Die Biene

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Schüler bauen ein Bienenhaus im Wabenstil Endlich ist es soweit – 10 Bienenvölker ziehen in die neu errichtete Unterkunft ein! Die Schüler der Regionalschule Mildstedt (Nordfriesland) bauten in Eigenregie ein Bienenhaus. Im Sommer 2007 hatten die Lehrer Christen Hingst und Ulf Westphal die Idee, für die Schulimkerei im 2ha großen Schulbiotop eine feste Behausung zu bauen. Da unsere Imkerei, die es seit 1998 an der Schule gibt und von den Schülern – vorwiegend aus den Klasssenstufen 7 bis 9 – betreut wird, immer wieder mit Vandalismus an den Bienenvölkern zu kämpfen hatte, wurde es auch Zeit, einen sicheren Bienenstand zu errichten. Da beide Lehrer auch Technikpädagogen sind und nach dem Prinzip „Lernen mit Kopf-Herz und Hand“ unterrichten, war es selbstverständlich, dass dieses Bauvorhaben von Anfang an mit den Schülern umgesetzt wird. Mädchen wie Jungen suchten mit den Lehrkräften den optimalen Bauplatz, legten die Bemaßungen fest und skizzierten das Bienenhaus. Entscheidend waren dabei mehrere Vorgaben: 1)Bienen bauen ihre Waben in Sechseckform! Deshalb soll dieses Bienenhaus ebenfalls diese geometrische Figur haben. 2)Da das Bauen mit alten Kulturtechniken im Verbund zum Bauen mit der Natur Schwerpunkt der pädagogischen Arbeit an dieser Schule ist, steht das Holzständerbauweise im Vordergrund. 3)Die Außen- und Innenwände sollen mit Lehmaufputz versiegelt werden. Lehm ist ein uralter Baustoff, der auf dem Biotopgelände in guter Qualität vorhanden ist, selbst abgebaut und für die Weiterverarbeitung selbst aufbereitet werden kann. 4)Strohballen sollen die Mauersteine ersetzen und die Wandflächen zwischen den Holzständern ausfüllen. Stroh ist ein billiger Rohstoff und lässt sich leicht aus dem nahen landwirtschaftlichen Umland herbeischaffen. 5)Drei Seiten des Wabenbaus erhalten eine Bedachung, die zunächst mit einer Teerpappe versiegelt werden soll, später erhält es ein Schindeldach. Während der Planungs- und Modellbauphase entwickelten die Schüler schnell ein Gespür für technische Problemlösungen. Die Erfahrungen daraus flossen in die spätere Realisierung mit ein. Das beste Modell und die Bauzeichnung, die der Hausmeister Herr Marcussen, der gleichzeitig gelernter Bautechniker ist – anfertigte, wurden dem Bürgermeister und dem Gemeinderat der Gemeinde Mildstedt vorgestellt und sehr positiv aufgenommen. Das Bauamt gab wenig später grünes Licht, so dass die Schüler im März 2008 mit dem 1. Bauabschnitt, den Fundamentarbeiten, beginnen konnten. Bei der Umweltlotterie „Bingo“ wurde ein Antrag auf finanzielle Unterstützung gestellt. 10000,-€ standen wenig später zur Verfügung. Die Gemeinde Mildstedt unterstützte unser Projektvorhaben ebenfalls. Das Modell des Bienenhauses

Im Juni 2008 veranstaltete die Regionalschule Mildstedt die erste Schüler-Umwelt-MitmachMesse-Mildstedt (SUMMM) mit dem Thema Nachhaltigkeit und Berufsorientierung. Ca. 1500 Besucher sahen zu diesem Motto viele Aktivitäten in den Klassenräumen und im angrenzenden Biotop Hollebusch (www.schule-mildstedt.de). An diesem Tag wurde das Projektvorhaben „Bienenhaus im Wabenstil“ den Besuchern und einem NDR-Filmteam vorgestellt.


Bis zu den Herbstferien 2008 erfolgte dann der 2. Bauabschnitt. Die Schüler errichteten die Holzständerkonstruktion. Alte Holzverbindungen mussten kennen gelernt, der Umgang mit dem Werkzeug und deren Einsatz mussten immer wieder eingeübt werden. Auch das Entnehmen der Bemaßungen aus der technischen Zeichnung stellte für so manchen Schüler eine Herausforderung dar. Die Bausicherheitsbelehrung war ebenfalls für jeden beteiligten Schüler eine Pflicht.

Während der Frostperiode eigneten sich die Schüler das Hintergrundwissen zum Thema Lehm und Lehmabbau an. Die Abbauorte im Biotop wurden festgelegt und teilweise schon freigelegt. Anschließend wurde der theoretische Hintergrund zu den unterschiedlichen Lehmverarbeitungstechniken (Aufbereitung, Mischungsverhältnisse und -zuschläge und Aufbereitung der Untergründe) im Unterricht den Schülern nähergebracht. Parallel dazu arbeiteten mehrere Schüler an einer Wabenkonstruktion aus Stahl, die vor die vorgesehenen Fenster angebracht werden sollen. Dazu wurden Torstahlstangen abgelängt, angesägt und in Wabenform gebogen. Diese wurden dann so in einen vorgefertigten Stahlrahmen gelegt, dass eine vollausgefüllte Wabenfläche enstand. Schweißarbeiten durch Schüler verbanden die Wabenzellen fest miteinander. Im Frühjahr 2009 erfolgte der 3. Bauabschnitt: Bedachung und Wandaufbau. Trockene Wetterverhältnisse ermöglichten es den Schülern, das Dach auf die Holzständerkonstruktion aufzubringen. Fichtenbretter mit Nut und Feder wurden auf die Balkenlage genagelt. Dabei zeigte sich, wie schwer es ist, Nägel mit dem Zimmermannshammer gerade ins Holz zu treiben! Nach der Fertigstellung erfolgte das Aufbringen der besandeten Teerpappe, die mit Pappnägeln befestigt und an den Bahnenrändern verschweißt wurde. Im Mai wurden die Strohballen mit dem Trecker angeliefert, zur Baustelle transportiert und dort gestapelt. Schüler wie Lehrer testeten mehrere Wandaufbauten. Die Erbauer entschieden sich für einen Strohballenverband, der mit getrockneten Haselruten eine zusätzliche Stabilisierung erhält. Diese wurden, bevor die letzte Strohballenlage aufgelegt wurde, senkrecht in den Strohverband eingesteckt. Zwischen Fundament und Strohballen wurde Mäusedraht gelegt und ca. 40 cm an beiden Wandseiten hochgezogen und mit Draht eingenäht. Dasselbe wurde oben zwischen Balkenlage und Strohballen angebracht. Hauptproblem beim Wandbau mit Strohballen war, die Ballen zwischen den Holzständern so fest zu verpressen, dass keine Hohlräume entstanden. Es war eine schweißtreibende Arbeit und eine wichtige Erfahrung für die Schüler! Haben sie doch erfahren, dass Arbeit schweißtreibend ist und Spaß machen kann.


Parallel zum Wandbau wurde der Lehmboden eingebracht. Dieser wurde an dem Lehmabbauplatz gesiebt und anschließend per Schubkarre zum Bienenhaus transportiert und dort ausgeharkt und gestampft.

Der Lehmabbau erfolgt auf unserem Biotopgelände, das der Schule angegliedert ist.

Kurz vor den Sommerferien waren die Strohballenwände fertiggestellt und es wurde Zeit, ein Gruppenfoto zu schießen. Darauf folgte der 4. Bauabschnitt: Die Wandverkleidung im Innenhof des Bienenhauses aus Holz. Die Arbeiten wurden von Schülern verrichtet, die den Beruf des Zimmerers oder Tischlers erlernen wollen. Aufgenagelt wurde eine Deckschalung mit Gerüstbrettern als Unterkonstruktion und Schalbrettern als Deckwerk. In den mittleren Bereichen, in dem 10 Bienenvölker in ihren Segeberger-Beuten Platz finden, besteht die die Holzverkleidung aus OSB-Platten. Die untere Hälfte wurde so zugeschnitten, dass bei Arbeiten an den Völkern genug Licht in das Bienenhaus gelangt. Außerdem zeigte sich, nach dem die Völker ihr neues Zuhause bezogen hatten, dass das Imkern nun leichter von der Hand ging: Die Immen flogen beim Öffnen nicht zu den Imkerschülern, sondern flogen - wie geplant – sofort zum Licht, also nach draußen.


Der 5. Bauabschnitt (im Winter 2009/10) beschäftigte sich mit Bau der Fenster. Schüler, die schon Schweißerfahrungen mit Mic/Mac- oder E-Schweißgeräten hatten, erhielten eine Einweisung und eine Sicherheits-belehrung, machten sich daran, zwei Wabenfenster aus Torstahl zusammen zu schweißen. Diese zwei Stahlwaben wurden je vor einer Plexischeibe links und rechts der Bienenvölker eingebaut. So können Schulklassen oder Besucher gefahrlos die Bienen und die Schulimker bei der Arbeit beobachten. Für die Herstellung dieser Waben längten die Schüler die Torstahlstangen auf eine vorgegebene Länge ab, sägten diese an vorgegebenen Stellen ein und bogen die Stangen in einer vorher gebauten Form zu einer Wabe. So wurde die vielen Teile anschließend geheftet, gerichtet und dann endgültig verschweißt. Den Bauablauf haben die Schüler in Eigenregie organisiert. Geschweißt wurde nicht nur in Bautechnikstunden, sondern ebenfalls in den großen Pausenabschnitten und außerhalb der Unterrichtszeit. Es zeigt, wie engagiert unsere Schüler an dem Projekt arbeiten und wie sie sich mit unserer Schule identifizieren. Die Stahlwaben wurden anschließend entfettet, grundiert und lackiert, der geschweißte Stahlrahmen, der die Waben und das Plexiglas aufnimmt, ebenfalls. Auch die Malerarbeiten forderten von Schülern Fertigkeiten ab. Streichen war doch nicht so einfach, doch die Schüler/innen setzten sich damit auseinander und erweiterten dadurch ihre Kenntnisse. Diese Schüler übernahmen auch die Aufgabe, die hölzerne Außenwand im Innenhof mit Schutzfarbe zu versehen. Der Bauabschnitt 6 (Frühjahr/Sommer 2010) hatte den Schwerpunkt Lehmaufputz. Es war und ist eine Herausforderung, Schicht für Schicht (5-7 mm Stärke) Lehm auf Stroh aufzutragen. Der Lehm musste gut aufbereitet sein, also gut gesiebt und durchgerührt und mit der richtigen Menge an Wasser durchmischt sein. Sonst hält die aufgetragene Lehmschicht nicht lange. Damit ein ständiger Lehmnachschub gewährleistet war, musste mit den Schülern eine Fließfertigungsstraße erarbeitet werden. Der Abbau des Rohmaterials Lehm musste Hand in Hand gehen mit dem Sieben des Lehm , dem Weitertransport mit der Schubkarre zur Rühr- und Mischstation und Transport zu den Ballien an den Putzstationen. Oft waren 20 bis 30 Schüler auf dieser Fertigungsstraße tätig. So mancher Schüler lernte zum ersten Mal kennen, was körperliche Arbeit bedeutet und das Schweiß, Schmutz und gemeinschaftliches Arbeiten Spaß machen kann.

Voller Körpereinsatz wurde abverlangt. Trotzdem kam der Spaß nicht zu kurz!


Die Außenwände sind mittlerweile mit mehreren Lehmschichten versehen und die Oberflächen werden ausgeglättet. Im folgenden Baubabschnitt 7 werden zum Süden hin die offenen Wabenbauflächen (offener Ständerbau) mit Baustahlmatten versehen, so dass keine Unbefugten in den Innenbereich des Bienenhauses leichtfertig gelangen können. Außerdem wurden Zwischenwände aus Holz zwischen den Bieneräumen und den links und rechts daran angrenzenden Besucher- und Materialräumen eingebaut. Parallel dazu erfolgte auch der Bau und Einbau von drei Außentüren. Dieses war auch der Zeitpunkt, unsere 10 Bienenvölker einziehen zu lassen. In den folgenden Tagen konnten wir die Flugbahnen der ab- und anfliegenden Bienen beobachten. Unser Bienenhaus im Wabenstil zeigt uns, dass alle Flugbienen in Hurrikanbewegung den Innenbereich des Wabenhauses verlassen oder anfliegen. Damit gibt es keinen horizontalen Abflug mehr und Besucher können außerdem gefahrlos an der Baustahlmattenwand die Bienen beobachten. Natürlich ist der Bau des Bienenhauses noch nicht abgeschlossen..... soll er auch nicht. Denn unsere Schüler sollen aus pädagogischer Sicht und aus der Sicht der nachhaltigen Bildung sich lange mit diesem Themenbereich Bienenstand und unserer Schülerfirma „Summ&Söt“ auseinandersetzen. Mildstedt, d.11/2010

Ulf Westphal


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