr mythologischen Gesetzen. Ballspielplätze galten als Symbol für die Grenze zwischen natürlicher und übernatürlicher Welt. So beschrieb etwa der gespielte Ball die Flugbahnen der Himmelskörper und musste bestimmte Markiersteine treffen.
BEI NASENBÄREN UND BRÜLLAFFEN
Oben an der Karibikküste überschreiten wir die Grenze zu Guatemala und gelangen nach einem Besuch bei den Garifunas in den Dschungel von Peten. Der riesige Nationalpark ist die siebtgrößte Regenwaldreserve der Erde.
In einer Lodge inmitten der Natur können wir in der Nacht die verschiedensten Geräusche der Tierwelt vernehmen. Vor allem die Brüllaffen sind mit ihrem furchteinflößenden Geschrei allgegenwärtig. Es hört sich manchmal an, als würde irgendwo im Dschungel eine wilde Zeremonie abgehalten. Am Tag begegnen wir immer wieder Herden von Nasenbären, die auf die Abfälle der Besucher warten.
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Der Altar Q in Copán mit seinen Darstellungen der Maya-Könige
Eine der vielen Grabbeigaben in Tikal: Maske aus Jade
TIKAL – TEMPEL IM DSCHUNGEL
Mitten im Dschungel liegt eine der wichtigsten archäologischen Stätten der MayaZivilisation in Guatemala: Tikal. Fast mystisch und magisch ragen die Spitzen der Pyramiden über die Baumwipfel hinaus. Zur Zeit der Wiederentdeckung im Jahr 1848 gab es hier keine Wege – die Tempel, Pyramiden und Paläste waren vollständig vom Dschungel überwuchert und nur als steile Hügel erkennbar. Auf einer Fläche von 16 Quadratkilometern verzeichneten die Forscher Überreste von 3.000 Bauwerken. Das gesamte Gebiet wurde zum Weltkulturerbe erklärt. Bis heute sind nur einzelne Bauwerke und Wege freigelegt. Der Rest des Areals besteht aus dichtem Urwald und Trampelpfaden, auf denen wir mit uns mit einem Guide die wichtigsten Sehenswürdigkeiten ansehen.
Die Geschichte von Tikal reicht bis in die Zeit vor Christi Geburt zurück, ihre Blütezeit erlebte die Stadt zwischen dem 4. und 9. Jahrhundert. Damals zählte sie mehr als 100.000 Einwohner, war die strahlendste Stadt der Maya-Zivilisation und sogar größer als zur selben Zeit Rom.
Die große Plaza wird beherrscht von zwei sich gegenüberliegenden Tempeln. Der Tempel I, auch „Großer Jaguar“ genannt, ist mit 52 Metern Höhe das Wahrzeichen der gesamten Maya-Kultur. Er wurde vom 26. Fürsten, dem mächtigen König Ah Cacau,
errichtet, der von 682 bis 734 regierte. Der „Große Jaguar“ besitzt neun stufenförmige Terrassen, in deren Mitte eine steile Treppe bis zum Spitze führt, auf der das Heiligtum errichtet ist. Hier standen die Priester, um dem Volk zu erklären, dass sie es geschafft hatten, die Götter gnädig zu stimmen.
1958 wurde unter der Pyramide das Grab des Fürsten mit kostbaren Grabbeigaben entdeckt. Mehr als 180 Jadestücke schmückten ihn. Jade galt wegen seiner grünen Farbe als Atem des Lebens und als Symbol für Fruchtbarkeit. Besonders berühmt: die Mosaikmaske, die aus Jade, Muscheln und Perlmuscheln besteht. Anhand einer Skizze erklärt uns unser Guide ein interessantes Phänomen: So ist vom Eingang der Tempelpyramide IV an zwei für die Maya heiligen Tagen der Sonnenauf- und -untergang exakt im Dachkamm des in der Gebäudeachse liegenden Tempels I zu sehen.
ERHOLUNG AM ATITLÁN-SEE
Neben den großartigen Kulturdenkmälern besticht Guatemala aber auch durch seine Landschaften und vor allem durch seine Menschen. Vom heißen Tiefland des Peten führt uns unsere Reise über Santa Cruz del Quiché in das Hochland mit seinen Vulkanen, Dörfern und Märkten der Indigenas.Zunächst machen wir nach einer langen und anstrengenden Fahrt Halt beim
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Der Tempel I, auch „Großer Jaguar“ genannt, ist mit 52 Metern Höhe das Wahrzeichen der Maya-Kultur
Atitlán-See. Er liegt 150 Kilometer westlich der Hauptstadt in 1.560 Metern Höhe. Unsere Anlage befindet sich am nördlichen Seeufer in Panajachel. In einem wohlig warmen Pool sitzend bestaunen wir dieses einmalige Ensemble an Naturschönheiten: den tiefblauen, ruhigen See, die wie an einer Perlenkette aufgereihten kleinen Orte und die drei beeindruckenden Vulkane San Pedro, Toliman und Atitlán im Hintergrund. Wenn man hier den spektakulären Sonnenuntergang beobachtet, wird verständlich, dass manche den Lago de Atitlán als einen der schönsten Seen der Welt beschreiben.
DIE DÖRFER DER INDIGENAS
Die Einwohner Guatemalas nennen sich selbst Indigenas. Die Berglandschaft um den See wird von drei Volksgruppen besiedelt: Neben den Tzutuhil sind das die Cakchiquel und die Quiché. Rund um den See gibt es insgesamt 14 Dörfer, die vielfach die Namen eines Apostels tragen –etwa San Pedro oder San Lucas.
Auffallend ist die bunte Kleidung der Frauen. Diese Trachten sind allerdings keine Erfindung der Maya, sondern stammen von den spanischen Eroberern. Sie hatten im 16. Jahrhundert die Einheimischen je nach
Dorf in unterschiedliche Kleidung gezwungen, um sie voneinander unterscheiden zu können. Erst im Laufe der Zeit wurde die Tracht zu einem Identifikationsmuster mit neuem Symbolgehalt. So ist beispielsweise in einem Dorf die blaue Tracht vorherrschend, während woanders filigran aufgestickte Vögel oder Muster dominieren. Das bedeutendste Tzutuhil-Dorf am See ist Santiago Atitlán, das von den Franziskanern gegründet wurde. In der 1566 erbauten kolonialen Kirche sind alle Heiligenfiguren in die Tracht der Einheimischen gekleidet. Daneben gibt es dort eine eigenartige Figur: Maximom, den „komischen Heiligen“. Eine Zigarre rauchend, mit Hut und Sonnenbrille wird diese Holzpuppe verehrt und zu Ostern mit den katholischen Heiligen durch die Straßen getragen. Die Figur ist ein Relikt des vorchristlichen Glaubens. Ihr werden Weihrauch, Schnaps und Geld geopfert.
RELIKTE DER SPANISCHEN KOLONIALZEIT
Auf unserer Fahrt begegnen wir immer wieder Zeugnissen der spanischen Kolonialzeit. Eines der berühmtesten Beispiele dieser Epoche ist die Stadt Antigua. Sie liegt am Fuße des Vulkans Agua und war bis 1773 für über 200 Jahre die Hauptstadt des ehemaligen Königreichs Guatemala. Bis heute ist das Flair der spanischen Kolonialzeit erhalten geblieben: Die kopfsteingepflasterten Gassen sowie die bunten Fassaden der Kolonialbauten bieten farbenprächtige Bilder. Der Arco de Santa Catalina ist dank des Agua-Vulkans im Hintergrund das wohl berühmteste Fotomotiv.
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Zeuge der spanischen Kolonialzeit: Der Arco de Santa Catalina in Antigua
Die Iglesia la Merced ist eines der besterhaltenen Beispiele barocker Baukunst in Zentralamerika
Eine Indigena in typischer traditioneller Kleidung
Antigua war eine Stadt der Kirchen, Klöster und Konvente – über 50 derartige Bauwerke gab es hier einst. Nach dem verheerenden Erdbeben von 1773 liegen die meisten als Ruinen verstreut über die ganze Stadt. Relativ gut überstanden hat das Beben die wunderschöne Kirche Iglesia la Merced. Mit ihrer Stuckornamentik gehört sie zu den besterhaltenen Zeugnissen barocker Baukunst in Zentralamerika. Im Kloster befindet sich die größte Brunnenanlage Mittelamerikas, die auch „Brunnen der Fische“ genannt wird, weil die Mönche dort eine kleine Fischzucht betrieben haben.
MÄRKTE, MAIS UND MARIMBAS
Mit ihrer Farbenpracht ein Eldorado für Fotografen sind die indianischen Märkte des Hochlands. Größere Orte wie Chichicastenango halten an zwei Tagen in der Woche einen solchen Markt ab. Die Indigenas kommen oft über 50 Kilometer weit her, um hier ihre Waren anzubieten. Neben einer Vielfalt von Keramikwaren bietet dieser Markt eine unüberschaubare Fülle an Textilien zum Kauf. Berühmt sind vor allem die kunstvollen indianischen Webarbeiten. Schon bei den Maya war das Weberhandwerk Bestandteil jener Hochkultur, die auch die spanischen Eroberer in Staunen versetzte.
Auf dem Marktplatz befindet sich auch die Iglesia de Santo Tomás. Sie wurde 1540 von den Dominikanern auf den Stufen eines alten Maya-Tempels erbaut. Chichicastenango war früher ein wichtiges religiöses Zentrum der Quiché-Indianer. Maya-Priester nutzen die Kirche auch heute noch für ihre Rituale. Auf den Treppen wird wie zu vorkolumbischen Zeiten Kopalharz verbrannt und den Göttern geopfert, Kerzenlicht entzündet
und Weihrauch geschwenkt. Jede der 18 Stufen, die zur Kirche hinaufführen, steht für einen Monat des Maya-Kalenderjahrs.
Zu Stärkung haben wir uns an die Essgewohnheiten der Bevölkerung angepasst. Ein wichtiges Grundnahrungsmittel aller Indigenas bildet der Mais, der bis in hochgelegene Gebiete angebaut wird. „Mais“ bedeutet „Leben“, alten Maya-Mythen zufolge wurde auch der Mensch aus Mais erschaffen. So steht der Maisgott Yum Kaax nach dem Regengott und dem Schöpfergott an dritter Stelle. Wir bekommen Mais entweder in Form von gekochten Maiskolben oder als Fladen (Tortillas).
In Chichicastenango wohnen wir in einem historischen Hotel mit schönem Innenhof, in dem es den ganzen Tag musikalische Untermalung durch einen Marimba-Spieler gibt. Die Marimba ist zweifelsohne das guatemaltekische Musikinstrument schlechthin. Sie stammt eigentlich nicht aus Guatemala, sondern wurde im 17. Jahrhundert von Sklaven aus Afrika über die Westindischen Inseln hergebracht. Als Resonanzkörper dienen ausgehölte Kalbassen unter den Holzklangstäben.
In der Nacht wird es übrigens doch recht kalt. Daher freuen wir uns, dass ein Einheimischer Feuer im offenen Kamin entfacht – und das in landestypischer Kleidung. g
TIPP: MULTIMEDIA-SHOW
ZU HONDURAS UND GUATEMALA
Montag, 27. November
19.00 Uhr
Alpenverein Austria
Rotenturmstraße 14
1010 Wien
Anmeldung: anton.schmoll@aon.at
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Tortilla-Verkauf auf der Straße: Die Fladen aus Mais sind fester Bestandteil der Küche
Auf den Märkten kann man kunstvolle indianische Webarbeiten und Keramikwaren bewundern
Anton Schmoll ist Lektor an der Fachhochschule für Bank- und Finanzwirtschaft Wien und Dozent an der Akademie Deutscher Genossenschaften. E-Mail: anton.schmoll@aon.at
Das Schloss der Frauen an der Loire
Diese Mischung ist etwas ganz Besonderes: prunkvolle Bauwerke mit herrlichen Gärten, wilde Geschichten von Mord, Intrigen und Gier, eine liebliche Landschaft, Wein und Essen vom Feinsten. Die Reise führt an die Loire zwischen Anvers und Blois, etwa 200 Kilometer südwestlich von Paris. Dort steht ein besonders reizvolles Schloss im Rampenlicht.
Chenonceau gilt als das reizvollste aller Loire-Schlösser, es spiegelt sich luftigleicht im Cher, einem linken Nebenfluss der Loire. Die Schriftstellerin Marguerite Yourcenar hat einen schmalen Band über das Schloss geschrieben. Sie sagt, „es ist kleiner als die meisten Königsschlösser der Loire, sanft eingebettet in die idyllische Landschaft eines Fleckens der Touraine und erweckt nicht wie Amboise oder Blois, seine großen Nachbarn, die Erinnerung an entscheidende Augenblicke der Geschichte Frankreichs“. Und weiter: „Es ist ein Schloss mondäner Berechnung und gelungener oder fehlgeschlagener finanzieller Machenschaften.“ Erbaut wurde es 1512 bis 1521 nach den Vorstellungen von Katherine Briconnet, der Gattin des königlichen Steuereintreibers Thomas Bohier, das ursprüngliche Aussehen ist im Wesentlichen bis heute erhalten geblieben.
DAS SPIEL DER MÄTRESSE …
Antoine Bohier, der Sohn der beiden, verwickelt in einen der größten Finanzskandale der Renaissance, war gezwungen, das Schloss dem Staat zu überlassen, um sich selbst vor dem Galgen zu retten. Heinrich II. schenkte es anlässlich seiner Thronbesteigung 1547 seiner Mätresse, der marmorschönen Diana von Poitiers (1499–1566).
200 Jahre haben sich die französischen Könige großteils an der Loire und weniger in Paris aufgehalten. Sie ließen die Burgen in luxuriöse Schlösser verwandeln. Denn militärisch waren diese Burgen überholt, königliche Paläste sollten stattdessen von Macht, Reichtum und Kunstsinn zeugen und dabei auch Platz für verschiedene diesseitig-sinnliche Unterhaltungen bieten. Wir sind am Übergang vom Spätmittelalter in die Renaissance, viele Adelige sind noch Analphabeten und verwenden Unterschriftsstempel. Heinrich II. (1519–1559) lehnt die Gabel als neumodisch ab, seine Frau Katharina von Medici (1519–1589) bringt aus Italien die Feinheiten der Küche und höfische Etikette, sie erfindet auch die Damenunterhose. Die Zeiten wandeln sich.
Diana war mit ihrer alterslosen Schönheit der weibliche Star der Renaissance, sie zwang sich zu täglichen Kaltbädern und destillierte kunstvoll Lotionen und Salben. Mit ihrer jungenhaft-schlanken Gestalt, so zeigen sie jedenfalls die Gemälde, könnte sie heute als Topmodel durchgehen.
Laut Yourcenar besaß sie „die Gerissenheit eines betrügerischen Notars und das Temperament eines Geizhalses“. Aus Angst, das Schloss könnte ihr als Staatsgut abgenommen werden, wenn sie nicht mehr in der Gunst Heinrichs stünde, ließ sie die Abtretung an den Staat wegen einer angeblich gefälschten Inventarliste annullieren und es an Antoine Bohier zurückgeben, der nun abermals seine Staatsschuld abzutragen hatte. Er floh nach Venedig. Das Schloss wurde daraufhin versteigert und mit dem Geld von Heinrich II. von Diana erworben. Sie ließ Maulbeerbäume pflanzen, da Seide groß in Mode und eine zukunftsträchtige Industrie war, kümmerte sich um
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Text: Hermann Fritzl Fotos: iStockphoto, Wikimedia, Hermann Fritzl
Chenonceau ist eines der schönsten Schlösser an der Loire
den Weinverkauf und die Landwirtschaft, verdreifachte den Ertrag des Gutes, unter anderem mit einer Steuer von zehn Livres pro Kirchenglocke.
1559 kam Heinrich II. bei einem Turnierunfall ums Leben. In der Renaissance war es üblich geworden, im Andenken an das Mittelalter Schauturniere auszurichten – mit prächtigen Trachten, edlen Rüstungen und Pferdegeschirren sowie Scheinduellen.
Heinrich, ein ausgezeichneter Reiter, bestand auf ein Lanzenduell mit Graf Montgomery, dem Hauptmann seiner schottischen Garde. Ein Lanzensplitter durchschlug das goldene Visier des Königs und durchstach sein Auge, elf Tage später starb er.
… UND DIE RACHE DER KÖNIGIN
Die Rache seiner Ehefrau, Katharina von Medici, der neuen Königin, an Diana erfolgte sofort: Katharina forderte umgehend die Kronjuwelen und Chenonceau zurück, die Höflinge Katharinas schlugen sogar vor, „der schönen Herzogin Diana die Nase abschneiden zu lassen“. Die Damen einigten sich: Diana musste die Kronjuwelen und Chenonceau zurückgeben, erhielt im Gegenzug Gut und Schloss Chaumont. Sie zog sich aber in einen anderen Palast zurück, blieb wohlhabend und starb mit 67 Jahren bei einem Reitunfall.
Katharina von Medici liebte Kunst, Prunk und rauschende Feste, die sie als politische Instrumente einsetzte. Legendär soll das Fest ihres Sohnes, des Kindkönigs Franz II., und seiner Kindgattin Maria Stuart gewesen sein. Die Feste der Zeit standen unter mythologischen Themen und verschlangen
Unmengen an Geld. Mädchen waren als Gottheiten verkleidet, Feuerwerke waren als neuartige Belustigung aus Italien importiert worden. Heute noch gibt es den Garten von Katharina, aber auch den von Diana. Schließlich wurde Katharinas Schwiegertochter Louise von Lothringen (1553–1601), Gattin von Heinrich III., das Schloss vermacht. Nach der Ermordung Heinrichs legte Louise ihre Trauerkleidung – nach der königlichen Etikette weiß – nicht mehr ab und wurde deshalb „die weiße Dame“ genannt. Betend, lesend und stickend soll sie ihr Leben in mit Grabdekor ausgestatteten Zimmern verbracht haben. Soweit zum Schloss der Frauen.
FULKO DER SCHRECKLICHE UND ANDERE GESCHICHTEN
Andere Schlösser, andere Geschichten: Fulko III. Nerra soll ein ehrgeiziger, grausamer, gewalttätiger, räuberischer, habgieriger Feudalherr gewesen sein, gleichzeitig großzügig bei Spenden an die Kirche und ein eifriger Bauherr. Die Burg von Angers ist gewaltig, unbedingt sehenswert ist der Teppichzyklus der Apokalypse, ursprünglich 133 Meter lang und sechs Meter hoch. Thema ist vordergründig die Offenbarung des Johannes, es geht aber immer auch um die Kriege zwischen Frankreich und England.
Mittelalterlich wirkt auch Chaumont-surLoire, es wurde zum Schutz vor Fulko dem Schrecklichen gebaut, wir erinnern uns aber auch an den Deal von Katharina und Diana. Heute ist das Schloss Schauplatz eines weltweit anerkannten Gartenfestivals, das jährlich von Ende April bis Anfang November stattfindet.
Im Chateau du Clos Luce ist Leonardo da Vinci gestorben. Nachbauten seiner Erfindungen zeigen, wie genial dieser Künstler-Erfinder war. Versteckt liegt Chateau de Beauregard mit seiner einzigartigen Sammlung von 327 Porträts historischer Figuren, sie zeigt die komplette Abfolge französischer Könige und deren Umgebung. Ohne solche Geschichten sind die Schlösser weniger eindrucksvoll, mit den Porträts werden die Figuren lebendig, im Vergleich zwischen der eigenen Vorstellung und dem Abbild ergibt sich eine weitere Erlebnisdimension. g
Hermann Fritzl ist Autor mehrerer Theaterstücke und zahlreicher Artikel über Reisen und zu verschiedenen Aspekten der Finanzindustrie. Zuvor war er im Bereich Volksbanken-Marketing und PR sowie als Volksbanken-Ombudsmann für den ÖGV tätig. Er studierte Politikwissenschaft, Volkswirtschaft, Philosophie und Kunstgeschichte. Derzeit schreibt er an einer Masterarbeit über Extremrisikosport.
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Zwei starke Frauen: Katharina von Medici (oben) und Diana von Poitiers
Porträtgalerie im Chateau de Beauregard
ÖGV
Neues aus dem Team
Silvia Liegl ist die neue Geschäftsführerin des Fachverbandes der Volksbanken. Sie wird neben dieser verantwortungsvollen Aufgabe auch weiterhin das Team Finanzmarkt in der ÖGV-Interessenvertretung leiten. Die Neubesetzung war notwendig geworden, da der langjährige Geschäftsführer Wolfgang Schmidt in den wohlverdienten Ruhestand getreten ist.
Andrea Boigner verstärkt das Revisionsteam des ÖGV. Sie verfügt über langjährige Erfahrung in der Bankenwelt, in den letzten Jahren war sie in der internen Revision einer niederösterreichischen Regionalbank tätig.
Sandra Steurer-Konrath ist seit 20 Jahren für den ÖGV im Einsatz. Sie kam im Sommer 2003 zunächst als Unterstützung für die Prüfungsassistenz in den Verband. Nunmehr arbeitet sie im Team Bankenregulierung der Interessenvertretung, wo sie unter anderem den Regulatory Pool betreut.
Zu Besuch bei Sparda in Frankfurt
ÖGV-Verbandsanwalt Peter Haubner hat im Sommer den Kollegen vom Verband der Sparda-Banken in der Finanzmetropole Frankfurt einen Besuch abgestattet. Im Rahmen des grenzüberschreitenden Austauschs ging es um die gemeinsamen Herausforderungen der genossenschaftlichen Revisionsverbände und um eine starke Vertretung der Interessen auf europäischer Ebene.
Andreas Riegler übernimmt im ÖGV die Beratung im Bereich Bilanz und Steuer. Er folgt in dieser Position auf Paul Hotko, der in die Prüfungsabteilung wechselt und dort für Qualitätssicherung verantwortlich ist. Riegler verfügt über eine Ausbildung zum Bankprüfer und Steuerberater. Er kennt den Verband und seine Mitglieder bestens – war er doch bereits von 1990 bis 1999 im ÖGV tätig.
Karl Prazak hat im August sein 35-jähriges Dienstjubiläum im ÖGV gefeiert. Der Leiter des Bereichs Backoffice in der Bankenprüfung bildet mit seiner Erfahrung eine Säule des ÖGV, zugleich ist er Vorsitzender des Betriebsrats.
Ehrenpräsident Ortner feiert 90er
Der ÖGV gratuliert seinem Ehrenpräsidenten zum 90. Geburtstag: Gerhard Ortner stand von 1986 bis 2001 an der Spitze des ÖGV und war viele Jahre Generaldirektor der Volksbank Salzburg. „Danke für deinen Einsatz, du hast die werteorientierte Basis für unseren erfolgreichen Verband gebaut“, formulierte ÖGV-Verbandsanwalt Peter Haubner anlässlich eines Besuchs, bei dem auch ÖGV-Vorstand Robert Makowitz sowie aktuelle und ehemalige Spitzen der Volksbank Salzburg dabei waren.
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INSIDER
ÖGV-Verbandsanwalt Peter Haubner (2. v. l.) mit Sparda-Funktionären in Frankfurt
Veranstaltungstipp
Tagung zu KI und Genossenschaften
Mit einem besonders aktuellen Thema geht heuer die 25. Jahrestagung des Internationalen Instituts für Genossenschaftsforschung im Alpenraum (IGA) über die Bühne: Am 10. November diskutieren in Bozen (Südtirol) namhafte Expertinnen und Experten zu Fragen der künstlichen Intelligenz im genossenschaftlichen Ökosystem. Anmeldungen per E-Mail sind ab sofort möglich: arnulf.perkounigg@chello.at
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INSIDER
Volksbanken-Verbund
Der Volksbanken-Verbund hat fürs erste Halbjahr 2023 starke Zahlen vorgelegt: Das Ergebnis nach Steuern beläuft sich für die ersten sechs Monate des Jahres auf 169,5 Millionen Euro, im Vergleichszeitraum des Vorjahres waren es noch 76,2 Millionen. Verantwortlich dafür war vor allem der Zinsüberschuss, der sich auf 343,5 Millionen Euro verbesserte, das Provisionsergebnis kletterte auf 133,5 Millionen.
Gestiegen sind auch die Forderungen an Kundinnen und Kunden: Sie beliefen sich zum Halbjahr auf 22,4 Milliarden Euro, wobei die gute Entwicklung bei den KMUFinanzierungen – Stichwort Zukunftsmilliarde – den Rückgang im privaten Wohnbaugeschäft ausgleichen konnte. Gleichzeitig sind die Kundeneinlagen auf 21,5 Milliarden Euro zurückgegangen, verantwortlich
Halbjahreszahlen im Zeichen des Wachstums Initiative zu sinnstiftendem Arbeiten
Auf die Bedürfnisse und Ansprüche der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie der Bewerberinnen und Bewerber einzugehen, wird aktuell am Arbeitsmarkt immer wichtiger. Im Mittelpunkt steht dabei oft die Frage nach dem Sinn der eigenen Tätigkeit. Der Volksbanken-Verbund hat hier mit seinen genossenschaftlichen Wurzeln und Werten einen klaren Startvorteil. Dass es sich dabei nicht um leere Worthülsen handelt, zeigen neue Videos, in denen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter unter dem Motto „Das macht Sinn“ darüber berichten, wie sie sinnstiftendes Arbeiten im Alltag erleben.
Dabei geht es um Sinn in allen seinen Facetten – im Job, im Unternehmen und im Leben. Sinnstiftung im Job wird bestimmt
dafür waren vor allem Umschichtungen in Volksbank-Eigenemissionen und Fonds von Union Investment.
„Das gute Halbjahresergebnis bestätigt unseren Weg. Die Volksbanken setzen die Erfolgsstrategie eines modernen, dezentralen Verbundes fort. Der Fokus auf Österreich und alle Regionen, die Konzentration auf das Kerngeschäft, die vertrauensvolle Verbindung zu den Kundinnen und Kunden sowie die breite Risikostreuung sind die Eckpfeiler unserer Strategie“, so Gerald Fleischmann, Generaldirektor der Volksbank Wien und Sprecher des Verbundes.
Den vollständigen Halbjahresbericht gibt’s im Internet unter: www.volksbank.at/ volksbanken-verbund/berichte
durch den persönlichen Beitrag zum Unternehmenserfolg, zur Weiterentwicklung der Organisation und zur Förderung der Kundenzufriedenheit sowie durch die eigene Rolle als wertvolles Mitglied im Team. Das Unternehmen leistet einen sinnstiftenden Beitrag, indem es mit seinen regionalen Kundinnen und Kunden, den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sowie Partnern an einer nachhaltigen Zukunft arbeitet und Verantwortung für die regionale Gemeinschaft übernimmt. Und ganz persönlich bedeutet Sinnstiftung, Freude und Spaß in allen Lebensbereichen zu haben, sich entfalten und entwickeln zu können und dabei mental und körperlich ausgeglichen und gesund zu sein.
Die Videos zum Thema Sinnstiftung sind auf www.youtube.com/@VOLKSBANK_AT zu sehen, sie kommen aktuell auch auf den Karriereseiten der Volkbanken und in Social-Media-Kampagnen zum Einsatz.
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INSIDER
„Das macht Sinn“: Mitarbeiterinnnen und Mitarbeiter berichten über ihre Arbeit
Volksbanken Wien & Niederösterreich
Networking-Highlight beim Beachvolleyball
Die Volksbank Wien und die Volksbank Niederösterreich haben Anfang August im Rahmen der Beachvolleyball-EM in Wien über 800 Kundinnen, Kunden und Partner zur großen Networking-Party auf die Wiener Donauinsel eingeladen.
Als besondere Gäste waren auch alle Skisprungstars von Ski Austria sowie Legenden wie Andreas Goldberger, Thomas Morgenstern, Martin Koch oder Ernst Vettori beim Volksbank-Fest mit dabei. Zusammen stehen sie für 69 nordische WMMedaillen, 17 olympische Medaillen und neun Gesamtweltcupsiege.
Die jungen Kundinnen und Kunden der Volksbank kamen auch nicht zu kurz: 600 von ihnen hatten über ein Gewinnspiel Tickets fürs Beachvolleyball-Event ergattert und konnten so die einzigartige Atmosphäre am Centre-Court auf der Donauinsel live miterleben. Ein Highlight war dabei die Anwesenheit von TikTok-Star und Influencerin Linda Lime. Sie verbrachte einen Vormittag mit den Gewinnerinnen und Gewinnern.
„Die Beachvolleyball-EM ist ein tolles sportliches Ereignis. Wir freuen uns, mit unseren Kundinnen und Kunden hier zu sein“, so Gerald Fleischmann, Generaldirektor der Volksbank Wien. Sein Kollege von der Volksbank Niederösterreich, Rainer Kuhnle, betonte, dass der enge Kontakt zu den Kundinnen und Kunden eine große Stärke der regionalen Volksbanken sei. Die Unterstützung des Beachvolleyballs hat in der Volksbank eine lange Tradition: Seit 2001 ist sie fast jedes Jahr Partner des von Hannes Jagerhofer organisierten Sommerevents.
Mikes
Vertreter des ÖGV und der Volksbank mit starkem Support: Thomas Uher, Thomas Morgenstern, Peter Haubner, Barbara Bleier-Serentschy, Gerald Fleischmann und Robert Makowitz (v. l. n. r.)
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Die Volksbank-Generaldirektoren Rainer Kuhnle und Gerald Fleischmann mit Gästen – darunter zahlreiche aktive und ehemalige Skisprungstars
Influencerin Linda Lime (2. v. l.) zu Besuch bei der Volksbank
Fotos: leadersnet.at/C.
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Volles Haus bei den spannenden Matches auf der Donauinsel
Testsieger bei Anlageberatung
Voller Erfolg für die Volksbank Wien bei der diesjährigen ÖGVS-Studie zur Anlagebe ratung in Filialbanken: Mit 89 Punkten be legte sie klar den ersten Platz unter acht getesteten Banken in Wien. Im Rahmen von Mystery-Checks hatten die Exper tinnen und Experten der ÖGVS – Ge sellschaft für Verbraucherstudien die Filialen besucht und nach einer Anla gemöglichkeit für 50.000 Euro mit einem Horizont von zehn Jahren gefragt – bei möglichst geringem Risiko und zwischenzeitlicher Zugriffsmöglichkeit. Bewertet wurden neben der Beratungsqualität auch Transparenz, Service und Ambiente.
NachhaltigkeitsRating: Weltweit unter den Top Ten
Sustainalytics, eine der führenden Agenturen im Bereich des Nachhaltigkeits-Ratings, hat das ESG-Risiko der Volksbank Wien neu bewertet: Dabei konnte der sogenannte ESG Risk Rating Score von 17,4 auf 10,2 verbessert werden. Nachdem sich die Bank bereits im Vorjahr von 26,7 auf 17,4 verbessert hatte, machte sie mit dem neuen Rating im globalen Ranking einen gewaltigen Sprung nach vorne: In der Kategorie „Regional Banks“ ist die Volksbank Wien nun auf dem hervorragenden zehnten Platz – von insgesamt 426 teilnehmenden Banken weltweit.
Rezertifizierung als Leitbetrieb
Seit 2019 ist die Volksbank Wien ein österreichischer Leitbetrieb. Nun wurde diese Bewertung auch für die kommenden zwei Jahre bestätigt. Die unabhängige, branchenübergreifende Plattform Leitbetriebe Austria zeichnet damit vorbildhafte Unternehmen der österreichischen Wirtschaft aus. Nachhaltig wertorientierte Ziele wie Innovation, Wachstum, Marktstellung und Mitarbeiterentwicklung sind dafür ausschlaggebend.
„Die Volksbank wirtschaftet regional, übernimmt Verantwortung für das langfristige Wohlergehen der Kundinnen und Kunden sowie der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Daraus ergibt sich unsere Haltung, umwelt- und klimabewusst zu handeln“, so Generaldirektor Gerald Fleischmann. Monica Rintersbacher, Geschäftsführerin der Leitbetriebe Austria, bei der Übergabe des Zertifikats: „Die Volksbank Wien steht nicht nur für langfristige Kundenpartnerschaften, sie setzt sich mit Nachhaltigkeits-Guides auch für nachhaltiges Wirtschaften ein. Wir gratulieren dem Vorzeigeunternehmen zur Rezertifizierung.“
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Volksbank Wien
Gerald Fleischmann, Generaldirektor der Volksbank Wien, und Monica Rintersbacher, Geschäftsführerin der Leitbetriebe Austria
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Foto: Sabine Klimpt
Branchenübergreifender Talk zur Kreislaufwirtschaft
Die Volksbank Wien hat am 20. Juni gemeinsam mit respACT und in Kooperation mit dem Circular Economy Forum Austria zum ersten Cross-Industry-Dialogue in ihre Wiener Unternehmenszentrale geladen. Das Format wurde ins Leben gerufen, um ein Bewusstsein für die Bedeutung und die Vorteile regionaler Wirtschaftskreisläufe zu schaffen. Eingeladen waren Unternehmensvertreterinnen und -vertreter aus der Ernährungs- und Lebensmittelindustrie, der Bau- und Immobilienbranche sowie der Stadtentwicklung. In branchenübergreifenden Kleingruppen erarbeiteten sie Lösungsansätze für zirkuläre Geschäftsmodelle.
„Die Volksbanken leben seit ihrer Gründung vor über 170 Jahren Nachhaltigkeit. Mit unserem regionalen genossenschaftlichen Geschäftsmodell und dem genossenschaftlichen Dividendenkreislauf tragen wir aktiv zur Kreislaufwirtschaft bei. Die grüne Wende schaffen wir nur gemeinsam. Deshalb unterstützen wir die heimischen Unternehmen bei der nachhaltigen
Transformation“, sagte Vorstandsdirektor Rainer Borns in seiner Eröffnungsrede. Marlene Johler, Kreislaufwirtschaftsexpertin und CEO bei MindX, beleuchtete in ihrer Keynote, wie zirkuläre Innovation durch industrieübergreifende Zusammenarbeit gefördert werden kann.
Unternehmerdialog mit Christoph Badelt
Einer der renommiertesten österreichischen Wirtschaftswissenschaftler ist zu Gast beim Unternehmerdialog der Volksbank in Wiener Neustadt gewesen: Christoph Badelt, ehemaliger Chef des WIFO und aktuell Präsident des Fiskalrates, gab in den Kasematten einen Ausblick auf das wirtschaftliche Geschehen. Regionaldirektorin Andrea Kovacs-Wöhry konnte rund hundert Gäste zu diesem spannenden, aber auch unterhaltsamen Abend begrüßen. Für die Volksbank Wien sprach Generaldirektor Gerald Fleischmann, er betonte die Rolle als Genossenschaft in der Region.
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Viktoria Pichler, Projektleitung Circular Economy & Innovation bei respACT, Ursula Simacek, Landeskoordinatorin Wien bei respACT und Geschäftsleitung Simacek Holding, Rainer Borns, Vorstandsdirektor der Volksbank Wien, und Marlene Johler, Kreislaufwirtschaftsexpertin und CEO bei MindX (v. l. n. r.)
V. l. n. r.: Die Filialleiter Robert Bürger und Thomas Krenn, Regionaldirektorin Andrea KovacsWöhry, Christoph Badelt, Generaldirektor Gerald Fleischmann und Filialleiter Peter Pavitsits
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100-Jahr-Jubiläum in Mödling
Im Rahmen einer Festwoche hat die Volksbank in Mödling im Sommer ihr 100-jähriges Bestehen gefeiert. Höhepunkt war ein Grillabend, zu dem das Filialteam Kundinnen und Kunden auf den Freiheitsplatz geladen hatte.
Filialleiter Martin Reich präsentierte dabei einen geschichtlichen Rückblick auf die vor 100 Jahren gegründete genossenschaftliche Selbsthilfeeinrichtung mit der ursprünglichen Bezeichnung „Volksbank für Handel und Gewerbe im Bezirk Mödling“. Zunächst in der Brühler Straße gelegen, übersiedelte das Institut bereits einige Jahre später an den heutigen Standort am Freiheitsplatz. Das Haus selbst ist eines der ältesten in Mödling und findet um rund 1450 erstmals urkundliche Erwähnung als Sonnenuhrhaus am Körndlmarkt.
Regionaldirektor Martin Heilinger ging in seiner Rede auf wesentliche Entwicklungen der letzten Jahrzehnte ein und beleuchtete dabei alle Höhen und Tiefen. Er lud die Gäste aktiv zur Weiterempfehlung ein, warb um neue Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, um den Wachstumskurs fortsetzen zu können, und betonte das Bemühen der Bank zum Thema Nachhaltigkeit. Vorstandsdirektor
Thomas Uher erläuterte, wie sich die Volksbank durch ihren Fokus auf Kundenzufriedenheit vom Mitbewerb unterscheidet.
Für die Wirtschaftskammer NÖ überreichte Vizepräsident Erich Moser eine Jubiläumsurkunde, er betonte dabei auch seine persönliche Zufriedenheit mit der Kundenbetreuung durch die Bank. Die Grußworte der Stadt überbrachte Bürgermeister Hans Stefan Hintner. Er hob die Gründungsmitglieder der Regionalbank und die anwesenden Nachfahren hervor. Seinen Jugendfreund Thomas Uher überraschte er mit einem alten Foto, das die beiden bei einer Baumpflanzung zeigt. Nach dem offiziellen Teil wurde bis in den späten Abend hinein gefeiert. Dabei erstrahlte die Pestsäule am Freiheitsplatz in Volksbank-Blau. Einen weiteren Höhepunkt der Festwoche bildete ein Business-Frühstück mit Anlage -
experte Robert Joseph von Union Investment, zu dem Unternehmerkundinnen und -kunden geladen waren. Regionaldirektor Heilinger zeigte sich zufrieden: „In dieser intimen Atmosphäre lässt es sich gut plaudern. Das gibt uns die Möglichkeit, in einen intensiven Gedankenaustausch zu treten, von dem alle profitieren.“
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V. l. n. r.: Filialleiter Martin Reich, Regionaldirektor Martin Heilinger, WK-Vize Erich Moser, WKBezirksstellenleiterin Andrea Lautermüller, Bürgermeister Hans Stefan Hintner und VolksbankVorstand Thomas Uher
Großes Fest vor dem VolksbankStandort am Freiheitsplatz in Mödling
V. l. n. r.: Prokurist Anton Kufner, Regionaldirektor Martin Heilinger, Stadtmarketing-Obfrau Claudia Rehberger, Union-Experte Robert Joseph und Filialleiter Martin Reich beim Business-Frühstück
Volksbank Wien
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Fotos: Veronika Steinberger
Networking beim Trabrennen in Baden
Die Volksbank Wien und ihre regionale Beteiligungsgenossenschaft haben auch heuer zur traditionellen Netzwerkveranstaltung auf die Trabrennbahn Baden mit dem Großen Preis der Volksbank als Highlight geladen. Regionaldirektor Martin Heilinger konnte an diesem sonnigen Nachmittag mehr als 120 Gäste begrüßen. Als Vertreter der Genossenschaft waren Vorstandsvorsitzender Franz Gartner, sein Stellvertreter Günter Alland, Vorstand Alfons Klebl und Aufsichtsrat Christian Seidler vor Ort. Mit Wettgutscheinen und Traberzeitungen ausgerüstet konnten die Gäste direkt in der Loge ihr Wettglück auf die Probe stellen, während sie von Gerhard Maschlers Team kulinarisch verwöhnt wurden. Eine Abordnung der Volksbank verfolgte das fünfte Rennen um den Großen Preis der Volksbank vom Richterturm aus und gratulierte dem siegreichen Gespann – „Haribelle“ mit Lenker Erich Handlos. Besondere Wertschätzung erhielt das Event durch die Begrüßungsworte von Bürgermeister Stefan Szirucsek, der gemeinsam mit dem Landtagsabgeordneten Christoph Kainz und Petra Haslinger (Wirtschaftskammer) den Nachmittag auf der VIP-Terrasse verbrachte. Auch mit dabei bei diesem Volksbank-Nachmittag: Jörg Branschädel (Knorr-Bremse), Gregor Fellmann (Notariat Mödling), Professor Michael Frass, Claudia Rehberger (Stadtmarketing Mödling) und Markus Fiala (WIR23).
Buchpräsentation mit Hubert Neuper
Die Volksbank in Wiener Neustadt hat ihre Kundinnen und Kunden zur exklusiven Buchpräsentation mit Hubert Neuper eingeladen. Die Skisprunglegende schreibt im neuen Buch „Ich darf alles“ über Prägungen, Verstand und Glaubenssätze. Der Autor sprach offen über unbegründete Selbstzweifel und Versagensängste sowie über den Druck, immer der Beste sein zu müssen. All das verhindere, dass man schöne Momente richtig genießen und auskosten könne. Im Anschluss daran fand das Event „Wine in the City“ statt, bei dem der Kassenraum der Volksbank als Location für zwei Winzer diente.
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Vertreter der Volksbank sowie Gäste posieren mit dem Siegerpferd
Volksbank-Tag auf der VIP-Tribüne der Trabrennbahn Baden V. l. n. r.: Filialen-Bereichsleiter Bernhard Bregesbauer, Hubert Neuper, Regionaldirektorin Andrea Kovacs-Wöhry und Filialleiter Peter Pavitsits
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Fotos: Veronika Steinberger
Volksbank Wien
Frühstück für Unternehmer
Die Volksbank hat gemeinsam mit der Artus Steuerberatung ein exklusives BusinessFrühstück für ihre Unternehmerkundinnen und -kunden in Baden veranstaltet. Unter dem Motto „Chancen für Unternehmen im aktuellen Zinsumfeld“ erhielten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer einen Überblick über die durchaus spannende und vielschichtige aktuelle Marktlage sowie nützliche Tipps von Union-Investment-Experte Valentin Laure, der auf 27 Jahre Finanzmarkterfahrung zurückblicken kann. Im Anschluss wurde beim Frühstück die Gelegenheit zum Austausch genutzt und mit interessanten Gesprächen in den Tag gestartet. Regionaldirektor Martin Heilinger war hochzufrieden mit dem Gebotenen: „Mit Union Investment haben wir wahrscheinlich die beste Fondsgesellschaft Europas für unsere Kundinnen und Kunden im Angebot.“
Volksbank Niederösterreich
Business-Event mit Blick auf den Ötscher
Über den Dächern der Bierstadt Wieselburg, mit direktem Blick auf den Ötscher, hat der jüngste Stopp von „Fit for Business“, der beliebten Veranstaltungsreihe der Volksbank Niederösterreich, stattgefunden. Der Abend in den Räumlichkeiten des Heizsystemanbieters Hafnertec stand ganz im Zeichen der vier Elemente, insbesondere ging es aber um zwei davon: Feuer, das Kernelement für das Gastgeberunternehmen, und Wasser, einen Schwerpunkt des neuen nachhaltigen Fonds von Vertriebspartner Union Investment. Hafnertec-Geschäftsführer Markus Bicker präsentierte das von der Volksbank begleitete innovative Projekt, den Hafnerbetrieb mit Gastronomie zu verbinden, und lud zu einer Führung durchs Haus. In der Rooftop-Bar wurden die Gäste dann beim Netzwerken mit kulinarischen Köstlichkeiten verwöhnt.
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V. l. n. r.: Volksbank-Filialleiter Bernhard Eisenkirchner, Gerhard Kargl (Artus), Regionaldirektor Martin Heilinger, Valentin Laure (Union Investment), Tomislav Stipic, Paula Timofte und Walter Krainz (alle Artus)
Volksbank-Generaldirektor Rainer Kuhnle mit Hafnertech-Geschäftsführer Markus Bicker
Mostropolis
Networking über den Dächern von Wieselburg Fotos:
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Ausbau der Lehrlingsausbildung
Vor zwei Jahren hat sich die Volksbank Niederösterreich nach mehrjähriger Pause dazu entschlossen, wieder Lehrlinge zu Bankkaufleuten auszubilden. Das Konzept „Lehre in der Volksbank“ findet bei den zehn derzeit in Ausbildung befindlichen Jugendlichen großen Anklang. Der Spaß und die Freude an der Tätigkeit, der Teamgeist in der Volksbank und das positive Feedback von Führungskräften, Ausbildungspaten sowie Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern haben die Volksbank Niederösterreich dazu bewogen, diesen Ausbildungsweg weiter zu forcieren: So wurden im Herbst neue Jugendliche aufgenommen, um in den Filialen eine Lehre zu absolvieren. Damit sie bestmöglich betreut werden, haben in den Sommermonaten erfahrene Kundenberaterinnen und -berater eine Fortbildung zum Lehrlingsausbilder absolviert.
Zukunftstag zu künstlicher Intelligenz
Wie beeinflusst KI künftig das Geschäftsmodell von Unternehmen? Dieser für viele Kommerzkundinnen und -kunden brennenden Frage ging die Volksbank Steiermark bei einem Zukunftstag im Headquarter der Firma Pachleitner nach. Keynote-Speaker Patrick Ratheiser, laut „Forbes“ einer der prägenden Topmanager des letzten Jahres, gab vor rund 200 Gästen seine Erfahrungen und sein Wissen weiter. Anhand spezifischer Problemstellungen zeigte er auf, warum KI-Anwendungen in Betracht gezogen werden sollten und für Unternehmen relevant sein können. Erste Schritte zur Ausschöpfung des Potenzials seien ein Plan zur richtigen Vorgehensweise, die notwendigen Werkzeuge und bei Bedarf auch die Unterstützung von Experten, so Ratheiser. Fragen zu unterstützenden Dienstleistungen und rechtlichen Rahmenbedingungen im Kon -
text von KI wurden anschließend in einer Talkrunde erörtert und beantwortet. Ins Gespräch kommen konnten die Besucher außerdem mit „Pepper“, einem humanoiden Roboter.
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Volksbank Steiermark
Lehrlingsausbildung in der Volksbank Niederösterreich
Am Podium v. l. n. r.: Christoph Ludwig (Geschäftsführer Steirische Wirtschaftsförderungsgesellschaft), Rechtsanwalt Ullrich Saurer, Volksbank-Vorstand Hannes Zwanzger und Keynote-Speaker Patrick Ratheiser (CEO LeftshiftOne Software)
Rendezvous mit der Zukunft: „Pepper“, der humanoide Roboter
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Volksbank Salzburg
100-Jahr-Feiern
in
Oberndorf und Saalfelden
Pünktlich zum 100-Jahr-Jubiläum erstrahlt die Volksbank in Oberndorf in neuem Glanz: Die Filiale wurde in den letzten Monaten modernisiert und nach neuem Konzept völlig umgestaltet. Erstmals gibt es in den neuen Räumlichkeiten ein „Regionalitätszimmer“. Dieses wurde passend zum Ort mit einem Bild der Stille-Nacht-Kapelle gestaltet. Andreas Höll, Generaldirektor der
Volksbank Salzburg, und Filialleiter Gerald Eichbauer nahmen Ende Juni die Eröffnung vor und starteten zugleich die Feierlichkeiten rund um das 100-jährige Bestehen der Volksbank in Oberndorf. Stadtpfarrer Klaus Erber segnete die neue Bank und wünschte dem Team alles Gute. Eine Kabaretteinlage von Business-Kabarettist Bernhard Baumgartner rundete die Veranstaltung ab, bevor die Gäste bei Live-Musik und Flying Buffet den heißen Abend in der klimatisierten Filiale genossen. Am nächsten Tag waren alle Kundinnen und Kunden zum Tag der offenen Tür eingeladen, sie wurden dabei vom Filialteam durch die neu gestalteten Räumlichkeiten geführt.
Ebenfalls Ende Juni feierte auch die Volksbank Saalfelden ihr 100-jähriges Bestehen mit einem Tag der offenen Tür. Über 150 Besucher kamen in die Filiale, um sich, perfekt verpflegt durch die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, bei einem Gewinnspiel und Live-Musik zu unterhalten. Zudem gab es eine Ausstellung historischer Dokumente wie der Gründungsurkunde und Fotos, auf denen die architektonische Entwicklung bis hin zur modernen Bank gezeigt wurde.
Mittendrin beim Narzissenfest
Auch 2023 war die Volksbank Salzburg einer der Großsponsoren des berühmten Narzissenfests im Ausseerland. Das viertägige Event zog wieder Tausende Besucher an, es zählt zu den größten Brauchtumsveranstaltungen Österreichs. Im Vorfeld verloste die Volksbank Salzburg auf verschiedensten Kanälen über 350 Eintrittskarten.
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Top-Stimmung bei der Feier in der Filiale Oberndorf
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Filialleiter Robert Leu (li.) und Direktor Gerhard Brandner (re.) mit den diesjährigen Narzissenhoheiten
Erster Kongress für Firmenkunden
Der Volksbank Tirol ist es ein großes Anliegen, eine Plattform für den Austausch zu bieten. Daher wurde heuer erstmals ein Kongress für Firmenkundinnen und -kunden veranstaltet. Über 200 Gäste nahmen an der Veranstaltung im Congresspark Igls teil. Nach der Begrüßung durch Vorstand Markus Hörmann beleuchtete Hans Joachim Reinke, Vorstandsvorsitzender von Union Investment, das Thema „Nachhaltig Wohlstand sichern in einer neuen Welt“. Im Anschluss diskutierten Martina Entner (Geschäftsführerin Entners am See), Thomas Bodner (geschäftsführender Gesellschafter Bodner Gruppe), Andreas König (Geschäftsführer Accenture TiGital) sowie Martin Holzer (Vorstand Volksbank Tirol) darüber, mit welchen Herausforderungen Tiroler Unternehmen konfrontiert sind. Die Expertenrunde zeigte dabei wichtige Strategien auf und gab
Live beim größten Rockfestival Westösterreichs
wertvolle Tipps. Alois Vahrner, Mitglied der Chefredaktion der „Tiroler Tageszeitung“, moderierte den Kongress.
Mit Livekonzerten von über 40 Bands auf vier Bühnen herrschte Ende Juni Festivalstimmung bei „Kufstein unlimited“. Die Volksbank Tirol war gemeinsam mit Union Investment einer der Hauptsponsoren des Rock- und Popspektakels. Gleich neben der Volksbank-Tirol-Bühne gab es einen exklusiven Bereich für Kundinnen und Kunden sowie Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Geboten wurden unter anderem Darbietungen von Straßenkünstlern und eine DJ- und Chill-out-Zone. Ein voller Erfolg – die Vorfreude auf das nächste Jahr ist jetzt schon riesig!
50 Jahre Volksbank in Ischgl und 40 Jahre Volksbank in Imst – im Oberland hat die Volksbank Tirol heuer gleich ein doppeltes Jubiläum gefeiert. Im Rahmen einer Jubiläumswoche gab es interessante Aktionen, Jubiläumskonditionen und ein Schätzspiel mit tollen Hauptpreisen aus der Region (im Bild die Gewinnübergabe in Ischgl).
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Volksbank Tirol
Jubiläumsfeiern in Ischgl und Imst
Talkrunde beim ersten Firmenkundenkongress der Volksbank Tirol
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Volksbank Vorarlberg
Starker Auftritt beim Szene Openair
Powerfrau zu Gast im Private Banking
Im Sommer fand die jährliche Private-Banking-Veranstaltung „Am Platz mit …“ in Dornbirn statt. In dieser Reihe stellt die Volksbank Vorarlberg Menschen vor, die inspirieren, deren Lebensgeschichten und Berufungen beispielhaft für eine besondere Art zu denken sind. Mit Miriam Höller war diesmal eine absolute Powerfrau als Speakerin zu Gast, die behauptet: „Wir alle können glücklich und erfolgreich sein, wenn wir flexibel sind und in Bewegung bleiben.“ Ganz nach ihrem Motto „Never lose your wings“ erzählte sie an diesem Abend aus ihrem Leben als Stuntfrau und dass es sich lohnt, niemals aufzugeben. Trotz mehrerer Schicksalsschläge wuchs sie an ihren körperlichen und seelischen Schmerzen und kehrte erfolgreich als Moderatorin auf die öffentliche Bühne zurück. Unter den Gästen war auch die Gesamtweltcupsiegerin im Skispringen, Eva Pinkelnig, die sich selbst nach verletzungsbedingten Rückschlägen wieder an die Weltspitze
Das Szene Openair am Alten Rhein in Lustenau war auch in diesem Jahr ein unvergessliches Ereignis, das über 20.000 Menschen aus der gesamten Region begeisterte. Als Partner war die Volksbank Vorarlberg wieder mit einem eigenen Stand vertreten, der die Besucher an allen drei Festivaltagen mit einer Vielzahl aufregender Angebote anzog. Eine der Hauptattraktionen waren die kostenlosen Handyladestationen: Festivalbesucher konnten ihre mobilen Geräte aufladen und dabei unbeschwert die LiveAuftritte ihrer Lieblingskünstler genießen. Als wahrer Publikumsmagnet stellten sich auch die beiden „Glitzerfeen“ heraus, welche die Besucher mit glitzernden Accessoires ausstatteten. Ein großes Gewinnspiel sowie eine Fotobox rundeten den Auftritt ab und sorgten trotz unbeständigen Wetters für ausgelassene Stimmung. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Volksbank waren täglich von 11 bis 1 Uhr nachts im Einsatz. „Uns ist es wichtig, neben dem finanziellen Beitrag auch direkt vor Ort mit dabei zu sein und uns als aktives Mitglied der Gemeinschaft zu präsentieren. Heuer haben wir mit Sicherheit einen bleibenden Eindruck hinterlassen“, so Vorstandsvorsitzender Gerhard Hamel.
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gekämpft hatte.
Der Volksbank-Stand als beliebter Treff beim Szene Openair in Lustenau
Szene-Chef Hannes Hagen, Volksbank-Marketingleiterin Mirjam Pfundt-Kempkes und Vorstandsvorsitzender Gerhard Hamel
V. l. n. r.: Vorstandsvorsitzender Gerhard Hamel, Marketingleiterin Mirjam PfundtKempkes, Miriam Höller und Ralph Braun (Leiter Private Banking)
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Kinoabend für Premium-Mitglieder
Die Volksbank Vorarlberg hat ihren Premium-Mitgliedern einen Tag vor dem offiziellen Filmstart den neuesten Krimi der bekannten Eberhofer-Reihe, „Rehragout-Rendevouz“, serviert. Nach der Versorgung mit Popcorn und Drinks nahmen die rund 200 Gäste – der Abend war binnen Stunden ausgebucht – im eigens reservierten Kinosaal im Cineplexx Hohenems Platz, wo sie Vorstandsvorsitzender Gerhard Hamel begrüßte. Bei einem spannenden Gewinnspiel, bei dem es Preise im Gesamtwert von über 500 Euro gab, war die Stimmung bereits bestens. Es folgte ein kurzweiliger Abend, an dem Humor und Geselligkeit die Hauptrollen spielten.
Ökoprofit-Zertifizierung für Nachhaltigkeit
Die Volksbank Vorarlberg hat bereits zum 16. Mal die Ökoprofit-Auszeichnung für ihr gelungenes Nachhaltigkeitsmanagement erhalten. Seit 2017 ist es der Bank durch konsequentes Umweltmanagement gelungen, ihre CO2Emissionen um nahezu 80 Prozent zu senken. Vorstandsvorsitzender Gerhard Hamel (Bild): „Nur allein auf die Heizung zu achten oder eine E-Tankstelle einzurichten, ist zu wenig. Es braucht ein nachhaltiges Gesamtkonzept, um energie- und ressourceneffizient zu sein.“
Unterstützung für inklusives Sportprojekt
Slobodan Priselac, Trainer des Special-Needs-Teams des SCR Altach, engagiert sich intensiv für junge Menschen mit Handicap und deren Inklusion in Sport und Beruf. Mit Bewegungseinheiten, die er außerhalb der Schulzeit anbietet, werden die Kinder gestärkt und ihre Entwicklung auf vielen Ebenen gefördert. Außerdem hilft er den Jugendlichen bei der Suche nach einer geeigneten Arbeitsstelle. Dieses Engagement ist jedoch nur durch das Mitwirken von Sponsoren möglich. Dazu zählt auch die Volksbank Vorarlberg. Unlängst fand in Götzis die Übergabe neuer Dressen an die jungen Sportlerinnen und Sportler statt.
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Mirjam Pfundt-Kempkes (re.) mit weiteren Sponsoren bei der Übergabe der neuen Dressen an Slobodan Priselac und sein Team
Foto: Marcel Hagen
Foto: Linda Meisinger
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Volksbank Akademie
Start für Managementausbildung
Im Juli ist der Startschuss für die neu konzipierte Managementausbildung im Volksbanken-Verbund gefallen. Mit dem Programm will die Volksbank Akademie Führungskräfte sowie Schlüsselmitarbeiterinnen und -mitarbeiter in ihrer strategischen, fachlichen und persönlichen Kompetenz stärken. Denn vielfältige Veränderungen wie die Neuaufstellung des Verbundes, der Trend zu hybriden Arbeitswelten oder die Digitalisierung haben in den letzten Jahren die Anforderungen an Führungskräfte nach oben geschraubt. Insgesamt fünf Module sollen daher ein breites Themenspektrum abdecken.
Die 18 Teilnehmerinnen und Teilnehmer des ersten Moduls tauchten in die vielfältigen Aspekte der Geschäftsstrategie ein und erhielten Einblicke in den Strategieprozess, die SWOT-Analyse, das Geschäftsmodell, die Vision, die Mission und die Bedeutung des Leistungsversprechens. Die klare Darstellung der qualitativen und quantitativen Ziele vermittelte ein fundiertes Verständnis für die Ausrichtung des Verbundes. Besonderes Augenmerk legte das viertägige Präsenzmodul auf die genossenschaftliche Arbeitsteilung, die Aufbau- und Ablauforganisation sowie den Zusammenhang zwischen Leistungskatalog, Stellenbeschreibungen und Berufsbildern.
Die zusätzlichen Abendveranstaltungen boten Raum für Austausch und Networking. Dazu gehörten inspirierende Kamingespräche mit den beiden Vorständen Gerald Fleischmann (Volksbank Wien) und Anton Pauschenwein (Ärzte- und Apothekerbank) sowie eine erlebnisreiche Genusstour durch den siebten Wiener Gemeindebezirk.
STIMMEN ZUR NEUEN AUSBILDUNG
Manuela Gorbach, Volksbank Salzburg: „Das erste Modul war ein großartiger, gelungener Auftakt, der Lust auf mehr macht. Die Vortragenden konnten fachlich überzeugend Themen wie das Verbundmodell der Volksbanken oder den Zusammenhang zwischen aufsichtsrechtlichen Anforderungen und genossenschaftlicher Zusammenarbeit sehr authentisch vermitteln. Darüber hinaus hat das Format von der Vielfalt der Teilnehmerinnen und Teilnehmer, die unheimlich engagiert mitgemacht haben, profitiert.“
Christoph Schramm, Volksbank Akademie: „Diesen Schwung, den Spaß und die Leidenschaft werden wir in die noch folgenden Module mitnehmen. Darauf freuen wir uns alle schon jetzt. Ein großer Dank gilt den Personalabteilungen der Volksbanken, der Projektgruppe, den Vortragenden und den internen Fachleuten, die gemeinsam mit der Akademie diese Ausbildung tragen.“
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INSIDER
Integration von D.A.S. Rechtsschutz
Die ERGO, Versicherungspartner der Volksbanken, und D.A.S. Rechtsschutz schließen sich zusammen. Die imagestarke Bezeichnung D.A.S. bleibt dabei als Produktmarke unter dem Dach der ERGO bestehen – ebenso wie die bewährten Rechtsschutzleistungen. Für Kundinnen und Kunden sowie Partner der ERGO tun sich neue Möglichkeiten auf.
„Wir haben mit diesem Schritt eine solide und wirksame Basis für die Fortsetzung des wirtschaftlichen Erfolgs der ERGO in Österreich geschaffen“, so Philipp Wassenberg, Vorstandsvorsitzender der ERGO Versicherung. Das Versicherungsunternehmen übernimmt im Zuge der Fusion als Gesamtrechtsnachfolger vollinhaltlich alle bestehenden Vereinbarungen der D.A.S. mit Kundinnen und Kunden, Vermittlern, Lieferanten und Dienstleistern. „Auch an der persönlichen Betreuung ändert sich nichts. Das Team der Rechtsberatung und der D.A.S. Direkthilfe sowie die rund 600 spezialisierten Partneranwälte sorgen auch künftig dafür, dass die Kunden zu ihrem Recht kommen“, verspricht Wassenberg. Die bekannte Marke D.A.S. habe in Österreich sehr gute Image- und Kundenzufriedenheitswerte, erklärt Christian Noisternig, Vorstand für Marketing und Vertrieb der ERGO: „Daher werden wir das Rechtsschutzgeschäft quasi als Gütesiegel unter der Produktmarke D.A.S. Rechtsschutz weiterführen. Das signalisiert auch in Zukunft produkt- und leistungsseitig höchste Kompetenz und wird unser gemeinsames Unternehmen sowie unser Rechtsschutzangebot in Österreich positiv hervorheben.“ Noisternig fügt noch hinzu: „Durch den Zusammenschluss der Versicherungsgesellschaften ergeben sich für Kunden, Vertriebs- und Kooperationspartner neue Möglichkeiten, Innovationskraft und Wachstumschancen – so natürlich auch für die Volksbanken. Ab sofort können alle D.A.S. Rechtsschutzversicherungen in den Volksbank-Filialen abgeschlossen werden. Damit erweitern wir das Produktangebot um eine zusätzliche Versicherungssparte – ganz im Sinne einer 360-Grad-Beratung.“
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ERGO
Foto: ERGO Versicherung/Sebastian Philipp
Philipp Wassenberg, Vorstandsvorsitzender der ERGO in Österreich
Foto: Philipp Lipiarski
INSIDER
Christian Noisternig, Vorstand für Marketing und Vertrieb der ERGO
Christian Polenz wird neuer Vorstandsvorsitzender
Der Aufsichtsrat der TeamBank, Partner der Volksbanken beim Konsumkredit, hat die Weichen für die Zukunft gestellt: Vorstandsvorsitzender Frank Mühlbauer wird mit Ablauf seines Vertrags Ende März 2024 in den Ruhestand treten, seine Nachfolge tritt Christian Polenz (Bild) an. Aufsichtsratsvorsitzender Cornelius Riese: „Frank Mühlbauer hat über viele Jahrzehnte wichtige Beiträge in der Genossenschaftlichen Finanzgruppe geleistet. Unter seiner Führung hat die TeamBank ihre strategische Ausrichtung vom Ratenkreditexperten zum dauerhaften Liquiditätsbegleiter weiterentwickelt und eine sehr gute wirtschaftliche Entwicklung verzeichnet. Für diese große Leistung sind wir ihm sehr dankbar.“
Mit Polenz übernimmt ein erfahrener TeamBank-Manager den Vorstandsvorsitz. Er kennt sowohl das Haus als auch die Genossenschaftliche Finanzgruppe seit über 20 Jahren.
„Christian Polenz hat in den letzten Jahren in unterschiedlichsten Verantwortungen die strategischen Weiterentwicklungen der TeamBank maßgeblich mitgestaltet. In seiner Persönlichkeit vereinigt er die wesentlichen Voraussetzungen, um die TeamBank im Sinne der genossenschaftlichen Gruppe erfolgreich weiterzuentwickeln“, so Riese.
Zwei neue Rentenlaufzeitfonds ab Oktober
Mit Unternehmensanleihen lassen sich im aktuellen Zinsumfeld weiterhin attraktive Renditen erwirtschaften, ist man bei Union Investment überzeugt. Daher legt der Partner der Volksbanken Anfang Oktober gleich zwei weitere Rentenlaufzeitfonds auf. So sollen die Kundinnen und Kunden an den Ertragschancen der Anleihenmärkte teilhaben können. Der neue „UniEuroRenta Unternehmensanleihen 2027“ hat eine Laufzeit von 3,5 Jahren, der „UniEuroRenta Unternehmensanleihen 2029 II“ eine von 5,75 Jahren. Beide Fonds investieren weltweit in Unternehmensanleihen, die in Euro notieren, und ermöglichen somit eine breite Di -
versifikation über unterschiedliche Branchen und Länder. Der Fokus liegt auf Anleihen mit einer guten bis mittleren Bonität.
„Beide Produkte bieten aufgrund der festgelegten Laufzeit eine gute Planbarkeit über die zukünftigen Erträge. Somit sind UniEuroRenta Unternehmensanleihen 2027 und UniEuroRenta Unternehmensanleihen 2029 II zwei interessante Möglichkeiten für Anlegerinnen und Anleger, die sich die aktuell hohen Renditeniveaus sichern möchten und sich gleichzeitig der marktbedingten Kurs- und Ertragsschwankungen bewusst sind“, heißt es seitens Union Investment.
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TeamBank
Union Investment
INSIDER
Aufstieg zur Nummer 1 in Europa
Mit einem Jahresumsatz von über 74 Millionen Euro ist die genossenschaftlich organisierte APA – Austria Presse Agentur zur umsatzstärksten nationalen Nachrichtenagenturgruppe Europas avanciert.
Clemens Pig, geschäftsführender Vorstand der APA, gab im Zuge der Gremiensitzungen neben der Präsentation des wirtschaftlichen Jahresberichts in seiner Keynote „The State of Play“ einen Strategieausblick der APA-Gruppe im europäischen Umfeld der digitalen Transformation und skizzierte die Weiterentwicklung der APA vom nationalen Nachrichtenlieferanten zur internationalen Newstech-Plattform.
APA-Vorstandsvorsitzender Hermann Petz (Tiroler Tageszeitung) und Aufsichtsratsvorsitzender Roland Weißmann (ORF) dankten allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der APA für ihren Einsatz: „Die APA gilt als zukunftsweisende und zuverlässige Content- und Technologieplattform für die Medien- und Kommunikationsbranche – mit einem außergewöhnlich hohen Maß an Innovationskraft. Damit ist es der APA gelungen, die Kraft und Stärke des genossenschaftlichen Modells in die Zukunft zu führen und das Unternehmen wirtschaftlich an Europas Spitze der unabhängigen nationalen Nachrichtenagenturen zu bringen.“ In der Generalversammlung wurden die Vorstandsmandate von Herbert Achleitner (OÖN), Martin Hagenstein (Salzburger Nachrichten) und Hubert Patterer (Kleine Zeitung) für weitere drei Jahre bestätigt. Für den Aufsichtsrat wurden Thomas Kralinger (Kurier), Wolfgang Eder (Oberösterreichisches Volksblatt) und Wolfgang Zekert (Österreich) für eine weitere Funktionsperiode von drei Jahren wiedergewählt.
Kralinger wurde erneut zum stellvertretenden Aufsichtsratsvorsitzenden gewählt. In den APA-Gremien gab es aber auch personelle Änderungen: Wolfgang Fellner (Österreich) übergab sein Vorstandsmandat an Niki Fellner, im Aufsichtsrat folgt Herwig Langanger (Die Presse) auf Rainer Nowak.
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Foto: APA/Ehm APA
INSIDER
Clemens Pig, geschäftsführender Vorstand der APA und Vizepräsident des ÖGV
Vereinigte Eisfabriken und Kühlhallen
Marathon-Rekord bei minus 25 Grad
Der Extremsportler Rainer Predl ist in den Hallen der Vereinigten Eisfabriken und Kühlhallen den allerersten Marathon in einer Eisfabrik gelaufen. 782 Mal musste er dafür einen 54 Meter langen Rundkurs auf dem Gelände der Genossenschaft absolvieren. Am Ende benötigte Predl für die Strecke drei Stunden und 47 Minuten – bei eisigen minus 25 Grad. Die Wiener Eisfabriken unterstützen den Läufer schon länger bei seinem Training für den Nordpol-Marathon, wie Geschäftsführer Roland Spitzhirn erklärt. Der kälteste Marathon der Welt steigt nächstes Jahr im April.
Brauerei Ried
5 Stockerlplätze bei Falstaff-Wettbewerb
Die genossenschaftliche Brauerei Ried hat an der heurigen Falstaff Bier Trophy teilgenommen – und das äußerst erfolgreich: Insgesamt gab es fünf Stockerlplätze, darunter auch zwei Siege. Ganz oben auf dem Treppchen landeten die Rieder Weiße hell und das Honigbier. Insgesamt hatte die Falstaff-Jury bei dem Bewerb über 250 Biere verkostet und bewertet. In der Jury saßen unter anderem „Bierpapst“ Conrad Seidl und Karl Trojan, Geschäftsführer von Schremser Bier. „Blickdicht trübes Sonnengelb, zart cremiger Schaum, intensiv bananiger Duft, dazu auch Nelken und Birnen, spritziger, dennoch voller Antrunk. Eine leichte Hopfenbittere setzt rasch ein, erinnert etwas an Bananenschale. Milder und runder Nachtrunk“, urteilten die Experten über das Sieger-Weißbier.
„Auf diesen Erfolg kann und darf man schon stolz sein. Bei der Falstaff Bier Trophy so hervorragend abzuschneiden, ist eine schöne Auszeichnung und eine Be -
stätigung unserer Qualitätsphilosophie“, so Josef Niklas, Geschäftsführer und Braumeister der Genossenschaftsbrauerei Ried.
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Geschäftsführer und Braumeister Josef Niklas mit seinem Brauereiteam
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Extremsportler Rainer Predl mit Eisfabriken-Geschäftsführer Roland Spitzhirn
Sport 2000
Mit Sanierungsverfahren aus der Liquiditätskrise
Volle Lager sowie der Zahlungsausfall eines großen Händlers haben die Liquidität der Fachhändlergemeinschaft SPORT 2000 stark belastet. Daher wurde für die Genossenschaft ein Sanierungsverfahren eingeleitet. Die 229 Händler in ganz Österreich sind nicht betroffen, sie betreiben ihre Geschäfte vollumfänglich weiter.
Trotz eines soliden Umsatzwachstums von rund zehn Prozent im ersten Halbjahr 2023 (im Vergleich zum Vorjahr) sah man sich zu diesem Schritt gezwungen. Lieferkettenengpässe und verändertes Kaufverhalten hätten zu übervollen Lagern sowie Zahlungsverschiebungen bei einigen Händlern geführt, der Zahlungsausfall eines großen Händlers habe die Kapazitäten schlussendlich überfordert, so die Genossenschaft.
„Die derzeitige Situation fordert uns sehr. Wir haben gemeinsam mit Aufsichtsrat sowie Banken intensiv nach Finanzierungslösungen gesucht, um den Liquiditätsengpass zu bewältigen. Das ist uns aus eigener Kraft leider nicht gelungen. Nun sind wir an einen Punkt gelangt, an dem wir ein gerichtliches Sanierungsverfahren beantragen müssen. Das ist notwendig, um unsere Gemeinschaft für die Zukunft zu sichern und die Liquidität wiederherzustellen,“ so Holger Schwarting, Vorstand von SPORT 2000.
Nicht betroffen von der Sanierung sind die selbstständigen Händler. Schwarting: „Im Zentrum unseres Handelns steht, sie auch in dieser besonderen Situation verlässlich mit Ware zu versorgen und den Zugang zu Marken sicherzustellen. Wir freuen uns sehr, wenn die Kundinnen und Kunden weiterhin die Fachgeschäfte besuchen, wo sie
in gewohnter Qualität beraten werden.“ Aktuell gebe es gute Gespräche bezüglich einer Zusammenarbeit mit der ANWR Group. Die Genossenschaft mit Sitz im hessischen Mainhausen gehört zu den erfolgreichsten und umsatzstärksten Handelskooperationen in Europa.
„Am Ende des Tages ist auch eine erfolgreiche Sanierung wie so vieles im Business eine Teamleistung. Es zählt daher jetzt jede Unterstützung unserer Händler, Mitarbeiter, Lieferanten und Partner“, setzt Schwarting auf die Solidarität und das Miteinander in der Sportfachhändlergemeinschaft zur Bewältigung der aktuellen Situation und zur erfolgreichen Fortführung der Genossenschaft.
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Foto: SPORT 2000/Stefan Leitner
INSIDER
Holger Schwarting, Vorstand von SPORT 2000
Buchtipps
Franz Schrank, Manfred Lindmayr Handbuch Beendigung von Arbeitsverhältnissen
Lexis Nexis
600 Seiten € 120,–
Das österreichische Arbeitsrecht sieht verschiedene Varianten der Auflösung von Arbeitsverhältnissen vor, die jeweils geltenden Regelungen sind in zahlreichen Einzelgesetzen verstreut. Dabei handelt es sich um einen besonders sensiblen Bereich des Arbeitsrechts, vielfach spielen auch Emotionen eine große Rolle, und Auflösungssituationen ergeben sich auch sehr kurzfristig. Da Fehler zu kostspieligen und zeitraubenden Auseinandersetzungen führen können, ist eine gute Kenntnis der Auflösungsarten samt ihren Voraussetzungen und Folgen unerlässlich. Das vorliegende Handbuch ist übersichtlich in drei Teile gegliedert: Teil eins behandelt sämtliche Beendigungsarten. Neben einvernehmlicher Auflösung, Kündigung durch Arbeitnehmer oder Arbeitgeber und Entlassung werden in eigenen Kapiteln auch die automatische Beendigung etwa durch Zeitablauf bei Befristungen, die Auflösung in der Probezeit und der vorzeitige Austritt ausführlich und praxisnah dargestellt. Auf die jeweiligen Wesensmerkmale, Grenzen, Unterschiede und Sanktionen bei Fehlern wird hingewiesen. Teil zwei widmet sich dem besonderen, allgemeinen und individualrechtlichen Kündigungs- und Entlassungsschutz. Teil drei veranschaulicht alle beendigungsabhängigen Ansprüche in beeindruckender Vollständigkeit. Themen wie Postensuchtage, Endabrechnung, Sonderzahlungen, Abfertigung, Urlaubsersatzleistung, Rückzahlung von Ausbildungskosten, Dienstzeugnis, Konkurrenzklausel, Verjährung oder Verfall sind nur einige der abgedeckten Materien. Das Handbuch ist dabei auf dem neuesten Stand von Gesetzgebung und Judikatur. Auf die Einarbeitung von höchstgerichtlicher Rechtsprechung wurde großer Wert gelegt, etwa 1.500 Entscheidungen dienen mit ihren Auslegungen dem besseren Verständnis, bieten Vergleichsmöglichkeiten mit betrieblichen Sachverhalten und ermöglichen die Einschätzung von Chancen und Risiken. Das Buch bietet eine besonders umfassende Grundlage für alle Angelegenheiten im Zusammenhang mit der Auflösung von Arbeitsverhältnissen und gewährleistet verlässliche Unterstützung in diesem heiklen Bereich.
Johanna Thalhammer
Susanne Auer-Mayer, Gerald Burgstaller, Helmut Preyer (Hrsg.)
AngG – Kommentar zum Angestelltengesetz
Manz
Faszikelwerk, 1.136 Seiten
€ 168,–
Der vorliegende Kommentar zum Angestelltengesetz ist von einem Expertenteam aus Lehre und Praxis zusammengestellt und auf den neuesten Stand gebracht worden. Herausgekommen ist eine wissenschaftlich anspruchsvolle und für die Praxis sehr wertvolle Kommentierung. Auch der Herausgeberwechsel tut diesem hohen Standard keinen Abbruch. Durch die praktischen Ergänzungslieferungen ist man immer auf dem aktuellen Stand.
Ulrike Schuh
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BUCHTIPPS
Christian Steiner, Aleksandar Janković, Maximilian Schreyvogl
Der Jahresabschluss nach IFRS
Manz
226 Seiten
€ 44,–
Dieser nun in dritter Auflage erschienene Praxisleitfaden bietet eine prägnante, systematische Darstellung ausgewählter IFRS-Vorschriften für den Einzelabschluss und ermöglicht dem Leser eine kompakte Übersicht auf das Regelwerk. Durch zahlreiche Fallbeispiele (mehr als 120) mit unterschiedlichem Komplexitätsgrad bringen die Autoren dem Anwender hierbei die ausgewählten Themenbereiche nahe. Das Werk ist eine ausgezeichnete Lektüre für Einsteiger, aber auch für bereits erfahrene IFRSAnwender, um eine solide Basis der Kenntnisse aufzubauen und zu festigen.
Paul Hotko
Thomas Traar, Ulrich Pesendorfer, Stefanie Lagger-Zach, Romana Fritz, Peter Barth Erwachsenenschutzrecht mit Patienten- und Sterbeverfügung und allen wichtigen Nebengesetzen
Manz
996 Seiten
€ 148,–
Der Kurzkommentar zum Erwachsenenschutzrecht ist nunmehr in zweiter Auflage erschienen. Seit der Erstauflage im Jahr 2015 hat es in diesem Themenbereich insbesondere durch das 2. Erwachsenenschutz-Gesetz grundlegende Neuerungen gegeben. Ein wesentlicher Aspekt der Gesetzesänderung war die Förderung der Autonomie der betroffenen Personen. Die neuen Varianten der Vertretung, die es zum Teil in anderer Ausformung auch schon früher gab, sind die Vorsorgevollmacht sowie die gewählte, gesetzliche und gerichtliche Erwachsenenvertretung. Zu diesen Änderungen des materiellen Rechts und des Verfahrensrechts gibt es mittlerweile auch umfangreiche Rechtsprechung und Literatur. Neuerungen gab es zudem durch die Patientenverfügungs-Gesetz-Novelle 2018, die Unterbringungsgesetz- und IPR-Gesetz-Novelle 2022 sowie das neue Sterbeverfügungsgesetz. Den Hauptteil dieses Kommentars bilden die zentralen Bestimmungen zum Erwachsenenschutzrecht im ABGB (etwa Vermögensverwaltung, Vorsorgevollmacht oder die verschiedenen Vertretungsarten), die Patienten- und Sterbeverfügung, verfahrensrechtliche Aspekte, Kostenrecht, internationale Anknüpfungen sowie das Erwachsenenschutzvereinsgesetz. Im Anschluss werden weitere damit in Zusammenhang stehende Gesetze dargestellt, beispielsweise Ehegesetz, Unterbringungsgesetz, Heimaufenthaltsgesetz, Strafgesetzbuch oder Gesetze mit medizinrechtlichen, bankrechtlichen oder sozialrechtlichen Bezügen zum Erwachsenenschutzrecht. Beim vorliegenden Kurzkommentar handelt sich um ein wertvolles Werk für alle, die in der Praxis mit Fragestellungen aus diesem Rechtsbereich zu tun haben. Besonders hilfreich sind die zahlreichen Verweise auf aktuelle Judikatur und weiterführende Literatur.
Johanna Thalhammer
COOPERATIV 3/2023 67 BUCHTIPPS
Alexander Egger, Natalie Harsdorf-Borsch (Hrsg.)
Kartellrecht Kommentar
Linde
1.772 Seiten
€ 290,–
Beim vorliegenden Werk handelt es sich um einen gänzlich neuen Großkommentar zum Kartell- und Wettbewerbsgesetz. Zusätzlich wird das Faire-Wettbewerbsbedingungen-Gesetz (FWBG) kommentiert. Wesentliches Ziel des über 1.700 Seiten umfassenden Kommentars ist die Praxistauglichkeit, was durch ein ausgezeichnetes Team an Autorinnen und Autoren hervorragend gelingt. Diese stammen aus den verschiedensten Bereichen kartellrechtlicher Tätigkeitsgebiete wie Justizministerium, Bundeswettbewerbsbehörde, Bundeskartellanwalt, Rechtsanwaltschaft, Gerichtshof und Gericht der Europäischen Union, Wirtschaftskammer und Unternehmensjuristen. Auch die letzten Entwicklungen wie das KaWeRÄG 2021 sowie zahlreiche Neuerungen auf Unionsebene wurden entsprechend berücksichtigt, ebenso ist die Entscheidungspraxis der österreichischen Wettbewerbsbehörden und auch, soweit erforderlich, der Unionsorgane eingearbeitet. Der neue Kommentar besticht durch Aktualität, Praxisorientierung sowie Klarheit und ist ein hervorragendes Hilfsmittel für alle, die mit dem Kartellrecht befasst sind.
Johanna Thalhammer
Klaus Hirschler (Hrsg.)
Bilanzrecht Kommentar Band I: Einzelabschluss und Band II: Konzernabschluss
Linde
1.626 Seiten bzw. 488 Seiten
€ 268,– bzw. € 118,–
Die vorliegende zweite Auflage dieses Kommentars zum Bilanzrecht gliedert sich in zwei Bände: Band eins bietet eine ausgewogene Darstellung der geltenden UGB-Rechnungslegungsnormen für den Einzelabschluss und ergänzt diese durch Gegenüberstellungen der IFRS-Normen und ausgewählter steuerrechtlicher Gewinnermittlungsvorschriften. Der zweite Band rundet das Thema durch die Darstellung der Konzernrechnungslegung nach UGB samt Gegenüberstellung der IFRS ab. Beide Bände orientieren sich an der Gliederung der UGB-Normen und eignen sich daher hervorragend als Nachschlagewerke für Fragen zu bestimmten gesetzlichen Vorschriften. Der Darstellungsumfang ist hierbei grundsätzlich prägnant, aber zugleich ausreichend detailliert. Für weiterführende Recherchen stehen Literaturhinweise zur Verfügung. Hervorzuheben ist die Zusammensetzung des Autorenteams, das eine umfassende Sicht auf die geltenden Regelungen gewährleistet und einen guten Mix aus Experten der Praxis und Lehre mit diversen Schwerpunkten bildet. Es handelt sich beim „Hirschler“ insgesamt um ein gelungenes Nachschlagewerk für die Praxis, um knifflige Fragestellungen zur Bilanzierung durch einen Blick auf die grundlegende Systematik belastbar beantworten zu können.
Paul Hotko
COOPERATIV 3/2023 68 BUCHTIPPS
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Damals vor 150 Jahren
So wie der ÖGV selbst blickt auch sein Verbandsmagazin auf eine lange Tradition zurück: Beide gibt es – wenn auch unter anderem Namen – seit 1872. Der Vorgänger des „cooperativ“ hieß „Die Genossenschaft“. Für die Rubrik „Damals vor 150 Jahren“ öffnen wir unsere Archive und blicken zurück. Wir bringen Wissenswertes, aber auch Schmankerl von anno dazumal.
Am Vorabend des ersten Vereinstages lud der Allgemeine Verband seine Mitglieder in den Gasthof „Zur goldenen Ente“. Im Rahmen dieses vorbereitenden Treffens wurden die Details zu den Tagesordnungspunkten akkordiert. In der Hauptversammlung am 15. und 16. August ging es dann um die Geschäftsordnung des Verbandes, um die Höhe der Verbandsbeiträge und die Wahl des engeren Ausschusses. Zudem berichtete Verbandsanwalt Hermann Ziller über seine Tätigkeit und die Lages des österreichischen Genossenschaftswesens. Thematisiert wurden auch Vorschläge verschiedener Persönlichkeiten, die der Verband in seine offiziellen Empfehlungen aufnehmen sollte.
Im Gefolge des Börsenkrachs von 1873 forderten die zuständigen Behörden Zwischenbilanzen von Banken und Vorschussvereinen, um den Effekt der Krise auf die Stabilität des Finanzsektors beurteilen zu können. Ergebnis: Keiner der Vorschussvereine gab Anlass, ein Insolvenzverfahren zu eröffnen. Lediglich ein Verein hatte Gelder bei einer strauchelnden Bank angelegt und wäre beinahe durch die Bezirkshauptmannschaft liquidiert worden. Ein entschiedener Rekurs an die Statthalterei mit Verweis auf vorhandene Reserven konnte dem Ansinnen der Behörde aber Einhalt gebieten.
Der Verband machte die Konsumvereine darauf aufmerksam, dass das Führen von Petroleum im Sortiment einer Konzession bedürfe. Zwar hatte die Gewerbeordnung von 1859 den Handel mit Mineralölen aller Art nicht an eine solche Konzession gebunden, aber dem Innenministerium im Verordnungsweg die Ausdehnung der Konzessionspflicht ermöglicht, was 1865 auch umgesetzt wurde. Es drohten damit empfindliche Strafen von bis zu hundert Florin oder 14 Tagen Arrest.
Die Hoffnung, dass das neue Genossenschaftsgesetz der Behördenwillkür ein Ende setzen würde, sei bisher enttäuscht worden, resümierte der Allgemeine Verband im Herbst 1873. Viele Urteilssprüche stünden konträr zur gesetzlichen Basis oder entbehrten gar jeder rechtlichen Grundlage. Es gelte, diesem Missstand entgegenzutreten und die Möglichkeiten des Rekurses zu nutzen, so der Verbandsanwalt.
In der nächsten Ausgabe von „Damals vor 150 Jahren“ wird ein vertiefter Einblick ins Genossenschaftswesen des Deutschen Kaiserreichs geboten.
Markus Rothenbach
COOPERATIV 3/2023 70
Der Gasthof „Zur goldenen Ente“ in der Schulerstraße in Wien: Hier traf man sich zur Vorbereitung
NEUES VON GESTERN
Einladung zum ersten Vereinstag des Allgemeinen Verbandes
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