schau Spezial „Messe Wien nutzt Coronakrise als Chance“, Supplement zu schau-Magazin, Ausgabe 5/2019

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SPEZIAL MESSE & KONGRESS

Messe Wien nutzt Coronakrise als Chance

Visionär und mutig in eine neue Zukunft


02 schau SPEZIAL | Inhalt Inhalt 02 Neue Veranstaltungsrealität Benedikt Binder-Krieglstein 04 Im Gespräch Bürgermeister Michael Ludwig 08 Messewirtschaft Zahlen und Daten 10 Politik & Wirtschaft Stadtrat Peter Hanke 12 Systemrelevante Infrastruktur Stadtrat Peter Hacker 14 Neuer Stadtteil Wo Neues entsteht 16 Wiener Messe Besitz GmbH Katharina Weishaupt & Sigrid Oblak 18 Fotostory Blick hinter die Kulissen 20 Venue der Zukunft Jochen Witt 23 Tagungsmetropole Wien Norbert Kettner 24 Top Brands Was sagen Veranstalter 26 Hybride Events Bestnoten für Messe Wien 28 Messe in COVID-19-Zeiten Barbara Leithner 30 Digitale Alternativen Matthias Tesi Baur 31 Zwischenmenschliches Nikolaus Pelinka 32 Firmenporträt Gerstner Catering

Die Krise als Innovations-Motor COVID-19 hat die Welt auf den Kopf gestellt und gleichzeitig Dynamik entfacht. Auch im Messe- und Kongressgeschäft?

M

itte März dieses Jahres gingen im heimischen Messeund Kongresswesen die Lichter aus. Behördlich verordneter Shutdown aufgrund der Corona­ virus-Pandemie. Seither wurden weltweit rund 2.500 Messen abgesagt oder verschoben. Ähnliches gilt für die gesamte Eventbranche, darunter auch Kongresse und Tagungen. Der ersten Schockstarre folgten ­später erste Ideen hinsichtlich digitaler Möglichkeiten, um im Kunden-

kontakt zu bleiben oder im Idealfall sogar das Geschäft alternativ fortzuführen.

schau SPEZIAL: So gesehen wirkt COVID-19 als Turbo zur weiteren Digitalisierung. Aber bedeutet diese virtuelle Beschleunigung den Exodus für die physische Messe, den real stattfindenden Kongress?

BENEDIKT BINDER-KRIEGLSTEIN: Als Mann der Praxis behaupte ich Nein.

Impressum: schau SPEZIAL Messe Wien 2020. Medieninhaber und Verleger: CRM Medientrend GmbH, Neudorferstraße – Betriebsgebiet 3,

7111 Parndorf. Herausgeber: KR Gerhard Milletich. Geschäftsführung: Mag. Bettina Milletich. Verlagsleiter und Chefredakteur: Christoph Berndl. Redaktionsanschrift: Leberstraße 122, 1110 Wien, Tel. +43/1/740 32-0, Fax: +43/1/740 32-780, E-Mail: office@schaumagazin.at, service@schauclub.at. Coverfoto: Reed Exhibitions/David Faber. Herstellung: Bohmann Repro-Media und Online GmbH, Leberstraße 122, 1110 Wien. Hinweis: Die aus Gründen der Lesbarkeit verwendete männliche Schreibweise bezieht sich selbstverständlich auf alle Geschlechter gleichermaßen. Offenlegung auf www.schauclub.at/impressum


schau SPEZIAL

| MesseWien 2020 03

Foto: Reed Exhibitions/Christian Husar, David Payr

Die moderne I­nfra­struktur macht das Messe- und ­Kongresszentrum zu ­einem beliebten ­Veranstaltungsort.

Denn das Instrument Messe/Kongress punktet mit Faktoren, die die digitale Welt nicht abbilden kann. Es geht um inszenierte Welten mit live erlebbaren Emotionen, zig Face-toFace-Kontakten, der Haptik von neuen Produkten. Der stärkste Mehrwert ist jedoch der direkte menschliche Kontakt. Hierbei entsteht jene persönliche menschliche Verbundenheit, die oft über Erfolg und Misserfolg in der Geschäftsbeziehung entscheidet. Das kann keine WebCon, das schafft kein Webinar.

Wohin geht also die Reise? Wie sieht die Messe, der Kongress der Zukunft aus?

Es wird wohl eine analog-digitale ­Liaison werden. Das Beste aus beiden Welten. Aus Analog und Digital. Virtuelle Inhalte stehen an 365 Tagen im Jahr rund um die Uhr dem (potenziellen) Kunden zur Verfügung. Kanal­ adäquat umgesetzt. Damit bilden sie die perfekte Ergänzung zum analogen Branchenhöhepunkt des Jahres: der jeweiligen Branchenmesse bzw. Fachtagung.

lektive entstehen. Die Formel lautet nicht „entweder Messe oder digitale Präsenz“, sondern „beides in stimmiger Kombination der Stärken“. Den Weg dahin haben wir schon beschritten. Nun folgt die Phase der permanenten Adaption, des Trial & Error. Die Zeit ist jetzt reif für neue, zukunftsfähige Plattformen.

Benedikt Binder-Krieglstein:

»Es wird wohl eine analog-digitale Liaison werden.« Eine der Kernaufgaben der Messe-, Kongress- und Eventveranstalter in der näheren Zukunft ist es, das unschlagbare Alleinstellungsmerkmal „persönliches Treffen“ ganz gezielt herauszuarbeiten. Parallel dazu müssen ergänzende digitale Lösungen und Angebote entwickelt werden, um neue hybride Eventformate am Markt zu etablieren. Es werden dabei wahrscheinlich auch neuartige Kol-

Danke für das Gespräch! 

Faktenbox

Reed Exhibitions Österreich CEO: Benedikt Binder-Krieglstein ist Vorsitzender der Geschäftsführung von Reed Exhibitions Österreich. Der Mutterkonzern Reed Exhibitions organisiert in 30 Ländern mehr als 500 Messen in 43 Wirtschaftsbereichen. Dabei werden mehr als 7 Millionen Menschen in persönlichen Kontakt gebracht.


04 schau SPEZIAL | Interview

Bürgermeister Michael Ludwig:

„Wien bleibt Kongresshauptstadt“

Wien ist ein Magnet für große internationale Messen, Konferenzen und Kongresse. Derzeitige Herausforderungen sollen mit vereinten Kräften und neuen Strategien gelöst werden.

schau SPEZIAL: Wie wichtig ist für Sie persönlich das Thema Messe/ Kongress?

MICHAEL LUDWIG: Wien ist bei den wichtigsten Kongressstädten der Welt unter den Top Destinationen, das wurde uns erst 2019 im Kongress-Ranking der International Congress and Convention Association (ICCA) wieder bestätigt. Wien ist ganz klar eine unumstrittene Fixgröße für die Ausrichtung internationaler Kongresse weltweit, allein im Jahr 2019 fanden rund 5.500 Veranstaltungen statt. Der Erfolg Wiens als Kongressmetropole wird besonders durch internationale Kongresse wie z. B. durch den Europäischen Radiologie­ kongress (ECR) im Austria Center Vienna – mit mehr als 30.000 KongressteilnehmerInnen – erzielt. Für mich als Wiener Bürgermeister ist das eine Bestätigung, dass Wiens

Kongress- bzw. Messeangebote ein internationales Spitzenniveau erreicht haben und internationale Gäste bzw. ExpertInnen gerne und wiederholt nach Wien kommen.

Was macht den Kongressstandort Wien so besonders?

Wien bietet den zahlreichen MessebesucherInnen und KongressteilnehmerInnen eine ausgezeichnete Infrastruktur mit gut ausgebautem und zuverlässigem Öffi-Netz, eine ausgezeichnete Gesundheitsversorgung sowie ein breites Kultur- und Bildungsangebot mit tollen Freizeitangeboten. Nicht ohne Grund ist Wien im Mercer-Ranking 2019 zum 10. Mal in Folge zur lebenswertesten Stadt der Welt auserkoren worden. Nahe am grünen Prater gelegen ist z. B. das Messe- und Kongresszentrum Wien im 2. Bezirk mit einer ­Gesamtfläche von 70.000 m². Seit 2004 fanden dort schon 1.900 Veranstaltungen mit 114 Mio. BesucherInnen aus 150 Nationen und 90.000 AusstellerInnen statt.

Welche Chancen hat der Kongressstandort Wien im Angesicht von COVID-19?

COVID-19 stellt nicht nur Wiens Kongress- und Messeveranstalter vor eine nie dagewesene Situation. In vielen Städten auf der ganzen Welt werden derzeit neue Wege und Lösungen für den Kongresstourismus überlegt und geplant.

Foto: PID/ Michael Koenigshofer

Z

war ist das Kongressgeschäft weltweit zum Erliegen gekommen, doch die Bedeutung von persönlichem Austausch ist gerade in diesen Zeiten gewachsen. Es fehlt derzeit noch an Planungssicherheit für Messen und Kongresse, da der Verlauf der Pandemie kaum eingeschätzt werden kann, doch Wiens Regierung arbeitet an den veränderten Rahmenbedingungen für die kommenden Jahre, Unterstützung für Unternehmen und Wiens Stellung als beliebteste Tagungsmetropole.


schau SPEZIAL

| Interview 05

Michael Ludwig:

»In Wien wird zurzeit mit Hochdruck an ­flexiblen Lösungen gearbeitet.«


06 schau SPEZIAL | Interview

Die Stadt Wien und ­ ürgermeister Michael B Ludwig haben die Messe Wien zu einem COVID-19-­ Betreuungszentrum umfunktioniert.

In Wien wird zurzeit mit Hochdruck an flexiblen Lösungen gearbeitet, damit nach Überwindung der COVID19-Krise wieder durchgestartet werden kann und Kongresse, Messen und Zusammenkünfte erfolgreich realisiert werden können. In welcher Form Kongresse im Herbst wieder stattfinden können, wird davon abhängen, ob und in welcher Form größere Veranstaltungen wieder stattfinden dürfen und inwiefern Reisewarnungen aufgehoben werden.

Ist Wien für die Austragung von namhaften Großkongressen im Angesicht von COVID-19 künftig ausreichend gerüstet?

Wien kommt bereits jetzt mit den zulässigen Großveranstaltungen sehr gut zurecht. Wir haben uns auch für den Kultursommer „Wien dreht auf“ gute Lösungen überlegt, die auch gerne vom Publikum angenommen werden. Wenn es wieder möglich ist, Kongresse abzuhalten, werden diese ebenfalls mit den bestmöglichen Vorkehrungen innerhalb der gesetzlichen Rahmenbedingungen durchgeführt. Wir sind derzeit dabei, auch dafür kreative Lösungen zu finden. Die Stadt Wien wird selbstverständlich alles daransetzen, Kongresse wieder zu ermöglichen und gleichzeitig ein hohes Schutzniveau für BesucherInnen zu bieten.

Wien ist sehr gut durch die Krise gekommen. Wie kann man dieses Vertrauen bei Kongressbesuchern künftig nutzen?

Wir zählen im Vergleich mit anderen Metropolen international zu jenen Städten, die am besten durch die

Krise gekommen sind. Einen großen Anteil daran trägt natürlich auch die Wiener Bevölkerung, der ich an dieser Stelle ganz herzlich für ihre Disziplin danken möchte. Wichtig ist es natürlich weiterhin, konsequent auf richtige und adäquate Hygienemaßnahmen zu setzen und dieses Vertrauen in die Stadt weiter zu stärken.

Wien mischt im Ranking der internationalen Kongressstädte immer vorne mit. Wann werden wir wieder ein florierendes Kongressgeschäft sehen oder müssen wir uns für längere Zeit auf Herausforderungen einstellen?

Dass die Krise keiner vorherseh­ baren Entwicklung folgt, wissen wir nun leider schon länger. So wie in an-

deren Bereichen, wie z. B. in der ­Gastronomie oder im Kulturbereich, werden wir auch für diese Branche neue Lösungen finden. Ob und wann das Kongressgeschäft wieder zu ­seiner alten Größe – ursprünglich waren z. B. für das Jahr 2020 13 Großkongresse mit jeweils mehr als 5.000 TeilnehmerInnen geplant – zurückfindet, kann man derzeit natürlich noch nicht genau sagen. Die Stadt Wien wird aber alles daransetzen, der Branche unter die Arme zu greifen und bestmögliche Rahmenbedingungen zu bieten.

Wie sehen Sie den Messe- und Kongressstandort Wien in Zukunft auch im Angesicht von COVID-19?

Die Kongress-, Messe- und Event-


schau SPEZIAL

| Wordrap 07

Messe-Wordrap mit Bürgermeister Michael Ludwig

Die Buch Wien ist eine der Lieblingsmessen von Bürgermeister Michael Ludwig.

Wann war Ihr letzter Messebesuch?

Fotos: PID/Christian Jobst, LCM/Mercan Sümbültepe

Ich besuche – sofern es meine Zeit erlaubt – gerne Messen. Da aber derzeit keine Messen stattfinden, war ich zuletzt in der Messe Wien, um mich auf der Impfstraße gegen FSME impfen zu lassen. branche ist derzeit eine von der Corona-Pandemie stark betroffene Sparte der Wirtschaft. Abzusehen ist, dass es neben den optimalen Rahmenbedingungen auch einer Transformation der Branche bedarf und in Zukunft neue Nutzungsformen konzipiert werden. In jeder Herausforderung liegen jedoch auch Chancen, Krisen befeuern den Erfindergeist. Aufgrund seiner starken internationalen Vernetzung wird Wien raschestmöglich Maßnahmen zur Reaktivierung setzen können, sobald COVID-19 überstanden ist. Ich bin überzeugt, dass Wien ein weiteres Mal eine Pionierrolle beanspruchen wird können.

Vielen Dank für das Gespräch! 

Was sind Ihre ­Lieblingsmessen? Da ich persönlich ein begeisterter Leser bin, liegt mir natürlich ­besonders am Herzen, die Wiener Bevölkerung zum Lesen zu ­animieren. Von daher ist die „Buch Wien“ in der Messe Wien eine meiner besonderen Lieblingsmessen.

Ihr schönstes ­Messeerlebnis? Als eines meiner persönlichen Highlights ist mir ein Besuch auf der Videospielmesse im Wiener

Rathaus 2018 in Erinnerung ­geblieben: Da probierte ich den Gaming-Klassiker Gran Turismo aus – mit eher durchwachsenem Erfolg.

Ihr persönlicher ­Messegeheimtipp? Ich denke, wie spannend man eine Messe findet, hängt sehr von der individuellen Interessenslage ab. Ich bin aber überzeugt, dass wir in Wien ein breites Spektrum ­anbieten können, bei dem für jede/­jeden etwas dabei ist.

Was gehört für Sie zu einem gelungenen Messebesuch dazu? Für mich ist ein Messebesuch erst dann gelungen, wenn ich nicht nur interessante Informationen und Anregungen zu einem bestimmten Thema erhalten habe, sondern auch mit MessebesucherInnen ins ­persönliche Gespräch kommen konnte.


08 schau SPEZIAL | Wirtschaftsfaktor

7,8 m

Messe Wien in Zahlen

Die Vermessung der Messe Wien: Vor uns liegt eine kleine, faszinierende Welt für sich, die gleichzeitig ein großer Impulsgeber für die heimische Wirtschaft ist. Die folgenden Zahlen zeigen, warum.

M

an muss die Messe Wien einmal in voller Länge entlangspaziert sein, um ein Gespür für die Dimension dieses Areals zu bekommen. Vom West- bis zum Osttor sind es rund 600 Meter. Auf den ersten Blick klingt das vielleicht nicht nach viel, tatsächlich entspricht diese Distanz aber der Entfernung vom Hotel Sacher bis zum Eingang des Wiener Stephansdoms. Und so wie die Kärntner Straße und ihre Umgebung viele kaufkräftige Menschen anzieht und ein wichtiger Teil des Wiener Wirtschaftsmotors ist, so nimmt auch die Messe Wien mit ihren zahlreichen Veranstaltungen eine unverzichtbare Rolle im wirtschaftlichen Leben der Stadt ein. Die folgenden Zahlen liefern ein paar Eindrücke von den Größenordnungen, in denen hier gedacht und gearbeitet wird. Denn größere Kategorien gehören auf einem riesigen Areal wie dem Wiener Messegelände zum Arbeitsalltag. Und das seit bald 100 Jahren, in denen sich das Gesicht dieses Standorts immer wieder grundlegend verändert hat.

hoch und breit ist das größte Tor der Messe, damit auch außerordentlich große Objekte wie z. B. Segelboote in den Hallen ausgestellt werden können.

96 m hoch ist der Messeturm und damit um rund 12 Meter höher als die bis 1937 auf dem Areal gestandene Rotunde.

99 Jahre alt wird die Messe heuer, denn im September 1921 fand die erste Herbstmesse der Messe AG statt.

Euro gibt ein Kongressgast im Schnitt täglich in Wien aus und damit mehr als doppelt so viel wie der durch­ schnitt­liche Wien-Gast.*


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| Wirtschaftsfaktor 09

2.400 70.000 Quadratmeter Ausstellungs­ fläche hat das Areal heute, das entspricht in etwa der Fläche von zehn Fußballfeldern.

Meter Seitenlänge haben die Messehallen zusammen, das entspricht der Länge der Kärntner Straße zwischen dem Hotel Sacher und dem Stephansdom.

Gäste wurden 2017 im Rahmen des größten gesetzten Dinners in der Halle D gleich­zeitig ­bewirtet.

Wussten Sie, dass … … bis Ende der 1980er-Jahre auf der Herbstmesse auch Kühe und Traktoren verkauft wurden?

21.500

15.000 Stühle mussten 2018 für den ESCRS-Kongress innerhalb eines Tages aufgestellt werden.

* Datenbasis/Quelle: Wiener Tagungsbilanz 2018

Ganzjahres-Arbeitsplätze schafft und ­sichert die Tagungswirtschaft in Wien, das entspricht etwa der Bevölkerung von Amstetten.*

25.000 Personen nahmen am bislang größten Kongress auf dem Gelände teil, dem Kardiologen­ kongress 2007.

64.000 Endgeräte können über das WLAN der Messe Wien gleichzeitig das Internet ­nutzen, wofür u. a. ein Backbone mit 40 GBit pro ­Sekunde sorgt.


10 schau SPEZIAL | Interview

Im Interview: Stadtrat Peter Hanke

„Haben viele Maßnahmen gesetzt“ Messen und Kongresse sind ein Wirtschafts- und Jobmotor für Wien. Die Wiener Stadtregierung tut alles, um Arbeitsplätze zu sichern, ­damit Wirtschaft und Arbeitnehmer gut durch die Krise kommen.

D

ie Stadt setzt neben umfassenden Unterstützungsleistungen für die Wiener Wirtschaft auch neue und erprobte Instrumente für aktive Arbeitsmarktpolitik ein. Darüber hinaus wird Hilfe explizit dort geleistet, wo Betriebe besonders herausgefordert sind. Ein Schwerpunkt ist etwa der rasche Umstieg in die Digitalisierung, vor allem für kleine und mittlere Unternehmen. Aber auch die Gastronomie- und die Tourismusbranche werden mit eigenen Hilfsmaßnahmen unterstützt.

schau SPEZIAL: Durch den Ausfall von Kongressen, Firmentagungen und Incentives in Wien wird ein

Peter Hanke:

»Wien war immer schon ein Zugpferd, wenn es um die Auswahl als Veranstaltungsort von Kongressen ging.« Wertschöpfungs- & Steuerverlust von 100 Mio. Euro im Monat prognostiziert*. Mit welchen Strategien kann die Stadt Wien diesen Verlust wieder ausgleichen?

PETER HANKE: Wir haben mit Beginn

der Corona-Krise sofort Maßnahmen

gesetzt und ein 150 Mio. Euro schweres Corona-Hilfspaket geschnürt, um der Wiener Wirtschaft und den Wiener Arbeitnehmerinnen und ­ ­Arbeitnehmer in dieser schwierigen Situation zu helfen. Mit unseren Wirtschafts- und Arbeitsmarkt­ paketen setzen wir alles daran, damit unsere Bevölkerung durch die schwere Zeit kommt und wir als Stadt bald wieder an unsere Erfolge vor Corona anschließen können. Wir haben zum Beispiel die Home-­OfficeFörderung mit 10 Mio. EUR umgesetzt, 15 Mio. EUR für die WienOnline-Förder­aktion bereitgestellt, die „Stolz auf Wien“ Beteiligungs GmbH gegründet, das Corona-Ausbildungspaket eingeführt und die


schau SPEZIAL

| Interview 11

Dem Business wieder Auftrieb verleihen: mit dem Marketingtool Messe und Kongress.

Bürgschaftsaktion der WKBG gestartet. Wichtig ist es nun, dass wir dranbleiben und den Betrieben wie auch den Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern weiter helfen.

Auf welche Maßnahmen setzen Sie, um das Messe- und Kongressgeschäft wieder anzukurbeln?

Fotos: PID/David Bohmann

Zunächst ist es wichtig, dass der rechtliche Rahmen für Veranstaltungen gegeben ist, aber auch gesundheitsrelevante Aspekte gewahrt werden. Heute, wenige Wochen nach dem kompletten Lockdown, wissen wir mehr und haben einen Weg gefunden, damit Messen und Kongresse wieder stattfinden können. Seit 15. Juni 2020 sind Messen und Kongresse, die wegen der CoronaSchutzbestimmungen bisher verboten waren, unter Auflagen wieder erlaubt. So muss eine behördliche Genehmigung eingeholt und ein ­COVID-19-Präventionskonzept vorgelegt werden. Veranstalter brauchen auch eine/einen COVID19-Beauftragte/-n, die/der die Umsetzung und Einhaltung aller Maßnahmen des Präventionskonzeptes überwacht. Die Stadt Wien muss nun schauen, dass die Branche wieder in die Gänge kommen kann. Wir führen derzeit Gespräche mit den Stakeholdern der Branche, um herauszufinden, wie die Stadt Wien helfen kann. In der Messe Wien haben wir z. B. das COVID19-Betreuungszentrum eingerichtet. Das hat die Fläche der Messe in der Corona-Zeit gut genützt (Kosten rund 19,2 Mio. EUR).

Werden die Unterstützungsmaßnahmen für die Messe- und Kongressbranche ausreichen?

Wir sind in engem Austausch mit allen Beteiligten, um schnell reagieren zu können. Ein Ende der Maßnahmen sehe ich derzeit noch nicht, dazu ist

die Situation rund um das CoronaVirus noch viel zu wenig abschätzbar. Die Stadt Wien steht aber auf jeden Fall bereit, um zu helfen. Unsere Betriebe der Stadt und unsere Bevölkerung brauchen uns heute mehr denn je – wir stehen bereit.

Wie kann es gelingen, internationale Kongressveranstalter zu motivieren, ihre Veranstaltungen wieder in Wien abzuhalten?

Wien war immer schon ein Zugpferd, wenn es um die Auswahl als Veranstaltungsort von Kongressen ging. Wien bietet enorm viel, Sicherheit, beste internationale Anbindung, ausgezeichnete Hotelinfrastruktur, weiträumiges öffentliches Verkehrsnetz und ein abwechslungsreiches Angebot an Freizeitaktivitäten. Wien ist nicht umsonst 2019 zum 10. Mal zur lebenswertesten Stadt der Welt gewählt worden. Das hat sich während Corona nicht geändert. Wien hat Power und wirkt für viele Veranstalter sehr attraktiv. Ich bin daher überzeugt, dass wir nach Corona wieder stark durchstarten können. Mit dem WienTourismus und dem zugehörigen Vienna Convention Bureau werden wir neue Konzepte ausarbeiten, die Wien wieder in den Mittelpunkt des Interesses bei internationalen Kongressveranstaltern stellen.

Wie wichtig ist Digitalisierung (Stichwort Hybrid) für das Kongressgeschäft?

Mit Videokonferenzen, Produktoder Schulungsvideos sowie OnlinePräsentationen hat der Austausch von Angebot und Nachfrage auch in der Corona-Zeit gut und über Grenzen hinweg funktioniert. Ich bin zwar überzeugt davon, dass Menschen auch in Zukunft gerne auf reellen Plattformen wie Messen oder Kongressen zusammenkommen, um sich von Angesicht zu Angesicht gegenüberzustehen. Dieser Face-toFace-Charakter ist ein wesentliches Merkmal von solchen Plattformen. Aber vieles können wir auch digital und zeitlich sowie örtlich flexibler abbilden. Einholen von Information etwa – das machen wir heute schon über das Internet – oder Vorabgespräche über Videokonferenzen, ­Planung von Meetings vor Ort, Austausch von Know-how u. v. m. können die Zeit, die man dann auf der reellen Plattform Messe oder Kongress braucht, wesentlich effizienter vorplanen. Hier braucht es immer einen digitalen Denkansatz. Digitalisierung ist ein wichtiger Treiber von Innovation. Und ich bin überzeugt davon, dass es eine optimale Mischung zwischen digitaler Plattform und Faceto-Face-Treffen auf einer Messe oder bei einem Kongress braucht – Hybride Formate haben ganz klar eine große Zukunft.

Vielen Dank für das Gespräch! *Quelle: www.wien.gv.at


12 schau SPEZIAL | Interview Gesundheitsstadtrat Peter Hacker:

Eine systemrelevante Infrastruktur Das moderne Messe- und Kongressgelände der Messe Wien erweist sich auch in Gesundheitsfragen als gelungene Alternative, etwa als Betreuungszentrum für COVID-19-Erkrankte oder FSME-Impfstraße.

Die Messe Wien wurde kurzerhand in eine Betreuungseinrichtung für ­COVID-19-Erkrankte umfunktioniert.

D

as Betreuungszentrum in der Messe wurde Mitte März innerhalb weniger Tage von Berufs­rettung Wien, Berufsfeuerwehr und Gesundheitsbehörde der Stadt in Zusammenarbeit mit Blaulicht-Organisationen wie dem Roten Kreuz, den Johannitern, dem Arbeiter-Samariter-Bund und den Maltestern sowie der Logistikabteilung der MA 48 eingerichtet. Insgesamt bot die Stadt Wien in Österreichs größter Covid-Einrichtung mehr als 2.200 Betten für Erkrankte und Verdachtsfälle in mehreren Messehallen an. Nach Schließung des CoronaNotquartiers wurden im Juli Impfstraßen für FSME-Impfungen einge-

richtet. Die von Gesundheitsstadtrat Peter Hacker initiierte Offensive fand in der Messehalle D statt und wurde vom Arbeiter-SamariterBund durchgeführt. Die Aktion war ein großer Erfolg: Rund 3.600 Impftermine wurden vergeben.

Bereit für Medizin-Aufnahmetest

Anlässlich der MedAT-Aufnahmetests der Medizinischen Universitäten in Wien, Innsbruck und Graz ­sowie der Medizinischen Fakultät der Johannes Kepler Universität Linz (JKU) fand in der Messe Wien das Aufnahmeverfahren für rund 5.400 BewerberInnen unter strengen ­Sicherheitsauflagen statt. 


schau SPEZIAL

Die Messe Wien wurde zum COVIDBetreuungszentrum der Stadt Wien. Wie kam es zu dieser Idee?

„Wir alle lernen ständig dazu, wie wir mit d ­ ieser Pandemie umgehen können.“

PETER HACKER: Wir haben uns bereits in der Frühphase der Pandemie im ­Februar dazu entschlossen, ein der­ artiges Betreuungszentrum einzu­ richten, weil wir die Entwicklungen in China und Italien genau beobachtet haben. Dort waren die Spitäler überlastet. Es sind nicht genügend Spitalsbetten zur Verfügung gestanden – insbesondere für die Versorgung von Intensivpatienten. Das sollte in Wien auf keinen Fall passieren. Also haben wir in sehr kurzer Zeit die Idee zu dieser Einrichtung umgesetzt, um eine Reserve zu haben. Dass wir die Kapazitäten nicht ausschöpfen mussten, darüber bin ich im Nachhinein sehr froh.

Fotos: PID/Christian Jobst, PID/Alexandra Kromus

Wie wichtig ist der städtische Zugriff auf systemrelevante In­ frastrukturen wie ein Messe- und Kongresszentrum? In Krisenzeiten kommt verstärkt zum Tragen, was auch im Regelbetrieb wichtig ist. Du musst Reserven haben, um den notwendigen Handlungsspielraum nicht zu verlieren und rasch auf neue Entwicklungen reagieren zu können. Das gilt für Testkapazitäten und Schutzausrüstung genauso wie für die Infrastruktur. Für den Herbst, wenn wir aufgrund der parallel auftretenden Grippe mit einem Anstieg von Personen mit Krankheitssymptomen rechnen müssen, sind wir gut vorbereitet. Wir haben verteilt über die Stadt mehr als 30 Immobilien für die unterschiedlichen Zielgruppen gescreent, in denen wir im Bedarfsfall bis zu 6.000 Personen unterbringen können.

| Interview 13

Sind Großveranstaltungen und internationale Kongresse unter den derzeitigen gesundheitlichen Bedingungen überhaupt denkbar bzw. unter welchen Voraussetzungen sind derartige Veranstaltungen wieder möglich? Denkbar ist vieles, aber wie bei anderen Veranstaltungen sind auch hier neue Ideen und Konzepte gefragt. Klar ist, wo viele Menschen zusammenkommen, braucht es eine strikte Einhaltung der Regeln, die von der Bundes­ regierung gemeinsam mit Expertinnen und ­Experten festgelegt wurden. Als ­Gesundheitsstadtrat ist mir wichtig, dass die Gesundheitsbehörde im Fall von ­Virusübertragungen rasch mit dem Contact Tracing beginnen und die Infektionsketten unterbrechen kann.

Wie sieht die Planung für die Sicherstellung der Gesundheit der Messe-/Kongress­ besucher auch für die Zukunft aus? Die Veranstalter müssen den Behörden Präventionskonzepte vorlegen und dafür Sorge tragen, dass sie auch umgesetzt werden. Da geht es beispielsweise um Regelungen, wie Besucherströme gesteuert werden sollen, und die Einhaltung von Hygienevor­ gaben. Wir alle lernen ständig dazu, wie wir mit dieser Pandemie umgehen können. Dabei ist eines ganz wichtig: Umso schneller wir die Kontaktpersonen finden, desto wirksamer können wir die weitere Verbreitung verhindern, wenn jemand positiv getestet wird. Wenn uns das gelingt, ist schon viel erreicht.


14 schau SPEZIAL | Neuer Stadtteil

Wo Neues entsteht

Neues Stadtviertel für Wien: zwischen Stadion und Praterstern.

D

as Messegelände wurde durch die Internationale Weltausstellung 1873 erschlossen und hat seither den Stadtteil stark geprägt. Der Ausbau des örtlichen Verkehrsnetzes wie etwa die Ausstellungsstraße, die U2-Verlängerung und die Donauregulierung gehen darauf zurück. Das Areal hat sich seitdem mehrfach gewandelt: Bis zum Brand 1937 stand die Rotunde im Mittelpunkt. Während

des Zweiten Weltkriegs wurde die Anlage großteils zerstört. Nach 1950 wechselten sich aufwendig gestaltete Pavillons und Freiflächen ab. In den 2000er-Jahren bekam das Areal sein derzeitiges Gesicht. Im bislang letzten Entwicklungsschritt wurde Platz für den WU-Campus, die Sigmund Freud Privatuniversität, das Messecarree Nord und für Unternehmen im Viertel Zwei geschaffen.

Fotos: Barbara Nidetzky

Die Messe Wien gilt seit Jahrzehnten als Entwicklungsort für Innovationen, als Impulsgeber für das umliegende Areal und trägt so maßgeblich zur Wertschöpfung der Stadt bei.


schau SPEZIAL

| Neuer Stadtteil 15

Der Bereich Prater, Messe, Krieau und ­Stadion in Wien-­ Leopoldstadt gehört zu einem Zielgebiet der Wiener Stadtent­ wicklung.

Wichtig für Wien

So wie die Weltausstellung 1873 Wiens Entwicklung zu einer internationalen Metropole beschleunigte, hat die Messe Wien auch heute eine große wirtschaftliche Bedeutung für die Stadt: Über 4.000 Kongresse und Veranstaltungen finden jährlich statt, jeder achte Nächtigungsgast besucht einen Kongress. Nach der Corona-Krise wird es doppelt wichtig werden, sich an die veränderten

Rahmenbedingungen der Tagungswirtschaft anzupassen, um weiterhin im Spitzenfeld der Kongress­ destinationen zu liegen.

Hier werden Ideen geboren

Von der Weltausstellung bis heute war die Messe immer schon ein Hub für den internationalen Austausch. Viele Innovationen sind den Impulsen und zufälligen Begegnungen zu verdanken, die dadurch möglich

wurden. Diese wichtigen Funktionen werden Tagungen und Kongresse auch in Zukunft behalten. Gerade die Corona-Krise macht deutlich, dass sich nicht alles durch technische ­Lösungen ersetzen lässt. Die lebendige Geschichte des Areals zeigt, dass sich die Messe immer wieder „neu erfunden“ hat. Das wird wohl auch in Zukunft so bleiben. 


16 schau SPEZIAL | Interview

Innovationen entstehen im Austausch Neue Erfahrungen und persönliche Begegnungen stehen im Mittelpunkt jeder Veranstaltung. Um den hohen Anforderungen der Veranstalter gerecht zu werden, orientiert sich die Messe Wien an internationalen Trends.

Wie hat sich das Kongressgeschäft in den letzten Jahren verändert? Und mit welchen Anforderungen werden Sie konfrontiert?

KATHARINA WEISHAUPT: Der Wandel im Kongressgeschäft lässt sich an zwei konkreten Anforderungen festmachen: an einem kleinteiligen, flexiblen Raumangebot und perfekter Technik. Vor zehn Jahren wurde eine große Halle für Tausende TeilnehmerInnen und mit einer Bühne für Keynote-Speaker gebucht. Heutzutage sollen Kongresse persönliche Begegnungen ermöglichen. Dazu werden viele kleinere Räume für Workshops benötigt, denn der Austausch zwischen den TeilnehmerInnen findet in kleineren Einheiten mit vielen Panels statt. Zusätzlich muss sich die technische Ausrüstung auf dem aktuellsten Stand befinden. Wenn diese Anforderungen nicht

geboten werden, entscheidet sich der Veranstalter für einen anderen Austragungsort wie etwa Paris.

Aktuell nimmt Wien eine Spitzenposition im Ranking der Kongressstandorte ein. Wie kann diese ­Position gehalten werden?

KATHARINA WEISHAUPT: Neben den Kongressdestinationen Paris und Barcelona drängen auch andere europäische Städte an die Spitze. Um auch in Zukunft ganz oben mitzuspielen, muss die Wiener Infrastruktur an die veränderte Nachfrage angepasst werden. Die aktuelle Infra-

struktur ist zunehmend weder räumlich noch technisch auf dem letzten Stand – und die Anforderungen der Veranstalter sind hoch. Daher ist aus meiner Sicht langfristig eine Umgestaltung notwendig. Wenn ein Kongress in einer anderen Stadt veranstaltet wird, ist das nicht nur für uns als Messe ein Verlust, sondern auch für die Stadt.

Welche Rolle spielen Kongresse und deren Wertschöpfung für die Stadt Wien?

Dr. Katharina Weishaupt:

»Ziel ist, weiterhin an der Spitze des internationalen Kongresstourismus zu bleiben.«

SIGRID OBLAK: In Wien finden jährlich rund 4.000 Kongresse und Unternehmensveranstaltungen statt. Jeder achte Nächtigungsgast Wiens kommt wegen eines Kongresses und gibt dabei doppelt so viel aus wie private Touristen. Das trägt wesentlich zum Wirtschaftsstandort bei. Aus der Vergangenheit zeigt sich, dass

Fotos: Michael Rausch-Schott (2), Eva Kelety (2)

S

eit fast 100 Jahren ist die Messe Wien im Veranstaltungsbereich erfolgreich. Neben Publikumevents wie der Ferien-Messe und der „Wohnen & Interieur“-Messe, finden vor allem internationale Kongresse statt. Damit das auch so bleibt, werden internationale Trends des Messe- und Kongressgeschäfts aufgenommen. Denn die Konkurrenz schläft nicht.


schau SPEZIAL

In diesem Jahr wurden corona­ bedingt viele Veranstaltungen ­abgesagt oder verschoben. Welche Auswirkungen hat das auf die Messe Wien?

der Kongress- und Veranstaltungsbereich einen wesentlichen Beitrag zur internationalen Sichtbarkeit und Wettbewerbsfähigkeit der Stadt leistet.

Inwiefern hat sich die wirtschaftliche Bedeutung durch die COVID19-Pandemie verändert?

SIGRID OBLAK: Gerade nach dem Lockdown muss die Wirtschaft aktiviert und gefördert werden. Schließlich geht es hier auch um viele Arbeitsplätze. Deswegen wird es Impulsgeber wie die Messe Wien mit ihrem Vorhaben dringend brauchen, um weiterhin eine starke Wertschöpfung für die Stadt zu generieren. Nach der Krise wird der Kongresstourismus im Verhältnis zum Individualtourismus noch bedeutsamer für Wien sein und ein zentraler Teil der Wertschöpfung bleiben.

| Interview 17

DI Sigrid Oblak :

»Kongresstourismus ist ein zentraler Teil der Wertschöpfung Wiens.«

KATHARINA WEISHAUPT: Die Auswirkungen auf den Städtetourismus sind noch nicht absehbar, aber der internationale Kongressmarkt wird nicht verschwinden. Der Wunsch und die Notwendigkeit nach internationalen Veranstaltungen, die persönliche und zufällige Begegnungen ermöglichen, bleiben vorhanden. Auch die Nachfrage nach neuen Möglichkeiten der digitalen Beteiligung wird steigen. Eine damit verbundene Neuausrichtung stellt eine Notwendigkeit dar, damit die Messe Wien im wirtschaftlich bedeutenden Kongresstourismus weiterhin an der Spitze bleibt.

Vielen Dank für das Gespräch!


18 schau SPEZIAL | Blick hinter die Kulissen

Fotostory

Seltener Blick hinter die Kulissen Der etwas andere Messerundgang: Das Messe- und Kongresszentrum ist eine Gratwanderung zwischen Hightech und Atmosphäre. Für ­einen gelungenen Betrieb braucht es Technik, Know-how und Platz.

Technisches Know-how Kältezentrale Halle B – aus dieser Zentrale mit einer Kälteleistung von 6,7 MW werden sämtliche Hallen und die Kongressräumlich­keiten am gesamten Messegelände während der „heißen Jahreszeit“ über ein erdverlegtes Rohrleitungsnetz mit Kälte versorgt.


schau SPEZIAL

| Blick hinter die Kulissen 19

Franz Buchta: »In der Messe Wien fließt die Energie nicht nur zwischen den TeilnehmerInnen der Kongress- und Messeveranstaltungen, sondern auch direkt in der Anlage. Unsere Infrastruktur verfügt über eine Gesamttrafoleistung von über 20 MW sowie eine Kälteleistung von 6,7 MW und eine Heizleistung von 8,8 MW.«

Fotos: Stefan Fürtbauer

Grüne Dachfläche Das 7.000m² große Congress Center bietet bis zu 18 flexibel gestaltbare ­Tagungsräumlichkeiten sowie Präsentations- und Networkingbereiche, ­Nebenräume und Gastronomiezonen in einem architektonisch hochwertigen Ambiente mit perfekter Ausstattung.

Denis Smajlagic:

Wahrzeichen mit Stahlspitze Die von Architekt Gustav Peichl konzipierte markante Stahlkonstruktion sitzt auf dem neunstöckigen zylindrischen Bürogebäude und bildet im Gesamten mit einer Höhe von rund 100 m den weithin sichtbaren Messeturm.

»Die intensive und ­erfolgreiche ­Zusammenarbeit im Facility Management zwischen der MBG und Reed Exhibitions ist das Fundament für die Bewältigung zukünftiger Aufgaben und technischer ­Herausforderungen. So bleibt die Messe Wien auch in ­Zukunft auf dem neuesten Stand der Technik.«

Flexibel und großzügig Die Halle A hat ein Ausmaß von 130,00 m × 130,00 m und eine Bruttogrundfläche von rund 16.900 m². Die Unterkante der Tragwerksträger befindet sich auf einer Höhe von 9,00 m, die pyramidenförmige Dachkonstruktion beginnt ab einer Höhe von 12,75 m.


20 schau SPEZIAL | Interview

Jochen Witt:

So sieht Venue der Zukunft aus Kongresse und Messen sind wichtige Veranstaltungen der ­Wissensvermittlung. Aber wie entwickeln sich künftig ­Veranstaltungsformate dieser Art und welche Herausforderungen ergeben sich?

schau SPEZIAL: Die CoronavirusPandemie hat auch die internationale Messe- und Kongressindus­ trie auf den Kopf gestellt. Wird das Face-to-Face-Marketing in Zukunft weniger Bedeutung haben?

JOCHEN WITT: Face-to-Face existiert schon seit Tausenden Jahren und ist noch durch keine Krise beseitigt worden, wenn man zum Beispiel an Ortschaften wie Palmyra in Syrien denkt, wo schon vor zweitausend Jahren Messen stattgefunden haben. Insofern glaube ich nicht, dass es gerechtfertigt wäre zu sagen, Face-toFace wird an Bedeutung verlieren. Ich glaube, es wird sich dramatisch ändern. Und diese Änderung wird durch die jetzige Krise nochmal beschleunigt. Das COVID-19 wirkt wie so ein Brandbeschleuniger. Die Messewirtschaft hat über Jahrzehnte fett gelebt, das muss man klar sagen. Fett gelebt heißt, da sind Gewinne erzielt worden, von denen andere Branchen nur geträumt hätten. Plötzlich bricht das ein und auf einmal sieht man, dass man nicht so innovativ gewesen ist, wie man dachte oder wie es nötig gewesen wäre. Face-to-Face wird nicht an Bedeutung verlieren, es wird anders sein, es werden andere Formate zu entwickeln sein, es werden andere Größenordnungen entstehen. Aber die Bedeutung wird meines Erachtens gleich bleiben.

Wie wichtig sind Veranstaltungsvenues für Messen und Kongresse, um sich als Destination im globalen Wettbewerb entsprechend zu positionieren?

Die Bedeutung der Qualität von Venues wird meines Erachtens vielfach unterschätzt. Denn was sieht ein Besucher oder Aussteller als erstes? Das Messegelände. Unsere Philosophie ist, das Markenerlebnis eines Ausstellers oder Besuchers besteht aus vielen Faktoren. Neben der Stadt spielt das Gelände eine entscheidende Rolle, weil zumeist weder Besucher noch Aussteller zwischen Veranstaltungsmarke und Gelände unterscheiden, sondern beide werden als eins wahrgenommen. Und deshalb ist die Geländequalität im Markenerlebnis ein entscheidender Faktor.

Wie haben sich die steigenden Marktanforderungen an Veranstaltungsvenues in Bezug auf Qualität und Standort in den letzten Jahren verändert?

Ich versuche diese Anforderungen in Begriffe zu verpacken, und hier ist der Begriff „IDEEN“ passend. Das „I“ steht für Integration: Das heißt, dass Messegeschäft und Kongress zusammenwachsen. Eine Messeveranstaltung ohne Inhalte wird immer schwerer, Wissensvermittlung wird Teil des Messegeschäfts. Im Kongressgeschäft kommen immer mehr Ausstellungselemente dazu. Eine Integration muss stattfinden und Gelände darauf entsprechend reagieren. Das „D“ steht für Digitalisierung und alles, was damit zusammenhängt. Wir erleben in dieser COVID-

19-Krise, dass sich viel in Richtung Digitalisierung bewegt; Gelände müssen heute Technologien anbieten, die Veranstalter nutzen können, um digitale Angebote zu generieren. Das bedeutet nicht, dass Gelände selbst digitale Angebote vorhalten sollten, sondern es geht um die Technologie für z. B. Besucherregistrierung, Besuchertracking, Navigation, Orientierung oder Kapazitäts­ management. Das „E“ steht für Emoti-

Jochen Witt:

»Wien hat als Messeund Kongressstandort ganz klar eine Poleposition.«­ onalisierung, das heißt Aussteller und Besucher wollen kein Gelände mit Industriestruktur, sondern ein ansprechendes Design, das positive Emotionen anregt. Das heißt, viel Grün, möglicherweise Tageslicht, attraktive Außenflächen, vielfältige Gastronomie usw. Das zweite „E“ meint Effizienz und betrifft den Geländebetreiber. Ein Gelände muss höchst flexibel sein, wo idealerweise drei oder vier Veranstaltungen gleichzeitig stattfinden können, aber auch in verschiedenen Phasen (Aufbauphase, Abbauphase, Veranstaltungsphase). Und „N“ bedeutet „natürlich“, sprich einfach oder intuitiv. Ein Gelände, das sich dem Besucher intuitiv erschließt, ist das beste, das man haben kann. Und „natürlich“ heißt im Endeffekt auch ökologisch.

Foto: Stefan Fürtbauer

T

rends für den Kongress der Zukunft: Jochen Witt, RC Köln-Römerturm, ist Gründer der jwc-Unternehmensberatung, die sich auf die Messe- und Konferenz­ industrie sowie auf zugehörige Dienstleistungen spezialisiert hat.


schau SPEZIAL

| Interview 21

Der internationale Messeexperte Jochen Witt entwickelt Lösungen, um Herausforderungen der Messezukunft meistern zu können.

Laufen jene Venues, die nicht ständig an ihrer Weiterentwicklung und Positionierung arbeiten, Gefahr, an Bedeutung zu verlieren?

Die Erfahrung in der Vergangenheit zeigt, dass Messegelände, die ihre Hausaufgaben nicht machen, schlichtweg darunter leiden. Da kommen aber häufig mehrere Faktoren zusammen. Was wir zunehmend sehen können, ist, dass der Wett­bewerbsdruck bei Messegeländen steigt, das heißt, die Veranstalter ­ haben plötzlich eine Wahl. Da wo Messegelände ihre Hausaufgaben nicht gemacht haben, sieht man, dass bestimmte Veranstaltungen abwandern. Ich würde das aber nicht überdramatisieren, das passiert nicht innerhalb von Wo-

chen oder Monate. In Deutschland lag in den vergangenen Jahren immer wieder der Fokus auf Größe. Dieser Ansatz war schon in den vergangenen Jahren falsch, aber spätestens jetzt, in dieser Krise, müssen viele deutsche Messegelände über Rückbau nachdenken. Es geht darum, Geländestrukturen zu bereinigen und an die zukünftigen Marktentwicklungen anzupassen – daran mangelt es bei vielen Plänen.

Wie wichtig ist die Standortfrage – Stichtwort: Zentrumsnähe versus Stadtrandlage?

Das muss man unterscheiden: Standortfrage bei Messen ist nicht so relevant wie bei Kongressen. Messen und Kongresse haben völlig unterschied-

liche Geschäftsdynamiken. Im Messegeschäft geht es mehr um den Markt und der Markt wird, wenn man jetzt an ein Land wie Österreich denken, definiert vom Markt in Österreich. Wien würde als Messe­ standort unter dem Fokus stehen, wie der Markt in Österreich ist, vielleicht noch bezogen auf den Markt in den angrenzenden osteuropäischen Ländern. Aber im Kongressgeschäft ist es völlig anders. Hier ist die kulturelle und wirtschaftliche Attraktivität der Stadt enorm wichtig.

Womit kann die Messe Wien im internationalen Vergleich besonders punkten und wo sehen Sie Chancen für die Zukunft bzw. Optimierungsbedarf?


22 schau SPEZIAL | Interview

Messeexperte Jochen Witt im ­Gespräch mit schau SPEZIAL über die Zukunft des Business.

Derzeit ist die Planungsunsicherheit sehr groß. Venues jetzt neu zu gestalten ist ein Widerspruch?

Die Planungsunsicherheit ist groß, das gebe ich zu. Aber wir sind über-

„Wir sind überzeugt, dass das Face-to-FaceGeschäft nach wie vor eine große Relevanz hat, aber vielleicht nicht ganz zu der alten Größe zurückkehren wird.“ zeugt, dass das Face-to-Face-Geschäft nach wie vor eine große Relevanz hat und – vielleicht nicht zu der alten Größe – zu großer Relevanz zurückkehren wird. Weil wir sehen, dass im digitalen Bereich vieles, was das Messegeschäft bietet, nicht abgebildet werden kann. Die Funktion der Messe z. B. als Impulsgeber für ganze Industrien kann gar nicht hoch genug geschätzt werden, das kann das digitale Geschäft nicht leisten, deshalb glaub ich daran, dass das

Face-to-Face-Geschäft wieder erstarken wird und auch wieder in den Marketingbudgets der Unternehmen eine große Rolle spielen.

„Think globally act locally“ oder „Small is the new big“: Ist das die Zukunft?

„Think globally act locally“ trifft auf den Standort Wien hundertprozentig zu. Es ist globally ein hochattraktives Ziel, aber es muss locally genau das bieten, was der Markt erwartet. „Small is the new big“ passt auch. Wir stellen immer wieder fest, dass an vielen Standorten über Rückbau nachgedacht wird, im Sinne von, wir wollen eine andere Qualität anbieten und die vorhandenen Kapazitäten nutzen, um eine Qualität zu kreieren, die neu am Markt ist und so Wett­ bewerbsvorteile erzielen.

Vielen Dank für das Gespräch! 

Foto: Stefan Fürtbauer

Wien hat ganz klar eine Poleposition. Ich glaube, dass man mit der entsprechenden Weiterentwicklung des Geländes von dieser Poleposition profitieren kann. Wien hat alles, was man will: internationale Organisationen, Kultur, Gastronomie, Hotelkapazitäten, internationalen Flughafen, die Leute fühlen sich wohl, man kann abends weggehen, shoppen, Theater, Oper usw. Eine perfekte Location! Die Ausrichtung müsste nun sein, dass die Stadt mit allen wirtschaftlichen und politischen Institutionen quasi einen Kreis bildet, der dafür sorgt, dass man Kongresse nach Wien holt, denn Commitment kann es nie genug geben.


schau SPEZIAL

| Interview 23

Im Interview: Norbert Kettner

Wien bleibt Tagungsmetropole Wien ist als Kongress-Stadt weiter hoch im Kurs: Tourismusdirektor Norbert Kettner rückt mit einem neuen Markenauftritt die Service­ qualität und Expertise von Wiens Tagungsindustrie in den Mittelpunkt. Wie sehr müssen sich die Veranstaltungen selbst verändern?

Norbert Kettner:

»Die Nachfrage nach persönlichem Austausch wird auch wieder stärker werden.«

Foto: WTV/Peter Rigaud

schau SPEZIAL: Die Corona-Pandemie hat viele Kongresse betroffen, allein im ersten Halbjahr gab es zahlreiche Absagen und Verschiebungen. Wie sehen Sie die weitere Entwicklung?

NORBERT KETTNER: Das Kongressgeschäft ist global zum Erliegen gekommen. Durch den Ausfall von Kongressen, Firmentagungen und Incentives verliert Wien derzeit eine monat­liche Wertschöpfung von rund 80 Millionen Euro, an Steuereinnahmen bleiben etwa 22 Millionen Euro aus. Wiens Hotellerie gehen rund 120.000 Nächtigungen im Monat verloren. Jüngste Lockerungen stimmen zuversichtlich, doch gerade bei Großveranstaltungen mit mehr­monatigen Vorlaufzeiten fehlt es an Planungssicherheit, weil der Verlauf der Pandemie kaum eingeschätzt werden kann. Unser Vienna Convention Bureau arbeitet stark an der ­Akquise für die Zeit nach Corona, wir verzeichnen schon mehrere Anfragen für größere Veranstaltungen aus Asien. Mit dem neu gelaunchten Markenauftritt „Meeting Destination Vienna“ und einer Kommunikationskampagne, die

im Herbst startet, wollen wir der Tagungsmetropole Wien bestmöglich Rückenwind verschaffen. Das darf aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass noch eine längere Durststrecke bevorsteht. Letztlich kann nur eine Impfung oder ein Medikament gegen COVID-19 dauerhaft zur Entspannung der Situation beitragen.

Haben Kongresse mit viel inter­nationalem Publikum noch eine Zukunft?

Unbedingt, allein wenn man bedenkt, welch enorme Bedeutung der globale Austausch zur Bewältigung der Corona-Krise einnimmt. Die Nachfrage ist da – das sieht man eindrucksvoll am Radiologiekongress im Juli, der binnen kürzester Zeit hochprofessionell als virtuelle Veranstaltung aufgezogen wurde und mit mehr als 15.000 TeilehmerInnen aus über 130 Ländern starken internationalen Zulauf verzeichnete. Die Nachfrage nach persönlichem Austausch wird auch wieder stärker anziehen, wenn die Rahmenbedingungen es erlauben.

Gerade jetzt ist es umso wichtiger, dem Thema Sicherheit und Hygiene höchste Priorität beizumessen. Es gilt verstärkt, Wien als jene funktionierende, sichere und an global höchsten Sicherheitsstandards orientierte Destination zu präsentieren, die sie bereits vor Corona war. Aktuelle Rankings wie jenes der EU-nahen Reise-Plattform „European Best Destinations“, die Wien als eines der sichersten Reiseziele Europas während COVID-19 auszeichnen, sind Wasser auf unsere Mühlen. Auf Ebene der Veranstaltungen ist eine Verstärkung sämtlicher Sicherheitsmaßnahmen zu beobachten, Wiens Meetingbranche tut alles, um die ­Sicherheit der TeilnehmerInnen und der Öffentlichkeit zu gewährleisten. Unser Vienna Convention Bureau unterstützt dabei.

Gerade erleben wir, dass durch die Digitalisierung viele analoge Formen der Kommunikation abgelöst werden. Sehen Sie darin eine Gefahr für das Messe- und Kongressgeschäft?

Corona bedeutet einen Lernprozess, Onlinekonferenzen wurden noch stärker akzeptierter Teil des Arbeitslebens und darauf müssen wir uns auch in Zukunft einstellen. Doch werden sie physische Meetings nicht ablösen, sondern komplementär dazu existieren. Tagungen werden hybrid. Lockdown und Ausgangsbeschränkungen haben eines gezeigt: Der Wunsch der Menschen nach Live-Erlebnissen in der Kultur, nach Austausch und persönlichen Treffen wurde noch größer.

Vielen Dank für das Gespräch! 


24 schau SPEZIAL | Top-Location Wien

Das macht Wien für internationale Kongressveranstalter so attraktiv! Im globalen Ranking hat Wien bei der UIA-Kongress-Statistik im Jahr 2019 wieder den 5. Platz w ­ eltweit erreicht. Den Platz an der Weltspitze verdankt Wien unter anderem seiner ausgezeichneten Infrastruktur.

I

m Exhibition & Congress Center der Messe Wien fanden im Jahr 2019 68 Gastveranstaltungen mit insgesamt 229.275 Teilnehmern statt. Die Event-Typologie reichte von Kongressen und Tagungen über GastMessen bis hin zu Corporate Events. Zusammen mit den Eigenmessen von Reed Exhibitions passierten im Vorjahr fast 700.000 Besucher/Teil­ nehmer die Tore der Messe Wien.

Innerhalb des Geschäftsbereichs Gastveranstaltungen bilden Kongresse, Tagungen und Firmenveranstaltungen das wichtigste Segment. Von den 21 Kongressen hatten elf internationales Format, und unter den

elf Firmenveranstaltungen waren vier internationale Events. Höhepunkte des Jahres 2019 waren der ESHRE‑ Jahreskongress mit 12.000 Teilnehmern, der Internationale ­Leberkongress mit 8.500 Teilnehmern oder auch der Global Zoom Event der KAO Salon Division mit mehr als 3.000 Gästen.

Bedeutender Wirtschaftsfaktor

Insgesamt haben allein die Kongresse und Firmentagungen im Messe Wien Exhibition & Congress Center 2019 rund 228.000 Übernachtungen zum Gesamtergebnis der Wiener Tagungsindustrie beigetragen: 191.000 Übernachtungen durch internatio-

nale und 10.000 durch nationale Kongresse, 17.000 durch internationale und 10.000 durch nationale Firmenveranstaltungen. Auf Basis der Wiener Tagungsindustrie-Statistik 2018 ergibt dies einen Beitrag zum gesamtösterreichischen BIP von rund 143 Millionen Euro. Internationale Kongresse sind damit sowohl hinsichtlich des Nächtigungsaufkommens als auch des Beitrages zum BIP als wichtigstes Standbein anzusehen. Unter Zugrundelegung der Statistik liegt der Beitrag des Messe Wien Exhibition & Congress Centers zum Ergebnis der Wiener Tagungsindustrie 2019 bei elf Prozent. 

W Valérie Thiollet, European Society of Cardiology – ESC, Team Manager

ien ist eine der perfektesten Kongress-Locations und erfüllt alle Anforderungen! Kongressveranstalter, die sich für Wien entscheiden, bleiben von Kopfschmerzen und bösen Überraschungen verschont. Alles läuft reibungslos und einfach. Die Stadt hat einen Flughafen, der international sehr gut verbunden ist, und ein effektives öffentliches Verkehrssystem mit Rabatten für Kongressteilnehmer. Ganz zu schweigen von der finanziellen Unterstützung seitens der Stadt Wien in diversen Jahreszeiten. Die ganze Stadt arbeitet als ein Team, um Kongresse willkommen zu heißen.

Die Veranstaltungsorte sind sehr professionell und flexibel. Wir fühlen uns jedes Mal, wenn wir in die Reed Messe Wien kommen, wie zu Hause. Die Mitarbeiter sind freundlich und professionell, die Räume sind sehr variabel und erlauben unterschiedliche Konfigurationen. Das ist besonders nützlich, wenn man länger im Voraus bucht. Wien ist definitiv die Stadt, die einem als erstes einfällt, wenn man nach einer sicheren und verläss­ lichen Destination für zukünftige Kongresse sucht.

Fotos: Reed Exhibitions Messe Wien/Christian Husar, Privat

Gastkommentar „Ganz Wien ist ein Team“


schau SPEZIAL

| Top-Location Wien 25

In Wien werden Business und Lebensgefühl perfekt auf einen Nenner gebracht.

Gastkommentar „Immer einen Schritt voraus“

Ben Hainsworth, EASL – European ­Association for the Study of the Liver, Managing Director

W

iens erstaunlicher Erfolg darin, internationale Kongresse zu gewinnen, zu veranstalten und auch zu behalten, liegt in seiner Fähigkeit, wenn nicht sogar Obsession, sich ständig neu zu erfinden. Eventmacher, Organisatoren und Besucher bezeugen allesamt die radikalen Veränderungen, die in der Veranstaltungsinfrastruktur und in der gesamten Stadtplanung passiert sind. Anstatt einfach nur den Trends zu folgen, haben Sie es geschafft, immer einen Schritt voraus zu sein. Das liegt daran, das Sie immer und unerschütterlich in engem Kontakt mit uns, Ihren Kunden, geblieben sind. Über die Jahre, quer durch verschie-

denste Organisationen und auf jedem Level hatte und hat Wien die Unterstützung bemerkenswerter ­lokaler Persönlichkeiten: Menschen, die für ihre Expertise bemerkenswert sind, ihren Stolz, ihre harte ­Arbeit oder für all das zusammen. Das Wichtigste ist, dass diese Menschen immer neugierig waren, was man noch anders machen könnte, wie man relevant bleibt und wie man für die nächste große Aufgabe bereit sein kann. Apropos: EASL wird bald ILC-Daten in Wien bekanntgeben und unser neues Hybridmodell wird Ihre Expertise, Ihren Stolz und natürlich Ihren Einsatz genauso stark ­beanspruchen wie immer.


26 schau SPEZIAL | Messe & Kongress 4.0

Digitaler Face-to-Face-Kontakt Hybriden Messe- und Kongressformaten gehört die Zukunft. Die digitale Offensive braucht innovative Produkte und eine starke IT-Infrastruktur. Die Digital-Experten von Reed Exhibitions geben Auskunft.

schau SPEZIAL: Herr Asali, Sie sind seit Anfang Juli bei Reed Exhibitions gemeinsam mit Michael Gstach für die Digital Roadmap des Unternehmens zuständig. Was kann man darunter verstehen?

Osama Asali:

»Eine hybride Messe ist kein Plan B für eine analoge Messe, sondern ein Format, das einen enormen Mehrwert für den Aussteller bietet.«

MICHAEL GSTACH: Wir lösen diese

Aufgabenstellung in Form der UserJourney, was bedeutet: Wir zeichnen

Können Sie ein Beispiel geben?

OSAMA ASALI: Messeausteller werden die Möglichkeit haben, aus verschiedenen Produktgruppen aus den Bereichen Ausstellung, Rahmenprogramm und Netzwerk auszuwählen. Zum Beispiel können sie ihre Präsenz auf der Messe um eine digitale SalesPräsentation erweitern oder digitale Workshops anbieten. Sie werden aber auch die Möglichkeit haben, ­digitale Kampagnen zu starten und dies – über die Messedauer hinaus – 365 Tage im Jahr.

Besteht nicht die Gefahr, dass Reed hier auf den fahrenden Zug der Digitalisierung aufspringt, aber die analogen Eventformate diese gar nicht braucht. Reed also am Markt vorbei produziert?

MICHAEL GSTACH: Nein, definitiv

Die richtige Auswahl von Kamera- und Übertragungstechnik ist für die Qualität hybrider Events entscheidet.

nicht. Das ist nämlich der springende Punkt. Die von uns abgedeckten bzw. betreuten Veranstaltungsformate – Messen, Kongresse usw. – durchleben zurzeit einen massiven Wandel von einer bislang rein analogen Welt hin zu einer Dualität von analog und digital. Damit werden die Vorzüge der zwischenmenschlichen analogen Welt mit den unheimlich breiten und innovativen Möglichkeiten der digitalen gekoppelt. Das Resultat sind hybride Veranstaltungsformate. OSAMA ASALI: ... und genau dafür entwickeln wir nun Produkte.

Fotos: ACB & STEINERLIVE.COM, Reed Exhitions Österreich/Christian Husar (2), iStockphoto

OSAMA ASALI: Gemeinsam mit unserem IT Director Michael Gstach und meinen Kolleginnen Elisabeth Biedermann (Content) und Claudia Inwinkl (Innovation) verfolgen wir mit unserer Roadmap eine Digitalstrategie, um die Leistungen von Reed Exhibitions Österreich in der rasant fortschreitenden digitalen Welt zu verankern. In der Praxis bedeutet dies, anhand der Bedürfnisse unserer Kunden – im Regelfall Messeaussteller und –besucher – digitale Produkte und Services mit der analogen Welt der Messen zu verknüpfen.

den Bedürfnisweg aus Sicht der Kunden nach, definieren Kontaktpunkte, wo Informationen, Services, Produkte nachgefragt werden und versuchen, dafür digitale Lösungen anzubieten.


schau SPEZIAL

Services während einer Messe, eines Kongresses werden doch riesige Datenvolumina benötigen?

Können Sie ein Praxisbeispiel eines hybriden Eventformates geben?

OSAMA ASALI: Es ist ganz wichtig zu

betonen, dass eine hybride Messe kein Plan B für eine analoge Messe ist, sondern ein Format, das durch die digitale Reichweite und die geografische Erweiterung einen enormen Mehrwert für den Aussteller bietet. In der Praxis bedeutet dies, dass der Besucher, dem es, aus welchen Gründen auch immer, nicht möglich ist, die Messe zu besuchen, die Chance hat, im Netz einen virtuellen Messestand zu besuchen, sich Produkte anzuschauen, mit den Firmen zu sprechen, aber auch in Chatrooms zu sozialisieren und zu netzwerken. Bei den Gestaltungsmöglichkeiten sind der Fantasie keine Grenzen gesetzt.

Wir sprachen bislang von der Software Ihrer Veranstaltungen, den Formaten und Produkten. Aber diese digitalen Angebote müssen auch technisch umgesetzt und transportiert werden. Digitale

| Messe & Kongress 4.0 27

Michael Gstach:

»Die Veranstaltungsformate durchleben zurzeit einen massiven Wandel von einer bislang rein analogen Welt hin zu einer ­Dualität von analog und digital.«

MICHAEL GSTACH: Die besten und innovativsten digitalen Services und Produkte sind wertlos, wenn sie nicht in eine entsprechend leistungsfähige IT-Infrastruktur eingebettet sind. Erfreulicherweise verfügen wir in der Messe Wien über ein potentes Partnernetzwerk, das gemeinsam mit uns stets die neueste Internet-, WiFi- und Kommunikationstechnik zur Verfügung stellt. Cloud, Augmented Reality und 5G werden von uns ebenfalls bereits genutzt. Besucher der Messe Wien surfen z. B. seit September 2019 kostenlos und mit einer Datenübertragung von 200 Mbit/s. Technisch bietet die Messe Wien kostenlosen Internetzugang für mehr als 25.000 Besucher gleichzeitig. Das sind auch international gesehen technische Top-Standards.

Vielen Dank für das Gespräch. 


28 schau SPEZIAL | Interview

Hybrid als Messezukunft Das Coronavirus hat auch die Messebranche tief getroffen. Wir haben Dr. Barbara Leithner, operative Geschäftsführerin bei Reed Exhibitions Österreich, um eine Einschätzung und einen Ausblick gebeten.

BARBARA LEITHNER: In der Tat hatte

die gesamte Veranstaltungsbranche noch nie zuvor einen derart totalen Shutdown wie heuer im März erfahren. Innerhalb weniger Tage wurden alle geplanten Messen, Kongresse, Firmenevents abgesagt oder verschoben. Das Schwierige war aber nicht nur, schnell zu reagieren, sondern auch, die völlig uneinschätzbare Dauer und Intensität dieser Maßnahme. Dabei muss man berücksichtigen, dass ein Wieder-Hochfahren des Messe- und Kongressgeschäfts nicht von heute auf morgen geht. Dazu bedarf es relativ langer Vorlaufzeiten, Kongresse werden oft auf mehrere Jahre im Voraus geplant. Der Schaden ist jedenfalls enorm. Die reale Situation hat sich inzwischen leicht zum Besseren verändert. Seit Mitte Juni sind uns die behördlich vorgegebenen Richtlinien bekannt, die es bei Fach- und Publikumsmessen umzusetzen gilt. Das gibt unseren Kunden und uns als Veranstalter die notwendige Orientierung. Ein Fragezeichen steht jedoch hinter der weiteren wirtschaftlichen Erholung sowie der Entwicklung der COVID-19-Infektionszahlen über den Sommer hinweg.

Wie sieht der Plan für die Herbstsaison 2020 aus?

Wir sind realistisch positiv. Es ist ein wenig mit Autofahren im Nebel bei halber Sicht zu vergleichen. Unsere Messeteams arbeiten weiter an den Vorbereitungen der kommenden

Barbara Leithner:

»Sicherheit für unsere Ausstellerinnen und Aussteller, Besucherinnen und Besucher sowie für alle Partner und unsere eigenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter steht für uns an oberster Stelle.« Messen, sowohl für die Herbst-, aber auch schon intensiv an den Frühjahrsveranstaltungen. Unsere speziellen COVID-19-Beauftragten im Unternehmen haben hervorragende Arbeit geleistet und detaillierte Präventionspläne und Leitlinien ausgearbeitet, die derzeit final mit den Behörden abgestimmt werden. Parallel dazu haben wir stets ein Auge auf den aktuellen Infektions-Fallzahlen, um anlassbezogen schnell wichtige Entscheidungen treffen zu können.

Welche konkreten COVID-19-­ Präventionsmaßnahmen planen Sie seitens Reed Exhibitions für die kommenden Messen?

Sicherheit für unsere Ausstellerinnen und Aussteller, Besucherinnen und Besucher sowie für alle Partner und unseren eigenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter steht für uns an oberster Stelle. Kernpunkte des Hy-

giene- und Präventionskonzeptes sind die massive Ausweitung von Hygienemaßnahmen bei unseren Veranstaltungen, spezielle Einlassführungen, damit es nicht zu Verzögerungen kommt sowie umfassende Informationen bereits im Vorfeld, damit sich alle Besucherinnen und Besucher gut auf den Messebesuch vorbereiten können. Alle unsere Veranstaltungsorte sind mit einer sehr guten Lüftungstechnik ausgestattet, sodass wir für eine kontinuierliche Frischluftzufuhr sorgen können. Die Einzelmaßnahmen sind auf allen Homepages unserer Messen nachzulesen. Ich möchte mich an dieser Stelle auch herzlich für die gute und enge Zusammenarbeit mit den Behörden bedanken.

Noch eine abschließende Frage: Wie wird sich die COVID-19-­ Pandemie grundsätzlich auf das Messewesen der Zukunft aus­ wirken?

Krisen – und COVID-19 bedeutet zweifellos eine solche – bergen in der Regel auch eine große Dynamik an Innovationskraft. Das ist auch in der Messebranche der Fall. Denn es gilt, die Chancen und neuen Möglichkeiten der rasant verlaufenden Digitalisierung mit den Stärken der analogen Messe zu verbinden. Unser Ziel ist es, für Branchen eine innovative, attraktive virtuelle Ganzjahresplattform zu kreieren mit dem Jahres-Höhepunkt der realen analogen Messen. So entstehen neue hybride Veranstaltungsformate. Ich bin fest davon überzeugt: Die Messe ist nach wie vor lebendig, sie wird nur neu interpretiert und wahrgenommen werden.

Vielen Dank für das Gespräch.

Foto: Reed Exhitions Österreich/Christian Husar

Die COVID-19-Pandemie hat das Messe- und Kongresswesen innerhalb kürzester Zeit weltweit auf Null gesetzt. Wie sieht die Situation derzeit (Anm. Stand Mitte August) aus?


schau SPEZIAL

| Virus im Griff 29

COVID-19-Präventionskonzept

Praktische Maßnahmen zur Prävention

Foto: Getty Images; Piktogramme: Freepik.com

Im Messe Wien Exhibition & Congress Center werden bereits folgende Hygiene- und Präventionsmaßnahmen umgesetzt:

Selbstverständlich ­stehen in allen Sanitäranlagen des gesamten Geländes Handdesinfektionsmittel, Einmalhandtücher und Seife zur Verfügung.

Alle Kontaktflächen sowie ­ anitäranlagen werden in kurzen S Intervallen regelmäßig gereinigt.

Informationsbeschilderung zu den Hygieneempfehlungen der WHO

Die Lüftungsanlage versorgt die Messehallen mit 100 % Frischluft und sorgt für einen mehrfachen Luftwechsel pro Stunde.

Alle Türen, außer Brandschutz­ türen, bleiben, wenn gewünscht, ­geöffnet, um Kontakt mit Oberflächen zu reduzieren.

Bereitstellung einer ELA-Anlage zur Durchsage von allgemeinen ­Verhaltensgrundsätzen


30 schau SPEZIAL | Interview

So sehen digitale Alternativen aus Pionier in der Digitalisierung von Messen, Matthias Tesi Baur, CEO und Founder von MBB Consulting Group, erklärt digitale und virtuelle Angebote, was Aussteller einfordern und beachten sollten und wie hybride Events in Zukunft funktionieren können.

MATTHIAS TESI BAUR: Unsere Industrie befindet sich in einem Umbruch und das Format Messen wird sich wandeln. Der Wandel kündigt sich schon seit einigen Jahren an, wurde aber von vielen Unternehmen bisher nicht genügend aufgegriffen. COVID-19 ist hier nur ein Katalysator. Sehr bald werden wir die ersten Budget-Entscheider haben, die sich an eine Zeit ohne Google oder Facebook nicht erinnern können. Meiner Meinung nach wird das Format Messe aber weiterhin eine unersetzbare Rolle spielen, denn auch die neue Generation will sich „Face-to-Face“ treffen. Messen, die ihre Plattform aber nicht durch digitale Angebote anreichern, die vor und nach einer Veranstaltung einen Mehrwert für die Kunden bieten, werden bald einen Wettbewerbsnachteil haben, den sie dann nicht mehr ignorieren können.

Welche Rolle spielt hier die Digitalisierung?

Die beste Rolle, die von digitalen Formaten übernommen werden kann,

ist eine logische und barrierefreie Anreicherung der Messetage. Ich mag das Wort „virtuelle Messen“ nicht, da es irreführend ist. Wenn man von virtuellen Messen spricht, wird dies oft so verstanden, dass diese reale Messen ersetzen sollen und in Konkurrenz stehen. Daher stehen viele dem digitalen Format skeptisch oder ablehnend gegenüber. Jedes digitale Format sollte und muss eine Erweiterung des Services und Kundenangebotes sein. In Zukunft müssen digitale Formate mit dem Ziel entwickelt werden, Mehrwerte zu bieten, die auch ohne einen Messebesuch wahrgenommen werden können, zum Beispiel digitale Innovationstouren, Diskussions­ runden oder Produkt-Präsentationen. Diese Formate anzubieten ist die Chance, das Angebot Messe neu zu definieren bzw. zu erweitern und neuen Kundenkreisen anzubieten.

Wie sieht Ihrer Meinung nach der Messeevent der Zukunft aus?

Für mich persönlich sollte eine hybride Messe die typischen MesseMehrwerte zu 75 % während der Messetage und zu 25 % vor oder nach

Im modernen TV-Studio können Produktpräsentationen, Interviews, Generalversammlungen oder Pressekonferenzen mit professioneller Technik aufgezeichnet oder LIVE gestreamt werden.

Matthias Tesi Baur:

»Jedes digitale Format muss und sollte eine Erweiterung des Services und Kundenangebotes sein.«

den Messetagen bereitstellen. Dies wäre schon zur jetzigen Auffassung von Messen ein Paradigmenwechsel, würde aber den Fokus eindeutig auf die „Face-to-Face“-Komponente des Produkts „Messe“ legen. Es würde auch bedeuten, dass eine Messe ­Services wie Online-Produkt-Touren bereitstellt, die ohne einen Messe­ besuch in Anspruch genommen ­werden, bei denen ein Messebesuch aber so gut wie immer einen weiteren logischen Schritt des Kunden darstellen würde. Eine solche Hybridisierung einer Messe würde schließlich auch bedeuten, dass man den Brand Messe und deren Reichweite in neue Kundenkreise und Zeiträume ausdehnt. Dies könnte die Chance für unsere Branche in der momentanen Krise sein.

Vielen Dank für das Gespräch.

Fotos: ACB & STEINERLIVE.COM, Tesi Baur

Messen sind bzw. waren bisher ein analoges Marketinginstrument. Ist diese Situation im Umbruch?


schau SPEZIAL

| Interview 31

Persönliche Kontakte sind durch nichts zu ersetzen Trotz aller Digitalisierung bleibt das persönliche Gespräch die beste Form der Kommunikation, weiß Nikolaus Pelinka, ­Geschäftsführer Kobza Media Gruppe und Unternehmer. Zuletzt gründete er gemeinsam mit Markus Griessler und Rudi Kobza die Expo Experts Austria. Die Digitalisierung durchdringt alle Lebensbereiche. Fluch oder Segen?

NIKOLAUS PELINKA: Das ist ein wenig wie die Frage, ob man für oder gegen den Sonnenaufgang oder Elektrizität ist. Die Digitalisierung ist seit vielen Jahren Teil unseres Lebens und wir sollten ihre Potenziale nutzen: für Kunden, Unternehmen und unsere Gesellschaft. Das ist weder Fluch noch Segen, sondern die Welt, in der wir leben.

Foto: Ralph Seda

Auch Messen haben immer mehr digitale Elemente. Bedeutet dies das Ende der direkten zwischenmenschlichen Face-to-Face-Kommunikation?

Ganz und gar nicht. Es ist klar, dass digitale Kommunikation und Interaktion als Ergänzung zum direkten Kontakt in den kommenden Jahren an Bedeutung gewinnen wird. Aber es ist ähnlich wie in der Musikindustrie: Das Aufkommen digitaler Musik-Vermarktung und -Konsumation hat auf der anderen Seite zu einem unfassbaren Boom der Konzert­ branche geführt. Wir werden das Gleiche bei Messen und Kongressen erleben: Digitale Plattformen als ­„Basis“, der direkte Kontakt vor Ort als Erlebnis und Event.

Wenn „digital“ so viel schneller, komfortabler, billiger und auch (ansteckungs-)sicher ist: Worin liegt der große Mehrwert von

und -Event statt reiner Fachinfor­ mation).

Wir befinden uns im Jahr 2050. Wie läuft dann Kommunikation?

Nikolaus Pelinka:

»Der Besucher wird in Zukunft mehr wollen als bisher. Er will Event, Erlebnis und Emotion.«

Face-to-Face oder anders ­gefragt: Warum ist der persön­liche Kontakt nicht zu ersetzen?

Weil der Mensch ein soziales Wesen ist. Er will Erlebnisse teilen und sucht nach Interaktion. Messen müssen sich aber darauf einstellen: Der Besucher wird in Zukunft mehr wollen als bisher. Er will keine 08/15-Information und langweilige Berieselung. Er will Event, Erlebnis und Emotion. Der Weg in die physische Welt zu einer Messe oder einem Event muss sich wirklich auszahlen. Diesen Wandel muss jede Branche durchmachen: Ob Handel (das Einkaufen als Erlebnis), Entertainment (das Konzert als Happening) oder eben Messen (Community-Meetup

Wenn ich das im Detail wüsste, würde ich mich mit Jeff Bezos um den Titel „Reichster Mann der Welt“ streiten. Nur zur Einordnung: Vor 30 Jahren stand in einem Großteil der Haushalte noch nicht einmal ein PC und Mobiltelefone kosteten so viel wie ein Kleinwagen. Aber vielleicht zwei mögliche Ausblicke für 2050. Erstens: Digitale Kommunikation und physische Interaktion sind in 30 Jahren völlig miteinander verschmolzen. Der Mensch kann fast nicht mehr unterscheiden, ob Kommunikation physisch oder digital stattfindet. Wir können digital auf einem Gipfel des Himalayas stehen und beinahe die gleichen sinnlichen Erlebnisse fühlen wie ein echter Bergsteiger. Zweitens: Künstliche Intelligenz kann einen Großteil unserer Routine-Tätigkeiten und Routine-Kommunikation für uns erledigen. Wir können uns auf wirklich wichtige Themen – emotional und intellektuell – fokussieren und sind von einem Großteil unserer heutigen Routinen befreit. Aber wie gesagt: 30 Jahre ist bei der aktuellen Geschwindigkeit der digitalen Revolution eine Ewigkeit, Prognosen und Science-Fiction liegen da recht nah beieinander.

Vielen Dank für das Gespräch.


32 schau SPEZIAL | Genussvolle Momente

Die Kunst des bleibenden Eindrucks: Exzellentes Catering ist eine Säule exzellenter Events. Fragen Sie Gerstner.

Firmenporträt: Gerstner Exhibition & Congress Catering

Catering: perfekte Freude

Gerstner Exhibition & Congress Catering weiß aus langer Erfahrung, was Besucher und Veranstalter glücklich macht.

Mit Inspiration zum Genuss

Damals wie heute geht Liebe durch den Magen – und Inspiration macht den Unterschied. Messegäste schätzen es, wenn in einladendem Restaurant-Ambiente ein ausgewogenes Angebot an schmackhaften Speisen zu fairen Preisen wartet. Speziell, wenn auch bei größtem Andrang rasch und mit einem Lächeln serviert wird. Internationale Kongressbesucher wiederum erfreuen bargeldlose Bezahlung und unkomplizierte Bestellprozesse, immer öfter auch auf digitalen Kanälen und manchmal mit wenigen Stunden Vorlauf, wenn spontan ein Meeting eingeschoben wird. Wenn dann auch noch das

Menü in überzeugender Qualität die kulinarische Kultur der jeweiligen Kongressstadt spiegelt, hat das Catering seinen Beitrag zum gelungenen Event geleistet.

Mit Flexibilität zum Erfolg

Die Moderne brachte neben veränderten Essgewohnheiten vor allem rasante Beschleunigung: Im Catering-Business von heute zählen rasche E-Mail-Reaktionen, maßgeschneiderte Angebote und PackagePreise. Heute wie gestern gefragt ist organisatorische Virtuosität. Diese reichen von der professionellen Planung, wie viele Bars und Buffetstationen einzurichten sind, über die Berücksichtigung kultureller Speisevorschriften bis hin zu flexiblem Ressourceneinsatz, wenn knapp vor Eröffnung die Besucherzahl 20 % über Plan liegt oder beim 2.000-Gäste-Event die Buffet-Eröffnung 30 Minuten vorverlegt wird. Und wenn dann noch eine Vase bereitsteht, weil bei einer Ehrung Blumen überreicht werden – dann ist das exzellentes Catering für exzellente Events. 

Damals wie heute: Inspiration und ­Innovation als Erfolgsrezept.

Facts

Gerstner – Ihr Eventpartner Gerstner Exhibition & Congress ­Catering ist Ihr Catering-Partner für Businessevents, Bankettveranstaltungen, Fach- und Publikumsmessen sowie Kongresse jeder Größenordnung. Wir beraten, konzipieren und erstellen maßgeschneiderte Angebote von der Kaffeepause bis zum Galaabend. Kontakt: Andrea Jann, jann@gerstner.at, 01/316 65-2420, Messeplatz 1, 1020 Wien

Fotos: Faber Photography

S

chon lange, bevor das Wort ­Catering modern wurde, hat das Haus Gerstner Opernbälle, kaiserliche Hochzeiten, Staats­ bankette und Weltausstellungen ­kulinarisch betreut. Was unterscheidet die moderne Eventkultur von ­jenen Tagen? Gerstner Exhibition & Congress Catering, Partner der Reed Messe, verrät es.


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