Burgenland kompakt, Ausgabe 6/2021

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Ausgabe 6 2021 | Österreichische Post AG RM 21A042254 K, Amt der Bgld. Landesregierung, Stabsabteilung ÖA, Europaplatz 1, 7000 Eisenstadt

Foto: Franz Swoboda, Baden bei Wien / Quelle: Burgenländisches Landesarchiv, Fotosammlung

KOMPAKT

Es gibt viele Gründe, stolz zu sein 100 + 1 Jahre Burgenland: Damals wie heute – Fleiß und Zusammenhalt zeichnen den Typus „Burgenländer“ aus

Bauer mit geernteten Burgunderrüben, Rust 1931

Topwerte

Fotografin von Welt

Falstaff Spezial

Doskozil: zuversichtlich ins neue Jahr S. 4–5

Elfie Semotan, aus Leidenschaft Burgenländerin S. 28–29

Burgenland: eine 100-jährige Erfolgsgeschichte S. 31


Liebe Leserinnen, liebe Leser, „Burgenland kompakt“ bietet dieses Mal einen Rück­ blick auf das Jubiläumsjahr 2021 – inklusive Bücher­ tipps. Da nicht nur Weihnachten, sondern auch der Jahreswechsel unweigerlich näher rückt, machen wir Sie mit den Neujahrsvorsätzen der Regierungs­ mitglieder vertraut. Dazu gehört auch der Blick auf politische Themen, die 2022 im Fokus stehen werden: mit der Zuversicht, dass die Corona-Pandemie bald überwunden sein wird. Das Burgenland ist schließlich Impfmusterschüler. Aufwarten kann diese Ausgabe auch mit einem span­ nenden Exklusivinterview mit Michael Schottenberg. Ein weiteres Interview widmet sich der faszinierenden Fotografin Elfie Semotan, die heute nicht nur in New York und Wien, sondern auch im schönen Südburgen­ land lebt. Unser Redaktionsteam hat erkennbar nichts unver­ sucht gelassen, um den Leserinnen und Lesern ein vielfältiges vorweihnachtliches Lesevergnügen zu ­bereiten. „Burgenland kompakt“ wünscht Ihnen viel Kraft in diesen schwierigen Zeiten, ein besinnliches und ­schönes Weihnachtsfest und ganz besonders ein neues Jahr, in dem wir zu etwas wie einem normalen Leben zurückkehren können. Für Letzteres hat das Burgen­ land jedenfalls gute Voraussetzungen. Ihr Redaktionsteam Nadja Tschank, Margaretha Kopeinig, Christian Bleich, Sabine Bandat, Doris Fischer, Hans-Christian Siess, Christian Frasz, Franz-Josef Kappel und Wolfgang Sziderics

INHALT

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BUCHTIPPS

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MIT ZUVERSICHT INS JAHR 2022

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NEUJAHRSWÜNSCHE

Schmökern in der Weihnachtsbücherei

Landeshauptmann Hans Peter Doskozil

Was sich Doskozil & Co fürs Burgenland wünschen

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100 JAHRE BURGENLAND

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INNOVATIVSTES BUNDESLAND

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BILLIGER FAHREN MIT DEN ÖFFIS

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WUNDMANAGEMENT

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SOZIALMÄRKTE

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GRENZGESCHICHTE(N)

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JUBILÄUM

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NACHHALTIG PRODUZIERT

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ORTSNECKNAMEN

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GEKOMMEN, UM ZU BLEIBEN

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VOLKSHILFE-WEIHNACHTSBÄCKEREI

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FALSTAFF-SPEZIAL

Retrospektive eines Jubiläums

Autor Michael Schottenberg im Interview

Burgenland ist beim Klimaticket mit dabei

Einfacher und unbürokratischer

Günstiges Einkaufen in schwierigen Zeiten

Wanderausstellung tourt durch die Bezirke

50 Jahre Biologische Station in Illmitz

Christbäume von heimischen Produzenten

Schmalztipfler, Gansbären & Plitzerlmocha

Star-Fotografin Elfie Semotan über das Burgenland

„Mamas Küche“ im Weihnachtsstress

Sonderausgabe über das Burgenland

Impressum: Medieninhaber: Land Burgenland. Herausgeber und Redaktion: Amt der Burgenländischen Landesregierung, ­Stabsabteilung Öffentlichkeitsarbeit, Europaplatz 1, 7000 Eisenstadt, Tel.: 02682/600 20 93, E-Mail: post.oa-presse@bgld.gv.at, ­Produktion, Akquise und visuelle Gestaltung: CRM Medientrend GmbH, Neudorferstraße – Betriebsgebiet 3, 7111 Parndorf, Druck: L ­ eykam Druck GmbH & Co KG, Z ­ ustellung: Österr. Post AG, Verlagsort: Eisenstadt, Herstellungsort: Neudörfl. OFFENLEGUNG GEMÄSS § 25 MEDIEN­GESETZ: Medieninhaber: Land Burgenland. Erklärung über die grund­legende Richtung: ­Information der Bürgerinnen und Bürger über die Arbeit der Landesregierung, der Landesverwaltung und des Landtags.

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Fotos: Reproduktion

EDITORIAL


In der Weihnachtsbücherei Zum 100. Geburtstag des Burgenlandes sind zahlreiche Bücher erschienen. Facettenreich, überraschend, spannend, mit viel Liebe zum Detail. Viel Spaß beim Lesen und Schenken! 111 Orte rund um den Neusiedler See, die man gesehen haben muss

Kopf über Wasser Wolfgang Millendorfer taucht in seinem Roman in den skurrilen Mikrokosmos eines Hallenbads ein, das ein mysteriöses Eigenleben entwickelt.

Bernadette Németh nimmt die Leserschaft mit auf eine Reise rund um den Neusiedler See.

Natur. Leben. Lebensqualität. 100 Jahre Naturschutz im Burgenland

Schmalztipfler, Gansbären & Plitzerlmocha

Umweltanwalt a.  D. ­Hermann Frühstück blickt in seinem Buch auf 50 Jahre Erfahrung als Naturschützer zurück.

Zuagroast Martina Parker lebt mit ihrer Familie, Pferden, Katzen und Fledermäusen in einem alten Bauernhof im Südburgenländischen. In ihrem Garten gibt es sehr viel Giersch und viel zu viele Nacktschnecken. Magst mitmorden?

1921 – Familientreffen „Die Deutsch-Westungarn werden Burgenländer“ von Helmut Stefan Milletich/Löcker Verlag. Anhand des Lebens der Protagonisten dieses Romans (Deutsche, ­Kroaten, Ungarn, Roma) entwirft Helmut Stefan Milletich das ganze weite Panorama der Jahre nach dem 1. Weltkrieg im damaligen Westungarn, dem heutigen Burgenland.

„Lexikon der burgenländischen Ortsneckereien“ von Roman Kriszt

100 kleine Geschichten zur großen Geschichte Walter Dujmovits tritt in diesen kleinen Anekdoten als überzeugender Chronist des Alltäglichen ­hervor und vermag, mit schlichten Worten ein eindrucksvolles, berührendes, oft auch zum Schmunzeln anregendes Lebensbild des ­Burgenlandes zu zeichnen.

Dunkelblum Eva Menasse erzählt die Nachkriegsgeschichte eines fiktiven Dorfs voller Alt-­Nazis bis 1989 – angelehnt an das Massaker an jüdischen Zwangsarbeitern 1945 in Rechnitz.

100 Jahre Süße Tradition aus dem Burgenland Konditormeisterin Irmgard Pomper und Meisterfotograf Andreas Bruckner haben sich zusammengetan und ein mehrsprachiges Kochbuch gestaltet.

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Mit Zuversicht ins neue Jahr Ein gutes Krisenmanagement hat das Burgenland in den vergangenen Monaten kompetent durch die Pandemie geführt. Das Land kann Topwerte verzeichnen, alle wichtigen Projekte konnten planmäßig auf Schiene gebracht werden. Mit Zuversicht kann das Burgenland ins neue Jahr blicken. VON SABINE BANDAT

dernes Leitspital für das Südburgen­ land“, merkt der Landeshauptmann an. Mit weiteren 90 Millionen Euro wer­ den über die Landesimmobilien Bur­ genland GmbH (LIB) verschiedene Bauvorhaben finanziert. Die ­gesamten Investitionen des Landes sichern so die Zukunft von mehr als 9.000 Arbeits­ plätzen im Burgenland. Auch der Ausbau des Landes als ­soziale Modellregion soll weiter forciert werden. Internationales Interesse er­ weckt dabei immer wieder das Anstel­ lungsmodell für pflegende bzw. betreu­ ende Angehörige, das erstmals ein geregeltes Dienstverhältnis und damit eine Entlohnung zum burgenländi­ schen Mindestlohn von 1.700 Euro netto bei Vollzeit, Pensionszeiten und soziale Absicherung gewährt. „Das Modell haben wir vor Kurzem auch auf Pflegeeltern und Pflegepersonen ausge­ weitet. Damit geben wir Kindern und Jugendlichen sowie deren Pflegeeltern

und Pflegepersonen Sicherheit und ein engeres soziales Netz“, so der Landes­ chef. Mit Ende Oktober waren bereits 207 pflegende bzw. betreuende Ange­ hörige bei der Pflegeservice Burgenland GmbH angestellt. Bis Ende 2022 wird mit 400 Angehörigen gerechnet. Stabile Finanzen

Die Pandemie hat das Burgenland im Vorjahr massiv getroffen. Schneller als erwartet ist heuer jedoch eine Erho­ lung der wirtschaftlichen Situation ­eingetreten, was sich auch positiv auf den Landesvoranschlag 2022 auswirkt. „Trotz der Krise wird es uns im nächs­ ten Jahr gelingen, die Neuverschul­ dung markant zu reduzieren. Bereits 2025 soll, wenn wir gut durch die Krise kommen und unsere positiven Erwar­ tungen eintreffen, wieder ein Nulldefi­ zit möglich sein“, so Doskozil. Dass die Landesfinanzen solide sind, zeigt sich auch am Rating von Standard & Poor’s mit AA/A-1 und stabilem Ausblick. Dazu der Landeshauptmann: „Wir in­ vestieren heute in den Wohlstand von morgen und steigern die ohnehin schon hohe Investitionsquote von 22,27 auf 23,28 Prozent.“

Landeshauptmann Hans Peter Doskozil überreichte der Hauptgewinnerin der Impflotterie, Helga Javorits aus Sankt Martin in der Wart (Oberwart), symbolisch einen Autoschlüssel

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Fotos: Florian Schauer/Land Burgenland, Fenz

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n seiner 100-jährigen Ge­ schichte hat das Burgenland schon öfter gutes Krisenma­ nagement bewiesen - etwa beim Fall des Eisernen Vorhangs 1989 oder beim Flüchtlingseinsatz 2015. Das Land hat bisher auch die wirtschaftlichen und sozialen Folgen der COVID-Krise gut bewältigt. „Mit gezielten Investi­tionen in die soziale und medizinische Versorgung, die Pflege und den Mindestlohn haben wir dafür gesorgt, die B ­ eschäftigung zu stabilisieren und gleichzeitig den Sozi­ albereich weiter auszubauen“, erklärt Doskozil die Entwicklung der letzten Monate. Weiterhin massiv investiert das Land in die Gesundheitsversorgung der Bevölkerung, die durch die Pande­ mie noch mehr an Stellenwert gewon­ nen hat. „Das größte Landesprojekt ist dabei der Neubau des Krankenhauses Oberwart, damit schaffen wir ein mo­


Hans Peter Doskozil blickt mit Zuversicht ins neue Jahr

Testen und Impfen im Mittelpunkt

Im Kampf gegen die Corona-Pandemie ist das Burgenland das Vorzeigebun­ desland schlechthin. Das Land weist seit Monaten die höchste Durchimp­ fungsrate unter allen Bundesländern auf. Darüber hinaus werden die Testund Impfangebote stetig bedarfsorien­ tiert ausgeweitet und einfach zugäng­ lich für alle Burgenländerinnen und Burgenländer gestaltet. Im November wurde kurzfristig das Impfen mit Termin bei 94 niedergelas­ senen Ärztinnen und Ärzten in allen Bezirken realisiert. Impfen ohne Ter­ min wurde zusätzlich an sechs Standor­ ten – von Gols bis Heiligenkreuz – für Erst-, Zweit- und Drittstiche ermög­ licht. Zusätzlich fahren sechs mobile Impfteams in jede Gemeinde, wobei auch hier keine Anmeldung nötig ist. Das Land reagierte ebenso schnell auf die fehlenden PCR-Gurgeltests, die den Ländern von der Bundesbeschaf­ fungsagentur bis Anfang November zur Verfügung gestellt hätten werden

sollen. Das Burgenland ermöglichte Schnelltests an allen elf StraßenbauStandorten, täglich von 5 Uhr früh bis 22 Uhr, zwischenzeitlich stellte das Land selbst ein eigenes, funktionieren­ des PCR-Testangebot auf die Beine. Jeder Stich zählt

Angesichts der hohen Zahl an Neuin­ fektionen in den letzten Monaten setzt das Land Burgenland die Impfkam­ pagne weiter fort. „Ich bin überzeugt, dass die COVID-19-Schutzimpfung derzeit der einzige wirksame Schutz gegen eine schwere Corona-Erkran­ kung ist. Als nächstes Ziel gesetzt hat sich das Burgenland, auch bei den Drittstichen an der Spitze zu liegen. Bis Ende Dezember sollen es 80.000 Dritt­ stiche sein. Dann wären 27 Prozent der Gesamtbevölkerung dreifach gegen COVID-19 geschützt“, betont Doskozil. Und weiter: „Nach neuesten Erkennt­ nissen lässt der Impfschutz nach vier Monaten spürbar nach. Daher appel­ liere ich an alle, deren letzte Impfung

schon länger als vier Monate her ist, sich jetzt zur Auffrischungsimpfung anzumelden.“ Impflotterie ausgespielt

Mit innovativen Ideen wie der Impflot­ terie hat das Burgenland in den letzten Monaten die höchste Durchimpfungs­ rate unter allen Bundesländern ge­ schafft. Mit der Verlosung von 1.000 tollen Sachpreisen endete am Landes­ feiertag, dem 11. November, die große Impflotterie, die der Landeshauptmann Mitte September ins Leben rief. Verlost wurden drei Autos, attraktive TechnikPreise sowie Eintrittskarten für Kulturund Tourismusangebote im Land. Ins­ gesamt 115.122 Burgenländerinnen und Burgenländer, was Mitte November mehr als der Hälfte der geimpften Men­ schen im Land entsprach, hatten an der Lotterie teilgenommen. Die Losnum­ mer 62.977 brachte Helga Javorits Glück. Der Landeschef gratulierte herz­ lich und überreichte der Gewinnerin symbolisch einen Autoschlüssel. n Burgenland KOMPAKT | 5


NEUJAHRSWÜNSCHE

100 + 1 Jahre Burgenland Im Jahre 1921 geboren, feierte das Burgenland 2021 seinen 100. Geburtstag. 100 Jahre Burgenland ist die Geschichte eines Bundeslands, das aus dem Nichts einen sagenhaften Aufstieg schaffte. Doch was kann man jetzt – zum Jahreswechsel – dem Burgenland für sein 100 + 1. Jahr wünschen? Wir haben die Regierungsmitglieder nach ihren beruflichen und auch privaten Neujahrsvorsätzen gefragt.

Das wünsche ich mir und dem Burgenland:

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ch wünsche mir, dass das Burgen­ land das selbstbewusste Bundes­ land bleibt, das es mittlerweile ist. Mir ist wichtig, dass sich die Burgen­ länderinnen und Burgenländer mit ih­ rem Heimatland identifizieren können, dass sie stolz aufs Burgenland sind. Mein Ziel für die Zukunft ist, dafür Sorge zu tragen, dass der Wohlstand möglichst bei allen ankommt. Daher strecken wir auch jenen die öffentliche Hand entgegen, die sie benötigen. Wir arbeiten weiter an sozialer und wirt­ schaftlicher Sicherheit und Gerechtig­ keit im Land, das kann ich versprechen. Das Jubiläumsjahr wird vielen, die daran teilgenommen haben, in Erinne­ rung bleiben. Auch wenn die Feierlich­ keiten aufgrund der Corona-Pandemie teils anders verlaufen mussten – rück­ blickend wird man sich positiv an die vielen schönen Momente, die uns die­

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ses Jahr geboten hat, erinnern. Mit der Biowende sind wir in Sachen „Bio“ und Regionalität bereits wichtige Schritte gegangen, nun stehen auch Umweltund Klimaschutz ganz oben auf unse­ rer Agenda, etwa mit einer groß an­ gelegten Photovoltaik-Offensive. Wir wollen im Burgenland die Energie­ wende schaffen und schon 2030 klima­ neutral werden. Dazu braucht es Moti­ vation, Ideen und die Bevölkerung. Privat werde ich mir gemeinsam mit meiner Lebensgefährtin Julia nach un­ serer diesjährigen 660 km langen Rad­ tour von Oberwart nach Aalen-Ebnat für das Jahr 2022 die Großglockner Hochalpenstraße mit dem Rad vor­ nehmen. Hans Peter Doskozil, Landeshauptmann

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ie Corona-Pandemie ist auch eine Herausforderung für den Landtag und die Demokratie. Ich wünsche mir, dass wir im kom­ menden Jahr wieder Zuschauerinnen und Zuschauer bei den Landtagssit­ zungen begrüßen können, um Interes­ sierten einen hautnahen Einblick in den Schauplatz der burgenländischen Demokratie zu bieten. Ebenso wün­ schenswert wäre es, wieder viele Besu­ cherinnen und Besucher, Schulklassen und Gruppen bei Führungen im Land­ tag begrüßen zu können. Mein berufli­ cher Vorsatz ist daher, dass der Landtag wieder möglichst offen und zugänglich für die Burgenländerinnen und Bur­ genländer sein soll. Privat wünsche ich mir, mehr Zeit mit meiner einjährigen, entzückenden Enkeltochter Marie zu verbringen.

Verena Dunst, Landtagspräsidentin


NEUJAHRSWÜNSCHE

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er Jahreswechsel ist ein guter Grund, mal zu reflektieren und sich neue Ziele zu setzen. Sich etwas vorzunehmen, ist die erste Stufe für Umsetzung und Gestaltung. Gute Vorsätze sind daher eine gute ­Basis für positive Ergebnisse. Sowohl privat als auch beruflich stecke ich mir Ziele. Und diese Ziele können ganz ­unterschiedlich sein. Die reichen von: mehr Zeit für meine Familie und Freunde über gesünder leben bis hin zu ein bisschen mehr Gelassenheit. Als

Fotos: Florian Schauer, Land Burgenland

Leonhard Schneemann, Landesrat

Astrid Eisenkopf, Landeshauptmann-Stellvertreterin

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ür das Jahr 2022 nehme ich mir persönlich vor, mich weiterhin fit zu halten, um den täglichen Anforderungen gerecht werden zu können. Dazu gehört für mich jeden­ falls, ausreichend Sport zu betreiben. Im kommenden Jahr werde ich min­ destens ein Mal die Woche Rad fahren. Außerdem möchte ich bewusst auf meine Ernährung achten und den Fleischkonsum reduzieren. Politisch steht im Jahr 2022 die Stärkung der Wirtschaft und des Arbeitsmarkts ganz oben auf der politischen Agenda. Wir möchten die Rekordbeschäftigung im Burgenland weiter steigern und die burgenländische Wirtschaft bei den kommenden Herausforderungen un­ terstützen. Forschung und Entwick­ lung werden dabei ganz zentral sein. Im Mittelpunkt stehen außerdem die beste Pflege für die Burgenländerinnen und Burgenländer und ein starkes sozi­ ales Netz in unserem Land.

Politikerin ist es nicht nur meine Auf­ gabe, sondern es ist mir ein persönli­ ches Bedürfnis, dass jede Burgenlän­ derin und jeder Burgenländer gut und sicher im Burgenland leben kann. Ent­ sprechend ist auch mein Ziel, die in ­unserem Regierungsprogramm defi­ nierten Maßnahmen zeitgerecht um­ zusetzen, um für die Burgenländerin­ nen und Burgenländer noch mehr Lebensqualität zu schaffen.

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ch fasse keine typischen Vorsätze zu Jahresbeginn, sondern wünsche mir vielmehr, dass meine Familie und meine Liebsten gesund bleiben und wir eine gute Zeit miteinander ­haben. An erster Stelle steht derzeit, dass wir diese herausfordernde Zeit miteinander gut überstehen und heil aus dieser Krise kommen. Das sowie viel Glück und Gesundheit wünsche ich allen Familien und allen Menschen.

ehr Bewegung, mehr Sport: ein Vorsatz, den ich letztes Jahr und auch heuer endlich in die Tat umsetzen konnte. Wie viele unserer Landsleute habe ich corona­ bedingt die Liebe zum Radfahren (wie­ der-)entdeckt – wenigstens ein positiver Nebeneffekt der Pandemie. Mein Ziel für nächstes Jahr ist, noch mehr Ki­ lometer mit dem Rad zurückzu­legen. Denn Radfahren ist nicht nur gut für die Gesundheit, sondern auch gut für unser Klima. Deshalb bauen wir auch als Land in den nächsten fünf Jahren massiv die Radinfrastruktur aus. Denn die Hälfte der Wege, die zurückgelegt werden, ist kürzer als fünf Kilometer, und diese Distanz kann sehr gut mit dem Rad ab­ solviert werden. Daher wollen wir den Burgenländerinnen und Burgenländern den Umstieg aufs Fahrrad mit einer Vielzahl an Maßnahmen schmackhaft machen – damit wir in naher Zukunft das Radland Nummer eins sind.

Heinrich Dorner, Landesrat

Daniela Winkler, Landesrätin

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Die Strecke der Neusiedler Seebahn lädt dazu ein, die Region östlich des Neusiedler Sees mit der Bahn zu erkunden, ermöglicht bequeme, sichere und zuverlässige Alltags- und Schulwege und lässt sich hervorragend in eine Fahrradtour integrieren - nach laufenden Ausund Modernisierungsarbeiten ab 2022 im Halbstundentakt. www.neusiedlerseebahn.at

Entgeltliche Einschaltung


VERKEHR

Alles auf Schiene! Das zunehmende Nachhaltigkeitsbewusstsein der Gesellschaft beschert dem Schienenverkehr ein Comeback. Immer mehr Menschen steigen auf das klimafreundliche, kostengünstige und sichere Transport- und Verkehrsmittel Bahn um.

I Advertorial. Fotos: Neusiedler Seebahn GmbH

m Burgenland, wo die Neusied­ ler Seebahn als verlässlicher Partner im Grenzbereich zu Ungarn fungiert, ist man um die besten Rahmenbedingun­ gen für die Nutzung von Bahnangebo­ ten bemüht.

land. Im Jahr 2019 wurden auf der Stre­ cke der Neusiedler Seebahn 832.000 Fahrgäste befördert. Die NSB ist auch ein wichtiger Faktor für die regionale Wirtschaft. Der Fach­ verband Schienenverkehr bestätigte 2019, dass 10 Euro, die im laufenden ­Betrieb von privaten Regionalbahnen Neusiedler Seebahn GmbH erwirtschaftet werden, weitere 8 Euro sorgt für Schienennetz an Wertschöpfung in der Region brin­ Das seit 1897 bestehende Unternehmen gen. Und: 10 Arbeitsplätze bei privaten bestellt die Strecke, den Betrieb führt Regionalbahnen schaffen weitere 9 Ar­ seit jeher die Raaberbahn. An der Neu­ beitsplätze, was fast eine Verdoppelung siedler Seebahn GmbH sind die Ver­ von Arbeitsplätzen bedeutet. kehrsinfrastruktur Burgenland GmbH als Mehrheitseigentümerin (50,19 %) 38 km Schienen: Pendeln & Reisen und die Republik Österreich (49,81 %) Das Streckennetz der Neusiedler See­ beteiligt, vertreten durch die Geschäfts­ bahn verläuft vom Bahnhof Neusiedl führer Dipl.-Ing. Arnold Schweifer und am See entlang der Parndorfer Heide Mag. Dr. Gernot Grimm. Komplettiert durch den Seewinkel bis zur Staats­ wird das Team im Büro der Geschäfts­ grenze bei Pamhagen, wo es an das leitung durch Evelyn Mayer. Investition in Bahninfrastruktur ist Investition in Region

Seit der Elektrifizierung im Jahr 2004 wurde auf der Strecke der Neusiedler Seebahn in moderne und sichere Infra­ struktur investiert, wovon vor allem die Wien-Pendlerinnen und -Pendler profitieren, ebenso die Wirtschaftsund Tourismusstandorte im Burgen­

Netz der ungarischen Gysev anschließt. Mit durchgehenden Zugverbindungen von bzw. nach Wien-Hauptbahnhof ist das Netz für den Pendler- und touristi­ schen Verkehr geeignet. Ein weiteres Standbein ist der Fahrradtourismus. Millioneninvestition in Gols: ab Frühjahr 2022 Halbstundentakt

Am Bahnhof Gols werden aktuell ein zweites Fahrgleis und ein neuer über­ dachter Mittelbahnsteig errichtet. Nach Abschluss dieser Umbauarbeiten wer­ den die Züge auf der eingleisigen Neu­ siedler Seebahn-Strecke aneinander vorbeifahren können, wodurch ein Halbstundentakt möglich wird. Außer­ dem werden zusätzliche Parkmöglich­ keiten für Pkw durch das Versetzen des bestehenden Wartehauses und für Fahr­ räder durch die Errichtung von fünf mietbaren Fahrradboxen geschaffen. Rund 5,6 Millionen Euro werden hier­ für investiert, getragen werden die Kosten von Bund, Land und der Neu­ siedler Seebahn GmbH. Günstig Bahn fahren mit dem Klimaticket

Das neue bundesweit gültige Klima­ ticket ist auch auf der Neusiedler See­ bahn-Strecke gültig. Burgenland KOMPAKT | 9


Retrospektive eines Jubiläums Ein ereignisreiches, bemerkenswertes und berührendes Jubiläumsjahr 2021 neigt sich seinem Ende zu. Lassen Sie uns gemeinsam einige der Highlights Revue passieren und unser wunderbares Bundesland noch einmal hochleben.

Happy Birthday, Burgenland!

Sonderausstellungen als historische Zeitreisen

Gleich am ersten Tag des Jubiläumsjahres durfte sich das Burgenland über internationale Anerkennung freuen. Das Neujahrskonzert der Wiener Philharmoniker widmete dem jüngsten Kind Österreichs den Pausenfilm „Happy Birthday, Burgenland! 1921–2021“. Der von Felix Breisach gestaltete und produzierte Film wurde, als Koproduktion der Wiener Philharmoniker und des ORF, weltweit in mehr als 90 Länder übertragen und von über 50 Millionen Menschen live mitverfolgt. Er erzählt von der historisch verbrieften Grenzziehung nach dem Ersten Weltkrieg durch die Amerikaner und vermittelt die Vielfältigkeit der burgenländischen Landschaften und Kulturen. Interessierte ­können den Pausenfilm des Neujahrskonzerts 2021 nochmals auf der Jubiläumswebseite des Burgenlandes www.wirsind100.at nachschauen.

Zwei außergewöhnliche Sonderausstellungen wurden im Zuge des Jubiläumsjahres von Kulturstätten des Burgenlandes ins ­Leben gerufen. Seit März 2021 widmet sich das Landesmuseum in ­Eisenstadt den burgenländischen Auswanderergeschichten. Die Sonderschau „Unsere Amerikaner“ erzählt von den Auswanderungsströmen der Burgenländerinnen und Burgenländer nach Amerika und vor ­allem von den Beweggründen, ihre Heimat zu verlassen, über die Hoffnungen und Träume, die sie hegten, bis hin zur Ankunft in der neuen Heimat. Wer sich für die Thematik der burgenländischen Auswanderung nach Amerika interessiert, hat wieder ab 7. 1. 2022 Zeit, die Sonderausstellung zu besuchen. www.landesmuseum-burgenland.at Die Burg Güssing lädt mit ihrer Ausstellung „Von Deutschwest­ ungarn ins Burgenland. Geschichte einer Region“ Besucherinnen und Besucher zu einer historischen Zeitreise ein. Beleuchtet werden vor allem die Jahre von 1848 bis zur „Landnahme“ des Burgenlandes durch ­Österreich. Besonderheiten dieser Schau stellen zahlreiche zur Verfügung gestellte ­Privat-Fotografien und Erinnerungsstücke dar. Die VON DEUTSCHAusstellung ist, nach der Wintersperre der Burg, ab WESTUNGARN INS BURGENLAND 15. 3. 2022 wieder für Besuchende zugänglich. www.burgguessing.at GESCHICHTE EINER REGION (1848-1921) SONDERAUSSTELLUNG

29. APR. 2021 – 31. OKT. 2021 15. MÄRZ 2022 – 30. OKT. 2022

BURG GÜSSING

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Fotos: ORF, Christian Steinbrenner, Florian Schauer, KBB

Burgenland schreibt Geschichte Glanzstück des Burgenland-Jubiläumsjahres stellt zweifelsohne die große Jubiläumsschau „Wir sind 100. Burgenland schreibt Geschichte“ auf der Friedensburg Schlaining dar. Die Ausstellung öffnete am 14. 8. 2021, nach der umfassenden Sanierung der Burg, mit einem fulminanten Festakt ihre Pforten. Beim Orchesterkonzert mit Chor wurde die völlig neu arrangierte burgenländische Landeshymne vom Komponisten und Musikproduzenten Christian Kolonovits präsentiert. Diese einzigartige Neuinterpretation würdigt das Burgenland in all seiner Vielfalt und Besonderheit. Die Ausstellung lädt Besucherinnen und Besucher in zwölf Themenbereichen dazu ein, die 100-jährige Geschichte des Burgenlandes in multimedialer Weise zu ­erleben. Das Publikum erfährt höchst Wissenswertes über die ­Entstehung, politische Geschichte, Identität und Heimat, Wirtschaft und Umwelt, Auswanderung und Fluchtbewegungen ­sowie über die kulturelle, sprachliche und religiöse Vielfalt des Burgenlandes. In den Mittelpunkt gerückt werden packende ­Lebensgeschichten und Erinnerungen burgenländischer ­Persönlichkeiten ebenso wie interessante Fakten zu landes­ typischer Kulinarik und Genuss. Die Jubiläumsausstellung „Wir sind 100. Burgenland schreibt Geschichte“ ist die erste Ausstellung in Österreich, in der die sprachliche Vielfalt mittels ­Audioguide und Smartphone-App in fünf Sprachen (Deutsch,

Christian Kolonovits bei der Eröffnung der Jubiläumsausstellung in der Friedensburg Schlaining

Englisch, Kroatisch, Ungarisch, Romanes) hörbar und erfahrbar gemacht wird. Die Ausstellung erfreut sich großer Beliebtheit: Bis dato besuchten bereits über 30.000 Menschen die große Jubiläumsschau auf der Friedensburg Schlaining. „Wir sind 100. Burgenland schreibt Geschichte“ ist ganzjährig bis Ende 2022 für Besucherinnen und Besucher barrierefrei zugänglich. www.friedensburg.at

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Geburtstagslektüre Auch die eine oder andere Buchneuheit hat das Jubiläum des Burgenlandes ­hervorgebracht. Etwa zwei wissenschaftliche Sammelbände, die unter der ­Leitung von Universitätsprofessor und Kurator DDr. Oliver Rathkolb im Zuge der ­Jubiläumsausstellung „Wir sind 100. Burgenland schreibt Geschichte“ gemeinsam mit 52 Autorinnen und Autoren verfasst wurden. Ziel war, die Ausstellung zu vertiefen sowie die Perspektiven und Inhalte entsprechend zu erweitern. Ebenfalls begleitend zur Jubiläumsausstellung wurde ein Geschichte-Magazin vom „Die Presse“ Verlag über die Historie des Burgenlandes veröffentlicht. Das Magazin ist in fünf Sprachen (Deutsch, Englisch, Kroatisch, Ungarisch und ­Romanes) im Museumsshop der Friedensburg Schlaining erhältlich.

Ein ganz besonderes „Buch made in Burgenland“ wurde im Zuge des Jubiläumsjahres für die Zielgruppe der 16- bis 18-Jährigen geschaffen. Mit dem Buch „Mein Burgenland“ bekommen ab sofort die jungen Menschen des Landes ein ganz persönliches Werk über ihr eigenes Bundesland überreicht. Im GraphicNovel-Stil führen vier ­illustrierte Charaktere durch die Themen des Buches, das durch seine hochwertige Gestaltung und durch zahlreiche wissenswerte und unterhaltsame Texte, Geschichten, Interviews, Fotos, ­Illustrationen, Collagen, Infografiken, Tipps, Info-Links und QR-Codes besticht. Eine wahre Liebeserklärung an das Geburtstagsbundesland stellt das im Brandstätter Verlag erschienene Buch „Das Burgenland. Reisen durch Zeit und Land“ dar. In diesem reich illustrierten ­Fotoband wird anhand von Essays, Porträts und zahlreichen historischen und zeitgenössischen Fotografien nicht nur der Aufstieg des einst peripheren Landstrichs zu einer europäischen Vorzeigeregion erzählt, sondern auch die Schönheit und Vielfalt einer ­außergewöhnlichen Kultur- und Genusslandschaft gefeiert.

Fotografien aus der Sammlung des Burgenländischen Landesarchivs

ISBN 978-3-901517-89-1

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Herbert Brettl • Evelyn Fertl • Ute Leonhardt

HUNDERT

Fotografien aus der Sammlung des Burgenländischen Landesarchivs

Aus Anlass des Jubiläumsjahres ist auch eine neue Publi­ HUNDERT kation von Herbert Brettl, Evelyn Fertl und Ute Leonhardt ­erschienen, die als Begleitband für die Ausstellung „Grenzland im Fokus. 100 Jahre Burgenland“ in der Wiener Galerie WestLicht konzipiert ist – siehe Beitrag rechts. Die darin gezeigten 100 Fotos aus dem Landesarchiv Burgenland präsentieren außergewöhnliche, berührende, skurrile und interessante Momente aus dem Leben der Burgenländerinnen und Burgenländer seit 1921. Jedes Foto ist mit einem Kommentar zum (kultur-)historischen ­Kontext des Bildmotivs versehen. Die Texte erzählen aber nicht nur von der Geschichte des Burgenlandes, sondern auch über die emotionalen Geschichten hinter den Foto­ grafien. Die Nebeneinanderstellung von Bild und Text ermöglicht somit einen ­besonderen Blick auf historische Ereignisse, auf den Alltag, die ­Arbeitswelt und das gesellschaftliche Leben der Burgenländerinnen und Burgenländer seit 1921. Herbert Brettl • Evelyn Fertl • Ute Leonhardt

Weihnachtsfreude aus dem Burgenland Der Weihnachtsbaum für den Christkindlmarkt in der Bundeshauptstadt kommt heuer aus der Marktgemeinde Wiesen. Ganz der jahrzehntelangen ­Tradition folgend, nach der jedes Jahr ein anderes Bundesland den Weihnachtsbaum für den Rathausplatz in Wien spendet, kam der 30 Meter hohe Baum heuer aus dem Burgenland. Ausgewählt wurde dafür eine 130 Jahre alte Fichte aus einem Esterházy-Forst in der Marktgemeinde Wiesen. Die Entzündung der Weihnachtsbeleuchtung und damit die feierliche Eröffnung des Christkindlmarkts erfolgten durch den Wiener ­Bürgermeister Michael Ludwig und ­Landeshauptmann Hans Peter Doskozil.

Fotos: Amalthea Verlag, Agentur RABOLD UND CO (3), Brandstätter Verlag, Christian Jobst, Landesarchiv Burgenland (4)

Auch Michael Schottenberg – Schauspieler, Regisseur, Autor und Reisephilosoph – hat den runden Geburtstag des Burgenlandes zum Anlass für ein neues Reisetagebuch genommen. Mit seiner ­roten Vespa kurvte er durchs Burgenland und berichtet von seiner Reise. Seine Entdeckungen, Begegnungen und Geheimplätze kann man in seinem neuen Buch „Schotti to go. Burgenland für Entdecker“, erschienen im Amalthea Verlag, mitverfolgen.


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Grenzland im Fokus Das Fotomuseum WestLicht in Wien präsentiert zu Ehren des burgenländischen Jubiläumsjahres nach Ende des aktuellen Lockdowns eine fotografische Reise in seine bewegte Geschichte. Die Ausstellung „Grenzland im Fokus. 100 Jahre ­Burgenland“ ist in Kooperation mit den Kulturbetrieben Burgenland und dem Burgenländischen Landesarchiv entstanden, das seine Sammlung erstmals in diesem Umfang für die ­Ausstellung geöffnet hat. 2022 wird „Grenzland im Fokus“ zu ­einer Wanderausstellung und von 3. Februar bis 18. April in der Landesgalerie Burgenland in Eisenstadt für Besucherinnen und Besucher zu sehen sein. www.westlicht.com

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as Jahr 2021 geht zu Ende und damit auch das Jubi­ läum des Burgenlandes. Die oben genannten High­ lights des Jahres stellen nur einen kleinen Auszug dessen dar, was im Zuge der 100-Jahre-Feierlichkeiten im Burgenland auf die Beine gestellt worden ist. Unzählige In­ stitutionen und Privatpersonen, Schulen und Vereine haben den 100. Geburtstag unseres Bundeslandes genutzt, um mit ihren eigenen kreativen, wissenswerten und innovativen Beiträgen dieses Jahrhundertereignis gebührend zu feiern. Dass sich das Burgenland von einem rückständigen Grenz­ land hin zu einer der innovativsten und lebenswertesten ­Regionen im Herzen Europas entwickelt hat, ist vor allem den Menschen, die hier leben und gelebt haben, zu verdanken. Harte Arbeit, Fleiß und Engagement sowie ein ausgeprägter

Sinn des Zusammenhalts und des Miteinanders liegen in der Natur der Burgenlän­ derinnen und Burgenländer und haben ohne Zweifel zur unvergleichlichen Erfolgs­ geschichte des Burgenlandes beigetragen. Und die Erfolgs­ geschichte unseres wunderbaren Bundeslandes ist sicher noch nicht zu Ende geschrieben. Ein einzigartiges Land für einzigartige Menschen. In diesem Sinne noch einmal: Happy ­ Birthday, Burgenland! Burgenland KOMPAKT | 13


„Das Burgenland ist eines der innovativsten Bundesländer“ „Das Burgenland entdecken“ – das hat sich Michael Schottenberg, der bekannte ­österreichische Schauspieler, Regisseur, Autor und Reisende, im Frühjahr des ­Jahres zum Ziel gesetzt. Resultat des Rendezvous mit dem jüngsten Bundesland Österreichs ist ein faszinierendes Buch voll mit spannenden Geschichten, ­Eindrücken und Einblicken. VON MARGARETHA KOPEINIG

Michael Schottenberg: Sicher die Multi­ kulturalität, die verschiedenen Volks­ gruppen. Das gewachsene Zusammen­ leben der Kulturen ist einmalig in Österreich. Und dieses Zusammen­ leben, auch die zweisprachigen Orts­ tafeln, die man sieht, sind nie ein poli­ tisches Thema gewesen. Das macht das Burgenland aus und das hat mich beeindruckt. Ich habe ja vorher – bis auf den Neusiedler See, den Wein und die Störche – die Schönheit des Landes vom Geschriebenstein bis in den ­Süden nicht gekannt. Mir waren auch die zahlreichen Kulturinitiativen der Landesregierung jenseits von ­Mörbisch und St. Margarethen nicht bewusst.

Trägt das Jubiläum „100 Jahre Burgenland“ dazu bei, das Burgenland im Bewusstsein der Menschen in

und außerhalb Österreichs stärker zu verankern?

Ich hoffe. Zum Beispiel die UhudlerRegion im Süden, die zahlreichen Kel­ lerstöckln, die Naturparks, das alles ist von einer bemerkenswerten Schönheit. Dazu gehören auch die Malerwochen von Harro Pirch im idyllischen Un­ terrabnitz. Kann man Sie auch als Pionier des Burgenland-Entdeckens ­bezeichnen?

Ich war in den vergangenen Jahren viel in Südostasien unterwegs, habe darü­ ber auch Bücher geschrieben. Dann kam die Pandemie. Das Burgenland hat Interesse signalisiert. So habe ich meine Vespa gesattelt und es ging ins Burgenland. Sie sind ein bekannter und einflussreicher Vertreter der österreichischen Kunst und Kultur. Was ­wünschen Sie dem ­Burgenland für die Zukunft?

Das Burgenland ist vielleicht auch des­ halb eines der innovativsten Bundes­ länder Österreichs, weil es seinen Platz in Österreich erst finden und dann ­behaupten musste – es hat aufgrund seiner Geschichte einiges überstanden. Abgesehen von der Bedeutung der Windkraft, hat es das Land geschafft, Global Player anzusiedeln. Es gibt eine Innovationsmesse im Burgenland. ­Bemerkenswert war auch die Initiative „Kultur aufs Land“. Das führte dazu, dass eine Menge Kulturzentren ent­ standen sind. Das Friedensinstitut in Schlaining wurde gegründet. Tolle Ini­ tiativen sozialdemokratischer Kultur­ politik wurden umgesetzt. Im Burgen­ land ist viel passiert – und es passiert beinahe täglich Neues. Kämpfen macht stark – ist das das Resümee?

Burgenland war ein Experiment. Das Land hat es extrem gut geschafft, sich zu behaupten und zu positionieren. Selbst der Glykolskandal hat viel be­

Nähert man sich dem burgenländischen Stoob, sticht er einem bereits am Ortseingang ins Auge: der Duttlplutzer. Die Brücke von Andau wurde berühmt, als nach der Niederschlagung des Ungarischen Volksaufstands 1956 Zehntausende Menschen nach Österreich flüchteten

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Fotos: Michael Schottenberg

Herr Schottenberg, mit einer roten Vespa haben Sie das Burgenland von Nord bis Süd bereist. Was hat Sie am meisten beeindruckt?


Autor Michael Schottenberg beim Krafttanken auf dem „Kraftplatz“ Liebing in Mannersdorf an der Rabnitz

wirkt. Burgenländische Weine sind heute weltweit geschätzt. Aus dieser Krise hat das Land seine Lehre gezogen. Das Burgenland hat sein gesamtes Po­ tenzial noch nicht ausgeschöpft. Es ist ein erstaunliches Land, aber noch nicht dort angelangt, wo es sein könnte. Sie sind auf Ihrer Reise auch auf die ehemalige reiche jüdische ­Geschichte des Burgenlandes ­gestoßen. Sie merken in Ihrem Buch zu den Nazi-Verbrechen an: „Das burgenländisch-jüdische Leben ­verbrannte auf den Scheiterhaufen des Holocaust.“

Es ist da, dieses jüdische Erbe. Man kann keine Reise machen, ohne die jü­ dische Geschichte zu erkennen. Da gibt es zum Beispiel das Genisa-Grab auf dem jüdischen Friedhof in Kobersdorf. Laut Inschrift sind hier 13 Torarollen der nahe gelegenen Synagoge vom Rab­ biner Simon Goldberger bestattet wor­ den. Hinter der Inschrift verbirgt sich die Geschichte der Vertreibung der Ju­ den. Das Datum, 20. April 1938, wurde entziffert. Das heißt, Rabbi Goldberger hat sein Ende vorhergesehen. An die­

sem Tag wurde die Familie Goldberger mit drei kleinen Kindern von NaziSchergen deportiert und später ermor­ det. Dieses Grab in Kobersdorf wurde von Johannes Reis, dem Direktor des Jüdischen Museums in Eisenstadt, im Oktober 2019 entdeckt. Er ist als Ex­ perte weltweit bekannt und macht jüdi­ sche Grabinschriften verständlich. Er betastet jedes Grabmal auf magische Art und übersetzt dann die Inschrift. Burgenland war reich an jüdischem Le­ ben. Leider gibt es das alles nicht mehr. Wie bewerten Sie im Burgenland das Verhältnis Politik-Kultur und Gesellschaft-Kultur?

Meistens stehen die Aushängeschilder im Scheinwerferlicht. Kultur heißt aber auch nachfragen, zweifeln. Vieles gilt es zu entdecken: längst vergessenes Hand­ werk, den Humor der Menschen, den Geschmack und die Wertschätzung der Uhudler-Traube oder bloß das Faktum, dass Kittsee die größte Marillen-Ge­ meinde Österreichs ist. Das alles liegt so nah nebeneinander. Und erst die ­innovativen kulturellen Projekte: Peter Noever mit „The Pit/Die Grube“ in

Breitenbrunn oder die bereits erwähn­ ten Maler-Wochen in Unterrabnitz, auch das Erwin Moser-Museum in Gols. In der Gemeinde Pöttsching hat der Bildhauer Karl Prantl gelebt. Seine Steinskulpturen s­tehen in der Land­ schaft herum wie Monolithen. In Pött­ sching gibt es auch ein Denkmal für Widerstandskämpfer, wo gibt es so ­etwas sonst noch? Beinahe überall, wo ich war, bin ich über neue Entdeckun­ gen gestolpert. n

Buchtipp Schottenberg, Michael: Burgenland für Entdecker. Wien 2021, Amalthea Signum Verlag, 220 Seiten, 25 Euro. Das Buch ist ein wunderbarer Reisebegleiter durch das Burgenland und beinhaltet zahlreiche Abbildungen und Tipps.

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Billiger mit den Öffis „Mit dem Klimaticket spart man künftig eine Menge Geld. Bus und Bahn werden deutlich billiger“, sagt Verkehrslandesrat Heinrich Dorner, der für das Burgenland das Mobilitätspaket verhandelt hat. VON CHRISTIAN FRASZ

Klimafreundlich mobil

2021 wurde die Gesamtverkehrsstrate­ gie – die „GVS21“ – präsentiert. „Wir wollen damit die Mobilitätswende im Burgenland schaffen“, erklärt Landes­ rat Dorner. Der Klimawandel ist darin 16 | Burgenland KOMPAKT

ein wesentlicher Faktor. „Wir wissen, der Klimawandel geht nicht spurlos an uns vorbei. Wir wissen auch, der Verkehr hat einen wesentlichen Anteil am CO2-Ausstoß. Darum wird das Öffi-Angebot stark verbessert.“ Mit der Verkehrsbetriebe Burgenland GmbH (VBB) hat die Landesregierung bereits ein Angebot realisiert, welches schnellere Verbindungen mit dem Südburgenlandbus nach Wien und Graz bietet. „Burgenland mobil“ Ende 2022

„Wir wollen das Mobilitätssystem neu denken und mit ‚Burgenland Mobil‘ ein flexibles System schaffen, das eine echte Alternative zum Pkw sein wird“, sagt Dorner. Startschuss ist Ende 2022. Betreiber werden die VBB sein. Die Fahrten werden in Kooperation mit lokalen Verkehrsunternehmen durch­ geführt. Fahrzeuge unterschiedlicher Größe werden flexibel eingesetzt, ­b estehende Mikro-ÖV-Angebote in den Gemeinden werden integriert. n Weitere Infos findet man unter www.burgenland.at/klimaticket

LR HEINRICH DORNER Deutliche Ersparnis „Für den ­Einzelnen werden Öffis billiger“, erklärt LR Heinrich Dorner Einige Beispiele: Pendelt man von Oberpullendorf nach Wien, musste man bisher 1.837 Euro für die Jahreskarte zahlen, ab 2022 spart man 922 Euro. Für die Bus-Jahreskarte von Güssing nach Graz zahlt man 922 Euro weniger, bisher kostete diese 1.472 Euro. Pendelt man von Eisenstadt nach Wien, wird dies um 633 Euro billiger, denn ein Ticket kostete bislang 1.548 Euro. „Die Verhandlungen mit dem Verkehrsministerium waren hart, aber wir konnten ein sehr gutes Ergebnis für die Burgenländerinnen und ­Burgenländer erreichen“, sagt Dorner. Zusätzlicher Vorteil: Es gilt eine Bestpreisgarantie. Bestehende Jahreskarten werden auf das ­günstigste Angebot umgestellt.

Fotos: Neusiedler Seebahn GmbH/Land Burgenland_Manfred Weis

K

onkret gibt es im Verkehrs­ verbund Ostregion diese Jah­ reskarten: Das VOR-Regions­ ticket für das Burgenland und in Niederösterreich kostet 550 Euro. So viel kostet auch die Karte für den Südburgenlandbus nach Graz. Das VOR-Metropolregionsticket für alle Bundesländer in der Ostregion – also auch für die Bundeshauptstadt Wien – kostet 915 Euro. Interessant für Stei­ ermark-Pendlerinnen und -Pendler: Ab 1. Jänner 2022 gibt es um 915 Euro pro Jahr ein Ticket, das im g­ esamten öffentlichen Verkehr in der Steier­ mark anerkannt wird. Das Land Bur­ genland übernimmt die Differenz der Kosten für die zwei Tickets (Klimati­ cket Regional um 550 Euro und Kli­ maticket Steiermark für 588 Euro). Das sind immerhin 223 Euro.


Für Sie erreicht

Das neue KlimaTicket für die Ostregion seit 25. Oktober 2021

Das Land Burgenland hat erreicht, dass es beim neuen KlimaTicket keine Benachteiligung für Burgenländerinnen und Burgenländer gibt. Alle Varianten des KlimaTickets finden Sie unter www.burgenland.at/klimaticket. VOR KlimaTicket Metropolregion um 915 Euro

VOR KlimaTicket Region um 550 Euro

Jahresnetzkarte für Burgenland, NÖ und Wien

Jahresnetzkarte für Burgenland und NÖ

Ermäßigte VOR KlimaTickets ab 413 Euro für SeniorInnen, Menschen unter 26 Jahren und Menschen mit Behinderung

Das erspart man sich durch das regionale KlimaTicket Metropolregion um 915 Euro: Eisenstadt - Wien

Oberpullendorf - Wien

Güssing - Wien

Ersparnis: 633 Euro

Ersparnis: 922 Euro

Ersparnis: 1.532 Euro

bisher Jahres-Ticket um 1.548 Euro

bisher Jahres-Ticket um 1.837 Euro

bisher Jahres-Ticket um 2.447 Euro

Entgeltliche Einschaltung


Wunden heilen Hilfe bei schweren und nicht heilenden Wunden: Jetzt wird alles einfacher und unbürokratischer. Das Wundmanagement wird ab 2022 über die Sozialen Dienste Burgenland GmbH angeboten und abgewickelt. VON FRANZ-JOSEF KAPPEL

N

ach Operationen, Unfällen oder bei chronischen Erkran­ kungen brauchen schwer hei­ lende Wunden eine besondere Be­ handlung. Für die Versorgung dieser gibt es Wundmanager, die eine spe­ zielle Ausbildung haben. „Das Land Burgenland unterstützt jene, die sol­ che Behandlungen brauchen. Jetzt wird die Hilfe noch einfacher und ­unbürokratischer“, sagt Soziallandes­ rat Leonhard Schneemann. Bisher mussten die Patientinnen und Patienten, die die Leistungen der Wundmanager in Anspruch nahmen, Förder­anträge an das Land stellen. Für kranke und betagte Personen stellte dies eine hohe bürokratische Hürde dar. Nun wird es einfacher: Um diese Bürokratie in der Abwicklung abzu­ bauen, wird das Wundmanagement ab 1. 1. 2022 flächendeckend über die Sozi­ ale Dienste Burgenland GmbH abgewi­ ckelt. Ein kompliziertes Förderansu­ chen und die Antragstellung beim Amt der Burgenländischen Landesregierung entfallen. „Für die Patientinnen und

Besondere Wunden müssen professionell behandelt werden

Patienten bedeuten die ­Modernisierung und Neuaufstellung des Wundmanage­ ments eine erhebliche Vereinfachung und Verbesserung“, betont Schneemann. Neue Voraussetzung

Voraussetzung für die Übernahme der Behandlungskosten ist die Inanspruch­

nahme des Services der Soziale Dienste Burgenland GmbH. Damit werden ein­ heitlich hohe Qualitätsstandards ge­ währleistet. Für den Einzelnen bedeutet das: Besteht eine Rezeptgebührenbe­ freiung, entstehen keine Kosten. Haben Patientinnen und Patienten diese nicht, müssen sie 25 Euro Selbstbehalt zahlen. n Personen, die Wundmanagement ­benötigen, können sich schon jetzt 1. Jänner 2022 vereinbaren. Tel. 0664/78 01 66 10 oder wundmanagement@bup-burgenland.at

Landesrat Dr. Leonhard Schneemann mit Dr. Johannes Zsifkovits, Geschäftsführer der Soziale Dienste Burgenland GmbH, und Wundmanagerin DGKP Simone Knopf vom Therapiezentrum Kogelberg in Draßburg

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Fotos: Land Burgenland_Doris Fischer; Daniel Fenz

anmelden und Termine nach dem


Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Sonnenmärkte und Sonnencafés in Oberwart und Mattersburg helfen beim Einkauf

Das Leben leistbar machen Die Sonnenmärkte bieten einkommensschwachen Burgenländerinnen und Burgenländern die Möglichkeit zum günstigen Einkaufen. Derzeit gibt es Sonnenmärkte in Oberwart und in Mattersburg – bis 2023 soll es in jedem Bezirksvorort einen Sozialmarkt geben. VON DORIS FISCHER

Fotos: Roland Schuller_Foto im Lohnbüro/Land Burgenland_Doris Fischer; Daniel Fenz

E

s ist traurig, dass es in einem rei­ chen Land wie Österreich Sozi­ almärkte braucht, weil sich Men­ schen das tägliche Leben, den ­täglichen Einkauf nicht mehr leisten können. Auch das Burgenland ist von dieser Entwicklung nicht ausgenommen. Nun setzt das Land Burgenland Maßnah­ men dagegen: Maßnahmen wie die ­Errichtung von Sonnenmärkten und Sonnencafés, ein österreichweit einzig­ artiges Modell zur A ­ rmutsbekämpfung. Das vom Land Burgenland initiierte gemeinnützige Sozialmarkt-Projekt wird von der Soziale Dienste Burgen­ land GmbH umgesetzt. 50.000 Armutsgefährdete

Vorwiegend Mindestpensionistinnen und -pensionisten oder Alleinerziehe­ rinnen und Alleinerzieher kommen zum Einkauf. Immerhin 49.000 Bur­ genländerinnen und Burgenländer sind armutsgefährdet und 14.500 erhalten eine Mindestpension. „Wenn man be­ denkt, dass fast 50.000 Burgenländerin­ nen und Burgenländer armuts­gefährdet sind, dann muss uns diese Zahl aufrüt­ teln. Angesichts steigender Preise und

Lebenshaltungs­kosten ist es ein Gebot der Stunde, das Leben leistbar zu ma­ chen“, merkt Landeshauptmann Hans Peter Doskozil an.

Entscheidung „Heizen oder Essen“. Bei­ des soll möglich sein, das hat sich das Land Burgenland zum Ziel gesetzt. Waren sinnvoll verwenden

Einkaufen ohne Scheu

Oft bedarf es großer Überwindung, das Angebot anzunehmen, wie etwa eine ­ältere Dame, die Zeit ihres Lebens in der Landwirtschaft tätig war, ihre Kinder großgezogen hat und nun von einer ­kleinen Pension leben muss, erzählt: „Ich bin heute das erste Mal hier. Ich habe mich nicht getraut, reinzugehen, denn wenn mich jemand sieht.“ Schließ­ lich liegt der Oberwarter Sonnenmarkt direkt an der stark frequentierten Durchzugsstraße. Aber sie versichert, wiederzukommen. Dass viele der Kun­ dinnen und Kunden eine Scheu hätten, in den Sonnenmarkt zu kommen, ist den Angestellten, vorwiegend langzeit­ arbeitslosen Frauen, bekannt. „Wir wol­ len den Leuten vermitteln ,Das steht dir zu‘ und dass sie keine Bittsteller sind“, betont Volkshilfe-Präsidentin Verena Dunst – die Volkshilfe betreibt die Ein­ richtung in Oberwart. Oftmals stehen die Kundinnen und Kunden vor der

Seit Kurzem gibt es auch einen Sonnen­ markt und ein Sonnencafé in Matters­ burg, im Fachmarktzentrum in der ehe­ maligen Zielpunktfiliale. Gleich­zeitig soll der Standort Mattersburg die Lo­ gistikzentrale für das Nord­burgenland sein. Betrieben wird die Einrichtung von „soogut“ und dem Arbeitersamari­ terbund. Am Standort Mattersburg gibt es ein buntes Warenangebot an Lebens­ mitteln und Drogeriemarktartikeln, aber auch Secondhand-Kinderwaren. Eines ist den Sozialmärkten gemein: Sie wenden sich an Menschen, die we­ niger als 1.240 Euro netto im Monat zur Verfügung haben. Bei zwei Perso­ nen liegt die Obergrenze bei 1.630 Euro und pro Kind erhöht sich die Einkom­ mensgrenze um 300 Euro netto. Ein­ malig müssen diese um einen Mitglie­ derausweis ansuchen und schon kann es losgehen. Die angebotenen Waren werden von regionalen Anbietern oder n Geschäften gespendet. Burgenland KOMPAKT | 19


Grenzgeschichte(n) Mit dem Entstehen des Burgenlandes vor 100 Jahren wurde die Grenze im Osten Österreichs neu gezogen. Geschichte wird – abhängig davon, auf welcher Seite der Grenze man stand (oder steht) – verschieden beurteilt und interpretiert. Historiker aus Österreich und Ungarn haben die Vergangenheit neu aufgearbeitet. VON CHRISTIAN FRASZ

O

rte diesseits und jenseits der Grenze, die für die Geschichte des pannonischen Raums von Bedeutung sind, wurden von Histori­ kern im Projekt „border(hi)stories – 100 Jahre Grenzgeschichte(n)“ neu auf­ gearbeitet. „Es sind Orte, an denen Geschichte – zum Teil sogar Weltge­ schichte – geschrieben worden ist“, ­erklärt der Südburgenländer Franjo Steiner vom Verein zur Förderung von Vielfalt, Dialog und Bildung, der das Projekt leitet. Ereignisse, die für die Weltge­ schichte Bedeutung hatten, waren bei­ spielsweise im November 1956 der ­B esuch des späteren US-Präsidenten Richard Nixon, der die Flüchtlings­ bewegung aus Ungarn an der Brücke von Andau beobachtete, oder das Durchtrennen des Eisernen Vorhangs durch Alois Mock und Gyula Horn im Juni 1989. Historische Konflikte ausräumen

Im Mittelpunkt des Projekts steht das

Franjo Steiner leitet das Projekt

Ausräumen von historischen Konflik­ ten, die sich um die regionalen Identi­ täten Westungarns und Ostösterreichs über Jahrzehnte hinweg herausgebildet haben. Als gutes Beispiel für die unter­ schiedlichen Sichtweisen kann die Gründung des Burgenlandes genannt werden: Auf österreichischer Seite wurde 1921 das Land Burgenland aus der Taufe gehoben, während Ungarn das Gebiet Deutschwestungarn laut dem Vertrag von Trianon abtreten musste. Die Neuordnung war für Ös­ terreich ein Gewinn, für Ungarn hin­ gegen bedeutete es den Verlust eines

Landstreifens, was zwangsweise zu ­einer unterschiedlichen Interpretation der Friedensverträge führen musste. So wie dieses gibt es zahlreiche Er­ eignisse, die für die zwei Nationen eine sehr unterschiedliche Bedeutung ha­ ben und welche die Beziehungen zwi­ schen den Staaten, den Regionen und den Menschen geprägt haben. Eine zentrale Frage, die sich durch das ge­ samte Projekt gezogen hat, war: Wie hat der andere die Geschichte erlebt? „Unser Ziel war, die Themen von Historikern ohne nationale Verfärbun­ gen neu aufarbeiten und diskutieren zu lassen. Das war in einigen Themenbe­ reichen nicht einfach, auch aufgrund der aktuellen politischen Situation in Ungarn“, führt Steiner aus. „Doch in DAS PROJEKT Die Schwerpunkte des ­Forschungsprojekts: • Kriegsgefangenenlager des ­Ersten Weltkriegs • Neue Grenzziehung nach dem Ende des Ersten Weltkriegs • Verfolgung der pannonischen Roma und Sinti • Verfolgung und Ermordung der burgenländischen Juden • Südostwall-Bau 1944/45 • Aussiedlung der Ungarn­ deutschen 1946 • Ungarische Revolution und Flüchtlingswelle 1956 • Der Eiserne Vorhang • Ende des Eisernen Vorhangs und Grenzöffnung 1989 • Flüchtlingsbewegung 2015 Das digitale Archiv mit allen Forschungsergebnissen findet man ­unter www.borderhistories.eu

Die Ausstellung wird in allen Bezirken des Landes gezeigt

20 | Burgenland KOMPAKT


Fotos: Land Burgenland/Christian Frasz

„Aus der Vergangenheit muss man lernen, damit in Zukunft mit Konflikten anders umgegangen wird.“

vielen Bereichen ist uns gelungen, eine gemeinsame Sicht darzustellen, in der sich beide Seiten wiederfinden. Doch gerade die unterschiedlichen Narrative und der unterschiedliche Zugang ha­ ben die Arbeit interessant gemacht.“

war. Die offenen Grenzen in der EU sind ja mittlerweile Normalität. „Es wird aufgearbeitet, was Grenze bedeu­ tet hat, und im Projekt wird auch ge­ zeigt, dass Staatsgrenzen im Kontext der EU ihre Bedeutung verlieren.“

Grenzüberschreitende Forschung

Schulen arbeiten mit

Zur Projektidee „Grenzgeschichte(n)“ kam es, weil es kaum wissenschaftlich fundierte, grenzüberschreitende For­ schungsergebnisse über den pannoni­ schen Grenzraum gibt. „Die Bevölke­ rung soll mehr über diese historischen Ereignisse wissen, die die Region im­ mer noch prägen“, betont Franjo Stei­ ner. Die älteren Generationen können sich an die wechselvolle Geschichte noch besser erinnern, doch die jünge­ ren Menschen wissen nur wenig über bedeutsame Entwicklungen im Grenz­ raum. 30 Jahre nach der Grenzöffnung zu Ungarn können sich die Jüngeren kaum mehr ein Bild davon machen, wie das Leben am Eisernen Vorhang

Für Nachhaltigkeit, Wissensvermitt­ lung und Bewusstseinsbildung wurden strategische Partner in Österreich und Ungarn einbezogen. Sechs burgenlän­ dische Schulen (und drei Schulen aus Wien) sind in das Projekt integriert. Die Bildungsdirektion für das Burgen­ land sowie jene für Wien und auch der Komitate Ostungarn unterstützen die Projektarbeit, an der Pädagogischen Hochschule finden bilaterale Lehrer­ seminare statt, damit Geschichtsunter­ richt mit regionaler Prägung stattfin­ den kann. Die Wanderausstellung tourt(e) durch alle sieben Bezirke im Burgen­ land. „Regional und niederschwellig soll der Zugang zu den Forschungs­ ergebnissen sein“, sagt Michael Achen­ bach, wissenschaftlicher Mitarbeiter der Kulturabteilung des Landes. Alle Materialien sind in Deutsch und Unga­ risch verfasst, die Wanderausstellung auch in Englisch.

findet man eine interaktive Karte mit allen Orten, die wichtig waren. Klickt man auf einen der Punkte, findet man Infos, historische Dokumente und Bil­ der sowie Videos und Interviews mit Zeitzeugen. „Dieses Archiv steht allen Interessierten offen und wird laufend aktualisiert“, erklärt Achenbach. „Aus der Vergangenheit muss man lernen, damit in Zukunft mit Konflik­ ten anders umgegangen wird“, fasst Franjo Steiner das Projektziel in einem Satz zusammen. Grenzgeschichte(n) wird mit Mitteln aus dem Interreg-Pro­ gramm der EU gefördert. Jene Barrie­ ren zwischen Österreich und Ungarn, die mit historischen Konflikten behaf­ tet sind, sollen ausgeräumt werden. Das Jubiläumsjahr „100 Jahre Burgen­ land“ war der ideale Anlass dafür. n WANDERAUSSTELLUNG • Revolution und Flüchtlingswelle 1956 • Aussiedlung der Ungarn­ deutschen 1946 • Verfolgung der pannonischen Roma und Sinti • Vertreibung, Ermordung der ­pannonischen Juden • Grenzöffnung 1989 und aktuelle Flüchtlingswelle (Dorfmuseum Mönchhof) Die Termine und Veranstaltungs-

Historiker Michael Achenbach

Archiv für alle

orte finden Sie unter: www.inter

Aufbereitet wurde alles im digitalen Archiv (www.borderhistories.eu). Hier

reg-athu.eu/en/borderhistories

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Halb so alt wie das Burgenland Sicherstellung von reinem Trink- und Badewasser: Seit 50 Jahren ist die Biologische Station in Illmitz eine der wichtigsten Prüfinstanzen des Landes. VON NADJA TSCHANK

Die Station, die Wasser schützt

Der Vorläufer des heutigen Instituts war ein Holzbau auf Piloten im Schilf­ gürtel westlich der Bezirkshauptstadt. Nach der Vernichtung der Biologi­ schen Seestation entschloss sich die Burgenländische Landesregierung zur Neuerrichtung einer solchen Einrich­ tung. Als Standort für das Institut wurde damals das Seevorgelände west­ lich von Illmitz gewählt. 2011, nach 40 Jahren Betrieb, wurde dann der Neu­ bau der Station beschlossen, der 2015 eröffnet wurde. Seitdem verfügt die Station auf einer Nutzfläche von über 1.600 Quadratmetern unter anderem 22 | Burgenland KOMPAKT

über mehrere Laboratorien für che­ mische, mikrobielle und biologische Fragestellungen sowie Kursräume und weitere wissenschaftliche Einrichtun­ gen. Das mikrobiologische und chemi­ sche Labor der Station ist das einzige burgenländische Labor, das nach ISO 17020 und 17025 (Prüfstelle und In­ spektionsstelle) akkreditiert ist. „Die Biologische Station Illmitz ist und bleibt eine unverzichtbare Insti­ tution. Natürlich müssen wir uns über­ legen, wie wir den Wandel hin zur ­Klimaneutralität schaffen, wie erhalten wir nachhaltig unsere Natur und Um­ welt für die nächsten Generationen, wie schützen wir das Grundwasser? Da ist die Biologische Station ein wichtiger Faktor“, ist Thomas Zechmeister, Leiter der Biologischen Station, überzeugt. „Die Biologische Station Illmitz ist und bleibt eine unverzichtbare Institution.“ Thomas Zechmeister, Leiter der Biologischen Station

Biologische Seestation Neusiedl am See, gegründet 1950

Grundwasser für die nächste Generation

In den letzten 50 Jahren wirkte die Sta­ tion als Basis für vielfältige Forschungsund Dienstleistungsaufgaben, das hat dem Land viel Nutzen gebracht. Sie be­ herbergt zur Sicherstellung der Trinkund Badewassergüte ein akkreditiertes Labor, dessen Stellenwert für die Quali­ tät des Wassers im Zuge der Wasser­ verknappung der Bevölkerung immer bedeutender wird. Regionale und inter­ nationale Projekte und Kooperationen mit der Wissenschaft sowie naturwis­ senschaftliche Veröffentlichungen be­ wiesen und beweisen den Wert dieser Institution. Zu den durchgeführten Be­ probungen zählen Trinkwassergenos­ senschaften, Altenheime, Pflegeheime, Hotels, Thermen, Schulen, Hallen- und Freibäder sowie Badeseen und Bade­ strände am Neusiedler See. Zu den rund 700 Kundinnen und Kunden zählen fast alle Trinkwasserverbände und -genossenschaften, Thermenre­ sorts, Rehazentren, Schwimmbäder, Bade- und Fischteiche. Die Biologische Station übt aber auch wichtige Tätig­ keiten als Gutachter in Verfahren, etwa nach dem Wasserrechtsgesetz, dem ­Lebensmittelsicherheits- und Verbrau­ cherschutzgesetz, nach der Gewerbe­ ordnung oder dem Bäderhygienege­ setz, aus. n

Fotos: Land Burgenland_Biologische Station

S

chon 1950 gab es in Neusiedl am See eine Biologische Seestation. Nach nur zehn Jahren Forschung brannte diese Station allerdings ab. Die im Jahr 1971 am Standort Illmitz eröffnete Einrichtung hat sich in den vergangenen Jahrzehnten zu einem anerkannten Untersuchungs- und ­ ­Forschungsinstitut entwickelt. 22.000 chemische und 11.000 mikrobiologi­ sche Untersuchungen führten die 20 Mitarbeiterinnen und Mit­arbeiter der biologischen Station in ­Illmitz im ­Vorjahr durch. Diese be­eindruckenden Zahlen zeigen den Stellenwert der ­Forschungsinstitution mitten im See­ winkel.


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Zur Sache

Landeshaupt­ mann-Stellver­ treterin Astrid Eisenkopf

Weihnachten nachhaltig feiern Weihnachten ist nicht nur ein Fest des Friedens und der Besinnlichkeit, sondern auch ein Fest des Überflusses. Reichlich Essen und Geschenke überfüllen nicht nur Mägen und Kinderzimmer, sondern haben auch erhebliche Auswirkungen auf die Umwelt. Mit ein paar einfachen Tipps ­gelingt ein umweltfreundliches, nachhaltiges Fest: Sowohl beim Kauf des Christbaums als auch bei der Geschenkeauswahl sollte man auf Regionalität achten. Der Kauf bei regionalen Händlern fördert heimische Arbeitsplätze und spart klimaschädliche Emissionen aufgrund geringerer Transportwege. Nachhaltige Geschenke Ein nachhaltiges Geschenk ist jenes, das gut überlegt wurde. Was leider meist sehr schnell den Weg in den Müll findet, ist das Geschenkpapier. Kreative Verpackungen aus Tüchern oder Zeitungspapier bieten hier eine ressourcenschonende Alternative. Lebensmittel nicht verschwenden Die wichtigste Regel lautet: Den Lebensmitteleinkauf sorgfältig planen und sich an die Einkaufsliste halten. Sollte doch etwas übrig bleiben: ­Anstatt die Reste achtlos in den Müll zu werfen, kann man sie zu neuen Mahlzeiten verkochen (Rezept Leb­ kuchenauflauf).

Durch und durch nachhaltig Der Christbaum aus der Region schmückt nicht nur das Zuhause, er schützt durch kurze Transportwege das Klima und ist als Sauerstofflieferant bekannt. VON NADJA TSCHANK

D

er Christbaumkauf gehört in vielen Familien genauso zu den alljährlichen Adventtra­ ditionen wie das Keksebacken oder das Montieren der Weihnachtsbeleuch­ tung. Während die einen schon ihren „Stammplatz“ bei einem Christbaum­ markt haben, nutzen viele Familien das Aussuchen des Baumes für einen idyllischen Tagesausflug in den Weih­ nachtsbaumwald. Und davon gibt es im Burgenland mehrere. Rund 50 Pro­ duzentinnen und Produzenten züchten auf einer Fläche von ca. 270 Hektar Nordmanntannen, Blaufichten, Kie­ fern und sonstige Baumarten. Dazu zählt auch das Ehepaar Erika und Karl Bauer aus Sieggraben. In ihren insge­ samt rund neun Hektar großen Kultu­ ren ziehen sie seit 1970 Bäume für das Weihnachtsfest heran.

Der perfekte Baum

Die Anforderungen an den perfekten Baum sind von Familie zu Familie sehr unterschiedlich: Je nach Platz und Ge­ schmack muss es entweder ein schlan­ ker, hoher oder ein kleiner, breiter Baum sein. „Die beliebtesten Christ­ bäume sind nach wie vor die Nord­

manntannen. Zimmerhoch, makellos und dicht sollen sie sein. Katzenbesit­ zer kaufen aber auch gerne aufgrund ihrer sehr spitzen Nadeln eine Blau­ fichte“, erzählt Erika Bauer, die die Christbaumkultur ihres Vaters mit ­ihrem Mann Karl weiterführt. Vom Pflänzchen zum Weihnachtsbaum

Die Tannenbaum-Pflänzchen sind in etwa vier bis fünf Jahre alt, wenn sie in die Christbaumkultur kommen. Bis zum zimmerhohen Weihnachtsbaum dauert es dann noch circa weitere zehn Jahre. Das Hauptgeschäft ist nach wie vor auf den Christbaummärkten, wo man unter den frisch geschnittenen Bäumen die Qual der Wahl hat. Auf drei der neun Hektar im Wald der Fa­ milie Bauer kann man mit einer Säge bewaffnet den Baum selbst abschnei­ den. „Für viele Familien gehört das zu Weihnachten dazu. Die ersten kom­ men schon am 4. Dezember, um ihren Baum zu markieren. Zum Abschnei­ den kommen sie dann meistens erst eine Woche vor Weihnachten“, weiß Karl Bauer, der seinen Kunden rät, den Baum nach dem Kauf noch zwei, drei

LEBKUCHENAUFLAUF

Zutaten: 100 g Lebkuchenreste, 50 g Butter, 30 g Honig, 2 Packungen Vanillezucker, 3 Eier, ½ Kaffeelöffel Backpulver, ¼ Joghurt, 6 Esslöffel ­Honig, 1 Esslöffel Zitronen- oder ­Limettensaft, Butter und Kristallzucker für die Form zum Bestreuen, Staub­ zucker, ­Orangenspalten

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Die zimmerwarme Butter mit Honig und Vanillezucker schaumig rühren. Die Eier trennen, Dotter nach und nach unterrühren. Eiklar zu steifem Schnee schlagen. Lebkuchenreste zerbröseln, mit dem Backpulver gut vermengen und abwechselnd mit dem Eischnee unter den Butter-Dotter-Abtrieb heben. Die Masse in eine gefettete und be-

streute Auflaufform füllen und im vorgeheizten Backrohr auf zweiter Ebene von unten bei 200 °C circa 25 Minuten backen. Joghurt mit Honig und Zitronensaft verrühren. Auflauf in Portionen teilen, mit Staubzucker bestreuen, mit Orangenspalten garnieren und sofort mit Honig-Joghurt anrichten.


Handarbeit: Erika und Karl Bauer sägen die Bäume mit der Handsäge ab und machen sie fertig zum Abtransport

Tage in einem Wasserkübel in einer kühlen Umgebung stehen zu lassen, bevor man ihn in einen beheizten Raum bringt.

Fotos: Land Burgenland/Sziderics

Der Christbaum aus dem Burgenland

Burgenlandweit werden ca. 110.000 Weihnachtsbäume pro Jahr produziert. Die meisten davon von den Mitglie­ dern der ARGE Bgld. Christbaumund Schmuckreisigproduzenten. Das Erfreuliche ist, dass die Burgenlän­ derinnen und Burgenländer auch meist bis zu 8o Prozent burgenländische Bäume kaufen. Was aber noch erfreu­ licher ist: Die burgenländischen Pro­ duzenten könnten alle Haushalte im Burgenland mit heimischen Bäumen versorgen. Und das ist auch gut so, denn: Regionale Produkte stehen für eine gute Qualität, und der Baumkauf unmittelbar vom Produzenten hat den Vorteil, dass dieser erst kurz vor dem Verkauf geschnitten wird und so am längsten hält. „Unsere Christbäume werden eben nicht schon im Oktober geschnitten, dann in Containern wo­

chenlang eingefroren, bevor sie dann nach Österreich transportiert werden“, betont Karl Bauer, während er gemein­ sam mit seiner Frau Erika und einer frisch geschnittenen Tanne unter dem Arm stolz durch ihren Christbaum­ wald stapft. Schneiden nach dem Mondkalender

Laut überliefertem Volkswissen behal­ ten Tannen, welche drei Tage vor dem elften Vollmond des Jahres geschlagen wurden, ihre Nadeln für sehr lange Zeit. Doch oft ist der elfte Vollmond meist schon im November. „Das Schneiden nach dem Mondkalender ist

so eine Sache. Ich glaube, dass die Halt­ barkeit auch sehr von den Wetterbe­ dingungen vor Weihnachten abhängt. Nach ein paar Minusgraden im De­ zember behält der Baum erfahrungsge­ mäß seine Nadeln länger“, erklärt Erika Bauer. Sie bekommt ihren Baum erst im letzten Moment am Heiligabend von ihrem Mann. Für sie ist der per­ fekte Christbaum für ihr Weihnachts­ fest immer einer, der nicht wirklich „perfekt“ ist. n Die Liste der ARGE Bgld. Christbaum- und Schmuckreisig­ produzenten findet man auf: www.weihnachtsbaum.at/burgenland

Beim Besuch der Christbaumkultur der Familie Bauer erfährt man alles rund um den ­Nadelbaum — vom Samenkorn bis zum Tannenbaum

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Was sich neckt, das liebt sich … Spottlust und gutmütige Stichelei liegen den Burgenländerinnen und Burgenländern wohl schon seit weit mehr als hundert Jahren ein bisschen im Blut. Und nirgendwo kommt das besser zum Ausdruck als bei den sogenannten Ortsnecknamen. VON NADJA TSCHANK

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m Burgenland gibt es, von den Heidebauern im äußersten Norden bis zu den Hianzen im Süden, kaum eine Ortschaft, die neben ihrem „offiziellen“ Namen nicht noch zusätzlich einen Spottnamen trägt. Humorvoll, derb oder auch boshaft – alle erdenklichen menschlichen Eigenschaften und an­ geblichen Begebenheiten finden sich in diesen Ortsneckereien. Eine erstmalige Erfassung von über 270 solcher Neck­ namen und den dazugehörigen Anek­ doten, Erklärungen und Quellen unter dem Titel „Schmalztipfler, Gansbären & Plitzerlmocha“ von Roman Kriszt macht ein interessantes Stück des bur­ genländischen Kulturerbes sichtbar, um es so vor dem Vergessenwerden zu bewahren.

Das „Gfrett“ mit den Nachbarn

Neckereien und Spitzfindigkeiten auf Nachbarorte bezogen, gibt es seit jeher.

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Über 270 Necknamen hat Roman Kriszt zusammengetragen

Manche „Hasslieben“ sind historisch begründet – meist reichten dazu kleine, banale Schildbürgergeschichten. So wundert es nicht, dass man den Nach­ barn oft Namen anhängte, mit denen man sie ganz schön provozieren konnte. Heute lacht man über die Aus­ drücke, früher wurden die Spitznamen nicht immer mit Humor genommen. „Teilweise waren diese Bezeichnungen ja eine schwere Beleidigung. Grund­ sätzlich ging es immer darum, dem Nachbarort zu zeigen, dass man besser, reicher, fleißiger ist. ,Pflugradraucher‘, so nannte man die Frauenkirchner und Halbturner, weil sie angeblich so lang­ sam beim Pflügen waren, dass, sarkas­ tisch gesagt, der Pflug zum Rauchen anfing. Heute sagt man in Frauenkir­ chen, man war so schnell“, erzählt Ro­ man Kriszt und schmunzelt dabei.

Fragebögen aus den 1950ern

Roman Kriszt ist hauptberuflich Chef­ lektor bei einem juristischen Verlag in Wien. In seiner Freizeit beschäftigt er sich aber gerne mit der burgenländi­ schen Regional- und Ortsgeschichte. Mit dem Zusammentragen dieser mündlichen Überlieferungen des nachbarschaftlichen Spottes begann der Deutsch Jahrndorfer vor mehr als fünf Jahren. Gemeinsam mit seinem Redaktionsteam hat er teils auf Eigen­ recherche, teils auf Fragebögen des Landesmuseums aus den 50er-Jahren gesetzt. „Diese Fragebögen waren teil­ weise noch nicht ausreichend aus­ gewertet. Ich würde behaupten, dass seinerzeit die Fragestellung falsch war. Man hätte die Gemeinden damals ­fragen müssen, ob sie den Ortsneck­ namen ihres Nachbarortes kennen


…? und nicht ihren eigenen. Denn vielen Ortsteilen und Gemeinden sind die ­Bezeichnungen unangenehm und wer­ den deshalb lieber verschwiegen“, weiß Roman Kriszt zu berichten. Nicht immer mit feiner Klinge

Die große Kunst war, das zusammen­ getragene Material mit dem nötigen Fingerspitzengefühl in einen humor­ vollen und nicht beleidigenden Plau­ derton einzubetten. Manche Ortschaf­ ten haben ihre Namen vielleicht auch zu Recht vergessen. Es sind nämlich ei­ nige wirklich grobe und derbe Bezeich­ nungen dabei. Solche Ortsneckereien gab es in ganz Mitteleuropa, in jedem deutschsprachigen Dorf. Während sie aber beispielsweise in der Steiermark großteils schon vergessen sind, sind im Burgenland auffallend viele mündlich überliefert, sowohl in deutscher als auch in kroatischer Sprache.

Fotos: Land Burgenland/Sziderics

Weiße Flecken

Teilweise liegen die Ursprünge der Ortsspitznamen bis zu 300 Jahre zu­ rück. Eine Meisterleistung, wenn man bedenkt, dass diese bis heute nur mündlich überliefert wurden. Trotz­ dem gibt es nach wie vor noch einige weiße Flecken auf der Burgenland­ karte. Roman Kriszt hat dafür eine E-Mail-Adresse eingerichtet (ortsneck namen@gmx.at) und hofft, dass er da­ mit die letzten Ortsnecknamen erfor­ schen kann. n

Die „Eisenstädter Schwalbenfänger“ versuchten mit ihrer Stadtmauer zu ­verhindern, dass die Schwalben die Stadt zu Herbstbeginn verlassen

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Fotografin von Welt Gekommen, um zu bleiben. Elfie Semotan ist Österreichs international bekannteste Fotografin. Ihre Modefotografien, Werbekampagnen und Porträtfotos sind Kult. Zu ihren Auftraggebern zählt die Crème de la Crème der internationalen Magazine. Sie lebt in Wien und Jennersdorf. VON HANS-CHRISTIAN SIESS

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Die Künstlerin, vor ihrem Haus in Jennersdorf, feierte heuer ihren 80. Geburtstag

s braucht einigen Mut, An­ fang der 1960er als 20-jäh­ riges Mädel vom Land, mit lediglich 700 Schilling in der Tasche und nur weni­ gen Monaten Praxis in einem Wiener Modesalon im Talon, aber mit viel ­jugendlicher Unbekümmertheit ausge­ stattet, nach Paris aufzubrechen, um sich für einen Job in der Modebranche zu bewerben. Elfie Semotan, 1941 in Wels geboren, in Oberösterreich und Wien aufgewachsen, Absolventin der Modeschule Hetzendorf, hat genau das getan. Ein erster Job als Model bei einem der großen Pariser Haute-Cou­ ture-Häuser öffnet ihr die Türen in die Modebranche. Der kanadische Foto­ graf John Cook begeistert sie für die Fotografie, wird ihr Lehrer und Part­ ner. Nach zehn Jahren Paris zurück in Wien, nimmt ihre Karriere als Fotogra­ fin Fahrt auf. Ihre Ehen mit den Künst­ lern Kurt Kocherscheidt, mit dem sie zwei Söhne hat, und Martin Kippen­

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berger verankern sie nachhaltig im Künstlermilieu. Eine lebenslange Freundschaft und Jahre enger Zusam­ menarbeit verbinden sie mit Helmut Lang. Werbekampagnen, unter ande­ rem für Palmers und Römerquelle, ­machen Semotan einem breiten Publi­ kum bekannt. Aufträge für Vogue, Elle, Esquire, Marie Claire, Harper’s Bazaar und The New Yorker festigen ihren ­internationalen Ruf, ihre Künstlerpor­ träts erlangen Kultstatus. Bis heute ist sie als Werbe- und Modefotografin für renommierte Magazine tätig. 2011 wurde ihr das Österreichische Ehren­ zeichen für Wissenschaft und Kunst verliehen. Ihre Wohnsitze sind in Wien und Jennersdorf. Burgenland kompakt hat sie in ihrem Bauernhaus im Süd­ burgenland besucht. Wie kam es zum Rollenwechsel vom Model zur Fotografin? Elfie Semotan: Ich wollte zunächst ein­ fach in der Modebranche arbeiten,

als Designerin. Aber dass ich in Paris Fotomodell geworden bin, hat damit zu tun, dass ich einfach ganz schnell Geld brauchte, und das konnte man nur so. Dabei habe ich so viele Einbli­ cke in dieses Metier bekommen, aber vor allem wollte ich eigentlich nicht Fotomodell sein, weil das die passive Seite dieses Berufs war. – In Paris lernt sie John Cook, einen kanadischen Fotografen, kennen, er wird ihr Partner und Lehrer. – Er hat mich gelehrt, Filme zu entwi­ ckeln, zu fotografieren, und ich liebte es von Anfang an. Ich hab alles gelernt und gemacht, und ab dann war es voll­ kommen klar. – 1969 zurück in Wien, startet Semotan als Mode-, Werbe- und Porträtfotografin, der Erfolg stellt sich bald auch ­international ein. Sie gestaltet aufsehenerregende Werbekampagnen für Palmers und Römerquelle, ist in Europa unterwegs, fotografiert für große Magazine wie Vogue, Elle und Marie Claire. – Doch was hat Sie schließlich ins Burgenland gebracht?

Mein Mann Kurt Kocherscheidt und ich, wir wollten damals, es war 1973, ich war schwanger, ein Haus am Land haben. Ich bin selber am Land auf­ gewachsen und habe mir das auch für meine Kinder so vorgestellt, dass sie das erleben dürfen. Kurt kannte ja von Neumarkt her einige Künstler und hat gesagt, ein Freund, Walter Pichler, hat hier ein Haus gekauft, auch der Schmeller hat hier ein Haus. Die hei­ mischen Künstler Feri Zotter und Edu­ ard Sauerzopf haben sich reizend um uns gekümmert und uns alle Häuser


„So eine Großzügigkeit wie hier hab ich noch­ ­nirgends erlebt.“ Elfi Semotan über das Burgenland und seine Menschen

Fotos: Elfie Semotan, Burgenland, 2016 Courtesy Studio Semotan, August Kocherscheidt; o.T. (Stillleben), New York, 2017, Courtesy Studio Semotan, © Elfie Semotan

Europa und den USA unterschiedliche Begriffe von Schönheit. Hier muss nicht alles so perfektionistisch gemacht sein, da wird ein bisserl Platz gelassen. Was schätzen Sie am Burgenland?

Der Blick fürs Besondere. Eine von Semotans in den letzten Jahren entstandenen Fotografien

gezeigt, die zu verkaufen waren. Wir wurden sehr freundlich empfangen, man hat uns geholfen, wir konnten im Atelierhaus und bei Walter Pichler wohnen. Wir haben dann auch in rela­ tiv kurzer Zeit dieses Haus gefunden. Ja, und das war schon einmal schön – das Haus, eine liebliche Landschaft rundherum mit Hügeln, Obstbäumen, Wald und sonst nichts, das lieben alle Künstler. – Der Tod von Kurt Kocherscheidt 1992 bringt einen tiefen Einschnitt. Auf Anraten ihres Freundes Helmut Lang, mit dem sie einige Jahre zusammenarbeitet, geht sie nach New York, wo sie ab 1993 für Harper’s Bazaar, Esquire, Interview, i-D Magazine arbeitet. Sie pendelt zwischen Wien und New York. Ein Wohnsitz bleibt weiterhin Jennersdorf. – Wie ist es, hier zu arbeiten, im ­Vergleich zu den Städten?

Ich arbeite hier natürlich anders, ich fotografiere gänzlich andere Dinge, ar­ beite jetzt allein. Aber das ist ja genau

der Gegensatz, den ich suche, und der mir wirklich gefällt. Für Wien oder ­Paris, London, New York, für alle diese Städte gibt es einen spe­ziellen Hinter­ grund, eine spezielle F ­ ärbung. Ich hab in New York so viel gelernt, wie ich in Wien in so kurzer Zeit nie hätte lernen können. Und zwar, weil es in New York von allem hundert Mal so viel gibt und weil man gezwungen ist, sich so intensiv, dauernd damit auseinander­ zusetzen, dauernd Entscheidungen zu treffen. Wenn Sie einen Blick auf Ihre Karriere zurückwerfen: Ist es leichter zu posieren oder die Pose perfekt festzuhalten?

Beides ist auf seine Art gleich schwer, es gibt heute einige wirklich gute Foto­ grafen, aber Modelikonen wie einst gibt es kaum mehr, weil man heute ­etwas anderes will. Zu versuchen, eine alltägliche Frau darzustellen mit einem Fotomodell, das jeder kennt, ist natür­ lich ganz schwierig. Und es gibt auch in

Ich habe von Anfang an e­ rfahren, dass die Burgenländer sehr freundliche Menschen sind und dass es nicht schwierig ist, hier zu leben. Mein erster Mann, Kurt Kocherscheidt, der Vater meiner Kinder, hat sehr gerne hier ­gelebt. Und auch mein zweiter Mann, Martin Kippenberger, hat es hier ge­ liebt. Und so eine Großzügigkeit wie hier hab ich noch nirgends erlebt. Das ist schon bemerkenswert und ein We­ senszug, der es für alle Gäste schön macht. Was wünscht die Künstlerin dem Burgenland zum 100. Geburtstag?

Dass es das noch vorhandene architek­ tonische Erbe, die Bauernhäuser, die Straßendörfer, schützt und für kom­ mende Generationen erhält. Ich ver­ steh schon, dass das für die Leute, die in Lehmhäusern aufgewachsen sind, ohne Bad und WC im Haus, nicht ge­ mütlich war. Da sehnt man sich nach etwas Neuem. Aber das hat sich geän­ dert und man müsste schauen, dass man rettet, was noch irgendwie zu ret­ ten ist, z. B. werden die Waldränder viel zu nahe, sogar bis unter die Büsche am Waldrand gepflügt. Derzeit arbeitet Semotan an der ­Vorbereitung einer Ausstellung in Salzburg im kommenden Jahr, bei der bis dato unveröffentlichte Fotos von ihr gezeigt werden. n Burgenland KOMPAKT | 29


Die Produktion in „Mamas Küche“ läuft auf Hochtouren. Linda Kunczer (rechts) mit den fertig verpackten Kekserln

In der Weihnachtsbäckerei …

In der Oberwarter Prinz-Eugen-Straße duftet es nach Christkindlwerkstatt – und das das ganze Jahr über. Denn in „Mamas Küche“ der Volkshilfe werden jährlich rund 4.000 Kilogramm Kekse gebacken. VON NADJA TSCHANK

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ie größte Nachfrage erleben die rund 20 Mitarbeiterinnen be­ sonders heuer in der Vorweih­ nachtszeit. Mit ihrem heuer neu gestar­ teten Onlineshop „s’Kekserl“ trafen sie den Puls der Zeit. „Früher wäre es ­undenkbar gewesen, dass man eine Pa­ ckung Kekse von Oberwart nach Bern­ stein sendet. Heute verschicken wir vom Südburgenland bis nach Tirol“, berichtet Projektleiterin Erika Güli stolz. Frauenpower in der Backstube

Die Volkshilfe betreibt dieses Projekt für langzeitarbeitslose Frauen – geför­ dert vom AMS Oberwart – mittlerweile seit 1998, und das höchst erfolgreich. Rund 70 Frauen kochen und backen in der Küchenstube der Volkshilfe jährlich gemeinsam – und sollen so wieder auf das Arbeitsleben vorbereitet werden. Im Schnitt bleiben die versierten Backge­ hilfinnen sechs bis zwölf Monate, bis die nächsten Lernwilligen von den drei Fachkräften angelernt werden. Eine ­dieser drei Konditorinnen ist Linda Kunczer, die seit 21 Jahren ihr Backwis­ sen und ihre Fingerfertigkeiten weiter­ 30 | Burgenland KOMPAKT

gibt: „Nicht jede Frau, die zu uns kommt, hat das nötige Feingefühl für unsere Mehlspeise, viele entdecken erst bei uns ihre wahren Talente.“ Die Liebe zum Backen

So erging es auch Bianca Aspan. Als sie als arbeitslose gelernte Malerin und Anstreicherin 2016 zu „Mamas Küche“ kam, entdeckte sie zum ersten Mal ihre Liebe zum Backen. Nach ihrer Baby­ pause entschied sie sich dann für eine Konditorlehre, die sie bei „Mamas ­Küche“ absolvieren durfte. Jetzt zählt sie zu jenen drei Fachkräften, die das Team leiten. „Ich habe durch ,Mamas Küche‘ meinen Traumberuf gefunden und hoffe, dass ich diese Erfahrung hier vielen Frauen weitergeben kann.“ Ebenso begeistert und bereits zum zweiten Mal für einige Monate Teil ­dieses Projekts ist Verena Koller aus Olbendorf: „Obwohl ich gelernte Kon­ ditorin bin, lerne ich hier wahnsinnig viel dazu. Das Schönste bei ,Mamas Küche‘ ist aber das Teamgefühl unter den Frauen, in einer ,normalen‘ Kondi­ torei ist das anders.“

Ausgebucht bis aufs letzte Kekserl

Bei den Kunden finden die OnlineKekse großen Anklang. Vor allem auch das neue vegane Sortiment, das in der Produktion zwar herausfordernder ist, aber immer mehr Ernährungsbewusste anspricht. Volkshilfe-Chefin Verena Dunst: „Mit dem Projekt ,Mamas Kü­ che‘ bzw. dem ,s’Kekserl‘ haben wir zahlreiche Arbeitsplätze im Bezirk Oberwart geschaffen! ,s’Kekserl‘ bietet sozialen Mehrwert mit Zukunft: Ar­ beitsuchende entdecken durch die Be­ schäftigung im Projekt neue Perspekti­ ven und Naschkatzen erleben Genuss mit Sinn. Ich bin immer wieder er­ staunt, welche Köstlichkeiten die Mitar­ beiterinnen hier erschaffen.“ Für heuer ist die Weihnachtsback­ stube ausgebucht, die Vorbestellungen fürs nächste Jahr laufen bereits. Das Kekssortiment ist nicht nur ein weih­ nachtliches, es gibt Valentinsboxen, ­Osterkekse und selbstverständlich die burgenländische Hochzeitsbäckerei. n Nähere Infos findet man unter: www.volkshilfe-bgld.at bzw. im ­Onlineshop unter www.skekserl.at


Fotos: Land Burgenland/Wolfgang Sziderics, BurgenlandTourismus/stillsandemotions/Burgenländisches Landesarchiv, Rudolf Herbert Berger/Burgenländisches Landesarchiv, (Fotosammlung)

Blick auf die Donatuskapelle im Blaufränkischland

Illmitz, Markttag, 1960er-Jahre

Falstaff huldigt dem Burgenland Mit dem Falstaff-Spezial „Burgenland – Eine 100-jährige Erfolgsgeschichte“ will das renommierte Wein- und Gourmetmagazin das Burgenland auch nach seinem ­Jubiläumsjahr hochleben lassen. VON NADJA TSCHANK

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ie Gründe, das Burgenland mit einer eigenen FalstaffSondernummer zu würdigen, liegen laut Chefredakteur und Heraus­ geber Wolfgang M. Rosam auf der Hand. Denn schließlich sind 100 Jahre Burgenland eine Erfolgsgeschichte, die sich 1921 niemand träumen lassen hätte. Vom einstigen Armenhaus der Republik zu einer hochmodernen und innovativen Region mit kultureller Vielfalt, einer faszinierenden Land­ schaft und hoher Lebensqualität. Wohl nur so ist es zu erklären, dass unter ­anderen auch viele Kunst- und Kultur­ schaffende ihren Lebensmittelpunkt in das Burgenland verlegten. Ein Sehn­ suchtsort für kreative und weltoffene Geister. Der wirtschaftliche Aufschwung des Burgenlandes ist auch eng verbunden mit der Weinszene des Landes. Im Bur­ genland werden viele der besten Weine Österreichs erzeugt, man findet sie ­unter anderem in den berühmtesten Restaurants der Welt. Burgenländi­ scher Wein ist zu einem Synonym für herausragende Qualität geworden. Auch das kulinarische Angebot ist

heute so reich und vielfältig wie nie ­zuvor. Ob Spitzenrestaurant, Gastwirt­ schaft oder Buschenschank, viele der Gastronominnen im Burgenland gel­ ten zu Recht als überaus innovativ, ohne ihre regionalen Wurzeln zu ver­ nachlässigen. Ähnliches gilt für all die Produzenten kulinarischer Produkte. Wie selbstverständlich werden heute im Burgenland, neben der Produktion landestypischer Delikatessen, auch Wasabi und Safran gezüchtet und sogar Kaviar gewonnen. Zu all dem bietet das Burgenland ein beeindruckend großes Spektrum an Kulturveranstaltungen, was nicht zuletzt die Tourismuswirt­ schaft in lichte Höhen gebracht hat – so beschreibt Wolfgang M. Rosam den burgenländischen Erfolgsweg in sei­ nem Herausgeberbrief. Auf 224 Seiten führt die Wein- und Genussreise vom Jahrhundertwein über die 100 besten DAC-Weine zu je­ nen weltberühmten burgenländischen Weinen, die in den Top-Restaurants zu ­finden sind. Kulinarisch macht das Falstaff-Redaktionsteam bei den inte­ ressantesten Restaurants, Gasthäusern und Streetfood-Anbietern Halt und

zeigt die Genussvielfalt der vielen pan­ nonischen Produzenten bis hin zu den exotischen Raritäten wie Wasabi aus Oberwart, Garnelen aus Güssing oder Burgundertrüffel aus Pöttsching. Ein ausführlicher kultureller Spaziergang mit einer umfassenden Übersicht über das aktuelle Kulturangebot im Land macht diese Sonderausgabe zu einem Nachschlagewerk und Wegweiser für alle Gourmets und Burgenlandlieb­ haberinnen und -lieb­haber. Die Falstaff-Sonderausgabe „Bur­ genland – Eine 100-jährige Erfolgsge­ schichte“ ist seit 4. Dezember im Buchund Zeitschriftenhandel sowie online auf falstaff.com erhältlich. n Falstaff-­ Burgenland-­ Sonderausgabe

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